1891 / 209 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Stolp, 3. September. Der General⸗Inspecteur der 1. Armee⸗Inspektion, Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, Regent des Herzogthums Braunschweig, traf gestern Abend bier ein und besichtigte, wie die „Z. f. H.“ meldet, heute die 36. Kavallecie⸗ und die 41. Infanterie⸗ Brigade.

Kiel, 4. September. Das Manöver⸗Geschwader ist nach dem „Kiel. Tgbl.“ gestern Nachmittag von der Außen⸗ föhrde zurückgekehrt, führte Abends Signalmanöver mit elek⸗ trischem Licht aus und ging heute Vormittag um 11 ¼ Uhr nach Danzig in See.

Bayern.

München, 4. September. Ueber den Empfang Seiner Majestät des Kaisers und die Ausschmückung der Stadt bringt die „Allg. Ztg.“ folgende weitere Mitthei⸗ lungen: Zum Empfange Seiner Majestät werden sich die sämmt⸗ lichen Prinzen des Königshauses am Bahnhof einfinden; ebenso die Staats⸗Minister, der Stadtkommandant, der Polizei⸗ Direktor ꝛc. Die hier anwesenden Prinzessinnen versammeln sich in den Appartements des Königsbaues, um den Kaiser bei seinem Eintreffen daselbst zu begrüßen. Der Regierungs⸗ Präsident Freiherr von Pfeufer wird dem Kaiser bis zur bayerischen Grenze entgegenreisen. Bei dem Einzug des Kaisers durch die Stadt folgen die Equipagen der Königlichen

Prinzen der zweiten Abtheilung der Escorte, und an die Königlichen Prinzen reiht sich dann die Suite des Kaisers an. Die Straßen, durch welche der Kaiser zur Residenz fährt, werden festlich geschmückt. Die Flaggenbäume, welche die via triumphalis vom Bahnhof bis zur Residenz markiren, werden durch Guirlanden aus Tannengrün verbunden, ebenso ist ein großer Theil der Bogenlampen an den Mast⸗ bäumen auf dem Maximiliansplatz bereits angebracht. Der Triumphbogen am Bahnblofplatz erhält eine Höhe von 17 m mit der Kaiserkrone als Abschluß. Das Ganze wird mit grünem Laub, Emblemen, Wappen ꝛc. dekorirt; zu beiden Seiten der Pfeiler kommen große Bouquets. Die Vorbereitungen zur Beleuchtung des Bahnhofsplatzes wie des Max Josephplatzes vor der Residenz sind gleichfalls in Angriff genommen. An die Bewohner der Straßen und Plätze, welche der Kaiser bei Seinem Einzuge passirt, ist das Ersuchen er⸗ gangen, ihre Wohnungen zu illuminiren.

Der preußische Gesandte Graf Eulenburg, der ge⸗ sammte militärische Ehrendienst mit dem General⸗ Kapitän Grafen Verri della Bosia an der Spitze, sowie der Regierungs⸗Präsident von Oberbayern werden laut Mel⸗ dung des „W. T. B.“ Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm entgegenreisen und Allerhöchstdenselben Montag Abend gegen 7 Uhr auf der Grenzstation Simbach empfangen.

Sachsen.

Dresden, 3. September. Ueber die Reise Seiner Majestät des Kaisers durch Sachsen berichten Dresdner Blätter: In unserer Residenz traf der Sonderzug 9 Uhr 47 Min ein. Das Publikum, welches sich angesammelt hatte, konnte trotz aller Mühe nicht zurückgehalten werden, es drängte nach dem Hauptperron, auf dessen rechter Seite der Kaiserliche Sonderzug angefahren war. Nahm nun auch zunächst der Kaiserzug an sich das Interesse des Publikums in Anspruch, so vereinigte sich doch sofort alle Aufmerksamkeit auf den Kaiserlichen Salonwagen, als man in dem⸗ selben Seine Majestät in Gardes du Corps⸗Uniform, äußerst wohl aussehend, und neben ihm den Reichskanzler von Caprivi inmitten ähehSege Generale sitzend erblickte. Das Publikum brachte

egeisterte Hochs aus und stimmte „Heil Dir im Siegerkranz“ worauf Seine Majestät der Kaiser durch wiederholtes Verneigen dankte. Unter Hochrufen rollte der Sonder⸗ zug 9 Uhr 51 Minuten aus dem Böhmischen Bahnhofe. Die Fahrt in unserem Elbthale gestaltete sich zu einer sehr schönen dadurch, daß in den an der Elbe gelegenen Ort⸗ schaften vielfach Buntfeuer und Feuerwerk abgebrannt wurde, auch verschiedentlich illuminirt worden war. Bsonders Schandau mit seinen stattlichen, am Elbufer sich hinziehen⸗ den zahlreichen Hotels hatte prächtig illuminirt und ben⸗ galisch beleuchtet. Mecklenburg⸗Schwerin. 8 Schwerin, 4. September. Im Befinden Seiner König⸗ lichen Hoheit des Großherzogs ist seit gestern keine wesentliche Veränderung eingetreten.

Gestern trafen den „Meckl. Nachr.“ zufolge Ihre Kaise r⸗

lichen Hoheiten der Großfürst Michael Nikolajewitsch

und dessen Sohn, der Großfürst Alexis, von Coburg

kommend, in Gelbensande ein. ““ Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Eisenach, 4. September. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin ist aus Helgoland hier angekommen und wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog und Ihrer Hoheit der Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin sowie den Spitzen der Behörden am Bahnhof empfangen, von wo sich die hohen Herrschaften nach der Wartburg begaben.

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Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 4. September. Für die bevorstehenden Landtagswahlen sind der „Magd. Ztg.“ zufolge von den Sozialdemokraten der Kreise Sonneberg und Saal⸗

ld nicht weniger als sieben Kandidaten aufgestellt worden.

Reuß ä. L.

(J+) Greiz, 4. September. Ihre Durchlaucht die Fürstin wurde heute Morgen von einer gesunden, kräftigen Pii eiin glücklich entbunden. Das Befinden ist zufrieden⸗ stellend.

Oesterreich⸗Ungarn.

Ueber den Verlauf des ersten Manövertages wird Wiener Blättern aus Göpfritz vom 3. d. M. berichtet:

Die erste Kavallerie⸗Truppen⸗Division (Ost⸗Partei) rückte von Horn über Allentsteig gegen Gmünd vor; die zweite Kavallerie⸗Truppen⸗Division (West⸗Partei) mit dem Gros von Allentsteig und Stögersbach gegen Edelbach und mit dem Dragoner⸗Regiment Nr. 15 von Scheideldorf über Göpfritz an der Wild sollte gegen Horn vorrücken. Beide Kavallerie⸗Truppen⸗Divisionen haben Jäger⸗Bataillone sehr ge⸗ schickt benutzt, um für ihre Aktion Stuüͤtzpunkte zu gewinnen. Das zweite Corps hat nach einem starken Marsch mit seinen drei Infanterie⸗Truppen⸗Divisionen die Gegend östlich der Wild erreicht, das achte Corps ist in Stögers⸗

bach und Groß⸗Haselbach, westlich des großen Wald⸗ komplexes der Wild, eingetroffen und hat die im Anmarsche befindliche 21. Landwehr⸗Division mittelst eines starken Marsches bis südöstlich von Schrems gebracht. Die Aufmerksamkeit beider Corp; ist augenscheinlich auf die Festhaltung der Budweis⸗Horner Straße, und hauptsächlich, um nicht die Ver⸗ bindung mit ihren Armeen zu gefährden, gegen die südlichen Flügel gerichtet.

Die heutige Uebung wurde durch die Aktion der Kavallerie ausgefüllt. Die erste Kavallerie⸗Truppen⸗Division (FML. Gradl) führte sie in echt kavalleristischer Weise durch eine energische, weitausholende Bewegung gegen den südlichen Flügel des achten Corps aus. Die zweite Kavallerie⸗Truppen⸗ Division (FML. von Gemmingen) sammelte sich bei Edelbach und erwartete dort den Angriff des Gegners. In Folge dessen kam es, nachdem die erste Kavallerie⸗Truppen⸗Division über drei Meilen in theilweise sehe schwierigem Terrain zurückgelegt hatte, Mittags zu einem allgemeinen Zusammenstoß der Reiterei, die erste Division debouchirte zwischen zwei Waldungen und schritt, ungeachtet des zum Theil versumpften Vorterrains, entschlossen zur Attaque, welche die zweite Division ebenso energisch annahm.I

Die Entscheidung fiel zu Gunsten der West⸗Partei aus; nach kurzer Verfolgung wurde die interessante Uebung um 1 Uhr eingestellt.

Während dieser großen Kavallerie⸗Aktion war die Vorhut des zweiten Corps (49. Infanterie⸗Brigade) unaufgehalten gegen die Wild vorgerückt, wo sie auf das Jäger⸗Bataillon (des achten Corps) traf; letzteres zog sich, nachdem sich die feindliche Ueberlegenheit ausgesprochen hatte, auf sein Corps zurück. Die Leistungen der den Kavrvallerie⸗Divisionen zu⸗ Fesgfülten Jäger⸗Bataillone waren überhaupt sehr anerkennens⸗ werth.

Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph verfolgte mit Ihren Majestäten dem Kaiser Wilhelm, dem König von Sachsen und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg hauptsächlich die Bewegung des zweiten Corps (Ost⸗ Partei) entlang der Straße von Horn über Altenburg, Fuglau, Röhrenbach, Winkel und Aepfelgeschwend, sodann den Zusammenstoß beider Parteien, und zwar meisten⸗ theils in der Umgebung von Edelbach. Nach 1 Uhr wurde das Manöver abgebrochen und Seine Majestät der Kaiser begab Sich mit Seinen Erlauchten Gästen zu Wagen über Merkenbrechts und Göpfritz nach Schwarzenau. Sämmtliche Ortschaften, welche Ihre Majestäten passirten, waren festlich beflaggt: in den meisten hatten die Bewohner auch schmucke Ehrenpforten errichtet. Allenthalben begrüßten die Bewohner den erhabenen Herrscher mit begeisterten Hochrufen⸗

Der Leibarzt des Deutschen Kaisers, Dr. Leuthold, stürzte auf dem Manöverfelde mit dem Pferde und zog sich eine leichte Verletzung am Hinterhaupt zu.

In Prag und in Reichenberg werden nach der „Presse“ für den Empfang Seiner Majestät des Kaisers große Vorbereitungen getroffen. Während der Anwesenheit des Monarchen in der böhmischen Landeshauptstadt soll eine Illumination derselben und ein Fackelzug stattfinden. In Reichenberg sollte vorgestern das Empfangsprogramm in An⸗ wesenheit des Statthalters endgültig festgestellt wer⸗ den. Die Gemeindevertretung von Eger hat an⸗ geregt, daß sämmtliche deutschen Städte Böhmens durch Deputationen ihrer Gemeindevertretungen an dem Empfange Seiner Majestät in Reichenberg theilnehmen sollen. In allen Prager Vorstädten werden umfassende Vor⸗ kehrungen zur Begrüßung des Kaisers getroffen, da der Monarch ducch alle neuentstandenen Stadttheile fahren und die industriellen Unternehmungen, sowie die öffentlichen Bauten besichtigen wird. Aus den Landbezirken, deren Amtssitze in den betreffenden Vorstädten sind, werden alle Gemeinde⸗ vorstände und Korporationen zur festlichen Begrüßung er⸗ scheinen.

Der böhmische Landesausschuß hat in seiner vor⸗ gestrigen Sitzung den jungczechischen Reichsraths⸗Abgeordneten Richard Purghart, welcher Direktor der czechischen Landes⸗ Ackerbauschule in Budweis ist, nach vorausgegangener Disziplinar⸗Untersuchung von dieser seiner Stellesuspendirt, weil derselbe in das Abgeordnetenhaus eingetreten war, ohne seine vorgesetzte Behörde, den Landesausschuß, hiervon zu ver⸗ ständigen, ohne um einen Urlaub nachzusuchen und ohne für seine Vertretung an der erwähnten Lehranstalt vorzusorgen.

Das Aktionscomité der Ausstellung versendet folgendes Communiquée: Das Aktionscomité wird in Ge⸗ meinschaft mit dem Verkehrsausschuß Vorkehrungen treffen, damit bei der zu erwartenden großen Anzahl der Besucher vom 6. bis 9. d. M., aus Veranlassung der Säkularfeier der Krönung Leopold II. zum König von Böhmen, durch die Bürgerschaft selbst die Ordnung aufrecht erhalten werde. Das Aktionscomité ist überzeugt, daß zufolge dieser Vor⸗ kehrungen jede Intervention der Behörde unnöthig sein, Publikum die Ordner in jeder Richtung unterstützen werde.

Der „Magyar Allam“ warnt die ungarische Presse davor, bei jeder Gelegenheit, wie jetzt, wegen der Niederlegung eines Kranzes am Grabe des Banus Jellacic Seitens der Offiziere des seinen Namen führenden Regiments, anti⸗ ungarische Demonstrationen zu entdecken. „Die ungarische Staatsidee,“ sagt das katholische Parteiblatt, „ist stark genug, daß sie ernste Beleidigungen ahnde, aber andererseits erlaubt die Staatsidee nicht, daß wir Beleidigungen gewaltsam suchen und sie uns selber fabriziren, denn sowie die Erduldung wirk⸗ licher Beleidigungen unser Ansehen schwächen würde, ebenso schwächen wir dasselbe auch, wenn wir uns so ohnmächtig zeigen, daß uns Jeder insultiren kann chten wir uns und das Vaterland etwas besser.“ .

Großbritannien und Irland.

Die „Times“ enthält eine ausführliche Besprechung über die deutsche Arbeitergesetzgebung der letzten zwölf Monate. Sie preist darin den Kaiser als des Arbeiters treuesten Freund und weist auf den Umschlag hin, der seit seinem Regierungsantritt über den Geist des Sozialismus gekommen sei. Seine Versöhnungspolitik sei durch die darauffolgenden Ereignisse vollkommen gerecht⸗ fertigt. Der Sozialismus sei zwar nicht ganz ausgestorben, aber er sei doch seiner schlechtesten Elemente ent⸗ kleidet worden. Die „Times“ nennt das Arbeiterschutzgesetz vom letzten Juni die Magna Charta des deutschen Arbeiters. Es stelle ihn auf dem Gebiete der Gesetzgebung dem englischen Arbeiter gleich und überhole diesen noch in gewissen Hin⸗ sichten. Kaiser und Reichstag verdienten die wärmste An⸗ erkennung für ihre Bemühungen auf diesem Gebiete

Frankreich.

Paris, 5. September. Vom 11. bis 14. d. M. finden, wie „W. T. B.“ berichtet, im Alpengebiete an der französisch⸗italienischen Grenze unter dem General Mathelin große Manöver statt. 1

Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim hat sich nach Lourdes begeben. 1 .“

Mit dem französischen Packetboot „Sindh“ sind in Marseille 37 aus Rußland vertriebene Juden ein⸗

getroffen, welche versucht hatten, in verschiedenen syrischen

Häfen zu landen, jedoch überall zurückgewiesen waren.

Rußland und Polen.

Seit etwa Jahresfrist war, wie die „Allg. Ztg.“ erfährt, ein besonderer Ausschuß unter Vorsitz des Kosakenhetmans Fürsten Swjatopolk⸗Mirski auf Befehl des Zaren mit den Mobilmachungsvorbereitungen für die Ko⸗ sakenheere beschäftigt. Es galt namentlich, die Mobil⸗ machung der nicht im Dienst befindlichen, zum 2. und 3. Auf⸗ gebot gehörenden Kosaken zu fördern, da diese Kosaken sofort beim Ausbruch eines größeren Krieges in neuzubildenden, bereits in Stämmen vorhandenen Regimentern Verwendung finden. Der Ausschuß, zu welchem außer namhaften Kosaken⸗ Generalen auch General⸗Major Graf Keller vom Generalstabe gehörte, hat jetzt seine Arbeiten in, wie es heißt, sehr erfolg⸗ reicher Weise beendet, und man kann annehmen, daß die ge⸗ sammten Kosakenheere künftighin weit früher kriegsfertig sein werden, als bisher. 1

Die Wiener „Presse“ schreibt: „Daß man in St. Peters⸗ burg gegenwärtig ein ganz besonderes Gewicht auf die Erleichterung des Seeverkehrs mit Wladiwostok legt, ist er⸗ klärlich, da von dort aus bekanntlich der Bau der sibiri⸗ schen Pacificbahn in Angriff genommen wurde und nicht blos Eisenbahn⸗Material, sondern auch Arbeiter, wozu der Bauleiter General Annenkow mit Vorliebe Soldaten ver⸗ wendet, auf dem Seewege nach dem ostsibirischen Hafen ge⸗ schafft werden müssen. Der Landweg ist für solche Trans⸗ porte absolut ungeeignet.“

Italien.

Rom, 4. September. Die hiesigen Blätter erklären die Nachricht, der Kriegs⸗Minister beabsichtige die probe⸗ weise Mobilisirung eines Armee⸗Corps, auf das Eat⸗ schiedenste für unrichtig.

Die (gestern gemeldete) Nachricht des „Capitan Fracassa“ über eine ernstere Erkrankung des Papstes bestätigt sich, wie „W. T. B.“ meldet, nicht. Der Papst promenirte gestern, wie heute, über eine Stunde im Garten, ertheilte im Vorübergehen mehrere Audienzen und empfing sodann, wie den Staatssekretär Rampolla, sowie die päpstlichen

rälaten.

Amtliche Meldungen aus Massovah bestätigen, wie die „K. Z.“ erfährt, daß zu den Nachbarstämmen und den Herrschern in Tigre das beste Verhältniß besteht, sodaß dem⸗ nächst keine Verwickelungen zu befürchten sind.

Wie man aus Rom meldet, nimmt die skandi⸗ navische Reise des Prinzen von Neapel einen überaus befriedigenden Verlauf. Seine Fahrten sind vom besten Wetter begünstigt und die Bevölkerung bereitet dem hohen Reisenden überall eine sehr freund⸗ liche Aufnahme. In den letzten Tagen des August hat der Kronprinz das Nordkap berührt, die große Fischereistation in Lyngen Fjord besichtigt, den Berg Torghatten bestiegen und Namsos besucht dessen Einwohnerschaft den Prinzen lebhaft begrüßte.

Türkei.

Konstantinopel, 4. September. Wie die „Agence de Constantinople“ erfährt, wäre der türkische Botschafter in Wien Zia Bey hierher berufen worden und dürfte an Stelle des zum Präsidenten des Staatsraths designirten Said Pascha zum Minister des Auswärtigen ernannt werden.

Der Kaiserliche Hat, durch welchen die Aenderungen in der Zusammensetzung des Kabinets verfügt werden, führt als Grund derselben lediglich an, daß sich der Kabinetswechsel als eine Nothwendigkeit erwiesen habe. Ueber die Beweggründe und Zwecke des Kabinetswechsels herrscht volle Ungewißheit.

Wie dem „Hamb. Korresp.“ geschrieben wird, ist der Metropolit von Berat (Albanien), Msgr. Dorotheos zum Locumtenens des ökumenischen Patriarchats ge⸗ wählt. Der Metropolit von Heraklea Germanos, dem die Stellung angeboten worden war, hatte abgelehnt. Die Wahl des Msgr. Dorotheos bedarf nunmehr der Bestätigung durch die Pforte.

Rumänien.

Bukarest, 4. September. Zu der Meldung Bukarester Blätter, daß König Carol den König von Italien be⸗ suchen werde, bemerkt die „Agence roumaine“, da beide Könige sich einander nahe befinden würden, so sei eine Be⸗ gegnung wahrscheinlich; doch werde diese zufällige, keinesfalls vorbereitete Zusammenkunft weder einen offiziellen, noch einen politischen Charakter haben.

Dänemark.

Kopenhagen, 5 September. Der König von Däne⸗ mark hat sich laut Meldung des „W. T. B.“ heute früh mit dem Kaiser von Rußland, dem König von Griechenland und anderen Mitgliedern der Königlichen Familie von Helsingör aus nach der Insel Hven begeben, um der Einladung des Königs von Schweden zur Theil⸗ nahme an einer Hasenjagd Folge zu leisten.

Die Befestigungsarbeiten um Kopenhagen machen, wie der „Polit. Corr.“ berichtet wird, beständige Fort⸗ schritte, namentlich die Anlagen am Meer. Hier erhebt sich schon der Unterbau des im Meere selbst zu erbauenden Mittelgrund⸗ forts, welches unbedingt das stärkste unter allen werden wird. Im Laufe des Sommers sind 350 Betonblöcke, jeder von einem Gewicht von 60 Tons, im Meere gselegt worden; sobald noch weitere 50 Blöcke gelegt sind, ist der Unter⸗ bau fertig, worauf man sofort zur Fertigstellung des Ober⸗ baues schreiten wird. Zur Füllung des von den Cement⸗ blöcken begrenzien Raumes waren 48 000 Kubikfaden kleineren Steingerölls erforderlich, für den Wellenbrecher 8000 Kubik⸗ faden gewöhnlicher Steine und 3000 Kubikfaden Granit. Der Unterbau oder vielmehr die künstliche Insel, auf welcher das Fort errichtet werden wird, hebt sich 45 bis 70 Fuß über den Meeresspiegel. Die Kanonen, welche theilweise von allerschwerstem Kaliber, theilweise von kleinerem

aber doch panzerbrechendem Kaliber sein werden, sollen hinter einem 80 Fuß dicken Erdwall, und zwar in offenen Batterien stehen. Zwischen den Kanonen werden kleinere Traversen errichtet, um die Mannschaften gegen Splitter zu schützen; zwischen den verschiedenen Batterien werden sehr starke Traversen errichtet, welche sich bis zum Mittelpunkte des Forts verlängern. Der Kommandothurm, welcher sich hier befindet, erhebt sich ungefähr 80 Fuß über den Meecres⸗ spiegel. Die Kasematten, welche in emer Tiefe von 20 bis 30 Fuß liegen, haben eine Höhe von 10 Fuß und werden vorzüglich gelüftet werden. Die Kasernen und Munitions⸗ lager sind vollständig geschützt. Es wird beabsichtigt, eine be⸗ sondere Seeminen⸗Abtheilung in dieses Fort zu verlegen. Wie verlautet, werden die bereits bestehenden sieben Seeforts noch vermehrt werden.

China. Ueber die Zustände im Thale des Yang⸗ Tse⸗Kiang, wo, wie in der Nummer 207 d. Bl. vom 3. d. M. gemeldet, abermals Unruhen stattgefunden haben, bei denen ausländische Missionen zerstört wurden, wird dem Pariser „Temps“ unter dem 17. Juli aus Peking geschrieben:

* Das Kaiserliche Dekret, welches nach gewissen allzu optimistisch

gesinnten Diplomaten die Unruhen im Süden sogleich hätte be⸗ schwichtigen sollen, scheint diesen Zweck nicht ganz erfüllt zu haben. Seit der Botschaft des Kaisers haben die Einäscherungen und Pluͤnderungen der Missionen und fremden Nieder⸗ Jassungen im YNang⸗Tse⸗Thal ungehindert ihren Fortgang genommen. Die Gährung hat sich sogar auf andere Pro⸗ vinzen ausgedehnt; drohende Maueranschläge werden überall ver⸗ breitet, bis nach Mukden, der Hauptstadt der Mandschurei und Wiege der Dynastie, von der man glauben konnte, sie wäre mehr als andere Städte gegen solche Aufreizungen gefeit. Andererseits versichert man uns, in den westlichen Provinzen des Shen. Ti und des Kan⸗Su, wo das muselmännische Element vorhberrscht, sei ebenfalls eine starke Auf⸗ regung bemerklich. Sollte ein Aufstand im Anzuge sein? Die Lage ist, wie man sieht, eine äußerst bedenk⸗ liche. Keine irgendwie erhebliche Genugthuung ist auf die vereinten Bemühungen der fremden Diplomaten erfolgt; denn die Hinrichtung von vier oder fünf armen Teufeln, die lediglich Strohmänner waren, hat nichts zu bedeuten. Von den Beamten, welche sich schwach oder nachlässig zeigten nach einer anderen Version hätten sie mit den Brandstiftern und Mördern unter einer Decke gesteckt ist noch keiner abgesetzt worden. Doch einer: der Tschchien von Wu⸗Hu, der einzige Mandarin, der ernstliche An⸗ strengungen machte, um die Fremden zu schützen, hat seinen Rang eingebüßt. Der Tao⸗Tai hingegen, dessen Haltung schweren Tadel verdiente, ist noch immer auf seinem Posten.“

Auftralien.

Samoa. Die jüngsten in England eingetroffenen Post⸗ nachrichten besagen, der „A. C.“ zufolge, daß in Apia große Besorgniß wegen der kriegerischen Haltung Mataafa's herrscht. Der unzufriedene Häuptling wohnt jetzt in Malie, von einer großen Gefolgschaft Wilder umgeben. Der König hat ihm befohlen, nach Apia zu kommen, Mataafa aber hat sich dessen geweigert, weil er Verhaftung befürchtete. Der Stadtrath von Apia befürchtet einen Angriff Mataafa's und hat deshalb um die Dienste des deutschen Kanonenboots „Sperber“ ersucht. Der englische, amerikanische und deutsche Konsul haben in einer gemeinsam erlassenen Proklamation erklärt, daß die europaischen Mächte entschlossen sind, die Regierung des Königs Malietoa zu stützen. In der Proklamation wurde den Eingeborenen befohlen, auseinander zu gehen und sich innerhalb vier Tagen nach Hause zu begeben. Die Proklama⸗ tion hat eine heilsame Wirkung gehabt, und die Panik ist in gewissem Maße verschwunden.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10 280, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 3. d. M. gestellt 3929, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Leipzig, 4. September. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per September 3,75 ℳ, per Oktober 3,75 ℳ, per November 3,77 ½ ℳ, per Dezember 3,80 ℳ, per Januar 3,82 ½ ℳ, per Februar 3,82 ½¼ ℳ, per März 3,82 ½ ℳ, per April 3,82 ½ ℳ, per Mai 3,82 ½ ℳ, per Juni 3,82 ½ Umsatz 630 000 kg. Behauptet.

Verkehrs⸗Anstalten.

Nach einer Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion zu Berlin (zugleich Namens der übrigen betheiligten Werwaltungen) gelten die Sätze des am 1. September d. J. in Kraft getretenen allgemeinen Ausnahmetarifs für Getreide und Mühlenfabrikate im Lokal⸗ und Wechselverkehr der preußischen Staatsbahnen ꝛc., soweit dieselben billiger sind, als die normalen Sätze des Spoezialtarifs II, auch für den Artikel Kleie aller Art. Diese Bestimmung tritt ferner in Wirksamkeit für alle diejenigen deutschen Eisenbahn⸗Verwaltungen, welche den genannten Aus⸗ nahmetarif gleichfalls bereits angenommen baben. Dem Ausnahme⸗ tarif sind inzwischen noch beigetreten: die Mecklenburgische Südbahn⸗, Werra⸗Bahn (ohne Kilometer⸗Zuschläge), Kerkerbachbahn, Georgs⸗ Marienhütten⸗Eisenbahn (mit Station Georgs⸗Marienhütte), Stendal⸗ Tangermünder, Halberstadt⸗Blankenburger (mit besonderen Zuschlägen), Arnstadt⸗Ichtershausener, Hohenebra⸗Ebelebener, Ilmenau⸗Groß⸗ Breitenbacher, Ruhlaer, Weimar⸗ Berka⸗Blankenhainer Eisenbahn (die letzten fünf Bahnen mit Kilometer⸗Zaschlägen).

Bremen, 4. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Weser“ ist gestern in Bremerhaven angekommen. Der Schnelldampfer „Elbe“ ist gestern Nachmittag von Southampton nach New⸗York, der Schnelldampfer „Fulda⸗ nach der Weser weitergefahren. Der Dampfer „Graf Bismarck“ ist gestern auf der Fahrt nach Brasilien in Coruna und der „Sachsen“, von Ost⸗Asien kommend, in Genua ein⸗ getroffen.

5. September. (W. T. B.) Der Reichs⸗Postdampfer „Hobhenstaufen“ hat am 4. September Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Bremen, der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“ am 3. September Nachmittags die Reise von Genua nach Southampton, und der Postdampfer „Gera“ am 4. September Vormittags die Reise von Vigo nach Antwerpen fortgesetzt.

Hamburg, 4. September. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ 1. mpfer „Normannia“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen in Southampton angekommen.

Theater und Musik.

Heute vor hundert Jahren, am 5. September 1791, wurde Giacomo Meyerbeer eigentlich Jacob Meyer Beer in Berlin geboren. Meyerbeer ist durch seine großen

Tonschöpfungen der Hauptrepräsentant der großen fran⸗

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Seine musikalische Ausbildung hatte er in Berlin bei Zelter genossen; in Wien bildete er sich noch weiter im Klavierspiel aus; von hier ging er nach Italien, wo Rossini seine ersten Triumphe feierte, und von dort aus nach Paris. Hier fand er mit seinen zahlreichen Kompositionen die meiste Anerkennung. Auber’'s „Stumme von Portici“, welche mit den bisherigen Traditionen brach und eine scharfe dramatische Entwickelung auch in der Komposition zum Ausdruck brachte, führte Meyerbeer in dieselbe Richtung, in der er die Anderen überstrahlte und die bis dahin herrschende italienische Oper in den Schatten stellte. Sein erstes großes Werk war „Robert der Teufel“, der am 22. November 1831 in Paris zum ersten Male aufge⸗ führt wurde. Hiermit hatte er den Erfolg, nach dem er strebte, erreicht und sich zugleich eine herrschende Stellung errungen, die ihn zu dem Wortführer der neuen, in der großen französischen Oper zum Ausdruck kommenden Kunstrichtung machte. Sein zweites großes Werk „Die Hugenotten“ wurde am 21. Februar 1836 in Paris gegeben. Mit diesen beiden Opern wurde er der Held des Tages, der auf allen Bühnen Europas gefeiert wurde. Von König Friedrich Wilhelm IV. 1842 zum General⸗Musikdirektor ernannt, kehrte er nach Berlin zurück, wo er die Oper „Das Feldlager in Schlesien“ und später den „Propheten“ komponirte. Letzterer kam am 16. April 1849 zur ersten Aufführung und zwar in Paris. Sein letztes größeres Werk, dessen Auf⸗ führung er noch erlebte, war die lyrisch⸗komische Oper „Dinorah“, während „Die Afrikanerin“ erst nach seinem am 2. Mai 1864 erfolgten Tode zur Aufführung gelangte.

Ist heute auch die Geschmacksrichtung eine andere geworden und vornehmlich von Wagner's deutscher Oper beherrscht, so stehen Meyerbeer's große Tonschöpsungen doch als Repräsentanten einer musikalischen Vergangenheit noch in hohem Ansehen, und insbesondere die „Hugenotten“ und der „Prophet“, welche mit außerordentlichen Mitteln auf den Effekt hinarbeiten, sind von bleibendem Werth.

Das Königliche Opernhaus feiert den 100. Geburtstag Meyerbeer's heute Abend durch Aufführung von „Robert dem Teufel“ und wird auch in weiterer Folge die anderen großen Opern neu einstudirt in Scene gehen lassen.

zösischen Oper.

Kroll’'s Theater.

Zur Vorfeier von Mevyerbeer's hundertstem Geburtstag wurde gestern, mit Genehmizurg der General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele, der „Prophet“ auf dieser Bühne gegeben. Die aus⸗ gezeichneten Kräfte, welche gegenwärtig hier gastiren, Hr. Emil Goetze und Fr. Moran⸗Olden, ließen dieses Unter⸗ nehmen vollständig gerechtfertiat erscheinen. Fr. Moran⸗Olden legte als Fides von Neuem Beweise ihres außerordentlich drama⸗ tischen Talents und ihrer Künstlerschaft im Gesang ab. Die großen Arien „Ach mein Sohn“, „O gebt“ und „Baalspriester ihr“ waren Meisterleistungen, in denen die mächtige Stimme zu glän⸗ zender Entfaltung kam. Es giebt wenige Altstimmen von einer solchen Kraft und von einem so volltönenden Wohl⸗ laut, wie es die Stimme der Fr. Moran⸗Olden ist; ihr Vortrag war künstlerisch abgerundet und von wahrer dramatischer Kraft. Die Wirkung ihrer musikalisch und dramatisch glänzenden Leistung theilte sich auch ihrer Partnerin, Frl. Prosky, mit, welche die Partie der Bertha übernommen hatte. Konnte auch ihr Solo⸗ gesang weniger befriedigen, da sich in den schwierigen Partien nur zu oft die Mängel ihrer musikalischen Ausbildung geltend machten, so war ihr Antheil an den Duetten mit der Fides doch in jeder Hinsicht ein lobenswerther; die beiden Damen hatten sie vortrefflich einstudirt und erzielten damit eine tiefergreifende Wirkung. Hrn. Emil Goetze's Prophet gehört zu den besten Partien dieses Künstlers; aber wir meinen, daß er nicht haushälterisch genug, sondern eher zu verschwenderisch mit seinen großartigen Mitteln umgeht und sich zuweilen etwas übernimmt. Der Erfolg, den er damit erzielte, war zwar ein durchschlagender, aber in seinem eigenen Interesse wäre es zu wünschen, daß er das Ne quid nimis beherzigte. Neben diesen drei Künstlern traten die uͤbrigen vielleicht etwas mehr als zulässig in den Hinter⸗ grund; die drei Wiedertäufer nahmen etwas zu viel Nachsicht für sich in Anspruch. Ungetheiltes Lob muß dem Orchester und der Scenerie gespendet werden; bei den Mitteln, über welche die kleine Bühne verfügt, und dem sehr beschränkten Raum, der ihr zu Gebote steht, war das, was geleistet wurde, durchaus anerkennenswerth. Im Garten war zur Feier des Tages vor dem Hauptorchester die Büste Meyerbeer's aufgestellt.

Im Königlichen Opernhause geht morgen der „Trompeter von Säkkingen“ in Scene. In der Montagsvorstellung der Oper „Rigoletto“ sind die Damen Herzog und Rothauser, die Hrrn. Bulß, Rothmühl und Krolop beschäftigt. Am Dienstag gelangt „Tristan und Isolde“ mit den Damen Sucher (erstes Auftreten nach den Fre und Staudigl, den Hrrn. Gudehus, Betz und Mödlinger zur

arstellung.

Am Freitag wird im Königlichen Schauspielbause ein Einakter⸗Abend veranstaltet werden. Zum ersten Male geht das Lust⸗ spiel „Am Fenster“ von Felix Philippi mit Frl. Kramm, den Hrrn. Vollmer, Müller, Arndt, Krause, Plaschke, Siegrist und Will in Scene. Die zweite Neuheit des Abends bildet das Stück „Die Augen des Herzens“, nach dem Italienischen des Gallina von Julius Stinde bearbeitet. In dem Stück wirken die Damen Seebach, Schramm, Kah e, Hochenburger, Conrad und Abich, die Hrrn. Arndt, Hartmann, Purschian und Eichholz mit. Den Beschluß bildet der Einakter „Hrn Kaudel's Gardinenpredigten“.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 6. bis 12. September lautet: Sonntag: „Der Trompeter von Säkkingen“. Montag: „Rigoletto“. Dienstag: „Tristan und Isolde“ (Anfang 6 ½ Uhr). Mittwoch: „Robert der Teufel“. Donnerstag: „Zar und Zimmermann“. Freitag: „Die Walküre“. Sonnabend Neu einstudirt: „Carmen“.

Für das Schauspiel: Sonntag: „Wilhelm Tell“. Montag: „Ein Schritt vom Wege“. Dienstag: „Romeo und Julia“. Mitt⸗ woch: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Minna von Barnhelm“. Freitag: Zum ersten Mal: „Die Augen des Herzens“. Zum ersten Mal: „Am Fenster“. Neu einstudirt: „Herrn Kaudel’s Gardinenpredigten“. Sonnabend: „Das Käthchen von Heilbronn“. 1

Im Deutschen Theater geht am Freitag „Der blaue Brief“, Lustspiel in 4 Aufzügen von Rudolf Stratz, zum ersten Male in Scene. Morgen und am Dienstag wird „Wildfeuer“ gegeben; am Montag findet eine Aufführung von dem Schauspiel „Die Stützen der Gesell⸗ schaft“ statt, in welcher Frl. Marie Wolff vom Stadt⸗Theater in Frank⸗ furt a / M. in der Rolle der Lona Hessel erstmalig auftritt. Für Mittwoch ist „Das Wintermärchen“ und für Donnerstag „Die Kinder der Excellenz“ angesetzt. Das Ende der Woche bringt auf besondere An⸗ regung bei Gelegenbeit des hier tagenden internationalen Schriftsteller⸗ Kongresses eine Zusammenstellung beider Theile des „Faust“ und zwar am Sonnabend den 12. „Faust“ I. Theil und Montag den 14. „Faust

Tod“.

Mit „Wilbelm Tell“, der am Dienstag zum ersten Mal in Scene geht, beginnt das Berliner Theater feine diesjährigen Novitäten. Ludwig Barnay spielt den Tell, Ferdinand Suske den Geßler, Arthur Kraußneck den Attinghausen, Hans Johannes den Rudenz, Emanuel Stockhausen den Melchthal; die Gertrud wird von Martha Baumgart, die Hedwig von Nuscha Butze, die Bertha von Ida Bauer und die Armgard von

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Margarethe Lona dargestellt. Am Donnerstag und Sonnabend finden die ersten Wiederholungen von „Tell“ statt. Der morgige Sonntag Nachmittag bringt das Lustspiel „Goldfische“, der Abend eine Aufführung des „Hüttenbesitzer“, der auch am Mittwoch gegeben wird. Am Montag, Freitag (2. Abonnements⸗Vorstellung) und am nächsten Sonntag Nachmittag geht „Ein Tropfen Gift“ in Scene, min Agnes Sorma in der Rolle der Hertha.

Das Lessing⸗Theater bringt, wie schon mitgetheit, als nächste Neu⸗Aufführung am Freitag das Schauspiel „Francillon“ von Alexander Dumas fils. Das Lustspiel „Falsche Heilige“ wird am Dienstag, Mittwoch und Sonnabend wiederholt, während am Montag eine Wiederaufführung von P. K. Rosegger's Volksschauspiel „Am Tage des Gerichts“ stattfindet

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt für die nächsten Abende noch Suppé's „Boccaccio“ auf dem Spielplan. Bis zur Erstaufführung der neuen Audran'schen Vaudeville⸗Operette „Onkel Cyprian“ gelangen noch mehrere der beliebtesten früheren Repertoire⸗Werke abwechselnd zur Aufführung.

Francesco d'Andrade's Gastspiel bei Kroll umfaßt nur noch drei Abende. Am Dienstag tritt Sgr. d'Andrade noch einmal als „Don Juan“ auf Emil Götze singt morgen noch einmal den Phöbus in „Esmeralda“, während am Montag „Lakmé“ wiederholt wird.

Am Donnerstag, den 17. September, eröffnet das Concert⸗ haus seine Pforten, um die 25. Concerisaifon zu beginnen. Der Kapellmeister Meyder, der bereits seit sechs Jahren sich die An⸗ erkennung des musikliebenden Publikums erworben, wird auch in dieser Saison die Leitung der Concerte übernehmen. Die Kapelle, welche im Sommer theils in Kreuznach, theils in Liebau concertirte, besteht in Berlin aus 70 Mitgliedern unter denen jedes Instrument mit Solisten ersten Ranges vertreten ist. Die Concerte werden in folgender Weise stattfinden: Am Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, am letzteren Tage mit Gesangskräften, die Gesellschaftsabende mit neuestem Programm, am Montag Sinfonie⸗ Concerte, und in diesen wird u. A. ein Cvyklus von Raff’schen Sinfonien von 1—11, sowie eine Wiederhslung der sämmtlichen sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt zur Aufführung gelangen. Mittwochs werden Kompositionen der neuen Schulen unter persön⸗ licher Leitung der Komponisten der Jetztzeit aufgeführt, und Freitags Wagner⸗ und Virtuosen⸗Abende stattfinden. Wie seit 24 Jahren steht zu erwarten, daß das Concerthaus auch in diesem Jahre das

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Beste in musikalischer Hinsicht zu bieten, zu unterstützen und zu fördern

bestrebt sein wird.

Mannigfaltiges.

Der Ober⸗Befehlshaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, General⸗Oberst der Infanterie von Pape, und Gemahlin begingen, wie der „Tägl R.“ gemeldet wird, am 4. September die Feier der goldenen Hochzeit in aller Stille und nur im engsten Familienkreise.

Die Leiche des Landrichters Dr Holst aus Schöneberg, welcher bei Besteigung des Triglav verunglückte, ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Laibach gestern früh aufgefunden worden.

Wenngleich die von den Gemeindebehörden beschlossene Verbreite⸗ rung der Gertraudtenstraße, der Straße am Spittelmakt, sowie eines Theils der Breitenstraße den Verkehrsinteressen Genüge leisten dürfte, so hält ein großer Theil der Bürgerschaft jener Stadtgegend diese Maß⸗ regel dennoch noch nicht für völlig ausreichend und hat sich deshalb in einer Eingabe an den Magistrat mit der Bitte gewendet, nach erfolgter Verbreiterung der Gertraudten⸗ straße von der Wiederbebauung des von dem Petri⸗Platz, der Gertraudten⸗, Scharrn⸗ und Breitestraße eingeschlossenen Blocks, auf dem sich jetzt das Köllnische Rathhaus befindet, abzusehen, diesen Platz in einen Schmuckplatz umzuwandeln und zur Erinnerung an den Köllnischen Rathsstuhl daselbst ein Denkmal zu errichten. Außer⸗ dem heben die Bittsteller hbervor, daß der Stadttheil zwischen Friedrichsgracht und der Gertraudtenstraße gerade zu denjenigen ge⸗ höre, der in gesundheitlicher Beziehung am Meisten zu wünschen übrig lasse, da die Fischer⸗ und Petristraße, die Schornsteinfegergasse, die Rittergasse und die Köllnische Gasse daselbst eng, winklig und mit alten Gebäuden besetzt seien und einer Verbesserung durch Schaffung von Plätzen dringend bedürfe.

An Vermächtnissen und Geschenken sind bei der Haupt⸗ stiftungs⸗Kasse des Magistrats im Monat August eingegangen: 2054,89 (darunter 1000 vom Geh. Kommerzien⸗Rath Man⸗ heimer, 300 durch Martin Cunow von den Hinterbliebenen der Fr. Feodora Cunow, geb. Silber, 150 von Fr Anna Koerner⸗Paetz in Velpke ꝛc), 116,75 an Kollektengeldern, 591,45 aus schiedsmännischen Vergleichen und Cessionen, zusammen 2763,04

Im städtischen Obdach befanden sich am 1. August d. J.

108 Familien mit 402 Personen, darunter 28 Säuglinge, und 70 einzelne Personen. Am 1. September war der Bestand 73 Familien

mit 249 Personen, darunter 16 Säuglinge, und 64 einzelne Personen.

Das Asyl für nächtliche Obdachlose daselbst benutzten im Laufe des Monats August 11 102 Personen und zwar 10 149 Männer, 953 Von diesen Personen wurden 5 dem Krankenhause Friedrichs⸗ ain, 40 dem Krankenhause Moabit, 12 der Charité, 1 der Kranken⸗ abtheilung des Obdachs überwiesen, 397 (375 Männer, 22 Frauen) der Polizei vorgeführt.

Aus Anlaß des Umstandes, daß neulich Jemand in dem Kassen⸗ bureau der städtischen Sparkasse vom Herzschlage getroffen und kurze Zeit darauf verstorben ist, ohne daß es gelungen

wäre, ärztliche Hülfe zu schaffen, hat das Kuratorium der städtischen Sparkasse den Beschluß gefaßt, auf Kosten der Sparkasse in jeder der beiden Abtheilungen in der Kloster⸗ und Zimmerstraße, Beamte als Samariter ausbilden zu lassen und für jede Abtheilung einen sogenannten Rettungskasten, einen Dr. Esmarch'schen Apparat, zu beschaffen, um bei vorkommenden Krankheitsfällen die erste Hülfe leisten zu können.

Der siebente deutsche Stellmacher, und Wagnertag ist heute hierselbst im Kaisersaale des Etablissements Buggenhagen zu⸗ sammengetreten. Der Sitzung wohnte als Vertreter der Stadt der Stadt⸗Schulrath Professor Dr. Bertram bei. Vertreten waren bei Eröffnung der Verhandlungen 35 Innungen durch 78 Delegirte. Auch die Kopenhagener Innung hatte einen Abgesandten geschickt. Dem Bericht des Verbands⸗Sekretärs war zu entnehmen, daß dem Bunde der deutschen Stellmacher⸗ und Wagner⸗Innungen im letzten Jahre sechs neue Innungen beigetreten sind, sodaß der Bund jetzt deren 62 mit 1471 Mitgliedern sowie eine kleine Anzahl Einzelmitglieder umfaßt. Die Thätigkeit des Bundes war im letzten Jahre eine sehr umfangreiche und vielgestaltige. Nach weiteren Verwaltungsberichten beschäftigte sich der Kongreß mit den Vorbereitungen zur Herbeiführung deutscher Bezeichnungen an Stelle der fremdländischen Wagennamen, sowie der Einführung eines Lehr⸗ lings⸗Kontrolbuches. Auch die hiesige Fachschule hat sich an der Ausstellung betheiligt. 888

Wie in Nr. 202 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ nach der „Allg. Fleisch.⸗ Ztg.“ gemeldet wurde, waren auf dem Central⸗Viehhof drei⸗ zehn Ochsen aus Buenos Aires eingetroffen. Die Thiere sind, wie jetzt weiter berichtet wird, von dem Grobschlächtermeister Otto Prause in der Frankfurter Allee 86 angekauft und geschlachtet worden. Das Ergebniß war, wie Hr. Prause mittheilt, ein sehr ungünstiges. Der Ochse, an dem die Probeschlachtung vorgenommen worden, war gute Mitttel⸗ waare, aber nur noch zwei Ochsen waren von derselben Qualität, die übrigen aber so schlecht und das Fleisch so zähe und unansehnlich, daß Hr. Prause auf jedes Thier 30 verloren hat. Das mag zum