benutzten Räumlichkeiten, die sich unmittelbar an den großen Concert⸗ saal anschließen, sind durch die geschickte Hand des Baumeisters Hrn. Wesenberg in wahrhaft feenhafter Weise umgestaltet worden. Ein großes Viereck bildend, mit Blumen und Arabesken in erhabener Arbeit an den Wänden ausgeschmückt, bietet dieser Saal mit seiner elektrischen Beleuchtung einen reizenden Anblick dar, der noch durch zablreiche kleine Genien an den Simsen der Decke erhöht wird. Die Büste des Meisters ist nur etwas zu klein und der Decke zu nahe. Zwei große Votivtafeln bezeichnen in goldener Schrift die drei Abende, an welchen R. Wagner in den Jahren 1873 und 1875 im Concerthause selbst als Dirigent erschienen war. Auch das Podium des Orchesterraumes im großen Concertsaal war reichlich mit Blumen und Laubgewinden geschmückt. Dem Besitzer des Hauses Hrn. Medding, der einem Prospekt zufolge auch für die kommende Saison wiederum reiche Abwechslung dem Publikum bieten wird, sowie dem tüchtigen und verdienstvollen Kapellmeister Hrn. Meyder gebührt volle Anerkennung.
Ign der Vorstellung des „Don Juan“ am Sonntag im König⸗ lichen Opernhause sind die Damen Pierson und Leisinger, die Hrrn. Rothmühl, Bulß, Mödlinger und Stammer beschäftigt. Frl. Rothauser wird zum ersten Male die Zerline singen.
Im Königlichen Schauspielhause wird Körner’'s „Zriny“ (zum ersten Mal im Jahre 1815 aufgeführt) am 23. Sep⸗ tember, dem hundertsten Geburtstage des Dichters, neu in Scene gehen. — Die Besetzung ist folgende: Soliman: Hr. Kahle; Mehemed: Hr. Plaschke; Levi: Hr. Oberländer;
Begler⸗Beg: Hr. Winter; Mustafa: Hr. v. Hochenburger; Zriry: Hr. Nesper; Alapi: Hr. Krause; Paprutowitsch: Hr. Arndt; Vilacky: Hr. Matkowski; Juranitsch: Hr. Purschian; Schereck: Hr. Eich⸗
olz; Ein Bauer: Hr. Link; Hauptmann: Hr. Berthold; Ali: Hr. Heine; Bote: Hr. Hartmann; Aga: Hr. Engels; Eva: Fr. Stollberg; Helene: Fr. v. Hocherburger. Der von Hrn. Ober⸗ egisseur Grube inscenirten Vorstellung geht ein von Professor Emil aubert gedichteter scenischer Prolog voraus. Im Deutschen Theater nimmt Alexander Barthel, der von einer Erkrankung hergestellt ist, morgen Abend in „Romeo und Julia“ eine Thätigkeit wieder auf. Auch die unterbrochenen Aufführungen on „Wildfeuer“ können nunmehr wieder fortgesetzt werden, die ächste Wiederholung des Stückes findet am Montag statt. Im Wallner⸗Theater erhält sich die Posse: „Der Mann it hundert Köpfen“ ebenso wie die „Mustkalisch⸗deklamatorische benrunterhaltung“ andauernd in der Gunst des Publikums. „Onkel Cvprian“, die neue Vaudeville⸗Operette des Friedrich⸗ ilbelmstädtischen Theaters (Musik von Audran, Text von kaurice Ordeneau und Henri Kéroul, deutsch von Richard Gense), eht am Sonnabend, 26 September, zum ersten Mal n Scene Im Residenz⸗Theater beginnt die morgige erste Vorstellung on Victorien Sardou's „Georgette“ um 7 ½ Uhr. 8 Das Thomas⸗Theater wird seine nächste Novität, die
„Mädchenschule“, eine Vaudevilleposse von Alexandre Bisson, deren Musik von Louis Gregh herrührt, voraussichtlich in der nächsten Woche zur Aufführung bringen.
Ueber die Aufführung des „Lohengrin“ Großen Oper berichtet die „Köln. Ztg.“:
Die ganze Aufführung verlief ohne die geringste Störung unter Beifallsstürmen des Publikums, die bei jedem Aktschluß in wieder⸗ holten Herausrufen der Darsteller gipfelten; unter denselben standen van Dyck (Lohengrin) und Delmas (Telramund) in erster Linie; der Sängerin Rosa Caron fehlte zur Elsa die lvrische Weichheit, der Frau Fierens zur Ortrud die nöthige Wucht; doch hatten beide hinreißende Momente und fügten sich ausgezeichnet in das von Lamoureux glänzend geleitete Zusammenspiel ein. Das Orchester war von herrlicher Wirkung; nur das Vorspiel zum dritten Akt wurde nicht feurig genug gespielt. Die Chöre, sonst die schwache Seite der Pariser Großen Oper, hielten sich vorzüglich, nur ließen sie es, zumal der weibliche Chor, manchmal am nöthigen Schwung fehlen. Die Ausstattung war entsprechend ohne Uebertreibung. Die Stimmung des Publikums war von Anbeginn eine wahrhaft
in der Pariser
das Werk ihr Gefallen zu äußern, das gestern unbestriktenen Triumph erlebte. Bis 10 Uhr wurde die Empfänglichkeit jedoch etwas beeinträchtigt durch die Unruhe über die Vorgänge, die sich unterdeß auf der Straße abspielen könnten. Im Saale sprach man von Straßenkämpfen und die Gemüther beschwichtigten sich erst, als während des zweiten Akts der Polizei⸗Präfekt Loze sich in der Loge des Präsidenten Carnot zeigte.“
Mannigfaltiges.
Die Einziehung der Staats⸗Klassensteuer und der ver⸗ schiedenen Gemeindesteuern in Berlin hat in dem letztver⸗ flossenen Rechnungsjahre 1. April 1890/91 ein befriedigendes Ergebniß gehabt, wenn sich auch das Verhältniß der Ist Einnahme zu dem aus⸗ geschriebenen Steuer⸗Soll nicht so günstig stellt, wie dasjenige des Vorjahres 1889/90. Nach den von der ersten und zweiten Abtheilung der Steuer⸗ und Einquartierungs⸗Deputation des Magistrats aufgestellten Hebelisten bezw. nach den Restlisten am Schluß des Vorjahres betrug das einzuziehende Steuer⸗Soll für 1890/91 an Haussteuer 5 226 050,21 ℳ, an Miethssteuer 13 781 381,83 ℳ, an Gemeinde⸗ Einkommensteuer 18 314 831,58 ℳ, an Sublevationssteuer 6243,95 ℳ, an Hundesteuer 366 120,35 ℳ und an Staats⸗Klassensteuer 3 086 371,79 ℳ, zusammen 40 780 999,71 ℳ gegen das Vorjahr mit 37 555 812 56 ℳ; davon sind eingezogen 1) bei der Haussteuer 5 217 235,29 ℳ (99,83 %), bei der Miethssteuer 13 501 414,58 ℳ (97,97 %), bei der Gemeinde⸗ Einkommensteuer 17 464 420,52 ℳ (95,36 %), bei der Sublevations⸗ steuer 6145,78 ℳ (98,43 %), bei der Hundesteuer 346 406 ℳ (94,60 %), bei der Staats⸗Klassensteuer 2 828 916,39 ℳ (91,66 %), zusammen 39 364 539,16 ℳ (96,31 %) gegen das Vorjahr mit 36 481 104,52 ℳ (96,99 %); 2) als unbeitreiblich bezw. wegen Nicht⸗ verpflichtung abgesetzt: bei der Haussteuer 4246,10 (0,08 %), bei der Miethssteuer 253 072,96 ℳ (1,84 %), bei der Gemeinde⸗Einkommen⸗ steuer a. Abgang 470 578,89 ℳ (2,57 %), b Ausfall 310 107,50 ℳ (1,69 %,VD zusammen 4,26 %), Sublevationssteuer 86,40 ℳ (1,34 %), Hundesteuer 19 709,25 ℳ (5,38 %), Staats⸗Klassensteuer a Abgang 109 115,02 ℳ (3,54 %), b. Ausfall 114 032,29 ℳ (3,69 %. zusammen 7,23 %), im Ganzen 1 280 948,41 ℳ (3,36 %) gegen das Vorjahr mit 960 698,15 ℳ (2,71 %); 3) in Rest verblieben: bei der Haussteuer 4568,82 ℳ (0,09 %), Miethssteuer 26 824,29 ℳ (0,19 %), Gemeinde⸗Einkommensteuer 69 724,67 ℳ (0,38 %), Sublevationssteuer 11.77 ℳ (0,19 %), Hundesteuer 4,50 ℳ (0,02 %) und bei der Staats⸗Klassensteuer 34 308,09 ℳ (1,11 %), im Ganzen 665 51 2,14 ℳ (0,33 %) gegen das Vorjahr mit 114 009,89 ℳ 0,30 %).
Nach der „N. Pr. Z.“ sind für die gemischte Deputation zur Berathung darüber, welche Mittel anzuwenden sind, „um der wachsenden Noth in Berlin wirksam zu begegnen, bezw. vorzubeugen“, gestern aus der Stadtverordneten⸗Versammlung die Stadtv. Dr. Stryck, Haß, Bailleu, Singer. Cassel, Wohlgemuth, Dr. Langer⸗ hans, Dr. Horwitz, Bauke und Namslau gewählt worden. Ebenso bildete sich der Ausschuß zur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Erhöhung der Hundesteuer, und wählte den Stadtv. Nicolai zum Vorsitzenden, Stadtv. Reichnow zum Stellvertreter.
Die bei dem Neptunbrunnen auf dem Schloßplatz einge⸗ troffene vierte der Stromfiguren aus Friedrichshagen verkörpert den Rhein in einer weiblichen Kolossalgestalt und soll zugleich auf die rheinisch⸗westfälische Industrie hindeuten. Die Figur wurde, wie die „Voss. Z.“ mittheilt, gestern bereits durch Winden auf den Becken⸗ rand geboben, sodas nun die Aufstellung der vier sinnbildlichen Frauengestalten im Wesentlichen vollendet ist. Nach der Breitenstraße zu stehen Rhein und Elbe, auf der Schlofseite Oder und Weichsel. Es bleibt noch die Stufenanlage herzustellen, die den Brunnen um⸗ geben soll. Zu diesem Zweck langten gestern graue Granitplatten auf dem Bauplatz an.
Aus der Mitte der Bürgerschaft heraus ist der städtischen Park⸗Deputation gegenüber der Wunsch ausgesprochen worden, die nach dem Blücherplatz zu gerichtete Spitze des vor der „Heiligen
andächtige; die Zuschauer nahmen jede Gelegenheit wahr, um für
und gefahrloser gemacht werde. 8 vor der Kirche angelegten Rondel einen Springbrunnen ber⸗ zustellen.
des Projektes und eines Kostenanschlages ersucht.
Magdeburg wird Folgendes veröffentlicht: tember.
Maschine derart, daß gesperrt waren
hiesigen Potsdamer Bahnhofes die beiden derselben zunächst folgenden Wagen oöstlichen drei Hallengeleise für den Betrieb Bei dem Unfalle
nicht gewinnen lassen und muß eingehenderer Untersuchung vorbehalten
gebliebenen Geleisen Abwickelung gefunden und ist inzwischen auch das fünfte Hallengeleise für die Fahrt wieder frei gemacht. Die Räumung
„N. A. Z“ mittbeilt, in den Räumen Wilbelmstraße 54 eröffnet worden.
alle mechanischen und chemischen Untersuchungen zur Verfügung.
Dem Berliner Zoologischen Garten steht nach dem Gut⸗ achten der zu Rathe Dr. Schmaltz das interessante, in der Gefangenschaft noch nie da⸗
Am Sonnabend, 26. September, begeht der Verein ehe⸗ maliger Einjährig⸗Freiwilliger der Kavallerie sein dies⸗ jähriges Stiftungsfest, welches in den Festsälen des Hotel Monopol mit einem Abendessen und darauf folgendem Ball gefeiert werden soll. Hervorragende Künstler Berlins, sowie Vereinsmitglieder und deren Angehörige haben Vorträge musikalischen und komischen Inhalts zugesagt. Für die Tafel⸗ und Tanzmusik ist die Kapelle des Garde⸗- Kürassier⸗Regiments gewonnen worden, welche ein gewähltes Programm zur Ausführung bringen wird. Als Gäste sind willkommen aktive und ehemalige Einjährig⸗Freiwillige aller Truppengattungen und deren Angehörige. Meldungen nehmen entgegen Hr. Verlagsbuchhändler Victor Laverrenz, Steinmetzstraße 33, und Hr. Zahnarzt Labaschin, Spandauerbrücke 1a 6
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Chur, 18. September. (W. T. B.) Bei dem gestern erfolgten Absturz eines Beiwagens der eidoenössischen Post auf der Albulastraße bei Bergün blieben zwei Per⸗ sonen todt, vier wurden verwundet. Unter den Ver⸗ unglückten befindet sich ein Engländer, die Uebrigen sind Schweizer.
New⸗York, 18. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „New⸗York Herald“ aus Valparaiso vom gestrigen Tage ist die Ernennung von Augustin Edwardes zum Minister des Auswärtigen offiziell bestätigt worden. „Gestern begann ein dreitägiges Volksfest zur Feier des Sieges der Kongressisten. Die Geschäfte sind anläßlich des Festes geschlossen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Kreuzkirche“ liegenden Dreiecks abrunden zu lassen, damit den Wagen
—-—————==—=—⸗—-⸗-—= ——————B—B—B—B—B— ———————õ-e-a.-ᷓᷓ——V—m-—————́ᷓ́—
Wetterbericht vom 18. September, Morgens 8 Uhr.
8
haus. Säkkingen. Wind.
Stationen. Wetter.
Bar. auf 0 Gr.
zu. d. Meeressp red. in Millim
Temperatur —,— in ° Celsius
20noSöS50 C. = 40 R
Lieder aus J. Rudolf Bunge.
5 bedeckt 2 halb bed. 6 Regen 2 halb bed. 4 wolkenlos 2 bedeckt 2 bedeckt 1 bedeckt
Mullaghmore SW berdeen.. WSW Christiansund W Kopenhagen. W WNW
Stockholm randa. O ONO W
t. Petersburg Moskau..
WSW SW
Tork Oucens. WSW
town. W WSW winemünde W Neufahrwasser WNW 2 wolkig) Memel ... 2 W 5 wolkig) Z1““ SSW 2 bedeckt ünster... 5 bedeckt Karlsruhe .. 4 bedeckt Wiesbaden. 2 bedeckt München .. 2 bedeckt Chemnitz. 4 halb bed. Berlin.. 4 Regen ⁴) w] 2 wolkig Breslau.. 3 bedeck Ile d'Aix .. 2 heite
e- 2heiter Triest. I heiter
2— ¶
Weise. G. Lessing.
—
Juan.
2 wolkig 5 Regen 2 bedeckt 3 Regen 5 Regen
4bedech”) und Julia.
ͤCͤͤͤͤͤͤͤͤͤq,,.— OoUU orrno SheEc-heoepPreoeennhn
1) Nachts Regen. ²) Nachts Regen. Regen. ⁴¹) Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Das Hochdruckgebiet über Süd⸗Europa hat sich wenig verändert, während die Depression, welche an 22 .es. tornesischer ne lag, üdostwärts nach dem Finnischen Busen fortgeschritten ist. Unter dem Einfluß mäßiger füdwestlicher und 1 eülalhs⸗ westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutsch⸗ Anfang 7 ½ Uhr land trübe und fast üllerall etwas wärmer; an der Küste ist allentbalben, im Binnenlande vereinzelt gefallen. Der Luftdruck ist in West⸗Europa in Abnahme begriffen, und so dürfte Fortdauer der trüben Witterung und Regenfall zu erwarten sein.
1 Deutsche Seewarte.
¹) Nachts
Theater⸗Anzeigen.
- Kö’nigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 183. Vorstellung. 8 Oper in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel von Victor E. Neßler. theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗ ictor von Scheffel's Dichtung von
Dirigent: Musikdirektor Wegener. Schauspielhaus. Dramatisches Gedicht in 5 Autzügen von Anfang 7 Uhr. Sonntag: Opernhaus. Oper in 2 Akten mit Tanz von Mozart. Text von Daponte. Schauspielhaus. 192. Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, Schlegel's Uebersetzung. Anfang 7 Uhr.
Beutsches Theater.
Sonntag: Der blaue Brief. Montag: Wildfeuer.
Berliner Theater. Sonnabend: vermählten. — Ingendliebe. Anfang 7 Uhr. Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr. Abends 7 ½ Uhr: Ein Tropfen Gift. Montag: Wilhelm Tell.
Tesstng-Theater. Heilige. Lustspiel in 4 Akten nach A. W. Pinero von Oskar Blumenthal.
Sonntag: Falsche Heilige.
Montag: Francillon. Lustspiel i Alexandre Dumas fils
Ausstattung. Zum 1. Male:
Der Trompeter von denneau und Henry Kéroul. Gense. gesetzt von Julius Fritzsche. tionen von Gebr. Fenr Ober⸗Garderobier
biere Frl. Springer.
Text mit autorisirter
Ballet von Charles Guillemin. Anfang 7 Uhr. 191. Vorstellung. Nathau der burg. Sonnabend: Schauspiel in 4 Akten Deutsch von Hermann von Löhner.
184. Vorstellung. Don
Anfang 7 Uhr.
nach
ssiten, Beleuchtungseffecten ꝛc.
Sonnabend: Romeo
(7 Bildern) von Ernst Niedt.
Im prachtvollen Sommergarten:
Die Neu⸗ 7 5½ Uhr
Son ta : Di elb V U 1 Julins Caesar. “
Falsche
Sonnabend: ständig neuen Kostümen.
Bukacz. In Scene Anfang 7 ½ Uhr.
Akten von Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 10. Male: Der Mann mit hundert Köpfen. 3 Akten von Henri Moulin und Edmond Delaviane. Hierauf: Musikalisch⸗deklamatorische Abend⸗ “ in 1 Akt von Neu
Sonntag u. folg.
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Sonnabend: Pariser Leben. in 5 Bildern von Carl Treumann. J. Offenbach. Reg Kavellmeister Karpa. Sonntag: Pariser Leben.
Thomas-Theater. e: Direktion: Emil Thomas. Posse in
Musik von Johannes Doebber. vom Direktor Emil Thomas.
bearbeitet von Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
H. Graef.
Sonnabend, den 26. September: Debüt des Frl. Scredy vom Volkstheater in Budapest. Onkel Cyprian. Vaudeville⸗Operette in 3 Akten von Maurice Or⸗ Deutsch von Richard Musik von Edmund Audran. Die neuen Dekora⸗ Die neuen Kostüme vom entzky und der Ober⸗Gardero⸗
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Zum 1. Male.
von Victorien Sardou. Anfang 7 ½ Uhr.
Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum
51. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ . Jung⸗Deutschland zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten Im 6. Bilde: ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.
1 Vor der Vor⸗ e sstellung: Großes Promenaden⸗Concert. Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theater
Adolph Ernst-Theater. Sonnabend:
19. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und gesetzt von Adolph Ernst.
Alte Jakobstraße Sonnabend: 51. Male: Im siebeunten Himmel. Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren. In Scene gesetzt Anfang 7 ½ Uhr.
rania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im 5 Theater. Näheres die Anschlag⸗ zetlel.
Mit neuer
In Scene
Circus Renz. Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr. Eröffnungs⸗Gala⸗Vorstellung. Debut sämmt- licher neuengagirter Künstler und Künstlerinnen, so⸗ wie „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, gr. hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abthei⸗ lungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc. Dampfschiss⸗ und Segelbootfahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. — Einlaß 6 ½ Uhr. Anfang präzise 7 ¼ Uhr. Preise der Plätze: Logen- platz 4 ℳ, Sperrsitz u. Tribünenplatz 3 ℳ, I. Rang⸗ Balkon 2 ℳ, I. Platz 1 ℳ 50 ₰, II. Platz 1 ℳ, III. Platz (Galerie, Stehplatz) 50 ₰. Die Circus- kasse ist am Eröffnungstage von Morgens 10 Uhr ab geöffnet.
Sonntag, Abends 7 ¼ Uhr: Gr. Festvorstellung mit neuem Programm und „Auf Helgoland“.
Georgette.
Zum
Familien⸗Nachrichten
Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Rath Kunckel mi Frl. Else Foitzick (Breslau).
Geboren: Ein Sohn: ö Stabsarzt Dr. Heinrici (Rawitsch). — Hrn. Rittergutsbesitzer Neumann (Dom. Werndorf, Bez. Trebnitz i. Schl). — Hrn Forst⸗Assessor von Müller (Malitow). — Hrn. Eric von Witzleben (Medrow).
Gestorben: Hrn. Pastor E. Röchling Tochter Dora (Jackschönau). — Verw. Fr. Wirkl. Geh. Ober⸗Reg.⸗Rath und Ministerial⸗Direktor Bertha von Wolf, geb. von Arnim (Teplitz). — Verw. Fr. Prediger Lanaheld, geb. Cornelius (Kassel). —
Hr. Landgerichts⸗Direktor a. D., Geh. Justiz⸗Rath
30 Emil Reich (Templin U.⸗M.). — Hr. Pastor em. 3 Bernhard Hertel (Stettin).
Zum
Mit voll⸗
Poss 8-
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Tage: Dieselbe Vorstellung. 2 Concerte.
Komische Operette . Mausik von ie: Hr. Binder. Dirigent: Hr.
Saison.
stehenden Kapelle. Sonntag: Karl Meyder⸗Concert. 82”
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Vier Beilagen
Concert-Haus. Leipzigerstr. 48. 25. Concert.. —
Eröffnung mit dem neu erbauten Richard Wagner⸗Saal. Sonnabend, Abends 7 Uhr. Meyder⸗Concert mit seiner aus 70 Mitgliedern be⸗
Anfang 6 Uhr.
(e(iinschließlich Börsen⸗Beilage), “
und die Winter⸗Fahrpläue für die Bezirke
der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen Erfurt
(östliche und westliche Linie), Elberfeld und Magdeburg.
III. Karl
das Einbiegen von der Blücherstraße nach dem Plan⸗Ufer bequemer Gleichzeitig ist sie gebeten worden,
Die städtische Park Deputation ist gewillt, diesen Wünschen zu entsprechen, und hat deshalb die Bau⸗Deputation um Aufstellung
Vom Königlichen Eisenbahn⸗Betriebsamt Berlin⸗ b . „Berlin, 17 Sep⸗ Heute Morgen 12 Uhr 7 Minuten entgleisten bei Ein⸗ fahrt des Lokal⸗Personenzuges P 75 a in das dritte Hallengeleise des und die die sind Beschädigungen an Personen überhaupt 8 nicht, an Fahrzeugen nur unwesentlicher Art vorgekommen. Ein zuverlässiges Urtbeil über den Grund der Entgleisung hat sich noch
bleiben. Der Betrieb hat bis heute Vormittag auf den beiden frei⸗
des dritten und vierten Geleises ist noch in der Ausführung begriffen.“ Die öffentliche Konditioniranstalt zu Berlin ist, wie die Sie steht nunmehr, nachdem alle Apparate aufgestellt und
das mit allen Hülfsmitteln ausgestattete, mit der Anstalt verbundene chemische Laboratorium völlig eingerichtet ist, den Interessenten für
gezogenen Hrrn. Professor Dieckerhoff und
gewesene Ercigniß der Geburt eines jungen Elephanten bevor.
8
chen Reichs⸗Anz
Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 18. September
Ausbildungskursus für Bewegungsspiele.
— s In dem bereits erwähnten Vortrage über die ethische und physiologische Bedeutung der Bewegungsspiele,
welchen nach Eröffnung des Ausbildungskursus für Bewegungssvpiele in der Königlichen Turnlehrerbildungs⸗Anstalt in der Friedrichstraße
am Montag Hr. Professor Dr. Angerstein hielt, führte derselbe
etwa Folgendes aus: Das Spiel erscheint als eine Thätigkeit, welche
8 8 8 88
8 8
88 8
Spiel bitteren Ernst macht.
eine angenehme Wirkung ausübt. Während sich die Arbeit als eine Thätigkeit darstellt, die stets ein greifbares Resultat zum Zwecke hat, will das Spiel kein anderes Ergebniß, als in ihm selber liegt. Die Arbeit kann eine langweilige, lästige und aufreibende Wirkung
äußern, das Spiel gewährt Befriedigung. Freude, Erholung. Wenn
nun die Spielthätigkeit auch keinen realen Zweck ins Auge faßt, so hat sie dennoch einen objektiven Inhalt; sie wird durch eine bestimmte Ordnung geregelt, und die nun in die Erscheinung tretende Spielregel schließt sich ihrerseits gewissenhaft an das Reale an. Ein Spiel
ohne Regel gewährt keine Befriedigung; wer die vorgeschriebene Regel
verletzt, erscheint als Spielverderber gleich Demjenigen, der aus dem Die Spiele theilt man in Bewegungs⸗ piele und in Sitz⸗ und Ruhespiele ein, welche letzteren die Auf⸗
merksamkeit, das Gedächtniß, den Witz und die Beurtheilungskraft
anregen und
schärfen sollen. Die Bewegungsspiele, mit denen wir es hier zu thun haben, sind nicht allein für den Körper von Bedeutung, sie nehmen auch fast in demselben Grade den Geist und das Gemüth in An⸗ spruch; sie sind als eine Vorschule für das spätere Leben und Streben anzusehen, da sie einen Lebenszustand nachzuahmen suchen.
Wenn dabei ein Wettstreit der Kräfte entfesselt wird, so ist dersel be kein zügelloser, denn er erfolgt unter den Bestimmungen des Gesetzes.
Bedeutung für das Kind;
Die Thatsache, daß hier Niemand ausgeschlossen ist, hat eine große die sonst auf dem Gebiete der Erziehung ohne Beispiel erscheinende Beobachtung, daß sich auch der Lehrer der
Regel zu fügen hat, steigert die Hochachtung vor dem Gesetze. Die Spiel⸗
daß der Einzelne stören könnte, streben und
folgen kann, steht die des Kindes gefördert.
regel bringt dem Kinde die Nothwendigkeit einer bestimmten Ordnung zum Bewußtsein, sie erzieht zu einem gewissen Gemeinsinn. Das Gefühl, fördert den Trieb, zum Ganzen zu zeitigt allmählich den rechten Gemeinsinn und die Vaterlandsliebe. Das Spiel wirkt aber auch insofern bessernd, als es, den Körper erfrischend, auch das Gemüth froh macht, und der auch das Bestreben hat, seine Mitmenschen froh zu machen.
as Spiel ist andererseits für das Kind von hoher Bedeutung, weil es den eigenen Willen anregt und so eine befriedigende Wirkung übt. Während das Kind sonst seiner eigenen Neigung nicht
darf es nach eigener Wahl spielen, wenn auch unzweckmäßiger Weise, denn über dem Willen Spielregel, das Gesetz; so wird durch An⸗ regung, das Willensvermögen zu üben, die Thatkraft und die Energie Nachdem der Vortragende noch auf die sinnes⸗
nicht in
schärfende Wirkung der Bewegungsspiele, namentlich in Bezug auf
das Auge, hingewiesen, betont er, logische Wirkung der 2 b berührten. Wenn sich bei dem durch die lebhafte Bewegung geförderten Blutumlauf und dem dadurch herbeigeführten regeren Stoffwechsel das Bedürfniß nach Ersatz durch
lernen,
übe es wiederum auch eine ethische Wirkung aus.
daß die ethische und die physio⸗ Bewegungsspiele sich vielfach mit einander
Zuführung von Nahrungsmitteln geltend mache, so werde das Kind, da Hunger der beste Koch sei, auch mit einem Stück Brot zufrieden zu sein, und indem das Spiel zur Abgewöhnung der Leckerhaftigkeit beitrage, Und wenn das Spiel eine das gesammte Nervensystem kräftigende Wirkung hat, so
wird auch das Gemüth des Kindes froh und beiter sein können; ein Knabe, der sich täglich auf dem Spielplatz umhertummelt, wird wohl
vor nervösen Kopfschmerzen bewahrt bleiben.
Aber auch nach der
geistigen Seite hin wirkt das gemeinsame Spiel segensreich, indem es zur Ablegung mannigfacher Fehler beiträgt. Der verweichlichte und leicht
empfindliche Knabe wird bei längerer Anwesenheit auf dem Spielplatze durch die allgemeine Thätigkeit mit fortgerissen werden und sich allmählich abhärten, der Schüchterne wird mit der Zeit im
Krreise der Genossen Muth und Sicherheit gewinnen, den Faulen,
der sich Anfangs nur lässig betheiligt, wird die Lust der Kameraden anstecken, und der Ungeschickte, der anfänglich den Spott der Genossen
3 fürchtet, wird die Harmlosigkeit der geübten Kiitik erkennen und bei
Tag gewandter werden. So wirkt, wie
eißiger Uebung von Tag zu . 8 9 Ludwig Jahn geschrieben,
der Altmeister der deutschen Turnkunst, vig Jahn gese das Zusammenleben der Jugend als das beste Erziehungs⸗ mittel, wie in jeder Turnkunst eine Schule liegt. Wir aber wünschen, daß die Spielthätigkeit eine allgemeine werde, daß dieselbe auch von der reiferen Jugend, ja auch von den Erwachsenen geübt werde; die aus der regelmäßigen Spielübung er⸗ wachsende körperliche Tüchtigkeit muß auch der Arbeitskraft und der Wehrhaftigkeit unseres Volkes zu Gute kommen. Wenn wir hier einen Schritt gethan auf dem Wege, die Förderung der Körperkraft und geistigen Frische, sowie der sittlichen Bildung zu verallgemeinern, so hoffen wir, daß derselbe zum Segen des ganzen Volkes und des Vaterlandes gereichen werde; pro patria est, dum Iudere videmur
Den zweiten Vortrag des Ausbildungskursus für Bewegungs⸗ spiele hielt am Mittwoch Abend der städtische Turnwart Hr. Dorner. Derselbe sprach über das planmäßige Verfahren bei der Einübung der Bewegungsspiele und betonte zunächst, daß, wenn auch zahlreiche Versuche, die Handhabung der Leibesübungen zu
verbessern, gemacht worden seien, es dennoch zur Herstellung von Normallehrplänen auf diesem
Gebiete noch nicht gekommen sei. Nachdem er sodann die Bemühungen Lemcke’s gekennzeichnet, durch Wort und Schrift die Verbreitung des freien Spiels der Jugend zu fördern, wies er darauf hin, daß erst vom Jahre 1882 an eine all⸗ gemeine Erwärmung für die Sache der Jugendspiele Platz ge⸗ griffen habe. In einer größeren Anzahl von Schulen fanden die Turnspiele Eingang und bald konnte das Spiel einen ebenbürtigen Platz neben dem eigentlichen Turnen einnehmen; in manchen Orten wurden, abgesehen von den beiden obligatorischen Turnstunden, all⸗ wöchentliche Spielübungen eingeführt. Ein Lehrer, der von der segensreichen Wirkung des planmäßigen Spiels durchdrungen ist, kann getrost mit seinen Schülern zum Spiel hinaus ins Freie ziehen: er wird ohne Zweifel bei den Kindern das größte Ent⸗ gegenkommen finden und, ist erst der Anfang gemacht, so mehrt sich die Theilnahme zusehends. Haben die Kollegen keine Neigung, sich an dieser Thätigkeit zu betheiligen, so werden die alteren Schüler zu Gehülfen in der Spielleitung herangebildet, und im zweiten Jabre befriedigt die Einrichtung dieser Spielthätig⸗ keit meistens bereits alle gerechten Anforderungen. Die Handhabung des Spieles gewinnt sehr, wenn die Betheiligung eine freiwillige ist, denn die mittels Zwanges berangezogenen Kinder geben durch ihre Mißmuthigkeit nur Anlaß zu Hader und Streit. Es erscheint nun als erforderlich, für das Sommerhalbjahr oder für jeden Monat einen bestimmten Spielplan aufzustellen, durch welchen die Thätigkeit des Lehrers und der Schüler geregelt wird; dadurch erscheinen alle Streitigkeiten bei der Wahl der Spiele ausgeschlossen, denn die Schüler wählen zu lassen, würde sich als falsche Maßregel erweisen. Derjenige, der den Entwurf der Spielpläne übernimmt, muß mit den vorhandenen Spielsystemen ver⸗ traut sein und die Verwandtschaft und die methodische Behandlung der einzelnen Spiele ganz genau kennen. Bei der Aufstellung des Planes muß besonders Rücksicht auf die Größe, Form und Beschaffen⸗
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heit des Spielplatzes genommen und für die Vermeidung von Störungen und Beschädigungen, wie das Schleudern des Fußballes gegen die Köpfe anderer Spielgenossen u. A. Sorge getragen werden. Wie die verschiedenen Uebungen beim Turnunterricht, müssen auch die verschiedenen Spiele je nach der Schwierigkeit der Ausführung und nach den an die Leistungsfähigkeit des Körpers zu stellenden Anforderungen⸗auf die einzelnen Alters⸗ und Klassenstufen vertheilt werden; die Schüler der höheren Klassen werden vorzugsweise in solchen Spielen Befriedigung finden, welche eine ausgiebige Bewegung erfordern. Bei Besprechung der einzelnen in Betracht zu ziehenden Spiele empfiehlt der Vor⸗ tragende, die Hauptspiele im Laufe des Sommers drei bis vier Mal wiederkehren zu lassen, damit sich die Schüler in dieselben hineinleben könnten. Da fühlt sich dann Keiner vereinzelt, Jeder gehört als Glied dem Ganzen an, und es ꝛentwickelt sich ein dem Familienleben ähnliches Verhältniß. Die Spielgenossen thun sich zu Gruppen von Klassengenossen zusammen, um auch außer⸗ halb der Spielunterrichtszeit jene Hauptspiele zu üben, und solche Spielgenossenschaft gestaltet sich häufig zu einem Bunde für das ganze Leben. Die für größere Gruppen bestimmten Spiele sind den für Einzelne berechneten vorzuziehen, und diejenigen Svpiele, bei denen eine Anzahl Einzelner nach und nach ausgeschlossen wird, sind als minderwerthig zu betrachten. Vor Eröffnung eines neuen Spieles empfiehlt sich ein kurzer und klarer Vortrag über die in Betracht kommenden Hauptpunkte Seitens des Spielleiters. Nachdem der Vortragende darauf hingewiesen, daß sich an den älteren deutschen Turnspielen nur wenig geändert habe, daß aber die bei den englischen Spielen leicht zur Geltung kommende Verwilderung durch Bestimmungen bekämpft werden müsse, wie sie die Pflicht der Spiel⸗ leiter erfordere, sich als Wächter der Gesundheit der ihnen anvertrauten Kinder zu betrachten, erörtert er die bei den Spielen im hiesigen Friedrichshain zu Grunde gelegten Spielregeln, die sich im Laufe einer längeren Beobachtungszeit sehr gut bewährt haben, und geht dann zur Besprechung einzelner Spiele über. Weit ver⸗ edelnder als das aus England eingeführte Fußballspiel wirkt der deutsche Schlagball. Die erst nach Jahre langer Uebung zu erreichende Sicherheit, den Ball mit der „Kelle“ zu treffen, erfreut den Aus⸗ führenden und den Zuschauer in gleichem Maße, weßhalb die Förderung dieses schönen Spieles den Kursustheilnehmern lebhaft zu empfehlen sei. Auch der Barlauf, welchen man den „König“ der Spiele genannt, ist der eifrigen Förderung werth, denn er weckt Besonnen⸗ heit und Muth, Gewandtheit und Kraft, Kühnheit und Schnelligkeit, alle Tugenden, welche dereinst den Mann zieren. Spielt der Leiter mit, soweit die Kräfte reichen, so freuen sich die Schüler und lernen in dem Lehrer den väterlichen Freund verehren, dessen noch über die Schule hinausreichendes Vorbild sie zur Nachahmung reizt. Nachdem der Vortragende sodann noch als Anleitung für die Handhabung der Jugendspiele die betreffenden Werke von Gutsmuths, von Dr. Eitner, von Lion und Wortmann, von Dr. Kohlrausch und Marten empfohlen, schließt er mit einem wirksamen Avppell an die Kursustheilnehmer, mit dazu beitragen zu wollen, daß ein Geschlecht heranwachse, welches aus frischen und dem theueren Vaterlande ge⸗ treuen Bürgern gebildet sei. 1 “
In dem dritten Vortrage des Ausbildungskursus für Bewegungs⸗ spiele beschäftigte sich Herr Gymnasiallehrer Heinrich am Mittwoch Abend mit einer Vergleichung der in Deutschland und in anderen Ländern bevorzugten Spiele. Redner zog hier nach einem kurzen Hinweise auf Schweden, Italien, Frankreich, wo in mannigfach wechselnder Form das schon den alten Griechen und Römern vertraute Ballspiel gepflegt wird, vorzugsveise England, das Hauptland der Spiele, in den Kreis seiner Betrachtungen und besprach eine Anzahl englischer Spiele mit Rücksicht auf ihre etwaige Verwerthbarkeit für Deutschland. Wenn zunächst das englische Rasenballspiel, das auch bei uns hin⸗ reichend bekannt geworden, den Vorzug beanspruchen kann, weil es eine große Gewandtheit in der Bewegung, eine scharfe Beobachtung Seitens des Auges und eine bedeutende Beherrschung beim Zuschlagen erfordert, so erscheint dasselbe doch bei uns, wenn es sich um Massentheilnahme handelt, nicht einführbar im Hinblick auf die geringe Zahl der Theil⸗ nehmer, die sich nur auf 4 bis 8 beläuft. Wenn es sich somit als Massenspiel nicht verwenden läßt, so ist es doch für Pensionate und kleinere Spielgesellschaften geeignet; der Einführung des Rasenball⸗ spieles in größerem Umfange steht auch noch der hohe Preis der Ge⸗ räthschaften (gegen 75 ℳ) im Wege. Nach einer weiteren Be⸗ sprechung anderer in England üblicher Spiele, namentlich des Cricketspieles, tritt der Vortragende der Behauptung, welche sich in einem „Philogymnastes“ unterzeichneten Artikel in dem 7. Hefte der „Monatsschrift für das Turnwesen“ von diesem Jahre findet und welche dahin geht, für die oberen Klassen schienen vor allen anderen die englischen Spiele am besten geeignet zu sein, auf das Entschiedenste entgegen. Was insbesondere das Cricket anbetrifft, so erscheint das elbe doch dem deutschen Schlagball gegen⸗ über als minderwerthig da dasselbe gewöhnlich nur elf Theil⸗ nehmer beschäftigt, während bei dem deutschen Schlagballspiel beide Theile, die Schlagenden und die Gegner, in Thätigkeit treten; letzteres ist auch bei unserem Kaiserballspiel der Fall. Bei uns in Deutschland ist die Betheiligung am Spiel auch für den schwächeren Spieler möglich, während ein solcher von den aus lediglich vollkommen geschulten Mitgliedern zusammengesetzten Spielgenossenschaften ausgeschlossen erscheint. Nachdem Redner sodann die fernere Behauptung, die englische Ingend sei der deutschen körperlich überlegen und die Schüler der höheren Unterrichtsanstalten in Deutschland sähen der frisch und fröhlich erscheinenden englischen Schülerschaft gegenüber gedrückt und hohläugig aus, auf Grund seiner persönlichen Beobachtungen als gänzlich unzutreffend gekennzeichnet, schildert er die besonders hoch zu veranschlagenden Vorzüge des Barlaufspiels und empfiehlt an Stelle des bei stets zu gewärtigender Gefahr weniger Gewandtheit erfordernden englischen Fußballspieles das deutsche, den Muth und die Kühnheit in gleichem Maße wie die Gewandtheit weckende und fördernde Schleuderballspiel. Der Vortragende kommt zu dem Er⸗ gebnisse, daß es die Aufgabe des deutschen Lehrers sei, in erster Linie das deutsche Spiel zu pflegen und die Jugend mit fremden Spielen nur bekannt zu machen, nachdem sie sich die heimischen Spiele vollkommen zu 852 gemacht habe; er schließt mit dem Wunsche, daß die gegenwärtig so rege Bewegung zu Gunsten der Jugend⸗ und Volksspiele, deren Führung das mit den erforderlichen Kräften ausgestattete Berlin übernommen habe, dem gesammten Vaterlande zu Gute kommen möge.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. “
Wie der „Frkf. Ztg.“ aus Berlin geschrieben wird, sind in Folge der gelegentlich des Brüsseler internationalen Arbeiter⸗ Kongresses abgehaltenen inter nationalen Texti larbeiter⸗ Konferenz unter den Vertrauensmännern der verschiedenen Länder bereits Verbindungen angeknüpft worden. Es wurde der Beschluß gefaßt, im Jahre 1893 einen internationalen Textilarbeiter⸗Kongreß in der Schweiz abzuhalten.
Die Redaktion des Organs des Rechtsschutzvereins im Saar⸗ revier „Schlägel und Eisen“⸗ zeigt an, daß das Blatt vom
1. Oktober ab nur noch einmal wöchentlich erscheinen wird.
eiger und Königlich Preußi
en Staats⸗Anzeiger.
1891.
Aus Brüssel wird der Berliner „Volksztg.“ berichtet, daß der nächste Kongreß des belgischen Bergarbeiter⸗Verbandes im Monat November in Seraing stattfinden wird. Bei zwei⸗ tägiger Dauer wird man sich hauptsächlich mit der Lage der Berg⸗ arbeiter und dem allgemeinen Wahlrecht beschäftigen. Wie verlautet, wird der deutsche Bergarbeiter⸗Verband einen Vertreter als Gast dorthin entsenden. 8—
Das „Prg. Abdbl.“ berichtigt das gestrige Telegramm aus Genua, welches von einem Ausstand det Korrektoren der Druckereien Mittheilung macht, dahin, daß es sich um einen Gerber⸗ ausstand handelt und theilt ferner mit, daß sich die Ausständigen rubig verhalten. Mehrere Arbeitgebet sind äuf die Forderungen ihrer Arbeiter eingegangen. Noch am Mittwoch Abend haben neuerliche Besprechungen zwischen beiden Parteien stattgefunden. Man sieht der baldigen Beilegung des Ausstandes entgegen. 8
Aus London schreibt man der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ unter dem 13. d. M.: Der Ausstand der Arbeiter der Rowley⸗Gruben in Staffordshire, welcher wegen einer angekündigten Lohnerniedrigung um 1 s 2 d ausgebrochen war, ist beigelegt. Auch die Arbeiter an den Milton⸗Eisenwerken in den Askam in⸗Furneß Ironworks haben vorläufig mit einer Lohnermäßigung von 5 % ihre Arbeit wieder aufgenommen, unter der Bedingung jedoch, daß die Frage Ende des Jahres nochmals verhandelt werde. In West⸗Cumber⸗ land sind die Löhne der Hochofenarbeiter um 2 ½ % erniedrigt worden. In dem Berthaschacht der Gruben Broughton Moor haben 200 Arbeiter die Förderung eingestellt wegen einer Lohn⸗ erniedrigung um 2 d per Tonne und Abzüge wegen Steingehalt der Kohle.
Aus Havre meldet man der Berliner „Volksztg.“: Der Aus⸗ stand der Schiffsauslader nimmt größere Dimensionen an. Die Strikenden verlangen eine Lohnerhöhung von einen Franken täglich und Entlassung des Generalsekretärs. Während am Montag erst einige Mann ausständig waren, haben sich jetzt fast sämmtlich Auslader dem Ausstande angeschlossen. Die Forderung einer Lohn erhöhung wird durch übermäßig schwere Arbeit begründet, da di meisten Schiffe mit Roggen und Weizen beladen seien.
ck. Die Geburten, Eheschließungen und Sterbefäll
im preußischen Staat während des Jahres 1889.
Nach dem amtlichen Quellenwerk „Preußische Statistik betrug die Zahl der Geborenen 1 136 588; auf das Tausend der nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung für 1889 berechneten Orts anwesenden kamen deren 38,4. Unter den Provinzen traten West preußen und Posen durch hohe, Hannover, Schleswig⸗Holstein, Hessen Nassau und Hohenzollern durch niedrige Geburtsziffern hervor.
Von den Geborenen waren dem Geschlechte nach 51,3 % männlich und 48,7 % weiblich, der Lebensfähigkeit nach 96,4 % lebendgebore und 3,6 % todtgeboren, dem Familienstand der Mutter nach 90,8 ehelich und 9,2 % unehelich. 1
Uneheliche Geburten sind in den Städten nach langjährigen Be obachtungen erheblich — um etwa 2 % aller Geburten — häufige als auf dem platten Lande. In neuerer Zeit hat der Antheil de unehelichen Kinder an der Gesammtzahl der Geborenen zugenommen doch bestehen in den einzelnen Landestheilen in Bezug hierauf seh große Verschiedenheiten. So bezifferte sich der Prozentsatz der un ehelich Geborenen in den Provinzen Westfalen und Rheinland au 2,6 bezw. 3,7 %, während Berlin mit 12,9 % alle anderen Provinze weit überragte und nur von den Regierungsbezirken Stralsund mi 13,8 %, Breslau mit 13,5 % und Liegnitz mit 13,4 % übertroffe wurde. Unter den Regierungsbezirken hatte Münster mit 2,1 % di Verhältnißzahl unehelicher Geburten, demnächst Arnsber mit 2,4 %.
Die Zahl der Mehrlingsgeburten belief sich auf 14 509, darunte 14 355 Zwillings⸗, 151 Drillings⸗ und 3 Vierlingsgeburten.
Die meisten Geburten ereigneten sich im September, demnächf im März, die wenigsten im Juni, demnächst im Juli.
Eheschließungen fanden 240 996 statt; es entfielen deren 8,1 auf tausend Einwohner. 3
Die Eheschließenden gehörten an: in 61,3 % der Fälle d evangelischen, in 29,5 % dem katholischen, in 0,1 % einem sonst christ lichen Glaubensbekenntniß und in 1,0 % der jüdischen Religion, daß sich für die Mischehen ein Prozentsatz von 8,1 ergiebt. 8
Dem Familienstande nach waren unter den Eheschließende männlichen Geschlechts: 87,9 % Junggesellen, 11,3 % Wittwer und 0,8 % geschieden; von den Eheschließenden weiblichen Geschlechts: 92,1 % Jungfrauen, 7,1 % Wittwen und 0,8 % geschieden. .
Von den eheschließenden Männern hatten nur 0,7 % das zwanzigste Lebensjahr noch nicht vollendet, während das bei den eheschließende Frauen mit 8,14 % der Fall war; ferner heiratheten mehr Fraue von über 20 bis 30 Jahren als dergleichen Männer (73,5 % gege 69,4 %), hingegen waren in allen weiteren Altersklassen die Männer weit stärker vertreten als die gleichaltrigen Frauen. Hieraus folg daß die Personen weiblichen Geschlechts bei der Eheschließung durch schnittlich jünger sind, als die des männlichen, jedoch ist der Alters unterschied nicht so groß, wie man vielleicht annehmen könnte. E betrug beispielsweise das durchschnittliche Heirathsalter nach einer be sonderen, für den ganzen Staat und die Jahre 1881 bis 1886 vor genommenen Auszählung bei den Männern 29,49, bei den Fraue 26,27 Jahre.
Die Zahl der Gestorbenen einschließlich der Todtgeborenen betru 724 803, darunter 52,7 männlichen und 47,3 % weiblichen Geschlechts auf tausend Einwohner kamen 24,5 Sterbefälle. ;
Schlesien, welches schon seit einer Reihe von Jahren eine hoh Sterblichkeit zu verzeichnen hat, stand mit allen drei Regierungs bezirken, vornehmlich aber mit Breslau, obenan; demnächst folgte Hohenzollern und Berlin, dazwischen die Regierungsbezirke Potsda und Köln. Die kleinsten Sterbeziffern hatten, wie früher, die Pro vinzen Schleswig⸗Holstein, Hannover. Hessen⸗Nassau und Pommern von den Regierungsbezirken Aurich, Osnabrück, Köslin und Lünebur aufzuweisen. 1 ““ 8
Von den Sterbefällen mit Ausschluß der Todtgeburten betrafen 33,2 % oder fast genau ein Drittel Kinder im ersten Lebensjahre, un zwar war der Antheil derselben in den Städten mit 34,1 % wie frühe größer als auf dem platten Lande mit 32,6 %. Die größte Ver hältnißzahl hatte unter den Provinzen Berlin mit 40,6 %, demnächf folgten Brandenburg mit 39,8 %, Westpreußen mit 39,5 %, Pose mit 37,2 % und Schlesien mit 36,8 %. Die günstigsten Verhältniß zahlen bezüglich der Kindersterblichkeit hatten die Provinzen Hessen Nassau mit 22,3 %, Hannover mit 23,9 % und Westfalen mit 26,3 %. Im Allgemeinen war wie früber die Sterblichkeit der Säuglinge i Osten des Staats größer als im Westen. ö
Nahebei die Hälfte (49,5 %) aller gestorbenen männliche
ersonen waren Kinder im Alter bis zu 5 Jahren. Bei den Ge Pele weiblichen Geschlechts war dieses Verhältniß etwas geringer (46,2 %), aber es starben hier aus den nächsten beiden Altersgruppen, von über 5 bis 15 Jahren, mehr als bei dem männlichen Geschlechte (5,8 %: 5,0 %). Das männliche Geschlecht stellte zu den im Alter von über 15 bis 25 Jahren Gestorbenen verhältnißmäßig ein größeres Kontingent als das weibliche (4,2 %: 3,9 %). Die nun folgenden Altersklassen von über 25 bis 35 Jahren waren unter den Frauen mit 4,9 % stärker vertreten als unter den Männern mit 4,5 %, während
letztere wiederum im Alter von über 35 bis 60 Jahren verhältnißmäßig