großen Theil daran liegen, daß die Thiere in Folge der langen Reise sehr ersc öpft und in den ersten Tagen kaum zu bewegen waren, Nahrung zu sich zu nehmen.
Posen, 3. September Als bei dem gestern Abend im Zoo⸗ logischen Garten stattgehabten Concert die Säaͤnger nach Schluß des ersten Gesanastheiles den Vorbau an der Orchestertribüne verlassen wollten, brach er, wie das „Pos. Tabl.“ berichtet, plötzlich in der Mitte zusammen und stürzte ein. Die Panik, welche sich in Folge dessen des Publikums bemächtigte, wurde durch einige Herren, welche entschieden um Ruhe baten, bald geboben, zumal nach schleuniger Wegräumung der eingestürzten Bretter festgestellt werden konnte, daß kein größerer Unfall vorgekommen war. Einige kleinere Ver⸗ letzungen an Armen und Beinen, die zum Theil nur in Schram⸗ mungen bestanden, dürften in einigen Tagen geheilt sein. Daß kein größeres Unglück vorkam, ist wohl nur dem Umstande zuzuschreiben. daß das Podium langsam in sich selbst zusammenbrach, sodaß noch
—
viele der Sänger abspringen konnten.
Kassel. Vom 29. September bis 1. Oktober findet hier die fünfte Generalversammlung des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch protestantischen Interessen statt. Der Vorstond ladet dazu mit folgendem Aufruf ein:
„Unsere Glaubensgenossen in ganz Deutschland rufen wir hiermit für die Tage 29. bis 30. September und 1. Oktober d. J. zur fünften Generalversammlung des Evarngelischen Bundes nach Kassel. Es begleitet uns zu dieser Versammlung die Zoversicht, sie werde gleich denen von Frankfurt a. M., Duisburg, Eisenach und Stuttgart eine für die deutsche evangelische Kirche gesegnete sein. Von Jahr zu Jahr ist unser Bund an Aufgaben und Erfolgen, wie an Zahl seiner Mitglieder und Vereine gewachsen. — Der Gedanke evangelischer Selbsthülfe hat in ihm den entschiedensten und verheißungs⸗ vollsten Ausdruck gefunden In der Gemeinde wurzelt die Kraft unserer Kirche, und nur der freie Zusammenschluß deutsch⸗ protestantischer Männer aus allen Theilen des Vaterlandes, aus allen Kreisen des Volkes vermag zu retten, zu bewahren und weiter zu ent⸗ falten, was man uns entreißen möchte — das heilige Erbe der Reformation. Von ihrem Geiste, der sich — weit über die Grenzen des evangelischen Bekenntnisses hinaus — allmäblich der Gesammtheit unseres Volkes mittheilte, sind die Kräfte ausgegangen, welche in jahrhundertelangem Ringen zuerst seine innere Wieder⸗ geburt, dann seine äußere Wiederaufrichtung in einem wahrhaft deutschen Reich schufen. Dieselben Kräfte verbürgen diesem Reich den Bestand und werden allein uns stark machen, die Gefabren zu überwinden, welche uns heute umringen. Es ist ein verhängnißvoller Wahn, als könne jenes falsche Prophetenthum, welches Gottes gewaltige Hand einst durch das Werk der Reformation gerichtet hat, nach seiner Neuerstarkung dem deutschen Volke je wieder Wegweiser oder Schild werden! — Aber ebenso gewiß verspricht allein erneute Vertiefung in dos Wort unseres Gottes, ernste Umkehr zu seinem Zeugniß und vereintes Handanlegen zum Bau der Gemeinde die Heilung der Schäden, an denen unser Volksleben krankt. Im Osten des deutschen Vaterlandes, wo nach Gottes Rathschluß die Fundamente zum Staat der Hohenzollern, dem protestantischen Kaiserreich, gelegt wurden, sammeln sich jetzt in einer weit überwiegend evangelischen Stadt Vertreter der römischen Kirche — als erachteten sie die Zeit für gekommen, wo dieser Kirche nichts mehr unerreichbar sei. Im Westen führen ihre Priester zabllose Pilgerschaaren einer aber⸗ gläubischen Schaustellung entgegen, welche noch im Jahre 1844 tiefe Entrüstung selbst bei vielen Katholiken Deutschlands erregte und schon damals zugleich einen Triumph über die protestantische Vormacht bedeutete — als sollte vor aller Welt offenbar werden, daß man dem stumm gemachten Gewissen und, an der Spitze der blind geborchenden Massen, nach neuen größeren Errungenschaften, dem Staat der Re ⸗ sormation alles bieten könne! Deutsche Protestanten, erweisen wir solchen Vorgängen gegenüber, daß unserem Volke nicht ver⸗ gebens ein Luther geboren ward, daß noch heute sein Geist in uns waltet und der Bekennermuth lebt, in
welchem edle deutsche Fürsten, wie Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen auch im Leiden für die evangelische Sache unseren Vätern voranleuchtelen. Werden wir hierzu stark in dem Glauben, der allein sieghaft machen kann, in dem Glauben an Jesum Chriftum den Gekreu igten und Auferstandenen! Dieser Glaube — seine hbeiligende und befreiende Gotteskraft — ist Deutschlands Hort. Auf ihm ruht seine Macht, seine Ehre, sein Heil für jetzt und alle kommenden Zeiten.“
Essen, 4. September. Ein furchtharer Orkan hat, wie die „A. R. C.“ meldet, gestern Nacht die Gemeinde Altendorf und insbesondere die Krupy'sche Arbeiterkolonie Cronenberg heimgesucht. In der Sektion M und J wurden fast sämmtliche Häuser abgedeckt. An verschiedenen Gebäuden sind die Fenster ein⸗ gedrückt, Thüren ausgehoben und zerstört und Theile des Mauerwerks umgerissen worden. Eine Kegelbahn fand man mehrere Meter fort⸗ geschleudert vor. Schwere Eichbäume sind entwurzelt und eine große Anzahl Obstbäume abgeknickt worden. Der Schaden ist für die Ge⸗ meinde ein sehr bedeutender.
Altendorf (Rbeinl.), 4. September Heute Mittag brach, nach einer Meldung der „A. R. C“, an der katholischen Kirche bierselbst, die gegenwärtig im Umbau begriffen ist, das Gerüst. Zwei Arbeiter stürzten mit den Gerüstbrettern und Stangen in die Tiefe und wurden sehr schwer verletzt, während zwei andere Arbeiter sich an einem Strebepfeiler anklammerten und von ihren Kameraden gerettet wurden. An dem Aufkommen der Verletzten wird gezweifelt.
Nürnberg, 1. September. Als ein spätes Opfer des 1866er Krieges starb, wie der „Frkft. Z“ gemeldet wird, der bavyerische Hauptmann a. D. Küffner. Er erlag einem langjährigen Leiden, dessen Ursache ein Geschoß war, das er im Gefecht bei Kissingen erhalten batte Fünfundzwanzig Jahre bat er dieses Geschoß in seinem Körper herumgetragen, denn trotz dreimaliger Operation war es nicht gelungen, es zu eatfernen.
Plauen. Eine eigenthümliche Naturerscheinung wurde, wie der „Voigtl. Anz.“ mittheilt, am vergangenen Sonnabend Nachmittag kurz vor sechs Uhr bei Stublach im Elsterthale in der Gestalt eines doppelten Regenbogens zu einer Zeit beobachtet, zu welcher es weder regnete, noch vorher oder nachher geregnet hatte. Dieser Regenbogen reichte scheinbar vom südlichen Horizont bis etwa 20 Grad über die Mitte der Osthälfte des Himmelsgewölbes hinweg und hatte eine Dauer von 12 Minuten bis 5 Minuten vor 6 Uhr Die ganze Mitte und einen Theil der Ostseite des Himmelsgewölbes nahm zu dieser Zeit eine schwere, regendrohen de Wolkenmasse ein, und vor dieser standen die Regenbogen, während der Horizont rundum — im Nordwesten bis acf 80 Grad herauf — bis auf eine Stelle am Westhimmel wolkenlos war.
Brüssel, 4. September. Ueber die Umgegend entlud sich nach einer Meldung des „D. B H.“ ein furchtbares Unwetter. Der Telephonverkehr zwischen Paris und Brüssel ist gestört. Die Blätter erscheinen obne Pariser Nachrichten. Der Gewitterregen richtete in der ganzen Umgegend einen unberechenbaren Feldschaden an.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. 8
Kiel, 5. September. (W. T. B.) Vergangene Nacht hat bei Friedrichsork ein Gefechtsmanöver von Torpedo⸗ booten gegen die Minensperre stattgefunden, welchem Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich auf der „Irene“ beiwohnten. Die Minenübung hat mit heute Mittag ihr Ende erreicht und ist in Folge dessen
den Schiffen die Passage im Kieler Hafen ohne Lootsen wieder freigegeben worden. —
Schwerin, 5. September. (W. T. B.) Die Fortschritte in dem Befinden des Großherzogs wurden gestern durch neuralgische Anfälle und damit abwechselnde nervöse Athem⸗ beschwerden unterbrochen. Die Gebrauchsfähigkeit der Hände ist etwas besser.
Budapest, 5. September. (W. T. B.) Durch Ver⸗ ordnung des Handels⸗Ministers wird, nachdem die Cholera in Massovah erloschen ist, nunmehr wieder den aus Massovah oder Egypten kommenden Schiffen die Landung gestattet. Dagegen wird für die aus dem Rothen Meere kommenden Schiffe eine sieben⸗ tägige Beobachtung auch noch ferner aufrecht erhalten bleiben.
London, 5. September. (W. T. B.) Einer dem hiesigen Vertreter der chilenischen Kongreßregierung zugegangenen Mittheilung zufolge hat sich der Kreuzer „ Errazuriz“ bei seinem Eintreffen an der brasilianischen Küste den Ver⸗ tretern der Kongreß⸗Junta zur Verfügung gestellt.
Paris, 5. September. (W. T. B.) Dem „Mémorial diplomatique“ zufolge werde die Pforte demnächst an die Mächte Betreffs der Dardanellenfrage eine Cirkular⸗ note richten. Die Pforte werde keineswegs eine Aenderung der Stipulation des Pariser und Berliner Friedens vorschlagen, es handle sich nur um eine Zusatzklausel Behufs größeren Spielraumes für die Interpretation des Vertrags.
St. Petersburg, 5. September. (W. T. B.) Einer heutigen Bekanntmachung zufolge ergreift die orthodoxe Geistlichkeit die Initiative zur Veranstaltung von Sammlungen für die Nothleidenden in den von der Mißernte heimgesuchten russischen Gouvernements. Der heilige Synod verordnet, Büchsensammlungen in den orthodoxen Kirchen zu bewerkstelligen, die Noth⸗ leidenden Seitens der reicheren Klöster und Kirchen durch Geld und Speise zu unterstützen und in den Gouvernements und Kreisstädten Comités zur Annahme und Vertheilung freiwilliger Gaben einzusetzen. Außer⸗ dem ist spezielle Anordnung getroffen wegen Sammlung von Spenden für die Lehrer und Schüler der der orthodoxen
Geistlichkeit unterstehenden Kirchenpfarr⸗ und Leseschulen in
den von der Mißernte heimgesuchten Gouvernements.
New⸗York, 5. September. (W. T. B.) Einem Telegramm des „Herald“ aus Santiago vom 4. d. M. zufolge haben die Regierungen von Peru und Brasilien die Kongreßjunta zu dem errungenen Siege und zu der nunmehr zu erwartenden Wieder⸗ herstellung des Friedens beglückwünscht. Die Junta her ein Dekret publizirt, durch welches die während des ürgerkrieges emittirten Bankbillets legalisirt werden. Zur Deckung der fraglichen Billete werden dem Vernehmen nach die Depots konfiszirt werden, welche von Balmaceda und den Beamten der Balmaceda'schen Regierung bei den Banken hinterlegt worden sind. 1
Nach einer weiteren Meldung hätten der deutsche und der nordamerikanische Gesandte der Kongreßjunta mitgetheilt, daß die nicht politischen Flüchtlinge ausgeliefert, die politischen Flüchtlinge jedoch in neutralen Ländern gelandet werden würden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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vom 5. September, ens 8 Uhr.
Wetterberi
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Stationen. Wind. Wetter.
Temperatur in ° Celsius
u. d. Meeressp. red. in Millim.
Bar. auf 0 Gr.
Anfang 7 Uhr.
5 Regen
2 wolkig
4 Regen
2 bedeckt
6 bede
2 bedeckt
2 bedeckt
1 wolkenlos
Mullaghmore Aberdee. Christiansund Kopenhagen. Stockholm — 8 Petersburg Moskau.. Cork, Queens⸗ ““ Iewn/n .. 3 Dunst 13 Cherburg .. 3 beiter 13 1ö66 2 balb bed. 764 1 balb bed. 15 amburg 766 1 halb bed..) 13 Swinemünde 766 2 bedeckt 14 Neufahrwasser 764 1 bedeck²) 15 763 3 wolkig 16
769 1 wolkenlos 10 166 1 wolkenlos 13 Karlsruhe.. 765 2 Regen 15 Wiesbaden . 766 2 bedeckl³) 16 München . 766 4 bedeckt⁴) 16 Chemnitz . 763 1 Reger ⁵) 14 1111“ 2 bedeckts) 15 e2 Wien 763 1 wolkenlos 18 Goldfische. Breslau. 1764 2 bedeckt 17 Ile beAirx.. 7688 3 wolkig 14 “ still wolkig 20 1717681 still wolkenlos 25
1) Thau. Regen. ⁴) Nachts Regen. 6) Abends Wetterleuchten.
Uebersicht der Witterung.
Das barometrische Minimum, welches gestern über Dänemark lag, ist mit zunehmender Tiefe nordost⸗ wärts nach Finnland fortgeschritten und veranlaßt starke bis stürmische Westa inde im mittleren Ostsee⸗
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Paul Taglioni.
——q—ℳq—9N— S=S’es50 C. = 40 R.
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2) Morgens Gewitter.
des hohen Luftdruckes wieder trübes Wetter einge⸗ treten, wobei die Temperatur wieder gesunken ist; nur in Nordwestdeutschland ist das Wetter noch vor⸗ Anfong 7 Uh wiegend heiter. Auf dem Streifen Friedrichshafen — n F Königsberg fanden vielfach Gewitter mit Regenfall statt. Friedrichshafen meldet 33 mm Regen. Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
F. von Suppé.
haus. 171. Vorstellung. Der Trompeter von
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 ½ Uhr. Montag: Boccacciov.
Säktingen. Oper in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel von Victor E. Neßler. Text mit autorisirter geöffnet. theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗ Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung von Rudolf Bunge. Ballet von Ch. Guillemin. Dirigent: Musikdirektor Wegener. Anfang 7 Uhr. burg. Sonntag: Zum 9. Male: Wilhelm Pariser Sittenbild in 5 Aufzügen von Henry Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Leörter Bahnbof). Meilhac und Ludovic Halsvyv. Deutsch von Eduard Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Mauthner. In Seene gesetzt von Sigmund Lauten⸗ wissenschaftlichen Theater.
Schauspielhaus. ste Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller.
Montag: Opernhaus. letto. Oper in 4 Akten von G. Verdi dem Italienischen des F. M. Piave. Tarz von Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus.
vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. Anfang 7 Uhr. 10 Dienstag: Opernhaus 173. Vorstellung. Tristan und Isolde in 3 Akten von Richard Wagner. Unfang 6 ½ Uhr.
Schauspielhaus.
Zeutsches Theater. Sonntag: Wildfeuer. Montag: Die Stützen der Gesellschaft. Dienstag: Wildfeuer.
Mittwoch: Das Wintermärchen.
Abends 7 ½ Uhr. Montag: Ein Tropfen Gift. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Zum ersten Male: Wilhelm Tell.
1 3) Nachts Tessing-Theater. Sonntag: Falsche Heilige.
Oskar Blumentbal. Montag: Am Tage des Gerichts. Volks⸗ schauspiel in 4 Akten von P. K. Rosegger. Dienstag und Mittwoch: Falsche Heilige.
— — — Wallner-Theater. Sonntag: Ihre Familie. gebiete. Eine neue Depression liegt auf dem Ocean Bolksstück in - Aten von I Engels westlich von den Hebriden. In Deutschland ist trotz Hierauf: Zum 10 Male: Cavalleria Bero- 6. Male: Der große Prophet.
lina. Musikalisch⸗parodistischer Scherz in 1 Akt von Max Kraemer.
Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
FPriedrich- Wilhelmstädtisches Sonntag: Boccaccio. 3 Akten von F.
178. Vorstellung.
172. Vorstellung. Rigo⸗ burg. Anfang 7 ½ Ubr. Text nach 179. Vorstellung Ein Schritt tags⸗Vorstellung. Esmeralda. ls Gast.)
8 Montag: Lakme. 180. Vorstellung. Romeo und
brillanter 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr
Saison.
Der Hüttenbesitzer.
Der Concert⸗Park bleibt den Theaterbesuchern Musik von Jobannes Doebber. In Scene Fefest
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
Montag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
ETEEE [320
Kroll's Theater. Sonntag: Vorletzte Sonn.
— Oper in 4 Akten
von A. Goring Thomas. (Phöbus: Hr. Emil Götze —
W 8. 180. 3 . 9 Dienstag: Drittletztes Gastspiel des Hrn. Francesco 16 Julia. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare, d'Andrade. Don Juan. uͤbersetzt von Schlegel. (Juliens Amme: Fr. Anna
Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarte 32022 Schramm, als G 8 b garten, 32022
aft.) In Scene gesetzt vom Ober-⸗ Abends bei
Icktrif Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. elektrischer
desselben. Anfang Sonntag 4, an den Wochentagen
Sonntag, den 13. September: Schluß der Opern⸗
Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Zum 1 8 Sen vnrcheh 31 Ausstattung 8 8 aan Dekorationen, Kostümen,2 ts, Requi⸗ Eöö“ G ; Berliner Theater. Sonntag: Nachm. 2 ½ Uhr. siten, VeeeTe dee. Phle. egas Verlobt: Fel; Charlotte Henschel mit Hrn. zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen von auf der Bühne von lebenden Pferden.
vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7 ½ U Montag: Dieselbe Vorstellung.
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Frou⸗Frou. Krania, Aastalt für volksthümliche Naturkunde.
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Nur noch kurze Zeit. — National⸗Panorama Herwartbstraße 4 am Königsplatz.
„Das alte Rom“ mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins. v. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelbeit. Eintr. tägl. 50 ₰. Soldaten u Kinder 25 ₰.
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Familien⸗Nachrichten.
Hauptmann Liebig (Berlin — Spandau). — Frl. Margarethe Hoth mit Hrn. Assistenzarzt I. Kl. Dr. Victor Waßmund (Berlin) — Frl. Olga Niebelschütz mit Hrn. Georg Albrecht (Berlin).
— Im pracktvollen, glänzenden Sommergarten (vor, Verebelicht: Hr. Amtsgerichts⸗Rath Qskar Volk⸗
7 ¼ Uhr Montag: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernf-Theater.
Musik von Bogumil Zepler. ständig neuen Kostümen.
Bukacz. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung. Theater. Komische Operette in
ell und R. Genée. Musik von Thomas-Theater. egie: Hr. Binder. Dirigent: Direktion: Emil Thomas.
nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement 5 EEE ——2 3 Lustspiel in 4 Akten nach A. W. Pinero von sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination ) Abends Gewitter. p 2 des ganzen Garten⸗Etablissements.
Anfang des Concerts 4 Uhr. Anfang des Theaters
Sonntag
4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustov Görß. Musik von Gustav Steffens. st Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und In Scene gesetzt von Adolph Ernst.
Alte Jakobstraße 8 30.
Sonntag: Zum 5 AAI 38. Male: Im siebenten Himmel. Fünf Beilagen Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kre⸗ inschließlich Börsen⸗T
mann mit Frl. Constanze Ludke (Frankfurt a. M.). — Hr. Oberförster Max Krueger mit Frl Therese von Bruhn (Görlitz).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Frhrn. v. Herzen⸗ berg (Heuckewalde) — Hrn. Staatsanwalt Zitzlaff (Posen) — Eine Tochter: Hrn. Gerichts⸗ Assessor Dr. Rudolf Leo (Berlin). — Hrn. Super⸗ intendent A. Breithaupt (Gransee).
Gestorben: Hr. Oberst⸗Lieut. Rudolph v. Heyden
Zum (Straßburg) — Hr. Rittmeister a. D. Herrmann
Baron Digeon von Monteton (Wiesbaden). —
Hr. Gen ⸗Lieut. z. D. Otto Gebhardt v. Colomb
(Heidelberg).
Auftreten
Gesangsposse in Mit voll⸗
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Posse mit
händlerhaus nach Leipzig einberufen. 1 n bilden hauptsächlich die Berichte über die Tarifverhältnisse in den einzelnen Kreisen und die Berathung und Beschluß⸗
spruchen. diese auch im Interesse ihrer konditionslosen Kollegen erhobene Forderung verzichten, während von Seiten der Prinzipale bisher keine große Geneigtheit zur Erfüllung derselben zu erkennen ist.
daß die Neuerung in 14 Tagen in Kraft treten soll. Weber, welche sich damit nicht einverstanden erklären, haben die Mit⸗ theilung als Kündigung zu betrachten. In dem Aufruf wird auf die Möglichkeit eines Lohnkampfes als Folge dieser Maßregel hin⸗ gewiesen.
Statistik und Volkswirthschaft.
v1“ Zur Arbeiterbewegung. Eine größere Arbeitseinstellung steht in Osterwiek
Prov. Sachsen) unter den Handschuhmachern, Gerbern
nd Färbern in Aussicht, worüber dem „Vorwärts“ unter
dem 2. d. M. geschrieben wird:
In fast allen hiesigen Handschuhfabriken wurde am 29. August
den Arbeitern mitgetheilt, daß von den Akkordlöhnen 16 % abgezogen würden, wobei die eventuelle Kündigung ausgesprochen wurde. Die Handschuhmacher beschlossen darauf in einer am 31. August abge⸗ haltenen öffentlichen Versammlung einmüthig — von 208 mittelst Stimmzettels abgegebenen Stimmen waren nur 2 dagegen —, den Abzug nicht anzunehmen. sämmtliche Handschuhmacher bis auf zwei. Gerber und Färber, obwohl Letztere, als die am Schlechtesten bezahlten Arbeiter der Handschuhbranche, ohne Hülfsmittel sind.
Am Dienstag kündigten demzufolge Ferner kündigten die
Auch die Wochenarbeiter in der Färberei, welche im Durchschnitt 16,50 ℳ erhalten und ziemlich um 2 ℳ sich besser stehen als Akkordfärber, schlossen sich ihren Arbeitsgenossen an, obwohl ihnen ihr Wochenlohn
nicht gekürzt wurde. Die Fabrikanten erklärten, schlechter Geschäfts⸗ gang sei die Ursache des Abzugs; sie erklärten sich bereit, den Arbeitern Gelegenheit zu geben, ihren alten Lohn zu verdienen, indem sie sich anheischig machten, die Fabriken täglich eine Stunde länger und auch Sonntag Vormittags offen zu halten. Die Arbeiter verzichteten aber
uf das Anerbieten. Wie der Berliner „Volksztg.“ aus Leipzig geschrieben
wird, ist die Tarifkommission für Deutschlands Buchdrucker, bestehend aus zwölf Prinzipalen und zwölf
Gehülfen, auf Dienstag, den 6. Oktober, in das Buch⸗ Die Tagesordnung
fassung über die Anträge zur Abänderung des Tarifs. Hinsichtlich dieses die von Seiten der Gehülfen beantragte Kürzung der Arbeitszeit auf
letzteren Punktes wird die von täglich neun Stunden das hervorragendste Interesse bean⸗ Sie wollen eher auf Lohnerhöhungen, als auf
Die Leipzig⸗Lindenauer Spitzenfabrik (Aktien⸗Gesell⸗ schaft) hat, wie aus einem Aufruf an alle Textilarbeiter Deutschlands, der im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, hervorgebt, am Sonnabend, den
29. August, sämmtlichen Webern (30 bis 35 Mann) eine Lohn⸗
verkürzung von 15 bis 20 % angeboten; das Direktorium erklärte, Diejenigen
Aus Neustadt O.⸗S. wird der schlesischen „Volkswacht“ be⸗
richtet, daß bei dem dortigen Cigarrenfabrikanten Fr. Seidel die politische Gesinnung der Arbeiter Veranlassung zu einem Aus⸗ stande gegeben habe.
Einer Prager Meldung des „D. B. H.“ zufolge ist unter den
Glasschleifern in Gablonz ein neuer Ausstand ausgebrochen;
etwa 300 Arbeiter sind ausständig.
Wie der Berliner „Volksztg.“ aus Kopenhagen mitgetheilt wird, haben in Aarhus sämmtliche Staatsbahn⸗Maschinen⸗
arbeiter die Arbeit niedergelegt. Der Minister des Innern soll zum Entgegenkommen bezüglich der Wünsche der Arbeiter geneigt sein. Der Verband der deutschen Metallarbeiter hat den Strikenden
Unterstützung zugesagt. 1 “ 8
Land⸗ und Forstwirthschaft. Ziffermäßige Darstellung der Ernte im Jahre 1891, zusammengestellt nach den am
XIX. Internationalen Getreide, und Saatenmarkt 1 in Wien erstatteten Berichten. “
Die Zahl 100 als Mittelernte angenommen.
Weizen Roggen —8— Gerste Hafer
109 108 116 111 100 105 103 130 140 100 130
106 105
80 110 115 125
Oeste icih 93 Ungarr . 100 W 92 Se““ 103 D“ 100 8 Ober⸗ und Nieder⸗. 78 2. Rheinpfalz.. 75 Hessische Pfalz und Wetterau. 49 M̃ Winterweizen. 84 Württemberg [Sommerweizen 98 EZEöööö“]; 93 V111*“ Norwegen und Schweden.. Sell E11ö1ö1ö1“”“”“ Holland E8“*“ 16 111““ 115 roßbritannien und Irland. — I 0] 90 Rußland, Podolien.. 60 125 8 Bessarabien.. 50 4 Ze“ 87 2 Mittel. . “ 65 8 Cherson und Jekate⸗ I rinoslaw .. 60 1 Kurland und Lithauen 75 „ Nördliches. 45 Eee 60 1“ 95 98 öö111“ 95 — 105 Indien hatte im vorigen Jahre 6 123 000 t Weijen in diesem „ 6 842 000 „ 8 (Eine normale Durchschnitisernte wird mit 6 579 000 t an⸗ genommen.) Amerika hatte im vorigen Jahre 399 Millionen Bushels Weizen in diesem 2 545 5 . im vorigen „ 1490 4 in diesem „ 2027 7
0 2-1900 b0 O0n C— 900
88888
◻Ꝙ
828185
+ ◻
8
Handel und Gewerbe.
Fondsbörse, Geld⸗ und Kapitalsmarkt. 8 Berlin, 4. September.
Das Roggenausfuhrverbot der russischen Regierung,
das bei seinem Erscheinen so große und plötzliche Bewegungen hervorrief, hat seinen Schrecken für die Börse längst eingebüßt. Eine allseitige Erwägung der neu⸗ geschaffenen Lage hat zu dem Ergebniß geführt, daß der ein⸗ schneidenden Maßregel kein nachhaltiger Einfluß auf die Gesammt⸗ haltung gebühre und daß sie nicht mehr als ein Faktor, und zwar kein Ausschlag gebender Faktor, bei der Tendenzbildung sein könne. Hierzu hat in erster Linie die ungeheuere Roggen⸗ einfuhr aus Rußland beigetragen, welche vor dem Beginn der Sperre noch hat bewirkt werden können; aber auch die günstigere Witterung, die unserer deutschen Ernte noch sehr zu statten kommt, und die wachsende Ueberzeugung, daß eine reichliche Versorgung Deutschlands mit Brotkorn, wenn auch zu über den Normalen stehenden Preisen, nicht nur unzweifelhaft sei, sondern überhaupt nennenswerthen Schwierigkeiten nicht begegnen werde, haben in demselben Sinne gewirkt. An der Getreide⸗ börse entwickelte sich in Folge des erhöhten Angebots ein nachhaltiger Preisdruck für Roggen und Weizen, der voraus⸗ gesehen werden konnte, und diesem entsprechend zeigte sich am Fondsmarkt eine der Festigkeit günstigere Disposition. inigermaßen treffend wird die Bewegung durch folgende Ziffern illustrirt. Es wurden an der Berliner Börse notirt: — 15. August 31. August 4. September
240 240 4
227
Weizen „ lieferbar 255 237 Diskonto⸗Antheile 170,00 170,40 3 proz. Reichsanleihe. 83,40 84,20 3 ½ proz. preußische 611I1öI1“ 1““
Natürlich waren es nicht die Vorgänge an der Produkten⸗ börse und die in dieser Richtung sich bewegenden Er⸗ wägungen allein, welche der Baissestroömung entgegen arbeiteten. Eine sehr wesentliche Unterstützung für die entgegengesetzte Spekulation bildete die Flüssigkeit des Geldstandes, welche auch in den Tagen der August⸗Ultimoregulirung keinen Augen⸗ blick unterbrochen wurde, ferner die durch die Regulirung geklärte Position der Spekulation und das Verhalten der aus⸗ wärtigen Börsenplätze.
Trotz der großen Coursschwankungen im Monat August hat sich die Regulirung verhältnißmäßig leicht vollzogen; aber in den ziemlich hohen Deports, welche alle im Terminhandel Ausschlag gebenden Papiere bedangen, trat der große Umfang der Baissespekulation deutlich zu Tage; die Spekulanten, welche verkauft hatten, was sie nicht besaßen, mußten den Stücke⸗ besitzern in den Deports außer dem angemessenen Zinssatz noch eine verhältnißmäßig hohe Risikoprämie für das Lager⸗ halten bewilligen. Es zeigte sich auf diese Weise, daß gegen⸗ wärtig eine Baissespekulation weniger aussichtsreich sei, als ihr Gegentheil, und die Folge dieser Erkenntniß waren neben Deckungen auch sogenannte Meinungskäufe, die zu der unter Schwankungen beständig steigenden Tendenz seit der Abwickelung der August⸗Regulirung geführt haben. — Die Bewegungen des einzelnen Börsentages hängen ja zum großen Theil von den vorliegenden, für den Handel bedeut⸗ samen Nachrichten aus der ganzen Welt ab, und häufig genügen Gerüchte, einen entscheidenden Einfluß, sei es auf die Gesammt⸗ tendenz der Börse, sei es für einzelne Papiere oder eine Effekten⸗ gattung, wenigstens vorübergehend auszuüben. In den letzten Tagen war es interessant zu beobachten, wie ein und dasselbe Gerücht bei verschiedener Tendenzströmung an der Börse einer gründlich verschiedenen Auffassung begegnen kann. Die bisher immer noch unbestätigte Nachricht von einer neuen Russischen Anleihe, die in Paris abgeschlossen sein oder werden soll, hat in den Baissetagen am Ende des vorigen Monats als ein weiteres Argument zur Fortsetzung dieser Bewegung dienen müssen, während man gegen⸗ wärtig eine solche Anleihe als ein sicheres Symptom des fortdauernden und von keiner Seite bedrohten europäischen Friedens ansehen will. Ein maßgebendes Urtheil über die Preisbewegung können nur längere Zeiträume darbieten; die folgenden Coursnotirungen, welche die schwankende Tages⸗ meinung kennzeichnen, bringen zugleich den Wechsel in der Gesammtstimmung zur Anschauuug. Man notirte hier:
19. Aug. 1. Sept. 3. Sept. 4. Sept. ö 96,90 98,00 8,10 98,00 Zproz. Reichsanleihe . 83,00 84,10 83,90 Russische 4proz. Anleihe 8
von 1880 . 96,90 97,20 Russische Noten .207,65 209,75 Ungarische 4proz. Gold⸗
h89 89,30 Ital. 5proz. Rente 89,70 89,75 Disconto⸗Gesellschafts⸗
170,40 171,70
166,10 Aktien der Deutschen böbb- 143,90 144,00 Ostpreuß. Südbahn 73,40 75,60 76,50 Laurahütte .. . 113,30 111,90 112,50 Harpener Bergwk. 177,10 179,00 180,00 181,80 Hibernia Bergwk. 150,30 149,50 149,40 152,10 Die günstigere Tendenz des Berliner Platzes hat an der Haltung der uͤübrigen kontinentalen Börsen eine Stütze ge⸗ funden; aber auch in London hat sich die Stimmung der Spekulation wesentlich gehoben. In letzterer Beziehung übte die New⸗Yorker Börse einen bemerkenswerthen Einfluß durch die Hausse in Eisenbahnwerthen aus. Die ungewöhnlich reiche Ernte in den Vereinigten Staaten sichert natürlich den aus den Produktionsgebieten an die See und besonders nach den Emporien Chicago und New⸗York führen⸗ den Eisenbahnen große Transportmassen, die den Gewinn der Unternehmungen bedeutend steigern müssen und eine sehr
*) Der Rückgang der 3 % Reichs⸗ und preuß. kons. Staatsanleihe dn v hatte mit der Haupttendenz nicht zusammenhängende
erhebliche Werthsteigerung der Aktien aller an diesen Trans⸗ porten betheiligten Bahnen im Gefolge hatten; bei der gewöhnlichen Wechselwirkung zwischen allen Welthandelsplätzen kommt diese Bewegung auch der Stimmung unserer Börse umsomehr mittelbar zu gut, als die Annahme durchaus berechtigt ist, daß den großen Weizenverschiffungen Amerikas gegenüber auch der Importbedarf wachsen und hieraus der europäische Handel Nutzen ziehen werde.
Alllen diesen für die Börsentendenz förderlichen Momenten stehen aber auch fortgesetzt ungünstige Erscheinungen gegen⸗ über. Die argentinischen finanziellen und die chilenischen politischen Uebelstände sind auch jetzt noch beünruhigend, wenn auch die verhältnißmäßig günstigere Auffassung der Lage in jenen südamerikanischen Ländern zu einer nicht unerheblichen Werthaufbesserung für ihre Anleihen geführt hat. Man notirte
an der Berliner Börse: 3.1. Juli 31. August 4. September
5 Proz. Argentiner. 39,10 44,25 “ 4 ½ Proz. äußere Argent.
b““ 4 ½ Proz. Chilenische An⸗ 8 111““] 8ü 8
Auch die Entwickelung der Staatsfinanzen in Portugal hört nicht auf, Besorgnisse zu erwecken, und die Verhältnisse des internationalen Geldmarktes bergen in den zu erwartenden Goldbewegungen ein Moment der Unsicherheit, welches der Thätigkeit der Spekulation überhaupt nicht günstig ist. Ein bedeutsameres Moment aber für die Entwickelung des Börsen⸗ geschäfts bildet die Stellung des sogenannten großen Publikums, d. h. des Privatkapitals zur Börse. Die starken Verluste, welche die Kapitalisten durch die Ermäßigung des Coursniveaus erfahren haben, hat ihnen das Spekuliren mehr oder weniger verleidet; zum Theil befinden sich wohl noch zu hohen Coursen gekaufte Papiere in den Händen des Privatkapitals, die es zu den jetzigen niedrigen Preisen nicht abgeben will; zum Theil hat sich der Kapitalist mit Opfern von dem lästigen Besitz befreit und dabei die Neigung, sich auf Börsengeschäfte überhaupt einzulassen, ver⸗ loren. Hieraus erklärt sich der verringerte Umfang der Um⸗ sätze an der Börse, namentlich in den komptant gehandelten Dividendenpapieren, und dieser Umstand ist natürlich der Ge⸗ sammtstimmung nicht förderlich. In normaleren Bahnen be⸗ wegt sich das Geschäft in Anlagepapieren.
Der lokale Geldmarkt entwickelt sich fortgesetzt günstig; der Privatdiscont hält sich trotz einer kleinen Steigerung unter 3 Proz. Der Status der Reichsbank hatte in der dritten Augustwoche eine erhebliche Erhöhung des Kassen⸗ bestandes gebracht (der Metallbestand allein hatte sich um 17 351 000 ℳ auf 948 968 000 ℳ gehoben), während die Anlagen in Wechseln um 1,7 Millionen zugenommen, in Lombard um 6,9 Millionen Mark abgenommen hatten. Die letzte August⸗ woche hat dann die gewohnten erhöhten Anforderungen des Ultimo gebracht; die Anlagen in Wechseln und Lombard ver⸗ mehrten sich um 21,4 Millionen, und bei einer Abnahme des esammten Kassenbestandes (äeinschließlich Noten anderer anken) um 9,2 Millionen konnte der Notenumlauf um 36,5 Millionen Mark anwachsen, weil gleichzeitig die sonstigen täglichen Verbindlichkeiten um 35,2 Millionen Mark zuruüͤckgingen. Es bestand also auch ultimo August noch eine erhebliche Ueberdeckung des Notenumlaufs von 951 439 000 ℳ, dem in Metall und in Reichskassenscheinen 962 751 000 ℳ gegenüberstanden. — In Bezug auf den internationalen Geldmarkt sind endlich noch die Wechsel⸗ beziehungen bemerkenswerth, die eine steigende Tendenz der Devisen London, New⸗York und Wien erkennen lassen. Man notirte in Berlin:
Wechsel auf 30. Juli 15. August 29. August 3. Sepbr. London 20,33 20,31 20,325 20,345 New⸗York. 417,50 417,75 418,75 419,75 Wien 172,15 171,75 172,55 173,10
Berlin, 4. September. (Amtliche Preisfeststellung fü Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia. 103 — 105 ℳ, IIa. 100 — 102 ℳ, IIIa. —, do. abfallende 90 — 95 ℳ, Land⸗, Preußisch 75 — 85 ℳ, Netzbrücher 75 — 80 ℳ, Pommersche 75 — 78 ℳ, Polnische 73— 76 ℳ, Baver. Sennbutter — ℳ, do. Landbutter — ℳ. Schlesische 80 — 85 ℳ, Galizische 70 — 73 ℳ — Margarine 48— 80 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 93 — 98 ℳ, Bayerischer 75 — 78 ℳ, do. Oft⸗ und Westpreußischer Ia. 72 — 78 ℳ, do. IIa. 60 — 65 ℳ, Holländer 85 — 90 ℳ, Limburger 38 — 44 ℳ, Quadratmagerkäse Ia. 24 — 28 ℳ, do. IIa. 18 — 20 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 44,00 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 46,00 — 48,00 ℳ, Berliner Braten⸗ schmalz 48 — 52 % — Fett, in Amerika raffinirt 39,50 ℳ, in Deutschland raffinirt 43,50 — 44,0 ℳ — Tendenz: Butter: Bei mäßigen Umsätzen blieben Preise behauptet. Schmalz: Stark steigend.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“”: Die Geswäftslage des oberschlesischen Roheisenmarktes blieb unverändert. Die gegenwärtige Roh⸗ eisenproduktion entspricht ziemlich dem Bedarf und wird schlank auf die Werke verfahren, sodaß trotz des fast ganz darniederliegenden Ex⸗ ports die Roheisenbestände nicht mehr anwachsen. — Im Walz⸗ eisengeschäft ist keine weitere Belebung eingetreten. Von den im Laufe dieses Monats stattfindenden Werkskonferenzen wird eine Veränderung der Verbandspreise nicht erwartet, sodaß ein Anlaß zu größeren Abschlüssen nicht vorliegt, sondern die Deckung des momentanen Bedarfs von Fall zu Fall erfolgt. Immerhin ist Letzterer noch rege und führt den Werken, wenn auch weniger gleichmäßig, Besckäftigung zu. Die Stahlwerke sind sehr gut beschäftigt, doch sind die Preise wenig gewinnbringend. Das Auslandsgeschäft wird stark betrieben in Folge der gedrückten Preislage auf dem internationalen Markte aber zu sehr niedrigen Erlösen. In Blechen sind zu dem er⸗ mäßigten Preise von 145 — 160 ℳ franko Empfangsstation je nach dem Absatzgebiet einige Abschlüsse zu Stande gekommen. Die Nachfrage ist noch lebhaft, doch stehen die Werke bei diesen niedrigen Preisen den Abnehmern reservirt gegenüber. Draht⸗ und Nägelwerke sind sowohl vom Inlande wie vom Auslande sehr flott beschäftigt bei ausgedehnten Lieferungsfristen; auch bier sind die Preise in Folge der westfälischen Konkurrenz sehr gedrückt. Maschinen⸗, Kesselfabriken ꝛc. entwickeln eine rege Thätigkeit und sind für längere Zeit mit Aufträgen gedeckt. Auch in Eisengießereien liegen, wenn auch zu sehr gedrückten Preisen, genügend Bestellungen vor. —