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ein Zeuge oder Sachverständiger sich eines Meineides oder einer falschen Versicherung an Eidesstatt schuldig gemacht, so ist die an sich verwirkte Strafe auf die Hälfte bis ein Viertheil zu ermäßigen, wenn die Angabe der Wahrheit gegen ihn selbst eine Verfolgung wegen eines Verbrechens oder Vergehens nach sich ziehen konnte“) deshalb nicht za Gute, weil diese Bestimmung auf den angestifteten Thäter (den Meineidigen) Anwendung findet.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Das Ober⸗Verwaltungsgericht hat sich mehrfach (Entsch. B. S. 348, B. 13 S. 323, B. 18 S. 414) dahin ausgesprochen, daß, wenn sich ein Grundstück in einem polizeiwidrigen Zustande befinde, dem Eigenthümer desselben eine durch polizeiliche Verfügung er⸗ zwingbare öffentlichrechtliche Verpflichtung zur Abstellung des Mangels obliege; daneben habe aber die Polizei die Befugniß, sich auch an den Urheber des polizeiwidrigen Zustandes zu halten und ihm die Beseitigung desselben aufzugeben. Der Urheber haftet der Polizei gegenüber fär die Folgen seiner That. (Entsch. des O.⸗V.⸗G. vom 10. Sept. 1891 III. 773.)
Daräus folgt, daß, wenn die Polizei gegen die Urheber der Verun⸗ reinigung eines Gewässers (§. 27 des Feld⸗ und Forstpolizeigesetzes) mit einer polizeilichen Verfügung vorgeht und die Beseitigung der Ver⸗ unreinigung verlangt, weil der Betroffene dieselbe verursacht hat, nicht weil ihm die dauernde Räumungslast obliegt, dem Be⸗ troffenen als Rechtemittel gegen die Verfügung die Rechtsbebelfe des § 127 flgde. des Gesetzes uüͤber die allgemeine Landesverwaltung (also Beschwerde oder Klage) zustehen. Ist statt dessen gegen die polizeiliche Verfügung der im § 66 Abs. 1 des Zuständigkeitsgesetzes vorgesehene Einspruch mit darauf folgender Klage erhoben worden, so ist die Klage vom Verwaltungsrichter nicht abzuweisen, sondern der Einspruch als Remonstration und der darauf ergehende Beschluß der Wasserpolizei⸗ behörde als neue Verfügung anzusehen, gegen welche die Klage zu⸗ lässig ist.
Der Miethsvertrag eines Minderjährigen ist nicht schon aus dem Grunde ungültig, weil der Vater (oder Vormund) denselben nicht genehmigt bat. Allerdings bestimmt der §. 6 der Gesindeordnung, daß Kinder, welche unter vbäterlicher Gewalt stehen, ohne Einwilligung des Vaters sich nicht vermiethen dürfen. Daraus folgt aber nicht, daß jeder ohne Genehmigung des Vaters abgeschlossene Miethsvertrag eines Haussohns der Gültigkeit entbehrt. Hat der Vater seine Einwilligung nicht ausdrücklich auf eine gewisse Zeit oder für eine bestimmte Dienstherrschaft eingeschränkt, so ist, wie §. 8 weiter vorschreibt, bei einer Veränderung der Herr⸗ schaft die Erneuerung der Einwilligung nicht erforderlich Wem gegenüber diese Einschränkung auszusprechen sei, ob gegenüber der Dienstherrschaft oder gegenüber dem Haussohn, erhellt aus der Gesinde⸗ ordnung nicht. Bedenken in dieser Beziehung finden ihre Erledigung in dem Gesetze vom 12. Juli 1875, betreffend die Geschäftsfähigkeit der Minder⸗ jährigen Nach §. 6 dieses Gesetzes ist der minderjährige Haussohn, wenn der Vater die Genehmigung ertheilt hat, daß derselbe in Dienst oder Arbeit trete. selbständig zur Eingehung von Dienst⸗ oder Arbeitsverhältnissen der genehmigten Art befugt; eine Zurückziehung oder Einschränkung dieser Genehmigung darf der Vater nur vor⸗ nehmen, soweit dadurch Rechte Dritter nicht beeinträchtigt werden. Erk, des O.⸗V.⸗G. vom 20. Juni 1891 I 684.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nach den der italienischen Regierung zugegangenen telegraphischen Meldungen über den Ausfall der diesjährigen Mais⸗, Hafer⸗ und Weinernte sind in Italien erzielt worden:
an Mais 23 362 700 hl (gegen 26 033 600 im Vorjahre), wovon 82 % guter, 16 % mittlerer und je 1 % vorzüglicher beziehungsweise
lechter Qualität, nh an Hafer 6 104 500 hl (gegen 6 699 900 im Vorjahre), wovon
88 % guter und 12 % mittlerer Qualität,
reichischen und den
an Wein, wofür noch keine Zahlen vorliegen, ein sehr reichliches
Ergebniß und ein Produkt von bester Beschaffenheit. Weinlese. 1
Die Lese der Liebfrauenmilch⸗Trauben in Worms hat am Freitag begonnen und wird wegen der nächtlichen Kälte jetzt be⸗ schleunigt. Die Crescenz fällt, wie die „Frkf. Ztg.“ mittheilt, besser aus, als man erwartet hatte. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Quantität, als auch der Qualität.
Saatenstand in Ungarn. 3 .
Aus Budapest, 31. Oktober, wird der „Wiener Ztg. telegraphisch berichtet: Der Saatenstand in der Zeit vom 17. bis 30. Oktober ist nach den beim Ackerbau⸗Ministerium eingelaufenen Daten folgender: Die bis jetzt schon zwei Monate andauernde Trockenheit übte auf das Ackern und auf die Anbau⸗Arbeiten eine ungünstige Wirkung Regen wor nur sporadisch, und so fehlt dem Anbau die Feuchtigkeit der Erde. Die Saaten können sich nicht entwickeln und stehen im Allgemeinen im ganzen Lande schwach. Das Säen wurde an vielen Stellen jetzt nicht beendet, die Landwirthe getrauen sich nicht die Saat auszusäen, in der Befürchtung, daß Mäuse und Insekten, welche sich an vielen Orten vermehrten, sie zu Grunde richten, bevor sie auskeimt. Uebrigens ist die Erde so schollig und steinhart, daß die ausgesäete Saat mit Ausnahme des Sandbodenanbaues noch gar nicht keimte. Die Frühsaaten stehen dort, wo sie emporkeimten, unregelmäßig und sind im überwiegenden Theile farblos. Sie baben auch vom Frostwetter zu leiden. Eine grüne Saat ist selten zu sehen. Auch der Raps vegetirt immer mehr. An manchen Stellen steht er leid⸗
lich, im Alföld ist er aber schwach.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Konstantinopel, 29. Oktober. Auf dem kürzlich in London abgebaltenen hygienischen Kongret hatte ein holländischer Delegirter, gleichzeitig Mitglied des internationalen Gesundheitsamts, Professor Stekkolis, den Antrag gestellt, die nutz os in den Kassen des Amtes liegenden Ueberschüsse zur Hebung der sanitären Vor⸗ beugestationen an der egyptischen und arabischen Grenze zu verwenden, um von dort aus die von Indien kommende Cholera zu bekämpfen und ihr weiteres Vordringen zu verhindern. Leider war eine Erörterung dieses Antrages nicht zulässig, da er nicht auf dem Pro⸗ gramm der Verhandlungen stand. Der praktische Werth des Vor⸗ schlags leuchtete jedoch dem Vorsitzenden des Kongresses, dem Prinzen von Wales, ein. Gemäß den ihm von Lord Salisbury übersandten Instruktionen machte, wie die „Times“ meldet, der britische Botschafter in Konstantinopel Sir William White die Pforte auf den Plan aufmerksam, dem der Sultan sofort seine Zustimmung ertheilte. Auf der letzten Versammlung des Gesundbeits⸗ amtes wiederholte nun “ v Antrag, welcher darauf mit Stimmenmehrheit angenommen wurde. 1
San Francisco, 31. Oktober. In Melbourne herrscht nach einer Meldung des „H T. B.“ die Influenza außergewöhnlich stark, auch der erste Minister ist von der Krankheit befallen worden.
Submissionen im Auslande.
Serbien .
13. Rovember. Königlich serbisches Finanz⸗Ministerium in Belgrad. Prägung des Silbergeldes im Werthe von 6 Millionen Dinars, und zwar 4 Millionen Stück zu 1 Dinar und 1 Million⸗ Stück zu 2 Dinars. Kaution: 40 000 Dinars in Gold oder in sicheren Effekten. Die Offerten müssen mit einer Stempelmarke von 10 Dinars versehen sein und die Ueberschrift tragen: Offerte für Beschaffung der Silbermünzen neuen Gepräges; in denselben ist der Preis für jede der beiden Sorten Geldes per Kilogramm einschließlich der Kosten des Transportes bis zum Königlich serbischen Finanz⸗Ministerial⸗ gebäude (jedoch mit Ausschluß des serbischen Zolles) anzugeben.
Sport.
Mehrere der durch die Direktion des Jockeyklubs von den öster⸗ Rennplätzen ausge⸗
ungarischen
8
2
viesenen Personen veröffentlichen, wie „W T. B.“ aus Wien 8 in 8, Lagesblättern Proteste gegen die Maßregelung und erklären, gegen diese die Hülfe der Grrichte in Anspruch nehmen zu wollen. Das Landesgericht in Wien hat das Verlangen auf Kon⸗ fiskation des Rennkalenders, welches von drei der von den Rennplätzen ausgewiesenen Personen gestellt war, abgelehnt.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wien, 2. November. (W. T. B.) Der König und die Königin von Griechenland empfingen heute Vor⸗ mittag den einstündigen Besuch des Erzherzogs Albrecht.
Brünn, 2. November. (W. T. B.) Gestern Abend fand außerhalb der Stadt, auf der Strecke zwischen hier und dem Central⸗Friedhofe, ein Zusammenstoß zweier Lokalzüge statt, wobei eine Frau schwer und mehrere Personen leicht verletzt wurden. Mehrere Wagen wurden zertrümmert. Die Schuld an dem Unsall soll den Maschinenführer des nach dem Central⸗Friedhofe fahrenden Zuges treffen.
Paris, 2. November. (W. T. B) Nach einer Melsung aus Buenos⸗Aires werden als Kandidaten für die im nächsten Früh ahr stattfindende Wahl zum Präsidenten genannt: Dr. Aristobulo del Palle, Dr. Manuel Guinsana und Dr. Luis Pena. Ersterer, dessen Kandidatur von Romero und Roca unterstützt werde, solle die meisten Aussichten haben.
St. Petersburg, 2. November. (W. T. B.) Der von gestern datirte Kaiserliche Ukas, wonach unter Aufrecht⸗ haltung des Verbots der Ausfuhr von Roggen und Roggenmehl sowie aller Getreideabfälle, dieses Ausfuhrverbot auch auf alles andere Getreide (auegenommen Weizen) und auf Kartoffeln, sowie auf Produkte aus Getreide, dessen Ausfuhr verboten ist, und aus Kartoffeln, wie Mehl, Malz, Grütze, Teig, gebackenes Brod ausgedehnt wird, ist nunmehr veröffentlicht worden. Das Verbot tritt an dem Tage in Kraft, der auff die Veröffentlichung des Ukases durch das Gesetzblatt folgt, wobei es dem Finanz⸗ Minister anheimgestellt wird, das Verbot den Zollämtern telegraphisch mitzutheilen. Von dem vorstehenden Ver⸗ bot sind für die Dauer von drei Tagen nach dem Jakrasttreten des Verbots diejenigen Produkte ausgenommen, die zur Kompletirung von solchen Ladungen dienen sollen, die vor der Veröffentlichung des Verbots begonnen haben und die vor dieser Frist mit der Eisenbahn durch die Landes⸗ Grenzzollämter ins Ausland abgefertigt worden sind. b
New⸗York, 2. November. (W. T. B.) In dem Bericht des Kapitäns Schley, betreffend die Untersuchung über die gegen eine Anzahl Matrosen des amerikanischen Kriegsschiffes „Baltimore“ in Valparaiso vorgekommenen Angriffe wird mitgetheilt, daß die Matrosen zaͤhlreiche Mißhandlungen Sei⸗ tens des Pöbels erfahren hätten. Die in Haft genommenen Leute des „Baltimore“ seien im Gefängniß heimlich ver⸗ nommen worden. Dagegen sei sein Gesuch um Zu⸗ lassung eines Offiziers des „Baltimore“ zum Verhör der ver⸗ hafteten Matrosen von den chilenischen Behörden ab⸗ gelehnt worden. Nach einer Meldung des „New York Herald“ aus Washington habe ein Mitglied der Ünionsregierung erklärt, der Bericht des Kapitans Schley verschlimmere die Sachlage. Die Regierung werde vorläufig weiter keine Schritte thun, vielmehr der chilenischen Regierung eine angemessene Zeit zur Antwort lassen. Die Unions⸗
Regierung werde mit Mäßigung, aber mit Festigkeit handeln. 8
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) nrhaen — 1 men —
Wetterbericht vom 2. November, gartner.
Morgens 8 Uhr. pevfrseeen; I“ 11I 5 V
Bretzner.
4⁰0 R.
Frauen. L'Arronge. Max Grube.
Wetter.
in ° Celsius
Temperatur 5⁰0 C.
Bar. auf 0 Gr 8[u. d. Meeressp red. in Millim
burg.
4 bedeckt Wagner.
2 wolke
3 bedeckt
1 Nebel
2 wolkig
2halb bed.
2 wolkenlos still bedeckt
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. N.
aparanda SW
t. Petersburg WNW Moskau.. Cork, Queens⸗ V
nalisten. Freytag.
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town . .. Cherbourg
bö. “ 2 9 ONO V 1 NNO 2 balb bed. winemünde
NNO Z wolkig Neufahrwasser W 1 bedeckt Memel
Memel — NO — wolkig
Prris “ NO 3 Dunst ünster. ..
Karlsruhe ..
NO 5 wolkig Wiesbaden .
NO 5 bedeckt NO 2 heiter
München ..
Chemnitz..
O 4 bedeckt — NO 2bedeckt
EI88 NNO 3 halb bed.
“
Breslau.. 8
NW 1 bebeckt ö JJ Ile d'Aix. 1 — 5 heiter 1 766 ONO 9 wolkenlos Uebersicht der Witterung. Ein barometrisches Maximum von 780 mm liegt über der Nordsee, Wind und Wetter über West⸗ Europa beherrschend. Ueber Deutschland wehen im Süden starke, im Uebrigen schwache nordöstliche Winde, unter deren Einflusse, bei stellenweise heiterer Witterung, die Temperatur im Norden gesunken, im Süden gestiegen ist. Im deutschen Binnenlande ist stellenweise Niederschlag gefallen. Triest meldet Sturm aus Ostnordost. Ueber Deutschland ziehen obere Wolken aus Nordost. 88 Deutsche Seewarte. Theater⸗Anzeigen.
önigliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 224. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana (Bauern Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamtgen Volksstück von Verga Musik von Pietro Mascagni. In Scene gesetzt vom Ober⸗ burg Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein⸗ (LObstacle).
SO 5 bedeckt O 5 halb bed. 2 wolkenlot 1 Nebel
2—2 22 S88
3 fang 7 Uhr.
— 2—
— — — — 2
19b50 8219008
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1 3 4 6 6
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— 222öO=Iö — —0 8 — 11ö2g2 l 00 2=
1 2 3 1 burg. 5 3
Francis
Jacoby.
Dienstag:
Oper in 3 Genée.
Federmann.
Vorher: Die Entführung aus dem Serail. Oper in 3 Akten von Mozart. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 235. Vorstellung. Wohlthätige Lustspiel in 4 Aufzügen von Ad In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 225. Vorstellung. Tanu⸗ häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗ Romantische Oper in 3 Akten von R. Ballet von Emil Graeb. 5 setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. Schauspielhaus. 1 Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav Anfang 7 Uhr.
Zeutsches Theater. Dienstag: Die Sklavin.
Schauspiel in 4 Aufzügen von Ludwig Fulda. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. Donnerstag: Die Sklavin.
Verliner Theater. Dienstag: Schuldig. An⸗
Mittwoch: Die Bluthochzeit. Donnerstag: Esther. — Der Geizige.
Tessing-Theater. stadtiuft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und Gustav Kadelburg.
Mittwoch: Die Großfstadtluft. 1 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel⸗
Donnerstag: Die Ehre. von Hermann Sudermann.
Wallner-Theater. Gewagte Mitttel. Stabl. langen: Cavalleria Berolina. Änfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch zum letzten Mole: Dieselbe Vorstellung
Donnerstag: Zum 1. Male: Der stille Associé. Posse in 4 Akten von Carl Laufs und Wilhelm
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Mit neuer Ausstattung und verstärktem Orchester: Zum 6. Male: Die Basoche. Komische Akten von Carré. Musik von André Messager. ce gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Anfang 7 Uhr. 8 Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. sohn.
Nesidenz-Theuter. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Dienstag:
Text von Anfang 7 ½ Uhr.
Adolph Belle-Alliance-Theater.
siten, Beleuchtungseffecten ꝛc.
Cx * In Scene ge Rennen auf der
liches Anfang 7 ½ Ubr.
Anfang 7 Uhr. Pferden 236. Vorstellung. Die Jour⸗ tag, den 8. November, statt. langt: Der Verschwender.
4 Akten von Leon Treptow.
ständig neuen Kostümen.
Bukacz. In Scene Anfang 7 ½ Uhr
Dienstag: Die Groß⸗
Thomas-Theater. Alte Direktion: Emil Thomas. Unruhige Zeiten,
Anfang 7 Ubr. Schwank in
Schauspiel in 4 Akten
u““ Dienstag: Zum 16. Male: Lustspiel in 3 Akten ven auf allgemeines Ver⸗
A. Cocradi und J. Doebber.
1 Voranzeige. Hierauf, Knetsel.
an der Theaterkasse zu haben.
Daudet. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Mittwoch u. die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Dienstag: Zum
96. Male mit durchweg neuer glänzenvder Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ Inng⸗Deutschlaud zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Wirk⸗ f Buüͤhne
Mittwoch: Jung⸗Deutschland zur See. Die nächste Volks⸗Vorstellung — pr (sämmtliche Pläͤtze des Theaters 1 ℳ) findet Sonn⸗ Zur Aufführung ge⸗
Vorverkauf von heute ab an der Kasse.
Adolph Ernst-Theater. 64. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in j Couplets von Gustav
Dienstag: Zum
Görß. Musik von Gustav Steffens.
K Die neuen Dekorationen
sind aus dem Atelier der Herren Wagner und gesetzt von Adolph
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
oder: Lietze’s Memociren. Posse mit Gesang in 3 Akten (8 Bildern) von Emil Pohl für das Thomas⸗Theater neu bearbeitet — — Die neuen Couplets von A. Bender. In Scene gesetzt von Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uht. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Freitag, zum ersten Male: Novität! Der Kunst⸗Bacillus. Posse in 4 Akten von Rudolf
Billets zu dieser Vorstellung sind von heute ab
alrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zetlel.
Circus Renz. Dienstag: Abends 7 ¼ Uhr. Gala⸗ Vorstellung. „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“. große hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen ꝛc. (eine neue Einlage: „Die Ulanen“, dar⸗ gestellt von 4 Damen), Dampfschiss⸗ und Boot⸗
von lebenden zu Volkspreisen
drei Geschwister Johnson Schluß⸗Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen⸗Fontaine, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrablend. Außer⸗ dem: 2 Auftreten der Original⸗Ansleigh⸗Compagnie (1 Dame und 3 Herren) Les Cassades du diable. — Zyscka, Zante, Dubosg und Bravo, arabische Schimmelhengste, zusamm. vorgef. von Herrn Franz Renz. — Schulpferd Coriolan, ger. von Frl. Oceana Renz. — Cyd, geritten von Herrn Gaberel. — Zum 1. Male: „Der Pudel“, Burleske⸗Entrée von den Clowns Adolf und Alfred Delbosg — Ferner Auf⸗
Mit voll⸗
8 Clowns. Jakobstraße 30.
Täglich: „Auf Helgoland“.
Familien⸗Nachrichten. Verehelicht: Hr. Gerichts⸗Assessor Carl Lieber mit Frl. Elsbeth Schultz (Berlin) Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rechtsanwalt Dr. Engel (Berlin). — Eine Tochter: . 1 Assessor Fliegner (Zabrze O⸗S.). — Hrn. Herr⸗
Deutsch von R In Scene Anfang 7 Uhr.
und Bauer“ von Suppé.
Waldteufel.
Zum 4 Male: Das Hinderniß⸗ sate (Herr Hellriegel).
Schauspiel in 4 Akten von Alphonse
Concerte.
Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr: Concert von Carl Perron und Emil Paur (Kl.).
Concert-Haus. Dienstag: Karl Meyder⸗Concert.
Ouv. „Ein Sommernachtstraum“ von Mendels⸗ „La gazza ladra“ von Rossini. Polonaise Nr. II. E-dur von Liszt. „Die Schluütschubläufer“, Walzer von Faust⸗Phantasie für Violine von Sara ⸗ Phantasie aus der Oper Cavalleria rusticana (mit Orgel) von Mascagni.
Fr. Elise von Alt⸗Stutterheim, geb. von Rosen⸗ berg (Potsdam). — Frl. Anna von Rohrscheidt
von Byla (Uthleben).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
„Dichter Verlag der Expedition (Scholz).
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
fahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei 8 Lichteffekten ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Dir. 8 E. Renz. Debut der berühmten Kunstschwimmerinnen
treten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reit⸗ künstler, sowie komische Intermezzos von sämmtlichen
An Wochentagen bleibt die Circus⸗Kasse von 2 bis Dienstag: Zum 13 M.: 4 Uhr Nachmittags geschlsen.
mann Grafen Schwerin (Wolfshagen i. Uckermark). Gestorben: Verw. Fr. Rittergutsbesitzer Josefine Grospietsch, geb. Foerster (Bellwitz). — Verw.
(Baden⸗Babden). — Hr. Rittergutsbesitzer Carl
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
(1746 ½)
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
88
Statistik und Volkswirthschaft
Uebersicht
über die Stein⸗ und Braunkohlen⸗Förderung
in den ersten drei Vierteljahren 1891, verglichen mit den ersten drei Vierteljahren 1890.
(Nach vorläufigen Ermittelungen.)
Preußens
1891.
1890.
Ober⸗ Viertel⸗
8 Förde- . Bergamtsbezirk. jahr. Arbei
terzahl.
rung. t
Förde⸗ Arbei⸗ terzahl.
A Steinkohlen. Breslau. I 5 131 698 8. II. 5 100 452
III. 5 371 952
70 852 5 286 533 70 595 4 649 292 71 087] 5 016 771
64 943 64 919 65 144
Summe [15 604 102
70 845 [14 952 596
65 002
8 5 822 130 II. 4 876 128 III. 6 161 123
5 727 4 639 6 304
13³4 128 124
Summe. 16 859 127
16 670
129
I. 156 590 3 478 II. 152 337 3 527 III. 150 484 3 575
153 500 151 287 159 457
3 352 3 425 3 452
Summe. 459 411 3 527
464 244
3 410.
18 8 917 386 134 642]9 932 158 II. 8 896 173 135 270]8 526 636 III. 9 808 269 138 888] 8 877 021
124 446 127 049 126 683
Summe.
27 621 828 136 267[26 435 815
126 059
1. 2 018 456 II. 2 007 336 III. 2 196 355
37 527 2 054 561 36 050 1 961 068 37 617] 2 132 078
35 681 36 133 36 617
Summe . 6 222 147
37 065 6 147 707
36 144
er ganze Staat. 1
3 16 229 952 246 62916 532 479 II. 16 161 174 245 570]15 292 922 III. 17 533 221 251 290]16 191 631
22556 231 654
2 020
Summe.
49 924 347 247 831ʃ48 017 032
0 744
B. Braun⸗
1 123 174 1 466 II. 111 093 1 361
III. 110 425 1 286
V
135 305
98 009
101 038
1 367 1 194 1 180
344 692 1 37]
Summe.
334 352
1 247
II. 3 572 597 III. 3 688 617
1 3 656 061 24 197 3 434 277 24 086 3 182 742 23 607] 3 556 073
Summe [10 917 275
23 96310 173 092
1. 82 2022 — 967 II. 68 630 917 III. 67 951 927
68 443 57 255
62 286
Summe. 218 90 936
187 984
j. 225 793 2258 II. 206 336 2 093 III. 182 261 1 988
161 206 141 293 152 052
Ꝙ œ£☛̈ ⸗. Grde
2[2ö802G
Summe. 604 390 2 116
454 551
I. 4 077 237 28 895 3 799 231 II. 3 958 656 28 457] 3 479 299 III. 4 049 254 27 808 3 871 449
— OGl”0-” —8;—I—
Summe [12 085 147 28 386111 149 979
do eorode UCSGC AO — — 2oöSIIS
Ein⸗ und Ausfuhr in den ersten drei Vierteljahren. Nach dem Septemberheft der Statistik des Deutschen Reichs hat
sich die Einfuhr von Weizen in der
Zeit vom Januar bis Sep⸗
tember d. J. auf 6 253 014 Doppel⸗Ctr. gegen 5 513 538 Doppel⸗Ctr. in demselben Zeitraum des Vorjahres belaufen; die Einfuhr von Kartoffeln betrug 903 687 Doppel⸗Ctr. (gegen 382 515 Doppel⸗ Ctr.); die Einfuhr von Mehl aus Getreide, Hülsenfrüchten, Mais und Reis: 99 611 (gegen 96 862); die Einfuhr von Reis: 1 031 144 (746 342); Petroleum: 4 167 705 (4 057 470); Braunkohlen: 50 984 120 (49 087 352); Steinkohlen: 36 914 454 (30 899 727);
Schweine: 524 799 Stück (gegen 339 940 Stück).
Gegenüber diesen Mehreinfuhren ist u. A. bei folgenden Waaren eine Mindereinfuhr festzustellen:; Roheisen: 1 669 710 Doppel⸗
Ctr. (gegen 3 171 759 Doppel⸗Ctr.); (12 752 882); Roggen: 6 280 010 (6 763 665); (1 821 541); Gerste: 4 476 252 (4 774 061); Faß (804 753).
Eisenerze:
10 932 342 Hafer: 1 091 608 Heringe: 715 991
Die Ausfuhr hat sich vermindert u. A. bei folgenden
Waaren: Baumwollenwaaren
217 051 Doppel⸗Ctr.); Eisenerze: 14 464 490
335 573 Stück).
208 683 Doppel⸗Ctr.
(gegen
e (16 480 720); Zucker: 5008 890 (5 521 620); Schafvieh: 183 871 Stück (gegen
Eine Vermehrung der Ausfuhr haben aufzuweisen: Baum⸗ wollengarn: 67 958 Doppel⸗Ctr. (gegen 51 709); Eisenbahn⸗ in Stäben: 1474 042 (963 385); Eisendraht: 1 204 659 (913 889); grobe
schienen: 1133 534 (849 754); Eisenwaaren: 671 661 (493 682); Mehl: 808 472 ( (213 958); Porzellan: 115 722 (104 086).
(593 900); (104 086);
Fleischpreise in Berlin.
Schmiedeeisen
Kartoffeln: 778 077); Wollenwaaren: 215 935 Papier:
692 356 115 722
Seit dem 1. Oktober 1890 bis einschließlich September 1891 sind die Preise im Großhandel für Rindfleisch von 101,1 ℳ für 1 Doppel ⸗Ctr. auf 85,90 ℳ, von Kalbfleisch von 102,2 ℳ auf 99,6 ℳ, von Schweinefleisch von 116,9 ℳ auf 109 ℳ zurück⸗ gegangen, während der Preis für Hammelfleisch von 95,3 ℳ auf 97,3 ℳ gestiegen ist; Hammelfleisch kostete im Juni 103,3 ℳ,
im Juli 104,9 ℳ und im August sogar 105,2 ℳ
Die überseeische Auswanderung
aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam
und Amsterdam betrug im September 9 997
Januar bis Septemb 90 607
72 435
79 952
8 80 763
Von den im laufenden Jahre ausgewanderten 90 607 Personen
kamen aus der Provinz Posen 15 468, Westpreußen 11 626, Pommern
7821, aus Bayern rechts des Rheins 7171, aus der Provinz Hannover
5232, dem Königreich Württemberg 5207, der Provinz Brandenburg
mit Berlin 4407, Rheinland 3673, Schleswig⸗Holstein 3415, aus 3392, d i S 3093, d
dem herzogthum Bad
8 8
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e Beilage
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Berlin, Montag, den 2. November
Provinz Hessen ⸗Nassau 2504, Schlesien 2172, Westfalen 1810, Ost⸗ preußen 1627, aus der bayerischen Rheinpfalz 1600, dem Großherzog⸗ ihum Hessen 1599, der Provinz Sachsen 1482. — Der Rest von 7308 Personen vertheilt sich auf die übrigen Gebiete des Reiches. Ueber die Verunglückungen (Totalverluste) deutscher Seeschiffe 18
in den Jahren 1890 und 1889 sind im diesjährigen Septemberbeft zur Statistik des Deutschen Reichs Zusammenstellungen veröffentlicht, die den in den Bänden 56 und 49 neuer Folge der Statistik des Deutschen Reichs enthaltenen Verzeichnissen entnommen sind. Für 1890 (Band 56 Neue Folge) sind 85 Schiffe mit 32 068 Reg.⸗Tons dettoraumgehalt verzeichnet, welche innerhalb des genannten Jahres verunglückten; hiervon sind 40 gestrandet, 16 gesunken, 8 ver⸗ schollen, 2 verbrannt, 1 gekentert, 14 in Folge erlittener schwerer Beschädigungen und 4 durch Kollisionen verloren gegangen. Auf diesen 85 Schiffen befanden sich zusammen 879 Mann Besatzung und 174 Passagiere, von denen 148 Mann oder 16,8 % der Be⸗ satzung und 7 oder 4 % der Passagiere bei den Verunglückungen ihr Leben verloren. Alle diese Zahlenangaben sind übrigens noch unvoll⸗ ständig, weil noch nicht über alle im Jahre 1890 verunglückten deutschen Seeschiffe Nachrichten vorliegen. Nach den Erhebungen für das Jahr 1889, welche als ziemlich vollständig betrachtet werden können, gingen in diesem Jahre 116 deutsche Seeschiffe mit 39 056 Reg.⸗Tons Nettoraumgehalt verloren, und zwar sind 53 Schiffe gestrandet, 17 gesunken, 17 verschollen, 4 verbrannt, 15 in Folge er⸗ littener schwerer „Beschädigungen und 10 durch Kollisionen verun⸗ glückt. Dabei büßten 482 Personen (208 Mann Besatzung und 274 Passagiere) von 1346 an Bord gewesenen Menschen (1015 Mann Besatzung und 331 Passagieren) ihr Leben ein. Im Vergleich zum Bestand der registrirten deutschen Seeschiffe am 1 Januar 1889 be⸗ trägt der Schiffsverlust im Laufe dieses Jahres 3,2 %. Dagegen bezifferte sich der Verlust in den Jahren 1888, 1887, 1886 und 1885 auf 4,1 % 4,2 %, 3,5 % und 3,5 % des Schiffsbestandes am Jahres⸗ anfang. Für die Schiffsbesatzung berechnet sich das Verlustverhältniß derart, daß in den Jahren 1889, 1888, 1887, 1886 und 1885 ein Mann von je 174, 184, 161, 240 und 256 Seeleuten, welche auf deutschen Seeschiffen dienten, verunglückte.
Das jetzt ausgegebene Septemberheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält außer den regel⸗ mäßigen auf diesen Monat bezüglichen Nachweisen über den aus⸗ wärtigen Handel, Großhandelspreise ꝛc. eine Abhandlung über die Schiffsunfälle an der deutschen Küste während des Jahres 1890, Zusammenstellungen über die Verunglückungen deutscher See⸗ schiffe in den Jahren 1890 und 1889, statistische Nachweise für das Etatsjahr 1890,91 und die neun Vorjahre über das Salz im deutschen Zollgebiet, vorläufige Mittheilungen über die im Jahre 1890 von deutschen Gerichten wegen Verbrechen und Vergehen gegen Reichsgesetze Verurtheilten unter Bei⸗ fügung der entsprechenden Zahlen der Vorjahre seit 1885 und vor⸗ läusige Nachweisungen über den Flächeninhalt der mit Taback bepflanzten Grundstücke, Zahl der Tabackpflanzer und der Tabackpflanzungen im deutschen Zollgebiet für das Erntejahr 1891/92.
. Zur Arbeiterbewegung.
Wie der Berliner „Volksztg.“ aus Saarbrücken be⸗ richtet wird, hat der sozialdemokratische Bergmann Schröder⸗ Dortmund die Agitation im Saargebiet wieder aufge⸗ nommen. In einer sehr besuchten Bergarbeiter⸗Versammlung zu Sulzbach hielt Schröder eine lange Rede, in welcher er erklärte, der gegenwärtige Lohnsatz sei viel zu niedrig und wenigstens auf 5 ℳ zu erhöhen. Bis jetzt sei keine Spur davon zu bemerken, daß dem Ziele zugestrebt werde, die Staats⸗ Bergwerke zu Musteranstalten zu machen.
In Braunschweig fand am letzten Donnerstag eine sozial⸗ demokratische Volksversammlung statt, deren stürmischer Verlauf, wie man der „Madb. Ztg.“ schreibt, den Beweis lieferte, daß nicht mehr wie früher an einem Strange gezogen werde, sondern daß die „Genossen“ sich in zwei Lager geschieden haben. Es galt die Wahl des Vertrauensmannes der Partei; trotz heftiger An⸗ griffe wurde der bisherige Vertrauensmann wiedergewählt mit 228 Stimmen gegen etwa 180, die sein Gegner erhielt. Diesem Punkt der Tagesordnung ging die Rechnungsablegung vorher. Aus den einzelnen Posten heben wir hervor, daß das für das Land bestimmte kleine sozialdemokratische Blatt, der „Landbote“, der erst kurze Zeit erscheint, mehr gekostet als eingebracht hat und daß der Fehlbetrag aus der Parteikasse gedeckt ist.
Die über die Entwickelung der Lohnbewegung unter den deutschen Buchdruckern vorliegenden Nachrichten lassen noch nicht erkennen, ob die Bewegung gelingen oder mißlingen werde. Von dem in Weimar tagenden Vorstande des deutschen Buchdruckervereins ist am Sonnabend folgende von der „Voss. Ztg.“ mitgetheilte Resolution an⸗ genommen worden:
„Der deutsche Buchdruckerverein steht nach wie vor auf dem Boden der Tarifgemeinschaft. Er erklärt, im gegenwärtigen Augenblick Verhandlungen nur auf Grund der der Gehülfenschaft in P Tarifkommission gemachten Vorschläge wieder aufnehmen zu önnen
Der Antrag Stuttgart auf Verhandlung von Verein zu Verein (d. h. Buchdrucker⸗ zu Unterstützungsverein) wurde einmüthig abgelehnt. Die Gehülfenschaft, welche den unseligen Kampf heraufbeschwor, wird verantwortlich gemacht für das entstehende furchtbare Elend. — Nach einer Mittheilung des Vorstandes des Unterstützungsvereins deutscher Buchdrucker stehen 12 000 Buchdruckergehülfen in Kündigung und mehr als 3000 haben ihre Forderungen bewilligt erhalten. Wir stellen anschließend wieder die vorliegenden einzelnen Meldungen zusammen:
Hier in Berlin fand gestern im Saale der Bockbrauerei eine Versammlung statt, in der über die gegenwärtige Lage der Bewegung folgende Mittheilungen gemacht wurden: Nach den bei der Kommission eingegangenen Meldungen befinden sich seit Sonnabend 442 Gehülfen im Ausstand; 339 Gehülfen sollen sich mit ihren Prinzipalen geeinigt haben, ferner 28 Setzer, die ein Entrepriseverhältniß auf ein Jahr ein⸗ gegangen waren, sollen vom 1. Januar ab nach neuen Bedingungen be⸗ zahlt werden. Für den heutigen Montag, sowie überhaupt für die laufende Woche, vor Ablauf der Kündigungsfrist des größten Theils der Setzer, erwartet man in Gehülfenkreisen Bewilligung der Forde⸗ rungen in mehreren größeren hiesigen Buchdruckereien; wo nicht bewilligt wird, bleibt es bei der Arbeitsniederlegung am kommenden Sonnabend. Auf den Vorschlag des Herrn Beftec nahmen die Gehülfen sodann einstimmig folgende Resolution an:
Die von über 3000 Gehülfen besuchte Versammlung ist nach den Vorgängen in der letzten allgemeinen Prinzipalsversammlung und der fast allgemeinen Ablehnung der Gehülfenforderungen zu der Ueber⸗ zeugung gelangt, daß eine gütliche ven mit den Prinzipalen un⸗ möglich ist. Sie empfiehlt daher den Kollegen Folgendes:
1“ 1114““ 8 111““ 1“ 5 8 8
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Helmholtz⸗Stiftung, Rath Dr.
zunächst ihm seit einem halben Jahrhundert verbunden sei, und lenkte
den Blick zurück in jene Zeit, da die durch Helmholtz' Wirken ge⸗ krönte physikalische Schule entstand. Er Großthaten des Wissens, die das Staunen der Zeitgenossen erregten, und verherrlichte das Wirken des Jubilars als die beispiellose Ver⸗
1891.
1) Ueberarbeit in denjenigen Druckereien, welche die Forderungen der Gehülfenschaft nicht anerkannt haben, ist unter le SAdefünden zu vermeiden;
2) alle in den unter Nr. 1 bezeichneten Geschäften arbeitenden Gehülfen, die in keinem Kündigungsverhältnisse stehen, lösfen am Besntag 8 2. “ ihr da in verschiedenen Ge en bereits Entlassungen der mit wie ohne Kündigung stehen⸗ den Gehülfen stattgefunden haben; Z
3) diefenigen Kollegen, die in Geschäften, wo die Forderungen an⸗ er kannt sind, arbeiten, unterstützen durch freiwillige Steuern ihre im Kampf stehenden Kollegen. 9*
Nach einer Mittheilung vom heutigen Tage haben die auf täg⸗ liche Kündigung stehenden Buchdruckergehülfen, soweit sie dem Unter⸗ stützungs⸗Verein angehören, in Ausführung des vorstehenden Be⸗ schlusses der gestrigen Versammlung, ihre sofortige Entlassung ge⸗ nommen und sind abgelohnt worden. Das Hülfspersonal hat sich dem Vorgehen der Gehülfen, theilweise mit Kontraktbruch, an⸗ geschlossen. .
Aus Frankfurt a. M. schreibt man der „Köln. Ztg.“: Obwohl die Besitzer der größern hier erscheinenden Zeitungen auf die Forde⸗ rungen der Buchdruckergehülfen hin sich zu einer 5prozentigen Zulage bereit erklärten, sind die Hoffnungen auf eine gütliche Beilegung des Lohnstreits auch hier geschwunden. Die Gehülfen hielten am Donnerstag eine zahlreich besuchte Versammlung ab, in der einstimmig be⸗ schlossen wurde, an den ursprünglichen Forderungen festzuhalten und zur Erreichung dieses Zieles einmüthig bei Ablauf der Kündigung die Kondition zu verlassen“. Ein beachtenswerthes Zeichen ist in dieser Bewegung die offenkundige Hinneigung zur Sozialdemokratie, von welcher sich die Frankfurter Buchdruckergehülfen bisher — z. B. namentlich bei der Maifeier — entschieden ferngehalten hatten. Die sozialdemokratische „Volksstimme“ hat seit Montag die Forderungen der Gehülfen bewilligt und die neunstündige Arbeitszeit ein⸗ geführt; der frühere sozialdemokratische Abg. Sabor wohnte der Versammlung bei, und um die „Kollegen“ zum Ausharren und zur Einigkeit zu ermuntern, betonte der Hauptredner, daß die deutsche Arbeiterschaft sicher auf die Durchführung des von den Buchdruckern unternommenen Kampfes rechne und nöthigenfalls auch zu bedeutenden Unterstützungen bereit sei.
Der Königlich sächsische Kommissar bei dem amtlichen „Dresdner Journalv“ soll in dem Druckereilokale erklärt haben, daß an höchster Stelle beschlossen sei, diejenigen bei dem Satz und Druck der genannten Zeitung und bei staat⸗ lichen Arbeiten beschäftigten Gehüͤlfen der Teubner'’schen Buchdruckerei, die sich an dem angekündigten Ausstande „auch nur eine Stunde“ betheiligen würden, nie wieder bei der Herstellung dieser Zeitung oder staatlicher Arbeiten zu beschäftigen.
Aus Posen wird der Berliner „Volksztg.“ berichtet, daß die Setzer in der Druckerei des „Posener Tageblattes“ nach Vereinbarung mit dem Prinzipal die Kündigung zurückgenommen haben. Die Druckerei der „Posener Zeitung“ hält an der Verabredung der Prin⸗ zipale, nichts zu bewilligen, fest und hat bereits genügenden Ersatz.
Wie ein Wolff'sches Telegramm aus Arras meldet, wurde gestern in dem Kohlenbecken des Departements Pas de Calais eine Abstimmung bezüglich des allge meinen Ausstandes der Grubenarbeiter vorgenommen. Nach dem bisher bekannten Re⸗ sultate haben sich 2597 Arbeiter für den Ausstand und 1074 für die Fortsetzung der Arbeit ausgesprochen.
„Niach einem Londoner Telegramm des Wolff'schen Bureaus haben sämmtliche am Ware beschäftigten Maschinenbauer, welche Vereinsmitalieder sind, am Freitag die Arbeit bis zur Regelung der Frage der Ueberzeit eingestellt.
Die Maschinen bauer am Tyne haben am Sonnabend eben⸗ falls die Arbeit eingestellt.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 18. bis inkl. 24. Oktober er. zur Anmeldung gekommen: 574 Ehe schließungen, 939 Lebendgeborene, 53 Todtgeborene, 604 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Der Wirkliche Gebeime Rath Professor von Helmholtz beging heute, umgeben von seiner Familie, die nachträgliche Feier seines 70. Geburtstages. Gegen 10 Uhr erschien der Staats⸗Minister Graf von Zedlitz⸗Trützschler mit dem Ministerial⸗Direktor de la Croix und den Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Räthen Dr. Althoff und Dr. Wehren⸗ pfennig. Der Staats⸗Minister Graf von Zedlitz richtete etwa folgende Worte der Begrüßung an den Jubilar: „Länger als vier Dezennien gehören Sie dem Unterrichtskörper unserer Hochschule an, und in diese Zeit fallen die großartigen Entdeckungen, welche die ver⸗ schiedensten Gebiete der Naturwissenschaften Ihrer Forschung und Ihrer Erkenntniß verdanken. In der Entwickelung der Menschheit ist es nur Wenigen beschieden gewesen, bahnbrechend zu wirken. Zu diesen Wenigen gehören Sie; glücklicher aber, als manche Ihrer Vor⸗ gänger dürfen Sie die Früchte Ihrer Wissenschaft schon jetzt erblicken, dürfen Sich dieser Früchte freuen. Die preußische Unterrichts⸗ verwaltung ist stolz darauf, Sie, hochverehrter Herr, in erster Reihe den Ihrigen zu nennen. Ich bitte Sie, auch ferner in unserer Mitte aushalten zu wollen. Ich spreche Ihnen den aufrichtigsten Glückwunsch aus, daß es Ihnen beschieden sein möge, noch lange bahnbrechend und fördernd zu wirken.“ Nachdem der Jubilar mit einigen Worten gedankt hatte, erschien für das Kuratorium der physikalisch⸗ technischen Reichsanstalt der Präsident Weymann an der Spitze einer Deputation. Er rühmte das Wissen und die Weisheit des Jubilars, der nicht den Ruhm des eigenen Wissens, sondern nur den der reinen Wahrheit erstrebt habe, der ein Vorbild schlichter Lauterkeit und Treue des Sinnes und der That gewesen. Für den Senat der Universität sprach der Rektor Geheime Regierungs⸗Rath Prof. Dr. Förster. Er feierte den Jubilar als den ganzen Mann, der mit Selbstlosigkeit auch die Pflichten auf sich genommen, welche die Leitung der Universität oder des Dekanats an ihn gestellt. Für die
1 Beamten der physikalisch technischen Reichsanstalt, die ihre Glückwünsche
in einer Adresse niedergelegt, sprach der Direktor Dr. Löwenherz. Er gab davon Zeugniß, welch hohes Maß von Dankbarkeit die Feintechnik und die Technik überhaupt dem Gefeierten zolle, der seine Kräfte dieser neuen Anforderung der Zeitgewidmet habe. Für den Generalstabs⸗Arzt der Armee Dr. von Coler erschien im Auftrage des Militär⸗ sanitätswesens General⸗Arzt Dr. von Großheim: trotz des hohen Fluges, welcher den Gefeierten auf die Gebiete der Physik und Naturwissenschaften geführt, nenne die Medizin ibn doch immer noch den ihrigen, habe er doch selbst di Medizin als seine Heimath bezeichnet. Für die militärärztlichen Bildungsanstalten, die in Helmholtz den verdienten Lehrer verehren erschien Generalarzt Dr. Graßnick. Es folgte das Comité für die deren Sprecher Geheimer Medizinal⸗ du Bois⸗Reymond war. Er begrüßte den Jubilar
als den Mann, der mit inniger Freundschaft
gedachte sodann der
einigung der feinste