1891 / 244 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

.““

Clüver, à la suite des Infanterie⸗Regiments von Horn und Eisen⸗

begann er auch dies Concert mit dem schönen, nur zu selten gespielten Septett von Hummel (op. 74, D- moll). Mit tadelloser Sauberkeit und sicherer Beherrschung der bedeutenden technischen Schwierigkeiten dieses Werkes verbindet der Künstler zugleich einen weichen, gesangreichen Anschlag und eine sehr verständnißvolle Vortragsweise, die nur zuweilen eine gewisse Unruhe bemerken läßt. An der im Ganzen sehr gelungenen Ausführung betheiligten sich noch die Herren Bleuer, Dösburg, Bouman, Roßmann, Andersen, Klimm und Mahns, Mitglieder des Phil⸗ harmonischen Orchesters. Der Pianist brachte die erwähnten Vorzüge seines Spiels noch in der fünften Fuge des „wohltemperirten Kla⸗ viers“ von Bach (D-dur), sowie einer Gavotte und der Ouverture zur 21 Cantate von Bach (arrangirt vom Concertgeber) vortrefflich zur Geltung. Ein Gleiches gilt von der Ausführung der Beethoven⸗ schen C-moll⸗Sonate mit Violine, an der Herr Bleuer sich sehr wirk·⸗ sam betheiligte, und von den zum Schluß noch vorgetragenen Klavier⸗ stücken, den Nachtstücken von Schumann und der Polonaise von

Schubert.

In der Vorstellung der „Räuber“ am morgigen Sonnabend im Königlichen Schauspielhause setzt Herr Borcherdt vom Stadt⸗ Theater in Leipzig als Franz Moor sein Gastspiel fort. Herr Vollmer giebt an diesem Abend den Pater. Die erste Vorstellung des Lustspiels „Wohlthätige Frauen“ von L'Arronge wird am Sonn⸗ abend der nächsten Woche stattfinden. 8

Im Königlichen Overnhause geht, wie schon angekündigt, am Mittwoch zum ersten Male die Mascagni'sche Oper „Cavalleria rusticana“ in Scene. Beschäftigt sind darin die Damen Sucher, Rothauser und Staudigl, die Herren Sylva und Betz. Fräulein Lindner vom Königlichen Schauspielbause wird, um die tragische Wirkung des Schlusses des Werkes zu erhoͤhen, die Rolle der die Katastrophe mittheilenden Bäuerin übernehmen. Herr Kapellmeister Weingartner leitet die Einstudirung des Werks, die Dekoration ist nach einem Entwurf des Hofmalers Herrn Pro⸗ fessor Hertel hergestellt worden. Der Oper voraus geht die mytho⸗ logische Tanzdichtung „Prometheus“ mit der Musik von Beethoven. Herr Glasemann ist Darsteller des „Prometheus“, Fräulein dell' Era Darstellerin der „Pandora“. .

Im Wallner⸗Theater beehrten Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Montpensier nebst Gefolge die gestrige Vorstellung von „Telephon⸗ Amt VII“ mit ihrem Besuch.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater findet morgen, Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr, die erste diesjährige Kindervorstellung zu bedeu⸗ tend ermäßigten Preisen statt. Zur Aufführung gelangt mit neuer durchweg glänzender Ausstattung die Märchenkomödie „Die Heinzel⸗ männchen“ von Oscar Klein, Musik von Fr. Volbach.

Morgen, Sonnabend, 7 ½ Uhr, findet in der Sing⸗Akademie das Concert der Pianistin Fräulein Magda Eisele statt, in welchem das Philharmonische Orchester unter Leitung des Herrn Rud. Herfurth mitwirkt. Am Sonntag Nachmittag 6 ½ Uhr findet im Kroll'schen Theater der II. Volksunterhaltungs⸗Abend statt, für welchen die Damen Lilli Marsala und Magdalene Voigt, sowie die Herren Julius König und Bernhard Sinsheimer ihre Mitwirkung zugesagt haben. Der Baritonist Herr Adolf Schulze wird in seinem am 20. Oktober in der Sing⸗Akademie stattfindenden Lieder⸗Abend außer den bereits be⸗ kannt gegebenen Werken Aug. Bungert's „Loreley“ und drei Kom⸗ positionen von Hans Sommer, „Nachts“, „Ganz leise“ und „Lockung“

zu Gehör bringen. Jagd.

An den ersten beiden, vom schönsten Wetter begünstigten Jagdtagen dem 13. und 14. d. erlegten Seine Majestät der Kaiser und König in der Schorfhaide 2 Vierzehner, 6 Zwölfer, 1 Zehner, 1 Achter und 1 Schaufler.

Mannigfaltiges Ueber den Unglücksfall, welcher, wie gestern erwähnt, dem Major

bahnlinien⸗Kommissar in Altona, auf dem Bahnhof zu Wilhelms⸗ Hamburg und Harburg, zugestoßen, schreibt man der „A. R C.“: Der Major gerieth, nachdem er den Bahnhof kaum ver⸗ lassen hatte, unter einen heranbrausenden Eisenbahnzug, der ihn schwer ver⸗ letzte. Der Unglückliche wurde nach dem allgemeinen Krankenhause gebracht, woselbst ihm der rechte Arm sofort amputirt wurde. r tzungen am Kopfe hat Major Clüver den Hergang bei U wie folgt mittheilen können: „Ich ging auf dem of über das Geleise; als ich mich auf demselben befand, kamen zwei Züge von entgegengesetzten Richtungen daher. Um mich noch f ich mich zwischen das Geleise nieder, wurde aber faßt, überfahren und verwundet.“ Es soll das Schlimmste

für den Kranken zu befürchten sein.

Zum Besten der Berliner Stadtmission wird, der „N. Allg. Ztg.“ zufolge, in den Konferenzsälen des Anhalter Bahnhofs 5. und 6 November in den Stunden von 11 bis 4 Uhr ein Verkauf veranstaltet. Freunde der Stadtmission sind um ihre thätige Mithülfe, sowohl durch Einsendung von Gaben, Wild, Geflügel, Kuchen, eingemachten und frischen Früchten ꝛc., Armensachen und sonstigen praktischen Gegenständen, wie auch durch theiligung am Kauf, gebeten. Die Sendungen sind zu richten an das Centralbureau der Berliner Stadtmission, SW. Johannistisch 6, oder an Fräulein von Dedenroth, W. Schellingstr. 12.

das Gesuch der amerikanischen Gemeinde in berlassung eines Theils des Lützowplatzes als Bauplatz

burg, zwischen

schweren Verle

velehn ür eine Kirche worden ist, hat die Gemeinde, der „Voss. Ztg.“ zufolge, beschlossen,

ein Gesuch an Seine Majestät den Kaiser einzureichen.

Die Fagade des Domes wird, wie die „Staatsb.⸗Ztg.“ meldet, augenblicklich mit einem Leitergerüst bekleidet, von welchem aus die schadhaften Stellen des Kalkputzes ausgebessert werden sollen.

Zwei neue Krankenhaus⸗Anlagen der Stadt Berlin gehen, hiesigen Blättern zufolge, ihrer Eröffnung entgegen: das Krankenhaus für Epileptische zu Lichtenberg und die Irrenanstalt zu Kaulsdorf. Ersteres ist seiner Vollendung noch näher als letzteres, das soeben im Rohbau fertig geworden ist. Beide Bauten machen sich durch ihre Thurmaufsätze weithin bemerkbar.

Herr H. Ernst, in Firma C. F. Rochlitz, Großubrenfabrik, Berlin S., Brandenburgstraße 55, schreibt der „Voss. Ztg.“: die Mit⸗ theilung, daß das Glockenspiel an der Uhr der Parochial⸗ kirche durch holländische Meister, welche eigens zu diesem Zweck hierher berufen worden seien, wiederhergestellt sein soll, sei irrthüm⸗ lich. Die Herstellung des Glockenspiels sei vielmehr ohne Hinzuziehung fremder Meister nannten sei der

Graf Joachim Pfeil, welcher für heute Abend einen Vortrag in der Deutschen Kolonial⸗Gesellschaft (Abtheilung Berlin) im Architektenhause zugesagt hatte, ist daran verhindert. An seiner Stelle wird der Afrikareisende Herr Paul Reichard über Uhehe und die angrenzenden Länder sprechen.

Auftrag dazu ertheilt gewesen.

Der Verein ehemaliger Kameraden vom Regiment

Alexander or 17. d. M., Abends 9 Uhr, im Restaurant Belvédère Stralauer 888

Brücke ab.

scheinen. Trotz der wesen seien.

nennen, die ihm Mittheilung von hätten, welche in dem Flugblatte der Opposition enthalten ge⸗ Alle Mitglieder der Opposition seien bereit, aus der Partei auszutreten. Opposition anarchistis

Fischer -Berlin warf der

815 Mannheim, 16. Oktober. (W. T. B.) Bei der heutigen

Wien rege Be⸗ 4

von den städtischen Behörden abschläglich beschieden

wahrung hin;

nur durch ihn bewirkt worden, und nur dem Ge⸗

beraumt.

hält seine nächste Sitzung am Sonnabend,

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Erfurt, 16. Oktober. Sitzung des Sozialistentages vertheidigten Auerbach Magdeburg, Dr. Lux Magdeburg, Wildberger —Berlin und

in neuerer Zei gebracht worden.

Bern, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Bundesrath hat zu Commandeuren der vier neu kreirten Armee⸗ Corps die Obersten Ceresole, Feiß, Wieland und Bleuler ernannt. Die Volksabstimmung über den Ankauf der Centralbahn wurde auf den 6. Dezember d. J. an⸗

Brüssel, nehmen nach wird der Kriegs⸗Minister zur Eröffnung der Parlamentssession von der Kammer einen Kredit 500 000 Fr. zur 2 Milizklassen, und zwar aus den Jahrgängen von 1885, 1886 und 1887 beanspruchen. Die Einberufenen in Stärke - von 23 000 Mann sollen in Beverloo im Januar während

Neuwahl eines Ober⸗Bürgermeisters wurden von 118 Wahlberechtigten 105 Stimmen abgegeben, davon entfielen auf den Ober⸗Amtmann Beck (Rastatt) 93 Stimmen. Der⸗ selbe ist somit gewählt. 16. Oktober. Sitzung des Abgeordnetenhauses richteten die Abgg. Sokol und Genossen eine Jaterpellation an den Minister⸗Präsi⸗ denten wegen des Vorgehens der Prager Polizei bei dem Empfange der Ausstellungsbesucher:insbe sondere beschwerten sich die Interpellanten wegen des polizeilichen Verbots des Empfanges G aus Rußland. Der Abg. Vasaty führte Beschwerde wegen der Nichtaufnahme seiner gestern in czechischer Sprache gehal⸗ tenen Rede in das stenographische Protokoll. Der Präsident erklärte, nur in deutscher Sprache gehaltene Reden könnten in die stenographischen Protokolle aufgenommen werden. 1 Reichenberg i. B., 16. Oktober. (W. T. B.) Nach authentischer Mittheilung wurde ge . Traversen der schwarzen Brücke auf Stadtgebiet Reichen⸗ berg von einem Kuhhirten ein Gefäß aus Eisenblech gefunden, in als Dynamit in losen Stücken und in Patronen, Schwarz⸗ pulver und Zündschnüre befanden, ferner eine Weißblech⸗ büchse, 120 mm hoch und 76 mm im Durchmesser, vollständig als Bombe mit Dynamit geladen, sowie mit einer am Ende mit Feuerschwamm versehenen Zündschnur montirt. Die Beschaffenheit der Sprengstoffe, zeigen älteren Ursprung und deuten auf eine längere Ver⸗ sie sind auf den jetzigen Fundort jedenfalls e st t in Folge der vielseitigen Hausdurchsuchungen

(W. T. B.) In der heutigen

der Besucher aus slavischen Ländern, darunter

welchem sich verschiedene Sprengstoffe,

16. Oktober. (W. T. B.) Dem Ver⸗

Einberufung von drei

einer Zeitdauer von zwölf Tagen sich mit der Handhabung

Depeschen. 1 (W. T. B.) In der heutigen

der neuen Infanteriewaffe vertraut machen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 16. Oktober, Morgens 8 Uhr.

Wind. Wetter. in etter fang 71 Ube⸗

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim Temperatur in ° Celsius 00”—Scoo 50 C. = 40 R.

Mullaghmore V 733 NNO 6 Regen Aberdeen. 745 SO 7 bedeckt Christiansund 743 W 8 Regen Kopenhagen. 761 3 heiter Stockholm. 752 4 wolkig e 6 Nebel

t. Petersburg 761 1 bedeckt Moskau . . . 767 1 bedeckt Cork, Queens⸗

xbö777 6 wolkig 8 Cherburg .. 753 4 12 757 2 wolkenlos 10 759 2 heiter 10 762 2 wolkenlos 9 764 28 2 wolkenlos 11 Neufahrwasser 762 3 wolkenlos 12 Memel 760 4 wolkig 14

Prris E1I1““ 2 bedeckt 12 ünster. 760 2 heiter 8 Karlsruhe.. 762 3 beiter 13 Wiesbaden. 762

—,—

Clémenceau.

still halb bed. 10

München 763 S 4 heiter 12

Chemnitz . 765 1 wolkenlos 10

Berlin 765 2 wolkenlos 10

Wien 765 still heiter 12

766 2 wolkenlos 13

756 4 heiter 15

765 2 balb bed. 15

L 16u“ still wolkenlos 18 Uebersicht der Witterung.

Ein neues tiefes Minimum ist über Irland er⸗

schienen, welches in der Irischen See schweren Süd⸗

weststurm, in Hurstcastle stürmischen Westsüdwest

Schauspielhaus. 219. Vorstellung. Die Räuber. r. Borcherdt, vom Stadt⸗Theater in Leipzig, als 8 b i⸗ Gast.) Anfang 7 Uhr. an Dekorationen, Kostuͤmen, Ballets, Waffen⸗Requi Sonntag: Opernhaus. Keine Vorstellung. 2. Svmphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. An⸗ (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Wirk⸗

Schauspielhaus. Keine Vorstellung

Das goldene Buch.

von Franz v. Schönthan. Sonntag: Das goldene Buch. Montag: Faust.

Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Der Fall

Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d'Artois. Anfang 7 ½ Ubr. 4

Sonntag: Eine Geldheirath. Schauspiel in Direktion: Emil Thomas. 3 Akten von Gustav Schwarzkopf und C. Karlweis. 19. Male, mit vollständig neuer Ausstattung:

Tessing-Theater.

Telephon⸗Amt VII. 3 Akten von Antony Mars und Maurice Desvallières. Deutsch pon Herm. Hirschel. Serpette. Anfang 7 ½ Uhr

Sonntag und Montag: 2

In Vorbereitung: Gewagte Mittel. Luftspiel Anfang 7 ½ Uhr. in 3 Akten von Francis Stabl. geschichten. Posse in 1 Akt von Jul. Freund.

Musik von Gaston Telephon⸗Amt VII. Vorher: Sport⸗

Friedrich- Wilhelmslädtisches

. Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum iller. (Franz: 79. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung

siten, Beleuchtungseffecten ꝛc. ung⸗Deutschland zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten

liches Rennen auf der Bühne von lebenden

Pferden. Anfang 7 ½ Uhr. 8* Nachmittags 3 ½ Uhr: Zu bedeutend ermäßigten

Preisen. Erste Kinder⸗Nachmittags⸗Vorstellung.

Beutsches Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: „Die Heinzelmännchen.“ Märchen⸗Komödie mit Schauspiel in 3 Aufzügen Gesang und Tanz von Oscar Kleiin.

8

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum

47. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav

Verliner Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗

Die Bluthochzeit.

Sonntag: Nachm. 2 ½ Uhr: Ein Tropfen Gift. sind aus dem Atelier der Herren Abends 7 ½ Uhr: Die Bluthochzeit.

ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen Wagner und

Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Alte Jakobstraße 30.

Thomas-Theater. Sonnabend: Zum

Mädchenschule. Henenl., pofe in 3 Akten (4 Bildern) von Alexander Bisson. Musik von

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 10. Male: Louis Gregh. Frei bearbeitet von Richard Gense. mit Gesang in In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas.

Anfang 7 ½ Übr Sonntag: Herr und Frau Doktor. Lustspiel

in 4 Akten von H Heinemann. Hierauf: Der

Präsident. Lustspiel in 1 Akt von W. Kläger.

Concerte.

Theater. Sing-Akademie. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr:

verursacht; auch für das südliche Nordseegebiet ist Sonnabend: Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten Concert der Pianistin Magda Eisele mit 23 Phil⸗

unruhige Witterung wahrscheinlich. In Deutschland von West und Held. ist das Wetter ruhig, heiter und mild. An der west⸗ gr. Binder. Pirigent: Pr. Kapellmeister Karpa.

deutschen Küste, stellenweise auch im westdeutschen Binnenlande ist Regen gefallen; in Hamburg, Kiel und Swinemünde auch in Begleitung von Gewitter⸗ erscheinungen. Rochespoint meldet 21 mm Regen. Deutsche Seewarte.

nfang 7 Uhr

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ Dreien der Glücklichste. Schwank in 3 Akten

. 1 8 von Labiche und baus. 210, Vorstellung. Lohengrin. Romantische Anfang Uhr⸗

Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Frnag: Der Vogelhändler.

In Scene gesetzt von

Sonntag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Musik von C. Zeller. Regie: harmonische Orchester. (Dir.: Rud. Herfu th.

8 Concert-Haus. Sonnabend: Karl Mevder⸗ 1“ Concert. Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ weiland Kaiser Friedrich's III., „Avxe Maria“ von berg. Sonnabend: Zum 18. M.: Besuch nach der Bach.Gounod. „Trauermarsch“ v. Chopin. „Largo Hochzeit. Lustspiel in 1 Akt von Alexander Dumas. v. Händel. Anfang 7 ½ Uhr.

Deutsch von Paul Block. Sigmund Lautenburg. Hierauf, zum 18. Male: Von

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Regie: Emil Lessing. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof)

Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Circus Renz. Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Gala

Vorstellung, „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, gr hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abthei⸗ lungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc. Dampfschist⸗ und Bootfahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Knunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß⸗ Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrahlend. Außer⸗ dem: Schulpferd Solon, ger. von Frl. Clot Hager. 6 Trakehner Rapphengste, zusammen dressirt und vorgef. von Hrn. Franz Renz. Eine Schul⸗ quadrille, geritten von 8 Herren. 6 Gladiatoren. Sisters Lawrence am fl. Trapez. Auftreten der Reitkünstlerinnen Frls. Adele u. Marie Chiarini, sowie der Reitkünstler Herren Fascio und Felix Chiarini ꝛc. Komische Intermezzos von sämmtl. Clowns. B Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachm. 4 Uhr (ein Kind frei): „Aschenbrödel“ (Ballet: Frühlingsreigen, Walzer). Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgoland“.

Faäamilien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Emmy von Puttkamer mit Hrn. Lieut. Fritz Guradze (Gnesen). Frl. Elisabeth von Gersdorff mit Hrn. Pastor Ernst Metzenthin (Strehlen Wabnitz, Kreis Oels).

Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Werner von Heinemann mit Frl. Marie von Gerlach (Mönch⸗ motschelnitz). Hr Kreis⸗Schulinspektor Waschow mit Frl. Anna Scharff (Rosenberg O⸗S.). Hr Landrichter Emil von Hinüber mit Mary Freiin von dem Bussche⸗Haddenhausen (Bücke⸗ burg). Hr. Christoph Graf Vitzthum v. Eckstaedt 298 Elisabeth Gräfin Harrach (Tiefhartmanns⸗ dorf).

he. Ein Sohn: Hern. Gymnasiallehrer Jonetz (Brieg). Hrn. Landrath Guenther von Klitzing (Striegau). Hrn. Gymnasiallehrer Dr Treutler (Guben). Hen. Landrath von Liebermann (Bersenbrück.) Eine Tochter: Hrn. E. von Schickfus (Rankau).

Gestorben: Frl. Constanze von Thun (Carls⸗

ruhe O.⸗S.).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

den Konflikt nicht er⸗ Er wolle die sozialistischen Abgeordneten nicht den Thatsachen gemacht

e Tendenzen vor, die erwiesen seien. Auer forderte Widerruf Seitens der Opposition, verlangte

jedoch, daß zu der Redaktion desselben der gesammte Vorstand der Partei zugezogen werden müsse. 8

stern Vormittag unter den

sowie die Emballage

Werner— Berlin die Haltung der Opposition. Wildberger 8 3 erklärte, er werde vor der von Bebel beantragten Kom⸗ mission zur Entscheidung über

Verlag der Expedition (Scholz). 1

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Erste Beilage

en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen

.,—

Die Versicherungspflicht der Hausgewerbetreibenden.

In der Revisionssitzung des Reichs⸗Versicherungsamts, Abtheilung für Invaliditäts⸗ und Alterzversicherung, welche am 15. Oktober 1891 unter Vorsitz des Präsidenten Dr. Boediker abgehalten wurde, hat sich das Reichs⸗Versicherungsamt in mehreren Entscheidungen über die Auslegung des Begriffs der Hausgewerbetreibenden im Sinne des §. 2 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes vom 22. Juni 1889 ausgesprochen. Aus dieser Verhandlung, an welcher als Beisitzer der Spruchkammer der Königlich bayerische Bevoll⸗ mächtigte zum Bundesrath Landmann, der Königlich preußische Kammergerichts⸗Rath Freyschmidt und die Mitglieder des Reichs⸗ Versicherungsamts Dr. Kaufmann und Friedensburg, der Vertreter der Arbeitgeber Graf Beißel von Gymnich und der Vertreter der Arbeiter Kasche mitwirkten und zu welcher auch die Staats⸗

ommissarien Geheimer Regierungs⸗Rath Stier (Weimar) und Regierungs⸗Rath von Sybel (Berlin) erschienen waren, heben wir das Folgende hervor.

Es handelte sich zunächst um die Entscheidung der Frage, ob zwei Rentenanwärter, welche in Berlin als Hausweber thätig sind, zu den unselbständigen Heimarbeitern oder zu den selbständigen Hausgewerbe⸗ treibenden im Sinne des §. 2 a. a. O zu rechnen seien. Beide Personen waren seit einer langen Reihe von Jahren in ihrer Behausung an ihnen eigenthümlich gehörenden Webstühlen für bestimmte Auftrag⸗

eber mit Weben gegen Stücklohn beschäftigt gewesen. Einer dieser Weber war bei seiner Arbeit von seinen Kindern unterstützt worden. er Andere, welcher allein wohnt, ist seit Jahren Mitglied der esigen Weberinnung. Beide Personen waren weder bei Durchführung der Kranken⸗, noch auch der Unfallversicherung als Arbeiter der betreffenden Auftraggeber (Kaufleute) behandelt worden. Eine weitere Revisionssache betraf eine von einem hiesigen umfang⸗ reichen Konfektionsgeschäft mit Anfertigung von Damen⸗ mänteln ꝛc. in ihrer Wohnung beschäftigte Schneiderin. Diese erhielt die Stoffe Seitens des Geschäfts, schnitt jedoch Mäntel ꝛc. selbst zu und stellte sie fertig; sie wurde bei der Arbeit von ihrer Tochter unterstützt und hielt sich ihrer gewerblichen Thätigkeit wegen eine über die gewöhnliche Lebenshaltung der Personen ihres Standes hinaus⸗ gehende größere Wohnung. Bestimmte Kündigungsfristen waren in den vorgenannten Fällen zwischen den Beschäftigten und den auf⸗ traggebenden Firmen nicht vereinbart worden. Das Schiedsgericht hatte in diesen Fällen jedesmal die betreffenden Personen als versiche⸗ rungspflichtig und rentenberechtigt angesehen. 1 Das Reichs⸗Versicherungsamt hat die Urtheile des Schiedsgerichts aufgehoben und den Rentenanwärtern die Altersrente aberkannt, weil sich um selbständige Hausgewerbetreibende handle. Bei Publi⸗ kation der Entscheidungsgründe wurde von dem Vorsitzenden des Gerichts⸗ hofes auf die großen Schwierigkeiten hingewiesen, welche die Unterscheidunyg der unselbständigen Heimarbeiter von den selbständigen Hausgewerbetreibenden der Praxis bietet. Das Reichs⸗Versicherungsamt habe eins der wesentlichen Kriterien für die vom Gesetzgeber betonte „Selbständigkeit“ der Haus⸗ gewerbetreibenden in der persönlichen Unabhängigkeit derselben gefunden. In der eigenen Werkstatt sei der Beschäftigte alleiniger Herr, der den Beginn und das Ende, den Umfang und die Reihenfolge der Arbeit selbst bestimme, der frei sei in der Annahme von Gehülfen, in der Benutzung eigener Geräthe und Stoffe oder wenigstens Hülfsstoffe. Er könne sich für mehrere Arbeitgeber beschäftigen und nebenbei für eigene Rechnung arbeiten. Ihm bleibe vor Allem die Geschlossenheit des Familienlebens. Dadurch unterscheide sich der Hausgewerbetreibende wesentlich von dem in der Fabrik „oder Werkstatt eines Handwerksmeisters thätigen Arbeiter. Bei Prüfung des Einzelfalls sei deshalb das Maß der dem einzelnen Beschäftigten zustehenden persönlichen Unabhängigkeit in erster Linie festzustellen. Sodann sei aber in Betracht zu ziehen die b istorische Entwickelung, welche an den einzelnen Orten der betreffende Gewerbezweig genommen habe, und darauf hinzuweisen, daß in Berlin die Weberei und die Konfektionsbranche unbedenklich gewohnheits⸗ mäßig von Hausgewerbetreibenden in ihrer eigenen Wohnung betrieben zu werden pflegten. Was insbesondere die Weberei anlange, so sei sie ein sprechendes Beispiel der Hausindustrie fast überall in Deutsch⸗ land, so zwar, daß zahlreiche Personen dieselbe mit ihren Familien theils als Hauptberuf, theils als Nebengewerbe betrieben. Letzteres geschehe selbst von spannhaltenden Landwirthen, die im Winter die Arbeitskraft ihrer Knechte oder Mägde, die Spulkraft ihrer Kinder verwertheten. Eine Scheidung unter den Hauswebern sei hier schwer möglich, wenn es auch nicht ausgeschlossen sei, daß im einzelnen Falle ein Hausweber unselbständiger Lohnarbeiter sei. Wenn endlich auf den verwandten Gebieten der Kranken⸗ und Unfall⸗ ersicherung die drei gedachten Rentenanwärter nicht als Arbeiter be⸗ 1 handelt worden seien, so sei auch dies ein Umstand, der beachtens⸗ erth sei. Es würde mißlich sein, auf dem verwandten Gebiete der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung dieselben anders zu behandeln. Ueberhaupt sei es sozialpolitisch nicht erwünscht, den Stand der unselbständigen Arbeiter auf Kosten des Standes der selbständigen Gewerbetreibenden ohne Noth zu vermehren und demnach die mehr⸗ edachten Hausweber, welche sich bisher in Folge ihrer gewerblichen Selbständigkeit zu Innungen vereinigen durften, nunmehr indirekt dieses Rechts für verlustig zu erklären (§. 100 der Gewerbeordnung) 1 In zwei weiteren Revisionsfällen, welche die Thüringische Versicherungsanstalt betrafen und in welchen Rentenansprüche eines s. g. Hausweifers (Garnhaspelers) und einer andschuhknopfnäherin in Frage kamen, erschienen die thatsächlichen Feststellungen, welche das Schieds⸗ gericht seiner Annahme, daß die betreffenden Personen unselbständige Außenarbeiter, deshalb rentenberechtigt seien, zu Grunde gelegt hatte, dem Gerichtshofe nicht hinreichend, sodaß beide Urtheile ebenfalls aufgehoben und die Sachen an das Schiedsgericht zurückverwiesen wurden. Dabei wurde ausgesprochen, daß der vom Schieds ericht für entscheidend erachtete Umstand, daß die Rentenanwärter thatschlich lange Jahre hindurch bei einem und demselben Arbeitgeber beschäftigt waren, nicht gegen die Eigenschaft der Rentenanwärter als selbständige Gewerbetreibende spreche. Es sei vielmehr dies Verhältniß mit dem Begriffe des Hausgewerbetreibenden wohl vereinbar, und sei es an Plaͤtzen mit langjährt er Hausindustrie gar nicht selten, daß der ein⸗ zelne Auftraggeber über einen treuen Stamm von Hausgewerbe⸗ reibenden verfüge, ohne daß eine rechtliche Gehundenheit zwischen ihm und den Hausgewerbetreibenden bestehe. Von einem sogenannten detachirten Heimarbeiter, der nicht selbständiger Hausgewerbetreibender sei, werde man schon eher sprechen können, wenn die Detachirung aus zufälligen Gründen (wegen Raummangels, starken Arbeitandrangs) stattfinde, weniger aber dann, wenn die Klasse der Arbeiter überhaupt nie oder fast nie in dem Betriebelokale des Arbeitgebers arbeite, wenn seit Generationen die Arbeit im eigenen Hause geleistet werde. Dabei sei es denn auch von besonderer Bedeutung, wenn die Arbeit eine so einfache sei, daß die ganze Familie einschließlich der altersschwachen Personen und der Kinder dieselbe fertigstelle, wenn auf diese Weise die letzte und die erstbeginnende Arbeitskraft des Menschen verwerthet und fern von der Aufsicht und Disziplin dessen, für den („zu“ dem) gearbeitet werde, in unbestimmter Zeit das Werk fertig gestellt wenn mit jedem fertigen Werk das Sean zum Auftraggeber abgebrochen, mit jedem neuen Werk das Verhältni von Neuem angeknüpft werde. Wenn das Gesetz dem Bundesrath das Recht gegeben habe, die Versicherungspflicht au ö auszudehnen, so dürfe diesem Rechte Seitens des Reichs⸗Versicherungs⸗

Berlin, Freitag, den 16. Oktober

amts um so weniger vorgegriffen werden, als es sehr schwierig sei, die Beitragszahlung für die Hausgewerbetreibenden mit ihrer Ungebun⸗ denheit in der Arbeitszeit und in der gleichzeitigen Arbeit für mehrere Arbeitgeber zu regeln. Wie viele und welche Marken sollen verwendet werden, wenn ein Hausweber ꝛc. Wochen und Monate an einem Stück und gleichzeitig für Mehrere arbeitet? Die Zusprechung der Altersrente für die Einen zieht die Verpflichtung zur Beitragszahlung für alle in gleicher Lage Befindlichen nach sich.

Statistik und Volkswirthschaft. 8

Zur Hebung des Mittelstandes

hat sich gestern hier ein „Bund“ konstituirt, dessen Ziele aus fol⸗ genden Bestimmungen der Satzungen ersichtlich sind: Der Bund stellt sich die Aufgabe „die wirthschaftliche Lage der selbständigen Handwerksmeister und kleinen Gewerbtreibenden durch Einwirkung auf die Gesetzgebung und durch Selbsthülfe zu heben und das Nationalbewußtsein des deutschen Mittelstandes zu stärken“. Diese Ziele will der Bund erreichen „durch ener⸗ gische Agitation für die Aenderung der Konkursordnung, für Beseitigung oder wesentliche Einschränkung der Zuchthaus⸗ arbeit, Einschränkung des Hausirhandels, Aenderung des Submissionswesens und Einschränkung der Gewerbefreiheit.“ Der Bund plant ferner die Gründung von Genossenschaften zur Anschaffung billiger Rohprodukte, von Handwerkszeug u. dgl., er will seine Mit⸗ glieder über Kreditsuchende informiren und Rechtshülfe in Prozeß⸗ sachen gewähren. Mitglied des Bundes kann jeder selbständige deutsche Handwerker und Gewerbtreibende werden, der sich im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindet und sich verpflichtet, die gemein⸗ samen Interessen des Bundes zu fördern.

Armenwesen deutscher Städte.

Die Armenverwaltung von Dortmund, an deren Spitze der Bürgermeister Arnecke steht, bezeichnet ihre Rechnungsergebnisse für 1890/91 wiederum als günstig. Die definitiv geleisteten Aus⸗ gaben für Armenzwecke betragen einschließlich der Verwaltungs⸗ kosten 197132 ℳ, d. i. auf den Kopf der Bevölkerung 2 20 ₰, (70 weniger als 1885.) Die offene Armen⸗ pflege kostete 90 071 ℳ, die Armenpflege in geschlossenen Anstalten Dortmunds 43 076 ℳ, die Armenpflege in gewissen Dort⸗ munder und in auswärtigen Anstalten, sowie in anderen Armen⸗ verbänden 84 559 „Im laufenden Jahre wird sich in Folge der hohen Lebensmittelpreise und Miethen eine Steigerung der Ausgaben nicht vermeiden lassen,.“ Das Elberfelder System ist seit 1874 ein⸗ geführt. Die letztjährige Gesammtausgabe der städtischen Armen⸗ pflege in Elberfeld betrug 635 000 ℳ, wovon 425 000 durch Gemeindesteuer zu decken waren. Davon entfallen auf den Kopf der Be⸗ völkerung 3,46 gegen 3,34 im Vorjahre. Es wurden im Ganzen 4978 Personen unterstützt.

9 ..“

8

Rentengüter.

Im Rybniker Kreise sollen dem „Oberschlesischen Anzeiger“ zufolge zwei Güter, das Freigut Smollna, dicht bei der Stadt Rybnik ge⸗ legen, und das Rittergut Pohlom bei Loslau im Wege der Renten⸗ gutsbildung unter Leitung und Vermittelung der Königlichen General⸗ Kommission zu Breslau parzellirt werden.

Ein Haushaltungs⸗ und Kochunterricht

ist in der Volksschule in Karlsruhe am 3. Oktober eröffnet worden. Die von etwa 600 Volksschullehrern besuchte Jahres⸗ versammlung des badischen Lehrervereins in Offenburg nahm die Mittheilung der Karlsruher Kollegen hiervon mit großem Interesse entgegen und sprach sich allgemein für die Förderung dieses Unter⸗ richtszweiges, als im Interesse der Volkswohlfahrt liegend, aus.

Hauswirthschafts⸗Schule.

Der Verein für Volkswohl in Schönebeck hat, wie die „Modb. Ztg.“ meldet, in seiner letzten Versammlung beschlossen, mit der Errichtung einer Hauswirthschafts⸗Schule baldigst vorzugehen. In erster Linie sollen Töchter von Arbeitnehmern, die Mitglieder des Vereins sind, dabei berücksichtigt werden.

8 Zur Arbeiterbewegung. 8

In der gestrigen Sitzung des sozialdemokratischen Parteitages zu Erfurt sprach der Reichstags⸗Abgeordnete Auer, wie gestern bereits in einem kurzen Telegramm „nach Schluß der Redaktion“ berichtet wurde, an der Hand eines gedruckt vorliegenden Geschäftsberichts über die Thätigkeit des Parteivorstandes und schloß seine Rede mit einer heftigen Zurückweisung der Angriffe der Opposition. Nach vorliegen⸗ den Berichten geben wir folgende Ausführungen Auer's wieder:

Die Zahl der vom Vorstande abgesandten Briefe innerhalb der letzten 11 Monate habe ca. 3600, die der angekommenen Briefe 3200 betragen. Unter den erwähnten Briefschaften seien nicht diejenigen inbegriffen, die Seitens des Parteikassirers er⸗ ledigt worden seien. Der Vorstand habe mit 879 deutschen Orten brieflich zu verkehren gehabt. Es werde aller Orten über den Mangel an geeigneten Rednern Klage geführt. Diese Klage ertöne aber nicht bloß aus der Provinz, sondern selbst aus Berlin, obwohl es bekannt sei, daß es in Berlin eine ganze Reihe von rede⸗ begabten Genossen gebe. Der Vorstand sei nicht in der Lage gewesen, Abhülfe zu schaffken. Jetzt, wo es der Soözial⸗ demokratie gestattet sei, wieder in voller Oeffentlichkeit zu wirken, dürfte es gelingen, durch fortgesetzte Schulung Redner heranzubilden. Ebenso schwer sei es, allen Anforderungen Betreffs geeigneter Agitationsbroschüren zu entsprechen. Daß die Agitation auf dem Lande große Schwierigkeiten mache, liege in den Verhält⸗ nissen. Große Klage werde über den Mangel geeigneter lungslokale geführt und vielfach der Erwerb von eignen Versamm⸗ lungshäusern Seitens der Partei verlangt. Was die Parteipresse an⸗ lange, so sei nicht zu leugnen, daß der „Vorwärts“ große Mängel habe. Es würden aber vielfach Klagen laut, die oftmals von einer gewissen Unkenntniß redaktioneller Angelegenheiten zeugten. Der Vorstand habe nichts dagegen, wenn den Berliner Genossen ein gewisser Einfluß auf die Haltung und Redaktion des „Vorwärts“ eingeräumt und eine Ueberwachungskommission gewählt werde. Auf den Vorwurf der sog. Berliner Opposition, daß die Partei die kleinen Parteiblätter nicht unterstützt habe, sei zu bemerken, daß auf dem vorjährigen Parteitage beschlossen worden sei, Parteiblätter nicht zu unterstützen. Endlich, zur sogenannten „Berliner Opposition“ übergehend, bemerkte Auer: Die Opposition habe gegen die Fraktion und die Parteileitung die ärgsten Anklagen erhoben. s sei von Versumpfung, Schmarotzerthum u. s. w. gesprochen worden, das sich in der Partei breit mache. Es sei behauptet worden, daß der von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion eingebrachte Arbeiter⸗ schutz⸗Gesetzentwurf kaum von der sozialdemokratischen Ab⸗ eordneten gelesen worden sei, daß die Parteigelder nicht immer im

artelinteresse verwendet worden seien. Er könne im Namen der arteileitung erklären, daß sie Alles aufbieten werde, um in dieser Beziehung Klarheit zu schaffen. Auer forderte schließlich die Berliner

Opposion auf, entweder ihre Anklagen zu beweisen oder zu wider⸗ rufen, andernfalls sei das Tischtuch zwischen ihnen zerschnitten.

Nach der Rede lief ein Antrag Niederauer⸗Berlin ein, welcher verlangt,

daß in Zukunft bei Gelegenbeiten, wie beispielsweise am 1. Mai und ferner bei der Antikornzoll⸗Agitation, die Resolutionen, die bei diesen Gelegenheiten angenommen werden sollen, nicht vom Partei⸗ vorstand verfaßt und dann den Genossen zur Annahme empfohlen werden, sondern es einer jeden Versammlung zu überlassen sei, ihre eigenen Gedanken in einer Resolution zusammenzufassen.

Der Antrag fand die nöthige Unterstützung und wird

berathen werden. Cigarrenhändler Gottfried Schulz⸗ Berlin erstattete für die Kontrolkommission Bericht und be⸗ merkte, daß, trotz aller Anklagen, an die Kontrolkommission innerhalb der letzten elf Monate nicht eine einzige Beschwerde eingelaufen sei. Die Kontrolkommission habe Kasse und Bücher des Parteivorstandes vellkommen in Ordnung gefunden und beantrage, dem Parteivorstande Decharge zu ertheilen. Alsdann nahm für die Opposition der Buchdrucker Wil⸗ helm Werner⸗-Berlin das Wort: „In Bezug auf die erhobenen Anklagen könne er nur für seine eigenen Aeußerungen eintreten, da eine Opposition als geschlossene Partei nicht existire. Er sei im Juni v. J. von einer Berliner Schuh⸗ macherversammlung aufgefordert worden, über „Lassalle und die jetzige Sozialdemokratie“ einen Vortrag zu halten, und habe bei dieser Ge⸗ legenheit die bekannte Rede des Abg. von Vollmar kritisirt. Er sei dabei keineswegs soweit gegangen, wie die Abgg. Bebel und Liebknecht; es sei ihm nicht eingefallen, dem Abg. von Vollmar seine Vergangenheit vorzuhalten. Trotzdem sei er sowohl im „Vorwärts“, als auch im Hamburger „Echo“ und ganz besonders in der Fränkischen Tagespost“ auf das Schmählichste per⸗ sönlich angegriffen worden. In der Berliner Feenpalast⸗Ver⸗ sammlung, in welcher der Genosse Fischer über den Brüsseler Kongreß referirte, sei er von Bebel in der heftigsten Weise angegriffen worden, weil er sich erlaubt hatte, den Beschluß der Fraktion Betreffs der 1. Maifeier und den Antrag der Fraktion, wonach der Achtstunden⸗ tag erst vom Jahre 1898 ab gefordert werde, zu kritisiren. Diese und noch einige andere Kritiken veranlaßten den Abg. Bebel, zu er⸗ klären: Er werde den Nörglern auf dem Parteitage in Erfurt Gelegenheit geben, eine eigene Partei zu gründen. Wenn ein so geschulter Parlamentarier, wie Bebel, nervös erregt werde, dürfe man es einem bedeutend weniger geschulten Genossen auch nicht übel nehmen. Er sei der Meinung, ein richtiger Sozialdemokrat könne nicht immer den guten Ton vollständig innehalten. Er habe niemals gesagt, daß Schmarotzer und Schmeichler von der Parteileitun unterstützt werden. Er habe allerdings gesagt, daß Leute, wie Baake und HGlocke, die sich jetzt an die Parteileitung heranschmarotzen und der Meinung sind, ihr Magen sei gesättigt, wenn sie einem Abgeordneten einmal die Hand druͤcken können, im Jahre 1880 zur Gründung von anarchistischen Klubs aufgefordert haben, um gegen die verweichlichte Haltung der Fraktion Front machen zu können. Er könne eine Reihe von Zeugen hierüber nennen. Den Vorwurf könne er der Partei⸗ leitung nicht ersparen, daß fie dem Königsberger Parteiblatt, das doch auf einem sehr exponirten Posten stehe, jede Unterstützung ver⸗ sagt habe, sodaß das Blatt eingehen mußte, während der „Sächsischen Arbeiterzeitung“ in Dresden, die sich wohl selbst helfen konnte, Unter⸗ stützung zu theil wurde. Was die Haltung des „Vorwärts“ anlange, so sei zu tadeln, daß er Erklärungen gegen unrichtige Versammlungsberichte oftmals verweigere; auch sei es zu tadeln, wenn der „Vorwärts“ in so persönlich gehässiger Weise gegen Eugen Richter vorgehe. Auch die Art, wie der holländische Genosse Nieuwenhuis angegriffen wurde, sei zu tadeln. Er sei keineswegs Führer der Berliner Opposition und könne nur für das verantwortlich gemacht werden, was er selbst gesagt habe. Es sei in der vom Vorstande erlassenen An⸗ klageschrift auch von dem in Berlin erschienenen Flugblatt gesprochen worden; er müsse auch für dies Flugblatt jede Verantwortung ab⸗ lehnen. Es könne nicht über die Opposition im Allgemeinen ab⸗ geurtheilt, sondern jeder Einzelne müsse für seine Aeußerungen ver⸗ antwortlich gemacht werden.

Schuhmacher Niederauer (Berlin) erklärte, er sei der Meinung, daß die Partei kein Marionettentheater bilden dürfe. Wenn Ungehörigkeiten in der Partei vorgekommen seien, dann hätten die Genossen doch das Recht, ihre Meinung Peen zu machen. Wenn man nun sage, warum hat die Berliner Opposition nicht den Beschwerdeweg betreten, so sei zu erwidern: Die Berliner haben sich eben von dem Beschwerdeweg keinen Erfolg versprochen. Die Genossen haben eben allerorts ihre Eigenthümlichketten und die Berliner Genossen erst recht. Bäthge (Magdeburg) bestritt dem Vorstande das Recht, sich in die Zwistigkeiten der Magdeburger Genossen zu mischen. Redacteur Ewald (Branden⸗ burg a. H.) wandte sich gegen die Berliner Opposition, derman viel zu sehr Rechnung trage. Der „Vorwärts“ sei Organ der gesammten Partei, deshalb könne den Berlinern nicht das Recht der Kontrole über den⸗ selben eingeräumt werden. Storch (Stettin): Das Vorgehen der Berliner Opposition erschwere die Landagitation außerordentlich. Es wäre besser, wenn die Berichte über die Berliner Oppositions⸗ versammlungen nicht so ausführlich im „Vorwärts“ ständen.

Es nahmen sich weiterhin Hamburger und Frankfurter Vertreter das Wort. Der Tapezierer Wildberger⸗Berlin bemerkte u. A.:

Es werde ihm der Vorwurf gemacht, daß er öffentlich gesagt habe: es seien einem Abgeordneten 3 bis 5000 Unterstützung aus der Parteikasse gegeben worden; er habe mit seiner Aeußerung den Beweis liefern wollen, daß man Seitens der Parteileitung nach Gunst verfahre. Wenn Genosse Storch sage: die Mehrheit der Berliner Opponenten habe unter dem Sozialisten⸗ gesetz noch nicht zur Partei gehört, so sei das unrichtig. Er habe alsdann weiter gesagt:; Sieben Achtel der Reichstags⸗Abgeordneten hätten den von der Reichstagsfraktion eingebrachten Arbeiterschutz⸗ Gesetzentwurf nicht gelesen. Nun, das sei wahr. Ein zur Partei ge⸗ hörender Reichstags⸗Abgeordneter habe ihm dies mitgetheilt und ein Zweiter habe es ihm bestätigt. Die Namen werde er öffentlich nicht nennen, sei aber bereit, sie dem Vorstand vertraulich mitzutheilen. Vorsitzender Singer erklärte im Namen des Bureaus und der Parteileitung, daß sie es ablehnen, von Herrn Wildberger die Namen der zwei Reichstags⸗Abgeordneten vertraulich entgegen⸗ zunehmen, und Herrn Wildberger auffordern, die Namen öffentlich zu nennen.

Die Debatte, an der sich noch Bebel, Frohme, Liebknecht und andere Vertreter betheiligten, füllte auch die ganze gestrige Nachmittagssitzung aus.

Aus Schlesien wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Bei dem vorwöchentlichen „Ausstande“ in Zabrze hat es sich, wie jetzt dem „O. A.“ gemeldet wird, gar nicht um Mehrforderungen der Arbeiter, welche sie durch Arbeitseinstellung zu erzwingen ge⸗ dachten, sondern um den Widerstand der Arbeiter gegen eine neue Form des Gedinges, durch welche se sich benachtheiligt glaubten, gehandelt. Nach der ihren auf die Berginspektion beschie⸗ denen, aber von einer Schaar anderer Bergleute begleiteten Dep