Heute feiert Deutschland den Tag von Sedan zur Er⸗ nnerung an die großen Thaten unseres Heeres in dem Kriege von 1870/71 und an die Einigung der deutschen Stämme zu einem festgefügten Reich. Mit der Erinnerung verbindet sich der Dank für den Opfermuth, mit welchem die glänzenden Waffenerfolge erkämpft wurden, die Genugthuung über die Fortschritte, welche seit jenem Tage die nationale Entwicklung und das Gesühl fester Zu⸗ sammengehörigkeit gemacht haben, und das Gelübde, die uns überkommenen Güter zu wahren, zu erhalten und zu ver⸗ theidigen.
Diesem Gedanken geben die Blätter an dem heutigen Festtage einmüthig Ausdruck. So lesen wir in der „Post“:
Fünfzig Jahre, hat der letzte der heimgegangenen Paladine Kaiser Wilhelm's, Graf Moltke, gesagt, würden wir unter den Waffen stehen müssen, um das in dem ruhmvolln Kriege, in dessen Erinnern sich heute die gesammte deutsche Nation vereinigt, Erworbene zu erhalten. Wir dürfen niemals vergessen, daß von dieser Frist erst der kleinere Theil verflossen ist, und, wenn selbst die Aussichten in die Zukunft viel heller und freundlicher wären, als sie es in Betreff der Absichten unserer Gegner sind, so dürften wir doch niemals die Hände in den Schoß legen oder uns in eitlen Hoffnungen wiegen, daß der große Schlachtendenker, dem gewiß nie etwas ferner gelegen, in die Zukunft zu pessimistisch geblickt. In diesem Geiste wollen wir auch das heutige Fest feiern, urs freuend der Siege, welche deutsche Heere vor 20 Jahren blutig errungen, uns freuend des neuen Deutschen Reiches, unserer Kraft und des Friedens, den wir nicht stören werden, aber auch entschlossen zu kämpfen, wenn er gestört werden sollte — muthig und Gott vertrauend, wie es eine andere Generation vor 20 Jahren mit dem herrlichen Erfolge gethan, den wir heute feiern.
Die „National⸗Zeitung“ schreibt:
Wir Deutsche harren der kommenden Dinge — und wir werden uns dessen an diesem Sedantage ganz besonders bewußt — mit der Entschlossenheit, Falls es nothwendig werden sollte, abermals Alles an Alles zu setzen, und mit der Zuversicht, welche die Kenntniß der eigenen Stärke und das Vertrauen zu den gleich uns bedrohten Bundesgenossen einflöht. Als am 2. September 1870 das eine französische Heer sammt dem Kaiser sich ergab, während das andere in Metz rettungslos eingeschlossen war, gab es noch keine deutsche Armee, wie die beutige. In dem Heere des norddeutschen Bundes waren mit der preußischen Armee erst seit drei Jahren die anderen Kontingente der Staaten nördlich des Mains nothdürftig vereinigt, und daneben fochten unter König Wilhelm's Oberbefehl die in vielen Beziehungen anders organisirten und bewaffneten Truppen der Südstaaten. Jetzt haben wir seit zwanzig Jahren eise deutsche Armee. DPamals lebte in Deutschland ein keineswegs machtloser Partikularismus, der zwar Angesichts der Bedrobung der nationalen Existenz sich Still⸗ schweigen auferlegte, aber noch kurz vorher ohne Scheu den Gedanken des Nationalstaats bitter bekämpft hatte. Heute ist diese Richtung nur in wenigen, einflußlosen Ueberresten vorhanden; man darf sagen: die gesammte Nation steht unerschütterlich zu Kaiser und Reich. Wer versucht, gegen dieses Reich anzurennen, der wird sich, wie wir hoffen dürfen, den Kopf daran einrennen. Diese Wahrscheinlichkeit wird viel⸗ leicht als Schutzwehr des Friedens wirken. heiß Am Schluß eines Artikels des „Kieler Tageblatts“ eißt es:
In den letzten Wochen haben die Zeitungen zuweilen dunkle Wolken am Horizont erblicken wollen. Kein Mensch weiß, ob sie flüchtig vorüberziehen werden oder nicht. In jedem Fall haben sie Deutschland nicht in seiner Ruhe zu stören vermocht. Aber sie haben uns doch wieder daran erinnert, daß es uns dermal einst beschieden sein könnte, nicht nur in geistiger Arbeit, sondern mit Waffengewalt ein⸗ zutreten für das, was uns der Tag von Sedan gebracht.
Ob nun diese Wolkengebilde Einbildung waren oder nicht, die Feier des Tages von Sedan wird — deß sind wir gewiß! — nicht vorübergehen, ohne uns von Neuem in der Entschlossenheit bestärkt zu haben, alle unsere Kraft dem Vaterlande zu weihen und es stark und mächtig, geeint und glücklich unseren Nachkommen zu überliefern. Mögen wir uns nicht in trügerische Sicherheit und Sorglosigkeit wiegen, sondern uns stets und zu jeder Stunde dessen bewußt sein, daß wir für unser höchstes Gut jederzeit einzutreten bereit sein müssen. Je länger der Tag von Sedan der Geschichte angehört, desto mehr müssen uns die Heldenthaten jener großen Zeit als Lehre und Mah⸗ nung gelten, einig und stark zu bleiben, um unversehrt der Zukunft zu überliefern, was uns die Vergangenheit an Glück und Macht geschenkt hat. Wahrlich, daß es uns an kriegerischen Gelüsten fehlt, hat Deutschland hinreichend bewiesen. Wir streben nicht nach neuen Ruhmesthaten; größere könnten uns kaum je be⸗ schieden sein. Aber wenn die Vorsehung Deutschland zwingt, zu ver⸗ theidigen, was es geworden, dann wird es sich sicherlich der Helden⸗ thaten werth zeigen, die uns in dem „Tage von Sedan“ verkörpert sind. Mag dies früher oder später sein, — der Tag von Sedan wird uns immer eine Ouelle bleiben, aus der wir immer von Neuem Kraft und Zuversicht, Opferbereitschaft und Begeisterung schöpfen!
Der „Hannoversche Courier“ schreibt:
Zum zwanzigsten Male begehen wir am heutigen Tage das Fest der nationalen Wiedergeburt, das nationale Friedensfest. Denn ein Friedensfest ist es an erster Stelle. Aber wie der Friede nur erkämpft werden konnte durch blutige Opfer, so erneut sich alljährlich am 2. September von den Gipfeln der Alpen, auf denen Freudenfeuer beute zum Himmel auflodern, bis zu den Wogen der nördlichen Meere das Gelöbniß deutscher Männer, treu zu einander zu stehen, wie in guten, so in bösen Tagen, und nach der Väter Weise unter Gottes Schutz auch wieder zum Schwert zu greifen, wenn es sein muß, zum Schutze dessen, was in schwerer Zeit errungen, zum Schutze der Einheit, der Freiheit, des Friedens. Und wie das gewaltige Bild der Germania auf dem Niederwald ein weithin sichtbares Denkmal ist für das, was ein einiges Volk im begeisterten Kampf für eine gute Sache vermag, so hat auch die Jahresfeier des Sedan⸗ tages eine ernste und tiefe Bedeutung, die wir uns nicht schmälern lassen dürfen, als ein dankbares Gedächtniß Derer, die uns zum Ziele geführt, und der thbeuren Todten, die das Werk mit ihrem Blut besiegelt, als eine Mahnung den Lebenden und den kommenden Geschlechtern, nicht unwerth zu werden der großen Zeit und der großen Männer und dessen, was sie als kostbares Erbtheil hinterlassen.
In den Schulen wurde der Tag in üblicher Weise durch Festakte, Turnen, Jugendspiele, Ausflüge u. s. w. gefeiert.
Von außerhalb liegen über die Feier bis jetzt folgende Berichte vor:
Potsdam. Heute früh wurden Salutschüsse vom Brau⸗ hausberge abgefeuert, Glockengeläute erschallte von allen Thürmen, vom Thurm der Nikolaikirche wurden Choräle ge⸗ blasen. Vormittags war in der Nikolaikirche Festgottesdienst, an welchem die städtischen Behörden in Amtstracht theilnahmen. Die Stadt ist reich mit Flaggen geschmückt.
Posen. Der Sedantag wurde hier in sämmtlichen Schulen durch Festakte gefeiert. Außer den öffentlichen flaggen auch viele Privatgebäude.
Bromberg. Die Stadt ist reich beflaggt, in den Schulen fanden Redeakte statt, die Vereine und Korporationen haben besondere Festlichkeiten veranstaltet.
Breslau. Der Sedantag wird hier wie in früheren Jahren von allen Schichten der Bevölkerung festlich begangen. Die Stadt ist reich beflaggt. Für den Abend ist eine all⸗ gemeine Beleuchtung in Aussicht genommen.
Nordhausen. Die ganze Stadt prangt im Flaggen⸗ schmuck, Vormittags finden Festgottesdienste und in den Schulen Festakte statt. Mittags Festgeläute sämmtlicher Glocken. Für Abends sind von den Kriegervereinen und vielen anderen Ver⸗ einen besondere Festlichkeiten veranstaltet.
München. Die Feier wurde durch Morgenmusik vom Balkon des Rathhauses eingeleitet. Die öffentlichen Gebäude und zahlreiche Privathäuser sind reich beflaggt. Bereits gestern Abend fand eine Feier im Bürgerbräu⸗Keller statt, welcher auch Vertreter der Stadt beiwohnten. Während der Feier wurden enthusiastische Hochs auf den Kaiser und den Prinz⸗Regenten ausgebracht, während die Musik die National⸗ hymne intonirte.
Dresden. Alle öffentlichen und viele Privatgebäude tragen Flaggenschmuck. Schulen begingen Gedenkfeiern, zahl⸗ reiche Vereine haben besondere Festlichkeiten veranstaltet. Börse geschlossen. Abends finden Musikaufführungen auf dem Altmarkt und Beleuchtung der öffentlichen Plätze statt.
Chemnitz. Der Nationalfesttag wurde von der Be⸗ völkerung in festlicher Weise begangen; die Stadt ist reich beflagat.
Weimar. Die Feier des Sedantages nahm den üblichen Verlauf. Nach dem Gottesdienst am Morgen fand ein Zug zu den Kriegerdenkmälern statt. Für den Nachmittag 8 öffentliche Musikaufführungen u. s. w. veranstaltet. In den Schulen wurde der Tag durch Festaktus, Turnfeste u. s. w. begangen.
Bremen. Früh 7 Uhr wurde mit allen Glocken ge⸗ läutet; Vereine und Korporationen zogen nach dem Marktplatz, woselbst der Senat und das Richterkollegium, die Mitglieder der Handelskammer, die Invaliden von 1813—15 und von 1870/71, die Bürgerschaft, die Gewerbe⸗ und die Landwirth⸗ schaftskammern, Reserve⸗ und Landwehr⸗Offiziere Aufstellung genommen hatten. Dem Gesang des Chorals „Nun danket Alle Gott“ folgten Vorträge der Männergesangvereine und nach einem tausendstimmig aufgenommenen Hoch auf Kaiser und Reich schloß die Nationalhymne die erhebende Feier. Darauf ging der Festzug durch die Stadt zum Kriegerdenkmal, wo Kränze niedergelegt wurden. Nachmittags war großes Volksfest auf dem Schützenhofe, Abends Illumination. Hamburg. Sämmtliche öffentliche und viele Privat⸗ häuser, auch die Schiffe im Hafen haben geflaggt. In den Schulen fanden gestern Festakte statt, heute fiel der Unterricht aus. In allen Kirchen fanden heute Festgottes⸗ dienste, dann ein Festzug nach dem Kriegerdenkmal in der Esplanade, sowie die Bekränzung und Weihe desselben, Abends
Feu rwerk statt.
Der mit der Leitung der Angelegenheiten des Kaiserlichen Kommissariats für Südwest⸗Afrika interimistisch betraute Kanzler Nels hat seinen Posten mit Urlaub verlassen und die Geschäfte dem Hauptmann von Francois übergeben.
S. M. Fhrzg. „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Graf von Moltke I., ist am 31. August in Galatz eingetroffen und beabsichtigt, am 5. September die Rück⸗ reise nach Konstantinopel anzutreten.
“ 1 8—
Danzig, 1. September. In der gestrigen ersten öffent⸗ lichen Versammlung des Deutschen Katholikentages sprach, wie wir der „Danz. Allg. Ztg.“ entnehmen, Freiherr von Schorlemer⸗Alst über die Sozialdemokratie und ihre Bekämpfung:
Er bat, sich durch den scheinbaren Zwiespalt in der Sozial⸗ demokratie nicht irre machen zu lassen, sondern ihr gegenüber nach wie vor auf der Hut zu sein. Die Sozialdemokratie sei international und umstürzlerisch um jeden Preis, die soziale Frage aber sei eine Magen⸗ und Seelenfrage. Redner bezeichnete die moderne Wissenschaft als die Rockschöße, an die sich die Sozial⸗ demokraten anklammern, aus dieser Wissenschaft sei der Unglaube ent⸗ standen, der sein Gift in die Reihen des Volkes ergossen habe. So lange der Kirche nicht volle Freiheit der Bewegung gewährleistet sei, werde die Sozialdemokratie unvernichtet bleiben, ebenso, so lange das Kapital sich in wenigen Händen anhäufe. Nachdem Redner auf Grund des Bebel'schen Wortes: „Auf religiösem Gebiete wollen wir den Arhbeismus, auf politischem Gebiete die Republik und auf wissenscha'tlichem Gebiete den Sozialismus“ eine eingehende Schilderung des „Zukunftsstaates“ gegeben batte, bezeichnete er als das oberste der Kampfmittel gegen die soziale Feindin die Religion, die dem Volke wieder zugänglich gemacht werden müsse. Um aber Religion wirksam ausbreiten zu können, sei die volle Frei⸗ heit der Kirche erforderlich, alle Orden müßten erhalten bleiben und der konfessionelle Friede gesichert werden. Redner schloß mit einem Lobe auf die arbeiterfreundlichen Absichten des Kaisers und des Papstes und appellirte an das katbolische Volk, diesen beiden Ober⸗ häuptern zu folgen.
Demnächst sprach Abg. Dr. Porsch⸗Breslau über die Schulfrage:
Die Schulfrage sei für das Centrum ein Eckstein seiner Politik. Er stehe mit dem gesammten Centrum auf dem Boden des Antrages Windthorst, wonach die Kirche, weil allein befähigt, auch allein be⸗ rechtigt sein soll, in den Volksschulen den Religionsunterricht zu er⸗ theilen. Wenn der Staat fortfahren sollte, das Unterrichtsmonopol für sich zu beanspruchen, so werde er den stärksten Gewissenszwang ausüben, denn vor Allem dürfe er die Kinder nicht gegen den Willen der Eltern erziehen. Wenn diese Kardinalforderung des Centrums unerfüllt bleiben sollte, so könnte leicht ein neuer Kulturkampf ent⸗ stehen. Die Generalversammlung habe die Pflicht, sich über diese politisch⸗pädagogische Frage zu äußern, und er für seine Person wolle betonen, daß es verleumderische Phrase sei, wenn man behauptet, die Kirche erstrebe die Herrschaft über die Schule.
In der heutigen zweiten Feesefrarm Generalversammlung kamen mehrere Anträge der Kommissionen zur Berathung und Annahme. Angenommen wurden zunächst zwei Resolutionen zur Frage „Papst und HEösesehe Kirche“, welche für die Wiederherstellung der territorialen Souveränetät des heiligen Stuhles eintreten und der Hoffnung Ausdruck geben, „daß die dem heiligen Stuhle gebührende Weltstellung immer mehr zur Anerkennung gelangt“. — Auf Antrag der Kommission für Vereinswesen, Aeußeres und Formalien wurden dann sieben Resolutionen angenommen, welche folgende Punkte umfassen: 1) Es wird beschlossen: die Gründung neuer katholischer kaufmännischer Korporationen zu befür⸗ worten, 2) die Erwartung auszusprechen, auf Wegfall der gesetzlichen Vorschriften gegen die freie Bewegung der
Orden ꝛc.; 3) die Grabstätte des Papstes Pius IX.
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auszuschmücken, sowie eine universelle katholische Kund⸗ gebung am 100 jährigen Geburtstag Papst Pius’ IX. zu ver⸗ anstalten; 4) die Errichtung einer deutschnationalen Andachts⸗ stätte in Loreto zu empfehlen; 5) die Aufbringung neuer Mittel für die Marienkirche zu Hannover und das Windt⸗ horst⸗Denkmal zu Meppen zu befürworten; 6) die katholische akademische Jugend Deutschlands und die Freunde der⸗ selben zur Theilnahme an dem bevorstehenden Pilger⸗ zuge nach Rom anläßlich des Centennariums des heiligen Aloysius aufzufordern; 7) wird beschlossen, die nächste Katholikenversammlung (1892) in Mainz stattfinden zu lassen. — Ferner wurde auf Antrag der Kom⸗ mission für Missionen und Charitas beschlossen, den Katho⸗ liken zu empfehlen, den Bonifacius⸗Verein mit Geldmitteln reichlich zu unterstützen, besonders in Rücksicht auf die in Berlin herrschende Kirchennoth. Mit der Verlesung eines Schreibens des Erzbischofs von Köln, in welchem er der Ver⸗ sammlung den bischöflichen Segen ertheilt, wurde die zweite Generalversammlung beendet.
Kiel, 1. September. Der chilenische Kreuzer „Presi⸗ dente Pinto“ ist, laut Meldung des „W. T. B.“, heute Mittag in See gegangen.
Kassel, 31. August. Das Programm für die Kaiserfesttage in Kassel ist nunmehr, wie der „Darmst. Ztg.“ geschrieben wird, amtlich festgestellt Seine Majestät der Kaiser trifft danach am 11. September, Abends um 8 Uhr, mittelst Sonderzuges auf dem hiesigen Bahnhofe ein, woselbst großer militärischer Empfang stattfindet. In der Museumsstraße, dem Bahnhofe gegenüber, wird der Kaiser durch die Vertreter der Stadt begrüßt. Von hier aus begiebt Sich Seine Majestät zu Wagen unter dem Geleit einer Ehren⸗ eskorte durch die Straßen der Stadt zum Orangeriegebäude in der Karlsaue, wo Allerhöchstdemselben vom hessischen Kommunal⸗Landtage ein Fest gegeben wird. Nach Beendi⸗ gung des Festes fährt der Kaiser nach Wilhelms⸗ höhe, wo Absteigequartier genommen wird. Die Fahrt dorthin erfolgt durch das Auethor am Friedrichs⸗ platz vorbei durch die Königsstraße und Wilhelmshöher Allee. Am 12. September, früh 9 Uhr, findet südlich des Dorfes Nieder⸗Zwehren, dicht vor dem Thore Kassels, die große Parade des XI. Armee⸗Corps statt. Die Kaiserlichen Majestäten be⸗ geben Sich von Wilhelmshöhe durch das Dorf Wehlheiden an Schönfeld vorbei nach dem Paradefelde. Nachmittags um 6 Uhr an demselben Tage findet im Königlichen Palais am Friedrichsplatz ein Paradediner statt, an welchem die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden ꝛc. theilnehmen werden. Um 9 Uhr Abends ist großer Zapfenstreich von sämmtlichen Musikcorps und Spielleuten des XI. Armee⸗Corps. Ueber die Fahrt des Kaisers von Wilhelmshöhe nach Kassel zum Parade⸗ diner und Abends zurück bestehen noch keinerlei Festsetzungen. Sonntag, den 13. September, Vormittags um 10 Uhr, findet in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers auf dem Bowling⸗ green in der Karlsaue ein Feldgottesdienst der sämmtlichen in Kassel liegenden Truppen statt. Wann die Abreise nach Erfurt erfolgt, ist noch nicht definitivo bekannt. Dagegen möge zum Schluß noch erwähnt sein, daß am Abend des Einzuges des Kaisers in die im Festschmuck prangende Residenzstadt Kassel, auf dem Wege vom Bahnhofe nach dem Orangerie⸗
gebäude in der Karlsaue, die Vereine, Schulen, Deputationen,
Militär ꝛc. Spalier bilden. 8
Bayern. .
München, 1. September. Ueber die hier im Gange befindlschen Handelsvertragsverhandlungen schreibt die „Allg. Ztg.“:
In den Kreisen der Delegirten besteht die sichere Hoffnung, im Laufe oder spätestens bis zum Schluß dieser Woche mit der ersten Lesung fertig zu werden. Es wäre aber verfrübt, daraus bin⸗ dende Schlüsse für das glatte und baldige Zustandekommen des Werks selber zu ziehen. Die erste Lesung ist im Grunde nur eine Vorbereitung. Alle Punkte, bei welchen sich erhebliche, nicht sofort zu beseitigende Difterenzen ergeben, werden eben zurückgestellt. Es wird nach Beendigung dieser ersten Berathungen, in welchen die deutschen, österreichischen und italienischen Delegirten mehr die gegen⸗ seitigen Forderungen zur Kenntniß nehmen und möglichst abwägen, ale darüber endgültige Beschlüsse fassen, voraussichtlich die Einholung neuer Instruktionen für dieselben Seitens ihrer Regierungen nothwendig werden. Erst bei der zweiten Lesung wird sich daan zeigen, ob eine Einigung rasch und leicht möglich ist Man kann also bet im Allgemeinen nach wie vor günstigen Dispositionen der betheiligten Regierungen von einem günstigen Stande der Dinge selbst des⸗ halb noch nicht wohl reden, weil natürlich gerade in wichtigen Punkten am Leichtesten Meinungs⸗ und Interessenverschieden⸗ heiten hervortreten werden und in solchen die Entscheidung noch aussteht. Andererseits sind aber die jüngst aus Wien und Rom verbreiteten Nachrichten von weiteren Verzögerungen und un⸗ günstigeren Aussichten insofern unrichtig oder falsch aufgefaßt worden, als man daraus auf unerwartet neu aufgetauchte Schwierigkeiten schließen zu sollen glaubte. Daß bei der ersten Lesung nicht volle Einigung und ein deftnitiver Abschluß erzielt werden würde, war sozusagen selbstverständlich, umsomehr, als es sich nicht bloß um die Zolltarife der drei Staaten, sondern auch um weitere wirthschaftliche Abmachungen handelt.
Mecklenburg⸗Schwerin. Rostock, 1. September. Der Großfürst und die Großfürstin Wladimir trafen, wie telegraphisch gemeldet
wird, heute Abend 5 ½ Uhr von Gelbensande hier ein und
reisten alsbald über Hamburg nach Paris weiter.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. 1“
Weimar, 1. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog verläßt nach der „Th. C.“ mit Ihrer Hoheit der Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg morgen Scheveningen, um nach einem Abschiedsbesuch bei Ihren Majestäten den Königinnen der Niederlande in Schloß Loo nach Deutschland zurückzukehren. Die Ankunft auf der Wartburg findet am Donnerstag statt. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin trifft ebendaselbst am 4. September ein.
Sachsen⸗Altenburg.
ꝓ† Altenburg, 1. September. Der Königlich preußische Major a. D., Kammerherr Georg Heinrich von Helldorff, auf Drackendorf, ist zum Herzoglichen Wirk⸗ lichen Geheimen Rath und Staats⸗Minister mit dem Prädikat „Excellenz“ ernannt und ihm der Vorsitz im Herzoglichen Gesammt⸗Ministerium, sowie die Leitung der ersten Ministerial⸗Abtheilung (für Angelegenheiten des Herzog⸗ lichen Hauses, Auswärtige und Universitäts⸗Angelegenheiten u. s. w., für Kultusangelezenheiten und Inneres) als Sexen Vorstand übertragen worden.
Ztg.“ zufolge der Finanzkommission überwiesen.
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1“ Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. “ Coburg, 1. September. Heute Vormittag 10 Uhr trat der Landtag des Herzogthums Coburg hier zu⸗ ammen. Die Vorlage, detreffend die Bewilligung eines Beitrags aus der Coburgischen Staatskasse zur Erhaltun es Herzoglichen Hostheaters in Höhe von 9000 ℳ jährli om 1. Juli d. J. an bis auf Weiteres, wurde der „Cob.
Deutsche Kolonien. “ Im Auftrage der Königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften wird sich der Geograph und Mathematiker Dr. H. Gruner nach Deutsch⸗Ostafrika begeben, um sich dem
Major von Wissmann als wissenschaftlicher Begleiter anzu⸗
ließen. 8 Dr. Junker veröffentlicht im Augustheft der „Peter⸗
mann'schen Mittheilungen“ einen Aufsatz über seine Reise vom Victoria⸗See nach Bagamoyo, die er, aus Aequatoria
kommend, im Jahre 1886 gemacht hat. Die Reise ging also durch unser ostafrikanisches Schutzgebiet. Dr. Junker be⸗ schäftigt sich hier insbesondere mit dem Landschaftlichen und hebt
die Unterschiede hervor, welche in dieser Hinsicht zwischen diesen südlich vom Aequator gelegenen Ländern und den nördlich
gelegenen Ländern bestehen, in welchen er so lange Zeit ver⸗ weilte. Von Interesse sind namentlich seine Bemerkungen über Bodenkultur, Handel und Verkehr. „Die Boden⸗ kultur“, so bemerkt er, „ist in allen Ländern südlich vom Victoria⸗ See weit geregelter und der Boden wird weit mehr ausgenutzt, als in den Neger⸗Ländern nördlich vom Aequator. Der Grund dafür ist der seit Jahrzehnten lebhafte Verkehr der arabischen Handelszüge von Sansibar; er hat auch die einheimische Be⸗ völkerung in nähere Berührung miteinander gebracht und den Handel gehoben. Der Neger lernte Bedürfnisse kennen, ver⸗
langte nach europäischer Waare und produzirte aus freien Stücken, ohne im Joch des Frohndienstes zu stehen, mehr als
er für sich bedurfte, um damit freien Handel zu treiben. Das aber ist eben der gewaltige Unterschied zwischen diesen ostafrikani⸗ schen freien Neger⸗Ländern und jenen durch die egyptische Re⸗ gierung unterjochten. Hier freier Handel, nur käuflicher Erwerb jeglicher Dinge, kein Frohndienst, Bezahlung der Träger; dort Mißachtung des Eigenthums der Neger, gewaltsame Re⸗ quisition, Zwangsarbeit ohne Entschädigung, Willkürherrschaft eines eigennützigen Beamtenthums. Die Ansiedelungen in den ostafrikanischen Ländern machen denn auch in Bezug auf aus⸗ giebige Bebauung des Bodens den Eindruck geregelterer Ver⸗ hältnisse und sind auch darin von den nördlichen Ländern verschieden.“
Zum Zwecke der Errichtung einer deutschen Schule in Togo ist Seitens des Häuptlings Almeida und seiner Familie dem Kaiserlichen Gouvernement ein Beitrag von 1000 ℳ zur Verfügung gestellt worden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 2. September. Seine Majestät der Kaiser und König ist gestern Abend von Cilli nach Schwarzenau
abgereist. Für die Manöver des 2 und 8. Corps (vom 2. bis
7. September) sind nach der „Wien. Zig.“ folgende Allgemeine Bestimmungen getroffen worden:
2. September: Uebergang in die Ausgangs⸗Situation. 3. Sep⸗ tember: 1. Mansvertag. 4. September: 2. Manövertag. 5. Sep⸗ tember: 3 Mansvertag. 6. September: Rasttag und Besprechung. 7. September: 4. Manövertag.
Das kriegsgemäße Verhältniß der Parteien beginnt am 2. September um 2 Uhr Nachmittags und dauert bis zur Beendigung der Manöver. Ein Verkehr zwischen den Parteien ist nicht gestattet. Unvermeidliche Mittheilungen an den Gegner sind durch Parlamentäre zu übersenden. Dies gilt auch für den Verkehr mit der Manöyer⸗ Oberleitung, Falls diese sich bei der Gegenpartei aufhält. Die Offiziere der Mansver⸗Oberleitung und die Schiedsrichter verkehren jederzeit und in jeder Richtung ungehindert. Statt der bisher üblichen Demarkations⸗ linien werden den beiden Corps Begrenzungslinien bekanntgegeben, über welche die Vorposten nicht hinausgeschoben und welche von größeren
Abtheilungen nur nach Genehmigung der Manöver⸗Oberleitung über⸗
schritten werden dürfen. Der Patrouillen⸗ und Nachrichtendienst ist jedoch auch über diese Linien binaus wie im Ernstfalle zu betreiben. Die Bekanntgabe dieser Begrenzunaslinien an die Parteien gilt gleich⸗ zeitig als Befehl zum kriegsgemäßen Abbrechen des Gefechts. Nach Schluß der Uebung am letzten Manövertage wird abgeblasen.
Die Manöver⸗Oberleitung fungirt als das den Parteien vorg⸗fetzte Kommando, daher alle Meldungen, Dienststücke ꝛc. an die⸗
felbe zu richten sind.
Am 3 und 4. September ist die Absicht für den folgenden Tag sofort nach erfolgtem Abbrechen des Gefechts zu melden.
Etwaige Abänderungen einer eingesendeten Disposition oder der gemeldeten Absicht sind sofort — eventuell telegraphisch — anzuzeigen.
Die Manöver⸗Oberleitung hat Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit, General⸗Inspektor des Heeres FM. Erzherzog Albrecht. Chef des Generalstabes ist FZM. Friedrich Freiherr von Beck.
Ordre de bataille des 2. Corps (Ost⸗Partei).
Kommandant des 2. Corps und kommandirender General in Wien: FZM. Anton Freiherr von Schönfeld. Generalstabs⸗Chef Oberst⸗Lieutenant Anton Resch. 46 ¼ Bat. — 28 ¼ Esc. — 78 G.
4. Inf⸗Trupp⸗Div. FMe. Eduard Sucrowaty. Generalstabs⸗ Chef Major Karl Glückmann. 14 Bat. — 2 Esc. — 12 G. „ 7. Inf.⸗Brig. Oberst Karl Drathschmidt von Bruckheim. 1., 2., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 3. 1., 2., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 99. 1. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 81.
8. Inf.⸗Brig GM. Octavius von Nararini. 1., 2., 3., 4. Bat. des Inf⸗Reg. Nr. 8. Jäg.⸗Bat. Nr. 25.
2 Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 6. Batt.⸗Div. Nr. 19 (3 Batt.).
13. Inf⸗Trupp.⸗Div. FMe. Georg Koräcs von Mad. General⸗ Major Heinrich Ritter von Schwarz. 15. Bat. — 2. Esc.
25. Inf.⸗Brig. GM. Edmund Hoffmeister. 1., 2. 3. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 19. 1., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 69. 2., 3., 4. bosn. berz Inf.⸗Bat.
43. Ldw.⸗Brig. GM. Johann Beck. 1., 2, 18. Bat. des Ldw.⸗ Inf.⸗Reg. Nr. 1. 3., 4, 5. Bat. des Ldw.⸗Inf.⸗Reg. Nr. 21. 3 2 Esc. des Ldw.⸗Drag.⸗Reg. Nr. 1. Batt.⸗Div. Nr. 1 des Art.⸗ xä Batt.).
25. Inf.⸗Trupp.⸗Div. FML. Julius Christianovié. General⸗ stabs⸗Chef Major Franz Conrad. 15 Bat. — 2 Esc. — 12 G.
6 49. Inf.⸗Brig. GM. Wilhelm Edler von Hirsch. 1., 2., 3., Fr b-8 des Inf.⸗Reg. Nr. 4. 1., 2., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg.
50. Inf⸗Brig. GM. Franz Tschebulz Edler von Tsebulv. 1 2., 3, 4. Bat. des Inf.⸗R äg.ü Bai. des Tir. Jäg⸗Reg. Inf.⸗Reg. Nr. 84. Jäg.⸗Bat. Nr. 21. 2., 7. Bat
2 Esc. des Ldw.⸗Drag.⸗Reg. Nr. 1. Batt.⸗Div. Nr. 4 (3. Batt.).
1. Kav.⸗Trupp⸗Div. FML. Wilhelm Gradl. Generalstabs⸗Chef
Oberst⸗Lieutenant Heinri 2 1a hef 2 Bat. — 6 G. Heinrich Fontaine von Felsenbrunn. 22 ¼ Esc.
2. Kav⸗Brig. GM. Georg Georgevits de Apadia. 6 ¼ Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 3. 6 ¼ Esc. des Huß. Reg. Nr. 5. 10. Kav.⸗Brig. GM. Johann Ritter Bordolo von Boreo. 4 ¼ Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 6. 6 ¼ Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 13. Jäg⸗Bat. Nr. 10 und 17, dann die Kav.⸗Telegr.⸗Abth. Nr. 1. 1 reitende Batt. des Art.⸗Reg. Nr. 2. Corps⸗Art.⸗Reg. Nr. 2. Batt.⸗Div. Nr. 1 (3 Batt). Batt.⸗ Div Nr. 2 (3 Batt.) Batt.⸗Div. Nr. 39 (3 Batt) Corps⸗Art. Nr. 14. Batt.⸗Div. Nr. 37 (3 Batt.). 17. Pion.⸗Comp. des 5. Bat. mit ½ Kriegs⸗Brücken⸗Equipage.
ordre de bataille
des 8. Corps (West⸗Partei — weiße Abzeichen). 8 Kommandant des 8. Corps und kommandirender General in Prag: FZM. Philivp Graf Grünne. Generalstabs⸗Chef: Oberst Hubert Ritter von Czibulka 42t Bat. — 28 ¾ Esc. — 72 G. 9 Inf.⸗Trupp.⸗Div FML. Emil Probszt Edler von Ohstorff. v Major Hugo de Balthazar. 14 Bat. — 2 ¼ Esc. 17. Inf.⸗Brig. GM. Otto Morawetz. I., 2., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 88. 1., 2., 4. Bat. des Inf⸗Reg. Nr. 28.
18 Inf.⸗Brig. GM. Hugo Edler von Klobus. 1., 2., 3., ö des Inf.⸗Reg. Nr. 35. 1., 2, 3. Bat. des Inf.⸗Regt.
r. 102. 2 ¼ Escad. des Drag.⸗Reg Nr. 14. Batt.⸗Div. Nr. 15 (3 Batt.). 19. Inf.⸗Trupp⸗Div. FM. Ferdinand Ritter Pachner von Eggenstorf und Stolac. Generalstabs⸗Chef Hauptmann Svetozar Boroevié. 12 Bat. — 2 Eec. — 12 G. 8
37. Inf.⸗Brig. GM. Karl Kostersitz von Marenhorst. 1., 2., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 73. 1. Bat. des Inf.⸗Reg. Ne. 11.
38. Inf.⸗Bria. GM. Hugo Fleck von Falkhausen. 1., 2, 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 75. 1., 2., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 91.
2. Escad. des Drag.⸗Reg. Nr. 14. Batt.⸗Div. Nr. 16. (3 Batt.)
21. Landw.⸗Trupp.⸗Div. GM. Alois Hauschka. Generalstabs⸗ Chef Major Johann Cvitkovic. 14 Bat. — 2 Esc. — 12 G;
41. Ldw.⸗Brig. GM. Franz Kleinschmidt Edler von Wilhelms⸗ thal. 41, 50., 51. Bat. des Ldw.⸗Inf.⸗Reg. Nr. 6. 34., 35., 36., 47. Bat. des L.⸗Inf.⸗Reg. Nr. 7. 6 3
42. 2dw.⸗Brig. Oberst Joseph Netuschill. 28., 33, 45., 46. Bat. des L.⸗Inf.⸗Reg. Nr. 8. 12., 13., 14 Bat. d. L⸗Inf.⸗Reg. Nr. 14.
2 Escad. des Drag.⸗Reg Nr. 14. 2. Batt.⸗Div. des Corps⸗ Art.⸗Reg. Nr. 14 (3 Batt.)
2. Kav.⸗ Trupp.⸗Div. FM2. Otto Freiherr von Gemmingen⸗ Guttenberg. Generalstabs Chef Major Eduard von Böhm⸗Ermolli. 22 ¹¼ Esc. — 2. Bat. — 6 G.
8. Kav.⸗Brig. GM. Oswald Graf Kielmansegg. 6 ¼ Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 7. 4 ½ Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 15.
17. Kav.⸗Brig. GM. Wilhelm Freiberr von Bothmer. 6 ⅞ Esc. des Drag.⸗Reg. Nr. 2. 6 ¼ Esc. des Drag⸗Reg. Nr. 4
Jäger⸗Bat. Nr. 6 und 18 und die Kav.⸗Telegr.⸗Abth. Nr. 2. 2 reitende Batt. des Corps⸗Art. Reg. Nr. 2.
Corps⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 8. Batt⸗Div. Nr. 1 (3 Batt.). Batt⸗Div. Nr. 2 (3 Batt.). Batt.⸗Div. Nr. 33 (3 Batt.) (30 G.). 20. Pion.⸗Comp. des 5. Bat. mit ½ Kriegs⸗Brücken⸗Equipage.
8 Ordre de bataille der am 5. September gegen Mittag in den Verband des 8. Corps tretenden 3. ““ (West⸗Partei — weiße zeichen.
GM. Ferdinand Fiedler. Generalstabs⸗Chef Major Anton See⸗ franz. 12 Bat. — 2. Esc. — 12 G.
5 Inf.⸗Brig. GM. Rudolph Riedl. 1., 2, 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 14. 6., 7., 8. Bat. des Landw.⸗Inf. Reg. Nr. 2.
6. Inf.⸗Brig. GCM. Otto Ritter von Pohl. 1., 2., 3., 4. Bat. des Inf.⸗Reg. Nr. 59. Jäg.⸗Bat. Nr. 3.
2 Esc. des Drag⸗Reg. Nr. 15. Batt.⸗Div. Nr. 27 (3 Batt.).
Der Fürst von Montenegro ist, wie „W. T. B.“ meldet, an einem Halsleiden erkrankt. Wegen Verschlimme⸗ rung desselben wurde ein Wiener Arzt zum Fürsten berufen. Im Laufe des vorgestrigen Tages besserte sich indessen der Zu⸗ stand des Fürsten erheblich, sodaß derselbe in kurzer Zeit wieder hergestellt sein dürfte. Heute sind der Fürst und die Fürstin mit dem Erbprinzen über Triest nach Cetinje zurückgereist; der Ren Fürsten behandelnde Arzt begleitet denselben auf der Reise.
Eine von verschiedenen Blättern gebrachte Mittheilung aus Cetinje, daß Gewehre, Revolver und eine große Menge Pulver und Munition in Ragusa verladen und nach Albanien verschifft worden seien, findet dem „W. T. B.“ zufolge in hiesigen unterrichteten Kreisen nirgends Be⸗ stätigung. ““
Großbritannien und Irland. “
London, 2. September. Die „Times“ beschäftigt sich in ihrer heutigen Nummer mit der Dardanellenfrage und meint, eine stillschweigende Abänderung des Ver⸗ trages Betreffks der Dardanellen und zwar aus⸗ schließlich zu Rußlands Gunsten, würde die Räumung Egyptens auf ganz unbestimmte Zeit verzögerr.
Frankreich. IrS
Paris, 1. September. Der Bischof von Grenoble Fava, der eifrige Befürworter der Versöhnung mit der Republit, hat, wie der „K. Z.“ mitgetheilt wird, in einer Versammlung den ihm unterstellten Geistlichkeit neue Wei⸗ sungen für deren politisches Auftreten gegeben. In seiner Rede setzte der Bischof auseinander, daß die Katholiken einzig und allein den Weisungen des Papstes zu folgen hätten. „Die katholischen Regierungen“, sagte er, „haben die Aufgabe, dem Volk zu dienen; überlassen wir es den heid⸗ nischen und wilden Regierungen, die Nationen zu tyrannisiren.
Die vom Volk bevorzugte Regierungsform ist die Republik, weil sie Jedem einen Antheil an der Füh⸗ rung der Geschäfte gewährt und ihm eine Art Souveränetät sichert. Da die Republik die in Frankreich bestehende Regierung ist, so ist es vernünftig, derselben zuzustimmen und den Arbeitern zu sagen: Wir sind mit euch, seid mit uns und handeln wir zusammen derart, daß, wie der Kardinal⸗Erz⸗ bischof von Paris es verlangt, Frankreich katholisch bleibt.“ Nach seiner Rede ließ der Bischof seine Geistlichkeit eine Adresse unterzeichnen, in welcher die Grundsätze der katho⸗ lischen Partei folgendermaßen formulirt werden:
1) Annahme der Regierung, welche sich Frankreich gegeben; 2) Vereinigung aller Katholiken, um durch die Wahlen dahin zu gelangen, daß sie in den Kammern und in der Regierung einflußreich vertreten sind; 3) Vereinigung der katholischen Streitkräfte, ura die Aufhebung der Verfolgungsgesetze — wie das Schulgesetz, das Militärgesetz, das Gesetz über die Bezahlung der Steuern durch die Klöster, das Ausweisungsgesetz gegen die religiösen Ordensgesellschaften — herbeizuführen. 8—
Die Führer der sogenannten Possibilisten Brousse und Allemane sind der „Allg. Ztg.“ zufolge über ihre An⸗ sichten über das russische Bündniß befragt worden und erklärten sich mit demselben einverstanden, jedoch nur unter der Vsraussetzung, daß es einen entschieden friedlichen Zweck ver⸗ folge. Sichere das Bündniß Frankreich gegen die Bekriegung durch den Dreibund, so sei es auch von den Sozialisten zu unterstützen. Die Kundgebungen in Rußland und Frankreich hätten allerdings eher ein kriegerisches Aussehen und es entstehe die Gefahr,
daß Frankreich zu Gunsten Rußlands in einen Krieg gerissen “
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werde, durch den Rußland nichts, Frankreich aber Alles ver⸗ lieren könne. Die höchste Gefahr für den Sozialismus sei der Krieg; denn wenn Freankreich geschlagen werde, dringe ihm der Dreibund einen Herrscher auf, als Sieger aber würde es unter das Joch des siegreichen Generals fallen. Mit den ungebildeten russischen Arbeitern hätten die französischen keine Sympathie, und Frank⸗ reich hätte besser gethan, sich mit Deutschland zu einigen und auf Elsaß⸗Lothringen zu verzichten; dann würde es noch heute in Egypten sein und brauchte sich nicht durch Rüstungen zu erschöpfen, die schließlich nur Amerika zu Gute kämen.
Die Vorstadt Saint Ouen war am 30. v. M. in großer Aufregung, da die Stichwahl für die Erneuerung des Gemeinderaths stattfand. Von 5428 eingeschriebenen Wählern stimmten 3120. Das Ergebniß war, wie man schon nach dem ersten Wahlgange voraussehen konnte, der vollständige Sieg der Revolutionäre, die jetzt 17 Sitze in der Gemeindevertretung haben, indeß die vereinigten Radikalen und Gemäßigten sich mit einer Minorität von acht Sitzen begnügen müssen. Der abgesetzte Maire Pernin steht an der Spitze der Gewählten. Die Bekanntmachung des Er⸗ gebnisses der Abstimmung wurde mit den Rufen: „Vive la Sociale! Vive la Commune!“ begrüßt. Einer der Gewählten, Bürger Dain, forderte die im Stimm⸗ lokal anwesenden Wähler auf, ungesäumt vom Stadt⸗ hause Besitz zu ergreifen. Das geschah denn auch, die Gewählten drangen in den Sitzungssaal, wo der ehemalige Maire Pernin eine äußerst heftige Rede hielt. In einer der Wahlabtheilungen kam es zu einer argen Schlägerei zwischen zwei Wählern, wobei ein Boulangist einem Revolutionär mit einem Fußtritte ein Bein brach. Das Stadthaus blieb bis tief in die Nacht hinein erleuchtet und die Gendarmen hielten an verschiedenen Punkten der Stadt Wache.
Das „Journal officiel“ veröffentlicht den Bericht des Expeditionsführers Fourneau, welcher von dem General⸗ kommissar von Französisch⸗Congo Auftrag erhalten hatte, zu Land dem Lauf des Flusses Sangha (nördlichen Nebenflusses des Congo) in nörd⸗ licher Richtung zu folgen, und nach zehn Wochen (vom 7. März bis zum 19. Mai d. J.) auf den Ausgangspunkt zurüͤckkehrte, nachdem sein Gefährte Thiriet getödtet, der dritte Europäer Blom verwundet und überdies 30 Schwarze getödtet und 15 verwundet worden waren.
Rußland und Polen.
Wie die „Kurländische Gouvernementszeitung“ meldet, haben die Bauern des Gouvernements Kurland, von den Gefühlen brüderlicher Theilnahme für die Bauern der von der Mißernte betroffenen Gouvernements bewegt, in ihren Gemeindeverwaltungen über die leihweise Ueber⸗ lassung von Getreide aus den Dorfmagazinen an die Nothleidenden Beschlüsse zu fassen begonnen. Einige Gemeinde⸗ verwaltungen haben sich erboten, das Getreide für eigene Rechnung und in eigenen Säcken bis zur nächsten Eisenbahn⸗ station zu schicken.
Serbien.
Belgrad, 1. September. Der Kriegs⸗Minister hat die Absicht, Manöver größeren Stils zwischen Nisch und Pirot abzuhalten, aufgegeben. Dem Vernehmen nach erfolgte diese Aenderung der Dispositionen theils wegen finanzieller Schwierigkeiten, theils in Folge der Seitens der Pforte und Bulgariens erhobenen Vorstellungen. Es sollen daher nur die alljährlich wiederkehrenden Uebungen und auch diese in weniger ausgedehntem Umfange abgehalten werden.
Auf die freundschaftlichen Vorstellungen der Pforte wegen der serbischen Truppenanhäufungen an der bulgarischen Grenze erwiderte die serbische Re⸗ gierung, sie sei den weisen Rathschlägen der hohen Pforte zuvorgekommen, indem sie ihren Vertreter in Sofia aus eigenem Antriebe angewiesen habe, zu erklären, daß Serbien die Absicht, an der bulgarischen Grenze militärische Uebungen abzuhalten, aufgeben wuͤrde, Falls Bulgarien die beabsichtigten Uebungen an der serbischen Grenze unterlassen wollte.
Wie der „Egyetertes“ meldet, hat ein Belgrader Cor⸗ respondent von dem Finanz⸗Minister Vuic persönlich vor dessen Abreise aus Belgrad die Bestätigung erhalten, daß der Minister wegen persönlicher Differenzen mit anderen Ministern aus dem Kabinet trete und seine Demission bis nach seiner Rückkehr nur auf ausdrücklichen Wunsch des Regenten aufgeschoben habe.
Der General Topalovic ist gestorben.
Dänemark.
Kopenhagen, 1. September. Bei der heute in Helsingör erfolgten feierlichen Beisetzung des General⸗ Lieutenants a. D. von der Gröben ließen sich, wie „W. T. B.“ meldet, der König und der Kriegs⸗Minister durch Adjutanten vertreten. Der Sarg war mit einer deutschen Flagge bedeckt, zwei Oberst⸗Lieutenants und zwei Kapitäne fungirten als Trauermarschälle. Sämmtliche Offiziere und Unteroffiziere der Garnison, der deutsche Gesandte Freiherr von den Brincken mit dem Gesandtschaftspersonal und die Kinder des Verstorbe⸗ nen wohnten der Feier bei.
Amerika.
Chile. Ueber die Einnahme von Valparaiso und Santiago liegen jetzt weitere Berichte amerikanischer Zeitungen vor. So veröffentlicht die „World“ das folgende vom 30. v. M. datirte Telegramm aus Valparaiso:
Die Insurgenten verdanken in erster Lirie ihren Erfolg dem Talent und der Erfahrung des deutschen Obersten Koerner, welcher von der Regierung als Instructeur berufen worden war. Nachdem Koerner in Streit mit dem Präsidenten Balmaceda gerathen war, lieh er seine Dienste der Opposition. Die Erbitterung, welche sich der Kämpfenden bei den Schlachten vor Valparaiso be⸗ mächtigte, grenzte ans Unmenschliche. Die Leichname der Generale Barbosa und Algerreca wurden verstümmelt. Die Forts kapitulirten einfach ohne Widerstand. Um Sonnen⸗ untergang plünderte ein Pöbelhaufen, welchem sich viele Deser⸗ teure zugesellt hatten, viele Häuser von Anhängern Balmaceda's und steckte sie in Brand. 14 Brände kamen während der Nacht vor. Der Eigenthumsverlust beträgt 2 000 000 Doll. Am ganzen gestrigen Tage hörte man noch Schüsse in der Stadt fallen, und heute früh lagen die Leichen von etwa 200 Aufrührern auf der Straße. Jetzt ist aber die Ordnung wieder hergestellt, nachdem sich eine aus Mitgliedern der auswärtigen Kolonien bestehende Bürgergarde ge⸗ bildet hat. Balmaceda hat Alles dem General Baquedano über⸗ geben. Dieser war es, der die Autorität formell an die Kongreß⸗
partei abtrat.