Hannover, 28. September. Das Füsilier⸗Regi⸗ ment (Hannoversches) Nr. 73, das Hannoversche Infanterie⸗Regiment Nr. 74, das 2. Hannoversche Infanterie⸗Regiment Nr. 77 in Celle, ferner das In⸗ fanterie⸗Regiment von Voigts⸗Rhetz (3. Han⸗ noversches) Nr. 79 in Hildesheim, das 2. Hessische Infanterie⸗Regiment Nr. 82 in Göttingen, das Feld⸗Artillerie⸗Regiment von Scharnhorst (1. Han⸗ noversches) Nr. 10 und das Hannoversche Train⸗ Bataillon Nr. 10 feierten gestern ihr 25 jähriges Jubiläum durch Festessen der Offiziere, Mannschaftsspeisungen, Auf⸗ führungen und Kommerse. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, als Chef des Füsilier⸗Regiments Nr. 73, hatte dem⸗ selben sein Porträt als Geschenk übersandt; Ihre Königliche Hoheit
Prinzessin Albrecht, welche Chef des Infanterie⸗ egiments Nr. 74 ist, hatte ein Glückwunschschreiben an das Regiment gerichtet. Viele ehemalige Angehörige der Truppen⸗ theile wohnten den Festlichkeiten bei.
Das Königs⸗Ulanen⸗Regiment (1. Hannover⸗ sches) Nr. 13 feiert sein Jubiläum erst Mitte November.
Osnabrück, 29. September. Gestern Abend gab, wie „W. T. B.“ meldet, der Reichskanzler von Caprivi im Hotel Schaumburg ein Souper, zu welchem etwa 40 Ein⸗ ladungen an Militärpersonen und an die Spitzen der Be⸗ hörden ergangen waren. Die Rückreise des Reichskanzlers
nach Berlin erfolgte mit dem um Mitternacht fahr von hier abgehenden Zuge. ““
Württemberg.
Stuttgart, 28. September. Ueber das Befinden Seiner Majestät des Königs bringt der „St.⸗A. f. W.“ folgende aus Bebenhausen vom 25. d. M. datirte Mit⸗ theilung:
Bedauerlicher Weise kann auch heute von einer wirklichen Besserung im Befinden Seiner Majestät des Königs noch nicht be⸗ richtet werden, zudem in den ls te Tagen zeitweise Fiebererscheinungen wahrzunehmen waren. Immerhin zeigt sich die vollkommene Ruhe, welcher Sich Seine Majestät in der herrlichen Waldluft des stillen Waldthals hingeben kann, für den Allerhöchsten Kranken ersichtlich förderlich und wohlthuend.
8 ebendaher meldet das genannte Blatt unter dem
Nachdem am 25. September ein stärkerer Fieberanfall aufge⸗ treten war, ist seither der Zustand Seiner Majestät des Königs ein leidlich befriedigender geblieben. Fieber ist nicht wieder aufge⸗ treten, auch die Erscheinungen der Unterleibsstörung haben sich gemindert.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 28. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß⸗ herzogin sind, wie bereits gemeldet, gestern Nachmittag in Cannes eingetroffen. Seine Königliche Hoheit hat die Reise sehr gut überstanden, sie hat einen ungünstigen Einfluß auf das Befinden des Großherzogs nicht ausgeübt. Seine
Königliche Hoheit der Erbgroßherzog und Ihre Hoheiten die Herzoginnen Alexandrine und Cäcilie haben heute in Begleitung der Hofmeisterin Fräulein von Truchseß und
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sen, um sich gleichfalls
des Instruktors Ehrich Schwerin verlas nach Cannes zu begeben.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 28. September. Gestern fand hier, wie die „Th. C.“ berichtet, die Einweihung der neuerbauten katholischen Kirche durch den Bischof von Fulda Dr. Weyland statt. Der Staats⸗Minister Dr. Freiherr von Groß und Geheim⸗Rath Vollert wohnten mit den ersten Räthen des Ministerialdeparte⸗ ments der Feierlichkeit bei; ebenso der General⸗Superintendant des Großherzogthums Dr. Hesse, die Spitzen der militärischen und der städtischen Behörden. Bei dem Festmahl brachte der Bischof das Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog, Seine Majestät den Kaiser und den Papst, Staats⸗Minister Dr. Freiherr von Groß das des Bischofs aus, während dieser mit einem Trinkspruch auf die Staatsregierung ant⸗ wortete, in dem er für das stets der katholischen Kirche be⸗
wiesene Wohlwollen dankte. 8
Sachsen⸗Altenburg.
Altenburg, 28. September. Seine Hoheit der Herzog hat sich der „Magd. Ztg.“ zufolge zur Abhaltung von Jagden nach Tirol begeben.
Reuß ä. L.
1 + Greiz, 28. September. Ihre Durchlaucht die Fürstin ist heute Nachmittag kurz nach 5 Uhr nach längerem schwerem Leiden verschieden.
Fürstin Ida Mathilde Adelheid, zweite Tochter des Fürsten Adolf zu Schaumburg⸗Lippe und der Fürstin Hermine, geborenen Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, war geboren zu Bückeburg am 28. Juli 1852 und vermählte sich am 8. Oktober 1872 mit dem regierenden Fürsten Heinrich XXII. Reuß ä. L. Dieser Ehe sind entsprossen der Erbprinz Heinrich XXIV. und die Prinzessinnen Emma, Marie, Caro⸗ line, Hermine und Ja.
Lippe.
(W) Detmold, 28. September. Seine Durchlaucht der Fürst traf gestern aus Steiermark wieder hier ein. Zu gleicher Zeit kehrte auch Ihre Hoheit die Fürstin, welche in dieser Zeit auf Schloß Rothenfels in Baden geweilt, wieder hierher zurülckk. 8
Lübeck, 28. September. Gestern beging hier das 3. Ba⸗ taillon des 2. Hanseatischen Infanterie⸗Regiments Nr. 76 die Feier des 25 jährigen Jubiläums. Eingeleitet wurde sie vorgestern Abend durch einen Zapfenstreich, welchem ein Kommers folgte.
Elsaß⸗Lothringen. Hagenau, 28. September. Das hier garnisonirende 3. Schlesische Dragoner⸗Regiment Nr. 15 feierte gestern das 25jährige Bestehen des Regiments. Als Ehrengabe wurde dem Regiment Seitens der Stadt ein silberner Tafel⸗ aaussatz überreicht.
* Oesterreich⸗Ungarn. “ Wien, 29. September. Der Kaiser wohnte gestern Vormittag in Prag einem Pontifikalamt im St. Veitsdom bei, welches der Kardinal Schönborn celebrirte, und besichtigte,
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B.“ meldet, später die Staats⸗Gewerbe⸗ schule und das Gebäude der Hypothekenbank. Am Nachmittag unternahm der Kaiser eine Ausfahrt nach dem benachbarten Orte Fathn und wurde da⸗ selbst bei der Einfahrt mit Fanfarenklängen und Böller⸗ schüssen begrüßt. In Begleitung des Bürgermeisters durchfuhr der Kaiser die festlich geschmückte Stadt, besichtigte das neu erbaute Rathhaus und fuhr sodann weiter nach Carolinenthal. Hier nahm Allerhöchstderselbe die im Bau begriffenen Hafenanlagen an der Moldau in Augenschein und begab sich hierauf zurück nach Prag in die Hofburg. Abends um 6 Uhr fand ein Hofdiner, um 8 Uhr eine Festvorstellung im Deutschen Theater statt. Hierauf wurde eine Rundfahrt durch die prächtig illuminirte Stadt unternommen. Der Kaiser wurde überall von der einheimischen wie von der massenhaft von auswärts herbei⸗ geströmten Menschenmenge mit enthusiastischen Zurufen begrüßt.
Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe befindet sich in voller Genesung.
In einer in Neutitschein abgehaltenen Versammlung des deutschen Nationalvereins bezeichnete der Abg. von Chlumecky, der zu einer längeren Rede das Wort ge⸗ nommen hatte, die Stellung der deutsch⸗liberalen Partei als eine gebesserte. Man könne mit Hoffnung in die Zukunft blicken; immerhin sei kein Grund zur Vertrauensseligkeit.
wie „W. T.
Großbritannien und Irland.
Sir Henry Drummond Wofff, der frühere britische Gesandte in Persien, ist jetzt fast völlig genesen und wird, der „A. C.“ zufolge, in den nächsten Tagen auf seinen neuen Posten als Gesandter in Bukarest abreisen. Sir Frank Lascelles, welcher bisher dort England vertrat und seine Stelle mit Sir Henry tauschte, wird sich in Kurzem nach Teheran begeben.
Das „Reuter'’sche Bureau“ meldet aus Sansibar vom 28. d. M.: die Regierung von Sansibar solle demnächst reorganisirt, namentlich würden Vorstände für die ver⸗ schiedenen Abtheilungen der Regierung ernannt und ein Budget festgesetzt werden. Das Exekutiv⸗Departement sowie dasjenige für die Einnahmen sollen unter die Kontrole eng⸗ lischer Beamten gestellt werden.
Die „Times“ äußert sich über die Lage in Pamir folgendermaßen:
„Die kürzlichen Ereignisse in der Steppe von Pamir zeigen, daß die Annäherung der Russen und Engländer dort wahrscheinlich bald in ein kritisches Stadium treten wird. Nach dem zwischen dem Fürsten Gortschakoff und Clarendon abgeschlossenen Abkommen sollte der Hauptlauf des Oxus bis zam Victoria⸗See die Grenzlinie des Einflusses der beiden Nationen bilden. Das Abkommen war, wie so häufig, auf unvollkommene Kenntniß des Landes ge⸗ gründet. Später stellte sich heraus, daß die Afghanen Souveränität über Shignan und andere Strecken nördlich vom Oxus ausgeübt hatten. Offiziere Sir Douglas Forsyth's konstatirten ferner, daß der Ak⸗su⸗Fluß, welcher aus einem See in der kleinen Pamir⸗Steppe entspringt, wegen seiner Länge und Wasserfülle als Hauptstrom des Oxus anerkannt werden muß. Diese Entdeckungen brachten Verwirrung in die Grenzfrage. In der letzten Zeit sind russische Züge durch die Pamir⸗Steppe 9 Kapitän Gromtchevski hat während der letzten zwei nicht nur das Becken des oberen Oxus erforscht, sondern ist über den Hindukusch in das Becken des Indus gezogen, Gegenden, die selbst den britischen Offizieren unbekannt waren. Im Jahre 1889 wurde Gromtchevski von chinesischen Offizieren beim Zusammenfluß des Ak su und Istigh angehalten. Seine Geschenke bewirkten aber, daß ihm die Fortsetzung der Reise gestattet wurde, und er zog über die Wasserscheide zwischen dem oberen Ak⸗su und dem Wathan Daria. Bei Bosai⸗Gumbaz erfuhr er, daß die Afghanen eine Abtheilung ausgesandt hätten, um ihn zu verhaften. Deshalb ging er nach Südosten und biwakirte in einem Seitenthal. Zur Nachtzeit sah er die Lagerfeuer der Afghanen und beschloß, sie anzu⸗ greifen. Es war stockfinstere Nacht und deshalb konnten die Kosaken unversehens ins feindliche Lager kriechen. Sie nahmen die Vochut gefangen und brachten sie ihrem Führer. Unter der Drohung, sie zu erschießen, zwang Kapitän Gromtchevski sie dazu, Führerdienste zu leisten. Der russische Offizier zog über das Hindu⸗ kusch⸗Gebirge, „etwas so Leichtes“, wie er sagte, „daß ein mit Pferden bespannter Wagen es ausführen könnte“. Dann befinden sich die Russen in dem kleinen Hochlandstaat Hunja ⸗ Nagyr, dessen Herrscher sie bewillkommnete. Gromtchevpski gelangte wohlbehalten zurück. Seitdem hat er ohne Erfolg versucht, den Hindukusch an anderen Stellen zu überschreiten. Jedenfalls hat er schon die wichtigsten Pässe am nördlichen Abhang des Hindukusch erforscht. Uebrigens haben die Engländer befestigte Posten an ver⸗ schiedenen Punkten, welche vom Hochland des Oxus in das Kaschmir⸗ thal führen, angelegt. Die britische Garnison in Gilghit ist verstärkt worden, und dies hat mehr Nutzen, als sich der eitlen Hoff⸗ nung hinzugeben, die Engländer könnten ihre Rivalen in Unwissenheit über die Topographie des Himalaya⸗Gebirges erhalten. Die letzten Bewegungen der Russen bestehen darin, daß eine militärische Abtheiluang durch Pamir gezogen ist. Dieser Schritt dürfte der Gegenstand diplomatischer Vorstellungen in St. Peters⸗ burg werden. Denn obgleich Alichur Pamir, welches nörd⸗ lich vom Victoria⸗See liegt, als innerhalb der russischen Einflußsphäre liegend betrachtet werden kann, so liegt Klein⸗Pamir jedenfalls nicht darin. Die ganze Gegend besteht aus dürrem, wellenförmigem Lande, welches 13 — 14 000 Fuß über dem Meeresspiegel liegt. Aber hier stoßen die Gebiete von vier Mächten zusammen: Großbritannien, China, Rußland und Afghanistan. Deshalb hat das Land solche politische Bedeutung. Zur Vermeidung künftiger Mißverständnisse wird wahrscheinlich im nächsten Jahre eine internationale Vermessung und gemeinsame Ab⸗ grenzung des oberen Oxus⸗Thales nothwendig werden.“
Die „St. James' Gazette“ ist in den Besitz eines vom 11. August datirten Briefes des Kapitäns Hounghus⸗ band gelangt, welcher weitere Einzelheiten über die Bewe⸗
ungen der Russen an der Grenze von Chitral und fghanistan giebt:
Als er von Kaschgar fortreiste, erreichte ihn, wie er schreibt, die Nachricht, daß 100 russische Soldaten über die Grenze gegangen und trotz aller Vorstellungen mit Gewalt ihren Weg nach Pamir, „dem Dache der Welt“, marschirt seien. Kapitän Younghusband machte sich sofort auf, die Wahrheit der Nachricht festzustellen, und begegnete der Nachhut der Russen am 10. August bei Bosai Gumbaz. Er fand, daß der befehligende russische Offizier nach der Grenze von Cbitral gezogen war. Der Kapitän setzte sich alsbald mit Gilghit in Verbindung. In Folge dessen wurden 200 Mann vom 5. Gurka⸗Regiment in aller Eile gegen diesen Platz vor⸗ geschoben. Die Bedeutung dieses Thuns war genügend. Die russische Abtheilung ist wieder von Pamir zurück auf russisches Gebiet marschirt. Solche Vorfälle zeigen, schreibt der Kapitän, wie nöthig es ist, die Bewegungen unserer Nachbarn zu bewachen. Bosai Gumbaz liegt 200 Meilen nördlich von Abbottabad und nur 80 Meilen von Gilghit, vnserm vorgeschobenen Posten an der Grenze von Kaschmir. Hätte er, Kapitän YPounghusband, nicht so schnell eingegriffen, so wäre die
russische Abtheilung wahrscheinlich immer weiter marschirt, bis sie mit Gewalt daran gehindert worden wäre.
Frankreich.
Paris, 28. September. Bei dem gestern anläßlich der Preisvertheilung des landwirthschaftlichen Vereins von Saint Dieé stattgehabten Banket brachte nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ Jules Ferry einen Toast auf den Präsidenten Carnot aus, welcher dazu beigetragen habe, der Republik den Charakter der Beruhigung und der Stabilität zu geben, wie dies vom Lande verlangt werde. Die Republik sei jetzt fest begründet, ihre weise und wohl überlegte Politik habe ihr die Allianz großer europäischer Monarchien zugeführt. Der Toast wurde mit großem Beifall. aufgenommen.
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Rußland und Polen.
Der Kaiser und die Kaiserin trafen mit dem Groß⸗ fürsten Thronfolger, den Prinzessinnen⸗Töchtern, den griechischen Prinzen und Prinzessinnen sowie dem Prinzen Waldemar von Dänemark gestern Vormittag in Moskau ein. Nach einer Andacht an der Leiche der Großfürstin Alexandra, welche bereits in einem Eisenbahn⸗ wagen aufgebahrt war, reisten die russischen Majestäten, der König und die Königin von Griechenland, der Großfürst⸗Thronfolger, der Großfürst Paul und die anderen Prinzen und Peinzessinnen nach Petersburg weiter. Mit dem gleichen Zuge wurde auch die Leiche der Großfürstin Alexandra nach Petersburg überführt
Wie man dem „H. C.“ aus St. Petersburg meldet, wird der Großfürst Georg in dem Mineralbade Abas⸗Tuman im Kaukasus einen sechswöchigen Aufenthalt nehmen und sich dann nach der Krim begeben, um sich daselbst vor Antritt der Reise nach Algier von seinen Kaiserlichen Eltern zu verabschieden. Die Fahrt nach Algier, wo der junge Großfürst auf Anrathen der Aerzte den ganzen Winter verbringen soll, wird er an Bord des zur russischen Freiwilligen⸗Flotte gehörenden Schiffes „Orel“ machen und sich hierbei in Konstantinopel wie im Piräus aufhalten.
Der Finanz⸗Minister Wischnegradsky ist von der Reise, die er in den von Mißernten heimgesuchten Gegenden Rußlands gemacht, nach St. Petersburg zurückgekehrt.
„Der General⸗Gouverneur des Amurgebiets, General⸗ Adjutant Baron Korff ist nach dreijähriger Abwesenheit am 23. d. M. in St. Petersburg wieder eingetroffen und hat, wie die „Nowosti“ berichten, mehrere das Land betreffende wichtige Reformprojekte mitgebracht.
Im ersten Semester 1891 betrugen, dem „W. T. B.“ zufolge, die Staatseinnahmen 423 200 000 Rbl., darunter 404 000 000 Rbl. ordinäre Einnahmen, die Staatsausgaben betrugen 406 000 000 Rbl., darunter 396 500 000 Rbl. ordinäre Ausgaben. Es ergiebt sich somit ein Ueberschuß von 16 600 000 Rbl. Im ersten Halbjahre des Vorjahres be⸗ trugen die gesammten Einnahmen 427 300 000 Rbl., die Aus⸗ gaben 429 700 000 Rbl.
Nach einer Meldung aus Saratow hat der Gouverneur General⸗Lieutenant Kossitsch bei einer in seinem Hause zu Gunsten der Nothleidenden veranstalteten Sammlung den Betrag von 30 000 Rubeln zusammengebracht Das Stadt⸗ haupt und mehrere Kaufleute hatten sich mit Beträgen von 1000 bis 3000 Rubeln betheiligt.
Italien.
Rom, 28. September. Der Papst empfing heute sämmt⸗ liche zum Pilgerzuge der „katholischen Jugend“ gehörenden auswärtigen Wallfahrer.
Wie der „Germania“ gemeldet wird, veröffentlicht der Papst eine neue Encyclica über den Rosenkranz. Er empfiehlt darin das Rosenkranzgebet als wirksames Mittel zur „Erreichung des Triumphes der Kirche und der Befreiung des Papstes.“ Das Gebet der Gläubigen werde dem Papste eine bessere Zukunft bereiten.
Das Festbankett in Palermo zur Weihe des Dampfers „Francesco Crispi“ ist, wie der „K. Ztg.“ aus Rom vom 27. d. M. berichtet wird, glänzend verlaufen. Die Stimmung war sehr belebt. Die Blüthe der Gesellschaft war anwesend, darunter der Bürgermeister und viele Abgeordnere; die Staats⸗ behörden fehlten, Minister⸗Präsident Rudini sandte jedoch einen Glückwunsch. Crispi gedachte in seiner Rede Englands, dem Italien viel verdanke, sprach die Hoffnung auf eine glückliche Entwickelung der italienisch⸗britischen Schiffahrts⸗Gesellschaft aus und trank auf diese. Später ergriff Crispi nochmals das Wort — er erklärte, nicht politisch werden zu wollen, sprach von der wirthschaftlichen Entwickelung Siciliens, machte aber doch eine leicht verständliche politische Anspielung. Es wäre eine thörichte Gewohnheit, meinte er, Andern gegenüber eine Unter⸗ ordnung zu zeizen, während man doch seit 30 Jahren so große Fortschritte gemacht habe. 8 1““
Schweiz.
Die im Ministerium des Innern in Wien vor einigen Wochen zusammengetretene Kommission von bautechnischen Autoritäten hat, wie dem „Hamb. Corr.“ mitgetheilt wird, kürzlich ihre Berathungen über die Angelegenheit der Rhein⸗ regulirung beendet. Als Ergebniß dieser Berathungen hat das Wiener Kabinet der Schweizer Bundesregierulsg bestimmt gefaßte Vorschläge mit der Aufforderung zukommen lassen, sich hierüber zu äußern, und im Falle der prinzipiellen An⸗ nahme dieser Propositionen Spezialbevollmächtigte nach Wien zu entsenden, die mit der Führung der Verhandlungen Be⸗ hufs Abschlusses eines Staatsvertrages betraut werden sollen. Falls ein solcher Vertrag zu Stande kommt, würde hierdurch die seit nahem fünfzig Jahren schwebende Frage der Rheinregulirung endlich einer definitiven Lösung zugeführt werden, was — da sich die Schweiz gegen momen⸗ tane Ueberschwemmungsgefahr inzwischen durch Dammbauten gesebe hat — namentlich im Interesse der stets bedrohten
orarlberger Ufergemeinden sehr zu wünschen wäre. Die von den Städten Bregenz und Lindau gegen die Verlegung der Rheinmündung nach Fußach am Bodensee erhobenen Bedenken, wegen der Gefahr einer allmählichen Versandung ihrer Häfen, wurden von den Sachverständigen als übertrieben befunden. Da man erwartet, daß der Staatsvertrag bis zum Frühjahr abgeschlossen sein werde, so dürften die Regulirungsarbeiten bereits im nächsten Sommer in Angriff genommen werden.
Das Industrie⸗Departement beabsichtigt, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, eine Verfassungsänderung im Sinne der Ein⸗ führung eines Bundesmonopols für die Fabrikation von phosphorfreien Zündhölzchen vorzuschlagen; das Mo⸗ nopol würde etwa 500 000 Fr. Fiskaleinnahme abwerfen. Die Angelegenheit dürfte im Dezember vor die Bundesversamm⸗
lung kommen.
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zeigt, sind
Das neue liberale Ministerium Tak⸗van Thien hoven hat, wie man dem „Hann. Cour.“ aus Amsterdam schreibt, die parlamentarische Feuertaufe in glänzender Weise bestanden. Es ist ihm gelungen, nicht nur die von der liberalen Partei vorgeschlagene Antwort auf die Thronrede in der üblichen Adreßform durchzusetzen, sondern selbst
Gegner vorläufig zu entwaffnen. Die Ultramon⸗
und die Antirevolutionäre haben dem Adreß⸗ entwurf zugestimmt, mit dem Beifügen, daß sie der neuen Regieruug nicht von vornherein Feindseligketten entgegenbringen
wollen; die Führer der Minderheit versprachen dem Ministerium sopgar die Mitwirkung bei allen nützlichen Reformen. Aller⸗
dings dürfte schon die in der Thronrede angekündigte Wahl⸗ reformvorlage die beiden Minderheitsparteien wieder in die Opposition treiben. Jedenfalls ist die Stellung des neuen Ministeriums nach der Adreßdebatte eine sehr gefestigte, zumal alle Nachwahlen, welche durch die Ernennung mehrerer Abge⸗ ordneten zu Ministern nothwendig geworden waren, zu Gunsten der Liberalen ausfielen.
Belgien Brüssel, 28. September. Das „Journal de Bruxelles“ und der „Courier de Bruxelles“ dementiren die gestern vom „Patriote“ gebrachte Nachricht von der beabsichtigten Er⸗ richtung neuer Regimenter. . ..““ 8
Griechenland. *
Aus Athen wird gemeldet, daß die griechische Regierung der Repatriirung der in Folge der bekannten Excesse aus Korfu geflüchteten Juden werkthätigen Vorschub leistet; so wurden kürzlich allein aus Alexandria von den dorthin ge⸗ flüchteten Korfioter Juden über 200 auf Kosten der griechischen
Regierung nach ihrer Heimath befördert.
Serbien. S8 Belgrad, 28. September. Der König Alexande t gestern aus Kruschewatz hierher zurückgekehrt.
Bulgarien. 8 Sofia, 28. September. Da die am 21. d. M. fällig gewesenen Meistgebote für den Ankauf des als Zehent im Jahre 1891 abgelieferten Getreides als zu niedrig befunden wurden, so hat dem „W. T. B.“ zufolge der Ministerrath nahezu alle Angebote abgelehnt und einen neuen Termin auf den 5. Oktober ausgeschrieben.
Kunst und Wissenschaft.
8 †t Die Gemäldesammlung Eduard Habich's, eine der erlesensten Privatsammlungen Deutschlands, deren Schätze seit mehreren Jahren in der Königlichen Galerie zu Kassel leihweise ausgestellt waren, beabsichtigt ihr Besitzer demnächst aufzulösen. Sie umfaßt ungefährt hundert und fünfzig Bilder, vorzugsweise der niederländischen Schulen, von welchen bereits dreizehn in den Besitz der National Galery in London übergegangen sein sollen, während der Rest zu Beginn nächsten Jahres veräußert werden soll. Die nicht minder bedeutende
ollektion von Handzeichnungen desselben Sammlers, welche unlängst durch den Direktor der Kasseler Gemälde Galerie Dr. Eisenmann eine ausgezeichnete Veröffentlichung erfahren hat, gedenkt der Besitzer auch ferner zu behalten und zu er⸗ weitern.
— Die Humboldt⸗Akademie hat soeben ihr Lehrprogramm
für das IV. Quartal dieses Jahres herausgegeben. Es wird gratis verabfolgt und liegt in den Bureaus des Instituts (Central⸗ Hotel, Laden 14, und Friedrichstraße 83). im „Invalidendank“, im „Verein junger Kaufl eute“ (Beuthstraße 20, I) sowie in einer Anzahl von Buchhandlungen zur Vertheilung aus. Das neue Programm ist wieder außerordent lich reichhaltig und vielseitig. Es weist 20 Vortrags⸗ Cyklen auf, welche die verschiedensten Lehrfächer umfassen und manches Neue bieten. Wie der Rückblick auf das Studienjahr 1890—1891 72 Vortrags ⸗Cyklen gehalten worden, die von 2001 eingeschriebenen Hörern besucht wurden — etwa die vierfache Zahl gegen das Jahr 1882, woravs wohl am deutlichsten die Prosperität des Instituts ersichtlich. Mit der Humboldt⸗Akademie in engster Verbindung steht der „Wissenschaftliche Central⸗ verein“, welcher bisher Einzelvorträge veranstaltete An Stelle dieser letzteren werden fortan „Wissenschaftliche Abende“ treten, bestehend aus Vortrag und Diseputation (letztere an der Hand zu vertheilender gedruckter Thesen) über wichtige Streit⸗ fragen der verschiedenen Wissenschaften. Diese „Wissenschaftlichen Abende“ sind unentgeltlich für die Mitglieder des Wissenschaftlichen Central⸗Vereins (Jahresbeitrag 5 ℳ). Abonnementskarten für Nicht⸗ mitglieder zu 2 ℳ, Einzelkarten zu 1 ℳ sind in den Bureaus zu haben. Schließlich möge noch in Erinnerung gebracht sein, daß die Hörerschaft der Humboldt⸗Akademie so wohl aus Herren wie aus Damen besteht und daß das Honorar für die Vortrags⸗Cyklen ein 12IMN ist (3 resp 5 ℳ pro Quartal).
— Der Verein für deutsches Kunstgewerbe wird Mittwoch, den 30. d. M., Nachmittags 3 Uhr, mit seinen Damen eine gemeinschaftliche Besichtigung des Zeughauses unternehmen, dessen reiche Sammlungen auch eine Fülle von kunstgewerblich interessanten Stücken enthalten. Um dem Perein, welcher seit Jahren bemüht ist, das Berliner Kunstgewerbe zu heben, weitere Mitglieder zuzuführen und ihn dadutch in den Stand zu setzen, seine Ziele noch kräftiger zu verfolgen, gelangt in diesen Tagen ein Cirkular, welches zum Eintritt in den Verein auffordert, in 5000 Exemplaren zur Versendung.
— Auf Anordnung des italienischen Unterrichts⸗Ministeriums, dessen Fürsorge für die Erhaltung von Denkmälern der Kunst und der Ge⸗ schichte alle Anerkennung oerdient, werden, wie die „Köln. Ztg.“ schreibt, seit einiger Zeit bei Sassoferrato in den Marken Aus⸗ grabungen vorgenommen, die sich eines raschen Fortgangs erfreuen. Es handelt sich um die Durchforschung der Trümmer der alten Umbrerstadt Sentinum, die in der römischen Geschichte hauptsächlich durch den entscheidenden Sieg be⸗ kannt ist, den dort OQ Fabius und P. Decius im Jahre 295 v. Chr. über die vereinigten Heere der Samniter, Gallier und Umbrer erfochten haben. Die Stadt, die in der Folgezeit nicht mehr als eine mittlere Provinzialstadt war, wurde während des Lango⸗ bardenkrieges Karl's des Großen zerstört. Seitdem gab nur ein an⸗ sehnliches Trümmerfeld unweit Sassoferrato Kunde von ihrem frühern Dasein. Die Ausgrabungen, die gegenwärtig betrieben werden, sollen leider nicht die ganze Stadt dauernd bloßlegen, wie es beispielsweise mit Pompeji geschieht, sondern nur wichtigere Gegenstände der Kunst, des Gewerbes u. s. w. zu Tage fördern. Man wirft daher die Bauten nach erfolgter Durchsuchung wieder zu, obwohl es sich schon ver⸗ lohnen würde, das ganze Bild der Stadt zu erhalten. Man hat u. A. neuerdings Straßen bloßgelegt von 3,90 m Breite, mit er⸗ höhtem Bürgersteig, deren Pflaster aus großen unregelmäaͤßigen Stein⸗ platten besteht, in denen wie auch anderwärts die Radspuren einge⸗ graben sind. An Fußböden aus Ziegeln und buntem Mosaik hat man sehr schöne Sachen gefunden, ebenso zahlreiche Bruchstücke von Sta⸗ sünr⸗ Säulen, Inschriften, Thongefäßen. Die Funde an Münzen sind
ehr umfangreich, aber ohne besonderen Werth, da sie aus der spätesten
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Kaiserzeit stammen. Unter der Menge von Bronzen werden zwei
Stücke als recht beachtenswerth bezeichnet, eine elegante Statue der Fortuna mit dem Füllhorn und die kleine aber trefflich modellirte Figur eines Stiers. 1
— Aus Kopenhagen wird der „Frankf. Ztg.“ berichtet: Der in Wien kürzlich verstorbene Ober⸗Baurath Theophil Hansen, welcher bekanntlich Däne war, hatte seine hinterlassenen Kunstwerke seiner Schwester vermacht. Diese ist jetzt von Wien nach Kopen⸗ hagen übergesiedelt und hat einen großen Theil der werthvollen Kunstwerke dem hiesigen bekannten Brauer und Mäcen Hrn. Jacob⸗ sen geschenkt. Dieser hat sie in seiner Glyptothek, die schon so viele Meisterwerke von Thorwaldsen und deutschen Künstlern enthält, aufstellen lassen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßzregeln.
Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 13. bis 19. September ein der Vorwoche ähnlicher und auch die Sterblichkeit war eine nur wenig kleinere (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr gerechnet, 22,4). Noch immer kamen akute Darm⸗ krankheiten in größerer Zahl zum Vorschein und führten in zahlreichen Fällen zum Tode, wenn auch die Zahl der Todesfälle eine erheblich kleinere als in der Vorwoche geworden ist (210 gegen 245). Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine etwas geringere als in der Vorwoche; von je 10 000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 109 Säuglinge. — Akute Entzündungen der Athmungsorgane zeigten sich dagegen weniger häufig und endeten auch seltener tödtlich — Das Vorkommen von Infektionskrankheiten blieb meist ein beschränktes, obwohl desonders von Masern (namentlich in der Oranienburger Vorstadt) und von Unterleibstyphus etwas mehr Erkrankungen als in der Vorwoche zur Anzeige kamen. Erkrankungen an Diphtherie wurden aus der jenseitigen Luisenstadt und dem Stralauer Viertel am häufigsten gemeldet. Erkrankungen an Wochenbettfieber zeigten sich gleichfalls häufiger, während rosenartige Entzündungen des Zell⸗ gewebes der Haut selten zur Beobachtung gelangten. Erkrankungen an Keuchhusten kamen seltener zur Behandlung, auch war der Verlauf meist ein milder. Im Krankenhause Friedrichshain fanden zwei Er⸗ krankungen an Trichinosis, von denen eine tödtlich endete, Aufnahme. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten in ihrem Vorkommen im Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Veränderung.
Wie ein Telegramm des „R. B.“ meldet, herrscht zur Zeit in Melbourne die Grippe in bösartiger Form.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Post von dem am 25. August aus Shanghai abge⸗ gangenen Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ ist in Brindisi ein⸗ getroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 30. September Vormittags zur Ausgabe.
— Vom 1. Oktober d. J. ab werden Personen⸗ und Reise⸗ gepäck im Berliner Vorortverkehr im Wesentlichen nach denselben Einrichtungen abgefertigt, wie solche für den Ber⸗ liner Stadt⸗ und Ringbahn⸗Verkehr bereits bestehen. Zum Zweck der Fahrkartenprüfung werden auch im Vorortverkehr die Bahnsteige überall abgesperrt. Mit Ausnahme der Ar⸗ beiter⸗Wochenkarten, Arbeiter ⸗Rückfahrkarten, der Zeit⸗, Schüler⸗ und Militärkarten hören alle Sonderermäßigungen auf. Die einfachen Fahrkarten berechtigen zur einmaligen Fahrt in der einen oder anderen Richtung, die Fahrkarte für die Rückfahrt kann auf der Abfabrtsstation gelöst werden. Zur Bequemlichkeit des Publikums werden auf den Berliner An⸗ fangs⸗ bezw. Endbahnhöfen der Vorortsstrecken für einzelne Strecken Fahrscheinblocks ausgegeben, welche aus je 30 Fahr⸗ scheinen bestehen und im Allgemeinen wie die gewöhnlichen Fahrkarten behandelt werden. Die dienstthuenden Stationsbeamten und Zug⸗ führer sind mit Zuschlagkarten ausgerüstet, welche bei Fahrten über die ursprünglich gewählte Zielstation hinaus oder beim Uebergange aus der III. in die II. Wagenklasse gelöst werden können. — Freigepäck wird nicht gewährt. Für jedes Stück Gepäck ist eine Fahrkarte III. Klasse zu lösen und an die Gepäckabfertigungsstelle abzugeben Bei den über die Stadtgeleise geführten Zügen ist eine Gepäckabfer⸗ tigung ausgeschlossen. Das Nähere ist aus den auf den Bahnhöfen der Vororte aushängenden ausführlichen Bekanntmachungen der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin zu entnehmen.
Bremen, 28. September. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Dresden“ hat gestern Prawle Point passirt. Der Schnelldampfer „Eider“ ist gestern Abend von Southampton abgegangen, der Schnelldampfer „Saale“ ist gestern Nachmittag in Southampton eingetroffen und um 4 Uhr weitergefahren. Der Schnelldampfer „Aller“ hat vorgestern Nach⸗ mittag von New⸗York die Heimreise angetreten. Der Dampfer „Weser“ ist gestern, der Dampfer „Gera“ vorgestern in Ant⸗ werpen angekommen. Der Dampfer „Ohio“ hat gestern St. Vincent passirt. Der Dampfer „Baltimore“ ist gestern in Lissabon angekommen und bat heute die Reise fortgesetzt. Der Dampfer „Oldenburg'“ ist vorgestern in Aden angekommen. Der Dampfer „Nürnberg“ ist vorgestern von Genua abgegangen. Der Dampfer „Stettin“ ist gestern Nachmittag mit der Post von Ost⸗Asien in Brindisi von Port Said angekommen.
— 29 September. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Saale“, von New⸗York kommend, ist am 28. September Abends auf der Weser angekommen.
Wien, 28. September. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zufolge findet am 8 Oktober in Serajewo eine Konferenz der österreichischen Eisenbahn⸗Direktoren, die erste in den okkupirten Provinzen, statt.
London, 28. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Pretoria“ ist auf der Heimreise gestern von Capetown abge⸗ gangen. Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist heute auf der Heim⸗ reise in Southampton angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ hat am Sonnabend auf der Ausreise die Cangrischen Inseln passirt. Der Castle⸗Dampfer „Doun Castle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen.
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8 Theater und Musik.
Der Herzog von Edinburg, bekanntlich ein großer Musik⸗ freund und vorzüglicher Geiger, hat, wie die „A. C.“ erfährt, ein⸗ gewilligt, am 21. Oktober in Bristol bei einer Aufführung von Haydn's Schöpfung das Orchester zu dirigiren.
Bei den zu Leipzig am 26. d. M. abgehaltenen Rennen siegte in dem Eröffnungs⸗Rennen, Preis 2000 ℳ, des Königlichen Hauptgestüts Graditz F.⸗H. „Geheimrath“.
Mannigfaltiges.
Der Magistrat hat die Stadtverordneten⸗Versammlung um folgende Beschlußfassung ersucht: „Die Gültigkeitsdauer der am 24. November 1881 beschlossenen Bestimmungen, betreffend die Ver⸗ wendung der Erträge der Friedrich⸗Wilhelm⸗Stiftung, wird auf weitere zehn Jahre, d. h. bis zum 31. März 1902, verlängert.“
In der gestrigen Sitzung des Preußischen Medizinal⸗ beamten⸗Vereins sprach nach dem Medizinal⸗Rath Dr. Wernich der Geheime Medizinal⸗Rath Professor Dr Fritsch⸗Breslau über Uterusruptur in foro, ferner der Medizinal⸗Rath Dr. Siemens⸗
Lauenburg über den neuen Trunksuchtsgesetz⸗Entwurf vom ärzt⸗
lichen Standpunkte aus, und resümirte sich zum Schluß seiner Aus⸗ führungen dahia, daß 1) die Versammlung von einer Erörterung derjenigen Theile der Vorlage, welche Fragen von vorzugsweise polizei⸗ licher und verwaltungsrechtlicher Natur behandeln, absehen möge; daß 2) dem §. 12 ein Zusatz gegeben werden möge, wonach bei dem Ver⸗ fahren der Entmündigung von Trunksüchtigen ärztliche Sachverständige hinzugezogen werden müßten; daß 3) die Leitung der geplanten Trinker⸗ afyle angestellten Aerzten übertragen werden müsse, und daß 4) die Trunksucht als solche nicht zum Gegenstande einer Bestrafung gemacht werden durfe. Die Versammlung beschloß, nach genauerer Formulirung der Thesen des Referenten die Trunksuchtsvorlage in der Dienstags⸗ Sitzung weiter zu erörtern. Die darauf folgenden Ausführungen des Kreis⸗ physikus, Professors Dr. Falk⸗Berlin über die Taxe für Leichen⸗
sowie über Reisekosten und Tagegelder der in Rede stehenden Beamten veranlaßten eine Anzahl von Mitgliedern der Versammlung zur Mit⸗ theilung verschiedener praktischer Erfahrungen, aus denen die Thatsache erhellte, daß die Handhabung der Taxfrage in den einzelnen Provinzen der Monarchie eine außerordentlich verschiedenartige ist. 3 In der heutigen Sitzung bildete den ersten Gegenstand ein Vortrag des Kreisphysikus Hrn. Dr. Freyer⸗Stettin über die Formulirung des vorläufigen Gutachtens bei der gerichtlichen Obduktion. Der Vortragende betonte die Nothwendigkeit, in solchen Fällen, in denen bei Obduktionen die Todesursache ohne Kenntniß der das Ableben begleitenden näheren Umstände nicht mit Sicherheit festzustellen ist, die wahrscheinliche Todesursache in dem vorläufigen Gutachten zu bezeichnen, und sprach sich zum Schlusse seiner Ausführungen dahin aus, daß sich als Norm für die Praxis eine Eintheilung der einschlägigen Materie in folgende drei Gruppen ergebe: „I. Leichenbefunde, welche den unausbleiblich meist sofortigen Tod bald mit, bald ohne besonders hervortretende physiologische Todesart erkennen lassen (bei Organzerstörung und mit gewisser Be⸗- schränkung bei Verblutung und Erstickung). II. Der absolut negative Leichenbefund (bei Choc, schnell wirkenden Giften, Sevbst⸗ III. Leichenbefunde, welche für sich allein und ohne kanntsein der dem Tode vorangegangenen Erscheinungen die Todesursache nicht einwandsfrei begründen lassen, dieselbe daber nur wahrscheinlich machen (bei — wiederum mit besonderer Beschränkung — Verblutung und Eestickung, bei Extra vasaten, Entzündungen, krankhaften Organveränderungen, Pyämie, Er⸗ schöpfung, gewissen Vergiftungen, Temperatureinwirkungen). An den Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Erörterung, in welcher verschiedene praktische Erfahrungen auf dem in Rede stehenden Gebiete zur Sprache gebracht wurden. 8 Nachdem sodann auf Grund des vorliegenden Berichtes den Kassenrebisoren die vorgeschriebene Entlastung ertheilt worden, folgte akklamationsweise die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes der letztere besteht daher aus den Hrrn. Regierungs⸗ und Gebeimer Medizinal⸗Rath Dr. Kanzow⸗Potsdam (Vorsitzender), Regierungs⸗ und Medizinal⸗Rath Dr. Rapmund⸗Minden (Schriftführer), Polizei⸗Stadtphysiku, Sanitäts⸗Rath und Direktor des König⸗ lichen Impf⸗Instituts Dr. Schulz.⸗ Berlin, Kreisphysikus und Gebheimer Sanitäts⸗ Rath Dr Wallichs⸗Altona und Gerichtlicher Stadtphysikus und Sanitäts⸗Rath Dr. Mittenzweig⸗ Berlin — Darauf erhielt der Direktor der städtischen Fleischschau, Hr. Dr. Hertwig⸗Berlin zu eingehenden Ausführungen über die Auslegung des Nahrungsmittelgesetzes das Wort.
Der „Stolzetag“ beschloß in seiner heutigen zweiten Sitzung auf Antrag des Hrn. Käding⸗Berlin die Einsetzung einer Kommission zur Feststellung der Häufigkeit der Buchstaben, Lautverbindungen, Vor⸗ und Nachsilben u. dergl. in der deutschen Sprache. Diese Fest stellungen sollen als grundlegendes Material für eine zweckmäßige Weiterbildung der Stenographie dienen. Die sämmtlichen steno⸗ graphischen Systeme Deutschlands sollen ersucht werden, Vertreter in diesen Ausschuß zu entsenden. Im Anschluß an die Käding'sch Anregung sprach Dr. Franz Stolze über die Iterationsverhältnif der Laute und ihre Verwendung für die Kurzschrift.
Zu dem internationalen Stenograpbhentag, dessen Ver⸗ handlungen am Donnerstag beginnen werden, sind aus London bereits elf Delegirte hier eingetroffen, bezw. angemeldet. Paris wird durch fünf Delegirte vertreten sein, u A. durch Mr. Grosselin, den Ch des Stenographischen Bureaus der Deputirtenkammer. Stark ist auch die schwedische Schule vertreten. Von Wien sind bisher erst zwei Delegirte erschienen, darunter der in stenographischen Kreisen sehr be⸗ kannte Hr. Kramsall; Brünn und Pest senden keinen Delegirten. Weitere Delegirte kommen aus Luxemburg, Lissabon, Rom, Rotterdam, Zürich und Manchester. Auch aus Afrika und zwar aus Kairo wird ein Delegirter, Mr. Croßman, Beamter im egyptischen Ministerium der Finanzen, erwartet,
Der amerikanische Senator Warner Willer, Präsident der Nicaragua⸗Kanal⸗Gesellschaft, ist, der „K. Ztg.“ zufolge, hier mit zahlreichen Ingenieuren eingetroffen, um die Arbeiten am Nord⸗ Ostsee⸗Kanal zu studiren.
Der große Obstmarkt, welchen der Märkische Obstbau⸗ verein auf der südlichen Galerie der Centralmarkthalle veranstaltet hat, ist heute frꝛüh um 4 Uhr eröffnet worden. In der Länge der Galerie ist eine mächtige Tafel aufgestellt, auf der die eingesandten Proben, je 5 kg brutto, ausgelegt sind. Die Betheiligung ist eine recht lebhafte; es sind gegen 300 Proben eingeschickt, obgleich die Anregung zur Veranstaltung des Marktes erst zu einer Zeit erfolgte, wo viele Obstzüchter das Herbstobst schon verkauft und für das Winterobst schon fest abgeschlossen hatten. Insgesammt stehen dem Markte ca. 12 000 Ctr zur Verfügung Das Geschäft entwickelte sich von Beginn an recht rege und es konnte bei Weitem nicht allen Anforderungen entsprochen werden. Allein bei dem Marktcomits waren schriftlich mehrere Hundert Waggons Mostobst bestellt worden.
Am Grabe Steffeck's, des im vorigen Jahre zu Königsberg verstorbenen Malers und Akademie⸗Direktors, auf dem alten französi⸗ schen Friedhof in der Chausseestraße, ist der „Voss. Ztg.“ zufolge in diesen Tagen ein Denkmal errichtet worden. Es besteht aus einem mächtigen, von rothem schwedischen Granit hergestellten Obelisken, der an der Vorderseite in Goldlettern die Worte trägt: „Professor Karl Steffeck, geboren 4. April 1818, gestorben 11. Juli 1890. Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größeste unter ihnen.“ Oberhalb der Inschrift befindet sich das wohlgelungene Reliefbild des Entschlafenen.
Am 15. Oktober begeht die in den weitesten Kreisen bekannte Firma S. Röder in Berlin, Königliche Hof⸗ lieferanten, das fünfzigjährige Jubiläum ihres Bestehens. Das genannte Haus war eines der ersten, welches die damals noch neue und unbekannte Stahlfeder unter eigener Marke in den Handel brachte. Der vorzüglichen und gleichmäßigen Beschaffenheit der Röder'schen Federn gelens es in kurzer Zeit, sich bei dem schreibenden Publikum festen Eingang und dauerndes Vertrauen zu erwerben und das bisher gebräuchliche „die Gänsetielfeder“ vollständig zu verdrängen. Der Thätigkeit des Begründers der Firma und der jetzigzen Inhaber gebührt das Verdienst, mit den besten Erfolgen bahnbrechend auf dem Gebiet des Schreibwesens gewirkt zu haben Diesem rastlosen Streben ist es auch zu verdanken, daß die Röder'’schen Federn zu den beliebtesten gehören und an Schulen sowohl wie bei dem gesammten schreibenden Publikum die weiteste Verbreitung 1e haben. Enorme Quantitäten sind er⸗ forderlich, um der Nachfrage zu genügen, und dienen dazu, den Weltruf der Firma immer mehr zu befestigen.
rührigen
Die Anmeldungen für das Wintersemester der Kaufmännischen Fortbildungsschulen (Köln. und Friedrichs⸗Werdersch. Gymn.)
schauen und für Untersuchungen im Hause des Medizinalbeamten 8