& R Mernacenen — —
Festmahl im Hotel Kallenberg, an welchem etwa 70 Per⸗ sonen aus den verschiedensten Kreisen, einschließlich der Spitzen der Behörden, theilnahmen. Der Ober⸗Präsident der Provinz Westfalen Studt brachte das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, den Beschützer von Handel und Gewerbe und Wahrer des Friedens, aus. Hierauf toastete der Vorsitzende der Handelskammer, Kommerzien⸗Rath Riesekamp auf den Reichsbank⸗Präsidenten unter eingehender Darstellung der Wirthschaftsverhältnisse des Münsterlandes und der segensreichen Wirksamkeit der Reichsbank mit ihren trefflichen, zum großen Theil auf den jetzigen wie auf den vorigen Präsidenten zurückzuführenden Einrichtungen. Präsident Dr. Koch antwortete mit Worten des Dankes. Er schilderte, wie man zu Anfang dieses Jahrhunderts hier den preußischen Beamten nach der Erwerbung des Landes durch Preußen mit Gleichgiltigkeit, ja Abneigung begegnet, wie wenig die Bankstellen von dem kaum in den An⸗ fängen vorhandenen Handel beschäftigt worden sei, und wies im Gegensatz hierzu auf die wirthschaftliche Blüthe Westfalens in der Gegenwart und das glückliche Zusammenwirken der Reichsbank und ihrer Beamten mit den Vertretern von Handel und Industrie hin. Redner schloß mit einem Hoch auf das Gedeihen von Handel und Gewerbe in Westfalen, insbesondere im Münsterlande. Es sprach alsdann noch Freiherr von Schor⸗ lemer-Alst, Vorsitzender des westfälischen Bauernvereins, mit patriotischem Schwung über das Verhältniß der einzelnen Erwerbsklassen und deren Zusammenstehen zum Wohle des Vaterlandes. Er betonte ebenfalls das segens⸗ reiche Wirken der Reichsbank, deren Leiter ihre Aufgabe voll erfaßt habe. Auf die Behörden Westfalens und deren anwesende Chefs (Ober⸗Präsident, Regierungs⸗Präsident, Provinzial⸗Steuer⸗Direktor, Landgerichts⸗Präsident, General⸗ Kommissions⸗Präsident ꝛc.) toastete der stellvertretende Vor⸗ sitzende der Handelskammer Herr Krüger. Es folgten noch mehrere Reden, worunter auch eine humoristische Auseinander⸗ setzung des Reichsbank⸗Präsidenten mit mehreren Rednern, welche über die Berliner Beamten und über die An⸗ legung von Sparkassengeldern in Staatspapieren ver⸗ schiedene Meinungen geäußert hatten. Nach dem Diner begaben sich sämmtliche Theilnehmer des schönen Festes zu einem Concert in der Centralhalle. Morgen verläßt Präsident Dr. Koch nach Erledigung der ienstgeschäfte unsere Stadt, um sich nach Hamm zu begeben.
Bayern.
München, 21. Oktober. Der Prinz und die Prin⸗ zessin von Montpensier sind aus Berlin wieder in chloß Nymphenburg eingetroffen.
Im Ausschusse der Abgeordnetenkammer zur orberathung für die Novelle zum Verehelichungs⸗ nd Heimathsgesetz wurde heute die Rückwirkbarkeit der euen Bestimmungen berathen. Der Minister des Innern
Freiherr von Feilitzsch sprach sich für die Rückwirkung aus, sonst sei das neue Gesetz werthlos. Der Justiz⸗Minister Freiherr von Leonrod wies darauf hin, daß in zweifelhaften Fällen der Richter zu entscheiden habe. — im Finanzausschuß erklärte der Finanz⸗Minister reiherr von Riedel, Suddeutschland bevorzuge die silbernen wanzigpfennigstücke, eine förmliche Einziehung derselben sei icht beschlossen; die Ausprägung der vorgesehenen Summe an Nickelmünzen sei noch nicht beendet. Die Staatsüberschüsse ürden stets verzinslich angelegt. Betreffs der angeblich zu ohen Ueberschüsse der Notenbank gab der Finanz⸗Minister eruhigende Versicherungen ab.
Württemberg.
Stuttgart, 21. Oktober. Die Wiedereröffnung
er vertagten Stän deversammlung findet morgen
Mittag in einer gemeinschaftlichen Sitzung beider Kammern durch Seine Majestät den König statt.
Bremen.
1 Bremen, 21. Oktober. Zur Verhütung der Ein⸗ schleppung von Viehseuchen hat der Senat angeordnet, daß Rindvieh, welches aus Großbritannien oder Amerika in das Bremische Staatsgebiet eingeführt wird, vor der Ausladung bei dem zuständigen Medizinal⸗ mt anzumelden ist. Das zu Zuchtzwecken aus Großbritannien eingeführte Rindvieh wird, sofern dessen Herkunft aus Großbritannien durch beizubringende Ursprungsatteste zuverlässig nachgewiesen ist und sofern es bei der Landung durch einen beamteten Thierarzt gesund befunden wird, vom Medizinalamt ohne Weiteres zum Verkehr zugelassen. Das nicht zu Zuchtzwecken aus Großbritannien oder Amerika eingeführte Rindvieh ist auf Kosten der Betheiligten in einer vom Medizinalamt zu bestimmenden, von dem Verkehr mit inländischem Vieh isolirten Räumlichkeit unterzubringen und dort vier Wochen lang der Beobachtung durch einen beamteten Thierarzt zu unterwerfen. Wird es von diesem nach Ablauf der Beobachtungszeit für frei von ansteckenden Krankheiten er⸗ klärt, so wird es zum freien Verkehr zugelassen. Zuwider⸗ handlungen gegen die vorstehenden Vorschriften werden, sofern nicht die in §. 328 des Strafgesetzbuchs angedrohte höhere Strafe verwirkt ist, mit Geldstrafe bis zu sechzig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft. Hamburg. . Der Senat hat bei der Bürgerschaft den dringlichen Antrag eingebracht, die Bürgerschaft wolle genehmigen, daß zum Zwecke der Hebung des Wracks des Dampfers „Athabasca“ die Summe von 150 000 ℳ bewilligt werde.
8 8
SDesterreich⸗Ungarn. 8
Wien, 21. Oktober. Das „Militär⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht das nachfolgende Handschreiben Seiner Miajestät des Kaisers und Königs an den Feldzeugmeister Herzog Wilhelm von Württemberg:
b „Die nunmehrigen Verhältnisse Ihres Königlichen Fies haben Sie veranlaßt, die Bitte um Enthebung von hrem Dienstposten unter gleichzeitiger Versetzung in den Ueber⸗ ähligen⸗Stand zu stellen. Ihren Wünschen bewegten Herzens sele⸗ gebend, weiß Ich Sie doch auch fernerhin Meinem eere in Treue und Hingebung erhalten, dem Heere, welchem Sie seit 43 Jahren angehören, in dessen Reihen Sie in sechs Feldzügen, stets ein glänzendes Vorbild kriegerischer Tugenden, ruhmvoll fochten und bluteten und dessen Geschichte Ihren Namen der Nachwelt ehrenvollst bewahren wird. Dankbarst und in erneuter vollster Anerkennung Ihrer auf vielen wichtigen Posten im Kriege und im Frieden hervor⸗ nagend bethätigten Leistungen verleihe Ich Ihnen das Großkreuz des St. Stephans⸗Ordens.“ 8
Der Kommandant des X. Armee⸗Corps FZM. Freiherr von Rheinländer wurde in gleicher Eigenschaft nach Graz versetzt, der stellvertretende Generalstabs⸗Chef FML. Galgolzy wurde zum Kommandanten des X. Corps in Przemysl, der Commandeur der Kriegsschule FMML. Merta zum stellver⸗ tretenden Generalstabs⸗Chef und der FML. Graf Uexkuell zum Kommandanten des XI. Corps in Kaschau ernannt. Ferner hat der Kaiser die Errichtung eines vom Platzkommando gesonderten Stadtkommandos für Wien genehmigt und den FML. Moritz Ritter Danblebsky von Sterneck zum Stadt⸗ kommandanten von Wien ernannt. Der bisherige Platz⸗ kommandant FML. Ritter von Kaiffel wurde auf seine Bitte in den Ruhestand versetzt.
Dem „Fremdenblatt“ zufolge steht die bedeutsame Neuerung der Errichtung eines vom bisherigen Platzkommando gesonderten Stadtkommandos für die Stadt Wien mit der Schaffung der Großgemeinde Wien in Zusammenhang; sie hat zum Zweck, dem Platzkommandanten die ohnehin große Last der Verwaltungsgeschäfte, welche voraussichtlich noch eine Steigerung erfahren dürften, abzunehmen und diese sowie die bedeutsamen militärischen Interessen einem besonderen Stadt⸗ kommando zuzuweisen.
Bei dem Jubiläum des 34. Infanterie⸗Regiments in Lentschau, welches anläßlich des Gedenkfestes der fünfzig⸗ jährigen Inhaberschaft Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I. gefeiert wurde (siehe Nr. 245 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 17. d. Mts.), sprach dem „Frdbl.“ zufolge der deutsche Oberst⸗Lieutenant von Deines folgenden Toast:
„Seine Maijestät der Kaiser Wilhelm hat mir befohlen, diesem tapferen Regimente herzliche Grüße und zugleich Seinen Dank für das schöne Fest auszudrücken. Seine Majestät hat dies zuvor mündlich gesagt und ließ dies auch schriftlich ausrichten. Seine Majestät wird Sich ganz besonders freuen, wenn Er hören wird, wie erhebend das Regiment diesen Tag gefeiert hat. Zugleich bitte ich den Herrn Obersten, gestatten zu wollen, in meinem Namen und im Namen der Offiziere des Kaiser Franz Garde⸗ Grenadier⸗Regiments den kameradschaftlichen Dank auszudrücken für den Beweis treuer Waffenbrüderschaft, dessen wir theilhaftig wurden. Dem Beispiele unserer beiderseitigen Allerhöchsten Kriegsherrn folgend, die in treuer, inniger Waffenbruüͤderschaft verbunden sind, sind wir unauflöslich vereint, wie niemals zuvor. Nichts auf Erden wird es geben, was uns trennen könn te. In gegenseitiger Hochachtung, gestützt auf unsere uralte Zusammengehörigkeit, die ja viele Jahrhunderte be⸗ weisen, werden wir auch ferner fest zusammenhalten. Meine Herren, wir gehören zusammen. Das ist jedem Soldaten ins Herz geschrieben. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und die daraus entsprirgende Einickeit werden auch im Felde unser Wahlspruch bleiben. Als be⸗ währte, treue Waffenbrüder werden wir, Schulter an Schulter, wenn unsere Kriegsherren uns dereinst rufen, mit Begeisterung gegen jed⸗ weden Feind gehen.“
Dem ‚Fremdenblatt“ zufolge sind die Instruktionen der österreichisch⸗ungarischen Delegirten für die Handelsvertragsverhandlungen mit Serbien end⸗ gültig festgestellt; die Verhandlungen sollen im nächsten Monat in Wien beginnen.
Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses berieth in seiner heutigen Sitzung, wie „W. T. B.“ meldet, den Titel „Oeffentliche Sicherheit“. Auf die Beschwerde des Abgeordneten Herold über die Prager und Reichenberger Polizei, sowie auf das Ersuchen, zur Untersuchung der in den jungczechischen Interpellationen angeführten That⸗ sachen einen ungarischen Beamten zu entsenden, erwiderte der Minister⸗Präsident Graf Taaffe, die Prager Polizei sei pflichtgemäß vorgegangen, für die Reichenberger Polizei könne er nicht einstehen, da sie eine städtische sei. Alles werde auf das Genaueste und unparteiisch untersucht und, wenn noth⸗ wendig, würde auch die richterliche Hülfe in Anspruch ge⸗ nommen werden.
In der heute von dem Finanzausschusse des ungari⸗ schen Unterhauses abgehaltenen Sitzung erklärte der Handels⸗Minister Baroß, mit der Türkei schwebten Verhand⸗ lungen wegen eines Handelsvertrages, über deren Abschluß sich jedoch noch keinerlei Erklärung abgeben lasse. Wegen Ueberleitung der englisch⸗indischen Post auf die Linie Wien — Budapest —Belgrad —Salonichi würden gegenwärtig Berech⸗ n angestellt.
Großbritannien und Irlaud.
In der am 20. d. M. in Dublin abgehaltenen Sitzung der Parnellitischen irischen Nationalliga konnte der Vorsitzende John Redmond eine lange Liste von Männern verlesen, welche früher Mitglieder der Liga gewesen waren und jetzt wieder in dieselbe einzutreten wünschen. Das Programm der Liga, sagte er, müsse das alte bleiben. Parnell's Andenken würde man am Besten dadurch ehren, wenn nichts öffentlich geredet und gethan werde, was nicht zum Wohle Irlands wäre. Bis zum No⸗ vember v. J. habe ein Bündniß mit der liberalen Partei be⸗ standen. Als aber Gladstone verlangt habe, daß Irland seine Unabhängigkeit aufgeben und sein großer Führer abdanken müsse, sei es mit dem Bündniß zu Ende gewesen. Dazu habe sich die irische Nation nicht verstehen wollen. — Der Haß der Parnelliten richtet sich besonders gegen John Dillon und W. O'Brien. Als O'Brien am Dienstag in Kilkenny ankam, um einer Agitationsversammlung beizu⸗ wohnen, wurde er auf dem Bahnhofe mit dem Rufe „Mörder“ empfangen. In der Stadt las man, wie die „A. C.“ be⸗ richtet, an allen Ecken Maueranschläge, welche dieser Empfindung in der üblichen blumenreichen Sprache eine weitere Begründung verliehen. „O'Brien“, so hieß es darin, „habe Parnell in der Stunde der Noth verrathen. Gott schütze Irland — vor allen Deserteuren!“ Die Versammlung fand im Rathhause statt. Sie galt der Aufstellung eines Nach⸗ folgers für den verstorbenen Sir John Pope Hennessy als Abgeordneten für Nord⸗Kilkenny. Als solcher wurde ein⸗ stimmig Michael Davitt von den Anwesenden ernannt. O' Brien vergalt übrigens in seiner Rede Gleiches mit Gleichem; er nannte die Abgeordneten Pierce Mahoney, Maguire und Leamy einfach Verräther. In dem Programm der Parnelliten konnte er nichts finden, als „Anarchie, Rache und Ver⸗ weiftung.. — Die Schwester Parnell's Fräulein Anna
arnell hat übrigens ein bitteres Schreiben bezüglich der Bestattung ihres Bruders (Parnell war bekanntlich Protestant) auf dem katholischen Glasnevin⸗Friedhofe an die „FIrish. Times“ gerichtet, worin sie sagt: Niemand sei mehr dagegen gewesen, als sie, aber an die religiöse Seite der Sache habe weder sie, noch die übrigen Verwandten gedacht. Sie benutzt sodann die Gelegenheit, um zu erklären, daß es nach ihrer Ansicht höchst ungerecht sei, einige Personen, wie Healy, O'Brien und Dillon, für den Tod Parnell's verantwortlich zu machen. Alles, was diese gethan, sei von der irischen
Erniedrigung.“
auf der Reise. angestellt werden.
Frankreich.
Paris, 22. Oktober. Industrie Jules Roche empfing laut Tischlerarbeiten entsandte Deputation, welche wegen He rab⸗ setzung der Zölle auf Bauholz und Zimmerholz vorstellig wurde. b
Der Deputirte Mahy beabsichtigt, den Minister des Auswärtigen Ribot wegen der Ausbeutung ausgedehnter Grundstücke auf der Insel Madagascar durch ein englisches Syndikat zu interpelliren.
Wie italienischen Blättern gemeldet wird, soll die fran⸗ zösische Regierung die Absicht haben, die bisherige zollpoli tische Benachtheiligung Italiens aufzuheben, doch würde sie nach der „Nat. Ztg.“ nur soweit gehen, daß nach der Genehmigung der neuen Tarife diese auch Italien gegenübe Geltung haben sollen.
Die Verhandlung gegen den Erzbischof von Aix wegen seines Schreibens an den Kultus⸗Minister “ wird, entgegen der gestrigen Mittheilung des „W. T. B.“, vor dem Pariser Appellgerichtshofe, nicht vor dem Zuchtpolizeigericht der Seine stattfinden. Die klerikale Blätter sprechen sich heftig tadelnd über diese Maß⸗ nahme aus; der Kultus⸗Minister füge damit dem Fehler, welchen er mit dem Cirkular, betreffend die Einstellung der Pilgerfahrten, begangen, noch einen zweiten schlimmeren hinzu. Die „Gazette de France“ sagt, der Regierungs⸗ vertreter werde bei dem Prozesse eine traurige Rolle spielen. Der „Univers“ hofft, daß aus dieser Sache ein großer Nutzen für die katholische Sache erwachsen werde, nämlich ein erhöhter Eifer bei den Priestern und Gläu⸗ bigen im Kampfe gegen die republikanische Partei. Von den radikalen Blättern wird die Verfolgung des Erzbischofs ohne Ausnahme rückhaltlos gut geheißen, während die gemäßigt republikanischen Blätter theilwerse die Ansicht äußern, daß ein rein administratives oder diszipli⸗ narisches Einschreiten gegen den Erzbischof vorzuziehen gewesen wäre. Das „Journal des Débats“ nennt die Maßnahme die That einer schlechten Politik. Noch schärfer sprechen die konservativen Blätter ihre Mißbilligung über das Vor⸗ gehen aus. Wie verlautet, würden auch noch andere Prälaten wegen Amtsmißbrauchs gerichtlich verfolgt werden. Der Bischof von Nevers hat gegen die Cirkularverfügung des Kultus⸗ Ministers gleichfalls Protest eingelegt.
Mit dem 1. Oktober d. J. sind, wie die „Köln. Ztg.“ hervorhebt, einige bemerkenswerthe Veränderungen bei der französischen Kavallerie eingetreten, die auf die an diesem Tage erfolgte Neuerrichtung des 13. Kürassier⸗ und des 13. Husaren⸗Regiments zurückzuführen sind. Vor⸗ nehmlich werden dadurch die 4, 9, 7 8 18] 10. Brigade, sowie die 1, 2. und 6. selbständige Kavallerie⸗ Division betroffen, aber auch die allgemeine Organisation der Reiterei erfährt einige Aenderungen. Soyo erhält das an der Ostgrenze stehende VI. Armee⸗Corps zwei Kavallerie⸗Brigaden, davon die eine in Nancy, die andere in Commercy. Letztere wird als Brigade 6bis bezeichnet und aus zwei leichten Kavallerie⸗Regimentern zusammengesetzt, während die allgemeine Organisation grundsätzlich ein leichtes Reiter⸗Regiment und ein Dragoner⸗Regiment vorsieht. Die 1. Kavallerie⸗Division in Paris wird ihre Kürassier⸗Brigade zu drei Regimentern bilden, da das neu er⸗ richtete Regiment vorläufig dieser Brigade zugetheilt worden ist. Bei der 2. Kavallerie⸗Division in Luneville wird die leichte Brigade, die bisher aus einem Chasseur⸗ und einem Husaren⸗Regiment bestand, die vorschriftsmäßige Zusammen⸗ setzung aus zwei gleichen Regimentern, nämlich aus dem 17. und 18. Chasseur⸗Regiment der 4. Chasseur⸗Brigade, er⸗ halten. Die 6. Kavallerie⸗Division, welche gegenwärtig aus einer Kürassier⸗, einer Chasseur⸗ und einer Husaren⸗ Brigade besteht, soll auf vier Brigaden gebracht werden; sie giebt die Chasseur⸗Brigade ab und erhält dafür eine Dragoner⸗ und noch eine Husaren⸗Brigade. Das neue 13. Kürassier⸗ Regiment ist in Chartres, das 13. Husaren⸗Regiment in Dinan errichtet worden.
Nach einer in den gestrigen Abendblättern veröffentlichten Mittheilung aus Regierungskreisen hätte die Mission des Schiffskapitäns Beaumont in Tunis (Siehe Nr. 246. des „R. u. St.⸗A.“ vom 19. d. M.) keinen militärischen Zweck; Beaumont sei lediglich beauftragt, die Pläne für Handelshäfen in Susse und Sfaks, sowie für Leuchtthürme in Gherba und Mahareß zu prüfen.
Die Offiziere mehrerer zur Zeit in Cherbourg vor Anker liegender russischer Kriegsschiffe wohnten gestern der Vorstellung im Theater bei. Das Orchester spielte die russische Nationalhymne und die Marseillaise. Das Publikum brachte Hochrufe auf Rußland und Frankreich aus. Das Panzerschiff „Dmitri Donskoi“ wird der Einladung des Maire von Brest zu einer Feierlichkeit zu Ehren des russischen Schiffes nicht Folge leisten, sondern setzt seine Reise nach Algier und Tunis fort. 8
Rußland und Polen.
Der Kaiserliche Hof hat seit dem 17. Oktober an⸗ läßlich des Ablebens des Königs Karl von Württemberg auf vierundzwanzig Tage Trauer angelegt. Ueber Maßregeln zur Abhülfe des Nothstandes meldet die „St. Pet. Ztg.“:
Das Finanz⸗Ministerium hat zur möglichst erfolgreichen Versorgung der nothleidenden Gouvernements mit dem nothwendigen Getreide beschlossen, die vom Eisenbahn⸗Departement zwei al wöchentlich veröffentlichten Getreidepreise an den Hauptmärkten des In⸗ und Auslandes durch Angabe der Getreidepreise einiger weiterer Getreide⸗Handelsplätze, sowohl in den nothleidenden Gegenden, als auch in denen, die in diesem Jahre einen Ueberschuß von Getreide haben, zu ergänzen. Zu diesem Behuf werden dem Ministerium allwöchentlich am Freitag telegraphisch Nachrichten über die Getreidepreise von nachstehenden 41 Punkten zugehen: Dorpat, Schaulen, Spaorgony, Dotsch, Romny, Roshischtsche. Polonnoje, Tscherny⸗Ostrow, Winniza, Uman, Kryshopol, Pyrlitza, Jelissawetgrad, Schpola, Bjelaj a⸗Zerkow, Melitopol, Alexandrowek (Losowo⸗Sewastopol⸗Eisenbahn), Jekateri⸗ nosslaw, Alexejewka, Kursk, Bobrowizy, Orscha, Lissitschansk,
Nation, d. h. deren Mehrheit gutgeheißen worden. „Die
irische Nation habe Schuld b bes Tode und ihrer eigenen
Das kanadische Ministerium hat beschlossen, strenge Vorschriften über den Viehtransport nach Europa zu erlassen sowohl für die Sicherheit der Schiffsmannschaften und Schiffe wie zur Verminderung der Sterblichkeit der Thiere
d Versicherungsprämien veröffentlicht werden, und Zwei Vieh⸗Inspektoren sollen in Montreal 78
Der Minister für Handel und 8 Meldung des „W. T. B.“ gestern Vormittag eine von Unternehmern in
den Verurtheilten eintreffen, nicht zum Aufenthalt in Si
1 290 000, mit den französischen 1 790 000 Gewehre. allen russischen welches vorläufig noch durch Lieferungen für eigene Rechnung
8 truppen. mit der neuen Waffe ausgerüstet sein.
Kamenskaja, Jekaterinodar, Armawir, Besslan, Nishni Nowgorod,
Tschistopol, Rjasan, Tambow, Orenburg, Woro⸗ Diese Daten werden in den vom herausgegebenen Publikationen zusam⸗ Rachrichten über Getreidepreise, Frachten es enthält
e am 5. (17.) Oktober erschienene Tabelle bereits die betreffenden
Alatvr, Kasan,
birsk, Füefebie Jekaterinburg, Busuluk,
Pensa, Ufa, nesb und Beovrissoglebsk. Eisenbahn⸗Departement men mit den übrigen
Faten von den genannten Getreidemärkten. Die oberflächlichste Durch⸗
zeser Tabelle genügt, um zu ersehen, welchen ungeheuren Nutzen 9 vdiese denden Gegenden ans der rechtzeitigen Bekanntmachung mit den Getreidepreisen an den verschiedenen Handelsplätzen ziehen können. o ist z. B. der mittlere Preis per Pud Roggen in Rjasan 1 Rbl. 20 Kop. bis 1 Rbl. 32 Kop, während auf der Station Winniza der Südwest⸗Eisenbahnen das Pud Roggen zu 86 bis 91 Kop., somit im Mittel um 34 bis 41 Kop. billiger verkauft wird. Der Trausport per Pud Getreide von der Station Winniza nach Rjasan beträgt nach dem den Landschaften gewährten ermäßigten Tarif 13,88 Kop., folglich ersparen die Rjasaner Konsu⸗ menten beim Roggenankauf in Winniza 20 bis 27 Kop per Pud. Die von der Regierung beschlossenen Nothstandsbauten sollen einer Meldung der „Pol. Corr.“ zufolge zunächst der Militärverwaltung zu Gute kommen, welche eine Reihe bedeutender öffentlicher Bauten nunmehr rascher zur Ausführung bringen will, als es ursprünglich in ihrer Absicht lag. So wurden namentlich die für strategische Zw ecke sehr wichtigen Chausseen und Eisenbahn⸗Kommunikationen in den westlichen Gouvernements mit aller Beschleunigung in Angriff genommen. Bei der Anlage der neuen Chausseen wird von vornherein die etwaige Nothwendigkeit in Rechnung gezogen, auf denselben in kürzester Zeit eine für Militärtransporte geeignete mobile Eisenbahn herstellen zu müssen. Auch eine Anzahl neuer Eisenbahn⸗ verbindungen, darunter die von Lublin mit der Eisenbahn Iwangorod⸗Dombrowa, sind für die nächste Zeit geplant. — De⸗ Bau der neuen Zweiglinie des südwestlichen russischen Eisenbahnnetzes von Zmerinka nach Mohilew⸗Podolski ist so weit fortgeschritten, daß die Eröffnung des Güterverkehrs schon demnächst, die des Personenverkehrs aber spätestens im ezember l. J. zu gewärtigen ist. 1 In der Admiralität von Nikolajew hat der „Now. Wr.“ rfolge am 7. Oktober der Bau eines Panzerschiffes von in Rußland noch nicht dagewesenen Dimensionen begonnen. Das neue Schiff wird eine Größe von 12 480 Tons besitzen, d. h. die bisherigen Panzerschiffe fast um 4000 Tons übertreffen. Zu seinem Bau mußten auf dem Helling der Admiralität eine Menge Abänderungen vorgenommen werden, und dennoch wird das Schiff um fünf Faden aus dem Helling hinausragen. Für den im Frühling 1893 beabsichtigten Stapellauf des Kolosses sollen der Zwischenraum zwischen den Dämmen des Hellings um 2 ½ Faden erweitert und sämmtliche Schiffsdecke über der
Batterie in Folge des Raummangels im Helling erst nach dem
Ablauf hergestellt werden. 1 Anläßlich der zunehmenden Einwanderung jüdischer Familien nach den sibirischen Gouvernements hat
der General Gouverneur von Irkutsk, wie die „Now. Wr.“
berichtet, die betreffenden Behörden dahin verständigt, daß die Familien von deportirten Juden, welche nicht gleichzeitig. mit
irien berechtigt sind und nach den Ortschaften des den Juden zum
—
Wohnsitz bestimmten Rayons ausgewiesen werden müssen.
Ueder die Fertigstellung der neuen Gewehre und des rauchlosen Pulvers entnehmen wir einer Petersburger Kor⸗
respondenz der „Köln. Ztg.“ folgende Angaben:
Die in Frankreich bestellten 500 000 Gewehre müssen bis spätestens Juli 1894 fertig sein. Inzwischen liefern jährlich, vom Juli gerechnet, die Gewehrfabriken in Tula 230 000, in Ishewsk 150 000, in Sjestrorezk 50 000 neue Gewehre, mithin bis Juli 1894 Jedoch sind in Fabriken, wie es heißt, auch in Frankreich, in Anspruch genommen ist, Anstalten getroffen, um die Lieferung zu beschleunigen. Bis spätestens zum Juli 1894 würde also die ge⸗ sammte russisch⸗europäische Feldarmee, einschließlich der Reserve⸗ Die kaukasische Armee wird sie zuletzt erhalten. Schon im nächsten Jahre werden einige Armee⸗Corps mit der neuen Waffe ausgerüstet, und man wird bereits die im nächsten Herbst zur Dienstleistung einzuziehenden Reservisten mit ihr ausbilden. Da die russischen Fabriken, wie vorher erwähnt, mindestens 430 000 Gewebre jährlich zu liefern im Stande sind, so wird die russische Feldarmee durch die Bestellung in Frankreich nur etwa ein Jahr früher neu bewaffnet sein, als sie es wäre, wenn die Herstellung ausschließlich im eigenen Lande erfolgte. Zur Anfertigung des rauchlosen Pulvers wird außer den bereits bestehenden Pulverfabriken eine neue, sehr bedeutende in Kasan gebaut, die schon nächstes Jahr in Betrieb gesetzt werden soll.
Eine „Pamirfrage“, so schreibt die „Nowoje Wremja“, gebe es schon seit dem Jahre 1876. Nach der Eroberung Kokands sei die russische Reichsgrenze im Süden unbestimmt geblieben, da das Pamirgebiet überall von kleinen Khanaten um⸗ geben sei. In den verflossenen 15 Jahren seien von drei verschie⸗ denen Seiten Ansprüche auf das Pamir erhoben worden: von Abdurrahman Khan auf das südliche, von den Chinesen auf das östliche Pamir, und im Süden seien auch die Engländer gegen Pamir vorgegangen. Nachdem sie die Unabhängigkeit Kaschmirs vernichtet, hätten sie ihren Einfluß nördlich auf die Khanate Tschatran, Yassin und Kundschud aus⸗ gedehnt. Dort seien jetzt überall en lische Garnisonen. Es träfen nun englische und russische 0. peditionen zusammen, und da sie auf beiden Seiten aus Soldaten beständen, so sprächen ausländische Blätter gleich immer von Zusammen⸗ stößen zwischen den englischen und russischen Vorposten. „Uns — so schließt die „Nowoje Wremja“ — scheint die Zeit ge⸗ kommen zu sein, die russische Grenze in Pamir endgültig festzusetzen. Schwerlich wird unsere Diplomatie beim Nach⸗ weis unserer Vorrechte auf dieses Land auf große Schwierig⸗ keiten stoßen.“ v“
SE chweiz. 1“
Zu dem neuen Zolltarif äußert sich der Berner „Bund“ in seiner Nummer vom 20. d. M. wie folgt:
Das Ergebniß der Volksabstimmung vom 18. d. M. ist in der Bundesstadt mit lebhafter Befriedigung aufgenommen worden. Wir haben jetzt eine solide, von der großen Mehrheit der schweizerischen Beyvölkerung sanktionirte Grundlage für unsere Handels⸗ und Zoll⸗ politik und für das weitere Porgehen bei Unterhandlungen mit aus⸗ jändischen Staaten. Man kann inskünftig unsern Unterhändlern im Auslande nicht mehr entgegenhalten, daß e bei ihren Begehren von einem Zolltarif ausgehen, der von der schweizerischen Bevölkerung in Feng⸗ gestellt und von ihr kaum gebilligt werde. Das Volk hat reilich den Tarif keineswegs in dem Sinne angenommen, daß der⸗ selbe unantastbar sein und daß auf demselben nicht Reduktionen ge⸗ macht werden sollen, wenn diese als nöthig erscheinen, um vom Auslande ebenfalls Reduktionen auf seinen Zöllen zu erhalten. Die Schweiz beilh Ee leverteso⸗ und wird gerne an dem Prinzip „do ut des“ esthalten.
Die Brüder Ortelli, die Urheber des in Mendrisio
an dem Apotheker Buzzi verübten Mordes, haben sich, wie dem „Bund“ aus Lugano gemeldet wird, in der Nacht vom 20. d. aus Furcht vor Lynchjustiz dem Sindaco von Balerna ausgeliefert. Sie behaupten unter Vorweis ihrer Wunden, sie hätten aus Nothwehr gehandelt. Der dritte der bei dem
Morde Betheiligten, Croce, wurde mit nase ht auf die un⸗ genügende Sicherheit, welche das Bezirksge von dort nach der
ngniß in Men⸗ drisio gegenwärtig bietet, tra anstalt
Lugano verbracht. Terbien. —
Belgrad, 21. Oktober. Der Justiz⸗Minister Gersic hat dem „W. T. B.“ zufolge eine Reise nach Oesterreich⸗ Ungarn, Deutschland und Frankreich angetreten, um in diesen Staaten die Einrichtungen der Strafanstalten zu
studiren.
Bulgarien.
“ 1“ 8
Sofia, 21. Oktober. Die Prinzessin Clementine von Sachsen⸗Coburg ist, wie „W. T. B.“ meldet, hier ein⸗ getroffen.
Die „Agence balcanique“ dementirt die Zeitungsmel⸗ dungen, daß die türkische Regierung es abgelehnt habe, den bulgarischen Behörden ein der Mitschuld an der Ermordung des Ministers Beltschew verdächtiges Individuum auszuliefern, und daß der Großvezier dem Minister⸗Präsidenten Stambuloff Vorstellungen über ein willkürliches Vorgehen der Untersuchungskommission in der Beltschew'schen Angelegenheit gemacht habe. Die „Agence Balcanique“ tritt ferner der Meldung ent⸗ gegen, daß der Minister⸗Präsident Stambulow beabsichtige, die Sobranje in diesem Jahre nach Tirnowa einzuberufen, und hebt den auffälligen Umstand hervor, daß systematisch falsche Nachrichten über bulgarische Angelegenheiten verbreitet würden, augenscheinlich zu dem Zwecke, die Meinung des Aus⸗
landes über die wahre Lage Bulgariens irrezuführen.
Montenegro.
Cetinje, 21. Oktober. Hierher gelangten Berichten zu⸗ folge griff ein aus etwa 50 Mann bestehender Haufen Albanesen zwischen Bielopolje und Sienitza eine nach Serbien reisende Anzahl Montenegriner an, tödtete fünf derselben und verwundete mehrere Frauen und Kinder. Die Bande sei darauf wieder in den Bergen ver⸗ schwunden. 8
Amerika.
Vereinigte Staaten. In Washington tagte in der verflossenen Woche das ökumenische Concil der Metho⸗ disten. Auf dieser Versammlung ließen sich am 17. d. M. auch der Präsident Harrison und der Sekretär des Schatz⸗ amts Foster und zwar zu der Frage der stehenden Heere und der Einführung von internationalen Schieds⸗ gerichten vernehmen. Wie der „Hamb. Corr.“ meldet, sagte Mr. Foster in seiner Ansprache an die Konferenz:
„Wir in diesem Lande sind im Starde, ohne ein stehendes Heer auszukommen. Wir unterhalten nur den Kern eines solchen, der uns befähigt, eine Armee zu schaffen, wenn das Bedürfniß eintritt, und wir erwarten von dem Patriotismus des Volkes, daß es im gegebenen Augenblick sich freiwillig zur Fahne stellen wird. Was aber die Erzeugung des Patriotismus betrifft, so verlassen wir uns in dieser Beziebung auf das religiöse Gefühl des Landes, ins⸗ besondere auf die methodistische Kirche. Das Schatzamt baut für die Sicherheit seiner Gewölbe mehr auf das christliche Bewußtsein des Landes, als auf Schlösser, Riegel und Polizisten.
Präsident Harrison gab seiner Ansicht Ausdruck, daß jede derartige Konferenz einen Schritt vorwärts in der Richtung fa Einigung der Menschheit bedeute. Was das zur Berathung stehende Thema betreffe, so sei seine Anwesenheit besonders bedeutsam, insofern er nämlich am Nachmittag die Kanonengießerei im Marine⸗Arsenal besichtigen wolle. Diese Thatsache nöthige ihn, zu konstatiren, daß die Durchführung der internationalen Schiedsgerichte zur allgemeinen Beilegung von Streitigkeiten vorläufig noch auf gewisse Schwierigkeiten stoße. Es sei daher die Aufgabe der christlichen Kirche, die Menschheit so zum Frieden zu erziehen, daß die internationalen Streitig⸗ keiten, soweit sie zum Kriege führen könnten, aus der Welt geschafft würden. Was dann noch an Differenzpunkten übrig bliebe, könne leicht durch internationalen Schiedsspruch erledigt werden. Die Bedeutung der Geschützgießerei liege in der Be⸗ reitschaft Amerikas in omnem eventum. Was ihn selbst an⸗ lange, so könne er nur dem sehnlichen Wunsche Amerikas nach Frieden in der ganzen Welt Ausdruck geben. Es würde aber vergeblich sein, einem bedrohten Hinterwäldler die Niederreißung seines schützenden Blockhauses anzuempfehlen. Da der Teufel des Krieges immer noch ungefesselt sei, so müsse man die Geschützgießerei immer noch als eine dura necessitas mit in den Kauf nehmen. Der Präsident schloß seine von lebhaftem Beifall begleiteten Ausführungen mit dem Wunsche einer glücklichen Heimkehr für die Delegirten.
Paraguay. Aus Buenos⸗Aires vom 22. d. M. wird dem „W. T. B.“ über Paris gemeldet, daß nach dort eingegan⸗ genen Nachrichten aus Assuncion die aufständische Be⸗ wegung in Paraguay unterdrückt und die Ruhe wieder⸗ hergestellt worden sei.
Asi en 2 e1“ 8
China. Einer Meldung des „Temps“ aus Shanghai zufolge hätte sich der österreichische Gefandte, welcher am Sonnabend in Peking dem Kaiser von China seine Akkreditive überreichen sollte, geweigert, im Saale der Tribut⸗ pflichtigen empfangen zu werden; die Audienz sei deshalb verschoben worden.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Singapore herrscht in Shanghai, wie von dort unter dem 10. d. M. berichtet wird, Ruhe. Die Missionare, welche aus dem Innern ein⸗ getroffen waren, erhielten von den Konsuln die Anweisung, nicht zurückzukehren. Das französische Geschwader ist in Shanghai eingetroffen. Die Vertheilung von Schmähschriften dauert fort. “ “
Congostaat. Ueber den Verlauf der Expeditionen nach dem Katanga⸗Gebiet theilt das Brüsseler „Mouvement Géographique“ Folgendes mit:
jeutenant Le Marinel ist nach einer achtmonatigen Forschungs⸗ reise am 11. Angust wieder im Lager von Lusambo eingetroffen, nachdem er zwei Europäer im Katanga⸗Gebiet zurückgelassen, eine Reihe von Posten zwischen Lusambo und dem Katanga sowie eine Station westlich von Bunkeya gegründet. Das Haupt⸗ ergebniß der Reise ist die Anerkennung der Oberhoheit des Congo⸗
Alexander Delcommune, welcher in demselben Gebiet die Strom⸗ gebiete des Lualaba und des Luapula zu erforschen hatte, ist von sehaes Reife zurückgekehrt und hat Agenten am obern Lomami zurück⸗ gelassen.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die falsche Vorspiegelung des Kreditsuchers dem Kredit⸗ geber gegenüber, daß seine Verwandten ihn hinsichtlich der Zahlung seiner Schulden nicht im Stiche lassen werden, genügt, nach einem ÜUrtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 15. Juni 1891, nicht zur Bestrafung des Thäters wegen Betruges bezw. Be⸗ trugsversuches, selbst wenn er als Verwandten eine Person namhaft gemacht hat, welche thatsächlich nicht zu ihm in einem verwandt⸗ schaftlichen Verhältnisse steht. 1
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
GSFeestern gingen ein Ballet⸗ Prometheus“ und die (im Sommer bereits im Lessing⸗Theater gegebene) „Cav alleria rusti- cana“ neu in Scene. Das Ballet ist von Meister Beethoven im Jahre 1801 für die Wiener Oper komponirt worden und hat damals aguch eine Reihe von Wiederholungen erlebt. Das sog. Textbuch, welches von Vigano eingerichtet war, ist aber verloren gegangen. Um die Beethoven'sche Musik zu „den Geschöpfen des Prometheus“, die — und zwar nur in einzelnen Abschnitten — allmählich ganz in die Concertsäle übergegangen war, für die Bühne zurückzugewinnen, be⸗ durfte es eines vollständig neuen Scenariums, eine gewiß sehr schwie⸗ rige Aufgabe, da es fast an allen Anhaltpunkten für diejenige Scenerie, für welche Beethoven die Musik geschrieben hatte, fehlte. Der Dichter des Königlichen Opernhauses, Theater⸗ Intendantur⸗Rath, Professor Emil Taubert hat nun eine Dichtung dazu geschrieben, welche wir nicht anstehen als hervorragend zu bezeichnen. Sie bat ihren Werth in sich und ist, auch losgelöst von der scenischen Darstellung, zu deren Erläuterung sie dienen soll von bleibendem Werth. Freilich muß sie — wie das ja auch Wagner von seinen Textbüchern verlangte — vorher gelesen werden; zum Nachlesen während der Aufführung des Ballets ist sie ungeeignet, da sie eben keine leere Inhaltsangabe enthält, sondern eine tief empfundene Dichtung in klassischen Distichen, denen ein Vorwort in alcäischer Strophe vorausgeschickt ist, darstellt. Nach Allem, was über das Vigano'sche Textbuch überliefert ist, erhebt sich die Taubert'’sche in Form und Inbalt weit über das alte Scenarium: sie stellt den Segen des von Prometheus aus dem Olymp entwendeten Feuers und den Segen der Arbeit für die Menschheit dar, wie er sich in den Hauptzweigen der Kultur ausdrückt; die „Pandora“ er⸗ scheint darin als ein von Zeus zur Strafe für den Feuerdiebstahl gesandtes Weib, welches mit ihrer „sinnverwirrenden Schönheit“, mit „verderblichem Gut“ in den Menschen die Qual des Verlangens und der Begierde entfachen soll. Aber Prometheus bleibt unberührt; Trotz und Haß gegen die Götter machen ihn zum Verächter weiblicher Schonheit; er nimmt die Huldigungen der Kultur mit Selbstbewußtsein entgegen, und als die Menschen nun auch für die ihnen gewordenen Wohl⸗ thaten Zeus ein Dankopfer bringen wollen, zerstört er frevelnden Sinns den Altar. Die Strafe der Götter folgt auf dem Fuße; er wird an einen Felsen mitten im Meer angeschmiedet und eine hülflose Beute des von Zeus gesandten Adlers. Pandora sucht nun seine Leiden zu mildern Und dadurch sein trotziges Herz zu bekehren; erst allmählich wird er durch den Tanz der Okeaniden und die Fürsorge der Pandora erweicht, sodaß Herkules den Adler erlegen und Prometheus befreien kann: der Gerettete erkennt den Segen des liebenden Weibes an und giebt ge⸗ demüthigt den Göttern die Ehre, die, im Himmel thronend, nunmehr gnädig auf ihn herabschauen. Diese Dichtung lehnt sich an Aeschylus an; sie enthält eine ganze Philosophie der Menschheit und bringt die Leidenschaften und Empfindungen in ihrem Widerstreit mit einander zu erhabenem Ausdruck. Zu einer derartigen Dichtung, die voll ist von tief ernsten, wahren und tragischen Gedanken hätte Beethoven sicherlich eine andere Musik geschrieben. Nur an wenigen Stellen enthält die Musik, welche zu dem verloren gegangenen, jedenfalls ziemlich naiven Vigano'schen Textbuch geschrieben ist, große Motive; statt dessen ist sie durchweg einfach, idyllisch und bei⸗ nahe naiv, ohne die packende Kraft reicher Instrumentirung; sie giebt nicht die hehren und erhabenen Gedanken, die der Tauberteschen Dichtung zu Grunde liegen, wieder. Es besteht also eine Diffe⸗ renz zwischen der alten Musik und der neuen Dichtung, welche den Eindruck eines Anachronismus zwischen beiden macht. Auf Grund der Taubert'schen Dichtung hat der Balletmeister Graeb mit kundiger Hand das Ballet arrangirt, das aber auch mehr der Dichtung, als der Musik Rechnung trägt: die charakteristi⸗ schen Darstellungen und Tanzweisen werden von der Musik, so zu sagen, an vielen Stellen im Stich gelassen. Dennoch darf der wiedererwachte „Prometheus“ als eine in hohem Maße interessante Reproduktion gelten; aber das Interesse ist ein getheiltes und verschiedenartiges. Die Musik gewährt uns mehr ein historisches Interesse und beschäftigt vorzugsweise den Verstand; die Tanzdichtung und ihre Darstellung dagegen fesseln Auge und Ge⸗ müth. In dieser Abgrenzung ist der neue Prometheus von Beethoven⸗Taubert ⸗Graeb eine künstlerische Gabe, welche, wie Pandora, dem Einen Dies, dem Anderen Das als willkommen darbietet. Die choreographische und scenische Aus⸗ führung verdient ebenso wie die That der künstlerischen Neugestaltung uneingeschränkte Anerkennung: Fräulein Dell' Era bewährte als Pandora die Anmuth und das Ebenmaß, welches alle ihre Kunstleistungen auszeichnen. Herr Glasemann (Prometheus), Herr Burwig (Epimetheus), Fräulein Stoßmeister (Hermes), Fräulein Urbanska (Elpore), Fräulein Sonntag (Peitho) sowie die Chariten, Musen u. s. w. brachten die ihnen zu Theil gewordene Aufgabe mit einer der Stellung der Königlichen Bühne entsprechenden und dem altgriechischen Stil Rechnung tragenden hohen Kunstfertigkeit zur Lösung. Besondere Erwähnung verdienen die Darstellung der Be⸗ lebung der als Marmorfiguren künstlerisch gruppirten Geschöpfe des Prometheus, der Palmentanz am Schluß des ersten Aktes und die Schlußapotheose (die im Olymp thronenden Götter), welche dem Kunstsinn, dem Geschmack und der Leistungsfähigkeit der Königlichen Bühne das glänzendste Zeugniß ausstellen. 1 Mascagni's „Cavalleria rusticana“ hat im Opernhause diejenige Stätte gefunden, die dieser dramatisch lebendigen, wirkungs⸗ vollen Oper gebührt. Wir haben uns über die Bedeutung des Werkes schon anläßlich seiner Erstaufführung im Lessing⸗ Theater 8 138 des „R. u. St.⸗A.“ vom 15. Juni d. ausgesprochen und damals diese Oper für das Königliche Opern⸗ haus als den geeigneten Platz für eine würdige Wieder abe reklamirt. Die gestrige Auffuͤhrung bestätigte vollkommen die Rich⸗ tigkeit dieser Auffassung. Was die Orchesterbegleitung unter Kapell⸗ meister Weingartner anbetrifft, so war sie vielleicht stellenweise etwas zu milde; aber diese Abschwächung der Kraft und Gewalt der In⸗ strumentation beeinträchtigte weder das Werk, noch den Genuß daran; Diejenigen, welche die Aufführung aus dem Lessing Theater kennen, werden die zartere Behandlung, welche das Werk auf der Königlichen Bühne gefunden, dankbar anerkennen. Von den mitwirkenden Künstlern verdient in erster Linie Herr Sylva als Turiddu genannt zu werden: die Siciliana im Vorspiel bei geschlossener Scene sang der Künstler mit seinen großen Mitteln unübertrefflich; nicht minder verdient die Dar⸗ stellung, sowie insbesondere der Abschied von der Lucia als eine bedeutende Leistung bezeichnet zu werden. Bei einer so hervor⸗ ragenden Künstlerin, wie es Frau Sucher ist, war es selbstverständlich, daß die Santuzza dramatisch wie musikalisch wirkungsvoll zur
staats durch den gefürchteten Här
; Msiri. Auch der Forscher
Geltung kam: die tragischen Momente der Eifer⸗ und der
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