Süd⸗Deutschland, während die Depression im Nord⸗
dMachlucht gab sie nicht minder, ergreifend, wie die rüͤhrenden
Bitten um Turiddu's Liebe und Treue. Fräulein Rothauser sang und spielte die Lola mit gewinnender Einfachheit, ohne Ueber⸗ treibung der Koketterie. Frau Staudigl gab die Lucia würdig, wenn auch vielleicht etwas zu jugendlich. Herr Betz, der gefeierte Sänger, schien als Alfio nicht recht am Platz zu sein; vielleicht daß ibm die Rolle auch nicht behagte. Die Chöre sangen sicher und rein; nur war das Tempo zuweilen zu rasch, sodaß die weihevolle Stimmung, welche der Gesang vor der Kirche verbreitet, nicht recht zur Geltung kam. Die Ausstattung und die Scenerie waren lebenswahr und zeugten bis ins Einzelne von der großen Sorgfalt der Einstudirung. Daß die Kirche halb in den Hintergrund der Bühne gelegt ist, muß als eine willkommene Besserung angesehen werden, da sie ebenso wie der Platz davor den Hauptort der Handlung bildet. Die Aufnahme war eine sehr warme. Das „Intermezzo“ zwischen den beiden Abschnitten wurde, wie üblich, Dacapo verlangt und gewährt; indeß möchten wir bei aller ANruerkennung seines musikalischen Werthes glauben, daß es besser sein würde, wenn diese überall üblich gewordene Unsitte in dem König⸗ lichen Opernhause sich nicht einbürgerte. 8 hre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten der Vorstellung vom Anfang bis zum Schluß bei. Wie uns mitgetheilt wird, hat Sich Seine Majestät nach der Vorstellung an⸗ erkennend und höchst befriedigt über die mytbologische Tanzdichtung ‚Prometheus“ sowie über die Oper „Cavalleria rusticana“ und die Aufführung beider] Werke ausgesprochen und dem Herrn General⸗ Intendanten befohlen, den Betreffenden diese Allerhöchste Anerkennung zur Kenntniß zu bringen. Sing⸗Akademie. Die junge höchst begabte russische Pianistin Fräulein Sophie von Posnansky gab gestern ihren zweiten Klavierabend, der noch in gesteigertem Maße die Vielseitigkeit ihres virtuosen Spiels hervor⸗ treten ließ, zumal das Programm Stuͤcke von noch bedeutenderer Schwierig⸗ keit enthielt, als das des ersten Abends. Schumann’'s „Davids⸗ bündler“, ein wahrer b für Concertspieler, erfordern in seinen sehr mannigfaltig konstruirten zahlreichen Abschnitten schon eine sehr durchgebildete Künstlerhand und ein tiefes Eingehen in den Genius des Komponisten, wenn sie dem Zuhörer klar vorgeführt werden sollen. Beides war der Concertgeberin zu eigen. Die As-dur-Polonaise von Chopin ist wohl sehr selten von einer Dame so vor⸗ trefflich ausgeführt worden; die Klarheit und Rapidität der Oktavengänge der linken Hand setzte Alles in Erstaunen. Auch die zarte Behandlung der melodiösen Stellen im Nocturne und in der Berceuse desselben Komponisten, sowie ihre sorgfältige Phrasirung in den Variationen von Brahms über ein Thema von Schumann und in der A-dur-Sonate von Beethoven verdienen das größte Lob. Konnten wir uns auch mit den Tempobewegungen der chromatischen Phantasie von Bach nicht immer einverstanden erklären, so war doch die geschmackvolle Ausführung der kleinen zum Schluß gespielten Salonstücke von Saint⸗Sasns, Tschaikowsky und Rubinstein tadellos und von außerordentlicher Wirkung.
In der Vorstellung der Oper „Cavalleria rusticana“ am Sonn⸗ abend im Königlichen Opernhause sind die Damen Pierson, Dietrich und Lammert, die Herren Rothmühl und Bulß beschäftigt. In der Sonntagsvorstellung der Oper „Der Prophet“ setzt Frau Ritter⸗Götze ihr Gastspiel forert. “
Das Deutsche Theater bereitet für die nächste Zeit eine Reihe von Aufführungen vor, welche neben ihrer dramatischen Einzelwirkung
durch die literarische Zusammengebörigkeit der Stücke und die Persön⸗ lichkeit ihres Dichters sich zu einem charakteristischen Gesammtbild aneinanderschließen. Es handelt sich um einen Cyklus der hauptsäch⸗ lichsten Dramen Goethe's, welcher in kurzen Zwischenräumen bereits im Laufe des Novembers in Scene gehen soll. In jeder Woche sollen zwei bis drei Aufführungen stattfinden, sodaß der ganze Cyklus sich auf ungefähr vier Wochen vertheilen wird. Für die Gesammtheit der Aufführungen ist ein Abonnement in Aussicht genommen, dessen Be⸗ dingungen nebst der Reihenfolge der aufzuführenden Stücke in den nächsten Tagen kund gegeben werden wird. 1
Julius Wisbeck, der bisherige artistische Sekretät des Lessing⸗ Theaters, ist in der gestrigen Nacht seinen schweren Leiden erlegen. Das Institut, dem er angehörte, verliert an ihm einen treuen und kenntnißreichen Mitarbeiter. In der Theaterwelt hatte sich der einen geachteten Namen und lebhafte Sympathien erworben.
Als zweite Kinder⸗Vorstellung bringt das Belle⸗Alliance⸗ Theater am Sonnabend Nachmittag wieder das beliebte Märchen „Die Heinzelmännchen“. 3 . 1
Morgen Abend 7 ½ Uhr findet in der Sing⸗Akademie das Concert des Violinvirtuosen Johann Kruse unter Mitwirkung der Concertsängerin Frau Cornelia Schmitt⸗Csanyi statt; den Orchester⸗ part übernimmt das Philharmonische Orchester unter Leitung des Herrn Prof. Dr. Joachim. — Für das erstep hilharmonische Concert unter Hans von Bülow's Leitung findet am Sonntag, Vormittags 11 ½ Uhr, in der Philharmonie die öffentliche Hauptprobe statt; das Programm bringt Haydn's Symphonie in D (Nr. 5 der Breitkopf u. Härtel'schen Ausgabe), Mozart's G-moll⸗Symphonie und die VII. Symphonie in A-dur von Beethoven. Der Kartenverkauf (2 ℳ) ist bereits bei Bote u. Bock eröffnet. — —
Fräulein Helene Mayer wird in ihrem am Dienstag im Saal des „Römischen Hofs“ stattfindenden Concert eine Arie aus Rossini’s „Semiramis“, sowie Lieder von Schubert, Schumann, Lifzt, Brahms, H. Hofmann und O. Eichberg zum Vortrag bringen. — Der Klaviervirtuose Percy Shorvood wird in seinem am 27. Oktober in der Sing⸗Akademie stattfindenden, gemeinschaftlich mit dem Hof⸗Opernsänger Paul Jensen aus Dresden zu ver⸗ anstaltenden Concert von größeren Werken Beethoven’s Sonate op. 109 und Schumann’'s Phantasie op. 17 zu Gehör bringen. — Kammersänger Carl Perron wird hier am 3. November in der Sing⸗Akademie gemeinschaftlich mit dem Klavier⸗ virtuosen Emil Paur ein Concert veranstalten, in welchem er u. A. Beethoven's Liedercyclus „An die entfernte Geliebte“ vorzutragen gedenkt. — Fräulein Käthe Lenbach, die junge Sängerin, welche am 4. November zum ersten Mal in Berlin in der Sing⸗Akademie auftreten wird, ist eine Schülerin Eugen Gura's. — Herr Alberto Jonas, der spanische Klaviervirtuose, wird in seinem hiesigen Concert in der Sing⸗Akademie am 6. November in das Concert u A. A-moll von Paderewski spielen; das Werk wurde in Berlin bisher nur vom Komponisten in einem der vor⸗ jährigen Philharmonischen Concerte vorgetragen. — Das hier bereits vortheilhaft bekannte Geschwisterpaar Johanna und Willy Bur⸗ mester (Klavier und Geige) wird Anfang November hier in der Sing⸗Akademie concertiren. 8 8
Zum Geburtstage Albert Lortzing's veranstaltet Kapellmeister Meyder im Concerthause morgen unter Mitwirkung der Concert⸗ sänger Herren Rosenthal und Federhof⸗Möller eine besondere Lortzing⸗ Feier. Herr Rosenthal wird an diesem Abend das Lied aus der Oper „Der Waffenschmied“ und das Lied aus der Oper „Zar und Zimmer⸗
mann“ singen. Herr Federhof⸗Möller singt das Lied aus der Oper „Undine“. Das Orchester bringt die Fest⸗Quverture, den Holzschubꝛvns aus der Oper „Zar und Zimmermann“, die Phantasie „Ein Immor⸗ tellenkranz auf das Grab Lortzing's⸗, die Ouverture zur Oper „Zar und Zimmermann“, die Balletmusik aus der Oper „Casanova“ ꝛc. zur Aufführung.
Die neuesten Nummern der Lessmann'schen „Allgemeinen Musikzeitung“ entbalten eine interessante Betrachtung von A. Heintz unter dem Titel: „Das Geheimniß Wagner's und seine Offenbarung zu Bayreuth.“ Die jetzige Verwaltung der Bayreuther Bühnenfestspiele im Vergleich mit den ursprünglichen Intentionen des verewigten Meisters wird in dies t f Eingehendste kritisiit.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
München, 22. Oktober. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten nahm heute einstimmig den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Forderung von 14 963 000 ℳ zur Vermehrung des Fahrmaterials an. Im Laufe der Debatte erklärte der Minister⸗Präsident Freiherr von Crailsheim, daß er dem Gedanken, für unvorher⸗ gesehen auftretenden Bedarf an Fahrmaterial ebenso wie für den Ankauf von Grundstücken einen besonderen Fonds zu beschaffen, sympathisch gegenüberstehe. Ebenso sympathisch sei ihm die Anregung, in Zukunft eine höhere Summe für hi c-teruno des Fahrmaterials in das Budget ein⸗ zustellen.
Die Einnahmen der bayerischen Staatsbahnen betrugen im Monat September 10 511 025 ℳ gegen August cr. 64 645 ℳ mehr. Die gesammten Einnahmen seit dem 1. Januar betragen 77 725 149 ℳ, daher 2 139 577 ℳ weniger als im Vorjahre, obwohl die Länge der Eisenbahnen in diesem Jahre um 82 Kilometer größer ist.
Wien, 22. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser empfing heute Vormittag den Herzog Wilhelm von Würtftem⸗ berg in Audienz.
In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erklärte der Handels⸗Minister Marquis Bacquehem, die öster⸗ reichische und die ungarische Regierung seien mit der Re⸗ form der Patentgesetzgevung beschäftigt; allein der Zeit⸗ punkt ihrer 8 sei gegenwärtig noch nicht zu bestimmen.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Mel⸗ dung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Buenos⸗Aires vom 21. d. M. ist der Verwaltungsrath für den neu zu er⸗ richtenden Banco Unico nunmehr ernannt. Die Bank wird am 2. November eröffnet.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 22. Oktober,
Morgens 8 Uhr. des Herzens.
Am Fenster.
Stationen. Wind. Wetter.
Meeressp.
red. in Millim. in ° Celsius
05 C. = 40 R.
8 S — — E 28 S 2
Temperatur
Anfang 7 Uhr.
5 lu. d.
&
halb bed. bedeckt bedeckt Regen Regen halb bed. 1 wolkenlos 1 bedeckt
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.
aparanda.
t. Petersburg Moskau...
Cork, Queens⸗ toww... Cherbourg elder.. Hamburg.. 750 Swinemünde 750 Neufahrwasser 750 75² 750 750 wolkenlos 755 wolkenlos 754 2 wolkig 757 4 bedeckt 754 Abedeckt 752 3 bedeckt 754 2 halb bed. 752 1 bedeckt 749 6 woltig 755 2 wolkenlos 755 3 Regen
8088 988 88
von Beethoven.
11 — 00 900 00 doS¼
heiter Regen bedeckt wolkenlos wolkenl. ¹)
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halb bed.
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Sonnabend: Geizige.
¹) Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
“ Eiin barometrisches Maximum liegt über Nord⸗ west⸗Rußland, ein anderes von geringerer Höhe über
fang 7 Uhr.
westen wenig Aenderung zeigt. Am Kanal wehen
efallen, in erheblicher Menge in den süd⸗ S 4 1 Febietstheilen. Aus Std⸗Norwegen, Däne⸗ wffchned: mark sowie aus dem nordwestlichen und südlichen Frrankreich erdhn große igrsglär. gemeldet. (Nizza 51, Cherbourg mm.
“ Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Freitag: Opern⸗ haus. 215. Vorstellung. Cavalleria rusti-
Hr. Binder.
na (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach durchaus neuer Ausstattung und verstärktem Orchester: eeh. Sbrehza⸗ 82 Verga. Musikzvon Die Basoche. Komische Oper in 3 Akten von Carré.
Schauspielhaus.
G. Gallina. Aus dem Italienischen von J. Stinde. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur M. Grube. Lustspiel in 1 Aufzug von Felix . 88 Se gese t vom 8 vscher in 1 Aufzug von G. v. Moser. Regie: Hr. Krause. vrn., Fre ba Zum⸗ 1. Aie e Iescheeedznae Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Deutsch von Paul Block. In Scene gesetzt von wi 1 ije Anschlag⸗ Sigmund Lautenburg. Hierauf, zum 24. Male: Von “ Theater. Näheres die Anschlag
d: 8. 216. stellung. Ca- Sonnabend: Overnhau Vorstellung Dreien der Glücklichste. Schwank in 3 Akten
valleria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper — 1 in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von von Labiche und Gondinet. Regie: Emil Lessing. Berga. Musik von Pietro Mascagni. In Scene Anfang 7 ½ Uhr. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. Vorher: Prometheus. Musik Nach einer mythologischen Tanz⸗ dichtung E. Taubert’s in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr. IScühanmiecban⸗. Lustspiel in 4 Aufzü D E. R Kunst
ohlthätige Franen. Lustspiel in ufzügen Beleu 8 . Jung⸗Deutschlaud und inscenirt vom ir. E. Renz. Knunst⸗ von Adolph L'Arronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗ üten, Belegcemgegcegen .Füü in 1egr schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. 67 Büldemn) von Ernft Nedt. Im 6. Bilde: Wirk⸗ liches ennen au er Bühne Regen Deutsches Theater. Freitag: Des Meeres Pferden. Anfang 7 ½ Ubr. und der Liebe Wellen. bedeckt d¹ ꝑSonnabend: Die Stützen der Gesellschaft. bedeckt Sonntag: Die Kinder der Excellenz.
Die nächste Aufführung von „Der Psarrer von Kirchfeld“ findet am Montag statt.
Sonntag: Nachm. 2 ½ Uhr: Die Bluthochzeit. Abends 7 ½ Uhr: Esther. — Der Geizige. XX“ 63. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in ale: 8 Akten von Leon vgu. es — Görß. Musik von Gustav Steffens. it voll⸗ 1 Die Großstadtluft. Schwank in 4 Akten von ständig 11ng Kostümen. Die neuen Dekorationen Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. An⸗ sind aus dem Atelier der Herren Waagner und s Adolpl .2 : Ritter⸗
Sonnabend und Sonntag: Die Großstadtluft. 1 Fbr. cene gesetzt von Adolph Ernst. Verlobt: Frl. Elly Eckert mit Hrn. Ri
1ö1“ Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
starke bis stürmische südliche Winde. Das Wetter Wallner-Theater. 8 arke bie ürmi e U e nde. G 8 1 1 Akt p 3Z lius 8 1 bei schwoche meit vüdlicher bis Fefsichen Lust eee Posse in on Ju
ewegung n Deu and an auernd mild, im esten . ¹ 8 . 2 is St J. pielfach heiter, sonst trüͤbe; fast überall ist daselbst 7 Ahlptel in 3 Akten von Franci ah
Tessing-Theater. Freitag: Zum 1. M
LSportgeschichten. — Gewagte
Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten von West und Held. Musik von C. Zeller. Regie: ’ Dirigent: Hr. Kapellmeister Karpa.
Anfang 7 Uhr. 8 Sonnabend: Der Vogelhändler.
224. Vorstellung. Die Augen alljährlich in der feierlichsten Weise neu gewählt und
Concert-Haus. Freitag: Karl Mevder⸗Concert.
Familienbild in 1 Aufzug von im glänzenden Umzuge zum Schloß geleitet, wo ihn Lortzing⸗Feier unter Mitwirkang der Concertsänger
Belle-Alliance-Theater.
der König von Frankreich in Audienz empfing.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
Sonnabend u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
85. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung Dampfschisf⸗
Herren Rosenthal und Federkof⸗Möller.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde⸗ Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im
Circus Renz. Karlstraße. Freitag: Abends 7¼ Uhr: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, gr hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abthei⸗
Freitag: Zum lungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc
und Bootfahrten, Wasserfällen,
225. Vorstellung. Zum 1. Male: an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt
Morgen, Sonnabend:
und Tanz von Oscar Klein.
Adolph Ernst-Theater.
Bukacz.
Freitag: Zum 4. Male:
Thomas-Theater.
Zum 4. Male: Gewagte
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Zweite
mittags⸗Vorstellung zu ermäßigten Preisen. „Die Hürden Rennen mit Vollblutsprin 8 8 ve Ren s gpferden, geritten Heinzelmännchen.“ Märchen⸗Komödie mit Gesang von Damen und Herren. — 3 Athleten zu Pferde,
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: 1. Volks⸗Vorstellung
Berliner Theater. Freitag: 8. Abonn.“⸗Vorst. FIZ Plätzen Mr. F. Chiarini, Jockeyreiter. —
Die Bluthochzeit. Anfang 7 Uhr.
Alte Jakobstraße
Direktion: Emil Thomas. Freitag: Zum 2. Male: 1 ins .
nurnhige “ oder: — Sre hae⸗ Geboren; Ein Sohn: Hrn. Albrecht von Posse mit G in 3 Akten (8 Bildern) von
Emil Pohl Thomas⸗Theater neu bearbeitet. Gestorben: Frl. Margarethe von Villaume
Die neuen Couplets von A. Bender. Musik von
Sonntag: Gewagte Mittel. Hierauf, auf all⸗ V. 8 : 1 EB lina. A. Conradi und J. Doebber. In Scene gesetzt von gemeines Verlangen: Cavalleria Berolin T. Tgbinund I. osdh Ub-
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, in einer von lebenden Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrahlend Außerdem: 6 Trakehner Rapphengste, zusamm. dress. u. vorgef. von Hrn. Franz Renz. — 4fache Fahrschule, geritten Kinder⸗Nach⸗ von 4 Herren mit 8 Schulpferden. — Schulpferd e Coriolan, geritten v. Frl Oceang Renz. — Großes
von den Gebr. Briatore. — Geschwister Cottrelly, Equilibristinnen. — Mlle. Adele, Parforcereiterin. — Mr Alexandre,
Saltomortalesreiter. — Mr. Fascio, Voltigeur ꝛc.
Zum 1. Male: Esther. — Der ves e Vorstellungen von heute ab — Komische Intermezzos von sämmtl. Clowns.
1 Sonnabend: Gala⸗Vorstellung. „Auf Helgoland“.
8 “ Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachm. 4 Uhr (ein Freitag: Zum Kind frei): Auf vielseitiges Verlangen: „Die lustigen Heidelberger“. Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgolaad“.
Familien⸗Nachrichten.
gutsbesitzer Vollrath Lübbe (Berlin — Klein⸗Lunow “ in Meckl.)
8 Verehelicht: Hr. Ludwig Frhr. von Hammerstein⸗ 8 Gesmold mit Frl. Gertrud von Mandelsloh 30. (Celle). — Hr. Lieut. Leo Tellenbach mit Frl. Anni von Tresckow (Stünzhain bei Altenburg).
Estorff (Veerßen).
(Potsdam). — Hr. Hauptmann Sell (Stettin). — Verw. Fr. Superintendent Therese Benicke, geb. Kühze (Stolpe). — Hr. Lieutenant Max Rudloff (Vogelsang bei Lalendorf in Meckl.) — Hrn. Hauptmann von Zander Sohn Albrecht (Soldau).
Vven, Mascagni. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Deutsch von R. Genée. Musik von André Messager. Jos. Joachim.
laff. irigent: Kapellmeister Wein⸗ In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: hifleur Pehlaf eve Musik von Kapellmeister Federmann. „Basoche“ war eine Zanft Beethoven. Nach einer mythologischen Tanzdichtang der Pariser Parlaments Advokaten, welche mit ver⸗
bert' 2 Akten von Emil Graeb. Diri⸗ schiedenen Privilegien ausgestattet. Der König der 2. ogherztziet Re. Bafoche, welcher auch Münzen prägen durfte, wurde
Vorher:
gartner.
gent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr.
Philharmonie. Freitag,
Concerte.
Si g-Akademie. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: 16. Concert von Johann Kruse, unter gefälliger Mit⸗ 1
Donnerstag, 29. Oktober: Zum 1. Male, mit wirkung der Concertsängerin Frau Cornelia Schmitt⸗ ) Cänve und unter Mitwirkung des Philbarmonischen Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Orchesters, unter gütiger Leitung des Herrn Prof
Abends 7 ½ Uhr: Populärer Klavier⸗Abend von Prof. Heinrich Barth. und ein Prospekt der Firma Oscar Sperling
9. Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.
Verlag der Expedition (Scholz).
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 8
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
in Leipzig über Brief⸗ und Formular⸗Schränke.
nicht erbracht sind, und daß die Fun blatt der Berliner Opposition dem Vorstande und der Fr
——
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 20. Oktober. v. d. Burg, General der Infan⸗ terie und kommandirender General des II. Armee⸗Corps, in Geneh⸗ migung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. und gleichzeitig à la suite des 1. Garde⸗Feld⸗Art. Regts. gestellt. v. Blomberg, Gen. Lt. und Commandeur der 5. Div., zum kommandirenden Ge⸗ neral des II. Armee⸗Corps, Vogel von Falckenstein, Gen. Lt. und Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗Departements im Kriegs⸗ Ministerium, zum Commandeur der 5. Div., v. Goßler, Gen. Major und Commandeur der 43. Inf. Brig., kommandirt zur Dienstleistung bei dem Kriegs⸗Ministerium, zum Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗ departements im Kriegs⸗Min sterium, v. Schmidt, Oberst und Commandeur des Inf. Regts. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) Nr. 16, unter Beförderung zum Gen. Major, zum Commandeur der 43. Inf. Brig., — ernannt. v. Bernuth, Oberst⸗Lieut. und etatsmäß. Stabsoffizier des Inf. Regts. von Horn (3. Rhein.) Nr. 29, mit der Führung des Inf. Regts. Freiherr von Sparr (3. Westfäl) Nr. 16, unter Stellung à la suite desselben, beauftragt. Frhr. v. Bothmar, Oberst⸗Lt. vom Inf. Regt. Nr. 136, als etatsmäß. Stabs⸗ offizier in das Inf. Regt. von Horn (3. Rhein.) Nr. 29 versetzt Meißner, Major vom Inf. Regt. Nr. 136, zum Bats. Commandeur ernannt. v. Heeringen, Major aggreg. demselben Regt., in dieses Regt. wieder einrangirt. v. Oidtman, Gen. Major und Inspecteur der Jäger und Schützen und beauftragt mit Führung der Geschäfte des Kommandos des Reitenden Feldjägercorps, unter Entbindung von diesem Verhältniß, mit der Führung der 8. Division beauftragt. v. Schweinichen, Gen. Major und Commandeur der 39. Inf. Brig., zum Inspecteur der Jäger und Schützen ernannt und gleich⸗ zeitig mit der Führung der Geschäfte des Kommandos des Reitenden Feldjägercorps beauftragt. v. Alvensleben, Oberst und Com⸗ mandeur des Inf. Regts. Herwarth von Bittenfeld (1. Westftäl.) Nr. 13, unter Beförderung zum Gen. Major, zum Commandeur der 39. Inf. Brig., von Warendorff, Oberst und etatsmäß. Stabsoffizier des 5. Westfäl. Inf. Regts. Nr. 53, zum Commandeur des Inf. Regts. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, — ernannt. Frhr. von Massenbach, Oberst⸗Lt. vom 5. Thüring. Inf. Regt. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), als etatsmäß. Stabs⸗ offizier in das 5. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 53, v. Wagenhoff, Major und Bats Commandeur vom Gren. Regt. König Friedrich II. (3. Ostpreuß.) Nr. 4, in das 5. Thür. Inf. Regt. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), — versetzt. Burckhardt, Major vom Gren. Regt. König Friedrich II. (3. Ostpreuß.) Nr. 4, zum Bats. Commandeur ernannt. Funck, Major aggreg. dem Gren. Regt. König Friedrich II. (3. Ost⸗ preuß.) Nr. 4, in dieses Regt. wiedereinrangirt. v. Amann, Oberst à la suite des Kadetten⸗Corps und Commandeur desselben, von Rosen, Oberst à la suite des Kür. Regts. Graf Wrangel (Ostpreuß.) Nr. 3 und Commandeur der 10. Kav. Brig, Graf v. Wartens⸗ leben, Oberst à la suite des Westfäl. Drag. Regts. Nr. 7 und Commandeur der 36. Kav. Brig., Knappe, Oberst à la suite des Eisen⸗ bahn⸗Regts. Nr. 1 und Commandeur der Eisenbahn⸗Brig., — zu Gen. Majors befördert. v. Winterfeld, Gen. Lt. und General⸗Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Commandeur der 20. Div., von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem General⸗Feldmarschall Prinzen Albrecht von Preußen Königliche Hoheit entbunden; derselbe führt neben seinen anderweiten Dienstgeschäften vorläufig noch die ihm übertragenen Geschäfte des fehlenden Chefs des Stabes der 1. Armee⸗Insp. fort. von Krosigk, Gen. Lt. und Chef des Militär⸗Reitinstituts, unter Entbindung von dem Kommando zur Ver⸗ tretung des Commandeurs der 20. Div., zum Inspecteur der 1. Kav. Insp. ernannt. von Willich, Oberst u. Command. des 2. Garde⸗ Drag. Regts. und kommandirt zur Vertretung des Chefs des Militair⸗Reitinstituts, unter Stellung à la suite des gedachten Regts., mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Militär⸗Reitinstituts beauftragt. Prinz Heinrich XIX. Reuß Durchlaucht, Oberst⸗ Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier des Regts. der Gardes du Corps, kommandirt zur Vertretung des Commandeurs des 2. Garde⸗Drag. Regts., zum Commandeur dieses Regts. ernannt. Graf v. d. Asse⸗ burg, Major und etatsmäß. Stabsoffizier des 1. Garde⸗Ulan. Regts., in gleicher Eigenschaft zum Regt. der Gardes du Corps versetzt. v. Tresckow, Major vom 1. Garde⸗Ulan. Regt., unter Entbindung von dem Kommando als Adijutant bei der Garde⸗Kavallerie Division, zum etatsmäßigen Stabsoffizier ernannt. v. Dewitz, Rittm. und Commandeur der Leib⸗Escadr. vom Leib⸗ Garde⸗Hus. Regt., als Adjut. zur Garde⸗Kav. Div. kommandirt. v. Goßler, Rittm. à la suite des Leib⸗Garde⸗Hus. Regts., unter Entbindung von dem Verhältniß als Lehrer bei dem Militär⸗Reit⸗ institut, als Escadr. Chef in das Regt. einrangirt. v. Trotha, Rittm. und Escadr. Chef vom Leib⸗Garde⸗Hus. Regt., zum Com⸗ mandeur der Leib⸗Escadr. ernannt. Brecht, Rittm. und Escadr. Chef vom 1. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 8, unter Stellung à la suite des Regts., als Lehrer zum Militär⸗Reit⸗ institut, v. Burgsdorff, Rittm. vom 2. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 11, unter Entbindung von dem Kommando als Adjutant bei der 35. Kav. Brig., als Escadr. Chef in das 1. Westfäl. Hus. Regt.
Nr. 8, — versetzt. Frhr. v. Willisen, Pr. Lr. vom Drag.
Regt. Freiherr von Derfflinger (Neumärk.) Nr. 3, als Adjutant zur 35. Kav. Brig. kommandirt. v. Priem, Rittm. und Escadr. Chef vom Hus. Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) Nr. 7, kom⸗ mandirt zur Dienstleistung bei des Fürsten zu Schwarzburg⸗Rudol⸗ stadt Durchlaucht, zum Flügel⸗Adjutanten des Fürsten zu Schwarzburg⸗ Rudolstadt Durchlaucht ernannt. v. Wallenberg, Rittm. aggreg. dem Hus. Regt. König Wilhelm I. (1. Rhein.) Nr. 7, als Escadr. Chef in dieses Regt. wiedereinrangirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 18. Oktober. v. Möller, Gen. Lt. und Kommandant von Magdeburg, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. gestellt.
„Neues Palais, 20. Oktober. v. Klüber, Oberst⸗Lt. und Flügel⸗Adjutant des Fürsten zu Schwarzburg⸗Rudolstadt Durchlaucht, in ⸗Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und seiner bieherigen Flügel⸗Adjutanten⸗Uniform zur Disp. gestellt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. Der sozialdemokratische Parteitag in Erfurt
hat gestern die noch ausstehenden Beschlüsse, die Opposition
und den Programm⸗Entwurf betreffend, gefaßt und wurde alsdann geschlossen. Die Bebel'sche Neuner⸗Kommission hat natürlich beantragt, zu erklären, daß Beweise für die gegen den Parteivorstand und die sozial⸗ demokratische Reichstagsfraktion vorgebrachten Anschuldigungen in dem bekannten
aktion gemachten Vorwürfe auf Unwahrheiten beruhen, und
s⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗
Berlin, Donnerstag, den 22. Oktober
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der Parteitag hat diese Anträge nach dem „Vorwärts“ mit allen gegen die Stimmen von neun Vertretern und zwei Ver⸗ treterinnen zum Beschluß erhoben. Der Programm⸗Entwurf des Vorstandes, den die Kommission des Parteitages nur in unwesentlichen Punkten geändert hat, wurde von Liebknecht noch einmal in längerer Rede erörtert und ver⸗ theidigt. Der Parteitag genehmigte den Entwurf einstimmig im Ganzen und ohne Debatte. Das neue Programm der sozialdemokratischen Partei Deutschlands stellt in der gegenwärtigen Gestalt nach Anführung der allgemeinen sozialdemokratischen Grundsätze, aus welchen die speziellen Forderungen sich ergeben sollen, folgende Forderungen auf:
.1) Allgemeines gleiches direktes Wahl⸗ und Stimmrecht mit ge⸗ heimer Stimmabgabe aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts für alle Wahlen und Abstimmungen. Proportional⸗Wahlsystem, und bis zu dessen Einführung gesetzliche Neueintheilung der Wahlkreise nach jeder Volkszählung. Zweijährige Gesetzgebungsperioden. Vornahme der Wahlen und Abstimmungen an einem gesetzlichen Ruhetage. Entschädigung für die gewählten Vertreter. Aufhebung jeder Beschränkung politischer Rechte außer im Falle der Entmündigung. 2) Direkte Gesetzgebung durch das Volk vermittels des Vorschlags⸗ und Verwerfungsrechts. Selbstbestimmung und Selbstverwaltung des Volks in Reich, Staat, Provinz und Gemeinde. Wahl der Behörden durch das Volk, Verantwortlichkeit und Haftbarkeit derselben. Jährliche Steuerbewilligung. 3) Er⸗ ziehung zur allgemeinen Wehrhaftigkeit. Volkswehr an Stelle der stehenden Heere. Entscheidung über Krieg und Frieden durch die Volksvertretung. Schlichtung aller internationalen Streitigkeiten auf schiedsgerichtlichem Wege. 4) Abschaffung aller Gesetze, welche die freie Meinungsäußerung und das Recht der Ver⸗ einigung und Versammlung einschränken oder unterdrücken. 5) Ab⸗ schaffung aller Gesetze, welche die Frau in öffentlicher und privat⸗ rechtlicher Beziehung gegenüber dem Manne benachtheiligen. 6) Er⸗ klärung der Religion zur Privatsache. Abschaffung aller Auf⸗ wendungen aus öffentlichen Mitteln zu kirchlichen und religiösen Zwecken. Die kirchlichen und religiösen Gemeinschaften sind als private Vereinigungen zu betrachten, welche ihre Angelegenheiten vollkommen selbst⸗ ständig ordnen. 7) Weltlichkeit der Schule. Obligatorischer Besuch der öffentlichen Volksschulen. Unentgeltlichkeit des Unterrichts, der Lehrmittel und der Verpflegung in den öffentlichen Volksschulen, so⸗ wie in den höheren Bildungs⸗Anstalten für diejenigen Schüler und Schülerinnen, die kraft ibrer Fähigkeiten zur weiteren Ausbildung ge⸗ eignet erachtet werden. 8) Unentgeltlichkeit der Rechtspflege und des Rechtsbeistandes. Rechtsprechung durch vom Volk gewählte Richter. Berufung in Strafsachen. Entschädigung unschuldig Angeklagter, Verhafteter und Verurtheilter. Abschaffung der Todesstrafe. 9) Unentgeltlichkeit der ärztlichen Hülfeleistung einschließlich der Ge⸗ burtshülfe und der Heilmittel. Unentgeltlichkeit der Todtenbestattung. 10) Stufenweis steigende Einkommen⸗ und Vermögenssteuer zur Be⸗ streitung aller öffentlichen Ausgaben, soweit diese durch Steuern zu decken sind. Selbsteinschätzungepflicht. Erbschaftssteuer, stufenweise steigend nach Umfang des Erbguts und nach dem Grade der Ver⸗ wandtschaft. Abschaffung aller indirekten Steuern, Zölle und sonstigen wirthschaftspolitischen Maßnahmen, welche die Interessen der All⸗ gemeinheit den Interessen einer bevorzugten Minderheit opfern. Zum Schutze der Arbeiterklasse fordert die sozialdemokra⸗ tische Partei Deutschlands zunächst:
1) Eine wirksame nationale und internationale Arbeiterschutz⸗ gesetzgebung auf folgender Grundlage: a. Festsetzung eines höchstens acht Stunden betragenden Normal⸗Arbeitstages. b. Verbot der Er⸗ werbsarbeit für Kinder unter vierzehn Jahren. c. Verbot der Nacht⸗ arbeit, außer für solche Industriezweige, die ihrer Natur nach, aus technischen Gründen oder aus Gründen der öffentlichen Wohlfahrt Nachtarbeit erheischen. d. Eine ununterbrochene Ruhepause von mindestens 36 Stunden in jeder Woche für jeden Arbeiter. e. Verbot des Trucksystems. 2) Ueberwachung aller gewerblichen Betriebe, Erforschung und Rege⸗ lung der Arbeitsverhältnisse in Stadt und Land durch ein Reichs⸗ Arbeitsamt, Bezirks⸗Arbeitsämter und Arbeitskammern. Durch⸗ greifende gewerbliche Hygiene. 3) Rechtliche Gleichstellung der land⸗ wirthschaftlichen Arbeiter und der Dienstboten mit den gewerblichen Arbeitern; Beseitigung der Gesindeordnungen. 4) Sicherstellung des Koalitionsrechts. 5) Uebernahme der gesammten Arbeiterversicherung durch das Reich mit maßgebender Mitwirkung der Arbeiter an der Verwaltung 1 1 8
Als Sitz des Parteivorstandes wurde wieder Berlin gewählt, auch soll der nächstjährige Parteitag in Berlin statt⸗ finden. Die Vorstandswahl ergab folgendes Resultat:
Es wurden gewählt: Reichstags⸗Abgeordneter Singer und Metallarbeiter Albin Gerisch als Vorsitzende, Reichstags⸗Abgeord⸗ neter Auer und Schriftsetzer Richard Fischer als Sekretäre und Reichstags⸗Abgeordneter Bebel als Kassirer. Zu Contro⸗ leuren der Parteileitung wurden gewählt: Ferdinand Ewald (Brandenburg a. H.), Dubber (Hamburg), Kaden (Dresden), Gottfr. Schulz (Berlin), Fritz Herbert (Stettin), August as8h89 (Berlin) und Reichstags⸗Abgeordneter Meister (Han⸗ nover
Die vorgestrige Versammlung von Sozialdemokraten hier in Berlin, welche von den Erfurter oppositionellen Vertretern einberufen war, nahm einen sehr stürmischen, für die Oppo⸗ sition erfolgreichen Verlauf. Nach dem Weggang der Frak⸗ tionstreuen, den der sozialdemokratische Stadtverordnete Zubeil angeregt hatte owgl. die gestrige Nr. 248 d. Bl.), blieben noch immer ctwa 600 Personen in der Versammlung zurück. Ueber den Parteitag sprach zunächst der Magdeburger Vertreter Auerbach, der den Parteivorstand und besonders Bebel heftig angriff. Seinen Standpunkt präzisirend, schloß er, nach der „Voss. Ztg.“, mit den Worten: Wir wollen sein und bleiben revolutionäre Sozialdemokraten. Wir wollen kein Titelchen aufgeben von unseren Prinzipien zu Gunsten der indifferenten Massen. Arbeiten Sie mit uns für die revolutionäre Sozial⸗ demokratie. — Dr. Bruno Wille, der später das Wort nahm, bemerkte u. A.:
Vollmar's Rede habe gezeigt, wie der rechte Flügel der Partei aussehe, und lasse den linken Flügel in um so bellerer Beleuchtung erscheinen. Vollmar war konsequent, die Opposition sei die Kon⸗ sequenz des linken Flügels. Was dazwischen liege, sei Kom⸗ promiß. Auch mit der Organisation der Partei sei die Opposition nicht einverstanden. Die Partei lasse sich nicht durch Ge⸗ walt zusammenhalten, daher sei der Gedanke der Centra⸗ lisation ebenfalls Korruption. „Wir bäumen uns auf gegen die Dis⸗ ziplinidee, wie sie der Parteivorstand beliebt.“ Die Zusammengehörig⸗ keit der Partei sei eine geistige. Wie könne man da mit Ausschluß⸗ dekreten kommen? Ein derartiger Ausschluß bedeute nur einen Appell an den Unverstand der Massen, bezwecke nur, die davon Betroffenen für vogelfrei zu erklären nach mittelalterlicher Manier (Reichsacht, Bannbulle ꝛc)) das nenne man „Disziplin-; Redner nenne das Ver⸗ gewaltigung. Dr. Wille brachte folgende Resolutionen ein:
„In Anbetracht des Umstandes, daß der Erfurter Parteitag das Bestreben zeigt, Genossen wegen taktischer und persönlicher Differenzen
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aus der Partei auszuschließen, erklärt die Versammlung: der Sozia⸗ lismus ist eine geistige Bewegung und Gemeinschaft, aus welcher Niemand durch Dekret ausgeschlossen werden kann — und hat ein Ausschluß⸗ dekret auf Grund taktischer und persönlicher Differenzen die Tendenz, die Betroffenen mundtodt und einflußlos zu machen Dieser Tendenz wollen wir nach Kräften entgegenarbeiten und zuvörderst die ausge⸗ schlossenen und ausgeschiedenen revolutionären Sozialisten nach wie vor als Genossen betrachten.“’ „Die Versammlung ist in der Be⸗ ziehung mit Vollmar der Meinung, daß jeder Sozialist nach geistiger Selbständigkeit für sich und die Genossen streben und daher Alles vermeiden möge, was die freie Selbstbestimmung des Einzelnen syste⸗ matisch ertödtet“ —
Diese Resolutionen wurden später gegen zehn bis zwölf Stimmen angenommen. Demnächst sprach noch in demselben Sinne der Buchdrucker Wilhelm Werner. Herr Lief⸗ länder beantragte, eine Kommission zu wählen, welche die Grün⸗ dung eines Vereins der oppositionellen Sozialisten vorberathen soll. Dieser Antrag wurde angenommen und gewählt: Werner, Wille, Scherbach, Kampfmeyer, Schwabe, Paul Ernst, Richard Baginski. Maler Link beantragte, einen Voll⸗ ziehungsausschuß von 17 Personen (davon 7 sofort in Berlin, 10 im Reiche wählbar) zur Gründung einer revolutionären sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu wählen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Herr Pfeiffer beantragte noch folgende Resolution: 1
Das diktatorische Auftreten des Parteivorstandes und die Stellung, welche der Parteitag in Erfurt zu den Reden Vollmar's eingenommen, hat uns zu der Ueberzeugung gebracht, daß die bisherige Taktik der sozialdemokratischen Partei eine falsche ist, die in ihren weiteren Kon⸗ sequenzen die alte revolutionäre Bewegung zu einer Reform⸗ und Possi⸗ bilistenbewegung machen muß. Die heute versammelten revolutionären Sozialdemokraten erklären, daß sie von heute ab unabhängig von der von der Parteileitung geübten Disziplin für die Befreiung des Pro⸗ letariats propagiren und agitiren werden. Sie versprechen, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln das arbeitende Volk fär eine reine und revolutionäre Sozialdemokratie zu gewinnen zu trachten.“
Nachdem diese Resolution angenommen und auf Antrag Schweitzer (Rixdorf) den aus der Partei ausgeschiedenen Delegirten ein Vertrauensvotum ausgesprochen war wurde die Versammlung geschlossen.
Kunst und Wissenschaft.
.— Herr Dozent Barbaro di San Giorgio wird auf viel⸗ seitigen Wunsch in dem Kursus über italienische Grammatik an der Humboldt⸗Akademie (Freitag Abend 7—9 Uhr) von jetzt an sich statt der französischen der deutschen Sprache be⸗ dienen.
— Der künstlerische Nachlaß des Malers Philipp Veit ist, soweit nicht schon früher einzelne Stücke daraus nach Berlin, Frankfurt a. M. u. s. w. verkauft worden waren, im Laufe dieses Jahres in den Besitz der Stadt Mainz, der letzten Stätte der Thätigkeit Veit’'s, übergegangen. Dieser noch immer sehr reich⸗ haltige Nachlaß ist nun geordnet und, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, seit dem 18. d. M. im Akademiesaale des Kurfürstlichen Schlosses daselbst zur Ansicht ausgestellt. Er enthält neben einzelnen Oel⸗ und Aauarellmalereien eine große Anzahl Hand⸗ zeichnungen Veit’s, mehr oder weniger ausgeführt, Entwürfe zu seinen Schöpfungen und Varianten zu denselben, aufgenommen an den Haupt⸗ orten seiner Wirksamkeit, in Wien, Rom, Frankfurt a. M. und Mainz Insbesondere sind verschiedene Bildnisse und Gewandstudien sowie zwei Selbstbildnisse zu erwähnen, von welchen dasjenige aus dem Wiener Aufenthalt des angehenden Künstlers zu den interessantesten Stücken der Sammlung gehört.
— Ein Brief des Asienreisenden N. F. Katanow ist, wie die „Now. Wr.“ mittheilt, dieser Tage in der Geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg eingetroffen. Derselbe treibt linguistische Studien in Central⸗Asien und schreibt, daß er soeben im Begriff sei, zu demselben Zweck aus Tschugutschak in das Innere von China ein⸗ zudringen, wozu er von Peking aus Erlaubniß erhalten habe. Nach St. Petersburg werde er nicht vor einem Jahre zurückkehren.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Großbritannien. (Indien.)
Zufolge einer in der „Bombay Government Gazette“ veröffent⸗ lichten Verfügung der Regierung zu Bombay vom 30. September 1891 ist die in den Häfen von Aden, Perim und der Somali⸗Küste über Provenienzen von den Küsten des Rothen Meeres, und zwar von Toör bis zum Bab el Mandeb, verhängte Quarantäne aufgehoben worden; Schiffe, welche Mekkapilger an Bord haben, sind jedoch von dieser Befreiung ausgeschlossen.
Egypten.
Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat am 8. Oktober 1891 beschlossen, die gegen Ankünfte aus Yanbo in Arabien verhängte Cholera⸗Quarantäne („R.⸗A.“ Nr. 245 vom 17. Ok⸗ tober 1891) auf den Küstenstrich von Nanbo bis einschließlich Confudah auszudehnen.
Türkei.
Der internationale Gesundheitsrath zu Konstantinopel hat am 6. Oktober 1891 beschlossen, gegen Ankünfte aus dem arabischen Küstenstrich von Nanbo bis einschließlich Confudah Quarantäne zu verhängen. “
Wien, 21. Oktober. Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Lemberg, daselbst seien mehrere tausend Personen an der In⸗ fluenza erkrankt.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 10 725, nicht recht⸗ zeitig gestellt 64 Wagen. In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 4237, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 1
Subhastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Schulstraße 55, dem Fuhrherrn Carl Gericke gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 1020 ℳ festgesetzt. Für das Meistgebot von 131 500 ℳ wurden die Kaufleute Noa Naumann, Feraniens uperg. 27, und Adolf Guttmann, Alte Schönhauserstraße 35, Ersteher; ferner Weißenburgerstraße 39 und Straße 29 Abtheilung XII., dem Klempnermeister Carl Hancke hierselbst gehörig; Nutzungs⸗ werth 23 300 ℳ; das geringste Gebot wurde auf 1195 ℳ festgesetzt; für das Meistgebot von 348 000 ℳ wurde der Eigenthümer August Schnell, Bergmannstraße 32, Ersteher. — Ausgesetzt, unter Aufrechterhaltung des Zwangsverfahrens, wurde der Termin am