1891 / 254 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kaiserliche Gouverneur für Deutsch⸗Ostafrika hat telegraphisch eine Meldung der Station Tabora an das Auswärtige Amt übermittelt, wonach die Expeditionen Stairs und Jacques Anfangs September dort wohlbehalten einge⸗ troffen seien. Von Emin Pascha meldet die gedachte Station, daß er und Dr. Stuhlmann mit seiner Expedition Anfangs Juli vom Albert Eduard⸗See nach dem Albert⸗ See aufgebrochen sei. Andere Nachrichten liegen nicht vor. Bei dem Verlassen der deutschen Interessensphäre hat Emin Pascha gegen den ihm amtlich ertheilten Auftrag gehandelt; er allein wird die Verantwortung für sein Vorgehen tragen

Ueber den Ausgang der Zelewski'schen Expedition ist Seitens des Kaiserlichen Gouverneurs eine Untersuchung vor dem Auditeur der Kaiserlichen Schutztruppe veranlaßt worden. Nachstehend wird das Vernehmungsprotokoll zum Abdruck gebracht: Dar⸗es⸗Salam, den 19. September 1891.

or dem Unterzeichneten erschienen nachbenannte Per⸗ sonen und erklärten über den Ausgang der Zelewski'schen Expedition Folgendes: B

1) Lieutenant von Heydebreck:

Am 17. August brach die Expedition etwa um 6 Uhr in der ge⸗ wohnten Marschordnung auf. Voran gingen die Führer mit etwa 6 Zulus, dann kamen der Commandeur, Dr. Buschow und Lieutenant von Pirch, darauf die 7. Compagnie Zulus, am Ende derselben Unteroffizier Schmidt und Büchsenmacher Hengelhaupt, alsdann die Artillerie in der Reihenfolge: Geschütz⸗Sergeant Tiedemann, Geschütz⸗ Unteroffizier Herrich und Geschütz⸗Unteroffizier Wutzer, alsdann ich. Hinter mir kam Lieutenant von Zitzewitz, 5. Compagnie Sudanesen und Sergeant von Tiedewitz, darauf Lazarethgehülfe Hemprich und die Träger, in welchen zerstreut etwa 60 Mann der 6. Compagnie, dann eine geschlossene Abtheilung der 6. Compagnie mit Lieutenant von Tettenhorn und Feldwebel Kay, darauf etwa 20 Stück Rindvieh und 60 Ziegen unter Bedeckung von ungefähr 12 Mann der 6. Compagnie.

Um 7 Uhr trreichte die Spitze, aus einem Busch heraustretend, einen mit niedrigem Gras bewachsenen Hügel und machte dort Falt, um auflaufen zu lassen. Als ich die Träger aus dem Busch

erauskommen sah, rief ich dies dem Commandeur, wie er mir befohlen hatte, zu, und darauf setzte sich die Spitze wieder in Marsch. Etwa 200 m von dem Sammelplatz an begann wieder dichtes Gebüsch, zunächst nur auf der rechten Seite des Weges, auf der linken Seite etwa 50 m später. In dem Gesträuch waren vielfach Felsstücke zerstreut, das Gras stand stellenweise außerordentlich hoch und dicht, sodaß eine Uebersicht auch nur auf kurze Entfernung aus⸗ eschlossen war. 8 salah⸗ die Kolonne soweit vorgerückt war, daß sie bis einschließlich der Artillerie von beiden Seiten von dem Busch umgeben war, schoß der Lieutenant von Zitzewitz nach einem Adler. Dieser Schuß hatte die Wirkung eines Signals, unmittelbar nach demselben fielen 5 bis 10 Schüsse aus sogenannten Schensigewehren und gliichzeitig erscholl das Kriegsgeschrei der Wahehe, welche wir in einer Entfernung von eltwa 30 Schritt den Abhang zur Linken in schnellstem Laufe heruntereilen sahen. Ihre Anzahl war eine ungeheuer große, soweit man blicken konnte, war der ganze Abhang von ihnen bedeckt. Lieutenant von Zitzewitz und ich nahmen uns von den boys sofort unsere Gewehre urd schossen. Gleichzeitig begann die ganze Kolonne zu feuern, doch geschah der Angriff so schnell und unerwartet und hatte die aus nächster Nähe in den dichten Haufen abgegebene Salve eine so geringe Wirkung auf die Wucht des Angriffs, daß die Sudanesen der 5. Compagnie sich rückwäris in den Busch wandten, indem sie dabei von Neuem luden und einzeln nach rück⸗ wärts schossen. Die Verwirrung der 5. Compagnie wurde bedeu⸗ tend vermehrt dadurch, daß die Esel der Artillerie mit ihren Geschütz⸗ und Munitionslasten in rasendem Laufe den Weg zurückgesprengt kamen. Lieutenant von Zitztwitz sowohl wie ich bemühten uns verschiedentlich, die Leute zum Halten zu bringen, als ich selbst einen Schlag auf den Kopf fühlte, welcher mich taumeln machte, und einen zweiten, durch den ich zu Boden gestreckt wurde und die Besinnung verlor. Der ganze Vorgang bis zu diesem Augenblick hatte sich in zwei bis drei Minuten abgespielt. Ich weiß, daß bereits vor meiner Ver⸗ wundung die Sudanesen, nachdem sie vielleicht zwei Schüsse abgegeben hatten, r schnellem Laufe durch den Busch entflohen. Wie lange ich gelegen habe, weiß ich nicht; als ich wieder zur Besinnung kam, merkte ich zunächst, daß meine Waffen sämmtlich fort waren. Ich stand darauf auf und sah zwei Wahehe mir gegenüber hinter einem Fels⸗ block hervortreten. Als sie meine Wehrlosigkeit sahen, wollten sie mich mit ihren Speeren angreifen. In diesem Augenblick fiel ein Schuß, von dem der vordere der Feinde getroffen wurde, während der andere ver⸗ schwand. Es war Murgan Effendi, dem schwarzen Offizier der Su⸗ danesen, mit etwa zehn Mann gelungen, bis dicht an den ursprünglichen Marschweg au kommen, und zwar noch rechtzeitig genug, um mich von meinen Angreifern zu befreien. Die Sudanesen hatten dicht an dem Platze, wo ich lag, ein im Busch einzeln stehendes, aus Lehm ge⸗ bautes und mit flachem starken Dach versehenes Haus entdeckt. In dieses begab ich mich und ließ in die Wände sofort Schießscharten brechen. Auf einem daneben liegenden hohen Felsblock stellte ich einen Posten aus. Ich hörte nur noch von fern her, aber aus allen Richtungen einzelne Schüsse fallen. Demgemäß beschloß ich, hier zu bleiben, bis ich auf irgend eine Weise Nachrichten von der einen oder anderen Abtheilung erlangt haben würde. Ich bin dort mehrere Male von Wahehe⸗Abtheilungen angegriffen worden, doch schossen die Sudanesen mit großer Ruhe und brachten dem Gegner zahlreiche Perluste bei. Gegen 8 ¼ Uhr glaubte ich von der Richtung her, aus der wir gekommen, zum ersten Male ein Hornsignal zu hören. Ich schloß gleich, das Lieutenant von Tettenborn nicht in die allgemeine Auflösung hineingezogen wor⸗ den sei und sich irgendwo festgesetzt habe. Jedoch war mir der Ab⸗ marsch zu ihm, der das Richtigste gewesen wäre, im Augenblick zu gefährlich, weil ich überall von Feinden umschwärmt war. Ungefähr um diese Zeit stieß der Unteroffizier 6 welcher allein war, zu mir und meldete mir, daß er viele Todte und Verwundete von uns gesehen habe. Gegen 29 Uhr erreichte mich eine Patroullle, welche mir vom Lieutenant von Tettenborn den Befehl brachte, mich an ihn heranzuziehen. In Ausführung dieses Befehls erreichte ich die Stellung des Lieutenants von Tettenborn etwas nach 9 Uhr. Mein Marsch führte mich über das Feld, wo der Ueberfall erfolgt war. Ich habe lediglich Leichen schwarzer Soldaten gesehen, von Europäern und ihrem Schicksal weiß ich auf Grund eigener Wahrnehmungen nichts zu sagen. Doch ist es nach meiner Ansicht öö geschlossen, daß einer oder der andere mit dem Leben davongekommen ist. Die Sachlage war im Augenblick des An⸗ griffs für den Lieutenant von Zitzewitz, mich vund die 5. Compagnie entschieden die günstigste, da wir, wenn auch nur auf dreißig Schritt, den Feind herankommen sahen und uns so zur Gegenwehr fertig machen konnten. Alle diejenigen, welche vor uns im Busch sich befanden, sind sicher vollständig überrascht worden. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn der Sergeant Tiede⸗ mann vor seinem Tode nicht noch ausgesagt hat, er hätte seine Wunde empfangen, noch ehe er zum Schuß gekommen war. Jedenfalls ist es nicht möglich gewesen, vom Wege weiter als fünf Schritte in den Busch zu sehen. Auch kann in der Richtung des Marsches nach vorn hin Niemand entkommen sein, weil gerade dort sich die Hauptmacht der Wahehe befunden haben muß. Denn offenbar ist es ihre Absicht gewesen, uns erst anzugreifen, nach⸗ dem die ganze Kolonne im Busch verschwunden war. Sie batten also jedenfalls vorn noch eine Strecke Wegs besetzt, welche der Ausdehnung des Restes unserer Kolonne gleich kam. Die Gesammt⸗

9 16“ 1“

länge der Kolonne kannten sie nach tagelanger Beobachtung genau. Die Vereitelung ihres Planes und somit die Rettung eines Theiles unserer Expedition ist entschieden nur dem zufälligen Schuß des Lieutenants von Zitzewitz 6 8 gez. von Heydebreck.

Fgortgesetzt, den 20. September 1891.

2) Lieutenant von Tettenborn:

Die Schilderung der Lage zur Zeit des Signalschusses, wie sie im vorstehenden Protokoll von Lieutenant von Heydebreck gegeben ist, er⸗ kenne ich als richtig an. Ich befand mich, als der Schuß ertönte, noch etwa 100 m im Busch, vor der kahlen Anhöhe. Ich eilte in schnellem Laufe mit meinen 20 Mann an den Trägern vorbei, den Hügel hinauf, um an dem lebhaften Feuergefecht, das sich inzwischen entsponnen hatte, Theil nehmen zu können. Auf der Höhe angekommen, hatte ich etwa folgendes Bild vor Augen: nach rechts davonlaufende Soldaten, die nach rückwärts Schüsse abgaben, entlaufende Träger, die ihre Lasten weggeworfen hatten, viele Wahebe, damit beschäftigt, unsere Lasten mit ihren Speeren aufzuschneiden, und damit das Weite suchend. Das Gefecht hatte sich bereits in den rechts vom Wege gelegenen Busch gezogen, sodaß ich keinen Ueberblick über den Stand desselben gewinnen konnte. Da für den weiteren Verlauf des Gefechts eine Stellung auf der von mir besetzten Höhe eine besonders günstige war und ich der Expedition hier als starker Stützpunkt dienen konnte, ließ ich meine Leute im Halb⸗ kreise mit der Front nach dem Gefechte ausschwärmen und beschoß die sich mit unseren Lasten flüchtenden Wahehes. Bis auf einzelne Salven, welche, wie ich nachher erfuhr, von Lieutenant von Heydebreck abgegeben waren, verstummte das heftige Feuergefecht. Allmählich zogen sich an mich heran die 12 Soldaten meiner Compagnie, die das Vieh trieben, einige von den zwischen den Trägern vertheilten Soldaten, Verwundete, Träger. Meine Macht war dadurch so verstärkt, daß ich nunmehr einen ganzen Kreis auf der An⸗ höhe bildete, die Verwundeten und Träger in die Mitte nehmend. Auf allen Seiten an dem Saum des Busches und, soweit ich sehen konnte, in demselben, erschienen verschiedene starke Trupps, in meinem Rücken elwa 200 Wahehe, welche durch mein lebhaftes Feuer verjagt wurden. Um nun der Expedition anzuzeigen, daß ich meine Stellung hielte, ließ ich auf einem hohen freien Baum die Flagge hissen und in kurzen Unter⸗ brechungen unsere Signale blasen, worauf sich verschiedene Leute der 5. und 7. Compagnie, theilweise verwundet, bei mir einfanden. Ihre Aussagen gingen dahin, daß ich die Ueberzeugung gewinnen mußte, daß unsere Lage eine sehr verhängnißvolle sei. Hierzu kam, daß die Wahehe von allen Seiten um den Hügel das trockene Gras anzündeten und das Feuer immer näher an uns herankam, bis wir uns genöthigt sahen, nach vorn hin durch das Feuer hindurch zu springen, und auf dem glühenden Grase unsere Stellung behaupteten. Inzwischen, etwa um 9 Uhr, war Lieutenant von Heydebreck, aus zwei Speerwunden hinter dem rechten Ohr stark blutend, mit etwa 10 Mann und dem Unteroffizier Wutzer bei mir eingetroffen. Nun wurde mir die ganze Schwere der Niederlage Nlar, da mich die Angekommenen von der Wucht des Ueberfalls in Kenntniß setzten. Ich beschloß, meine Stellung zu halten, um Versprengten die Möglichkeit zu geben, sich zu mir zu retten. Durch einen Zulu bekam ich die Meldung, daß nicht weit von uns ein Europäer verwundet läge. Feldwebel Kay mit einigen Sol⸗ daten brachte daraufhin etwa um 9 Uhr 30 Minuten den durch einen Speerstich im Unterleib schwer verwundeten Sergeanten Tiedemann. Er war bei Besinnung und sagte aus, daß er die Leiche eines großen Europäers unweit von sich hätte liegen sehen. Dieses ist nach weiteren Ermittelungen zweifellos der Lazarethgehülfe Hemprich gewesen. Eine dorthin, d. h. in den Busch rechts vom Wege abgeschickte Patrouille brachte die Meldung zurück, daß viele Leichen Farbiger zu sehen seien. Bis 4 Uhr blieb ich auf dem Hügel und ließ die ganze Zeit über die Hornsignale blasen, ohne daß von 11 Uhr ab noch irgend ein Versprengter zu uns stieß. Ein energischer Angriff erfolgte nicht mehr, nur kleine Trupps, deren Zweck wohl das Erhaschen einiger Leute und die Beobachtung unserer Maßnahmen sein mochte, ließen sich von Zeit zu Zeit blicken, wurden aber durch unsere Schüsse in einer Entfernung xvon etwa 400 m gehalten, während größere Trupps, im Ganzen etwa 3 bis 400 Krieger, rechts und links rückwärts abzogen. In dieser Zeit wurden den Ver⸗ wundeten, deren etwa 15 waren, Nothverbände angelegt. Da die Stellung mir für die Nacht zu gefährlich erschien, marschirte ich im geschlossenen Viereck etwa eine Stunde weit in die Nähe unseres gestrigen Lagers, besetzte eine kleine Tembe (ein Haus, wie Lieutenant von Heydebreck es beschrieben hat), ließ darin Schießscharten anlegen und, da das Haus nicht ausreichte, eine für meine Leute genügend große Boma bauen. Nach Berathung mit den Europäern und den zwei schwarzen Offizieren Gabr. Effendi und Murgan Effendi, welch' letztere für einen sofortigen Abmarsch stimmten, faßte ich den Entschluß, in dieser Stellung noch den nächsten Tag zu ver⸗ harren, in der Hoffnung, daß doch vielleicht noch einige. Eatkommene sih zu mir ziehen könnten, da dies die einzige Rückzugslinie war. Während meines Verbleibens bis zum nächsten Abend um 9 Uhr hatte ich keinen Angriff mehr zu bestehen, ich sah während der Nacht um mich herum mehrere Lagerfeuer des Feindes. Mit Tagesanbruch setzte sich der Feind in der Stärke von un⸗ gefähr 3 400 Mann in Bewegung, und zwar in der Richtung auf meine Rückzugslinte. Ich marschirte deshalb Abends 9 Uhr nicht auf dieser zurück, sondern ohne Weg über das südlich von mir gelegene kohe Gebirge mit der Absicht, das feindliche Land bald zu verlassen und nach dem uns befreundeten Usagara zu gelangen. Nach einem 12 tägigen Marsche erreichte ich das Mjombothal am 29. August, am 31. Condoa, woselbst ich 7 Tage verweilen mußte, um meine Lasten aus Mpapua zu erhalten. Am 8. September verließ ich Condoa

in Bagamoyo ein. 8 g. u.

3) Feldwebel Kay.

Ich war Proviantmeister des Expeditions⸗Corps und hatte als solcher die Aufsicht über die Träger, hinter denen ich marschirte. Den Trägern folgte stets noch ein Theil einer Compagnte als Bedeckung; am 17. August war die 6. Compagnie hierzu an der Reihe. Als der Signalschuß ertönte, befand ich mich neben Herrn Lieutenant von Tettenborn, noch vor dem Hügel. 1

Alles was ich von dem Schicksal der Europäer aus eigener Wahrnehmung weiß, ist, daß ich selbst den schwer verwundeten Sergeanten Tiebemann fand und in unseren Machtbereich brachte, wo er in der Nacht vom 17. zum 18. August starb. Ich habe weiter keinen Europäer gesehen. Zwei unserer Führer, die jetzt noch in Condoa sind, haben ausgesagt, sie hätten gesehen, wie die Wahehe sofort auf den Commandeur, Dr. Buschow und Lieutenant von Pirch, vor denen sie marschirten, Speere warfen und sie tödtlich trafen, ehe dieselben sich zur Wehr setzen konnten. Diese Aussage halte ich für glaubhaft. 8

Ich halte es für unmöglich, daß ein Europäer, der etwa im Kampfe noch nicht getödtet worden, zurück⸗ kehrt; er hätte auf dem von uns benutzten Wege gehen und dann hätten wir ihn finden müssen; ich glaube aber, daß überhaupt bei unserem Abmarsch Niemand mehr lebte. 86 8

8 gez. Kay, Feldwebel

4) Unteroffizier Wutzer. 1

Ich war bei der Artillerie und hatte das Schnellfeuer⸗Geschütz. Ich marschirte unmittelbar vor Herrn Lieutenant von Heydebreck. Ich hörte, wie dieser mit Herrn Lieutenant von Zitzewitz über einen Adler sprach, der rechts seitwärts vom Wege auf einem Baume saß, und wie Herr von Zttzewitz nach demselben schoß.

Unmittelbar nach diesem Schuß ertönte vorn bei der Zulu⸗

1“

gez. von Tettenvorn 8

compagnie eine Salve und gleichzeitig sprangen links seitwärts aus

dem Grase eine große Anzahl Wahehe mit Geheul auf uns los

Hierdurch wurden die Esel scheu gemacht, sodaß sie im wilden

Galopp theils nach rechts, theils zurück davonliefen, da die zwischen ihnen marschirenden Soldaten zu ihrer Selbstverthei digung zum Gewehr griffen . 1 mehr kümmerten. Ich versuchte einen in die 5. Compagni laufenden Esel festzuhalten; es gelang mir jedoch nicht. Nun rief ich, da die Wahehe schon ganz nahe waren, nach meinem boy der mein Gewehr nebst Patronen trug. Da dieser fortgelaufen und ich somit waffenlos war, so suchte ich zur 5. Compagnie zu kommen um dort Gewehr und Patronen von Todten oder Verwundeten zu be

kommen. Es war dies indeß vergebens, da die Feinde sofort jeden

Gefallenen der Waffen und Munition beraubten. Ich war in der Nähe der Lieutenants von Heydebreck und Zitzewitz. Beide riefen der Compagnie, die zurückwich und ein ungeleitetes Schnellfeuer abgab, fortwährend Halt zu, und ich sah, wie Lieutenant von Zitzewitz vor die Compagnie sprang, um wohl durch sein Beispiel zu wirken, und selber mit dem Jagdgewehr, das er noch in Händen hatte, schoß

Die Compagnie war aber nicht mehr zu halten, sondern wich, nach rückwärts schießend, rechts vom Wege aus. Bei der großen Ueber⸗ macht des Feindes hatte sie dabei starke Verluste. bei der Compagnie und blieb dabei in der Nähe des Herrn Lieutenant von Heydebreck, bis wir durch einen großen Felsblock getrennt wurden. Etwa 50 Schritt hinter letzterem zog sich ein Fluß (meines Wissens der Duduma), dessen Ufer stark mit Schilf bewachsen war. Ich glaubte, daß hier das Gefecht zum Stehen kommen würde, und blieb deshalb im Schilf Ich hörte aber, wie rechts und links an mir vorbei Fliehende und Verfolger nach dem jenseitigen Ufer eilten. Ich rief, als es wieder still war, nach Askari und gab mich als Europäer zu erkennen, da aber Niemand kam, ging ich im Fluß entlang und hörte nach etwa zehn Minuten eine Salve knallen. Da die Ge⸗

schosse in meiner Nähe einschlugen, schloß ich, daß ich im Schußfelde

sei und ging weiter im Fluß und fand an lichteren Stellen Haufen

von Leichen von Wahehe und Askari, aber keine eines Europäers. Ein schwer verwundeter Askari und Träger schlossen sich mir an.

Ich ging nun den Flußabhang hinauf, entdeckte eine Tembe und wurde,

als ich mich sichtbar machte, von dort angerufen. Ich ging dahin,

fand den Herrn Lieutenant von Heydebreck, meldete mich bei demselben

und blieb von da an unter seinem Befehl. 8 8

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5) der Zulu Ombascha Tscheke: 1

Ich habe gesehen, wie der Sergeant Tiedemann bei dem Versuch, ein Maximgeschütz vom Esel abzuschnallen, durch einen Speerstich in den Unterleib verwundet wurde. Von anderen Europäern habe ich noch Unteroffizier Schmidt und Büchsenmacher Hengelhaupt schießen sehen und auf meinem Rückwege den Lazarethgehülfen Hemprich todt liegen sehen.

V. g. u. gez + Handzeichen des Ombascha Tscheke.

6) Lieutenant von Tettenborn und Lieutenant von Heyde⸗ breck erklären über das Schicksal der vermißten Europäer Folgendes:

E ist ausgeschlossen, daß noch irgend ein Europäer von der Expedition an die Küste zurückkehrt. Unsere Stellung auf dem Hügel war von drei Seiten von Bergen eingefaßt, sodaß Jeder, der nach diesen Richtungen entkam, unsere Stellung und Fahne hätte sehen müssen.

Nur nach vorn hin blieb das Gelände ohne Steigung durch Busch bedeckt. Jedoch ist es nichtanzunehmen, daß hierhin Jemand entkommen sei, da von hier der Hauptüber⸗ fall geschah und das Feuergefecht dort sehr bald ver⸗ stummt war.

V. g. u. gez. von Tettenborn. von Heydebreck. a. u 8

gez. Eschke, r de Kaiserlichen Schutztruppe.

Auditeu

2 8

Die im Reichs⸗Eisenbahnamt nnsheftat, in der Ersten bezw. Zweiten Beilage zur heutigen „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat September d. J. ergiebt für die 70 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betrieb waren und zur Vergleichung ge⸗ zogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 36 823,91 km, Folgendes: Im September d. J. betrug die Einnahme a. aus dem Personenverkehr: im Ganzen 34 843 790 oder 2 866 407 mehr als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 964 oder 7,47 Proz. mehr als in demselben Monat des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im Ganzen 70 669 256 oder 2 846 429 mehr als in demselben Monat des Vor⸗ jahres, auf 1 km Betriebslänge 1925 oder 2,78 Proz. mehr als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende September d. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungs⸗ jahr die Zeit vom 1. April bis 31. März umfaßt a. aus dem Personenverkehr: im Ganzen 157 596 100 oder 5 848 260 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 5405 oder 1,87 Proz. mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güter⸗ verkehr: im Ganzen 343 459 239 oder 16 203 715 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 11 582 oder 2,90 Proz. mehr als in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit dem Kalenderjahre zusammenfällt a aus dem Personenverkehr: im Ganzen 49 534 983 oder 985 958 mehr als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres, auf 1 km Betriebslänge 7191 oder 0,13 Proz. mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im Ganzen 88 292 049 oder 3 321 524 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 12 693 oder 1,85 Proz. mehr als in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres. Eröffnet wurden am 1. Sep⸗ tember die Strecke Forst —Weißwasser 29,92 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Berlin), am 26. September die Ver⸗ bindungsstrecke Köln Gereon—Nippes und Köln Gereon Ehrenfeld, zusammen 1,36 km, wogegen frühere Verbindungs⸗ strecken von zusammen 1,85 km außer Betrieb gesetzt wurden (Königliche Eisenbahn⸗Direktion [linksrheinische] zu Köln)

8

Der General der Artillerie 3z. D. von Voigts⸗Rhetz,

à la suite des 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiments, ist zu kurzem

Aufenthalt hier eingetroffen. 1.“ 11““ „8

88

Ich hielt mich

ummer des

und sich um die Esel nicht

1

S. M. Kreuzer „Bussard“, Kommandant Korrvetten⸗

Kapitän Gertz, ist am 27. Oktober in Thursday Island

8

(Nord⸗Australien) eingetroffen und beabsichtigt, heute (den 28.)

nach Cooktown in See zu gehen.

1

Sachsen.

Dresden, 27. Oklober. Seine Majestät der König is, wie das „Dr. J.“ meldet, heute früh von Sibyllenort hier wieder eingetroffen. Seine Königliche Hoheit der Prinz

Georg ist bereits gestern von dort hierher zurückgekehrt.

. Württemberg. Stuttgart, 28. Oktober. Gestern sind, wie der „St. A.

f. W.“ mittheilt, der kommandirende General⸗Lieutenant von Wölckern, begleitet von dem Adjutanten Hauptmann Frei⸗ herrn von Mittnacht, und der General⸗Adjutant General⸗ Lieutenant Freiherr von Molsberg, begleitet von dem Flügel⸗Adjutanten Obersten Freiherrn von Reischach, von hier abgereist, um einer Reihe auswärtiger Höfe die Thron⸗ besteigung Seiner Majestät des Königs anzuzeigen. Ersterer

begiebt sich zu diesem Zweck nach Dresden, München, Karls⸗

ruhe und Darmstadt, Letzterer nach dem Haag, nach Brüssel,

Oldenburg, Arolsen, Bückeburg, Strelitz und Weimar.

Dem „Schwäbischen Merkur“ zufolge wird die Zweite

am Freitag die Vorlage über die Civilliste

erathen.

Adresse statt, welche dem König in der nächsten Woche über⸗

geben werden soll. Spätestens am Mittwoch nächster Woche würde die Kammer geschlossen werden. 1

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 27. Oktober. Die durch den Tod des Chefs des Kultus⸗Departements, Geheimen Staatsraths Dr. Guyet nothwendig gewordene Ergänzung des Großherzoglichen Staats⸗Ministeriums ist nunmehr erfolgt. Es ist be⸗ schlossen worden, den Königlich sächsischen Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. von Boxberg zum Chef des genannten Departements unter Verleihung des Titels Geheimer Staatsrath zu er⸗ nennen. Herr von Boxberg, früher Amtshauptmann in Oschatz, ist zur Zeit Amtshauptmann in Bautzen. Mit dem Kultus⸗ Departement verbunden bleibt die Leitung der Angelegenheiten für Wissenschaft und Kunst. Der Amtsantritt des Herrn

von Boxberg wird in einigen Wochen erfolgen. 1

Reuß j. L.

Gera, 26. Oktober. Seine Durchlaucht der Fürst ist wieder auf Schloß Osterstein eingetroffen. Die Taufe

des dem Erbprinzenpaare jüngst geborenen Prinzen sindet

der „Leipz. Ztg.“ zufolge am 31. d. M., Nachmittags 2 Uhr, in der Schloßkapelle statt. Die Spitzen der Staats⸗ und städtischen Behörden haben hierzu Einladung erhalten.

Deutsche Kolouien.

Von Dr. Peters ist ein Brief an Dr. Schroeder⸗Poggelow vom 25. August aus der Kilimandscharo⸗Station ein⸗ getroffen, der von der „Nat.⸗Ztg.“ veröffentlicht wird. Wir entnehmen ihm Folgendes:

Die an der Küste hier und da verbreitete Furcht vor den Massais theile ich nicht; Alles was ich auf dem Wege hierher traf, sind höchstens sogenannte Halbmass is, die weder organisirt sind, noch auch einzeln als Feinde ernstlich in Betracht kommen. Die echten Massais fangen erst im Norden und Nordwesten von hier an. Ich war daher in der glücklichen Lage, meine Truppenzahl reduziren zu können, und da

Sie mein Programm kennen, an einem Punkte eine große Schutz⸗

truppe nicht zu halten, sondern sie in kleineren Posten in dem weiten Lande zu dislociren, so habe ich sofort nach meiner Ankunft hier 90 Mann abberufen lassen zur anderweitigen Verwendung und bin mit 35 Mann in die Gegenden vorgedrungen, die man bis dahin für schwer traktable „Massaisteppen“ hielt. Hier am Kilimandscharo habe ich eine flotte und freudige Arbeit gehabt, und die Station ist eine allerliebste Schöpfung, die Ihnen sicher gefallen würde. Moschi war nicht ausreichend, und auch die früheren Be⸗ festigungen vom militärischen Standpunkt sehr unpraktikabel. Als Handelsfaktorei ist Moschi indessen wichtig, da die biesige Be⸗ völkerung sehr reich und in ähnlicher Weise entwickelungsfähig und

entwickelungsbedürftig ist, wie ich sie in Uganda traf. Mir persönlich geht es vorzüglich; ich bin seit Lewa, wo wir uns zuletzt sahen, tfäglich frischer und lebenslustiger geworden.

b 1 ger Jedenfalls müssen die Ihren nächsten Ausflug bis hierher zu meiner Station am Kilimandscharo ausdehnen. v1

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 28. Oktober. Seine Majestät der Kaiser und König empfing gestern Seine Königliche Hoheit den Herzog Albrecht von Württemberg in Privataudienz und nahm die Notifizirung der Thronbesteigung des Königs Wilhelm ntgegen. Der Kaiser stattete, wie „W. T. B.“ berichtet, päter dem Herzog einen Besuch ab. Abends fand zu Ehren es Herzogs ein Galadiner in Schönbrunn statt, zu dem uch die Eczherzoge Albrecht und Wilhelm, die Minister Graf aaffe, Graf Kaälnoky, Baron Bauer und von Szoegyenyi, vie der württembergische Gesandte Freiherr von Maucler aden waren.

Das heute Vormittag ausgegebene Bulletin über das Be⸗ jen der Erzherzogin Margaretha Sophia lautete: 2„Nacht etwas unruhig. Bei neuerlicher bis in die Morgenstunden

d Fiebersteigerung ist der Puls wechselnd in Stäͤrke

1 Frequenz Das ‚Fremdenblatt“ ist nunmehr in der Lage, den von i Militär⸗Attachs der deutschen Botschaft, Oberst⸗Lieutenant vcgeleltgeten von Deines bei Gelegenheit der jelfcer des Infanterie⸗Regiments Kaiser Wilhelm I. :.34 ausgebrachten Toast (siehe Nr. 249 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ B 22. d. M.) im authentischen Wortlaut wie folgt wieder⸗

en:

Seine Majestät der Kaiser, mein Allergnädigster Herr, hir befohlen, Seinem braven Regiment und ganz besonders dem vfflichen Offiziers⸗Corps Seine herzlichen Grüße und Glück⸗ we zu überbringen und den Allerhöchsten Dank für die pietät⸗ vleier dieses Tages auszudrücken. Seine Majestät haben mir dies mch in Schwarzenau gesagt und gestern noch schriftlich ausdrücken 1. Ich glaube hinzufügen zu dürfen, daß der Allerhöchste In⸗ bssich freuen wird, wenn Er erfährt, wie Sein Regiment diesen Vfeiert hat. Dann, hochverehrtester Herr Oberst, bitte ich, Iin meiner Kameraden und in meinem Namen den aussprechen zu dürfen für die großartige, gast⸗ frgiebenswürdige Aufnahme, die Sie und Ihr Offizier⸗ hhns, den Vertretern der preußischen Armee, bereitet haben men dieses schönen Festes, des echaffenbrüderschaft.

erhebenden Ausdrucks Voll und ganz stimmen wir dem, was

Am Sonnabend findet die Debatte über die

Sie soeben ausgesprochen, bei. Dem Beispiele Ihrer Allerhöchsten Kriegsherren, die innige Freundschaft verbindet, sind unsere Armeen mit Begeisterung gefolgt. Stark, fest und treu stehen wir zu ein⸗ ander, so innig und unauflöslich verbunden wie nie zuvor durch gegen⸗ seitige Hochachtung und das uralte Gefühl der Zusammengehörigkeit. Denn, meine Herren, wir gehören ja doch zusammen; wir Soldaten brauchen darüber nicht viel zu reden, es ist uns Allen ins Herz geschrieben. Still, aber freudigst sind wir eines Sinnes, gute Kameraden im Frieden, treue Waffenbrüder und Schulter an Schulter, wenn unsere Kriegsherren dereinst rufen zu Kampf und Sieg! Daß dem so ist und immer so sein wird, dafür ist ein neuer Beweis die Art. wie Sie die Feier dieses uns noch besonders theuren Gedenktages begangen haben. Dieses Fest haben Sie aus dem Herzen heraus gemacht, und wir werden den Tag im Herzen be⸗ wahren. Und nun, meine Herren, lassen Sie uns unserm Dank an die lieben Gastgeber Ausdruck geben, indem wir rufen: „Das Offizier⸗ Corps dieses altbewährten Regiments und an seiner Spitze der Oberst Freiherr von Königsbrunn leben hoch!“

Gestern Vormittag eröffnete der Kaiser das neuerbaute Kaiser⸗Franz⸗Joseph⸗Spital im Bezirk Favoriten.

Nach dem „Militär⸗Verordnungsblatt“ sind der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky, die Feldmarschall Lieutenants Prinz Croy und von Krieghammer und der General⸗ Adjutant des Kaisers Graf Paar zu Generalen der Kavallerie ernannt worden. Ferner ist ernannt der General⸗Adjutant des Kaisers, General⸗Major Bolfras von Ahnenburg zum Feldmarschall⸗Lieutenant und der Oberst⸗Lieutenant Erzherzog Leopold Salvator zum Kommandanten der 22. Batterie⸗ Division.

In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wies der Minister für Landesvertheidigung Graf Welsers⸗ heimb, in Beantwortung der Interpellation des Abgeordneten Hauck über die angeblich übermenschliche Inanspruchnahme des 4. Landwehr⸗Bataillons, darauf hin, durch die Aussagen der Mannschaften sei dargethan, daß der Zustand der letzteren allgemein ein sehr befriedigender gewesen sei. Der Minister betonte sodann, daß durch die organisatorischen Ein⸗ richtungen für eine durchaus entsprechende Behandlung der Mannschaften vorgesorgt sei; ebenso sei die Möglichkeit ge⸗ geben, Bitten und Beschwerden vorzubringen, deren Unter⸗ suchung in wohlwollender Weise durch die Vorgesetzten im Rahmen der militärischen Institutionen erfolge. Der Ab⸗ geordnete Trojan brachte abermals Klagen wegen der Be⸗ handlung der czechischen Bevölkerung in Reichenberg vor. Der

Bertreter der Regierung wies demgegenüber darauf hin, daß es freistehe, den Beschwerdeweg zu betreten, und be⸗ tonte, die Regierung gehe gegen die beiden Nationalitäten vollständig gleich vor. Schließlich wandte sch der Regierungs⸗ vertreter gegen die Behauptung, Reichenberg sympathisire mehr nach Außen, indem er auf die loyale patriotische Haltung der Bevölkerung bei dem Besuche des Kaisers und bei früheren Anlässen hinwies.

Dem ,Fremdenblatt“ zufolge entbehrt die Meldung, der ungarische Handels⸗Minister habe die Absicht, die Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft in eine ungarische Gesellschaft umzugestalten, jeder Be⸗ gründung.

Großbritannien und Irland.

Altem Herkommen gemäß empfing am Montag der Lord⸗ kanzler Lord Halsbury den neuen Lordmayor Evans und die neuen Sheriffs von London, um ihnen die Genehmigung ihrer Erwählung Seitens der Königin mitzutheilen.

Bei der gestrigen Ersatzwahl im Londoner Strand wurde an Stelle des verstorbenen Ministers Smith dessen Sohn Frederik Smith (konserv.) mit 4952 Stimmen gegen den Gladstonianer Dr. Gutteridge, der 1946 Stimmen er⸗ hielt, in das Unterhaus gewählt.

Die Londoner Polizei führt ihr Verbot der Abhal⸗ tung sozialdemokratischer Versammlungen auf den Straßen und Plätzen der Hauptstadt streng durch. Als die Sozialisten am Sonntag Abend wiederum den Versuch machten, vor der Missionshalle in Chelsea ein Meeting abzuhalten, trieben die Schutzleute die Versammelten auseinander und ver⸗ hafteten einen Redner. Der Sozialistenführer Hyndman führt in Folge dessen in der „Times“, die ihm häufig ihre Spalten öffnet, darüber bittere Klage. Er wolle, schreibt er, nur gleiches Recht, kein Vorrecht für die Sozialdemokraten.

Der größte Theil der Pächter auf den Gütern Lord Clanricard's in Irland hat in der letzten Woche, von der Aus⸗ sichtslosigkeit des Feldzugsplanes überzeugt, die seit zwei Jahren rückständige Pacht bezahlt und mit ihrem Gutsherrn wieder Frieden geschlossen. Die Ereignisse der letzten Zeit haben, wie die „A. C.“ bemerkt, die Pächter von der Thorheit überzeugt, noch länger dem Rathe von Führern zu folgen, die, nachdem sie den Streit mit der Gutsherrschaft heraufbeschworen, sie ihrem eigenen Schicksal überließen.

„Meber den gestern bereits gemeldeten Vorfall in Dublin liegen in englischen Blättern jetzt folgende näheren Mit⸗ theilungen vor:

Am 26. d. M. Abends, kurz nach 8 Uhr, wurde eine Bombe in das zu ebener Erde an der Straßenfront gelegene Redaktions⸗ zimmer der anti⸗parnellitischen Zeitung „National Preß“ in Middle Abbey Street in Dublin geworfen. Saͤmmt⸗ liche Redacteure waren schon zur Stelle, um ihre Arbelt zu be⸗ ginnen. Der Knall war furchtbar und wurde weit in der Runde gehört. Die Fenster des unteren Stockwerks gingen in tausend Stücke, die Thüren flogen aus den Angeln, die Decke fiel herab und ein starkes Brett, welches dieselbe trug, wurde zum Fenster hinausgeschleudert. Auch im zweiten Stock blieb nicht eine Scheibe ganz. Die Polizei hat schon seit längerer Zeit das Bureau der „National Preß“ Tag und Nacht durch mehrere Beamte bewachen lassen, um etwaige Ausschreitungen der Parneliiten zu verhindern. Um so räthselhafter erscheint es, daß jeder Schlüssel zur Auffindung des Thäters bisher fehlt. Die Trümmer wurden einer genauen Suche unterzogen, um Anhaltspunkte zu finden. Man vermuthet, daß die wehise von einem gegenüber liegenden Hause aus geworfen wor⸗ en sei.

Die Ersatzwahl in dem irischen Wahlkreise Kilken ny ist auf den 2. November angesetzt.

„In Cork hat die Wahlagitation bereits zu bedenk⸗ lichen Unruhen Anlaß gegeben. Dem „W. T. B.“ gingen darüber folgende Nachrichten zu: Gestern (Teanisbad Nach⸗ mittag fanden hier ernstere Ruhestörungen statt. illon und O'Brien, welche aus einer großen antiparnelliti⸗ schen Versammlung kamen, zogen an der Spitze einer überaus zahlreichen Menschenmenge, in welcher sich auch Parnelliten be⸗ fanden, durch die Straßen der Stadt, während berittene Polizei⸗ mannschaften folgten. Hierbei kam es zu Zusammenstößen mit Parnelliten, wobei einige Personen verwundet wurden, zu deren Schutze die Polizei einschreiten mußte. Abends wurden Truppen die ein Carré bildeten, von dem aus Dillon und O Brien Ansprachen an die Menge

richteten.

Frrankreich.

Paris, 28. Oktober. In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer richtete, wie telegraphisch gemeldet wird, der Deputirte Dumas (Sozialist) eine Interpellation an die Regierung wegen des Streiks der Glasarbeiter und forderte die Regierung auf, zu interveniren, um ein Einver⸗ nehmen zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern herbei⸗ zuführen. Der Handels⸗Minister Jules Roche erwiderte, eine Intervention der Regierung sei nicht angängig, da⸗ gegen werde die Regierung demnächst einen Gesetzentwurf, betreffend die Einrichtung von Schiedsgerichten, vorlegen. Der Minister verlangte schließlich die einfache Tagesordnung, die mit 285 gegen 161 Stimmen angenommen wurde. Die Kammer genehmigte sodann einen Kredit von 1 200 000 Fr. für die durch die Ueberschwemmungen betroffene Bevölkerung des Südens. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde das Budget des Auswärtigen angenommen. Der Minister Ribot erklärte auf Befragen, daß die Regierung in der Angelegenheit des Konsuls der Vereinigten Staaten zu Ma⸗ dagascar, der die Ertheilung des Exequatur durch Frank⸗ reich entbehren zu können glaubte, volle Genugthuung er⸗ halten habe. Die Kammer nahm darauf ohne jeden Zwischenfall die Budgets der Justiz und des Kultus an und trat in die Berathung des Budgets der öffent⸗ lichen Arbeiten ein. Der Deputirte Castelin inter⸗ pellirte wegen der Häufigkeit der Eisenbahn⸗Unglücks⸗ fälle. Der Minister pves Guyot erwiderte, die Regierung habe alle erforderlichen Vorschriften zur Verhütung der Unfälle erlassen, im Besonderen habe er die Direktionen der Bahnen verpflichtet, die Arbeitszeit der Maschinenführer und Heizer nicht über zwölf Stunden auszudehnen, ferner werde das Blocksystem fortan in strengster Weise zur Anwendu langen. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen.

Italien.

h dast nterH ra t werden, wie man dem „W. T. B.“ aus Rom mittheilt, nach den bisher dort eingegangenen Anmeldungen 662 Mitglieder verschiedener Parlamente, darunter 357 Italiener, theilnehmen. 1424 Deputirte und Senatoren erklärten einfach ihre Zu⸗ stimmung.

6 1 Schweiz.

qFIBaen findet, laut Meldung des „W. T. B.“, heute eine Konferenz zwischen dem Bundesrath, den Gesandten in Berlin und Wien und den Unterhändlern Cramer und

GG wegen der Handelsvertrags⸗Verhandlungen att.

Bulgarien.

Sofia, 27. Oktober. Die ordentliche Session der Sobranje wurde laut Meldung des „W. T. B.“ heute vom Prinzen Ferdinand unter dem üblichen Ceremoniell er⸗ öffnet. In der dabei gehaltenen Thronrede wird die Befriedi⸗ gung über die im ganzen Fürstenthum herrschende Ruhe aus⸗ gesprochen; sodann werden verschiedene der Sobranje zu machende Vorlagen aufgezählt. Eine Mittheilung über die Beziehungen Bulgariens zu den auswärtigen Mächten ist in der Thronrede nicht enthalten.

Montenegro.

Cetinje, 27. Oktober. Die Pforte hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, den Legations⸗Sekretär bei der hiesigen türkischen Gesandtschaft Nehmed⸗Bey als Spezialkommissär mit der Untersuchung über den letzten durch Arnauten ver übten Ueberfall betraut.

8 Schweden und Norwegen. Cöhristiania, 27. Oktober. Bei den heute hier statt⸗ gehabten Neuwahlen zum Storthing wurden, dem „W. T. B.“ zufolge, die Mitglieder des vormaligen Ministeriums der Rechten, der Minister Rygh, der Minister⸗ Präsident Stang, der Minister Birch⸗Reichenwald und als Repräsentant der Handwerker der Apotheker Schöyen gewählt.

Dänemark.

Kopenhagen, 27. Oktober. Wie laut Meldung des „W. T. B.“ nunmehr bestimmt ist, reisen der Kaiser von Rußland sowie der König und die Königin am Donnerstag Vormittag mit der YNacht „Polarstern“ ab. Der König und die Königin von Griechenland treten gleichzeitig die Rückreise auf dem „Danebrog“ an und werden über Lübeck weiterreisen. v

Amerika.

Vereinigte Staaten. Der Staatssekretär Blaine hat, wie „R. B.“ aus Washington meldet, am 26. d. M. die Geschäfte des Staatssekretariats wieder übernommen.

Brasilien. Nach Meldungen aus Rio de Janeiro hat die Deputirtenkammer gestern in dritter Lesung die Gesetzentwürfe, über die Beschränkung des gegenwärtigen Um⸗ laufs von Papiergeld und wegen Aufhebung des Dekrets über die Zahlung der Eingangszölle in Gold genehmigt.

Nr. 43 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium deröffentlichen Arbeiten, vom 24. Oktober hat folgenden Inhalt: Amtliches: Gutachten der Akademie des Bauwesens, betreffend den Erweiterungsbau des König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktionagebäudes (rechtsrh.) in Köln. Nicht⸗ amtliches: Neuere Fachwerkbauten im Werrathal. Der Eisaufbruch auf der Mosel im Januar 1891. Leben und Wirken Karl von Gontards. (Schlußs). Vermischtes: Preisbewerbung für den Ratbhausbau in Gelsenkirchen. Preisbewerbung für Entwürfe zu Wohnungsausstattungen. Langer’'sche Brückenträger. Inhalt von Heft X bis XII der Zeitschrift für Bauwesen.

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Entscheidungen des Reichsgerichts.

„Nach §. 56 3. 1 der Deutschen Strafprozeßordnung sind un⸗ beeidigt zu vernehmen: Personen (Zeugen), welche zur Zeit der Ver⸗ nehmung das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Urtheil vom 25. Mai 1891 ausgesprochen, daß im Gebiete des preußischen Rechts die Eidesmündigkeit mit dem Tage, an

aheheh das 16. Lebensjahr vollendet wird dem Geburtstage —, eintritt.

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