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30 Miruten: Aufwartung im Allerhöchsten Hoflager der Hof
träger, des Klerus, der Behörden ꝛc. — Nachmittags 5 lehr 59 Mi⸗ ruten: Ankunft Seiner Majestät des Königs von Sachsen und Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Georg von Sachsen. En pfang am Bahnhofe durch Seine Majestät den Kaiser den Statt⸗ halter und die Spitzen der Lokalbehörden. — Abends 6 ½ Uhr: Diner — Abends 8 Uhr: Sererade und Fockelzug. Donnerstag, den 3. September (Schwarzenau). Um 5 Uhr 20 Miauten früh: Abfahrt beider Majestäten mit Separatzug nach Horn, Ankunft daselbst 7 Uhr 20 Minuten. Die Ankunft Seiner Majestät des Deutschen Kaisers erfolgt in Horn früh 7 Uhr 45 Minuten. Empfang durch die Majestäten und den Prinzen Georg von Sachsen und deren Suiten. Manöver des II. und VIII. Corps. Nach beendigtem Manöver Fahrt nach Schloß Schwarzenau. Dortselbst Empfang Seiner Majestät des Deutschen Kaisers durch den Statt⸗ halter, die Spitzen der Lokalbehörden (Adjustirung: Civilbehörden: Gala.) Ehren⸗Compagn e vor dem Schlesse. Abends 6 ½ Uhr Diner — Freitag, den 4. Septemder (Schwarzenau) Manöver des II. und VIII. Corps. Abends 6 ⅛ Uhr Diner. — Sonnabend, den 5. September. (Wie am Tage, vorber) Sonntag, den 6. September (Schwarzenau). Früh 8 Uhr stille Messe in der Schloßkapelle. Abends 6 ½ Uhr Diner. Montag, den 7. September (Schwarzenau). Manöver (Parade) des II. und VIII. Corps. Nach Sczluß des Manövers von Eöpfritz Abreise Seiner Majestät des Deutschen Kaisers nach München, Seiner Majestät des Königs von Sachsen und des Prinzen Georg von Sachsen nach Dresden, dann Abreise Seiner Majestät des Kaisers Franz Josepb nach Wien.
Ueber die diesjährige Seereise Ihrer Majestät der Kaiserin sind, wie die „Politische Correspondenz“ versichert, noch keine endgültigen Dispositionen getroffen; indessen sei eine Fahrt nach Konstantinopel in diesem Jahre nicht in Aus⸗ sicht genommen.
Ein vorgestern in Lemberg zur Veröffentlichung ge⸗ langter Hirtenbrief des Metropoliten Sembratowicz kündigt unter dankbarer Anerkennung des Schutzes und der Fürsorge, deren sich die griechisch⸗katholische Kirche unter der Regierung Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph I. erfreut, die Einberufung der griechisch⸗ katholischen Provinzial⸗Synode für den 24. Sep⸗ tember d. J. nach Lemberg an. Die erste feierliche Plenar⸗ versammlung wird am 27. September, die Schlußsitzung am 13. Oktober stattfinden. In’ den Berathungen der Synode werden nur riluelle Angelegenheiten zur Verhandlung kommen. Einer von Kardinal Simeoni an den hiesigen Metropoliten gerichteten Mittheilung zufolge hat die römische Kurie den Präfekten des vatikanischen Archivs, Erzbischof Augustin Ciasca zum Delegirten mit dem Rechte, die Verhandlungen der Synode zu leiten, bestimmt.
Großbritannien und Irland.
London, 28. August. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen haben heute die Rückreise nach Deutschland angetreten.
Nach einer Meldung des „Liverpool Courier“ hat das britische Ausmärtige Amt die Mittheilung empfangen, daß der Großfürst⸗Thronfolger von Nußland im Frühling nächsten Jahres England einen mehrwöchigen Besuch abstatten werde. Prinz Georg von Griechenland werde ihn auf der Reise begleiten, und beide Prinzen würden einen Theil ihres Aufenthalts als Gäste der Königin verbringen.
Der Marquis von Lorne sprach sich gestern Abend in Bradford vor einer zahlreich besuchten Versammlung von liberalen Unionisten und Konservativen in längerer Rede über die irische Frage aus. Der letzten Parlamentssession sei besondere Wichtigkeit beizumessen, da in ihrem Verlauf die Regierung fast alle Versprechen, welche sie gegeben, auch ein⸗ gelöst habe. Es sei dies mehr, als sich den meisten Re⸗ gierungen nachsagen lasse. Bei Allem, was sie für Irland thue, habe die Regierung nur die Wohlfahrt jenes Landes, erade so wie die Englands und Schottlands, vor Augen. Man könne sehr wohl ein Freund Irlands sein, ohne den ersten Impulsen nachzugeben und der Insel ein Sonderparlament zu gewähren. Ein Sonderparlament würde Irland nur in eine falsche Lage bringen, während es doch in der That eine der drei Nationen sei, die den Stolz und die Stärke des Ver⸗ einigten Königreichs bildeten. In der Parlaments⸗ wie in der Lokalverwaltungsfrage sei die Politik der Oppositionspartei keine ehrliche. Er selbst sei immer für ausgedehnte Lokal⸗ verwaltung in Irland gewesen und würde nichts dagegen haben, wenn diese auch auf ganz Großbritannien ausgedehnt würde. Die unionistische Regierung habe in den letzten fünf oder sechs Jahren durch eine Reihe wohlthätiger Gesetze das Vertrauen des englischen Volkes gerechtfertigt und ihre Politik lag klar vor Aller Augen. Die Rede in insofern von besonderem Inter⸗ esse, als der Marquis von Lorne bei den nächsten allgemeinen Wahlen sich in Bradford um ein Parlamentsmandat zu be⸗
werben gedenkt.
Frankreich. Paris, 29. August. Der Admiral Gervais hatte
gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ berichtet, eine längere
Unterredung mit dem Marine⸗Minister. Wie verlautet, hätte Gervais die Eindrücke, die er auf seiner Reise empfangen habe, als äußerst befriedigend bezeichnet. Gervais wurde Nach⸗ mittags von dem Minister des Auswärtigen Ribot empfangen und begiebt sich heute zu dem Präsidenten Carnot nach Fontainebleau.
Dem „Figaro“ zufolge ist von dem bevorstehenden Besuche eines russischen Geschwaders in Cherbourg in Regierungskreisen nichts bekannt.
Der „Matin“ theilt mit, in Belfort seien alle Forts in Vertheidigungszustand gesetzt worden. Den Com⸗ pagnien des 151. Regional⸗Infanterie⸗Regiments, mit denen sie augenblicklich belegt seien, habe man Batterien des 9. Festungs⸗Artillerie⸗Bataillons beigegeben. Abends nach dem Zapfenstreich würden die Zugbrücken auf⸗ gezogen und die Posten seien mit scharfen Patronen versehen worden. „Matin“ fügt hinzu, daß das Hauptguartier des in der Umgegend von Altkirch manovrirenden W. deutschen Armee⸗Corps sich von heute ab in dem ungefähr 10 km von der Grenze liegenden Dannemarie befinden werde, und will damit wohl die außerordentlichen Maßregeln in Belfort recht⸗ fertigen. Andere erklären sie durch die Abwesenheit der Garnison von Belfort in den Manövern. 8
Rußland und Polen. 8
Ueber Unruhen, welche aus Veranlassung der Roggen⸗ ausfuhr am 19. d. M. in Witebsk stattgefunden haben, wird der „Times“ berichtet, die zusammengerottete Volks⸗ menge habe das Militär angegriffen und genöthigt, sich urückzuziehen. Als dann Verstärkungen eingetroffen hen⸗ habe das Militär auf die Menge, welche die Aus⸗ fuhr von Getreide verhindern wollte, gefeuert, um die⸗
zum Verlassen des Bahnhofs zu zwingen. Dabei seien zwei der Tumultuanten getödtet worden. Auch die Eisenbahnbediensteten seien von der erregten Volksmenge an⸗ gegriffen, die Getreidehändler seien mißhandelt und deren Häauser geplündert worden. Die Ruhe habe nur mit großer Mühe wiederhergestellt werden können. Auch in Orla, Düna⸗ burg, Grissa und Polotsk ist es, der „Köln. Ztg.“ zufolge, zu erregten Zusammenrottungen wegen der Roggenausfuhr ge⸗ kommen. g
1 Italien.
Rom, 28. August. Mit der „Opinione“ sprechen sich auch die Journale „Popolo Romano“, „Italie“ und „Tri⸗ buna“ auf das Entschiedenste gegen die irrthümlichen Urtheile der „Times“ bezüglich der italienischen Finanzen aus und heben hervor, das Budget des laufenden Finanz⸗ jahres würde im Gleichgewicht abschließen und dasjenige des nächsten Finanzjahres dürste Ueberschüsse auf⸗ weisen. Durch das neue Bubgetgesetz würden die Reserve⸗ bestände um mehr als 50 Millionen vermehrt. Der Wechsel auf das Ausland, welcher in den Jahren 1885 und 1887 bis zu 2,50 Proz. geschwankt habe, sei in den letzten Monaten um über 2 Proz. gestiegen und halte sich jetzt zwischen 1,73 und 1,50. Die Voranschläge im Budget seien so vorsichtig oufgestellt, daß Enttäuschungen sehr schwierig seien, wie dies auch die Resuttate des ersten Halbjahres des laufenden Finanz⸗ jahres bewiesen.
Belgien.
Die belgische Regierung hatte vor einiger Zeit an die europäischen Staaten die Einladung zur Beschickung einer internationalen, in Brüssel abzuhaltenden Konferenz gerichtet. In dieser Konferenz sollte nach dem Vorschlage Bel⸗ giens ein Uebereinkommen vereinbart werden, welches in analoger Weise, wie dies durch das Berner Uebereinkommen bezüglich des Frachtenverkehrs geschehen ist, Grundsätze in Betreff der internationa2len Regelung des Personenverkehrs aufstellt. Die Regierungen der meisten Staaten haben sich prinzipiell zur Theilnahme an dieser Konferenz bereit erklärt. Inzwischen hat aber, der Wiener „Presse“ zufolge, die belgische Regierung den betveiligten Staaten eröffnet, daß sie sich genöthigt sehe, mit Rücksicht auf die umfassenden Vorbereitungen, welche die
in Aussicht genommenen Berathungen erfordern, den Zu⸗
jammentritt der Konferenz auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Türkei. Konstantinopel, 28. August. Dem feierlichen Leichen⸗
begängniß für den ökumenischen Patriarchen Dionysius
wohnten, wie „W. T. B.“ berichtet, die Vertreter der ortho⸗ doxen Staaten, sowie zahlreiche türkische und fremde Würden⸗ träger bei. Die Leiche wurde, mit den Insignien der Patriarchenwürde bekleidet, von Geistlichen bis zum Loichen⸗ wagen außerhalb des Fanars getragen. Der Leichenzug, an welchem eine zahlreiche Menschenmenge theilnahm, bewegte sich alsdanz nach der Kluklikirche.
Nach einer offiziellen Meldung sollen einige der noch nicht unterworfenen Stämme in Yemen gewisse Theile dieser Provinz angegriffen haben. Die dort stationirten Kaiserlichen Truppen seien Behufs Unterdrückung des Aufstandes verstärkt worden. Außerdem werden noch acht Bataillone Reservisten unverzüglich dorthin entsendet werden. Nach den letzten Nach⸗ richten werde die Ordnung demnächst wiederhergestellt werden und der Zwischenfall bald wieder beigelegt sein. “
Rumänien. 8 8
Der Arzt der Königin von Rumänien, Theodori, er⸗ klärt dem „W. T. B.“ zufolge, die Königin leide an einer Kongestion des RückenmarksN, nicht an fortschreitender Paralyse. Während der letzten Woche sei eine Verschlimmerung ihres Zustandes eingetreten. Die Königin leide ferner an Schlaff⸗ heit der Aktion des Herzens und müsse das Bett hüten, ob⸗ wohl weder Fiebererscheinungen noch andere Symptome der Veränderung des Rückenmarks eingetreten seien. Die Mit⸗ theilung, daß Professor Charcot aus Paris an das Krankenbett der Königin berufen sei, bestätigt sich nicht.
Ferbien.
Belgrad, 28. August. Die Waffenübungen des ersten Milizaufgebots sind beendet. Morgen beginnen die zehntägigen Uebungen des zweiten Aufgebots. Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Kriegs Minister, nach Abschluß dieser Uebungen größere Manöver zu veranstalten. Zu diesem Zwecke sollen zunächst die Schumadiga⸗Division und die Donau⸗Division, insgesammt etwa 60 000 Mann aller Waffengattungen, zwischen Nisch und Pirot konzentrirt werden. — In militärischen Kreisen verlautet, der Kriegs⸗Minister plane eine Vermehrung der Feld⸗Artillerie und die Anschaffung mehrerer 9 cm Debange⸗Batterien: für Belage⸗ rungsgeschütze sollen 12 bis 15 cm Haubitzen (System Cannt) in Aussicht genommen sein. Gleichzeitig werde die Einführung von Nagant⸗Revolvern beabsichtigt. “
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 27. August. Auf den Antrag der Bevollmächtigten des Reichsschulden⸗Comtoirs hat der König genehmigt, daß eine neue Staats⸗Anleihe im Betrage von 10 000 000 Fr. aufgenommen werden kann und daß dieselbe in 4prozentigen Staats⸗Obligationen durch ein Konsortium, bestehend aus dem Crédit Lionnais und la société générale
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du crédit industriel et commercial in Paris sowie der Stock⸗
holmer Privatbank, zu begeben ist. Diese Anleihe soll zur Bezahlung des Kaufgeldes für die Bahn zwischen Lulen und der norwegischen Grenze verwendet werden. Dänemark. 8 Wie die „Pol. Corresp.“ erfährt, wäre in Kopenhagen in unterrichteten Kreisen von einer angeblichen Absicht der Kaiserin von Rußland, Frankreich zu besuchen, nichts bekannt. Es werde angenommen, daß den Gerüchten irrthümlicher Weise eine Verwechselung mit der bevorstehenden Reise des leidenden Großfürsten Georg zu Grunde liege, welcher sich auf dem Seewege nach dem Mittelmeer begiebt, um den Winter in Algier oder im Kaukasus zuzubringen. Hierbei sei der Besuch eines französischen Hafens nicht aus⸗ geschlossen. Amerika.
Chile. Der Agent der chilenischen Kongreßpartei in Washington, Pedro Montt, erhielt, gestern von dem kongressistischen Agenten Viel in Lima die Nachricht von einem entscheidenden Siege der Kongressisten über die Regierungstruppen und von der Kapi⸗
„
tulation Valparaisos. Anderweitige dungen aus Lima bestätigen die Einnahme Valparaisos durch die Kongressisten. Details über den Kampf sehlen noch. Wie ferner unter dem heutigen Datum aus Washington gemeldet wird, besagt eine amtliche Depesche des Konsuls der Vereinigten Staaten in Valparaiso: Am Donnerstag fand in der Nähe von Valparaiso eine Schlacht statt, wobei die Regierungtruppen eine Niederlage er⸗ litten. Große Verluste auf beiden Seiten. Die Stadt ergab sich der Kongreßpartei, jedoch in die Hände der amerikanischen, deutschen, französischen und eng⸗ lischen Admirale Behufs Aufrechterhaltung der Ordnung. Mit Santiago besteht keine Verbindung. Die Kongreßtruppen besetzen die Stadt.
Nach einem heute früh bei dem hiesigen Aus wärtigen
Amt eingegangenen Telegramm des deutschen Konsuls in Valparaiso ist diese Stadt von der Kongreßpartei genommen worden; Alles scheine ruhig zu verlaufen, ohne daß ein Eingreifen der fremden Admirale noth⸗ wendig geworden sei. 1 Der „New⸗York Herald“ berichtet ferner aus Chile: Die Insurgenten, welche beim Beginn des Aufstandes die Armee verließen, sind mit Manlicher⸗Gewehren kleinen Ka⸗ libers bewaffnet. Die mit rauchschwachem Pulver her⸗ gestellte Munition kommt hier zum ersten Male im Kriege zur Anwendung. Man bhat festgestellt, daß die Waffe eine große Durchschlagsfähigkeit hat, und daß mehrere hintereinander stehende Mannschaften von ein und derselben Kugel durchbohrt wurden.
Kunst und Wissenschaft.
44 Bei dem Ausbau des Hochschlosses in Marienburg ist am Südflügel die äußere Vormauer im Graben vollendet und mit der Ueberdachung begonnen. Die Innenmauer ist im unteren Theile ausgebessert. Die Eindeckung des Kirchen⸗ daches ist mit Ausnahme der Chorhaube vollendet. Am Kreuz⸗ gang sind die Arbeiten bis zum Aufbau des obersten Geschosses am Südflügel gediehen, auch konnten die Gerüste auf allen drei Innenseiten entfernt werden. — Die Bemalung der Kirche wird fortgesetzt, ebenso werden die Glaser⸗ und Schlosser⸗ arbeiten an den Sakristeien und im Kapitelsaal weitergeführt.
† Auf dem römischen und fränkischen Gräberfeld in Ehrang bei Trier, dessen Ausbeutung schon im vergangenen Jabhre von dem hiesigen Provinzial⸗Museum begonnen wurde, wurden in diesem Früh⸗ jahr noch elf römische und sechzehn fränkische Gräber entdeckt. Außerdem wurde am nordöstlichen Ende des Gräberfeldes eine römische unterirdische Grabkammer von 5,73 m lichter Länge und 4,10 m lichter Breite freigelegt, die Wände, welche noch in einer Höhe von 2,60 m erhalten waren, waren verschiedenfarbig angestrichen und durch die Bemalung in einen Sockel, ein mittleres und ein oberes Feld, und diese wiederum in einzelne Rechtecke und Kreise getheilt. Es wird angenommen, daß die Bemalung eine Nachahmung von Marmor⸗ täfelung beabsichtigte, sie war flüchtig hergestellt. In der Mitte der Nordwestwand befand sich eine zur Aufnahme einer Statue be⸗ stimmte Nische. Die Decke der Grabkammer bestand in dem der Nische zunächst gelegenen, 0,78 m langen Theil aus einem Gewölbe, während der übrige Theil flach, vermuthlich mittels Balken abgedeckt war. In keiner der vier vollständig erhaltenen Wände war ein Eingang vorhanden, der Zutritt kann deshalb nur durch eine Oeffnung in der Decke mittels einer Leiter be⸗ wirkt worden sein. Die Breite der Umfassungsmauern, welche zwischen 0,76 — 0,95 m schwankt, führt auf einen stattlichen, ver⸗ muthlich tempelartigen Aufbau. Daß in dem Gebäude eine Grab⸗ kammer zu erkennen ist, glaubt man aus der unterirdischen Lage und der mit einem Keller nicht zu vereinigenden Wandbemalung, wie anderer⸗ seits aus dem angrenzenden Gräberfeld schließen zu dürfen. Die Entdeckung ist um so werthvoller, als derartige unterirdische Grabkammern in den Rheinlanden bis jetzt nur in Weiden bei Köln und Matthias und Schweich bei Trier nachgewiesen sind. Nordwestlich von der Grabkammer, unmittelbar an dieselbe anschließend, liegt eine ring⸗ förmige Grundmauer aus großen rothen Sandsteinwerkstücken von 19,25 m äußerem Durchmesser, nur an einer Stelle war eine zweite obere Lage aus demselben Stein, aber von sorgfältigerer Bearbeitung, erhalten Als Grundlage für ein aufgehendes Mauerwerk würde man sich schwerlich der großen Werkstücke bedient haben, ebensowenig aber für eine Umzäunung ohne Aufbau; der Direktor des Provinzial⸗ Museums Dr. Hettner hält es für wahrscheinlich, daß eine Säulen⸗ stellung mit darüber gelegtem Architrav über den Werkstücken an⸗ zunehmen ist; ein aufgefundener Rest einer Säule von ungefähr 40 c-em Durchmesser könnte von dieser Säulen⸗ stellung herrühren. Trotz mebrerer im Innern des Steinringes ge⸗ zogener Gräben wurde keine Spur von Mauerwerk, kein Estrichboden, kein Grab gefunden; es wird deshalb angenommen, daß dieser Platz als Ruheplatz für die Trauernden und als Platz für die Leichen⸗ feierlichkeiten gedient habe. Im Laufe des Mai stieß man bei Laufeld, Kreis Wittlich, auf vorgeschichtliche Gräber, welche im Sommer untersucht werden sollen, und in Pachten, Kreis Saarlouis, beim Abbruch der alten Kirche auf fränkische Gräber und mehrere beidnisch⸗römische und eine christlich⸗ römische Grabschrift. Unter den Einzelfunden sind zu erwähnen in Matthias bei Trier ein Stein mit unanständigen Darstellungen, in Neumagen ein zweiseitig reliefirter Block mit Kampfbildern und in der Stadt Trier der Grabstein eines Soldaten, eine Weiheinschrift an die keltische Heilgötun Jeovellauna, ein elfenbeinerner Messer⸗ griff in Form emes Hundes und mehrere sehr werthvolle Münzen.
— Die trojanischen Alrerthümer, welche Schliemann laut testamentarischer Bestimmung der alten Heimath zugesprochen hat, werden gegenwärtig, wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt, in Athen zur Ab⸗ sendung nach Berlin verpackt. Aus dem bloßen Verzeichniß ließ sich die Fülle des Geschenkten, wie sie nunmehr sich darstellt, kaum ahnen. Demnach hatte man für die Bergung der Scätze und deren Transport nar 30 Kisten bestellt. Diese aber waren bald gefüllt und noch viel des zu Verpackenden war übrig. Als die letzte Post Athen verließ, war die Zahl der Kisten bereits auf 40 gestiegen, und trotzdem harrte noch so Vteles seiner Unterbringung, daß noch cinmal 10 Kisten be⸗ stellt werden mußten. Das Einpacken findet unter der Leitung des Dr. Dörpfeld, des Direktors des archäologischen Instituts zu Athen statt.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 10 354, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 1 In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 4286, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. b 6
Subhastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 28. August 1891 die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Swinemünderstraße 50, dem Kaufmann Oskar Haneld zu Berlin gehörig; das geringste Gebot wurde auf 82 976,25 ℳ fest⸗ gesetzt; für das Meistgebot von 118 000 ℳ wurden die Frau Maurermeister Hübner, geb. Jentsch, und der Holzhändler Ludwig Bosse zu Berlin zu gleichen Rechten und Antheilen Er⸗
private Mel⸗
— Ferner Franseckistraße 17, dem Kaufmann Max
Mockrauer hierselbst gehörig; Gebäudesteuer⸗ 23 10 100 ℳ; das gerinaste Gebot wurde auf 500 ℳ festgesetzt; für das Meistgebot von 131 000 ℳ wurde der Kaufmann Felix Charton, Klosterstraße 41, Ersteher. — Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück in der Barnim⸗ straße 14, dem Zimmermeister Wilhelm Liepe gehörig, da Gebote nicht abgegeben wurden. 8 8
London, 28 August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.
Bukarest, 29. August. (W. T. B.) Bei der hier unter Leitung des Landmwirthschafts⸗Ministeriums stattgehabten viertägigen internationalen Konkurrenz für Dampfdreschmaschinen ist der Maschinenbau⸗Anstalt und Eisengießerei Aktiengesellschaft in Gassen (Niederlansitz) vormals Th. Flöther der erste Preis (die goldene Staatsmedallle) zuerkannt worden. 8 Submissionen im Auslande.
Dänemark. 19. September, 12 Uhr. Maskinchefen for Jylland-Fyen, Aarhus ½
eferung von: 140 000 Pfund Lampenöl, — 12 000 „ Firniß, 8 000 „ Leinöl für die Jütland⸗Fünen'schen Staatsbahnen. Bedingungen und Angebotsformulare an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Brewen, 28. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Darmstadt“ ist heute in Singapore angekommen, der Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ vorgestern von Buenos⸗Aires abgegangen. Der Dampfer „Frank⸗ furt“ ist vor 4 Tagen in Montevideo angekommen, der Dampfer „Weser“ gestern von Lissabon abgefahren. Der Dampfer „Ohio“ ist gestern in Bremerbhaven, der Dam pfer „Preußen“ heute in Hongkong angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist gestern Abend von Southampton abgegangen. Der Schnelldampfer „Elbe“ setzte heute ven Sout hampton Mittags 12 Uhr die Fahrt nach Bremerhaven fort.
— 29. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Berlin“, rach Brasilien bestimmt, hat am 28. August Vormittags St. Vincent passirt
Hamburg, 28. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Markomannia“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas, der Schneldampfer „Augusta Victoria“, von New York kommend, heute Abend auf der Elbe eingetroffen.
London, 28. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ ist am Mittwoch auf der Heimreise von Capetown abgegangen Der Castle⸗Dampfer „Pembroke Castle“ hat auf der Ausreise am Mittwoch Lissabon passirt. Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist heute auf der Ausreise in Capetown angekommen, der Union⸗Dampfer „Durban“ von Southampton abgegangen.
Theater und Musik.
“ Wallner⸗Theater. .X“
Gestern Abend wurde das Wallner⸗ Theater nach der üblichen Sommerpause unter der neuen Direktion der beiden Brüder Wallner wieder eröffnet. Man hatte als erste Gabe unter der neuen Leitung ein älteres Volksstück „Ihre Familie“ gewählt, welches vor Jahren bereits an dieser Kunststätte zahl⸗ reiche Aufführungen unter dem Beifall der Zuschauer erlebt hat. Hat nun schon bei seinem ersten Erscheinen das Stück sehr unter dem Umstande gelitten, daß die Verfasser Julius Stinde und Georg Engels in der Charakteristik nicht über schablonenhafte Zeichnung längst verbrauchter Typen hinausgekommen waren, so muthete gestern „Ihre Familie“ natürlich noch weniger frisch an, und nur der vortrefflichen Darstellung war es zu danken, daß die wenig Lebens⸗ wahrheit bergende Handlung auch gestern einer durchaus bei⸗ fälligen Aufnahme begegnete, daß alle in den Dialog eingestreuten Scherze, daß die komischen Situationen und sogar die Rührscenen
hre Wirkung auf die Zuschauer nicht verfagten.
Von den Darstellern ragten am Meisten bervor Frl. Thessa Klinkhammer, welche die sentimentale, und Frl. Josefine Glöckner, die die lebensfrohe Tochter des alten Krüger gab. Frl. Klinkbammer verbindet mit vornehmem Wesen eindrucksvollen Vortrag,
ad Frl. Glöckner gewinnt durch die Anmuth ihres Spiels und durch ihre wirksame Lieder⸗Sangeskunst schnell die Sympathien der Zuschauer und Hörer. Von den mitwirnkenden Herren gab Hr. Oskar Gimnig die vornehme aber etwas dünkelhaft angehauchte Rolle des Alexander von Feldern mit künstlerischer Zurückhaltung und an der rechten Stelle mit einem Anflug natürlicher Herzensgüte. Hr. Karl Meißner stellte den verkommenen alten Krüger mit all der dem Leben abgelauschten Komik dar, welche ergötzt, ohne Widerwillen zu erwecken. Die beiden jungen Liebhaber wurden von den Hrrn. Ott⸗ bert und Senius recht geschickt durchgeführt,
Dem Volksstück folgte eine ausgelassene Burleske unter dem Titel „Cavalleria Berolina“ (Berliner Brauer⸗Ehre), welche sich in der That, wie es der Zettel angiebt, als einen musikalisch⸗ parodistischen Scherz darstellt. Solche Parodien sind sicherlich nicht nach Jedermanns Geschmack und vor Allem wird ein reiner Kunstsinn keine Sehnsucht nach ihnen haben, aber einmal unter die Wirkung des gesprochenen Wortes und der zufällig gelungenen musikalischen Interpretation gestellt, wird Niemand der komischen Wirkung wider⸗ stehen können und Jeder die eigentlich sinnlosen Zusammenstellungen und Gegenüberstellungen, weil sie witzig und zumeist mit Geist ersunden sind, herzlich belachen. Den Text dieses parodistischen Scherzes hat
Maximilian Kraemer verfaßt, indem er mit dem Geschick des
Witzboldes die Fabeln von Sudermann's Schauspiel „Die Ehre“ und Mascagni's Oper „Cavalleria Rusticana“ zu einem ausgelassenen dramatischen Zerrbilde vereinte, welches sich in einer phantastischen bekannten Gegend, einer Gegend nämlich, die stark an unsere Straße „Unter den Linden“ erinnert, abspielt. Die Masik rührt von einem nicht genannten Komponisten her, der seine Aufgabe mit nicht geringerem Geschick gelöst hat, als M. Kraemer. Der Komponist hat auf originelle und launige Weise namentlich die Erscheinung nach der komischen Seite hin ausgebeutet, daß gewisse ursprüngliche menschliche Empfin⸗
dungen bei verschiedenen Komponisten, wenn auch nicht durch dieselben, so doch durch ähnliche Tonkombinationen wieder⸗ gegeben werden. Wir hören so, daß gewisse Takte, die Mascagni ge⸗ schrieben, nicht übel auch von Mozart, Wagner und anderen Kompo⸗ nisten des hohen Kunststils oder gar von Erfindern operettenhafter oder vulgärer Musik herrühen könnten, wenn man sie in diesem oder jenem Sinne fortsetzen will.
An der Darstellung der Parodie waren Frl. Marianne Rhoden, Frl. Läthe Basté, die Hrrn. Worlitzsch, Guthery und Theodor Müller betheiligt und brachten, jeder in seiner Weise, mit Ausgelassenheit und Laune die drolligsten Wirkungen hervor. Das Publikum wurde von dieser Farce sichtlich gut unter⸗ halten und klatschte lebhaft Beifall.
Schließlich haben wir noch zu erwähnen, daß das Theaterorchester, welches gegenwärtig unter der Leitung des Kavpellmeisters Viktor Holländer steht, nicht nur an Zahl der Mitglieder gewachsen ist, sondern auch die kunstverständige Leitung erkennen läßt, und gestern den musikalischen Theil der Parodie beifallswürdig zu Gehör brachte.
In der Montag im Königlichen Opern hause stattfindenden Vorstellung der Oper „Orpheus und Eurydike“ sind die Damen Staudigl, Leisinger und Herzog beschäftigt.U In der ö
führung von „Mignon“ treten die Damen Rothaufer und Dietrich,
die Hrrn. Philipp, Schmidt, Oberhauser, Krasa und Lieban auf. Die Besetzung der Hauptrollen der am 5. Sevptember zur Feier des 100. Geburtstages Meyerbeer's neu einstudirt in Scene gehenden Oper „Robert der Teufel“ ist die folgende: Robert: Hr. Sylva, Bertram: Hr. Mödlinger, Isabella: Frl. Leisinger, Alice: Frl. Hiedler, Raimbaut: Hr. Pbhilipp, Aliberti: Hr. Fränkel. Der von Emil Taubert gedichtete Prolog wird von Hrn. Kahle ge⸗ sprochen werden. .
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 30. August bis 5. September lautet: Sonntag: „Die Hugenotten.“ Montag: „Orpheus und Eurydike.“ Dienstag: „Mignon.“ Mitt⸗ woch: Tristan und Isolde.“ Donnerstag: „Martha.“ Freitag: „Das Nachtlager von Granada.“ „Die Jahreszeiten.“ Sonnabend: Zur Feier des 100 jährigen Geburtstages Meyerbeer's. Neu ein⸗ studirt: „Robert der Teufel.“ Vorher: Prolog.
Für das Schauspiel: Dienstag: „Das Käthchen von Heilbronn“. Mittwoch: „Minna von Barnhelm“. Frl. Tondeur und Hr. Blencke, als Debüt. Donnerstag: Der neue Herr“. Freitag: „Roderich 8 Sonnabend: „Romeo und Julia“, Fr. Schramm, als Gast.
Im Deutschen Theater geht zur Eröffnung am Dienstag „Wildfeuer“, Lustspiel in 5 Aufzügen von Friedrich Halm, zum ersten Male in Scene. Es werden darin außer Frl. Ida Theumer, welche in der Titelrolle erstmalig auftritt, noch zwei neu verpflichtete Mit⸗ glieder, Frl. Franziska Weigel als Gräfin Adele und Hr. Friedrich Basil als Pierre Vanel, sich vorstellen. Die Margot spielt Frl. Elsa Lehmann, den Marcel de Prie Hr. Alexander Barthel. Außerdem sind in dem Stück noch die Hrrn. Julius Wessels, Claudius Merten, Albert Kühble, Rudolf Retty, Gustav Schefranek, Carl Galster und Ludwig Menzel beschäftigt. — Am Mittwoch, Freitag und Sonntag finden Wiederholungen derselben Vorstellung statt. Am Donnerstag wird „Die Kinder der Excellenz’“ und am Sonnabend „Der Weg zum Herzen“ gegeben. — Die Kasse ist von heute ab von 10 bis 1 ½ Uhr geöffnet.
Im Berliner Theater wird „Jalius Cäsar“ morgen Abend wiederholt, ebenso am Dienstag und am Freitag in der 1. Abonne⸗ ments⸗Vorstellung. In der morgen Nachmittag stattfindenden Auf⸗ führung des „Hüttenbesitzer“ treten Alma Rügheimer in der Rolle der Susanne und Irma Selken als Baronin erstmalig auf. Arthur Kraußneck wird den schon früher in Berlin erfolgreich von ihm dargestellten Derblay spielen. „Der Hüttenbesitzer“ wird am Donnerstag wiederholt. Am Montag kommt das Lustspiel „Goldfische“ zur Aufführung, in welchem Josefine Köchl als Emmy erstmalig auftreten wird. Am Mittwoch beginnt Agnes Sorma ihre künstlerische Thätigkeit am Berliner Theater im „Tropfen Gift“ als Hertha, Ludwig Stahl spielt zum ersten Male den Grafen Lothar, Alma Rüaheimer die Liddy, Hermann Haack den Brendel und Waldemar Robert den Erwin. Der „Tropfen Gift“ wird am Sonnabend wiederholt.
Im Lessing⸗Theater wird am Montag Hr. Oscar Blencke zum letzten Male auftreten, und zwar in einer Vorstellung des Lustspiels „Der Probepfeil“, welche Hr. Dr. Oscar Blumenthal dem scheidenden Künstler als Benefiz bewilligt hat. Am Mittwoch bringt das Lessing⸗Theater in neuer Einstudirung Victorien Sardou's übermüthiges Lustspiel „Cyprienne“ und am Freitag eine Wiederholung von „Die Ehre“, während an allen übrigen Abenden der Woche das neue Schauspiel „Falsche Heilige“ auf dem Spiel⸗ plan steht.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt Findeisen’'s „Der alte Dessauer“ vorläufig auf dem Spielplan, sodann wird in der ersten Hälfte des September eine ältere Operette zum Benefiz für Elise Schmidt in Scene gehen. An diesem Abend wird auch die neue Sängerin vom Budapester Volks⸗Theater Frl. Irene Silassi erstmalig auftreten.
In der „Don Juan“⸗Aufführung am Freitag bei Kroll mußte Frl. Bertha Prosky wegen plötzlicher Unpäßlichkeit in der Partie der Donna Anna rasch vertreten werden. In Folge dieses Umstandes ist auch die erste Wiederholung der Oper „Esmeralda“ mit Emil Götze als Phöbus auf Dienstag verschoben worden. Fr. Moran⸗Olden tritt morgen nochmals als Fidelio auf. Am Mittwoch setzt Fr. Moran⸗Olden ihr Gastspiel fort.
Die Erstaufführung der von Direktor Ernst in Scene gesetzten Treptow'schen Novität „Der große Prophet“ findet am Dienstag im Adolph Ernst⸗Theater statt. „Unsere Don Juans“ gehen morgen und am Montag zum letzten Male in Scene.
Die neue Posse des Thomas⸗Theaters „Im siebenten Himmel“ erhält im zweiten Akte noch eine musikalische Illustration durch ein eigenartiges Couplet, welches Kapellmeister Doebber mit einer sehr originellen Musik versehen hat und welches von Fr. Gisela Schneider zum Vortrag gebracht wird. 8
Mannigfaltiges.
Die Aufstellung des Begas'schen Brunnens auf dem Schloßplatze ist, wie die „Voss. Z schreibt, nunmehr erfolgt. Seit Donnerstag erhebt sich über der von vier Tritonen getragenen, breit ausladenden Muschel die gewaltige Gestalt des Neptun. Das Antlitz des Meergottes richtet sich dem Schlosse zu. Der Kopf des Neptun befindet sich etwa in Höhe des ersten Stockwerkes des Schlosses, so daß sein bärtiges Antlitz fast in den über Portal II. gelegenen Saal hineinschauen kann. Die gesammte Bronze ist künstlich patinirt und zeigt demgemäß schon einen malerisch vertheilten, ziemlich kräftig wirkenden grünen Ton, wie ihn sonst nur nach Verlauf einiger Jahr⸗ zehnte die Einwirkung der Atmosphäre auf Bronze hervorzurufen vermag.
Die Gemeindebehörden hatten beschlossen, die Zinserträge der
Friedrich⸗Wilhelm⸗Stiftung dem Kunstgewerbe⸗
useum zum Ankauf werthvoller Sammlungsgegenstände auf die Dauer von zehn Jahren zu überlassen. Da nun diese Frist am 1. April 1892 abläuft, so hat sich, wie die „N. A. Z.“ mit⸗ theilt, die Generalverwaltung der Königlichen Museen mit dem Antrage an den Magistrat gewendet, den bestehenden Vertrag zu verlängern, indem die Verwaltung hervorhebt, von wie außerordentlichem Werthe es für die Sammlungen des Kunstgewerbe⸗ Museums gewesen sei, diese Mittel für den angeführten Zweck zu ver⸗ wenden. Hierdurch sei es möglich gewesen, eine Reihe größerer zusammenhängender Arbeiten zu erwerben. Der Magistrat hat beschlossen, die Verlängerung des Vertrages auf fernere zehn Jahre zu gewähren. *
Gegen alles Erwarten hat sich, wie die „Voss. Z.“ mittheilt, die Victoria regia im Botanischen Garten, Dank dem einge⸗ tretenen wärmeren Wetter, in so außerordentlichem Maße entwickelt, daß man der Entwickelung ihrer ersten Blüthe mit ziemlicher Sicher⸗ heit zu Anfang nächster Woche entgegensehen kann. Der Durchmesser des größten Blattes der Pflanze beträgt jetzt gegen 135 cm.
Nach einer der „Voss. Z.“ gestern aus Wien zugegangenen Drahtmeldung ist dort aus Klagenfurt die Nachricht eingetroffen, daß Landrichter Dr. Holst aus Berlin seit dem 15. August nach einer führerlosen Besteigung des Triglap vermißt werde.
Im „Nordland⸗Panorama“, bie; 10, fesseln gegenwärtig das Interesse der Besucher die ausge ellten Photo⸗ graphien von der nordischen Reise Seiner Majestät des Kaisers. Morgen, Sonntag, beträgt der Eintrittspreis nur 30 ₰ für alle Ausstellungen.
Kiel, 28. August. Der dänische Postdampfer „Skirner“ bersegelte, wie „D. B. H.“ meldet, heute Nacht im Belt ein
ũ Fischerboot, von dessen Bemannung Niemand gerettet wurde.
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Helgoland, 26. August. Ueber die Feier der Grundstein⸗ legung für das Denkmal Hoffmann's von Fallersleben berichtet das „Helg. Wochbl.“: Der Platz für das Denkmal ist vor Reimer's Pavillon im Unterland bestimmt worden. Die Feier fand im Garten des Konversationshauses statt. Dort versammelte sich heute Nachmittag eine stattliche Anzahl von Gästen und Einwohnern, unter denen sich außer den Staats⸗ und Gemeindebehörden Helgo⸗ lands und den Comitémitgliedern namentlich auch der einzige Sohn des Dichters, der Maler Hoffmann, aus Berlin befand. Bald nach 3 Uhr begann die Feier mit einer Ansprache des Hrn. Obersten Leo, des Vertreters des Landraths, dem als zweiter Redner Hr. Emil Rittershaus folgte. Sodann stimmte die Ver⸗ sammlung Hoffmann's weihevollstes Lied „Deutschland, Deutschland über Alles“ an. Nachdem die Töne des schönen Liedes verklungen waren, hielt Hr. Geheimer Regierungs⸗Rath R. Fischer aus Gera eine Ansprache, deren Inhalt etwa folgender war: „Als im Herbste vor igen Jahres auf dem denkwürdigen Boden von Wilhelmshöhe bei Kassel deutschgesinnte Männer und Frauen den Plan faßten, dem Dichter des soeben gesungenen Liedes ein Denkmal zu errichten, waren sie erfüllt vog dem Gefühle der Dankbarkeit gegen den Dichter dieses Liedes und waren sich bewußt, daß eine ge⸗ nügende Zahl gleichgestimmter Seelen sich zu ihnen stellen und der Plan ausführen belfen würde. Unter der Aegide des Herzogs von Ratibor, des Schirmherrn unseres Dichters, hatten sich denn auch hervorragende Männer aus allen Theilen des Deutschen Reichs ge⸗ funden, die bereit waren, das Werk zu fördern. Wie Seine Majestät der Kaiser seine Zustimmung ertheilt habe, so seien auch aus den deutschen Städten, in denen Hoffmann vorzugsweise lebte und wirkte, wie aus allen Schichten der Bevölkerung Gaben gekommen. Dem Professor Schaper in Berlin sei die Ausführung des Denkmals übertragen worden. Dank sei Allen zu sagen, die mitgewirkt hätten an dem Denkmal, in erster Linte Seiner Majestät dem Kaiser und dem Herzog von Rattbor, welch' Letzterer an die Spitze des Comités getreten sei; Dank aber auch den deutschen Städten, die durch ihre reichen Gaben die finanzielle Seite des Unternehmens gesichert hätten; Dank schließlich den Königlichen und den Gemeindebebörden Helgolands und dem Lokalcomité, die den Platz für das Denkmal gewählt und Alles freundlich vorbereitet hätten.“ Der Redner schloß mit einem Hoch avnf das deutsche Vaterland, das jubelnden Wiederhall fand. Die Festversammlung begab sich sodann unter Führung des Comité; nach dem Platze vor Reimer’s Pavillon, wo an dem Grundstein die üblichen drei Hammer⸗ schläge geführt wurden, waäͤhrend Musik und Gesang ertönte. Um 5 Uhr fand darauf im Konversationshause ein Festmahl zu etwa 200 Gedecken statt, bei dem der erste Trinkspruch Seiner Majestät dem Kaiser galt, der zweite Hoffmann von Fallers leben und der dritte, von Hrn. Rittershaus ausgebracht, Helgoland an den letzten schloß sich ein von Emil Rittersbaus ver faßtes Lied, das die Gesellschaft gemeinschaftlich sang. An Seine Majestät den Kaiser und an den Fürsten Bismarck wurden Tele⸗ gramme gesandt. Den Schluß der offiziellen Reden bildete ein Toast auf die Frauen, damit war aber die Reihe der Toaste noch keines⸗ wegs abgeschlossen, man blieb vielmehr in fröhlichster noch lange Zeit zusammen. Namentlich erwiderte Konsul Bufs⸗ den auf Helgoland ausgebrachten herzlicher Weise. Bei der Feier wurde eine des Denkmals herausgegebene Festschrift „Zum die Feier der Grundsteinlegung für das Denkmal Hoffmann's von Fallersleben auf Helgoland am 26. August 189!“ verkauft.
Homburg, 28. August. Der Hamburger Schraubendampfer „Cetia“ ist, laut Meldung des „W. T. B.“*, auf der Fahrt von Hamburg nach St. Petersburg dreißig Seemeilen nördlich von Helgo⸗ land gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet.
In Wien ist am Donnerstag die ehemalige Primadonna der Berliner Königlichen Hofoper Marie Taglioni, seit 1866 Fürstin Windischgrätz, gestorben. Marie Taglioni gehörte der berühmten Tänzerfamilie an, deren Ruf von Philipp Taglioni (geboren 1777 in Mailand, gestorben 1871) begründet wurde und sich bald über alle Hauptstädte Europas verbreitete. Seine Tochter Marie wirkte von 1832 bis 1847 in Berlin und galt als die vollendetste Tänzerin ihrer Zeit; sie starb 1884 als Gräfin de Voisins. Ihr Bruder Paul wurde 1829 in Berlin verpflichtet und 1869 zum Ballet⸗Direktor ernannt; er war mit der Tänzerin Amalie Galster vermählt, die, seit 1815 am Hoftheater zu Berlin engagirt, hier und auf Kunstreisen die Triumphe ihres Gatten theilte und 1881 in Berlin starb. Paul, der Schöpfer von Flick und Flock“ und „Fantaska“, starb 1884 ebenfalls zu Berlin. Seine Tochter Marie wurde 1833 zu Berlin geboren, trat zuerst 1847 in London auf, war von 1849 bis 16. April 1866 bei dem Königlichen Ballet in Berlin und vermählte sich 1866 mit dem Fürsten Joseph Windischgrätz. 8—
London, 27. August. Ein furchtbarer, mit Regen verbundener Sturm wüthete Dienstag Abend und Mittwoch über dem größten Theil der britischen Inseln. An der englischen Ostküste war der Sturm minder startk, am Heftigsten in Schottland und Irland. An der Küste von Lancashire strandete der dänische Schooner „Gefion“ bei Southport. Der Dampfer „Bickerstaff“ rettete den Kapitän Wigg, dessen Frau und die sechs Matrosen. Bei Baxenden, unweit Accrington, verursachte der unaufhörliche Regen einen Erdrutsch an der Lancashire und Yorkshire⸗Eisenbahn. Der Verkehr war einen ganzen Tag gestört. In Knuzden bei Blackburn wurden sechs Häuser niedergeweht. In Nord⸗ Lancashire überschwemmten die Flüsse die Niederungen. In Fleetwood demolirte der Sturm die neue im Bau begriffene Markthalle. Dublin bekam die volle Gewalt des Sturmes zu fühlen. Das Gebäude der Blumenausstellung wurde zer⸗ trümmert und eine große Menge werthvoller Pflanzen zerstört. Bäume und Laternenpfosten fielen in allen Theilen der irischen Hauptstadt zu Boden. Bei Kingstown gingen mehrere Fischerboote unter. Siebzehn Zelte des militärischen Lagers beim Pigeon⸗house Fort wurden zu Fetzen gerissen und ihr Inb in alle Winde zerstreut. Die Soldaten mußten in Hütten Obdach suchen. In Cheshire und Nord⸗Wales hat seit Beginn der Woche fürchterliches Wetter geherrscht. Am Montag Morgen begann der Regen und dauerte bis Dienstag Mitternacht. Der darauf sich erhebende Nordweststurm steigerte sich bis zu einem Orkan. Die Ernte ist auf Tausenden von Acres Landes völlig vernichtet, die Halme sind dem Erdboden gleich gemacht. Am Conway wurde eine Menge Heu fortgeschwemmt. In Dolgelly stand das Wasser zwei Fuß in den Häusern. In Sheffield demolirte der Sturm die neue Kongregationalisten⸗ Kirche. Ihr eisernes Dach wurde buchstäblich abgehoben. Die Kirche sollte am 7. September eröffnet werden. Alle Gebäulichkeiten der Blumenausstellung in Newcastle sind umgeweht worden, sodaß die Ausstellung nicht abgehalten werden kann. In Kent ist der Hopfen vom Sturm und Regen vielfach geknickt worden. Der Verlust berechnet sich nach Tausenden von Pfunden Sterling.
Bordeaux, 28. August. Durch eine Feuersbrunst wurden nach einer Meldung des „W. T. B.“ 10 qkm Fichtenwaldung zerstört; zwei Leichname von Arbeitern wurden verkohlt aufgefanden; sechs Personen werden vermißt. Ein ganzes Dorf, welches aus Holz⸗ gebäuden bestand, wurde vernichtet.
Beoulonne, 28. August. In Pont de Briqgues, 4 km von hier entfernt, zerstörte nach einer Meldung des „W. T. B.“ diese Nacht ein Wirbelwind über dreißig Häuser. Die Dächer wurden vollständig vom Sturm fortgetragen, die Mauern zum Theil in Schutthaufen verwandelt.
Meran, 25. August. An der Unglückgstelle bei Kollmann sind gegenwärtig gegen 2000 Arbeitskräfte mit der Wiederherstellung
der Bahnstrecke beschäftigt, sodaß man hoffen darf, das schwierig