1891 / 204 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Aug 1891 18:00:01 GMT) scan diff

können ihrem Kaiser sonder Scheu ins Auge sehen, sie haben

werden.

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Liebig in Reichenberg, jene von Franz L örf iebig teichenberg, jer 1 3 Liebig in Dörfel und die Ginzkey'sche in Maffersdorf, vielleicht auch . einige

günstiger Weise fortschreiten. noch verstärkt, daß die österreichisch⸗ungarischen Delegirten bisher

Die erste Lesung pflegt aber in der Regel lediglich in de 1 J r all⸗ gemeinen Erörterung der CCC11“ bestehen r

und hat einen vorwiegend orientirenden Charakter, 1““ h während an der ganzen Grenze keiner jener modernen Maulwurfs⸗

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in Prag zur den Obmännern beziehungsweise deren Stellvertretern und den Bürgermeistern der mit eigenem Statut versehenen Städte jur allerunterthänigsten Huldigung für Seine Majestät zu er⸗

Fhen G gebrachte Najestät der Kaiser nebst Reichenberg noch andere Stä

Nordböhmens besuchen würde, nicht. 8 goch die Ankunft des Kaisers am 1. Oktober erfolgen. höchstderselbe wird außer dem Rathhause, dem Gewerbe⸗Museum und der Webereischule einige der großen Fabriken des Kammer⸗

lungen erst Gegenstand der zweiten Berathung sind. Nichts⸗

Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst Wladimir und die Großfürstin Maria Paulowna trafen vorgestern in Gelbensande ein und begaben sich gestern von dort zum Jersr ehnsgüchen Hoheit der Großherzogin⸗

nach Heiligendamm, von wo Aben ie nach Gelbensande erfolgte. aig ü g

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 30. August. Seine Durchlaucht der

3 Fürst trifft nach dem „Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.“ Gehren hier wieder ein. - 1 moesgen von

Reuß ä. L. (6—+¼ reiz, 28. August. Während das Befinden J Durchlaucht der Fürstin in den letzten Wochen 1n befriedigendes war, ist dasselbe heute weniger gut. Es trat am Vormittag unvermuthet Hustenreiz und darauf etwas Blutauswurf ein. Letzterer ist jedoch gegenwärttg bereits gehoben, und liegt Veranlassung zu ernsteren Befürchtungen nicht vor.

8 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. August. Seine Majestät der Kaiser traf einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern aih 7 Uhr mittels Separatzuges von Ischl in Cilli ein und wurde von den Erzherzogen Albrecht und Wilhelm, den Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden sowie von der Geistlichkeit auf dem Bahnhofe empfangen. Die zahlreich anwesende Bevölkerung begrüßte den Kaiser mit enthusiastischen Zivio⸗ und Hochrufen. Um 9 Uhr Vormittags wurde eine Anzahl Deputationen empfangen. Für den Nachmittag ist der Besuch öffentlicher Gebäude in Aussicht genommen; um 6 Uhr ist Hofdiner. Abends soll ein Fackelzug mit Serenade stattfinden, die Stadt wird festlich beleuchtet sein. Den Manövern in Oesterreich, welchen Seine Majestät

der Deutsche Kaiser beizuwohnen gedenkt, liegt nach der „Wiener Ztg.“ folgende General⸗Idee zu Grunde: Die beiden Hauptarmeen sind im Donauthale gegen einander im Vor⸗ marsche. Das zweite Corps hat den Befehl, auf Gmünd vorzu⸗ rücken. Das achte Corps hat die Gegend von Horn zu erreichen. Im Uebrigen bleibt zur Lösung der Aufgabe den beiden Corps⸗Kommandanten volle Freiheit der Aktion gewahrt, und es sind auch die Verpflegungs⸗, Unterkunfts⸗ und Sanitäts⸗ maßnahmen wie im Ernstfalle tagweise der Situation ent⸗ e i anheimgegeben. as „Armee⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht eine Ver⸗ ordnung des Reichs⸗Kriegs⸗Ministers, laut Es auf 8 der Kaiserlichen Entschließung vom 16. Mai, betreffend die Aufstellung von weiteren vier Compagnien Bosnisch⸗Herzegowinischer Infanterie, diese Com⸗ pagnien mit dem 1. Oktober dieses Jahres aufgestellt werden. Zur Reise des Kaisers nach Prag giebt die „Politik“ ihrer lebhaftesten Freude über den Besuch der Ausstellung durch Seine Majestät Ausdruck und erklärt sie wolle gern anerkennen, daß der große Erfolg der Ausstellung nicht möglich gewesen wäre, wenn dieses Werk nicht einerseits eine thatkräftige und opferwillige Förderung durch den historischen Adel erfahren, und wenn ihm anderer⸗ seits nicht auch die Regierung ein unleugbares Wohlwollen zu⸗ gewendet hätte. „Es scheint uns,“ schreibt die „Politik“, „in der Thatsache, daß Seine Majestät der Kaiser auch den Besuch der deutschen Industriebezirke in Aussicht genommen hat, ein nicht mißzuverstehender Beweis des hohen Ernstes zu liegen, mit welchem die Krone die Ausgleichsideen nach wie vor als Leitstern der inneren Politik angesehen wissen will, wobei wir loyal erklären, daß der Ausgleich auf Grundlage des Rechts auch vom böhmischen Volke wie ein Akt der Erlösung aus einer unerträglichen Situation begrüßt werden würde.“ Die,Bohemia“ schreibt: „Die Deutschen

ihre Pflicht gethan, sie waren redlich bemüht, die Aufgabe die ihnen gestellt war, zu lösen, und daß sie für die Inten⸗ tionen des Monarchen volles Verständniß besitzen, daß seine aach b 28 . Seee sind, das wird ihm der e, jubellaute Empfang verkünden, der sei veutsöhen Canen harndn g r seiner in den Der böhmische Landesausschuß versendet ein vom Oberst⸗ Landmarschall, sowie von den czechischen ö ausschuß⸗Beisitzern unterzeichnetes Cirkular, in welchem alle Bezirksausschüsse und Stadträthe der mit eigenem Statut versehenen Städte Böhmens. aufgefordert werden, aus Anlaß der Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers besonderen Audienz gemeinschaftlich mit

cheinen, und zur Theilnahme an dieser Kundgebung eingeladen

Wie das „Prager Abendblatt“ erfährt, bestätigt sich die Nachricht, wonach Seine

In Reichenberg wird Aller⸗

ezirks besichtigen, und zwar, wie verlautet, jene von Johann

ndere.

Der deutsche Botschafter in St. Petersburg, General der nfanterie von Schweinitz ist von hier nach Radstadt n Tirol abgereist.

chreibt ve „Presse“:

‚Die spärlichen Nachrichten, welche aus München über

ie daselbst im Zuge befindlichen Vertragsverhandlungen

wischen Oesterreich⸗Ungarn, Deutschland und Italien vor⸗ lassen den Schluß zu, daß diese Verhandlungen in

Diese Annahme wird dadurch

och keinen Anlaß hatten, neue Instruktionen einzuholen. Aller⸗

ings währen die Verhandlungen erst zehn Tage und befinden si im Stadium der ersten Lesung der E

eindringlicheren Verhand⸗ h

dem Pionierzug der 21. Dienstleistung kommandirter Genieoffizier in Limoges eine 8 m sag. Brücke ergestellt, über welche das ganze Regiment dann einen Zwischenfall den Strom öüͤberschritr zum Brückenbau das Material, das sich zufällig an Ort und Stelle fand, alte Telegraphenstangen, Fässer, Bretter u. s. w. Einige Tage vorher war in vier Stunden eine 65 m lange Brücke für Fußgänger gebaut worden.

verfolgt, welche gegenwärtig im Osten an der deutschen Grenze stattfinden. Die „Köln. Ztg.“ führt aus den Manüverberichten denjenigen des „Temps“ an, indem sie schreibt: Es ist eine bekannte Thatsache, daß das ganze Grenzgebiet nicht nur im 11.““ bafegtgt 8 89 daß man mehrere rstandslinien ständiger Feldbefestigungen gebildet hat, auf denen die Schlachtfelder hes Batteriestellungen und Schützengräben für den Kampf vor⸗ Fur F .- G 3 bereitet worden sind. Zur Frage der Erneuerung der Handelsverträge s höchst anschauliches Bild. man nimmt, ist habe 8. 1a der Ruhe 1ee. und es gründet 1 ie ungeheuren materiellen Arbeiten, we aufgeführt worden sind. ö sheb gräng Alles bereit, übermäßig bereit ist, hat sich nur be⸗ gt. beweisen, ob wir ebenso für den Angriff fertig sind.“ Nach⸗ dem er die Befestigungen des Plateaus von Langres und 8 Stellungen von Belfort beschrieben hat, die ihn zu Begeiste⸗

Beurtheilung der Intentionen der verhandelnden Staaten, u in dieser Beziehung stimmen alle aus München See Meldungen und Berichte darin überein, daß die Haltung der Delegirten aller betheiligten Staaten eine dem Vertrags⸗ abschlusse überaus günstige ist und daß auf allen Seiten der feste Entschluß besteht, etwa auftauchende Schwierigkeiten durch alles nur zulässige Entgegenkommen zu überwinden. Wenn aber die Negociationen in München auch weiterhin den erhofften günstigen Verlauf nehmen, so ist die Dauer der Verhandlungen doch noch für mehrere Wochen zu veranschlagen, und dieselben dürften sich auf jeden Fall bis in den Oktober hinein erstrecken. Ob nach Abschluß der Verhandlungen mit Italien jene mit der Schweiz umnmittelbar wieder aufgenommen werden, hängt in erster Linie vom schweizerischen Bundesrath ab. Die jüngste Note des offiziösen Berner „Bund“ lautet in Ansehung dieser Frage sehr conciliant, es bleibt aber abzuwarten, ob den Worten auch entsprechende Thaten folgen werden. Es scheint, daß für die zukünftige Haltung des Bundesraths die für den 18. Oktober anberaumte Volksabstimmung über den neuen Zolltarif, wenn nicht entscheidend, so doch von Einfluß sein werde. Schließlich aber wird die Schweiz unter allen Umständen den Werth guter handelspolitischer Beziehungen zu den beiden großen Nachbarreichen zu würdigen wissen, und das um so mehr, als ihr von Seite der letzteren keine weiter⸗ gehenden Konzessionen zugemuthet werden, als dieselben den EE11“ der beiden Kaiserreiche entsprechen. Wie aus elgrad gemeldet wird, beschäftigt sich die dortige Regierung mit den Vorbereitungen für die Verhandlungen Behufs Er⸗ neuerung der Handelsverträge namentlich mit Oesterreich⸗ Ungarn, und es ist dies begreiflich, da für Serbien die wirthschaftlichen Beziehungen zu unserer Monarchie von vitalem Interesse sind. Es ist wohl anzunehmen, daß diese Verhand⸗ lungen, wenn einmal eine geeignete Basis derselben gefunden ist, in nicht allzu ferner Zeit aufgenommen werden können. Vorläufig aber sind die handelspolitischen Referenten von anderweitigen Vertragsverhandlungen in Anspruch genommen und diese müssen wohl vorerst zur Entscheidung kommen.“ 1

8 Frankreich. Paris, 30. August. Der Präsident Carno t, wie „W. . B. meldet, vorgestern .“ ha welchem ein Kredit von einer Million Francs für die Opfer des Cyklons in Martinique eröffnet, sowie ein Moratorium für Wechsel und Handelsverbindlichkeiten ertheilt werden soll. Nach den letzten hier eingegangenen 1414““ 1gis EE soll die Zahl der Tod 78, der Verlust an Ei 5 illi F genthum 50 Millionen Francs Der Minister⸗Präsident de Freyeinet besuchte, wie man der „Köln. Ztg.“ mittheilt, am Freitag 8 Präsidenten Carnot, der ihn zum Frühstück bei sich behielt. Vorher hatte der Minister⸗Präsident nacheinander Besprechungen mit dem Minister des Auswärtigen Ribot und mit dem russischen Hetse . veech Mohregn heim. In Betreff des Gerüchtes von einer Reise der Kaiseri von Rußland nach Frankreich Heist es in Zeitungen zugegangenen offiziösen Mittheilung, der Großfürst Georg werde vielleicht diesen Winter wieder in Algier ver⸗ bringen; nicht ausgeschlossen sei auch, daß die Kaiserin ihn begleiten werde, doch sei in dieser Hinsicht noch nichts ent⸗ schieden. In jedem Falle würde die Kaiserin nicht als ö““ 6 1

ei der gestrigen Nachwa um Senat im D . ment Loire wurde an Stelle des E Republikaner de la Berge zum Senator gewählt. 8 Das „Journal des Débats“ veröffentlicht einen Artikel Léon Say's, worin dieser als Kompensation für den neuen Zolltarif die gänzliche Abschaffung des Octroi fordert: Gegenwärtig bezahlen 1528 französische Gemein⸗ wesen mit 12 ½ Millionen Einwohnern Verzehrungssteuer. Diese tragen für Paris und die umliegenden Ort⸗ schaften 143 Millionen, für ganz Frankreich 278 Millionen ein. Davon entfallen (nach den Zahlen von 1886) 23 Millionen auf Alkohol, 70 Millionen auf Wein, 4 ½ Mil⸗ lionen auf Apfelwein (Cidre) und etwas über 15 Millionen auf Bier, der Rest auf Lebensmittel, Brennmaterial, Vieh⸗ futter und Baumaterialien. Die französischen Reiter⸗Regimenter hahe einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“ 18 jeder 8r bahen 1 Anzahl im Feldpionierdienst ausgebildete Mannschaften, welche durch zwei Beile aus rothem Tuch auf den Aermeln des Waffenrockes oder des Dolmans kenntlich gemacht sind. Sie führen keine Karabiner, dagegen Handwerkszeug. Mit reitenden Jäger hat ein zur drei Stunden

über die Vienne in

Man verwandte

Mit Interesse werden in Frankreich die großen Manöver

ukunft vollständig durch Redouten, . rd Der Berichterstatter des „Temps“ hat iich nun diese Gegenden angesehen und entwirft von ihnen * ischau „Das Gefühl“, sagt er, „das bei einem Besuche dieser Grenze in sich auf⸗

ist das der unbedingtesten Sicherheit. Ueberall Meine Ansicht, daß für die Ver⸗

Bei den Manövern wird es sich darum handeln, zu

ung anregen, findet er, daß Alles fertig ist und daß jetzt

ügel fehlt, die die Mauern und Thürme der alten Be⸗ t

festigungskunst ersetzen.

destoweniger bietet schon die erste Lesung Anhaltspunkte zur

zwecken rung Konzentrirung übel regeln Seitens Bulgariens hervorrufen könnte, was zu ver⸗ meiden sei. Die Pforte habe schließlich Serbien aufgefordert, die Manöver im Innern, nicht an der Grenze abzuhalten.

gegenüber den Schlachtfeldern von Metz, sei anscheinend wenig gethan, aber dieser Eindruck der Vertheidigungslosigkeit halte nicht lange an, denn sobald man sich etwas weiter westwärts begebe, befinde man sich wieder inmitten der französischen Be⸗ festigungswerke. Wörtlich schreibt der „Temps“ weiter:

Sobald man sich dem hügeligen Gelände nähert, gewinnt man wieder den Eindruck der vollsten Sicherheit. Wie ungeheure Maul⸗ wurfshügel zeichnen sich an den Höhen die Vorbefestigungen von Verdun ab. Douaumont, Haundomont, Vaux, Tavannes, Moulain⸗ ville, Le Rozellier bewachen alle Eingänge zum Thale der Maas Wenn man dann den Tunnel durchschritten hat den das Fort und „die Batterien von Tavannes und zwanzig 7 „Werke überwachen, gewiant man ein Gesammtbild ü er die Stellung von Verdun, deren Anblick einzig in seiner Art ist. Das Gelände ist eintönig, nur hier und da einige Hügel eine ungeheuere Arena, deren Seitenwände von Weinbergen und Getreidefeldern gebildet werden. Ab und zu unterbrechen Hügel die Einförmigkeit des Bildes: jeder derselben ist von einem Fort gekrönt, die alle durch Batteriestellungen und aufgeworfene Schützen⸗ gräben miteinander verbunden sind und durch eine Feld⸗ eisenbahn miteinander verkehren können. Es ist furchtbar und er⸗ schrecckend.. . Neben uns auf einem runden Berge sehen wir ein Dorf, Villey⸗le⸗Sec, das ein fremdartiges Aussehen hat: es verschwindet zur Hälfte hinter einer bewaldeten Kuppe und vor ihm erheben sich sonderbare Annäherungshindernisse. Alle 20 bis 30 m sind schachbrettartig eiserne Pfähle aufgepflanzt, zwischen denen im Grase, kaum 15 ecm hoch und fast unbemerkbar, zugespitzte Eisenstäbe in den Boden eingeschlagen sind. Pfähle und Stäbe, die mehrere Linien bilden, sind miteinander durch Stacheldraht verbunden sodaß eine Art von künstlichem Dornengestrüpp gebildet wird. Ein Mann der sich da hineinwagte, würde Kleider und Haut verlieren und bei weiterem Vordringen niederstürzen und sich auf den Stäben auf⸗ spießen. Das Dorf selbst ist befestigt. Hinter den geschilderten An⸗ lagen befindet sich ein tiefer Graben mit Caponnisèren, von denen aus man die Grabensohle mit Schnellfeuer⸗Geschützen bestreichen kann. Der Zugang zum Graben ist noch außerdem durch ein Eisengatter verwehrt, das mit Stacheln versehen ist. Ich kann kaum beschreiben einen wie wenig einladenden Eindruck dieses Dorf macht⸗ Darüber aber erheben sich noch dem Blicke des Feindes verborgene Batterien und westlich zur Vervollständigung der Vertheidigung ein starkes betonnirtes Fort. Es ist eine furchtbare Vereiniaung alles dessen, was die Befestigungskunst nur erdenken konnte. Und dabei giebt es kein Geheimniß. Das Dorf liegt ganz friedlich da, und durch die Befestigungen am Rande des Grabens laufen von den Bewohnern zu ihren ländlichen Arbeiten benutzte Wege. pittoreske Festung ist mit dem übrigen Vertheidigungssystem durch Batterien und Redouten verbunden, an denen eine strategische Eisen bahn entlang läuft. Einige dieser Batterien sind selbst auf 20 Schrit 88 öö1“ können feuern, ohne daß der Feind ihre Geg rt vorher auch nur vermuthete. si Schutzräume für die Infanterie.“

Die großen Feldübungen, welche di

D 1 1 3 ie Generale Saufsier und de Miribel seit Monden vorbereitet haben, be⸗ gannen, wie dem „Hann. Cour.“ mitgetheilt wird, mit einem starken Versehen. Zwei Reiter⸗Regimenter fanden in Tho rigny, im Departement Seine⸗et⸗Marne, nichts vorbereitet kein Mensch war von ihrer Ankunft benachrichtigt. Unter⸗ dessen warteten die Einwohner von Thorigny, im Departement Yonne, vergebens auf die angesagten 1200 Reiter.

8 1 Italien. . Die „Opinione“ wendet sich, laut Meldung des „W. T.

neuerdings gegen die ungünstigen Auslassungen me 2 wärtigen Blätter über die ö“ und führt zum Beweise der Grundlosigkeit derselben aus das von den 103 Millionen statutenmäßiger Vorschüsse, die der Staatsschatz von den Emissionsinstituten zu fordern berechtigt sei, nur 70 Millionen zu Anfang Juli ein⸗ gefordert worden seien. Die Hälfte dieser 70 Millionen sei den Banken bereits zurückerstattet worden, obwohl die Monate Juli, August und September die größten Anforde⸗ rungen an den Staatsschatz mit sich brächten. Durch die Rück⸗ zahlung sei der Notenumlauf vermindert und die Metall⸗ ecung, ber EEEE“ Der Notenumlauf nung des Schatzes sei dem neuen Gesetz e ebenfalls durch Metall gedeckt. 1u““] Dem Vernehmen nach ist für den Monat November,

nach dem Eintreffen der französischen Wallfahrer, ein Konsistorium in Aussicht genommen, bei Peen der Papst dem Kardinal Rotelli den Kardinalshut aufsetzen und mehrere neue Kardinäle ernennen wird, darunter den Oberst⸗Hofmeister Ruffo Scilla und den Sekretär der Kongregation der Bischöfe Msgre. Sepiacci. Wie es heißt, wäre auch die Ernennung des früheren Unter⸗Staats⸗ flerehe E E“ in Aussicht genommen. Das Befinden des Papstes wird als fflich 5 ps s vortrefflich Luxemburg. “] Luxemburg, 29. August. Seine Königliche Hohei

,29. A . Se 1 heit der Erbgroßherzog hat sich, wie die „Lux. Ztg.“ mittheilt, gestern nach Frankfurt a. M. begeben. F

Türkei. 8 b In Folge einer bezüglichen Bemerkung der bulgarischen

Regierung hat die Pforte, wie die „Agence de Constanti⸗ nople“ meldet,

wegen der Konzentrirung serbischer Truppen an der bulgarischen Grenze zu Manöver⸗ Vorstellung bei der serbischen Regie⸗ erhoben und darauf hingewiesen, daß eine solche ausgelegt werden und Vorsichtsmaß

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Aden, es verlaute

daselbst gerüchtweise aus arabischer Quelle, daß der Aufruhr in Nemen vollkommen unterdrückt sei. ständischen Stämme seien vollständig zerstreut und die Ruhe wiederhergestellt.

Die auf⸗

1“ 8 Serbien. Die in serbischen und auewärtigen Blättern verbreiteten

Meldungen überbevorstehende Veränderungen inderdiplo matischen Vertretung Serbiens werden dem „W. T. B.“ zufolge von maßgebender Seite als bloße Muthmaßungen be⸗ elchnet⸗ obwohl eingeräumt wird, daß Aenderungen beabsichtigt des Ministeriums im Laufe der nächsten Skupschtina⸗ Session als wahrschein lich bezeichnet. 2 das Gerücht von dem bevorstehenden Rücktritt des Metro⸗ politen Michael starken Zweifeln.

Ebenso wird eine theilweise Rekonstruktion

Andererseits begegnet

Bulgarien. Sofia, 30. August. Anläßlich des morgigen Jahres⸗

Nur unmittelbar an der Grenze, Ut

ages der Thronbesteigung des Sultans hebt die Zei⸗ ung „Bulgarie“ in einem äußerst sympathisch gehaltenen Ar⸗

8 el die ausgezeichneten Eigenschaften des Sultans, die unter G seiner Regierung gemachten Fortschritte und die hohe politische

dem Wunsche hervor,

Diese

ländischer Schiffe geflüchtet.

Anschauung, von welcher seine Regierung Zeugniß ablege, mit daß die Regierung des Sultans eine lange und glückliche sein möge. Die „Agence balcanique“ erklärt die Blättermeldung, daß n einem Hause zu Sofia Kisten mit Dynamit und Re⸗ olvern und in Burgas eine aufrührerische Prokla⸗ mation und Waffen beschlagnahmt worden seien, für urchaus unrichtig und erfunden.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 29. August. Die Kronprinzessin at, wie der „Post⸗och Inr. Tidn.“ aus Schloß Tullgarn ge⸗ meldet wird, seit einigen Tagen wegen Fieber und stärkerem Katarrh das Bett hüten müssen. Heute früh war der Zustand

fieberfrei, der Katarrh aber unvermindert. Die Staatseisenbahnen vereinnahmten in den ersten Monaten dieses Jahres 13 001 644 Kronen oder

2

abgeliefert resp. 3 800 000 Kronen und 3 900 000 Kronen. Der Rittmeister bei der Leibgarde zu Pferde Freiherr Ridderstolpe hat den Auftrag erhalten, Anfangs September nach Deutschland zu reisen, um sich mit dem Remonte⸗ wesen des deutschen Heeres, besonders seiner ökonomischen

Organisation, bekannt zu machen. 1“

Dänemark. d.. 1.“ 8 Kopenhagen, 30. August. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland wohnten dem „W. T. B.“ zu⸗ folge heute mit ihren Kindern dem Gottesdienst in der russischen Kirche in Kopenhagen bei und begaben sich darauf an Bord der russischen Nacht „Polarstern“, wo 6 Frühstück eingenoemmen wurde. Der König von Schweden trifft am 1. September in Fredensbor ein und reist am Nachmittag desselben Tages wieder zurück. Der König von Schweden hat den König von Dänem ark und dessen hohe Gäste zum 5. September zu einer Hasen⸗ jagd auf der Insel Hven eingeladen. Die Einladung ist an⸗ genommen worden. Amerika.

Nach einer dem Vertreter der chilenischen

gierung in Paris vorgestern zugegangenen

amtlichen Mittheilung des Ministers des Auswärtigen Erra⸗ zuriz wurde die Stadt Valparaiso dem Admiral des deutschen Geschwaders übergeben, der dieselbe dann den Kongressisten

Iquique vom 29. d. M. traf gestern folgende De⸗ pesche über die Schlachten vor Valparaiso ein: Nach der Landung bei Valparaiso gewannen die Kongressisten zwei Schlachten, und zwar bei Concon am 22. und bei Placilla am 28. d. M. Bei Concon verloren die Truppen des Präsidenten Balmaceda 1500 Todte und Verwundete und ebensoviel Ge⸗ fangene, 14 Kanonen, 2000 Gewehre, drei Mitrailleusen und viel Munition. Bei Placilla büßten sie ihre ganze Artillerie ein, 3000 Mann wurden gefangen genommen. Nach dem Einrücken in Valparaiso bemächtigten sich die Kongreßtruppen der Schiffe „Almirante Lynch“, „Sargento Aldea“ und aller anderen Torpedoboote. Die Verluste der Kongreßtruppen sind nicht von Bedeutung. Vicuna, der designirte Nachfolger Balmaceda's, die bisherigen Minister Godoy und Banados und der Präfekt von Valparaiso Viel sind an Bord aus⸗

Nach einem Telegramm des „N. N. Herald“ aus Val⸗ paraiso vom 29. d. M. hat Santiago kapitulirt. Die Kongreßpartei hat somit einen vollständigen Sieg er⸗ rungen. Gestern in Paris eingetroffene Depeschen aus Santiaao bestätigen die vollständige Vernichtung der Armee Balmaceda's, die Kongressisten seien Herren des Landes, es herrsche vollkommene Ruhe.

Dem „N.Y. Herald“ wird ferner aus Valparaiso vom 29. d. M. gemeldet: Die Kongressisten stellten eilends die Eisen⸗ bahn von Valparaiso nach Santiago wieder her und ordneten die Konzentration der Truppen und den Transport von 4000 Mannunter General Baquedano nach Santiago an. Am frühen Morgen suchten die 1“ der Truppen Balmaceda's in Santiago indeß eine Konferenz nach, um wegen der Kapitulation zu unterhandeln. Die Kon⸗ gressisten entsandten hierzu sofort den früheren General en chef der chilenischen Armee Baquedano. Nach der Konferenz ging die Hauptstadt in die Hände der Junta der Kongressisten über, welche demnächst Offi⸗ ziere und Beamte nach Santiago schicken, eine legale provisorische Regierung bilden und das Land pacifiziren und reorganisiren wird. Die Flotte der Kongressisten lief Morgens in die Bai von Valparaiso ein. Die Mannschaft wurde enthusiastisch begrüßt. Der Chef der Junta, George Montt, zog mit der Flotte ein und übernahm alsbald die Leitung der Geschäfte, deren erstes die Kapitulation der Stadt war. Die Admirale der ausländischen Ge⸗ schwader und Martinez übernahmen die Ueber⸗ wachung der Stadt. George Montt, Martinez, die Generale und der ehemalige Gouverneur Viel traten zu einer Konferenz zusammen. Montt bestand dabei auf bedingungsloser Kapitulation, Gefangennahme der Offiziere und Soldaten und Ergebung der Civilbeamten auf Gnade und Ungnade. Martinez solle Gouverneur bleiben bis zur Ankunft der Junta von Jquique, welche die definitiven Bedingungen regeln werde. Die Kongreß⸗ truppen haben seit dem Einmarsch in Valparaiso eine be⸗ merkenswerthe Disziplin an den Tag gelegt und sind bemüht gewesen, die Ordnung aufrecht zu erhalten, was sehr schwierig war, da die Stadt von entlaufenen Soldaten und Marodeuren überfüllt ist. In den Straßen kamen häufig Zusammenstöße vor, mehrere Personen wurden getödtet, auch Brandstiftungen wurden versucht. Die fremden Admirale stellten bei den Konsulaten Marine⸗ soldaten auf, um im Nothfalle einzuschreiten. Baquedano will morgen nach Santiago abgehen. Ueber den Verbleib Balmaceda's ist nichts bekannt, man glaubt, er werde versuchen, seinen Weg über die Anden zu nehmen. Die Junta der Fongtessisten hat Schritte gethan, um die 30 Tonnen Metallgeld, welche dem Staatsschatz durch Balma⸗ ceda entzogen und durch ein englisches Schiff fortgebracht waren, wieder zu erlangen. Montt erklärt, daß alle Arrangements bis zum Eintreffen der Junta in Valparaiso

nur provisorische seien.

Aus Buenos⸗Aires wird der New⸗

das Klubhaus der Union Civica angegriffen haben. Das Militär wurde herbeigezogen und die Ruhe erst wieder hergestellt, nachdem 6 vom Pöbel getödtet und 20 verwundet waren. Die Soldaten verloren einen Todten und 9 Ver⸗ wundete. Jetzt herrscht Ruhe. Das Militär patrouillirt jedoch noch immer die Straßen ab, da man weitere Ordnungs⸗ störungen befürchtet.

Kunst und Wissenschaft.

Zu der in Nr. 203 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gebrachten Nachricht von der bevorstehenden Ueberführung eines onuments für Kaiser Friedrich III von Lucca nach Deutschland, bemerkt die „Nat.⸗Ztg.“: Es handelt sich um das von Prof. R. Begas für das Mausoleum Kaiser Friedrich's modellirte und in Ser⸗ ravezza bei Lucca in Marmor übertragene Grabdenkmal des Verstorbenen. Das Denkmal hat die Form eines Sarkophags, der sich in seiner Formgebung jenem als Meisterwerk viel gerühmten Grabdenkmal des Kardinals Tavera in To⸗ ledo anschließt. Die von Adlern mit geschlossenen Flügeln flankirten Seiten weisen Reliefs auf: an der oberen Schmalseite das von den Kroninsignien umgebene Wappen des Herrschers, an den beiden Langseiten ideale Gruppenbilder, welche das in Frieden und Krieg reich bewegte Schaffen und Wirken des Kaisers schildern. Von diesem in farbigem Marmor ausgeführten Kunstwerk hebt sich die Gestalt des Entschlafenen in weißem karrarischen Marmor ab. Auf dem Feldmantel liegt der Held hingestreckt im Waffenrock seiner Kürassiere, die Brust geschützt mit dem prächtigen Küraß, auf welchem die Kette des Schwarzen Adler⸗Ordens sichtbar ist. Im linken Arme ruht der Pallasch, während die Hände unter der Brust gekreuzt sind und den Lorbeerkranz von Wörth halten jenes Ruhmeszeichen, welches ihm Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich auf das Sterbelager und später in den Sarg legte. Auf dem nach vorn gebeugten Haupte des Entschlafenen ruht ein Schimmer der Ver⸗ klärung. Zu Füßen der herrlichen Gestalt breitet sich der Kaiserliche Hermelin aus, in schweren Falten über die untere Schmalseite des Sarkophages hinüberfallend. Schon im Gipsabguß ließ sich erkennen, daß der Künstler ein Meisterwerk geschaffen, welches mit ergreifender Gewalt zu eines Jeden Herzen redet. In Marmor wird sich der Eindruck nur noch steigern

Der Geheime Regieruags⸗Rath, Professor Dr. Heinrich von Treitschke, welcher sich zu Anfang dieses Monats von hier nach Thüringen und in die Behandlung des Dr. Köllner bei Eisenach be⸗ geben hatte, ist, wie die „N. Pr. 3.“ mittheilt, neu gestärkt hier wieder eingetroffen. Der Gelehrte mußte bekanntlich im diesjährigen

Sommersemester seine Vorlesungen an der Universität eines Augen⸗ leidens wegen unterbrechen Anspruch nehmen. seitigt anzusehen.

und schon damals ärztliche Hülfe in Das Leiden selbst ist nunmehr als vollständig be⸗

Theater und Musik.

Berliner Theater. 8

„Julius Cäsar“ von Shakespeare eröffnete am Sonn⸗ abend die Winterspielzeit und wurde von dem gut besetzten Hause mit warmer Anerkennung aufgenommen. Die vortreffliche Inscenirung dieses Stückes, besonders die lebendige und natürliche Darstellung der Volksmassen, ist von den früheren Vorstellungen an dieser Bühne bekannt, verdient aber doch immer wieder lobend hervorgehoben zu werden. Abgesehen von dem Kriegsgewühl, bei dem die allerdings gebotene Vorsicht im Umgang mit Waffen durch Mangel an Lebendig⸗ keit zu sehr hervortritt, ist es nicht wohl möglich, das Auftreten des Volkes auf der Bühne natürlicher zu gestalten, als es hier geschah. Die Rolle des Marcus Antonius wurde von einem augenscheinlich noch jungen talentvollen Künstler Hrn. Waldemar Robert zum ersten Mal gegeben. Durch seine äußere Erscheinung, wie durch seine schauspielerischen Gaben errang er, besonders durch seine Rede an das Volk an der Leiche des ermordeten Cäsar, leb⸗ haftesten Beifall, obwohl seine Stimme nicht mächtig genug und darum nicht ausreichend für einen Volksredner erscheint und er des⸗ halb in dieser Rolle als ein gleichwerthiger Ersatz für Hrn. Barnay⸗ nicht angesehen werden kann. Cassius und Casca fanden in den Hrrn. Ludwig Stahl und Ferdinand Suske gute Vertreter. Die Besetzung der übrigen Hauptrollen befand sich in den bewährten Händen der Damen Nuscha Butze und Martha Baumgart als Portia und Calpurnia, und der Hrrn. Franz Jacobi und Arthur Kraußneck als Cäsar und Brutus. In kleineren Rollen thaten die erstmalig auftretenden Damen und Herren Elly Lindner, Alma Rügheimer, Hans Johannes, Gustav Lorenz und Carl Bögel vollkommen ihre Schuldigkeit. Zu einem abschließen⸗ den Urtheil boten diese Leistungen jedoch keine genügende Gelegenheit.

Lessing⸗Theater.

Die erste Aufführung des Schauspiels „Falsche Heilige“,

welches Oscar Blumenthal nach einem englischen Drama A. W. inero's frei bearbeitet hat, fand am Sonnabend eine recht bei⸗ ällige Aufnahme. ““

Der Verfasser zieht in seinem Werke als Kämpfer für Recht und Tugend gegen die seit Dumas’ „Kameliendame“ herrschende über⸗ spannte und thränenreiche Gefühlsschwelgerei zu Felde, welche aus der gestrauchelten Tugend eine Märtyrerin und Heldin erschaffen wollte, die zu erlösen die edelsten Seelen und großmüthigsten Herzen gerade gut genug seien Die Ansicht, daß an solche schönen Sünderinnen Gefühl und Geist unnütz verschwendet werden, sucht der Dichter durch seine falsche Heilige, Marguerite Barthet, zu illustriren, welche das Unglück gehabt hat, den Schwüren eines Elenden, Gaston von Triseuil, zu vertrauen. Gaston verläßt die Geliebte, um seine Vermögensverhält⸗⸗ nisse durch die Heirath mit einem reichen Mädchen aufzubessern. Marguerite, die ihre wohlbegründeten Ansprüche nicht erkämpfen kann, sinnt auf Rache; sie drängt sich als Gesellschafterin in das Haus des neuvermählten Paares, um den Hausherrn durch ihren Anblick in Furcht und Schrecken zu versetzen, da ein Wort von ihr das junge Eheglück zerstören kann. Das Gefühl der Rache tritt aber in den Hintergrund, als ihr in der ehrenhaften Zuneigung des Bruders der jungen Frau ein Mittel geboten wird, sich nicht nur in der Ge⸗ sellschaft zu rehabilitiren, sondern sich auch die materiellen Freuden des Daseins zu erkaufen. Als ihr diese Aussicht durch das Da⸗ zwischentreten der tugendhaften jungen Frau zerstört wird, schleudert sie ihr die vernichtende Anklage gegen ihren Gatten ins Gesicht, um dann aufs Neue ihre Netze auszuwerfen, in denen sich wirklich ein reicher Schotte unrettbar verstrickk. Diese Marguerite, wie der Verfasser sie hinstellt, ist gar wenig liebenswerth; das barmherzige Mitgefühl wird ihr zumeist versagt, weil sie sich als eine herzlose Intrigantin entpuppt, die mit kalter Berechnung zur Erlangung glänzender äußerer Vortheile ihre Ränke spinnt und die mit scharfem Geist sogar ihr Unglück zum Werkzeuge und Mittel ihres Erfolges stempelt. Wenn man den Charakter in der Nähe besieht, so gehört Marguerite zu der ganz alltäglichen Klasse von gewöhnlichen, aber muthigen Personen, welche trotz mancher Niederlage hartnäckig mit allen gesetzlich nicht unerlaubten Müteln nach Reichthum und Ansehen streben. Es ist nur schade, daß Marguerite nicht intensiv als der ausgemachte Bösewicht dasteht, wie es der Dichter offenbar gewollt hat, da die meisten handelnden Personen des Stückes durchaus nicht sittlich höher, aber an Intelligenz tiefer stehen als die Heldin. Da ist der elende Verführer und dann ausnehmend glückliche Ehemann, der seine Ehe nur des Geldes wegen schließt, das Haupt noch schwer von den Trinkgelagen des vorangehenden Abends; da ist sein Freund, der elegante, gealterte Lebemann Graf Chavigny, der sich eben von seiner zweiten Frau scheiden läßt, weil er kein Talent zur Ehe hat; da ist der alte Ad⸗ vokat, der sein Mündel verheirathet, nur um seiner Onkelpflichten ledig zu sein und ungehindert in den Klub gehen zu können; da ist

da ist endlich ihre Tochter Angèle, welche bereit ist, um des lieben Geldes willen ganz gehorsam die dritte Frau des alten, aber reichen Chavigny zu werden, den sie aber, da sie noch zeitig genug einen jungen, reichen Mann entdeckt, entbehren kann. Der streng tugendhafte Bénoit spielt eine zu unbedeutende Rolle, um diesem Berg von Herzlosigkeit und Gedankenlosigkeit gegenüber von Gewicht zu sein. Die beiden guten Menschenkinder, die junge Frau Jeanne und ihr Bruder Roger, ermangeln in bedenklicher Weise der Weltklugheit und eines festgefügten Charakters; denn Roger, der mit genauer Noth den Schlingen der Marguerite entgeht, fällt der kleinen Glücks⸗ jägerin Angsle zur Beute. Und Jeanne, die liebenswürdige, engelhaft gute Jeanne, giebt in ihrer selbstlosen Liebe zu Gaston ihr eigenes Werthgefühl in dem Geständniß preis, daß sie es natürlich fand, daß Gaston nur ihres Reichthums wegen ihr Gatte geworden sei. Die Tugendheldin voller Ideale, die jeden Sünder aus ihrem reinen Hause hinausweist, selbst den Gatten, zerstört die Annahme, daß in ihr eine hohe, keusche Heldenseele wohne, schließlich gründlich, als sie auf das freundschaftliche Zureden des eleganten und galanten Grafen Chavigny verzeihend ihrem Gaston in die Arme sinkt. Auf eine warme liebe⸗ volle Theilnahme bat keine der handelnden Personen Anspruch, da es ihnen ebensowohl an Größe der Seele und an Gemüth wie an siegen⸗ der Anmuth des Herzens und lebenswahrer Empfindung gebricht. Der Verfasser hat es trotzdem verstanden, seine Figuren scenisch so geschickt zu verwenden, in ihren Handlungen wohlberechnete und kluge Schachzüge zur Erscheinung zu bringen, daß die tralische Wirkung eine sehr bedeutende ist. Der Schluß des zweiten Aktes, an welchem die glückliche Jeanne ihrem Gatten ein zärtliches Lebewohl vom Fenster aus nachflüͤstert, während das Unheil in der dunklen Gestalt Marguerite's ins Zimmer tritt, ist mit über⸗ raschender Findigkeit erdacht, und ebenso der Abschluß des dritten Aktes, in welchem die Katastrophe zum Ausbruch kommt und Jeanne ihren angebeteten Gatten hinausweist. Trotz des Ernstes des eigent⸗ lichen Konflikts sind heitere Scenen, feinsinnige, geistvolle Be⸗ merkungen, scharf geschliffene, aber auch manchmal grobkörnige Witze und Wortspiele in reicher Zahl eingestreut, welche die Zuhörer an⸗ genehm anregen und fesseln. Das Thema laͤßt in Bezug auf die Er⸗ findung und Ausführung erkennen, daß es sich um eine möglichst getreue Nachahmung der Pariser Sittenbilder handelt; diesem Zwecke entspricht es, daß die handelnden Personen als dem Pariser Boden ent⸗ sprossen gedacht werden, worauf die Namen und der Ort der Handlung hinweisen. Um die Darstellung machten sich die älteren und in hervor⸗ ragendem Maße, auch die neu angeworbenen Mitglieder verdient. Frl. Reisenhofer entfaltete als falsche Heilige den bestrickenden Zauber ihres Wesens, der sich in der zärtlich einschmeichelnden Stimme, der reuigen Demuth der Miene ebenso offenbarte, wie in der dämonischen Raserei der um die Frucht ihrer Mühen betrogenen Abenteurerin. Für die unschuldige junge Frau fand Frl. Minow in Freude und Leid einen rührenden, wenn auch noch manchmal etwas unfreien Ausdruck. Fr. von Pöllnitz als neidische und habsüchtige alte Schwätzerin wirkte sehr ergötzlich durch die selbstzufriedene Unbe⸗ fangenheit ihres Spiels. Hr. Klein stattete seinen weltklugen Lebe⸗ und Genußmenschen mit vielen behaglichen und interessanten Zügen aus und brachte seine weisen Sprüchlein und die in Maximen und Paradoxen kurz zusammengefaßte Lebensweisheit mit liebenswürdiger Leichtigkeit und Natürlichkeit vor. Den zweifelhaften Ehemann Gaston spielte Hr. Sauer sehr geschickt, er vermochte sogar der Figur einen einigermaßen sympathischen Anstrich zu verleihen. Als jugendlicher Liebhaber trat Hr. Schönfeld in der Rolle des Roger auf, aus der er freilich mehr einen guten Jungen als einen leidenschaftlichen Liebhaber, aber durchaus nicht zum Nach⸗ theil der Rolle, machte. Hr. Brandt führte sich an der neuen Stätte seines Wirkens als strenger Tugendheld und entsagungsvoller Liebhaber recht gut ein.

Die Darsteller ernteten nach jedem Akt reiche und wohlverdiente Anerkennung. Außer ihnen wurde auch Hr. Blumenthal als Bearbeiter oder vielmehr „Umdichter“ des Schauspiels mehrfach her⸗

vorgerufen. Residenz⸗Theater.

In der vorgestrigen ersten Vorstellung nach den Ferien fand die Wiederaufnahme des Schauspiels „Frou⸗Frou“ von Henry Meilhac und Ludovic Halévy unter dem Beifall des gut besetzten Hauses statt. Das „Pariser Sittenbild“ konnte einen Maßstab für das Wesen der Pariser Gesellschaft zur Zeit der Entstehung des Dramas unmöglich abgeben, dazu ist der Kreis der handelnden Personen zu eng begrenzt und der springende Punkt der Handlung zu sehr ein allgemein menschlichr. Das Stück macht vielmehr den Ein⸗ druck des Versuches einer dramatischen allgemeingültigen Lösung eines psychologischen Problems, und aus diesem Grunde hat es seine stark dramatische Wirkung noch nicht eingebüßt. Da sind zwei Schwestern aus vornehmem, reichem Hause; die Mutter ist bereits gestorben; der Vater, ein gutmüthiger Lebemann, findet neben seinen leichtfertigen Vergnügungen nicht die Zeit, sich mit dem Glück seiner Kinder zu beschäftigen. Die jüngere Schwester Gilberte wird wegen ihres fröhlichen Jugendmuthes und leichten Herzens „Frou⸗Frou“ genannt, die ältere, Louise, ist von ernsterem und nach⸗ denklicherem Wesen. Den Mädchen gegenüber stehen zwei Freier, der ernste, aber gesellschaftlich unbeholfene Diplomat Henri von Sartory und der leichtlebige junge Graf Paul von Valreas, der nur seinen Neigungen folgt und Vergnügungen nachgeht, die ihm sein Reichthum erlaubt und sein Rang nicht verbietet. Beide Freier bewerben sich um die Hand Frou⸗Frou's. Henri von Sartory bittet die ältere Schwester Louise, bei der jüngeren Fürsprecherin für ihn zu sein, und Louise, die eine wahrhafte starke Liebe zu diesem Mann still im Herzen hegt, besitzt die große Seele, dem Wunsche aufrichtig zu entsprechen. So wird Frou⸗Frou die Gattin des Mannes, den sie zwar schätzt und achtet, aber nicht liebt. Nachdem so die gleichsam mathematischen Menschengrößen zu einander in Beziehung gesetzt sind, wird die Lösung gesucht, die diesmal eine Bestätigung der Formel von der poetischen und moralischen Gerechtigkeit bildet. Frou⸗Frou wird keine echte Hausfrau, sie bleibt unbesonnen und zu harmlosen Tändeleien geneigt, die der Gatte mit schwerem Herzen sieht, aber in unmännlicher Schwachheit duldet. Schon ist der Graf von Valre as im Hause des Herrn von Sartory aufgetaucht und nun tritt, den Bitten beider Gatten endlich nachgebend, auch Louise ins Haus und findet sich schnell in alle die Pflichten, die als Repräsen⸗ tantin des Hauses und Mutter ihres kleinen Sohnes Gilberte (Frou⸗ Frou) unerfüllt ließ. Aber es kommt ein Augenblick, wo Gilberte den Ernst der Lage erkennt, wo sie gewahr wird, daß sie im Hause und ihrem Gatten überflüssig geworden ist. Eine heftige, leidenschaftliche Scene zwischen den Schwestern endet mit der Er⸗ klärung Gilberte's, daß sie den Grafen von Valreas liebe; sie ver⸗ läßt das Haus ihres Mannes und flieht mit dem Grafen. Der Gatte folgt ihnen, tödtet den Räuber seiner Frau, und Frou⸗Frou findet nach langer reumüthiger Buße in der Sterbestunde die Kraft, in das Haus ihres Gatten zurückzukehren, zu seinen Füßen Verzeihung zu erflehen und zu erlangen; die Sterbende legt die Hände des Gatten und Louisen's in einander. 84

Man kann diese Lösung des Problems durchaus logisch finden und doch bestreiten, daß die Menschen, wie sie in dem Stück vor uns erscheinen, lebenswahre Gestalten sind. Henri, der als ein bedeutender Mensch, der einzige Mann voa Charakter und strengen Grundsätzen in dem Stück, ernst und bieder gezeichnet wird, kann nicht zugleich als ein so nachgiebiger Schwächling gedacht werden, wie er es in dem Stück thatsächlich ist; einer Frou⸗Fron, dem gutherzigen, verhätschelten Kind und Weib, das immer unselbständig gewesen ist, wird man den plötzlichen Entschluß zum Bösen nicht zutrauen und auch die andern Charaktere sind nicht einheitlich abgestimmt. Die dramatische Wirkung des Stückes ist nichtsdestoweniger eine große, wenn die Dar⸗ stellung sich ihrer Aufgabe gewachsen zeigt, und das war vorgestern im Wesentlichen der Fall.

Die Titelrolle wurde von Frl. Grete Risa. temperamentvoll ünd in den ersten Akten mit frohsinniger Laune gespielt, auch mit der

die boshafte Frau von Barbusson, welche sich gern von ihren Freun⸗

Argentinien.

ü in Corrientes Yorker „World“ gemeldet, daß in C0

den zu Tisch einladen läßt, um ihren eigenen Geldbeutel zu schonen;

unheilschwangeren Stimmung, die über dem vierten Akt lagert, brachte die Darstellerin ihr Wesen sehr geschickt in Uebereinstimmung; weniger