1891 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

1 S. M. Kbt. „Wolf“, K andant Korvetten⸗Kapitä Hellhoff, ist am 10. d. M. in Amoy angekommen und beabsichtigt, am 13. (heute) nach Shanghai in See zu gehen.

Das Uebungs⸗Geschwader, Geschwader⸗Chef Contre⸗ Admiral Köster, ist am 10. Oktober in South Queensferry (Schottland) angekommen und beabsichtigt, am 19. nach Bergen (Norwegen) in See zu gehen.

S. M. Kreuzer „Bussard“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Gertz, ist am 11. Oktober in Batavia angekommen.

S. M. S. „Sophie“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Kirchhoff, ist am 6. Oktober in Puerto Montt (Chile) an⸗ gekommen und beabsichtigt, am 13. (heute) nach Talcahuano (Chile) in See zu gehen.

S. M. Kreuzer „Habicht“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän von Dresky, ist am 11. Oktober in Gaboon ein⸗ getroffen und beabsichtigte, am 12. (gestern) nach Kamerun zu gehen.

S. M. Panzerfahrzeug „Bremse“, Kommandant Kapitän⸗Lieutenant Becker, ist zum Schutz der Nordsee⸗ fischerei am 12. d. M. in Harwich (England) eingetroffen und beabsichtigt, am 17. nach Hull zu gehen.

Bayern.

München, 13. Oktober. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Margarethe gestern Abend 8 ½ Uhr hier eingetroffen und im Hotel „Bayrischer Hof“ abgestiegen.

Der italienische Delegirte zu den Handelsvertragsverhand⸗ lungen Malvano und der österreichische Delegirte Freiherr Glanz von Eicha sind hierher zurückgekehrt.

Sachsen.

Dresden, 13. Oktober. Seine Majestät der König ist, von Wien kommend, gestern wieder in Strehlen eingetroffen.

Die Vermählungsfeier Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Louise Antoinette von Toskana ist nach Wiener Meldungen für Sonntag, den 22. November, in Wien in Aussicht genommen. Die Trauung findet in der Hofburgkapelle statt. Daran schließt sich großer Empfang in den Paradesälen der Hofburg und große Tafel

Stuttgart, 12. Oktober. Ihre Majestäten der König und die Königin empfingen, dem „St.⸗A. f. W.“ zufolge, estern Vormittag die Mitglieder des engeren ständischen Aus⸗ schusses, sowie später eine Deputation der bürgerlichen Kollegien von Stuttgart behufs Entgegennahme von Glückwunsch⸗ und Huldigungsadressen. Ihrer Majestät der Königin Olga wurde von dem ständischen Ausschusse gleichfalls eine Adresse über⸗ mittelt mit dem Ausdruck des innigsten Betleids bei dem Hin⸗ scheiden des Königs Karl. Auch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Catharina von Württemberg, der Mutter Seiner Majestät des jetzt regierenden Königs Wilhelm, hat der ständische Ausschuß eine Adresse überreicht. 8

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 12. Oktober. Die Wahlen zum Landtage des Großherzogthums sind beendigt. Wenn auch in einigen Wahlkreisen neue Männer gewählt worden sind, so dürfte der „Th. C.“ zufolge die Zusammensetzung des Land⸗ tages im Wesentlichen unverändert sein.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 13. Oktober. Der Statthalter Fürst von Hohenlohe empfing, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern Nachmittag den Gemeinderath der Stadt Straßburg, welcher im Namen der Einwohnerschaft für die Erleichterungen im Grenzverkehr dankte.

Oesterreich⸗Ungarn.

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Wien, 13. Oktober. Bei der gestern fortgesetzten Be⸗ rathung der Konferenz über die Wiener Verkehrs⸗ anlagen fanden dem „W. T. B.“ zufolge die theilweise ab⸗ eänderten Vorschläge der Regierungsvertreter hinsichtlich des Stadtbahnnetzes, der Ausgestaltung des Donaukanals und der Herstellung von Unrathssammelkanälen zu beiden Seiten des Kanals allseitige Zustimmung. b“

Das in Leutschau, Kaschau und Iglo in Garnison stehende Infanterie⸗Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 34 hat vorgestern den Tag festlich gefeiert, an welchem vor 50 Jahren der damalige Prinz Wilhelm von Preußen von dem Kaiser Ferdinand zum Oberst⸗Inhaber des Regi⸗ ments ernannt wurde. Nach dem Tode Kaiser Wilhelm's I. wurde bekanntlich im Jahre 1888 Kaiser Wilhelm II. zum Oberst⸗Inhaber ernannt.

In Pest erschien gestern eine Deputation der Bürgerschaft unter Führung des Ober⸗Bürgermeisters bei dem Minister⸗Präsidenten Grafen Szapary, um der Freude Ausdruck zu geben, daß die Vorsehung den Kaiser bei dem Rosenthaler Eisenbahnfrevel vor Gefahr bewahrt habe. Der Minister⸗Präsident sprach die freudige Bereitwillig⸗ keit aus, diese Kundgebung der Hauptstadt und des Landes an die Stufen des Thrones gelangen zu lassen. Auch die Kongregationen des Pester und Temeser Komitats sprachen sich in gleichem Sinne aus.

Die liberale Partei des ungarischen Unter⸗ hauses hat die in die Delegationen zu wählenden Mitglieder, unter diesen Koloman Tisza, designirt und wird auch für die Wahl der von der gemäßigten Opposition nominirten vier Delegirten, deren einer der Abgeordnete Graf Albert Apponyi ist, stimmen. Die gemäßigte Opposition hat beschlossen, dem Budgetprovisorium nicht zuzustimmen, weil sich dasselbe auf eine ungewöhnlich lange Zeit er⸗ strecke. Ferner beschloß dieselbe, wegen des angeblich unge⸗ hörigen Vorgehens eines Polizeibeamten gegen zwei Abgeordnete, wie auch darüber eine Inter⸗ pellation an die Regierung zu richten, daß mehrere Studenten, welche anläßlich der jüngsten Demonstrationen verhaftet worden waren, in einem ungesunden Lokal fünf⸗ löhn Stunden lang in Haft gehalten worden seien.

egen dieser u Angelegenheit wird auch von Seiten

der äußerste inken eine Interpellation in Aussicht gestellt. 2

Großbritannien und Irland.

Die Parnellitischen Deputirten haben am Montag Abend im Nationalklub zu Dublin eine Versammlung abge⸗ halten und ein Manifest an das irische Volk erlassen, in welchem es dem „W. T. B.“ zufolge heißt: Sie wollten die nationale Unabhängigkeit aufrecht halten und den Kampf fortsetzen, bis die Einigkeit der autonomen parlamentarischen Partei wiederhergestellt sei. Es werde eine Konvention maßgebender ren ein⸗ berufen werden, um geeignete Mittel zur Durchführung des Parnell'schen Programms vorzuschlagen. Die Unterzeichner des Manifestes sagen, sie hätten keine Gemeinschaft mit den Abtrünnigen, welche die Partei gespalten und den ersten Mann der irischen Rasse zu Tode gehetzt hätten.

In Canada ist die Nachricht verbreitet, daß der Papst sich dort durch einen Nuntius vertreten zu lassen beabsichtige. Die katholischen Zeitungen Canadas schenken der Meldung im Allgemeinen Glauben, während die protestantischen Blätter deswegen eine gereizte Sprache führen.

Frankreich.

Paris, 13. Oktober. Der Graf von Flandern stattete dem „W. T. B.“ zufolge gestern Nachmittag dem Präsidenten Carnot einen Besuch ab, welcher bald darauf von dem Letz⸗ teren erwidert wurde.

Dem Kolonialamt ist eine Depesche des Gouverneurs von Indochina Lanessan zugegangen, worin es heißt, daß die Lage Tongkings gegenvärtig eine so gute sei wie nie⸗ mals zuvor. Das Deltagebiet sei als pazifizirt anzusehen.

Rußland und Polen.

Die von der russischen Regierung Betreffs Finnlands verfolgte Politik hat, wie man der „Polit. Corr.“ aus St. Petersburg schreibt, neuerdings zwei hochangesehene Würdenträger des Großfürstenthums zum Scheiden aus ihrer Stellung veranlaßt, den Senator Freihe in von Troil und den Senatsbeamten Bergelund.

Italien.

Der König Humbert hat gestern dem König und der Königin von Rumänien in Pallanza einen zwei⸗ stündigen Besuch abgestattet und ist am Abend nach Monza zurückgekehrt. Die Bevölkerung brachte dem König Humbert bei der Ankunft und bei der Abfahrt enthufiastische Kund⸗ gebungen dar. Der Zustand der Königin von Rumänien ist in andauernder Besserung.

Der russische Minister des Auswärtigen von Giers ist, wie „W. T. B.“ meldet, in Begleitung des russischen Bot⸗ schafters in Rom von Vlangali aus Pallanza und der Minister⸗Präsident di Rudini aus Rom gestern Abend in Mailand eingetroffen und haben im „Hotel Cavour“ daselbst Wohnung genommen. Giers und Rudini wollten heute früh mit einander eine Unterredung halten und sich dann mit dem Botschafter Vlangali nach Monza begeben, um einer Einladung des Königs Humbert zum Frühstück Folge zu leisten. Der „Fanfulla“ will wissen, der russische Bot⸗ schafter Vlangali habe in den letzten Tagen eine Unter⸗ redung mit Rudini gehabt und sich dann nach Venedig zu dem Minister von Giers begeben, um mit demselben eine Zusammenkunft mit Rudini zu verabreden. Diese Zu⸗ sammenkunft werde heute in Monza stattfinden. Einer Meldung der „Tribuna“ aus Mailand zufolge sind auch die Botschafter Italiens in Paris Marchese di Menabra und in Wien Graf Nigra in Maliland eingetroffen und würden den Minister⸗Präsidenten di Rudini heute nach Monza begleiten.

Das Aktionscomité, welches sich in Mailand zu dem Zweck gebildet hat, um den Minister⸗Präsidenten ein⸗ zuladen, seine Programmrede dort zu halten, hat gestern ein bezügliches Cirkular verbreitet. In demselben wurden, um der Initiative den lokalen Charakter zu benehmen, die Vertreter der verschiedenen Fraktionen der monarch'sch⸗liberalen Partei aufgefordert, Zustimmungserklärungen zu dem Vor⸗ haben des Comités einzusenden.

Aus Rom über Paris eingehende Meldungen besagen: der Vatikan habe erklärt, daß die jüngstern Auslassungen des „Osservatore Romano“, welche zu bezwecken schienen, Frankreich gegen Italien aufzureizen, keinerlei offiziösen Charakter besäßen.

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Spanien.

Die Königin⸗Regentin ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Rückreise von San Sebastian heute in Burgos ein⸗ getroffen und mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen worden. ESchyweiz.

Das Bundesgesetz, betreffend die Errichtung von Armee⸗Corps, welches, nachdem die Referendumsfrist un⸗ benutzt abgelaufen ist, nunmehr definitiv in Kraft tritt, be⸗ stimmt Folgendes:

Aus den Truppen der 8. Armec⸗Division werden 4 Armee⸗Corps gebildet. Jedes derselben besteht aus dem Armee⸗Corps⸗Stab, 2 Divisionen, der Kavallerie⸗Brigade, der Corps⸗Artillerie, dem Corpspark, dem Brückentrain, der Telegraphen⸗Compagnie, den Sanitäts⸗ und Verpflegungsanstalten des Armee⸗Corps.

Der Stab des Armee⸗Corps wird in der unten angegebenen Weise gebildet, die neu aufzustellenden Truppenverbände aus den ent⸗ sprechenden Einheiten der beiden zum Armee⸗Corps vereinigten Divi⸗ sionen. Der Bundesrath ist befugt, durch Verordnung je nach Be⸗ dürfniß Aenderungen in der Zusammensetzung dieser Verbände und ihrer Stäbe vorzunehmen. (Art. 53 der Militärorganisation)

Die Kommandanten der Armee⸗Corps und der Divisionen werden vom Bundesrathe aus den höheren Offizieren gewählt, auf den un⸗ verbindlichen Vorschlag einer Kommission, welche unter dech Vorsitze des Militär⸗Departements aus den Armee⸗Corps⸗Kommandanten, den vier Waffenchefs und dem Chef des Staatsbureau besteht. Für die erste Wahl der Armee⸗Corps⸗Kommandanten ist kein Vorschlag er⸗ orderlich.

8 Bestimmungen der Militär Organisation vom 13. November 1874, welche mit gegenwärtigem Bundesgesetze in Widerspruch stehen, werden aufgehoben. 1

Der Stab des Armee⸗Corps wird gebildet wie folgt: 1 Armee⸗ Corps⸗Kommandant, Oberst⸗Corps⸗Kommandant, 4 Pferde; 1 Stabs⸗ Chef, Oberst, 3; 1 II. Generalstabs⸗Offizier, Major oder Haupt⸗ mann, 2; 2 Adjutanten, 1 Major, 1 Hauptmann oder Lieutenant, 4; 1 Oberst der Artillerie 3; 1 Adjutant 2; 1 Oberst oder Oberst⸗ Lieutenant des Genie 2; 1 Adjutant 2; 1 Oberst⸗Lieutenant oder Major der Artillerie, Kommandant des Corps⸗Parkes, 2; 1 Adjutant 2; 1 Oberst⸗Lieutenant oder Major der Artillerie, Kom⸗ mandant des Corps⸗Trainwesens, 2; 1 Adjutant 2; 1 Corps⸗ arzt, Oberst oder Oberst⸗Lieutenant, 2; 1 ÄAdjutant 1; 1 Corps⸗ Pferdearzt, Oberst⸗Lieutenant oder Major. 2; 1 Adjutant 1; 1 Corps⸗ Kriegskommissär, Oberst oder Oberst⸗Eieukenant, 2; 1 Adijutant,

Hauptmann, 1 Reitpferd; 2 zugetheilte Verwa ungs⸗Offtziere. 1 Feldpost⸗Chef, Major; 1 Feldtelegraphen⸗Chef, Major; 3 Stabz. sekretäre; 3 Postsekretäre; 1 Wärter; 1 Traingefreiter; 4 Train⸗ soldaten; Total 35 Mann und 39 Reitpferde. 2 Stabsfourgonz 4 Zugpferde; 1 Bagagewagen 2; 1 Feldpostwagen 2; Total 4 Wagen mit 8 Zugpferden. Beigegeben ½ Guiden⸗Compagnie.

Der kantonale Gewerbeverein in Zürich hat einstimmig Resolutionen zu Gunsten des Zolltarifs und des Bank⸗ noten-Monopols angenommen.

Der Berner „Bund“ bringt folgende Mittheilung: „Die Forderung nach dem eidgenössischen Zündhölzchen⸗ Monopol tritt immer dringender auf, und im Bundesrath fehlt es keineswegs an Geneigtheit, derselben entgegen zu kommen. Wie wir vernehmen, glaubt Herr Schlatter, Chemiker in Fleurier, eine Erfindung gemacht zu haben, welche dem Monopol sehr zu Statten käme. Herr Schlatter sagt: er könne phosphorfreie Zündhölzchen herstellen, die sich an belie⸗ bigen Gegenständen entzünden wie die Phosphorstreichhölzchen, und ist wegen seiner Erfindung mit dem Bundesrath in Correspondenz getreten.“

Aus Mendrisio im Kanton Tessinwird dem „W. T. B.“ berichtet: In vergangener Nacht (Sonntag) wurde der der freisinnigen Partei angehörige Apotheker Carl Buzzi von drei Personen, welche angeblich zur konservativen Partei ge⸗ hören, überfallen und ermordet. Einer der Thäter wurde verhaftet, die beiden anderen sind über die italienische Grenze entflohen.

Luxemburg.

Luxemburg, 10. Oktober. Heute über einen Monat, am 10. November, wird die Deputirtenkammer wieder zusammentreten. Da der Hubertustag, 3. November, diesmal auf Dienstag fällt und der Geschäftsordnung zufolge die Kammer am ersten Dienstag nach dem 3. November zusammen⸗ tritt, so wird die Volksvertretung ihre Arbeiten am zweiten Dienstag des Monats November beginnen. Rückständige Arbeiten aus den früheren Jahren liegen, so schreibt die „Luxb. Ztg.“, noch genug vor, sodaß ihr die Beschäftigung auch in diesem Jahr nicht abgehen wird, selbst wenn keine neuen Vorlagen eingebracht würden. Ob Seine Königliche Hoheit der Großherzog in Person die Kammer eröffnen, oder ob dies durch den Staats⸗Minister mit Verlesung einer Großherzoglichen Botschaft geschehen wird, ist noch ungewiß. Jedenfalls dürfte sich, wie das genannte Blatt meint, schon gelegentlich der Antwort⸗Adresse der Volksvertretung die Ge⸗ legenheit bieten, zu der beabsichtigten Wahlreform Stellung zu nehmen.

Belgien.

Der italienische Thronfolger traf bei sehr reg⸗ nerischem Wetter am Montag Morgen in Antwerpen ein und wurde von dem Gouverneur und den Stadtschöffen empfangen. Der Kronprinz besuchte zunächst die Feuerwerks⸗ schule, das Arsenal und die Festungswerke; nach einem Früh⸗ stück bei dem Gouverneur begchtigte er sodann das Rathhaus und die Kathedrale.

Wie nach der „Köln. Ztg.“ in Brüssel verlautet, hat der Kammerausschuß sich mit dem geplanten Gesetz, wodurch die Regierung infolge der Kündigung des gegen⸗ wärtigen Betriebsvertrages der Landesmünzstätte die Münz⸗ prägung der Privatunternehmung entziehen und der Nationalbank übertragen will, nicht einverstanden erklärt.

Serbien.

Belgrad, 12. Oktober. Der König Alexander hat laut Meldung des „W. T. B. sich mit dem Regenten Protic in das Barackenlager bei Banjica begeben, um den Schieß⸗ übungen des dort konzentrirten Donau⸗Artillerie⸗Regiments beizuwohnen. 6 v66AAA“ Dänemark.

Kopenhagen, 12. Oktober. Am nächsten Mittwoch sollen in der Umgegend von Fredensborg Hofjagden stattfinden, an denen jedoch laut Meldung des „W. T. B.“ der König von Griechenland und der Kronprinz nicht theilnehmen werden.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 10. Oktober. Die Staatseinnahmen haben während der ersten neun Monate dieses Jahres nach dem Bericht des Staatscomptoirs betragen: Zölle 28 568 179 Kronen gegen 32 048 359 Kronen, Branntweinsteuer 9 103 807 Kronen gegen 10 706 169 Kronen, Staats⸗Eisenbahnen qgc gelieferte Ueberschüsse) 4 700 000 Kronen gegen 4 600 000 Kronen oder zusammen 42 371 986 Kronen gegen 47 354 528 Kronen in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

(F) Christiania, 10. Oktober. Die Einnahmen der Staatsbahnen von Juli bis September dieses Jahres haben 1 853 700 Kronen betragen gegen 1 909 200 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres. M““

Von den 114 Storthingswahlen haben bis jetzt 74 stattgefunden; es sind 49 bis 51 Liberale, 13 bis 15 Modervate und 10 Konservative gewählt worden. Bei der vorigen Wah wurden in diesen 74 Wahlkreisen 35 Liberale, 22 Moderate 1

und 17 Konservative gewählt. 8

Amerika.

Uruguay. Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Montevideo gemeldet: Die Mitglieder eines revo⸗ lutionären Klubs von der Partei Blanco's hätten am Sonntag Abend den Versuch gemacht, eine b gegen die Regierung zu Stande zu bringen. thät⸗ der Umgebung der Stadt sei es zu einem 8 lichen Zusammenstoß zwischen den Meuterern, und 4 Truppen gekommen; jene hätten auf die Truppen 8 schossen, letztere hätten das Feuer erwidert, und es seien hlehrass Personen getödtet und verwundet worden. Ein Anschlag iche das Leben des Präsidenten sei vereitelt worden. Zahlre 1 Personen seien verhaftet. Die aufrührerische Bewegung die schließlich durch die Truppen unterdrückt worden un Ruhe bereits wieder vollständig hergestellt.

Der Banquier von Feustel, Mitglied des 8 R tages für den 2. Oberfränkischen Wahlkreis, ist, wie, meldet, gestorben.

S. In Dresden ist am 11. Oktober der Maler und Professor an der Akademie der bildenden Künste Dr. Theodor Grosse gestorben. Mit ihm ist wiederum eine der Haupt⸗ stützen der klassizistischen Kunst, die in Dresden ihre letzte Stätte hatte, dahingegangen. Diese Richtung hat in ihrer letzten erstarrten Gestalt namentlich gelegentlich der dies⸗ jährigen Berliner Ausstellung herbe Kritik erfahren; auch im IM.⸗ u. St.⸗A.“ (Nr. 127) sind Grosse's Bilder getadelt worden. Grosse hatte seinen Ruhm überlebt. Er war am 23. April 1829 zu Dresden geboren, besuchte seit 1843 als angehender Bildhauer die dortige Akademie, ging aber dann auf Bende⸗ mann’s Antrieb 1847 zur Malerei über. Sein erstes Bild, die Leda mit dem Schwan, wurde 1852 für die Königliche Ge⸗ mäldegalerie in Dresden erworben. Dann führte er mit Bendemann dessen Wandgemälde im Schlosse zu Dresden aus und malte selbständig in enkaustischer Technik die geistlichen und die weltlichen Tugenden sowie die Thaten der Grafen von Solms als Wandbilder im Gräflich Solms'schen Schlosse Wildenfels an der Mulde. Mit dem akademischen Reise⸗ stipendium ausgerüstet, besuchte er 1858 Florenz, 1859 Rom und studirte dort besonders die Monumentalmalerei, indem er sich namentlich für Raffael begeisterte. Der Einfluß dieses Künstlers ist in den Werken Grosse’s unverkennbar. Er malte nach seiner Rückkehr eine Loggia des Lichthofes im städtischen Museum zu Leipzig aus (1864—71). Das Thema kennzeichnet die damalige Richtung der Monumentalmalerei; es lautet: „die bildenden Künste mit den sie bedingenden geistigen und materiellen Kräften und als Urbild alles menschlichen Schaffens das göttliche Schaffen im Bilde der griechischen und der biblischen Schöpfungsgeschichte.“ Weiterhin hat er im Verein mit F. Pauwels die Aula der Fürsten⸗ und Landesschule zu Meißen mit Bildern in Wachsfarben ausgeschmückt; die von Grosse stammenden Bilder schildern die Wissenschaft, um⸗ eben von vier Genien; Plato im Haine Akademos ehrend; Aristoteles im Kreise seiner Schüler; Cicero im Senate gegen Catilina redend. Von seinen Tafelbildern sind etwa zu erwähnen: die Landung der Seelen im Büßerlande (1879 in der Dresdner Galerie), König Midas (1887 in Berlin ausgestellt), eine Madonna mit dem Kinde, die Steinigung des Stephanus. Grosse's Ideal war durchaus im Sinne der klassizistischen Schule, zunachst Strenge und Schönheit der Linienführung; gegenüber dieser und der mehr plastischen Modellirung seiner Gestalten entbehren seine Bilder mehr oder minder individueller Charakteristik und malerischer Kraft. Die Leipziger Monumentalbilder zeigen ihn auf dem Höhepunkte seiner Kunst, aber durchaus im Banne Raffael's. Als Mensch erfreute sich Grosse allgemeiner Hochachtung.

Der älteste Lehrer der Berliner Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität Professor Dr. E. L. Michelet wird am 4. Dezember neunzig Jahre alt. Dieser Tag soll, wie die „Voss. Z.“ hört, von den Freunden und Verehrern des verdienten Gelehrten festlich begangen werden. Michelet gehört als Dozent der Philosophie der Berliner Hochschule seit dem Jahre 1827 an. Zu seinen Schülern zählten Wilhelm Vatke und David Strauß.

Bei Dönhofstädt in Ostpreußen ist in diesen Tagen ein heidnisches Grabfeld aufgedeckt und untersucht worden, welches aus dem 6. bis 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, vielleicht aus dem Beginn der Zeit stammt, die man als Zeit der Schloßberge zu bezeichnen pflegte. Bis zum 9 Oklober waren nach der „Ostpr. Ztg.“ über 70 Grabstellen bloßgelegt worden. 56 Urnen waren an den Stellen, wo sie einst gestanden, belassen, der Erdboden um dieselben aber im großen Umkreis, etwa ein Meter tief, heraus⸗ gehoben, wodurch die einzelnen Begräbnißkolonien äußerst deutlich her⸗ vortraten. Stellenweise standen die Urnen bis zu drei übereinander.

„— Der 5. Vereinstag deutscher Münzforscher in Dresden nahm am Sonntag folgende Beschlüsse fast einstimmig an: 1) Der 5. Vereinstag deutscher Münzforscher spricht den Wunsch aus, die Za hl der kleineren im Deutschen Reich erscheinenden numis⸗ matischen Blätter nicht vermehrt, sondern möglichst verringert zu sehben, um den Ueberblick über die Tagesliteratur zu erleichtern. Nächstdem beschließt der Vereinstag, an die historischen und ähnlichen Vereine des Deutschen Reichs das Ersuchen zu richten, Abhandlungen numismatischen Inhalts ihrer Mitarbeiter nicht in ihren Vereinsschriften, sondern in einem numismatischen Blatte zu veröffentlichen. Sollten indeß Gründe bestehen, derartige Arbeiten doch in einer der gedachten Vereins⸗ schriften drucken zu lassen, so wird ersucht, wenigstens eine Notiz hier⸗ über an das Präsidium des deutschen Münzforschervereins (d. H. Dr. Erbstein, Dresden) gelangen zu lassen. 2) Der Allgemeine deutsche Münzforscherverein hat durch die seit nunmehr elf Jahren unternommenen Wanderversammlungen so viele Freunde und Mit⸗ arbeiter erworben, daß er neben seinen bisherigen Aufgaben das Endziel seiner Bestrebungen nunmehr glaubt ausführen zu können, welches er erblickt in der Schaffung eines nationalen Mittel⸗ punkts für die Pflege des numismatischen Studiums. Er beabsichtigt, zur Erreichung dieses Zweckes eine um⸗ fassende Fachbibliothek und eine Studiensammlung von Münzen und Medaillen zu begründen, owie diejenigen Vorrichtungen zu schaffen, welche den für dieses Studium sich interessirenden jungen Männern es ermöglichen, auf dem Gebiete der Numismatik unter fach⸗ männischer Leitung praktisch sich auszubilden. Die Versammlung beauftragt das Präsidium, die einleitenden Schritte zur Durchführung dieses Unternehmens zu thun. 3) Die Kommisston hat sich mit der Frage beschäftigt, wie es verhindert werden könne, daß Nachbildungen von Münzen und Medaillen für Originale ausgegeben werden. Das Präsidium wird beauftragt, diese Frage zu verfolgen und bei den zu⸗ ständigen Behörden die zweckentsprechenden Maßregeln anzuregen, 4) Die Versammlung hat sich überzeugt, daß das jetzt immer häufigere Auftreten falscher Courantmünzen hauptsächlich dadurch begünstigt wird, daß die Zwei⸗ und Ein⸗Markstücke, von denen die meisten Fälschungen vorkommen, nur gerippten Rand haben. Die Versammlung ist der Ansicht, daß die Einführung von Randschrift diesem Uebelstande am Einfachsten Abhülfe bringen werde und beauftragt das Präsidium, diese Auffassung zur Kenntniß des Herrn Reichskanzlers zu bringen. Weiter wurde beschlossen, auf der nächsten Vereinsmedaille das Bildniß des ersten Protektors des Vereins, weiland Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Alexander von Hessen, wiederzugeben. Die Wahl des Ortes für den Münzforscherjag wurde dem Präsidium überlassen.

C Das vor etwa Jahresfrist in Braunschweig durch ein 8 omité begründete Vaterländische Museum hat seine Pforten :m Sonntag zum ersten Mal dem Publikum geöffnet. Dieses neue useum tritt, wie der „Magdb. Ztg.“ geschrieben wird, ergänzend wischen. die beiden älteren dortigen Museen, indem es nur solche Wegenstände sammelt und vor dem Verschwinden schützt, de in ihrer Gesammtheit ein Bild der Geschichte des sczegthums Braunschweig und seines ruhmreichen Fürsten⸗ sschlechts liefern, während sich bekanntlich das im Jahre 1754 vom Drchog Karl 1. begründete Herzogliche Museum ausschließlich auf die ebiete der Kunst und das städtische Museum sich seiner ursprüng⸗ aufeermeng auch nach und nach überschrittenen Bestimmung zufolge nur solche Gegenstände beschränkt, die mit der Geschichte der Stadt

Verbindung stehen. Von der warmen Förderung, die das 1 nehmen des Comités in weitem Kreise gefunden hat, vengen die im nördlichen Flügel des alten Herzoglichen Museums Die Waachten ebenso reichen wie interessanten Sammlungen.

aͤnde des lersten Saales sind mit den Bildnissen Fürstlicher

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Personen aus dem Hause Braunschweig, darunter mehrere vortreffliche Originalgemälde, ferner mit Büsten, Reliefs u. s. w. geschmückt; ein Theil der bedeutenden Sammlungen von Bildnissen der Fürsten in Kupferstichen und Holzschnitten ist gruppenweise in großen Um⸗ rahmungen unter Glas ausgestellt. Durch einen eleganten Kiosk und einen umfangreichen Glasschrank ist der Saal der Länge nach in zwei Hälften getheilt; der erstere enthält die Kostbarkeiten, darunter sämmtliche braunschweigische Orden und Ehrenzeichen, vom Großkreuz des Ordens Heinrich's des Löwen an bis zu der Waterloo⸗Medaille und den in neuerer Zeit ge⸗ stifteten Ehrenzeichen. Der große Schrank umschließt dagegen die Sammlung der originellen, zum Theil kostbaren ländlichen Trachten, die immer mehr zu verschwinden beginnen, sowie die Uniformen der braunschweigischen Truppen seit ihrer Neuorganisirung im Jahre 1813 bis auf die Neuzeit. Außerdem ist in dem Schranke eine große Zahl kleinerer geschichtlich merkwürdiger Gegenstände ausgelegt. Der Besucher des Museums gelangt sodann zu dem großen plastischen Bilde des Schlachtfeldes von Quatrebras und weiter in einen Vorraum, wo eine ehemals im Zeughause be⸗ findlich gewesene vortreffliche Büste Herzog Karl's I. vor einer Waffen⸗ und Fahnentrophäe aufgestellt ist. Den imposantesten Theil des Museums aber bildet der die bereits bedeutende Sammlung alter und neuer braunschweigischer Baffen, Fahnen, darunter auch die von Waterloo, sowie Ausrüstungsgegenstände enthaltende kleine Saal. Vor der mit einer mächtigen militärischen Trophäe dekorirten Hauptwand steht das in ½¼ der wirk⸗ lichen Größe ausgeführte Modell des am 16. Juni vorigen Jahres enthüllten Denkmals von Quatrebras mit dem Reliefbilde des dort am 16. Juni 1815 gefallenen Herzogs Friedrich Wilhelm von Braun⸗ schweig, und diesem gegenüber ein völlig geharnischter Mann zu Pferde. Die kostbare Rüstung des Reiters und des Pferdes, welche letztere kunstvoll ciselirt und mit dem braunschweigischen Wappen geschmückt ist, stammt aus dem Jahre 1542 und soll dem Herzog Heinrich dem Jüngeren angehört haben. Bemerkenswerth ist auch die in diesem prächtigen Arsenal ausgestellte vollständige Sammlung der Gewehre der braunschweigischen Truppen, sowie die fein aquarellirten Abbildungen der verschiedenen Waffenabtheilungen des Corps vom Jahre 1815 bis auf die Neuzeit. Einen Katalog des Museums hat das Comité, an dessen Spitze der General⸗Lieutenant z. D. von Wachholtz steht, nicht ausgegeben, doch wird der Besucher durch die an jedem einzelnen Gegenstande befindlichen Zettel, die genaue geschichtliche Nachweise enthalten, in trefflicher Weise unterrichtet.

Am 24. September entdeckte Mr. Charlois in Nizza einen

Planeten (Nr. 318) 13. Größe im „Caprie 8⸗

Theater und Musik

Thomas⸗Theater. 8

Zum Besten für den unter dem Protektorat Seiner Majestät des Kaisers stehenden Nationaldank für Veteranen fand gestern Abend eine Wohlthätigkeits⸗Vorstellung statt, in welcher zwei ältere Schwänke „Herr und Frau Doktor“ von H. Heinemann und „Der Praäͤsident“ von W. Kläger zur Aufführung ge⸗ langten Das erstgenannte Stück, welches früher schon unter dem Titel „Herr und Frau Hippokrates“ im Wallner⸗Theater mit Erfolg gegeben wurde, übte auch gestern eine recht gefällige Wirkung und fand bei den Zuschauern, die die harmlosen aber unterhaltenden Scherze und komischen Situationen herzlich belachten, eine sehr freund⸗ liche Aufnahme; besonders war es wieder die komische Angst des alten, aus Liebhaberei Menschen und Vieh kurirenden Gutsbesitzers Mattenklott und das ungeschickte Liebeswerben des Kandidaten der Theologie Flügge, welche ungezwungene Heiterkeit hervor⸗ riefen. Im Allgemeinen gehört der Heinemann'sche Schwank zu der Klasse gemüthlicher Theaterstücke, welche weder dem Geiste noch dem Herzen der Zuschauer große Anstrengungen zumuthen; es entwickelt sich Ales ehrbar im Rahmen des Schicklichen und alle Verwickelungen finden bei der harm⸗ losen Gutmüthigkeit der handelnden Personen einen alle Theile gleich beglückenden Abschluß. Der Zweck solcher Schwaͤnke, eine fröhliche, angenehme Abendunterhaltung zu liefern, wurde auch gestern vollständig erreicht, da die Darstellung eine wohl⸗ gelungene war. Herr Kurz spielte den Mattenklott in tausend Aengsten mit vielem Humor; sehr launig war die Wieder⸗ gabe des verliebten, hölzernen Kandidaten Flügge durch Herrn Peters. Eine überraschende Leistung in gutem Sinne war die des Fräulein Wagen in der Rolle des Backfischchens Elsa; die junge Dame entfaltete viel natürliche Empfindung, Anmuth und hbeitere Laune sowohl im Vortrag wie im stummen Spiel.

Der kleine Schwank „Der Präsident“ bot Herrn Direktor E. Thomas Gelegenheit, in der Titelrolle, unter der sich ein sächsischer wandernder Theater⸗Direktor versteckt, seine unwiderstehliche Komik zu entfalten. Da ihm die übrigen Mitwirkenden angemessen sekundirten, fond der alte Schwank die verdiente lebhafte Anerkennung. Die Darstelier, und unter ihnen besonders Hr. Thomas, wurden zum Schluß wiederholt gerufen.

Am Freitag und Sonnabend beginnt der Charakterspieler des Leipziger Stadt⸗Theaters Herr Oskar Borcherdt ein Gastspiel am Königlichen Schauspielhause. Herr Borcherdt spielt am Freitag den Nathan, am Sonnabend den Franz Moor.

In dem neuen dreiaktigen Schauspiel „Das goldene Buch“ von Franz von Schönthan, welches im Deutschen Theater am nächsten Sonnabend, 17. d. M., zum ersten Mal in Scene geht, sind in den Hauptrollen die Damen Hedwig Niemann und Elsa Lehmann, sowie die Herren Hermann Nissen, Gustav Kadelburg, Max Pategg, Claudius Merten, Friedrich Basil, Otto Beck und Julius Wessels

beschäftigt. Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht „Armer Jonathan“ zum letzten

Morgen (Mittwoch) Millscker’s

Mal in Scene, da am Donnerstag, wie bereits angekündigt, zum Benefiz für Elise Schmidt Zeller's „Vogelhändler“ neueinstudirt auf den Spielplan gelangt.

8 Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) 88

Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung:

1 Gewinn von 5000 auf Nr. 180 767.

1 Gewinn von 1500 auf Nr. 27 059.

6 Gewinne von 500 auf Nr. 666. 47 209. 47 434. 73 806. 83 388. 138 762.

11 Gewinne von 300 auf Nr. 3031. 19 808. 24 857. -c gcsh 51 416. 55 925. 77 944. 101 743. 105 870. 174 668.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie sielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung: 8

1 Gewinn von 30 000 8 Nr. 139 163.

1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 46 496.

1 Gewinn von 10 000 auf Nr. 125 754. 8

1 Gewinn von 1500 auf Nr. 183 742. 8

6 Gewinne von 500 auf Nr. 15 661. 27 613. 48 265. 57 844. 106 995. 121 880.

21 Gewinne von 300 auf Nr. 1014. 8605. 21 708. 43 589. 82 279. 89 749. 89 951. 90 269. 90 419. 97 876. 109 422. 111 105. 114 198. 116 798. 126 826. 131 773.

138 591. 157 948. 168 770. 178 691. 183 075.

Der Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr Rudolf Virchow feiert heute seinen siebzigsten Geburtstag. Das Haus des Jubilars in der Schellingstraße prangte im Festschmuck. Ueber der Thür der Treppe war ein Gllückwunsch⸗Transparent an⸗ Pn und an der Thür der Wohnung sah man in goldenen ettern Worte herzlicher Begrüßung; Guirlanden umsäumten auch in der Wohnung selbst die Thüren, ebenso zeigte das Arbeitszimmer duftigen Festschmuck. Am Morgen nahm der Jubilar die Glückwünsche der nächsten Familie entgegen. Auch waren bereits zahlreiche Depeschen sowie eine Fülle prächtiger Blumengaben eingegangen, die zumeist sofort nach dem reich dekorirten Festsaal des Kaiserhofes über⸗ führt wurden. Auf einer rothdrapirten Tafel waren hier die Ehren⸗ geschenke aufgestellt, auch sah man das von Professor Hugo Vogel gemalte Bild des Jubilars, das für den Donatorensaal des Rath⸗ hauses bestimmt ist. Neben dem Bilde hob sich von dem Grün der Dekoration die Büste Peter Camper's ab, die Ehrengabe der holländischen Aerzte.

„Gegen 10 Uhr sammelten sich in dem festlichen Raume die Depu⸗ tationen der Vereine und Körperschaften, sowie die Spitzen der Be⸗ hörden. Punkt 10 Uhr erschien der Jubilar mit seiner Familie und Hae von dem Festcomité nach dem Ehrensitz auf der Estrade geleitet.

Im Namen des Kultus⸗Ministeriums nahm zunächst Ministerial⸗ Direktor Dr. Bartsch das Wort, um den herzlichen Glück⸗ wünschen der Behörde Ausdruck zu geben und gleichzeitig die theilnahmevollsten Wünsche der wissenschaftlichen Depu⸗ tation für das Medizinalwesen auszusprechen. „Es würde mir nicht anstehen,“ so etwa führte der Redner aus, „wollte ich Ihrem Ruhme, welcher die wissenschaftliche Welt erfüllt, noch etwas hinzu⸗ setzen, aber das möchte ich mir gestatten, heute zu sagen: In Ihnen ward der Wissenschaft eine Leuchte entzündet, die weithin die Wege erhellt, die Sie Ihrer Wissenschaft angegeben. Wer wie Sie auf ein langes Leben von glänzenden Erfolgen zurückblickt, der wird sich zwar auch gestehen müssen, daß es Mühe und Arbeit gewesen, aber er wird sich zugleich ein Gefühl stolzer Befriedigung nicht versagen können.“ Mit der Hoffnung, daß dem Jubilar noch lange Jahre der geistigen und körperlichen Frische, die alle Welt an ihm bewundere, beschieden seien zum Ruhme der Wissenschaft, schloß die Ansprache. Geheimer Rath Virchow dankte mit herzlichen Worten für die Glückwünsche, wie auch für die große Unterstützung und die stets bereite Hülfe, die er bei der Behörde gefunden. Er könne bezeugen, wie auch immer die politische Stellung des Ministers gewesen, seine persönlichen Beziehungen seien nie anders als förderlich gewesen. Im Namen der medizinischen Fakultät der Universität feierte der Dekan Professor Hirsch den großen Gelehrten nicht bloß der medizinischen, sondern der ganzen Welt der Wissen⸗ schaften, die mit höchster Bewunderung auf den kühnen Forscher blicke. Auch ihm antwortete Geheimer Rath Virchow in längerer Rede, indem er darauf hinwies, daß nahezu sein ganzes wissenschaftliches Wirken der Berliaer Universität gehöre, die im besten Sinne des Wortes eine Mutter für viele andere Hochschulen gewesen. Er lenkte seinen Blick dann auf die jüngere Generation, die eine Gewähr für eine gedeihliche Weiterentwickelung der Wissenschaft biete. Im Namen der Akademie der Wissenschaften und zuͤgleich als ältester Freund be⸗ grüßte Präsident Professor Dr. von Helmholtz den Jubilar, der auch ihm unter Hinweis auf die persönlichen Berührungs⸗ punkte dankend antwortete.

Hierauf trat die Deputation der beiden städtischen Behörden vor, in deren Namen der Ober⸗Bürgermeister Dr. von Forckenbeck dem Siebzigjährigen herzlichen Glückwunsch und warmen tiefen Dank aussprach für alles das, was er namentlich auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Thätigkeit für die Wohlfahrt der Stadt gethan. Der Stadtschulrath Dr. Bertram verlas sodann den Ehrenbürgerbrief, mit dem beide städtischen Behörden den Jubilar zum Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt haben. Das Schriftstück lautet:

Wir, der Magistrat der Königlichen Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin, urkunden und bekennen hiermit, daß wir im Einverständniß mit der mitunterzeichneten Stadtverordneten⸗Versammlung dem Königlichen Medizinal⸗Rath und Professor Dr. Rudolf Virchow, welcher durch eine Fülle bahnbrechender Arbeiten der wissenschaftlichen Heilkunde neue Grundlagen schuf, durch kritische Beobachtung und organisatorische Thätigkeit der öffentlichen Gesundheitspflege in Krieg und Frieden neue Wege wies, der, auf eigenem Felde ein Meister der Methode und weite Gebiete menschlicher Er⸗ kenntniß beherrschend, unter den Gelehrten der Welt die Gemeinsamkeit des Strebens belebte, welcher durch Ueberzeugungs⸗ treue, Sachkenntniß und Redegewalt unter den Vertretern der Landes und Reichs ein hochverehrter Führer ward, der in staunenswürdiger Arbeitskraft seit 32 Jahren als Stadtverordneter die Aufgaben der Selbstverwaltung vorsichtig und ideenreich förderte, dem die Kranken⸗ häuser der Stadt das Gepräge der Vollendung danken, welcher den großen Plan für die Reinigung Berlins durch eine um⸗ sichtige und umfassende Untersuchung wissenschaftlich sicherte und nach schweren Kämpfen zur Annahme brachte; der so das Muster eines geschlossenen Kreislaufes der Stoffe für eine große Stadt ver⸗ wirklichen und damit der dauernden Wohlfahrt Berlins die uner⸗ läßliche Grundlage bereiten half, das Ehrenbürgerrecht unserer Stadt ertheilt haben. Dessen zur Urkunde haben wir diesen Ehrenbürger⸗ brief unter unserer Unterschrift und unter Anhängung unseres großen Stadtsiegels ausfertigen lassen. Berlin, den 13. Oktober 1891. Die Stadtverordneten⸗Versammlung: Stryck. Langerhans. Seibert. Siebmann. Gericke. Bulle. Weiß. Dr. S. Neumann. Magistrat hiesiger Königlicher Haupt⸗ und Residenzstadt: von Forckenbeck.

chreiner.

Der Brief ist vom Professor E. Doepler d. J. hergestellt. Die künstlerische Ausschmückung erstreckt sich in erster Linie 19 das Widmungsblatt; iees zeigt die Berolina, mit Bären zur Seite, welche glückwünf chend auf einen thronartigen, von allegorischen Gestalten umgebenen Aufbau zuschreitet. Die Urkunde ist aus Pergament gefertigt und das große Stadtsiegel in einer silbergetriebenen Kapsel angehängt Das Ganze befindet sich in einer auf beiden Seiten reich mit Silber beschlagenen Mappe. Der Silberbeschlag einschließlich der Kapsel stammt aus dem Atelier von G. Lind (Kunstgewerbe⸗Museum). Der Beschlag ist theilweise mit Gold tuschirt.

Im Namen der Stadtverordneten⸗Versammlung sprach der Vor⸗ steher Dr. Stryck. Noch die Nachwelt werde in den Einrichtungen, die die Stadt dem Jubilar verdanke, das bewundern, was er Unend⸗ liches der Stadt geleistet. „Der Redner sprach zugleich der Wunsch aus, daß der neue Ehrenbürger auch ferner der Stadt erhalten bleibe. Professor Virchow sagte dies in seiner Entgegnung freudig zu und warf einen Rückblick auf die Zeit seines Eintritts in die Versammlung und auf die Gegenwart, die ein stolzes Gemeinwesen sehe, dessen Blüthe zeige, was unabhängige Bürger und ernste Arbeit ohne per⸗ sönliche Interessensucht und Ehrgeiz zu leisten vermöchten. Gerührt dankte er dann für die ihm gewordene Auszeichnung. Stadtrath Friedel überreichte hierauf eine Adresse des Märkischen Provinzial⸗ Museums und das „Goldene Anerkennungszeichen“.

Die Glückwünsche und Adressen der auswärtigen gelehrten Korporationen verlas Professor Waldeyer: Die Akademie der Wissen⸗ schaft zu Amsterdam, deren auswärtiges Mitglied Virchow seit 30 Jahren ist, die medizinischen Fakultäten zu Pavia, Kasan und Warschau und die Anthropologische Gesellschaft zu Brüssel hatte Adressen, der Verein Odessaer Aerzte eine Depesche gesandt. Die Herre Semon und Horsley verlasen eine Adresse der britischen Herren, die an de Stiftung der Virchow⸗Medaille theilgenommen. Professor Axel Ke⸗ überbrachte die Adresse der medizinischen Hochschule zu Stockholm. J der Entgegnung verwies Geheimer Rath Virchow auf die ihm stet bezeugte Huld des schwedischen Königs. Professor Stockwiß al Sprecher der niederländischen Aerzte widmete dem Jubila die bereits erwähnte Marmorbüste Camper's, dessen wunder⸗ bare Begabung und Vielseitigkeit an Virchow ungemein lebhaft erinnere. Derselbe Herr überreichte zugleich die Adresse der

Amsterdamer Universität und ein Exemplar der letzten Nummer des