niederländischen wissenschaftlichen Archivs, das speziell dem „besten und ausgezeichnetsten Redacteur Virchow“ gewidmet war. Bereits gestern war dem Jubilar eine Adresse der Universität Groningen zugegangen. Professor Sklifossowsky verlas hierauf die in russischer Sprache abgefaßte Adresse der Kaiserlichen medizinischen Fakultät zu Moskau und überreichte die goldene Medaille der Kaiser⸗ lichen Gesellschaft für Naturwissenschaft, Anthropologie und Ethno⸗ graphie zu Moskau sowie eine Adresse der archäologischen Gesellschaft derselben Stadt. Auch sonst waren aus Rußland Depeschen und Adressen in großer Pahl eingegangen. Professor Potkin jun. war der Ueberbringer der Adressen der Kaiserlichen militär⸗ medizinischen Akademie und der Aerzte St. Petersburgs.
Den Glückwünschen des preußischen Sanitäts⸗Offiziercorps gab in Vertretung des Generalstabs⸗Arztes Dr. von Coler der General⸗Arzt Groppius, denen der Marine⸗Aerzte der General⸗Arzt Wenzel, denen der militärärztlichen Bildungsanstalten General⸗Arzt Grasnick Ausdruck. Für die Charité erschienen General⸗Arzt Mehlhausen und Geheimer Ober⸗
egierungs⸗Rath Spinola mit einer Adresse. Nachdem noch Sanitäts⸗ Rath Bartels mitgetheilt, daß von den medizinischen Fakultäten aus Bern, Upsala, Tokio, Tomsk, Moskau, Kasan und Königsberg sowie von 35 in⸗ und ausländischen medizinischen Gesellschaften Depeschen eingegangen seien, trat eine kurze Frühstückspause ein.
Nach der Paue sprach zunächst Professor Meynert⸗Wien für die dortige Universität, indem er vor Allem in Virchow den Förderer der Biologischen Wissenschaft feierte. Als Abgesandte der ältesten deutschen Universität Prag erschienen Professor Chiari und der Schwiegersohn des Jubilars, Professor Rabl. Die anderen Depu⸗ tationen der deutschen Universitäten reihten sich in langer Folge an. Nachdem diese ihre Glückwünsche ausgesprochen, erfolgte nunmehr die feierliche Ueberreichung der von der wissenschaftlichen Welt als hervor⸗ ragendste Jubelgabe dargebrachten großen Virchow⸗Medaille durch den Geheimen Medizinal⸗Rath Professor Waldeyer.
Die Medaille selbst ist 180 mm groß und ungefähr 5 Pfund schwer. Die Vorderseite zeigt das Brustbild des Jubilars und zu den Seiten: ETAT: — LXX. Die Umschrift lautet RVD0OLPHVS VIRCHOW. POMMERANVS. CIVIS. BEROLINENSIS. Die Rück⸗ seite ist heraldisch gestaltet. Man sieht das Bild der Isis, von welchem der geflügelte Genius der Forschung, der in der Linken eine brennende
ackel hält, mit seiner Rechten den Schleier lüftet. Unten am
uße der Isissäule lehnt eine Tafel mit Ansicht des pathologischen
nstituts in Berlin. Weiter links erblickt man die Idealgestalt der Wissenschaft, die rechte Hand auf das auf dem Schoß ruhende Buch gelegt, mit der auf dem Tisch gestützten Linken einen Schädel haltend, an dem der Frontalfortsatz der Schläfenschuppe deutlich sichtbar ist. Auf einem Gestell im Hintergrunde erblickt man eine Gesichts⸗ und eine Hausurne sowie drei deformirte Schädel. An und auf dem Tisch stehen und liegen ein Mikroskop, eine Präparatentafel, Bücher, ein Präpa⸗ ratenglas mit der Aufschrift „EMBOLIA“, der in Görlitz aufbewahrte s. g. Lausitzer Wagen und ein offenes Etui mit pathologischem Besteck. Den Abschluß links bildet eine egyptische Mumie. Unten liest man OMNIS CEILLVLA A CELLVLA. Die Medaille liegt in einem Etui mit Lederbezug und Goldbeschlägen. Der Verfertiger der Me⸗ daille ist der Kammer⸗Medailleur A. Scharff in Wien, der persönlich zugegen war.
Professor Waldeyer theilte zugleich mit, daß ein silberner Abdruck der Medaille für die Gemahlin, bronzene Abdrücke für die übrigen Familienmitglieder Virchow's und für die bei der Stiftung betheiligten Universitäten und wissenschaftlichen Institute bestimmt seien. Außer⸗ dem kann noch eine namhafte Summe zur freien Verfügung des Jubilars gestellt werden, der fiefgerührt dankte. An der Spitze der früheren Assistenten überreichte sodann Geheimer Medizinal⸗Rath Liebreich die aus Beiträgen der Assistenten gebildete Festschrift. Auch
Wetterbericht vom 13. Oktober, Morgens 8 Uhr.
Wetter.
Meeressp.
red. in Millim.
Temperatur in e Celsius
†ο250 C. = 40R.
laff. Dirigent: fang 7 Uhr.
8 2 —₰½ w-n S1 8 22 8 2
u. d.
Mullaghmore 737 bedeckt Aberdeen. 744 S wolkig Christiansund 748. . halb bed. Kopenhagen. 753 heiter Stockholm. 761 wolkenlos ; —. 764 wolkig
t. Petersburg 770 wolkenlos Moskau 774 wolkenlos
Cork, Queens⸗ towwu 7734 Cherburg. 751 AIber 751 Hamburg.. 752 Swinemünde 753 Neufahrwasser 757 wolkig Memel 761 wolkenlos aris 754 Regen 9 ünster. 753 †% bedeckt 10 Karlsruhe.. 755 Regen 11 Wiesbaden. 755 Regen 11 München 755 bedeckt 10 Chemnitz. 754 halb bed. 8 Berlin. 752 heiter 9 Wien 754 wolkenlos 11 Breslau 7754 heiter 10
Fle d'Aix .. 753 bedeckt Nizza 750 wolkig 14 Trlest 118
Anfang 7 Uhr.
—N 00DObob
980
märchen.
—
— d
Regen bedeckt wolkig still Regen WNW 4 Regen SO 3 wolkenlos
O
—,— dd D
4
— 22
Anfang 7 Uhr.
0.
bedeckt 19
Uebersicht der Witterung.
Weährend die Zone niedrigen Luftdruckes, welche
gestern über Frankreich lagerte, ostwärts nach Deutsch⸗ land fortgeschritten ist, hat sich die trübe Witterung mit Regenfällen über West⸗Deutschland ausgebreitet. Im Osten dagegen dauert die heitere, trockene Witterung noch fort. Ein tiefes barometrisches Minimum ist südwestlich von Irland erschienen, an der Westküste der britischen Inseln starke südliche bis östliche Winde verursachend. Die Temperatur liegt in Deutschland fast überall über dem Mittel⸗ werthe. Da die Zone niedrigen Luftdruckes sich weiter ostwärts fortzupflanzen scheint, so dürfte Ausbreitung des trüben Wetters mit Regenfällen auch über Ost⸗Deutschland zu erwarten sein. Süd⸗ Rußland hat leichten Frost.
Deutsche Seewarte. —————xV Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 207. Vorstellung. Die Meistersinger von Nürnberg. Große Oper in 3 Akten von Richard FPagner. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang
r.
Schauspielhautz. 216. Vorstellung. Der neue
Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von
Serpette. Amt VII.
C. Milllöcker.
meister Karpa.
C. Zeller.
Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
eg. 8 Vesstengng. e9 men. Oper in 4 een von Georges Bizet. ex Fes von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer siten, Beleuchtungseffecten ꝛc. Novelle des Prosper Mérimée. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetz⸗ liches
Kapellmeister Weingartner. An⸗ Pferden
Schauspielhaus. stifter. Drama in 4 Aufzügen von Hans Olden. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Deutsches Theater. Mittwoch: Das Winter⸗
Donnerstag: Die Kinder der Excellenz.
Freitag: Nathan der Weise.
Die erste Aufführung von „Das goldene Buch“, Schauspiel in 3 Aufzügen von Franz v. Schönthan, findet am Sonnabend statt.
1 Görß. Musik von Gustav Steffens. Verliner Theater. Mittwoch: Wilhelm Tell. ständig neuen Kostümen.
Donnerstag: Die Neuvermählten. — Der Bukacz. Garnisonsteufel. Freitag: 7. Abonn.⸗Vorst. Schuldig.
Tessing-Theater. Heilige. Lustspie
I in 4 Akten nach A. W. Pinero von Oscar Blumenthal. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten / 2. Male: Herr und Frau Doktor. von Hermann Sudermann. Die nächste Aufführung von „Der Fall Clé⸗ mencean“ findet Sonnabend statt.
Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 7. Male: Telephon⸗Amt VII. Posse mit Gesang in 3 Akten von Antony Mars und Maurice Desvallières. Deutsch von Herm. Hirschel. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag und die folgende Tage:
Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Der arme Jonathan. Operette in 3 Akten von Wittmann und Bauer. In Seene Fritzsche. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. Kapell⸗ Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Zum Benefiz für Frl. Elise Schmidt. Der Vogelhändler. Operette i
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
berg. Mittwoch: Zum 15. Male: Besuch nach der Hochzeit. Lustspiel in 1 Akt von Alexander Dumas. Deutsch von Paul Block. Sigmund Lautenburg. Hierauf, zum 15. Male: Von zettel. Dreien der Glücklichste. Schwank in 3 Akten von Labiche und Gondinet. Regie: Emil Lessing. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
die alten Schüler widmeten eine Festschrift, die Professor Acker⸗ mann⸗Halle überbrachte.
Wir fügen hieran noch folgende Mittheilungen:
Die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnographie und Urgeschichte hat, wie die „Post“ mittheilt, den Professor Rudolf Virchow aus Anlaß seines 70. Geburts⸗ tages zum Ehren⸗Präsidenten ernannt.
Der Kongreß für innere Medizin ernannte den Jubilar zu seinem Ehrenmitglied und widmete ihm eine künstlerisch ausgeführte Adresse; ebenso der Verein für innere Medizin. Auch das Museum für deutsche Volkstrachten, dessen Begründer Virchow ist, beglückwünschte den Jubilar mit einem Kunstblatt, welches, besonders reich und originell asgesaftet. noch der kürzlich verstorbene Professor Albert Kretzschmer gemalt hat.
Die „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ hat eine Festnummer veranstaltet, in welcher Professor E. Klebs (Zürich) ein Lebensbild Virchow's giebt und der Herausgeber, Gebheime Medizinal⸗Rath Guttmann, die Summe der wissenschaftlichen Thaten und Forschungen des Jubilars zusammenfaßt. Die anderen Beiträge enthalten Arbeiten hervorragender Autoritäten auf dem pathologisch⸗anatomischen Forschungs⸗ gebiet, das dem Jubilar so außerordentliche Förderung verdankt.
Aus Wien wird gemeldet: In der heute (Montag) stattgehabten ersten diesjährigen wissenschaftlichen Sitzung des Wiener medi⸗ zinischen Doktorenkollegiums gedachte Professor Stricker an⸗ läßlich des siebzigsten Geburtstages Virchow's der Ver⸗ dienste des Jubilars auf dem Gebiete der Anatomie und Pathologie. Die Versammlung beschloß einstimmig die Absendung eines Gratulationstelegramms und entsandte außerdem zur persön⸗ lichen Beglückwünschung den Professor Meynert nach Berlin.
Die Nicolai⸗ und Mariengemeinde haben jetzt das von dem Stadtbaurath Blankenstein ausgearbeitete Projekt zur Restaura⸗ tion des Innern der Marienkirche dem Magistrat zur patronatlichen Genehmigung überreicht und gleichzeitig gebeten, daß nunmehr der Magistrat sich auch über die Restauration des Aeußern der Marienkirche schlüssig machen möchte, damit die beiden Restau⸗ rationen gleichzeitig im kommenden Frühjahr in Angriff genommen werden können. Sollte dies nicht zu ermöglichen sein, so wollen die Gemeinden allein mit der Restauration des Innern im Frühjahr vorgehen, da sie in Rücksicht auf den überaus schlechtes Zustand der Kirche einen weitern Aufschub nicht mehr zugestehen wollen.
Das Glockenspiel an der Uhr der Parochialkirche, welches länger als Jahresfrist versagt hatte, ist, wie die „Germania“ meldet, durch holländische Meister, welche eigens zu diesem Zwecke hierher be⸗ rufen worden waren, wieder hergestellt worden. Schon seit einigen Tagen hörte man, daß das Glockenspiel gewissermaßen Uebungen an⸗ stellte, ohne indeß etwas Ganzet zu bringen. Gestern Nachmittag um 3 ¾⅔ Uhr nun erscholl zuerst das Lied „Lobe den Herrn“, welchem dann das „Heil Dir im Si anz’“ zuletzt noch die „Wacht am Rhein“ folgten.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wien, 13. Oktober. 8 T. B.) Die Poliklinik und die freiwillige Rettungsgesellschaft sandten Glückwunschdepeschen an Professor Virchow.
London, 13. Oktober. (W. T. B.) Zu der vom
„D aily Telegraph“ gemeldeten Entdeckung einer Ver⸗
schwörung gegen das Leben des Zaren liegt keine weitere Bestätigung vor.
Paris, 13. Oktober. (W. T. B.) Die „Gaceta de Havanna“ veröffentlicht eine Note, in welcher es heißt, alle Staaten, deren Handelsverträge mit Spanien die Klausel von der meistbegünstigten Nation enthalten, würden bis Ablauf der Geltungsdauer der Verträge die den Vereinigten Staaten eingeräumten Zollerleichterungen ge⸗ nießen. Da jedoch sämmtliche Verträge mit Ausnahme des zwischen Spanien und Schweden bestehenden, der bis Ende Juni gilt, bereits Ende Februar 1892 ablaufen, so würde daraus hervorgehen, daß vom 1. Juli 1892 ab die den Ver⸗ einigten Staaten zugestandenen Zollerleichterungen auch nur den Vereinigten Staaten zu Gute kommen könnten.
St. Petersburg, 13. Oktober. (W. T. B.) Die hiesige Gesellschaft zur Beschützung der Gesundheit des Volks erwählte Professor Virchow zum Ehrenmitglied.
Die „Börsenzeitung“ hört, der Finanz⸗Minister habe gestattet, daß noch diejenigen Vorräthe an Oelkuchen ver⸗ laden würden, von denen nachgewiesen werden könne, daß ihr Verkauf ins Ausland vor dem Ausfuhrverbot vom 8. Oktober neuen Stils stattgefunden habe.
Mailand, 13. Oktober, früh. (W. T. B.) Der russische Minister des Auswärtigen von Giers und der Minister⸗ Präsident di Rudini tauschten im „Hotel Cavour“ Besuche aus. Um 10 ½ Uhr begeben sich dieselben nach Monza.
Konstantinopel, 13. Oktober. (W. T. B.) Die „Agence de Constantinople“ erklärt, die Nachrichten von Ver⸗ handlungen der Pforte und des englischen Bot⸗ schafters Betreffs der Meerengen oder des Ab⸗ schlusses eines Uebereinkommens zwischen beiden über die Durchfahrt der Schiffe der freiwilligen russischen Flotte unter der Flagge einer Handelsflotte seien vollständig unrichtig. Der englische Botschafter habe am 8. d. M. der Pforte die Abschrift einer Depesche überreicht, in welcher Lord Salisbury für die Mittheilungen der Pforte Betreffs des in dieser Hinsicht mit Rußland getroffenen Ueberein⸗ kommens seinen Dank ausspricht, dieselben zur Kenntniß nimmt und erklärt, England sei überzeugt, das Uebereinkommen ent⸗ halte keine Aenderung der bestehenden Verträge; von Seiten Englands werde der Zwischenfall als geschlossen betrachtet. Die Antwort der französischen Regierung bewege sich in einem gleichen Ideengange. — Der französische Botschafter Cambon wurde heute zum ersten Male vom Sultan in feierlicher Audienz empfangen.
Athen, 13. Oktober. (W. T. B.) Die letzten Nach⸗ richten aus Kreta konstatiren ein weiteres Fortschreiten der Beruhigung; 500 Flüchtlinge hätten neuerdings Amnestie verlangt, der Gouverneur sei geneigt, dieselbe zu bewilligen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Velle-Alliance-Theater.
ennen auf der Anfang 7 ½ Ubr.
7. Vorstellung. Der Glück Voranzeige:
Klein. Tageskasse.
Adolph Ernst-Theater. 4 Akten von Leor Treptow.
Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Falsche
Thomas-Theater. Alte Direktion: Emil Thomas.
in 4 Akten von H. Heinemann.
Anfang 7 ½ Uhr.
Bestellungen auf Billets von heute
Mittwoch: Zum 44. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in — Couplets von Gustav 1 ö Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und zeigen hocherfreut an In Scene gesetzt von Adolph Ernst.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Jakobstraße 30. Mittwoch: Zum Verehelicht: Hr.
Präsident. Lustspiel in 1 Akt von W. Klüger. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Mittwoch: Zum lungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc.
Dampfschift⸗ vnd Bootfahrten, Wasserfällen,
76. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung 1- 3 2 1 an Dekorationen, Kostüämen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt
vom Dir. E. Renz. Kunst⸗
— und inscenirt zur See. Großes hhs, Jeepiir der ee, schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß⸗
Tanz von Emil 77 o. Zilde. Wirf⸗ hee.) 8 EG T “ Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrahlend. Außer⸗
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: .— Orient. Manöv — Zu bedeutend ermäßigten Preisen. Mle Theresina Drient. Manöver, geritten von
Nachmittags⸗Vorstellung „Die Heinzelmännchen.“ Auftreten der Reitkünstlerinnen Mlle. Briatore und Märchen⸗Komödie mit Gesang und Tanz von Oscar Frl. Adele, sowie
Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, in einer
von lebenden dem: Elimar (Strickspringer), vorgeführt von Frl. Oceana Renz. — Cyd, geritten von Hrn. Gaberel. — Jeu de la rose, ger. v. Frl Clot. Hager und
Erste Kinder⸗ Damen. — Sisters Lawrence am fl. Trapez — der Reitkünstler Mrs. Alex.
hvon sämmtl. Clowns. Täglich: „Auf Helgoland“.
Mit voll⸗ [40014] Die glückliche Geburt eines kräftigen Knaben
Chemnitz, den 12. Oktober 1891. und Frau Lucie, geb. Puppe.
Verlobt: Frl. Erna Witt mit Hrn. Ritterguts⸗ besitzer P. Ad. Rodde (Wismar — Beidendorf).
Frl. Maria von Budritzki (Berlin). — Hr Haupt⸗ mann Siegfried Frhr. von der Borch mit Clara Freiin Quadt⸗Hüchtenbruck (Bodelschwingb). — Hr. Pfarrer Felix Schollmeyer mit Frl. Elisabeth von Jagow (Pollitz). — Hr. Major Hermann von Leipziger mit Frl. Elsbeth von Unger (Laxdoyen bei Rastenburg).
Lustspiel Hierauf: Der
Concerte. Musik von Gaston
Hausmann.
Concert-Haus. gesetzt von Julius
v. Herrn Hansen.
Sing-Akademie. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: Telephon⸗ I. Quartett⸗Abend. Joachim, de Ahna, Wirth,
Mittwoch: K rl Mevyder⸗
Geneert “ gef. I 5. M Altistin) und des Opernsängers Herrn Hansen. Arie a. d. Op. „Samson und Delila“ v Saint⸗ Saëns, gesungen von Fr. v. Richter. „Achilleus“ v. Bruch, gesungen von Fr. v. Richter. Arie a. d. Op. „Si j'étais roi“ v. Adam, gesungen „Bolero Seguidella“ v. Bourgoies, 8 gesungen von Herrn Hansen. Abends 7 ½ Uhr.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath Wallraf (Malmedy). — Hrn. Amtsverwalter von Heyde Bredenfelde (Wismar). — Hrn. Prem.⸗Lieut. von Carnap Quernheimb (Danzig). — Eine Tochter: Hrn. Kammerherrn von Goeben (München). — Hrn. Reichstags⸗Abg. Bernhard Frhr. von Min⸗ nigerode (Silkerode).
Gestorben: Hr. Regierungs⸗ und Medizinal⸗Rath Dr. Ludwig Dieterich (Posen). —, Louise Clara Freifrau von Koenneritz, geb. Freiin und Herrin von Werthern⸗Beichlingen. — Fr. Therese von Blankenburg, geb. von Below (Zimmerhausen). — Fr. Steuerrath Krumhauer, geb. Bonte (Darm⸗
Arie] aus stadt).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: — — —
In Scene gesetzt von wissenschaftlichen Theater.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
gr. hydrologische Aussta
Circus Renz. Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr: Gala⸗ en Vorstellung. „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, Aktien und Aktiengesellschaften) 1189. Wo
1 3 ü t⸗ sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffen lichen Auzeigers (Kommanditgesellschaften 8
kne ti hcthe
Berlin, Dienstag, den 13. Oktober
der in den deutschen Münzstätten bis Ende
Deutsches Reich. Uebersicht
September 1891 stattgehabten Ausprägungen von Reichsmünzen.
1) Im Monat Septbr. Goldmünzen
Silbermünzen
Nickelmünzen Kupfermünzen
Doppel⸗ kronen
1891 sind geprägt worden in:
Kronen
ℳ ℳ
iervon auf Halbe Heervon an
Kronen nung
Fünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗ Fünfzig⸗ Zwanzig⸗
markstücke markstücke markstücke pfennig 8 hrnges.
ℳ ℳ ℳ ℳ . ℳ ₰
Zwanzig⸗ Zehn⸗ pfennigstücke
Fünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗ pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke
ℳ ℳ ₰ ℳ ℳ ₰ ℳ
1“““
2) Vorher waren geprägt*) 2 029 405 080]506 682 790][27 969 925/1242007910]74 104 195 104 964 606 178 990 334]1 71 486 552 3) Gesammt⸗Ausprägung 2 029 405 08006 682 790]27 969 925]1242007910774 104 195104 964 606/179 220 972 77 486 552
5) Bleiben
Briatore, Franks u. Pierre ꝛc. — Komische Entrées
Civil⸗Ingenieur u. Patent⸗Anwalt Paul Fabian
Pfarrer Friedrich Boit mit
I““ 8 1 Muldner Hütte 1
8 n 239 638 — — 1
ͥ1131234*“*“ 2 109001“
Summe 1. — —
239 638 — — —
35 717 922 80 )4 005 284 — 29 243 435/60 14 345 11r-
— 53588—x— 9 935 58 6213 207,44⁄ 12288 609,52
4) Hiervon sind wieder
eingezogen 1 161 5600 1 711 540 10 040
7 950 8 918 8 345 3 346 13 003 485 20
35 717 922 80 4 005 284 —] 29 259 336/ 60] 14 345 137
O6 215 207 5298 545 15 14 60 1 178 80 404 45 30/52 25 18
2 028 243 520ʃ504 971 250ʃ[27 959 885 2 561 174 695 ℳ
*) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 11. September 1891 Nr. 214.
Berlin, den 12. Oktober 1891.
452 471 203, 10 ℳ 8 111“ 8
Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts Biester.
ZI6 255107 555 6881752TSS 55S7 55 S5 205 702 258 157 80,11 ZsẽIESS 22
47 608 159,80 ℳ 11 511 700,84 ℳ
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der „Voss. Ztg.“ geht aus Schlesien eine Mittheilung zu, der zufolge die Grubenarbeiter in Zabrze unter Hinweis auf die Lebensmitteltheuerung höhere Löhne erbeten, und als ihnen dieselben abgeschlagen waren, die Arbeit eingestellt haben. Es werden die Königin Luisengrube (Südfeld) und die Guidogrube als betheiligt genannt. (Vgl. die Mittheilung aus Gleiwitz nach der „Mgdb. Ztg.“ in der gestrigen Nr. 240 d. Bl.) Dem gegenüber theilt ein Wolff'sches Telegramm aus Breslau mit, der dortige „Generalanzeiger“ habe von bestunterrichteter Seite erfahren, daß ein Ausstand auf der Guidogrube nicht ausgebrochen sei, daß vielmehr nur einzelne Bergleute eine Lohnerhöhung ge⸗ fordert hätten.
Die „Zeitschr. für Deutschlands Buchdrucker“ faßt nach Abschluß der Verhandlungen der Tarifkommission in Leipzig die Lage dahin zusammen, daß man im Buchdruckergewerbe vor einer Strikezeit stehe und gewärtigen müsse, daß die Versuche, die neunstündige Arbeitszeit durchzudrücken, jeden Tag gemacht werden und einen größeren Umfang annehmen könnten. Der Gehülfenverband habe den jetzigen Tarif nur als „Grundlage der Entlohnung“ anerkannt. Daß die Gehülfen⸗ schaft den Tarif auch hinsichtlich der Arbeitszeit anerkennen wolle, sei ebenso wenig gesagt, als daß sie ihn schlechthin hinsichtlich der Entlohnung anerkenne. Da die Gehülfenvertreter in der Tarifkommission mehrfach die Erklärung abgegeben haben, daß die Gehülfenschaft ihre Forderungen mit größter Energie durchsetzen werde, so stehe zu erwarten, daß sie, beziehentlich der Unterstützungsverein Deutscher Buchdrucker, sowohl die neunstündige Arbeitszeit als auch die Lohnerhöhungsforde⸗ rungen „auf der Grundlage des jetzigen Tarifs“ aus eigener Machtvollkommenheit durchzusetzen versuchen werde.
In Hamburg fand am Sonntag eine Versammlung der Schriftsetzer, Drucker und des Druckerei⸗Hülfspersonals
statt, um den Bericht des Hamburger Gehülfen⸗Delegirten zu den
Leipziger Tarifverhandlungen im Buchdruckergewerbe entgegen⸗ zunehmen. Anwesend waren nach dem Bericht des „Hamb. Corresp.“ etwa 900 Personen. Die Versammlung er⸗ klärte sich mit dem Vorgehen der Gehülfenvertreter in Leipzig einverstanden. Die Gehülfenschaft lege den Hauptwerth auf eine Herabsetzung der Arbeitszeit von 10 auf 9 Stun⸗ den, wobei den berechnenden, d. h. in Zeilenakkord arbeitenden Setzern ein Zuschlag von 10 % auf den bisherigen Tarif gewährt werden müsse, damit sie denselben Betrag wie bei zehnstündiger Arbeit verdienten, während der feste Wochenlohn nicht geschmälert werden dürfe. Die Versammlung beschloß, vorläufig eine abwartende Haltung zu bewahren und von einem Strike abzusehen, dagegen zu Neujahr den Prinzipalen eine auf neunstündige Arbeits⸗ 88 1g den erwähnten Modalitäten gerichtete definitive Forderung orzulegen.
Aus Landsberg a. W. wird der „Voss. Ztg.“ unter dem 11. d. M. geschrieben: Die Bewegung des Verbandes deutscher Buchdrucker für den neunstündigen Arbeitstag hat hier zu einer Massenkündigung geführt. Den in der Druckerei von Schneider u. Sohn (Verlag der „Neumärk. Ztg.“) beschäftigten Verbandsmitgliedern wurde gestern Abend ein Rebers vorgelegt, nach welchem sie sich bei Konventionalstrafe von 300 ℳ verpflichten sollten, von der Bewegung für den neunstündigen Arbeitstag abzustehen. Da Niemand von den Verbandsmitgliedern Unterschrift leistete, ist ihnen sämmtlich gekündigt worden. “
Aus Paris wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Die ausständi⸗ gen Glasarbeiter in St. Leger des Vignes zählen nur 150 Mann. Auf die Klage eines Meisters gegen 72 von ihnen wegen
ertragsbruchs und Verlassens der Fabrik ohne vorher⸗ gegangene zweimonatliche Kündigung wurden die Bläser zu 200 Fr. Entschädigung und einer Strafe von 30 Fr. für jeden Tag Ausstand nach dem Spruch verurtheilt Die „grands gargçons“ genannten Arbeiter sollen 100 Franken Ent⸗ schädigung und 20 Fr. Strafe zahlen. Der Direktor der Glas⸗ fabriken in Reims Charbonneau hat seine Arbeiter wegen Vertragebruchs verklagt; jeder wurde mit 50 Fr. Schadenersatz und 20 Fr. Strafe für jeden Tag weiteren Ausstandes nach Ver⸗ kündigung des Urtheils bestraft. Der Ausstand nimmt an verschiedenen p rten zu, ist jedoch noch nicht allgemein. Bisher sind keine Ruhe⸗ störungen vorgekommen. T In Havre befinden sich, wie der „Vorwärts“ berichtet, die vabackarbeiterinnen im Ausstande, um eine Aufbesserung hres Lohnes zu erlangen. t Aus London schreibt man der „Köln. Ztg.“: Trotz des Aus⸗ vandes ihrer Arbeiter gelingt es den Besitzern der Carron⸗ G mit freien Arbeitern ihren Betrieb ohne Unterbrechung Abtkerzuführen. Der Ausschuß der Trade Unions beschloß gestern
end, die Werfte mit der Sperre zu belegen. (Vgl. Nr. 239 d. Bl.)
lEE
Rechts⸗ und Staatswissenschaft.
Mlr. Das Hamburgische Staatsrecht. Von Dr. Werner von Melle. Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold Voß. 1891. (Okt. 295 S. Pr. 6 ℳ). — Der Verfasser ist durch sein im Jahre 1888 veröffentlichtes treffliches Lebensbild des Hamburger Staatsmannes und Bürgermeisters G. H. Kirchpauer bekannt gewor⸗ den. Die Studien, welche er hierzu machen mußte, befähigen ihn ganz besonders, das Staatsrecht Hamburgs zusammenhängend darzu⸗ stellen. Eine solche Arbeit ist nicht nur auf die Theilnahme seiner ngeren Landsleute berechnet. Ist es doch in hohem Grade auffallend, nicht sowohl, wie sich die Selbständigkeit der drei Hansestädte hat ent⸗ wickeln, als vielmehr, wie sie sich im Lauf der Jahrhunderte hat erhalten und befestigen können. Für die Perioden des Mittelalters mit seinem Verfall der Welfenherrschaft und den ewigen Kämpfen und der Anarchie im Janern Deutschlands wird dies immerhin noch verständlich. Daß aber die Hansestädte in den Zeiten der erstarkenden Macht der Einzelstaaten nicht dem damit zu⸗ gleich erwachten Streben nach Machtausdehnung eines oder mehrerer derselben zum Opfer gefallen sind, erscheint unter mehr als einem Gesichtspunkte wunderbar und der Erklärung bedürftig. Daß hierfür die Verfassung der Hansestädte — diesen Begriff in weitest em Sinne genommen — von großem Einfluß gewesen ist, bedarf keiner Be⸗ gründung, und so darf eine auf geschichtlicher Entwicklung sich auf⸗ bauende Darstellung des Staatsrechts der bedeutendsten Hansestadt sicher ein allgemeines Inreresse beanspruchen. Bei diesem Punkte aber kann, wie wir glauben, die Arbeit von Melle's einem Vorwurf nicht ganz entgehen. Es wäre u. E. sehr erwünscht gewesen, wenn der Verfasser die allmähliche Entwickelung Hamburgs zu einem Staat etwas breiter ausgeführt hätte. Die oben von uns aufgeworfenen Fragen werden von ihm nur durch Anpoeutungen erledigt, die, so schätzenswerth sie sind, doch nicht genügendes Licht zu verbhreiten vermögen. Insbesondere wäre es recht dankenswerth und durchaus im Rahmen der Aufgabe, die sich von Melle gestellt, gewesen, wenn er bezüglich der Verhandlungen auf dem Wiener Kongreß, auf welchem, wie er erwähnt, die Selbständigkeit der Hansestädte „still⸗ schweigend“ anerkanut wurde, nicht bloß auf einige ältere, schwer zugängliche Werke verwiesen hätte. Im Uebrigen verdient das vorliegende Werk volle Anerkennung. Es ist gründlich, fesselnd ge⸗ schrieben und übersichtlich angeordnet. Das Verhältniß des Ham⸗ burger Staatsrechts zu dem der beiden anderen Hanftstädte ist durch Gegenüberstellung der parallelen staatsrechtlichen Bestimmungen Bremens und Lübecks veranschaulicht. Auch die einschlagenden Materien des Reichs⸗Staatsrechts sind ausreichend berücksichtigt worden. In der bekannten Streitfrage nach der Souveränetät der einzelnen Bundesstaaten macht der Verfasser die zuerst von Laband und nach ihm mit besonders scharfer Begründung von Zorn verfochtene Ansicht zu der seinigen, wonach die Einzelstaaten die Souveränetät gänzlich zu Gunsten der Reichsgewalt verloren haben. Die An⸗ sicht, daß als Mitinhaber der Reichssouveränetät für Hamburg der Hamburger Senat, nicht das Volk, anzusehen sei, dürfte indeß gegenüber der republikanischen Staatsform in Hamburg unhaltbar sein.
Mlr. Die Lehre von der Theilnahme und die Recht⸗ sprechung des deutschen Reichsgerichts. Kritische Studien von Dr. Karl Birkmeyer, ordentlichem öffentlichen Professor der
Rechte an der Universität zu München. Berlin 1890, Verlag von
Otto Liebmann. — In der Lehre von der Theilnahme an einem Verbrechen, d. h. der Lehre von der verschiedenen Straf⸗ barkeit Mehrerer, die zu einem verbrecherischen Erfolge mitgewirkt haben, stehen sich in der Theorie zwei Ansichten unvermittelt gegen⸗ über: die objektive und die subjektive Theilnahmetheorie. Der innere Unterschied Beider beruht zunächst auf einer verschiebenen Auffassung der Lehre von der Kausalität. Die objektive Theorie unterscheidet zwischen Ursache und Bedingungen des verbrecherischen Erfolgs. Jeder Theilnehmer an der strafbaren Handlung setzt nach ihr eine der Bedingungen des Erfolgs; aber nur die Gesammtheit aller Bedingungen wird zur ÜUrsache des Erfolgs; letzterer selbst ist daher theilbar, und o scheidet diese Theorie die Theilnehmer eines Verbrechens in Thäter, Anstifter und Gehülfen begrifflich je nach der Bedeutung ihrer Thätigkeit für den Erfolg“, sucht also die unterscheidenden Merkmale auf der objektiven Seite des Ver⸗ brechens. Die subjektive Theorie dagegen geht davon aus, daß bei dem verbrecherischen Zusammenwirken Mehrerer die Handlungen der Einzelnen an sich völlig gleichwerthige seien, da bei dem Fehlen einer einzigen der verbrecherische Erfolg, so wie er erzielt worden, nicht hätte hervorgerufen werden können. Demnach identifizirt sie Bedin⸗ gungen und Ursache des nach ihr untheilbaren Erfolgs und kann mithin die Theilnehmer nicht nach dem Maß ihrer Thatigkeit unter⸗ scheiden. Sie verlegt, um zu dem auch ihr erforderlich scheinenden juristischen Unterschied zu gelangen, denselben auf die subjektive Seite des Delikts, in die Willensrichtung des Theilnehmers, je nachdem er das Verbrechen als eigenes oder nur als fremdes wollte. Die objektive Theorie, welcher sich eine große Anzahl von Rechtslehrern angeschlossen hat, wird am Energischsten von dem Verfasser des vorliegenden Werks verfochten. Die subjektive Theorie, welche u. A. auch von dem Professor Janka in Prag vertheidigt wird, ist in den zahlreichen Schriften des Reichsgerichts⸗Raths von Buri am Konsequentesten ver⸗ treten worden. Dieser Theorie hat sich in verschiedener Hinsicht auch das Reichsgericht angeschlossen. Es hat deswegen häufig, aber bisher ohne Erfolg, Widerspruch erfahren; die gegenwärtige Arbeit Birk⸗ meyer's bezweckt, wie er sagt, einen erneuten Anlauf gegen die Theil⸗ nahmejudikatur des höchsten Gerichtshofs. Sein Buch zerfällt nach einer den Gegensatz der beiden sich bekämpfenden Theorien charakteri⸗
sirenden Einleitung in drei Abschnitte. In den beiden ersten er⸗ fahren die subjektive Theilnahmetheorie, sowie diejenige Gestaltung dieser Lehre, wie sie sich nach des Verfassers Ansicht aus der Interpretation des deutschen Strafgesetzbuchs ergiebt, eine eingehende Darstellung. Der dritte Abschnitt erörtert an der Hand der einzelnen Entscheidungen den Standpunkt des Reichsgerichts in dieser Materie. Birkmeyer wirft der subjektiven Theorie im Wesentlichen Folgendes vor. Sie fuße in der Lehre vom Kausalzusammenhang auf einem Standpunkt, der logisch nicht zwingend sei; dieser führe zudem zu dem praktisch gefährlichen Ergebniß, daß der Unterschied zwischen Thäterschaft und Beihülfe und damit die größere oder geringere Strafbarkeit der Theilnehmer lediglich von der Ermittlung ihrer Willensrichtung abhängig gemacht werde, also von einem Faktor, der mit Sicherheit nie festgestellt werden könne, sodaß man in dieser wichtigen Frage auf Indizien und Wahrscheinlichkeitsberechnungen angewiesen sei. Endlich aber habe auch die subjektive Theorie in den Bestimmungen des deutschen Strafgesetzbuchs keine Wurzel; dieses stehe vielmehr, was auch von den Gegnern anerkannt würde, auf dem Boden der objektiven Theorie; besonders auch darin, daß es die accessorische Natur der Theilnahme anerkenne, wonach die einzelnen Theilnahme⸗ handlungen nicht an sich strafbar seien, sondern dies erst durch die Ausführung des Verbrechens würden, während die subjektive Theorie in ihrer Annahme von der juristischen Selbständigkeit aller Hand⸗ lungen zur Leugnung der accessorischen Natur der Theilnahme gelange. Dem Reichsgericht endlich wirft Birkmeyer außer dem Gesagten noch vor, daß es in der Handhabung der von ihm scheinbar adoptirten subjektiven Theorie schwankend verfahre, indem es diese nur bezüglich des Unterschiedes zwischen Mitthäterschaft und Beihülfe durchführe, im Uebrigen aber und besonders hinsichtlich der Frage, „ob die Theilnahme ein selbständiges oder nur accessorisches ver⸗ brecherisches Verhalten sei“, die Konsequenzen der objektiven Theorie ziehe Diese unsichere Praxis, die, wie Birkmeyer weiter ausführt, um so unbegreiflicher sei, als das Reichsgericht in seinem Mitgliede von Buri den anerkannt konsequentesten Vertreter der subjektiven Theorie besitze, zeige das höchste Gericht auf einem Standpunkt wissenschaftlicher Vereinsamung in dieser wichtigen Materie des Straf⸗ rechts. Wir vermögen diese Polemik nicht für begründet zu erachten. Zuzugeben ist allerdings, daß der Wortlaut der Bestim⸗ mungen des Strafgesetzbuchs sich nicht für die subjektive Theorie ver⸗ werthen läßt. Auch kann nicht geleugnet werden, daß diejenige Stelle der Motive zum Strafgesetzbuch, auf welche die Anhänger der sub⸗ jektiven Theorie sich stützen, abgesehen davon, daß die Motive für die Interpretation des Gesetzes nicht maßgebend sind, in ihrer Fassung nicht klar genug ist, um als Beweismittel herangezogen zu werden. So viel scheint uns jedoch aus einem Vergleich der Motive mit den Paragraphen des Gesetzes hervorzugehen, daß letzteres in dieser Frage eine definitive Stellung nicht hat nehmen, sondern dies der Wissenschaft und der Recht schaffenden Thätigkeit der Gerichte hat überlassen wollen. Und wenn das Reichsgericht in Erledigung dieser Aufgabe sich nicht mit den extremen Anschauungen einer der beiden streitenden Theorien identifizirt, vielmehr, was von ven Führern der beiden wissenschaftlichen Richtungen mit Unrecht als unmöglich hingestellt wird, die gesunden Elemente beider Theorien in seiner Rechtsprechung zu vereinigen sucht, so bethätigt es damit nicht ein unsicheres Hin⸗ und Herschwanken, sondern eine über den Parteien stehende, dem ersten deutschen Gerichtshof zur Zierde gereichende Objektivität. b Volkswirthschaft.
Eine neue Zeitschrift ist mit dem 1. Oktober ins Leben getreten. Sie nennt sich „Sozialpolitische Rundschau“, Monatsschrift für die Geschichte und Kritik der sozialen Bewegung, und kostet vierteljährlich 4,50 ℳ. Herausgeber ist Dr Karl Munding in Berlin⸗Friedenau, der Verleger Fr. Richter in Leipzig. Der Ge⸗ danke, welcher dieser in etwa fünf Bogen starken Monats⸗ heften erscheinenden Zeitschrift zu Grunde liegt, ist ein sehr berech⸗ tigter: sie faßt Alles zusammen, was auf dem Gebiet der sozialen Bewegung in die Erscheinung tritt, und giebt so dem Fachmann wie dem gebildeten Laien und Politiker ein orientirendes Bild, welches heut zu Tage zur Beurtheilung der sozialpolitischen Entwickelung un⸗ erläßlich erscheint, zumal die Tagespresse mit nur sehr wenigen Aus⸗ nahmen bei der starken Pflege des politischen und anderer Gebiete die Vorgänge auf sozialpolitischem Gebiete nur sehr unzusammenhängend und unsystematisch behandelt, und da andererseits die größeren wissen⸗ schaftlichen Zeitschriften zu wenig Aufmerksamkeit den aktuellen Thatsachen widmen können. Die „Sozialpolitische Rundschau“ ist aber nicht nur referirend, sondern behandelt sozialpolirische Fragen auch raisonnirend, indem sie bestrebt ist, dabei sozial⸗konservative An⸗ schauungen zu vertreten und zur Geltung zu bringen. Ohne von einer bestimmten Parteirichtung abhängig zu sein, will sie die sozialökonomischen Reformen fördern helfen, „soweit diese dahin ab⸗ zielen, die entgliederten und bedrückten Volksgenossen in eine gesicherte wirthschaftliche Stellung einzuordnen, sie mit Rechten und Pflichten auszustatten und ihre Arbeit zu adeln“; sie will ferner „der immer mehr zunehmenden Proletarisirung der Gesellschaft einen Damm entgegenstellen und erblickt die geeigneten Mittel hierzu in der Zurückführung des Volksgeistes zu erprobten deutsch⸗rechtlichen Institutionen, in der allmählichen Zurückdrängung überwuchernder inter⸗ nationaler Kapitals⸗ und Kulturtendenzen, in der Herstellung des gestörten Gleichgewichts zwischen landwirthschaftlicher und industrieller Produktion, kurz in einer Organisation der Gesellschaft, welche an die Stelle der gegenwärtig herrschenden, auf Spekulation beruhenden Weltwirthschaft eine planmäßige Volkswirthschaft setzt“, — sie erstrebt „die Herausbildung einer zeitgemäßen korporativen Gliederung der
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