n
eine allgemeine Gehaltsaufbesserung v einschließlich der Volksschullehrer, einzustellen, sei der Regierung nicht möglich gewesen; sollte der Landtag seinerseits die Geneigtheit zeigen, für die Beamten etwas zu thun, werde die Regierung mit Freuden die Hand bieten. Ueber die Verwendung der Ueberschüsse bemerkte der Minister: Die Erübrigungen der XIX. Finanzperiode 1888 und 1889 betrügen nach der Generalfinanzrechnung pro 1889 68 469 483 ℳ 86 ₰. Hier⸗ auf seien bereits verwiesen: 1) gemäß §. 16 des Finanzgesetzes vom 5. Mai 1890 für außerordentliche Bedürfnisse in den Ressorts der König⸗ lichen Staats⸗Ministerien der Justiz und der Finanzen 2 068 968 ℳ; 2) gemäß §. 17 dieses Finanzgesetzes für Erweiterung der Dienst⸗ räume der Königlichen Stadtrentämter München I und II, dann für die Herstellung von Neubauten für das Forstamt, das Kreisarchiv, das Statistische Bureau, die Flurbereinigungskommission und das Landbauamt dahier 155 000 ℳ; 3) gemäß §. 18 dieses Gesetzes für außerordentliche Ausgaben der Staatseisenbahnverwaltung 2 789 750 ℳ; 4) nach Sppezialgesetz vom 4. Mai 1890 für den Neubau eines Justizgebäudes in München 4 945 000 ℳ; 5) nach Spezialgesetz vom 5. Mai 1890 Nachtragskredit für die Verlegung der Militärbildungsanstalten auf das Marsfeld 1 150 000 ℳ, in Summa 11 108 718 ℳ, sodaß ein verfüg⸗ barer Erübrigungsrest von 57 360 765 ℳ 86 ₰ besteht. Zur Uebernahme auf diese Summe seien in dem Finanz⸗Gesetzentwurfe für die XXI. Finanzperiode beantragt: I. gemäß §. 15 an Stelle zur Aufnahme bewilligter Staatsanlehen 42 646 300 ℳ; II. gemäß § 16 für außerordentliche Bedürfnisse in den Ressorts der Königlichen Staats⸗Ministerien des Königlichen Hauses und des Aeußern, der Justiz, des Innern des Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten, dann der Finanzen 13 998 267 ℳ; III. gemäß §. 17 zur Bil⸗ dung eines Fonds für vorschußweise Bestreitung von Grund⸗ erwerbungskosten zu Eisenbahnbauzwecken 700 000 ℳ, in Summa 57 344 567 ℳ Hiernach verbleibe zur Einstellung in den Etat der Uebertragungen der Betrag von 16198 ℳ 86 ₰ oder von 8099 ℳ für je ein Jahr der Finanzperiode. Der Minister schloß mit der Versicherung, daß die Regierung das Budget nach den bisherigen Grundsätzen ohne überschwängliche Hoffnungen oder übertriebene Be⸗ fürchtungen aufgestellt habe und bat die Kammer, mit der bisherigen Objektivität und Opferwilligkeit das Budget zu prüfen; er zweifle nicht, daß die Beschlüsse des Landtages dann dem Lande zum Segen gereichen würden.
UMnter den der Kammer zugegangenen Vorlagen befinden sich: die Gesetzentwürfe, betreffend die Ergänzung des Polizei⸗Strafgesetzbuches, die Abänderung des Gesetzes über Heimath, Verehelichung und Auf⸗ enthalt, den Ausbau des zweiten Geleises der Staats⸗ eisenbahnen und den Umbau der Stationen Neumarkt und Marktschorgast.
Baden.
Karlsruhe, 30. September. Heute Vormittag 11 Uhr trafen, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, Seine Hoheit der Erb⸗ prinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen aus Darmstadt zum Besuch in Baden⸗Baden ein und wurden von Seiner König⸗ lichen Hoheit dem Erbgroßherzog am Bahnhof empfangen und zum Großherzoglichen Schloß geleitet, wo Höchstdieselben bis zum Abend verweilten und dann nach Darmstadt zurückkehrten. Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog reiste heute Mittag nach Meßkirch zum Besuch der dort stattfindenden landwirthschaftlichen Ausstellung. Höchstderselbe wird den 1. Oktober in Meßkirch verbleiben und am 2. Oktober den Wasserversorgungsbezirk der Gemeinden des Heubergs bereisen. Danach besucht Seine Königliche Hoheit Abends die Fürst⸗ lich Hohenzollernschen Herrschaften in Sigmaringen und gedenkt am 3. Oktober nach Baden⸗Baden zurückzukehren.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Die Rekonvalescenz Seiner Königlichen Hoheit des Groß⸗ herzogs macht, wie den „Meckl. Nachr.“ aus Cannes vom 1. d. M. gemeldet wird, erfreuliche Fortschritte, was haupt⸗ sächlich dem unbeschränkten Genuß der frischen Luft und der besseren Nachtruhe zu danken ist. Am 30. v. M. wurde bei herrlichem Wetter die erste Ausfahrt im Rollstuhl gemacht. Die nervösen Beschwerden treten seltener und schwächer auf, der Gebrauch der Hände nimmt an Kraft und Sicherheit stetig zu; am Schwersten zeigt sich noch die Lähmung der Füße, jedoch sind auch hier Symptome der Rückbildung wahr⸗ nehmbar.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 1. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich, wie die „Th. C.“ meldet, vorgestern von Friedrichshafen über München nach Egern am Tegern⸗ see begeben zu einem Besuch des Prinzen Otto Wittgenstein auf dessen dortiger Besitzung.
Das Großherzogliche Staats⸗Ministerium hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach Seine Majestät der Kaiser und König durch den Reichskanzler den Bewohnern des Großherzogthums Allerhöchstseinen Dank in gleicher Weise hat aussprechen lassen, wie das den Bewohnern des Herzog⸗ thums Gotha gegenüber geschehen ist. (Siehe Nr. 230 des „R⸗ u. St.⸗A.“ vom 30. September) “
Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 30. September. Seine Hoheit der Herzog ist, wie die „Cob. Ztg.“ mittheilt, gestern aus der Schweiz zurückgekehrt und hat sich nach Schloß Altenstein begeben.
Deutsche Kolonien.
Ueber die Zesrehgun; der Expedition von 8n durch die Wahehe schreibt das „Deutsche kolonialblatt“:
Gleich den Massais im Norden sind im Süden unseres deutsch⸗ ostafrikanischen Schvtzgebiets die Mafiti der Schrecken der übrigen Binnenstämme. Die stammverwandten Wahehe sind, wie die Mafiti überhaupt, nicht soxohl Feinde der deutschen Herrschaft, als eben Feinde jeder staatlichen Ordnung; Nomaden, Räuber und Wegelagerer, die in regelmäßig wiederkehrenden jährlichen Razzias die schwächeren Stämme des Hinterlandes mit Krieg über⸗ ziehen und diejenigen Einwohner, die sie nicht in der von ihnen be⸗ kannten unmenschlichen Weise ermorden, als Sklaven mit sich schlexpen. Auch sind die Wahehe, da die Männer sich niemals zur Feldarbeit herablassen, die Käufer der von den übrigen Ma⸗ fiti geraubten Sklaven. Trotz ihrer Arbeitsschen aber sind die Wahehe äußerst abgehärtet und sowohl durch den rauhen Charakter ihres Landes, als durch die fortwährenden Kriegszüge an das Ertragen von Hunger und Durst, sowie den Widerstand gegen Ermüdung gewöhnt. Wenn nöthig, legen sie nach Berichten von Reisenden im Trabe, ohne Nabrung zu sich zu nehmen, mehrere Tage lang eine hnae trecke zurück, und erklärt sich hierdurch ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden. Die Wahehe sind bewaffnet mit einem Schild, fünf bis sechs etwa ½¼ m langen dünnen Wurfspeeren und einem 1 ½ m langen dickeren
toßspeer. Sie sollen zuerst die Wurfspeere verschleudern und dann ihrem Gegner mit. dem Stoßspeer zu Leibe gehen. In der Hand⸗ habung dieser Waffen sind die Leute außerordentlich gewandt.
Der diesjährige Einfall der Wahehe begann im Februar. Um diese Zeit kamen Briefe von der katholischen Mission in Mkondoa und von dem von der deutschen Regierung in Mkondoa eingesetzten Wali Bana Sahor nach Bagamoyvo, in welchen das Vordringen der Wahehe nach Usagara gemeldet wurde und denen zufolge weitere
lünderungen zu befürchten waren. Die Wahehe, etwa 1000 Mann,
atten etwa 60 Wasagara erschlagen, ein Dorf in der Nähe von Mkondoa theilweise abgebrannt und etwa 100 Wasagara und Sklaven der Araber mit sich in die Gefangenschaft ge⸗ schleppt. Die katholischen Missionen waren bedrobt, die süd⸗ liche Straße nach Mpapua war gesperrt und es lag ferner die Gefahr vor, wie namentlich der damalige Stations⸗Chef von Mpapua in seinen Berichten hervorhob, daß die Wahehe durch wiederholte Einfälle eine von unseren schönsten, fruchtbarsten und bevölkertsten Gegenden, Usagara, auf Jahre hinaus verwüsten könnten. Da jedoch während dieser Zeit der Reichskommissar von Wissmann mit fast allen disponiblen Truppen am Kilimandscharo war, so konnten nur 150 Mann, die eiligst zusammengezogen wurden, unter Chef Ramsay nach Usagara gesandt werden. Chef Ramsay, der in Eil⸗ märschen marschirte, fand die Bevölkerung in großer Aufregung; viele Araber hatten bereits ihre Frauen in den Schutz der Mission Farahani, etwa eine Stunde von Mkondoa, gebracht. Da kriegerische Unternehmungen sich mit den geringen Streitkräften der Schutztruppe in dem außerordentlich schwierigen Terrain gegen die großen Wahehe⸗ massen von selbst verboten und in jedem Falle eine friedliche Lösung vortheilhafter erscheinen mußte, bezog Chef Ramsay zunächst in Mkondoa ein Lager und knüpfte durch die dort ansässigen Araber und Belutschen, die viele Handelsbeziehungen nach Uhehe haben, Verhandlungen mit dem zunächst wohnenden Wahehe⸗Häuptling Farhenga an. Letzterer ist Häuptling in dem am Meisten nach Nordosten zu gelegenen, an Usagara grenzenden Gebiete; andere
äuptlinge, 3. B. Mangatoa, sitzen in der Gegend von Mpapua. Ganz Uhehe scheint jedoch eine Art Monarchie zu 888 da alle diese Häuptlinge einem Ober⸗Häuptling Kwawanjika oder Muinga gehorchen, dessen Hauptstadt sich am Ruaha befindet, von einer großen Boma umgeben und so groß sein soll, daß Fußgänger mehrere Stunden gebrauchen, um einmal um die ganze Stadt herumzugehen. An den Ober⸗Häuptling hatte Chef Ramsay schon vor seinem Ab⸗ marsch von Bagamoyvo Briefe geschickt, weil es den Anschein hatte, als ob die Grenzhäuptlinge den Einfall auf eigene Faust gemacht hätten. Nach mehrtägigen Unterhandlungen durch die Araber erklärte
Farhenga sich bereit, zu Chef Ramsay ins Lager zu kommen, um selbst zu verhandeln. Er erschien mit großem Gefolge, brachte eine Karawane von 450 Mann mit, die mit Ramsay Behufs An⸗ 1
knüpfung von Handelsverbindungen zur Küste marschiren wollte, und
übergab ein Geschenk von 70 Stück Rindvieh und mehreren Stück
Kleinvieh. Die Unterredungen dauerten zwei Tage. Schließlich ver⸗ sprach Farhenga, in Zukunft Frieden zu halten, die Gefangenen herauszugeben, den Missionaren den Eintritt nach Uhehe zu gestatten und deren Wirken kein Hinderniß in den Weg zu legen. Inzwischen war auch der an den Oberhäuptling Muinga von Ramsay abgesandte Bote zurückgekehrt und brachte die Nachricht, daß auch Muinga die Forderung der Deutschen annehme. Die Wahehe stellten jedoch ihrerseits die Forderungen, daß ihnen gestattet sein solle, einerseits ungehindert zum Handelsbetrieb zur Küste zu kommen, und andererseits Pulver und Gewehre zu kaufen. Die Gewährung der ersteren Forderung saate Chef Ramsay zu, behielt sich jedoch bezüglich der letzteren die Ge⸗ nehmigung des Gouverneurs vor, der gerade zur Uebernahme der Ver⸗ waltung an der Küste erwartet wurde. Nachdem Chef Ramsay dem zwei Tagemärsche von Mkondoa entfernt wohnenden Farhenga mit 100 Mann seiner Truppe einen Besuch abgestattet und ausgezeichnete Aufnahme gefunden hatte, marschirte er der drohenden Regenzeit halber in Eilmärschen nach Bagamoyo zurück. Die erwähnte Wahehe⸗ karawane traf einige Tage später ein. Ihre Führer und die mit ihnen gekommenen Abgesandten des Ober⸗Häuptlinas wurden vom Gouverneur empfangen und es schien Alles in bester Ordnung zu sein. Doch der Friede war nicht von langer Dauer.
Als Anfang Juni d. J. beunruhigende Nachrichten über die Mafiti aus dem Hinterlande von Kiloa und auch Flüchtlinge in Dar⸗ es⸗Salaam eintrafen, sowie der seinerzeit erwähnte Menschenraub des Wahehe⸗Häuptlings Taramakengwe gemeldet wurde, beschloß der Commandeur der Schutztruppe von Zelewski nach erwirkter Zustim⸗ mung des Gouverneurs einen Zug zu unternehmen, um die dort ein⸗ gebrochenen Mafiti zurückzuwerfen und die räuberischen und unbot⸗ mäßigen Wabehe zu züchtigen. Die Ordre de bataille der Expeditions⸗ abtheilung sollte nach einem Bericht des Commandeurs von Zelewski vom 8. Juni folgende sein:
I. Stab. Commandeur v. Zelewski. Unterbüchsenmacher Hengelhaupt. — II. Infanterie. 5. Comp.: Compagnie⸗ führer End. Unteroffizier Bloß. 6. Comp.: Lieutenant v. Tetten⸗ born. Unteroffizier Zimmermann. 7. Comp.: Lieutenant v. Pirch. Unteroffizier Schmidt. 8. Comp: Lieutenant Prince. Unteroffizier Köhler. — III. Artillerie: Führer Lieutenant v. Heydebreck. Zwei 4,7 Centimeter⸗Schnellfeuergeschütze, Unteroffiziere Henschke und Wutzer. Zwei Maxim⸗Guns Unteroffiziere Herrich und Thiedemann. — IV. Sanitäts⸗Detachements. Arzt Dr. Buschow. Lazarethgehülfe Riehl. — V. Train. Feldwebel Kay. — An Stelle des Compagnieführers End ist, wie sich aus einer späteren Vertheilungsliste ergiebt, Lieutenant von Zitzewitz getreten. Auch scheinen die Unteroffiziere Bloß und Henschke, sowie der Lazarethgehülfe Riehl an der Expedition nicht theilgenommen zu haben, bezw. durch Andere abgelöst zu sein.
„Hr. von Zelewski beabsichtigte, sich zuerst von Kiloa aus in west⸗ licher Richtung auf die Schugulifälle des Rufidji zu bewegen, um dann nach Norden nach Mkondoa am Mukondokwa südöstlich Usagara abzubiegen und sich von hier aus nach Mpapua zu wenden. Am 22. Juni brach er von Kiloa auf und traf in Mtembei und Pinda, drei Stunden nordwestlich, zahlreiche Mafitilager, welche etwa 2000 bis 3000 Mann Unterkunft gewährt haben mochten und ihrer Be⸗ schaffenheit nach zu schließen seit etwa 14 Tagen verlassen waren. Die Umgebung der genannten Orte war verwüstet, die gesammte Einwohnerschaft hatte ihre Wohnplätze verlassen, sodaß über das Verbleiben der Mafiti keine Nachricht zu erlangen war. Zu diesem Zweck und zum Einkauf von Lebensmitteln begab sich Hr. von Zelewski nach der Landschaft Matumbi im nördlichen Theil der Mandanduberge, acht Stunden von Mtembei entfernt. Der dortige Häuptling Abdallah bin Kitambi hatte die Masiti erfolgreich zurückgeschlagen, und war nach seiner und seiner Leute Aussage der diesjährige Mafitieinfall als beendet anzusehen. Die Räuber hatten 5 in der Richtung über Mkwenha (38 Grad O. L.) und die ukumbiberge (9 Grad S. B.) nach ihren Wohnsitzen bei Mharuli (10,570 Grad S. Br., 30,10 Grad O. L) zurückgezogen. Da die Einwohnerschaft von der Straße nach den Schugulifällen sich seit längerer Zeit nach Matumbi geflüchtet hatte und daher keine Aussicht war, in jener an sich armen Gegend Lebensmittel zu finden, sah sich Hr. von Zelewski zu einer Aenderung seines ursprünglichen Planes veranlaßt. Am 30. Juni marschirte er von Matumbi nach Korogero am Rufidji, schickte von dort die 8. Compagnie unter Lieutenant Prince nach Dar⸗es⸗Salaam zurück. Im Lande der Wahehe erfolgte am 17. August dann jener verhängnißvolle Ueberfall, von dem die erste Kunde ein am 11. v. M., 5 Uhr 50 Minuten Nachmittags, in Dar⸗es⸗Salaam vom Gou⸗ verneur von Soden aufgegebenes Telegramm brachte. Dasselbe lautete (unter Richtigstellung der theilweise verstümmelten Namen): „Lieutenant von Tettenborn meldet aus Kondoa: Expedition Zelewski 17. August Morgens in Uhehe, südlich vom Ruhaha⸗Fluß, von Wahehe überfallen und gänzlich versprengt. Vermißt werden: Offi⸗ ziere von Zelewskt, von Pirch, Dr. Buschow; Unteroffiziere Herrich, von Tiedewitz, Schmidt, Hengelhaupt, Hemprich; 250 Soldaten ver⸗ mißt. Für Weiße wenig Hoffnung. Tettenborn, Heydebreck, Unter⸗ offiziere Kay und Wutzer wohlbehalten Kondoa. Soden.“
Nachdem der Gouverneur zu weiteren telegraphischen Berichten über den Ausgang der Expedition aufgefordert worden ist, sind bis heute noch folgende zwei Drahtberichte eingegangen Der erste, auf⸗ gegeben in Dar⸗es⸗Salaam am 15, v. M. 8,16 Uhr Nachmittags,
lautete: „An der Küste Allev rubig. Nachrichten vom Innern fehlen b
bislang. Tettenborn mit Rest der Expedition erwartet.“ Die letzte Nachꝛicht traf am 20. v. Pc. hier ein und lautete: „Expedition zurück. Alles ruhig. Tod von Schmidt und Tiedemann durch Augenzeugen festgestellt. Tod der Uebrigen zweifellos.“
Von Dr. Peters sind in Dar⸗es⸗Salaam am 22. August Berichte aus Moschi eingetroffen, denen zufolge im Kili mandscharo⸗ und Pare⸗Gebiet vollständige Ruhe herrscht. Da Dr. Peters zur Zeit eine militärische Bedeckung von vierzig Soldaten für ausreichend hält, sind der Rest der Compagnie, sowie die beiden Offiziere nach der Küste zu anderweitiger Verwendung zurückherufen worden; nur ein weißer Unteroffizier und ein Lazarethgehülfe ist Hrn. Dr. Peters zur Verfügung verblieben. Die bereits früher in Moschi befindliche Besatzung von fünfundzwanzig Mann wird nach wie vor daselbst verbleiben und Dr. Peters unter Umständen durch den Unteroffizier unterstützt werden. Ferneren Nachrichten zufolge, welche aus Maranga an der Südostseite des Kilimandscharo vom 8. August datirt sind, war Dr. Peters an dem genannten Orte mit dem Bau eines Hauses beschäftigt, wobei er von den Eingeborenen der Um⸗ gegend unterstützt wurde. Er rühmt das Land als gesund und fruchtbar.
Wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, liegen über Emin Pas cha bestimmte Nachrichten nicht vor. Lieutenant Langheld berichtet über ihn aus Bukoba unter dem 1. Juli Folgendes: „Da meine Boten an Emin Pascha stets behaupteten, daß es ihnen nur möglich sei, bis Kafuro in Karague zu kommen, trat ich mit einer Abgesandtschaft aus Nkole in Verbindung und erfuhr von ihnen, daß Emin Pascha östlich des Albert Edward⸗Sees in einem Orte Utumbi sich aufhalten solle. Am 5. sandte ich vier von meinen Leuten mit der Post in Begleitung der Nkole⸗Leute dorthin ab. Diese sind bis jetzt noch nicht zurückgekehrt, und sind keine weiteren Nachrichten über Emin Pascha eingetroffen.“ 3
Oesterreich⸗Ungarn.
„ Wien, 2. Oktober. Die gestrige Fahrt des Kaisers von Prag nach Reichenberg glich, wie „W. T. B.“ berichtet, einem förmlichen Triumphzuge. Ueberall auf den Stationen waren Tausende angesammelt, die dem Kaiser enthusiastische Huldigungen darbrachten. Der Kaiser ließ langsam fahren und dankte fortwährend der Menge. Der Hofzug hielt an vier Stationen, wo auf den prachtvoll geschmuͤckten Bahnhöfen der Adel, die Ortsbehörden, die Geistlichkeit aller Konfessionen und viele Industrielle den Kaiser erwarteten, der sämmtliche Ansprachen gnädig entgegennahm. Bei der Ankunft in Reichenberg erwiderte der Kaiser auf eine Ansprache des Bürgermeisters Schückler Folgendes:
Mit Freuden nehme Ich die Versicherung treuer Ergebenheit ent⸗ gegen, die Sie Mir Namens Reichenbergs dargebracht haben. Ich nehme den regsten Antheil an dem Aufblühen Ihrer Stadt, welche Dank dem Gewerbfleiße der Bewohner und der hohen Entwicklung einer kräftigen Industrie zu den hervorragendsten Städten Meines geliebten Königreichs Böhmen zählt. Ich entbiete der Bevölkerung Reichenbergs und des Bezirkes Meinen Kaiserlichen Dank für den herzlichen Empfang, der Mir bereitet wurde
Der Einzug in die Seadt verlief äußerst glänzend, von besonders ergreifender Wirkung war die Huldigung sämmt⸗ licher Gesangvereine durch Absingen der Volkshymne. Der Kaiser, welcher während des Vortrags auf den Balkon des neuen Rathhauses heraustrat, war tief gerührt. Vor⸗ mittags besichtigte der Kaiser sodann die Erzdekanatkirche, wo er vom Bischof Schöbel an der Spitze der Geist⸗ lichkeit empfangen wurde, sodann die neue Sparkasse, die Webeschule, den Kaiser⸗Joseph Park, die Staats⸗ Gewerbeschule und das Nordböhmische Gewerbe⸗Museum, wobei die üblichen Vorstellungen der Vorstände erfolgten. Bei der Besichtigung der Webeschule richtete der Präsident der Handelskammer Ginzkey an den Kaiser eine Ansprache, in welcher er den innigen Dank für die durch den Besuch des Reichen⸗ berger Industriebezirks neuerlich bewiesene wohlwollende landes⸗ väterliche Fürsorge des Kaisers für den heimischen Gewerbe⸗ fleiß und Handel ausdrückte und mit der Versicherung un⸗ wandelbarer Treue Seitens des Handels⸗ und Industrie⸗ gewerbes im Norden der Monarchie schloß. Der Kaiser sprach in seiner Erwiderung seine lebhafte Freude über die bedeutende Entwickelung der Reichenberger Industrie und den Wunsch für das fernere Gedeihen des wirthschaftlichen Lebens in diesem Theile seines geliebten Königreichs Böhmen aus. Zugleich gab der Kaiser der Erwartung Ausdruck, daß auch künftighin den Judustriellen und Gewerbetreibenden durch allseitiges, einträchtiges Zusammenwirken mit den Interessen der Allgemeinheit jene kräftige Entwickelung und Förderung erfahren möchten, welche dem Kaiser besonders am Herzen liege. Das Dejeuner wurde im Schlosse des Grafen Clam⸗Gallas eingenommen. Alsdann setzte der Kaiser die Rundfahrt durch die Stadt fort und besichtigte auf das Eingehendste die Etablissements von Johann von Liebieg, Franz von Liebieg und von Ginzkey. Ueberall wurden dem Kaiser durch Hunderte von Arbeitern und Arbeiterinnen begeisterte Ovationen bereitet. In der Ginzkey'schen Fabrik gab der Kaiser gleichfalls seiner Freude über die hohe Entwicklung der Reichenberger Industrie Ausdruck, sowie dem Bedauern, daß dieselbe auf der Landesausstellung nicht vertreten sei, sie würde sehr zur Verschönerung derselben bei⸗ getragen haben. Der Kaiser bedauerte auch, die Ausstellung wegen Mangels an Zeit nicht nochmals besuchen zu können. Vor der Abreise, welche um 6 Uhr erfolgte, sprach der Kaiser der Gemeindevertretung gegenüber seinen wärmsten Dank für die patriotische Gesinnung, der er hier begegnet sei, sowie für den schönen Empfang aus.
Die Rückfahrt nach Prag, wo der Kaiser um 9 ½ Uhr eintraf, gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge, Freuden⸗ feuer flammten auf den Höhen, alle Stationsorte, die Fabriken und Schlösser waren glänzend illuminirt, auf den Stationen selbst hatten sich Hunderte von Lampionträgern aufgestellt, welche brausende Hoch⸗ und Slavarufe auf den Kaiser aus⸗ brachten. Der Kaiser ließ wiederholt halten, verließ den Waggon und sprach persönlich seinen Dank aus.
In der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober wurden um Mitternacht auf der Strecke, welche der Kaiserliche Hofzug gestern zu passiren hatte, bei der Bahnübersetzung in Rosenthal bei Reichenberg an den beiderseitigen Wider⸗ lagern durch Sprengschüsse Oeffnungen von einem Meter Breite und einem halben Meter Tiefe ausgesprengt. Seitens der Bahnorgane wurde dies sofort bemerkt und die Beschädigung sofort ausgebessert. Der,Neuen Freien Presse“
zufolge handele es sich dabei um ein Bubenstück e nichts mit der Politik zu thun habe. Zwischen den Explo sionen der beiden Bomben sei ein Zeitraum von etwa 10 Minuten ver⸗ strichen, in den dem Bahndamm zunächst gelegenen Bauern⸗ häuschen seien die Fensterscheiben gesprungen. Die Füllung der Bomben habe aus Nitroglycerin bestanden. Die Oeffnungen seien durch eine Explosion zweier kleiner Bomben herbeigeführt und die Detonation derselben in der Umgebung gehört worden, wodurch der Stationsvorstand, aufmerksam gemacht, eine sofortige Ausbesserung der Be⸗ schädigung veranlaßte. Die Thäter sind noch unbekannt. Der Ort Rosenthal gehört zu den Fabrikorten, welche Reichenberg rings umgeben, und ist die erste Station vor Reichenberg. Etwa 100 Schritte vor dem Stationsgebäude ist ein Damm⸗ durchlaß; unter der Brücke desselben befinden sich kleine Wasserableitungsschläuche, in deren einen die erwähnten beiden Bomben gelegt wurden. Ein Bericht der „Reichenberger Zeitung“ bestätigt diese Einzelheiten. Das Blatt fügt hinzu, die verursachte Beschädigung der Brücke sei so ge⸗ ringfügig, daß einem in Reichenberg haltenden Lastzuge un⸗ mittelbar nach der Explosion das Signal zur Abfahrt habe gegeben werden können. Es sei dies dem Umstande zu danken, daß die auf beiden Seiten der Brücke gelegten Bomben nicht gleichzeitig explodirten, obwohl die gleichzeitige Explosion wahrscheinlich beabsichtigt war. Unmittelbar vor der Ex⸗ plosion hätten mehrere Leute die Stelle passirt, ohne etwas Verdächtiges wahrzunehmen, woraus folge, daß die Zündschnüre bedeutend früher in Brand gesetzt worden sein müßten. Ein bestimmter Verdacht über die Thäterschaft liege nicht vor, doch soll bereits eine Spur gefunden sein, welche zur Aufklärung des ruchlosen Bubenstücks führen dürfte. Daß es sich nur um ein solches handele, sei zweifellos, ein anarchistisches Komplott sei nicht dahinter zu vermuthen.
Die sämmtlichen Morgenblätter von heute drücken ein⸗ müthig die Ueberzeugung aus, daß die Legung von Bomben bei Rosenthal unmöglich dem Hofzuge, welcher den Kaiser führte, gegolten haben könne, und erblicken ausnahmslos in der That ein Bubenstück, dessen Motive noch nicht aufgehellt seien. Die Blätter heben des Kaisers fast einzig dastehende Popularität hervor, welche sich erneut in dem unter der Wiener Bürgerschaft spontan aufgetauchten Gedanken kundgiebt, dem Kaiser, welcher heute Nacht zurück⸗ kehrt, als edelsinnigem Friedensfürsten und warmherzigem Vermittler zwischen den verschiedenen Reichsstämmen einen großartigen, festlichen Empfang zu bereiten. — Die Blätter melden, die gefundenen Bombensplitter seien weder Eisen noch Blei, sondern eine eigenthümliche, selbst den Fachmännern un⸗ bekannte Gußmasse.
In der, gestrigen Sitzung des Prager Stadtraths er⸗ klärte der Bürgermeister auf eine Interpellation, der Kaiser habe die in den Zeitungen (vgl. Nr. 228 d. Bl.) ver⸗ öffentlichten Worte in Betreff der Vorgänge bei dem Empfange der fremden Ausstellungsgäste thatsächlich gesagt. Nachdem der Kaiser jedoch am Mittwoch einer Deputation des Prager Stadtraths erklärt habe, daß ihn die Bethätigung der dynastischen Gefühle der Einwohner⸗ schaft sehr gefreut habe, so könne sich der Ausspruch des Kaisers nur auf jene Elemente bezogen haben, welche jene Vorfälle veranlaßten. Durch die Worte des Kaisers an den Stadtrath sei der erste Ausspruch somit begrenzt. Der Stadt⸗ rath nahm von dieser Antwort Kenntniß.
Großbritannien und Irland.
Wie dem „W. T. B.“ zufolge verlautet, wird der Herzog von Connaught im nächsten Frühjahr das Kommando über die britische Armee in Indien übernehmen.
Die amtliche „London Gazette“ vom 30. v. M. veröffent⸗ licht eine Proklamation, wonach das Parlament weiter, bis Donnerstag, den 10. Dezember, vertagt wird.
Die Meinung, die Regierung bereite ein großartiges Programm bezüglich der Arbeiterfrage für die nächste Parlamentssession vor, ist in weiten Kreisen verbreitet. Der Londoner Berichterstatter des „Manchester Guardian“ aber ist in der Lage versichern zu können, daß alle diese Spekulationen ohne Begründung seien. Das Ministerium hege durchaus keine Absicht, den Empfehlungen der Arbeits⸗ Kommission vorzugreifen, und die Thronrede der Königin dürfte deshalb auch keinerlei Anspielungen auf Arbeiterfragen enthalten.
Der Marquis von Salisbury hat die Befugnisse und den Wirkungskreis der britischen Kommissare für Ost⸗ und West⸗Afrika und Nord⸗Zambesia auf eine an ihn gerichtete Anfrage wie folgt definirt: Die Kommissare Ihrer Majestät in Ost⸗ und West⸗Afrika und in der britischen Inter⸗ essensphäre nördlich vom Zambesi werden von dem Minister des Aeußern ernannt und besitzen ein Königliches Patent. Die Thätigkeit des britischen Kommissars in West⸗Afrika ist auf das Oelfluß⸗Protektorat beschränkt und umfaßt den Distrikt unter der Kontrole der Niger⸗Gesellschaft nicht mit. Der Kommissar Ihrer Majestät in der britischen Interessen⸗ sphäre nördlich vom Zambesi besitzt sowohl administrative wie richterliche Befugnisse.
Zweitausend Delegirte der nationalen liberalen Föderation trafen am 30. v. M. in Newcastle am Tyne ein, und von allen Seiten des Landes strömen, wie die „A. C.“ schreibt, die Anhänger Gladstone’'s herbei, um den „großen alten Staatsmann“ sprechen zu hören. Von liberalen Führern sind Vohn⸗ ” und Sir William Harcourt bereits in Newcastle anwesend.
Frankreich
In dem von ihm hinterlassenen politischen Testamente drückt der General Boulanger laut Meldung des „W. T. B.“ aus Brüssel den Wunsch aus, dasselbe solle nach seinem Tode veröffentlicht werden. „Ich werde mich morgen tödten“, heißt es darin, „nicht weil ich an der Zukunft verzweifle, sondern weil ich nicht das furchtbare Un⸗ glück ertragen kann, welches mich vor zwei Monaten betroffen hat. Ich habe zu kämpfen versucht, aber ich bin unterlegen. Meine Anhänger werden mir nicht zürnen, weil ich vom Leben scheide in Folge eines Schmerzes, der mir alle Arbeit unmöglich macht.“ Boulanger fordert seine Anhänger auf, den Kampf gegen diejenigen fortzusetzen, welche ihn gegen Recht und Gesetz fern vom Vaterlande in den Tod trieben. Er habe sich nie etwas vorzuwerfen ge⸗ habt. „Die Geschichte wird nicht streng zu Werke gehen gegen mich, sondern gegen diejenigen, welche mich verbannt und
versucht haben, einen loyalen Soldaten durch ein un⸗
geheuerliches politisches Urtheil zu brandmarken.“ Mehrere Male habe er sich als Gefangener stellen wollen, wenn man
ihn durch die gewöhnlichen ordentlichen Gerichte aburtheilen
2
. wolle; man habe das ihm indeß stets verweigert. Er bedauere, daß er nicht auf dem Schlachtfelde habe sterben können. „In dem Augenblicke, wo ich in das Nichts zurückkehre, wird mein Vaterland mir wohl gestatten auszurufen: Es lebe Frankreich, es lebe die Republik.“
Italien.
Rom, 2. Oktober. Bei dem gestrigen Empfange der katholischen Jugendvereine durch den Papst wurde eine Adresse in lateinischer Sprache verlesen, worin dem Wunsche Ausdruck gegeben ist, daß Gott die Pläne der Bösen vereiteln und die gestörte soziale Ordnung wieder herstellen möge. Der päpstliche Sekretär Msgr. Volpini verlas die Antwort des Papstes, welche laut Bericht des „W. T. B.“ die Freude Seiner Heiligkeit über die Versammlung einer so großen Anzahl katholischer Jünglinge ausdrückt, vor allen verderblichen Irrlehren warnt und den katholischen Jünglingen die Liebe zum Papste anempfiehlt. Ferner wird darin betont, daß diejenigen die Idee der Freiheit fälschten, welche be⸗ haupteten, der Papst sei frei. Schließlich werden die jugend⸗ lichen Pilger aufgefordert, die Sache des Papstes mit allen gesetzlichen Mitteln zu vertheidigen. 1 8
Gestern Abend wurde von dem Erzbischof Graselli der Grundstein zu einer Kirche des heiligen Joachim gelegt, welche dem Papst bei Gelegenheit seines Bischofs⸗ jubiläums übergeben werden soll. Eine große Anzahl Wall⸗ fahrer wohnte der Grundsteinlegung bei.
Der russische Minister des Auswärtigen von Giers ist gestern Abend in Venedig eingetroffen.
Spanien.
Nach in Madrid eingegangenen Meldungen haben marokkanische Mauren einen Angriff auf die Festung Melilla gemacht, sind jedoch durch Geschützfeuer zurück⸗
etrieben worden. Wie „W. T. B.“ vernimmt, hat die panische Regierung von dem Sultan von Marokko Genug⸗ thuung verlangt.
Schweiz.
In der Sitzung des Bundesraths vom 30. September wurde konstatirt, daß gegen den Bundesbeschluß, betreffend den Ankauf der Schweizerischen Centralbahn, bei der Bundeskanzlei ca. 85 500 Referendums⸗Unterschriften ein⸗ gelangt sind. Diese sind zur Verifikation dem eidgenössischen Departement des Innern zugestellt worden. — Das allgemeine Bauprojekt für den Bau des zweiten Geleises der Gotthardbahn in den Gemeinden Gurtnellen und Wassen wurde unter gewissen Bedingungen genehmigt.
Niederlande.
Der Kronprinz von Italien traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag um 11 Uhr 40 Minuten in Apel⸗ doorn ein, wurde dort von Hofwürdenträgern empfangen und nach dem Schlosse het Loo geleitet, wo die Königin Wilhelmine Höchstdenselben im Vestibul erwartete. Um 1 Uhr fand ein Dejeuner statt, an welchem die Königin Wilhelmine eines leichten Unwohlseins wegen nicht Theil nahm. Die Königin⸗Regentin toastete auf das Wohl des Königs und der Königin von Italien. Der Kron⸗ prinz dankte hierauf für den Empfang und trank auf das Wohl der Königin und der Königin⸗Regentin. Um 5 ¼ Uhr reiste der Kronprinz nach Amsterdam ab, wo er bei seinem Eintreffen von der italienischen Kolonie mit lebhaften Kund⸗ gebungen empfangen wurde. Die italienischen Würdenträger im Gefolge Seiner Königlichen Hoheit sind Seitens der Regentin durch Ordensverleihungen ausgezeichnet worden.
Türkei.
Die „N. Fr. Pr.“ erhielt ein Telegramm aus Salonichi, demzufolge der Erlaß des Sultans, betreffend die Unter⸗ drückung des Räuberunwesens, folgenden Wortlaut hat:
§. 1. Die im Besitze der Privatpersonen befindlichen Militär⸗ gewehre sind mit Beschlag zu belegen. §. 2. Zu Polizei⸗Agenten in den Provinzen sind nur solche Leute zu wählen, welche sich eines guten Rufs erfreuen Diese Agenten und Gendarmen erhalten ihre Auf⸗ träge von den Provinzbehörden. §. 3 Auf Verlangen der Civil⸗ behörden sind die Militärbehörden verpflichtet, unmittelbaren mili⸗ tärischen Beistand zu leisten §. 4. Ausländer, welche Briganten gewesen, und Vagabunden werden ausgewiesen, inländische aber verhalten, eine Kaution zu leisten. §. 5. Es werden Geldprämien für die Festnahme eines Räubers ausgesetzt, gleichviel ob der Letztere lebendig oder todt eingebracht wird. Die Höhe der Prämie hängt von der Bedeutung des Räubers ab. §. 6. Die Dorfbewohner sind verpflichtet, die Behörde vom Erscheinen von Briganten in ihrem Dorf sofort in Kenntniß zu setzen und auch die geplanten Raub⸗ anschläge mitzutheilen, im entgegengesetzten Falle werden diese Ge⸗ meinden mit Geldstrafen belegt, deren Höhe die Lokalbehörden zu be⸗ stimmen haben. §. 7. Der Kaiserlich ottomanische Staatsrath in Konstantinopel ernennt einen permanenten Ausschuß, welcher die genaue Ausführung der obenerwähnten Verfügungen zu überwachen und im Falle eines Raubanfalls festzustellen haben wird, inwieweit sich die Provinz⸗Unter⸗Gouverneure, die Kaimakams u. s. w. durch Saum⸗ seligkeit oder Mangel an gutem Willen an demselben mitschuldig gemacht haben. 8
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 29. September. Die Regierung hat in Uebereinstimmung mit einem Beschluß des letzten Reichs⸗ tages eine Kommission niedergesetzt, welche die Frage in Erwägung nehmen soll, inwieweit durch die Fürsorge der Staatsverwaltung den Unbemittelten und weniger Bemittelten die Gelegenheit zur Bildung eigener Landwirthschaften unter billigen Bedingungen, hauptsächlich auf im Lande be⸗ findlichen großen anbaufähigen Gemeinde⸗Hütungsländereien gewährt werden kann. Zum Vorsitzenden der Kommission ist der Landeshauptmann Themptander ernannt worden.
Die Einnahmen der Staatsbahnen in den ersten acht Monaten dieses Jahres betrugen 15 022 564 Kronen oder 259 133 Kronen mehr als in der gleichen Zeit des voriahees An das Staatscomptoir wurden 4 200 000 Kronen Ueberschüsse abgeliefert, also die gleiche Summe wie im Vorjahre.
(F) Christiania, 30. September. Die Regierung hat eine Kommission niedergesetzt, die eine Revision des jetzt geltenden Zolltarifs und einzelner anderer, das Zollwesen betreffender Bestimmungen vornehmen soll. Der frühere Staatsrath Kildal ist zum Vorsitzenden der Kom⸗ mission ernannt. Dänemark.
1 (F) Kopenhagen, 30. September. Die Felddienst⸗ übungen der bei Odense auf Fünen zusammenzogenen Division endeten gestern mit einer von dem Kronprinzen kommandirten Parade vor König Christian, in dessen Suite sich der Kriegs⸗Minister, viele höhere Offiziere, die
fremden Militär⸗Attachés u. s. w. ve Heute Mittag ist König Christian wieder in Fredensborg eingetroffen. 8
. Amerika.
Vereinigte Staaten. Wie der „Magd. Ztg.“ aus
New⸗York telegraphirt wird, richtete Cleveland ein Schreiben an den Präfidenten des demokratischen Wahlausschusses des Staates New⸗York, worin er erklärt, sein Patriotismus lege ihm die Pflicht auf, sich im nächsten Jahre um die Präsidentschaft der Republik zu bewerben. Als Grund⸗ lage des Wahlkampfes bezeichnet Cleveland den Kampf gegen die Mac Kinley⸗-⸗Bill, welche die Union ruinire. Das Marine⸗Departement hat dem in Payta liegenden Kreuzer „San Francisco“ telegraphisch den Befehl ertheilt, nach Valparaiso zurückzusegeln. Möglicher⸗ weise werden, wie „R. B.“ vernimmt, weitere Kriegsschiffe folgen, falls der Gesandte Egan noch länger belästigt werden sollte. Der Gesandte hat übrigens am 29. v. M. gemeldet, daß die chilenische Junta davon abgelassen habe, das Gesandt⸗ schaftsgebäude polizeilich bewachen zu lassen.
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Nr. 39 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 22. September hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Statistik der Berliner Krankenhäuser 1889 und 1890. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Cypern, Egypten.) — Thierseuchen in Belgien 2. Vierteljahr. — Rinderpest und Schafpocken in der Türkei. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Reg.⸗Bezirke Oppeln, Hildesheim; Baden, Sachsen⸗ Meiningen, Oesterreich, Belgien, Dänemark.) — Medizinal⸗ gesetzgebung u. s w. (Preußen. Provinz Pommern.) Ausstellen von Leichen. — (Reg.⸗Bezirk Schleswig.) Gifte ꝛc. Be⸗ richtigung. — (Bayern.) Infektionskrankheiten. — (Baden) Veterinär⸗ statistik. — (Hessen.) Abgabe stark wirkender Arzneimittel ꝛc. — (Sachsen⸗Meiningen.) Desgl. — (Schweiz, Kanton Zürich.) Be⸗ stattungswesen. — Rechtsprechung. (Kammergericht zu Berlin) An⸗ kündigung ꝛc. von Geheimmitteln. — Verhandlungen von gesetz⸗ gebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. s. w. (Deutsches Reich.) Abgabe stark wirkender Arzneimittel. Berichtigung. — (Oester⸗ reich). Versammlung von Nahrungsmittelchemikern und Mikroskopikern. — Vermischtes. (Bayern.) Schiefe und gerade Heftlage. — Unter⸗ suchungsanstalten für Nahrungsmittel ꝛc. 1890. — (Bukowina.) Toll⸗ wuth. (Schluß.)
8 Kunst und Wissenschaft.
Das September⸗Heft von „Petermann's Mittheilungen“ enthält eine Aufnahme des Südwest⸗Ufers des Victoria⸗ Sees sowie der angrenzenden Landschaften von Pater Schynse. Derselbe hatte den Auftrag, die Landschaften südlich und westlich vom See behufs Anlage von Missionsstationen zu erforschen. Er brach am 28. Januar 1891 mit einer kleinen Expedition, bestehend aus einigen Soldaten Emin Pascha's, Wasukuma⸗Trägern und einigen Waganda von der Missionsstation Bukumbi auf und umging westlich die Südwestecke des Sees — Bucht von Bukome —, welche Stanley entdeckt hatte und die bis annähernd 20 51“ S. Br. reicht. Vor diesem westlichsten Ende stieß Schynse unter 20 45' auf eine andere schmale Bucht, die er umgehen mußte. Ihr Südende reicht bis 2⁰0 47 es ist die Bucht von Ngulula. Von Bukome folgte Schynse nördlich dem See und erreichte am 14 Februar nach sechzehn Märschen (von Bukumbi gerechnet) die neue deutsche Station Bukoba unter 1⁰ 20⸗ ⁰ S. Br. Alsdann ging er noch sieben Tage nördlich, über⸗ schritt den Kagera, die natürliche Grenze der deutschen und englischen Interessensphäre, und machte Halt (00 31 S. Br.), als er noch fünf bis sechs Tage von der Hanuptstadt Ugandas entfernt war. Die eintretenden Regen zwangen ihn zurückzukehren. Er machte die Rückreise mit Hrn. Stokes auf dessen Segelboot, während seine Leute in Barken der Station Bukoba, welche Lieutenant Langheld zur Verfügung gestellt hatte, folgten. — Im Anschluß hieran bemerkt das „Deutsche Kolonialblatt“, daß die Aufnahmen von Emin und Dr. Stuhlmann über ihre Reise von Bagamoyo bis Bukoba für die Zwecke der nach dem Victoria⸗See bestimmten verschiedenen Expeditionen in provisorischer Weise durch Freiherrn von Danckelman kartographisch niedergelegt und den Interessenten in photographischer Reproduktion zugänglich gemacht worden sind. Die aus 14 Blättern bestehende Karte umfaßt unter An⸗ derem ebenfalls das ganze Südwestufer des Victoria⸗Sees vom Smith⸗ Sund bis Bukoba. Die Herausgabe dieser Blätter als regelmäßige Karte wird im Laufe des nächsten Jahres in den „Mittheilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen Schutzgebieten“ erfolgen. Ueber die Reise von Dr. Stuhlmann von Bukoba west⸗ wärts nach Karagwe werden die „Mittheilungen“ bereits im nächsten Heft eine manches Neue enthaltende Karte bringen, der die äußerst fleißigen Aufnahmen dieses Reisenden zu Grunde liegen.
— Die von der Gesellschaft für Erdkunde im Frühjahr d. J. nach West⸗Grönland entsendete Vorexpedition unter der Führung des Hrn. Dr. von Drogalski ist in diesen Tagen glücklich zurückgekehrt. Ueber die Ergebnisse wird Dr. von Drygalski in der ersten Wintersitzung der Gesellschaft, Son 0. Ok⸗ tober Bericht erstatten. 38 8
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 1
Italien.
In der Provinz Neapel ist die Maul⸗ und Klauenseuche er⸗ loschen.
Egypten. Der internationale Quarantänerath zu Alexandien hat am 17. September 1891 beschlossen, gegenüber den Ankünften aus dem Yemen, von Lohaja im Norden bis zur Straße Bab el Mandeb im Süden, die Cholera⸗Quarantäne aufzuheben. “
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Theater und Musik.
In H. Stobitzer's vieraktigem Lustspiel „Der Garnisonsteufel“, welches morgen im Berliner Theater zur Erstaufführung kommt, treten die ersten Lustspielkräfte dieser Bühne in Thätigkeit; auch das die Vorstellung einleitende einaktige Lustspiel „Sabbath des Herzens“ ist vorzüglich besetzt.
Im Lessing⸗Theater hat die Wiederaufnahme von „Sodoms Ende“ mit Jenny Groß als Adah Barczinowska und Johanna Minow als Clärchen Fröhlich eine so lebhafte Anziehungskraft be⸗ wiesen, daß sich die Direktion veranlaßt gesehen hat, das Werk von Hermann Sudermann auch für den Montag und Mittwoch der nächsten Woche wieder auf das Repertoire zu setzen.
Im Wallner⸗Theater findet übermorgen die letzte Sonntags⸗ vorstellung der Repertoirestücke: „Der Mann mit hundert Köpfen“ und „Musikalisch⸗deklamatorische Abendunterhaltung“ statt, da am nächsten Mittwoch bereits die Novität: „Telephon, Amt VII“ zur Erstaufführung gelangt. 1
Elise Schmidt ist nun glücklich von längerem Leiden soweit her⸗ estellt, daß sie ihre köünstlerische Thätigkeit im Friedrich⸗Wil⸗ belmstädtischen Theater wieder aufnehmen kann. Morgen bei der Wiederaufnahme des „Armen Jonathan“ wird sie in der Rolle des bemoosten Hauptes nach langer Pause zum ersten Male wieder
vor dem Publikum erscheinen.
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