, Der Prophet“ im Kroll'schen Theater zu veranstalten, während
wirksam erschien sie in der leidenschaftlichen Scene mit der Schwester vor der Flucht. Frl. Marie Güstinger, die die ältere Schwester Louise gab, ist eine geschickte Schauspielerin, der die Töne eines reichen inneren Lebens zu Gebote stehen; sie hat vorgestern weibliche Zurück⸗ haltung und Selbstlosigkeit im Verein mit seelenvoller Hingebung wirksam zum Ausdruck gebracht. Hr. Reicher, der den unglücklichen Henri von Sartory darstellte, bewies seine bewährte Künstlerschaft in der Einheitlichkeit der Auffassung seiner Rolle, die den vornehmen Grundzug des Charakters auch in den schwachen Momenten nicht ver⸗ missen ließ. Den ältlichen Lebemann Brigard verkörperte Hr. Pansa mit Laune und so glaubwürdig als es die vorgeschriebene Rolle zuläßt. Der Graf Valreas wurde von Hrn. Richard Georg mit Ver⸗ ständniß und Geschick wiedergegeben, doch hätte der Darsteller seinen Gefühlen gelegentlich etwas feuriger Ausdruck geben dürfen. kleineren Rollen leisteten die Herren Reusch und Pagay sowie die Damen Olga Blum, Sophie Berg und Agnes Drucker Anerkennenswerthes.
In der Vorstellung von „Tristan und Isolde“ am Mittwoch im Königlichen Opernhause wird Fr. Sucher zum ersten Male nach den Ferien wieder auftreten. In dem Werk sind Fr. Staudigl, die Hrrn. Gudehus, Betz und Mödlinger beschäftigt. — In der Vor⸗ stellung der Oper „Martha“ am Donnerstag treten die Damen Herzog 8n Rothauser, die Hrrn. Rothmühl und Krolop auf. — Die General⸗ Intendantür der Königlichen Schauspiele hat Hrn. Direktor Engel die Erlaubniß ertheilt, am 4. September zur Vorfeier des hundertsten Geburtstages Meyerbeer's eine Aufführung der Oper
an dem Gedenktage selbst (Sonnabend) „Robert der Teufel“ neu einstudirt und neu in Scene gesetzt im Königlichen Opernhause zur Darstellung gelangt.
„Für die Sinfonie⸗Abende der Königlichen Kapelle im Königlichen Opernhause (erster Cyklus) sind der 2. und 18. Oktober, der 2. November, der 4. und 16. Dezember und der 7. Januar bestimmt worden. Am 4. Dezember, dem Vorabend von Mozart's hundertstem Sterbetage, werden nur Mozart'sche, am 16. Dezember, dem Vorabend von Beethoven's Geburtstage, nur Beethoven; sche Werke zu Gehör gelangen. Sämmtliche Sinfonien Beethoven’s sollen im Laufe der Concerte vorgeführt werden. Nach⸗ dem Hr. Kapellmeister Kahl aus Gesundheitsrücksichten von der Mit⸗ leitung der genannten Concerte zurückgetreten, werden sie von den Kapellmeistern Sucher und Weingartner geleitet werden.
Das Schauspiel „Falsche Heilige“ im Lessing⸗Theater ist
auch von mehreren auswärtigen Bühnen als Eröffnungs⸗Vorstellung in Aussicht genommen. Demnächst wird das Werk am Deutschen Volks⸗Theater in Wien gegeben werden. Die nächsten Wieder⸗ Fef2 finden morgen, am Donnerstag, Sonnabend und Sonn⸗ ag statt. Die Direktion des Wallner⸗Theaters hat anstatt der bisher üblichen Theaterzettel ein neues Abend⸗Programm eingeführt. Dieses Programm, in Oktavbuchform geheftet, ist sehr gut ausgestattet und bringt außer dem Verzeichniß der Rollen kleine Theaternotizen sowie Geschäftsempfehlungen biesiger Firmen.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater werden die Aufführungen des „Alten Dessauer's“ in dieser Woche durch Vor⸗ stellungen von Offenbach's „Orpheus“ und Suppé's „Boccaccio“ unterbrochen. Am Mittwoch geht „Orpheus in der Unterwelt“ in Scene, während am Sonnabend neu einstudirt „Boccaccio“ zur Dar⸗ stellung gelangt. r1I1“X“ Kroll tritt Fr. Moran⸗Olden am Mittwoch als Gräfin in „Figaro's Hochzeit“ auf; Francesco d'Andrade am Donnerstag als Renato im „Maskenball“, während für Freitag zur Vorfeier von Mevyerbeer's hundertjährigem Geburtstag die Aufführung des „Prophet mit Emil Götze in der Titelpartie und Fr. Moran⸗Olden als Fides in Scene geht.
Im Belle⸗Alliance⸗Theater ist auch in der verflossenen Woche „Zung Deutschland zur See“ mehrmals vor ausverkauften
Mannigfaltiges.
Am Sedantage werden die städtischen Bureaux und Kassen, mit Ausnahme des Central⸗Bureaus, welches zur Ent⸗ dee ac n. von wichtigen Sachen bis 4 Uhr Nachmittags geöffnet leibt, bereits um 1 Uhr Nachmittags geschlossen. Auch die städti⸗ Tet ee g werden am Sedantage um 1 Uhr Nachmittags geschlossen.
Dem Präsidenten der physikalisch⸗technischen Reichsanstalt, Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Hermann von Helmholtz, welcher heute in Maria de Campillo im oberen Sarca⸗Thal in ländlicher Abge⸗ schiedenheit den siebzigsten Geburtstag feiert, sind aus den Kreisen der Berliner Gelehrtenwelt zahlreiche Glückwunschtelegramme übermittelt worven. Die offizielle Feier des Geburtstages ist, wie gemeldet, auf den 2. November verschoben worden, an welchem Tage auch die Ueberreichung der Adressen und Ehrengaben stattfinden wird. Für die Helmholtz⸗Stiftung sind bereits über 45 000 ℳ ein⸗ gegangen. An der Stiftung haben sich Gelehrte und Freunde der Wissen⸗ schaft aus allen Nationen hetheiligt. Dem internationalen Charakter der Spende entsprechend, wird auch die Verwendung international ge⸗ regelt werden. Mit der Festsetzung des Statuts der Stiftung ist die Akademie der Wissenschaften betraut worden, welche am 2. Oktober nach Ablauf der Ferien wieder zusammentreten wird. Aus den Zinsen der Stiftung will man die Kosten der Her⸗ stellung der Helmholtz⸗Medaille bestreiten, welche alle zwei oder drei Jahre zur Vertheilung kommen soll als Auszeichnung für den Ge⸗ lehrten, der auf dem Gebiete der Physik in der Zwischenzeit anerkannter⸗ maßen die größte Forschung gemacht hat Die erste dieser Medaillen erhält Hr. von Helmholtz selbst. Man schafft mit dieser Medaille eine ähn⸗ liche Einrichtung, wie sie bezüglich der Copley⸗Medaille in England besteht. Aus der Stiftung werden außerdem auch die Kosten der Büste bestritten, welche Hr. Hildebrandt meißelt und die der Voll⸗ endung sich nähert. Für die Festtage im November ist außer dem Kommers auch ein Festmahl geplant. Wie „W. T. B.“ meldet, hat der König von Schweden und Norwegen Herrn von Helmholtz anläßlich seines 70 jährigen Geburtstages das Groß⸗ kreuz des Nordstern⸗Ordens verliehen. Die Stadt Potsdam hat den Gefeierten zum Ehrenbürger ernannt. “
Wien, 26. August. Der Münchener „Allg. Ztg.“ wird ge⸗ schrieben: Schloß Schwarzenau in Nieederösterreich, welches Kaiser Wilhelm Anfangs September bkei den Kaisermanövern beherbergen wird, ist eines der anmuthigsten Denkmäler der Donau⸗ gebiete aus der Zeit der Renaissance. Sein Bau fällt ins Jahr 1590, also in die Kunstepoche des älteren Theils des Heidelberger Schlosses; es ist ein Denkmal der Macht und des großen Sinnes des protestantischen österreichischen Adels. Die angesehenste Familie Oesterreichs nördlich von der Donau waren damals die Herren von Strein; Gabriel von Strein erbaute das prächtige Schloß Schwarzenau als Hauptsitz des Geschlechts. Doch kaum war es erbaut, so brach der Sturm los; Heinrich Georg „von Strein mit 30 Rittern wurden in die Acht erklärt, seine Güter eingezogen. Wohl erhielt seine Gattin Anna Schwarzenau gegen Bezahlung von 80 000 Fl. wieder zurück, aber ihre Familie konnte sich nicht mehr recht erholen, und 1667 starb der letzte Sprosse, wenn auch als Kaiserlicher General, so doch ver⸗ armt. Ein ausgewanderter Zweig der Familie trieb indessen in Hessen in den Freiherren von Schwarzenau frische Sprossen. Das Schloß selbst kam in die Hände der Freiherren von Thavonat, deren Erbin sich mit dem Grafen von Polhaim vermählte. Als nach dem dreißigjährigen Kriege und nach den Türkenkriegen die Kunst in den österreichischen Landen wieder aufblühte, wurde Schwarzenau von seinen Besitzern mit allem Prunk des Barockstils im Innern aus⸗ geschmückt. Zwischen 1730 und 1760, zur Zeit, da sich auch die großen österreichischen Klöster in neuem architektonischen Glanz er⸗ hoben, verwendete der „Meister von Zwettl“, der dieses Stifts Bau⸗ meister geworden war, seine reiche Phantasie zur Schaffung der inneren Prunkräume des Schlosses. Das achteckige Thurmzimmer, das zum Schlafgemach Kaiser Wilhelm's bestimmt ist, ist ein Meisterwerk der Rococodekoration. Auf dem Kamin thront der blitzschleudernde Zeus und in den Rippen der Decke ist in vielerlei Gestalten Amor abgebildet: als Schütz, als Schmied, als Brief⸗ träger u. s. w. Nach mannigfachem Besitzwechsel gelangte das Schloß in unserer Zeit in das Eigenthum Alfred Skene's, des großen mährischen Fabrikanten, dessen Schwiegersohn, Freiherr von Wid⸗ mann, jetzt der Herr des Schlosses ist. Von ihm ist Alles daran gesetzt, um die beiden Kaiserlichen Gäste würdig zu empfangen. Zimmerleute und andere Handwerker sind seit Wochen beschäftigt, um Alles aufs Prächtigste anzuordnen. Schwarzenau liegt eben im Mittel⸗ punkt des Gebiets, in welchem zwei Armee⸗Corps gegen einander operiren und die Taktik des rauchlosen Pulvers erproben sollen.
——
Wetterbericht vom 31. August, Morgens 8 Uhr.
Stationen. Wind. Wetter.
d. Meeressp red. in Millim
Bar. auf 0 Gr Temperatur
u.
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2 bedeckt
6 bedeckt
1 halh bed.
2 wolkig still Nebel still wolkenlos WNW I halb bed. W 1 wolkig
Mullaghmore 7 Aberdeen. 740 Christiansund 759 Kopenhagen. 761 Stockholm. 761
aparanda. 758
t. Petersburg 759 Moskau. . 760
Cork, Queens⸗ town 1748 4 Regen 760 G 4 Regen 759 759 amburg. . 760 winemünde 762 Neufahrwasser 763 Memel 763
Schauspielhaus. von Heilbronn.
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Anfang 7 Uohr.
22=S — in o Celsius 290nnghedo 50 C. = 40 R.
Anfang 6 ½ Uhr. Schauspielhaus.
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7 Uhr.
2 bedeckt
—6—6,ööv;I EOOUU
5 wolkenlos 2wolkenlos 2 wolkig still wolkig 3 bedeckt 1¹) 1 Regen 3 wolkig still heiter 1 bedeckt
3 woltig 1 wolkig
1 bedeckt
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Peris u“ 761 Münster... 759 Karlsruhe. . 760 Wiesbaden. 760 München . 761 Chemnitz. 761 Berlin 761 IIIII 61 Breslau 7762 Ile d'Aix.. 760 F. 761 q1111“
1) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.
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Anfang 7 Uhr.
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Schottland erschienen und hat seinen Wirkungskreis bereits über die Britischen Inseln und das Nordsee⸗ gebiet ausgebreitet, sodaß wieder trübes Wetter mit Regenfällen zunächst für das nordwestliche Deutsch⸗ land in Aussicht steht. In Deutschland herrscht zur
Donnerstag:
rung; nur zu Chemnitz und Grünberg fällt Regen; Hierauf: Die Temperaturverhältnisse haben sich 1
land wenig geändert; durchschnittlich liegt daselbst von die Temperatur etwas unter der normalen. In Anfang 7 Uhr.
Süddeutschland fanden stellenweise Gewitter statt.
eutsche S ““ G 8
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 166. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Goethe’'schen Romans: jahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Kahl.
spiel in 5 Aufzügen von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Mittwoch: Opernbaus. 167. Vorstellung. Tristan und Isolde in 3 Akten von Richard Wagner. burg.
Barnhelm, oder: in 5 Aufzügen von G. E. Lessing. (Minna: Frl. Tondeur; Werner:
Deutsches Theater. Vorstellung. Zum 1. Male: Wildfeuer. Lustspiel in 5 Aufzügen von Friedrich Halm. Anfang 7 Uhr. Maskenball. Mittwoch: Wildfeuer. Donnerstag: Die Kinder der Excellenz.
Berliner Theater. Dienstag: Julins Cäsar.
Mittwoch: Neu einstudirt. Donnerstag: Der Hüttenbesitzer.
Tessing-Theater. Dienstag: Falsche Heilige. Schauspiel in 4 Akten, nach A. W. Pinero, frei kbbearbeitet von Oskar Blumenthal. Anfang 7 ½ Uhr. Ein ziemlich, tiefes Minimum ist westlich von spieeittwoch., Neu einstudirt: Cyhri⸗
Falsche
Wallner-Theater. Dienstag: Ihre Familie. Zeit ruhige, vorwiegend heitere und trockene Witte⸗ Volksstück gn 8. von Stinde und Engels.
um 5. in Deutsch⸗ Iina. Musikalisch⸗parodistischer Scherz in 1 Akt Max Kraemer.
Mittwoch und fol
Dienstag: Zum 18. Male:
O. Findeisen. Text mit Benutzung des Anfang 7 ½ Uhr. „Wilhelm Meister's Lehr⸗
geöffnet.
Anfang 7 Uhr.
173. Vorstellung. Das Käthchen Großes historisches Ritterschau⸗ Heinrich von Kleist. burg. Pariser
Dienstag: Sittenbild
Mauthner. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch u. folg. Tage: 1 m . v. as Soldatenglück. Lustspie Kroll's Theater.
Hr. Blencke, als Debüt.) Anfang Oper in 4 Akten von
Mittwoch: Gastspiel der Fr.
Die Hochzeit des Figaro.
Dienstag: Eröffnungs⸗
Abends bei brillanter
Belle-Alliance-Theater.
Ein Tropfen Gift. siten, Beleuchtungseffecten ꝛc.
Cyprienne. Lust⸗
sämmtlicher Speztalitäten.
Heilige. des ganzen Garten⸗Etablissements.
Ubr Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Male: Cavalleria Bero- Adolph Ernst-Theater.
Musik von Bogumil Zepler. g. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Depeschen.
Danzia, 31. August. (W. T. B.) Nach einer gestern Abend stattgehabten Begrüßungsfeier, bei welcher der Bürger⸗ meister Dr. Baumbach die Theilnehmer an dem Katholikentag im Namen der Stadt begrüßte mit dem Wunsche, daß die Ver⸗ handlungen in dem hier herrschenden Geiste der Toleranz geführt werden möchten, wurde heute der deutsche Katho⸗ likentag eröffnet. Derselbe wählte den Grafen von Rech⸗ berg und Rothenlöwen zum Präsidenten und den 1, mann Walther⸗Erfurt zum Vize⸗Präsidenten. Graf Kwilecki verlas ein päpstliches Schreiben, welches der Ver⸗ sammlung den apostolischen Segen ertheilt; das Schreiben wurde telegraphisch beantwortet. Hierauf wurden Sektionen gebildet. Unter den Anwesenden befinden sich: Bischof Dr. Redner von Kulm, die Abgeordneten Freiherr von Schorlemer⸗ Alst, Freiherr von Heereman, Graf Ballestrem, Fürst Löwen⸗ stein, Prinz Salm⸗Salm, Graf Anton Stolberg und Freiherr von Droste⸗Vischering.
Schwerin, 31. August. (W. T. B.) In dem Befinden des Großherzogs ist ein Zustand der Besserung wahr nehmbar. Die Augenlähmung ist geschwunden, die Sprache etwas deutlicher. Die Athemnoth hat sich vermindert. In⸗ Bezug auf die sonst affizirten Körpertheile ist keine Verände⸗ rung eingetreten.
Wien, 31. August. (W. T. B.) Der internationale Sagatenmarkt ist heute unter Vorsitz des Präsidenten Naschauer (Wien) und der Vize⸗Präsidenten Wyngaert (Berlin) und Brenningr (München) eröffnet worden. Der Präsident hielt eine Ansprache, in welcher er das Gelingen der Handelsvertragsver⸗ handlungen zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn und die Einleitung der Verhandlungen mit Italien und der Schweiz auf das Lebhafteste begrüßte. Im Laufe der gegenwärtigen Campagne müsse man frreeilich noch mit den bisherigen zollpolitischen Verhältnissen rechnen. Den diesjährigen Berichten über die Ergebnisse der Getreideernten der Welt sei in Folge des russischen Ausfuhrverbots eine besonders hohe wirthschaftliche Be⸗ deutung beizumessen. Der Bericht des Generalsekretärs Leinkauf über die Ernte in Oesterreich⸗Ungarn taxirt das Ergebniß in Ungarn für Weizen auf 100, für Roggen auf 71, für Gerste auf 116 und für Hafer auf 111, in Oesterreich für Weizen auf 93, für Roggen auf 83, für Gerste auf 109 und für Hafer auf 108 Proz. einer vollen Ernte. Der Gesammtertrag beider Reichshälften wird geschätzt in Weizen auf 51 Millionen Centner, in Roggen auf 34 Millionen, in Gerste auf 31 Millionen und in Hafer auf 44 Millionen, die Exportfähigkeit in Weizen auf 3 ½ bis 4 Millionen Meter Centner, in Gerste auf 3 bis 3 ½ Millionen, in Hafer auf ½ bis ༠Millionen; in Roggen wäre ein Export nur möglich, wenn für den inländi⸗ schen Konsum und die Zwecke der Industrie andere Zerealien oder Surrogate ersatzweise Verwendung fänden. Der Saaten⸗ markt ist in diesem Jahre zahlreicher, von etwa 5000 Theil⸗ nehmern besucht.
Paris, 31. August. (W. T. B.) Dem hiesigen Ver⸗ treter der Kongressisten ist folgende Depesche vom Minister Errazuriz aus IJquique vom 30. August zuge⸗ gangen: Die Kongreß⸗Regierung (Junta de gubierno constitucional) hat IJquique verlassen, um sich nach der Hauptstadt des Landes zu begeben.
Stockholm, 31. August. (W. T. B.) Nach dem heutigen Bulletin über das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin war die Nacht ruhig, der Stickhusten ist verschwunden, der Zustand im Uebrigen unverändert. Das gestern Abend vermehrte Fieber ist heute wieder vermindert.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater.
1i 1 Der alte Dessauer. Operette in 3 Akten von M. HKenschel.
Der Concert⸗Park bleibt den Theaterbesuchern
Mittwoch: Der alte Dessaner.
Residenz-Theater. Direktion: S Zum 4.Male: Hin 5 Aufzügen Meilhac und Ludovic Halévy. Deutsch von Eduard In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗
Dieselbe Vorstellung.
Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten, elektrischer desselben. Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.
vü tana des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters
Dienstag: 1. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens.
˖—— ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen
——————
sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst Anfang 7 ½ Uhr.
Musik von Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Emil Thomas. Dienstag: 33. Male: Im siebenten Himmel. Posse mi b (Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren. igmund Lauten⸗ Musik von Johannes Doebber. In Scene gesetzt Fron⸗Fron. vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr. von Henry Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Geöffnet von 12—11 Uhr.
Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater.
Näheres die Anschlag⸗
Dienstag: Esmeralda. zettel. A. Goring (Phöbus: Hr. Emil Götze als Gast.)
Moran⸗Olden.
Donnerstag: Gastspiel des Sgr. d'Andrade. Ein
Thomas.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Margarethe von Höpfner mit Hrn. 1 Geora Frhr. von der Goltz (Königsberg i. Ostpr.). Beleuchtung — Frl. Clara Wien mit Hrn. Prem ⸗Lleut. Benno von Schack (Königl. Dom. Fischhausen). — Frl. Cornelie von Hofmann mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Max von Kaisenberg (Berlin —-Annaburg, Bez.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kapitän⸗Lieut. von Haeseler (Kiel). — Hrn. Rittmeister Leopold von Buch (Ludwigslust). — Hrn Wilhelm von Polenz, auf Lauba (Schloß Ober⸗Cunewalde).
Hrn. Major von Scheffer (Metz). — Eine
Tochter: Hrn. Pastor Schlemmer (Coitzschütz b.
Heitz).
Gestorben) Hr. Pastor em. Johannes Pritzsche (Schreiberhau). — Hrn. Landgerichts⸗Rath C. J. Müller Sohn Werner (Berlin).
Dienstag: Zum Halle). 33. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ 2 Jung⸗Deutschland zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum — ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.
Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Großes Doppel⸗Concert. Brillante Illumination
Auftreten
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Zum Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 322G
8 Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Mit voll⸗
(1425 ¼)
1“
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Rest noch geschehen
benutzt gekauft worden.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). 3
— 88
Statistik und Volkswirthschaft.
3 Kolonisirung. Im Kolberg⸗Körlin'er Kreise sind seit dem Jahre 1884,
ber Hauptsache nach in den Jahren 1886 und 1887, durch zwei Kol⸗ berger Kaufleute 14 Rittergüter angekauft und Behufs Kolonisirung
parzellenweise wieder verkauft worden, bezw. soll Letzteres bei dem Die Gesammtfläche der parzellirten und koloni⸗ sirten Güter umfaßt 8522,75 ha und die Zahl der gebildeten Parzellen 644. Von den ca. 630 Auflassungen sind ca. 160 an bisherige kleine
Hausbesitzer ohne Ländereien übergegangen, sodaß dieselben jetzt je
30 Morgen und darüber besitzen und aus Tagelöhnern Büdner ge⸗ worden sind. Für ca 400 neue Stellen sind Hoflagen errichtet und Etwa 70 Parzellen sind von größeren Grundbesitzern zu⸗ Das Gesammtbild des gegenwärtigen . der vparzellirten Güter ist Folgendes: Außer 13 größeren Besitzungen von je 400 — 500 Morgen sind ganz neu entstanden: . 5 Besitzungen von je 200 — 300 Morgen, 2 . 11“ 11““ 1““ 8 2 2 3830 8. endlich eine größere Zahl Handwerkerstellen bis zu 15 Morgen. Die Restgüter und die Stellen zu 200 — 300 Morgen sind von Inspektoren nd Bauern, die Parzellen von 100 — 200 Morgen von Bauersöhnen, die von 60—100 Morgen von früheren Büdnern und Bauer⸗ söhnen, die von 30 bis 60 Morgen zu ¼ von Bauersöhnen und ¾ von Tagelöhnern, und die von 22 — 30 Morgen von Tagelöhnern gekauft worden. Mit Ausnahme der eetzteren, welche mit zwei bis drei Kühen wirthschaften, haben sämmtliche übrige Kolonisten ausreichend Pferdegespanne. Der Kaufpreis für den Morgen cker betrug durchschnittlich 300 ℳ in unmittelbarer Nähe des Gutes und verringerte sich bis zu den Grenzen desselben bis auf 150 ℳ Bei, dem Aufbau der Gebäude haben sich die Kolonisten gegenseitig Hülfe geleistet. Diese Selbstarbeit repräsentirt mindestens 1 ⅛⁄ des Feuerkassenwerthes der Ge⸗ bäude. Soweit die Käufer nicht selbst die Mittel besaßen, haben ihnen die Verkäufer Stundungen bewilligt und die Kreis⸗ Sparkasse zu Kolberg wie auch Privatleute haben ohne Be⸗ denken die Hälfte des Kaufwerths (inkl. Gebäude) als Grundschuld geliehen. Die Kolonisten sind Leute im besten Mannesalter, tüchtig, eißig und nüchtern. Sie sind ihren Verpflichtungen gegen die Ver⸗ käufer und ihre Gläubiger bis jetzt überall nachgekommen und werden nzweifelhaft ihr gutes Fortkommen finden.
Handel und Industrie.
Die allgemeine Lage von Handel und Industrie wird im Re⸗ gierungsbezirk Köln als eine befriedigende, in einzelnen Zweigen sogar als eine günstige bezeichnet. Die Arbeitslöhne haben sich auf der bisherigen Höhe erhalten; Arbeiter⸗Entlassungen sind in größerer
Zahl mit einer Ausnahme nicht vorgekommen und sind auch vorerst
nicht zu erwarten.
2 In der Erz⸗Industrie macht sich ein Aufschwung bemerkbar. Die Erzpreise sind gestiegen und haben auch eine Erhöhung der Arbeits⸗ öhne zur Folge gehabt.
8 Die Lage der Eisenindustrie hat in den letzten Monaten
eine leichte Besserung erfahren, die sich durch vermehrte Nachfrage,
bessere Beschäftigung der Werke und Sinken der Preise der Rohmaterialien, mit Ausnahme der Steinkohlenpreise, nicht aber durch eine Aufbesserung der Preise der Erzeugnisse bemerkbar gemacht hat. Die Marktpreise der letzteren werden noch kaum durch die hohen Kohlenpreise und gestiegenen Löhne ge⸗ deckt, sodaß bei vielen Werken noch eher mit Verlust als mit Gewinn gearbeite; wird. Hingegen erfreuen sich im Besonderen die Waggon⸗ un Räderfabriken einer günstigen Lage, welche von ihnen selbst mit dem Hinzufügen anerkannt wird, daß sie ihre ganze Leistungsfähigkeit aufzubieten haben, um ihren Lieferungsverpflichtungen nachzukommen.
b Im Regierungsbezirk Trier wird die allgemeine Lage des Eisen⸗ gewerbes von den betheiligten Kreisen noch immer als schwierig bezeichnet, indem namentlich die größeren Werke zur Aufrechterhaltung ihres vollen Betriebes theils auf Lager arbeiten, theils an⸗
geblich mit Verlust Lieferungen für das Ausland übernehmen müssen. Der Preis für fertige Gießereiwaaren ist weiter zurück⸗ gegangen, dagegen sind Aufträge für Walzwerke wieder reichlicher eingegangen. Eine gute Entwickelung des Betriebes zeigt sich auch
in den Maschinenfabriken, die volle Beschäftigung haben. 1
Arbeiterfürsorge.
Wie der „Frkf. Ztg.“ aus Neunkirchen geschrieben wird, hat Freiherr von Stumm die auf seinen Werken für die Arbeiter be⸗ stehende Theuerungszulage zu den gewöhnlichen Lohnsätzen vom 1. September ab durch folgende Bestimmungen erhöht: Vom 1. September ab wird die monatliche Theuerungszulage er⸗ böht. Es erhalten von da ab bis auf Weiteres: Meister und Arbeiter über 24 Jahre 8 ℳ, Arbeiter zwischen 19
nd 24 Jahren 6 ℳ, alle jüngeren 4 ℳ Den letzten Satz, also 4 ℳ, erhalten vom 1. September ab ausnahmsweise auch alle In⸗ validen und Wittwen, welche aus der Neunkirchener Knapp⸗ schaftskasse Pension beziehen, sowie solche Kranke, welche während des betreffenden Monats keine Schicht gearbeitet haben. Die Voraus⸗ setzungen zur Gewährung der Theuerungszulage bleiben im Uebrigen dieselben wie bisher.
Zur Arbeiterbewegang.
In einer Sitzung des Preßausschusses des Vorstandes des Rechtsschutzvereins im Saarrevier, welche am 28. d. M. in Bildstock stattfand, verhandelte man der „Saarbr. Ztg.“ zufolge über die Frage, ob die von dem Sozial⸗ demokraten P. Braun geleitete Zeitung „Schlägel und Eisen“ weiter erscheinen solle oder nicht. Es wurde schließ⸗ lich, obgleich der Vereinsvorsitzende Warken den Redacteur unterstützte, die täglich erscheinende Zeitung als überflüssig be⸗ zeichnet und beschlossen, daß sie am 1. Oktober eingehen soll. An ihrer Stelle wurde einz Wochenblatt als Organ des Rechtsschutzvereins für genügend erachtet. — Der „Frkf. Ztg.“ wird aus dem Saarkohlenrevier unter dem 26. August geschrieben: Die Verwirrung in dem großen berg⸗
ännischen Verein wird einmal aufhören, wenn der viel⸗ genannte Warken, der wohl ein schneidiger Kämpfer im Anfang der Bewegung war, aber nichts weniger als ein besonnener Stratege ist, . Posten als Vorsitzender in fähigere Hände gelegt haben wird. Diese Einsicht dämmert bei den Berg⸗ leuten, ist aber bisher praktisch noch nicht zum Ausdruck ge⸗ ommen. Warken ist ehrgeizig und sucht mit großer Energie und Zähigkeit der ihm nicht unbekannten mächtigen Gegen⸗
strömung Herr zu werden. 1 Aus Bochum berichtet man der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ in Verbin⸗ dung mit der Nachricht von der Einstellung des Erscheinens des Bergarbeiterorgans „Kohle und Eisen“ (vgl. Nr. 2 Bl), daß
Erste Beilage
eiger und Königlich Preußischen St
Berlin, Montag, den 31. August 8
auch die sozialdemokratische Bergarbeiter⸗Zeitung „Organ des veutschen Bergarbeiter⸗Versbandes“ an Abonnentenzahl in letzter Zeit sehr abgenommen hat. Nicht allein haben viele Mitglieder dieses Verbandes der Redaktion ihre Mißstimmung über den gepredigten Atheismus durch gerade nicht zarte Zuschriften kundgethan, sondern es hat auch eine sehr große 8 dieses Hetzblatt abbestellt. — Der „Allg. R⸗Corr.“ wird aus Bochum mitgetheilt, daß sich verschiedene Gewerkschaften bereit erklärt haben, die sogenannten „Gemaßregelten“ wieder anzunehmen, Falls dieselben die Erklärung abgeben, fortan dem Bergarbeiter⸗Verbande und den ausgesprochen sozialdemokratischen Vereinen fernzubleiben. Diesen Arbeitern soll dann monatlich ein Theil des Lohnes zurückbehalten werden, bis der Betrag von 200 ℳ erreicht ist. Sobald die nach diesen Bedingungen angenommenen Bergleute die genannten Verpflichtungen nicht erfüllen oder sich am Kontraktbruch betheiligen, verfällt die Summe zu Gunsten der Gewerkschaft, während bei regelrechter Kündigung die zurück⸗ gehaltene Summe mit Sparkassenzinsen ausgezahlt wird.
In Magdeburg wählten, wie man der Berliner „Volksztg.“ meldet, die Klempner eine Kontrolkommission Behufs Ueber⸗ wachung der Sonntagsarbeit. Unternehmer, die an Sonntagen arbeiten lassen, sollen zur polizeilichen Anzeige gebracht werden.
In Solingen versuchen, wie man aus einem Bericht der „Köln Ztg.“ ersieht, die Sozialdemokraten aus der theilweise vorhandenen Arbeitslosigkeit für ihre Zwecke Nutzen zu ziehen. Nach⸗ dem man am 27. d. M. einen Konsumverein für billiges Brot ins Leben gerufen hatte, fand am folgenden Tage eine „große“ Ver⸗ sammlung von Arbeitslosenstatt, welche von sozialdemokratischer Seite einberufen worden war, jedoch einen Besuch von nur etwa 200 Personen aufzuweisen hatte. Man ersieht daraus ganz deutlich, bemerkt der Correspondent des Blattes, daß der größte Theil der Arbeitslosen in Solingen nicht sein Heil von der Sozialdemokratie erwartet und nicht in dem Fahrwasser derselben segeln will. Nach langem Hin⸗ und Herreden wurden schließlich zwei Resolutionen angenommen, von denen die eine den Bürgermeister und den Stadtrath zur Schaffung von Arbeitsgelegen⸗ heit auffordert, während die andere den Reichskanzler ersucht, dafür zu sorgen, daß die Bahn Remscheid — Solingen baldigst in Angriff genommen werden möge.
Aus Gent schreibt man der „Köln. Ztg.“, daß der zu Anfang der vorigen Woche in den Garnfabriken von Alost aus⸗ gebrochene Ausstand beendigt ist. (Vgl. Nr. 202 d. Bl.) Nur ein Theil der feiernden Arbeiter und Arbeiterinnen wurde von den Fabrikanten wieder angenommen, und zwar zu den früberen Löhnen. Die Sozialisten suchen die Unzufriedenheit unter der Arbeiterbevöl⸗ kerung von Alost nach Kräften zu schüren, sodaß weitere Ausstände nur eine Frage der Zeit sein dürften.
In Mailand wurde, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, gestern in einer Versammlung der ausstän digen Arbeiter des metallurgischen Etablissements „Elvetica“ die Abschaffung der Stückarbeit und ein allgemeiner prinzipieller Strike beschlossen. Die Mechaniker behielten sich vor, morgen die Arbeiter sämmtlicher unretallurgischer Etablissements zu befragen, ob sie sich dem allgemeinen Strike anschließen wollten.
8 Literatur.
Geschichte. ff. Publikationen aus den Königlich preußischen Staats⸗Archiven. 48. Band Hessisches Urkundenbuch. 2. Abtheilung. H. Reimer, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. 1. Band. Leipzig, S. Hirzel, 1891. (15 ℳ) — Im Jahre 1876 beschloß die preußische Archivverwaltung, ein „hessisches Urkundenbuch“, welches in drei Abtheilungen zerfallen sollte, heraus⸗ zugeben. Von der ersten Abtheilung sind bereits zwei Bände er⸗ schienen; nun ist auch durch das vorliegende Werk mit der Publikation der zweiten begonnen worden, deren Vollendung nach dem Vorwort des Herausgebers in nicht allzu ferner Zeit erwartet werden darf. Die kurhessische Provinz Hanau, deren Urkunden Reimer zu bearbeiten hat, bestand aus verschiedenartigen Gebieten, die seit Mitte vorigen Jabrhunderts an Hessen⸗Kassel gefallen waren. Den Hauptbestandtheil bildete der Besitz der 1736 ausgestorbenen Grafen von Hanau, zu Anfang unseres Jahrhunderts kamen dann noch mehrere kleinere Erwerbungen hinzu. Das gesammte urkundliche Material für die Geschichte dieser Landestheile bis zum Jahre 1400 gedenkt Reimer in 3—4 Bänden zusammenzufassen, der vorliegende erste enthält zunächst 811 Urkunden, welche auf die Zeit vom Juni 767 bis Dezember 1300 entfallen In Folge der bunten Zusammen⸗ setzung der Landschaft und der wechselvollen Schicksale, welchen, wie der Herausgeber mittheilt, mehrere ihrer Archive im Laufe der Jabr⸗ hunderte ausgesetzt waren, wurden die Urkunden allmählich in die verschiedensten Archive zerstreutt, was die Editions⸗ arbeit natürlich erheblich erschwerte; so konnte nur ungefähr die Hälfte dem Marburger Staats⸗Archiv entnommen werden, der Rest stammt aus zahlreichen Staats⸗ und Privat⸗Archiven, namentlich dem Staatsarchiv Wiesbaden, dem Stadtarchiv Frank⸗ furt a. M., dem Haus⸗ und Staatsarchiv in Darmstadt, dem Reichs⸗ archiv in München, den Archiven in Büdingen, Birstein und Lich. Die Sammlung der in chronologischer Reihenfolge geordneten Ur⸗ kunden umfaßt keineswegs durchweg unbekannte Aktenstücke, ein großer Theil ist bereits vor längerer Zeit gedruckt worden, worüber der Herausgeber in der Einleitung das Nähere mittheilt. Weitaus die meisten Urkunden des vorliegenden Bandes sind vollständig zum Ab⸗ druck gebracht, im Auszuge sind nur diejenigen wiedergegeben, welche für die Geschichte der Hanauer Lande von geringer Bedeutung sind oder bereits von Wyß, dem Herausgeber der ersten Abtheilung, abgedruckt waren. Beigegeben sind dem Bande zwei Lichtdrucktafeln, welche in vorzüg⸗ licher Ausführung Abbildungen von 17 älteren Siegeln enthalten. Die Benutzung des wichtigen Quecllenwerkes erleichtert ein Namens⸗ verzeichniß und für den Schluß der Abtbeilung ist eine Uebersicht der Urkunden nach den Archiven, denen sie entstammen, in Aus⸗ sicht gestellt. ff. Mittheilungen aus der historischen Literatur, herausgegeben von der Historischen Gesellschaft in Berlin und in deren Auftrage redigirt von Dr. Ferdinand Hirsch. Berlin, R. Gärtner 1891. 19. Jahrgg. — Das 3. Heft des vorliegenden Jahrganges enthält 36 Referate von historischen Werken, die in den letzten drei Jahren erschienen sind. Es beginnt mit einer Besprechung von „Schäfer, das eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte“ durch Rethwisch, welcher sich gegen die Auffassung des Ver⸗ fassers erklärt; ihm ist aber die neueste Broschüre Schäfer's, worin dieser seine Anschauung gegen mannigfache Angriffe vertheidigt, noch nicht bekannt. Das Gebiet der alten Geschichte ist mit zwei Rezen⸗ sionen Schneider’s über die Studien von Swoboda und Schmidt zur griechischen Geschichte vertreten; von den zahlreichen Rezensionen zur mittelalterlichen Geschichte machen wir besonders aufmerksam auf den Bericht von Hirsch über die Herausgabe der Flugschriften aus der Zeit des Kampfes zwischen Papstthum und Katserthum durch die Monumenta Germaniae, ferner auf die Besprechung der Gittermann’⸗ schen Arbeit „Ezzelin von Romano“ durch Graef, sowie auf die von Döbner und Fischer besprochenen Publikationen Beyer's (Urkunden⸗ buch der Stadt Erfurt) und Goswin's von der Ropp (Hansa⸗ Bd). Für 88 neuere Geschichte sind i Referate
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zur nichtdeutschen Geschichte von Wichtigkeit, sodann die vom Heraus⸗ geber der Zeitschrift gelieferte Rezension des 3. Bandes der „Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg“, endlich die Referate Gruner's über Hüsser’'s Arbeiten zur preußischen Kabinetsregierung und den von A. Stern edirten Nachlaß W. A. Schmidt'’s „Geschichte der deutschen Verfassungsfrage während der Befreiungskriege und des Wiener Kongresses“.
— „Staats⸗Minister General Graf Fabrice.“ Sein Leben und sein Streben, dargestellt von Max Dittrich. Dresden⸗ Blasewitz. Druck und Verlag von Alwin Arnold, 1891. — Ur⸗ sprünglich dam bestimmt, eine Festgabe zu bilden für das sächsische Heer und Volk gelegentlich des 25. Jahrestages der Ernennung des Generals von Fabrice zum Kriegs⸗Minister des Königreichs Sachsen, kann diese schön ausgestattete literarische Gabe, geschmückt mit dem trefflichen Lichtbildniß, dem Facsimile, den photograpbischen Dar⸗ stellungen des Arbeits⸗ und Schlafzimmers, sowie des Ehrenschildes und „Säbels des hochverdienten Kriegs⸗ und Staatsmannes, nur noch an seiner Grurt niedergelegt werden. Sie will an der Hand jener Thatsachen, welche aller Welt vor Augen gelegt worden sind während des letzten Vierteljahrhunderts, von dem rastlosen Walten und Wirken des Verewigten im Dienst des Vaterlandes im Laufe seines langen arbeitsreichen Lebens treu und wahr berichten. Bei diesem Vorhaben aus den besten Quellen schöpfend, von den zuverlässigsten hohen Persönlichkeiten unterstützt, berichtet sie in ihrem ersten Theile über „die Jugendzeit und Offi iers⸗Laufbahn’, im zweiten vom „Kriegs⸗Minister und General Gouverneur“, im dritten über „die politische Thätigkeit und die Fabrice'schen Salons“, im vierten über „die letzten Lebenstage und das Begräbniß“ und ruft in der Form einer schlichten, klaren, durchweg edlen Darstellung den Zeitgenossen im Zusammenhange Alles das ins Gedächtniß, was Graf Fabrice erlebt und errungen und an dem großen Nationalwerke der siebziger Jahre miterdacht und mitgeschaffen. Im Ganzen steigt aus diesen Blaͤttern herauf das Bild eines echt deutschen Mannes voll Treue und Charakterfestigkeit, vor⸗ leuchtend in Pünktlichkeit und Tüchtigkeit, umflossen von Herzensgüte und edler Menschenliebe, eine thatenreiche, segensvolle Musterlaufbahn, anreizend zur Nacheiferung Möge diese von warmer Dankbarkeit und Verehrung diktirte Schrift dazu beitragen, in weiten Kreisen des deutschen Volkes das Andenken des Gefeierten und seiner Verdienste um Thron, Heer und Vaterland wach zu erhalten.
Gesetze, Verordnungen ꝛc
Das Einkommensteuergesetz, vom 24. Juni 1891, zum praktischen Gebrauch für alle Steuerpflichtigen, für die Gemeinde⸗ und Gutsvorstände sowie für alle mit der Veranlagung und Erhebung der Steuer betrauten Behörden, bearbeitet von Kolisch, Landgerichts⸗ Rath in Lissa in P., Mitglied des Hauses der Abgeordneten. Glogau, Verlag von Carl Flemming Preis für das solid gebundene Exemplar 1,50 ℳ Dem Text des Gesetzes sind zur Erläuterung Anmerkungen beigegeben, für welche die Motive des Gesetzentwurfs, die Berichte der Kommissionen und die Verhandlungen des Landtages benutzt wurden Die Bearbeitung ist sorgfältig und gewährt manchen praktischen Nutzen. In einem Anhang ist eine vergleichende Uebersicht des Steuertarifs nach dem neuen und nach dem früheren Gesetz gegeben. Ein gutes Sachregister erleichtert den Gebrauch sehr wesentlich.
An Textausgaben „neuer Gesetze“ sind in R. von Decker's Verlag (G. Schenck, Königlicher Hofbuchhändler) in Berlin, Jeru⸗ salemerstr. 56, erschienen:
Das Patentgesetz. Vom 7. April 1891. — Verordnung zur Ausführung des Patentgesetzes vom 7. April 1891 und des Gesetzes, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern, vom 1. Juni 1891. Vom 11. Juli 1891. — Gesetz, betreffend den Schutz von Gebrauchs⸗ mustern, vom 1. Juni 1891. — 1891. Kl. 8. (38 S.)) geheftet. Preis 50 ₰. . 1
Das Einkommensteuergesetz. Vom 24. Juni 1891. (Gesetz⸗ Samml. S. 175 bis 204.) 1891. Kl. 8. (48 S.) geheftet. Preis 50 ₰ϑ.
Das Gewerbesteuergesetz Vom 24. Juni 1891. (Gesetz⸗ Samml. S. 205 bis 226.) 1891. Kl. 8. (36 S.) geheftet. Preis 40 ₰ 18
Die Landgemeinde⸗Ordnung für die sieben östlichen Pro⸗ vinzen der Monarchie. Vom 3. Juli 1891. (Gesetz⸗Samml. S. 233.) 1891. Kl. 8. (75 S.) geheftet. Preis 75 ₰. 1
Das Wildschadengesetz. Vom 11. Juli 1891. (Gesetz⸗ Samml. S. 307.) 1891. Kl. 8. (9 S.) geheftet. Preis 15 ₰.
— Ein Abdruck der amtlichen Ausgabe der Anweisung des Finanz⸗Ministers vom 5 August 1891 (Erster Theil) zur Aus⸗ führung des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891; Gesetz⸗ Samml. S. 175 (§ 85 Abs. I.) ist soeben in Lex. 80 Format (65 Seiten) in R. v. Decker's Verlag (G Schenck, Königlicher Hofbuchhändler) in Berlin, Jerusalemerstr. 56, erschienen.
— Im Verlage von Franz Vahlen, Berlin, ist erschienen: Das Patentgesetz vom 7. April 1891 und das Gesetz, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern vom 1. Juni 1891, mit Aus⸗ führungsvorschriften, ausführlichen Anmerkungen und Sachregister, berausgegeben von Konrad Wandel, Gerichts⸗Assessor a. D. und Assistent des Direktoriums der Firma Friedr. Krupp in Essen (Pr. 1 ℳ); ferner 1u“
Die Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875, nebst dem Gesetz, betreffend die Geschäftsfähigkeit Minderjähriger und die Aufhebung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, vom 12 Juli 1875, und der Hinterlegungsordnung vom 14. März 1879. Diese Textausgabe mit erläuterndem Vorwort und vollständigem Sachregister erscheint bereits in der dreißigsten Auflage. Pr. 50 ₰.
Erziebung und Unterricht.
„Vollständige Präparationen auf den Geschichts⸗ unterricht“ in Volks⸗, Bürger⸗ und Mittelschulen. Für Lehrer und Lernende auf Grund der Allerhöchsten Kabinets⸗Ordre vom 1. Mai 1889 und der Ministerial⸗Bestimmungen vom 27. Juli 1889, ausgewählt und bearbeitet von L. E. Seidel. Langensalza. S egae F. G. L. Preßler. — Von diesem auf vier Bände geplanten Werke liegt der erste Band „Die Hohenzollern als Kurfürsten, Könige und Kaiser“ vor. Eingerahmt durch Arndt's „Vaterland“ und durch „Hohenzollern⸗Worte“, bietet dieses 515 Seiten starke Buch sehr ausgiebige Präparationen auf einen Geschichtsunter⸗ richt, der nach dem Allerhöchsten Erlasse vom 1. Mai 1889 bezw. den anschließenden ministeriellen Verordnungen ge⸗ staltet ist. Das Material ist den hervorragendsten und zuverlässigsten Geschichtswerken entnommen und so ausgearbeitet, daß immer eine hervorragende historische Persönlichkeit in den Mittelpunkt der Er⸗ zählung gestellt ist, um welche sich die geschichtlichen Thatsachen gruppiren. So waltet überall das biographische Element vor. Und das ist gut und recht, denn, wie schon Spieß und Berlet dargethan, steht dem kindlichen Geiste der einzelne Mensch am nächsten; in den einzelnen Personen, die auf den Höhen der Geschichte stehen, spiegeln sich die Hauptbegebenheiten ihrer Zeitgeschichte, werden mit und in ihnen am Anschaulichsten vorgeführt und am Leichtesten aufgenommen. Die Gestaltung der einzelnen Geschichtsbilder je nach Anforderung der betreffenden Bildungsanstalt und Unterrichtsstufe ist durch dieses Buch sehr erleichtert. Als Handbuch für reifere Schüler wie auch zum Selbststudium dürfte es gute Dienste leisten. 1
— Des Lehrers Handbuch. II. Theil: Die wichtigsten Ge⸗
setze und Verfügungen, betreffend das Volksschulwesen