4 Freisinnige, 7 Sozialdemokraten. In einem Wahl⸗ kreise ist Stichwahl erforderlich, die für die Konservativen fiegreich ausfallen dürfte. Die Konservativen würden somit die Zahl ihrer Kreise behauptet haben, die Nationalliberalen haben einen Sitz gewonnen, der Fortschritt hat vier Sitze verloren, die Sozialdemokraten haben deren drei gewonnen.
8 Württemberg.
Stuttgart, 13. Oktober. Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ meldet die Pensionirung des Finanz⸗Ministers Dr. von Renner, sowie die Ernennung des Wirklichen Staatsraths von Riecke zum Finanz⸗Minister. Seine Majestät der König machte dem bisherigen Finanz⸗ Minister von Renner in dessen Wohnung einen Besuch, dankte ihm für seine ausgezeichneten langjährigen Dienste und überreichte ihm sein Bild. Heute empfing der König den neuernannten Finanz⸗Minister von Riecke. Einer Meldung des „Schwäbischen Merkur“ zufolge ist das Abschiedsgesuch des Ober⸗Stallmeisters Grafen von Taubenheim bewilligt worden
Oldenburg. 8
(I) Oldenburg, 13. Oktober. Verordnung ist die Landessynode auf den 24. November d. J. einberufen; die Synode wird an diesem Tage, nachdem sie durch einen öffentlichen Gottesdienst in der St. Lambert⸗ Kirche eingeleitet worden, ihre Verhandlungen im Landtags⸗ gebäude beginnen.
Durch landesherrliche
Oesterrei
Wien, 13. Oktober. Der englische Botschafter Sir A. B. Paget hat laut Meldung des „W. T. B.“ gestern einen zweimonatigen Urlaub angetreten und ist nach England ab⸗ ereist. b bim Erlaß des Unterrichts⸗Ministers verfügt das Fortfallen der lateinischen und griechischen Haus⸗ arbeiten in den oberen Gymnasialklassen und die Ver⸗ wendung der dadurch frei werdenden Zeit für Lektüre; ferner wird die Uebertragung einer Stelle aus einem den Schülern bekannten lateinischen resp. griechischen Autor am Schlusse des Semesters in die Unterrichtssprache ohne Hülfsmittel oder Vorbereitung angeordnet. Maturitätsprüfung dürfen die Schüler darauf antragen, daß auch eine Stelle aus ihrer Privatlektüre vorgelegt werde. Dem „Fremdenblatt“ zufolge sind heute die Verhand⸗ lungen zwischen dem österreichischen Handels⸗ Ministerium und der „Telephon⸗Company of Austria“ dahin abgeschlossen worden, daß sämmtliche von dieser Gesellschaft in Oesterreich betriebenen Telephonlinien, acht an der Zahl, mit dem 31. Dezember 1892 in das Eigenthum und in den Betrieb des Staats übergehen. Das „Fremdenblatt“ fügt hinzu, es sei damit der erste Schritt zur Verstaatlichung des ganzen österreichischen Telephonnetzes geschehen. — Das Abgeordnetenhaus nahm in der heutigen Spezialdebatte den Gesetzentwurf, betreffend die Begünstigungen für Neubauten mit Arbeiterwohnungen, an. Das ungarische Unterhaus nahm in seiner heutigen
Sitzung die Wahl der Delegationsmitglieder vor; das Resultat wird in der nächsten Sitzung bekannt gegeben werden. Im weiteren Verlauf der Sitzung führte der Ab⸗ geordnete Hock aus, die Pester Polizei sei gelegentlich der in
den letzten Tagen stattgehabten Studentenkundgebungen taktlos und gewaltthätig vorgegangen, er selbst sei durch einen Polizisten angegriffen und beinahe thätlich insultirt worden. Der Minister⸗Präsident Graf Szapary erwiderte, er werde hierüber die strengste Untersuchung einleiten lassen und etwa sich herausstellende Mißbräuche ahnden. Das Haus nahm die Antwort zur Kenntniß. Der Präsident des Hauses schlug sodann vor,
die Vorlage wegen Bewilligung des provisorischen Budgets in der nächsten Sitzung zu verhandeln. Graf Apponyi beantragte dagegen die Vertagung der Berathung bis zum Dezember. Der Finanz⸗Minister Dr. Weckerle befürwortete wegen des regelmäßigen Fortganges des Staats⸗
haushalts den Antrag des Präsidenten, welcher vom Hause angenommen wurde. 6 28
Großbritannien und Irlaud.
Die Frage, wer der Nachfolger des verstorbenen W. H. Smith als Leiter des Unterhauses werden dürfte, wird in
politischen Kreisen und in der Presse lebhaft erörtert. Die
Wahl scheint zwischen Lord Hartington, Sir Michael Hicks⸗ Beach, Mr. Goschen und Mr. Balfour zu schwanken. Die „Times“ glaubt, daß der irische Ober⸗Sekretär die meisten Aussichten habe.
Der Earl von Derby enthüllte am 10. d. das dem verstorbenen freihändlerischen Abgeordneten John Bright vor dem Rathhause zu Manchester gesetzte Denkmal. Die aus sizilianischem Marmor gemeißelte Statue ist ein Werk des Bildhauers Bruce Joy und stellt Bright im Alter von 60 Jahren dar. Die Enthüllung des Denkmals, welcher der Stadtrath von Manchester und eine Anzahl Parlaments⸗ Abgeordnete beiwohnten, erfolgte unter strömendem Regen. Earl Derby's Festrede war kurz, ohne Parteifärbung und sachlich. Sie schloß mit den Worten: „Wir leben der Zeit John Brighos noch zu nahe, um gerecht über ihn als Staats⸗ mann urtheilen zu können. Aber etwas dürfen wir ohne Zaudern und Zweifel sagen, daß er ein Vierteljahrhundert mächtig die Beschlüsse des Parlaments beeinflußt hat, daß er kein Allerweltsrevolutionär, sondern ein aufrichtiger Vater⸗ landsfreund, daß er nach allgemeinem Urtheil aller Menschen ein vollendeter Redner war und überdies das noch höhere Lob eines durch und durch ehrlichen Mannes sich erworben hat.“
An Stelle des verstorbenen General⸗Postmeisters Raikes wurde am Sonnabend der Professor des Griechischen Richard
Jebb ohne Opposition als Vertreter der Universität Cam⸗ bridge in das Unterhaus gewählt. Professor Jebb gilt für einen der größten Gelehrten Englands; sein Hauptwerk ist eine Ausgabe des Sophokles.
Die Stadtrathsliga in Philadelphia heschloß dem „R. B.“ zufolge 100 Doll. für ein in Dublin zu errichtendes Parnell⸗Denkmal beizusteuern.
Der Vertreter des „Standard“ erfährt aus zuverlässiger Quelle, daß die englische Regierung dem General Mathews gestattet habe, zeitweilig in den Dienst des Sultans von Sansibar zu treten, um die auf Reorganisirung seiner
für ganz Ost⸗Afrika zu entwickeln.“
Bei der
Regierung gerichteten Bestrebungen zu unterstützen. „Erwägt man“, schreibt das genannte Blatt, „die vom Sultan sowohl gegen den britischen Generalkonsul, Mr. Portal, wie gegen General Mathews offen zur Schau getragene Freundschaft, sowie ferner den mächtigen Einfluß, welchen Beide über die Araber ausüben, so scheint die Annahme be⸗ rechtigt zu sein, daß die Neugestaltung der Regierung unter diesen Umständen keine besonderen Schwierigkeiten bereiten wird. Die interessirten Kreise hoffen, Sansibar zum Emporium
8
Frankreich. Paris, 14. Oktober. Der Ministerrath beschäftigte
sich gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, unter Vorsitz des Prä⸗
sidenten Carnot mit der Feststellung des Budgets und mit der Umgestaltung des technischen Comités für den Betrieb der Eisenbahnen, welchem die Aufgabe zufallen soll, die Ursachen der Eisenbahnunfälle zu untersuchen sowie die Mittel zu deren Verhütung zu prüfen.
Im Laufe der gestrigen Sitzung der Zollkommission des Senats erklärte der General⸗Berichterstatter, daß die Berathung des Zolltarifs im Senat nicht vor dem 10. No⸗ vember würde beginnen können.
n der Budgetkommission besprach gestern der Minister für öffentliche Arbeiten Ypves Guyot die Ver⸗ luste, die sich aus der Herabsetzung der Schnellzug⸗ tarife ergeben. Der Minister erklärte, es sei unmög⸗ lich, neuerdings Verhandlungen mit den Eisenbahn⸗ gesellschaften zu beginnen, wenn man wolle, daß die Reform noch in diesem Jahre zu Ende geführt werde. Die Kommission nahm den Betrag von 38 Millionen, auf welchen die Regierung den Verlust des Staatsschatzes be⸗ ziffert, an, sprach sich jedoch zu Gunsten neuer Tarifherab⸗ setzungen für Nahrungsmittel aus, für die die vorgeschlagene Herabsetzung im Mittel 17 Proz. beträgt.
Aus dem Bericht des Deputirten Georges Cochery über das Budget des Kriegs⸗Ministeriums ergiebt sich, dem „Journal des Débats“ zufolge, daß die von dem Kriegs⸗ Minister ursprünglich verlangten Kredite 670 520 697 Fr. be⸗ trugen. Während der Prüfung des Budgets durch den Aus⸗ schuß legte der Kriegs⸗Minister zur Deckung der Aus⸗ gaben für die in der letzten Session genehmigten Ge⸗ setze und der neuen vorgesehenen Ausgaben noch eine Reihe von Krediten vor, so daß sich die Gesammtforderung auf 676 821 577 Fr. stellte. Das von Cochery vorgelegte Budget setzt die Ausgaben (die laufenden und außerordent⸗ lichen) auf 644 524 515 Fr. herab. Die Gesammtausgabe für 1891 betrug 681 679 185 Fr., sie überstieg also die Summe, welche für 1892 bewilligt werden soll, um etwa 37 Millionen Franken. Der Effektivbestand der Armee wird 800 Mann und die Zahl der Pferde 944 mehr betragen als 1891. Die Militärpensionen, die Pensionen der Ehrenlegion und die Zuschüsse für die strategischen Eisenbahnen mit einbegriffen, betragen die Militär⸗Ausgaben für 1892 875 633 104 Fr. Die Ausgaben für die Marine sind zu 263 190 812 Fr. angesetzt, sodaß also die französische Ver⸗ theidigung nächstes Jahr auf mehr als 1100 Millionen zu stehen kommt 46 “
Betreffs der von dem boulangistischen Deputirten Lesenne angekündigten Anfrage über die Aufführung des „Lohengrin“ verlautet, der Minister des Innern Constans werde die Beantwortung ablehnen und nur eine Interpellation zulassen, für deren Berathung die Kammer einen Zeitpunkt zu bestimmen hätte.
Der „Gaulois“ veröffentlicht die folgende Noiz: „Es erhellt aus dem Austausch der Eindrücke Seitens der bereits nach Paris zurückgekehrten Mitglieder des Parlaments, daß eine sehr lebhafte Erbitterung gegen Italien besteht, welche zweifellos, abgesehen von Interpellationen und Zwischenfällen auf der Tribüne der Kammer, durch absolute Weigerung der Kammern, einen Zollvertrag mit Italien zu votiren, ihren Aus⸗ druck finden wird. Wenn es möglich wäre, die Maßregel des Finanz⸗Ministers Rouvier bezüglich des Stempels der italienischen Rententitel rückgängig zu machen, so würde die Kammer sicherlich den Minister auffordern, seine verbindliche Entscheidung rückgängig zu machen.“ In parlamentarischen Kreisen glaubt man, der Finanz⸗Minister Rouvier werde bezüglich der Stempelbefreiung der umgetauschten italienischen Rententitres interpellirt werden.
Am 12. d. M. sind, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, zum ersten Mal die gemischten Regimenter zu einer vierzehn⸗ tägigen Uebung einberufen worden, welche im Falle der Mobilmachung die Armee erster Linie verdoppeln sollen. Im Ganzen werden 100 000 Mann der Territorial⸗ Armee eingestellt, und zwar so, daß je zwei Ba⸗ taillone der Territorial⸗Armee mit dem vierten Ba⸗ taillon eines aktiven Regional⸗Regiments ein neues ge⸗ mischtes Regiment bilden. Die Nummer des neuen Re⸗ giments wird festgestellt, indem man 200 zu der Nummer des aktiven Regiments, welches das vierte Bataillon liefert, hinzuzählt. Die Ausbildungszeit ist folgendermaßen eingetheilt: Einzelausbildung in zwei Gliedern, Compagnie⸗ schule, Zielübungen, erstes Scheibenschießen (drei Tage); Ba⸗ taillonsschule, Besuch der Mobilmachungsmagazine, Verladungs⸗ übungen auf der Eisenbahn bei Tag und bei Nacht, Feld⸗ dienstinstruktion (zwei Tage); Felddienstübungen ohne Rückkehr in die Garnison mit Biwaks u. s. w. (drei Tage); dann nach einem Ruhetag am Sonntag Bataillonsexerciren in zerstreuter Fechtart und Scheibenschießen — je zwanzig Patronen —, Abgeben der Waffenstücke (drei Tage)..
Der General Boisdeffre ist vom Kriegs⸗Minister beauf⸗ tragt worden, ein Gutachten über die Errichtung einer mili⸗ tärischen Radfahrer⸗Abtheilung unter Leitung von aktiven Offizieren und Unteroffizieren abzugeben.
Der Gouverneur des Senegal hat mit dem Häuptling der Trarzas einen Vertrag abgeschlossen, durch welchen das Protektorat Frankreichs über dessen Gebiet ausdrücklich anerkannt wird. “ 6“
Italien.
Ueber den Besuch des russischen Ministers des Aus⸗ wärtigen von Giers am Königlichen Hoflager in Monza wird dem „W. T. B.“ berichtet: Der Minister⸗Präsident Marchese di Rudini, der russische Minister des Auswärtigen von Giers und der russische Botschafter von Vlangali trafen am Dienstag Vormittag vor 11 Uhr in Monza ein, wurden von einem Hofwürdenträger am Bahnhof empfangen und begaben sich alsbald mittelst Hofequipage in das Königliche Schloß. König Humbert empfing Herrn von Giers und unterhielt sich mit ihm längere Zeit. An dem
darauf folgenden Déjeuner bei den Königlichen Majestäten nahmen die Herzoge von Aosta und der Abruzzen der Herzog und die Herzogin von Genua, die Minister von Giers und di Rudini, die Botschafter von Vlangali so⸗ wie das Königliche Gefolge Theil; di Rudini, von Giers und von Vlangali begaben sich um 1 ¾ Uhr Nachmittags nach Mailand zurück. Herr von Giers reiste Nachmittags 4 ½ Uhr von dort nach Pallanzaq ab, und der Minister⸗Präsident di Rudini begleitete ihn zum Bahnhof. Der rusiische Botschafter von Vlangali begab sich nach Como. Der Minister⸗Präsident kehrte sodann am Abend, in Begleitung des italienischen Botschafters in Wien Grafen Nigra und des Unter⸗Staatssekretärs im Ministerium des Ausvärtigen Grafen d'Arco, wieder nach Monza zurück, um an dem Diner im Königlichen Schlosse Theil zu nehmen; auch der italienische Botschafter in Paris Graf Menabrea war zu dem Diner ge⸗ laden. Der italienische Botschafter in Wien Graf Nigra verbleibt zwei Tage als Gast des Königs in Monza. Der Minister⸗Präsident di Rudini wartet in Mailand die Rückkehr des Kronprinzen ab.
Wie der „Tribuna“ aus London gemeldet wird, soll ein Besuch des Königs und der Königin von Italien, sowie des Herzogs von Aosta, in Begleitung des Marine⸗ Ministers in London zum Frühiahr beschlossen sein.
Nach einer dem „W. T. B.“ aus Paris von gut unter⸗ richteter Seite zugehenden Mittheilung hätte der Minister⸗ Präsident di Rudini dem französischen Botschafter Billot mitgetheilt, daß der Präfekt von Sassari, welcher die dort jüngst veranstalteten feindlichen Kundgebungen gegen Frankreich duldete, zur Disposition gestellt sei. Der italienische Minister⸗Präsident habe ferner eine Unter⸗ suchung bezüglich der von dem Botschafter Billot zur Sprache gebrachten Mißhandlung französischer Pilger auf der Bahnstrecke von Ventimiglia angeordnet.
Schweiz. 8
Das Budget der Eidgenossenschaft für 1892, nach den vorläufigen Angaben der Departements aufgestellt, weist der „Frkf. Ztg.“ zufolge 67 050 000 Einnahmen und 84 780 000 Ausgaben auf; das Defizit beträgt somit 17 730 000. Das Militär⸗Departement fordert 36 Millionen. Der Bundesrath wird nächster Tage in die Budgetberathung eintreten.
Türkei.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, in der am 8. d. M. von dem englischen Botschafter White überreichten Antwort seiner Regierung auf die türkische Note betreffs der Durchfahrt in den Dardanellen habe Lord Salisbury erklärt, daß jedes der einen oder anderen Macht eingeräumte Privilegium ebenfalls für England erworben sein würde.
Wie den Pariser Abendblättern aus Konstantinopel ge⸗ meldet wird, ließ der Sultan bei dem gestrigen Empfange des neuen französischen Botschafters Cambon die Musik der Gardetruppen die Marseillaise spielen, welche bisher in der Türkei verboten war.
Ueber die Unruhen in Yemen giebt der Londoner „Observer“ folgende Darstellung:
Der Ort Sana, welcher eine Garnison von 5000 Mann bfsitzt, ist von 35 000 gut bewaffneten Insurgenten umzingelt. Ihr Führer ist Handeldin, ein bedeutender Mann. Der Gouverneur Edib Pascha meldet daß seine Vorräthe anfangen auszugehen, und bittet um schleunigen Entsatz. Feizy Pascha ist an der Spitze eines Kaneelcorovs von Mekka aufgebrochen und rückt in Eil⸗ märschen vor, um Eatsatz zu bringen. Als der Aufstand zuerst ausbrach ernannte der Sultan, um Blutvergießen zu vermeiden, Edib Pascha zum obersten Befehlshaber in Arabien. Edib versteht vortrefflich arabisch und ist ein gewandter Unterhändler. Die Auf. ständischen aber sahen wahrscheinlich in der friedlichen Haltung Edib 8 einen Beweis von Schwäche. Seinen Eröffnungen schenkten sie kein Gehör und es wurden militärische Maßnahmen nöthig. Edib, der schon in Sana eingeschlossen war, wurde seines Kommandos enthoben und Feizy, ein ausgezeichneter Offizier, der sich seine Sporen in Arabien verdient hat, auf seinen Posten gesetzt. Zugleich befahl die Pforte, den Aufstand zu unterdrücken, möge es kosten, was es wolle. Es hält schwer, die Stärke des türkischen Heeres abzuschätzen. Jeden⸗ falls aber sind 14 000 Mann Reserven nach Arabien abgeschickt worden, seitdem die Dinge ein ernstes Aussehen bekamen. Die türkischen
Minister zweifeln nicht, daß es Feizybald gelingen werde, die aufrühre⸗
rischen Stämme zur Botmäßigkeit zu bringen.
Asien.
China. Der „Times“ wird aus Singapore gemeldet: Nachrichten aus Shanghai vom 3. d. M. zufolge haben die fremden Gesandten die Verhandlungen abgebrochen. Mit Ausnahme von unerheblichen lokalen Unruhen in Fukien ist die Ruhe nirgends gesört.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die Bestrafung wegen Führung eines falschen Namens aus §. 360 Z. 8 des Strafgesetzbuchs („mit Geldstrafe.. [ sich eines ihm nicht zukommenden Namens einem saftändißg⸗ Beamten gegenüber bedient“) tritt, nach einem Urtheil des Re 88 gerichts, III. Strafsenats, vom 4. Juni 1891, nicht ein, menichti 8 Thäter sich seines richtigen Namens bedient, aber durch vgi 8 Angaben über seinen Wohnort und die Namen seiner Elter eine Verwechselung der Personenidentität herbeiführt.
Kunst und Wissenschaft.
ist in der VVon heute ab auf die Dauer von 14 Tagen ist in d. oberen Rotunde des Kunstgewerbe⸗Museume be goldene Halskette ausgestellt, welche Seine Majest 8 V Kaiser dem Bürgermeister der Stadt Straßburg Unter⸗Staatssekretär z. D. Back als Dienstabzeichend zusche . leihen geruht haben. Sie ist mit dem Wappen bes hig scnt Reichs, des Elsaß und der genannten Stadt, sowa, igs dem Bildniß Seiner Majestät des Kaisers maott schen und der Kaiserkrone geschmückt und nach einer auf bistounst⸗ Vorbildern beruhenden Zeichnung des Direktors Handwerkerschule in Straßburg, Professor Sed 6 des Letzteren ausgeführt worden. Die Ciselir⸗ 5 von dem Ciseleur Walter Eberbach, die eigentliche Let an der von dem Goldarbeiter Prevost und die Zuwelierarrg 16 Reichskrone von dem Juwelier Binder zu Straß 8
durch
†ꝑ† Im Uhrsaal der Königlichen Kunstakademie sind die für die am 20. bis 23. Oktober stattfindende Ziehung der Ausstellungslotterie bestimmten Gewinne z. Z. unentgeltlich ausgestellt. Neben den von der Ausstellung selbst bekannten größeren Kunstwerken finden wir hier die zahlreichen Skizzen und Aquarelle, welche von den Berliner Künstlern für den Zweck beigesteuert sind. Zwei weibliche Porträt⸗ skizzen in Kreide von der Hand der hohen Protektorin der Ausstellung, der Kaiserin Friedrich, sowie eine geistreiche Federzeichuung von Adolf Menzel verdienen unter den letzteren die besondere Aufmerksamkeit der zahlreichen Besucher, während eine große Menge Durchschnittsleistungen den Wunsch nach einer Begünstigung durch das Lotterieglück nicht sonder⸗ lich rege machen.
I† Am 17. Oktober findet in Wien die feierliche Er⸗ öffnung des neuen nach den Plänen G. Semper's und Karl von Hasenauer's von Letzterem im prunkvollen Stile der Hochrenaissance ausgeführten Kunsthistorischen Hof⸗Museums statt. In den prächtig ausgestatteten Räumen, deren bildnerischer und malerischer Ausschmückung die bedeutendsten Künstler Oesterreich Ungarns, wie Canon, Munkacsy, Benk, Kundmann u. A, ihre Kraft gewidmet haben, werden die bisher im Belvedere aufbewahrten reichen Kunstschätze eine ungleich günstigere Aufstellung erfahren, als an ihrem bisherigen Standort. Insbesondere dürfte die Neu⸗ aufstellung den großen Bildern Rubens' und Tizian’'s zu einer neuen überraschenden Wirkung verhelfen. Aber auch die werthvollen bildnerischen und kunstgewerblichen Kunstwerke der Ambraser Sammlung werden voraussichtlich nach ihrer Ueber⸗ siedelung weit besser zur Geltung kommen, als in den Räumen des unteren Belvedere. Der von E. von Engerth
verfaßte Katalog der Gemäldegalerie berücksichtigt bereits die
jetzt durchgeführte Neuaufstellung.
ꝙ† Der durch seine Forschungen auf dem Gebiete der italienischen Kunstgeschichte rühmlichst bekannte, im ver⸗ gangenen Frühjahr verstorbene Senator Giovanni Morelli hat seine an kostbaren Werken der italienischen Schule reiche Gemäldegalerie dem Museum seiner Vaterstadt Bergamo vermacht, die damit den Stiftungen Carrara und Locchis eine neue wichtige Bereicherung hinzufügen kann.
½*† Das bekannte Standbild des h. Georg von Dona⸗ tello, welches in einer der Nischen von Or San Michele in Florenz aufgestellt war, ist neuerdings in das National⸗ Museum im Bargello überführt worden. Die etwa um 1415 für die Zunft der Panzerschmiede ausgeführte Statue, deren trotzig⸗stolze Schönheit einen Florentiner Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts, Francesco Bocchi, zu einem umfang⸗ reichen Panegyricus begeisterte, hat merkwürdige Schicksale erlebt. Nachdem sie von ihrem ursprünglichen Standort, einer Nische an der Nordseite des genannten Oratoriums, im Jahre 1868 in ein für ihre Wirkung wenig vortheilhaftes Tabernakel
an der Südseite überführt war, um den Marmor vor den
Gefahren des Nordwindes zu schützen, wies man ihr zur Centennar⸗ feier Donatello's im Jahre 1883 wieder ihren anfänglichen Platz an. Die alten Vefürchtungen scheinen sich indeß neuer⸗ dings bestätigt zu haben, denn die jetzige Einverleibung des Originals, das an Ort und Stelle durch eine Bronzekopie ersetzt worden ist, in die Sammlung des Bargello ist offenbar auch durch Konservirungsrücksichten begründet.
† Das Denkmal des Generals Faidherbe in Bapaume, dessen Enthüllung seiner Zeit gemeldet wurde, besteht in einer kolossalen Bronzestatue des Verstorbenen, der in feldmäßiger Ausrüstung, in weitem im Winde flatternden Mantel, mit verschränkten Armen, den einen Fuß auf eine erbeutete Kanone stemmend, dargestellt ist. Es ist ein Werk des in Frankreich geschätzten Bildhauers Louis Noel.
— Das größte plastische Werk, welches den Reichstags⸗ bau schmücken wird, geht nach der „N. A. Ztg.“ zur Zeit in dem Atelier des Professors R. Begas seiner Vollendung entgegen; es ist dies die Gruppe, welche hinter dem westlichen Giebel — für dessen Feld bekanntlich Professor Fritz Schaper die Skulpturen schuf — auf der Attika des Gebäudes stehen wird. Den Mittelpunkt der Gruppe bildet die „im Sattel sitzende“ Germania; das gepanzerte Weib, dessen Haupt die lorbeerumkränzte Kaiserkrone schmückt, stützt sich mit der Linken auf den Schild, während die Rechte des Deutschen Reichs Banner hoch emporhält. Von den Schultern der Germania wallt der Herrschermantel herab; ihr gewaltiges Streitroß wird von dem „Frieden“ und dem „Ruhm“ geführt. Zur Rechten schreitet eine kräftige Jünglingsgestalt, der siegende Friede, er trägt das Reichsschwert, auf welchem die Friedenspalme ruht; den Ruhm verkörpert zur Linken eine ideale jugendliche Frauengestalt mit wallen⸗ den Gewändern, ihre Rechte hält den Zügel und ihre Linke umfaßt die hocherhobene Tuba, durch welche ihr Mund den Ruhm verkündet. Die einzelnen Figuren dieses Entwurfs, für welchen Baurath Wallot die Idee gegeben, sind 4 m hoch, während die Höhe der reitenden Germania 6 ½ m beträgt
— Der Afrikareisende Oskar Borchert, der mit seiner Familie sich in Lübeck niedergelassen, hat vor dem Antritt seiner neuen Reise nach Ost⸗Afrika der dortigen Geographischen Ge⸗ sellschaft seine werthvorulle Sammlung ethnographischer Gegen⸗ stände zur Aufbewahrung anvertraut. Die Sammlung ist auf seinen früheren Reisen entstanden und sehr umfangreich. Gleichzeitig hat, wie der Hamb. Corr.“ berichtet, auch der Regierungs⸗Rath Bern⸗ hard Rösing in Charlottenburg, ein früherer Schüler des Katharineums in Lübeck, der mit Genehmigung der preußischen und im Auftrage der javanischen Regierung das Bergbauwesen in Japan geordnet hat, die während seines damaligen Aufenthalts gesammelten Gegenstände derselben Gesellschaft überwiesen.
„—., Der Internationale Kongreß der Nahrungs⸗ mittel⸗Chemiker und Mikrosfkopiker in Wien ist gestern geschlosen worden. Der nächste Kongreß findet im Jahre 1893 wieder in Wien statt.
— Bei Abukir in Egypten sind dieser Tage, nur wenige Fuß unter der Oberfläche, drei Kolossalstatuen aus Rosengranit von je 10 Fuß Höhe entdeckt worden. Die Ausgrabung fand, wie der „Times“ berichtet wird, auf Grund von Mittbeilungen statt, welche 68 Gelehrter Namens Daninos Pascha der egyptischen Regierung ge⸗ iefert hatte. Die beiden ersten Bildsäulen stellen Ramses II. und die 4 önigin Hentmara, auf dem Throne sitzend, dar: eine in dieser Art unter den egyptischen Alterthümern einzige Gruppe. Die dritte Bild⸗ Fal zeigt den König Ramses in aufrechter Haltung, in militärischer
racht mit dem Scepter in der Hand und einer Krone auf dem Haupt.
ie Statuen tragen Inschrüften in Hieroglyphen und waren von sbrem Sockel mit dem Gesicht nach unten herabgestürzt. Sie efinden sich auf dem alten Cap Zephyrium in der Näͤhe der Ruinen es Venustempels von Arsinos. In derselben
eliquien der ersten Christen gefunden worden.
Land⸗ und Forstwirthschaft
8
„Heute Mittag wurde die zahlreich besuchte Sitzung des Gesammt⸗ Ausschusses der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft scha den Vorsitzenden Grafen zu Eulenburg⸗Prassen mit ge⸗ c ftlichen Mittheilungen eröffnet. Der Präsident gedachte u. A. des
merzlichen Verlustes, welchen Württemberg erlitten, und
gab der Genugthuung darüber Ausdruck, daß Seine Majestät der Kaiser den Beisetzungsfeierlichkeiten in Stuttgart persönlich beigewohnt habe; zu Ehren des Gedächtnisses Seiner Hoch⸗ seligen Majestät des Königs Karl von Württemberg, in welchem die Gesellschaft eins ihrer Patronatsmitglieder verloren, sowie zum Zeichen des Dankes dafür, daß Seine Majestät der Kaiser Allerhöchstsein Beileid in so sichtbarer Weise bekundet habe, erhoben sich die Aus⸗ schußmitglieder von ihren Sitzen.
Den folgenden Gegenstand der Tagesordnung bildete der Ge⸗ schäftsbericht des Direktoriums sür die Zeit vom 1. April bis 30. September 1891. Nach demselben ist die Mitgliederzahl während des Berichtssemesters um 815 gestiegen und beläuft sich gegenwärtig auf 6820. Wie der Bericht weiter mittheilt, war Seine Majestät der jetzt regierende König von Württemberg bereits als Prinz Wilhelm Mitglied der Gesellschaft. Was die Vermögensverhältnisse der Gesellschaft betrifft, so wird zwar eine mindestens 40 000 ℳ betragende Erhöhung der Einnahmen gegenüber dem Voranschlage durch das Wachsen der Mitgliederzahl, sowie durch die Vermehrung des Umsatzes in der Düngerabtheilung und bei der Saatstelle herbeigeführt werden; dagegen werden bezüglich einiger Punkte die nothwendig werdenden Ausgaben den Voranschlag erheblich übersteigen. Dahin gehören die durch Vermehrung des Materials und durch Vergrößerung sowohl der Auflage des Jahrbuchs, als auch derjenigen der „Mittheilungen“ der Gesellschaft bedingten Mehrausgaben, ferner die erhöhten Bewilligungen für Getreide⸗Anbauversuche und für Gerätheprüfungen und das vermuth⸗ liche Defizit von 58000 ℳ, welches der finanziell ungünstige Abschluß des Bremer Ausstellungsunternehmens ergeben wird. Wenn nun auch diesen Mehrausgaben gegenüber bei einigen Conten gewisse Ersparungen eintreten, so werden sich doch nach Ansicht des Berichterstatters die Ueberschüsse des laufenden Jahres voraussichtlich geringer als diejenigen des Vorjahres stellen und überhaupt nur einen mäßigen Betrag darstellen. Die Minder⸗Einnahme des Bremer Ausstellungs⸗Unternehmens, welches zwar einen höheren Gesammt⸗ ertrag aufweist als die beiden vorhergehenden Ausstellungen, und dessen an sich beträchtliche Besuchsziffer doch fast um 22 % hinter derjenigen der Straßburger Ausstellung zurückblieb, wurde durch den Umstand veranlaßt, daß die Ausgaben sehr bedeu⸗ tende waren. Was den Stand der Verhandlungen und der Arbeiten der Gesellschaft anlangt, so ist zunächst zu erwähnen, daß die von der Düngerabtheilung angeregten und auf deren Kosten gehaltenen Vorträge über Kalidüngung in Schleswig⸗Holstein, in Sachsen⸗Meiningen, Hannover, Westfalen und Westpreußen erfolgt sind und daß dieselbe Abtheilung ferner Feldversuche über die Wirk⸗ samkeit der verschiedenen Formen der Phoephorsäure veranstaltet hat. Während die auf Kosten des Vereins der Gas⸗ und Wasserfachmänner ins Leben gerufenen vergleichenden Versuche des Werthes von Ammoniak und Salpeter⸗Stickstoff für die Düngung, soweit es sich um Topfversuche handelte, durch Professor Dr. Wagner⸗Darmstadt abgeschlossen worden sind und das Ergebniß demnächst wird veröffentlicht werden können, sind die Feldversuche seit drei Jahren unterbrochen worden; die letzteren sollen indessen im nächsten Jahre wieder aufgenommen werden. Die Geschäftsvermittelung der Dünger⸗ abtheilung wies während der ersten neun Monate des Betriebsjabres (vom 1. Januar bis zum 30. September d. J.) einen Umsatz von 1 202 797 Doppelcentnern auf, sodaß sich gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres ein Zuwachs von 451 787 Doppelcentnern, somit eine Steige⸗ rung um 60 %, ergab. Als bemerkenswerth darf es auch bezeichnet werden, daß das landwirthschaftliche Ministerium die Bestellungen für die preu⸗ ßischen Staatsforsten der Düngerabtheilung überwiesen hat. Was sodann die Getreide⸗Anbauversuche der Saatgutabtheilung be⸗ trifft, so waren während der diesjährigen Ernte 124 Versuche im Betriebe. Auch die übrigen Arbeitsabtheilungen der Gesellschaft haben ihre Thätigkeit in ersprießlicher Weise fortgesetzt; u. A. wurden durch die Saatstelle in den ersten 11 Monaten ihres am 31. Oktober schließenden Geschäftsjahres rund 32 000 Doppel⸗Centner gegen 16 600 Doppet⸗Centner in demselben Zeitraum des Vorjahres umgesetzt, während die Futterstelle in dem am 31. Mai abgelaufenen Geschäftsjahre einen Umsatz von 65 816,5 Doppel⸗Centnern aufzuweisen hatte, welche Zahlen den Beweis er⸗ bringen, daß die Steigerung in der Benutzung der Vermittelung von Handelsgeschäften in der Berichtsperiode eine besonders lebhafte war.
Nachdem der Bericht genehmigt und sodann bezüglich der die Bremer Ausstellung betreffenden Rechnung Entlastung ertheilt worden war, folgte ein Referat des Grafen von Arnim⸗Schlagenthin uͤber den Abschluß der Arbeiten des Wasserrechtsausschusses.
Ernteergebnisse. EFin Ueberblick über das Ergebniß der diesjährigen Ernte i der Gegend von Gera ergiebt der „Ger. Ztg.“ zufolge ein besseres Resultat, als früher erwartet wurde. Besonders ist die Weizenernte qualitativ und quantitativ gut ausgefallen; Oelfrüchte unter mittel; Roggen knappe Mittelernte; dagegen Sommerfrüchte über mittel, theilweise sehr gut und mit gutem Druschertrage. Die günstige Witterung von der letzten Hälfte des August an hat auch noch er⸗ möglicht, alles trocken einzuheimsen. Kartoffeln sind auf fetten Böden größtentheils unter mittel, auf mageren dagegen gut ausgefallen. Grummet und Futter haben ebenfalls gute Ernten ge⸗ liefert. Der Ertrag des Obstbaues ist sogar ein sehr guter. Seit vi rzehn Tagen werden Vorbereitungen getroffen, um die Herbstsaat zeitig genug und sorgfältig auszuführen, auch ist durchschnittlich eine erhöhte Thätigkeit für die Bearbeitung der Felder zu bemerken. In den konsumirenden Kreisen trägt man die Ueberzeugung, daß der Ernteausfall nich e abmindernden Einfluß auf den Brotpreis bleiben darr. 6 oo1A““
Verkehrs⸗Anstalten. 1 Laut Telegramm aus Aachen ist die zweite englische Post über Ostende vom 13. d. M. ausgeblieben. Grund: der Dampfer hat wegen Sturmes in Dover die Post nicht an Bord nehmen können. Laut Telegramm aus Herbesthal ist die dritte
englische Post über Ostende vom 13. d. M. ausgeblieben; Grund: Sturm im Kanal.
4,
E11“
Die Seeposten auf den deutschen Schnelldampfern zwischen Bremen, Hamburg und New⸗York weisen in ihrer Ent⸗ wickelung einen erfreulichen Fortschritt auf. Nicht nur, daß die an ihre Einrichtung geknüpften Erwartungen bezüglich der Beschleunigung der zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gewechselten Correspondenz in vollem Maße in Erfüllung gegangen sind, sondern es werden die Seeposten auch Seitens der Reisenden an Bord der Dampfer in erheblichem Umfange in Anspruch genommen. So wurden z. B. auf dem am 28. August von Cuxhaven nach New⸗York abgegangenen Dampfer „Fürst Bismarck“ der Hamburg⸗Ameri⸗ kanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft bereits während der ersten 24 Stunden der Fahrt nicht weniger als 250 Briefe und 350 Postkarten nach europöäischen Orten bei der Seepost eingeliefert, welche die Sendungen derart bearbeitet in Southampton ablieferte, daß sie ohne Aufenthalt weitergesandt wer⸗ den konnten. Schon vor der Abfahrt aus Cuxhaven hatte die See⸗ post den Reisenden 200 Briefsendungen, 13 Telegramme und einige Packete zugestellt, welche mit der Bezeichnung „an Bord des Fürst Bismarck' eingegangen waren.
Von der Tbätigkeit der Seeposten liefern einzelne uns zugäng⸗ liche Zahlen über die Menge der Briefsäcke ein annäherndes Bild. So waren während der 8ztägigen Reise der „Spree“ von Bremen nach New⸗York 290 Briefsäcke und 550 Einschreibbriefe zu behandeln, während die Seepost des im September von New⸗York
abgegangenen „Fürst Bismarck“ sogar 316 Säcke und diejenige des
* 8
Norddeutschen Llovyddampfers „Lahn“ 550 Briefsäcke an Bord hatte. Die Zahl der bearbeiteten Einschreibsendungen ist bei einzelnen Fahrten außergewöhnlich hoch gewesen und bis auf 2641 gestiegen.
Bremen, 13. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern Nachmittag in Nordenham, der Dampfer „München“ heute, von Baltimore kommend, in Bremerhaven und der Dampfer „Frankfurt“ bheute, vom La Plata kommend, in Bremerhaven eingetroffen. Der Schnell⸗ dampfer „Havel“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt.
— 14. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Karlsruhe“ hat am 12. Oktober Nachmittags die Reise von Genua nach Port Said fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Havel“, am 6. Oktober von New⸗York abgegangen, ist am 13. Oktober Nachmittags in Southampton angekommen.
Hamburg, 14. Oktober. (W. T. B) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Rugia“ ist heute Morgen 8 Uhr in Dover eingetroffen.
London, 13. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Nubian“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgeg Theater und Musik. 11“
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Das Berliner Theater wurde gestern durch den Besuch Seiner Hoheit des Erbprinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen in Begleitung des zur Zeit in Berlin zum Besuch weilenden Prinzen und der Prinzessin von Montpensier, Königlichen Hoheiten, ausgezeichnet. Die Herr⸗ schaften wohnten mit ihrem Gefolge der Aufführung des „Hütten⸗ besitzer“ bis zum Schlusse bei. Dem Direktor Ludwig Barnay, der sie begrüßte und in den Zwischenakten wiederholt in die Hofloge berufen wurde, sprachen die hohen Gäste zum Schlusse ihre voll⸗ kommenste Anerkennung für die Aufführung aus.
Das Schauspiel „Eine Geldheirath“ von Gustav Schwarzkopf und C. Karlweis hat im Lessing⸗Theater auch bei der zweiten und dritten Wiederholung vor vollbesetztem Hause in den ernsten wie in den heiteren Scenen, getragen von einer mustergültigen Darstellung, eine so lebhafte Wirkung geübt, daß der Novität nunmehr ihre Stellung im Repertoire gesichert ist. Die nächsten Wiederholungen sind auf Freitag und Sonntag festgesetzt
Die 75. Aufführung von „Jung⸗Deutschland zur See“ hatte gestern Abend im Belle⸗Alliance⸗Theater ein zahlreiches Publikum zusammengeführt, welches den vortrefflichen Leistungen der Darsteller wie auch dem interessanten Stück selbst lauten und an⸗ haltenden Beifall und schöne Blumengaben spendete. Besonderen Jubel riefen wieder das Wettrennbild und die ebenso aktuellen als witzigen Gesangsvorträge hervor.
Der Erfolg, den das Thomas⸗Theater am Montag Abend mit der Aufführung des Schwankes „Herr und Frau Doktor“ und dem Einakter „Der Präsident“ erzielt hat, veranlaßt die Direktion, diese beiden Stücke noch weiterhin auf dem Repertoire zu belassen. Zunächst also werden diese beiden Schwänke heute, morgen und Freitag auf⸗ geführt, um dann abwechselnd mit der Posse „Mädchenschule“ in Scene zu gehen. Der pekuniäre Erfolg der vorgestrigen Wohl⸗ thätigkeitsvorstellung zum Besten des Nationaldanks für Veteranen war ein sehr bedeutender, sodaß an den Vorstand eine erhebliche Summe abgeführt werden konnte.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung: “
1 Gewinn von 10 000 ℳ auf Nr. 105 351. 2 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 31 559. 90 720.
2 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 150 215. 186 215.
1 Gewinn von 1500 ℳ auf Nr. 154 577.
9 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 4930. 15 476. 23 015. 46 083. 71 767. 85 161. 112 747. 120 298. 166 433. ½
15 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 5180. 22 056. 49 236. 53 149. 53 167. 53 522. 64 487. 93 872. 102 578. 103 696. 108 451. 136 365. 158 654. 165 367. 165 823.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 185. Königlich preußischer Klassen otterie fielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 5000 ℳ auf Nr. 68 665. Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 90 909. 92 681.
11 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 3639. 59 468. 80 734. 28 8 98 899. 103 023. 118 319. 124 960. 136 900. 137 289. 16 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 2540. 23 708. 26 488. 27 172. 37 880. 38 006. 50 922. 65 070. 69 064. 100 928. 150 498 159 001. 167 641. 173 099. 178 546,. 184 549.
Jagd.
Freitag, den 16. d. M., findet Königliche Parforce⸗ jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr am Moosfenn an der alten Langerwischer Straße, Forstrevier Potsdam, Belauf Plantagenhaus. 3
Rennen zu Hoppegarten. Dienstag, 13. Oktober.
I. Weltmann⸗Handicap. Hrn. Kühn's br. St. „Lotte“ 1. Mr. Cuthbert's „Edelgarde“ 2., Hrn. May's „Wildgraf: 3. Im Handgalopp mit anderthalb Längen gelandet; „Wildgraf“ dreiviertel Längen hinter „Edelgarde“ Dritter. Werth: 5039,58 ℳ der Siegerin, 1160 ℳ der Zweiten, 740 ℳ dem Dritten.
II. Kinder⸗Trost⸗Rennen. Frhrn. Ed. v. Oppenheim's br. 2 „Simon“ †1., Hrn. v. Pechy's br. St. „Jceland’s Kate“ †2.,
ürst Hohenlohe ⸗Oehringen's „Quinoa“ 3. Nach todtem Rennen um einen Hals herausgeritten; „Quinoa“ eine Länge hinter dem Paar Dritte. Werth: 4000 ℳ dem Sieger, 1550 ℳ der Zweiten, 100 ℳ der Büttge er, Verk tober⸗Verkaufs⸗Handicap. Frhrn. v. Schrader'’s br. H. Calderon“ 1., Hptm. R. Spiekermann's „Minna“ 8 Hrn. J. Kühn’s „Boshaft⸗ 3. Siegte nach Kampf um einen Kopf; eine Länge Zwischen der Zweiten und Dritten. Werth: 2630 ℳ dem Sfegr 240 ℳ der Zweiten. „Calderon“ wurde für 2600 ℳ zuräck⸗ gekauft.
IV. Marketenderin⸗Rennen. Frhrn. v. Schrader's F.⸗H. Firten. 1, Mr. G. Long jun.s „Bielau“ 2., Hrn. V. Fg „Melusine“ 3. Nach Gegenwehr um einen Hals gewonnen; „Melu⸗ sine“ eine halbe Länge hinter „Bielau“ Dritte. Werth: 2750 ℳ dem Sieger, 240 ℳ dem Zweiten. — „Fiasco“ wurde für 4200 ℳ vcg ts81. vevb;
OC-Dur-Handicap. Frhrn Ed. v. Oppenheim's schwbr. St. „Micasla“ 1., Hrn. U. v. Oertzen’s „Dororhen. 2., Felsch E. v. Falkenhausen's „Maikäfer“ 3. Siegte mühlos mit einer Länge; ein Hals zwischen der Zweiten und dem Dritten. Werth: 5000 ℳ der Siegerin, 1034 ℳ der Zweiten, 656 ℳ dem Dritten.
VI. Mönchsheimer Jagd⸗Rennen. Rittm. Kimmerle’'s F.⸗H. „Rausbold „ Hr. O. v. Dewitz 1., Hrn. v. Tepper⸗Laski's
„Lt. Frhr. v. Reitzenstein I. 2., Hrn. Albert's „Cosmopolit“,
Willich 3. Nach schärfstem Kampf um einen knappen Kopf
herausgeritten, Cosmopolit“ eine halbe Länge hinter „Notar“ Dritter. Pent⸗ 4240 ℳ dem Sieger, 520 ℳ dem Zweiten, 220