1891 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Schwarzburg⸗Sondershausen. 8

Sondershausen, 4. November. Der Landtag wurde gestern durch den Staats⸗Minister Petersen eröffnet. Unter den Vorlagen befinden sich der „Magd. Ztg.“ zufolge der Entwurf eines Erbschaftssteuergesetzes, ferner Entwürfe über Heranziehung von Fabriken zu Wegebauten, den Schlachthauszwang, die Aufbesserung der Gebaltsverhältnisse der Unterbeamten, sowie ihrer Wittwen und Waisen, und die Gewährung einer einmaligen Theuerungszulage an erstere und die Volksschullehrer.

Waldeck und Pyrmont.

m. Dem in Arolsen versammelten Landtage ist eine Rechtsverwahrung des Prinzen Heinrich zu Waldeck und Pyr⸗ mont in Alt⸗Wildungen, Vetters Seiner Durchlaucht des Fürsten, zugegangen, worin er erklärt, gegenwärtig nach dem Erbprinzen Friedrich der nächste erbberechtigte Agnat des Fürstlich Waldeck'schen Hauses zu sein. Der Prinz führt darin den Nachweis, daß seine beiden älteren Brüder, die Prinzen Albrecht und Erich zu Waldeck, in Gemäßheit und kraft der Hausverträge und Hausgesetze, insbesondere des sogenannten Primogeniturvertrages, ihre Primogenituransprüche und Rechte wegen ihrer Mesalliancen sammt ihrer Nachkommen⸗ schaft zu Gunsten ihrer Brüder und Vettern co ipso verloren hatten und von der Erbfolge solange exkludirt seien, als noch andere erbberechtigte Agnaten vorhanden wären. Daß das Paetum Primogeniturae eine solche noch gültige Bestimmung enthält, die auch noch festsetzt, daß einem sich mesalliirenden Prinzen die Hälfte seiner Apanagen zu Gunsten seiner Brüder und Vettern ent⸗ zogen werden könne, soll in der That zweifellos sein. Im Uebrigen handelt es sich nur um Dokumentirung eines event. Rechtsanspruches, den der Landtag einfach zur Kenntniß zu nehmen haben wird, da der Fürst aus erster Ehe einen im kräftigsten Lebensalter stehenden Sohn, den Erbprinzen Friedrich, Lieutenant bei den Garde⸗Ulanen in Potsdam, hat ünd selbst erst vor Kurzem eine zweite Ehe mit der Prinzessin von Schleswig⸗Holstein eingegangen ist.

Reuß ä. L. X Greiz, 4. November. Seine Durchlaucht der Fürst ist mit Ihren Durchlauchten dem Erbprinzen und den Prin⸗ zessinnen Emma, Marie und Karoline heute von Schloß Burgk hier wieder eingetroffen. Reuß j. L.

Gera, 4. November. Der jüngstgeborene Sohn Seiner Durchlaucht des Erbprinzen Prinz Heinrich XL., dessen Taufe Ihre Majestät die Kaiserin beigewohnt hatte, ist, wie die „Ger. Ztg.“ meldet, gestern Nacht nach nur kurzem Un⸗ wohlsein gestorben.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 5. November. Der Kaiser empsing gestern, wie „W. T. B.“ meldet, den Herzog Louis Philipp von Orlsans in längerer Privataudienz. b

Die Königin von Griechenland ist nach Gmunden abgereist, der König von Griechenland, der gestern dem Grafen Kälnoky einen Besuch abstattete, beabsichtigt, noch einige Tage hier zu verweilen. 8

In der gestrigen Sitzung des Budgetausschusses gab der Handels⸗Minister Marquis Bacquehem gegenüber mehr⸗ fachen Klagen über die üble Lage der Industrie, des Handels und des Gewerbes in Folge der handelspolitischen Un⸗ gewißheit, sowie gegenüber den Wünschen nach Auf⸗ klarung folgende Elklärung ab: Die Verhandlungen OesterreichUngarns mit Italien und der Schweiz seien noch nicht ausgereift. Wenn die Dauer der Münchener Unterhandlungen mit Italien Manchem vielleicht lang er⸗ scheine, so könne er nur auf die hohe Wichtigkeit der betreffen⸗ den Interessen hinweisen, die eine Ueberhastung nicht zu⸗ ließen. Mit der inzwischen erfolgten Schweizer Volksabstimmung sei ein Moment der Unsicherheit weggefallen, sodaß nunmehr die Hoffnung begründet sei, die Schweiz werde unverzüglich an eine vertragsmäßige Regelung ihrer auswaͤrtigen Handelsbeziehungen und an die Beendigung der in dieser Richtung bereits eingeleiteten Verhandlungen heran⸗ zutreten geneigt sein. Der Wunsch hierzu bestehe allseitig. Die österreichische Regierung bringe einer gerechten und billigen Verständigung die besten Absichten entgegen. Er verkenne nicht die Berechtigung der auf thunlichst rasche Herbeiführung einer Klärung der handelepolitischen Verhältnisse gerichteten Wünsche, allein die Hauptsache bleibe immer der Inhalt der Ver⸗ träge, auf dessen Unkosten sicher Niemand eine Abkürzung des Verfahrens befürworten werde. So lange die Verträge noch in der Verhandlung ständen oder bloß paraphirt wären, sei eine Verlautbarung über deren Inhalt unthunlich. Rumänien scheine die Wirkung des autonomen Tarifs noch eine Zeit lang erproben zu wollen. Er bitte daher, den Abschluß des

ganzen Vertragswerkes abzuwarten.

Der Sitz des Primas von Ungarn soll hiesigen Blättern zufolge in Gran verbleiben, jedoch würde der Primas während der Parlamentssession und während des Aufenthalts des Kaisers in der ungarischen Hauptstadt daselbst residiren. Wie verlautet, ist der Bau eines Primatial⸗Palais in Ofen beabsichtigt.

Großbritannien und Irland.

Der Prinz von Wales begab sich am Montag nach seinem Landsitz Sandringham, um sich persönlich zu über⸗ zeugen, welchen Schaden die Feuersbrunst vom Eh an⸗ gerichtet habe. Wahrscheinlich wird der Prinz, englischen Blättermeldungen zufolge, wie gewöhnlich einen Theil des Winters in Sandringham zubringen können, da die Ver⸗ heerungen des Brandes nicht so groß sind, wie man anfänglich laubte. Ueber dem Gebäude wird schon ein Dach errichtet. die meisten Möbel sind gerettet.

Die Wittwe Parnell's ist noch immer seit dem Tode ihres Gemahls so schwer krank, daß ihre Töchter die größten Befürchtungen hegen. 3

Anläßlich der Anwesenheit Dillon's zur Wahlagitation in Waterford ist es dort zwischen den Parnelliten und Antiparnelliten zu blutigen Schlögereien gekommen, wo⸗ bei gegen 150 Personen verwundet sein solen.

Frankreich.

Paris, 5. November. Der „Temps“ hebt unter Bezug⸗ nahme auf die geplante Neubildung einer radikalen Gruppe warnend hervor, daß eine Theilung derrepublikanischen Majorität und eine daraus hervorgehende Instabilität

der Regierung auch auf Frankreichs internationale Situation zurückwirken würde.

Der Munizipalrath hat eine Vorlage wegen Ver⸗ größerung des Sanatoriums des Viehmarkts von La Villette angenommen. Danach soll es statt 12 000 in Zukunft 15 000 Stück Schafvieh aufnehmen können. Das landwirthschaftliche Ministerium hat die Wiedereröffnung der Grenze für lebende Schafe von der Vergrößerung des Sanatoriums abhängig gemacht.

Rußland und Polen.

Der Kaiser und die Kaiserin sind mit der Kaiser⸗ lichen Familie und den hohen Fürstlichen Gästen gestern Nachmittag in Livadia eingetroffen. 1 Der bereits erwähnte Kaiserliche Ukas über die weitere Ausdehnung des Ausfuhr⸗Verbots hat nach der Uebersetzung der „St. Pet. Ztg.“ folgenden Wortlaut: Nach Klarstellung der Roggenernte im Juli d. J verboten Wir durch Unseren Erlaß an den Dirigirenden Senat vom 28. Juli c. die Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und Kleie jeglicher Art über die Grenzen des Reichs. Gegenwärtig haben Wir für wohl befunden: 1) Das Verbot der Ausfuhr von Roggen. Roggenmehl und Kleie jeglicher Art in Kraft belassend, dieses Verbot außer auf Weizen, auf sämmtliche Arten Getreide und Kartoffeln, sowie auf die aus den zur Ausfuhr verbotenen Getreidearten und Kartoffeln erzeugten Mehl⸗, Malz⸗ und Grütze⸗Produkte, sowie Brotteig und gebackenes Brot aus⸗ zudehnen. - 2) Dieses Verbot vom darauffolgenden Tage nach der Veröffent⸗ lichung dieses Unseres Erlasses in der Gesetzsammlung in Kraft treten zu lassen, wobei es dem Finanz⸗Minister anheimgestellt ist, die be⸗ treffenden Zoll⸗Institutionen von dem Inhalt dieses Erlasses zur so⸗ fortigen Nachachtung telegraphisch zu benachrichtigen. 3) Als Ausnahme bei dem gegenwärtigen Verbot, nicht länger als im Laufe dreier Tage nach dem Inkrafttreten desselben, die Ausfuhr der gegenwärtig zum Export ins Ausland verbotenen Ge⸗ treidewaaren zu gestatten: a. wenn sie zur Vervollständigung der Ladung der Schiffe bestimmt sind, die vor der Veröffentlichung dieses Erlasses in der Gesetzsammlung begonnen worden, oder b. wenn si vor diesem Termin zum Transport per Eisenbahn über die Land Grenzstotionen ins Ausland abgefertigt worden 4) Dem Finanz⸗Minister anheimzustellen, alle bei der Ausführung dieses Unseres Erlasses im Finanz⸗Ministertum möglicherweise auf⸗ tauchenden Zweifel endgültig zu entscheiden.

Der Dirigirende Senat wird nicht unterlassen, zur Ausführung dieses Unseres Erlasses die nöthigen Anordnungen zu treffen.

Fredensborg in Dänemark, den 16. Oktober 1891.

18 Alexander.

e 2

Italien.

Aus den Meldungen, die über die sog. „interparla⸗ mentarische Friedenskonferenz“ vorliegen, heben wir Nachstehendes hervor.

Auf den Antrag des deutschefreisinnigen Abgeordneten Dr. Max Hirsch wurde in der gestrigen Sitzung die französische Sprache zur Verhandlungssprache der Konferenz erklart. Als⸗ dann wurde über die Bildung eines „internationalen parla⸗ mentarischen Comités“ verhandelt. Bei dieser Gelegenheit hielt der radikale italienische Deputirte Imbriani eine Rede, die dem Präsidenten Biancheri mehrere Male Anlaß gab, ihn zur Ordnung zu rufen. Ueber den Inhalt seiner Rede wird der „National⸗Ztg.“ gemeldet: „Vergeblich spreche man so führte Imbriant aus vom Frieden, so lange man nicht die Kriegsursachen wegräume. Unter diesen stehe voran die Nationalitätenfrage. So lange Italien, Frankreich, Däne⸗ mark ihre natürlichen Grenzen nicht wieder erhalten hätten, sei jede Friedensbestrebung unnütz. Nach einer Anspielung auf Triest sagte Imbriani, so lange unterdrückte Völker existirten, würde die Kriegsgefahr nicht aufhören.“ Diese Aus⸗ führungen unterstützte, wie die „Nat.⸗Ztg.“ weit er meldet, der Franzose Hubbard, indem er „für die Befreiung der unterdrückten Provinzen“ plädirte. Imbriani behielt sich vor, einen formellen Antrag zu stellen. Zu diesen Vorgängen be⸗ merkt das genannte Blatt: „Das Verhalten Imbriani's findet allgemeine Mißbilligung, die meisten französischen Vertreter mißbilligen ebenfalls das Benehmen Hubbard's.“

Weiter wird dem „Berl. Tagbl.“ gemeldet: In einer Kommissionssitzung wurde der französisch⸗italienische Antrag auf Errichtung eines internationalen Generalsekretariats (parlamentarischen Comités) für die Friedensbewegung ab⸗ gelehnt und dafür der deutschenglische Antrag auf Begründung nationaler parlamentarischer Comités zu Friedenszwecken in allen Ländern angenommen.

Der deutsche Botschafter Graf zu Solms⸗Sonne⸗ walde hat, dem letztgenannten Blatt zufolge, die sämmtlichen deutschen Abgeordneten zu einem Diner geladen.

Von dem Präsidenten des österreichischen Abgeordneten⸗ hauses Smolka ist ein Schreiben eingegangen, worin er sein lebhaftes Bedauern ausdrückt, durch Berufsgeschäfte verhindert zu sein, der Versammlung persönlich beizuwohnen, und zu⸗ gleich den Wunsch ausspricht, daß durch die persönliche Berüh⸗ rung der Vertreter aller Völker viele Mißverständnisse beseitigt und mancher Antagonismus, mancher Widerstreit der Meinun⸗ gen in dem gemeinsamen Streben nach dem hohen Ziele aus⸗ geglichen würde.

Die Kammern werden laut Meldung des „W. T. B.“ zum 25. d. M. einberufen werden.

Ueber den weiteren Verlauf des Prozesses Cagnassi⸗ Livraghi wird aus Massovah vom 4. d. telegraphirt:

In der heutigen Verhandlung sprach Mussa el Akkad die Ueber⸗ zeugung aus, daß an der zu seinem Verderben ausgesponnenen Ver⸗ leumdung Livraghi und Cagnassi die Haupturcheber seien Diese hätten das Interesse gehabt, sich seiner zu entledigen, da ihnen bekannt geworden war, daß er die von den Gendarmen begangenen Ver⸗ brechen bei dem Commandear zur Anzeige bringen wollte. Livpraghi habe, nachdem er (Akkad) verhaftet worden war, Geld und Schmuck aus seiner Kasse entnommen. Cagnassi habe ihm im Namen des Generals Baldissera den Vorschlag gemacht, seinen Gefährten Assaun bei Seite zu schaffen und ihm zur Dingung der Meuchelmörder zwei⸗ hundert Thaler Namens der Regierung gegeben.

Portugal.

Die Regierung wird, wie „W. T. B.“ aus Lissabon erfährt, den Kammern einen mit einer Gesellschaft verein⸗ barten provisorischen Vertrag wegen Uebernahme des Zünd⸗ holzmonopols unterbreiten.

Niederlande.

Die Regierung hat einen Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer 3 ½ prozentigen mit mindestens ½ Prozent jährlich amortisirbaren Anleihe von 45 Millionen Gulden, eingebracht. Die Anleihe soll zur Deckung des Budget⸗ Fehlbetrages, der vornehmlich durch den Ankauf der Rheinischen Eisenbahn Seitens des Staats veranlaßt ist,

Eröffnung des Landtags abgereist.

Der Großherzog traf, wie die M. „Allg. Ztg.“ meldet, am Dienstag Abend von Tölz in München em und über⸗ nachtete im „Bayerischen Hof“. Gestern Morgen ist Seine Königliche Hoheit mit dem Schnellzuge nach Luxemburg zur In einigen Tagen wird der Großherzog nach München undzvon dort nach Schloß Hohenburg zurückkehren. 1 .

Serbien.

Belgrad, 4. November. In Folge der Kabinetskrisis ist der Zusammentritt der Skupschtina auf den 28. Dezember alten Stils (9. Januar 1892) vertagt worden.

Schweden und Norwegen. (F) Stockholm, 2. November. In der letzten Staats⸗ rathssitzung unter dem Vorsitz des Königs wurde die Niedersetzung einer Kommission zur Ausarbeitung von Gesetz⸗ entwürfen über die Unfall⸗ und Altersversicherung der Arbeiter, beschlossen; die Mitglieder der Kommission wurden sogleich ernannt.

Aus dem Rapport des Obersten Rudbeck über die Schießversuche mit dem neuen Gewehr und dem neuen Pulver ist „Aftonbladet“ in der Lage, folgenden Auszug geben zu können:

Bezüglich der Munition macht Oberst Rudbeck die Bemerkung, daß das Pulver sehr beträchtliche Appritrücktände binterlasse. Während des Schießens sei es nöthig gewesen, daß der Schütze nach jedem Schuß diese Appritreste mit dem Finger oder einem Stäbchen ent⸗ fernen mußte. Nach Beendigung jeder Schießübung mußte der Zünd⸗ stift berausgenommen werden, damit dieser wie das Zündstiftloch voll⸗ ständig gereinigt werden konnten. Geschah das nicht, dann ballten sich die Pulvermassen zu einer kompakten, steinharten Masse zusam⸗ men, die ohne Rundfeile schwer zu entfernen war. Werden die Rück⸗

zudringen. Nachbrennen ist sehr oft vorgekommen: 20 % der abgegebenen Schüsse sind Natbrenner gewesen. Wenn das Gewehr nach dem Schießen mit Avpyrit nicht sofort rein gemacht wird, sondern nur eine Nacht stehen bleibt, und das selbst im trockenen Zimmer, dann wird das Gewehr von Grabrost angegriffen „Auf Grand aller dieser Bemerkungen, sagt Oberst Rudbeck kann ich die ausgelieferte geeignet nicht erachten.“

gereigt sind. gleich unterhalb des Kopfes abzuspringen. Durch Ab- jeilen der Halbspannung ist diese geschwächt worden, und mehrere Fälle sind eingetroffen, wo sie gesprungen ist und den Habn unbrauch⸗ bar gemacht hat. Der starke und ungleichmäßige Druck, der von dem Apprit entwickelt wird, hat vielfach verursacht, daß das Schlußstück den Habn in Halbspannung zurückpreßte. Die Versuche haben ferner ergeben, daß nach einem fünf Minuten dauernden Schnell⸗ feuer, wobei 46 Schüsse abgegeben wurden, es erst nach Verlauf von; 20 Minuten möglich war, den Lauf mit der Hand zu umfassen. Nach einem gleichmwäͤßigen Schießen während 45 Minuten, wobei 100 Schüsse abgegeben wurden, war es erst nach 18 Minuten möglich, den Lauf mit der Hand zu umfassen. Auch bezüglich der Gewehre

gebrauch vollkommen untauglich sind.“

Rapporte über die Schießversuche sind jetzt auch von der Svea Leibgarde, aus Karlsborg und von der Schießschule bei Rosersberg dem Kriegs⸗Ministerium eingesandt worden, wo sie zu einem Gesammtbericht verarbeitet merden.

4. November. Der Gutsbesitzer Sven Nilsson, Mitglied der Zweiten Kammer und Führer der alten Land⸗ mannpartei, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, heute gestorben.

Dänemark.

Kopenhagen, 4. November. Prinz Damrong von Siam verläßt, wie „W. T. B.“ meldet, Kopenhagen Freitag, den 6. November, und trifft mit zahlreichem Gefolge am Abend desselben Tages in Berlin ein, um Seiner Majestät dem Kaiser ein Handschreiben des Königs von Siam zu überreichen.

Amerika. 8

Vereinigte Staaten. Weitere Meldungen über die Staatswahlen besagen, daß in Massachusetts und Penn⸗ sylvanien mit großer Mehrheit republikanische und in New⸗ Jersey demokratische Kandidaten gewählt wurden.

Kapitän Schley von der „Baltimore“ hat dem Marine⸗ sekretär Tracy weitere Einzelheiten über die Schlägerei

paraiso telegraphisch übermittelt.

amerikanische Seemann von der Polizei getödtet worden sei. Ein anderer Matrose erklärte, daß er von einem berittenen Schutzmann verhaftet worden sei. Dieser habe ihn ge⸗ knebelt und an sein Pferd gebunden und sei

anderer verwundeter Matrose sei bewußtlos ins Gefängniß geschleift worden. Die Erregung, die in Valparaiso und Santiago herrschte, soll sich jetzt allmählich legen. „R. B.“ erfährt aus bester Quelle, daß die chilenische Regierung sich nicht über den Gesandten Egan beschwert habe, und daß

an seine Abberufung dächten.

de Janeiro: Der Kongreß habe ein Gesetz zur Be⸗ schränkung der Ausübung des dem Präsidenten von der Verfassung übertragenen Veto⸗Rechts, genehmigt, und in

Auflösung des Kongresses ausgesprochen worden. „R. B.“ zufolge wäre bereits das Kriegsrecht proklamirt und die Diktatur wiedereingeführt worden. Trotzdem befände sich

getroffenes Telegramm besagt, Brasilien in vollkommener Ruhe, und sei die Ordnung nicht gestört worden.

Janeiro bestätigen, daß die Absicht des Kongresses, dem Präsidenten das Vetorecht zu entziehen, den letzten Anlaß zur Auflösung des Kongresses gegeben hat. Telegramme des Journals „Dia“ besagen, daß schon seit mehreren Monaten Differenzen zwischen der Regierung und dem Kongreß bestanden hätten.

Afrika.

Egypten. Die egyptische Regierung ist, wie der „Times: aus Kairo gemeldet wird, mit den General⸗Konsuln von Frankreich und Rußland hinsichtlich des neuen Polizei⸗ reglements, dem die Konsuln bisher ihre Zustimmung versagten, zu einem Einverständniß gelangt. Die Frage dürfte endgültig geregelt werden, wenn die französische und die russische Regierung das Abkommen ihrer Konsuln bestätigen

sowie zur Beschaffung flüssiger Geldmittel für den Staats⸗

schatz dienen. ö1““

verflessene Ausstellung. Der „N. A. 3 Folgendes: Die Ausstellung war mit über 5000 Werken beschickt.

stände nicht entfernt, dann hindern sie den Zündstift, vollständig vor⸗⸗-

Munition in ihrer gegenwärtigen Form als zum Kriegsgebrauch

Bezüglich des Gewehres wird bemerkt, daß die Auszieber

erklärt Oberst Rudbeck, „daß sie in ihrer jetzigen Form zum Kriegs-

8 Preisen.

zwischen amerikanischen und chilenischen Seeleuten in Val⸗ Ein amerikanischer Unter⸗

offizier hat danach ausgesagt, daß der dabei umgekommene

dann im Galopp davongesprengt, den Matrosen nachschleifend. Ein stellt sich bis 30. September auf ca. 32 33

weder der Präsident Harrison, noch der Staatssekretär Blaine

Brasilien. Der „New⸗York Herald“ meldet aus Rio

Folge dessen sei von dem Präsidenten Deodoro da Fonseca die Dem

wie ein bei der brasilianischen Gesandtschaft in London ein⸗

In Lissabon eingegangene Privatmeldungen aus Rio de

Kunst und Wissenschaft.

; Ueber das von dem Legations⸗Rath Freiherrn Alfons Pe⸗ Freira in Stuttgart nach alten Rezepten wieder neubelebte Tem⸗ pera⸗Malverfahren bringt das „Atelier“ bemerkenswerthe

Mittheilungen. Der Wiederentdecker verspricht sich davon eine völlige Wiedergeburt unserer Maltechnik, und zahlreiche Ver⸗

suche mit den von ihm hergestellten Temperafarben, wie sie Len⸗

bach, Seitz, Hendrich und Kaulbach in München sowie zahlreiche Pariser Künstler angestellt haben, scheinen die Vorzüge der seit der Erfindung der Oelmalerei fast völlig aufgegebenen älteren Malweise, die statt des Oels Firniß, Honig und Leimwasser als Bindemittel verwendet, zu bestätigen. Insbesondere wird die intensive Leuchtkraft, die Durchsichtigkeit und innige Verbindung mit dem Mal⸗ grunde an den neuen Temperafarben Pereira's gerühmt, während ihre Beständigkeit und Unveränderlichkeit noch zu erproben bleibt. Der Entdecker des neuen Verfahrens aus alter Zeit gedenkt durch Vorträge und Demonstrationen, wie sie in Paris und Stuttgart bereits stattgefunden haben. auch in Berlin Propaganda für seine

Erfindung zu machen, auf die wir bei dieser Gelegenheit noch zurück⸗

zukommen gedenken

In der letzten Sitzung des Vereins Berliner Künstler machte der Vorsitzende Professor von Werner Mittheilungen über die entnehmen wir darüber

Verkauft wurden 276 Berliner Arbeiten für 426 557 und 135 auswärtige für 371 489 Diese Ziffern treten in das rechte Licht,

wenn man die Ergebnisse der letzten Jahre zum Vergleich heranzieht.

Im Jahre 1887 wurden für 184 000, 1888 für 185 000, 1889 für 150 000 und im Vorjahre für 226 000 Knnstwerke verkauft. Von den Umsätzen der internationalen Jubiläums⸗ Ausstellung d. J. entfallen auf Spanien 119 000, auf Italien 109 000, auf München 75 000 und auf Düsseldorf 81 000. Die Ausgaben der Kunstausstellung betrugen: Bauconto 160 000 ℳ, Frachten und Porti 52 000 8000 weniger, als vorher veranschlagt war —, Ge⸗ hälter und Löhne 68 000. Musik 48 000, elektrisches Licht 26 000, Inserate 27 000 An Einnahmen wurden gewonnen: 450 000 aus den Eintrittsgeldern, 66 600 aus der Provision für die Verkäufe, 29 000 als Ertrag aus den Katalogen. Der Urberschuß vom

Karolingerfest belief sich auf 6500 Durch die Bereitwilligkeit der

Mitglieder, welche Gaben im Werthe von 52 000 für die Lotterie stifteten, ist ein Baarüberschuß von 110 000 erreicht worden. In der beim Dorfe Schwarzfeld belegenen, durch die in

ihr gemachten Funde berühmt gewordenen Einbornshöhle haben

auch in dem letzten Sommer wieder umfangreiche Ausgrabungen unter Leitung des Oberförsters von Alten stattgefunden und mancherlei werthvolle Fundsachen (fossile Thierreste, Urnen, Menschenknochen) an das Licht gefördert. Jetzt hat, wie die „Madb. Ztg.“ meldet, der Provinzial⸗Ausschuß zu Hannover abermals 3000 für fernere Aus⸗ grabungen und zur weiteren Erforschung der Einhornshöble bewilligt. In erster Linie will mon die Auffindung des ursprüaglichen Höhlen⸗ einganges ins Auge fassen. 8 In der letzten Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften wurde, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, mitgeth ilt, daß es bisher nicht gelungen ist, bei den Vorarbeiten zur Errichtung einer Beobachtungsstation auf dem Mont Blanc auf ge⸗ wachsenen Fels zu stoßen. Der Tunnel, den man an der Nordseite nach Chamounix zu 12 m unterhald des Gipfels in das Eis gehauen, hat eine Ausdehnung von 23 m erreicht. Bei Wiederaufnahme der Arbeiten im nächsten Jabre gedenkt man in gerader Linie gegen den Berg vorzugehen, in der Hoffnung so auf Felsen zu stoßen. Janssen, Urheber des Plans, ist, der Ansicht gegenüber, daß nur auf dem elsen die Station errichtet werden könne, der Meinung, daß sie si dem gefestigten Schnee und Eis werde aufführen lassen.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Fischerei. Man schreibt aus dem Regierungsbezirk Schleswig: Die un⸗ günstige Witterurg des Sommers war auf die Fischerei nicht ohne Einfluß An der Ostküste war der Ertrag des Aalfanges mit Aus⸗ nahme einzelner nordschleswigscher Gewässer gering, der Buttfang durch⸗ weg recht ergiebig und der Krabbenfang im Juli recht lohnend. In den Föhrden von Kiel und Eckernförde wurden bereits im August Heringe gefangen und zu guten Preisen verwerthet. Die Zufuhr von Heringen aus Dänemark war gering. An der Westküste war im Juli die Küstenfischerei ziemlich ergiebig, die Hochseefischerei mittels Segelfahrzeuge wenig lohnend. Auch im August und im Anfang des Septembers lieferten diese Betriebe mittelmäßige und geringe Erträge; dann besserte der Fang sich bei be⸗ tändigerer Witterung. Der Buttfang in der Unterelbe war im Juli sehr ergiebig, der Aalfang mäßig, der Störfang wenig lohnend, der Krabbenfang gut. Die Hochseefischerei mittels Dampfer lieferte ziemlich gute Ertröge bei verhältn ßmäßig hohen Preisen. An den Alronaer Markt brachten ihren Fang 82 Dampfer, 566 Hochserfischerfahrzeuge und 3350 Elbfischerfahrzeuge. In Glückstadt gelang die künstliche Befruchtung von Störeiern. Unter Benutzung von vier laichreifen Rogenern wurden gegen 1 ½ Millionen Störeier befruchtet, die gegen 20 % junge Störe lieferten, welche zum größten Theile in die Elbe gesetzt wurden. Von der Emder Heringsfischerei⸗Aktien⸗Gesellschaft zu berichten: Am Schluß des dritten Quartals betrug der dies⸗ jährige Gesammtfang 12 097 Kantjes, gegen 12 182 im Vorjahre um dieselbe Zeit. Von der dritten Reise sind noch sechs Logger Frückständig, gegen sieben im Vorjahre um dieselbe Zeit Der Durchschnittspreis pro handelsüblich gepackte Tonne lt 8 G ber . Wenn die vierte Reise gut ausfällt, wird auf einen Gewinn von 100 000 zu rechnen ein, die der Vorstand zu verwenden gedenkt, um 5 % Dividende zu ertheilen und zwei oder drei Schiffe zu bauen. b Die großen Fortschritte der Fischrampfer⸗Industrie in Geeste⸗ münde haben auch in Emden ein ähnliches Unternehmen geweckt. Es ist dort ein großer Fischdampfer für den Frischfischfang bestellt und wird z. Zt. ein Eishaus für den im nächsten Jahre in Angriff u nehmenden Fang gebaut. 8 v“

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegrammen aus Herbesthal sind die zweite und dritte englische Post über Ostende vom 4. d. M. Grund: Verspätete Abfahrt von Dover und Sturm.

Köln, 4. November. (W. T. B.) Der hiesige Bezirks⸗ Eisenbahnrath hat der „Köln. Ztg.“ zufolge beschlossen, die gut⸗ achtliche Aeußerung über den Antrag der Bielefelder Handelskammer, betreffend Aufhebung der Ausnahmetarife für Kohle und Koks, in einer besonderen Sitzung am 21. Dezember zu berathen.

BVremen, 4. November. (W. T B.) Norddeurscher vloyd. Der Schnelldampfer „Lahn“, von New York heimkehrend, hat heute früh Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Havel“ hat gestern früh von New⸗York die Heimreise nach der Weser angetreten. Der Dampfer „Preußen“ ist auf der Reise nach Ost⸗Asien gestern in Suez angekommen. Der Dampfer „Frankfurt“ hat gestern von Antwerpen die Reise nach dem La Plata fortgesetzt. Der Dampfer „Herrmann“, von Baltimore kommend, hat gestern St. Cathe⸗

rines passirt. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Fulda“,

5. November. am 24 Oktober von New⸗York abgegangen, ist am 4 November 4 Uhr Nachmittags in Genua angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“, am 27. Oktober von New⸗York abgegangen, ist am 4. No⸗ vember 2 ¾ Uhr Nachmittags in Southampton angekommen. Der Postdampfer „Leipzig“ ist am 3. November von Bahia nach Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Frankfurt“, nach dem La Plata bestimmt, hat am 4. November 2 Uhr Morgens Dover passirt. Der Postdampfer „Darmstadt“ hat am 4. No⸗

.☛

vember 10 Uhr Vormittags die Reise von Southampton nach Ant⸗

bee ortgesett. 8 2 Ham burg, 4. November. (W. T. B) amburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗ ür88., E.A enn der Post⸗⸗ dampfer „California“ hat, von New⸗York kommend, heute Mittag Beachy Head veassirt. 5. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhaetia“ hat, von New York kommend, heute Morgen Lizard passirt. London, 4. November. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Doune Castle“ hat auf der Ausreise heute Lissabon passirt. 5. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Mexican' ist auf der Ausreise gestern von Lissabon abgegangen

Theater und Musik.

4 . Sing⸗Akademie.

Fräulein Käthe Lenbach (Sopran) und die Pianistin Fräulein Marie Wonsowska hatten sich gestern zu einem Concert ver⸗ einigt, das leider nur sehr spärlich besucht war. Die Sängerin, die zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum erschien, ist eine Schülerin Eugen Gura's und besitzt eine besonders in der Höhe sehr angenehm klingende Sopranstimme; ihre Ausbildung ist zwar noch keines⸗ wegs vollendet, doch sind bereits manche sehr lobenswerthe Eigenschaften ihres Gesanges, deutliche Aussprache, freie und leichte Behandlung der Höhe und reine Intonation zu erkennen. Die Art, zu vokalisiren, sowie die Ausgleichung der Register sind noch sorg⸗ fältig zu studiren. Fräulein L sang Mozart's Arie aus „Figaro“: .Endlich nahbt sich die Stunde“ mit sehr warm empfindender Ausdrucks⸗ weise, die überhaupt der begabten Künstlerin eigen ist und auch dem Vortrag mehrerer Lieder von Gernsheim, Brahms, Schubert, Lassen und Schumann sehr zu Statten kam. Die noch sehr jugendliche Pianistin Fräulein Wonsowska, wohlbekannt durch ihre vortrefflichen Leistungen in dem Concert d'Andrade's, trug Beethoven’s Sonate (E-dur, op. 109) mit bewundernswerther Reife der Auffassung und tadelloser Sauberkeit vor. Mit großer Zartheit behbandelte sie die Präludien, die Mazurka und den Walser von Chopin und bewies zugleich eine seltene Kraft und Virtuosität in der Tarantelle von Liszt.

In der Vorstellung der „Zauberflöter am Sonnabend im König⸗ u Opernhause sind die Damen Herzog, Dietrich, Leisinger, th⸗Bräm, Kopka, Rothauser, Lammert, Hiedler, Staudigl und 8 Rothmühl, Schmidt, Betz,

Fränkel, Philipp, Ernst und Krasa beschäf⸗

In der Vorsteaung der „Cavalleria“ am Sonntag

treten die Damen Pierson, Dietrich und Lammert, die Herren Sylva

und Bulß auf. Die Hauptrollen der dem Werk voraufgehenden Oper

„Der Barbier von Sevilla“ befinden sich in den Händen der Damen

Herzog und Lammert, der Herren Lieban, 8, Schmidt und Mödlinger.

Im Lessing⸗Theater baben der letzten Vorstellung des Schwankes „Die Großstadtluft“ Paul Heyse und Giovanni Verga, der Dichter der „Cavalleria rusticana“, beigewohnt. Paul Hevyse hat bei diesem Anlaß der Direktion des Lessing⸗Theaters ein neues den Abend füllendes Lustspiel übergeben, während Giovanni Verga eine Wiederholung seines Besuches für den Dezember angekündigt hat, um im Lessing⸗Theater der ersten Aufführung seines Schauspiels „Bauern⸗Ehre“ berzuwohnen.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater tritt von morgen ab als L'Eveillé in Messager’'s „Basoche“ Herr Alexander Klein auf, der durch Peiserkeit bisher verhindert war, diese ur⸗ sprünglich ihm zugetbeilte Rolle zu spielen.

Direktor Adolf Ernst ist vom Comité für die Internationale Musik⸗ und Theater⸗Ausstellung in Wien 1892 eingeladen worden, mit seinem Ensemble sich an den im Internationalen Ausstellungs⸗ Theater stattfindenden Gastspielen hervortagender Bühnen zu be⸗ theiligen.

Professor Jos. Joachim hat am Montag in Hamburg im zweiten Abonnements⸗Concert unter Hans von Bülow's Leitung mit dem Vortrage des neuen (dritten) Violin⸗Concerts von Max Bruch einen bedeutenden Erfolg gehabt. Die Hamburger Blätter besprechen das neue Werk in anerkennendster Weise und bezeichnen seine Wieder⸗ gabe durch Josef Joachim als eine Meisterleistung ersten Ranges. Frau Marcella Sembrich hat am 3. d. M. in München mit großem Erfolg concertirt.

Morgen Abend findet in der Sing⸗Akademie das Concert des jungen spanischen Klavier⸗Virtuosen Alberto Jonas statt, in dem das Philbarmonische Orchester mitwirkt; zu derselben Zeit ver⸗ anstaltet die Pianistin Fräulein Fanny Davies ein Concert im Saale der Königlichen Hochschule für Musik, unter Mitwirckung des Herrn Professors Jos. Joachim; endlich giebt am morgigen Abend die Sopranistin Fräulein Helene Frank im Saale der Gesellschaft der Freunde ein Concert, in welchem Frau Hedwig Alberti (Alt) und Herr Günther Freudenberg (Klavier) mitwirken. Das erstgenannte Concert beginnt um 7 ½, die beiden anderen um 8 Uhr. Für die öffentliche Hauptprobe zum II Philharmonischen Concert unter Hans von Bülow’s Leitung und solistischer Mitwirkung Professor Jos. Joachim's, die am Sonntag Vormittag 11 ½ Uhr stattfindet, ist der Kartenverkauf bei Bote u. Bock eröffnet. Für das Concert der Altistin Fräulein Gabriella dal Broga in der Sing⸗Akademie am 14. No⸗ vember hat die Violin⸗Birtuosin Fräulein Edith Robinson aus Leipzig ihre Mitwirkung zugesagt. Fräulein Anna Röckner, eine junge Sängerin, veranstaltet Ende dieses Monats gemeinschaftlich mit der Pianistin Fräulein Lili Scherzer ein Concert im Saale des Römischen Hofes.

au die Herren Stammer,

1 Mannigfaltiges.

In der Angelezenheit der Höherlegung der Mühlen⸗ dammbrücken hat der Minister für Handel und Gewerbe, wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt, folgendes Schreiben an den hiesigen

Magistrat gerichtet: . . „Berlin, den 26. Oktober 1891.

Die unter Mitwirkung dortiger Kommissarien in meinem Ministerium stattgehabten Erörterungen haben mich in der Ueber⸗ zeugung bestärkt, daß im Interesse der Schiffahrt eine lichte Durchfahrtshöhe der Mühlendammbrücken von 3,70 m sich als geboten erweisen wird. Schon jetzt verkehren auf der Spree Fabr⸗ zeuge, die eine solche Höhe nöthig haben. Ihre Zahl wird aber in dem Maße wachsen, als die von der Staatsregierung unausgesetzt betriebene und geförderte Verbesserung der Schiffahrts⸗ straßen, deren Zweck wesentlich mit darauf gerichtet ist, die durch⸗ gehende Schiffahrt von der Weichsel und Oder nach der Spree und der Elbe in Fahrzeugen von großer Trag⸗ und Ladefähigkeit zu ermöglichen, fortschreitet. Es wäre in hohem Maße beklagenswerth, wenn jetzt neu zu errichtenden Brücken eine so geringe Durchfahrts⸗ höhe gegeben würde, daß aus derselben ein schwer wieder gut zu machendes Hinderniß für die mit Sicherheit zu erwartende Fort⸗ entwickelung des Schiffahrtsverkehrs erwachsen würde. Erwäge ich ferner, daß die Höherlegung der Brücken gegenwärtig noch mit verhältnißmäßig geringem Kostenaufwande bewirkt werden kann, wäh⸗ rend ein späterer Umbau, namentlich wenn erst das Anrampungs⸗ gebiet mit Gebäuden besetzt sein wird, erhebliche Summen in Anspruch nehmen würde, so glaube ich mich der zuversichtlichen Hoffnung hin⸗ geben zu dürfen, daß nach erneuter Erwägung der Magistrat und die Stadtverordneten bereit sein werden, dem von mir bezeichneten Be⸗ dürfnisse zu entsprechen. Der Minister für Handel und Gewerbe. 8

Freiherr von Berlepsch.“

Zur Geschlechtsbezeichnung und Abkürzung unserer Maße und Gewichte schreibt das „Centralbl. d. Bauv.“: Seit einer Reihe von Jahren haben nach und nach fast alle gebildeten

deutschen Kreise, Beamte wie Privatpersonen, es für ein Gebot der

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Pflicht und des Ehrgefühls angesehen, im schriftlichen und möglichst auch im mündlichen Verkehr sich nur guter deutscher Sprachformen zu bedienen. Die in den letzten Jahren herausgegebenen Drucksachen liefern davon ein sehr erfreuliches Zeugniß. Um so mehr muß es auffallen, wenn in der Bezeichnung der Maße, Gewichte und gewisser Meßgeräthe in manchen, gerade das Bauwesen betreffenden und zum Theil von höheren Technikern verfaßten Schriften Mißbräuche und Unrichtig⸗ keiten bemerkt werden, welche leider nicht abzunehmen scheinen. Daß das Wort „Meter“ (griechisch 10 26 ⁵½ον, lateinisch metrum) unter allen Umständen und in allen Zusammensetzungen sächlichen Geschlechts ist sofern nicht eine männliche Person bezeichnet wird, wie in „Geometer⸗, sollte Jedermann wissen, auch ohne diese Kenntnis aus dem Gesetze vom 17. August 1868, betreffend die Maß⸗ und Ge⸗ wichtsordnung für den Norddeutschen Bund, zu entnehmen Nach diesem Gesetze heißt es: das Meter, das Centimeter, das Millimeter und das Kilometer; ferner das Quadratmeter, das Ar und das Hektar; weiter das Kubikmeter, das Liter und das Hektoliter; schließlich das Kilogramm und und das Milligramm. In demselben Sinne ist es zweifellos allein richtin, zu sprechen: das Alkoholometer, das Planimeter, das Tachy⸗ meter, das Thermometer, das Barometer u. s. w. Wenn man in den politischen Zeitungen auch häufig falsche Anwendungen findet, wenn der Krämer, der Handwerker, die Marktfrau ein en Meter oder einen Liter verkauft, so sollten doch gerade die Techniker sich der⸗ gleichen nicht zu Schulden kommen lassen, vielmehr für die Belehrung dieser Leute sorgen, wenn die Schulen in dieser Beziehung nicht ihre Schuldigkeit thun. Was soll man aber sagen. wenn diese un⸗ richtigen Bezeichnungen selbst in wissenschaftlichen Arbeiten, amtlichen Berichten und Kostenanschlägen vorkommen, die von höheren Beamten verfaßt sind? Bei dieser Gelegenheit muß auch erwähnt werden, daß die durch Bundesrathsbeschluß fest⸗ gesetzten Abkürzungen unserer Maße und Gexwichte leider noch immer nicht überall angewendet werden. Selbst in technischen Veröffentlichungen und in amtlichen Schriftstücken findet man noch Bezeichnungen wie [m anstatt qm, kilom. oder Klm. anstatt km, cubm anstatt ebm kilog. oder Klg anstatt kg. Dabei wird auch öfters an das Ende dieser Abkürzungen ein Punkt gesetzt oder sie werden in Form von Exponenten geschrieben Alles gegen die Ordnung! Beiläufig möge hier eingeschaltet werden, daß das Gesetz ein auch von Technikern bäufig angewandtes Maß „Decimeter“ gar nicht kennt; der Gesetzgeber hat es als überflüssig mit gutem Bedacht vermieden: 1 Decimeter sind 10 Centimeter Bei dem Streben nach gutem Deutsch ist es ferner auffällig, wenn bei dem technischen Rech⸗ nungswesen einzelne veraltete Ausdrücke noch immer beibebhalten werden. So findet man oft auch in amtlichen Formularen „Lohn pro Tag“ oder „erhält pro kböm“; warum denn nicht „Lohn für den Tag“ und „erhält für das ecebm“? Ebenso liest man auf Reisekosten⸗ Berechnungen: „x km auf der Eisenbahn à 0,13 ℳ“, anstatt zu 0.13 ℳ“, und auf vielen Rechnungen über Lieferungen: „x Tonnen Cement à 15 ℳ“, statt „zu 15 ℳ“. Auf derselben Stufe häßlicher Sprachmengerei stehen Bezeichnungen wie Geschwindigkeit pro Stunde, Belastung von 140 kg pro qm u. s. w., statt Geschwindigkeit in der Stunde, Belastung von 140 kg für oder auf das qm, für oder auf 1 am, sder in Darstellungen mathematischer Natur Belastung von 140 kg⸗qm. Solche Verbesserungen lassen sich doch ohne alle Mühe durchfuhren! Zum Schlusse möchten wir noch darauf hin⸗ weisen, daß die unschönen Ausdrücke „laufendes“ oder „steigendes“ Meter recht wohl entbehrt werden könnten.

Die gestern mitgetheilte, der „Voss. Ztg.“ entlehnte Nachricht über die öffentlichen Wärmstuben oder vielmehr Wärmhallen ist dabin zu berichtigen, daß das Unternehmen von dem „Centralverein für Arbeitsnachweis“ ausgeht und auch räumlich an die Centralhalle für Arbeitsnachweis dieses Vereins angeschlossen ist. Zu dem Unternehmen hat die Stadt⸗ gemeinde bis jetzt 3000 beigetragen; doch liegt der sog Nothstands⸗ Kommission ein Antrag auf Gewährung von weiteren Mitteln vor, da das Unternehmen einen Kostenaufwand von etwa 20 000 er⸗ fordert. Der Verein beabsichtigt auch, um das Unternehmen in seinem vollen Umfange zur Durchführung bringen zu können, in den nächsten Tagen in einem öffentlichen Aufruf sich an den Wohlthätigkeitssinn der gesammten Bürgerschaft zu wenden.

Zum Besten des Vereins zur Speisung armer Kinder und Nothleidender findet nach einer Nittheilung der „N. Pr. Z.“ in den Tagen vom 6. bis 9. November in den Räumen des Kultus⸗ Ministeriums, Unter den Linden 4, ein Bazar statt. Der Bazar ist bei freiem Eintritt von Morgens 11 bis Abends 7 Uhr geöffnet.

Das Thema des zweiten, am 4. d. M. in der Aula des König⸗ lichen Realgymnasiums vom Königlichen Hofprediger und Militär⸗ Ober Pfarrer D. Frommel zum Besten des Heimathhauses für Töchter höherer Stände gehaltenen Vortrags lautete: „Die Bedeutung und Erhaltung christlich⸗deutscher Sitte in Haus und Volk“. Redner verwahrte sich von vornherein gegen die Auffassung, als sei der Gegenstand für das Berlin der Gegen⸗ wart, den Sammelpunkt so vieler zersetzender Elemente, besonders ge⸗ eignet, und bezeichnete seine Aufgabe vielmehr als eine „Elegie auf vergangene schönere Zeiten“. Nach Erklärung des Begriffes Sitte im Allgemeinen, in ihren Beziehungen zur Gewohnheit, zum Gesetze, zur Mode, zur Tracht, ging er zur christlich⸗deutschen Sitte im Beson⸗ deren über. Diese wurzele im Erangelium, christlich und deutsch sei in vielen Fällen garnicht zu trennen. Sie ist ein Zucht⸗ meister auf Christum, der uns zu ihm führt. In dem Augenblicke, wo dem deutschen Volke die deutsche Sitte genommen werde, wird es zum Kosmopoliten geworden sein. Selbst der Kirche Entfremdete, seitdem die Kanzel vielfach zur Mördergrube geworden, hängen heute noch, oft unbewußt, an Taufstein und Glocken, an Betstein und Orgel, an der Sitte, diesem ungeschriebenen Gesetze. Mit seiner Sitte steht und fällt das Volk; fällt der Mantel, so folgt der Herzog nach. Vom Mittelalter bis auf unsere Tage haben Bureaukratismus, Ratio⸗ nalismus, Pietismus und unsere modernen Erziehungskünstler am Verfall der Sitte mitgearbeitet. Ein Beweis ihrer zähen Lebens⸗ fähigkeit ist, daß sie noch nicht ganz ausgerottet ist. Geistliche und Lehrer sollten erst wieder den Boden kennen lernen, den sie beackern; aber noch mehr seien die Frauen, welche des Schicksals Fäden weben, berufen, an der Erhaltung der guten Sitte mitzuarbeiten, freilich nicht die Frauen, die an den modernen Ehebruchsdramen unserer Theater Geschmack finden, und die die Gerichtssäle, wo der Schlamm der menschlichen Leidenschaften aufgewühlt wird, selbst auf die Aufforderung des Präsidenten nicht verlassen. Alsdann entrollt der Redner ein sinniges Bild vom alten deutschen Haus, mi seinem Hausspruch an Thür, Thor und Giebel, an Oefen Krügen, Schränken; vom Geburtstage und den alten, schönen Namen von der Taufe mit den würdigen Pathenbriefen, der Ehe und de Feier auf dem Kirchhofe, wo Freunde den Freund hinaustrugen, dem Geläute der Glocken am Morgen, Mittag und Abend, den Sprüchen des Wächters zu allen Stunden der Nacht. Redner schloß mit einem Danke an seine zahlreichen Zuhörer, die durch ihr Erscheinen ihren Sinn für die gute Sitte der Mildthätigkeit bekundet haben.

Die Versuchs⸗ und Lehr⸗Brauerei zu Berlin, erbaut 1889/90 mit einem Aufwand von 600 000 und einem Staats⸗ zuschuß von 229 000 ℳ, vom Verein „Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“, bildet einen Theil der Königlichen Land⸗ wirthschaftlichen Hochschule; sie steht unter der Ver⸗ waltung des Vereins „Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“ und wird von dessen Beamten geleitet. Die Brauerei dient in Ergänzung anderer Einrichtungen genannten

Vereins zur Förderung der technischen und wissenschaftlichen Ent⸗ wickelung des gesammten Brauwesens und zerfällt in drei Abthei⸗ lungen: 1) Betriebsbrauerei zur Erzeugung von 7000 hl aus bestem Rohmaterial herzustellenden Bieres, welches unter dem Namen „Bundesbräu“ in den Verkehr gebracht wird; 2) Abtheilung für Versuche in besonders dazu eingerichteten Räumen zur Prüfung

neuer Verfahren und Apparate im Großen; 3) Laboratorium zur

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