Haase, Dr. Bareuther, Dr. Reicher, Dr. Ruß, Nedella, Dr. Fanderlik, Dr. Helcelet, Baron Rolsberg, Dr. Dvorzak, Pladimir von Gniewosz, Vosnjak und Graf Kaunitz.
Das ungarische Oberhaus erledigte in seiner vor⸗ gestrigen Sitzung ohne Debatte die Gesetzentwürfe wegen des fünfmonatlichen Budget⸗Provisoriums, des Nachtrags⸗ kredits für das Landesvertheidigungs⸗Ministerium so⸗ wie der Inartikulirung des mit der österreichisch⸗unga⸗ rischen Staatseisenbahn⸗Gesellschaft abgeschlossenen Ablösungs⸗ vertrags. — Der Justizausschuß des Unterhauses hat gestern den Gesetzentwurf über die Inartikulirung des Berner inter⸗ nationalen Uebereinkommens wegen des Eisenbahn⸗Waaren⸗ transports angenommen. . 6
Großbritannien und Irland In Edinburg hielt heute der erste Lord der Admiralität
Lord Hamilton eine Rede, in der er, dem „W. T. B.“ zufolge, hervorhob, daß die Zurückziehung der englischen Truppen aus Egypten, der die Besetzung des Landes Seitens einer anderen Nation folgen würde, zu einem euro⸗ päischen Kriege führen könnte. Sollte aber eine andere Macht nicht nach Egypten kommen, so würde die Zurückziehung der englischen Truppen zur Anarchie führen.
Der Schießplatz in Milton bei Chatham ist für das neue weittragende Magazingewehr nicht groß genug; er mißt nur 1000 Nards, während die Kugel der neuen Waffe die doppelte Entfernung durcheilt. Das Kriegs⸗Ministerium will deshalb einen neuen Schießplatz in Boxley, zwischen Chatham und Maidstone, anlegen lassen.
Die Hoffnung, daß der Donnerstag in Cork, dem gegen⸗ wärtigen Haupttummelplatz der irischen Wahlagitation, ohne Schlägerei vorübergehen würde, ist nicht in Erfüllung gegangen. Die englischen Blätter berichten darüber:
Die Parnelliten veranstalteten am Abend einen Fackelzug. Transparente wurden im Zuge getragen mit der Inschrift „Ich will ihn todt oxver wahnsinnig machen.“ Diese Worte soll angeblich Healy über Parnell vor dessen Tode geäußert haben. Alle Theilnehmer an dem Fackelzuge waren mit dicken Knüppeln bewaffnet; auch Frauen fehlten nicht, sie saßen auf Wagen und stießen die schlimmsten Vermwünschungen gegen die Gegner aus. John Redmond, der parnellitische Kandidat, fuhr inmitten des Zuges in einer Equipage und ließ sein Taschentuch wehen. Alles ging ziemlich glatt ab, bis die Parnelliten auf einen anderen Zug stießen, welcher O' Brien nach dem Bahnhof begleitete. Ein Hagel von Steinen eröffnete den Angriff und im Nu waren die beiden Parteien handgemein. Die Polizei machte freilich verzweifelte Anstrengungen, die feindlichen Parteien zu trennen, dem Bom⸗ bardement aber konnte sie nicht steuern. John Redmond er⸗ hielt einen Steinwurf an den Kopf, der Abg. O'Connor von einem Polizisten einen Knittelhieb am Halse. Es dauerte lange, bis die Polizei die Oberhand bekam. Endlich marschirten die beiden Züge nach verschiedenen Richtungen ab. Die Parnelliten zertrümmerten auf dem Heimweg noch alle Fenster des antiparnellitischen Wahl⸗ bureaus. Dillon konnte sich an der Agitation nicht betheiligen, weil seine Kniewunde, die ihm ein parnellitischer Raufbold am Mitt⸗ woch beigebracht hatte, zu stark schmerzte.
Frankreich.
Paris, 31. Oktober. Der Senat genehmigte gestern die Vorlage wegen der Einfuhr von gesalzenem Schweinefleisch, erhöhte jedoch, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, den Eingangszoll auf 25 Francs, gegen 20 Frcs., den die Kammer beschlossen hatte. Im Laufe der Be⸗ rathung hatte der Berichterstatter Senator Franck Chauveau erklärt, der Senat bringe den auswärtigen Mächten kein Uebel⸗ wollen entgegen, wolle ihnen aber nicht die Interessen Frank⸗ reichs opfern.
Dem Budgetausschuß ist der „Köln. Ztg.“ zufolge ein Schreiben des Unter⸗Staatssekretärs zugegangen, das 12 Millionen zur Deckung des Fehlbetrags der Jahre 1890 und 1891 und 16 Millionen für die nächste Aufstellung fordert.
Amtlich wird bestätigt, daß der französische Arzt Beziat mit mehreren Eingeborenen, die ihn begleiteten, am 20. v. M. auf Madagaskar von Räubern niedergemacht worden sei. Frankreich dürfte lediglich von der Hovasregierung durch den Residenten für die Hinterbliebenen Beziat's eine Schadlos⸗ fordern. Weitere Folgen dürfte der Vorfall nicht aben.
Eine Abordnung der Schüler des Brester Lyceums überreichte vorgestern dem Kapitän des russischen Kriegsschiffes Minin ein für den Großfürsten Alexis bestimmtes Bronzegeschenk, auf dem geschrieben steht: Quand on voudra! Einer der Jünglinge hielt dabei eine Ansprache, die nach der „Köln. Ztg.“ folgendermaßen schloß: „Sagen Sie unsern fernen Freunden, daß man auf uns rechnen kann, sowohl wenn es gilt, unsere Freiheit und Ehre wie die Freiheit und Ehre derer, die uns lieben, zu vertheidigen. Wir werden unsern letzten Blutstropfen hingeben. Es lebe der Zar, es lebe Rußland und die russische Marine!“ Die Munizipa⸗ lität von Brest gab gestern Abend den Unteroffizieren und Marinesoldaten der französischen und russischen Schiffe einen Punsch, während zu Ehren der Offiziere im Theat vorstellung stattfand.
Rußland und Polen.
Der Großfürst Georg ist, wie der „Mgdb. Ztg.“ aus St. Petersburg telegraphirt wird, gestern Morgen vom Kaukasus nach Livadia abgereist, um sich dort von seinen Kaiserlichen Eltern zu verabschieden. Am 8. November tritt der Großfürst dann die Seefahrt ins Mittelmeer an; seine Ankunft in Algier wird Ende November erwartet.
1 Ueber neue Schiffsbauten entnehmen wir der „St. Pet. Ztg.“ nachstehende Mittheilungen:
Die neue YNacht des General⸗Admirals, Großfürsten Alexis, „Strela“ ist am 26. Oktober aus Frankreich, wo sie in St. Nazaire gebaut wurde, in St. Petersburg eingetroffen und auf der Newa vor Anker gegangen. Das auf der Newski⸗Mechanischen Fabrik der Mos⸗ kauer Gesellschaft im Bau befindliche Schulschiff des Marine⸗ Kadettercorps, eine Segelkorvette, ist auf Kaiserlichen Befehl „Morjak“ benannt und in die Listen der Baltischen Flotte eingetragen worden. Der Stapellauf der neuen Kanonenboote in der Neuen Admiralität und auf der Baltischen Werft ist auf den 6 November verschoben worden. Die zwei neuen Torpedo⸗Transportboote „Bug“ und „Dunai“, die vom Marine⸗Ministerium auf der schwedi⸗ schen Werft in Motala bestellt wurden, sind gegenwärtig beinahe voll⸗ endet. Der Bau wurde im Dezember 1890 begonnen und hat also weniger als ein Jahr in Anspruch genommen. Beide Boote sind gleich groß (1360 t) und kosten je 650 000 Rbl. Gold. 1
Die Große Sibirische Bahn soll ganz aus russischen Materialien und Utensilien hergestellt werden. Für die west⸗ lichen Distrikte sollen die Ural⸗Fabriken arbeiten; für die öst⸗ lichen Strecken u. A. auch St. Petersburger Fabriken. So haben die Putilow'schen Werke, wie der „Grashd.“ berichtet, kürzlich auf zwei hierfür gecharterten ausländischen Dampfern über 420 000 Pud Schienen nach Wladiwostok expedirt.
Später wird die Gesellschaft der „Freiwilligen Flotte“ den Transport besorgen. 8 Italien.
Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Massovah wurden dort gestern in dem Prozeß Cagnassi⸗ Livraghi weitere zwölf Angeklagte verhört, darunter der Bruder des Kassa, Namens Jussuf, der mehrere An⸗ gaben des Ersteren widerlegte. Kassa verwickelte sich auch gestern in Widersprüche. 1
Derselben Agentur wird aus Mailand berichtet, der Minister⸗Präsident di Rudini werde am 9. November Nachmittags 2 Uhr im dortigen Scala⸗Theater die bereits an⸗ gekündigte Rede halten.
Spanien.
Die Königin⸗Regentin hat, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, gestern das Dekret unterzeichnet, durch welches der Großfürst Wladimir von Rußland zum Ritter des goldenen Vließes ernannt wird.
Wie der „Temps“ meldet, hat die spanische Regierung eine Kommission von Offizieren Behufs vergleichenden Studiums der von den europäischen Mächten eingeführten Infanterie⸗Bewaffnung ernannt. Diese Kommission werde demnächst in Paris eintreffen.
1b Schweiz. Die Nationalräthe Berlinger, Keel, Künzli und Stockmar sowie der Ständerath Blumer haben der „Köln. Zg.“ zu⸗ folge, am 29. Oktober in einer Versammlung in Olten die Bildung eines Central⸗Comité's beschlossen, das die Auf⸗ gabe hat, die Bewegung für Annahme des Bundesbeschlusses über den Ankauf der Schweizerischen Centralbahn zu organisiren.
Bulgarien. 8 .
Sofia, 30. Oktober. Der Prinz Ferdinand und der Kriegs⸗Minister Slawow sind nach Küstendil abgereist, um dem Regiment Stroumski die ihm im Jahre 1886 ab⸗ genommene Fahne zu überreichen.
Schweden und Norwegen.
(P) Christiania, 28. Oktober. Nach der Schluß⸗ abrechnung betrugen die Netto⸗Einnahmen der Staatseisen⸗ bahnen in 1890/91 1 694 658Kronen gegen 2 030 379 Kronen in 1889/90.
Das Konsulat⸗Comité hat, wie „Verdens Gang“ be⸗ richtet, seine Arbeiten beendet und einstimmig beschlossen, die Errichtung eines besonderen Konsulatswesens für Norwegen zu empfehlen. Das Comité soll außerdem eine Herabsetzung der Schiffsabgaben an die Konsulate sowie eine Verminderung der Anzahl der festen Konsuln in Europa, dagegen eine Ver⸗ mehrung der festen Konsuln in anderen Weltgegenden vor⸗ schlagen, indem das Comité annimmt, daß Norwegen für die eigenen Konsuln ungefähr denselben Betrag zu verausgaben haben wird, den es jetzt für das gemeinschaftliche Konsulatswes en bezahlen muß. ö“
Dänemark. .“
(F) Kopenhagen, 29. Oktober. Prinz Christian ist heute zum Premier⸗Lieutenant in der Leibgarde ernannt worden. Am Montag begiebt sich der Prinz nach Randers, um einen Kursus in dem Militär⸗Reitinstitut durchzumachen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Von den Beamten des Staats⸗ und des Marine⸗Departements in Washington wird, dem „W. T. B.“ zufolge, in Abrede gestellt, daß das Kabinet der Vereinigten Staaten beschlossen habe, Chile den Krieg zu erklären; ebenso unrichtig sei es, daß die Marine⸗Arsenale den Befehl erhalten hätten, Kriegs⸗ schiffe zur Abfahrt bereit zu halten. Dem ccilenischen Vertreter in Washington sei eine aus Santiago vom 30. Okto⸗ ber datirte Depesche des chilenischen Ministeriums des Aus⸗ wärtigen zugegangen, wonach die Untersuchung wegen des Angriffs auf die amerikanischen Matrosen auf das Lebhafteste fortgesetzt werde. Dagegen halten, wie eine weitere Depesche aus Santiago besagt, die amerikanischen Vertreter in Chile die Antwort der Junta auf die an die chilenische Regierung gerichtete Aufforderung für beleidigend und sehen die Lage als eine sehr ernste an; es seien ernstliche Verwickelungen zu erwarten.
Asien.
C(China. Der britische Unterthan Mason, der
angeklagt war, einer geheimen Gesellschaft W affen geliefert
zu haben, hat sich laut einer der „Times“ aus Shanghai
vom 29. Oktober zugegangenen Depesche für schuldig erklärt
und ist zu Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Afrika.
Ein Telegramm des „R. B.“ aus Sansibar besagt, nach aus Mombasa dort eingegangenen Nachrichten habe der Kapitän Lugard den Muselmännern in Unyoro eine blutige Niederlage beigebracht.
Parlamentarische Nachrichten.
Im 1. Kösliner Reichstags⸗Wahlbezirk (Lauen⸗ burg⸗Bütow⸗Stolp) ist an Stelle des Ober⸗Präsidenten, Staats⸗ Ministers von Puttkamer, der das Mandat niedergelegt hatte, der Hosbesitzer Gustav Dau zu Hohenstein in Westpreußen, deutschfreisinnig, mit 11 861 Stimmen zum Mitgliede des Reichstags gewählt worden. Der Gegen⸗ kandidat, Rittergutsbesitzer und Major von der Osten zu Groß⸗ Jannowitz, konservativ, erhielt 7868 Stimmen.
Im 5. Lüneburger Landtags⸗Wahlbezirk(Dannen⸗ berg, Lüchow, Bleckebe ist an Stelle des verstorbenen Ritter⸗ gutsbesitzers Freiheren von Grote in Celle der Hofbesitzer Puttfarker in Striepelse, nationalliberal, mit 117 gegen 105 Stimmen, welche Graf von Bernstorff⸗Wehningen, Welfe, erhalten hat, zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten ge⸗ wählt worden.
Nr. 43 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 27. Oktober hat folgenden Inhalt: Personalnachricht. — Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volks⸗ krankheiten. — Oeffentliches Gesundheitswesen im Reg.⸗Bez. Lüne⸗ burg 1886/88. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen
Stadt⸗ und Landbezirken. — Häufigkeit einiger Todesursachen im Königreich Sachsen 1873 bis 1887. — Rückkehr der Pilger von Mekka ꝛc. 1890. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Niederlande, Rußland, Türkei, Griechenland, Egyvten, Ost⸗Indien). — Thierseuchen in Großbritannien vom 5. April bis 4. Juli 1891. — Medizinalgesetzgebung u. s w. (Preußen. Reg.⸗Bez. Posen.) Trinkwasserversorgung. — (Reg.⸗Bez. Oppeln). Augenkrankheiten der Schulkinder. — Begraben der Leichen. — (Reg.⸗Bez. Magde⸗ burg.) Naturheilkundige als Kassenärzte. — (Reg.⸗Bez. Arnsberg.) Anpreisen von Heilmikteln. — (Mecklenburg⸗Schwerin) Privat⸗ krankenanstalten. — (Braunschweig.) Allvepathische Apotheken. — (Oesterreich. Galizien.) Begraben der Leichen. — (Belgien) Rege⸗ lung des Abtrittswesens — (Uruguay. Montevideo) Verkehr mit Nahrungs⸗ und Genußmitteln. — Rechtsprechung. (Preußen. Ober⸗ Verwaltungsgericht.) Benutzung eines Grundstücks zum Trocknen von Thierhäuten. — Verhandlungen von gesetzgebenden Kötperschaften, Vereinen, Kongressen u. s. w. (Preußen.) — Gutachten der wissensch. Dep. f. d. Med⸗Wesen über Liquor Plumbi subacetici, Liquor Ferri sesquichlorati und Liquor Ferri albuminati.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Für die Klage auf Schadensersatz wegen einer durch einen Brief, Cirkular oder durch eine Veröffentlichung in einer Zeitung verübten Täuschung ist nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, II. Civilsenats, vom 15. Mai 1891, auch dasjenige Gericht zuständig, in dessen Bezirk der Kläger den Brief oder das Cirkular oder die Zeitung als Abonnent, empfangen und gelesen hat und dadurch in Irrthum versetzt und zu einer sein Vermögen schädigenden Handlung verleitet worden ist.
Kunst und Wissenschaft.
Wie der „Nat.⸗Ztg.“ aus Weimar geschrieben wird, sind Seine Majestät der Kaiser sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz⸗Regent von Bayern und der Großherzog von aden neuerdinas der in Weimar domizilirten Deutschen hakespeare⸗Gesellschaft als Mitglieder beigetreten.
B 8
Nachstehend geben wir einen Auszug aus dem Statut für das Archäologische Institut über die damit ver⸗ bundenen Reisestipendien:
§. 19. Um die archäologischen Studien zu beleben und die an⸗ schauliche Kenntniß des klassischen Alterthums möglichst zu verbreiten, insbesondere um für das archäologische Institut leitende Kräfte und für die vaterländischen Universitäten und Museen Vertreter der Archäo⸗ logie heranzubilden, werden mit dem genannten Institut fünf jähr⸗ liche Reisestipendien, ein jedes im Belauf von dreilausend Mark, verbunden, die den nachstehenden Bestimmungen gemäß ver⸗ geben werden sollen.
§. 20. Zur Bewerbung um vier der gedachten Stipendien wird der Nachweis erfordert, daß der Bewerber entweder an einer Univer⸗ sität des Deutschen Reichs oder an der Akademie zu Münster die philosophische Doktorwürde erlangt, oder das Examen pro facul- tate docendi bestanden und darin für den Unterricht in den alten Sprachen in der obersten Gymnasialklasse die Befähigung nach⸗ gewiesen hat. Der Bewerber hat ferner nachzuweisen, daß zwischen dem Tage, an dem er promovirt worden oder das Oberlehrer⸗ Examen absolvirt hat, eventuell, wo Beides stattgefunden hat, dem späteren von beiden und dem Tage, an dem das nachgesuchte Stipendium für ihn fällig werden würde (§. 26), höchstens ein drei⸗ jähriger Zwischenraum liegt. .
Für das fünfte der jährlich zu vergebenden Stipendien, das in erster Reihe bestimmt ist, die Erforschung der christlichen Alterthümer der römischen Kaiserzeit zu fördern, wird ge⸗ fordert, daß der Bewerber an der theologischen Fakultät einer Uni⸗ versität des Deutschen Reichs den Kursus der protestantischen oder der katholischen Theologie absolvirt, das heißt nach Ablauf mindestens des akademischen Trienniums in ordnungsmgäßiger Weise die Exmatri⸗ kulation bewirkt hat, und daß er an dem Tage, wo das Stipendium fällig wird, das dreißigste Lebensjahr noch nicht überschritten hat.
§. 21. Der Bewerber hat serner die gutachtliche Aeußerung der philosophischen resp. theologischen Fakultät einer Universität des Deutschen Reichs oder der Akademie zu Münster oder auch einzelner bei einer solchen Fakultät angestellter Professoren der einschlagenden wissenschaftlichen Fächer über seine bisherigen Leistungen und seine Befähigung zu erwirken und seinem Gesuch beizufügen, auch, falls er schon literarische Leistungen aufzuweisen hat, womöglich dieselben mit einzusenden. Ferner sind in dem Gesuche die besonderen Reisezwecke kurz zu bezeichnen. Daß unter den Reisezielen in der Regel Rom mit einbegriffen sei, liegt im Geiste der Stiftung.
Bei Gesuchen um Verlängerung des Stipendiums finden diese Bestimmungen keine Anwendung. Dagegen ist hier eine übersichtliche Darstellung der bisherigen Reiseergebnisse in das Gesuch aufzunehmen, und wird, Falls der Stipendiat bereits in Rom oder Athen sich auf⸗ gehalten hat oder noch aufhält, über seine Leistungen und seine Be⸗ fähigung das Gukachten des Sekretariats des Instituts erfordert.
§. 22. Die Gesuche um Ertheilung des Stipendiums sind in jedem Jahre vor dem 1. Februar an die Central⸗Direktion des Archäologischen Instituts nach Berlin einzusenden, welche die Wahl nach vorgenommener Prüfung der Qualifikation des Bewerbers in der Gesammtsitzung vornimmt ꝛc. Bei gleicher wissen⸗ schaftlicher Tüchtigkeit wird die Central⸗Direktion denjenigen Bewerbern den Vorzug geben, die neben der unerläßlichen philologischen Bildung sich bereits cinen gewissen Grad kunstgeschichtlicher Kenntnisse und monumentaler Anschauungen zu eigen gemacht haben und die dem Archäologischen Institut oder den deutschen Lehranstalten oder Museen dereinst nützlich zu werden versprechen.
§. 23. Die Stipendien können nicht kumulirt, noch für einen längeren Zeitraum als ein Jahr vergeben werden; zulässig ist jedoch die Wiedergewährung eines Stipendiums für ein zweites Jahr.
Die Wiedergewährung des im § 20 bezeichneten fünften Stipen⸗ diums auf ein zweites Jahr kann auch erfolgen, wenn der Stipendiat bei eintretender Fälligkeit des zweiten Stipendiums das 30. Lebensjahr bereits überschritten haben sollte.
§. 24. Dispensation von den in den §§. 20, 21, 23 aufgestellten Vorschriften ertheilt in besonderen Fällen das Auswärtige Amt nach Anhörung der Central⸗Direktion.
§. 25 Die schließliche Entscheidung wird in der Regel vor Ablauf des Juli⸗Monats den Empfängern mitgetheilt, deren Namen in dem „Reichs⸗Anzeiger“ veröffentlicht werden.
§. 26. Das Stipendium wird jährlich am 1. Oktoberfällig, und der ganze Jahresbetrag auf einmal dem Bewerber oder seinem gehörig legitimirten Bevollmächtigten durch die Legationskasse gegen Quittung ausgezahlt.
§. 28. Der Stipendiat ist verpflichtet, so lange er in Rom oder Athen verweilt, an den Sitzungen des Instituts (§. 9, 6) regel⸗ mäßigen Antheil zu nehmen. Er hat überdies während seiner Reise die Zwecke des Instituts nach Möglichkeit zu fördern und nach Been⸗ digung über deren Ergebniß einen summarischen Bericht an die Central⸗ Direktion einzusenden.
Es ist wünschenswerth, daß jedem Gesuch um ein Stipendium wenigstens sechs Exemplare der Doktor⸗Dissertation des Be⸗ werbers beigelegt werden, soweit diese den außerhalb Berlins ansässigen Mitgliedern der Central⸗Direktion nicht schon mit⸗ getheilt ist. Die Gesuche sind an den Vorsitzenden der Central⸗ Direktion, General⸗Sekretär Professor Dr. Conze, Berlin W., Corneliusstraße 2, einzusenden.
8
— Der Elektrotechnische Verein hielt am 27. Oktober
eine erste Sitzung nach Beendigung der Sommerferien ab. An Stelle des am Erscheinen verhinderten Ehren⸗Präsidenten, Staats⸗ sekretärs Dr. von Stephan hielt der Vorsitzende, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Elsasser den üblichen Rückblick über die Er⸗ ungenschaften in der Elektrotechnik im vergongenen
re.
brch Errungenschaften fanden ihren Ausdruck auf der Frank⸗ furter Ausstellung, deren Bedeutung unter zwei Hauptgesichtspunkte ebracht werden kann. Einmal die Eröffnung ganz neuer Bahnen die Verwendung der Elektrizität durch die großartigen Versuche ber die praktische Verwendung sehr hoher Spannungen und des ogenannten Drehstroms, zweitens aber das Bekanntwerden ungemein vielseitigen Verwendbarkeit der Elektrizität für nahezu alle Industriezweige. Dadurch, daß unsere nicht elektro⸗ technisch ausgebildeten Ingenieure der neuen Naturkraft, deren Gesetze ihnen fremd und deren Behandlung ihnen verwickelt erschien, in ihrer praktischen Anwendung entgegen waren, wurde die Einführung des Elektromotors in die Industriebetriebe sehr verzögert, während in Amerika diese einfachste und handlichste aller Betriebsmaschinen ihren Eingang schon in die Wohnhäuser der Privatleute gefunden hat. Die Meinungsverschiedenheiten der Fachmänner in Betreff der Vorzüge des Gleichstromes oder Wechselstromes sind mehr und mehr ausge⸗ glichen; es zeigt sich, daß die verschiedenen Systeme nicht allein neben⸗ einander Platz haben, indem jedes einzelne für bestimmte Zwecke seine Vorzüge bietet, sondern sogar, daß unter Umständen Wechsel⸗ strom, Gleichstrom und Drehstrom in einem einzigen System sich vereinigen und zusammenwirken können. Das Bekanntwerden dieser Einigung werd der gesteigerten Anwendung des elektrischen Stromes auf industriellen und wirthschaftlichen Gebieten sehr förderlich sein. Das Vertrauen des großen Publikums kann sich nur festigen im Hinblick auf den gelungenen Versuch der Uebertragung von elektrischer Kraft auf der 175 km langen Strecke Lauffen— Frankfurt In Frankfurt konnten von der übertragenen Kraft fuüͤr den Betrieb 150 Pferdestärken nutzbar angewendet werden. Die Verwendung von Akkumulatoren in Beleuchtungsanlagen findet immer mehr Eingang; die neuesten Anlagen in Hannover, Breslau, Düsseldorf haben An⸗ ordnungen, bei denen ein Betrieb ohne Sammler unmöglich ist; der Akkumulator dient nicht mehr allein zuvr Aufspeicherung der am Tage überschüssigen Energie, sondern bewirkt auch die Gesammtregulirung der Nutzspannung im Vertheilungsnetz Nach den von der Reichs⸗Telegraphen⸗Verwaltung angestellten Ermittelungen waren am 1. Juli im Deutschen Reiche — Bayern und Württemberg aus⸗ genommen — zusammen 3470 elecktrische Starkstromanlagen im Be⸗ triebe, davon 3411 vornehmlich zur elektrischen Beleuchtung Ins⸗ gesammt mögen jetzt etwa 560 000 Glühlampen und 33 000 Bogenlampen im Betriebe sein. Die Zunahme gegenüber dem Stande vom 1. Ja⸗ nuar v Js. beträgt bezüglich der Starkstromanlagen 33 % der Glühlampen 65 % und der Bogenlampen 57 %. Aus diesen Zahlen ergiebt sich in die Augen springend die ungemein rasche Entwickelung der Elektrotechnik im Beleuchtungswesen. Die verbesserte Anwendung des elektrischen Stromes in der Metallurgie hat die Herstellung des Aluminiums zu einem bedeutend billigeren Preise ermöglicht. Zahl⸗ reiche Ausstellungsgegenstände haben die vielseitige Anwendbarkeit des Aluminiums für den praktischen Gebrauch gezeigt, selbst ein Boot 1““ ganz aus viesem Metall hergestellt, war im Betrieb
u sehen. Die Entwickelung des Telegraphen⸗ und Fernsprechwesens macht unter der Aegide der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung rüstige Fortschritte. Das Telegraphennetz des Deutschen Reichs einschließ⸗ ich Bavern und Württemberg umfaßt 108 536 km Linie mit 367 438 km Leitung, gegen das Vorjahr mehr 10 145 km Linie und 33 355 km Leitung; die Zahl der Betriebsstellen ist in diesem Jahre auf 18 121 gestiegen, d. s. gegen das Vorjohr 921 mehr. Das unter⸗ idische Kabelnetz verbindet 243 Städte, darunter die wichtigsten Handels⸗, See⸗ und Waffenplätze des Reichs. Die Gesammtlänge der unter⸗ irdisch geführten Kabel beträgt 6329 km Linie mit 42 908 km Leitung. Auch die unterseeischen Kabelverbindungen haben einen Zuwachs zu verzeichnen. Um den steigenden telegraphischen Verkehr mit England zu bewältigen, mußte ein drittes deutscheenglisches Kabel gelegt wer⸗ den; auch Helgoland hat eine zweite Verbindung mit dem Festlande erhalten. Geplant ist ferner der Anschluß unserer Kolonie Kamerun
an das unterseeische Kabelnetz. Die reichseigenen Seekabel haben
eine Länge von 3504 km Linie mit 7337 km Leitung. Die Ein⸗ führung des Bronzedrahtes in die Lemungsbautechnik nimmt
meitere Ausdehnung an, die gute Leitungsfähigkeit dieses Materials ermöglicht, die Grenzen des Fernverkehrs immer weiter zu stecken.
Die Mannesmann'’schen Röhren finden als neues Material für den
oberirdischen Leitungsbau zunächst in unserer ostafrikanischen Kolonie
auf der 190 km langen Strecke Bagamoyo⸗Tanga die erste ausge⸗ dehnte Anwendung. Betreffs der vorher besprochenen Akkumulatoren
sei noch erwähnt, daß der Betrieb der Telegraphenleitungen mit den Samm⸗ lern sich gegenüber dem mit den bisher gebräuchlichen Kupferelementen als vortheilhaft herausgestellt hat. Den Bemühungen des Reichs⸗Postamts ist es gelungen, eine für den Telegraphenbetrieb geeignete Form der
Sammlerzellen herzustellen. Ganz erheblich sind die Fortschritte in Im Reichs⸗Telegraphen⸗
Bayern und Württemberg ausgeschlossen, giebt es jetzt
275 Städte mit allgemeinen Fernsprechanlagen und mit 58 500 Sprech⸗
stellen; der Zuwachs im letzten Jahre beziffert sich auf 52 Städte mit 7992 Sprechstellen. Berlin allein zählt 16 300 Sprechstellen d. i. mehr als die Zahl der Sprechstellen in ganz Frankreich zusammengenommen. Hamburg hat bereits 6200, Dresden 2400 und Leipzig 2250 Sprechstellen. Das Fernsprechnetz besitzt eine Ausdehnung von 9100 km Linie und 87 000 km Leitung. Die Zahl der täglich insgesammt geführten Ge⸗ präche beläuft sich auf 640 200, davon entfallen auf Berlin allein 238 870 Gespräche täglich, oder auf die einzelne Sprechstelle in Berlin 14,6 Gespräche. Das Bedürfniß, den Fernsprecher auf weite Entfernungen zum unmittelbaren mündlichen Verkehr zu benutzen, hat sich in immer stärkerem Maße geltend gemacht. Diesem Bedürfnisse entsprechend, haben die Sprechanlagen für den Fernverkehr eine er⸗ hebliche Erweiterung erfahren. 292 Anlagen mit 21 000 km Leitung verbinden verschiedene Stadt⸗Fernsprech⸗Einrichtungen untereinander. Von der Verwendung des Bronzedrahtes für die Leitungen zum Sprechverkehr wird der ausgiebigste Gebrauch gemacht, wie daraus erhellt, daß diese Leitungen bereits die ungeheure Länge von 56 921 km
en. MNach diesen Anführungen konnte Redner mit Recht darauf bin⸗ weisen, daß der Stand des Fernsprechwesens im Reich in jeder Hinsicht erfreulich sei und in keinem anderen europäischen Lande auch nur annähernd erreicht werde. Daß die Reichs⸗Telegraphen⸗Verwaltung auf der beschrittenen Bahn rüstig weiter arbeiten wird, dürfte aus z. Z. schwebenden Erwägungen zu entnehmen sein, welche dahin zielen, alle bedeutenderen Orte des Reichs Telegraphengebiets nach einem einheitlichen Plane durch Fernsprechleitungen zu verbinden und oweit es Technik und Betrieb gestatten, in unmittelbaren Sprech⸗ verkehr zu setzen. Hierauf hielt Herr Geheimrath Grawinkel den angekündigten Vortrag über elektrodynamische und elektrostatische In⸗ uktion in den Doppelleitungen, eine Frage, die im Hinblick auf den fortgeschrittenen Stand unseres Fernsprechwesens und das durch den wachsenden Verkehr hervorgetretene Bedürfniß, die Fernsprechnetze der größeren Verkehrsorte durch mehrere nebeneinanderlaufende Doppelleitungen zu verbinden, eine große Bedeutung besitzt. Der Vortragende begründete mathematisch die Bedingungen, unter denen die gegenseitige Induktion von zwei und drei an demselben Gestänge angebrachten Fernsprechdoppelleitungen praktisch unschädlich gemacht werden kann. Geht aber die induzirende Wirkung nicht von Telephon⸗ eitungen, sondern von Starkstromleitungen aus, besonders von solchen, welche Ströme hoher Spannung oder stark wechselnder Stärke ühren, so läßt sich, wie Redner nachwies, ein geregelter Fernsprech⸗ etrieb nicht stets verbürgen, wenn auch sowohl die Fern⸗ prechleitung wie die Starkstromleitung aus Doppeldrähten ergestellt sind. Die in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten erhobene Forderung, daß bei Herstellung elektrischer
Leitungen, seien es solche für den Fernsprechbetrieb oder für Zwecke der Beleuchtung oder Arbeitsübertragung, jede Leitung in sich selbst geschützt sein solle, entbehrt daher allgemein der Be⸗ rechtigung. Eine wesentliche Ungleichheit in den Verhältnissen besteht noch darin, daß eine Fernsprechleitung Starkstromleitungen gar nicht zu beeinflussen vermag. Da demnach eine Starkstromleitung keines Schutzes gegen Induktion bedarf, so muß die Forderung des „Selbst⸗ schutzes“ als einseitig bezeichnet werden. Nächste Vereinssitzung: Dienstag, den 24. November.
— In der letzten zwanglosen Sitzung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe am Mittwoch erfolgte zunächst die Aufnahme von 120 neuen Mitgliedern und die Anmeldung von weiteren 50. Sodann gelangte die zu würdiger Vertretung des deutschen Kunstgewerbes auf der Ausstellung zu Chicago von dem Ver⸗ bande deutscher Kunstgewerbe⸗Vereine an den Reichskanzler gerichtete Eingabe zur Verlesung. Architekt Junghändel be⸗ richtete in längerem Vortrage über seine Studienreisen nach England, Spanien und Egypten und schilderte namenrlich ausführlich die Ent⸗ wickelung der so interessanten spanischen Kunst Die von ihm aus⸗ gestellten prächtigen Aufnahmen erregten allgemeines Aufsehen. Herr Junghändel beabsichtigt, diese höchst bemerkenswerthen Photographien demnächst in Lichtdruck unter dem Titel „Orientreisen“ herauszugeben. Die Kunstanstalt von H. Riffarth hierselbst, Bendlerstr. 13, die sich vorzugsweise mit der photomechanischen Vervielfältigung von Kunst⸗ blättern beschäftigt, stellte eine umfassende Kollektion ihrer Arbeiten aus, deren technische Vollendung und mustergültige Ausführung (in Heliogravure, Lichtdruck, Zinkätzung ꝛc.) ungetheilten Beifall fand.
— Aus Stuttgart schreibt man der „Frankf. Z.“ vom 28. d.: In der bekannten Bronzegießerei von P. Stotz ist soeben eine weitere der vier Bronzethüren für das Nordportal des Kölner Doms fertig geworden. Es ist eine im gothischen Stil gehaltene Doppelthür, die durch Querleisten in zweimal fünf Felder geschieden wird; jedes Feld ist wieder kassettenförmig getheilt. Die beiden untersten Felder zeigen links die vier Lebensalter in männlichen, rechts die vier Jahreszeiten in weiblichen Figuren; die beiden nächsten Felder enthalten die fünf klugen Jungfrauen; die folgenden zwei entsprechen wieder den unter⸗ sten Feldern. Die übrigen Kassetten sowie die Leisten sind mit prächtigen stilisirten Blatt⸗ und Thierornamenten von großer Feinheit und reicher Abwechselung versehen. Entworfen und modellirt ist die Thür vom Bildhauer Mellenberg in Utrecht. Das Werk macht einen prächtigen und großartigen Eindruck und wird seines Platzes würdig sein.
— Die von dem Norweger Dr Nansen mit Staatshülfe geplante Nordpol⸗Expedition ist, wie die „Köln. Ztg.“ aus Christiania erfährt, bis Anfang 1893 verschoben worden, da das für die Unternehmung bestimmte, im Bau begriffene Schiff nicht so schnell, wie erwartet wurde, vollendet sein wird.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Förderung des Obstbaues.
Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hat dem Provinzialverbande schlesischer Gartenbauvereine zur Förderung seiner Bestrebungen um die Hebung des Obstbaues für das laufende “ eine Beihülfe bis zum Höchstbetrage von 300 ℳ überwiesen. 8
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrunge⸗ Maßregeln.
Oesterreich⸗Ungarn.
Niach einer Mittheilung der Königlich ungarischen Seebehörde in Fiume ist in Folge des Ausbruchs der Cholera in Damaskus die siebentägige Quarantäne für Provenienzen aus Syrien auf die ganze Küste von Karatasch Burum bis Jaffa einschließlich ausgedehnt
worden. Großbritannien. (Indien.) Die Regierung zu Bombay hat mittels Verfügungen vom 7. Oktober 1891 Cholera⸗Quarantäne in den Häfen von Aden, Perim und der Somali⸗Küste gegen Provenienzen von Bombay, sowie gegen solche von JNambo am Rothen Meere vom 28. September bezw. 2. Oktober 1891 ab bis auf Weiteres angeordnet
Egypten. Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien hat unterm 16. Oktober 1891 beschlossen, die gegen Ankünfte aus Syrien er⸗ griffenen Cholera⸗Quarantänemaßregeln auf die ganze syrische Küste bis zur egyptischen Grenze auszudehnen, die gegen Ankünfte aus dem Hafen von Bombavy bestehende Cholera⸗Quarantäne dagegen außer setzen. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 238 vom 9. Oktober
Submissionen im Auslande. 8
Niederlande.
9. November. Rotterdam in den Karrenstal, Oostplein: Liefe⸗ rung von 110000 kg Roggen⸗ oder Weizenstroh für das städtische Reinigungswesen.
Bedingungen beim „Reichs⸗Anzeiger“ in holländischer Sprache.
Verkehrs⸗Anstalten.
In der Nacht vom 30. zum 31. Oktober stießen auf Station Buschow der Berlin⸗Lehrter Bahn zwei Güter⸗ züge zusammen. Dabei wurde der Lokomotivführer des zuletzt angekommenen Zuges leicht verletzt und dessen Maschine unerheblich beschädigt. Von den Wagen dieses Zuges haben nur vier leichte Beschädigungen erlitten. Als Ursache des Zu⸗ sammenstoßes ist nicht rechtzeitige Beachtung der Bahnhofs⸗ abschlußsignale ermittelt. Der Betrieb ist nicht unterbrochen worden.
Bremen, 30. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Graf Bismarck“ hat gestern Las Palmas passirt. Der Dampfer „Neckar“ ist heute in Colombo, der Dampfer „Sachsen“ in Hongkong angekommen und der Dampfer „Ba yern“ von Singapore abgegangen.
— 31. Oktober. (W. T. B.) Der Reichs⸗Postdampfer „Kaiser Wilhelm II.“, nach Australien bestimmt, ist am 30. Oktober, 3 Uhr Nachmittags, in Antwerpen angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Braunschweig' hat am 30. Oktober, Mittags, die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesetzt. Der Sgn mpfer „München“ hat am 30. Oktober, Mittags, die
eise von Antwerpen nach Corunna fVortgesetzt. Der Postdampfer „Habsburg“, am 15. d. von Bremen abgegangen, ist am 30. d., 9 Uhr Vormittags, in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „Hobenzollern“, nach Baltimore bestimmt, hat am 30. Oktober, 3 Uhr Nachmittags, Dover passirt. Der Reichs⸗ Postdampfer „Danzig“ ist am 30. Oktober, 6 Uhr Morgens, mit der für Ost⸗Asien bestimmten Post von Brindisi nach Port Said abgegangen.
Ham burg, 30. Oktober. (W. T. B.) Fas ba . kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Dania“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗York eingetroffen und der Postdampfer „Normannia“, von New⸗York kommend, heute Abend auf der El be eingetroffen.
London, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Durban“ ist heute auf der Heimreise und der Union⸗Dampfer „Dane“ auf der Ausreise von den Canarischen Inseln ab⸗
Bern, 30. Oktober. Nach einer dem „Bund“ aus Fachkreisen zugehenden Mittheilung ist eine internationale Vereinbarung in Anregung gebracht worden, über die gemeinsame Behandlung aller von den Reisenden innerhalb des Bahngebietes zurück⸗ gelassenen beziehungsweise verlorenen Gegenstände (in den Wagen, Warteräumen ꝛc.) nach dem Muster der in Deutschland gültigen Bestimmungen darüber.
Theater und Musik.
Sing⸗Akademie.
In ihrem ersten Abonnementsconcert führte die Sing⸗Akademi! gestern Mendelssohn’s Oratorium „Paulus“ auf, und zwar zum siebzehnten Male. Das im Jahre 1836 vollendete Werk wurde damal unter Leitung des Komponisten in Düsseldorf zum ersten Male an die Oeffentlichkeit gebracht und verbreitete sich dann schnell über ganz Europa. Die Aufführung der Sing⸗Akademie unter fessorl Blumner’'s umsichtiger und energischer Leitung war eine in jeder Beziehung vollendete. Die Kraft des Chors, sowie die Präzision in der Zusammenwirkung mit dem phil⸗ harmonischen Orchester ließen alle Schörheiten des Werks klar hervortreten. Die Chöre „Mache dich auf, werde Licht!“ und „Steinigtt ihn“ sowie die Schlußchöre des ersten und zweiten Theils, besonders aber die Choräle „Allein Gott in der Höh’“ und „Wachet auf“ machten einen tiefen, nachhaltigen Eindruck. Auch die Solisten Fräulein Wally Schauseil (Sopran), Fräulein Clara Schacht (Alt), der Großherzogliche Kammersänger Herr Dierich (Tenor), vor Allen aber der Königliche Kammersänger Herr Betz als „Paulus“ waren vortrefflich an ihren Plätzen. Auch die kleinen Partien waren durch Herrn Dr Meyer und Herrn Rolle sehr gut besetzt Das Publikum hatte sämmtliche Saal⸗ und Logenplätze gefüllt. Sonntag, den 22. November, am Todtenfest, werden Bach's Kantaten: „Bleib' bei uns“, „O Jesu Christ, mein's Lebens Licht“ und „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“, sowie das Requiem von Cherubini zur Auf⸗ führung kommen. Auch an Mozart's bundertstem Todestage, 5. Dezember, wird die Sing⸗Akademie eine besondere Feier ver⸗ anstalten.
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In der Vorstellung der „Cavalleria rusticana“ am Dienstag im Königlichen Opernhause sind die Damen Pierson, Rothauser und Staudigl, die Herren Sylva und Betz beschäftigt. In der dem Werke folgenden Aufführung „Die Entführung aus dem Serail“ treten die Damen Herzog, Dietrich, die Herren Rothmuühl, Schmidt, Mödlinger und Lieban auf.
Im Königlichen Schauspielhause wird am 10 Novem⸗ ber, dem Geburtstage Schiller's, „Die Jungfrau von Orleans“ in neuer Einstudirung und in neuer Ausstattung in Scene gehen. Die Besetzung wird die folgende sein: König Karl: Herr Arndt, Isabeau: Frau Stolberg, Agnes Sorel: Frau von Hochenburger, Burgund: Herr Nesper, Dunois: Herr Ludwig, La Hire: Herr Keßler, du Chatel: Herr Oberländer, Erzbischof: Herr Plaschke, Chatillon: Herr Müller, Raoul: Herr Grube, Talbot: Here Kahle, Lionel: Herr Purschian, Thibaut: Herr Krause, Johanna: Fräulein Lindner u. s. w.
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 1. bis 7. November lautet: Sonntag: „Die Zauberflöte“. Montag: 3. Symphonie der K. Kapelle. Dienstag: „Cavalleria rusticana“. Hierauf: „Die Entführung aus dem Serail.“ Mittwoch: „Tannhäuser“. Donnerstag: „Der Freischütz“. Freitag: „Prometheus“. „Wiener Walzer“. Sonnabend: „Die Zauberflöte“.
Für das Schauspiel: Sonntag: „Wohlthätige Frauen“. Monrag: „Zriny“. Dienstag: „Wohlthätige Frauen“. Mittwoch: „Die Journalisten“. Donnerstag: „Wohlthätige Frauen“. Freitag: „Der neue Herr“. Sonnabend: „Die Augen des Herzens“”. „Am Fenster“. „Herrn Kaudel's Gardinenpredigten“.
Im Deutschen Theater findet morgen die erste Wieder⸗ holung des vieraktigen Schauspiels „Die Sklavin“ von Ludwig Fulda statt, welches außerdem auch für Dienstag und Donnerstag angesetzt ist. Am Montag wird „Das Wintermärchen“ gegeben. Im Uebrigen bringt der Spielplan dieser Woche: Mittwoch „Der Pfarrer von Kirchfeld“, Freitag „Die Kinder der Excellenz“ und Sonnabend „Nathan der Weise“.
Im Berliner Theater kommen „Esther“ und „Der Geizige“ am Montag, Donnerstag und Sonnabend zur Aufführung. Das neu einstudirte Feuillet'sche Schauspiel „Montjoye“ wird mit Ludwig Barnay in der Titelrolle morgen Abend sowie am Freitag (10. Abonnements⸗Vorstellung) wiederholt. Für Dienstag ist eine »Aufführung des Voß'schen Schauspiels „Schuldig“, für Mittwoch eine solche der Lindner'schen „Bluthochzeit“ angesetzt. Morgen Nach⸗ mittag geht „Julius Caesar“ in Scene.
„Die Großstadtluft“ wird in Folge des außergewöhnlichen An⸗ dranges zu dieser Neubeit auch in der laufenden Woche im Lessing⸗ Theater sechs Mal zur Darstellung gelangen. Nur am Donnerstag werden diese Wiederholungen durch eine Wiederaufführung von Hermann Sudermann'’s Schauspiel „Die Ehre“ unterbrochen werden.
Der Wochen⸗Spielplan des Wallner⸗Theaters lautet: Sonntag bis Mittwoch: „Gewagte Mittel“. „Cavalleria Berolina“. Donnerstag bis Sonnabend: „Der stille Associé“, Posse mit Gesang in 4 Akten von Carl Laufs und Wilh. Jacoby.
Das Ausstattungsstück „Jung⸗Deutschland zur See“ wird am nächsten Sonnabend im Belle⸗Alliance⸗Theater das Jubi⸗ läum der 100. Aufführung feiern.
Im Thomas⸗Theater werden jetzt mebrere Neuheiten vor⸗ bereitet, von denen zunächst der vieraltige Schwank „Kunst⸗Bacillus“ von Rudolf Kneisel in Scene gehen wird. Von der Posse „Unruhige Zeiten“ wird morgen die letzte Sonntagsaufführung stattfinden.
Am Montag veranstaltet Kapellmeister Meyder im Concerthause den zweiten „Beethoven⸗Abend“ in dieser Saison, dessen Programm die Ouverturen „Egmont“, „Leonore III“, „Coriolan“, die herrliche C-moll⸗Symphonie Nr. 5 u. s. w. enthalten wird.
Morgen Mittag um 12 Uhr findet in der Philharmonie die öffentliche Hauptprobe zum ersten Concert des Phil⸗ harmonischen Chors (Dirigent S. Ochs) statt, unter Mit⸗ wirkung folgender Solisten: Eugen Gura, R. von Zur⸗Mühlen, Clotilde Kleeberg, Emma Koch, Dr. Heinrich Reimann u. s. w. Das Concert selbst findet am Montag Abend 7 ½ Uhr statt. — Der Liederabend von Fräulein Helene Oberbeck findet morgen Abend 7½ Uhr in der Sing⸗Akademie statt; die pianistische Mitwirkung übernimmt Fräulein Helene Geisler. — Dr. H. von Bülow hat ein neues Scherzo capriccioso von Rob. Radecke zur Aufführung in den Phil⸗ harmonischen Concerten angenommen. — Die Pianistin Fräulein Marie Wonsowska aus Warschau veranstaltet am Mittwoch gemeinschaftlich mit der jungen Sängerin Fräulein Käthe Lenbach ein Concert in der Sing⸗Akademie. — Fräulein Fanny Davies wird in ihrem am Freitag im Saal der Königlichen Hochschule für Musik stattfindenden Concert mit Rob. Schumann's Phantasie in C-dur, Bach's Phantasie in Gmoll und Rubinstein's Etude in C-dur- zu Gehör bringen. — Das Programm des Concerts, welches der junge spanische Klavier⸗ virtuose Alberto Jonas am Freitag in der Sing⸗Akademie mit dem Pbilharmonischen Orchester veranstaltet, lautet wie folgt: Ouver⸗ ture zur Oper „Eurvanthe“, Weber; Klavierconcert A-moll, Pad rewsky; Prélude, Nocturne und Ballade von Chopin; Skandinavisch Rhapsodie für Orchester, Lalo; Klaviersolt von Scarlatti und Liszt.
Für das am Freitag in der Philharmonie stattfindende Fest des Vereins für häusliche Gesundheitspflege“ ist die Stiftung von Gaben erwünscht, welche in den zur Aufstellung gelangenden Ver⸗ kaufs⸗ und Würfelbuden Verwendung finden können. Etwaige Gaben werden an die Adresse von Frau Sobernheim Burggrafenstraße 15, erbeten. — Von den im Saale der Klindworth'schen Musikschule zum Besten unbemittelter Schüler in Aussicht genommenen vier musikalischen Abenden findet der erste am Sonnabend statt. Fräulein Maria Kohlmeyer, Herr Dr. Jedliczka und Herr Kammermusiker E. Sandow sind die
Ausführenden eines künstlerischen und sehr interessanten Programms.