1891 / 202 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Erste Beilage

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Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

in Schwarzenau wird auch Graf Kälnoky bei⸗ wohnen. ‚Nach einer Meldung der „Neuen Freien Presse“ aus Jassy begiebt sich die Königin Natalie demnächst von Sinaja nach Pest und Wien, um in einer dieser Städte mit dem König Alexander von Serbien zusammenzutreffen.

Die im „Fremdenblatt“ erwähnte Broschüre über das

Eequadron“. Die vorspringenden Pavillons an beiden Enden waren drei Geschoß hoch und enthielten die Wohnungen der Offiziere. Die Leib⸗Escadron der Gardes du Corps kasernirt jetzt in der Berliner⸗ straße am Thot, wo ehemals bas Füsilier⸗Bataillon des 1. Garde⸗ Reaiments z. F. untergebracht war. Die alte Kaserne stand in letzter Zeit leer, bis in diesem Jahre zwei Compagnien des Lehr⸗Infanterie⸗ Bataillons für einige Monate dort Unterkunft fanden. Jetzt ist der Gebäudekomplex mit allen Zugebörigkeiten für den Preis von

bronn“. Am 2. September, dem Sedantag, geht „Minna von Barnhelm“ in Scene. Zwei neu verpflichtete Mitglieder der König⸗ lichen Bühne wirken in dem Werke mit, Frl. Tondeur àls Minna und Hr. Blencke als Wachtmeister.

Das Deutsche Theater eröffnet seine diesjährige Spielzeit am Dienstag mit einer Neuaufführung des fünfaktigen Lustspiels „Wildfeuer“ von Friedrich Halm. In der Rolle des René wird Frl. Ida Theumer vom Lobe⸗Theater in Breslau erstmalig auf⸗

S 186

1891.

treten. Der Vorverkauf beginnt am Sonntag.

Francesco und Antonio d'Andrade treten bei Kroll am Montag nochmals gemeinschaftlich in „Rigoletto“ auf. Antonio d'Andrade

singt die Partie des „Herzogs“.

Mannigfaltiges.

Ein größerer Transport Arbeiter, Pfleglinge des Vereins für Besserung entlassener Strafgefangener, ist gestern nach Erfurt abgegangen, um bei dem dortigen Bahnhofsumbau Beschäfti⸗ gung zu erhalten Die vom Verein schon früher dorthin geschickten Arbeiter haben sich so gut bewährt, daß man um größere Nach⸗ sendungen gebeten hat. Ueberhaupt ist die Nachfrage nach Arbeits⸗ kräften bei dem Verein jetzt eine sehr große. Für die bevorstehende „Kartoffelernte“ sind so viele Vorbestellungen gemacht, daß man nur

schwer allen Wünschen der Arbei geber wird gerecht werden können.

Zu Ehren des Architekten Karl von Gontard, des Erbauers

des Marmor⸗Palais und der Gendarmen⸗Thürme, findet, wie die »N. Pr. Z.“ erfährt, an dessen 100. Todestage, am 23. September, im Architektenverein eine Gedächtnißfeier statt. Das Programm besteht zunächst in einem Vortrage des Architekten Peter Wallé, der über Gontard'’s Leben und Wirken sprechen wird. Den zweiten Tbeil des Abends bildet die Besichtigung einer Ausstellung von Zeich⸗ nungen, Abbildungen und Ansichten, die sich auf Gontard’'s Bauten beziehen.

„Auf dem hiesigen Viehhofe sind, wie die „Allg. Fl.⸗Ztg.“ mit⸗ theilt, am Mittwoch probeweise dreizehn Stück chsen aus Buenos⸗Aires eingeführt worden. Die Thiere sind über sechs Wochen unterwegs gewesen und von Bremen aus im Verschlußwagen hierher geschafft worden, ohne dort unter Qvarantäne gestanden zu haben. Das Vieh, welches anscheinend in sehr guter Beschaffenheit aufs Schiff verladen worden ist, hat unter der Reise sehr gelitten. Ob der Versuch mit der Einführung dieser Ochsen gelungen ist, wird sich erst nach erfolgter Schlachtung feststellen lassen.

In Schöneberg ist, wie die „Staatsb. Z“ mittheilt, am Montag mit dem Bau des Fundaments zum Kaiser Wilhelm⸗ Denkmal begonnen worden; am 22. März k. J. wird die Denkmals⸗

enthüllung in feierlicher Weise erfolgen. Betreffs des Kirchen⸗

baues wird gemeldet, daß nach Ausschreibung eines engeren Wett⸗ bewerbs der Gemeinde vier sehr brauchbare Pläne und Entwürfe ein⸗ gegangen sind, und zwar von dem Regierungs⸗ und Baurath Bohl und den Bauräthen Schultze und Schwechten (letzterer ist der Erbauer des neuen Teltow'schen Kreishauses in der Victoriastraße zu Berlin) und von dem Architekten Doflein. Das Kirchenbaucomité hat diese Entwürfe nunmehr, mit einem Gutachten versehen, an den Gemeindekirchenrath zur end⸗ gültigen Entscheidung gelangen lassen. Die Erlangung der Kirchen⸗ bausumme ist auf folgende Weise gesichert: 250 000 durch Ab⸗ zweigung vom Pfarrfonds, 100 000 Patronatsbeitraz, der Rest, 150 000 ℳ, soll durch Umlage, welche auf zehn Jabre vertheilt wird, beschafft werden. Ferner wird für Schöneberg noch die Errichtung einer mittleren Knabenschule, sowie einer mittleren Töchterschule in Aussicht genommen, drei Volksschulen für Knaben und Mädchen hat der Ort bereits, und ein pollklassiges Staatsgymnasium ist kürzlich in Bau genommen worden.

Potsdam. Die bei der Kellerbrücke am Kanal belegene alte Gardes du Corps⸗Kaserne, die, von Knobelsdorf erbaut, länger als anderthalb Jahrhunderte der Leibgarde zu Pferde bezw. den Gardes du Corps, im Besonderen der Leib⸗Escadron, zum Kasernement ge⸗ dient hat, ist, wie der „N. A. Z.“ mitgetheilt wird, dieser Tage unter den Hammer gekommen. Es war ein langgestrecktes, zwei Stockwerke bohes Gebäude von einfacher Architektur mit drei Eingängen. Wuchtige Skulpturen gaben ihm das allen Staats⸗ bauten des vorigen Jahrhunderts eigene Gepräge. Ueber dem Haupt⸗

120 000 zum Abbruch dem Hof⸗Baumeister Patzholtz übertragen worden, wobei sich der Fiskus einen Theil des noch werthvollen Ma⸗ terials ausbedungen hat. Auf dem Grund und Boden wird sich ein Neubau für die Leib⸗Escadron erheben.

Kiel, 27. August. Das Kommando des Kaiserlichen 1. See⸗ Bataillons hat, wie die „A. R. C.“ berichtet, beim hiesigen Photo⸗ graphen Urbahns 250 Photographien des verstorbenen General⸗ Feldmarschalls Grafen von Moltke bestellen lassen, welche den durch gute Führung sich auszeichnenden Mannschaften als Erinnerung an den großen Strategen geschenkt werden. Graf von Moltke, der bekanntlich kurz vor seinem Tode à la suite des See⸗Bataillons ge⸗ stellt wurde, hatte sich im Kreise des Offiziercorps in der Uniform der Marine⸗Infanterie photographiren lassen. Nach dem Gruppen⸗ bild ist die Einzelfigur vervielfältigt worden.

Kiel. Ueber das in Nr. 200 des „R u. St⸗A.“ nach Schluß der Redaktion gemeldete Fet im Kieler Hafen erhält die „Tägl. R.“ folgende nähere Mittheilung: Die Entzündung erfolgte auf dem Hulk „Komet“, der als Aufbewahrungsraum für Minen und Sprengpatronen unmittelbar neben der „Otter“ liegt. Der Torpeder Schwartz hatte eine mit 2 kg Schießbaumwolle gefüllte Sprengpatrone, die etwa ½ m. lang ist, aufrechtstehend zwischen die Füße geklemmt und zog in Gegenwart des Korvpetten⸗Kapitäns Zeye und Kapitän⸗Lieutenants Stein den Zünder der Patrone beraus. Dabei geschah das Unglück. Der getödtere Schwartz ist aus Gransee in der Mark gebürtig, wo dessen Eltern wohnen. Diese trafen am 26. d. M. in Kiel ein. Korretten⸗ Kapitän Zeye hatte an demselben Tage eine Operation am Fuß zu bestehen, er wird wohl dauernd dienstunfähig werden. Kapitän⸗Lieute⸗ nant Stein ist durch seine Taschenuhr gerettet, die ein Eisensplitter in Atome zerschmettert hat.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 28. August. (W. T. B.) Die hiesige Marine⸗ station und die Polizeibehörde untersagten dem eng⸗ lischen Dampfer „Drudge“, die für den chilenischen Kreuzer „Presidente Pinto“ bestimmte Ladung im hiesigen Hafen zu löschen. Der Kapitän der „Drudge“ wartet auf Ordre von Newcastle.

Schwerin, 28. August. (W. T. B.) Der Zustand des Großherzogs war gestern ein ungünstiger. Nach ruhigem Schlaf ist das Befinden heute besser, die Lähmungen sind unverändert.

Wien, 28. August. (W. T. B.) Nach den bisherigen Dispositionen trifft Seine Majestät der Kaiser Wilhelm zur Theilnahme an den Manövern in Schwarzenau am 3. September früh in Horn ein. Zur Dienstleistung bei Seiner Majestät sind befohlen: General der Kavallerie Baron Appel, Oberst Freiherr von Steininger und Major Thuranszky. Am 7. September, nach dem Schluß der Manöver, beabsichtigt der Deutsche Kaiser nach München abzureisen. Der König von Sachsen und der Prinz Georg von Sachsen treffen am 2. September in Schwarzenau ein und werden am 7. September nach Dresden zurückreisen. Zur Dienstleistung bei Höchstdenselben sind befohlen: Feldmarschall⸗Lieutenant Hold und Oberst Mayer⸗Marnegg. Im engeren Gefolge des Kaisers Franz Joseph für sämmtliche Manöver befinden sich die Militär⸗Attachés Deutschlands und Italiens Oberst⸗Lieute⸗ nant von Deines und Oberst⸗Lieutenant Brusati. Den

Kriegsbudget Oesterreich⸗Ungarns (siehe unter Oesterreich⸗ Ungarn) enthält folgende konkrete Vorschläge: Vermehrung des Offiziers⸗Friedensstandes bei der Infanterie und den Jägern um 105 Stabsoffiziere, 105 Hauptleute, 1800 Lieutenants, wodurchderFriedensstand der Subalternoffiziere auf drei Offiziere per Feldcompagnie gebracht wird. Ferner wird eine Vermehrung der Unteroffiziersprämien vor⸗ eschlagen, sowie die Erhöhung des gegenwärtigen riedenspräsenzstandes auf 100 Mann per Compagnie und Vermehrung der Zahl der Berufs⸗Offiziere der Kavallerie außerdem die Errichtung weiterer Remonte depots, um für die Erhaltung der Güte und der Schlagfertigkeit der Kavallerie Vorsorge zu treffen. Dagegen ist eine Vermehrung des Friedensstandes der Kavallerie, obwohl sie wünschenswerth sei, aus finanziellen Gründen aus⸗ geschlossen. Die Broschüre schlägt weiter die Vermehrung der Artillerie um 14 Offiziere, 2604 Mann, 980 Pferde und 84 Geschütze vor, um die sogenannten verminderten Batterie⸗Divisionen mit den normalen Batterie⸗Divisionen gleichzustellen. Schließlich empfiehlt die Broschüre zur Sicherstellung der Truppenverpflegung im Kriege die Bereitstellung großer Vorräthe von Konserven, die An⸗ schaffung genügender Quantitäten Feldbahnmaterials und die 1“ Einrichtung von Fabriken, Werkstätten und epots.

Venedig, 28. August. (W. T. B.) Dem Unwohl⸗ sein der Königin von Rumänien, das in den letzten drei Tagen stärker hervortrat, wird von den Aerzten keinerlei ernste Bedeutung biigemessen.

Kopenhagen, 28. August. (W. T. B.) Der preusische General⸗Lieutenant a. D. Graf von der Groeben ist gestern beim Wegfahren von der Eisenbahn in Helsingör ver⸗ unglückt; derselbe wurde mit seiner Frau und Tochter aus dem Wagen geworfen. Der General wurde in das Hospital gebracht, wo er nach zwei Stunden starb, Frau und Tochter blieben unverletzt.

New⸗York, 28. August. (W. T. B.) Der New⸗York Herald“ bringt folgende Nachrichten vom chilenischen Kriegsschau⸗ platz. Das Land zwischen Vina del Mar und Qutllota be⸗ findet sich in den Händen des Kongreßgenerals Canto, dessen Kavallerie die Umgegend durchstreift, um Proviant und Rekruten zu erlangen. Die Eisenbahn von Santiago nach Valparaiso ist durch die Kongressisten zerstört; ein Regiment derselben hat sich auf der Straße nach Santiago verschanzt und beherrscht dieselbe. Balmaceda hat, in der Befürchtung, daß Canto sich lieber auf das un⸗ genügend gedeckte Santiago werfen, als einen An⸗ griff auf Valparaiso wagen würde, 2300 Mann Truppen an Bord der „FImperiale“ nach Falcahuano ein⸗ geschifft, von wo dieselben mittelst Eisenbahn nach der Hauptstadt geschafftt werden sollen. Die Aus⸗ schiffung der Truppen gelang, da der „Imperiale“ den Schiffen der Insurgenten zu entgehen wußte. Die Insurgenten haben die Hacienda des zukünftigen Prä⸗ sidenten Claudio Vicuna, welche sich 30 Meilen von Val⸗ paraiso befindet, zerstört. Die Kongreß⸗Kreuzer „Esmeralda“ und „O'Higgins“ befinden sich auf der hohen See und scheinen einen Angriff auf die Forts und die Torpedoboote der Re⸗ gierung nicht wagen zu wollen. Man nimmt allgemein an, daß Valparaiso nicht bombardirt werden wird.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Hr. Architekt Chr. fälische Baugewerks⸗Berufsgenossenschaft)

portal prangte in goldenen, verschnörkelten Lettern die Inschrift „Leib⸗

Wetterbericht vom 28. August,

Morgens 8 Uhr.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeress red. in Millim.

8

siu

Wind. Wetter.

Temperatur

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. ngrande 8 Petersburg Moskau. Cork, Queens⸗ 81),9,öö Cherburg .. Z“ Hamburg .. Swinemünde Neufahrwasser Memel

2— 11“ ünster... Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz .. T11“—“ Wien.... Breslau . .. Ile d'Aix .. N

748 744 738 75³ 751 749 758 761

3 wolkiq 2 wolkig 3 bedeckt 3 wolkig 4 halb bed. 2 heiter

2 bedeckt

—— in ° Cel

Prisst....

751 758 753 752 755 755 757 759

761 S

757 762 762 763 760 757 761 760

1 wolkenlos

1 4 heiter 4 wolkig 5 wolkig 5 wolkig 3 bedeck¹) 4 wolkenlos 2 wolkenlos 3 wolkenlos

3 heiter 6 bedeckt

4 bedeckt

3 bedeckt

4 wolkenlos 3 wolkenlos 4 heiter

1 wolkenlos SSO 2 wolkenlos

760 764 764

WSW. 4 halb bed. still heiter still wolkenlos

22¹) Früh etwas Regen.

Uebersicht der Witterung. 8

Unter dem Einflusse einer barometrischen Depression über dem norwegischen Meere, wehen über der süd⸗ lichen Nordsee frische, am Kanal und am Eingange des Skageraks stellenweise stürmische Südwestwinde. In Westteutschland ist wieder trübes Wetter in sinkender Temperatur eingetreten, stellenweise fällt Regen. Dagegen in dauert die warme, heitere und trockene Witterung

noch fort.

trockenes Wetter. kühlung, welche

88 .

jetzt

den östlichen Gebietstheilen

Auch in Oesterreich herrscht heiteres, Die trübe Witterung und Ab⸗

Deutschland

8 8

im weesstlichen

berrscht, dürfte sich demnächst auch über Ostdeutsch⸗ land ausbreiten, dagegen im Westen wieder auf⸗ klarendes Wetter zu erwarten sein

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 163. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dieigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielbaus: Das Schauspiel hat Ferien.

Sonntag: Opernhaus. 164. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyer⸗ beer. Text nach dem Französischen des Scribe, übersetzt von Castelli. Tanz von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus: Das Schauspiel hat Ferien.

Tessing-Theater. Sonnabend: Zum 1. Male:

Falsche Heilige. Schauspiel in 4 Akten, nach 7 Pinero, frei bearbeitet von Oskar Blumen⸗

al.

Sonntag: Falsche Heilige.

Montag: Abschieds⸗Benefiz für Oscar Blencke. Der Probepfeil. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal.

Verliner Theater. Sonnabend: Eröffnungs⸗ Vorstellung. Julius Cäsar. Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Der Hütten⸗ besitzer. 8

Abends 7 ½ Uhr: Julius Cäsar.

Montag: Goldsische. 88

Wallner-Theater. Sonnabend: Ihre Familie.

Volksstück in 3 Akten von Stinde und Engels Hierauf: Zum 2 Male: Cavalleria Bero- lIina. Musikalisch⸗parodistischer Scherz in 1 Akt von M. Kraemer. Anfang 7 Uhr.

Sonntag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Milhelmstädtisches Theattr. Sonnabend: Zum 15. Male: Der alte Dessauer. Operette in 3 Akten von M. Henschel. Musik von O Findeisen

Im prachtvollen Park: Großes Doppel Concert. Auftreten erster Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler.

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor⸗ stellung 7 ½ Uhr.

Sonntag im Theater: Der alte Dessaner. Im Park: Großes Doppel⸗Concert Auftreten erster Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Wieder⸗Eröffnung. Zum 1. M.: Fron⸗Fron. Pariser Sittenbild in 5 Akten von Meilhac und Halévy. Deutsch von E.

In Scene gesetzt von Sigmu Anfang 7 ½ Uhr.

Kroll's Theater. Sonnabend: Esmeralda. Oper in 4 Akten von A. Goring Thomas. (Phöbus: Hr. Emil Götze, als Gast.)

Sonntag: Gastspiel von Frau Moran⸗Olden. Fidelio. .

Montag: Gastspiel der Signori Francesco und Antonio d'Andrade. Rigoletto.

Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten, Abends bei brillanter elektrischer Beleuchtung desselben. Aafang 5 ½ der Vorstellung 7 Uhr

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum 30. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ siten, Beleuchtungseffecten c. Jung⸗Deutschland zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Großes Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements.

74 vnlan des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters 7 r Sonntag: Dieselbe Vorstelluuug.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Vorletzte Aufführung: Unsere Don Jnans. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7 ½ Uhr. 1u“

Sonntag: Dieselbe Vorstellun 1

Dienstag: Zum 1. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens.

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Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30.

Direktion: Emil Thomas. Sonnabend: Zum

30. Male: Im siebenten Himmel. Posse mit

Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren.

Musik von Jobannes Doebber. In Scene gesetzt

vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Dteselbe Vorstellung.

.X

Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Cö“ Theater. Näheres die Anschlag⸗ lette

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Mimi Trapmann mit Hrn. Haupt⸗ mann Fallier (Dortmund Danzig). Frl. Agnes Kunze mit Hrn. Pfarrer Richard Luther (Bad Elster —Adorf i. Voigtl.).

Verehelicht: Hr. Stabsarzt Dr. Matz mit Fril. Emilie Pindter (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Werner von Alvensleben (Darmstadt) Eine Tochter: I“ Friedrich v. Busse (Witten

Gestorben: Hr. Geh. Sanitäts⸗Rath Dr. Her⸗ mann Krocker (Breslau). Verw. Fr. Seminar⸗ Direktor Caroline Nitsche, geb. Doercks (Salz⸗ brunn). Fr. Wirkl. Geh. Ober Rea⸗Rath vurgglhe Linhoff, geb. Freiin von Exterde (Münste r1

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Drei Beilagen (eins hließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin, Freitag, den 28. August

Statistik und Volkswirthschaft.

Ein Baugewerks⸗Berufsgenossenschaftstag

sindet Sonnabend, den 12. September, Vormittags 9 ½ Uhr, zu Dresden im oberen Saale der „Drei Raben“, Marienstraße Nr. 20, statt. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Bericht über das Geschäfts⸗ jahr 1890. 2) Neuwahl des Vorstandes (§. 7 des Statuts). 3) Bericht über den V. ordentlichen Berufsgenossenschafts⸗ tag, gehalten zu München am 27. Juni 1891. Referent: Gerhardt⸗Elberfeld. (Rheinisch⸗West⸗ 4) Bericht über die Ver⸗ handlungen in Betreff der Vermögens⸗Auseinandersetzung mit der Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft. Referent: Der Verbands⸗Vorsitzende. (Nordöstliche Baugewerks⸗Berufsgenossenschaft) 5) Revision der be⸗ stehenden Gefahrentarife der Baugewerks⸗Berufsgenossenschaften. Referent: Herr Zimmermeister E. Selle⸗Berlin. (Nordöstliche Baugewerks⸗Berufsgenossenschaft.) 6) Bekämpfung der Trunksucht in den Baubetrieben durch Aufnahme verschärfter Bestimmun⸗ gen in den Unfallverhütungs⸗Vorschriften. Referent: Hr. Steinmetzmeister Schlick⸗Hamburg. (Hamburgische Baugewerks⸗ Berufsgenossenschaft.) 7) Samariter⸗Schulen. Referent: Hr. Zimmermeister A. Nieß⸗Braunschweig. (Hannoversche Baugewerks⸗ Berufsgenossenschaft. 8) Unzuträglichteiten bei der Versicherung der Regiebauarbeiten. Referent: Hr. Architekt Chr. Gerhardt⸗Elber⸗ feld. (Rheinisch⸗Westfälische Baugewerks⸗Berufsgenossenschaft.) 9) Grundsätze für die Pensionirung von Berufsgenossenschafts⸗ Beamten. Referent: Hr. Raths⸗Maurermeister Vollmer⸗Berlin. (Nordöstliche Baugewerks⸗Berufsgenossenschaft.)

8 Zur Arbeiterbewegung. In sozialdemokratischen Versammlunge - man jetzt, mit den Ergebnissen des internationalen Arbeiter⸗ kongresses in Brüssel sich zu beschäftigen. In einer Versammlung der Putzer Berlins und der Umgegend wurde folgende im „Vorwärts“ mitgetheilte Resolution ange⸗

nommen:

Der Verlauf des in Brüssel stattgehabten internativnalen Kongresses und die Haltung der deutschen Delegirten ist würdig und der Sache des internationalen Proletariats zweifellos förderlich ge⸗ wesen. Die Versammlung erwartet, daß die Befürwortung und An⸗ bahnung der internationalen Organisation durch den Kongreß alle Arbeiter zum Anschluß an die Centrälisation bewegen wird, da die nationale Organisation die Voraussetzung der internationalen ist.

In Friedrichshagen und Burg wollten, wie die „Brandenb. Ztg.“ mittheilt, am 28. d. M. (also heute) ca. 200 Handschuh⸗ macher die Arbeit niederlegen. Es handelt sich diesem Blatte zu⸗ folge um einen Abwehrstrike, da den Arbeitern ein Abzug von 30 pro Dutzend gemacht werden soll. Beide Fabriken gehören einem Hrn. E. Hopp. 1 8.

Aus Wahlscheid (Saarrevier) wird der „Saarbr. Ztg.“ ge⸗ schrieben, daß eine vom Rechtsschutzverein veranstaltete Ver⸗ sammlung, da in Wahlscheid kein Lokal mehr zur Verfügung steht, nach dem Dörfchen Lummerscheid berufen wurde und daß sich zu dieser Versammlung außer dem Einberufer und Redner überhaupt nur vier Mann eingefunden hatten.

In Leipzig beschäftigte sich, wie wir der „Lpz. Ztg.“ entnehmen, eine von etwa 200 Personen besuchte Maurerversammlung am Dienstag mit der von einem Comité Leipziger Maurer ein⸗ berufenen Landeskonferenz, welche am 16. August d. J. in Frei⸗ berg stattfand. Die Konferenz wurde nach dem erstatteten Bericht ver⸗ anstaltet, um die Maurer Sachsens mehr als bisher zu organistren, sie zur Theilnahme an der allgemeinen Gewerkschaftsbewegung zu veranlassen und zur Betreibung der Agitation und Organisation in den verschiedenen Städten Sachsens geeignete Personen zu gewinnen. Die von 25 Vertretern aus 14 Ortschaften besuchte Konferenz hat beschlossen, in allen größeren Orten die Bildung von Vereinigungen, deren Form sich den örtlichen Verhältnissen anpassen soll, und wo es möglich ist, den Anschluß an den Central⸗ verband der Maurer Deutschlands durch Errichtung von Zahlstellen anzustreben oder andernfalls den Beitritt zu dem Verband als Einzel⸗ mitglieder zu empfehlen, für die Verbandsmitglieder die Fachpresse obligatorisch einzuführen, den übrigen Maurern das Abonnement auf dieselbe zur Pflicht zu machen und den Generalbevpoll⸗ mächtigten der deutschen Maurerschaft bei Betreibung der Agitation in Sachsen nach Kräften zu unterstützen Am Mittwoch fand eine

von etwa 200 Personen besuchte Bezirksversammlung der sozial⸗

demokratischen Partei des östlichen Theils von Leipzig statt, welche während eines Vortrags des Redacteurs Diehl über den Acveiterschutz von dem überwachenden Beamten aufgelöst wurde.

Aus Gent wird der „Köln. Ztg“ berichtet, daß in den Garn⸗ spinnereien von Borremann⸗Van Melck beke u. Cie. und J. B. Jöélie u. Cie. in Alost am Montag ein Ausstand aus⸗ gebrochen ist. Die Fabriken sind mit Polizei und Gendarmen besetzt. An 500 Personen Männer, Weiber und Kinder durchzogen, rothe Mützen auf dem Kopf, unter Absingen der Marseillaise die Stadt. Im Uebrigen wurde die Ruhe nicht gestört.

Ein Pariser Telegramm des Wolff'schen Bureaus theilt aus

Caudry im Departement du Nord mit, daß dort bei Gelegenheit

der Ausschreitungen von Strikenden fünf Gendarmen leicht verletzt wurden. Unter den Ausständigen in Nord⸗Frankreich soll sich eine wachsende Erregung bemerkbar machen.

Literatur.

11“ 1 9 * 1 Fs. Geschichte. 8 28 8 8— Geschichte des deutschen Volkes, deargestellt von G. Dittmar, Königlicher Gymnasial⸗Direktor. In drei Bänden. Zweiter Band. Mit dem Bildniß Dr. Martin Luther's. Heidelberg. Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung. 1891. (80 S. XII und 544.) Die Veröffentlichung dieses zweiten Bandes der Dittmar'schen Geschichte des deutschen Volkes, deren erster an dieser Stelle bereits mit der gebührenden Anerkennung erwähnt wurde, konnte der Ver⸗ asser nicht mehr erleben; er ist als Direktor des Gymnasiums zu Kottbus im vorigen Jahre gestorben. Das Werk war aber von seiner Hand völlig abgeschlossen hinterlassen, sodaß die in demselbenkonservativen Sinne gehaltene Fortsetzung fertig vorliegt. Das Werk enthält den zweiten Abschnitt der deutschen Geschichte im Mittelalter und den ersten Ab⸗ schnitt der Geschichte der neueren Zeit. Auch in diesen Theilen ist

kllare Einfachheit und umsichtige Benutzung der Quellen vorherrschend.

Mit vollständiger Beherrschung des reichen Materials ist besonders die Entwickelung des deutschen Volkes und die geschichtlich gewordene Ordnung des Staatswesens zur Darstellung gebracht. Namentlich treten die wirksam gewesenen treibenden Kräfte deutlich her⸗ vor und sind die auf das politische und geistige Leben ausgeübten Einflüsse klar gemacht. Zu loben ist, daß gemäß der Bestimmung des Buches für Schulzwecke politische Betrachtungen ausgeschlossen bleiben. Dagegen ist großer umsichtiger Fleiß der Darstellung der inneren Verhältnisse Deutschlands gewidmet; städtische Verfassungen und wirthschaftliche Verhältnisse werden übersichtlich und belehrend berücksichtgt. Bei Erwähnung der politischen Be⸗ stimmungen des westfälischen Friedens wird bemerkt, daß Deutschland nur noch ein loser Bund territorialer Gewalten geworden war. Aber gerade in einzelnen dieser Territorien entwickelten sich aufs Neue die Keime

u.“

staatlichen, gewerblichen und kriegerischen Lebens, deren befruchtende Kraft allmählich auch auf das ganze Reich belebend und erneuernd wirkte (S. 477). Den Einfluß der Reformation auf das geistige Leben des Volkes erkennt der Verfasser darin, daß alle schönen Eigenschaften des deutschen Gemüths und Charakters zu dieser Zeit in Blüthe traten: Begeisterung, Hingebung, ein tiefer sittlicher Zorn, inniges Suchen des Höchsten und ernstliche Freude an geordnetem Denken. Freier und edler gestaltet sich das innerliche Verhältniß zwischen Mann und Weib; das ganze Leben in Gemeinde, Schule, alle gesellschaftlichen Freuden erhielten eine höhere Weihe, einen tieferen, sittlichen Grund. (S. 497.) Das durch einen dritten Band zu beendende Werk kann den Schülern der oberen Gymnasialklassen nur angelegentlichst empfohlen werden, zumal diesem zweiten Bande auch ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Register beigegeben ist. ff. Geschichte der Neuesten Zeit. Von 1815 1890. Für Schule und Haus bearbeitet von Dr. Ferdinand Schultz. Berlin, H. Peters, 1891. 315 S. 6 Der Hauptzweck des Verfassers ist, den Schülern, welche bei der großen Masse des in der Schule zu bewältigenden historischen Stoffes nur selten über die Geschichte der neuesten Zeit unterrichtet werden können, einen passenden Ersatz für den ausfallenden Unterricht zu bieten. Daneben hofft er, manchen Erwachsenen, welche sich über die Geschichte unseres Jahrhunderts belehren wollen und nicht Zeit finden, größere Werke zu studiren, mit einem Ueberblick über die Geschichte der letzten 75 Jahre gute Dienste zu leisten. Vor Allem soll die deutsche Geschichte berücksichtigt werden, und so beginnt die Darstellung mit einer Schilderung der Reform⸗ thätigkeit in Preußen nach den Freiheitskriegen und der deutschen Bundesverfassung, um sich dann einer Betrachtung der Verfassungs⸗ kämpfe, welche Europa in den zwanziger Jahren erfüllten, zuzuwenden. Sorgfältig vermeidet der Verfasser hierbei, sich in die Beschreibung von Einzelheiten und nebensächlichen Umständen zu verlieren, nur kurz werden die Hauptereignisse hervorgeboben Vortrefflich ist bei aller Knappheit die Darstellung der dreißiger Jahre; die Bedeutung der französischen Julirevolution für Europa wird entsprechend gewürdigt; Alles, was sonst die Gemüther erfüllte und bewegte, wie die Vorgänge in Hannover, der Anfang der Regierungszeit Friedrich Wilhelm's IV., die Fortschritte im wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Leben durch die Gründung des Zollvereins und die Einführung der Eisenbahnen, findet gebührende Beachtung. Bon den für die Entwickelung Europas wichtigen Bestrebungen und Umwälzungen des Jahres 1848 werden am Ausführlichsten die deutsche Einheitsbewegung und die preußische Verfassungsfrage behandelt. Die Objektivität, mit welcher Entstehung und Verlauf dieser Vorgänge dargelegt werden, verdient umsomehr Anerkennung, als gerade diese Zeit sehr häufig durch Be⸗ fangenheit und Vorurtheile der verschiedensten Art in falsches Licht gestellt worden ist. Für die Darstellung der deutschen Geschichte seit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm's IV. verwerthet Schultz natürlich die Resultate des klassischen Sybel’schen Werkes, ohne sich indessen in Anordnung und Gruppirung der Thatsachen von Sybel'’s Disposition abhängig zu machen. Nach einem Ueberblick über die deutschen und europäischen Verwickelungen zur Zeit der französischen Vor⸗ herrschaft in Europa unter dem neugegründeten napoleonischen Kaiserthum geht er zu einer eingehenderen Schilderung der preußischen Geschichte unter der Regentschaft und Regierung Wilhelm's I. über. Er setzt auzeinander, wie das erstarkende Preußen der Träger der nationalen Idee wurde, und mit welchen Schwierigkeiten das Ministerium Bismarck, insonderheit in der schleswig⸗holsteinischen Frage, zu kämpfen hatte, berührt aber die komplizirten diplomatischen Verhandlungen vor und nach dem dänischen Kriege nur in ihren wichtigsten Momenten, während der Darstellung der Feldzüge von 1864 und 1866 mehr Raum gewidmet ist. Bei einer Vergleichung des preußischen und österreichischen Heeres übersieht Schultz die Ueber⸗ legenheit der preußischen Taktik über die österreichische, übertreibt dagegen unseres Erachtens die Bedeutung des Zündnadelgewehrs; weniger der neuen Waffe als der Fähigkeit, in zerstreuter Ordnung zu fechten, verdankte die preußische Infanterie ihre Erfolge. Die Vor⸗ geschichte, den Verlauf des deutsch⸗französischen Krieges schildert der Autor in derselben knappen und klaren Art, wie die früheren Perioden, auch dem inneren Ausbau des Deutschen Reichs durch die Gesetz⸗ gebusg bis zum Jahre 1890 schenkt er seine Aufmerksamkeit. Er legt die Rechte des Reichs und der Einzelstaaten dar und verfolgt die Neu⸗ schöpfungen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, wobei sich aber in die Beschreibung der Heeresorganisation vom Jahre 1888 ein Irrthum eingeschlichen hat: die Zugehörig⸗ keit zur Landwehr zweiten Aufgebots endigt nicht, wie Schultz angiebt, mit dem 45, sondern mit dem 39. Lebensjahre. Nach einer kurzen Uebersicht uͤber die europäische Geschichte seit 1871 beschäftigt sich zum Schluß ein Kapitel mit dem deutschen Geistes⸗ leben des 19. Jahrhunderts, indem die wissenschaftlichen und künst⸗ lerischen Größen Deutschlands zusammengestellt und mit einigen Worten charakterisirt werden. Wir wünschen dem Buche, welches mit der übersichtlichen Darstellung eine durchaus unparteiische Auf⸗ fassung vereinigt, möglichste Verbreitung. „Bilder aus Hannovers Vergangenheit“ von Dr. Adolf Ulrich, weil. Stadtarchivar zu Hannover, Hannover⸗ Linden 1891. Verlags⸗Anstalt von Carl Manz (Manz & Lange). Das vorliegende Buch soll keine abgeschlossene Geschichte der Stadt Hannover bieten, sondern nur einzelne Bilder aus derselben. Und diese Bilder, die auf selbständig gewonnener, wissenschaftlicher Grundlage ruhen, wollen einige für die Geschichte der Stadt wichtige Ereignisse und einzelne Hauptseiten mittelalterlichen Lebens in Hannover dar⸗ stellen und an ihrem Theile zur Vervollständigung des großen Ge⸗ mäldes niedersächsischen Lebens im Mittelalter beitragen. Die Stellung als Verwalter des reiche Schätze bergenden Stadtarchivs hat den Verfasser in den Stand gesetzt, die Ergebnisse seiner auf die Geschichte seiner engeren Heimath gerichteten Studien in die Gestalt der nun der Oeffentlichkeit vorliegenden Zeitbilder zusammenzufassen und für die Gegenwart nutzbar zu machen. Ihrer sind sechs, überschrieben: „I. Die Entstehung und topographische Entwickelung der Stadt Han⸗ nover, II. Die politische und finanzielle Lage der Stadt Hannover am Ende des 14. Jahrhunderts, III. Mittelalterliche Gesetzgebung und Rechtspflege in Hannover, IV. Wie Hannover Residenzstadt wurde, V. Geschichte der Neustadt Hannover, VI. Das Kloster Marienwerder“; doch könnte das erste derselben als Rahmen für die übrigen gelten. In Anbetracht der Thatsache, daß diese Arbeit großentheils auf neu erschlossenen, bezw. zum ersten Male systematisch erforschten Quellen beruht und, wiewohl ihr Thema ein beschränktes, doch überall den innigen Verband mit der allgemeinen deutschen Ge⸗ schichte wahrt, wird auch der Geschichtsforscher sie nicht verschmähen. Der Preis des wohlausgestatteten Buches ist 2 „Kyffhäuser⸗Sagen⸗Strauß.“ Von Karl Meyer, ordentl. Mitglied des Harzvereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde ꝛc. Nordhausen 1891. Druck und Verlag von Fr. Eberhardt. —, 85 Sagenblumen, geordnet in die vier Gruppen: I. Kaiser Friedrich⸗Sagen (16), II. die Sagen von den zwölf Männern und vom Teufel im Kyffhäuser (12), III. die Sagen von der Prin⸗ zessin im Kyffhäuser (24), IV. Zwerg⸗ und Schatzsagen (33), bringt dieser „Sagen⸗Strauß“, umwunden von einem „Nachtrag“, zur mythologischen Deutung. In demselben sind nicht nur alle bisher von wirklichen Sagensammlern älterer und neuerer Zeit gefundenen Kyffhäusersagen enthalten, sondern überdies auch eine recht beträchtliche Anzahl solcher, welche der Verfasser während eines

Vierteljahrhunderts an Ort und Stelle aus dem Volksmunde

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gewonnen und möglichst mit Worten der Erzähler auf⸗ gezeichnet hat. Mit diesem großen „Kyffhäuser⸗Sagen⸗Strauß“ ist aber nicht allein das Ziel verfolgt worden, eine möaälichst vollständige Sammlung der Kyffhäusersagen zu schaffen, sondern ebensowohl Begründung und Beweis zu liefern für die Ansicht bezw. Ueberzeugung, daß die Sage vom schlafenden Kaiser Friedrich Rothbart im Kyffhäuser nicht von Auswärts übertragen worden, sondern an Ort und Stelle entstanden und gewachfen ist. Unseres Erachtens ist Beides hinlänglich gelungen. Landeskunde.

Beschreibung der Stadt Straßburg und des Münsters von Professor Dr. Julius Euting. Mit 46 Holz⸗ schnitten. Siebente Auflage. Straßburg 1891. Verlag von Karl J. Trübner. (12. 0. VIII 96.) Die vorliegende Schrift darf allen denen angelegentlich empfohlen werden, welche beabsichtigen, die Hauptstadt des Elsaß mit persönlicher Ein⸗ und Um⸗ sicht genauer kennen zu lernen. Durch Benutzung dieses Führers kann die erwünschte Unabhängigkeit und freie Be⸗ wegung mit Erfolg vollständig bewahrt bleiben und ist die ebenso lästige wie kostspielige Begleitung eines Lohnbedienten zu ent⸗

j behren. Die hier ertheilte Empfehlung von Rathschlägen stützt sich

auf eigene Anschauung und persönliche Erkundigung an Ort und Stelle; genau sind die Angaben über die materiellen Bedürfnisse, unterrichtend die Nachrichten über Kunst und wissenschaftliche Samm⸗ lungen. Scharfe, architektonisch genaue Holzschnitte veranschau⸗ lichen in naturgetreuer Wiedergabe die Hauptsehenscürdig⸗ keiten; aus dem alten Straßburg sind einzelne Ansichten entnommen (S 6, 10 und 18). Der Stadtbeschreibung gebührt überdies ein wissenschaftlicher Vorzug, weil darin eine ebenso knappe, wie über⸗ sichtliche Geschichte der Stadt Straßburg von Julius Euting und G. von Borries, S. 1 bis 31, geliefert wird, welche von den An⸗ fängen bis zum Wiederdeutschwerden alle beachtenswerthen Gesichts⸗ punkte berücksichtigt. Aus spezieller Kenntniß der geschichtlichen Vorgänge dürften die nachfolgenden günstigen Urtheile entstanden ein. Unter fran⸗ zösischer Herrschaft wurde und konnte die Stadt niemals das werden, was sie in besseren Zeiten deutscher Herrschaft gewesen war: früher ein Kultur⸗ mittelpunkt ersten Ranges, konnte sie nie mehr als eine französische Provinzialstadt zweiter Ordnung werden. (S. 22.) Als Straßburg im Jahre 1789 Departementshauptstadt geworden war, konnten gerade die besten Straßburger sich nicht entschließen, der deutschen Muttersprache untreu zu werden. In dem Ab⸗ schnitt (S. 33 ff) „Das gegenwärtige Straßburg“ sind nach einigen Lokalnotizen die hervorragendsten Gebäude und Sehens⸗ würdigkeiten beschrieben, zuerst natüclich das Münster, nach dem Kölner Dom die herrlichste Schöpfung des gothischen Stils auf deutschem Boden; der Münsterthurm, die Kanzel, die Statuen der Portale und die astronomische Uhr sind sehr eingehend ge⸗ schildert, ebenso das Grabmal des Marschalls von Sachsen in der Thomaskirche. Der neue Kaiserpalast ist nach seiner würdevollen äußeren wie inneren Ausstattung gewürdigt und das Universitätsgebäude mit seinen edlen Formen italienischer Frührenaissance als eine Zierde der Stadt bezeichnet. Hoffen wir mit dem Verfasser (S. 30), daß Straßburg mit allen Vorzügen seiner Lage und unter der politischen und industriellen Begünstigung Seitens der Regierung sich wieder zu einem kommerziellen Mittelpunkt aufschwingen werde, wie 5 G es heute in wissenschaftlicher und militärischer Beziehung chon ist.

Handel und Gewerbe.

v Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 27. August gestellt 10 689, nicht rech zeitig gestellt keine Wagen. 1 In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4283, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“: In der verflossenen Woche ist die Nachfrage nach Steinkohlen aller Sortimente eine recht rege gewesen, sodaß sich das Geschäft gegen die Vorwoche bedeutend gehoben hat. Die während der Erntezeit aufgestapelten kleineren Kohlensorten sind bereits wieder abgefahren und dadurch die Bestände wesentlich vermindert worden. Infolge der starken Nachfrage könnten die Gruben ihre Förderung wesentlich erhöhen, wenn die erforderlichen Arbeitskräfte zu erlangen wären; es wird aber bereits bei den gegenwärtigen Förderungsverhält⸗ nissen über Arbeitermangel geklagt. Die von der Kohlenkonvention für die sieben Wintermonate, und zwar vom 1. September cr. ab bis ult. März 1892, festgesetzten Winterpreise treten Anfang Septem⸗ ber in Kraft und sind um 2 —5 pro Centner bei den gröberen Sorten und um 1—3 bei den kleineren Sorten erhöht worden. Die fiskalischen Graben sind der Konvention nicht beigetreten und haben ihre Preise, wie bereits gemeldet, nur um ein Geringes erhöht. Die Bohrungen bei Rybnik und Sohrau werden immer eifriger be⸗ trieben, und in den letzten Tagen sind wieder neue Bohrthürme bei Rybnik, Sohrau, Boguschowitz und Gottartowitz Seitens des Fiskus und einiger Privatgesellschaften aufgestellt worden. Bei der Koks⸗ fabrikation ist eine Aenderung der Geschäftslage nicht eingetreten. Theer und Theerprodukte bleiben stark begehrt.

Der Geheime Kommerzien⸗Rath Emil Becker, Inhaber der Teppichfabrik Emil Becker und Hoffbauer, ist am 26. d. M. auf seinem Landsitz Maiwaldau i. Schl. gestorben.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 31. August 1891 im „Berliner Hof“ statt.

Das „Gewerbeblatt für das Großbherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in der Nr. 35. vom August 1891 folgenden Inhalt: Das Handwerk und das Lehrlings⸗ wesen. Aufklärungen über das abgeänderte deutsche Patentgesetz. Verschiedene Mittheilungen. Großherzoglich technische Hochschule zu Darmstadt. Eintritt in den Reichs⸗Postdienst. Literatur. An⸗ leitung zur Bestimmung des wirksamen Gerbstoffgehalts in den Naturgerbstoffen. Journal für moderne Möbel.

Die Northern⸗Pacific⸗Eisenbahn veröffentlicht vor⸗ läufige Abschlußziffern für das am 30. Juni cr. beendigte Geschäfts⸗ jahr. Die Brutto⸗Einnahmen betrugen 25 151 544 Doll., gegen 22 610 503 Doll. im Vorjahre, Betriebs⸗Ausgaben 14 940 402 Doll., gegen 13 089 137 Doll, im Vorjahre, Steuern 460 594 Doll., gegen 374 609 Doll. im Vorjahre, Netto⸗Einnahmen 9 750 547 Doll., gegen 9 146 757 Doll. im Vorjahre, Netto⸗Einkommen inkl. diverse Einnahmen 11 343 682 Doll., gegen 10 487 929 Doll. im Vorjahre; Ueberschuß nach Zahlung aller festen Lasten und Dividende 438 286 Doll.

Leipzig, 27. August. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per September 4,00 ℳ, per Oktober 4,00 ℳ, per November 4,07 ½ ℳ, per Dezember 4,07 ½ ℳ, per Januar 4,07 ½ ℳ, per Februar 4,07 ½ ℳ, per März 4,07 ½ ℳ, per April 4,07 ½ ℳ, per Mai 4,07 ½ ℳ, per Juni 4,07 ½ Umsatz 400 000 kg. Behauptet.

Kämmlings⸗Auktion. Gute Betheiligung. Feine austra⸗ lische Wolle unverändert, australische Mittelwolle und Buenos⸗Aires⸗ Mittelwolle 5 ₰, fehlerhafte australische und Buenos⸗Aires⸗Wolle 10 bis 15 billiger als bei der Juni⸗Auktion. Von 399 000 kg

wurden 265 000 kg verkauft.