Es kann das nach dem Ausfall der Untersuchungen über das
nehmen, denn begrifflich sind die Warrants (Lagerscheine) das Allgemeine, die Checks (Zahlungs⸗ anweisungen aus einem Depot) das Besondere. Das Lagerschein⸗ wesen ist in Deutschland noch sehr wenig entwickelt, aber der Ver⸗ fasser glaubt, ohne seinerseits zu große Hoffnungen auf das Institut nach seiner gesetzlichen Regelung zu setzen, doch an eine bedeutende und segensreiche Förderung desselben durch diese Regelung.
Es würde zu weit führen, alle Aufsätze hier ihrem Wesen nach darzulegen; es mag genügen, sie alle als werthvolle Untersuchungen eines feinsinnigen Juristen zu charakterisiren, der, mitten im wirthschaftlichen Leben stehend, aus einer selten reichen Er⸗ fahrung und gleichsam von einem etwas erhöhten Beobachtungsstand⸗ punkt aus, die im wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Leben zu Be⸗ deutung gekommenen Erscheinungen mit ruhigem Erwägen und Ab⸗ messen, urtheilend und entscheidend, behandelt. 1“
Checkwesen nicht Wunder
Zur Lage der Handweber. 8
Aus Schweidnitz schreibt man der „Schlesischen Morgen⸗ Zeitung“: In der letzten Handelskammersitzung wurde eingehend über die Einführung der Wollweberei in Leutmannsdorf berichtet. Diese begegnet mancherlei Schwierigkeiten auch von Seiten der durch die Sozialdemokratie verhetzten Weber selbst. Bei der Firma Beer in Liegnitz sind gegenwärtig 20 Stühle in Thätigkeit, auf denen wollene Zephyrtücher gearbeitet werden, und 20 andere Stühle werden demnächst zur Aufstellung kommen; außerdem arbeiten 6 Jacquard⸗ Maschinen. Auch im Neuroder Gebiet geht man mit der Absicht um, die Fabrikation wollener Zephyrtücher einzuführen. Als ein dringendes Bedürfniß wurde die Errichtung einer Appreturanstalt und Färberei bezeichnet. “ 3
Zur Arbeiterbewegung.
Nachdem der Bergmann Schröder aus Gelsenkirchen am Donnerstag in Dudweiler einen Vortrag gehalten hatte (vgl. Nr. 215 d. Bl.), beabsichtigte er der „S.⸗ u. Bl.⸗Ztg.“ zufolge am Freitag in Neunkirchen in einer Versammlung zu sprechen; diese Versammlung kam aber wahrscheinlich aus Mangel eines Ver⸗ sammlungslokals nicht zu Stande.
Wie aus Altona telegraphisch gemeldet wird, hat der Aus⸗ stand der dortigen Seiler und Reepschläger nach einer Dauer von 25 Wochen sein Ende erreicht. Die von den Ausständigen ge⸗ forderte Abkürzung der täglichen Arbeitszeit um eine Stunde wurde nicht durchgesetzt; dagegen haben die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung zugestanden.
In Leipzig wurde, wie das „Chemn. Tabl.“ berichtet, in einer öffentlichen Bezirksversammlung der Sozialdemokraten Alt⸗ Leipzigs am Freitag die Gründung eines sozialdemokratischen Vereins beschlossen, der die Interessen der sozialdemokratischen Partei in jeder Beziehung wahrnehmen, namentlich Versammlungen veranstalten, sozialdemokratische Schriften verbreiten und sich rege an der sozialdemokratischen Agitation betheiligen soll. Die Ausarbeitung eines Statuts wurde einem provisorisch gewählten Vorstande über⸗ tragen. — Etwa 150 in Leipziger Geschäffen thätige Markthelfer hatten sich der „Lpz. Z.“ zufolge am Donnerstag versammelt, um Bericht über die Thätigkeit des vor einem Jahre gegründeten Gewerk⸗ schaftskartells, in dem auch die Markthelfer durch zwei Delegirte vertreten sind, entgegenzunehmen und wieder zwei Personen mit der Vertretung der Markthelfer beim Gewerkschaftskartell zu beauftragen. Da die Vereinigung der Markthelfer im Ganzen nur 70 ℳ an Unter⸗ stützungsgeldern an das Gewerkschaftskartell abgeliefert hat, soll in einer späteren Versammlung die Errichtung eines Unterstützungsfonds beschlossen werden, damit gemaßregelte und ausständige Arbeiter ge⸗ nügend Unterstützung erhalten können.
In Brünn und Hohenberg treten, wie der „Vorwärts“ mittheilt, die Feilenhauer in eine Lohnbewegung ein.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 6. September bis inkl. 12. September cr. zur Anmeldung gekommen: —8 he. 1002 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 695
erbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Internationale Kunstausstellung in Berlin. XIII.
Architektur — Skulptur — Graphische Künste — Kunstgewerbe.
L. K. — Am gestrigen Sonntag, der noch eine große Besucherschaar in unsere Ausstellung führte, ist dieselbe ge⸗ schlossen worden. Wenn wir heute noch in einem kurzen Ueber⸗ blick über die nicht spezifisch malerischen Leistungen der dies⸗ jährigen Kunstschau berichten, so erfüllen wir damit die Pflicht der Gerechtigkeit. Das Hauptinteresse des Publikums freilich hat sich den Schöpfungen der Malerei auch diesmal fast ausschließlich zugewandt, während z. B. die Architektur ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde. Weiteren Kreisen fehlt auch die für das Verständniß architektonischer Entwürfe nothwendige Vorbildung, und es hat stets seine Bedenken, das Publikum zum Schiedsrichter in baukünstlerischen Fragen v“ Wir begnügen uns daher an dieser Stelle mit einem knappen Umriß der gegenwärtigen architektonischen Strömungen. Nach wie vor beherrscht die Hochrenaissance mit ihren mächtigen Formen, einfachen, aber kräftigen Gliederungen und dem Streben nach prachtvoller Massenwirkung die Ein⸗ bildungskraft unserer Profanarchitekten. Insbesondere für den festlichen Charakter moderner Monumentalbauten, wie Theater, Concerthaus, Palast und in Verbindung mit der Sculptur bei dem Entwurf nationaler Denkmäler wird dieser Stil bevorzugt. Recht gelungene Schöpfungen der Art hat der Erbauer des Stadttheaters in Halle, Seeling in Berlin, ausgestellt; aber auch Hülse’s Concerthaus in Hamburg, Ehemann's Volksoperprojekt für Berlin und die zur Genüge bekannten Denkmalsentwürfe von Bruno Schmitz, Rieth's dekorative Kompositionen und das Domhotel der Firma Kayser und von Großheim können als Beleg für diese Charakteristik genannt werden. Die in breiter malerischer Skizze gegebenen Innendekorationen von Emanuel Seidl und Ferdinand Wagner in München ergänzen dieses Bild. Der Privatbau, insbesondere die Villenarchitektur, hüält sich mehr an die knapperen Formen der französischen und deutschen Frührenaissance, oder sucht in Anlehnung an englische Vor⸗ bilder den Charakter des schlichten Landhauses mit malerischer Ausnützung der Umgebung zu betonen. Hier seien besonders reizende Villenentwürfe für Dresden und Potsdam erwähnt.
In der kirchlichen Baukunst überwiegen durchaus die frühgothischen oder die gedrungenen romanischen Formen bei durchgehend erkennbarem Verzicht auf die phantastische Dekoration dieser Stilarten. Dem leider zu früh verstorbenen Wiener Dombaumeister Hans von Schmid, wohl dem konsequentesten unter den Neugothikern unserer Tage, ist in dem kleinen gothischen Einbau des östlichen Umganges des Ausstellungspalastes, eine Art Gedenkkapelle errichtet. Aber auch die deutschen Kirchenbaumeister dieser Stilrichtung — wir nennen nur Orth, Otzen, Stier⸗Hannover und Carl Weise⸗Apolda — sind trefflich vertreten. Unter den fremd⸗ indischen Nationen zeichnet sich insbesondere England
durch Selbständigkeit der Bauphantasie aus. Freilich bewegt es sich streng in den Bahnen des einmal angenommenen Stiles; für Kirchen und große Volksbauten ist noch immer der gothische Perpendikularstil beliebt, die Schlösser und Villen tragen alle mehr oder weniger einen ernsten burgähnlichen Charakter, und das den besonderen Lebensgewohnheiten Albions angepaßte schmalgieblige Familienstadthaus, das neuerdings auch auf dem Kontinent Nachahmung findet, ist ebenfalls als eine eigenartige Schöpfung des englischen Baugeistes bereits bekannt. Nicht un⸗ interessant ist auch die streng nationale Haltung der russischen Architektur mit ihren moskovitischen Kuppel⸗ bauten, Zwiebelthürmen und der Buntfarbigkeit des Außenbaues. Japan, das früher so eifersüchtig über die seiner Kultur und Kunst wachte und, nachdem einmal die Schranke gegen das Ausland gefallen, unsere europäische Kunst und insbesondere das Kunstgewerbe nach den verschiedensten Richtungen befruchtete, hat für seine Regierungsbauten be⸗ kanntlich die Berliner Firma Ende und Böckmann ge⸗ wonnen, deren Entwürfe sich nur zum Theil dem einheimisch japanischen Baustile anpassen, während der europäischen In⸗ stitution des Parlaments auch die europäischen Formen des für diese Körperschaft errichteten Palastes sich anpassen.
Die Skulptur, die neuerdings in ihren monumentalen Schöpfungen der Mitwirkung der Baukunst kaum noch ent⸗ rathen kann, bevorzugt, dem Stile der Hochrenaissance sich an⸗ passend, die volle kühne Formengebung des Cinquecento ohne deren klassizistischen Beigeschmack; in malerischer Richtung geht sie über alle bisherigen Stilgattungen hinaus, die zeitweise künstlich aufgeregee Strömung zu Gunsten bildnerischer Polychromie scheint indessen im Abnehmen begriffen. Daß daneben, insbesondere in der Porträtskulptur, der kräftigste Naturalismus zu Worte kommt, bedarf kaum besonderer Erwähnung. Unter den aus⸗ stellenden Ländern nimmt unbestritten Belgien den hervor⸗ ragendsten Platz ein. Ein in so großem wahrhaft monumen⸗ talen Stil gehaltenes Denkmal, wie das P. de Vigne's für die Helden der Sporenschlacht, Breidel und Conine, wird man in der zeitgenössischen Skulptur vergebens zum zweiten Male suchen. Trotz seiner monumentalen Haltung ist es frei von jedem Konventionalismus, aufs Schärfste in seinen Einzelheiten charakterisirt und von einer fortreißenden Kühnheit der Komposition. Die gleiche Kraft des Ausdrucks und souveräne Beherrschung der Formen⸗ sprache zeichnet auch die herben Schöpfungen Meunier's, de Haens', Charlier's und van der Stappen's aus. Als meisterhafte Porträtbildner seien Pickery und Braeeke genannt, während in Weyns' Büsten vor allem die Delikatesse der Marmorbehandlung lebhafteste Bewunderung erregt. Mignon's zierliche Bronzestatuetten, belgische Militärtypen darstellend, haben mit Recht die große goldene Medaille erhalten.
Numerisch reicher, steht doch die deutsche Skulpturen⸗ Abtheilung hinter der belgischen an Bedeutung zurück. Wir müssen uns begnügen, aus der großen Zahl deutscher Bild⸗ werke nur wenige herauszugreifen, die besondere Richtungen innerhalb der allgemeinen Strömung charakterisiren. Der herben aber gesunden Formenauffassung der Belgier stehen die Arbeiten Nicolaus Geiger's, insbesondere seine Kolossalgruppe Hulbigung. der Kunst“, Kruse's, Manzel's, Vaderés's und oberentz' am nächsten. Den entgegengesetzten Pol bildet die sich in engem Stoffkreise bewegende Zierlichkeit eines Eberlein, Robert Cauer, Cuno von Uechtritz. Ueberraschend ist die Produktionskraft von Reinhold Begas, dessen weiblicher Studienkopf Nr. 1716 zu seinen reifsten Schöpfungen zu zählen ist, wäh⸗ rend bei anderen Entwürfen die Sorgfalt der Arbeit nicht ganz auf der Höhe des schöpferischen Gedankens steht. Begas' Schüler Uphues ist mit einigen tüchtigen Bronzen vertreten. Siemering's kolossale Gruppe für das Washington⸗Denkmal in Phailadelphia, „Amerika, ihre Söhne zum Kampfe weckend“ wird sicherlich in ihrer endgültigen Aufstellung im Westen lebhafteste Bewun⸗ derung für die deutsche Bildnerkraft erregen, in der Aus⸗ stellung läßt sich die Wirkung solcher monumentalen Fragmente nur ungenügend ermessen. Herter, der Schöpfer des viel⸗ bewunderten klassizistischen Alexander, zeigt sich in seinem „seltenen Fang“ von einer neuen realistischen Seite, während Hilger's Kriegerdenkmal durchaus in den alten Traditionen des Thorwaldsen⸗Idealismus stecken geblieben scheint. Unter den Porträtbüsten sind neben den klassisches Ebenmaß der Form mit zarter Empfindung des Ausdrucks vereinenden zum Theil getönten Arbeiten Volkmann’s und Klein's eine Meisterleistung Kopf's, die Büste Döllinger's, zwei trefflich charakterisirte Bildnisse Otto Lessing's und eine geistreiche männliche Büste von Hermann Hahn in München besonders er⸗ wähnenswerth, während Paulus in seinen orientalischen voEETIöö mehr auf das kunstgewerbliche Gebiet sich egiebt.
In der österreichischen Abtheilung entzücken den Beschauer Tilgner's Rococoputten und die mit äußerst feinem Form⸗ gefühl modellirten Arbeiten Strasser's, dessen komische Elephantengruppe von unwiderstehlichem Reiz ist. Daß Scharff's weltberühmte Meisterleistungen auf dem Gebiet des Medaillenschnitts hier nicht fehlen durften, ist selbstverständlich. Italiens Bildhauer schwanken Fc zierlicher Nippeseleganz, wie sie in Pan⸗
ianir's und Amendole's Bronzefigürchen uns ent⸗ gegentritt, und breitestem kecken Naturalismus, der insbesondere aus den Arbeiten Franceschi's und d'Orsi's zu uns spricht. Auch in der polnischen Abtheilung finden wir einige recht bedeutende plastische Arbeiten von Rygier und Welonski. Unter den spanischen Werken seien noch die Bronzen Benliure's, Gandaria's und die glatten Marmorarbeiten Querol's hervorgehoben. In England kämpft die moderne realistische Richtung, wie sie besonders glücklich Onslaw ver⸗ tritt, mit dem im englischen Kunstbewußtsein tiefwurzelnden Klassizismus. Durchaus die führende Rolle fällt England auf dem Gebiet der graphischen Künste, insbesondere der Radirung, zu. Diese letztgenannte Technik herrscht in der heutigen Kupferstichkunst unbestritten, und selbst das in England von alther so beliebte Schabkunst⸗ verfahren, wie es Robertson mit einigen trefflichen Arbeiten vertritt, kann gegen die Wirkungen der Radir⸗ nadel eines Walker, Short und Farrer nicht aufkommen. Auch in Deutschland treten die Grabstichelarbeiten neben der Radirung durchaus in den Hintergrund. Hans Meyer, der Arrangeur der graphischen Abtheilung, die durch das Hineinziehen der Aquarelle und Handzeichnungen gegen frühere Ausstellungen einen weit lebendigeren und weniger
ermüdenden Eindruck macht, hat neben seinen schon früher an dieser Stelle gewürdigten Todtentanzzeichnungen einen Probedruck seines Stiches nach Gesellschap's „Krieg“ und eine ältere Arbeit nach Moretto ausgestellt. Eilers und Trossin find ebenfalls der alten Grabsticheltechnik noch treu geblieben, die Albert Krüger durch Kombination mit anderen Verfahren neu zu beleben versucht, aber die Führung haben diese Künstler doch der Radirung nicht zu entreißen vermocht. Sie entspricht zu sehr dem malerischen Zug unserer Kunstrichtung, und die Meisterleistungen Köpping's, Mannfeld's stellen jeden Versuch in anderer Technik in den Schatten. Beachtung verdienen auch die holländischen Radi⸗ rungen Bosch's und Zilken's sowie die dem Grabstichel neue Wirkungen abzwingenden Stiche des Belgiers Danse.
Der Holzschnitt hat in Amerika eine ungeahnte Entwickelung erfahren; eine Weichheit und malerische Tiefe und Saftigkeit des Tons, wie sie die in sehr großer Anzahl ausgestellten Arbeiten amerikanischer Holzschneider, unter denen wir nur Meinshausen, Grosch, Closson, Kruell, Davis, Kingsley und French in willkürlicher Auswahl nennen, vermag der deutsche Holzschnitt trotz der achtbaren Versuche der altbekannten Ateliers von Brend'amour, Cloß und jüngerer Kräfte, wie Klinkicht, Klose und Wollmerstädt nicht zu erreichen. Sicherlich wird die Aus⸗ stellung der virtuosen amerikanischen Arbeiten für die Aus⸗ bildung auch der deutschen Technik von fruchtbringender Wirkung sein.
Das moderne Kunstgewerbe ist in den Rahmen der diesjährigen Ausstellung nur insoweit hineinbezogen worden, als es in engerer Verbindung mit den zeichnenden Künsten steht. Die Ausstellung einzelner durch den Ausstellungspalast verstreuter Möbel und Teppiche oder die kleine Aus⸗ wahl japanischer Arbeiten aus dem Depot Pächter's wird man wohl nicht ernstlich als Vertretung des Kunstgewerbes betrachten wollen. Dagegen zeigen die Fächer⸗ und Adressenmalereien schon durch die Nen⸗ nung der hier zu erwähnenden Namen, wie Menzel, Meyerheim, Fischer⸗Körlin, Max Koch und Louise Parmentier⸗Begas, daß es sich mehr um Gelegenheits⸗ arbeiten bedeutender Künstler, als um ein Gewerbe handelt. Auch die Königliche Porzellanmanufaktur ist mit einem reichen und geschmackvollen Arrangement ver⸗ treten, dessen beide Hauptstücke von Paul Meyerhe im entworfene Kachelmalereien bilden.
Der Ehrenbrief, welchen der Magistrat der Residenzstadt Potsdam dem Präsidenten der Phvsikalisch⸗technischen Reichs⸗ Anstalt Professor Dr. H. von Helmholtz auläßlich seines siebzig⸗ sten Geburtstages ausgestellt hat, hat folgenden Wortlaut:
„Wir, der Magistrat der Residenzstadt Potsdam, verleihen in Gemäßheit des einhellig unter Zustimmung der Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung gefaßten Gemeindebeschlusses vom 24. April 1891 dem großen Sohn der Stadt Potsdam Dr. Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz in dankbarer Anerkennung des unvergänglichen Ruhms, welchen dieser bedeutsamste und wirkungsreichste Naturforscher der Jetztzeit, dessen klassisches und grundlegendes Werk: „Ueber die Er⸗ haltung der Kraft“ in Potsdam erstand, seiner Vaterstadt gebracht hat, an dem heutigen, nach siebenzig Jahren eines fast beispiellos arbeitsvollen, aber auch ebenso segens⸗ und erfolgreichen Lebens wieder⸗ kehrenden Tage seiner Geburt, mit dem ehrfurchtsvollen Wunsche, daß alle die großen Gaben, mit welchen Gottes Gnade den ehrwürdigen Mann ausgestattet und welche derselbe mit unermüdlicher Willenskraft und Aus⸗ dauer auf dem Gebiete aller Zweige des Erkennens verwandt hat, die seltene Schärfe des Auges und Ohres, die bewunderungswürdige Sicherheit der Hand, der durchdringende Verstand, der klare Blick für die Vor⸗ gänge in der Natur, die feine Empfindung für das Schöne noch lange erhalten und zur Förderung der Wissenschaft wie zum Heile der Menschheit kräftig wirksam bleiben, das Ehrenbürgerrecht hiesiger Residenzstadt, dessen zu Urkund ist dieser Brief unter Beidrückung unseres Insiegels mit unserer Unterschrift ausgefertigt. Potsdam, den 31. August 1891. Der Magistrat.“ 18
— In Halle a. S. hat gestern Abend im Festsaale der „Con⸗ cordia“ die Begrüßungsversammlung der Naturforscher und Aerzte in Gegenwart der Königlichen und der städtischen Behörden sowie von Mitgliedern der Universität stattgefunden. Im Namen des Lokalcomités begrüßte der Geheime Medizinal⸗Rath Professer Dr Hitzig die öö Bis gestern waren gegen 900 Mitglieder ein⸗ getroffen.
— Am 18. d. M. ist der Verein der deutschen Irren⸗ ärzte zur Abhaltung seiner Jahresversammlung in Weimar zu⸗ sammengetreten. Die Berathungen, an denen einige 60 Mitglieder theilnahmen, wurden durch eine Begrüßung Seitens des Geheimen Medizinal Raths Dr. von Conta Namens der Großherzoglichen Staatsregierung und des Ober⸗Bürgermeisters Pabst Namens der Stadt Weimar eröffnet. Auf der Tagesordnung standen, abgesehen von den üblichen geschäftlichen Mittheilungen folgende Punkte: Zurechnungsfäbigkeit und Verbrecherthum; Referenten Professor Dr. Pelmann (Bonn) und Professor Dr. Mendel (Berlin). Trunksucht mit Bezug auf Zurechnungsfähigkeit, Referenten Professor Dr. Jolly (Berlin), Landgerichts⸗Rath Dr. Roller (Konstanz). Prophylaxe der Tuberkulose in Irrenanstalten, Referenten Geheimer Sanitäts⸗Rath Dr. Zinn (Eberswalde), Sanitäts⸗Rath Dr. Nöͤtel (Andernach). Gezenwärtiger Stand der Aphasiefrage, Referent Medizinal⸗Rath Dr. Wernicke (Breslau). Reichen die Lokalisations⸗ Theorien zur Erklärung der bisher beachteten Sprechstörungen aus ? Dr. Sommer (Würzburg). therapeutische Verwerthung der Hypnose in Irrenanstalten. Professor Dr. Binswanger (Jena), Professor Dr. von Krafft⸗Ebing (Wien). Zur Fürsorge für Epileptische Dr. Wildermuth (Stuttgart) Von allgemeinerem Interesse ist die Beschlußfassung der Versammlung über die Frage: Trunk⸗ sucht mit Bezug auf Zurechnungsfähigkeit. Nachdem am ersten Tage über dies Thema verhandelt worden, wurde in der Sitzung vom 19. d. M. folgende Resolution einstimmig angenommen:
„Der Verein deutscher Irrenärzte begrüßt die Aufstellung eines Gesetzentwurfs, betreffend die Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke mit großer Ginugthuung. — Indem er sich eines Urtheils über diejenigen Bestimmungen des Entwurfs, welche das ärztliche Gebiet nicht berühren, enthält, erklärt der Verein: 1) Eine Bestrafung der Trunksucht als solcher erscheint nicht zulässig. Die Verbringung der Gewohnheitstrinker in Trinker⸗ heilanstalten darf nicht auf strafgerichtlichem Wege erfolgen. 2) Die Entmündigung der Trunksüchtigen unter den im §. 12 des Entwurfs angegebenen Umständen ist angezeigt. Auf das Verfahren der Entmündigung wegen Trunksucht haben aber die Bestimmungen über die Entmündigung der Geisteskranken in Anwendung zu kommen (§. 593 der Civilprozeßordnung) insbesondere darf die Entmündigung nicht ausgesprochen werden, ohne daß ein oder mehrere Aerzte als Sachverständige gehört worden sind. 3) Die Trinkerheilanstalten müssen unter sachverständiger ärztlicher Leitung stehen und sind in gleicher Weise staatlich zu beaufsichtigen, wie die Irrenanstalten.“ .
— Zu der morgen und am Mittwoch in Köln tagenden Kon⸗ ferenz der Statistiker der Städte wird Seitens des Statistischen Bureaus der Stadt Berlin der erste wissenschaftliche Hülfsarbeiter desselben Dr. Hirschberg entsendet werden. 1
— Wie der „Allgemeinen Zeitung“ aus Nürnberg gemeldet wird, hat der Direktor des Germanischen Musums Dr. Essenwein seine Stellung aus Gesundheitsrücksichten niedergelegt und wird nach Baden⸗ Baden übersiedeln. 144“
Hundel und Gewerbe. Dägliche Wagengestellung für Koblen und Koks 8 an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 10 606, nicht eröfr⸗ zeitig gestelt keine Wagen. In Dberschlesien sind am 18 d. M. gestelkt 3969, nicht rechtzeitig egestellt keine Wagen; am 19. d. M. sind gestellt 4035, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Berlin, 19. September. (Wochenbericht für Stärke,
Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabers vy.) Ia. Kartoffelmehl 26 ¾ — 27 ½ ℳ, Ia. Kartyffelstärke 26 ½ — 27 ½ ℳ, IIa. Kartoffelmehl und⸗Stärke 24 ½ — 26 ℳ, gelber Syrup 30. — 31 ℳ, Capillair⸗Export 31 ½ — 32 ℳ, Capillair⸗Spruo 31 — 31 ½ ℳ, Kartoffelzucker gekber 29 ½ —830 ½ ℳ, do. Cavpillair 30 ½ — 31 ¾ ℳ, „Rum⸗Couleur 38 — 39 ℳ, Bier⸗Couleur 37 — 33 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 33 ½ — 35 ½ ℳ, do. sekunda 29 — 33 ℳ, Weizenstärke (kleinft.) 46 — 48 ℳ, Weizenstärke (großst.) 51 ½ — 52 ½ ℳ,
allesche und Schlesische 51 ½ —52 ½ ℳ, Reisstärke (Strahlen) 51 — 8 85 do. (Stücken) 50 — 51 ℳ, Mais⸗Stärke 36. —36 ℳ, Schabe⸗
stärke 36 — 37 ℳ, Victoria⸗Erbsen 23 — 26 ℳ, Kocherbsen 22 — 25 ℳ, grüne Erbsen 22 — 25 ℳ, Futtererbsen 18 ½ — 19 ½ ℳ, Leinsaat 27 — 28 ½, Linsen, große 46— 60, do. mittel 86—46, do. kleine 28 — 36 ℳ, gelb. Senf 24 — 32 ℳ6, Kümmel 34 — 40 ℳ, Mais loco 16 ½ — 17 ½ ℳ, Pferde⸗ bohnen 18— 19 ℳ, Buchweizen 17 — 20 ℳ, inländische weiße Bohnen 23 — 25 ℳ, weiße Flachbohnen 25 — 28 ℳ, ungarische Bohnen 21 ½ — 23 ℳ, galizische und russische Bohnen 20 — 22 ½ ℳ, Wicken 15 ¼ — 17 ℳ, “ 23 — 25 ℳ, Leinkuchen 17 ½ — 18 ½ ℳ, Weizenschale 13 ½ — 14 ½.ℳ, Roggenkleie 14 ½ — 15 ℳ, Rapskuchen 14 ½ — 15 ½ ℳ, Mohr, blauer 48 — 54 ℳ, do. weißer 66 — 74 ℳ, Hirse, weiße 22 — 25 ℳ Alles per
100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.
— In der ersten Sitzung der diesjährigen ordentlichen General⸗ versammlung des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands, die am Sonnabend in Nürnberg stattfand, gab. Hr. Wenzel (Berlin) in seinem Ge⸗ schäftsbericht einen Rückblick über die Entwickelung der chemischen Industrie Deutschlands im Jahre 1890. Die Zahl der voll beschäf⸗ tigten Arbeiter war danach von 90 585 auf 97 498, die Summe der Löhne von 71 611,7000 ℳ auf 80 075 000 ℳ gestiegen. Die durch⸗ schnittliche Dividende der mit einem Kapital von 198 073 100 ℳ
caarbeitenden 82 Aktiengesellschaften hob sich von 10,58 auf 12,81 %.
Der Bericht hebt, wie „W. T. B.“ meldet, hervor, daß dieses günstige Ergebniß micht auf eine Steigerung der Preise, sondern auf die Zunahme des Verkehrs zurückzuführen sei. Nach Verkesung des Berichts fand die Ersatzwahl für die ausscheidenden Vorstandsmit⸗ glieder statt, wobei an Stelle des ausscheidenden Dr. Jacobsen (Berlin) Geheimer Kommerzien⸗Rath Siegle (Stuttgart) gewählt wurde; die übrigen ausscheidenden Vorstandsmitglieder wurden wieder⸗ gewählt. Nachdem darauf Dr. Martius (Berlin) in seinem Referat über die Betheiligung der chemischen Industrie an der Weltaus⸗ stellung in Chicago 1893 auf die Wichtigkeit der Beschickung
durch die deutsche Industrie hingewiesen und der Hoffnung Ausdruck
gegeben hatte, daß die Reichsregierung durch Bereitstellung reichlicher Mittel die Beschickung unterstützen werde, glaubte Geheimer Regierungs⸗Rath im Reichsamt des Innern Caspar, eine solche Unterstützung in Aussicht stellen zu können; er legte die Gründe dar, die für eine Beschickung der Ausstellung im Interesse der deutschen Industrie dringend sprechen und empfahl die Wahl eines Comités zu Vorbereitungsarbeiten, welches in enger Fühlung mit dem Reichskommissar bleiben solle. Die Wahl eines solchen Comités wurde beschlassen. tagsruhe) beschloß der Verein auf Antrag des Geheimen Kommer⸗ zien⸗Rathes Siegle, eine Enquete zu veranstalten, deren Ergebniß in einer Eingabe an den Bundesrath niedergelegt werden soll. In Punkt 7 (Schutz des Fabrik⸗ und Geschäftsgeheimnisses) wurde eine Eingabe an die Reichsregierung beschlossen, betreffend die kriminelle Bestrafung von Verletzungen der Fabrik⸗ und Geschäftsgeheimnisse. Ferner wurde beschlossen, der Reichsregierung das Gesuch zu unterbreiten, im Wege internationaler Verhandlungen die Beseitigung des Zwanges zur Ausführung der im Auslande genommenen Patente herbeizuführen. Dr. Witte (Rostock) beantragte, das Reichs⸗Schatz⸗ amt zu ersuchen, sobald wie möglich unter Zuziehung Sachverständiger aus dem Kreise der Mitglieder des Vereins eine einheitliche Regelung der Vorschriften über die Perwendung von steuerfreiem Spiritus zu gewerblichen Zwecken zu veranlassen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Als Ort der nächsten Generalversammlung wurde Stuttgart, Leipzig oder Stettin in Aussicht genommen, die Wahl das Ortes jedoch dem Vorstand überlassen.
Frankfuct a. M., 19. September. (W. T. B.) Die heute hier versammelten Delegirten vHeutscher Baumwoll⸗
spimnereien, eca. 1 Million Spindeln repräsentirend, haben in Folge der zur Zeit verlustbringenden Garnpreise einstimmig eine 15 % beschlossen, wie Einer dem⸗ nächst stattfindenden allgemeinen Versammlung sollen noch weiter⸗
Produktionsbeschränkung von cc. solche bereits in verschiedenen Betrieben eingeführt ist.
gehende Vorschläge gemacht werden.
Lei pzig, 19 September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ per September 5567 ½ ℳ, per Oktober 3,67 ½ ℳ, per November 3,70 ℳ, per Dezember 3,70 ℳ, per Januar 3,75 ℳ, per Februar 3,75 ℳ, ver März 3,77 ½ ℳ, per
handen. La Plata. Grundmuster B.
April 3,80 ℳ, per Mai 3,80 ℳ, per Juni 3,82 ½ ℳ, per Juli 3,82 ½ ℳ, per August 3,82 ½ ℳ Umsatz 155 060 kg. Behauptet.
Wien, 21. September. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 10. September bis 16. September 945 174 Fl., Mindereinnahme 41 258 Fl.
Londomn, 19. September. (W. T. B.) Wollauktion. Für bessere Sorten feste Tendenz.
An der Küste 9 Weizenladungen angeboten. 1 „— 21. September. (W. T. B.) Die „Daiky News' giebt in enem Finanzartikel der Meinung Ausdruck, die Bank von Eng⸗ land werde demnächst den Escompte cinzudämmen suchen, um die ö nach den Vereinigten Stanten von Nord⸗Amerika zu
schränken.
Die Getreidezufuhrn betrugen in der Woche vom 12. Sep⸗
tember bis 18. September: englischer Weizen 1415, fremder 54 979, fagesce Gerste 467, fremde 23 603, englische Maligerste 19 104, remde 7, Mebl 17 520, fremdes 27 953 Sack.
Paris, 19. September. (W. T. B.) Die Versteigerung der der Société des métaux gehörigen Fabriken und Vorräthe
Zu Punkt 6 der Tagesordnung (Sonn⸗
englischer Hafer 2983, fremder 90 267 Orts., englisches
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Siegeria, 698 ℳ der Zweiten, 432 ℳ dem Dritten.
jährige und ältere Pferde aleer Länder. U. v. Oertzen’s 4 ohr. Fuchs⸗Stute „Roscdale“ 1., Hrn. v. Tepper⸗
Laski's Ljaͤhr. Fuchs⸗Stute „Peyitto“ 2., Hrn. R. Schrader's Zjähr.
br. Hengst „Bojar“ 3. Ungehalten mit 3 Längen gewonnen, ½ Länge
†. Gehöft, Kassel karmmt. In dem Zeitraum von fünf Minuten standen drei weitere
ist mij den 21. Oktober angesetzt. Der Ausrufspreis beträgt 18 Mikionen.
New⸗York, 19. September. (W. T. B.) Die Börse te⸗ öffnete in sehr sester Haltung, später trat eine theilweise Reaktion ein. Der Schluß erfolgte bei recht fester Stimmung zu höchsten Tagercoursen. Der Umsatz der Aktien betrug 286 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 4 200000 Unzen geschätzt. Die Silberverküufe betougen 19 000 Unzen.
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Wuaren betrug 7 326 575 Doll. gegen 5 902 486 Doll. in der Verwoche; davon für Stoffe 2 324 084 Dollars. ““
Rennen zu Hoppegarten. v“ Sonnabend, 19. September.
3 I. Vergessenheit⸗Rennen. Staatspreis 4000 ℳ Für 2 jähr. inläud. Hengste und Stuten, welche nicht gesiegt haben. Distanz 1000 m. Hrn. Dr. Lemcke's F.⸗H. „Fremdling“ 1., Frhrn. E. von Fürstenberg's br. H. „Amethyst“ 2., Hrn. V. May’s F.⸗St. „Olschowa“ 3. Mit 1 Länge gewonnen, 2 ½ Längen zwischen dem Zweiten und der Dritten. Werth: 4000. ℳ dem Sieger, 1900 ℳ dem Zweiten, 100 ℳ der Dritten. II. Wilamowitz⸗Zucht⸗Rennen. Staatspreis 3000 ℳ Für 1888 geb. inländ. Hengste und Stuten. Distanz 2800 m. Hrn. V. May's br. Hengst „Tambour⸗Major“ 1, Königl. Hauptgestüts Graditz br. Stute „Hausfrau“ 2., Hrn. V. May's br. Hengst „Frei⸗ schärler“ 3. Leicht mit 3 Längen gewonnen, 50 Längen dahinter der Dritte. Werch: 5900 ℳ dem Sieger, 800 ℳ der Zweiten, 200 ℳ dem Deotten. 1 III. Blücher⸗Rennen. Klubpreis 2000 ℳ Für Zweijährige. Distanz 1400 m. Hrn. Ehrich's F.⸗St. „Erbprinzeß“ 1., Hauptm. R. Spiekermann's dbr. H. „FJorvan“ 2., Frhrn. von Velthein's br. Stute „Sonate“ 3. Mit ½¼ Länge gewonnen, ½ Länge dahinter die Dritte Werth: 2000 ℳ der Ersten, 300 ℳ dem Zweiten. IV. Vergleichs⸗Rennen. Klubpreis 5000 ℳ Für zwei⸗ jährige und ältere Pferde. Distanz 1200 m. Kapt. Jos's 5 jähr. F.⸗H. „Oekan“ 1., Königl. Gestüts Graditz 3jähr. F⸗St. „Ama⸗
ranth“ 2., Hrn. Albert’'s 3 jähr. br. St. „Schneeflocke“ 3 Um einen
Hals gewonnen, 1 ½ Längen dahinter die Dritte. Werth: 5000 ℳ
dem Sieger, 1600 ℳ der Zweiten, 100 ℳ der Dritten.
2 5 4
V. Kaulsderfer Handicap. Klubpreis 5000 ℳ Für drei⸗ Distanz 2000 m Hrn.
zwischen dem Zweiten und dem Dritten. Werth: 5000 ℳ der
VI. Hoppegertener Hürden⸗Rennen. Klubpreis 5000 ℳ Handicap. Distanz 3200 ,„m. St. „Marabou“ Il., Mittmerster
Suermondt's 4 jähr. F.⸗St.
„Demuth“ 2., Hrn. Albert's 5 jähr. schwbr. W. „Kosmopolit“ 3. Leicht it zwei Längen gewonnen, eine Länge dabiater der Dritte. Werth: 5600 ℳ der Siegerin, 500 ℳ der Zweiten, 200 ℳ dem
Dritten. Mannigfaltiges.
Kassel, 18. September. Das an der Fulda zwifchen Kassel und Mäünden in einer Thalmulde malerisch gelegene Dorf Wil⸗ helmshausen, zum Landkreise Kassel gehörig und Grenzdorf zwi⸗ schen Hannover und Kurhessen, ist von einer verheerenden Feuersbrunst beimgefucht worden. Die umfangreiche Brand⸗ stätte, welche die ganze unten an der Fulda gelegene Seite des Derfes bis herauf zur Kirche umfaßt, bietet, dem „Hann. Cour.“ zufolge, ein mauriges und wüstes Bild. Das Feuer entstand gestern Nachmitag 4 Uhr in einem Bauern⸗ gleich am Eingang des Dorfes, wenn man von
mit Getreide vollgepfropfte Häͤuser in Flammen, und die Feuerwehr erwies Kch dem mit solcher Wucht entfesselten Element gegenüber amachtlos. Furchtbar schossen, vom Winde angesacht, die Feuersäulen aum Himmel empor und leuchteten meilenweit durch die Nacht. Am Übend fing auch der über 100 Fuß bhohe Kirchthurm zu brennen an, die Balkenlage des Glockencerüstes verbrannte und die Glocken Fürzten herab und zersprangen. Auch die althistorische Kirche, früher ein Nonnenkloster, wurde eingeäschert. Im Ganzen sind 15 bis 20 Gebäude, darunter fünf groze Wohr häuser sowie die Kirche nebst Kirchthurm abgebrannt, letzterer brannte bis zur Mauer nieder und stürzte in sich zusammen. Meuschen sind nicht verletzt worden, jedoch ist einiges Kleinvieh in den Flammen umgekommen. Der verursachte Gesammtschaden bei dem Brande ist ein ganz bedeuteander. Das Feuer ist ject einge ämmt. “
Leipzig, 17. September. Die sie zehnte Jasresversammlung des deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege wurde heute nach einer Begrüßungsrede des Ober⸗Bürgermeisters Or. Georgi eröffnet. Den Vorsitz führte Geheimer Sanitäts⸗Rath Dr. Lent⸗Köln. Die Präsenzliste wies die Anwesenheit von circa 250 Mitgliedern auf. Den ersten Vortrag hielt Professor Soxbhlet⸗ München über die Anforvberungen der Gesundheitspflege an die Beschaffenheit der Mälch. Die Hauptverhandlung bildete die Frage der Gründung von Sanatorien für Lungenkranke. An Stelle des ursprünglich als Referent bestimmten Professors Ziemssen, der vechindert war, übernahm dassen erster Assistent, Privatdozent Dr. Moritz⸗München, das Referat, das in solgenden Thesen gipfelt: „1) Durch die Koch’sche Behand⸗ lungsmethode der Lungentuberkulose sind die bis dalin maß⸗ gebenden Gesichtspunkte für die Behandlung der Krankheit nicht geändert worden. 2) Bei der Lungentuberkulose hat sich die Anstalts⸗ behandlung als die erfolgreichste erwiesen. 2) Die Anstalts⸗ behandlung der Lungentuberkulose hat nicht nur eine therapeutische, sondern auch eine praphplaktische Bedeutung. 4) Für die Exrich⸗ tung von Sanatorien (Heilstätten) für unbemittelte Lungenkranke ist demnach thunlichst Sorge zu tragen. 5) Zu diesem Zwecke sind alle Hülfe versprechenden Faktoren in Ansoruch zu nehmen. Nicht nur Staat und Gemeinde, sondern auch die betheiligten Kassen und vor Allem die private Wohlthätigkeit müssen zu dem segensreichen Werke beistenern.“ — Auf Antrag des Dr. Moritz wurde zum Schluß folgende Resolution angenommen: „Der deutsche Verein für öffent⸗ liche Gesundheitspflege empßehlt die Bildung von Vereinen, welche
Hrn. H. Suermondt's 4 jähr. br.
gch die Errichtung von Volksbeilstätten für Lungenkranke zur Aufgabe ellen.“
Hamburg, 20. September. Heute Nachmittag um 4 ¼ Uhr fand der Umzug der Schlächter vom alten in das neue, auf dem Heiligengeistfelde erbaute Schlachthaus statt. Den feierlichen Zug eröffneten vier Herolde, auf welche 100 Berittene folgten An diese schlossen sich 52 Wagen und etwa 1500 Gesellen zu Fuß. Der Umzug erfolgte in größter Ordnung. .
Prag, 17. September Zwei Hütten der hiesigen Zündhütchen⸗ und Patronenfabrik⸗Gesellschaft, vormals Sellier und Bellot, welche Filialen in Magdeburg und Riga hat, sind, wie „D. B. H“ meldet, durch eine Pulver⸗Explosion in die Luft geflogen. Zwei Per⸗ sonen wurden getödtet, mehrere Andere verwundet.
Triest, 18. September. Aus Messina wird der „Voss. Z von gestern gemeldet: Auf der im Bau begriffenen Privat⸗Eisenbahn⸗ linie der Firma Olivieri stürzte ein Tunnel bei Jindari ein, es sind fast fünfzig Eisenbahnarbeiter verschüttet worden. Der Tunnel ist, trotz zahlreicher Arbeitskräfte sowie der Mitwirkung von zwei Compagnien Soldaten noch nicht freigelegt. Bisher sind 23 Leichen sowie mehrere noch lebende Arbeiter geborgen worden. Der Schreckensort ist von verzweifelten Weibern und Kindern umgeben, welche nach ihren Angehörigen jammern. Die Ursache des Unglücks scheint eine Bergabrutschung zu bilden Die Bauunternehmung Olivieri soll kein Verschulden treffen. Aus Reggio (Calabrien) wird heute eine ähnliche Katastrophe gemeldet. Ein Erdsturz verschüttete einen Eisenbahntunnel bei Calaya und begrub sechzehn Arbeiter, von denen zwölf lebend und vier getödtet hervorgezogen worden sind.
Madrid, 19. September. Die hiesige deutsche Kolonie hat eine Subskription zum Besten der durch die letzte Ueberschwem⸗ mung in Almeria Heimgesuchten eröffnet.
Valencia, 14. September. Der „Köln. Z.“ wird von den Ueberschwemmungen in Spanien noch Folgendes berichtet: In Almeria rissen die zum Strome plötzlich angewachsenen Gewässer Alles, was ihnen im Wege war, mit sich fort, u. a. die Gasfabrik, Lagerräume, Häuser, unter deren Trümmern die Einwohner begraben wurden. Es sind bis jetzt etwa dreißig Todte gezählt, es sollen deren aber weit mehr sein. Der Schaden, den überall die Ernten erlitten haben, ist noch gar nicht zu berechnen, und alle diese Hiobsposten erblassen vollständig vor den Nach⸗ richten aus der Provinz Toledo, wo die Naturereignisse eine wahre Katastrophe herbeigeführt haben, besonders zwischen Aranjuez und Al⸗ cazar de S. Juan. Zunächst sei bemerkt, daß die Bahndämme nicht nur auf dieser Strecke, sondern auch auf der von Madrid nach Ciudad Real an vielen Stellen unterbrochen sind. Einzelne der Lücken betragen 6 km, und es bedarf zu ihrer Wiederherstellung mehrerer Wochen⸗ Madrid ist seit drei Tagen von Toledo, Estremadura, Anda⸗ lusien, Murcia, Alicante und Valencia gänzlich abge⸗ schnitten. Ueber Aranjuez hinaus kann kein Zug mehr vordringen. Auf den zerstörten Strecken scheint eine heillose Verwirrung zu herrschen, von vielen Zügen weiß man gar nicht, wo sie eigentlich geblieben sind, und es ist sicher, daß deren Insassen die größten Entbehrungen durchzumachen haben. Bei Castillejos, südlich von Aranjuez, sollen verschiedene Züge entgleist sein, wobei mehrere Personen verunglückten. In Toledo selbst stürzte die Mauer des neuen Seminars ein, fiel auf ein Haus und begrub dessen Ein⸗ wohner, eine ganze Familie. Ein anderes Haus tödtete bei seinem Einsturz Vater, Mutter und vier Kinder. Am Allerschlimmsten lauten aber die Nachrichten von Consuegra (vergl. Nr. 219 d. Bl.), einige Meilen nordwestlich von Alcazar. Bis jetzt dringen nur dunkle Gerüchte von dieser Unglücksstätte zur Außenwelt, von welcher der Ort vollständig abgeschnitten ist. Von Madrid sind inzwischen der General⸗Direktor der Verkehrsmittel, Los Arcos, der Unterrichts⸗ Minister mit Beamten, Ingenieuren u. s. w. aufgebrochen. Ein kleiner Fluß, der Amarguillo, welcher Consuegra durchschneidet, entspringt in der Nähe und ist gewöhnlich ganz unbedeutend. Wahrscheinlich haben aber die ungeheuren Wassermengen ihn plötzlich nächtlicher Weile derart angeschwellt, daß er mit furchtbarem Un⸗ gestüm Alles nieder⸗ und mit sich fortriß. Aehnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, lauten die Nachrichten aus anderen Orten der Provinz Toledo, aus Camunas, Tembleque, Villafranca de los Caballeros u. a. Ueberall Todte, zerstörte Aecker, ertrunkenes Vieh, eingestürzte Wohnungen. Der Gesammtschaden dürfte eine ungeheure Ziffer erreichen.
Lissabon, 20. September. Gestern wurde hier ein Individuum verhaftet, welchem man einen Brief abgenommen hatte, der, dem „W. T. B.“ zufolge, die Antwort einer Hamburger litho⸗ graphischen Anstalt auf die Bestellung von 2000 Bank⸗ billets zu 500 Reis enthielt.
Brüssel, 19. September. In Forchies im Hennegau fand heute früh 8 Uhr im Kohlenwerk Monceau, Kanton Fontaine⸗ 1'Epèque, eine furchtbare Explosion schlagender Wetter statt, durch welche, dem „W. T. B.“ zufolge, 27 Arbeiter, welche in einer 360 m tief gelegenen Sohle beschäftigt waren, getödtet wurden. Die Katastrophe wird der erfolgten gestrigen barometrischen Depression zugeschrieben.
Brüssel, 19. September. Durch eine heftige Explosion wurden heute Mittag 12 ¼ Uhr die oberen Etagen eines Hauses der unteren Stadt zerstört. Eine Person kam nach Meldung des „W. T. B.“ dabei ums Leben, drei wurden verwundet. Die Exploösion war durch eine Gasausströmung veranlaßt worden und richtete aus dem Grunde so starke Verheerungen an, weil in dem betreffenden Hause explosible Stoffe aufbewahrt wurden. In vielen Häusern zer⸗ sprangen in Folge der Erschütterung die Fensterscheiben.
Bern, 16. September. Im Kanton Graubünden hat nach der M. „Allg Ztg“ das Suchen nach Edelweiß wieder zwei Menschen⸗ leben als Opfer verlangt. Von drei bei Seta oberhalb Langwies damit beschäftigten Knaben im Alter von 8 bis 15 Jahren stürzte einer über eine Felswand in die Tiefe, ein zweiter schaute ihm nach und hatte das gleiche Schicksal. Auch der dritte Knabe hätte es getheilt, wenn er nicht durch warnende Zurufe von Leuten, die den Hinabsturz seiner Kameraden gesehen, bei Zeiten zum Zurückweichen
aufgefordert worden wäre.
3 Srfrsha hu..r 9 .Aufgebote, Zustellungen u. derrll. . Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ 2c. Versicherung.
. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. 7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschafte 8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten 9. Bank⸗Ausweise.
10. Verschiedene Bekanntmachungen.
1) Untersuchungs⸗Sachen.
35040] Der am 10. Juli 1891 gegen den Robert Haas aus Rottenberg bei Aschaffenburg und die Katbarina now wohnhaft, Fell aus Hammelburg erlassene Steckbrief — 4) Nr. 23 337 — wird hiermit erneuert.
Hanau, den 17. September 1891. Der Untersuchungsrichter am Königlichen Landgericht.
[25833] 1 Die Heerespflichtigen 1) Paul Carl Richard Haase, geboren den 27. Mai 1868 in Rathenow und ebenda zuletz
10. Oktobe
2) Joachim Friedrich Ernst Waldemar Martin, geboren den 29. März 1868 in Rathenow, zuletzt in Nowawes wohnhaft,
3) Ludwig Friedrich Wilhelm Giese, geboren am 17. Juli 1861 in Walschow, zuletzt in Rathe⸗
Hermann Karl Giese, geboren am 10. April 1863 in Walschow, zuletzt in Rathenow wohnhaft, 5) Georg Karl Hamel, geboren am 10. Juni 1868 in Potsdam, ebenda zuletzt wohnhaft, 6) Karl August Rosenthal, geboren am 23. Sep⸗ tember 1868 in Potsdam, ebenda zuletzt wohnhaft, 7) de taes Fe am
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15. Juni 1867 in Klein Glien, wohnhaft,
12) Friedrich Albert Julius am 23. Juli 1868 in Reckahn, wohnhaft,
ietzen, daselbst zuletzt
haft, 1
L11“
8) Friedrich August Neumann, 2. Februar 1867 in Brück, daselbst zuletzt wohnhaft,
9) Karl Adolph Zeim, geboren am 21. April 1867 in Glindow, daselbst zuletzt wohnhaft,
10) Gustav Bernhard Holzfuß,
11) Karl Albert Schleu, geboren am 4. Januar 1867 in Lehnin, daselbst zuletzt wohnhaft, Fromm, geboren daselbst zuletzt
13) Ferdinand Christian Schoenefeld, geboren am 8. März 1868 in Rietz, daselbst zuletzt wohn⸗
Wilhelm Gottlob Emil Fran e, geb en
am 17. Mai 1868 in Treuenbrietzen, daselbst zuletzt wohnhaft, 1 1 15) Karl Gustav Schinner, geboren am 5. Jali 1868 in Treuenbrietzen, daselbst zuletzt wohnhaft, 16) Karl Heinrich Lämmerhirt, geboren am 12. Dezember 1868 in Rußland, nach dem Heimaths⸗ schein vom 27. März 1872 Preuße und durch Verfügung von demselben Tage der Stammrolle in Potsdam
überwiesen, 3 als Wehrpflichtige in
geboren am
geboren am daselbst zuletzt
werden beschuldigt, — der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu ent⸗ ziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben,
Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 Str.⸗G. 1