1891 / 248 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Sec. Lt. der Res. des Ulan. Regts. König Karl Nr. 19, Speidel vom Landw. Beꝛirk Heilbronn, zum Sec. Lt. der Res. des 4. Inf. Regts. Nr. 122, Wittwer vom Landw Bezirk Stuttgart, zum Sec. Lt. der Res. des Inf. Regts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, Goede vom Landw. Bezirk Stuttgart, Rueff, Hütz vom Landw. Bezirk Ludwigsburg, zu Sec. Lts. der Res. des Ulan. Regts. König Wilhelm Nr. 20, Kröner vom Landw. Bezirk Stuttgart, Sigle vom Landw. Bezirk Ravensburg, zu Sec, Lts. der Res. des Drag. Regts. Königin Olga Nr. 25, ernannt. Haug, Pr. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Rottweil, zum Hauptm. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere, 14. Ok⸗ tober. Frhr. v. Tessin, Major und etatsmäß. Stabsoffizier im Ulan. Regt. König Wilhelm Nr. 20, mit Pension und mit der Regts. Uniform der Abschied bewilligt. v. Donat, Major z. D., unter Ertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 8. Inf. Regts. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden, von der Stellung als Bezirks⸗Offizier bei dem Landw. Bezirk Mergentheim enthoben. Andree, Rittm. a. D., zuletzt Escadr. Chef im Ülan. Regt. König Senee. 19, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform dieses Regts. ertheilt.

Im Beurlaubtenstande. 14. Oktober. Mohr, Pr. Lt. vom Train 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Stuttgart, Schneider, Sec. Lt, von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Ulm, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts⸗Corps. 14. Oktober. Dr. Huß, Unter⸗ Arzt der Res. vom Landw. Bezirk Gmünd, zum Assist. Arzt 2. Kl. ernannt. Dr. Hopfengärtner, Assist. Arzt 2. Kl. im Feld⸗Art. Regt. König Karl Nr. 13, in das Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119 versetzt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen ꝛc. Neues Palais, 18. Oktober. Ritter, Major vom 2. See⸗Bat. und Vorstand des Bekleidungsamts in Wilhelms⸗ haven, Behufs Uebertritts zur Armee, von der Marine ausgeschieden. Schneider, Hauptm., bisher Comp. Chef im Inf. Regt. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) Nr. 59, als Hauptm. und Comp. Chef bei der Marine⸗Inf., und zwar im 2. See⸗Bat., angestellt. Transfeldt, Pr. Lt. vom 2. See⸗Bat., Behufs Uebertritts zur Armee, von der Marine⸗Inf. ausgeschieden. Müller, Sec. Lt. vom 2. See⸗Bat, zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. Witt, Sec. Lt., bisher im Inf. Regt. Nr. 136, als Sec. Lt. bei der Marine⸗Inf., und zwar im 2. See⸗Bat., angestellt.

Kunst und Wissenschaft 1

Die „Frankf. Ztg.“ theilt die Reden mit, welche bei dem (gestern schon erwähnten) Schluß der elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. von dem Wirklichen Geheimen Rath, Professor von Helmholtz und dem Staats⸗ Minister Miquel gehalten worden sind. Der Erstere sprach nach der Rede des Herrn Sonnemann, welcher einen Ueber⸗ blis fiber die äußeren Erfolge der Ausstellung gegeben hatte,

olgendes:

„Ich bin aufgefordert worden, zu reden, aber ich bin nicht vor⸗ bereitet. Als Ehren⸗Vorsitzender der Prüfungs⸗Kommission kann ich noch kein definitives Urtheil abgeben, da die Kommission ihre Arbeit noch nicht vollendet hat. Als wissenschaftlicher Mann habe ich zu bestätigen, was Herr Sonnemann gesagt hat: daß die Prüfungs⸗ Kommission unbefangen und zuverlässig gearbeitet hat, vielleicht zum ersten Male bei einer solchen Ausstellung. Die Geschichte der Elektrotechnik ist überaus seltsam. Von Galvani, oder vielmehr von der Frau Galvani's, die zuerst auf die Zuckungen der Frosch⸗ schenkel aufmerksam machte, über Volta mit seiner Säule, bis zu Oersted im Beginn dieses Jahrhunderts, welche kleinen An⸗ fänge! Außerordentlich zarte elektrische Wirkungen noch, als ich selbst zwischen 1840 bis 1850 gelegentlich versuchte, Bewegungs⸗ maschinen zu bauen, welche nicht gerade Kraftquellen bildeten, son⸗ dern nur leichte Windräder, Signale und dergl. trieben. Erst seit die Dynamomaschinen sich entwickelt haben, mit ihrer sich gegenseitig steigernden Wirkung, erst seit man durch elektrische Magnete mit Dampfmaschinen und Wasserwerken starke Ströme ohne galvanische Elemente und ohne großen Verbrauch chemischen Materials erzeugte, kam praktischer Werth in die Theorie. Alsbald wurde aufs Abenteuer⸗ lichste übertrieben. Man glaubte, Kraft aus Nichts herstellen zu können, und nur allmählich verstand man dann im großen Publikum, daß die elektrischen Wirkungen ihre ungeheuren Vortheile haben: die Schnelligkeit, die Transportfähigkeit, die Vertheilbarkeit, eine Menge von Fernwirkungen wie in den Körpernerven; bei letzterer Erscheinung ist ja nicht unwahrscheinlich, daß die Elektrizität eine wesentliche Rolle dabei spielt. Um Miß⸗ verständnisse zu beseitigen, die dabei auftauchen können, waren elektrische Ausstellungen nothwendig.“ Nach einer längeren Auseinandersetzung über Kraftübertragung schloß der große Natur⸗ forscher: „Das Experiment scheint gelungen. Einsame Wasserkräfte sind nutzbar geworden, der Anfang ist gemacht. Das ist ein wesent⸗ liches Verdienst von außerordentlicher national⸗ökonomischer Wichtig⸗ keit. Und so hat die Frankfurter Ausstellung in der That einen großen Erfolg gehabt, der erst in den nächsten Jahren seine Fruchtbarkeit entwickeln wird.“ (Andauernder Beifall.)

Gleich darauf erhob sich der Staats⸗Minister Dr. Miquel zu folgender Rede:

„Meine hochverehrten Herren! Wenn ich nach so sachkundigen Reden als Laie das Wort hier noch zu ergreifen wage, so kann ich dazu eine Berechtigung nur herleiten aus zwei Eigenschaften: ein⸗ mal aus meiner Eigenschaft als derjenige Ehren⸗Präsident, der die Freude und Ehre hatte, diese Ausstellung zu eröffnen, und sodann aus meiner Eigenschaft als Frankfurter Bürger (Beifall). Ich bin hierher gekommen wesentlich, und ich kann sagen, lediglich, um mit meinen Mitbürgern an Ort und Stelle die Freude zu genießen, mit⸗ zuwirken beim guten Abschluß eines so wohl gelungenen Werkes, welches unserer Stadt zur Ehre und zum Segen gereichen wird. Als ich die Ausstellung mit einigen Worten eröffnete, habe ich der Hoff⸗ nung Ausdruck gegeben, daß sie der Entwicklung der Elektrizität und der Elektrotechnik nach der wissenschaftlichen und praktischen Seite einen wesentlichen Vorschub leisten würde, und daß sie in ihrem Erfolg, insbesondere der Vaterstadt zur Freude und zur Ehre gereichen möge. Wenn ich jetzt, der ich den Anfang und das Ende nur allein gesehen habe, zu meinem Bedauern aber auf das Mittel, die Wesenheit, nicht zurückblicke, auf den Gang der Dinge, die ich auch aus der Ferne mit dem größten Interesse verfolgt habe, so glaube ich, mit Ihrer Aller Zustimmung sagen zu können, daß diese damals von mir ausgesprochenen Hoffnungen nicht bloß in vollem Maße erreicht, sondern weit übertroffen worden sind. (Beifall.) Ich sagte schon damals: eine Ausstellung dieser Art, welche fällt in eine Zeit voller Weiterentwickelung des Faches, für welches sie bestimmt ist, kann unmöglich den Zweck haben, in der heutigen Zeit eine neue, bis dahin unbekannte Entdeckung zu zeigen, Räthsel zu lösen, die weder in der Studirstube noch in der Werkstatt gelöst sind; solche Dinge bleiben heute kein Geheimniß und warten nicht auf Ausstellungen, selbst wenn sie in Frankfurt abgehalten werden. (Heiterkeit.) Solche 1. können nur ein Gesammtbild geben von dem Stand der Entwickelung einer bestimmten Wissen⸗ schaft oder eines bestimmten technischen Berufs, und dadurch, indem sie das Vorhandene zeigen, den Grad der Entwicklung klarlegen, zu⸗ gleich offenkundig machen die Lücken, die noch auszufüllen sind, das Unklare, was noch geklärt werden muß, und die zweckmäßige Methode praktischer Anwendung, die erst gefunden werden soll. Dadurch fördern sie die wissenschaftliche Seite der Sache. Was die

allein aus der Werkstatt hervor, sondern es gehörten die Männer dazu, die diese Unternehmungen mit den finanziellen Risiken decken und die vorher Verständniß gewonnen haben müssen von den großen Vortheilen und Wohlthaten, die die Anwendung einer solchen Wissen⸗ schaft auf das praktische Leben hervorrufen kann. Wenn ich nun sah, daß auf der einen Seite hier ein wissenschaftlicher Kongreß, zusammengesetzt aus den ersten Männern der Wissenschaft, ich möchte sagen der Welt, zu sammentrat; wenn ich sah, wie die Vertreter der deutschen Städte hier erschienen, selbst Alles in Augenschein nahmen, um sich klar zu machen, welches von diesen verschiedenen Systemen für die Beleuch⸗ tung ihrer Stadt, für die Herstellung der Kraft und der Motoren ihre Bürgerschaft gebrauchen könnte, um alle Dinge darüber zu erwägen; wenn ich sah, wie eine Million Menschen hierher wanderte, nicht bloß aus der Nachbarschaft, nicht bloß aus Deutsch⸗ land, nicht nur aus dem benachbarten Ausland, sondern ich möchte sagen: aus der ganzen Welt, da habe ich mir allerdings gesagt auch in der Ferne: diese Ausstellung wird auch eine große Bedeutung gewinnen, und ich habe mich in die Seele der Aussteller hinein getröstet, welche ja die bedeutenden Opfer an Geld, Arbeit und Zeit haben bringen müssen und freudig gebracht haben, indem sie ge⸗ sagt haben, die Früchte ihrer Arbeit und Opfer werden zweifellos hinterherkommen. (Beifall.) Meine Herren, ich habe mir gesagt: diese Ausstellung wird dazu beitragen, eine schwer verständliche Wissenschaft, die Wissenschaft der Elektrizität und ihre praktische Verwerthung volksthümlich in Deutschland zu machen und das Verständniß in alle Kreise zu tragen, daß wir es hier nicht bloß mit schweren wissenschaftlichen Problemen zu thun haben, sondern mit einer neuen Entwicklung der Physik, die ähnlich wie schon früher die Chemie die größten Wohlthaten für unser Volk hervorrufen kann. (Beifall.) Meine Herren, zugleich ist es denn wohl für uns alle eine besondere Freude, daß auf dieser inter⸗ nationalen Ausstellung unsere deutsche elektrotechnische Industrie sehr wohl bestanden hat, daß sie den Beweis geführt hat, wenn nicht an der Spitze zu marschiren, so doch wenigstens den fortgeschrittensten Nationen in dieser Beziehung vollkommen gleich zu sein, und ich hoffe, daß dieses der Entwickelung dieser Industrie auch in dem Absatz nach dem Ausland sehr erheblich zu Gute kommen wird. Als ich noch Ober⸗Bürgermeister war hier in Frankfurt, habe ich Theil genommen an der Behandlung der Frage, wie wohl am Zweck⸗ mäßigsten hier in der Stadt das Problem der städtischen Beleuchtung zu lösen sei. Ich habe damals das Gefühl gehabt, daß wir noch mitten in der doktrinären Entwickelung der Frage standen, daß System gegen System stand, daß die Antinomie noch herrschte, daß das eine System an dem andern nichts Gutes ließ, und jedes System sich allein für berechtigt hielt; heute dazu wird auch diese Aus⸗ stellung beigetragen haben wird wohl anerkannt werden, daß diese verschiedenen Systeme jedes sein Gutes haben, daß es kein absolut nütz⸗ liches und allein zweckmäßiges System für jede gegebene Stadt giebt, sondern nach Maßgabe der Verhältnisse und Umstände die Aufgabe zu lösen ist, ob die verschiedenen Systeme an verschiedenen Stellen gleich nützlich oder das eine mehr oder weniger nützlich wirken könne. Ist dies endlich erreicht, dann weicht die Sorge, die namentlich die städtischen Verwaltungen damals noch in vollem Maße beherrschte, daß das Greifen zu einem bestimmten Spstem sich durch bald darauf eintretende Fortschritte als unzweckmäßig oder nicht voll⸗ kommen gut erweisen würde, daß man sein Kapital verkehrt anlege, eine Sorge, die häufig dahin führte, wie sie thatsächlich hier in Frankfurt eine Zeitlang geführt hat, daß man in der Furcht, etwas Verkehrtes zu thun oder nicht das Vollkommene zu erreichen, garnichts zu thun sich entschloß. (Heiterkeit.) Ich glaube also, wir werdenpeiner Periode stärkerer und entschiedenerer praktischer Verwendung entgegengehen, und es wird der Ruhm dieser Ausstellung sein, das in jeder Weise gefördert zu haben. Meine Herren, wenn ich als Ehren⸗Präsident mich in vollem Maße den Dankesbezeugungen des Herrn Vorsitzenden an die verschiedenen Männer, die sich um diese Ausstellung verdient gemacht haben, anschließe, so ist dies gewiß von mir besonders lebhaft gefühlt, weil ich selbst ja zwar an der Wiege des Unternehmens noch habe stehen können, dann aber ihm meine Kraft persönlich nicht mehr widmen konnte. Ich bin der Meinung, daß der Grad der Verdienste hier nicht abzumessen ist, vor Allem aber glaube ich in Ihrer Aller Sinne zu handeln, wenn ich das wesentlichste Verdienst dem Vorstand zuschreibe, der rastlos, und ohne Mühe und Arbeit zu scheuen, dieses Unternehmen geleitet und in all seinen Phasen zu einem guten Ende geführt hat. (Beifall.) Danken darf ich aber auch namentlich denjenigen Männern hier in der Stadt, welche dem Unternehmen durch ihre Unterschriften die finanzielle Sicherheit gegeben haben, ohne welche das nicht hätte unter⸗ nommen werden können, und daran nur die Hoffnung knüpfen, daß diese Unterschriften, die finanziellen Garantien nicht gar zu böse Folgen tragen. (Beifall und Heiterkeit.) Und so, meine Herren, können wir wohl mit voller Befriedigung und großer Genugthuung auf dieses Werk, was heute hier zu Ende geht, zurücksehen. Wir können schließen mit dem alten Wort: Ende gut, Alles gut!“

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kobhlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. 8

An der Ruhr sind am 20, d. M. gestellt 10 668; nicht rech zeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 20. Oktober 1891 das Grundstück in der Pasewalkerstraße 7, dem Kaufmann H. Fischer hierselbst gehörig, zur Versteigerung; das geringste Gebot wurde auf 131 000 festgesetzt. Für das Meistgebot von 156 500 wurde der Kaufmann Robert Schubert, Boeckh⸗ straße 6, Ersteher. Ausgesetzt, unter Aufrechterhaltung der Zwangsmaßregeln, wurde das Verfahren, betreffend die Versteigerung eines Fünftel⸗ Antheils am Grundstück Adalbertstraße 7, dem Fuhrherrn F. W K. Schmidt hierselbst gehörig.

„— Die Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Die Haltung des rheinisch⸗ westfälischen Eisenmarktes ist im Allgemeinen etwas schwächer geworden. Während (in Fertigeisen wenigstens) durchschnittlich eine befriedigende Nachfrage herrschte, zeigen die Preise keine feste Tendenz. Wesentliche Aenderungen für Eisenerze sind nicht zu verzeichnen. Für Siegerländer Erze gilt noch das früher Mitgetheilte, und auch die Notirungen für Luxemburg⸗Lothringer Minette haben sich kaum geändert; den scheinbar niedrigen Preisen entspricht ein etwas geringerer Gehalt der Erze. Spanische Erze waren an⸗ haltend still, doch hielten sich die Preise ziemlich gut. Auf dem Roheisenmarkt well sich noch immer kein rechtes Leben entwickeln; man fährt fort, den laufenden Bedarf zu decken, läßt sich jedoch auf größere Abschlüsse nicht ein. Obgleich in Puddelroheisen hier und da etwas flotter gekauft wurde, so ist doch im Allgemeinen der Absatz noch kein befriedigender. Spiegeleisen ist fest bei ausreichender Nachfrage. Ueber die übrigen Marken sind weitere Einzelheiten nicht zu berichten. Auf dem Walzeisenmarkt scheint die Stimmung in letzter Zeit etwas weniger günstig zu sein; allgemein wird über die un⸗ lohnenden Preise geklagt. Der Bedarf in Stabeisen scheint etwas nachgelassen zu haben; das Inland kauft weniger und das Ausland fast gar nichts. Für Formeisen gehen zwar bei den meisten Werken noch genügend Aufträge ein, doch wird auch hier stellenweise bereits eine Abnahme verspürt. Die Werke sind meist für die nächste Zeit noch befriedigend beschäftigt, dagegen klagt man gerade in diesem Geschäftszweige sehr über die vielfach durch den Zwischenhandel und die ausländische Konkurrenz stark gedrückten Preise, welche noch be⸗ deutend unter den offiziellen stehen. Bandeisen hat sich in Preis und Nachfrage unverändert gehalten. In der Be⸗ schäftigung der Grobblechwalzwerke ist keine Aenderung

praktische Seite der Sache betrifft, so geht die praktische Anwendung der Elektrizität nicht von den Gelehrten allein aus, selbst nicht einmal

zu verzeichnen, doch können sich die Preise, trotzdem die Werke meist ausreichend bescgfticgt sind, nicht halten, obgleich sie im

Verhältniß zum Rohmaterial entschieden zu niedrig sind. Dem

Feinblechgeschäft hat die letzte Woche noch keine Aufbesserung gebracht; die Angebote sind noch sehr niedrig. Walzdraht findet ziemlich befriedigenden Absatz, gleichwohl wollen die Preise noch immer nicht vorwärts. Für gezogene Drähte, Drahtstifte, Nieten, deren Preise gedrückt blieben, ist eine Aenderung nicht zu ver⸗ zeichnen. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien sind nur in wenigen Abtheilungen befriedigend beschäftigt, vielfach wird

über Mangel an Aufträgen und unlohnende Preise geklagt. Unver-.

ändert sind die Verhältnisse der Bahnwagenanstalten.

Leipzig, 20. Oktober. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Oktober 3,72 ½ ℳ, per November 3,75 ℳ, per Dezember 3,75 ℳ, per Januar 3,77 ½ ℳ, per Februar 3,77 ½ ℳ, per März 3,80 ℳ, per April 3,80 ℳ, per Mai 3,82 ½ ℳ, per Juni 3,85 ℳ, per Juli 3,85 ℳ, per August 3,85 ℳ, per September 3,85 ℳ, per Oktober 3,85 Umsatz 55 000 kg. Rubig.

Wien, 20. Oktober. (W. T. B.) Bei den 298 km langen Lokalbahnen der Oesterreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Ge⸗ sellschaft betrugen die provisorisch ermittelten Einnahmen für den Monat September 1891 157 586 Fl. und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1891 1 347 378 Fl. Im Vorjahre betrugen die definitiven Einnahmen im Monai September 158 587 Fl. und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1 270 562 Fl.

Wien, 20. Oktober. (W. T. B.) Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 24. bis 30. Septem⸗ ber cr. 366 070,47 Fr., vom 1. Januar bis 23. September ecr. 8 239 206,89 Fr., zusammen seit Beginn des Betriebsjahres

8 605 277,36 Fr. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen⸗

London, 20. Oktober. ladungen angeboten.

Manchester, 20. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6, 30r Water Taylor 8 ⅛½, 20r Water Leigh 7, 30r Water Clapton 7 ⅜⅝, 32r Mock Brooke 7 ¾, 40r Mavyoll 8 ⅛, 40er Medio Wilkinson 9, 32r Warpcops Lees 7 ⅛, 36r Warpcops Rowland 8, 40r Double Weston 9½, 60r Double Courante Qualität 12 ¼, 32“ 116 vards 16 % 16 grey Printers aus 32r1/46r 161. Rahig.

St. Petersburg, 21. Oktober. (W. T. B.) Die Reichs⸗ bank hat den Wechseldiskont auf 5 resp. 5 ½ %, den Lomb ard⸗ zinsfuß auf 6 % erhöht.

Moskau, 20. Oktober. (W. T. B.) Das Handelsgericht erkannte die Gebrüder Tschekalin für zahlungsunfähig. Die Aktiva reichen kaum zur Deckung eines Zehntels der drei Millionen betragenden Passiva aus. Die Insolvenz dieser Firma zog die Bankerotte mehrerer Tuchfabrikanten und Tuchhändler unter⸗ geordneten Ranges nach sich.

Rotterdam 20. Oktober. (W. T. B.) Die der Niederländischen Handels⸗Gesellschaft abgehaltene Auktion über 25 945 Vallen Java⸗, 2536 Ballen Menado⸗, 53 Ballen und 267 Kisten Padang⸗Kaffee ist, wie folgt, abgelaufen. Es wurden angeboten: 1936 Ballen Java Menado, Tare Cent 68 à 71, Ablauf Cent 67 à 70 ¾, 267 Kisten do. Padang W. J. B., Taxe Cent 59 à 60 ½, Ablauf Cent 61 à 62, 793 Ballen do. do., Taxe Cent 52 à 54, Ablauf Cent 53 ¾ à 56 ¼, 4958 Ballen do. Preanger grünlich, Taxe Cent 48 ½ à 51, Ablauf Cent 48 ½ à 51 ¼, 810 Ballen do. Cheribon, Taxe Cent 49, Ablauf Cent 49 ¼ à 50, 3037 Ballen do. Bezoeki, Taxe Cent 49 à 50, Ablauf Cent 49 ¼ à 50, 2869 Ballen do. Tagal, Taxe Cent 50 à 53, Ablauf Cent 50 ½ à 52 ½, 1984 Ballen do. Probolingo, Taxe Cent 48 à 50, Ablauf Cent 48 ¼ à 49 ¼, 7234 Ballen do. Malang, Taxe Cent 48, Ablauf Cent 48 ¾ à 49, 3712 Ballen do. blaß grünlich, Taxe Cent 46 à 48 ½, Ablauf Cent 44 ¼ à 49 ¼, 416 Ballen Ordinär u. Triage, Taxe Cent 40, Ablauf Cent 42, 785 Ballen B. S. und Diverse, Taxe Cent —, Ablauf Cent —. Zusammen 28 534 Ballen und 267 Kisten. Die nächste Auktion findet am 26. Januar 1892 statt.

Konstantinopel, 20. Oktober. (W. T. B.) Meldung der „Agence de Constantinople“: Ein veröffentlichter Irade verfügt, daß der gegenwärtig zur Zahlung der gezogenen und nicht bezahlten An⸗ lehenstitres von 1863, 1864, 1865 und 1873 verwendete Betrag von 9450 Pfund jährlich nach der Einlösung der genannten Titres, welche im März 1895 erwartbar ist, zum Rückkauf der türkischen Loose verwendet werden soll. Diese Maßregel sei auf Ansuchen des Verwaltungsraths der türkischen Schuld als eine billige Kompensation dafür verfügt worden, daß die türkischen Loose von der Theilnahme an der außer⸗ ordentlichen Amortisation ausgeschlossen seien, welche der jüngsten Konvertirung der Prioritäten und Fonds entstamme, die unter die vier Serien der türkischen Schuld, anstatt unter die vier Gruppen, worden seien, deren letzte die türkischen Loose in sich

egreife.

New⸗York, 20. Oktober. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 193 000, do. nach Frankreich 64 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 63 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 21 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 12 000 Qrts.

Die Börse eröffnete fest, später trat eine weitere allgemeine Besserung ein. Der Schluß erschien lustlos aber fest. Der Umsatz der Aktien betrug 122 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 3 600 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkä ufe betrugen 45 000 Unzen.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 8 442 094 Dollars gegen 8 347 644 Dollars in der Vorwoche.

heute von

Submissionen im Auslande.

Niederlande. 1

25. Oktober 1891. De commissien voor coöperatieven aankoop

zu Meeden (Groningen) bei J. Tonkes: 1

Lieferung von mindestens 37 000 kg Kaknit, 32 200 kg Thomas⸗

schlackenmehl und 1100 kg Chilisalpeter, franko Station Zuidbroek.

Auskunft an Ort und Stelle. 8 1

10. November 1891, Vormittags 11 Uhr. Waterstaat, Handel en Nijverheid im Haag:

Lieferung von Papier, Couverts und sonstigen Bureaubedürfnissen

für das genannte Ministerium während der Jahre 1892 und

Auskunft an Ort und Stelle. 1

Sport.

Aus New⸗York, vom 18. Oktober wird dem „Standard“ telegraphirt: Der hervorragendste Verkauf von Racepferden welcher sogar noch die Versteigerung des Gestüts von Lord Falmouth im Jahre 1884 in den Schatten stellen soll, der Verkauf der Pferde des verstorbenen August Belmont, fand gestern hier statt. Das erste und einzige Gebot für den Gewinner des Derby⸗Rennens „S Blaise“ war 100 000 Dollars, der höchste Preis, welcher je auf

Ministerie van

einer öffentlichen Auktion für ein Pferd geboten wurde und welcher

nur in den 105 000 Doll., die kürzlich auf einem Privat⸗ verkauf erzielt wurden, wie in den für „Ormonde“ gezahlten 20 000 Guineas seines Gleichen findet. „Maud S.“, als schnellster Traber bekannt, erzielte nur 40 000 Doll. Im Verlauf der Versteigerung wurden weiter gezahlt für 48 Zuchtpferde durchschnittlich je 4240 Doll. für 27 Fohlen durchschnittlich je 2276 Doll., für 26 Jährlinge durch⸗ schnittlich je 4935 Doll. und für vier Beschälhengste je 29 500 Doll. Ein einzelner noch nicht versuchter Jährling von „St. Blaise“ brachte 30 000 Doll. Der Käufer von „St. Blaise“ war Charles Reed von Fairview.

en

Zweite Beilage Anzeiger und Königlich Preußi

Berlin, Mittwoch, den 21. Oktober

Rekursentscheidungen des Reichs⸗Versicherungsamts.

(1031.) Ein Droschkenkutscher in Berlin war durch ein vorüber⸗ fahrendes fremdes Fuhrwerk verletzt worden, während er auf dem Straßendamm an den auf dem Halteplatz befindlichen Droschken entlang ein Bierglas, aus welchem ein anderer Droschkenkutscher ge⸗ trunken hatte, forttrug. Das Reiche⸗Versicherungsamt hat in Ueber⸗ einstimmung mit dem Schiedsgericht diesen Unfall in der Rekurs⸗ entscheidung vom 18. November 1890 als einen Betriebsunfall an⸗ erkannt, und zwar aus folgenden Gründen: Den Führern der Droschken in Berlin kann füglich nicht zugemuthet werden, daß sie während des oft stundenlangen Aufenthaltes auf den Haltestellen stets uf ihren Wagen sitzen bleiben. Der Aufenthalt auf den Bürger⸗ steigen aber ist polizeilich untersagt. Die Kutscher sind somit auf as Verweilen auf dem Straßendamm angewiesen und deshalb den Gefahren des Wagenverkehrs gerade vermöge ihres Berufs in be⸗ sonderem Maße ausgesetzt. Von dieser Gefahr, welche sich unter den vorliegenden Verhältnissen als eine Betriebsgefahr darstellt, ist auch der Kläger betroffen worden, und es ist deshalb sein Unfall als Be⸗ triebsunfall anzusehen. Dem steht auch der Umstand nicht entgegen, daß der Kläger im Augenblicke des Unfalls im Begriffe war, ein Bierglas fortzutragen. Denn er hatte, als er überfahren wurde, den Droschkenhalteplatz nicht verlassen und war noch in der Lage, eine Fahrt, zu der er etwa gemiethet worden wäre, sofort anzutreten, da er das Glas durch einen anderen der anwesenden Kutscher fortschaffen lassen konnte; seine Dienstbereitschaft, in welcher eben seine damalige Dierstthätigkeit bestand, war somit zur Zeit des Unfalls nicht auf⸗ gehoben Gzu vergleichen dagegen die nachfolgende Rekursentscheidung sowie die Rekursentscheidung 828, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A“ 1890 Seite 198) (1032.) Ein Droschkenkutscher wollte die ihm von einem Fahr⸗ gast vor Antritt der bestellten Fahrt gelassene Pause von etwa zehn Minuten zur Befriedigung eines Bedürfnisses benutzen. Da er die nächste öffentliche Bedürfnißanstalt bereits geschlossen fand, begab er sich zu dem genannten Zwecke in eine nahe gelegene Gastwirthschaft, nachdem er die Aufsicht über seine Droschke einem Anderen gegen geringes Entgelt übertragen hatte. Er fiel dort die Kellertreppe hinab, indem er in der Dunkelheit irrthümlich in die Kellerthür, statt in die nebenan befindliche Abortsthür trat. Wegen der hierbei er littenen Verletzungen machte er gegen die Berufsgenossenschaft, welcher der Betrieb seines Arbeitgebers angehörte. Entschädigungsansprüche geltend. Hierbei leitete er den ursächlichen Zusammenhang des Unfalls mit dem Droschkenbetriebe insbesondere aus der Eigenart des letzteren her, welcher den Kutscher den ganzen Tag über auf der Straße fest⸗ halte und es ihm unmöglich mache, für den in Rede stehenden Zweck bekannte Gelegenheiten aufzusuchen. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat durch Entscheidung vom 3. November 1890 in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht das Vorliegen eines Betriebsunfalles verneint. Die Thätigkeit, bei deren Vornahme der Kläger verletzt worden ist, diente seinen persönlichen Interessen. Die Gefahr, der er hierbei er⸗ legen ist, war an sich keine Betriebsgefahr, sondern eine Gefahr des gemeinen Lebens. Nach den ganzen Umständen des Falles kann auch nicht zugegeben werden, daß der Betrieb und dessen Anforderungen etwa dadurch mittelbar zu einer Erhöhung jener Gefahr beigetragen hätten, daß sie dem Kutscher eine ungewöhnliche Eile auferlegten, bei der er die übliche Vorsicht nicht anwenden konnte. Er befand sich vielmehr in keiner wesentlich anderen Lage, als jeder Straßenpassant, der, wie der Kläger, unterwegs ein Restaurationslokal bezw. dessen Abort betritt Gu vergleichen die Rekursentscheidung 828, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1890 Seite 198, und dagegen die vor⸗

stehende Entscheidung).

(1033.) Dem Führer eines Fuhrwerkz ging, als er neben dem Wagen herschritt, das Gespann durch. Da es ihm nicht gelang, dasselbe wieder einzuholen, mußte er den Rest des Weges nach seinem Bestimmungsorte allein zu Fuß zurücklegen. Einen Unfall, der ihm auf diesem Wege zustieß, hat das Reichs⸗Versicherungsamt durch Rekursentscheidung vom 15. Juni 1891 als Betriebsunfall anerkannt, da der ganze Weg für den Verletzten eine Betriebshandlung dar⸗ stellte, solange er nicht freiwillig aus seiner Betriebsthätigkeit heraus⸗ trat, was hier bei der von ihm nicht beabsichtigten und nicht vers chuldeten Trennung von Se. Gespann nicht der Fall war Gzu vergleichen dagegen die nachfolgende Entscheidung).

(1034.) Ein Fuhrmann, welcher in Folge von Trunkenheit nicht mehr fähig war, sein Fuhrwerk zu leiten, hatte die Führung des⸗ selben an einen Dritten abgetreten. Er selbst ging hinter dem Wagen auf der freien Landstraße her, bis er niederstürzte; in Folge der hierbei erlittenen Verletzungen verstarb er am folgenden Tage. Die von den Hinterbliebenen erhobenen Entschädigungsansprüche hat das Reichs⸗Versicherungsamt durch Rekursentscheidung vom 23. Februar 1891 zurückgewiesen. Dadurch, daß der Verunglückte die Führung des Wagens einer anderen Person überließ, ist er aus seiner Be⸗ triebsthätigkeit herausgetreten. Ein Unfall „bei dem Betriebe“ könnte nur dann angenommen werden, wenn die tödtliche Verletzung durch den im Betriebe verwendeten Wagen in irgend welcher Weise be⸗ einflußt worden wäre. Dies war indessen nicht der Fall, da der Ver⸗ unglückte weder beim Besteigen des Wagens oder beim Absteigen von demselben seinen Sturz erlitten, noch auch nach dem Sturze von dem Wagen überfahren worden ist (zu vergleichen dagegen die vor⸗ stehende Entscheidung).

1035.) Der Unternehmer eines größeren gewerbsmäßigen Fuhr⸗ 1“ welcher als solcher Mitglied der Fuhrwerks⸗Berufs⸗ genossenschaft ist, hatte mit seinen Betriebseinrichtungen und seinem Personal die Pflege, Wartung und Bereitstellung der Pferde und des Wagens eines Fabrikbesitzers übernommen. Als auf seine Anordnung ein in seinem ständigen Dienste stehender Fuhrknecht Pferde und Wagen nach dem Hause des Fabrikbesitzers schaffte, um sie diesem dort zu übergeben, erlitt derselbe einen Unfall. In Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht hat das Reichs⸗Versicherungsamt durch Rekurs⸗ entscheidung vom 4. Mai 1891 die Fuhrwerks⸗Berufsgenossenschaft zur Gewährung der gesetzlichen Entschädigung an den Fuhrknecht ver⸗ urtheilt. Geschäfte der Art, wie sie hier der Fuhrherr mit dem Fabrikbesitzer abgeschlossen hat, bilden vielfach einen nicht unwesent⸗ lichen Theil des Gewerbebetriebes von Fuhrunternehmern. Diese ziehen aus ihnen den Gewinn als Gewerbetreibende und führen die hierbei erforderlichen Arbeiten für ihre Rechnung aus. Die Arbeiter sind also bei Verrichtung derselben in den Betrieben ihrer ständigen Arbeitgeber, der Fuhrunternehmer, beschäftigt; sie treten hierbei nicht in die Betriebe oder in den Dienst der betreffenden dritten Personen ein (ouch zu vergleichen Rekursentscheidung 738, „Amtliche Nachrichten

des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 352).

Statistik und Volkswirthschaft. 8G

irthschaftliche Versammlungen. 1 Wirtzsch üüben in Berlin eine 8h des Aus⸗

schusses des Centralverbandes deutscher— ndustrieller

der Arbeiter, vom 15. Juni 1883, die Ausstellungsfrage sowie der Gesetzentwurf, betreffend das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs und die elektrischen Anlagen.

Auch der Ausschuß des deutschen Handelstages dürfte noch in der ersten Hälfte des November, vielleicht gegen den 12. und 13, in Berlin seine Sitzungen abhalten. Der Ausschuß, welcher die Gegenstände der Berathung für das Plenum vorzubereiten hat, will die Frage erörtern, ob auch die Handelsverträge schon jetzt, noch ehe sie veröffentlicht sind, auf die Tagesordnung der nächsten Plenarversammlung gesetzt werden sollen. Da nicht abzusehen ist, ob die Handelsverträge noch vor Weihnachten der Oeffentlichkeit werden übergeben werden können, so wird dem Ausschusse vornehmlich die Frage unterbreitet werden, ob nach Lage der Sache die Berufung des Plenums bis zum Beginn des nächsten Jahres hinansgeschoben werden kann.

Ergebniß der indirekten Steuern in Breslau.

Eine vergleichende Zusammenstellung des Ertrages der indirekten Steuern in der Stadt Breslau im ersten und zweiten Vierteljahre dieses Jahres und in den gleichen Zeiträumen des vorigen Jahres ergiebt, wie die „Schles. Ztg.“ hervorhebt, u. a. die bemerkenswerthe Thatsache, daß die Stadt trotz der herrschenden Nothlage im ersten Halbjahre dieses Jahres erheblich mehr aus der Schlachtsteuer gezogen hat als im Vorjahre. Es brachte die Schlachtsteuer im ersten Vierteljahre 1891 316 438,86 ℳ, im zweiten Vierteljahre 1891 309 378,15 ℳ, im Vorjahre in gleicher Zeit 289 762,12 bezw. 285 699,82 ℳ, in diesem Jahre also 26 676,74 bezw. 23 688,13 mehr. Die übrigen Steuern brachten folgende Erträge ein: die Wildsteuer im ersten Vierteljahre 1891 2298,92 ℳ, im zweiten Vierteljahre 1891 6616,C4 ℳ, im Vorjahre 2446,01 bezw. 8110,76 ℳ, also in diesem Jahre 147,09 bezw. 1493,92 weniger. Die Biersteuer im ersten Vierteljahre 1891: 16 658,09 ℳ, im zweiten Vierteljahre 1891: 18 198,01 ℳ, im Vorjahre 16 748,30 bezw. 18 164,12 ℳ⸗, also in diesem Jahre ungefähr ebensoviel (90,21 weniger, bezw. 33,29 mehr). Der Schlachthof⸗ zins im ersten Vierteljahre 1891: 12 434,52 ℳ, im zweiten Viertel⸗ jahre 1891 12 348,74 ℳ, im Vorjahre 11 958,46 bezw. 11 327,38 ℳ, also in diesem Jahre 476,06 bezw. 1021,36 mehr. Der Braumalzsteuerzuschlag im ersten Vierteljahre 1891 47 153 ℳ, im zweiten Vierteljahre 1891 46 436,57 ℳ, im Vorjahre 48 640,78 bezw. 50 426,33 ℳ, also 1 487,78 bezw. 3983,76 weniger.

Wohlfahrts⸗Einrichtungen in Schlesien.

In Lauban ist der Bau eines neuen Kreis⸗Krankenhauses in Aussicht genommen worden. Nachdem der Vaterländische Frauen⸗ Zweigverein für Goldberg⸗Haynau bereits in Haynau eine Haus⸗ haltungsschule für unbemittelte Mädchen ins Leben gerufen hat, ist nunmehr beschlossen worden, eine gleiche Einrichtung auch in Goldberg zu begründen. In Schweidnitz ist eine katholische Waisen⸗Anstalt errichtet und zunächst mit zehn Zög⸗ lingen besetzt worden. Die Pflege der Zöglinge ist den St. Hedwigsschwestern übertragen worden. In Landeck wird der Bau eines neuen städtischen Krankenhauses ausgeführt. In Jauer ge⸗ denken die „Grauen Schwestern“ eine Spielschule zu eröffnen. Der Vaterländische Frauenverein in Raudten hat die Verwaltung des städtischen Krankenhauses daselbst übernommen und die Anstellung einer Schwester bewirkt.

Die Dresdner Volksunterhaltungsabende sind am 18. Oktober in ihren 6. Jahrgang eingetreten. Den Mittel⸗ punkt des Abends bildete ein Vortrag des Arztes Dr. Meinert über das Thema: „Was sollen wir trinken?“ Er wandte sich namentlich gegen das gewohnheitsmäßige Biertrinken und führte aus, daß wir einer viel größeren Mäßigkeit uns befleißigen müßten, wenn wir in einer ähnlichen Lage, wie die, an welche der 18. Oktober erinnert, einen ähnlichen Erfolg erzielen wollten. Vorher ging eine Begrüßung der An⸗ wesenden durch den Vorsitzenden des Vereins „Volkswohl“. Er berichtete zugleich über die günstigen Resultate dieses Vereins und seiner Volksheime, die ja recht eigentlich erst aus den Dresdner Volksunter⸗ haltungsabenden hervorgegangen sind, da man empfand, daß den ver⸗ schiedenen Klassen der Bevölkerung nicht nur an einigen Sonntagen des Winters, sondern auch an Wochentagen Stätten für edlere ge⸗ sellige Unterhaltung, für Lektüre und gemeinsame Belehrung geöffnet werden sollten. Der Verein „Volkswohl“ zählte im Jahre 1889: 1470 Mitglieder mit 6629 Jahresbeiträgen, 1890: 2042 Mitglieder mit 8437 und bis Oktober 1891: 2085 Mitglieder mit 9100 Jahresbeiträgen. Der Verein hat bis jetzt drei Volksheime und ein Mädchenheim begründet.

SGWUwiterhewegung..

Der sozialdemokratische Parteitag in Erfurt genehmigte, wie bereits gestern unter den Telegrammen „Nach Schluß der Redaktion“ mitgetheilt werden konnte, den Antrag der Breslauer und Dortmunder Parteigenossen in Betreff der Jugendliteratur; einige andere sogenannte „Einzelanträge wurden abgelehnt. Ein Antrag der Münchener Vertreter, auf Kosten der Partei ein statistisches Bureau zu errichten, welches in die von den Arbeitern unternommenen statistischen Er⸗ hebungen Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit bringe, wurde der Parteileitung zur Berücksichtigung überwiesen. Aus den weiteren Verhandlungen sei Folgendes erwähnt:

Ein Antrag: „Alle Wahlkreise, in denen die Lage der arbeitenden Bevölkerung eine zu schlechte ist, um die Wahl⸗ und Agitationskosten selbst aufbringen zu können, sind materiell von der Partei zu unter⸗ stützen. Außerdem sollen von dem Parteivorstand gewandte Redner der Reichstags⸗Fraktion zu größeren Agitationstouren in das Land geschickt werden, und zwar mit besonderer Berücksichtigung von Süddeutsch⸗ land“ wurde dem Parteivorstand zur Erledigung überwiesen. Von Metzner (Berlin) ist ein Protest der Berliner Vertreter da⸗ gegen eingereicht worden, daß die aus der Partei ausgetretenen Mit⸗ glieder der Opposition eine Versammlung über den Parteitag in Berlin für den gestrigen Tag anberaumen ließen; die Berliner Delegirten protestiren dagegen, daß vor Schluß des Partei⸗ tages unter Parteigenossen über den Parteitag verhandelt werde. In der gestrigen Nachmittagssitzung wurde in Bezug auf die Vorgänge in Camen, Eisfeld und Spenge eine „Entrüstungs⸗ resolution“ gefaßt. Ein Antrag, welcher die sozialdemokratische Fraktion beauftragt, im Reichstage die Abschaffung einer Reihe von in Zest sihftzöen bestehenden Gesetzesbestimmungen zu beantragen, wurde genehmigt. 8

Wie aus einer Mittheilung des „Vorwärts“ zu ersehen, hatten die aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschiedenen Erfurter Vertreter Wildberger, Werner u. s. w. gestern in Berlin eine Versammlung anberaumt, zu der sich 6 700 Personen eingefunden hatten. Der „Genosse Zubeil verlas ein Protesttelegramm der Berliner Vertreter in Erfurt beßen eine Verhandlung über den Parteitag, bevor dieser geschlossen

3 d eschäftlichen Angelegenheiten befinden sich noch 1eg Uher. chns 18n allgemeinem Interesse auf der Tages⸗ ordnung: Die Novelle zum Gesetz, betreffend die Krankenversicherung

ist, und forderte Diejenigen, welche auf dem Boden der Partei⸗ Uhaene 88 der Fraktion stehen, auf, mit ihm den Saal zu

verlassen, worauf ein großer Theil der anwesenden Partei⸗ genossen den Saal verließ. Ueber den späteren Verlauf der Versammlung theilt der „Vorwärts“ Nichts mit.

Aus London berichtet die „Allg. Corr.“ unter dem 20. d. M.

Nach fünfundzwanzigwöchigem Ausstande kehrten die feiernden Londoner Zimmerleute und Schreiner heute Morgen an die Arbeit zurück. Der Strike hat ihnen 50 000 Pfd. Sterl. gekostet. Die Forderung der Arbeiter war bekanntlich, daß die Arbeitswoche 47 Stunden und der Lohn 10 d. die Stunde betragen soll. Jetzt ist die Angelegenheit dem Präsidenten des Königlichen Instituts britischer Architekten zum Schiedsspruch untérbreitet word

Mannigfaltiges.

Dresden, 18. Oktober. Die dritte allgemeine deutsche Sittlichkeits⸗Konferen; fand hier am 14. und 15. Oktober statt. In Bezug auf die wöe ctere Organisation des Verbandes nahm die Delegirten⸗Konferenz folgende von dem Vorsitzenden Pfarrer Lic. Weber vorgeschlagenen Sätze an:

1) Die Bildung von Provinzial⸗ oder Landesvereinen zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit ist, wo sie noch nicht geschehen, durch 1 des Herrn General⸗Sekretärs möglichst bald ins Werk zu setzen.

2) Die Berufsarbeiter der inneren Mission, insbesondere die Gefängniß⸗ und Magdalenen⸗Geistlichen, sind um Mithülfe bei der Bildung neuer und der Lebendigerhaltung der alten Vereine durch Vorträge und Mittheilungen aus ihren Erfahrungen an die Vereins⸗ vorstände und an die Zeitungen dringlich zu ersuchen. Alsdann gab Herr Hof⸗Prediger Klemm ein lichtvolles und ein⸗ gehendes Referat über die Mittel und Wege lokaler Organisation. Hierauf wurde über die Theaterangelegenheit gesprochen und nach Mittheilungen von dem braunschweigischen Gesandten in Berlin, Bundesraths⸗Bevollmächtigten Freiherrn von Cramm und Pastor Keller auf Antrag des Vorsitzenden beschlossen, an Seine Majestät den Kaiser und die deutschen Bundesfürsten die Bitte zu richten, um dem verderb⸗ lichen und länger nicht mehr zu duldenden Treiben auf unzähligen Theatern Einhalt zu thun, Kommissionen einzusetzen, aus Vertretern des Ministeriums des Innern und des Kultus sowie Fachmännern bestebend, welche die Frage gründlich berathen und zu einem praktischen Ziele för⸗ dern. Sodann wurde der Wunsch nach einer Vereinigung der beiden jetzt bestehenden literarischen Sittlichkeitsorgane sowie nach besonderen wissenschaftlichen Artikeln über die streitigen Fragen ausgesprochen. Am anderen Tage fand um 7 Uhr in dem glänzend ausgestatteten Saal der Stadtverordneten die eigentliche Hauptversammlung statt. Pfarrer Weber eröffnete sie mit Worten der Begrüßung an die aus allen Ständen und Berufsklassen Dresdens und des Königreichs Sachsen zahlreich Erschienenen, insbesondere an die hohen Vertreter der Staa tsregierung, des Kirchenregiments und der städtischen Behörden. Pfarrer Weber gab auch noch einen kurzen Ueberblick über die Ge⸗ schichte der deutschen Sittlichkeitsbewegung, welche in den zweieinhalb Jahren außerordentlich zugenommen habe und sich auf christlicher, aber interkonfessioneller Basis bewege. Sodann gab Pfarrer Krücke⸗ Alt⸗Landsberg ein Referat über „Kunst und Sittlichkeit“. Eine sehr angeregte Debatte führte schließlich zur einstimmigen Annahme folgender beiden Resolutionen: „Die Allgemeine deutsche Sittlichkeits⸗ Konferenz richtet an alle deutschen Künstler die ringende Bitte, in ihrer ernsten, verantwortungsvollen Stellung als Bildner und Erzieher des Volkes sich bei der Konzeption und Durchführung ihrer künst⸗ lerischen Motive allezeit von den für jede Persönlichkeit geltenden ewigen Grundsätzen der Sittlichkeit bestimmen zu lassen“ und „sie richtet an alle ernster Denkenden im Volk die dringende Bitte, gegen die Ausschreitungen der modernen realistischen Kunst mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln zu protestiren.“ Nach der Hauptversammlung fand wieder eine Delegirten⸗Konferenz statt, in welcher zunächst der Ent⸗ wurf eines Anschreibens an die Gemeindekirchenräthe der verschiedenen evangelischen Landeskirchen, sich an dem Kampfe zu betheiligen, be⸗ schlossen und sodann Bericht gegeben wurde, über die im Auftrage der Konferenz herausgegebene Broschüren⸗Serie: „Moderne realistische Literatur im Lichte der Ethik und Aesthetik“ (zu beziehen durch das Bureau der Sittlichkeits⸗Vereine, Berlin SW., Oranienstraße 104). Als Ort der näͤchstjährigen Konferenz wurde Frankfurt a. M. bezw. Darmstadt bestimmt und der Vorstand per Akklamation wieder⸗ gewählt. Am Abend fand dann noch eine öffentliche Frauenversamm⸗ lung statt, in welcher über die Pflege der Sittlichkeit durch die Familie drei Ansprachen gehalten wurden.

London, 19. Oktober. Sturm und Regen sind seit einer Woche im ganzen Königreich an der Tagesordnung. Dem Orkan vom Freitag folgte am Sonnabend eine kurze Pause, welche jedoch schon am nächsten Tage neuem Unwetter weichen mußte. Das Barometer begann früh am Morgen im Westen Irlands zu fallen, und die steife südliche Brise schwoll zum Sturm an, welcher sich in östlicher Rich⸗ tung über ganz Irland und den Westen von Schottland erstreckte. Die See an den Küsten ging hoch, und auch heute Morgen wüthete der Sturm noch mit wenig verminderter Heftigkeit fort. In Dorsetshire ist das Thal des „Stour“ und des „Frome“ meilen⸗ weit überschwemmt, und Tausende von Morgen Landes stehen unter

Wasser.

Paris, 19. Oktober. Der gestrige Abend⸗Expreßzug Lyon⸗Grenoble wurde, wie der Berner „Bund“ meldet, beim Passiren des Tunnels, unter welchem ein Erdrutsch stattgefunden hatte, beinahe begraben. Nur Fahrschnelligkeit rettete das Leben der Passagiere. Der hintere Theil des Zuges ist abgestürzt. Der Gepäck⸗ wagen wurde begraben.

Paris, 21. Oktober. Auf der Orleansbahn stießen, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern bei Albi (Departement du Tarn) zwei Züge zusammen, wobei sechzehn Personen leichte Verletzungen erhielten.

Valencia, 17. Oktober. Die Zahl der in Consuegra Ver unglückten ist, wie der „Köln. Z.“ mitgetheilt wird, im Anfang be⸗ deutend übertrieben worden. Nach den amtlichen Erhebungen wird sich die Zahl der Todten auf etwa 500 belaufen, ist also immer noch erheblich genug. Indessen haben die nationalen Sammlungen nicht die Höhe erreicht, die man anfänglich erwartete. Es sind bis jetzt erst 925 000 Pesetas beisammen. Der „Impareial beabsichtigt, von den seinerseits gesammelten 135 000 Pesetas ein eigenes, seinen Namen tragendes Stadtviertel für die obdachlos gewordenen Armen zu er⸗ bauen. Die Sammlung des deutschen Comités in Madrid betrug bis zum 10. d. M. 13 575 Pesetas. Es sind daran die Kolonien in Madrid, Malaga, Santander, Barcelona, Huelva, Sevilla, Carta⸗ gena, Cadix und Valencia und mit 1000 Pesetas die Spanisch⸗ Deutsche Bank betheiligt, sowie zahlreiche Firmen in Deutschland, die mit Spanien in Geschaͤftsverkehr stehen; weitere Sendungen werden

noch erwartet. New⸗York, 20. Oktober. Aus Pottsville (Pennsylvanien)

ird d „D. B. §.“ gemeldet: Auf der Readingbahn desgege. hier gestern eine Maschine, wodurch vier Personen

getödtet wurden. t