„In Leipzig wurde in einer am Dienstag abgehaltenen öffent⸗ lichen Versammlung der Stellmachergehülfen mitgetheilt, daß von der Vereinigung der Stellmacher Deutschlands die Reise eines Agitators durch ganz Deutschland geplant sei, und wurde auf⸗ gefordert, zu diesem Zwecke freiwillige Beiträge an den Vertrauens⸗ mann abzuführen.
Wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, legten die in den Kohlenzechen der Firma Nixon u. Co. bei Mountain Afh in Süd⸗Wales beschäftigten Bergleute am Dienstag die Arbeit nieder, da es ihnen nicht gelang, ihr Ver⸗ langen nach einer Lohnerhöhung für die Ueberstunden auf gütlichem Wege durchzusetzen. Von dem Ausstand werden etwa 5 — 600 Mann in Mitilleidenschaft gezogen. — In Bourne⸗ mouth stellten an demselben Tage die Arbeiter der Brush schen Elektrizitätswerke die Arbeit ein, da die Gesellschaft sich wei⸗ gerte, ihren Lohn um 1 d. per Stunde zu erhöhen.
Nach einer Meldung der „Tribuna“ aus Genua ist ein Versuch des Generals Canzio, zwischen den strikenden Gerbergehülfen und ihren Meistern einen Ausgleich herbeizuführen, gescheitert. Der Ausstand droht noch längere Zeit fortzudauern.
Wie ein Wolff'sches Telegramm aus Pittsburg meldet, soll heute der allgemeine Ausstand der Eisenbahnbediensteten bei den Kohlenbahnen beginnen; gegen 10 000 Arbeiter feiern und fordern Lohnerhöhung.
Landwirthschaftliche Arbeiterverhältnisse in Bayern.
Ueber die landwirthschaftlichen Arbeiterverhältnisse in Bavern spricht sich der Generalsekretär des Landwirthschaftlichen Vereins in dem Jahresbericht des Generalcomités des genannten Vereins Professor O. May wie folgt aus: „Durch die in Folge der Nonnenkalamität nothwendig gewordene Waldarbeit wurden der Land⸗ wirthschaft viele Arbeitskräfte entzogen, wodurch sich der ohnedies sehr fühlbare Arbeitermangel in noch höherem Maße geltend machte. Die in dieser Hinsicht verlautbarten Klagen steigern sich von Jahr zu Jahr. Die immer schwieriger werdenden Arbeiter⸗ verhältnisse sind für manche Landwirthe ein zwingender Grund, ihre Güter zu verkaufen oder, was in der Regel noch schlimmer ist, die beimathliche Stätte zu zertrümmern und sich allzu früh von der gewohnten Arbeit ins Privatleben zurückzuziehen. Die scheinbar angenehmere Lage der Arbeiter in den Städten, höherer Verdienst in industriellen Betrieben, verlockend freieres Leben in den Städten gegenüber strenger Zucht und Ordnung im bäuerlichen Haus⸗ halte, sind der wesentlichste Grund zum Zuge in die Stadt. Eine Gleichstellung der ländlichen Arbeiter mit den in den Städten und in den Industriebezirken beschäftigten Arbeitern ist ein kaum zu befriedi⸗ gendes Verlangen; und selbst an den Orten, wo unter dem Drucke zwingender Nothwendigkeit die höchsten, dem Verdienste der städtischen und industriellen Arbeiter nahe kommenden oder gleichen Löhne bewilligt werden müssen, wird über Mangel an brauchbaren Arbeitern und über geringere Arbeitsleistung bei gesteigerten Ansprüchen geklagt. Diese Klagen verdienen die ernsteste Aufmerksamkeit, und zwar nicht bloß im Interesse der Landwirthschaft, sondern überhaupt im Hinblick auf die auch in die Reihen der ländlichen Arbeiter sich eindrängende Agitation jener Leute, die trotz der Unfall⸗, Alters⸗ und Invaliditäts⸗Versicherung durch fortwährende Aufreizung zur Unzu⸗ friedenheit Gesinnungsgenossen für ihre verwerflichen Zwecke zu werben unablässig bestrebt sind. Eine wesentliche Verschlechterung der be⸗ klagenswerthen Dienstbotenverhältnisse besteht darin, daß an Stelle des früher allgemein üblichen jährlichen Dienstverhältnisses und jährlicher Entlohnung der landwirthschaftlichen Dienstboten das Dingen und Lohnauszahlen auf einige oder je nur eine Woche getreten ist. Diese einschneidende Veränderung in den früheren Formen der landwirthschaftlichen Dienst⸗ und Rechtsverhältnisse hat das so lange Zeit zum Wohle der Dienstherrschaft und der Dienst⸗ boten bestandene Band gemeinschaftlichen Zusammenlebens in schädlichster Weise gelockert. Der Landwirth ist genöthigt, in dringender Arbeitszeit Leute aufzunehmen, die mit landwirthschaft⸗ lichen Arbeiten weniger oder gar nicht vertraut sind und deren Umgang mit den noch im Dienstverhältniß stehenden Arbeitsleuten von verderblichstem Einfluß ist. Die Folgen dieses veränderten “ sind für beide Theile vom Uebel. Der Dienstherr fühlt ich nicht mehr in dem Maße veranlaßt, die Dienstboten als zu einer Familie gehörig zu behandeln und für dieselben besorgt zu sein, wie ehedem, und den Dienstboten mangelt der Sinn der Anhänglichkeit zur Dienstherrschaft, mit dem wöchentlichen Empfang des Lohnes ver⸗ liert sich der Reiz zum Sparen, die hierdurch zu begründende Seß⸗ haftigkeit des Arbeiterstandes wird immer seltener, und was in der einen Woche verdient wurde, geht in der anderen durch Nichtsthun und Herumwandern verloren. Ob und wie es möglich ist, dieser immer
2
schwieriger werdenden Arbeiterkalamität bessernd entgegenzutreten, ist
eine Frage, deren Lösung eine der wichtigsten Aufgaben auf wirth⸗ schaftlichem und sozialpolitischem Gebiete ist.“
Internationales statistisches Institut.
Wie aus Wien gemeldet wird, beantragte in der gestrigen Sitzung Geheimer Regierungs⸗Rath Engel eine Resolution, be⸗ treffend die Aufstellung eines Schemas für anthropometrische Er⸗ kundigungen. Geheimer Regierungs⸗Rath Victor Böhmert erörterte die Statistik der Löhne und forderte genaue Feststellung effektiver Arbeitslöhne. Engel sprach sodann unter lebhaftem Beifall über die Statistik der Familienausgaben.
Das jetzt ausgegebene Augustheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält außer den regel⸗ mäßigen auf diesen Monat bezüglichen Nachweisen über den aus⸗ wärtigen Handel, Großhandelspreise ꝛc. eine Jahres⸗Statistik über den Tabackbau (Erntejahr 1890/91) auf Grund steueramtlicher Mittheilungen. 6
Handel und Gewerbe.
Rn undschau über den Weltgetreidehandel im Monat August 1891.
Es konnte nicht auffällig erscheinen, daß der Weltgetreidehandel in der ersten Hälfte des verflossenen Monats durch das russische Aus⸗ fuhrverbot für Roggen gewaltig in Erregung gesetzt wurde. Als Folge davon erblickte der Weltmarkt eine Verstärkung der ohnehin schon bedeutenden Konkurrenz beim Weizenankauf durch Deutschland als Ersatz für den fehlenden russischen Roggenimport, und da gleich⸗ zeitig die ungünstige, die Ernte verzögernde und schädigende Witterung in West⸗Europa eher darauf hinwies, daß der Gesammtbedarf der Welt die Voraussetzungen übertreffen, als dahinter zurückbleiben würde, so war eine schwunghafte Steigerung der Preise die Folge. Der Rückschlag blieb allerdings nicht aus. Wie zuerst sich Alles vereint hatte, die Stimmung der Märkte zu animiren, so kamen in der zweiten Monatshälfte verschiedene Momente zusammen, welche auf eine zeitweise recht gründliche Flaue hinwirkten. In erster Reihe begann man, nach Ueberwindung der anfänglichen Bestürzung, sich die Folgen des russischen Ausfuhrverbots klarer zu überlegen. Zunächst zeigte es sich, daß die Verkündung des Gesetzes ca. 17 Tage vor seinem In⸗ krafttreten geeignet war, seine Wirkung für das Ausland erheblich abzuschwächen; denn in der Voraussicht, daß nach erfolgter Gesetzes⸗ kraft die Roggenpreise im Innern Rußlands bedeutend fallen würden, beeilten sich russische Exporteure und die russischen Landwirthe, noch vor dem Sperrtermin, so viel Roggen als möglich ins Aus⸗ land zu schaffen. Die Resultate hiervon waren ganz über⸗ raschend. Von allen Gegenden des russischen Reichs, selbst aus solchen, die gegenwärtig über Nothstand klagten, und aus Gouvernements, die sonst niemals für den Exvort etwas übrig zu haben pflegen, strömten in gewaltigem Andrange an die Bahnen so enorme Roggenmengen an die Grenzen, daß es der gewaltigsten Kraftanstrengungen aller Verkehrsinstitute bedurfte, um den Ansprüchen auch nur einigermaßen gerecht zu werden. In der
endenden Woche waren 456 000 Quarters Roggen, in
der am 29. August sogar 1 080 000 Quarters, zusammen in diesen Wochen 1 536 000 Quarters, das sind ca. eine Viertelmillion Tonnen à 20 Centner aus Rußland exportirt. Da eine durchschnitt⸗ liche Wochenausfuhr Rußlands, nach den beiden letzten Jahres⸗ exporten berechnet, 120 000 Quarters nicht übersteigt, so ist mit jenem Quantum von 1 536 000 Quarters eine regelmäßige Roggenausfuhr Rußlands von ca. 13 Wochen anticipirt, das 8* Für ein volles Vierteljahr hat Rußland seine regelmäßigen Leistungen auf einem Brett in Vorschuß gegeben. Was nach Ablauf dieses Vierteljahres, zu welchem Zeitpunkt die russische Binnen⸗ und die nördliche Seeschiffahrt bereits meist geschlossen zu sein pflegt, eintreten, ob Rußland die Sperre aufrecht erhalten wird, oder nicht, läßt sich heute nicht voraussehen. Thatsache ist nur, daß Europa für drei Monate im Voraus seinen regelmäßig zu erwartenden russischen Roggen bereits sicher geborgen hat, und daß eine Garantie dafür, daß es damit nun überhaupt für das laufende Erntejahr sein Ende habe, keineswegs vorliegt. Neben dieser geänderten Auffassung der von Rußland bedingten Verhältnisse hat das in der zweiten Augusthälfte etwas günstigere Wetter nicht verfehlt, die Preise abschwächend zu beeinflussen, da hierdurch die Hoffnung aufkam, daß die Ernten Europas, soweit sie nicht schon unter ungünstigeren Bedingungen unter Dach gebracht worden waren, doch noch ein besseres Resultat ergeben möchten, als vorausgesetzt worden. Was aber am Allermeisten geeignet war, dem Weltmarkte seine Ruhe wiederzugeben, das war die gewaltige Zufuhrwoge, welche sich von den atlantischen Häfen Amerikas nach Europa in Bewegung setzte, und gedrängt durch Welle auf Welle dortigen Exportes bis heute nur im Wachsen begriffen ist. Es giebt in der That kein auch nur annäherndes Beispiel einer der⸗ artigen Leistungsfähigkeit Amerikas in irgend einem Jahre zuvor. Schon die Winterweizenernte hat ein geradezu enormes Resultat in den Vereinigten Staaten ergeben, mit dem Springweizen aber haben die amerikanischen Farmer, als die starken Auswinterungen in Europa bekannt wurden, in richtiger Voraussicht des dies⸗ seitigen verstärkten Bedarfes, erheblich größere Bodenflächen als sonst bebaut, und da auch der Sommerweizen gut gerathen ist, so ergiebt die Gesammtweizenernte einen Ertrag, wie er noch niemals erzielt wurde. Zunächst bieten sich zur Schätzung derselben die offiziellen Mittheilungen, welche auf eine gewonnene Erntemenge von etwa 545 Millionen Bushels schließen lassen; die Privatschätzungen aber, und darunter solche gewissenhafter Fachblätter, gehen weit dar⸗ über hinaus, und bemerkenswerth ist, daß dieselben diese ihre An⸗ gaben von 585 bis 600 Millionen fortgesetzt aufrecht erbalten.
Man möge sich über die amerikanische Ernte ein Bild machen, welches man wolle — so wird man doch nicht umhin können, voraus⸗ zusetzen, daß nach den bisherigen Leistungen auf eine noch weitere be⸗ deutende Leistungsfähigkeit Amerikas gerechnet werden muß; denn die seitherige Situation ist durchaus nicht danach an⸗ gethan gewesen, Inhaber von Waare zu voreiliger Abgabe derselben zu veranlassen, weil bei der fehlenden Konkurrenz Rußlands und der allmählich nachlassenden Verschiffungsthätigkeit Ostindiens die trans⸗ atlantischen Verkäufer jeder Zeit schlanke Verwendung für ihren Weizen bei dem dieses Mal so enormen Bedarf Europas zu finden sicher sind, zumal die gewonnenen Weizenqualitäten Amerikas so vor⸗ zügliche sind, daß sie mit den besten anderweitigen Provenienzen sich messen können. Direkte Aufforderung zur Zurückhaltung ihres Weizens erging aber in wiederholten Cirkularen an die amerikanischen Farmer durch die „Farmer⸗Alliance“ der Ver⸗ einigten Staaten, und wenn trotz alledem das Hervordrängen des neuen Weizens ein fast übermäßiges wurde, so darf man daraus den Schluß ziehen, daß im Verhältniß zur Ernte diese Weizenverkäufe der Landwirthe keinen höheren Prozentsatz als in regelmäßigen Jahren er⸗ reichen und man es nicht mit einer jeweiligen großen und auf kurze Zeit zusammengedrängten Zufuhr zu thun hat. Wahrscheinlich nicht ganz ohne Einfluß auf die Willigkeit der Landwirthe zum Verkauf ist die Thatsache, daß auch alle anderen Getreide⸗ arten in den Vereinigten Staaten sehr günstige Erträge ergeben und daß namentlich die Maisernte den jetzigen Schätzungen gemäß ein Ergebniß, von 2000 Millionen Bushels, gegen 1500 im Vorjahre, liefern wird. Bei der in diesem Jahre voraussichtlich größeren Verwendung dieses Getreides zur Brotbereitung und zum Brennereibetriebe fällt dies immerhin ins Gewicht, auch wird es der amerikanischen Vieh⸗ zucht und, da das Einfuhrverbot für amerikanische Schweine und den Produkten daraus bei uns aufgehoben ist, indirekt auch Deutschland zu Gute kommen. 8
In gleichem Verhältniß wie die Vereinigten Staaten Nord⸗ Amerikas hat auch Canada eine ganz ungewöhnlich ergiebige Weizenernte gewonnen. Die Provinz Ontario rechnet diesmal auf einen Ueberschuß von 10 Millionen Bushels, Manitoba und die nord⸗ westlichen Provinzen, deren Ernte zusammen auf 32 Millionen ge⸗ schätzt wird gegen 15 Millionen im Vorjahre und 7 ½ Millionen Bushels in 1889, und die für ihre dünne Bepölkerung selbst keinen sehr großen Bedarf haben, hoffen bis zu 25 Millionen Bushels er⸗ übrigen zu können, sodaß Canada das dort noch niemals erreichte Exportquantum von 35 Millionen Bushels zur Verfügung haben würde. Bisher waren einzelne Theile von Canada fast regelmäßig auf Zuschüuß aus den Vereinigten Staaten angewiesen: Im Vorjahre betrug die canadische Weizenausfuhr 13 Millionen Bushels, und hier⸗ unter war auch viel Weizen aus dem großen Nachbarreich; man wird daher abwarten müssen, ob nicht in den diesmaligen Export⸗ schätzungen einige Uebertreibung liegt. Beachtenswerth ist allerdings, daß laut einer jüngsten Depesche der Minister von Manitoba die dor⸗ tige Weizenernte als immens bezeichnet haben soll. Die in der zweiten Hälfte des August in Canada sowohl als im Norden der Vereinigten Staaten stattgehabten Fröste sollen nur wenigen Schaden dem Frühjahrsweizen gethan haben.
Ostindiens Ernte stellte sich nach den nun vorliegenden offi⸗ ziellen Angaben auf 6 579 000 t Weizen gegen 6 123 000 im Jahre 1889/90 und 6 842 000 im Jahre 1888/89. Bisher sind über fünf Millionen Ouarters von Indien selten, und wenn überhaupt, dann auch nur wenig darüber erportirt worden; diesmal sind seit dem 1. April, dem Beginn des neuen Erntejahres, schon ca. vier Millionen Quarters versandt gegen ca. 1 600 000 Quarters gleichzeitig im Vor⸗ jahre. Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß der Versand auch nur annähernd die bisherige Höhe beibehält, so ist es doch heute schon klar, daß der diesjährige Export Ostindiens der größte bisher je da⸗ gewesene sein wird. Im August exportirte Indien 604 000 Quarters
egen 301 000 Quarters gleichzeitig im Vorjahre. Wie übrigens be⸗ auptet wird, hält die ungünstige Reisernte verhältnißmäßig viel Weizen im Innern fest.
Australien schreibt zunächst über die Aussichten seiner neuen, im Dezember fälligen Ernte nur Gutes; die kritischen Monate stehen jedoch noch bevor, sodaß man heute noch wenig in dieser Beziehung voraussagen kann. Aus alter Ernte will man heute nur noch ganz unbedeutende Quantitäten für den Export übrig haben.
Der Weizenversand Rußlands im August war mäßig; es wurden aus Rußland versandt im August: 806 370 Quarters Weizen (gegen 797 200 gleichzeitig im Vorjahre) und 1 739 000 Quarters Roggen gegen nur 418 000 Quarters im August 1890.
Für England zeigte sich eine Abnahme der e Weizenmenge, und zwar weil das Land vorher in kleinen Preisen nicht mit dem Aufschwunge Frankreichs Schritt gehalten hatte und dadurch bei Ankäufen immer im Hintertreffen blieb. Die Folge zeigte sich nicht nur in dem Rückgange der schwimmenden Zufuhr, die schließlich um fast eine halbe Million Quarters der gleichzeitig vor⸗ jährigen nachstand, sondern auch in der im Allgemeinen ungenügenden Versorgung Großbritanniens und Irlands, wodurch die Lagerbestände mit in Anspruch genommen wurden. Dies trug mit zu der zeitweisen Erregung der englischen Märkte bei, deren Hauptgrund indessen in der durch die russischen Sperrmaßregeln hervorgerufenen Erregung und in dem schlechten Wetter lag. Als letzteres sich gegen Monats⸗ schluß besserte, schwächte sich auch die Haltung der englischen Märkte im Allgemeinen wieder ab. Der Anbau Großbritanniens und Irlands beträgt nach den Angaben der Regierung diesmal 2 388 671 Aecres gegen 2 478 677 im Vorjahre. Somit ist diesmal in England und
Schottland ein um 79 059 Acres und in Irland ein um 10 947 1
Acres geringeres Areal als im Vorjahre zur Weizenkultur herangezogen. Dieser Ausfall von 90 000 Acres repräsentirt an und für sich ein Defizit von ca. 325 000 Quarters Weizen. Wie der Ertrag per Acre ausfallen wird, läßt sich noch nicht sagen; die eng⸗ lischen Fachblätter schätzen 27 Bushels per Acre. Das würde eine Ernte von nur 8 Millionen Quarters voraussetzen lassen gegen 9450 000 Quarters im letzten Jahre, sodaß Großbritannien und Irland eine auswärtige Zufuhr von ca 20 Millionen Quarters gegen 18 600 000 im Vorjahre und 18 782 000 in 1889/90 nöthig haben würden. Die jetzige Schätzung von 27 Bushels per Acre erscheint uns indessen nach den wejerig angenen hoffnungsfrohen Berichten etwas pessi mistisch. Die Einfuhr Englands im August betrug an Weizen und Weizenmehl 1 570 278 Quarters gegen 1 626 441 im Juli und 1 706 798 im August 1890. In dem am 31. August be⸗ endeten Erntejahre importirten Großbritannien und Irland 18 931 467 Quarters gegen 18 999 611 in 1889/90 und 18 894 248 in 1888/89. Ein mäßiger Theil ist hiervon wieder exportirt, wodurch sich die Differenz mit den soeben angeführten Zahlen erklärt. „Frankreichs Ernte hat in ihrem Schlußakt, nach kurzer Be⸗ Füuftigung durch besseres Wetter, abermals durch die Ungunst des etters gelitten, und die Hoffnungen, welche zeitweise auf⸗ tauchten, sanken schließlich wieder erheblich herab. Offiztelle Mit⸗ theilungen schätzten den Ertrag nicht über 80 bis 85 Millionen Hekto⸗ liter, und ein Import von mindestens 35 Millionen Hektolitern würde hiernach für die Saison erforderlich sein. Frankreich hat sich in den Vormonaten in dieser Voraussicht mit seinen Käufen stark darangehalten und setzte auch im August dieselben anfänglich bei steigenden Preisen fort. Inzwischen trafen aber so umfangreiche Partien an den Küsten ein, daß nicht nur der durch inländisches Gewächs etwas besser ver⸗ sorgte Bedarf befriedigt war, sondern auch die unter Steuerkontrole befindlichen Lagerbestände wesentlich zunahmen. „Belgien dürfte nach ziemlich glaubwürdigen Nachrichten sowohl in Weizen als in Roggen nur eine Zweidrittel⸗Ernte gewongen haben; die am Wiener Saatenmarkte gemachten Angaben, daß das mit Weizen bepflanzte Areal nur 45 %, der Ertrag nur 26 % des Durchschnitts gewesen sei, klingen wenig wahrscheinlich. Immerhin rechnet man auf sehr bedeutenden Bedarf. Zunächst ist allerdings Belgien in ähnlicher Lage wie Frankreich, d. h. sein Haupthafen Ant⸗ werpen ist mit Weizen überfüllt und Besitzer sind gern bereit, Behufs Verkaufs Konzessionen zu machen. In den letzten drei Monaten sind daselbst meist weniger als 2 Millionen Quarters Weizen eingetroffen.
Holland stand namentlich in der Erregung des Roggenmarktes in Folge der russischen Maßregel an der Spitze; die Preise machten an einigen Tagen geradezu Riesensprünge und 1 selbst den Ber⸗ liner Markt weit zurück. Von der russischen Ausfuhr wandte sich auch ein Theil nach Holland, große Partien lagerten zum Schluß des Monats dort in Konsignation, und zunächst ging zu den hohen Forde⸗ rungen der Verkauf derselben keineswegs so schlank als vorausgesetzt worden. Der Rückschlag auf die anfängliche Erregung war auch nicht ausgeblieben und Preise des Amsterdamer Terminmarktes zeigten sich zum Schluß des August gegen ihren höchsten Stand wesentlich billiger. Die Nachrichten über die holländische Ernte blieben übrigens gleich ungünstig wie bisher, und dürfte auch fortan ein starker auswärtiger Zuschuß erforderlich sein.
Im Geschäftsverkehr Desterreich⸗Ungarns spiegelte sich ganz und voll der Verlauf des Weltmarktes wieder, sodaß der zeitweisen starken Hausse Ruhe und mattere Tendenz auf dem Fuße folgte.
In Deutschland ist die Einheimsung der Ernte in der zweiten Hälfte des August etwas mehr von der Witterung begünstigt worden und sind noch starke Reste von Roggen, ein großer Theil des Weizens und Hafers und ein mäßiger Prozentsatz von Gerste trocken unter Dach gebracht. Ueber die Erträge sei vorläufig nur so viel gesagt, daß Weizen, Hafer und Gerste qualitativ sehr reichlich gelohnt haben, daß aber die Schäden der Witterungsunbilden nicht fehlen, was namentlich für das Gerstegeschäft sich recht fühlbar machen wird. Der Roggen zeigt zu sehr großem Theile feuchte Beschaffenheit, auch sein Gewicht ist durchschnittlich leicht, und Waare, welche Lieferungsbedingungen der Terminbörsen entspricht, ist im Ganzen nicht viel vorhanden.
Am Berliner Markt stürzte sich nach Erlaß des russischen Roggen⸗Ausfuhrverbots von allen Seiten das Deckungs⸗ bedürfniß für Roggen in den Markt, gleichgültig, ob der Vorverkauf nur in Spekulation oder auf effektuirte russische Ab⸗ schlüsse oder auf ursprünglich be absichtigte Waarenlieferung geschehen war. Denn die Gefahr war für Alle gleichmäßig dringend geworden, da jene russischen Waarenabschlüsse auf September⸗ und spätere Lie⸗ ferung in Folge der „vis major-Klausel“ durch die Sperre ungültig wurden, andererseits aber die sich immer mehr herausstellende unge⸗ nügende Beschaffenheit des inländischen Gewächses eine Lieferung in heimischer Waare als schwer möglich erscheinen ließ. Da Abgeber ziemlich zurückhaltend waren, steigerte die überaus dringliche Nach⸗ frage die Preise in selten erlebten Sprüngen, für den Augusttermin um fast 60 ℳ pro 1000 kg, für die späteren Monate Wum 45 bis 48 ℳ, innerhalb weniger Tage. Thatsächlich war am Amsterdamer Markt die Bewegung zeitweise noch wilder gewesen, als bei uns, und größere Partien für Berlin bestimmt gewesener Waaren fanden nach ge⸗ nanntem Platze Ablenkung, hierdurch die Deckungsfrage noch ver⸗ mehrend. Am 17. August waren die höchsten Preise erreicht, dann traten abwärts enorme Schwankungen ein, bis endlich das Gros der schwebenden Verbindlichkeiten realisirt und der Verkehr in ein ruhigeres Fahrwasser einlief. Ein erheblicher Theil der Steigerung ging wieder verloren; der im ersten Anlauf aber gewonnene Mehrwerth des Roggen gegenüber dem Weizen behauptete sich hartnäckig, indessen brachte dieser Umstand den Roggenpreis allmählich in eine gewisse Abhängigkeit von den Weizennotirungen und damit auch von der all⸗ gemeinen Lage des Weltmarktes. Bedingt wurde auch die nach und nach ruhiger werdende Haltung durch die Nachrichten über die enormen Anstrengungen, welche man in Rußland machte, um noch vor Eintritt der Sperre soviel als möglich Roggen über die Grenzen zu schaffen, wodurch sich im In⸗ und Auslande größere Partien noch unverkauften russischen Rogens ansammelten, für welche allerdings zunächst die Forderungen wesentlich höher blieben, als die Berliner Preise standen. Nicht ohne ab⸗ schwächenden Einfluß waren auch das sich allmählich bessernde Wetter und die dadurch begründete Hoffnung, daß vielleicht die Befürchtungen für die Kartoffeln doch nicht ganz gerechtfertigt sein würden. Mehr und mehr erkannte man aber, daß bei dem verhältnißmäßig billigeren Weizen der Roggenkonsum sich gewaltig einschränken würde, denn selbst die Berliner durch ihre vorzüglichen Roggenmehlmarken be⸗ rühmte Müllerei schritt nach und nach zur Mischung ihres Fabrikats mit dem gleichfalls selbst gearbeiteten Weizenmehl, und einige große Etablissements mengen laut dem der Kundschaft übersandten Cirkular nunmehr durchweg ein Drittel Weizenmehl dem Roggenmehl bei, falls nicht direkt reines Roggenmehl gewünscht wird. 8
Naturgemäß gewinnt durch diese geänderten Verhältnisse die Geschäftslage des Weizens am Berliner Markt eine wesentlich gesundere Grundlage als vorher, denn während früher es sich im Berliner⸗Weizen⸗Lokohandel nur um die Versorgung des Inlandes handelte, tritt nunmehr der Platz selbst als sehr starker Verbraucher auf und dementsprechend wird auch der Terminverkehr Behufs recht⸗ zeitiger Dispositionen der Mühlen mehr als sonst in Anspruch ge⸗ nommen. ie im Juli hier angesammelten großen Weizenmengen sind im Laufe des August bis auf geringe Partien theils durch Ver⸗ sand, theils durch die Mühlen beseitigt; die großen vom Auslande angekauften Waarenmengen vertheilten sich seither aber meist schon bevor sie Berlin erreichten nach allen Richtungen des Inlandes und an verschiedene Proviantämter. An Nachschub wird es bei der Reich⸗ lichkeit der Waarenmenge am Weltmarkt natürlich nicht fehlen. Der Terminhandel spiegelte die Bewegungen des Roggenmarktes wieder, auch in Weizen waren die Schwankungen außerordentlich wilde, wenn auch die Grenzen von 35 ℳ, innerhalb deren sie sich bewegten, nicht
ganz dem Umfange der Roggen⸗Fluktuationen entsprachen.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 9195, nicht recht⸗
zeitig gestellt keine Wagen. Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 3708, nicht
eechtzeitig gestellt keine Wagen.
Subhastations⸗Resultate. Beim Königlichen Amtsgericht I. Berlin stand am 1. Oktober 1891 das Grundstück, an der Kommunikation am Neuen Thor belegen, der Frau Zimmermeister Veronika Raue gehörig,
8 zur Versteigerung; das geringste Gebot wurde auf 401 800 ℳ fest⸗
gesttt; Ersteher wurde der Kaufmann Siegfried Warschauer, itterstraße 41, für das Meistgebot von 409 000 ℳ
— Zu der Generalversammlung der Dahme⸗Uckroer Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft vom 29. September d. J. waren 10 Aktionäre
mit 502 Stimmen erschienen. — Die vorgelegte Bilanz wurde unter
Ertheilung der Decharge festgestellt und danach beschlossen, 2 % Di⸗
vidende auf die Aktien Litt. B. zu vertheilen. — Von den aus⸗ scheidenden Mitgliedern des Aufsichtsraths wurde Kaufmann
O. Unverdorben wiedergewählt und an Stelle des Kaufmanns E. Rittweger⸗Berlin, welcher austrat, Regierungs⸗Baumeister J. Beh⸗
rendt⸗Berlin neugewählt.
— Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisbericht vom
1. Oktober 1891.) Der Eisenmarkt ist ruhbig. Auf dem Kohlen⸗ markt herrscht für Hausbrandkohle äußerst lebhafte Nach⸗
frage. (Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk.) Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flamm⸗ kohlen: Gaskohle 12 — 14, Flammförderkohle 10,50 — 12, Stückkohle 14 — 15, Nußkohle 12,50 — 13,50, gewaschene Nußkohle Korn I und II
13,50 — 14,50, do. III 11,50 — 12,50, do. IV. 10,50 — 11,50, Nußgrus⸗
kohle 8,50 — 950, Gruskohle 7— 8,50. — 2) Fettkohlen: Förderkohle 9,50 — 11, do. beste melirte 11— 12, Stückkohle 13—14, gew. Nußkohle Korn I und II 13 —14, do. III 11 —12, do. IV 9,50 — 11, Kokskohle 8,00 — 9,00. — 3) Magere Kohlen:
Förderkohle 9 — 10,50, do. beste melirte 11— 13, Stückkohle 16—17, Nyußkohle Korn I 19 — 21, do. II 20 — 22, Gruskohle unter 10 mm 4,50 — 5, Fördergruskohle 7— 8. — 4) Koks: Gießereikoks 16—18,
Hochofenkoks 13 — 14, Nußkoks gebrochen 17 — 19. — 5) Brikets 14— 15. Erze: 1) Rohspath 8— 8,50, 2) Gerösteter Spatheisenstein 11— 12,00, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam —,—, 4) Nassauischer Rotheisenstein m. ca. 50 % Eisen 8,50, 5) Rasenerze —h,—. Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen Ia 10 — 12 % Mangan 57, 2) weißstrahliges Eisen: rhein ⸗westf. Marken I 52,00, do. Thomaseisen franco 51. do. Siegener 48 — 49, do. nassauische —, 3) Luxemburger Puddeleisen 39,60, 4) do. Gießereieisen Nr. III 50, 5) Deutsches do. Nr. 1 69, 6) do. Nr. II —, 7) do. Nr. III 58, 8) do. (Hämatit Nr. I) 69, 9) Spa⸗ nisches Gießereieisen Marke Mudela loco Ruhrort —, 10) Engl. Roheisen Nr. III loco Ruhrort 60, 11) do. Bessemereisen loco Ver⸗ schiffungshafen —, 12) Span. do. Marke Mudela cif. (Rotterdam) —, 13) Deutsches do. —. — Stabeisen: Grundpreis fr. Verbrauchs⸗ stelle im I. Bezirk. Gewöhnl. Stabeisen 135,00, — Bleche: Grund⸗ preise: 1) Gewöhnl. Bleche 150 — 155, 2) Kesselbleche 175, 3) Fein⸗
bleche —,—.
— Die „Zeitschrift für das gesammte Aktien⸗ wesen“, Organ für Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktien⸗ gesellschaften und speziell für die Mitglieder des Vorstandes (Direktoren), des Aufsichtsrathes und für Aktionäre, welche von Josef Bauer in Leipzig herausgegeben wird, hat in Nr. 10 des 1. Jahrgangs vom Oktober 1891 folgenden Inhalt: Simultan⸗ gründung und Successivgründung. — Die Verantwortlichkeit der persönlich haftenden Gesellschafter einer Aktienkommandite. — Die Auslegung des Aktiengesetzs. — Zur Verwendung des Reserve⸗ fonds. — Die Strafbestimmungen des Aktiengesetzes. Die Ordnungsstrafen. — Die internationale Regelung der Rechts⸗ verhältnisse der Aktiengesellschaften. — Was ist unter dem in der Generalversammlung vertretenen Grundkapital zu ver⸗ stehen? — Rechtsverhältniß der Aktiengesellschaft zu ihren Gründern. — Kann ein Aktionär einer Aktienzuckerfabrik sich durch
Verzicht auf seine voll eingezahlte Aktie von seiner Rübenlieferungs⸗
pflicht befreien? — Hat bei Anmeldung der Zweigniederlassung einer
3 Aktiengesellschaft der Registerrichter die Zulässigkeit der gewählten
Firma zu prüfen? — Uebernahme der Aktien bei Simultangründung ein Anschaffungsgeschäft. — Uebernahme neuer Aktien durch Bank⸗ konsortien. — Verluste in Folge ungenügender Kontrole des Aufsichts⸗ rathes. — Erpressungen gegen Aktiengesellschaften. — Neue Aktien⸗ gesellschaften. — Literatur. 1
München, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Begründer der Brauerei zum Spaten, Kommerzien⸗Rath Sedlmayer ist in Feldafing gestorben.
Leipzig, 1. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per September — ℳ, per
Obktober 3,55 ℳ, per November 3,57 ½ ℳ, per Dezember 3,60 ℳ,
er Januar 3,60 ℳ, per Februar 3,62 ½ ℳ, per März 3,65 ℳ, per pril 3,70 ℳ, per Mai 3,70 ℳ, per Juni 3,72 ½ ℳ, per Juli 3,72 ½ ℳ, per August 3,72 ½ ℳ Umsatz 115 000 kg. Behauptet. Altona, 1. Oktober. (W. T. B.) Die Kämmerei⸗Kom⸗ mission faßte in Gemeinschaft mit der Kommission für die Unter⸗ suchung der Finanzlage der Stadt den Beschluß, bei den städtischen Kollegien zu beantragen, daß für den Bau neuer Gas⸗ und Wasser⸗ werke eine mit 4 % verzinsliche und mit. 1 ¼ % amortisirbare
Anleihe von 11 Millionen Mark aufgenommen werde.
Die städtischen Kollegien werden über diesen Antrag in der Sitzung vom nächsten Donnerstag berathen und beschließen. Wien, 1. Oktober. (W T. B.) Gewinnziehung der
ssterreichischen 1854er Loose: 30 000 Fl. Nr. 47 Ser. 1982,
5000 Fl. Nr. 21 Ser. 2780. Weitere Serien: 607, 654, 822, 1218, 1219, 1251, 1665, 2164, 3036.
Die österreichische Waffenfabrik vertheilt für das abge⸗ laufene Jahr eine Superdividende von 34 Fl., was einer Verzinsung von 39 % des Aktienkapitals gleichkommt. 1
London, 1. Oktober. (W. T. B) Wollauktion. Tendenz stetig, Preise unverändert.
An der Küste 8 Weizenladungen angeboten.
Bradford, 1. Oktober. (W. T. B.) Wolle eher fester und animirter, Garne ruhig, stetig.
Washington, 1. Oktober. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Schatzamts hat die zinstragende Schuld der Vereinigten Staaten seit dem letzten Bericht um 2550 470 Dollars abgenommen, während die unverzinsliche Schuld um 7 915 520 Dollars zugenommen hat. Im Schatzamt befanden sich ult. September 741 668 200 Dollars.
New⸗York, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Anfangs ruhigen Haltung der Börse folgte im weiteren Verlaufe eine Abschwächung; Der Schluß erfolgte zu niedrigsten Tagescoursen. Der Umsatz der Aktien betrug 457 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf “ 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 97 000
nzen.
Submissionen im Auslande.
Dänemark.
14. Oktober, 3 Uhr. Armendeputation des Magistrats
KFattigvasenet), Kopenhagen, Bogholderikontor, Hestemöllestraede r 4.
Lieferung von 2800 dänischen Tonnen Kartoffeln (1 Tonne = 140 1) im Zeitraum vom 1. November 1891 bis 31. Oktober 1892 für das Armindelige Hospital (2000 Tonnen) und das St. Johannes Stift (1800 Tonnen).
Die Kartoffeln müssen groß, fest, von bester Qualität sein und 200 Pfund (= 100 kilo) netto wiegen. Gebote versiegelt und mit Aufschrift „Kartoffelleverance“ binden 14 Tage lang nach dem Termin, welcher am 15. Oktober, 10 Uhr, stattfindet. Kaution 500 Kronen, zu hinterlegen spätestens 8 Tage nach dem Termin. Weitere Bedin⸗ gungen auf der Rathsdienerstelle (Budstue), Hestemöllestraede 4.
“ Verkehrs⸗Anstalten.
Im Zusammenhang mit der geplanten Regulirung der unteren Netze und der Verbreiterung der Bromberger Kanalschleusen wird von Bromberger Bürgern ein größeres Unternehmen vorbereitet. Man beabsichtigt, an der unteren Brahe, in der Nähe der Thorner Eisen⸗ babn, einen neuen Hafen anzulegen und mit diesem einen großen Umschlageplatz in Verbindung zu setzen, der es ermöglicht, Transporte von Massenartikeln, namentlich Holz und Getreide, von der Eisenbahn auf Schiffe und umgekehrt umzuladen. Hierdurch erhofft man, dem Verkehr zwischen dem Osten und Westen der Monarchie eine wesentliche Förderung und Erleichterung zu ver⸗ schaffen. Vorbedingung für das Gelingen des Unternehmens ist, daß die Wasserstraße nach dem Westen vertieft und erweitert wird, daß sie von Schiffen mit einer Tragfähigkeit bis zu 5000 Ctr. befahren werden kann.
Bremen, 1. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“ hat heute Morgen Scilly passirt. Der Schnelldampfer „Spree“ ist gestern Morgen in Nordenham angekommen. Der Schnelldampfer „Elbe“ ist gestern Nachmittag von Southampton abgegangen. Der Schnelldampfer „Werra“ hat gestern Morgen die Heimreise von New⸗York angetreten. Der Dampfer „Stuttgart“ ist gestern in Baltimore, der Schnell⸗ dampfer „Havel“ gestern Nachmittag in New⸗York angekommen.
Bremen, 1. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Kon⸗ ferenz der transatlantischen Dampfergesellschaften des Kontinents wurden die neuen amerikanischen Einwanderungs⸗ gesetze besprochen und beschlossen, die Auswanderer nicht durch Konsularinspektionen, sondern durch Agenten inspiziren zu lassen, welche unter der Kontrole der Gesellschaften stehen. Die Konferenz ist auf den 15. Oktober und zwar nach Köln vertagt worden. Hinscegec des Passagierpreises ist eine Einigung bisher nicht erzielt worden.
— 2. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Karls⸗ ruhe“, nach Baltimore bestimmt, ist am 1. Oktober Nachmittags in Antwerpen angekommen.
Hamburg, 1. Oktober. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Normannia“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt. Der Postdampfer „Virginia“ ist, von Hamburg kommend, gestern Nacht in New⸗York eingetroffen.
— 2. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Bohemia“ ist, von New⸗York kommend, gestern Abend auf der Elbe ein⸗ getroffen.
London, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist auf der Heimreise heute von Madeira, der Union⸗ Dampfer „Spartan“ auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ hat am Mittwoch auf der Ausreise Madeira passirt.
Mannigfaltiges. Die zweite Sitzung des vierten Internationalen Steno⸗
phentages fand am gestrigen Nachmittage unter dem Vorsitz
8
des Domvikars Alteneder aus Passau statt, dem die Hrrn. Professor
Michaelis⸗Berlin, Professor Faulmann⸗Wien und Heinr. Roller⸗ Berlin zur Seite standen. Mr. Potin, Licencié en droit und Kammer⸗ stenograph aus Paris, sprach über den stenographischen Dienst in der französischen Abgeordnetenkammer. Die französischen Kammer⸗ stenographen nehmen eine sehr geachtete Stellung ein, und einer der Ihrigen ist sogar bis zum Ministersitz emporgestiegen. Der Dienst der Herren ist etwas anders geregelt als bei uns. Es sind nicht zwei, sondern drei Perren gleichzeitig verantwortlich: der Stenograph, der Revisor und der Vorsteher, der bei schwierigen Ver⸗ hältnissen selbst eingreift. Dem Vortrag folgte eine französisch ge⸗ führte Diskussion. — Direktor Dr. Große⸗Heiligenbeil sprach sodann über die Kurzschrift und die Schule. Er trat warm für die Ein⸗ führung der Kurzschrift in die Schule ein unter Hinweis auf die Aussprüche der Professoren Virchow und Cohn⸗Breslau, die betont haben, daß durch die Stenographie die Kurzsichtigkeit vermindert werde. — Unter⸗Staatssekretär D. von Weyrauch und Geheimer Ober⸗ Regierungs⸗Rath Wehrenpfennig besichtigten nach der Sitzung unter des Parlamentsstenographen Bäckler eingehend die Aus⸗ stellung.
Seine Majestät der Kaiser hat dem 4. Internationalen Stenographentage durch den Flügel⸗Adjutanten von Moltke telegraphisch danken lassen für die ehrfurchtsvolle Huldi⸗ gung, welche die gestern zum Festmahl im Hotel Imperial versammelten Stenographen dem Monarchen durch den Draht übermittelt hatten. Das Festmahl selbst verlief in ani⸗ mirter Weise. In den vom Geheimen Ober⸗Reg.⸗Rath Blenck ausgebrachten Kaisertoast stimmte auch der französische Vertreter Mr. Potin freudig ein. Später nahm dieser Herr selbst das Wort, um anerkennend auf die Friedensthätigkeit des Kaisers hinzu⸗ weisen und den Präsidenten Carnot gleichfalls als einen Freund des G zu feiern. Auch dem Präsidenten Carnot wurde sodann ein Hoch ausgebracht, und ebenso wurde der Oberhäupter der übrigen beim Kongreß vertretenen Staaten gedacht. Gurney⸗ Salter⸗London leerte sein Glas auf das Wohl der „bewunderns⸗ werthen“ Stadt Berlin, Domvikar Alteneder⸗Passau toastete auf das Gedeihen der internationalen Stenographentage, Graf Mörner⸗Stock⸗ holm auf den geschäftsführenden Ausschuß; Dr. Engel wies auf das 100 jährige Jubiläum der Kurzschrift in Frankreich hin.
Die heutige dritte Sitzung des Stenographentages fand unter dem Vorsitz der Herren Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Blenck⸗ Berlin, Graf Mörner⸗Stockholm, Ferd. Schrey und Professor Petri⸗ Berlin statt. Von dem Prinzen Heinrich von Schönaich⸗Carolath, von Dr. Ackermann⸗Dresden und andern Abgeordneten lagen Beglück⸗ wünschungen vor. Dr. Engel⸗Berlin sprach über die Stenographie im Dienste des Schriftstellers. Für die höchsten Stufen der Schriftstellerei, wie für die Dichtkunst sei es zweifelhaft, ob die Stenographie von Nutzen sei, sie könne hier sehr leicht zu einem flüchtigeren Arbeiten verführen. Dagegen sei die Kurzschrift für Vorarbeiten und namentlich auch für die wissenschaftlichen Arbeiten von hohem Werth. Dem Vortrage folgte wieder eine sehr ausgedehnte Debatte, in der der Engel’'sche Standpunkt nicht immer getheilt wurde. Dagegen wurde an⸗ dererseits wieder betont, daß die Kurzschrift für die Schriftstellerei erst dann Werth erhalten werde, wenn die Setzer der Stenographie kundig seien. Dr. med. Schück aus Berlin sprach sodann über die Kurzschrift vom hygienischen Standpunkt. Er betrachtete es als sehr wesentlich, daß durch die Kurzschrift eine Verkürzung der Schreibarbeit eintrete, die der Gesundheit und der körper⸗ lichen Entwickelung zu Gute kommen werde. In der Debatte bezeichnete Professor Petri die Zeit des Stimmwechsels als die günstigste Zeit für die Erlernung der Stenographie, weil die Schüler in dieser Sett vom Singunterricht dispensirt seien und die so ge⸗ wonnenen Stunden sehr vortheilhaft für die Aneignung der Kurzschrift verwenden könnten.
Der 16. Märkische Turnlehrertag ist heute im Kaisersaal von Buggenhagen feierlich eröffnet worden. Der Kultus⸗Minister hatte sein Bedauern ausgedrückt, wegen Abwesenheit von Berlin den Versammlungen fern bleiben zu müssen. Dagegen waren Ministerial⸗ Direktor Kügler und Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Köpke er⸗ schienen. Die Regierung zu Potsdam hatte den Provinzial⸗Schulrath Dr. Trinius entsandt, von der städtischen Schulbehörde wohnte Schul⸗ inspektor Reinicke den vom Professor Angerstein geleiteten Verhand⸗ lungen bei. Zur Begrüßung nahm zunächst Geheimer Regie⸗ rungs⸗Rath Dr. Köpke das Wort. Er betonte das lebhafte Interesse, welches die Unterrichtsverwaltung dem Turnen entgegen⸗ bringe. Das Turnen bedürfe in der That noch mancher Förderung, denn es sei, wie man nicht verkennen dürfe, innerlich und äußerlich noch nicht so, wie es sein müsse, wenn dem Turnunterricht die Stellung gesichert werden solle, welche ihm im Werke der Jugend⸗ erziehung zukommen müsse. Der Redner verbreitete sich so⸗
dann noch eingehend über die Frage der Beurtheilung der Vorführungen, welche auch 3
derartigen Vorführungen durchaus nicht darauf an, einige wenige
Schüler aus der großen Masse der Schule in außerordentlichen 8
Leistungen zu produziren, sondern das Wesentliche und für ihn bei der Kontrole des Turnwesens Ausschließliche sei, daß die ganzen Abthei⸗ lungen gediegen durchgebildet seien, besonders auch in Bezug auf die Festigkeit in den elementaren Uebungen. Der Redner schloß sodann seine eindrucksvollen Worte mit folgendem Appell: „Wir stehen Alle im Dienste der Jugend, wir wollen unsere Jugend so er⸗ ziehen, daß sie tüchtig werde, die Zukunft des Vaterlandes zu sichern. Im Dienste des Vaterlandes arbeiten wir, und in diesem Sinne wünsche Ich ihren Bestrebungen allen Segen.“ Provinzial⸗ Schulrath Trinius begrüßte die Versammlung Namens seiner Behörde, die in ganz besonderer Weise dem Turnen ihre Fürsorge zuwende, was sie u. A. dadurch zu beweisen suche, daß sie jetzt Umschau halte, um auf dem Lande und in den kleinen Städten auch Stätten für das Winter⸗ turnen zu schaffen. Der Kongreß trat sodann in seine Ver⸗ handlungen ein. Professor Angerstein berichtete zunächst über das 19. Geschäftsjahr des Turnlehrer⸗Vereins der Mark
Brandenburg und über die Ausführung der Beschlüsse des
vorjährigen Kongresses. Wie diesem und weiteren Berichten zu entnehmen war, zählt der Verein z. Z. 158 Mitglieder, darunter 20 Damen. Im letzten Jahre sind 5 Mitglieder neu eingetreten und 3 ausgeschieden. Die Zahl ist eine verhältnißmäßig geringe, der west⸗ fälische zählt z. B. 365 Mitglieder. Der Kassenbestand weist 321 ℳ auf, doch stehen noch die Beiträge für das laufende Jahr von 95 Mitgliedern aus. Der Kongreß hörte schließlich einen Vortrag des Professor Dr. Euler, der einen Rückblick und einen Ausblick in die Bestrebungen des Turnens gab, unter besonderer Berücksichtigung der
Verhandlungen der vorjährigen Schulkonferenz. Heute Nachmittag werden die Augustaschule und die Gemeindeschulen in der Gräfe⸗
straße vor den Kongreßmitgliedern turnen.
Die Eröffnungsfeier der kaufmännischen Fortbildungs⸗ schule für Mädchen findet heute Abend 8 ½ Uhr in der Aula des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums, Georgenstraße 30/31, statt. Freunde der Schule sind als Gäste willkommen. Der Unterricht, welcher am 8. Oktober cr. beginnt, wird folgende Unterrichtsfächer
umfassen: Deutsch, kaufmännische Correspondenz, kaufmännisches Rechnen, einfache und doppelte Buchführung, Handelslehre, Schreiben, Stenographie, Englisch, Französisch und Schreibmaschine. Der Unter-
richt wird an vier Abenden der Woche von 8 bis 10 Uhr ertheilt. Das Honorar für alle Fächer zusammen beträgt 9 ℳ Anmeldungen
werden im Vereinsbureau, Roßstraße 28I, noch bis zum 8. Oktober
entgegen genommen. Die Firma R. Jaekel's Patent⸗Möbel⸗Fabrik, Berlin, Mark⸗
grafenstr. 20, Ecke Kochstraße, hat durch den enormen Zuspruch ihrer praktischen und zeitgemäßen Fabrikate sich genöthigt gesehen, ihre Ge⸗-
schäftsräume bedeutend zu vergrößern und mit elektrischem Licht aus⸗ zustatten. Die Firma führt seit Kurzem auch neben den bisherigen mit goldenen und silbernen Medaillen preisgekrönten Fabrikaten eiserne Bettstellen für Erwachsene und Kinder und unterhält ein reichhaltiges Lager in echt englischen Bettstellen, sodaß man eine große Auswahl
aller Schlafmöbel von den einfachsten bis zu den elegantesten vor⸗- findet. Die Firma versendet auf Wunsch Preislisten an Jedermann
gratis und franko.
Münster, 30. September. Der Sträfling, welcher das 8
Attentat an dem Direktor Strosser verübte, hat sich, dem „Westf. Merk.“ zufolge, gestern Abend in der Strafzelle erhängt. Der Direktor befindet sich außer Lebensgefahr.
Bamberg,. 28. September. Anläßlich der dieser Tage hier stattfindenden VII. Centennarfeier Bischofs Otto des Heiligen (700jährige Feier der Heiligsprechung) gab, wie der „Allg. Ztg“ be⸗ richtet wird, heute Erzbischof Dr. von Schork in seinem Palais eine Tafel, zu der die Bischöfe Dr. von Stein,⸗Würzburg, Freiherr von Leonrod⸗Eichstätt, Dompropst Kühles⸗Würzburg, ein Vertreter des Eichstätter Domkapitels, das Bamberger Metropolitan⸗ Kapitel, Pfarrer Hirschberger von Stettin als Vertreter der pommer⸗ schen Geistlichkeit (Bischof Otto war Bekehrer der Pommern), dann die Bürgermeister von Brandt und Herd, Rechtsrath Lutz und Stadt⸗ Baurath Lindner (zusammen 30 Gedecke) geladen waren.
Dessau, 30. September. Die heutige Einweihung des
Wilhelm Müller⸗Denkmals bewegte, wie der „Anh. St.⸗A.“
berichtet bereits Tags zuvor alle Bewohner Dessaus. Vor dem ver⸗ hüllten Denkmal in der Kavalierstraße wurden Tribünen erbaut und allenthalben sah man gestern schon die Häuser mit Fahnen geschmückt, da Nachmittags die hohen Herzoglichen Herrschaften erwartet
wurden. Höchstdieselben trafen auch nach 5 Uhr ein und fuhren
unter dem Jubel der Bevölkerung nach dem Schlosse. Von den Angehörigen des verewigten Dichters war bereits Professor Max Müller aus Oxrford mit seiner Familie in Dessau angekommen und hatte im Kaiserhof Absteigequartier genommen. Noch eine An⸗ zahl anderer Ehrengäste, darunter Hr. Professor J. Eggeling aus Edinburg (geborener Anhaltiner), war erschienen, um den Glanz des Festes zu erhöhen. Heute Mittag 12 Uhr versammelten sich die ein⸗ geladenen Festtheilnehmer auf dem Platze vor dem Denkmal, der reich mit Fahnen und Guirlanden geziert war. Das herrlichste Wetter be⸗ günstigte die Denkmalsweihe. Um 12 Uhr fuhren die höchsten Herr⸗
schaften am Festplatz vor, worauf die Feier begann. Nach einem ein- leitenden Chorgesang hielt Geheimer Rath Rümelin die Festrede,
in welcher er die Bedeutung Wilhelm Müller's in glänzender Weise den Zuhörern vorführte. Am Schluß seiner Rede fiel die Hülle dez Denkmals, welches nun Aller Blicken sichtbar war. Es macht einen großartigen und zugleich tief ergreifenden Eindruck, es ist ein echtes Meisterwerk, und so auch ein Denkmal für den Schöpfer des Dichtermonuments, den
anhaltischen Bildhauer Schubert. Geheimer Hofrath Dr. W. Hosäus 8
richtete nunmehr Namens des Denkmalcomités das Wort an die Festversammlung, übergab das Denkmal der Stadt und empfahl es ihrem Schutz. Ober⸗Bürgermeister Dr. Funk erwiderte in kurzen
Worten. Sodann sprach Professor Dr. Max Müller, verbreitete sich
über des Vaters Bedeutung als Gelehrter und Sprachforscher und dankte für die Theilnahme, welche der Denkmalerrichtung aus allen
Kreisen entgegengebracht wurde. Das Anhaltlied ertönte, verschiedene
Deputationen legten Kränze am Fuße des Denkmals nieder und mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Hoheit den Herzog endete die einfache, aber erhebende Feier. Seine Hoheit der Herzog, Ihre Hoheit die Herzogin mit dem Prinzen und der Prin⸗
zessin Aribert, dem Prinzen Eduard und der Prinzessin Alexandra besichtigten nun das Denkmal und richteten an
die Festgäste da und dort einige Worte, worauf die Abfahrt nach dem Schlosse in derselben Ordnung wie die Auffahrt erfolgte. Um 3 Uhr
versammelte man sich zu einem Festmahl im Bahnhofs⸗Hotel. Den ersten Toast brachte der Staats⸗Minister v. Krosigk auf den Herzog
aus. Fernerhin ergriff Professor Gerlach das Wort zu einem Toast
auf Professor Max Müller. Letzterer dankte für die Liebe und Theil⸗ nahme, welche ihm hier entgegengebracht worden sei, und
gedachte seines Vaters, dessen gesegnetes Andenken ihn auf seinem Lebenswege begleitet habe. Schließlich brachte er ein Hoch auf das Comités und den Hofrath Dr. Hosäus aus. Ober ⸗Bürger⸗
meister Dr. Funk trank auf den Künstler und Landsmann Schubert. Nach 6 Uhr endete das Festmahl und die Festgäste begaben sich nach dem Herzoglichen Hof⸗Theater, wo man Goethe’'s „Iphigenie auf
Tauris“ gab. *
Ostende, 1. Oktober. Angesichts des biesigen Hafens stieß, wie
die „Madb. Ztg.“ meldet, der Dampfer „Transit“ mit dem Hamburger Dampfer „Colombia“ zusammen. Ersterer sank, wobei drei Matrosen ertranken.
dem Turnlehrertage von einzelnen hiesigen Schulen veranstaltet werden sollen. Es komme bei
159 d z. Z. f npen b m Dro lur VI. Flur] Henen d Elisabe ztere z. Wilhel rina
den La
u Amp nach
ondere
der Anspr zrundst bezem der u genfall sie Gr Heshall ird.
teuer⸗ unter