1891 / 247 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

6 iissceis 1. Reihe

zu dem vierprozentigen Anleihesche der Krefelder Eisenbahn⸗Gesell von 1891.

. Inhaber dieses hat vom 1. April (1. Oktober 18.. ab die . halbjährlichen Zinsen für die Zeit vom

bio. auf den obengenannten Anleiheschein über 500 bei Gesellschaftskasse zu erheben mit

ten

. ten (Trockener Stempel.) Die Direktion der Krefelder Eisenbahn⸗Gesellschaft. (Zwei Unterschriften eigenhändig oder faksimilirt.) Ausgefertigt: (Unterschrift eingenhändig.)

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Verjährt am..

nweisung zur Abhebung neuer Zinsscheine für den vierprozentigen Anleiheschein der Krefelder Eisenbahn⸗Gesellschaft, Ausgabe von 1891,

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Inhaber empfängt gegen Rückgabe dieser Anweisung bei unserer Gesellschaftskasse die folgende Reihe von 8 Stück Zinsscheinen zum vorbezeichneten Anleihescheine der Krefelder Eisenbahn⸗Gesellschaft, sofern nicht von dem Inhaber des Anleihescheines gegen diese Aus⸗ reichung Widerspruch erhoben ist. Im Falle eines solchen Wider⸗ spruchs oder wenn die Anweisung überhaupt nicht beigebracht werden kann, erfolgt die Ausreichung der Zinsscheine an den Inhabe Anleihescheines.

Krefeld, den .. ten

(Trockener Stempel.) Die Direktion der Krefelder Eisenbahn⸗Gesellschaft. (Zwei Unterschriften eigenhändig oder faksimilirt.) Ausgefertigt: (Unterschrift eigenhändig.)

Nr. 18 des Archivs für Post und Telegraphie (Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗Postamts) hat folgenden Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Die Eröffnung des Internationalen Elektrotechniker⸗Kongresses zu

rankfurt (Main). Das Post⸗ und Telegraphenwesen der Kolonie teu⸗Seeland im Jahre 1889. Entwickelung der verschiedenen Be⸗ förderungsarten und ⸗Mittel in den Vereinigten Staaten von Amerika (Fortsetzung) II. Kleine Mittheilungen: Die neuesten Spitzbergen⸗ Expeditionen. Die Drahtseilbahnen. Japanische Eisenbahnen. Medaille zur Erinnerung an die Einführung der Portechaisen in Leipzig. III. Literatur des Verkehrswesens: Dier Grundzüge der elektromagnetischen Telegraphie, sowie Zweck und Konstruktion der wichtigsten elektrischen Eisenbahn⸗Signal⸗Vorrichtungen. Unter be⸗ sonderer Berücksichtigung der bei den Eisenbahnen bestehenden Ein⸗ richtungen zum Gebrauch für Eisenbahnbeamte zusammengestellt und bearbeitet von R. Janecke. Vierte Auflage. Berlin 1891. Siemen⸗ roth & Worms. 80. 58 Seiten.

Entscheidungen des Reichsgerichts. 1

Als wissentlich falsche Anschuldigung ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 25. Juni 1891, eine an die Behörde in der Form der Aeußerung eines bloßen Verdachts gemachte Anzeige dann zu bestrafen, wenn diese Anzeige objektiv geeignet ist, gegen die mittelbar oder unmittelbar beschuldigte Person ein Strafverfahren herbeizuführen und der Anzeigende dies mit seiner Anzeige beabsichtigt hat.

Wegen ungebührlichen Benehmens einer Anzahl Personen aus dem einer öffentlichen Gerichtsverhandlung beiwoh⸗ nenden Publikum ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Straf⸗ senats, vom 25. Juni 1891, das Gericht nicht befugt, das Publikum aus dem Sitzungssaale zu entfernen, nur die Ruhestörer allein können entfernt werden. Sind diese nicht zu ermitteln, so ist das Gericht nur dann zu einer allgemeinen Ausweisung des Publikums befugt, wenn eine weitere Störung der Gerichtsverhandlung zu befürchten war.

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. Am 6. d. M. hat zu Straßburg eine Sitzung des Ausschusses der Landes⸗Versicherungsanstalt Elsaß⸗Lothringen stattgefunden, in welcher der Vorsitzende des Vorstandes Mittheilungen über die Geschäftslage der Landes⸗Versicherungsanstalt nach dem Stande vom 1. September d. J. machte und Vergleiche mit der Geschäftslage der benachbarten, annähernd gleich umfangreichen Versicherungsanstalten Großherzogthum Baden und Königreich Württemberg anstellte. Aus diesen Mittheilungen sei nach der „Straßb. Corr.“ Folgendes hervorgehoben:

Die Landes⸗Versicherungsanstalt Elsaß⸗Lothringen hat bis zum 1. September d. J. 3260 Altersrenten bewilligt. Durchschnittlich beläuft sich jede dieser Renten auf jährlich 139,58 ℳ, zu welchen das Reich 50 und die Landes⸗Versicherungsanstalt 89,58 beizutragen hat. Für die 3260 Renten sind also 455 030 ℳ, und zwar vom Reich. 163 000 und von der Landes⸗Versicherungs⸗ anstalt 292 030 aufzubringen. Die Versicherungsanstalten Baden und Württemberg haben bis zum 1. September d. J. nur 2307 bezw. 2641 Altersrenten bewilligt und für diese, wenn man den oben angegebenen Durchschnittsbetrag von 139,58 zu Grunde legt, 322 011 bezw. 368 630 zu verausgaben. Das Reich hat für Baden 115 350 ℳ, für Württemberg 132 050 bei⸗ zutragen, sodaß für die beiden Versicherungsanstalten 206 661 bezw. 236,580 verbleiben. Die Landes⸗Versicherungsanstalt Elsaß⸗ Lothringen hat also für die von ihr bewilligten Altersrenten jährlich 133 019 mehr als Baden und 86 500 mehr als Württemberg zu zahlen und nach Abzug des Reichszuschusses von diesen Beträgen 85 369 mehr als Baden und 55 450 mehr als Württemberg aufzubringen.

Während der ersten 8 Monate dieses Jahres sind bei der Landes⸗ Versicherungsanstalt Elsaß⸗Lothringen 1 632 900 ℳ, bei der Ver⸗ sicherungsanstalt Baden 1 578 387 und bei der Versicherungsanstalt Württemberg 1 697 016 aus dem Verkaufe von Beitragsmarken eingegangen. In Baden sind also 54 513 weniger, in Württemberg 64 116 mehr als in Elsaß⸗Lothringen vereinnahmt worden. Die verhältnißmäßig geringere Einnahme in Baden ist jedoch nur eine scheinbare. Dort werden nämlich sämmtliche Beiträge in Gemäßheit des §. 112 des Peseßes vom 22. Juni 1889 durch die Krankenkassen erhoben. Diesen Kassen sind bei der ersten Einrichtung eiserne Bestände an Beitragsmarken für den Be⸗ darf eines Vierteljahres gewährt worden. Die Kassen haben diese eisernen Bestände zunächst aufgebraucht und dieselben erst dann wieder durch Zukauf bei der Post ergänzt, wenn sie erschöpft waren. Es müssen deshalb, wenn man die wirkliche Einnahme feststellen will, zu den von der Post vereinnahmten Beträgen aus de Ve erkaufe v

.

Beitragsmarken die den Krankenkassen überwiesenen eisernen Bestände ganz oder wenigstens größtentheils hinzugezählt werden. Daraus er⸗ giebt sich, daß auch im Großherzogthum Baden die aus dem Ver⸗ kaufe von Beitragsmarken wirklich erlösten Beträge unzweifelhaft über diejenigen, die in Elsaß⸗Lothringen eingelaufen sind, hinausgehen.

Mais als menschliches Nahrungsmittel.

Die Verwerthung von Mais als menschliches Nahrungsmittel wurde, wie die „Poft. berichtet, am Sonnabend im großen Ber⸗ liner Handwerker⸗Verein vom dem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Rath Professor Dr. Thiel vom Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten einer gründlichen Betrachtung unter⸗ zogen. Redner untersuchte die Bestandtheile des Mais und deren Vertheilung im Vergleich zu Roggen und Weizen und den (hierauf sich gründenden Nährwerth sowie die Verdaulichkeit u. s. w. In ersterer Beziehung stehe der Mats dem Roggen und Weizen gleich, in letzterer übertreffe er beide. Der Mais solle übrigens nicht Hauptnahrungsmittel werden, sondern nur als Ersatz für Roggenausfall dienen. Dieser Umstand sei hervorzuheben gegen⸗ über den Einwänden, die man aus gesundheitlichen Rücksichten gegen die Maisnahrung erhebe. Außerdem aber dürfe man die in Nord⸗ Italien herrschende Pellagra weniger dem Maisgenuß an sich, als der unsauberen Art der Teigbereitung zuschreiben. Daß der Maisgenuß bisher bei uns im Gegensatz namentlich zu Nord⸗Amerika und Ungarn wenig oder gar keinen An⸗ klang gefunden habe, beruhe lediglich auf einem Vorurtheil, das nach und nach von selbst schwinden werde. Von dem Geschmack des Volkes werde es auch abhängen, welchen Umfang der Maisgenuß in Zukunft annehmen werde. Da Amerika bei seiner ungeheueren Produktion uns beliebig große Mengen liefern werde, würde es möglich sein, uns bezüglich der Volksernährung von Rußland unabhängig zu machen.

Zur Bekämpfung der Sozialdemokratie.

Der Verein zur Beförderung des Wohles der Arbeiter und zur Bekämpfung der Sozialdemokratie für den Kreis Jork und Buxtehude hielt, wie dem „Hann. Courier“ aus Altkloster berichtet wird, dort am Sonntag Nachmittag unter dem Vorsitz des Ritterguts⸗ besitzers von Marschalk eine Versammlung ab. Dr. Diederich Hahn⸗ Berlin sprach über die Irrlehren der Sozialdemokratie. Die erwartete sozialdemokratische Opposition blieb aus. Der Verein gedenkt im Laufe des Winters zur Förderung seiner Zwecke eine Reihe weiterer Vorträge im Alten Lande, Buxtehude und den anstoßenden Bezirken zu veranstalten.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus den Verhandlungen des sozialdemokratischen Partei⸗ tages vom Sonntag ist noch bemerkenswerth ein Antrag der Sozialdemokraten des ersten Berliner Reichstagswahlkreises, eine Theilung des Centralorgans „Vorwärts“ zu bewirken, dergestalt, daß der erste Theil das eigentliche Centralorgan bildet, während der andere Theil die Berliner Parteipresse darstellt. Das Centralorgan soll unter der Kontrole des Parteivorstandes, der andere Theil unter dem Einfluß der Berliner Genossen stehen. Auf Antrag Bebel's wurde beschlossen, einer von den Berliner Genossen gewählten Kommission ein Aufsichtsrecht über den lokalen Theil des „Vorwärts“ einzuräumen.

Am gestrigen Tage setzte der Parteitag die Debatte über die Parteitaktik fort. Es bemerkte nach den vorliegenden Be⸗ richten Schmidt⸗München:

Im Namen der Münchener Parteigenossen lege er gegen den Vorwurf, der von Berlin erhoben worden sei: die Münchener seien korrumpirt, Hurrah⸗Kanaillen u. s. w. geworden, Verwahrung ein. Die Münchener Genossen seien zum Mindesten ebenso gute Sozial⸗ demokraten, wie man sie in gewissen Berliner Kreisen antreffe. Er bedauere den Antrag des Genossen Oertel (Nürnberg), welcher lautet: „Der Parteitag erklärt ausdrücklich, daß er den Standpunkt, welchen Vollmar in seinen zwei Münchener Reden vom 1. Juni und 6. Juli d. J. mit Bezug auf die nächsten Aufgaben der deutschen Sozialdemokratie und die einzuschlagende neue Taktik ein⸗ genommen hat“, nicht theilt.“ Er gebe die Erklärung ab, daß die Münchener Genossen sich allesammt dem Beschlusse des Parteitages fügen werden, und sei überzeugt, daß dies auch Genosse Vollmar thun

werde.

Richard Fischer (Berlin), zweiter Parteisekretär, äußerte:

Er könne nicht begreifen, daß man den Antrag Oertel bekämpfe. Er sei der Meinung, daß der Parteitag nicht umhin können werde, dem Antrag Oertel zuzustimmen. Die Auseinandersetzung mit Vollmar halte er für bedeutend wichtiger, als mit der Berliner Opposition. Wenn man sich auf den Standpunkt Vollmar's stelle, dann habe man kein Recht mehr, sich „sozialdemokratische Arbeiter⸗ partei Deutschlands“ zu nennen. Der Unterschied zwischen Vollmar und der Anschauung der Partei sei, daß er die erstrebten Reformen um ihrer selbst willen haben wolle, während die Partei die Re⸗ formen nur als Mittel zum Zweck, d. h. zur schnelleren Verwirk⸗ lichung der Endziele, verlange.

Abg. Liebknecht bekennt in einer weiteren Rede, wenn er die Wahl habe zwischen den Stürmern und den Bremsern, dann stelle er sich auf die Seite der Ersteren. Allerdings handle es sich hier nicht um ein Bremsen, sondern man ver⸗ suche, die Partei auf eine andere Bahn der Taktik zu führen. Er fuhr fort:

Vollmar habe sich, als er von der Presse angegriffen wurde, auf Bebel, Auer und ihn berufen und angeführt, daß sie Aehnliches schon gesagt hätten. Er gebe das zu, allein von ihnen sei dabei betont worden, daß sie an der bisherigen Taktik festhalten. Vollmar habe aber eine solche Erklärung trotz aller Angriffe nicht abgegeben. Es sei deshalb dringende Pflicht des Parteitages, zu erklären, daß die Sozialdemokraten keineswegs gewillt sind, eine sozialistische Regierungspartei oder vielleicht besser eine sozialistisch⸗ nationalliberale Reformpartei zu werden. Man sei verpflichtet, klipy und klar zu erklären, daß man den Vollmar'schen Standpunkt nicht theile, sondern an der in Halle beschlossenen Taktik festhalte. Wenn der Parteitag das nicht thue, dann habe die Berliner Opposition recht, und dann würde er sofort selbst zur Opposition übergehen.

Der zur Opposition gehörige Auerbach⸗Magdeburg bemerkte:

Die meisten Redner hätten die Meinung ausgesprochen: die Oppo⸗ sition sei todt. Er erkläre, sie sei noch lange nicht todt; sie würde ihnen nicht den Gefallen thun, sich Anarchisten anzuschließen. „Mögen Sie beschließen, was Sie wollen, wir sind und werden bleiben revo⸗ lutionäre Sozialdemokraten. Wir haben zu rechter Zeit vor einer Ver⸗ wässerung unserer Taktik gewarnt. Dazu hielten wir uns umso⸗ mehr verpflichtet, da wir sahen, daß die Parftei, wenn sie auch den Standpunkt Vollmar's verurtheilt, doch in Wirklichkeit nach der von diesem empfohlenen Taktik handelt.“ Das ganze Verbrechen, das die Opposition begangen, ist, daß sie nicht bis zum Zusammentritt des Parteitages gewartet, sondern sofort gegen Vollmar Front gemacht hat. 1

Später verlas Singer eine von sämmtlichen auf dem Parteitage anwesenden Abgeordneten unterzeichnete Erklärung, in der sie die Versicherung abgeben, daß sie Wildberger keinerlei Mittheilung gemacht haben, daß sieben Achtel der Fchfertartg. kratischen 111““ den von der sozia demokra⸗ tischen Fraktion eingebrachten Arbeiterschutz⸗Gesetzentwurf nicht gelesen haben. Vor der Wahl der von Bebel empfohlenen Kommission, die mit der Prüfung der von der Opposition vorgebrachten Beschwerden betraut werden soll,

ab . (Magdeburg) im Namen von Werner und

ildberger (Berlin), Baetge und Schultze (Magdeburg) und

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in seinem eigenen die Erklärung ab, daß sie vor der Kom⸗ mission nicht erscheinen würden; sie seien nicht gewillt, hinter

verschlossenen Thüren zu verhandeln, da sie der Meinung

seien, daß die Angelegenheit bei voller Oeffentlichkeit zum Aus⸗ trag gebracht werden müsse. Da der Vorsitzende Singer die Erklärung nicht weiter gestattet, verlassen die Delegirten Werner und Wildberger⸗Berlin, Baetge, Schultze und Auer⸗

bach⸗Magdeburg den Saal.

In der gestrigen Nachmittagssitzung hielt von Vollmar

noch eine größere Rede zur Wahrung seines Standpunktes und erklärte es für selbstverständlich, daß er der Bebel'schen Resolution zustimme, denn er stehe vollständig auf dem sozial⸗

demokratischen Programm; es müsse dem Recht der

freien Meinung mehr Raum gegeben werden. Der An⸗

trag Oertel habe eine persönliche Spitze gegen ihn

und er müsse erklären: Sollte der Oertel'sche Antrag an⸗

genommen werden, dann habe er den Boden in der Partei verloren und zum letzten Male auf einem sozialdemokratischen Parteitage gesprochen. Nach einer Rede Bebel's wird dann ein Antrag eingebracht, dahin gehend: „nachdem sich „Genosse“ Vollmar ohne jede Einschränkung für die vom Genossen

Bebel und anderen Rednern entwickelten Ansichten be⸗ züglich der Beibehaltung der bisherigen Parteitaktik aus gesprochen habe, erkläre der Parteitag den Antrag Oerte

für erledigt und gehe über denselben zur Tagesordnung über. Dieser Antrag und die von Bebel beantragte Resolution wurden einstimmig angenommen. Der Vorsitzende Singer

verlas eine schriftliche Erklärung der Vertreter der Opposition daß sie Angesichts der allen demokratischen Grundsätzen wider⸗

sprechenden, geradezu empörenden Bekämpfung von Differenzen Seitens der Vorstandsmitglieder Auer, Bebel und Fischer auf die Zugehörigkeit zu dieser sozialdemokratischen Partei ver⸗

zichter

Altersversicherung in Großbritannien.

Der in der letzten Parlaments⸗Session eingesetzte Ausschuß de englischen Unterhauses zur Prüfung der Frage der Altasaversiceeran wird sich im Laufe dieser Woche wieder versammeln. Wahrscheinlich

werden sich, wie die „A. C.“ schreibt, Chamberlain und Hunter,

welcher Letztere die Sache namentlich in England in Fluß gebrach hat, über den Plan, welcher dem Parlament vorgelegt werde

soll, einigen. Der Versuch wird aller Wahrscheinlichkeit nach zuerst 1 1 Dort stehen zu dem Zwecke 250 000 Pfd. Sterl. jährlich zur Verfügung, die Summe,

in Schottland unternommen werden.

welche Schottland als Aequivalent für den freien Volksunterricht in

England zu beanspruchen hat. Der Betrag kann zu jedem beliebigen Hunter'sche Plan besteht darin, daß Jeder, welcher vor dem fünfund⸗

Zwecke vom Parlament benutzt werden. Der

zwanzigsten Lebensjahre 5 Pfd. Sterl. einzahlt, vom Staat

15 Pfd. Sterl. außerdem erhält. Diese auf Zinseszinsen ange⸗ legte Summe würde im 65. Lebensjahre dem Versicherten 5 Sh. die Woche einbringen. Sollte derselbe anfänglich 10 Pfd. Sterl. ein⸗

zahlen, so würde der Staat 30 Pfd. Sterl. hergeben und der Be⸗

treffende im Alter 10 Sh. die Woche erhalten. Auf diese Weise

könnte sich die Hälfte der Arbeiter für ihr Alter versichern. Hunte glaubt, daß 260 000 Pfd. Sterl. jährlich für Schottland vollauf genügen würden. Anfangs sollte die Versicherung seiner Ansicht nach freiwillig erfolgen; jetzt ist er für zwangsweise Versicherung.

Internationaler Kongreß für Binnenschiffahrt Die französische Regierung hat die fremden Regierungen be

nachrichtigt, daß 1892 in Paris der fünfte internationale Kongreß

für Binnenschiffahrt stattfindet. Etwa zwanzig Fragen über Ver⸗ besserung der Schiffahrtswege, die besten Hülfsmittel, auf ihne Frachten zu transportiren, die Abhängigkeit des Transports zu Wasse von der Konkurrenz der Eisenbahnen u. s. w. werden zur Entscheidun des Kongresses gelangen.

Rußlands Einnahmen aus der Getränkesteuer 1889. Die bedeutendste Einnahmequelle Rußlands bildet zur Zeit die Steuer auf die Getränke; dieselbe erbrachte 1889: 274 823 361 Rbl. oder 17 980 481 Rbl. mehr als im Voranschlage und 9 777,380 Rbl. mehr als im Vorjahre. Im Jahresdurchschnitt von 1879/88 ergab diese Steuer 241 390 000 Rbl., in den einzelnen Jabren aber Tausende Rubel Tausende Rubel 1877 228130 1884. 243 943 18850 . 222 328 1885 231 189 1881 . 224 264 1888 .2386 918 18822 251 842 V 1887 .257 576 252 645 1888 . 265 046.

1888 3 Die wesentlich höhere Einnahme des Jahres 1889 wird einerseits

auf Abänderungen in der Besteuerung sowie der Exportbonifikation, anderseits auf den günstigen Ernteausfall und den gesteigerten Wohl⸗ stand eines großen Theils der Bevölkerung zurückgeführt. Auf den Kopf der auf 116 Millonen geschätzten Bevölkerung des russischen Reichs entfielen 1889 von jener Steuer 2 Rbl. 37 Kop gegen 2 Rbl. 38 Kop. im Vorjahre mit einer Bevölkerung von 111 Millionen und 2 Rbl. 35 Kop. im Jahre 1887 mit 109,8 Millionen Be⸗ wohnern. Die Gouvernements St. Petersburg und Moskau sind die⸗ jenigen, die den höchsten Steuerertrag erbrachten; 1889 wurden in beiden allein 35,3 Millionen Rbl. oder 13 % der gesammten Getränke⸗ steuer vereinnahmt, wovon 20,7 Millionen auf Moskau, 14,6 Millionen auf St Petersburg entfielen. Alsdann folgten die Gouvernements Kijew, Cherson und Podolien mit 116 bezw. 9,5 und 7,9 Millionen, die Donprovinz, das Gouvernement Stawropol nebst der Terek⸗ und Kubanprovinz mit 7,5 bezw. 6,8 Millionen, ferner die Gouvernements Ssaratow, Poltawa, Warschau, Tambow, Wolhynien, Charkow, Perm und Kursk mit je 6-—6 ½ Millionen Rubel. Hieran schließen sich mit je 5—6 Millionen die Gouvernements Twer, Woronesh, Orel und Fekaterinoslaw, sowie mit 4—5 Millionen die Gouverne⸗ ments Nishni⸗Nowgorod, Smolensk, Rjäsan, Tula, Tschernigow, Littauen und Taurien. 2

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 4. bis inkl. 10. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 835 Ehe⸗ schließungen, 1011 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 620 Sterbefälle.

11 Handel und Gewerbe.

Fpondsbörse, Geld⸗ und Kapitalsmarkt. Berlin, 19 Oktober. Dem fortdauernden Mangel d

äußerer Anregung ist es hauptsächlich zuzuschreiben, daß sich das Börsengeschäft nicht zu größerer Bedeutung erhebt. Es ist eine Erneuerung des Geschäftsgeistes an der Fondsbörse natürlich so lange ausgeschlossen, als auf fast allen anderen Gebieten des Handels und einem Theil der heimischen In⸗ dustrie der Druck verminderter Konjunktur lastet, und das um⸗ somehr, als auch andere Faktoren, wie namentlich die Ernte⸗ verhältnisse dieses Jahres und ihre Folgen, die Unternehmungs⸗ lust an der Fondsbörse herabzudrücken geeignet sind. Der Umfang des Geschäfts ist daher täglich eng begrenzt, und die kleinen Antriebe, die aus den Tagesereignissen und Handels⸗ nachrichten sich ergeben, gewinnen immer nur für ein ver⸗ einzeltes Gebiet und hier auch nur vorübergehend bemerkens⸗ werthe Bedeutung. 1

In den letzten Wochen war es fast ausschließlich die neue dreiprozentige Russische Anleihe, die in bemerkenswerthem E111““ E“ 1““

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Grade das Interesse der Spekulation fesselte, obaleich deutsches Kapital sicherlich nicht in nennenswerthem Umfange und wahrscheinlich überhaupt nicht an der Finanzoperation be⸗ theiligt ist. Die hiesige Börse und überhaupt die deutschen Plätze haben unter diesen Umständen, ohne Risiko ein⸗ zugehen, nur Vortheile von der Emission gehabt, denn

eine Reihe geschäftlicher Transaktionen, welche von den

an der Emission betheiligten Finanzkräften zur Befestigung der Course der russischen Werthe auch an den deutschen Plätzen vorgenommen wurden, waren für die deutsche Seite natürlich mit Gewinn verbunden, und zwar nicht nur für die Vermittler, son⸗ dern auch für die Abgeber russischer Werthe, die inzwischen nach der Subskription schon wieder billiger erhältlich sind. Nur ganz vorübergehend hat die Börse aus der geplanten Vereinigung des Geschäfts der Internationalen Bank mit der Berliner Handelsgesellschaft einige Anregung schöpfen können; dagegen bieten die allmählich erscheinenden Geschäftsberichte der großen montan⸗industriellen Gesellschaften, welche mit dem ersten Juli ihr Geschäftsjahr beendet haben zuletzt der Be⸗ richt des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahl⸗ fabrikation —, Veranlassung, durch Effektiv⸗ und Spekula⸗ tionshandel den Preis der Papiere nach Maßgabe der neuen Informationen zu berichtigen. Im Ganzen bewegt sich aber das Geschäft in sehr engen Grenzen, besonders gilt dies von dem Cassageschäft, welches völlig von den Aufträgen der Privatkapitalisten abhängig ist, und diese werden durch schlimme Erfahrungen früherer Zeiten und auch wohl durch ungünstige Umstände, welche gegenwärtig wirken, von der Börse ferngehalten.

Trcrotz dieser fortdauernden ungünstigen Börsenlage zeigt die Stimmung der Spekulation sich im Grunde der Festigkeit geneigt. Es erscheint fast erstaunlich, daß bei dem überall erkennbaren Mangel an Unternehmungslust die Course keine erheblichen Rückgänge erfahren und daß, von den Tages⸗ schwankungen abgesehen, das allgemeine Coursniveau in län⸗ geren Zeiträumen nur ganz unbedeutende Unterschiede und eher Besserungen zeigt. Man notirte in Berlin:

ult. Sept. 8. Oktober 17. Oktobe 3 ½ proz. Pr. Cons. 97,50 97,90 3 proz. Pr. Cons.. 83,90 84,10 5 proz. Ital. Rente 89,50 89,75 4 proz. Russ. Anl.

von 1880. 97,10 96,50

4 proz. Ung. Goldr. 90,10 90,10

Aktien der Deutschen 147,75 147,00

I“ Disk.⸗Komm.⸗Anth. 174,70 174,25 174, Oest. Kreditaktien. 153,00 153,20 etwa 153,20 Lübeck⸗Büch. Aktien 147,75 148,40 Ostpr. Südb.⸗Aktien 74,00 74,25 Oest.⸗Ung. Staats⸗

bahn⸗Aktien. 123,50(1. Okt.) 122,10 (13. Okt.) Dortm. Un. St.⸗Pr. 65,80 66,00 64,75 Laurahütte⸗Aktien. 117,40 118,60 117,00 Hibernia⸗Aktien 150,40 152,00 150,40 Harpener Aktien 183,90 185,75 184,50

Diese Erscheinung dürfte, was den Cassamarkt anbetrifft, in erster Linie darauf zurückzuführen sein, daß das Cours⸗ niveau bereits so niedrig ist, daß es an und für sich nicht zu Verkäufen reizt und daß gleichzeitig die günstige Lage des deutschen Geldmarktes die Course stützt, während die Speku⸗ lation sich außerdem unter dem Zwang der Beziehungen zu den übrigen großen Börsenplätzen befindet, die auf verschiede⸗ nen Grundlagen seit Wochen sich der Hausse geneigt zeigen.

Die einzelne Börse als ein großer Markt, auf dem Käufer und Verkäufer aus einem größeren Landgebiet oder ihre Vertreter zum Abschluß von Geschäften zusammentreffen, befindet sich in beständigem Zusammenhang mit allen gleich⸗ artigen Instituten der Erde, und das ist hier gleichbedeutend mit einer gewissen Abhängigkeit von denselben. Durch die Erleichterung und die beinahe ins Ungemessene gesteigerte Beeilung des Gedankenaustausches ist dieser Zusammenhang natürlich ein immer engerer geworden und die Bedeutung der Börse als Vermittler der Gütervertheilung und des Güter⸗ austausches beständig gewachsen. Während früher die ein⸗ zelnen örtlich getrennten Börsen, die man in ihrer Gesammt⸗ heit als Repräsentanten des Welthandels ansehen kann, durch die mangelhafte Verbindung auch zeitlich weit von einander getrennt waren, besteht gegenwärtig durch den Draht eine deseh welche die örtliche Trennung für den Gedanken⸗ austausch fast auf Null reduzirt; hierauf aber gründet sich die schnelle fast sofortige Ausgleichung der Preise auf dem Welt⸗ markt, denn die Börsen wirken heut zu Tage im Guten wie im Bösen zusammen wie ein einheitliches Institut, sodaß man in ihnen gleichsam den Welt⸗ markt in sinnlich wahrnehmbarer Gestalt vor sich hat, nur muß man im Geiste die thatsächliche Bewegung der un⸗ geheueren, fast unübersehbaren Güter⸗, Waaren⸗ und Werth⸗ massen hinzuthun, welche sich auf Grund der Börsenverträge auf den verschlungensten Wegen nach ihrem Bestimmungsort begeben, von der Produktionsstätte an den Ort des Bedarfs, von dem Orte, wo Ueberfluß herrscht, an den Ort, der Mangel hat. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß diese Entwickelung für die Volkswohlfahrt sehr förderlich gewesen ist, wenn auch auf der Grundlage der schlimmen Anlagen des menschlichen Charakters vereinzelt schädliche Wirkungen sich offenbaren.

Dieser enge Zusammenhang der Börsen macht sich auch in dem Umstande fortdauernd bemerklich, daß von den nord⸗ amerikanischen Börsen, die unter der Gunst einer ungewöhnlich günstigen Ernte zu einer fast übertriebenen Hausse auf dem gesammten Werthpapiermarkte gelangt sind, eine efestigende Wirkung auch auf die europäischen Börsen ausgeübt wird. Der höhere Preis, welchen die amerikanischen Werthpapiere zuerst in ihrer Heimath, dann natürlich überall gewonnen haben, ist auf die Gesammttendenz nicht ohne Einfluß geblieben, aber er hat mittelbar eine viel weiter tragende Be⸗ deutung dadurch, daß zu den hohen Preisen ein großer Theil der amerikanischen Papiere über den Ozean zurückgehen und Amerika so Schuldner in Europa wird. Es entsteht da eine interessante Wechselwirkung: das weizendurstige Europa bezieht von den Vereinigten Staaten einen großen Theil seines Be⸗ darfs und müßte dafür sein Gold nach Amerika schicken, wel⸗ ches dort in der That mit Sehnsucht erwartet wird; da aber tritt die Fondshausse dazwischen und schützt den Goldbestand Europas vor allzugroßen Abzügen. Diese Erscheinung dürfte einen der Hauptgründe dafür bergen, daß der Stand der Bankrate in England in den letzten beiden Wochen un⸗ verändert geblieben ist, und natürlich wirkt derselbe Umstand dann weiter auf die festländischen Plätze, und besonders auf unsere Reichsbank, welche sich fortgesetzt unter den gegebenen

schwierigen Verhältnissen in einer überaus erfreulichen Position befindet. Der Abfluß von Gold aus Europa nach Amerika hat sich bisher in wesentlich bescheideneren Grenzen bewegt, als man auf der anderen Seite des Ozeans erwartete, und auch die nächste Zukunft wird der Wahrscheinlich⸗ keit nach an dieser Sachlage wenig ändern, da den neuen Getreideguthaben Amerikas gegenüber in Europa sich sehr große Beträge amerikanischer Werthpapiere befinden, welche ja auch nur besondere Arten befestigter Schuldscheine sind, die nun zur Lösung der Verbindlichkeiten Europas herangezogen werden.

Die Bank von England hat seit dem letzten September bis Mitte Oktober allerdings weitere 1 910 000 Pfd. Sterl. von ihrem Goldvorrath, davon in der zweiten Oktober⸗Woche aber nur 477 000 Pfd. Sterl. eingebüßt, und auch in den letzten Tagen hat der Abfluß keine größeren Dimensionen an⸗ genommen, sodaß der Baarvorrath des Instituts immer noch über 23 000 000 Pfd. Sterl. beträgt; in den fünf Wochen, seit dem 10. September, während welcher Zeit sich aus den Wochenübersichten ein ununterbrochener Ueberschuß des Gold⸗ ausganges gegen den Goldeingang bei der englischen Bank ergab, beträgt die Gesammtabnahme des Goldvorraths 3 381, 000 Pfd. Sterl. Bei der Bank von Frankreich hat sich der Goldvorrath seit dem letzten Monatsende auch weiter um über 9 Millionen Francs vermindert, so daß sich seit der dritten Augustwoche eine Verminderung von fast 63 Millionen Francs ergiebt.

Der heute bekannt gewordene Ausweis der Reichsbank vom 15. d. M. zeigt in allen Positionen eine wesentliche Besserung des Standes der Bank. Die gesetzliche Notendeckung ist um 5 708 000 angewachsen, während der Betrag der umlaufenden Noten sich um fast 44 Millionen Mark ver⸗ mindert hat. Der gesammte Kassenbestand einschließlich der fremden Noten hat sich um 7511 000 und der Metallbestand für sich um 5439 000 gehoben, was auf weitere Goldzuflüsse aus dem Auslande schließen läßt. Im. Uebrigen zeigen die Anlagen in Wechseln und Lombard⸗ forderungen einen Rückgang um 29 917 000 ℳ, und auf passiver Seite erscheinen die sonstigen täglich fälligen Ver⸗ bindlichkeiten (Giroguthaben) um rund 14 Millionen Mark erhöht. Im vorigen Jahre ist zwar der gesammte Kassenbestand einschließlich fremder Noten in der correspondirenden Woche um 21 184 000 und der Metallbestand im Besondern um 19 326000 angewachsen, aber es kommt in Betracht, daß der Kassenbestand überhaupt 1890 am 15. Oktober betrug 726 449 000 gegen 929 617 000 in 1891 und der Metall⸗ bestand 697 433 000 gegen 897 089 000 in diesem Jahre, während gleichzeitig der Notenumlauf sich im vorigen Jahre auf 1 048 322 000 gegen 1 020 867 000 in diesem FJahre belief und die Anlagen in Wechseln und Lombardforde⸗ rungen 1890 727 625 000 betrugen, in 1891 aber nur auf 633 938 000 sich beziffern.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 10 481, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Frankfurt a. M, 19. Oktober. (W. T. B.) Der Export nach Amerika aus dem Distrikt des General⸗Konsulats Frank⸗ furt a. M. und den diesem unterstellten Konsulatsbezirken betrug im 3. Quartal d. J. 9 998 159 Gold⸗Dollars gegen 12 253 430 Dollars in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres.

Leipzig, 19. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Oktober 3,72 ½ ℳ, per November 3,75 ℳ, per Dezember 3,75 ℳ, per Januar 3,77 ½ ℳ, per Februar 3,80 ℳ, per März 3,80 ℳ, per April 3,80 ℳ, per Mai 3,82 ½ ℳ, per Juni 3,85 ℳ, per Juli 3,87 ½ ℳ, per August 3,87 ½ ℳ, per September 3,87 ½ ℳ, per Oktober 3,87 ½ Umsatz 75 000 kg. Behauptet.

London, 19. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten

Glasgow, 19. Oktober. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6338 Tons gegen

792 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 19. Oktober. (W. T. B.) Wolle ruhiger, Preise stetig, englische Wolle fest, französische dryvcoombed Merino⸗ rops ziemlich ausgeboten.

New⸗York, 19. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffnete schwach mit niedrigeren Coursen; später gestaltete sich die Tendenz besser und wurde zum Schluß fest. Der Umsatz der Aktien betrug 157 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 3.800 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 124 000 Unzen.

Visible Supply an Weizen 31 039 000 Bushels, do. an Mais 3 854 000 Bushels.

Mannigfaltiges.

Herr Hofrath, Professor Dr. Preyer wird Mittwoch, 21. Oktober, Abends 8 Uhr, in der Ortsgruppe Berlin des „Allge⸗ meinen Deutschen Verbandes“ einen Vortrag „Die nationalen Aufgaben der Erziehung“ halten. Der Vortrag, zu welchem Gäste, Damen und Herren, Zutritt haben, findet in den „Viectoria⸗ Sälen“ Leipzigerstraße 134, gegenüber dem Herrenhause statt. An dem nächsten Herrenabend der Ortsgruppe Berlin (Mittwoch, den 28. Oktober, im Schillergarten, Bellevuestraße 20I.) spricht Herr Karl] Pröll über „das Deutschthum im Böhmerwald.“ Die Geschäfts⸗ stelle des „Allgemeinen Deutschen Verbandes“, welche über Zweck und Ziele dieser Vereinigung bereitwillig Auskunft ertheilt, befindet sich in Berlin W., Genthinerstraße 32 I.

Die Durchlegung der Artilleriestr aße über die Linien⸗ straße hinaus bis zur Elsasserstraße wird sich dadurch verzögern, daß eine Einigung mit den Eigenthümern des zur Durchlegung der Straße erforderlichen Grundstücks Linienstraße 113 und Elsasserstraße 62 über die Hoͤhe der zu zahlenden Entschädigung nicht hat erzielt werden können. Die Stadtverordneten⸗Versammlung hatte seiner Zeit zum freibändigen Erwerb des Grundstücks 400 000 zur Verfügung gestellt, eventuell sich mit der sofortigen Einleitung des Enteignungsverfahrens einver⸗ standen erklärt. Von letzterer Befugniß hat der Magistrat nunmehr Gebrauch gemacht.

Nach dem letzten Quartalsbericht des städtischen Vermessungs⸗ Direktors K. von Hoegh bestand das mit der Neuvermessung der Stadt Berlin beschaͤftigte technische Personal der städtischen Plankammer am 1. d. M. aus 7 Landmessern, 32 Hülfsgeometern und 4 Eleven. Außerdem sind 3 Hülfsarbeiter zeitweilig beschäftigt gewesen. Speziell vermessen sind im letzten Quartal Juli⸗Oktober etwa 70 ha, sodaß die gesammte vermessene Fläche 4417 ha, 20 092 Besitzungen, 43 766 Parzellen und 40 509 Gebäude betrug. Von diesen Flächen sind bereits kartirt im großen Maßstabe von 88 8 —= 4176 ha und in kleinerem Maßstabe von 1: 1000 = 3757 ha.

Die nächste Hauptversammlung des „Vereins ehemaliger Einjährig der Kavallerie“ findet am 21. Oktober, Abends 8 Uhr, bei Jacob Knoop, Potsdamerstraße

In Friedenau wird Donnerstag, den 22. Oktober, um 1 Uhr die Grundsteinlegung der evangelischen Kirche stattfinden. Die Festansprache hält der Konsistorial⸗Rath Schrader.

Ueber die Witterung im September berichtet die „Stat Corr.“ nach den Beobachtungen des Königlichen Meteorologischen In⸗ stituts: Ein schöner Herbstmonat, der nach dem kühlen und regne⸗ rischen Sommer um so angenehmeren und freundlicheren Eindruck machte! Zahlreiche sonnige Tage mit Maximaltemperaturen, wie sie selbst im Hochsommer selten sind, ließen die vorgerückte Jahreszeit vergessen und entschädigten etwas für die Unbilden der Witterung in den voraufgegangenen Monaten. Nach der Mitteltemperatur gebührt allerdings diese Anerkennung dem September nur in sehr beschränktem Maße, da die Monatsmittel überall in Norddeutsch⸗ land nur wenig, höchstens einen Grad, über ihren normalen Werthen lagen. Dieses gewiß unerwartete Ergebniß hat seinen Grund darin, daß der hohen Tageswärme, die sich eben am Meisten fühlbar macht, bei dem vielfach wolkenlosen Himmel in der Nacht starke Abküh⸗ lung folgte, und daß andererseits die intensive Erwärmung am Mo⸗ natsanfang durch eine Reihe recht kühler Tage gegen Monatsschluß wettgemacht wurde. Dagegen erscheint der verflossene Monat bezüg⸗ lich der mittleren Bewölkung und der Niederschlagsverhältnisse in hervorragend günstigem Licht. Dies zeigt sich unmittelbar in der relativen Häufigkeit der heikeren und in der Seltenheit nicht nur der trüben Tage, sondern auch der Tage mit Nieder⸗ schlag, von welch letzteren zumeist noch nicht zehn beobachtet wurden. Aber auch die Monatssumme der Niederschläge ist fast überall gering; nur an einzelnen Punkten der Ostseeküste und in Mitteldeutschland wurde das vieljährige Mittel überschritten und in dem letzteren Gebiete lediglich in Folge eines einzigen Gewitterregens, der am 21. niederging und vielfach eine der gesammten normalen Monats⸗ summe gleiche Höhe erreichte. Die ersten Tage des Monats stellen die wärmste Periode desselben dar. Hoher Luftdruck im Süden und niedriger im Nordwesten bezw. Norden bedingten südliche bezw. süd⸗ westliche Winde und damit die hohen Temperaturen. Am 5. trat ziemlich bedeutende Abkühlung ein, sodaß die Wärme nahezu ihren normalen Stand inne hatte. Nachher verlagerte sich über Central⸗ Europa eine Anticyklone, welche keine wesentliche Aenderung der Tem⸗ peraturverhältnisse, aber andauernd heiteres und trockenes Wetter ver⸗ anlaßte. Vom 15. ab liegt der Kern hohen Luftdrucks im Südwesten, niedriger Luftdruck im Norden; westliche Winde bringen nun Trübung und Regen, aber gleichfalls noch keine Wärmeänderung Erst eine von Westen herannahende Cyklone verursachte um den 20. auf ihrer Vorderseite zunächst merkbare Erwärmung, alsbald aber nach dem Vorübergange schnelle Erkaltung. Auch mit der Ausbreitung des nachfolgenden Luftdruckmaximums hielt die Erkaltung bei heiterem Wetter an und erreichte um den 24 /25. ihren höchsten Grad. Gegen Monatsschluß wurden im Nordwesten vorüberziehende Depressionen von Einfluß, welche südwestliche Winde und wieder zunehmende Er⸗ wärmung im Gefolge hatten. In Berlin war die höchste Tempe⸗ ratur mit 27,7 °C. am 4. September, die niedrigste mit 5.00 C. am 25.; das Monatsmittel betrug 15,6 und war um 0,7 °C. höher als die normale. Niederschläge fanden an 10 Tagen statt, an 1 Tag war Gewitter, an 1 Nebel, an 8 Tagen war es heiter, an 6 trübe.

„Im Zoologischen Garten hat das große Vogelhaus in jüngster Zeit mehrfache Zugänge zu verzeichnen gehabt, unter denen als einer der interessantesten der südamerikanische Glockenvogel die Aufmerksam⸗ keit des Publikums verdient. Auffallend ist an ihm das schneeweiße Gefieder, da in der Regel die Bewohner des tiefen, fast stets in Dämmerung gehüllten Urwaldinnern, welches auch das Heim des Glockenvogels bildet, grüne oder wenigstens dunkle Farbentöne zeigen. Fast noch mehr aber macht sich das Thier durch seine Stimme be⸗ merkbar, welche, aus der Ferne Glockentönen ähnelnd, ihm den Namen verschafft hat. In einem mit Glaswänden versehenen Käfig sieht man jetzt ferner ein Paar ebenfalls aus Süd⸗Amerika stammender, überaus zierlicher und behender Zwergsumpfhühnchen, welche sowohl durch ihr schmuckes Aeußere wie durch ihr munteres Wesen anziehen. Von Sumpfvögeln ist in det großen Flugvoliere ferner eine bisher unter dem bunten Gewimmel der Stelzvögel noch nicht vertretene Art hinzugekommen, nämlich Limosen oder Ufer schnepfen in einer Schaar von etwa 10 12 Exemplaren, die durch ihren außerordentlich langen, schwach aufwärts gebogenen Schnabe den Kampfläufern, Kiebitzen, Austernfischern u. s. w. sehr auffallen.

Brandenburg. Am Sonntag wurde in Brandenburg der erste Vereinstag der katholischen Vereine der Mar Brandenburg abgehalten, an welchem etwa 300 Delezirte unter dem Vorsitz des Direktors E Eirund theilnahmen. Der Zweck diese Versammlungen ist, wie der Vorsitzende, der „Germania“ folge, erklärte, eine feste Vereinigung der Katholiken in de Mark zu bilden, die um so nothwendiger sei gegenübe den auf Umsturz aller staatlichen und kirchlichen Ordnung gerichteten Bestrebungen, ferner eine Organisation nicht allein de katholischen Vereine sondern für alle Katholiken in der Mar Brandenburg und vielleicht im ganzen Delegaturbezirk zu schaffen Diesem ersten Versuch soll im nächsten Frühjahr ein Vereinstag in Eberswalde und im Herbst ein weiterer an einem anderen Orte der Mark folgen Dahinter aber schlummere der Gedanke, daß es auch einmal nach mehreren Jahren möglich sein werde, die General versammlung der Katholiken Deutschlands in der deutschen Reichs hauptstadt tagen zu sehen. Beschlüsse wurden auf der ersten Ver sammlung nicht gefaßt.

Glogau, 19 Oktober. Der „Madb. Ztg“ wird gemeldet Seit heute früh steht die hiesige Brücke über die Oder in hellen Flammen. Die Pioniere schlagen Pontons.

Warmbrunn, 18. Oktober. Heute fand hier die feierlich Enthüllung des vom hiesigen Militärverein und anderen Bürgern errichteten Denkmals für die verewigten beiden Kaiser Wil⸗- helm I. und Friedrich III. statt. Das Denkmal zeigt, wie de „N. A. Z“ berichtet wird, auf seinem Unterbau einen mächtige Sandsteinwürfel und darüber eine mit einem Adler gekrönte Pyramide Auf der Vorderseite des Würfels befinden sich unter einer Krone di Medaillonbilder der beiden Kaiser mit den ihre Regierungszeit kenn zeichnenden Denksprüchen: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein“ un „Lerne leiden, ohne zu klagen.“ Die Rückseite trägt die Widmun und links und rechts sind die Namen der in den Feldzügen von 1866 und 1870/71 gefallenen Krieger Warmbrunns verzeichnet. Die Weihrede, in welcher das Denkmal als ein Denkmal des Dankes an Gott, an die beiden Kaiser und an die gefallenen Helden be zeichnet wurde, hielt der Ortsgeistliche, Pastor D. Latrille. Ange fertigt ist es in der Werkstatt des Bildhauers Weber hierselbst.

Frankfurt a. M., 19. Oktober. Aus Anlaß des Schlusses der elektrotechnischen Ausstellung fand nach einer Meldung des „W. T. B.“ heute Nachmittag eine Festsitzung statt. Der Vorstand des Ausstellungs Comités Herr Sonnemann erstattete einen eingehenden Bericht über den Verlauf der Ausstellung, deren Ergebniß er als sehr befriedigend bezeichnete. Wirklicher Geheimer Rath Professor Dr. von Helmholtz sprach über die große wissenschaftliche Bedeutung der Ausstellung. Finanz⸗Minister Dr. Migquel hob hervor, daß die Elektrizität durch die Ausstellung volksthümlich geworden sei. Ober⸗ Bürgermeister Adickes schloß die Festsitzung mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser.

Bochum, 18. Oktober. Zur ersten Brieftauben⸗Aus⸗ stellung des unter dem Protektorat Seiner Majestät des Kaisers und Königs stehenden Verbandes deutscher Brieftauben⸗ Uebhaber⸗Vereine, welche am 24., 25. und 26. d. M. hier stattfindet, sind, wie die „A. R.⸗C.“ mittheilt, mehr als 1500 preisgekrönte

Tauben, darunter solche von hohem Werthe, angemeldet. An Ehren⸗