1891 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

sind mit Waxpen und kriegerischen Emblemen, mit zahlreichen Fahnen in den Reichs⸗ und Landesfarben sowie mit patriotischen Inschriften geziert. Sämmtliche Häuser der etwa sechzig Nummern zählenden, aber überaus freundlichen und netten Ortschaft prangen in festlichem Fahnenschmucke.

Inmitten eines mäßig großen, sorgsam gepflegten Parks, von alten mächtigen Bäumen fast verdeckt, liegt das wohlerhaltene Schloß des Freiherrn von Widmann, ein Geviertbau von zwei Stockwerken im Renaissancestil. Zwei schon aus der Ferne sichtbare mächtige Eckthürme der gegen Westen gekehrten, in der Mitte von einem Uhr⸗

hürmchen gekrönten Hauptfagçade verleihen dem ganzen Bau einen igenthümlichen Charakter voll harmonischer Kraft und gefälliger Solidität. Vor der Front ragen drei hohe Masten empor, bestimmt, ie Standarten der Majestäten weithin sichtbar wallen zu lassen: in er Mitte die österreichische, rechts die deutsche, links die sächsische Standarte. Den ziemlich geräumigen Schloßhof beschatten zwei roße, von kleinen Hügeln emporstrebende Platanen, unter welchen Ruhebänke zum Verweilen einladen. Corridore, Stiegen und sonstige Räume sind reich mit exotischen Gewächsen geschmückt

Ueber dem Haupteingange im ersten Stockwerk führt ein gemein⸗ ames Entrée in die Appartements beider Kaiser; im linken Flügel iegt jenes Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph, im echten dasjenige Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm, im weiten Stockwerk jenes Seiner Majestät des Königs von Sachsen. Jedes der Appartements besteht bloß aus zwei Räumen, inem Empfangssalon und einem Schlafgemach.

Die Gemäaͤcher des Deutschen Kaisers sind die größten und von Decken mit reicher Renaissance⸗Stukkatur überwölbt; der Salon peziell enthält eine dunkelrothe Sammetgarnitur, während das saal⸗ roße Schlafgemach soldatische Einfachheit zeigt. Der Empfangs⸗ alon des Kaisers Franz Joseph und jener des Königs ron Sachsen sind mit dunkelrothen Damastgarnituren eingerichtet, das Schlaf⸗ gemach des Königs von Sachsen ist in Weiß gehalten. Die zahl⸗ reichen übrigen Räume vertheilen sich auf die Speisesäle, Cerele⸗ salons und die Wohnungen der Suiten.

Außerhalb der Ortschaft, einige Minuten vom nördlichen Aus⸗ gange, wurde auf einem Plateau eine aus fünfzehn Baracken be⸗ stehende Stallburg erbaut, in welcher der große Kaiserliche Marstall und die Hofequipagen sowie die Leibgarde⸗Escadron untergebracht sind, während die Leibpferde und Equipagen der Majestäten sich in den Nebengebäuden des Schlosses befinden. Der Deutsche Kaiser wie der König von Sachsen führen ihre eigenen Pferde mit.

Der Reichskanzler von Caprivi und Graf Kälnoky werden im Schlosse Meyres, eine halbe Fahrstunde nördlich von Schwarzenau gelegen, gemeinsam Wohnung nehmen. ““

Großbritannien und Irland.

London, 2. September. Die Herzogin von Albany trat nach der „A. C.“ gestern Abend, begleitet von ihren Kindern, auf der Königlichen Nacht „Victoria & Albert“ eine 14tägige Kreuzungsfahrt im englischen Kanal an. Zuerst geht die Reise nach Torbay, von da nach Plymouth. Sonntag Morgen trifft die Nacht in Falmouth ein. Wesftlich soll die Reise bis nach den Scilly⸗Inseln und nach St. Malo aus⸗ gedehnt werden.

Zu der Kaiserbegegnung in Oesterreich schreibt die „Morning Post“:

„Es steht ziemlich fest, daß die beiden Kaiser sich nicht allein über rauchloses Pulver und das letzte Repetirgewehr, sondern über eine ganze Anzahl weiterer Gegenstände unterhalten werden. Die jüngsten Ereignisse haben die Sachlage nicht unwesentlich geändert und die Spekulation der Politiker in hohem Grade beschäftigt. Auf jeden Fall ist es einigermaßen beruhigend, daß die alljährlich stattfindende Zusammenkunft der Kaiser Deutschlands und Oesterreichs die letzte in der Reihe der internationalen Besuche dieses Sommers ist. Sie kommt sehr gelegen, um alle politischen Quidnuncs daran zu erinnern, daß nach Allem, was gesagt und geschehen sein mag, der Dreibund der Hauptfaktor in der europäischen Lage bleibt und gegen alle feind⸗ lichen oder zum mindesten nicht freundlichen Einflüsse, welche gegen ihn ausgespielt werden, gefeit ist. So lange diese Friedensgarantie fest und unerschüttert dasteht, können der deutsche und der öster⸗ reichische Kaiser mit Ruhe und Vertrauen die Lage besprechen bnd 8 natürlichen Bundesgerossen sich der g eichen Zuversicht ingeben.“

Die Einnahmen aus den indirekten Steuern beliefen sich in der Zeit vom 1. April bis 29. August auf 33 026 054 Pfd. Sterl. oder 804 849 Pfd. Sterl. weniger als in der entsprechenden am 30. August 1890 beendigten Periode des Vorjahres. Die Ausgaben beliefen sich bis zum 29. August auf 35 814 562 Pfd. Sterl. oder 1 344 441 Pfd. Sterl. mehr als in der entsprechenden Periode des Vorjahres. Der am 29. August verfügbare Fonds belief sich auf 1 679 464 Pfd. Sterl. gegen 1 251 047 Pfd. Sterl. am 30. August 1890.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Paris soll Ruß⸗ land soviel Suezkanal⸗Obligationen angekauft haben, wie nur möglich, um einen Einfluß auf die Entscheidungen der Suezkanalgesellschaft zu gewinnen und im gegebenen Augenblick das Uebergewicht dem französischen Element zuzu⸗

wenden. Frankreich.

Paris, 1. September. Der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend mit seiner Gemahlin, der Großfürstin Marie Paulowna, hier eingetroffen.

Das Reiseprogramm des Präsidenten Carnot im Marne⸗Departement ist nach einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“ jetzt endgültig festgestellt. Der Präsident ver⸗ läßt am 16. September Fontainebleau und begiebt sich sofort nach Chalons, wo er um 4 Uhr Nachmittags eintrifft. Da die ganze Garnison sich im Manöver befindet, wird das in Sainte⸗Menehould liegende Kürassier⸗Regiment, das nicht zu den Manövern befohlen ist, den Ehrendienst versehen. Der Präsident steigt auf der Präfektur ab, wo er die Behörden empfängt und dann ein Essen giebt. Zu gleicher Zeit findet ein von der Gemeindebehörde zu Ehren der Generalräthe und Bürger⸗ meister des Departements veranstaltetes Festessen statt, zu dem 700 Personen geladen werden. Nach dem Essen begeben sich die Bürgermeister in das Stadthaus, wo ein „Punsch“ servirt wird, dem der Präsident Carnot anwohnt. Später ist Nachtfest in dem Garten des Jard und auf der Promenade am Kanal. Am 17. Morgens begiebt sich der Präsident zur Parade, welche die großen Manöver abschließt und die wahr⸗ scheinlich um 9 Uhr Morgens beginnt. Genietruppen haben in Matignicourt, wo die Parade stattfindet, eine große Tribüne für den Präsidenten und sein Gefolge errichtet; daneben werden auf Cb2 weiteren Tribünen 800 Eingeladene Platz finden. Der Generalrath hat ebenfalls eine Tribüne für 400 Personen errichten lassen. Nach der Parade kehrt der Präsident nach Vitry zurück, wo er um 2. Uhr unter einem großen, in dem Garten des Stadt⸗ hauses errichteten Zelt ein militärisches Frühstück von 180 Gedecken giebt. Dann folgt der Empfang der Behörden, worauf Carnot nach Chalons zurückkehrt, wo er die Nacht verbringt. Am 18. Morgens begiebt er sich nach Reims, wo er nach dem Empfang verschiedene Anstalten besucht und

zu seinen Ehren giebt. Carnot kehrt des Abends nach Chalons zurück, um am nächsten Morgen verschiedene Schulen und sonstige Anstalten zu besichtigen. Um 2 Uhr begiebt er sich nach Epernay und von dort nach Fontainebleau zurück. Der Präsident wird in der Marne jedenfalls gut empfangen werden, da selbst die reaktionären Blätter zu Huldigungen für ihn auffordern, um darzuthun, daß ein etwaiger Krieg alle Franzosen geeinigt finden werde. Nach den letzten Nachrichten sind die Truppenaufmärsche in der Marne beinahe beendet. Der Minister⸗Präsident und Kriegs⸗Minister de Freyeinetbegiebt sich am 8. d. M. zu den Manövern und wird am 9. dem Treffen von Vandoeuvre beiwohnen. An demselben Abend wird er den Generalen ein Festmahl geben. Später wird der Minister noch einmal, und zwar in der Begleitung des Präsidenten im Manövergelände erscheinen, um der Heerschau beizuwohnen.

Der Admiral Gervais hat der „A. C.“ zufolge das Schreiben an den Mayor von Portsmouth erichtet: 8 „An Bord des Marengo“, Portsmouth, 26. August 1891.

Mein Herr Mayor! Ich kann Ihre gastliche Stadt nicht ver⸗ lassen, ohne Ihnen noch einmal für den herzlichen Empfang zu danken, welcher von Ihnen im Namen der Municipalität von Ports⸗ mouth den Offizieren und Mannschaften des französischen Geschwaders in Ihrem herrlichen Rathhaus zu Theil ge⸗ worden ist. Wir nehmen die angenehmsten Erinnerungen an jene Zusammenkünfte mit uns mit, und es hat uns ganz besonders gefreut, daß Sie unserer Seeleute gedachten, daß Sie diese so freundschaftlich bewillkommneten, Ihnen als Sou⸗ venir zahlreiche Schachteln Cigaretten übergaben und Sie zudem noch mit den soeben von mir empfongenen Photographien bedachten In ihrer Aller Namen entledige ich mich mit Vergnügen des Auftrags, Ihnen und der Municipalität der Stadt unseren aufrichtigen Dank auszusprechen

Genehmigen Sie u. s. w.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 2. September. Betreffs der Gerüchte über den bevorstehenden Erlaß eines russischen Pferdeausfuhr⸗ verbots erfährt die „Nordische Telegraphen⸗Agentur“, daß die Frage einer Beschränkung resp. eines Verbots der Pferde⸗ ausfuhr aus Rußland garnicht aufgeworfen worden sei.

In diesem Jahre nehmen die Herbstsitzungen des Reichs⸗ raths sehr früh ihren Anfang. Zu den ersten Fragen der neuen Session werden gehören: Das Reformprojekt der Städteordnung, die Vorschläge der Minister der Finanzen und des Innern über die Aenderung der Regierungskontrolle bezüglich der Thätigkeit der Versicherungsgesellschaften, das Statut über die Landschaftsabgaben in den 44 innern Gouvernements, über Kirchen⸗ und Kommunalabgaben in den baltischen Gouvernements, über Aenderung des gegenwärtigen Wechselstatuts, über Ordnung der Uebergabe von Eisenbahnen an Stadt⸗ und Landschafts⸗Institutionen. Außerdem wird der Wegekommunikations⸗Minister u. A. die Projekte für einige neue Eisenbahnlinien, über neue Häfen am Schwarzen und Asowschen Meer, der Minister der Volksaufklärung Projekte über weitere Maßnahmen zur Hebung der Volksbildung und über eine Emerital⸗Klasse für sämmtliche Volksschullehrer, der Finanz⸗Minister Projekte über die Erweiterung der Rechte der 111“ über Aenderungen des Tabacksustaws u. s. w. vorlegen.

Ueber das Projekt der Gründung einer staatlichen Arbeiter⸗Versicherungskasse von Unglücksfällen ver⸗ lautet, daß es sich dabei um obligatorische Versicherung von Arbeitern auf Fabriken, indugtriellen Etablissements und Werk⸗ stätten, die nicht weniger als zehn Arbeiter haben, handelt. Die Versicherung wird den Fabrikanten zur Last gelegt. Das Recht auf Pension erhalten Arbeiter, die in Folge irgend eines Unglücksfalls arbeitsunfähig geworden sind. Die Wittwen derjenigen Arbeiter, die in Folge von Unglücksfällen gestorben sind, erhalten das Recht auf eine Pension von 50 Prozent des Arbeiterlohnes, die Kinder bis zur Volljährig⸗ keit resp. Verheirathung auf eine Pension von 15 bis 20 Proz. Dieses Projelt wird dieser Tage vom Finanz⸗Minister in den Reichsrath zur Bestätigung eingebracht.

Die gegenwärtig an vielen Punkten gleichzeitig in größerem oder geringerem Umfange betriebenen Militär⸗Uebungen sollen nach der „Pol. Corr.“ in erster Reihe die Erprobung der Schlagfertigkeit und Feldtüchtigkeit der Feld⸗ und Festungs⸗ artillerie zum Zwecke haben.

Schweiz.

Bei dem gegenwärtigen eidgenössischen Truppenzusammen⸗ zuge ist, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, zum ersten Male die neu geschaffene Einrichtung der Feldgendarmerie ins Leben getreten, was des Näheren erwähnt zu werden ver⸗ dient. Anfänglich sollte für jede der im Dienst befindlichen Divisionen ein aus 40 Mann bestehendes Gendarmerie⸗Corps einberufen werden; da jedoch die betreffenden kantonalen Corps keine starken Mannischaften haben, hatte man sich auf ein ein⸗ ziges solches Corps in genannter Stärke beschränkt, bestehend aus Zürcher Kantonalpolizisten unter dem Kommando des Zürcher Polizei⸗Hauptmanns Fischer. Diesem Corps fallen beim Truppenzusammenzuge der allgemeine Polizeidienst, der Sicherheitsdienst, die Sitten⸗ und Fremdenpolizei, die Wirthschaftspolizei und das Rapportwesen zu. Die Feld⸗ gendarmerie steht direkt unter dem Befehle des Divisionärs und trägt als neutrale Truppe die weiße Feldbinde.

Niederlande.

Mit Erlaubniß der Königin⸗Regentin hat die nieder⸗ ländische Regierung, wie der „K. Z.“ geschrieben wird, die Einladung der Regierungen von IJtalien und Portugal angenommen, um einen niederländischen Rechtsgelehrten zum Schiedsrichter in einer aus einer Forderung eines italieni⸗ schen Unterthanen gegen die portugiesische Regierung wegen Schadenersatzanspruchs anhängigen Streitsache zu ernennen, und ist als solcher der Staats⸗Minister und Mitglied des Staatsraths Heemskerk bezeichnet worden.

Belgien.

Ostende, 1. September. Der König hat der „K. Z.“ zufolge gestern in längerer Audienz eine Abordnung des vlämisch⸗nationalen Verbandes empfangen, welche die Beschwerden der Vlämen namentlich auch betreffend die Klassifizirung vlämischer Gemeinden als wallonische vortrug. Der Minister Debruyn war beim Empfang zugegen. Der Ant⸗ werpener Botaniker Debeucker legte in vlämischer Sprache den Zweck der gemachten Vorstellungen dar, worauf der Genter Advokat Prayon Vanzugylen dieselben rechtlich begründete. Als der Brüsseler Dr. Goffin seine Rede französisch begann, ersuchte ihn der König, vlämisch zu sprechen. Der König

Gervais.“

8— Türkei. 8

Konstantinopel, 2. September. Die Pforte ließ dem „W. T. B.“ zufolge dem Prinzen Ferdinand von Coburg für seine Glückwünsche anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung des Sultans durch den türkischen Ver⸗ 85s in Sofia die Kaiserliche Genugthuung aus⸗

rücken.

Nach einer Mittheilung des „Standard“ aus Athen haben türkische Briganten vor drei Wochen die Frau und der Sohn eines griechischen Advokaten in Nanina, der Hauptstadt des Epirus, entführt. Nach zahlreichen Aben⸗ teuern und Fr g eg im Gebirge sind sie endlich von den Räubern nach Zahlung eines Lösegeldes von 2000 Pfund auf freien Fuß gesetzt worden. Die Briganten setzen ihr Un⸗ wesen, von den türkischen Behörden ungestört, fort und suchen sich ausschließlich Christen als Opfer aus.

Der griechische Metropolit in NYanina steht unter der Anklage des Aufruhrs, weil er an der Einweihung einer Kirche in einem benachbarten griechischen Dorf theil⸗ genommen hat.

Griechenland.

Die geplante Versammlung kretensischer Nota⸗ beln Behufs Absendung einer Adresse an die Groß⸗ mächte ist nicht zu Stande gekommen.

Die herannahende Session der Kammer dürste sich der Wiener „Presse“ zufolge zu einer sehr lebhaften gestalten. Eine große Anzahl von Gesetzesprojekten, welche theils Neuerungen, theils Reformen betreffen, ist in Vorbereitung. Der Finanz⸗ Minister, dessen Ziel es ist, schon das nächstjährige Budget ohne Defizit abschließen zu lassen, läßt zahlreiche Projekte studiren, unter welchen sich auch solche befinden, welche, wie die Reform der Grundsteuer, die Einführung des Tabackmonopols u. A. m., auf eine wesentliche Vermehrung der Einnahmen hinauslaufen. Allerdings werden diese, eben bloß im Studium begriffenen Projekte nicht auf einmal zur Vorlage gelangen. Auf militärischem Gebiete stehen einschneidende Reformen bevor. Zwei unter dem Vorsitze des Kronprinzen tagende Kommissionen arbeiten Entwürfe für ein neues System der Heeresergänzung und der Heeresorganisation aus.

Serbien.

Ueber den Besuch, welchen König Alexander in Be⸗ gleitung des Regenten Ristitsch jüngst in St. Petersburg abgestattet hat, erfährt die „Pol. Corr.“ nachträglich, daß Ristitsch anläßlich des in Peterhof gegebenen Galadiners ge⸗ fordert hatte, daß ihm der Vorrang vor den Botschaftern der fremden Mächte eingeräumt werde. Diesen Anspruch, so schreibt das Blatt, hätte man russischerseits in Erwägung ziehen können, wenn Ristitsch allein und nicht in Begleitung seines Königs erschienen wäre. Da aber König Alexander der Gast des Hofes war und Ristitsch als Begleiter des Ersteren erschien, so war es nach den Geboten der Hof⸗Etikette unzulässig, Serbien bei dem Galadiner in zwei Personen den Vorrang vor den fremden Botschaftern einzuräumen. Die Nichtberück⸗ sichtigung des von Ristitsch erhobenen Anspruchs hatte die Zu⸗

stimmung des Zaren gefunden.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 2. September. Nach dem heute Vormittag 10 ½ Uhr ausgegebenen Bulletin über das Befinden der Kronprinzessin ist die Temperatur normal und die Besse⸗ rung anhaltend. 8

Dänemark.

Ueber die Beerdigung des General⸗Lieutenants z. D. von der Groeben in Helsingör erhalten wir noch folgende Mittheilung: Der General wurde mit militärischen Ehren und unter großer Theilnahme der auf Schloß Kronborg

garnisonirenden Offiziere bestattet. Bei der Kirche hielten Soldaten mit florumwundenen Gewehren Wache. Zwei Oberst⸗Lieutenants und zwei Hauptleute der Infanterie standen als Trauermarschälle am Sarge. Der König von Dänemark ließ sich durch seinen Adjutanten, Hauptmann der Leibgarde Bock vertreten, der Kriegs⸗Minister und der General des ersten General⸗Kommandos durch ihre Adjutanten. Ferner hatten sich der Kommandant von Kronborg, alle höchsten Offiziere der Garnison und alle dienstfreien Offiziere in Galatracht eingefunden. Der Sarg war mit der preußischen Fahne und mit schönen Palmendekorationen geschmückt, welche auch von Offizieren der preußischen Armee gesandt waren. Nach einem Gesange hielt Pastor Bertelsen von Helsingör eine ergreifende Rede, worauf der Sarg von achtzehn Unteroffizieren auf den Leichenwagen gehoben wurde. Eine große Zahl Offiziere und Bürger begleitete den Trauerzug nach dem Kirchhofe, an dessen Eingang ein Musikcorps einen Trauermarsch intonirte. Mit Gebet und Segen wurde der Sarg beigesetzt.

Amerika.

Chhile. Der „New⸗York Herald“ vom 1. d. M. ver⸗ öffentlicht folgende Nachrichten aus Valparaiso vom 1. September: 8

„Die Ordnung kehrt allmählich zurück. Die provisorische Junta hat den General Baquedano als Präsidenten ad in terim anerkannt und es besteht kein Zweifel, daß die jetz auf der Reise von Jquique befindlichen übrigen Mitglieder der Junta das Verfahren ihrer Kollegen gutheißen werden Die Regierungstruppen in Concepecion, Talcahuan und anderen Städten haben der Kongreßpartei mitgetheilt, daß sie bereit sind, sich den Befehlen der Junta zu fügen Nur Coquimbo droht noch, Ungelegenheiten zu bereiten Alles, was jetzt noch zu thun übrig bleibt, ist, spontane Ruhe⸗ störungen zu unterdrücken, besonders grausame Beamte Bal⸗ maceda's vor Gericht zu bringen und die Wahlen vorzubereiten. Der frühere Minister Godoy und der Bruder Balmaceda; erklären beide, daß Balmaceda beim Beginn des Bürgerkrieges sich auf die Versicherung der de verlassen habe, daß die Armee ihm ergeben sei. Auch die Berichte der Marine⸗Offiziere ermuthigten ihn zum Widerstande. Morgen werden einige hervorragende Beamte Balmaceda's, nachdem sie krieg rechtlich zum Tode verurtheilt worden sind, erschossen werden Bezüglich der Silberverschiffüung an Bord des britischen Kriegs⸗ schiffes „Espiegle“ sagt Godoy, daß das Geld zur Bezahlung des in Montevideo gekauften italienischen Dampfers „Aquila“ dienen solle. Die Beamten Balmaceda's in Coquimbo haben das dortige englische Kabel zerschnitten. Sie weigern sich, sich zu ergeben. Heute Abend werden die „Esmeralda“ und di „Almirante Lynch“ nach Coquimbo absegeln. Truppentrans porte werden nachfolgen. Die Schiffe „Almirante Condell“ und „Imperiale“, welche sich noch immer nicht für die neue

des Abends einem Essen anwohnt, das die Gemeindebehörde

trug schließlich dem Minister Untersuchung der Sache und die Vlämen befriedigende Maßnahmen auf. 8

Ordnung der Dinge erklärt haben, sind am letzten Sonnabend

Coquimbo nordwärts gesegelt. Das Kongreßgeschwader

Unruhen stattgefunden, bei denen die Häuser der aus⸗

in Roggen 527 989, in Gerste 750 788, in Hafer 137 641 und in Kartoffeln 133 818.

Igt sie jetzt. Die erste und bis jetzt einzige Hi nrichtung, welche versolg sic üshtiges an sich hat, war die heute erfolgte Er⸗ schießung des Staatsprokurators Senor Fas. Dieser hatte die Anklage gegen die Leute geführt, welche angeblich den

Almirante Lynch“, den „Almirante Condell“ und den „Imperiale“ in die Luft sprengen wollten. Das Resultat war die Hinrichtung Mr. Cumming's und zweier Anderer gewesen. Alle Uebrigen, welche seit der Einnahme Valparaisos hin⸗ gerichtet worden sind, haben sich gemeine Verbrechen zu schulden kommen lassen. Unter ihnen befand sich auch der Redacteur des „El Commercio“ Senor Leon Larin, welcher dabei abgefaßt wurde, als er Flugblätter vertheilte, die zu Aufruhr und Brandstiftung aufwiegelten. Larin wurde ohne den Schatten eines Prozesses erschossen.“

Asien. 8

China. Wie den „Times“ aus Shanghai gemeldet

wird, hnnen in Itschang am Nan Tse Kiang am 2. d. M.

ländischen Missionen zerstört worden seien. Menschen seien jedoch nicht getödtet worden.

Sansibar, 31. August. Der Sultan hat, wie den „Times“ gemeldet wird, bekannt gemacht, daß sein Land innerhalb der Zone liegt, in welcher nach der Brüsseler Akte keine geistigen Getränke verkauft werden dürfen. Nur der General⸗Konsul darf Schankkonzessionen für den Verkauf geistiger Getränke im Kleinen an Europäer ausstellen. Von Kismayu wird gemeldet, daß an der Somali⸗Küste Alles ruhig ist. Die britische ost⸗ afrikanische Gesellschaft schließt Verträge mit den Häuptlingen der umliegenden Gebiete ab. Major Leverson ist hier angekommen und will nach Mozambique reisen, um ge⸗ meinsam mit dem portugiesischen Kommissär Senhor Innes die Präliminarfragen zur Feststellung der englisch⸗ portugiesischen Grenze zu berathen.

Etatistik und Volkswirthschaft.

8 Ernte⸗Statistik für 1890/91.

8 Nunmehr liegt auch die Ernte⸗Statistik für das Jahr 1890/91 (in dem Juli⸗Heft der Statistik des Reichs) vor. Danach betrug die gesammte Erntemenge in Tonnen an 8 Weizen 1 gesen 011 (gegen 2 483 577 im Durchschn. der letzt. 10 Jahre) Roggen 5 867 931 (gegen 5 714 571), Gerste . . 2 283 432 (gegen 2 186 508), Hafer.. 4 913 58* (Eegen, 3 280 6 Kartoffeln 23 320 983 (gegen 2

Die Einfuhr in den freien Verkehr betrug in Weizen 517 668,

6

Die Ausfuhr in Weizen betrug 1005, in Roggen 64, in Gerste 7060, in Hafer 433 und in Kartoffeln 112 192 t.

Das Aussaatquantum betrug in Weizen 335 732, in Roggen 990 069, in Gerste 250 665, in Hafer 625 691, in Kartoffeln 5 811 740. 1

Es blieben mithin zum Verbrauch übrig; in Weizen 3 011 942, in Roggen 5 405 787, in Gerste 2 776 495, in Hafer 4 425 061 und in Kartoffeln 17 530 869 t.

8 Einfubr. Die Einfuhr an Roggen hat vom Januar bis Ende Juli be⸗

tragen 4 662 163 D. Ctr. gegen 5 523 399 in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hiervon war russischen Ursprungs 4 160 793 (bezw.

Einfuhr von Weizen betrug in demselben Zeitraum 4 008 468 D.⸗Ctr. (gegen 3 733 605 im Vorjahr).

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. An Anträgen auf Gewährung von Altersrenten sind bei der Hanseatischen Versicherungsanstalt eingegangen im Januar 145, Februar 247, März 221, April 114, Mai 49, Juni 52, Juli 63, August 46, mithin seit Beginn des Jahres 937. Von diesen entfallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck 176, Bremen 199, Hamburg 562. Von den eingegangenen Anträgen sind bis Ende August erledigt 903 Anträge, und zwar 792 durch Rentengewäh⸗ rung und 111 durch Ablehnung. Die Jahressumme der bis jetzt gewährten Renten macht insgesammt 125 898,60 aus. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die 792 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 60 Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 316 Rentenempfänger, Handel und Verkehr 111 Rentenempfänger, sonstige Beruf 69 R fänger, Dienstboten ꝛc. 236 Rentenempfänger. 8

Zur Arbeiterbewegung.

Die Führer der Sozialdemokratie sind bereits mit den Vorbereitungen für den Parteitag in Erfurt be⸗ schäftigt, der im Oktober stattfinden soll. Zahlreiche Berathungen und Versammlungen, schreibt man der „Magdb. Ztg.“, werden in den nächsten Tagen stattfinden, um die Eröͤrterung über den Programmentwurf zum Abschluß zu bringen und die Wahl der Delegirten vorzunehmen. Die Agitationskommission für die Provinz Schleswig⸗Holstein hat fünf ETTö (Flensburg, Itzehoe, Ottensen, Kiel, Altona) bereits einberufen. Eine zahlreiche Beschickung des Parteitages ist sicher, und nach der Stimmung, die bis jetzt in den Volksverfammlungen zum Ausdruck gekommen ist, darf angenommen werden, daß der Programmentwurf im Großen und Ganzen zur Annahme gelangen wird. Die Opposition, die stärker ist, als es gelegentlich einzelner Abstimmungen in Volksversamm⸗ lungen scheint, wird hauptsächlich beim Fall Vollmar und bei der Maifeier sich bemerklich machen; sie hält nach wie vor daran fest, daß unter allen Umständen die Maifeier am 1. Mai und nicht am ersten Sonntag im Mai stattfinden soll. Sehr erregte und bewegte Debatten dürften auch bei der Be⸗ rathung uͤber die Gewerkschaftsbewegung zu erwarten sein in Verbindung mit dem Vorgehen des deutschen Metall⸗ arbeiterverbandes gegen den Reichstags⸗Abgeordneten Schwarz⸗ Lübeck und die Berufung des Formertages nach Braunschweig. Der „Voss. Ztg.“ wird aus Erlangen telegraphisch gemeldet,

daß gestern in der dortigen Spinnerei „Nuürnberg der Betrieb voll wieder aufgenommen wurde; die Direktion hat nachgegeben. In Leipzig stand, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, der von der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands veröffentlichte Organisationsplan, nach dem die Bildung großer Centralverbände (Unionen) angestrebt wird, in einer am 1. Sep⸗ tember abgehaltenen, von 300 bis 400 Personen besuchten Versammlung der in der Bekleidungsbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zur Berathung. Die Redner waren im großen Ganzen auch mit dem Entwurf einverstanden und brachten dies in einer längeren Resolution, die zur Annahme gelangte, zum Ausdruck. Die Bildung von General⸗Kommissionen wurde verworfen und dafür die Ernennung von General⸗Sekretären zur Leitung der Geschäfte der zu Unionen zusammentretenden Centralverbände der

eine internationale Verbindung mit den Berufsgenossen anderer Länder anbahnen. Wo dem Anschlusse an die Union gesetzliche Hindernisse im Wege stehen, sollen Vertrauensmänner die Geschäfte der Mit⸗ slieder mit der Leitung vermitteln. 8 Der deutsche Formertag in Braunschweig begründet die Schaffung einer selbständigen Organisation damit, daß die letzten großen Lohnkämpfe nur durch den Indifferentismus auswärtiger Kollegen zu Ungunsten der Arbeiter ausgefallen seien und daß es als eine der Haupt⸗ aufgaben der deutschen Former erscheine, Aufklärung unter den In⸗ differenten zu schaffen, um dieselben in die Organisation zu bekommen; es sei aber viel leichter, die Indifferenten in eine Organisation ihrer eigenen Branche, als in einen aus mehreren Branchen zusammen⸗ gesetzten Verband zu bekommen. —. Zum Sitz des neuen Verbandes wurde Zeitungsmeldungen zufolge Lübeck gewählt; ein eigenes Organ des Verbandes soll in Hamburg erscheinen.

Hier in Berlin traten die Böttcher Berlins und der Um⸗ gegend zu einer Versammlung am Dienstag zusammen, um die Wahl eines Del⸗girten zur Strike⸗ Kontrollkommission vorzunehmen. Von verschiedenen Seiten ward auf die völlige Ergebnißlosigkeit und Wirkungslosigkeit dieser mit so viel Geräusch und unter ziemlich hochgespannten Erwartungen ins Dasein gerufenen Insti⸗ tution aufmerksam und der Vorschlag gemacht, die Kosten für einen solchen Delegirten lieber zu sparen. Dem gegenüber ward, wie die Berliner „Volksztg.“ mittheilt, von anderer Seite geltend ge⸗ macht, 8 die centralisirten Böttcher Berlins, die in einem einzigen Jahre allein 11 000 Strikeunterstützungsgelder aufgebracht, auch diesen Betrag zu tragen vermöchten; sodann wurde die Wahl vorge⸗ nommen. Die Berliner Schornsteinfegergesellen, die bis jetzt fast gar nicht organisirt waren, beabsichtigen jetzt fester zu⸗ sammen zu halten, um ö ihnen drohenden Lohnherabsetzung wirksam entgegentreten zu können

san Mailand wird züber den Ausstand der Metall⸗ arbeiter telegraphisch berichtet, daß gestern etwa 400 Mechaniker kleinerer Etablissements die Arbeit eingestellt haben.

Kunst und Wissenschaft.

Nach der gestrigen Schlußsitzung unternahmen, wie „W. T. B.“ meldet, die Theilnehmer an der Generalversammlung der deutschen Alterthumsvereine in Sigmaringen bei herrlichem Wetter einen gemeinsamen Ausflug nach der Hohenzollernburg. Von der Burg aus wurde ein Ergebenheits⸗Telegramm an Seine Majestät den Kaiser gesandt. 8

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Rußland. Die aus Egypten, Syrien und Kleinasien in Odessa eintreffenden Schiffe werden einer 1“ R1“ unterzogen. ortugal. 1 Durch eine im „Diario do Governo“ Nr. 187 vom 24. August 1891 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministe⸗ riums des Innern sind die Häfen der Guinea⸗Küste für rein von Gelbfieber erklärt worden. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 165 vom 16. Juli 1891.)

Auf Veranlassung des österreichischen Ministeriums des Innern hat dem „Prag. Abdbl.“ zufolge das österreichische Handels⸗Ministerium an sämmtliche Bahnverwaltungen einen Erlaß gerichtet, in welchem dieselben unter Hinweis auf das Ueberhandnehmen der Cholera in der asiatischen Türkei aufgefordert werden, auf die Herstellung und Erhaltung eines in sanitärer Beziehung tadelfreien Zustandes der Warteräume und sonstigen Lokalitäten, sowie auf eine sorgfältige Handhabung der Desinfektionsvorschriften schon jetzt ernstlich Bedacht zu nehmen und die in dieser Hinsicht nothwendigen Verfügungen so⸗ fort zu treffen.

Handel und Gewerbe.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im August 1891 1 370 674 100 abgerechnet worden gegen 1 654 268 800 im Juli 1891 und 1 287 232 700 im August 1890.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks 1 86 der Fbr und in Oberschlesien. An der nee sbts am 2. d. M. gestellt 9599, nicht recht⸗ eitig gestellt keine Wagen. b In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 3758, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am

2. September 1891 das Grundstück in der Chorinerstraße 54

belegen, dem Architekten Johannes Schmidt hierselbst gehörig, zur

Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 92 850 festgesetzt.

ür das Meistgebot von 136 000 wurde der Kaufmann Hermann

hierselbst Ersteher. Eingestellt wurde das Verfahren

der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück in der Butt⸗

mannstraße, dem Klempnermeister Franz Zieglarsky hierselbst gehörig.

London, kker (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗ ungen angeboten. „Beptember. (W. T. B.) Die Nationalbank und die anderen Sörestanehanten haben den Bankdiskont um ein

albes Prozent herabgesetzt. .

2. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 850 Ballen Buenos Aires, 534 Ballen Montevideo, 483 B. Melbourne, 256 B. Sydney, 11 B. Neuseeland, 7 B. Capwollen. Verkauft 534 B. Buenos Aires, 318 B. Montevideo, 278 B. Melbourne, 173 B. Sydney, 11 B. Neuseeland, 6 B. Cap⸗

i verändert. ne, September. (W. T. B.) Die Börse er⸗

öffnete zu höheren Coursen bei ziemlich bedeutendem Geschäft, später 1 Eeleneen Schluß fest. Der Umsatz der Aktien betrug 376 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 5 100 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 135 000 Unzen, die Silberankäufe für den Staatsschatz 679 000 Unzen zu 9825 à 9840.

ubmissionen im Auslande.

Niederlande. 17. September, Nachm. 1 Uhr. Ministerie van Binnenlandsche

aag im Ministerialgebäude: 6 . Ssa Er. Haa von Mästetes erarsn in verschiedenen Sorten für den Bedarf der „Algemeene Landsdrukkery“ in den Jahren 1892 und 1893. Bedingungen und Muster kostenlos zu beziehen von dem Directeur der Algemeene Landsdrukkery im Haag.

Verkehrs⸗Anstalten.

2. September. (W. T. B.) Norddeutscher g1 9r Sg Senelemvfe 6 ist von New⸗York heute Nachmittag auf der Weser eingetroffen.

3. September. (W. T. 5 nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesell dampfer „Rugia“ ist, von New⸗York kommend, heute

der Elbe eingetroffen. et 1. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer

„Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Madeira abgegangen.

Theater und Mufik. Königliches Schauspielhaus.

amburg⸗Amerika⸗ chaft. Der MF est. o

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ersten Mal als Mitglieder der Königlichen Bühne. Frl. Tondeur gab die Titelrolle mit der ihr immer eigen gewesenen artsinnigkeit und Milde des Tons und des Gefühlsausdrucks, während Lessing’s Minna kräftigere Aeccente, wenigstens je und je hören lassen muß, um gegen die Hypersentimentalität Tellheim's den durchaus nöthigen Gegensatz zu bieten. Die Darstellerin zeigt in ihrem Wesen Vornehm⸗ heit und fast überall die künstlerisch gebotene Zurückhaltung, was in der Nähe des Frl. Conrad, die das Kammermädchen gab, eine nicht unschwere Aufgabe ist. Die Poesie, welche Lessing gerade in die Individualität Minna's gelegt hat, brachte Frl. Tondeur überall wirksam zur Geltung. Hr. Blencke gab den Wachtmeister im Ganzen mit schönem Gelingen; man hätte im Spiel mehr den Ausdruck von Kraft und Urwüchsigkeit erwarten dürfen, auch der Ton war nicht immer eindringlich genug, aber der in Berlin längst beliebte Künstler darf sich sagen, daß das gefährliche Unternehmen, von der niederen Komik zur individuellen Zeichnung des vornehmen Humors überzugehen, als geglückt betrachtet werden kann. Vielleicht ist das zu leise Sprechen Blencke's in den ersten Scenen dem Umstande zuzuschreiben, daß die Akustik des Raumes ihm noch nicht geläufig war; jedenfalls fand er sich von Scene zu Scene besser in seine Aufgabe, und so hatte er einen wirklichen Erfolg in der Schlußscene mit Tellheim und Franziska. Im Ensemble ver⸗ diente die Vorstellung alles Lob; die Vorzüge, welche Frl. Conrad als Franziska, Hr. Kahle als⸗Riccaut, Hr. Krause als Just, Hr. Vollmer als Wirth, Hr. Ludwig als Tellheim entwickeln, sind zu bekannt. um noch einer. erneuten Anerkennung zu bedürfen. Das Publikum folgte der Vorstellung mit sichtlichem Behagen und gab seinem Beifall kräftigen Ausdruck.

Berliner Theater. 4 Gestern Abend trat Fr. Sorma zum ersten Mal in ihrem neuen Wirkungskreise auf als Hertha in Oscar Blumenthal's Schauspiel „Ein Tropfen Gift“. Die Rolle erhebt große An⸗ sprüche an die Darstellerinnen in Bezug auf das Ausdrucksvermögen für Schmerz und Freude; sie verlangt den ergreifenden Wehlaut tiefen Leides und den quellenden Jubelruf höchster Freude: Gerade in dieser Beziehung ist x Sorma von Natur besonders glücklich veranlagt; die ganze Gestalt scheint von den die Seele füllenden Bewegungen durchbebt. Nach dem zweiten und dritten Akt, welcher letztere die Erregungen des Gemüths in jähem Wechsel zeigen muß, wollte der Beifall für die Debütantin kein Ende nehmen. Freilich hatte die Künstlerin in Hrn. Direktor Barnay (Lothar) in den schwierigsten Scenen einen genialen Mitspieler an ihrer Seite. Die übrigen Darsteller blieben in ihren Leistungen weit hinter diesem Künstlerpaar zurück. Hr. Kraußneck als Graf Wahlberg befand sich nicht recht auf der gewohnten Höhe seines Könnens, welches ihn sonst den sehr tüchtigen Künstlern anreiht. Neu besetzt war die Rolle des verarmten Baron Brendel durch Hrn. Haack, der diesen gesellschaftlichen Schmarotzer mit Anstand und sogar mit Laune gab. Die Liddy des Frl. Rug⸗ heimer vermochte durch die Farblosigkeit der Charakteristik und den Mangel an Vornehmheit keine Anziehungskraft auf das Publikum

auszuüben. Kroll's Theater.

Fr. Moran⸗Olden setzte gestern Abend ihr erfolgreiches Gast⸗ spiel als Gräfin in der „Hochzeit des Figaro“ fort und fand auch in dieser Rolle, wie schon bei ihrem früheren Gastspiel im Kö⸗ niglichen Opernhause und vor einigen Tagen als Fidelio bei Kroll, Gelegenheit, den außerordentlichen Wohllaut und die Kraft ihrer Stimme, sowie ihre schauspielerische Begabung glänzend hervortreten zu lassen, was auch durch lebhaften Beifall, besonders am Schluß des zweiten und dritten Aktes, die wärmste Anerkennung von Seiten des Publikums fand. Da auch die übrigen Rollen gut besetzt waren, so kann die ganze Vorstellung als eine wohlgelungene bezeichnet werden. Die Rolle des Cherubin war in den bewährten Händen des Frl. Gadski, und Frl. Schacko befriedigte als Susanne vollkommen. Hr. Leonhardt und Hr. Dreßler ernteten gleichfalls reichen Beifall als Graf Almaviva und als Figaaalöobu. . 88

Im Deutschen Theater wird ein Lustspiel von Rudolf Stratz, „Der blaue Brief“, einstudirt und wahrscheinlich gegen Ende nächster Woche zur Aufführung kommen. In der am Montag statt⸗ sindenden Aufführung von „Die Stützen der Gesellschaft“ tritt Frl. Marie Wolff bem. Eieern in Frankfurt a./Main in der Rolle der Lona Hessel erstmalig auf.

vna Eähe⸗ das viel besprochene Lustspiel von Alexander Dumas ülls, wird nunmehr in den Spielplan des Lessing⸗Theaters auf⸗ genommen werden. Die erste Aufführung mit Marie Reisenhofer in der Titelrolle ist für den Freitag der nächsten Woche festgesetzt.

Sarolta Szilasy, die vom Direktor Fritsche neu verpflichtete Operettensängerin des Budapester Volkstheaters, tritt am Sonnabend im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater als ‚Fiametta im neu einstudirten „Boccaccio“ erstmalig auf. Sophie Offeney singt den Boccaccio, Hr. Steiner den Prinzen, Hr. Alexander Klein den

aßbinder. Im Residenz⸗Theater gelangt am Sonnabend, den 5. d. M.,

„Frou⸗Frou“ zum achten Male und zwar mit zum Theil neuer Be⸗ setzung zur Aufführung. Die Louise wird von Rosa Bertens, der Valreas von Joseph Jarno dargestellt; als Frou⸗Frou tritt Emmy Neumann vom Amberg⸗Theater in New⸗York erstmalig auf.

Francesco d'Andrade singt bei Kroll am Montag zum letzten Male den Don IJuan.

Mannigfaltiges.

Der Ober⸗Bürgermeister Dr. von Forckenbeck ist in Berlin wieder eingetroffen.

Das Festeomité für den Literarischen Kongreß hat den Magistrat gebeten, von dem Vorhaben, dem Kongreß zu Ehren ein Festmahl zu veranstalten, mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse Abstand nehmen zu wollen.

Der Sanitäts⸗Rath Dr. Nolte, der vorgestern sein fünfzig⸗ lähriges Amtsjubiläum gefeiert hat, wurde der „Post zufolge von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, deren Hofarzt er ist, durch ein Glückwunsch⸗Telegramm aus Homburg

erfreut.

Gumbinnen, 2. September. Bei einem Hausbrande in Lötzen kamen nach einer Meldung des „D. B. H.“ drei Kinder in

den Flammen um.

rlitz, 2. September. Unter Theilnahme der hiesigen Stane⸗ Uaeuar. und Kommunalbehörden ꝛc. fand, wie der „Voss. „* telegraphirt wird, auf dem Blockhausplateau heute Mittag 1 Uhr die feierliche Grundsteinlegung des Prinz Friedrich Carl⸗ Denkmals statt.

lensburg, 2. September. Unter sehr großer Betheiligung der Flen bnaaft fand laut Meldung des „W. T. B.“ die feier⸗ liche Enthüllung des von den Bürgern Flensburgs auf dem Marien⸗ kirchplatze errichteten Denkmals Kaiser Wilhelm's I. statt.

Dresden, 1. September. Der „Köln. Z.“ wird geschrieben: Der hierher zum Manöver einberufene Assistenzarzt 1. Klasse Dr. med. Schröder, Kreisphysikus zu Zeven im Hannoverschen, verließ mit dem Leib⸗Grenadier⸗Regiment die Kaserne, als beim Blasen der Musik sein Pferd scheute und den Reiter so unglücklich abwarf, daß sofort der Tod eintrat. Das sächsische Sanitäts⸗Offizier⸗Corps, General⸗Arzt Dr. Roth an der Spitze, widmet dem verunglückten Kameraden (der sich erst vor einigen Wochen verheirathet hatte) einen

In der gestrigen Vorstellung von Lessing's „Minna von

Arbeiter eines Gewerbes empfohlen. Die Sekretäre sollen gleichzeitig

Barnhelm“ sahen wir Frl. Tondeur und Hrn. Blencke zum

herzlichen Nachruf.