Johannes, Ortsvorsteher der Gemeinde Nieder⸗ zwehren, Schäfer, Weichensteller im Eisenbahn⸗Direktionsbezirk Hannover, zu Kassel, Schildknecht, geismar, Schilke, Förster zu Kornberg, Kreis Rotenburg Schmiedel, Fabrik⸗Aufseher zu Höchst a. M., — Schmidt, Schutzmanns⸗Wachtmeister zu Frankfurt a. M., 1 “ Gerichtsdiener bei dem Amtsgericht zu Frank⸗ urt a. M., Schroeder, Schutzmann zu Kassel, Suck, Strafanstalts⸗Aufseher zu Ziegenhain, esch Steinmetz, Gerichtsdiener bei dem Amtsgericht zu wege, Strott, Förster zu Heubach, Kreis Schlüchtern, Swoboda, Geldzähler bei der Reichsbank⸗Hauptstelle zu Frankfurt a. M., Wendel, Kasernenwärter bei der Garnisonverwaltung zu Darmstadt, 8 Wilcke, Magazin⸗Aufseher bei dem Proviantamt zu Nainz, Wille, Postschaffner zu Hersfeld, 8 E““ General⸗Kommissions⸗Botenmeister zu assel, 888 .“ Opfermann und stellvertretender Garnisonküster zu Kassel, Zimmermann, Eisenbahnzugführer im Direktionsbezirk Frankfurt a. M., zu Fulda.
Bürgermeister zu Deisel, Kreis Hof⸗
Ferner haben Seine Majestät der König aus dem gleichen Anlaß Allergnädigst zu verleihen geruht:
dem Erb⸗Küchenmeister in Kurhessen Freiherrn Moritz von Dörnberg zu Kassel und
dem Schloßhauptmann von Wiesbaden, Kammerherrn Grafen Hugo von Matuschka Freiherrn von Greiffen⸗ clau auf Schloß Vollrads das Prädikat Excellenz;
dem Rittergutsbesitzer Karl Rabe von Pappenheim auf Liebenau,
dem Landrath August von Trott zu Solz in Höchst am Main,
dem Landrath Freiherrn Wilhelm Giesebert Her⸗ mann Riedesel zuEisenbach in Gelnhausen die Kammer⸗ herrn⸗Würde;
dem Regierungs⸗Assessor Grafen Karl August Heinrich Platen zu Hallermund in Wiesbaden die Kammerjunker⸗ Würde;
dem Geheimen Regierungs⸗Rath, Kurator der Universität zu Marburg Steinmetz den Charakter als Geheimer Ober Regierungs⸗Rath mit dem Range der Räthe zweiter Klasse,
dem Landgerichts⸗Präsidenten Hopman zu Wiesbaden,
dem Senats⸗Präsidenten Dr. Petri bei dem Ober⸗Landes⸗ gericht in Kassel und 8
dem Landgerichts⸗Präsidenten Edlen Herrn und Freiherrn von Plotho zu Frankfurt a. M. den Charakter als Geheimer Ober⸗Justiz⸗Rath mit dem Range der Räthe zweiter Klasse,
dem Regierungs Rath Freiherrn von Brackel zu Kassel,
dem ordentlichen Professor der Zoologie an der Uni⸗ versität zu Marburg Dr. Greef und
dem Ober⸗Bürgermeister Weise zu Kassel den Charakter als Geheimer Regierungs⸗Rath,
dem Landgerichts⸗Direktor Johann Jakob Müller zu Kassel den Charakter als Geheimer Justiz⸗Rath,
dem ordentlichen Professor der Medizin an der Universität zu Marburg Dr. Külz den Charakter als Geheimer Medizinal⸗Rath, 8
dem Sanitäts⸗Rath Dr. Passavant zu Frankfurt a. M. den Charakter als Geheimer Sanitäts⸗Rath,
dem Polizei⸗Direktor Grafen von Koenigsdorff zu Kassel den Charakter als Polizei⸗Präsident,
dem Kreis⸗Physikus de Beauclair zu Diez im Unter⸗ lahnkreise,
dem praktischen Arzt Dr. Braumann zu Bonames und
dem Kreis⸗Physikus Dr. Mumm zu Gelnhausen den Charakter als Sanitäts⸗Rath,
dem Konsistorial⸗Sekretär Begeré zu Wiesbaden und
dem Regierungs⸗Hauptkassen⸗Ober⸗Buchhalter Schneider daselbst den Charakter als Rechnunge⸗Rath,
dem Universitäts⸗Sekretär König zu Marburg und
dem Gerichtsschreiber, Sekretär Neukirch zu Hofgeismar den Charakter als Kanzlei⸗Rath,
dem Domänen⸗Rentmeister Martin zu Diez im Unter⸗ lahnkreise den Charakter als Domänen⸗Rath,
dem Weingroßhändler Bernhard Müller zu Eltville den Charakter als Kommerzien⸗Rath, sowie
dem Landes⸗Direktor von Hundelshausen zu Kassel und
dem Landes⸗Direktor Sartorius zu Wiesbaden den Rang
r Räthe zweiter Klasse.
Deutsches Reich.
laggenatteste sind ertheilt worden:
1) von dem Kaiserlichen Konsulat zu Concepcion unter dem 15. Juli d. J. der im Jahre 1861 in Liverpool aus Holz erbauten, bisher unter chilenischer Flagge gefahrenen Bark „Knight Templar“ von 449,98 britischen Registertons Netto⸗Raumgehalt nach dem Uebergange derselben in das aus⸗ schließliche Eigenthum des deutschen Reichsangehörigen Johann Christian Heinsohn in Wewelsfleth, welcher Hamburg zum Heimathshafen des Schiffes gewählt hat;
2) von dem Kaiserlichen Konsulat zu Glasgow unter dem 26. August d. J. dem in Port Glasgow aus Stahl neu erbauten Vollschiff „Fanny“ von 1684,32 britischen Register⸗ tons Netto⸗Raumgehalt nach dem Uebergange desselben in das ausschließliche Eigenthum des deutschen Reichsangehörigen Hans Nikolaus Alexander Meyer in Blankenese, welcher Ham⸗ burg zum Heimathshafen des Schiffes gewählt hat.
. 1 1“
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reiche⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Nachweisung der Ein⸗ nahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1891 bis zum Schluß des Mo⸗ nats August 1891, ꝛund 8
1““ 8
in der Zweiten Beilage eine Zusammenstellung der versteuerten Rübenmengen sowie der Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiet im Monat August 1891 veröffentlicht.
Königreich Preußen.
8
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Thierarzt Carl Warncke zu Küstrin ist die von ihm bisher kommissarisch verwaltete Kreis⸗Thierarztstelle für den südlichen Theil des Kreises Königsberg N.⸗M. definitiv verliehen worden. “
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Oberlehrer am Realgymnasium zu Sprottau Dr. Heinrich am Emde und dem Oberlehrer am Johannes⸗ Gymnasium zu Breslau Ferdinand Seyler ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
Königliche Akademie der Künste. Bekanntmachung.
Der Unterricht in den Lehranstalten der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste, für das Winter⸗Semester 1891/92 und zwar:
1) in den akademischen Meister⸗Ateliers der Professoren A. von Werner, O. Knille, H. Gude, R. Begas, Joh. Otzen, H. Ende und C. Köpping,
2) in der akademischen Hochschule für die bil⸗ denden Künste unter Leitung des Direktors, Pro⸗ fessors A. von Werner
beginnt am Montag, den 12. Oktober d. J.
Die Anmeldungen haben zu erfolgen:
ad 1 innerhalb der ersten vierzehn Tage eines jeden Quartals bei demjenigen Meister, welchem die Aspiranten sich anzuschließen wünschen,
ad 2 am Sonnabend, den 10. Oktober d. J., von 12 bis 4 Uhr, im Sekretariat der Hochschule — Unter den Linden 38 —, woselbst auch Prospekte über die Aufnahme⸗ bedingungen ꝛc. zu haben sind. 8 Berlin, den 10. September 1891.
Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. BI C. Becker. E16“ 88 v“
Eb1“
“
Die Nummer 29 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter „Nr. 9486 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Düren, Stolberg bei Aachen, Eschweiler, Alden⸗ hoven, Montjoie, Gemünd, Euskirchen, Eitorf, Bonn, Köln, Rheinbach, Sinzig, Siegburg, Königswinter, Hennef, Adenau, Boppard, Simmern, Kirchberg, Sobernheim, Stromberg, Kreuznach, Bensberg, Mülheim am Rhein, Düsseldorf, Mett⸗ mann, Baumholder, Lebach, Saarlouis, Tholey, Merzig, Neuerburg, Prüm, Waxweiler, Hillesheim, Blankenheim und Sankt Vieth. Vom 27. August 1891; und unter Nr. 9487 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Blankenheim, Hillesheim, Prüm, Gemünd, Erkelenz, Montjoie, Kleve, Xanten, Dülken, Cochem, Koblenz, Mayen, Wipperfürth, Odenkirchen, Mettmann, Wermels⸗ kirchen, Völklingen und Bitburg. Vom 7. September 1891. Berlin, den 14. September 1891. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗ Didden.
Angekommen: Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister des Innern Herrfurth, aus Süddeutschland; Seine Excellenz der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, vom Urlaub; der Ministerial⸗Direklor, Ober⸗Berghauptmann Huyssen, aus der Provinz Hannover; der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Bartsch, aus Bad Pyrmont.
Abgereist: Seine Excellenz der Präsident des Evan⸗ gelischen Ober⸗Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath Dr. Bark⸗ hausen, nach dem Nordseebad Langeoog;
der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath de la Croix, nach Langeoog.
“
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. September.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen am Sonnabend Morgen um 9 Uhr südlich des Dorfes Nieder⸗ Zwehren bei Kassel die Parade über das XI. Armee⸗Corps ab. Mittags konferirten Seine Majestät mit dem Chef des Generalstabes der Armee Grafen Schlieffen. Abends um 6 Uhr fand Parade⸗Diner im Residenz⸗Palais in Kassel und darauf Zapfenstreich statt. ö“ 88*
Bei dem Festmahl des hessischen Kommunal⸗Landtages am reitag Abend im Orangerieschlosse zu Kassel brachte Seine Majestät der Kaiser und Süng nach der Rede des Vor⸗
sitzenden des Landesausschusses, Vize⸗Marschalls der Alt⸗ hessischen Ritterschaft, Kammerherrn von der Malsburg, folgenden Trinkspruch aus:
Im Namen der Kaiserin und in Meinem Namen danke Ich für
die freundlichen Worte und für den liebenswürdigen Empfang, der
Uns zu Theil geworden ist. 89
Aus Münchens Gefilden hergekommen, wo Ich den bayerischen Heerbann besichtigte und vom bayerischen Volk mit inniger Liebe und Treue aufgenommen worden bin, bin Ich jetzt hier zur Stelle, um die stahlbewehrten Söhne des Hessenlandes einer Besichtigung zu unterziehen.
Es wird wohl Niemanden von Ihnen wunderbar erscheinen, wenn Mich beim Betreten des Kasseler Bodens eigenthümliche Ge⸗ fühle bewegen. Wenn Ich an Meine Jugendzeit zurückdenke, von der Ich 2 ½ glückliche Jahre hier verleben durfte, so erhebt sich in inniger Verbindung mit diesen Jugenderinnerungen vor Mir zu⸗ nächst das Bild Meines verewigten Herrn Vaters, in dessen Stabe es Mir vergönnt war, den Einzug der Hessischen Regimenter in Kassel im Jahre 1871 zu erleben. Das war das erste Mal, wo Ich in Kassel gewesen bin. Der Einzug hat auf Mich einen tiefen Eindruck gemacht mit dem Jubel der Bevölkerung über die heimkehrenden Streiter, mit dem Jubel über den wieder auf⸗ erstandenen Deutschen Kaiser und das Deutsche Reich.
Seit Meiner Schulzeit sind fünfzehn Jahre verflossen und auf jene Zeit ist nunmehr eine Zeit schwerer Verantwortung gefolgt, die Gott der Herr auf Meine Schultern gelegt hat. Die stille Arbeit, die Ich hier habe vollführen können, hat Früchte gezeitigt, von denen Ich hoffe, daß sie zum Wohl Meines Volkes gereichen werden.
Auf den Bahnen, die Meine Vorgänger beschritten, bin auch Ich entschlossen zu wandeln.
Ebenso wie für Mein altes Preußen schlägt Mein Herz warm auch für das Hessenvolk, und Ich versichere die Provinz Meiner Kaiserlichen Huld und Gnade. Ich spreche dabei zugleich die Hoffnung aus, daß die Provinz auch Mir in Meinem schweren Kampf und bei Meinen schweren Arbeiten helfend und thätig zur Seite stehen möge, ebenso in der Arbeit im Innern, wie die kampfbereiten Söhne zum Schutze des Friedens nach Außen.
Und so erhebe Ich denn Mein Glas und trinke es auf das Wohl der Provinz und ihrer Vertreter: sie leben hoch! — hoch! — hoch!
Wie weiter aus Kassel gemeldet wird, ritt Seine Majestät am Sonnabend bei der Parade vor Abnahme des Parade⸗ marsches noch die Front der Kriegervereine ab und richtete an mehrere derselben huldvolle Ansprachen. Nach Schluß der Kritik, in welcher Sich, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Majestät äußerst lobend über die Haltung der Truppen aussprach, kehrte Aller⸗ höchstderselbe mit Ihrer Majestät der Kaiserin zu Wagen nach Wilhelmshöhe zurück. Hier nahmen Ihre Majestäten das Frühstück ein und besuchten alsdann in Begleitung mehrerer Fürstlichkeiten den „Hohenzollernstadttheil“, überall von den Jubelrufen der Menge empfangen. Gegen 3 ½ Uhr kehrten Ihre Majestäten nach Wilhelmshöhe zurück.
Um 6 Uhr Nachmittags begaben Sich Allerhöchstdieselben zum Paradediner ins Residenzschloß. Auf der Fahrt dorthin wurde Ihren Maäjestäten eine Huldigung von der gesammten Schuljugend dargebracht. Bei dem Diner saßen links von Seiner Majestät dem Kaiser Ihre Majestät die Kaiserin und Seine Majestät der König von Sachsen, zur Rechten des Kaisers die Herzogin von Edinburg. Den Maäjestäten gegenüber hatten der kommandirende General des XI. Armee⸗Corps, General der Infanterie von Grolman, der General⸗Feldmarschall Graf von Blumenthal und der General der Kavallerie von Albedyll Platz genommen. Während der Tafel erhob Sich Seine Majestät der Kaiser und König zu folgendem Trinkspruch:
Meinen Trinkspruch auf das Wohl des Armee⸗Corps beginne Ich mit dem Ausdruck Meines herzlichen Dankes an alle Meine erlauchten Vettern dafür, daß sie hergekommen sind, um an der Spitze ihrer Regimenter die Parade mitzumachen und dadurch derselben die erhöhte Weihe zu geben.
Den guten Traditionen, die das Corps auf den Schlachtfeldern in jedem Treffen stets aufzuweisen gehabt hat, folgend, wird es, wie Ich vertraue, nach wie vor in allen Vorfällen stets zu Meiner Zu⸗ friedenheit sich bewähren im Kriege und im Frieden.
Ich erhebe das Glas und trinke auf das Wohl des XI. Armee⸗ Corps und seines Kommandirenden: sie leben hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Mal hoch!
Alsdann erhob Seine Majestät nochmals Sein Glas und rief:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rhein, Er lebe hoch! und nochmals hoch und zum dritten Mal hoch!
Auf den Trinkspruch Seiner Majestät des Kaisers dankte der kommandirende General des XI. Armee⸗Corps, General der Infanterie von Grolman mit einem Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin.
Nach der Tafel um 9 Uhr Abends fand auf dem mit elektrischem und bengalischem Licht auf das Prachtvollste erleuchteten Friedrichsplatz der große Zapfenstreich statt. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin und der König von Sachsen wohnten demselben mit den übrigen Fürstlichen Herrschaften vom offenen Fenster des Residenzschlosses aus bei und wurden wiederholt von den überaus zahlreichen Zuschauern mit stürmischen Zurufen begrüßt. Nach Schluß des Zapfenstreichs begaben Sich die Allerhöchsten Herrschaften um 10 ½ Uhr, überall lebhaft begrüßt, nach Schloß Wilhelmshöhe zurück.
Am Sonntag Morgen um 10 Uhr war Feldgottesdienst. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wurden am Orangerie⸗ schlosse von den Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden empfangen und begaben Sich nach der Begrüßung mit den versammelten Fürstlichkeiten nach dem auf dem angrenzenden Bowlinggreen errichteten Kaiserzelt zur Theilnahme an dem Gottesdienst. Dem Kaiserzelt gegenüber war ein Altar errichtet, hinter welchen die Fahnen standen. Seine Majestät der Kaiser, in Infanterie⸗Uniform, schritt die Fronten der einzelnen Truppen⸗ theile ab und begrüßte dieselben. Der Gottesdienst begann mit dem Gesang: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Divisions⸗Oberpfarrer Osterroth leitete den Gottesdienst und hatte seiner Predigt den Text 1. Corinther 16,13: „Wachet, stehet im Glauben, seit männlich und seid stark!“ zu Grunde gelegt. Nachdem hierauf vor Seiner Majestät ein Vorbeimarsch der zum Gottesdienst kommandirten Truppen stattgefunden, stattete der Kaiser der Gemälde⸗Galerie einen kurzen Besuch ab, kehrte alsdann nach Schloß Wilhelmshöhe zurück und empfing eine Anzahl hervorragender Persönlich keiten. Ihre Majestät die Kaiserin besuchte den Großherzog von Hessen und begab Sich sodann gleichfalls nach dem Schlosse. Um 3 Uhr war bei den Majestäten Diner für die Civilbehörden.
Um 6 Uhr 20 Minuten erfolgte unter begeisterten Hochs der zahlreich zum Abschied herbeigeströmten Bevölkerung die
Abreise Ihrer Majestäten mittels Sonderzugs nach Erfurt.
uf dem Bahnhofe waren zur Verabschiedung der komman⸗ irende General des XI. Armee⸗Corps, General der terie von Grolman, der Ober⸗Präsident Graf zu Eulen⸗ burg und der Ober⸗Bürgermeister Weise anwesend. Kurz vorher hatten der König von Sachsen und der vFeelra2g von Hessen gleichfalls mit Sonderzug Kassel verlassen. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich begaben sich nach Darmstadt.
In Erfurt erfolgte die Ankunft Ihrer Majestäten Abends gegen 9 Uhr. Allerhöchstdieselben wurden auf dem festlich geschmückten Bahnhofe von der Generalität empfangen. S hielten Ihre Majestäten unter unausgesetzten jubelnden undgebungen der Bevölkerung Ihren Einzug in die überaus prachtvoll geschmückte und glänzend illuminirte Stadt. Beim Anger hieß Ihre Majestäten der Ober⸗Bürgermeister Schneider mit einer Ansprache willkommen, in welcher er den Besuch des Kaisers und der Kaiserin als einen neuen Markstein bezeich⸗ nete, welcher künftigen Geschlechtern noch durch die Erinnerung werde überliefert werden. Dies beweise der allgemeine Jubel, mit welchem die Bevölkerung die Majestäten will⸗ fommen heiße. Nachdem der Bürgermeister nochmals für den Besuch der Majestäten den ehrfurchtvollsten Dank ausgesprochen, brachte er ein dreifaches Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin aus, welches brausenden Widerhall fand. Seine Majestät der Kaiser gab in kurzen Worten der Freude über den Empfang huldvollen Ausdruck. Im Regierungsgebäude, woselbst Ihre Majestäten Wohnung nahmen, fand bald darauf ein Empfang der Spitzen der Civil⸗ behörden statt. . . Heute Morgen um 9 Uhr begaben Sich Ihre Majestäten i vierspännigem Wagen durch die prächtig geschmückten Straßen, in denen Kriegervereine und die Schulen Spalier bildeten, zur Parade bei Gamstädt. Bei dem Gasthofe „Fürsten⸗ hof“, wo die den Manövern beiwohnenden Fürstlichkeiten Auf⸗ stellung genommen hatten, wurden von Ihren Majestäten die Pferde bestiegen. Seine Majestät der Kaiser trug die Uniform des Königs⸗Ulanen⸗Regiments (1. Hannoversches) Nr. 13, Ihre Majestät die Kaiserin ein Reitkleid in den Farben des Kürassier⸗Regiments Königin (Pommersches) Nr. 2. 8
Nachdem am Sonnabend dem Auswärtigen Amt nur eine kurze, von schweren Verlusten bei der Expedition Zelewski in Ostafrika sprechende Depesche zugegangen var, ist gestern die Meldung ebenda eingetroffen, daß jene Expedition am 17. August, Morgens, in Uheha südlich vom Ruhaha⸗Flusse von Wahehe überfallen und zersprengt ist. Ver⸗ mißt werden: Offiziere Zelewski, Zitzewitz, Pirch, Dr. Buschow, Unteroffiziere Herrich, von Tidewitz, Schmidt, Hengelhaupt,
Hemprich. Wohlbehalten sind: Offiziere Tettenborn, Heyde⸗
breck, Unteroffiziere Kay und Wutzer.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirkliche Geheime Rath Freiherr Marschall von Bieberstein hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin ist mit der Ver⸗
tretung der Unter⸗Staatssekretär, Wirkliche Geheime Legations⸗ Rath Freiherr von Rotenhan betraut.
Der General der Infanterie von Keßler, General⸗
Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, ist
von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.
Der General⸗Lieutenant von Rosenberg, à la suite des Husaren⸗Regiments von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3
und Inspecteur der 2. Kavallerie⸗Inspektion, ist zur Theil⸗
nahme an den großen Herbstübungen des IV. und XI. Armee⸗ Corps von hier abgereist.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Direktor Dr. von Stieglitz ist nach Ablauf seines Urlaubs hierher zurückgekehrt.
S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Korrvetten⸗ Kapitän Ascher, ist am 12. September in Liukungtau angekommen und beabsichtigte, am 13. September nach Chefoo in See zu gehen. 8 8
Kiel, 13. September. Die Manöverflotte ist, wie die Kieler Zeitungen melden, gestern Abend im hiesigen Hafen eingelaufen.
Bayern.
Muünchen, 13. September. Seine Majestät der Kaiser hat der „Allg. Ztg.“ zufolge durch den preußischen Gesandten Grafen zu Eulenburg für die Armen der Stadt München 10 000 ℳ dem Bürgermeister Dr. von Widenmayr überweisen lassen.
Seine Majestät der Kaiser hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ noch folgende Ordensauszeichnungen verliehen: das Großkreuz des Rothen Adler⸗Ordens dem kommandirenden General des II. Armee⸗Corps, General⸗Lieutenant von Parseval; den Rothen Adler⸗Orden erster Klasse dem Kavallerie⸗Inspecteur, General⸗Lieutenant Freiherrn von Sazenhofen und dem Gou⸗ verneur von Ingolstadt, General⸗Lieutenant von Sauer; den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit dem Stern dem Com⸗ mandeur der 1. Bayerischen Kavallerie⸗Brigade, General⸗ Major von Nagel zu Aichberg; denselben Orden ohne Stern mehreren Brigade⸗Commandeuren; den Kronen⸗Orden erster Klasse dem General der Infanterie, General⸗Lieutenant Freiherrn von Godin, dem Chef des Generalstabes von Staudt, den Divisions⸗Generalen General⸗Lieutenant Ritter von Orff und General⸗Lieutenant Ritter von Foffnegnn⸗ den Kronen⸗Orden zweiter Klasse mit dem Stern an ünf General⸗Majore, außerdem die dritte und vierte Klasse desselben Ordens an eine große Anzahl Militärs aller Grade. 1
Dem Wiener „Fremdenbl.“ wird von hier berichtet: Nach einer mehrtägigen Pause in den Verhandlungen über den
Handelsvertrag mit Italien, welche dazu benützt wurde, die Resultate der ersten Lesung der Tarifvorlagen zu sichten und zu paraphiren, wurden nunmehr die Verhandlungen wieder övb- und ist man in die zweite Lesung ein⸗ getreten. Bei dieser werden nun alle jene zurückgestellten oder in suspenso gebliebenen Tarifposten einer eingehenden Be⸗ rathung unterzogen und die gegenseitig zu gewährenden Konzessionen zum konkreten Ausdruck gebracht werden.
Wenn sich auch prinzipielle unlösbare Schwierigkeiten bei der ersten Lesung nicht ergeben haben, so wird doch die Feststellung des Ausmaßes und die Einigung über das End⸗ resultat der mannigfachen strittigen Positionen mancherlei Schwierigkeiten bieten. Daß unter solchen Ver ältnissen mit Rücksicht darauf, daß die erste Lesung drei Wochen bean⸗ spruchte und es sich ja um den Abschluß zweier Verträge handelt, die zweite und endlich auch die dritte Lesung eine entsprechende Zeit in Anspruch nehmen muß, ist wohl be⸗ gründet; deshalb wird man nicht fehl gehen, wenn man den vee, ggs der Verhandlungen für Ende des nächsten Monats ixirt.
Am 15. d. M. tritt hier die Reichs⸗Schulkommission zusammen. Die Berathungen derselben werden 3 bis 4 Tage in Anspruch nehmen, und ist deren Zweck die Feststellung der⸗ jenigen Privatlehranstalten, welche auf Grund ihres Lehr⸗ planes zur Ausstellung von Berechtigungsscheinen für den Einjährig⸗Freiwilligendienst ermächtigt werden sollen. Den Vorsitz führt der Präsident des Bundesamts für das Heimath⸗ wesen Weymann; als bayerisches Mitglied fungirt dabei der Professor Dr. von Christ. Die Sitzungen finden im Kultus⸗Ministerium statt.
In einer gestern abgehaltenen Sitzung des Staats⸗ raths wurde vom Ministerium des Innern ein Gesetzentwurf, betreffend den Geschäftsbetrieb auswärtiger Ver⸗ sicherunngsanstalten in Bayern, der verfassungs⸗ mäßigen Behandlung unterstellt. Ferner legte der Kriegs⸗ Minister den Haupt⸗Etat der Militärverwaltung für 1891/92 vor. Das Ministerium des Aeußern wird außer den bereits früher genannten Gesetzentwürfen in Eisenbahnangelegenheiten noch zwei weitere Gesetzentwürfe vor⸗ legen, welche jedoch speziell auf die Pfälzer Bahnen Bezug haben, nämlich einen Gesetzentwurf über Erweiterungsbauten und einen weiteren über Lokalbahnen. Diese beiden Gesetz⸗ entwürfe werden in Verbindung mit den Gesetzentwürfen der diesseitigen Bahnen im Laufe der Session beim Landtage in Vorlage gelangen.
Sachsen.
Dresden, 13. September. Seine Majestät der König trifft nach dem „Dr. J.“ morgen Abend von Erfurt in Leipzig ein und wird am 15. und 16. d. M. den Manövern der 2. Division (Nr. 24) bei Borna beiwohnen.
Württemberg.
Friedrichshafen, 11. September. Das heutige Ge⸗ burtsfest Ihrer Majestät der Königin wurde, wie der „St. A. f. W.“ meldet, wie in den letzten Jahren im Kreise der Königlichen Familie in der Stille gefeiert. Nachdem am ver⸗ gangenen Sonntag die kirchliche Feier desselben in der Schloß⸗ kirche E““ hatte, nahmen Ihre Majestäten gestern Abend vor dem Souper die Glückwünsche der Personen des Allerhöchsten Gefolges entgegen. Heute Nachmittag trafen Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Baden mit Ihren Hoheiten dem Erb⸗ prinzen und der Erbprinzessin von Anhalt zur Gra⸗ tulation bei Ihrer Majestät ein und nahmen an der König⸗ lichen Tafel theil. Bei derselben erschien auch Seine Majestät der König und brachte den Toast auf Ihre Majestät die Königin aus.
Hessen.
Darmstadt, 12. September. Das Geburtsfest Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs wurde heute im ganzen Lande in der herkömmlichen Weise gefeiert. Hier hatten, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, die öffentlichen und zahl⸗ reiche Privatgebäude Flaggenschmuck angelegt.
Hamburg.
Hamburg, 12. September. Der Kommandant des „Presidente Pinto“ richtete dem „Hamb. Korr.“ zufolge an die hiesige Hafenpolizei das Ersuchen, gegen drei Matrosen wegen Meuterei einzuschreiten. Die Hafen⸗ polizei hielt sich aber, weil das Schiff ein ausländisches st, Senats einholen. 1
Oesterreich⸗Ungarn. 8 “
Wien, 14. September. Seine Majestät der Kaiser und König ist, wie „W. T. B.“ berichtet, in Begleitung des Minister⸗Präsidenten Grafen Szapary, des Landes⸗ vertheidigungs⸗Ministers Freiherrn von Fejervary, des Ministers am Hoflager des Kaisers von Szögyenyi und des deutschen und des italienischen Militär⸗Attachés Oberst⸗ Lieutenants von Deines und Brusati am Sonn⸗ abend Nachmittag 2 Uhr in Bistritz eingetroffen und von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen worden. Gestern Nachmittag empfing der Kaiser Depu⸗ tationen der Geistlichkeit aller Konfessionen, des Offizier⸗ corps und der Munizipalbehörden, dankte denselben für die Betheuerungen ihrer Loyalität und versicherte sie seiner Gnade. Auf die Versicherung des griechisch⸗rumänischen Erzbischofs, im Interesse des Gemeinwohls alles thun zu wollen, was bei Wahrung der rechtlichen und vitalen Interessen der Religion und Nationalität möglich sei, wies der Kaiser darauf hin, daß die festeste Schutzwehr für die Religion und die Nationalität ein gesetzlicher Staatsorganismus sei. „Betrachten Sie als die Haupt⸗ aufgabe Ihres heiligen Berufs nicht nur die Pflege des kon⸗ fessionellen Friedens, sondern auch des Friedens zwischen den Nationalitäten.’“ Schließlich sicherte der Kaiser dem Erz⸗ bischof die erbetene Gnade und Fürsorge zu. Der rumänische Kriegs⸗Minister Lahovary traf gestern Nachmittag in Bistritz ein. Kurz nach seiner Ankunft wurde er vom Kaiser empfangen und Abends zur Hoftafel gezogen.
Nach den bisherigen Dispositionen erfolgt die Abreise Ihrer Majestät der Kaiserin nach Schloß Miramare heute von Ischl aus, ohne Wien zu berühren. Für die Dauer des Aufenthalts der Kaiserin in Miramare sind bestimmte Dis⸗ positionen noch nicht getroffen. Wie es heißt, gedenkt Aller⸗
öchstdieselbe mehrere Ausflüge zur See zu machen und, wie chon gemeldet wurde, auch Korfu zu besuchen.
Der hiesige italienische Botschafter Graf Nigra ist gestern mit mehrwöchigem Urlaub nach Italien abgereist.
Nach dem „Fremdenbl.“ dürfte der Termin für die Er⸗ öffnung der Handelsvertragsverhandlungen mit Serbien, welcher für Mitte Oktober in Aussicht genommen war, nicht allein wegen der Unmöglichkeit, die Vertragsver⸗
i nicht für zuständig und wird deshalb die Entscheidung des
müssen, sondern auch deshalb, weil die Vorarbeiten für den Abschluß eines Vertrages mit Serbien noch nicht beendet sind und die nöthigen Instruktionen für die Delegirten Seitens der Regierungen noch nicht festgestellt werden konnten.
In einer am 9. d. M. in Prag abgehaltenen Versamm⸗ lung des .17E. X . Vereins für Böhmen hielt, der „Presse“ zufolge, der Präsident Graf Karl Schön⸗ born eine politisch bemerkenswerthe Rede, welche sich mit den Parteiverhältnissen im czechischen Volke befaßte. Graf Schön⸗ born deutete hierbei die Eventualität einer neuen Partei⸗ bildung an. Er machte nämlich der altezechischen Partei den Vorwurf der Lauheit gegenüber religiösen Fragen, ins besondere gegenüber der Angelegenheit der konfessionellen Schule, und erklärte, daß, wenn hierin keine Aende⸗ rung Platz greife, die Gründung einer großen konservativen Partei erfolgen dürfte, welche bestimmt sei, das entsprechende Gegengewicht gegenüber dem Radikalismus zu bilden. In der gegenwärtigen Zeit, meinte Graf Schönborn, sei Unent schiedenheit nicht am Platze. und er deutete an, daß, falls die Altczechen keine entschiedene Schwenkung zum Konservatismus vollziehen sollten, die Verhältnisse selbst zur Gründung einer da9 en religiös⸗konservativen Partei drängen würden. Dieser Aufforderung gegenüber bemerkt die „Politik“, daß die Alt⸗ czechen ihre alte Organisation nicht aufgeben können. Die Altczechen seien eine gemäßigt⸗liberale Partei, welche nach allen Richtungen hin Extreme perhorrescire, und daß auch konfessionelle Fragen zu extremen werden könnten, beweise der Konkordatsstaat, den die Altczechen nicht wollten. Was die konfessionelle Schule anbelange, so sei schon unter Mitwirkung der Altczechen eine Remedur geschaffen worden durch die Schulnovelle. Die Altczechen wollten den Interessen der katholischen Kirche dienen, aber die Nationalinter⸗ essen müßten im Vordergrunde stehen. Was Graf Schön⸗ born wünsche, werde nicht eher möglich sein, als bis die Czechen wenigstens zwei Drittheile ihrer Wünsche erfüllt sähen.
Frankreich.
Paris, 14. September. Der König von Serbien ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern mit dem Orient⸗Expreß⸗ zuge direkt nach Belgrad
Ueber das Manöver bei Vendeuvre am 9. d. M. wird der „Köln. Ztg.“ ferner berichtet: Das heutige Gefecht, das von 7 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags dauerte, bot das sonderbare Bild, daß man, anstatt eines allgemeinen Kampfes einer Armee gegen die andere, zwei Einzelkämpfe zu sehen be⸗ kam, die von zwei getrennten Armee⸗Corps gegen zwei andere ebenfalls getrennte Armee⸗Corps geführt wurden. Der General Gallifet hatte im Osten und Süden von Vendeuvre eine Vertheidigungsstellung genommen, welche vollständig seinen Streitkräften entsprach; sie dehnte sich 7km aus. Die von ihmbesetzte Stellung war an und für sich schon sehr fest, er hatte sie aber durch Feldschanzen noch verstärken lassen. General Davout begann den Angriff auf seinem rechten Flügel, um sich der beiden Troyes und Bar⸗sur⸗Aube verbindenden Straßen zu bemächtigen. Mit dieser Aufgabe war General Negrier betraut, der mit dem VII. Corps und der Jäger⸗Brigade gegen das VI. Corps und die Marine⸗Infanterie⸗ Brigade mit großem Nachdruck und Geschick vorging, sodaß man nicht sagen kann, wer im Ernstfalle Sieger geblieben sein würde. Während diese Operation gegen General Jamont durchgeführt wurde, ließ zugleich General Davout (Ober⸗ Befehlshaber der West⸗Armee) die rechte Flanke der Ost⸗Armee nämlich das V. Corps, in Beurey, angreifen und dehnte dabei seine Front mehr als 12 km aus, obgleich der gegenüber⸗ stehende Feind ebenso stark, wie sein gegen ihn vorgehendes VIII. Corps und dessen Front nur halb so breit war. Er führte alsdann, ohne Vorbereitung durch die Artillerie, die Truppen des Generals de Kerhué gegen die des Generals Galland und setzte sie der vollständigen Vernichtung aus, denn das V. Corps hatte den Vortheil der Stellung, die unüberwindlich war, so lange nicht überlegene Kräfte gegen dasselbe ins Feld geführt wurden. Das einheitliche Zusammenhandeln der beiden Corps wurde noch dadurch erschwert, daß sich zwischen ihnen eine Schlucht befand, die sie vollständig trennte, sodaß im Centrum der Schlachtordnung überhaupt kein Kampf stattfand und die Verbindung soweit aufgehoben war, daß das Signal „Halt“ auf dem rechten Flügel erst eine halbe Stunde später ertönte als auf dem linken. Die Mannschaften bewiesen große Widerstandskraft, zumal einige Abtheilungen erst um 11 Uhr Abends ihre Quartiere erreicht hatten und bereits um 5 Uhr Morgens wieder aufgebrochen waren.
Die fremden Offiziere bei den französischen Ma⸗ növern, welche hoffen durften, außer dem vorher festgestellten Parademanöver Saussier's gegen den markirten Feind und der Truppenschau, wenigstens noch die Truppenaufstellung nach dem Gefecht am 10. d. M. besichtigen zu können weil der Kriegs⸗Minister sie eingeladen hatte, ihn auf seiner Rundfahrt zu begleiten, hat, wie „Matin“ mittheilt, ein seltsames Mißgeschick betroffen: der Unteroffizier, dem ihre Pferde anvertraut waren, hatte die Thiere statt nach Vendeuvre nach Brienne gebracht, sodaß die Offiziere wohl oder übel darauf verzichten mußten, der Einladung Folge zu leisten.
Nach einem in der Nacht vom 12. zum 13. d. M. abgehaltenen Manöver, welches von 2 ½ Uhr Nachts bis 6 ½ Uhr früh währte, fand gestern Ruhetag statt. Heute wird der Mars⸗ nach Norden fortgesetzt werden.
Die Enthüllung des Garibaldi⸗Denkmals in Nizza ist auf den 4. Oktober festgesetzt worden. 8
Rußland und Polen.
Die „Moskowskija Wiedomosti“ schreibtt.
Die russophilen Demonstrationen in Frankreich gehen bis zur Uebertreibung und können unter Umständen sogar schädlich werden. Der französische Chauvinismus wird dadurch angefacht; in gewissen Kreisen und Parteien in Frankreich fängt man an, in kriegerischem Tone zu sprechen und zu vergessen, daß die russisch⸗französische An⸗ näherung nur friedliche Ziele verfolgt. Die Aufforderung eines Pariser Blattes, in Frankreich Sammlungen und Festlichkeiten zum Besten der in Rußland durch die diesjährige Mißernte Betroffenen zu veranstalten, ist taktlos und dürften derartige Sympathie⸗ beweise der französischen Presse überflüssig sein. Die Russen sorgen schon selbst für ihre nothleidenden Mitbrüder und bedürfen dazu nicht auswärtiger Hülfe. Selbstverständlich weist Niemand in Rußland die Sympathien der französischen Presse zurück; man verlangt aber, daß diese Sympathien „taktvoll“ und „ernsthaft“ sind. Will die fran⸗ zösische Presse wirklich ihre russischen Sympathien dokumentiren, so hat sie hinreichend Gelegenheit, dies in positiver Weise zu thun. Die französische Presse kann ihre Sympathien für Rußland dadurch be⸗ weisen, daß sie lügenhafte Nachrichten uͤber Rußland in ihre Spalten nicht aufnimmt. 1 Das Militär⸗Bezirksgericht in Kiew verurtheilte im Bestechungs⸗ resp. Staatsverrathsprozesse gegen den öster⸗ reichischen Unterthan Kraßnicki, gegen einen russi⸗
handlungen mit Italien zu unterbrechen aufgeschoben werden
schen Militärschreiber und zwei andere russische