1891 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Email⸗Malerei. Kupferstich und Radirung. Stickerei. Schriftzeichnen. Abend⸗Unterricht. (Von 5 ½ 7 ½2 bezw. von 7 ½ 9 ½ Abends.) Ornamentzeichnen. Geometrisches Zeichnen und Pro⸗ jektionslehre. Architekturzeichnen. Gipszeichnen. Mo⸗ delliren. Aktstudien. Anatomie. Stilgeschichte und Formenlehre. Fachzeichnen, Entwerfen kunstgewerblicher Gegenstände. Die Unterrichtskarten für das Winter⸗Semester werden ausgegeben: an die bisherigen Schüler am 24, 25., 26. September, an neu eintretende Schüler am 28., 29., 30. September, von 9 bis 2 Uhr in der Kanzlei der Anstalt (I. Stockwerk). Der Direktor der Unterrichts⸗Anstalt. Professor Ernst Ewald.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. September.

Seine Majestät der Kaiser und König ritten gestern Morgen um 6 ½ Uhr von Mühlhausen zu den Feld⸗ manövern des IV. und XI. Armee⸗Corps in der Gegend von Schlotheim und kehrten gegen 3 ½ Uhr Nachmittags nach Mühlhausen zurück. 8

Ueber den gestrigen Manövertag (Freitag, 18. Sep⸗ tember) wird berichtet:

Der Manövertag gewann dadurch an Bedeutung, daß Seine Majestät der Kaiser die Führung des XI. Corps, das seit Donnerstag Nachmittag noch um die 14. Infanterie⸗ Brigade verstärkt war, persönlich übernahm und dasselbe in mehrstündigem Vormarsch gegen den nordöstlich Schlotheim postirten Feind führte, woselbst dann gegen Mittag ein heftiger Zu⸗

sammenstoß stattfand. Die Truppen der beiderseitigen Armee⸗ Corps hatten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag biwakirt und rückten in den frühen Morgenstunde auf die ihnen durch Corpsbefehl angegebenen Sammelplätze. So waren die Truppentheile des IV. Armee⸗Corps (Ost⸗Corps) schon um 4 Uhr Morgens aus den Biwaks südlich Schlotheim aufgebrochen und besetzten darauf folgende Stellungen:

Die Reserve⸗Division nahm eine Bereitschaftsstellung östlich Schlotheim ein, rechter Flügel an der Chaussee Schlotheim⸗Ebe⸗ leben, linker Flügel am Almenhäuser Berg; die 7. Division nahm Aufstellung an der sogenannten Schloßspitze, östlich Marolterode; die 8. Division am Kuhberg, Front nach Westen, während die Kavallerie⸗Division von Schlotheim aus vorging und gegen Mühl⸗ hausen⸗Gr. Keula aufklärte. In dieser Stellung, welche sich durch formidable Höhen kennzeichnete, erwartete der komman⸗ dirende General von Hänisch den von Mühlhausen⸗Keula anrückenden Gegner, um dem weiteren Vorgehen desselben entgegenzutreten.

Das XI. Armee⸗Corps war gleichfalls früh Morgens aus den Biwaks bei Windeberg, Reiser, Saalfeld und Mühlhausen aufgebrochen und setzte sich in drei langen Heeressäulen in der Richtung Schlotheim in Be⸗ wegung. Die 21. Division befand sich bei diesem etwa vier Stunden in Anspruch nehmenden Vormarsch in der Mitte, die 25. Division auf dem rechten, die 22. Division auf dem linken Flügel, während die Kavallerie⸗Division Planitz den linken Flügel des Corps sicherte und, in weitem Bogen ausholend, den rechten Flügel des Gegners bei Reckensußra bedrohte.

Seine Majestät der Kaiser hatte Morgens um 6 ½ Uhr Mühlhausen verlassen und übernahm bei Volkenrode die Führung des XI. Corps, welches nunmehr in einer Stärke von 40 000 Mann manövrirte. In der Begleitung des Monarchen befand sich Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, welcher seit Donnerstag gleichfalls in Mühlhausen weilt. Im Laufe des Vormittags trafen dann noch, von Gotha bezw. von Mühlhausen kommend, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen, Seine Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg⸗Rudolstadt, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen⸗Weimar, sowie die Generale Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau, Graf Schlieffen II., von Hahnke, von Wittich u. A. auf dem 2 ½ Stunden ostwärts von Mühlhausen sich aus⸗ dehnenden Manövergelände ein. Die vielfachen Mulden und Thalsenkungen, welche dem linken Ufergelände der Unstrut eigen sind, sowie das in reichem Maße vorhandene Wegenetz gestattete den drei Heeressäulen des XI. Armee⸗Corps eine gedeckte Annäherung an die feindliche Stellung, deren Artillerie auf dem Almenhäuser Berg, somit erst spät, den Anmarsch des Gegners unter Feuer nehmen konnte. Gegen 11 ½ Uhr Mittags fiel Seitens der Artillerie des IV. Armee⸗Corps der erste Schuß, welcher das Ge⸗ fecht einleitete. Allmählich entwickelte sich das ganze XI. Armee⸗

Corvs gegen die feindliche Stellung, in welcher die Reserve⸗Division im Centrum am weitesten vorgeschoben war. Den Hauptangriff richtete Seine Majestät der Kaiser auf den feindlichen rechten Flügel am Kuhberg, wo es auch in der Nähe von Ebeleben zu mnteressanten Kavalleriekämpfen kam. Das Gefecht, welches wiederum in allen seinen Theilen kriegsgemäß ein⸗ eleitet und durchgeführt wurde, dauerte, ehe das IV. Corps zu weichen begann, bis in die ersten Nachmittags⸗ stunden, worauf die auseinander gezogenen Corps Biwak zwischen Bollstädt und Schlotheim bezogen. An der Kritik betheiligten sich außer Seiner Majestät dem Kaiser die beiden kommandirenden Generale und Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, welcher an Stelle Seiner Majestät des Kaisers als oberster Schiedsrichter fungirte. Heute Morgen begab Sich Seine Majestät um 6 ½ Uhr zu Wagen über Bollstädt ins Manöverfeld und führte das IV. und XI. Armee⸗Corps gegen einen markirten Feind in der Richtung von Mühlhausen⸗Schlotheim auf Langensalza.

8. 8 ““

In Abänderung eines früheren Erlasses hat der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten neuerdings bestimmt, daß fortan Entwürfe zu Orgel⸗Neu⸗ bauten und Reparaturen, bei welchen Staats⸗ oder unter

spruch genommen werden, zur Superrevision nur dann einzureichen sind, wenn die Kosten mehr als 1500 betragen. Denjenigen Provinzial⸗ ꝛc. Behörden, denen für die Prüfung der Orgel⸗ Bauentwürfe ein in musiktechnischer Hinsicht geeigneter Sach⸗ verständiger ausnahmsweise nicht zur Verfügung steht, bleibt überlassen, diese Entwürfe auch dann dem Ministerium ein⸗ zureichen, wenn der Kostenanschlag die obengedachte Summe nicht erreicht.

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath im Mini⸗ sterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten Dr. Schneider hat sich nach Insterburg begeben

Das „Marine⸗Verordnungsblatt * veröffentlicht folgende Mittheilungen über Schiffsbewegungen (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort):

Vermessfhrzg. „Albatroß“. Wilhelmshaven 17/7. Weser. (Poststation: Norderney.) S. M. S. „Blücher“ Kiel. (Post⸗ station: Kiel.) S. M. Pefhrzg. „Bremse“ Kiel (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Bussard“, 25./8. Gibraltar 27./8 4./9. Port Said. 7./9. Aden. (Poststation: Sydney) S. M Av. „Greif“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Av. „Grille“ Kiel. (Post⸗ station: Kiel.) S. M. Krzr. „Habicht“ 1./7. Kamerun. 10/9. St. Thomé 14,/9. (Poststation: Kamerun.) S. M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Jacht „Hohenzollern“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. 1 30./8. St. Paul de Loanda 31 /8. Kamerun. (Post⸗ station: Kamerun.) S. M. Av. „Jagd“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Iltis“ 30./8. Newchwang 9./9. 10./9. Port Arthur 11./9. 12./9. Liukungtau 13/9. 13/9. Chefoo. (Poststation: Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley“ 31.8. Galatz 8,,9. 10/9. Konstantinopel (Poststation: Konstantinopel) S. M. S. „Luise“ Kiel. Poststation: Kiel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Av. „Meteor“ Kiel. (Post⸗ sjation: Kiel.) S. M. Krzr. „Möwe“ 29./5. Sansibar. (Post⸗ station: Sansibar.) S. M. S. „Moltke“ 24/8. Teneriffa 30 /8. 6/9. Porto Grande (Cap Verdische Inseln) 18/6. Bahia. (Post⸗ station: Bahia.) S. M. Brigg „Musquito“ 31/8. Saßnitz. 3./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Fhrzg. ⸗Nachtigal“ Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Vermessfhrzg. „Nautilus“ 25./8. Stralsund 31./8. 5./9. Kiel 7./9. 8./9. Arcona 11,/9. Saßnitz 13/9. 13,/9. Swinemünde 14/9. (Poststation: Swinemünde.) S. M. S. „Nixe“ Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. Fhrzg. „Otter- Kiel. (Poststation: Kiel.)

.M. Minenschulschiff „Rhein“. Kiel. (GPoststation: Kiel.) M. Krzr. „Schwalbe“ 2./7. Sansibar (Poststation: Sansibar.) M. Krzr. „Sperber“ 6./6. Apia (Poststation: Apia.) S. M. „‚Stosch“ Kiel (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 18./8. Amoy 19/8. 24./8. Canton. (Poststation: Hongkong.) Kreuzer⸗Geschwader. S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff), S. M. S. „Alexandrine“: 8./8. Coquimbo. 8. Val⸗ paraiso. (Poststation: Valparaiso.) S. M. S. „Sophie“ 8. Valparaiso 6/9. 10/9. Mollendo 11./9. Coquimbo. (Poststation: Valparaiso.) Manöverflotte: 1. Division. (Manöver⸗Geschwader): S. M. S. „Baden“ (Flaggschiff), S. M. S. „Bayern“, S. M. S. „Oldenburg“, S. M. Pzfhrzg. „Siegfried“ S. M. Av. „Zieten“ Kiel 4/9. 6,/9. Zoppot 8./9. 10,/9. Saßut 11./9. 12./9. Kiel 14//9. (Poststation Kiel.) 2. Division (Nebungs⸗Geschwader): S. M. S. „Kaiser“ (Flaggschiff), S. M. S. „Deutschland“, S. M. S. „Friedrich Carl“, S. M. S. „Preußen S. M. Av. „Pfeil“, Kiel. 6 /9. Zoppot 8./9. 10,/9. ßni 11/9. 12/9. Kiel 14./9. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“ 8./8. Kiel. (Poststation: Kiel.) 3. Division (Torpedoboots⸗Flottille): S. M. Av. „Blitz“ (Flottillenfahrzeug), S. M. Trpdodivboot „D. 6“, S. M. Trpdoboote „S. 50¼, „S 51“, H88. 8.6 56 S. M. Trpdodivboot „D. 3“, M. Trpdoboote „S. 34“‧, „S. 35“‧, „S. 36“˙, „S. 38“, „S. 40‧, S. 41*, S. M. Trpdodivboot „D. 2*, S. M. Trpdoboote „S. 1 , S. 37, .4 8.16861 Zoppot 8/9. 10./9. Saßnitz 11/9. 12,/9. Kiel 14 /9. (Poststation: Kiel.) Panzerfahrzeugs⸗Flottille: S. M. Pzfhrzg.⸗Mücke“, „Chamae⸗ leon“, „Salamander“, „Viper“ 8./9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) Ablösungstransporte: 1) für S. M. Krzr. „Sperber“ Heimreise mit dem Reichs⸗Postdpfr.: Apia 19.,8. 28/8. Sydney 9./9. Bremerhaven. 2) für das Kreuzer⸗Geschwader (S. M. S. „Alexandrine“ ganze Besatzung —, S. M. S. „Leipzig“ und „Sophie“ Besatzungstheile) mit dem Dpfr. „Krimhild“ der Deutschen Dampfschiffsrhederei zu Hamburg; Heimreise: Coquimbo 16/8. 1,/9. Montevideo. 15./9. St. Vincent (Cap Ve Wilhelmshaven. 8 1“

2

]-

Königsberg, 18. September. Nach Trakehnen ist wie die „Ostpr. Ztg.“ mittheilt, die offizielle Nachricht gelangt daß Seine Majestät der Kaiser am 22. September Morgens, über Stettin, Dirschau, Königsberg kommend, daselbst eintreffen und Sich alsbald zu Wagen nach dem Jagd⸗ schloß Rominten begeben werde.

Stettin, 18. September. Seine Majestät der Kaiser trifft, wie die „Ostsee⸗Ztg.“ meldet, am 21. d. M. hier ein, um der Grundsteinlegung der Kirche in Bredow und dem Stapellauf des Panzerschiffs A beizuwohnen.

Erfurt, 18. September. Der Ober⸗Bürgermeister hat nach der „Magd. Ztg.“ folgende Bekanntmachung ver⸗ öffentlicht: 11 Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben die Gnade gehabt, mir zu wiederholten Malen Allerhöchstihre volle Zufriedenheit mit der Aufnahme in unserer Stadt auszusprechen und den zum festlichen Empfange Ihrer Majestäten getroffenen Vor⸗ kehrungen, wie der musterhaften, von echt patriotischem Geiste ge⸗ tragenen Haltung aller Bevölkerungsschichten uneingeschränktes Lob zu zollen. Seine Majestät der Kaiser hat mir überdies den Be⸗ fehl ertheilt, der gesammten Bürgerschaft den Königlichen Dank und die Anerkennung des Erlauchten Herrscherpaares zu über⸗ mitteln. Indem ich mich des Allerhöchsten Auftrages hierdurch ent⸗ ledige, bege ich die Ueberzeugung, daß der durch denselben zum Aus⸗ druck gebrachte erneute Beweis der Kaiserlichen Huld und Gnade in den Herzen aller Bürger den freudigsten Widerhall finden und mit dem Andenken an die soeben zu Ende gegangenen hberrlichen, durch keinen Mißklang getrübten Feiertage für alle Zeiten in dankbarer Erinnerung behalten werden wird. Erfurt, den 17. September 1891 8

Der Ober⸗Bürgermeister.

o““ .““

München, 18. September. Zu den Handels⸗ 114““ mit Italien schreibt die „Allg. g.“:

28 Wir erfahren aus guter Quelle, daß auch jetzt, nach den ersten Sitzungen der zweiten Lesung, kaum mehr als frühber über den günstigen oder ungünstigen Stand der Dinge zu sagen ist. Das Maß der gegenseitigen Zugeständnisse wird sich erst allmählich bei Vornahme der einzelnen Positionen, nach geschebener Ab⸗

Verwaltung des Ministeriums stehende Stiftungsfonds in An⸗

wägung, ergeben, eventuell muß Einzelnes zur Erledigung

für die dritte Lesung zurückgeschoben werden. Es ist sehr begreiflich, wenn auch nur unter sich die Herren Delegirten Oester⸗ reich⸗Ungarns, Italiens und Deutschlands nicht alsbald alle ihre Karten aufdecken. Nach außen hin wird die strengste Diskretion gewahrt. Wir müssen deshalb auch bezweifeln, ob die verschiedenen Blättern von Mailand gemachten Mittheilungen, Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn scheinen darauf verzich tet zu haben, die Dauer des Vertrages auf zwölf Jabre festzusetzen, und seien jetzt mit der von Jealien vorgeschlagenen sechsjährigen Dauer einverstanden, auch hätten dieselben ihre Forderungen betreffs der Gewebe und Maschinen erheblich herab⸗ gesetzt ob diese Kombinationen den thatsächlichen Verhält⸗ nissen entsprechen. Ebenso wenig lassen sich die allgemeinen Angaben über günstige Dispositionen der Italiener und Zu⸗ geständnisse ibrerseits kontroliren. Daß die Regierungen vom besten Willen, zu einer Einigung zu kommen, beseelt sind, ist selbstverständ⸗ lich, und daß etwas Ersprießliches zu Stande kommt, wird in ein⸗ geweihten Kreisen nicht im Geringsten bezweifelt; aber wann und wie weit, d. h. ob alle wirthschaftspolitischemn Abmachungen in dem gewünschten Umfang, ist noch nicht abzusehen Deshalb dürften auch die verschiedenen Andeutungen über baldige Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Schweiz, über Beginn von Ver⸗ handlungen mit Serbien, welch letztere dieser Tage von Wien aus für Mitte Oktober angekündigt wurden, u. A. einstweilen noch aller Sicherheit entbehren. Wir betonen übrigens, daß uns nichts ferner liegt, als pessimistische Anschauungen betreffs dieser hochbedeutsamen wirthschaftspolitischen Aktion. Nur scheint gegenüber den vielfach zu rosigen Meldungen über das glatte und schnelle Zustandekommen des Werks etwas kühles Blut angebracht.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Gotha, 18. September. „Goth. Ztg.“ zufolge, der Landtagsausschuß für die Herzogthümer Coburg und Gotha hier zusammen, um sich mit der Prüfung der Jahresrechnung über die gemein⸗

schaftlichen Einnahmen und Ausgaben der Herzogthümer auf

die Zeit vom 1. Juni 1889 bis Ende Juni 1890 zu beschäftigen. Deutsche Kolonien.

Ueber das Land Uhehe und seine Bewohner, die Wahehe, wo die Expedition von Zelewski überfallen wurde, bringt

die „Deutsche Kolonial⸗Zeitung“ folgende orientirende Mittheilung: Die Landschaft Uhehe gehört im Wesentlichen zu dem centralen

trägt. Nur ihre Westgrenze reicht bis zur Bergregion; die Uhungwe⸗ berge (oder Rubehoberge, eine südwestliche Fortsetzung der Usagara⸗ berge), scheiden nach Osten zu Uhehe von der Chutu und von der Landschaft Mahenge. Der Gebirgszug ist jedoch hier ein schmaler, sodaß man ihn von dem Nieder⸗

lande aus in drei Tagereisen durchschneiden kann und dann auf dem

Hochplateau in Ubehe angelanat ist. Diese drei Tage führen freilich derch eine wilde Bergscenerie, ein Gewirr zersägten Bergkanten; die Paßhöbe ist Meeresfläche mit prächtiger Aussicht. Wenn man eine Höhe von 4000 Fuß

das ganze übrige Uhehe mit dem südlich sich anschließenden tributären

Ubena einen Theil des centralafrikanischen Hochplateaus, welches in 8 Von den Reisenden, welche das Land Uhehe besucht haben und sehr froh waren, wenn sie Giraud,

einer Höhe von 4 bis 5000 Fuß liegt.

ihm den Rücken gekehrt hatten, Burton, Thomson, Graf Pfeil, wird es ziemlich übereinstimmend als grasreich, für

Viehzucht sehr günstig, nach afrikanischen Verhältnissen gut bevölkert geschildert Uhehe ist ungefähr von demselben Aussehen wie Ugogo, die Buschsavanne überwiegt, größere zusammenhängende Waldungen

kommen nur an den Abhängen der Rubehoberge vor, Klima ist in Folge der bewegt sich oft zwischen

und das

den Extremen von Hitze und Kälte

Die Wahehe, Wahenge, Waboni und wie diese Völkerstämme alle

heißen, sind kriegerische Räubervölker, mit den Sulus verwandt, und werden gemeinhin von den Suaheli als Mafiti, d. h. Krieges, bezeichnet. rung Ost⸗Afrikas geschoben und bedrängen ihre schwächeren Nachbarn oft auf eine furchtbare Weise. gut entwickelte Rasse, tapfer, wie schon seiner Zeit der Strauß, welchen Herr von Gravenreuth mit ihnen auszufechten hatte, zeigt, und, weil sie mit blanker Waffe vorgehen, durchaus keine ver-

ächtlichen Gegner, zumal da sie auch unter einer straffen militärischen

Organisation stehen und der Wille des Häuptlings, wenn es sich um Expeditionen handelt, niemals durchkreuzt wird. Wenn die Zeit der Ernte herannaht, pflegen sie ihre Raubzüge nach Urori, Usango und Usagara zu beginnen und besonders bat das letztere Land von ihnen

so zu leiden gehabt, daß die Grenzbewohner ihre Dörfer auf un⸗ zugänglichen Plätzen angelegt haben. Sie waren stets gute Geschäfts⸗- freunde der Araber, denen sie die gefangenen Weiber und Kinder ver⸗

kauften. Trotz der ihnen durch Gravenreuth gegebenen Lektion hatten

sie doch wieder die Karawanenwege nach Mpwapwa unsicher gemacht

aber nach den amtlichen Berichten von März⸗April war es Chef 8

Ramsav gelungen, von den Wahehe einen Tribut und Rückgabe de geraubten Menschen zu erlangen. Doch dürfte Ramsay nur mit einem Trupp der Wahehe zu thun gehabt haben, zumal er die Ordnung der Verhältnisse mit einer Compagnie durchzusetzen im Stande war. Der Commandeur der Schutztruppe sah sich jedenfalls der Hauptmacht gegenüber, welche auf mehrere Tausend Krieger zu schätzen ist.

1

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 19. September. Gestern begannen, wie die „Pol. Corr.“ meldet, die gemeinsamen Minister⸗ berathungen über das gemeinsame Budget. Denselben wohnten der Minister des Aeußern Graf Kälnoky, der österreichische Minister⸗Präsident Graf Taaffe, der ungarische Minister⸗Präsident Graf Szapary, der Reichs⸗Kriegs⸗Minister von Bauer, der Chef der Marinesektion Freiherr von Sterneck, der öster⸗ reichische Finanz⸗Minister Dr. Steinbach, der ungarische Finanz⸗Minister Weckerle, der ungarische Minister am Hoflager des Königs von Szögyenyi und der öͤsterreichische Ackerbau⸗Minister Graf Falkenhayn bei. Der Reichs⸗Finanz⸗Minister von Kallay nahm wegen des Todes seiner Tochter an den Berathungen nicht Theil. Der „Budapester Corr.“ glaubt, es habe sich bereits herausgestellt, daß die Steigerung der Lebensmittel⸗ preise jedenfalls einen, wenn auch nicht großen Nach⸗ tragskrebit erfordern werde. Ein bedeutendes Mehrerforderniß werde auch durch die Erzeugung rauchschwachen Pulvers ver⸗ ursacht werden. Die Vergrößerung der Cadres soll in der Konferenz eingehend erörtert worden sein.

Zu den Demonstrationen in Agram bemerkt der „Nemzet“:

Die Spalatoer Sancho Pansas und Agramer Don Quixotes“ ve

gessen, daß Kroatien steis nur als Bestandtheil Ungarns be⸗ standen hat, ebenso wie das „kroatische Staatsrecht“ stets nur ein Bestandtheil des ungarischen Staatsrechts war. Die Forderung nach Einverleibung Dalmatiens sei ungereimt und ein Hirngespinnst, ob sie nun im Namen des kroatischen oder im Namen des ungarisch⸗kroatischen Staatsrechts erboben werde. Ernste kroatische Politiker müßten gegen die Entartung des Chauvinismus pro⸗

testiren, sonst könnten ernste Zeiten über Agram hereinbrechen,

liche Demonstrationen wiederholten und erwiesen werde, daß slavi sche

nisation will von allem Parteihader frei sein und eine unab⸗ hängige Stellung einnehmen, doch gilt es als gewiß, daß die

Am 24. d. M. tritt, der

Hochplateau, dessen Eigenschaften sie vollständig und typisch an sich

Landschaft

von Spitzen und 6700 Fuß über der . in jedoch nur G öerreicht hat, tritt schon eine empfindliche Kälte ein; hat man die Bergregion hinter sich, so bildet

hohen Lage des Landes gesund, aber

. als Leute des Sie haben sich wie ein Keil in die Bantubevölkev-

Die Wahehe sind eine körperlich

Besprechung mit dem Artillerie⸗Direktor General Salcedo ent⸗

über Agram, sondern über die sämmtlichen Slaven

nicht nur Wenn sich in Agram oder in Prag ähn⸗

der Monarchie.

Bestrebungen auf allen Pankten der Monarchie Faktoren der Schwäche und der Dissolution bildeten, die im Gegensatze zu den Interessen der Monarchie ständen, dann müsse einꝛ Aenderung in der ungar ischen und in der österreichischen inneren Politik eintreten, damit die äußere Politik um so erfolgreicher sein könne. Großbritannien und Irland.

London, 18. September. Unter dem Vorsitz des Feniers O' Leary und im Beisein zahlreicher irischer Literaten und Männer des öffentlichen Lebens fand, wie die „A. C.“ meldet, gestern in Dublin eine Versammlung zum Zwecke der Gründung einer Jung⸗Irland⸗Liga statt. Die neue Orga⸗

Liga Hrn. Parnell unterstützen wird, da die Mehrheit ihrer Gründer zu Parnell's Banner schwört. Wie O'’Leary erklärte, soll die Liga die Diktatur jedes Mannes oder jedes Glaubens oder jeder Klasse in Irland bekämpfen.

Frankreich.

1

Paris, 19. September. Der Präsident Carnot brachte bei einem Banket in Reims einen Toast aus und hob in demselben, wie „W. B.“ berichtet, hervor, Frankreich abe seine Stellung in der Welt wiedererrungen, seine Armee wiederhergestellt. Die Erinnerungen an die Kämpfe vergangener Tage müßten heute schwinden.

rankreich wünsche, daß die Republik die lebendigen

räfte des Landes sammle und einige, um einer festen und liberalen, ruhigen und entschlossenen, würdigen und friedlichen Politik zu folgen, deren Erfolge ersichtlich seien. Die Wünsche des Landes gingen auf Beruhigung und Vertrauen.

Der Minister des Auswärtigen Ribot hat nach der „Köln. Ztg.“ dem Geschäftsträger Chinas eine Note zugestellt, in welcher Frankreich von der chinesischen Regierung nachdrückliche Maßregeln fordert, um neuen Unruhen und Angriffen auf französische Staatsangehörige vorzubeugen. Der „Temps“ theilt mit, eine Note ähnlichen Inhalts habe England dem chinesischen Vertreter übermittelt.

Gleich anderen Blättern tritt die „Liberté“ für ein ge⸗ meinsames Vorgehen der Mächte gegen China ein. Die Mächte müßten China beweisen, daß das civilisirte Europa

in der Vertheidigung seiner gemeinsamen Interessen und

Rechte einig sei.

Italien.

Rom, 19. September. Das italienische Mittel⸗ meer⸗Geschwader, bestehend aus vier Panzerfregatten, ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern in Salonichi vor Anker gegangen. 1

Der Minister⸗Präsident di Rudini hat nach der „Köln. Ztg.“ den 14. Oktober für seine Programmrede in Mailand gewählt. Auch der Finanz Minister wird dabei zugegen sein.

Der König von Rumänien steattete, wie aus Pallenza gemeldet wird, der Königin von Italien in Stresa einen Besuch ab. Das Befinden der Königin von Rumänien zeigt eine leichte Besserung.

Nach dem „Osservatore Romano“ wohnten den heutigen Beisetzungsfeierlichkeiten für den Kardinal Rotelli in der Kirche „Sainte Marie“ in Traspontina zwölf Kardinäle, der französische Botschafter, mehrere Prälaten und eine große Volksmenge bei. 8

Die Polemik gegen den „Osservatore Romano“ wird von der „Köln. Volks⸗Ztg.“ fortgesetzt. Sie be⸗ kämpft namentlich entschieden die Auffassung, als ob die Polemik gegen den „Osservatore Romano“ in letzter Linie auf den Papst fallen und daher maßvoller geführt werden müsse. Die Unterscheidung zwischen der päpstlichen Politik und den Auslassungen des „Osservatore“ sei unbedingt festzuhalten; in der scharfen Bekämpfung der letzteren seien die deutschen Katholiken einig. Weiter schreibt die „Köln. Volksztg.“:

Wir werden nicht aufhören, gegen jede den Dreibund bekämpfende und eine Voreingenommenheit für Frankreich verrathende Auslassung der in Rede stehenden römischen Blätter Einspruch zu erheben, nicht nur weil dies unsere patriotische Pflicht ist, sondern auch weil wir klar erkennen, daß das kirchliche Interesse durch derartige Kund⸗ gebungen schwer geschädigt wird und früh oder spät namentlich den deut⸗ schen Katholiken daraus neue und sehr ernste Gefahren erwachsen können ... Die Wortführer der deutschen Katholiken haben bisher ausnahmslos die gleiche Richtung vertreten, in Rede und Schrift der ganze katholische Journalisn us wie Freiherr von Schorlemer⸗Alst in Düsselvorf und Graf Ballestrem in Danzig. Wir wissen, daß der apostolische Stuhl vor Allem die religiösen Interessen der seiner Obhut anvertrauten Völker im Auge hat, daß er alle Glieder dieser Kirche, gleichviel welcher Nation und welchee Rasse sie angehören, mit gleicher Sorge und Liebe umfänat, weil eben der Papst das Oberhaupt der ung sancta catholica ecelesia des weiten Erdkreises ist. Und gerade weil die Artikel des „Osser⸗ vatore Romano“ mit ihren Phantasien über den besonderen kirchlichen Beruf Frankreichs gegen den universalen Charakter des Katholizismus ver⸗ stießen, haben sie von vornherein eine so scharfe Zurückweisung in der gesammten deutschen katholischen Presse gefunden. Nicht blos weil wir deutsche Katholiken sind, sondern weil wir überhaupt ka⸗ tholisch denken und fühlen, lassen wir uns Kundgebungen wie diejenigen des „Osservatore“ nicht gefallen.

Spanien.

San Sebastian, 17. September. Nach einer längeren schied sich, wie die Wiener „Presse“ erfährt, der Minister⸗ Präsident Canovas für die Einführung des preußischen Mauser⸗Gewehres in der spanischen Armee.

Niederlande.

Haag, 18. September. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer legte nach einer Meldung des „W. T. B.“ der Finanz⸗Minister Dr. Pierson das Budget für das Jahr 1892 vor. Nach demselben stellen sich die Ein⸗ nahmen auf 127 600 000 Fl., die Ausgaben auf 130 000 000 Fl., es ergiebt sich demnach ein Defizit von 2 400 000 Fl., welches durch einen Mehrertrag der Steuern seine Deckung finden dürfte. Der Posten von 5 Mil⸗ lionen Fl., zur Demonetisirung des Silbers bestimmt, ist in das Budget richt mit aufgenommen worden, da der Minister der Ueberzeugung ist, daß eine Demonetisirung im Jahre 1892 nicht erforderlich sein wird. Die Ausgaben für öffentliche Arbeiten und zu Kriegszwecken haben in dem Budget eine Verminde⸗ rung, diejenigen für den öffentlichen nterricht dagegen eine Erhöhung erfahren. Im Vorjahre stellte sich das Deftzit auf 36 Millionen Fl. Es werden Maßregeln getroffen welden, diesem Fehldetrage gänzlich oder theilweise zu be⸗ gegnen. Zum Schluß machte der Minister Mittheilung

Türkei.

Konst antinopel, 18. September. Der Sultan hat, wie „W. T. B.“ meldet, dem franzöfischen Minister des Aus⸗ wärtigen Ribot den Groß⸗Cordon des Osmanié⸗Ordens, der Gemahlin des Ministers den Schefakat⸗Orden verliehen. Die „Neue Freie Presse“ erfährt, der Sultan habe durch einen Flügel⸗Adjutanten dem bisherigen Großvezier Kiamil Pascha eine Anweisung auf eine Pension von 30 000 Piaster monatlich als einen Beweis seines Kaiserlichen Wohlwollens zugehen lassen.

Nach einer Meldung des „Temps“ wurden bei der Ein⸗ fahrt des französischen Dampfers „Amérique“ in den Hafen von Salonichi die abgegebenen üblichen Salut⸗ schüsse von den englischen und türkischen Schiffen erwidert, von den italienischen jedoch nicht. Auch der zweite Salutschuß sei von italienischer Seite unerwidert ge⸗ blieben. Der französische Botschafter in Konstantinopel sei von dem Vorfall verständigt worden.

Serbien. Belgrad, 18. September. Dem zufolge soll der frühere Minister⸗Präsident Gruic an Stelle Novakovic' zum serbischen Gesandten in Constantinopel ernannt werden.

Dänemark. Kopenhagen, 19. September. Wegen bedenklicher Erkrankung der Großfürstin Paul sind dem „W. T. B.“ zufolge der König und die Königin von Griechenland heute von Fredensborg via Gjedser abgereist; der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sowie der König und die Königin von Dänemark gaben denselben bis Kopen⸗

1“ das Geleit und kehrten alsdann nach Fredensborg zurück. (F) Nach dem letzten Verzeichnisse über freiwillige Beiträge zur Vertheidigung des Vaterlandes sind bis jetzt 1 683 777 Kronen eingegangen.

Amerika.

Mexiko. In seiner bei Eröffnung des Kongresses verlesenen Botschaft theilte telegraphischer Meldung zufolge Präsident Diaz der Volksvertretung Folgendes über die wirthschaftliche Entwickelung Mexikos mit: Die diplomatischen Beziehungen mit den fremden Na⸗ tionen sind ausgezeichnet. Mit Italien und San Domingo sind Handelsverträge abgeschlossen worden. Seit Monat März wurden 400 neue Minen auf⸗ geschlossen. Der Baumwoll⸗ und Weinbau, wie auch die neu eingeführte Seidenraupenzucht entwickeln sich günstig. Die Länge der im Betriebe befindlichen Eisenbahnen bet ägt 10 100, die der föderalen Telegraphen 32 200 km. Die Hafenarbeiten in Vera⸗Cruz und Tampico werden ohne Unterbrechung fort⸗ gesetzt. Die Zolleinnahmen haben im abgelaufenen Wirth⸗ schaftsjahre wieder um 1 Million Dollars mehr eingetragen. Die Staatseinnahmen decken die Kosten der Verwaltung und den regelmäßigen Dienst der ganzen äußeren und inneren Schuld. Handel und Industrie entwickeln sich kräftig, aber ohne Ueber⸗ hastung. Die Banken dehnen ihre Operationen bedeutend aus, gleichwohl ist der Baarschatz der Nationalbank noch immer größer, als deren im Umlauf befindliche Noten.

Canada. Im canadischen Unterhause lenkte, der „A. C.“ zufolge, am 16. d. M. der Abgeordnete Me Dougall die öffentliche Aufmerksamkeit auf den von der Presse ver⸗ öffentlichten Bericht, daß die Russen canadische, auf dem Seehundsfang im Beringsmeer begriffene Bürger gefangen genommen haben. Er habe erfahren, daß sich eine Anzahl seiner eigenen Wähler unter den Gefangenen befänden, und er richte deshalb an die Regierung das Ansuchen, sich mit den Reichs⸗ behörden in Verbindung zu setzen, um die Freilassung der Gefangenen zu erwirken. Der Marine⸗ und Fischerei⸗Minister C. H. Tupper erwiderte, daß die Regierung bisher noch keine Bestätigung der Meldung empfangen habe. Sollten jedoch Canadier thatsächlich von Rußland zu Gefangenen ge⸗ macht worden sein, so würden unverzüglich Schritte zu ihrer Freigebung geschehen.

Argentinien. Buenos Aires, 19. September. Die Kammer ist laut Meldung des „W. T. B.“ in die zweite Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gründung einer Argentinischen Nationalbank, eingetreten. Es ist wahr⸗ scheinlich, daß die bereits im Senat angenommene Vorlage von der Kammer verworfen wird. Wie verlautet, geht die Regierung mit dem Plan um, eine neue Münzeinheit zu schaffen und das Papiergeld um 40 Proz. zu verringern.

Kunst und Wissenschaft.

Der Präsident der Phvsikalisch⸗technischen Reichsanstalt Pro⸗ fessor Dr. Hermann von Helmholtz hat an den Magistrat und die Stadtverordneten von Potsdam folgendes Dankschreiben gerichtet: ü

Hochgeehrte Herren! Ich sage Ihnen meinen tiefgefühlten Dank für die Ehre, die Sie mir angethan haben, indem Sie mich bei Gelegenheit meines siebzigsten Geburtstages zum Ehrenbürger meiner Vaterstadt erwählt haben. Ich habe in Potsdam eine glückliche Jugend verlebt, dabei die landschaft⸗ lichen Schönheiten seiner Umgebung im reichsten Maße genossen und geliebt und kehre auch jetzt noch manches Mal gern dahin zurück, um die alten Eindrücke wieder zu beleben. Auch glaube ich, daß dieser fröhliche und erquickende Verkehr mit der Natur, den die Umgebungen Potsdams dem Knaben und Jünglinge er⸗ laubten, von entscheidendem und günstigstem Einflusse für die Neigungen und Bestrebungen des Mannes gewesen ist. habe also ganz besonderen Grund, Ihnen dankbar und darüber er⸗ freut zu sein, daß Sie durch die auf mich übertragene Ehre das alte Band, welches mich mit meiner Vaterstadt verbindet, wieder Vhse, enhn und n Eö“ Eene gegeben haben.

hr sehr ergebener Mitbürger von Helmholtz.

8 Der Direktor der Königlichen Sternwarte in Berlin, Ge⸗ heime Regierungs⸗Rath Professor Dr. Förster ist von der gegen⸗ wärtig in Paris tagenden internationalen Maß⸗ und Gewichts⸗ kommission an Stelle des verstorbenen Generals Ibaneg einstimmig zum Vorsitzenden gewählt worden. Am Freitag stellte der Botschafts⸗ Rath von Schoen den Gewählten in dieser Eigenschaft dem Minister des Aeußeren Ribot vor.

Der Entwurf zu einer Straßenbrücke im Victoriapark auf dem Kreuzberge wird, wie wir dem „Centr Bl. d. Bauv.’“ ent⸗ nehmen, durch ein Ausschreiben des Berliner Architektenvereins zum Gegenstande einer Preisbewerbung unter den Mitgliedern desselben gemacht. Die Brücke soll dazu dienen, eine 9,5 m breite chaussirte Fahrstraße über den im genannten Parke in Ausführung begriffenen Wassersturz hinwegzuführen. Die Wahl des Baustoffes, Eisen oder Stein, ist freigestellt. Für die besten der

davon, daß ein Reformentwurf zur besseren Ausgleichung der Steuern in Vorbereitung sei.

3 8

zum 19. Oktober d. J. einzureichenden Entwürfe stehen zwei Preise

im Gesammtbetrage von 300 zur Verfügung; das Preisrichteramt wird durch den Landbau⸗Beurtheilungsausschuß des Vereins aus⸗ geübt werden.

Hochinteressante und äußerst ergiebige Ausgrabungen sind, nach einem Bericht der „Ostpr. Ztg.“ aus dem Sam lande, in den letzten Wochen von Hrn. Professor Lindemann und dem Kastellan des Provinzial⸗Museums Hrn. Kretschmann auf der Feldmark Langehnen per Pobethen gemacht worden. Hr. Kretsch⸗ mann, der schon öfters den Ausgrabungen unter dem ver⸗ storbenen Dr. Tischler beigewohnt hat, entdeckte auf einem umgepflügten Acker dunkler gefärbte Erde und stieß schon in geringer Tiefe auf ein großes Gräberfeld, aus dem bis jetzt über hundert Urnen mit werthvollem Inhalt ans Tageslicht gebracht sind. Darin befanden sich Fibulas, Perlen, darunter eine kostbare venetia⸗ nische, und andere Sachen aus der Zeit der alten Preußen. Des⸗ gleichen sind auch Schwerter, Lanzenspitzen ꝛc. aufgefunden worden. Das Alter des Gräberfeldes wird auf etwa 700 Jahre geschätzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cypern. Der Ober⸗Kommissar von Cypern hat Folgendes angeordnet: 1) Alle von Adalia und der Küste östlich und südlich davon bis ausschließlich Tripoli in einem Hafen oder Theile Cyperns mit Ausnahme des Hafens von Larnaka ankommen⸗ den Schiffe sind zurückzuweisen, wofern sie nicht in einem Zwischenhafen Quarantäne abgehalten haben und mit einem reinen Gesundheits- zeugniß versehen sind.

2) Die von Adalia und der Küste östlich und füdlich davon bis ausschließlich Tripoli in dem Hafen von Larnaka eintreffenden Schiffe unterliegen einer Quarantäne von mindestens zehn vollen Tagen, wofer sie nicht in einem Zwischenhafen Quarantäne abgehalten haben un mit einem reinen Gesundheitszeugniß versehen sind. Passagiere denen die Landung von derartigen Schiffen erlaubt wird, sin als in Quarantäne befindlich zu landen und haben wenigstens zeh volle Tage nach dem Verlassen des Schiffs in Quarantäne zu ver harren. Passagiergepäck und Waaren sind als unter Quarantäne stehen zu landen und auf Gefahr und Kosten des Eigenthümers oder Empfänger zu desinfiziren. Lumpen sind zurückzuweisen.

3) Alle in einem Hafen oder Theile Cyperns von Tripoli un der Küste südlich davon bis einschließlich Jaffa ankommenden Schiff sind einer strengen ärztlichen Untersuchung zu unterwerfen; je nach de Ergebniß der Untersuchung können derartige Schiffe von der Landun ausgeschlossen und nach Larnaka dirigirt werden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der beutigen Nummer dieses Blattes liegen die Winter⸗ ahrpläne der den Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu öln (rechtsrhein, und linksrhein.) unterstellten Eisenbahnlinien bei.

Bremen, 18. September. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra' ist gestern Nachmittag von Southampton nach New⸗York weitergefahren. Der Schnell⸗ dampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist gestern Nachmittag von New⸗ York kommend, in Southampton eingetroffen und nach der Weser weitergefahren. Der Dampfer „Köln“ ist heute von Antwerpen abgegangen.

19. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Preußen“, von Ost⸗Asien kommend, ist am 18 September Vormittags in Aden angekommen. Der Postdampfer⸗Stettin“ ist am 18. September Morgens mit der für Australien bestimmten Post von Brindisi nach Port Said abgegangen.

Hamburg, 18. September. (W. T. B.) Hamburg⸗ Amerikanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Dania“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗York eingetroffen.

London, 17. September. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ ist heute auf der Ausreise von London ab⸗ Fäsrssn⸗

F K

.Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist eute auf der Ausreise in Capetown angekommen. 8

Theater und Musik

Belle⸗Alliance⸗Theater.

Gestern Abend erlebte das prächtige Ausstattungsstück „Jung⸗ Deutschland zur See“ seine fünfzigste Aufführung unter den⸗ selben günstigen Auspizien, welche schon die erste Aufführung begleitet hatten. Das Haus war gut besetzt und folgte der Vorstellung mit sichtlichem Interesse. Bemerkenswerth war auch gestern wieder die Frische des Spiels aller mitwirkenden Künstler, von denen wir aufs Neue die Damen Willi Walden und Agnes Werner und die Hrrn. Stollberg, Swoboda und Seelen wegen ibres wirkungsvollen Humors mit besonderer Anerkennung erwähnen Den Höhepunkt des Abends bildete wieder das Derbyrennen in Capetown, welches, von drei tüchtigen Rennpferden ausgeführt, immer aufs Neue Staunen und Bewunderung erregt Dem lauten Beifall gesellten sich en als Jubiläumsgaben zahlreiche Blumenspenden für die Haupt⸗ darsteller.

In der Vorstellung der Oper „Zar und Zimmermann“ am Montag im Königlichen Opernhause sind die Damen Herzog und Lammert, die Hrrn. Philipp, Betz, Mödlinger und Krolop be⸗ schäftigt. In der Dienstags⸗Vorstellung der Oper „Carmen“ treten die Damen Rothauser, Weitz, Herzog und Dietrich, die Hrrn. Roth⸗ mühl, Bulß, Schmidt, Lieban und Krasa auf.

„Was ihr wollt“, das seit dem Abgange von Clara Meyer ge⸗ ruht hat, wird am Sonntag im Königlichen Schau⸗ spielhause wieder aufgenommen werden. Die Olivia ist in den Besitz des Frl. Tondeur übergegangen. sr. von Hochen⸗ burger spielt die Viola. Frl. Lindner dürfte erst in einigen Wochen von ihrer Verletzung ganz hergestellt sein. Der der Auf⸗ führung des Feing⸗ am Mittwoch vorausgehende Prolog wird von Hrn. Arndt und Frl. Pogge gesprochen werden. 1

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 20, bis 26. September lautet: Sonntag: „Don Juan“. Montag: „Zar und Zimmermann“. Dienstag: „Carmen“. Mittwoch: „Die Hochzeit des Figaro“. Donnerstag: „Fra Diavolo“. Freitag: „Tann⸗ häuser“. Sonnabend: „Ein Maskenball“. -

Für das Schauspiel: Sonntag: „Was ihr wollt“. Montag: „Der neue Herr“. Dienstag: „Minna von Barnhelm“. Mittwoch: Prolog. Neu einstudirt: „Zriny-. Donnerstag: „Der Gastfreund“. „Die Argonauten“. Freitag: „Medea“. Sonnabend: „Was ihr wollt“.

Im Deutschen Theater wird morgen „Der blaue Brief“ und am Montag „Wildfeuer“ gegeben. Der weitere Spielplan dieser Woche ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag: „Der blaue Brief“, Mittwoch: „Faust“, Donnerstag: „Der blaue Brief“, Freitag: „Das Wintermärchen“, Sonnabend: „Der blaue Brief. . 1

Der Spielplan des Berliner Theaters für die nächste Woche verzeichnet am Mittwoch, dem hundertsten Geburtstage Theo⸗ dor Körner's, wie schon gemeldet, eine besonders festliche Veranstal⸗ tung Ernst von Wildenbruch's vaterländisches Drama „Väter und Söhne“ geht an diesem Abend zum ersten Mal in Scene. Die Vorstellung, welche zu Gunsten des Denkmalfonds für die vaterländischen Dichter stattfindet, wird durch einen auf die Bedeutung des Tages bezüglichen, von Ernst von Wilden⸗ bruch gedichteten, von Ludwig Barnay gesprochenen Prolog einge⸗ leitet. Am Freitag in der 4. Abonnementsvorstellung wird das Drama „Väter und Söhne“ wiederholt. Morgen kommt Nachmittags „Julius Cäsar“, Ahends „Ein Tropfen Gift“ zur Aufführung. Am Montag wird Hr. Hans Schiffmann als Melchthal in Schiller's „Wilhelm Tell“ erstmalig auftreten. Am Donnerstag wird „Tell“ wiederholt. „Die Neuvermählten“ und „Jugendliebe“ gehen am Dienstag und

Sonnabend in Scene.