1891 / 213 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

geschaffen, so kommt ihm doch in dieser lyrischen Partie sehr wesent⸗ lich der Umstand zu Statten, daß er seine Stimme nicht übermäßig zu forciren braucht, und so trat denn gestern der ganze Wohllaut seiner Stimme ohne irgend welche Beerinträchtigung glänzend hervor. Die wirkungsvolle Arie im dritten Akt: „A wie so fromm“ wurde von ihm mit so tadelloser Reinheit und Wärme vorgetragen, daß er sie auf den lebhaften Beifall des Publi⸗ kums wiederholen mußte. Der Tristan war, wie schon öfter, mit Hrn. Miller gut beseßt während ein Sänger aus Dessau, Hr. Gerhartz, sich zum ersten Mal, und zwar mit vollem Erfolge, als Plumkett prä⸗ sentirte. Die Damenrollen waren nicht so gut besetzt, wie wir es in dicsen Sommer gewohnt gewesen sind. Ist auch die Erscheinung des Frl. von Weber (Lady Harriet) eine anmuthige, so kann man dies doch weniger von ihrer Stimme sagen, die spröde und nicht übermäßig stark, nur zu sehr in der Kehle stecken bleibt und oft klanglos ver⸗ hallt. Fr. Stieber, welche als Nancy für Frl. Finkenstein ein⸗ getreten war, konnte diese Dame nicht völlig ersetzen. Chor und Orchester thaten ihre Schuldigkeit.

Wegen Unpäßlichkeit der Fr. Sucher kann die angekündigte Oper „Die Walküre“ am Freitag im Königlichen Opernhause nicht gegeben werden Es geht dafür die Oper „Tannhäuser“ in Scene, in welcher die Hauptrollen durch die Damen Leisinger und Staudigl und die Hrrn. Betz, Sylva, Ernst, Stammer und Krolop vertreten sein werden. 1 1

Im Lessing⸗Theater ist auch bei der morgigen ersten Auf⸗ führung von „Francillon“ der Beginn der Vorstellung auf 7 ½ Uhr festorseßt. Vom 1. Oktober ab ist der Beginn der Vorstellungen um r.

In der morgigen Aufführung des „Barbier von Sevilla“ bei Kroll, dem vorletzten Gastspielabend des Hrn. Francesco d'Andrade, singt Frl. Schacko die „Rosine“, Hr. Alma den „Grafen“, den „Bartholo“ Hr. Miller und den „Basilio“ Hr. Gerhartz. Am Sonnabend, dem Abschiedsabend des Hrn. Götze, der als „Edgardo“ in Lucia von Lammermoor auftritt, singt Frl. von Weber die „Lucia“.

Im Thomas⸗Theater wird die erste Aufführung der von Richard Gensée bearbeiteten Vaudevilleposse von Alexander Bisson voraussichtlich am Ende der nächsten Woche stattfinden.

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Ein Anschlag am schwarzen Brett der Universität macht bekannt,

daß am Sonnabend, 7. November, in dem großen Saale der Brauerei

Friedrichshain der von Helmholtz⸗Virchow⸗Commers statt⸗

finden wird. Zu diesem Zweck haben sich folgende Korporationen zu⸗

sammengethan: Der Verband nichtfarbentragender Turnvereine, der

akademische Gesangverein, der Verein für Astronomie und Physik,

Verein für Mathematik und Naturwissenschaft und die Freie wissen⸗ schaftliche Vereinigung.

Der Bau der Gethsemane⸗Kirche an der Schönhauser Allee ist jetzt bis zum Hauptgesims gediehen, sodaß man sicher hofft, den Bau in diesem Herbst noch unter Dach zu bekommen. Der 70 m hohe Thurm, der gegen die Schönhauser Allee gewendet ist, und das an der Verbindungsbahn geplante Pfarrhaus werden im nächsten Jahre im Rohbau vollendet werden.

Die neue Mühlendammbrücke soll, wie die „Tägl. R.“ erfährt, bildnerischen Schmuck aus der alten Geschichte von Berlin erhalten. Es besteht die Absicht, zwei bekannte Bürgermeister von Kölln und Alt⸗Berlin hier durch Standbilder zu verewigen.

Die neue Bahnbrücke, die in Folge des Umbaues der Stettiner Bahn zur Unterführung der Acker⸗ und Gerichtsstraße nöthig geworden ist, wird, wie die „N. Pr. Z.“ berichtet, bei einer Länge von 80 m in einer einzigen Spannung die größte Brücke Berlins werden. Der gewaltige Bau soll bei günstiger I bis zur Mitte nächsten Jahres vollendet sein. Darauf soll dann sofort die Tiefer⸗ legung der Acker⸗, Garten⸗, Gerichts⸗ und Liesenstraße vorgenommen werden, sodaß die Sperrung dieser Straßenzüge bis zum Frühjahre 1893 beseitigt werden dürfte. Der Gesammtumbau der Stettiner Bahn soll gleichfalls bis zum Ende desselben Jahres beendet sein.

Die Gesellschaft Urania hat einen Vertrag mit dem Präsidenten der Music⸗Hall⸗Co. in New⸗Pork, Hrn. Morris Reno, betreffs der Aufführung der beiden ersten wissenschaftlichen Ausstattungsstücke „Von der Erde bis zum Monde“ und „Die Ge⸗ schichte der Urwelt“ in dem dortigen großartigen Etablissement abge⸗ schlossen. Alle Dekorationen und sonstigen Requisiten werden hier, und zwar in doppelter Größe als die der Urania angefertigt, sodaß die erste Aufführung in New⸗York Ende Dezember stattfinden kann. Hr. Dr. M. Wilhelm Mexyer, der Verfasser jener Vorträge, und F Maler Wilhelm Kranz, der künstlerische Leiter der Urania⸗

ühne, werden Anfang November nach New⸗York abreisen, um die Inscenirung durchꝛuführen. Uebrigens soll dieses Unternehmen, welches für die New⸗Yorker Gesellschaft mit nicht unerheblichen Kosten verknüpft ist, da eine vollständige elektrische Bühnenanlage nach dem Vorbilde der „Urania“ nebst wesentlichen Umbauten des 4000 Per⸗ sonen fassenden Saales ausgeführt werden müssen, nur als ein Versuch dieser in ihrer Art so vollständig neuen wissenschaftlichen Aus⸗ stattungsstücke jenseits des Oceans gelten, nach dessen glücklichem Er⸗ folge vollständige Urania⸗Institute im größten Stile zugleich in ver⸗ schiedenen Städten Amerikas und Canadas errichtet werden sollen, wozu die genannte amerikanische Gesellschaft das ausschließliche Recht von vornherein erworben hat.

Der für Anfang dieses Monats in Aussicht genommene theoretische Unterrichtskursus für Damen und Herren in der 1888 aufs Neue ver⸗ einfachten Stolze'schen Stenographie bezinnt in dem Hörsaal der Königlichen Akademie der Künste, am Schinkelplatz 6 I, Freitag, Abends 8 ½ Uhr. Theilnehmerkarten zum Preise von 6 sind vorher beim Portier des Abgeordnetenhauses, Leipzigerstraße 75, und am Tage des Beginns im Hörsaal selbst zwischen 8 und 8 ½ Uhr Abends zu entnehmen. Der Kursus umfaßt zwölf Lektionen, welche Dienstags und Freitags von 8 ½ bis 9 ½ Uhr Abends stattfinden. Die Leitung des Unterrichts liegt in den Händen des Hrn. L. Loepert, welcher bereits 2133 Personen in der Stenographie unterrichtet hat.

Angermünde, 8. September. Ja Angermünde ist, wie der „Voss. Ztg.“ berichtet wird, von Seiten des Kreises ein Kaiser Wilhelm⸗ und Kriegerdenkmal errichtet, zu welchem die Kosten theils aus öffentlichen Kreismitteln, theils aus reichlichen Beiträgen der Kreisbewohner beschafft worden sind und welches die Namen sämmtlicher aus dem Kreise in den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 gebliebenen Krieger enthalten wird. Das Denkmal wird am Sonn⸗ tag, 13. September, unter großer Feierlichkeit enthüllt werden.

Wien, 9. September. Der Chef⸗Redacteur der amtlichen „Grazer Ztg“ Dr. Zistler ist, wie der „Voss. Z.“ telegraphirt wird, gestern bei einem Ausflug ins Hochschwabgebiet abgestürzt und hat schwere, jedoch nicht lebensgefährliche Verletzungen erlitten.

Calais, 8. September. Ein entsetzliches Drama wird der „Köln. Z.“ aus Deal gemeldet. Unweit der Küste wurde dort dieser Tage eine Barke des Schiffes G. L. Waters bemerkt, auf welcher der Kapitän mit seinem Kinde saß, während zwei Matrosen das Fahrzeug der Küste zuruderten. Plötzlich schwang einer der letzteren, ein hünenhafter Mensch, wahrscheinlich in Folge Säuferwahns, ein großes Messer und stach damit auf seine Genossen ein Wenige Augenblicke später schlug die Barke um und versank mit ihren In⸗ sassen. Von den Verunglückten wurde noch keiner gelandet.

New⸗York, 10. September. Der „New⸗York Herald“ enthält einen Bericht über ein am 9. September in San Salvador statt⸗ gehabtes Erdbeben. Die Vulkane von San Salvador, Som⸗ miguel und Izalco zeigten schon seit einigen Tagen eine erhöhte Thätigkeit, welche sich durch unterirdisches Rollen bemerk⸗ bar machte. Am Morgen des 9. d. M. um 1 Uhr 55 Minuten erzitterte die Erde in vertikal schwingender Be⸗ wegung. Die Bewohner flüchteten sich in Nachtkleidern auf die Straße, und obwohl der Stoß nur 20 Sekunden dauerte, flüchtete sich die bestürzte Menge ins Freie. Männer, Frauen und Kinder stießen wahnsinnige Hülferufe aus. Die Straßen und die Häuser wankten und stürzten ein. In Zwischenräumen dauerte das donnerähnliche Rollen fort, der Himmel verfinsterte sich, die Atmosphäre war, so lange der Stoß dauerte, mit feinen Staubtheilchen versetzt. Der Boden hob und senkte sich in wogender Bewegung; selbst starke Männer konnten

sich nicht aufrecht balten. Den ganzen Morgen erfolgten noch leichte Stöße. Die Ortschaften auf dem Lande haben noch mehr ge⸗ litten, als die Hauptstadt, Analguito und Comasagua sind zerstört, Cojluepeque, Santatecla, Sanpedro und Masahuet gleichen Ruinen. Zahlreiche Menschenleben sind zu Grunde gegangen, der Schaden an Eigenthum wird auf Millionen von Dollars geschätzt. Die meisten Orte, mit Ausnahme der an der

Küste belegenen, haben gelitten. Der Stoß wurde bis Santaana und

Susimcepegue, sechzig Meilen von San Salvador verspürt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Potsdam, 10. September. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin ist heute Nachmittag 2 ½ Uhr mittels Sonderzuges von der Wildpark Station aus nach Kassel ab⸗ gereist. Die drei ältesten Kaiserlichen Prinzen sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold gaben Ihrer Majestät bis zum Bahnhofe das Geleit. b

München, September. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser hat an Mitglieder der städtischen Behörden Auszeichnungen verliehen, darunter den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse an den Bürgermeister Dr. von Widenmayer, Zweiten Bürgermeister Wilhelm Borscht, den Kronen⸗Orden dritter Klasse dem Architeten Hauberiscer und dem Kom⸗ merzien⸗Rath Haenle, den Kronen⸗Orden vierter Klasse dem Kommerzien ⸗Rath Schuster und dem Beener e. Sedlmayer.

Washington, 10. September. (W. T. B.) Der Sekretär der Marine Tracy hat befohlen, sofort die Kanonen⸗ boote „Norktown“ und „Petrel“ in Dienst zu stellen, und zwar das erstere für den Stillen Ozean, das letztere für die asiatische Station.

New⸗York, 10. September. In einer gestern zu Rochester stattgehabten Sitzung der republikanischen Konvention des Staates New⸗York sprachen sich von 771 Theilnehmern 639 für die Kandidatur Blaine's zur Präsidentschaft aus. 16 Stimmen fielen Harrison, 3 Foster und 1 Stimme Mac Kinley zu.

Nach einer Meldung des „New⸗York Herald“ aus Val⸗

paraiso vom 9. d. M. haben die Junta⸗Mitglieder

und Senatoren, deren Mandat noch nicht erloschen ist, eine Versammlung abgehalten und beschlossen, daß, da allgemeine Wahlen das beste Mittel zur Wiederherstellung der Ruhe seien, auf den 18. Oktober die Wahl von Senatoren und Deputirten anzusetzen sei; diese sollen am 18. No⸗ vember den neuen Präsidenten in geheimer Abstim⸗ mung wählen. Die Junta macht offiziell bekannt, daß

ihre Gegner ungehindert Chile verlassen könnten. Der Kriegs⸗Minister Balmaceda's, Velasquez, ist hier

angekommen und hat sich der Junta unterworfen. Das amerikanische Admiralschiff „San Francisco“ salutirte gestern die chilenische Flagge mit 21 Schuß, welche von der Landbatterie erwidert wurden. Die Chefs der Junta behaupten, nicht zur Anerkennung der von Balmaceda ausgegebenen Noten berechtigt zu sein; die Frage soll dem obersten Gerichtshof zur Entscheidung unterbreitet werden.

Sansibar, 10. September. (Telegramm des Reuter'schen Bureaus.) In Folge des Mangels an Arbeitern hat der Sultan es abgelehnt, künftighin irgend einem seiner Unterthanen zu gestatten, sich als Lastträger anwerben zu lassen.

8 (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 10. September, Morgens 8 Uhr.

8

haus.

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.

Mullaghmore Aberdeen ..

Temperatur in °˙ Celsius

halb bed. balb bed.

1 3 unterhaltung. Theater⸗Anzeigen. Drtehlischng. Man

Königliche Schauspiele.

176. Vorstellung.

Sängerkrieg auf der Wartburg.

Oper in 3 Akten von Richard Wagner

E. Graäeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗MRegisseur

Feaf. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang r

Scauspielbaus. 183. Vorstellung. Male: Die Augen des Herzens.

Freitag: Opern⸗ Anfang 7 Uhr

Tannhäuser und der Romantische Ballet von Freitag: Boccaccio. F. von Suppé. Regie:

Zum ersten Hr. Kapellmeister Federmann.

Familienbild

Gesangs⸗Burleske in 1 Akt von bearbeitet von H.

Sonnabend u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Triedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Komische

3 Akten von F. Zell und R. Genée. Hr. Binder. Anfang 7 ½ Uhr. EFesang in 3 Akten (4. Bildern) von Jean Kren.

ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

.— Jakobstraße“ 30.

Freitag: Zum Posse mit

Graef.

Thomas-Theater. Alte Direktion: Emil Thomas. 43. Male: Im siebenten Himmel.

Operette in Musik von Dirigent:

In Scene gesetzt

den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse dem

Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Seerne h St. Petersburg Moskau

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2 2 5 Regen 2 halb bed. wolkig still bedeckt 1 wolkenlos 3 bedeckt

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3 wolkenlos 1 beiter 5 wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Das Hochdruckgebiet hat sich seit gestern wenig Mittel⸗ und Südeuropa und trockene Witterung.

Eine Depression, nordostwärts fortschreitend, liegt

in der Nähe der Lofoten und veranlaßt Regenwetter an der mittleren norwegischen Küste. Temperatur gestiegen und hat daselbst vielfach den Mittelwerth und Südseite des Maximums, in Westrußland und Oesterreich⸗Ungarn

verändert.

herrscht ruhige,

land ist die

überschritten.

Ueber ganz heitere

Auf der Ost⸗

durchschnittlich

ist es erheblich kälter geworden. Deuts

17 20 18

In Deutsch⸗ etwas

in 1 Aufzug von G. Gallina. Aus dem Italienischen von J. Stinde. In Seene gesetzt vom Ober. Regisseur M. Grube. (Adelaide: Fr. Anna Schramm, als Gast.) Hierauf, zum ersten Male: Am Fenster. Lustspiel in 1 Aufzug von Felix Philippi. In Scene gesetzt vom Regisseur Plaschke. Zum Schluß, neu einstudirt: Herrn Kaudel’s Gardinenpredigten. Lustspiel in 1 Aufzug von G. von Moser. In Scene gesetzt vom Regisseur Krause. (Kunigunde: Fr. Anva Schramm, als Gaft) Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Opernhaus. 177. Vorstellung. Neu einstudirt: Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mérimse. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Keßlaft Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 184. Vorstellung. Roderich Lustspiel in 5 Aufzügen von G. von

Heller. Moser. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater.

Sonnabend: Fauft. Sonntag: Wildfener. Montag: Fauft’s Tod.

Freitag: Wildfener.

Verliner Theater. Freitag: 2. Abonnements⸗ Vorstellung. Ein Tropfen Gift. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Wilhelm Tell.

Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Ein Tropfen Gift. Abends 7 ½ Uhr: Wilhelm Tell. 1

Tessing-Theater. Freitag: Zum 1. Male: 3 Lustspiel in 3 Akten von Alexander

umas flls.

Sonnabend: Falsche Heilige. Lustspiel in 4 Akten nach A. W. Pinero von Oskar Blumenthal.

Sonntag: Francillon. Lustspiel in 3 Akten von Alexander Dumas fills.

Wallner-Theater. Freitag: Zum 2. Male:

Der Mann mit hundert Köpfen. Posse in 3 Akten von Henri Moulin und Edmond Delavigne.

Hierauf: Musikalisch⸗deklamatorische Abend⸗

Sonnabend: Giroflé Girofla.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: Zum 14. Male: Fron⸗Fron. Pariser Sittenbild in 5 Aufzügen von Henry Meilhac und Ludovic Halévy. Deutsch von Eduard Mauthner. In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗ burg. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Sonnabend u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Freitag: Der Barbier von Sevilla. (Figaro: Sgr. Francesco d'Andrade als vorletztes Gastspiel.)

Sonnabend: Letztes Gastspiel des Hrn. Emil Götze. Lucia von Lammermoor.

Täglich: „Großes Concert“ im Sommergarten, Abends bei brillanter elektrischer Beleuchtung desselben. Anfana 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.

Montag: Schluß der Opern⸗Saison.

Belle- Alliance-Theater. Freitag: Zum 43. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ siten, Beleuchtungseffecten c. Jung⸗Deutschland zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Großes Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements.

7 nlans des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters r. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Eruf-Theater. Freitag: Zum 11. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in

4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav

Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗

Musik von Johannes Doebber. vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —- 11 Uhr. Täglich Vorstellung im 8 Theater. Näheres die Anschlag⸗ 1

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Johanna Grohmann mit Hrn. Maler Wilhelm von den Steinen (Düsseldorf). Frl. Gertrud Sperling mit Hrn. Predigtamts⸗ benpäcf Ernst Reichert (Görlitz, Parkhaus auban).

Verehelicht: Hr. Kreis⸗Schulinspektor Dr. Franz Körnig mit Frl. Anny Leinemann (Kathensh.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Forstmeister Riebel

(Muskau O./L.). Hrn. Pastor A. Zugbaum

(Bankau O.⸗S.). Hrn. Rendant und Sekretär der Königl. landwirthschaftlichen Akademie Poppels⸗ dorf P Seehaus (Bonn). Etne Tochter: Hrn. Major Julius von Beck (Brandenburg a H.).

Gestorben: Verw. Fr. OberMedizinal⸗Rath Allwine von Hardegg, geb. Strauß (Berlin). Fr. Sanitäts⸗Ratb Dr. Tietzen (Treptow a. R.). Hr. Pastor Eduard Löwe (Parey). Verw. Fr. Prediger Sophie Ritter, geb. Levinstein (Berlin). Hr. Amtsgerichts⸗Rath a. D. Eduard Toepfer (Warnemünde)

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen 11 (einschließlich Börsen⸗Beilage). 3

10. September

Berlin, Donnerstag, den

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliden⸗ und Altersversicherung.

Am 1. d. M. waren bei dem Vorstande der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsanstalt für Schlesien aus den Regierungs⸗ bezirken: Breslau 6582, Liegnitz 5488, Oppeln 3839, aus Schlesien überhaupt 15 909 Anträge auf Gewährung von Alters⸗ renten eingegangen. Davon waren am gleichen Tage anerkannt aus den Regierungsbezirken: Breslau 4550, Liegnitz 3539, Oppeln 2533, aus Schlesien überhaupt 10 622 Anträge. Die Provinz Schlesien zählt also gegenwärtig da eine größere Zahl von Rentenempfängern im Laufe des Jahres bereits gestorben ist rund zehntausend Altersrentner. Von den Anträgen auf Gewährung von Altersrente waren bis zum 1. d. M. von der Versicherungs⸗ anstalt abgelehnt worden in den Regierungsbezirken: Breslau 501, Liegnitz 465, Oppeln 348, in der ganzen Provinz also 1314 An⸗ träge. Durch Zurücknahme oder durch den Tod der Antrag⸗ steller waren erledigt in den Regierungsbezirken: Breslau 102, Liegnitz 88, Oppeln 47, in ganz Schlesien 237 Anträge; die Zahl der überhaupt erledigten Anträge belief sich hiernach am ge⸗ nannten Tage in den Regierungsbezirken: Breslau auf 5153, Liegnitz auf 4092, Oppeln auf 2928, in der ganzen Provinz auf 12 173. Unerledigt blieben aus den Regierungsbezirken: Breslau 1429, Liegnitz 1396, Oppeln 911 und aus der ganzen Provinz 3736 Anträage.

Berliner Arbeiterkolonie.

Der Verein für die Berliner Arbeiterkolonie hielt gestern Abend im Koloniegebäude seine siebente Jahresversammlung ab, der als Vertreter der Regierung Ober⸗Regierungs⸗Rath Friedheim beiwohnte. Der aus Kolonisten gebildete „Gesangverein“ eröffnete die Ver⸗ handlungen mit Gesang, die Berichte erstatteten P. Diestelkamp als Vorsitzender und Missionsprediger Onasch als Hausinspektor. Die Kolonie hat sich räumlich sehr ausgedehnt, ein neues dreistöckiges Wohnhaus ist errichtet, ein früherer Schlafsaal ist zu einer würdig ausgestatteten Kapelle umgeschaffen, deren Decken⸗ und Altar⸗ malerei das Werk eines Kolonisten ist. Eine weitere Erweiterung ist in der Ausführung begriffen: man baut in der Tegeler Forst große Baracken, welche im Oktober von etwa fünfzig Kolonisten be⸗ zogen werden sollen. Die Leute werden unter Anweisung des Ober⸗ försters Mißmann mit Forstarbeiten beschäftigt werden. Insgesammt meldeten sich im letzten Jahre 3255 Passanten, von denen jedoch nur 526 in 42 606 Nächten beherbergt werden konnten. Unter den Auf⸗ genommenen befanden sich 73 Kaufleute, 18 Schreiber, 12 Maler, 8 Oekonomen, 5 Pharmaceuten, 4 Lehrer, 3 Studenten der Theologie, 4 Musiker, 3 Bildhauer, 2 Beamte und je ein Lieutenant a. D., ein Rechtskandidat, ein Präparant und ein Schau⸗ spieler. Aus den Betrieben der Kolonie wurden 83 832 oder ab⸗ züglich der Unkosten dieser Betriebe 14 111 vereinnahmt. Am Umfangreichsten wurde die Bürstenwaarenanfertigung betrieben. Der Umsatz belief sich hier auf 48 150 In der Tischlerei und der Kistenfabrikation sind jetzt 51 Bänke aufgestellt, der Umsatz erreichte die Höhe von 23 467 In der Strohwaarenfabrik wurden durchschnittlich 40 Mann be⸗ schäftigt. Allein „für die Pferdebahn wurden im vorigen Jahre 75 000 m Stohsträhne und 2000 Kokosmatten geliefert. Der Umsatz belief sich auf 11 394 In kleinerem Umfange ist auch Rohr⸗ flechterei und Buchbinderei betrieben. Die Haushaltungskosten beliefen sich im letzten Jahre auf 25 982 ℳ, für Bekleidungs⸗ und Bedarfs⸗ gegenstände wurden außerdem 3476 verausgabt, Gehälter, Bureauunkosten und die Unterhaltung des Fuhrwerks erforderten 14 437 Für Anlagen und Baulichkeiten wurden 74 357 ℳ, für Zinsen und zurückgezahlte Darlehne 63 360 ver⸗ ausgabt und neu zinsbar belegt wurden 31 085 Den Gesammt⸗ ausgaben in Höhe von 279 101 standen Einnahmen in Höhe von 281 097 gegenüber, darunter 182 000 aus aufgenommenen Dar⸗ lehnen und Rückzügen aus den Depots und 13 709 aus Beiträgen. Das Vermögen beträgt 197 030 Die Zahl der Mitglieder beläuft 4000, außerdem stehen der Anstalt drei Damenvereine zur Seite.

Polnische Arbeiter. ““ Der bisher lebhaft empfundene Mangel an landwirthschaftlichen

Arbeitern ist im Regierungsbezirk Marienwerder durch Heran⸗

ziehung von einigen Tausend russisch⸗polnischen Arbeitskräften ganz wesentlich gemildert worden; auch liegen Anzeichen aus einigen Gegenden vor, welche auf einen Rückgang der Sachsengängerei (der Arbeiterwanderung nach Westdeutschland) hindeuten.

Im Regierungsbezirk Qppeln hat sich an einzelnen Stellen die Beobachtung machen lassen, daß die Heranziehung russisch⸗pol⸗ nischer Arbeiter in der letzten Zeit sich nicht mehr recht bewährt, da die⸗ selben theils als zu schwach, theils als zu träge zur Leistung der von ihnen geforderten Arbeiten, namentlich auf den Erzgruben, sich erwiesen haben. Offenbar ist auch jenseits der Grenze der Vorrath an guten Arbeitern zur Zeit sehr erschöpft.

Die Ernte und die wirthschaftliche Lage in den stprovinzen.

Aus Posen wird der „Schles. Ztg.“ geschrieben: Die Ernte in den Provinzen Posen, Ost⸗ und Westpreußen ist bis 8” kleine Reste der späten Sommerung beendigt. Die schweren Befürchtungen, welche man Angesichts des ungünstigen Witterungsverlaufs im Juni und Juli für den Ausfall der gesammten Ernte hegte, haben sich glück⸗ licherweise überhaupt nicht oder doch nur in sehr geringem Maße er⸗ füllt. Abgesehen vom Roggen, dessen Ernte in die letzte Zeit der Juliregenperiode fiel, sind alle Halmfrüchte in guter Beschaffenheit eingekommen. Aber auch beim Roggen ist nur das Stroh minder⸗ werthig ausgefallen, während die Körner qualitativ befriedigen. Im Allgemeinen darf das Ergebniß der diesjährigen Ernte als mittel bezeichnet werden. Bei Weizen, Gerste und Hafer liegen die Erträgnisse in vielen Gegenden sogar erheblich über dem Mittel. Der theilweise Ausfall an gesundem Stroh wird durch die befriedigenden Ergebnisse der Kleefelder und Wiesen hinreichend gedeckt. Eine Verminderung des Viehstandes braucht daher um so weniger einzutreten, als auch die Kartoffelernte und die Ernte der Wurzelgewächse über Erwarten gut ausfallen wird. Zieht man das Gesammtergebniß der diesjährigen Ernte in Betracht, so erscheint für die Ostprovinzen wenigstens das grau in grau gemalte Bild, welches man von der zukünftigen wirth⸗ schaftlichen Lage der Bevölkerung entwirft, als weit übertrieben. Die zumeist durch die Spekulation herbeigeführten hohen Getreide⸗ und Mehl⸗ preise sind im Weichen begriffen, und sie werden sicherlich weiter sinken, wenn die in den östlichen Provinzen auch in diesem Jahre vorhandenen über⸗ schüssigen Getreidemassen dem Markte zugeführt werden. Bisher ist dies nur in geringem Umfange der Fall gewesen, weil die Landwirthschaft nach der späten Ernte mit verstärkter Kraft an die Winterbestellung heran⸗ gehen muß, mithin keine Zeit hat, mehr als das nothwendige Saat⸗ getreide zu schaffen. Die materielle Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter im Osten ist durchweg in der Besserung begriffen und hat eine Gestaltung erreicht, die dem derzeitigen Stande der Land⸗ wirthschaft überhaupt entspricht. Aber auch der übrigen

Arbeiterbevölkerung hat es an reichlichem Verdienst in diesem Sommer nicht gefehlt. In allen größeren Städten herrschte eine rege Bauthätigkeit, dazu boten Eisenbahn⸗ und Wasserbauten zahl⸗ reichen Arbeitskräften hinlänglich Gelegenheit zu gutem Verdienst. Demnach geben die Verhältnisse der Arbeiterbevölkerung im Osten keinen Anlaß, ernstliche Nothstände zu befürchten, wie das geflissentlich verbreitet wird.

Nothstandsmeliorationen.

Ueber den Fortgang der auf Grund des Gesetzes vom 23. Februar 1881 auszuführenden Nothstandsmeliorationen im Regierungsbezirk Oppeln während der Monate Mai, Juni und Juli wird berichtet, daß fünf Genossenschaften zur Entwässerung von Theilen der Feld⸗ marken Schönwald im Kreise Gleiwitz, Gollawietz, Gurkau und Smarzowietz im Kreise Pleß und Sohrau im Kreise Rybnik neu gebildet worden sind. In Schönwald ist es die zweite Genossenschaft, welche Angesichts der günstigen Erfolge der Seitens der bereits bestehenden Genossenschaft durch⸗ geführten Melioration ins Leben gerufen worden ist. Die für die Feldmark Sohrau geplante Entwässerung erstreckt sich auf eine Fläche von 427 ha In einem Falle hat der Besitzer einer 132 ha großen Fläche, um an den Vortheilen des Nothstandsgesetzes theilnehmen zu können, den Anschluß an eine Genossenschaft beantragt. Die zur Ent⸗ wässerung weiterer sieben Feldmarken ausgearbeiteten Projekte von theilweise recht erheblichem Umfange liegen zur technischen Revision vor, nach deren Beendigung das kommissarische Ver⸗ fahren wegen Bildung der betreffenden Genossenschaften eingeleitet werden wird, was in Kurzem zu erwarten steht. Ueber die Ausfüh⸗ rung von Vorarbeiten zur Entwässerung von fünf Feldmarken sind mit Kulturtechnikern Verträge geschlossen worden, während in fünf anderen Fällen, in welchen die Bildung neuer Genossen⸗ schaften angeregt worden ist, die Einleitung der Vorarbeiten stattgefunden hat bezw. unmittelbar bevorsteht. In vier Genossenschaftsbezirken ist die Ausführung von Entwässerungsanlagen in die Wege geleitet. Die nicht unter das Gesetz vom 23. Februar 1881 fallenden Entwässerungs⸗Genossenschaften zu Mittel⸗Neuland und Schwammelwitz im Kreise Neisse sind durch die vom Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten unterm 4. b 8 genehmigten Statuten begründet worden.

Bewegung der Bevölkerung im Königreich Sachsen.

„Das soeben erschienene III. und IV. Heft der „Zeitschrift des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus“ enthält einen Aufsatz von Medizinal⸗Rath Dr. A. Geißler über die Bewegung der Be⸗ völkerung im Königreich Sachsen während des Jahres 1889. Hier⸗ nach betrug die Zahl der Eheschließungen im Jahre 1889 31 790 gegen 30 327 im Jahre 1888; es ist also eine nicht unerheblich stärkere Frequenz eingetreten. Dasselbe gilt von den Geburten. Es wurden nämlich im Jahre 1889 147 978 Kinder geboren oder 2281 mehr als im Jahre 1888 (145 697). Es entfallen von diesen Kindern 129 317 (1888: 127 313) auf die ehelich Geborenen und 18 661 (1888: 18 384) auf die unehelich Geborenen. Die Zunahme der unehelich Geborenen hat im Laufe der letzten zehn Jahre am erheblichsten vom Jahre 1881 zu 1882 und dann vom Jahre 1883 zu 1884 stattgefunden. Für die Frequenz der Todtgeburten ergab sich, daß dieselbe im Berichts⸗ jahre eine ungewöhnlich günstige gewesen ist. Noch in keinem Berichts⸗ jahre hatte sie eine so niedrige prozentuale Ziffer zu der Gesammtzahl der Geborenen erreicht, wie im Jahre 1889. Dagegen ist gegenüber den beiden Vorjahren die Anzahl der Todesfälle nicht unerheblich gestiegen. Dieselbe bezifferte sich im Jahre 1889 auf 89 992 (gegen 86 881 im Vorjahre). Der absoluten Zahl nach ist diese Ziffer etwa eben so hoch, wie die des Jahres 1883, aber erheblich niedriger als die des Jahres 1884 und namentlich die des ungünstigen Jahres 1886 trotz der inzwischen gestiegenen Bewohnerzahl. Was speziell die Säuglingssterblichkeit anlangt, war das Berichtsjahr ebenfalls etwas ungünstiger, namentlich in Folge der höheren Sterblichkeit der unehe⸗ lichen Neugeborenen, als das der beiden Vorjahre, aber immerhin noch erheblich günstiger, als das des Jahres 1886. 16

Zur Arbeiterbewegung.

In Hamburg fand am 30. und 31. August ein außer⸗ ordentlicher Verbandstag des Verbandes deutscher Mechaniker und der verwandten Berufsgenossen statt, der den Zweck hatte, die Ueberführung dieses Verbandes in den Deutschen Metallarbeiterverband zu ver⸗ mitteln. Nach dem Bericht des sozialdemokrgtischen Central⸗ blattes „Vorwärts“ wurden folgende Beschlüsse gefaßt:

Das Verbandsstatut wurde dahin geändert, daß über die Auf⸗ lösung des Verbandes der Verbandstag zu beschließen hat, ebenso über die Verwendung des nach Deckung aller Verbindlichkeiten ver⸗ bleibenden Vermögens. Diese Bestimmungen treten sofort in Kraft. Alsdann wurde beschlossen, das nach Deckung aller Ver⸗ bindlichkeiten übrig bleibende Vermögen dem Metallarbeiter⸗ verbande zu überweisen. Die Liquidations⸗Kommission wurde beauftragt, alle noch eingehenden Gelder in diesem Sinne zu ver⸗ wenden. Im Falle der Schließung oder Auflösung des Metall⸗ arbeiterverbandes fällt das Vermögen der Allgemeinen Kranken⸗ und Sterbekasse der Metallarbeiter und der Nationalen Kranken⸗ und Sterbekasse der Gold⸗ und Silberarbeiter und ver⸗ wandten Berufsgenossen zu gleichen Theilen zu. Der Ver⸗ band der deutschen Mechaniker und verwandten Berufsgenossen wird mit dem 15. September d. J. aufgelöst. Zur Regelung der finanziellen Angelegenheiten setzte der Verbandstag eine dreigliederige Kommission unter dem Namen „Central⸗Liquidationskommission des Verbandes deutscher Mechaniker und verwandter Berufsgenossen“ ein. Zum Schluß empfahl der Verbandstag allen Mitgliedern den Ueber⸗ tritt zum Deutschen Metallarbeiterverband. Auf eine Anregung aus Frankfurt a. M. beschloß der Verbandstag, von einer selbständigen Vertretung des Verbandes deutscher Mechaniker und verwandter Hesreegenefses auf dem Mechanikertag in Frankfurt Abstand zu nehmen.

Hannover fand am Sonnabend eine sozialdemokra⸗ tische Versammlung statt, in welcher nach einem Vortrage über die Taktik der Partei folgende vom „Vorwärts“ mitgetheilte Resolution angenommen wurde: Die Versammlung erklärt sich mit der von der Reichstagsfraktion und der Parteileitung bis heute verfolgten Taktik ein⸗ verstanden und ist der Ueberzeugung, daß die Parteileitung auch fernerhin die richtige Taktik befolgen wird; ferner erklärt sich die Versammlung mit dem Programmentwurf einverstanden und erwartet von dem Parteitage zu Erfurt, daß er das noch etwa Wünschenswerthe finden und dem Programme beifügen werde. Ferner spricht die Versamm⸗ lung ihr Mißfallen über das Verhalten einiger Berliner Genossen aus und erwartet von dem nächsten Parteitage, daß er einem solchen, die Partei schädigenden Gebahren ein Ende machen wird.

In Leipzig fand am Dienstag eine von etwa 150 Personen be⸗ suchte Holzarbeiterversammlung statt, in welcher der „Lpz. Ztg.“ zufolge der von der Generalkommission der Gewerkschaften

Deutschlands veröffentlichte Entwurf zur geplanten Organisation

der Opposition aufs Neue zur Erörterung stand.

t⸗Anzeiger.

1891

der gewerblichen Arbeiter Gegenstand der Verhandlung wa Eine endgültige Entscheidung durch Abstimmung wurde nicht herbe geführt, da die Versammlung nach zwei in ihren Zielen entgege gesetzten Referaten durch die Debatte nicht zu einer Klärung der A sichten gekommen war.

Aus Liegnitz wird der „Schles. Ztg.“ geschrieben, daß in einer Versammlung der strikenden Handschuhmacher der Alexander⸗ schen Fabrik am Montag der Vorsitzende ein Schreiben des Haupt⸗ vorstandes des Handschuhmacherverbandes zur Kenntniß brachte, i welchem die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit angeordnet wird, weil nicht erwiesen sei, daß der Arbeitgeber für die durch einen Strike b troffene Fabrik in Friedrichshagen Lieferungen übernommen habe und sonst kein Grund zum Strike vorliege. (Vgl. Nr. 210 d. Bl.) Gegen diese Entscheidung wurde ausgeführt, daß der Verbandsvorstand durch den hierher gesandten Abgeordneten von der Sachlage nicht gehörig unterrichtet worden sei. Es handle sich hier i 1 noch um die Solidarität, da Hr. Alexander insofern eit regelung eintreten lasse, als er Diejenigen, welche durchgesetzt und geleitet hätten, nicht wieder beschäftigen Obwohl von anderer Seite erklärt wurde, daß man sich von der Fortsetzung des Strikes keinen Vortheil verspreche, weil sich gegen⸗ wärtig Arbeitsmangel bemerkbar mache in Haynau z. B. seien allein 59 Mann entlassen worden, wurde doch mit 44 gege 10 Stimmen beschlossen, den Strike fortzusetzen.

Hier in Berlin fand gestern eine Versammlung der sozial⸗ demokratischen Partei für den sechsten Berliner Reichstags⸗ wahlkreis statt, in welcher der Konflikt zwischen der Parteileitung und Die Versammlung sprach nach langen Verhandlungen der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstags in einer Resolution ihre Anerkennung aus, widersprach der Meinung, daß die Partei bei der bisherigen Taktik der Partei⸗ leitung der Versumpfung entgegengehe, und erklärte sich gegen eine organisirte Opposition.

Der Kongreß der englischen Gewerkvereine in New castle beschloß bei der Fortsetzung der Debatte über den achtstündigen Arbeitstag mit 242 gegen 15 Stimmen, daß jeder die Arbeitszeit verkürzende Gesetz⸗ entwurf nur einen fakultativen Charakter haben solle. Ferner, wurde beschlossen, daß der achtstündige Arbeitstag von allen Gewerke angenommen werden soll, Falls nicht die Majorität der Mitglied in geheimer Abstimmung dagegen protestiren würde.

Aus Mailand berichtet ein Wolff'sches Telegramm, daß gester viele Arbeiter der kleineren Etablissements die Arbei wieder aufgenommen haben; dagegen blieben die große Etablissements noch geschlossen. In der gestrigen Arbeite versammlung, welche von etwa 2500 Ausständigen besucht war, wurde in geheimer Abstimmung die Fortsetzung des Strikes beschlossen. Am Sonnabend soll wieder eine Ver⸗ sammlung stattfinden. Die Besitzer der größeren industriellen Etablissements haben beschlossen, ihre Werkstätten gemeinsam wieder⸗ zuöffnen, wenn sich die Mehrzahl der Arbeiter zur Arbeit meldet.

In Palermo ist ein Ausstand der Droschkenkutscher aus⸗ gebrochen. 8

Wie man der „Köln. Ztg.“ aus Lille schreibt, haben in der Spinnerei von Rsal zu Fourmies sämmtliche Ausständige die Arbeit wieder aufgenommen. Nur zwei von ihnen wurden endgültig entlassen. In der Spinnerei von Legros herrscht gleichfalls wieder volle Thätigkeit, doch erhielten auch dort 37 Mann den Abschied. Dagegen sind noch sämmtliche Spinner der Firma Boussu aus⸗ ständig. Die Feiernden und Entlassenen verhalten sich ruhig.

Otto Hübner's statistische Tafel aller Länder der Erde, welche die neueste Aufstellung über Staatsoberhaupt, Flächeninhalt, Bevölkerung, Finanzen, Armee und Flotte, Einfuhr und Ausfuhr, Eisenbahnen und Telegraphenlängen, Münzen, Gewichte, Maaße u. s. w. enthält, ist in der 40. Auflage für 1891/92, heraus⸗ gegeben von Dr. Fr. von Juraschek, im Verlag von Wilhelm Rommel in Frankfurt a. M. erschienen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

„Hopfenernte in England.

Ueber die dier jährige Hopfenernte Englands heißt es, wi „W. T. B.“ meldet, in dem von der Firma Le May erstatteten Jabresberichte, daß zwar in einigen Hopfengärten die Ernte eine vor⸗ treffliche sei, daß es jedoch fast in jedem Distrikte viele Hopfengärten gebe, wo der Ertrag völlig werthlos sei. Die gesammte Hopfenernte dürfte um ein Drittel schwächer sein, als man erwartet habe.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 10 474, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 8. d. M. gestellt 4128, nich rechtzeitig gestellt keine Wagen.

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Gbalastions⸗Resultate. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 9. September 1891 das Grundstück in der verlängerten Zimmer⸗ straße 2 belegen, dem Zimmermeister Aug. Mittelstaedt hier⸗ selbst gehörig und mit 27 580 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt, zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 1100 festgesetzt. Für das Meistgebot von 488 000 wurde der Rentier Friedrich Rose zu Charlottenburg Ersteher.

Die „Zeitschr. f. Spirit.⸗Ind.“ veröffentlicht folgenden Bericht über den Handel mit Stärke nach Mittheilungen der Ver⸗ trauensmänner in der Zeit vom 2. bis 8. September 1891: Im Laufe der Berichtswoche ist folgender Abschluß in Kartoffelfabrikaten mit⸗ getheilt worden. Es wurden verkauft an: Kartoffelmehl 100 Sack prima zu 27 ab Station in der Altmark, sofortige Abnahme.

Der Aufsichtsrath der Harpener Bergbau⸗Aktien⸗ gesellschaft beschloß in einer gestern Abend abgehaltenen Sitzung, der am 24 Oktober stattfin denden Generalversam mlung die Verthei⸗ lung einer Dividende von 20 % vorzuschlagen. Der Bruttoüberschuß beträgt 10 875 000 ℳ, die Generalunkosten belaufen sich auf 723 000 ℳ, die Bergschäden auf 26 000 Zu Abschreibungen sollen 3 394 000 ℳ, für Dotirung des Reservefonds B. 337 000 verwendet werden. Die Gewinnantheile betragen 245 000 Für gemeinnützige Zwecke wurden 50 000 bewilligt. Auf neue Rechnung sollen 100 000 198 veceae⸗ b

Einer Meldung der Wiener „Presse“ zufolge hat die öster⸗ reichische Regierung die Konvertirung der 5 % Cekpdserctr. anleihe der Prag⸗Duxer Eisenbahngesellschaft genehmigt.

Frankfurt a. M., 9. September. (W. T. B.) Bei der heutigen Submission für Stahlschienen bei der hiesigen Königlichen Eisenbahn⸗Direktion wurden der „Börs.⸗ und Hdlsztg.“ zufolge folgende billigste Offerten abgege ben: Für Schienen 134 mm hoch 1892 lieferbar von Gebr. Stumm, Neunkirchen, mit