1891 / 261 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Ausführung chemischer, physiologischer und maschinentechnischer Unersuchungen, Züchtung von reinen Heferassen und Ertheilung von Unterricht.

†% Kiel. Die Bauten am Nord⸗Ostsee⸗Kanal schreiten

n der bisherigen Weise fort. Wegebauten sind in nicht unbe trächtlicher Zahl entweder in der Ausführung begriffen oder doch vor⸗ bereitet. Den Anstoß dazu hat der Beschluß des Provinzial⸗Landtages gegeben, wonach die Provinz sich bereit erklärt, für Nebenwege, die in die Klasse der wichtigeren Nebenwege erhoben und ausgebaut wer⸗

en, Zuschüsse zu leisten. ..“

8 Koblenz, 3. November. Einen Ritt von hier über Bingen, Rüdesheim nach Wiesbaden und zurück über Nassau, Ems und den Asterstein unternahm, wie die „Rbh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, der hier zur Dienstleistung beim Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 23 eingezogene Lieutenant der Reserve des Husaren⸗Regiments König Wilbelm 1I. (1. Rbeinisches) Nr. 7, Referendar Dr. Brandes auf seinem ost⸗ preußischen Schimmelwallach. Die in zwei Tagen zurückgelegte Strecke beträgt etwa 184 km und hat viele bedeutende Steigungen und Ab⸗ fälle des Weges aufzuweisen. Das Pferd und der Reiter befanden sich so wohlauf, daß sie sich am dritten Tage noch an einer Schnitzeljagd der Garnison betheiligen konnten.

8 Raaka 2h re agaes

Alus der Pfalz, 3. November. Zu den pfälzischen Städten, die elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt haben, zählt, wie die „Frkf. Ztg.“ mittheilt, seit gestern Abend auch das Städtchen Wachenheim am Haardtgebirge Bei Herstellung der Beleuchtungs⸗ anlage ist darauf Ruücksicht genommen worden, daß auch an Private elektrisches Licht obgegeben werden kann. Die Pfalz zählt nunmehr drei Gemeinden, die elektrisches Licht eingeführt haben.

Bremen, 4. November. Die Rettungsstation Kolberger⸗ münde telegraphirt: „Am 4 November von der hier gestrandeten deutschen Galeas „Jobann Carl“, Kapitän Piper, mit Kohlen von Swinemünde nach Königsberg bestimmt, die aus vier Personen be⸗

zuge wurden laut Meldung des „W. T B“ sechs Personen ver⸗ wundet.

Madrid. Aus Madrid vom 28. Oktober wird dem „Hamb. Corr.“ geschrieben: „Der berühmte schiefe Thurm von Saragossa, der mit denen von Bologna und Pisa den dritten im Bunde bildet, flößt seit einiger Zeit den Bewohnern der aragonischen Hauptstadt ernstliche Bedenken ein. Im oberen Theile des merkwürdigen Ge⸗ bäudes haben sich Ziegel und Steine losgelöst und mehrere Risse ge⸗ bildet. Schon vor etwa dreißig Jahren wurde ein Unterbau von starkem Mauerwerk am Thurm errichtet. Im Jahre 1868 wollte man ihn abreißen. 1874 ließ die Stadtverwaltung, um die Möglichkeit eines Sturzes zu verhindern, die ungeheuere Steinkrönung des obersten Stockwerkes abnehmen, eine schwierige und gefährliche Arbeit. Der schiefe Thurm von Saragossa ist im 15 Jahrhundert erbaut, nach den Urkunden von drei Architekten, einem Christen, einem Muselman und einem Israeliten An der Bauart des Thurmes erkennt man in der That die Vermischung der drei diesen Religionen eigenen Stile.“

Bern. Ueber die, wie schon gemeldet, am 30. Oktober eröffnete Bergbahn von Brienz auf das Rothhorn entnehmen wir dem Bund“ folgende Angaben: Die ganze Bahnlinie hat eine Länge von 7,5 km. Die Bergfahrt wird genau 1 ½ Stunden in Anspruch nehmen. Die erstiegene Höhe beträgt 1682 m also genau 67 m mehr als bei der Pilatusbahn; es ist somit die Rotbhornlinie die höchste Alpenbahn. Die Spurweite beträgt 0,8 m. Die Bahn ist als schmalspurige reine Zahnschienenbahn nach dem System Abt in gleicher Weise wie die Monte Generosobahn ausgeführt worden. Die höchste Steigung beträgt 25 %, also weniger als bei der Hilatusbahn. Es ist geradezu erstaunlich, in wie kurzer Zeit die Linie Pllarehe worden ist; am 1. Oktober 1890 begannen die Arbeiten. Nicht weniger als zehn Tunnels mußten durchgeschlagen, zahlreiche Bachübergänge hergestellt und gewaltige Steindämme errichtet werden. Heute nach wenig mehr denn einem Jahre sind alle Hauptschwierig⸗ keiten überwunden, und die von der Lokomotivfabrik Winterthur her⸗ gestellten Maschinen durchfahren sicher das Geleise bis hmauf zur Höhe.

sören Hülfeanstrengungen darch die Panik und die schlechte Verbindung sehr gehindert. Kur sehr wenige Europä er sind umgekommen, aber die Geschäftshäuser haben große Verluste erlitten.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

München, 5. November. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten genehmigte ohne Debatte den Etat des Ministeriums der Auswärtigen Angelegen⸗ heiten. Gegenüber den Anregungen der Abgeordneten Frei⸗ herrn von Stauffenberg und von Schauß, betreffend die Sicherung der Vortheile des amerikanischen Urhebergesetzes für Deutschland, sprach der Minister des Aeußern Frei⸗ herr von Crailsheim die Hoffnung aus, daß die Reichsregie⸗ rung eine für die Interessenten günstige Erledigung der Sache bewirken werde.

Stuttgart, 5. November. (W. T. B.) Bei Ihren Majestäten fand gestern eine Hoftafel statt, zu der die Mit⸗ glieder der Ständeversammlung geladen waren. Der Präsident der Kammer der Standesherren Fürst von Waldburg⸗ Zeil brachte den Toast auf den König aus. Der Präsident der Kammer der Abgeordneten von Hohl toastete auf die Königin. Der König erwiderte mit einem Trink⸗ spruch auf die Stände und brachte ein Hoch auf Württemberg aus. Der Landtag wurde heute durch den Präsidenten des Staats⸗Ministeriums Freiherrn von Mittnacht im Namen des Königs geschlossen. 1

St. Petersburg, 5. November. (W. T. B.) Der gegenwärtig hier tagende Kongreß von Vertretern der Ver⸗ waltungen russischer Eisenbahnen beschloß die Einführung eines allgemeinen, für alle Bahnen geltenden Beförde⸗

stehende Besatzung durch den Raketenapparat gerettet.“

Bremen, 5. November.

vier Personen unter sehr schwierigen Umständen durch

Rettungsboot gerettet. Nordoststurm mit schweren Hagelböen.

Bremerhaven, 4. November. Heute ist das erste Schiff direkt von Bremerhaven nach der deutsch⸗ostafrikanischen Kolonie abgegangen, und zwar angehörige Vollschiff „Favorita“, nach Dar⸗es⸗Salam bestimmt.

zufolge für das deutsch⸗osta

wird, im

als sogenannte Hulk Verwendung finden.

des Kapitäns Schacht, welcher schen Fahrt beschäftigt gewe

4 November.

6 VVoss. Z.“ Schneefäl

Hafen von Dar⸗es⸗Salam angekommen,

Vicenza schneite es heftig; fünf Grad unter Null. Aus

schädigten.

Beauvais, 5. November. rfolgten Zusammensto

das bisher einer hie

frikanische Gouvernement

Durch einen gester

ß eines Personen⸗ mit einem Güter⸗

Die Rettungsstation Swine⸗ münde telegraphirt: Am 4. November, Nachts 11 Uhr, von der auf dem Westergrund gestrandeten nor Kapitän Paulsen, mit Heringen von Ly

wegischen YPacht „Perthina“, bster nach Stettin bestimmt,

mit einer Ladung deutscher Koblen Die „Favorita“ ist der „Wes.⸗Ztg.“

abgetakelt und Das übrigens noch sehr gut

Zürich, 4. November.

nahm ein Regulativ über die

das Lootsen⸗

den Lebensverlust und Die wildesten Gerüchte waren über doch beläuft sich ihre Zahl als 3000 In Ogakt ur hauptsächlich durch zusammenstü

sigen Rhederei

angekauft und

ihr Leben verloren. weniger als zwei Minuten. wöhnlichen Umständen ni

anzurichten, aber sie genügten, um zum Einsturz zu bringen. Nacht vermehrt. Die Eisenbahnen un zerstört, wodurch es schwer geworde erhalten. An vielen Punkten haben

n bei Conty

Die gegenwärtig hier tagende Haupt⸗ versammlung des schweizerischen Vereins zum Rothen Kreuz Vereinigung des Vereins mit dem Samariterbund als Abtheilung mit selbständiger Organisation an.

Hiogo, 2. November. Ueber das Erdbeben in Japan werden der „Times“ folgende weiteren Einzelheiten telegraphirt:

kungen des Erdbebens vom vorigen Mittwoch daß man noch am Montag keine zuverlässigen Mittheilungen über 1 den Schaden an Eigenthum erhalten konnte.

wahrscheinlich wurden

wie in Gifu folgten dem Erdbeben große Brände, wodurch Viele Der S war sbe g 1 erhaltene und als Schnellsegler bekannte Schiff geht unter Führung 1 Die folgenden Stöße wären unter ge⸗ 3 schon seit 20 Jahren in der ostafrikani⸗ cht stark genug gewesen, um großen Schaden

sen ist, hinaus.

Aus Mittelitalien werden der le gemeldet; in Venedig, Mailand Turin, in Vicenza fiel das Thermometer auf Sizilien werden heftige Gewitter mit Hagelschlägen gemeldet, die namentlich die Olivenpflanzungen stark sind

die bereits erschütterten Gebäude Auch wurden dadurch die Schrecken der

zeigt, in Folge dessen die Wege ungangbar oder gefährlich geworden Auf weiten Strecken hat sich das Land gesenkt. Der Vulkan Nakusan schleuderte große Massen Steine und ununter⸗ brochene Ströme Sand und Schlamm aus. Di hat sich in Folge des Ausbruchs vollständig geändert. In den be⸗ troffenen Städten herrscht große Noth und die Regierung wird in

Belgrad, richteten

Die Wir⸗

) b osten betraut waren so weitreichende, p

erfahren.

die Zahl der Todten verbreitet, nicht auf mehr 1000 Personen getödtet,

Gebäude, und dort

Canto entdeckte

rzende

heftig und währte maceda's; man

d Brücken sind auf weite Strecken n ist, zuverlässige Nachrichten zu sich breite Risse in der Erde ge⸗

Die Form des Berges (Fortsetzung

Wetterbericht vom 5. November Morgens 8 Uhr.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim

8 8 Temperatur

in ° Celsius

1“ 8

-21 Q☛ ——SS

—-222ö2ͤ

-—1

St. Peters Moskau .. .

1 bedeckt 2 woltte 6 Regen

2 heiter

2 bedeckt 4 Schnee 1 wolkenlos 1 wolkenlos

2vTe)50C. =4 R.

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still Schnee ²)

2 bedeckt 6 wolkig 1 wolkenlos still Regen 3 wolkenl. ¹)

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¹) Reif. *)

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1 wolkenlos 1 Schnee*) 2 bedeckt ⁵) 3 beiter 3 bedeckt

3

O

ONO Nachts

2 bedeckt

Schnee und Hagelböen.

³) Gestern Abend und heute Schnee.

) Nachts Regen und Hagelböen. ⁴) Nachts Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Das Hochdruckzebiet n h weiter südwärts ausgebreitet und hat seinen Wir⸗ kungskreis über ganz Mittel⸗ und Süd⸗Europa aus⸗ gedehnt, während eine Depression im hohen Norden

lagert. bewegung Richtung

im Nordwesten hat sich

In Deutschland berrscht bei schwacher Luft⸗ meist aus nördlicher und kaltes und vorwiegend heiteres Wetter,

nordöstlicher

dessen Fortdauer demnächst wahrscheinlich ist; stellen⸗

weise ist Regen oder

pervtur liegt

Schnee gefallen. Die Tem⸗ dafelbst 2 bis 8 Grad unter dem

Mitttelwerthe, fast allenthalben herrscht leichter Frost. D Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele.

Freitag: Opern⸗

haus. 227. Vorstellung. Orphens und Eurydike. Oper in 3 Akten von Gluck. Text nach dem Fran⸗

ösischen des Moline.

Ballet

von E. Graeb. In

Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Prometheus. Musik von Beethoven. Nach einer mythologischen Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 238. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 228. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Mozart Text von Schikaneder. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein⸗ gartner. Anfang 7 Uhr. 8

Schauspielhaus. 239. Vorstellung. Die Augen des Herzeus. Familienbild in 1 Aufzug von G. Gallina. Aus dem Italienischen von J. Stinde. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur M. Grube. Am Fenster. Lustspiel in 1 Aufzug von Felix Philippi. In Scene gesetzt vom Regisseur⸗ laschke. Herrn Kaudel’s Gardinenpredigten. Lustspiel in 1 Aufzug von G. v. Moser. Regie: Hr. Krause. Anfang 7 Uhr.

Zeutsches Theater.

der Excellenz. Sonnabend: Nathan der Weise.

Sonntag: Die Sklavin.

Die Kinder

Freitag:

8

Berliner Theater. Freitag: 10. Abonn.⸗Vorst. Montjoye. Anfang 7 Uhr. 8 Sonnabend: Esther. Der Geizige. Sonntag: Nachm. 2 ½ Uhr. Zur Vorfeier von Schiller's Geburtstag: Die Inngfrau von Orleauns. Abends 7 ½ Uhr: Esther. Geizige.

Tessing -Theater. Freitag: Die Groß⸗ stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und Gustav Kadelburg. Anfang 7 Ubr.

Sonnabend und Sonntag: Die Großstadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg.

Wallner-Theater. Freitag: Zum 2. Male: Der stille Associé. Posse in 4 Akten von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Mit neuer Ausstattung und verstärktem Orchester: Zum 9. Male: Die Basoche. Komische Oper in 3 Akten von Carré. Deutsch von R. Genée. Musik von André Messager. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: Zum 7. Male: Das Hinderniß⸗

Daudet. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg.

Anfang 7 ½ Uhr. 8 Sonnabend u. die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Belle-Alliance-Theater. Freitag: Zum 99. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗ siten, Beleuchtungseffecten ꝛc. Fesde ne zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Wirk⸗ liches Rennen auf der Bühne von lebenden Pferden. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Jung⸗Deutschland zur See. Die nächste Volks⸗Vorstellung zu Volkspreisen (fämmtliche Plätze des Theaters 1 ℳ) findet Sonn⸗ tag statt. Zur Aufführung gelangt: Der Ver⸗ schwender.

Vorverkauf von heute ab an der Kasse.

Adolph Ernst-Theater. Freitag:

67. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Ubr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Emil Thomas. Freitag: Zum 1. Male: Der Kunst⸗Bacillus. Nobvität! Posse in 4 Akten von Rudolf Kneisel. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Adolf Kurz. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Concerte. ““

Sing-Akademie. Freitag, Anfang 7 ½ Uhr: Concert des Pianisten Alberto Jonas mit dem Philbarmonischen Orchester.

Saal der Königl. Hochschule für Musik. Freitag, Anfang 8 Uhr: Concert der Pianistin Fanny Davies unter gütiger Mitwirkung des Herrn Prof. Dr. Jos. Joachim.

Saal der Gesellschaft der Freunde. Freitag, Anfana 8 Uhr: Concert von Helene Frank unter gef. Mitwirkung von Frau Hedwig Alberti (Alt) und Herrn Günther Freudenberg (Klav).

Concert-Haus. Freitag: Karl Meyder⸗Concert. II. Virtuosen⸗Abend. Anfang 7 Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗

Kreisen verlautet, b Minister Vuic in den Staatsrath berufen werden würde. Die Meldungen, daß Tauschanovic mit einem Gesandtschafts⸗

New⸗York, 5. November. . York Herald“ wird über ein in Santiago gegen den General

Landtruppen, zu ermorden. Loos zur Ausführung des Mordes bestimmt gewesen und bereits verhaftet. ragender Persönlichkeiten verwickelt, auch sei Alles vorbereitet gewesen, um mit den Anhängern Balmaceda's, welche sich in Buenos⸗Aires befänden, in Verbindung zu treten. Der amerikanische Gesandte Egan stelle jede Mackenna in Abrede.

3 Verehelicht: Hr.

rungstarifs, von dem nur mit Genehmigung des Finanz⸗ Ministeriums Abweichungen gestattet sein sollen.

(W. T. B.) In unter⸗ daß der bisherige Finanz⸗

5. November.

haben noch keine Bestätigung (W. T. B.) Dem „New⸗

werden solle,

s Komplot aus Valparaiso gemeldet: Juan

Mackenna, der sich in den Schutz der amerikanischen Gesandt⸗ schaft in Chile geflüchtet hätte, werde beschuldigt, der Führer der Bewegung zu sein; Theilnehmer seien frühere Offiziere Bal⸗

habe beabsichtigt, Canto, den Commandeur der Oberst Gandarillas sei durch das

In das Komplot sei eine Anzahl hervor⸗

Verbindung

des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Circus Renz. Karlstraße. Freitag: Abends

7 ¼ Uhr. Große Komiker⸗Vorstellung. Auftreten der Clowns C. Godlewsky, Herrmann, Gebr. Dianta und Warne, Paul und William, Gebr. Kronemann, 3 Gebr. Briatore, Adolf u. Alfred Delbosg (Pudel), Mieco ꝛc. Auftreten der Original⸗Ansleigh⸗Com⸗ pagnie (1 Dame u. 3 Herren), sowie der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Außerdem: Bal et Concert hippique von 8 Schimmelhengsten, dargestellt, dressirt und vorgeführt von Herrn Franz Renz Schulpferd Negro, geritten von Mlle. Vidal ꝛc. Zum Schluß der Vorstellung: Zum 49. Male: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“. große hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2. Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen ꝛc. (eine neue Einlage: „Die Ulanen“, dar⸗ gestellt von 4 Damen), Dampfschiss⸗- und Boot⸗ fahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc, arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunstschwimmerinnen drei Geschwister Johnson Schlus⸗Tableau: Grande Fontaine Lumi- neuse, Riesen Fontaine, in einet Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrablend.

Sonnabend: Jubiläums⸗Vorstellung. Zum 50. M.: „Auf Helgoland“.

An Wochentagen bleibt die Kasse von 2 bis 4 Uhr Nachmittags geschlossen.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Auf mehrfachen Wunsch „Leben und Treiben auf dem Eise.“ Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgoland.“

Verlobt: Frl. Marie Zöckler mit Hrn. Kandidat der Theologie Friedrich Saul (Greifswald

Greven bei Lübz).

Berg⸗Assessor Tschersich mit Frl. Hedwig Hellich (Neu⸗Weißstein) Hr. Prem⸗ Lieut. Gustav von Tungeln mit Frl. Clara von Treitschke (Lüneburg Berlin).

Geboren: Zwei Söhne: Hrn. Pastor Iskraut (Bielefeld). Ein Sohn: Hrn. Gerichts⸗ Assessor Dr. Franz (Kanth). Hrn. Edgar von Knebel⸗Doeberitz (Friedrichsdorf). Hrn. Land⸗ rath Burchhard (Schrimm).

Gestorben: Verw. Fr. Oberförster Anna Elias, geb. Franke (Rauden O.⸗S.). Hr. Seniorzts⸗ besitzer Marimilian vom Berge zu Herrndorf (Berlin) Hr Kreis⸗Physikus, Sanitäts⸗Rath Dr. med. Bernhard Koehler (Marienwerder). Fr. Geh Regierungsrath Eugenie Wittgenstein, geb. Falcke (Leipzig).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

(LObstacle). Schauspiel in 4 Akten von Alphonse

zetlel.

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

tenden Klassen,

du travail in Frankreich,

werden.

zum Deutschen Reichs⸗Anz

261.

Statistik und Volkswirthschaft.

Bureaus für Arbeitsstatistik. Die Sozialgesetzgebung, welche die Lohnarbeiter vor der

zermalmenden Gewalt der „Naturgesetze“ der modernen Volks⸗

wirthschaft schützen will, bedarf theils zu ihrer Ausführung, theils zur Beobachtung der Objekte, auf die sie sich richtet oder richten soll, Spezialorgane. Solche sind die Gewerbe⸗(Fabrik⸗) Inspektoren, die sich auch bei uns eingebürgert haben, die Bureaus für Arbeitsstatistik, die in einer Anzahl auswärtiger Staaten eingerichtet sind, und die Arbeitsämter, die sowohl der statistischen Beobachtung als der Aufsicht dienen sollen, die wohl zuerst ron G. ron Schönberg in seiner 1871 erschienenen Schrift: „Arbeitsämter eine Aufgabe des Deutschen Reichs“ und seitdem auch von anderen Seiten gefordert, aber bisher nirgends ins Leben getreten sind. Wie weit letztere wünschens⸗ werth und überhaupt möglich, bleibe dahingestellt; auch über die zuerst erwähnte Einrichtung, die Gewerbe⸗Inspektion, soll hier nicht gesprochen werden; wir wollen nur die zweit⸗ genannte Art von Spezialorganen, die für die statistische Beobachtung der Arbeiterverhältnisse in verschiedenen Staaten bestehenden Anstalten, skizziren.

Die ältesten und bekanntesten Institute für Arbeitsstatistik sind die in den Staaten der amerikanischen Union seit 1869 das älteste in Massachusets geschaffenen. Sie führen den Namen „bureau of labor-statistics“ oder einen ähnlichen, und es giebt deren jetzt in 21 Einzelstaaten. Zum Theil geht ihr Zweck weiter als auf Sammlung von Statistiken über die Verhältnisse der Lohnarbeiter, und sowohl die Mittel, die ihnen zu Gebote stehen, wie die Art, in der sie ihre Aufgaben erfüllen, sind recht ungleich. Da diese einzelstaatlichen Einrichtungen eine gleichmäßige Ausbreitung über die Union nicht gewinnen und ein Zusammenwirken nicht erzielen konnten, wurde im Jahre 1885 von der Bundesregie⸗ rung in Washington ein Arbeitsbureau für die Vereinigten Staaten gegründet, das im Jahre 1888 zu einer Central⸗ behörde auch dem Range nach, dem Department of Labor, erhoben wurde. Dieses hat nach dem Gesetz vom 13. Juni 1888 die Aufgabe: „unter der Bevölkerung der Vereinigten Staaten nützliche Erkundigungen einzuziehen und zu ver⸗ breiten, die mit der Arbeit, im allgemeinsten und umfassendsten Sinne des Worts, in Zusammenhang stehen, insbesondere aber in deren Beziehung zu Kapital, Arbeitszeit, Verdienst der männlichen und weiblichen Arbeiter und über die Mittel der materiellen, sozialen, geistigen und sittlichen Wohlfahrt der letzteren“. Die Vorstände des Labor⸗Department und der Bureaus der einzelnen Staaten halten Jahreskonferenzen zu gegenseitiger Anregung und Förderung ab.

In England ist im Jahre 1886 ein Labour⸗Bureau als Zweig des Board of Trade (Handelsamts) errichtet worden, und ihm wurden folgende Aufgaben zugewiesen: 1) Darstellung der Arbeitslöhne in den letzten 50 oder 60 Jahren auf Grund von Parlaments⸗Blaubüchern und anderen Quellen, 2) Er⸗ gänzung dieser Statistik durch eine ähnliche fremdländische Lohnstatistik aus den zu Gebote stehenden Materialien, 3) Zu⸗ sammenstellung einer Statistik über die Lebenslage der arbei⸗ en Klassen, 4) weitere genauere Erhebungen über Lohn, Arbeitszeit, Arbeitsgelegenheit und das Verhältniß, in welchem die Arbeiter an den verschiedenen Lohnsätzen partizipiren,

5) Statistik der Preise und der Lebenskosten in⸗ und außer⸗

halb Englands. Eiine eigenthümliche Entwickelung hat in der Schweiz die Organisation der Arbeitsstatistik genommen. Dort ist im Jahre 1887 vom Schweizerischen Arbeiterbunde ein „Arbeiter⸗ Sekretariat“ errichtet worden, für das aus der Kasse der Eidgenossenschaft ein Geldzuschuß geleistet wird und dem gewisse öffentliche Befugnisse beigelegt sind. Als seine Aufgabe ist „die Untersuchung der Arbeiterverhältnisse und die amt⸗ liche Vertretung der Arbeiterinteressen bei Gesetzgebungs⸗ und Verwaltungsfragen“ bezeichnet; es ist also hier schon ein Schritt nach der Richtung eines „Arbeits⸗Amts“ hin gemacht. Die jüngste Einrichtung Gebiete ist das Office Fail as durch das Gesetz vom 21. Juli dieses Jahres ins Leben gerufen ist. Seine Aufgabe

ist folgendermaßen umschrieben: Informationen Betreffs der

Arbeit zu sammeln und zu veröffentlichen, namentlich in Betreff der Lage und Entwicklung der Produktion, der Arbeits⸗ organisation, der Entlohnung der Arbeit, ihrer Beziehung zum Kapital, der Lage der Arbeiter; Vergleichung des Standes der Arbeit in Frankreich und im Auslande; ferner, alle ihm vom Minister für Handel und Gewerbe aufgetragenen, in dieses Gebiet einschlagenden Arbeiten auszufuͤhren. Das Amt hat einen „Service central’ und einen „service extérieur“,

letzteren, um durch Kommissare Erhebungen an Ort und Stelle

zu machen. Neuerdings ist in Italien der Deputirtenkammer von em Abg. Pugliese ein Antrag auf Schaffung eines Bureaus

für Arbeitsstatistik eingereicht worden, in dem auch die For⸗ derung enthalten ist, daß lokale, gemeindliche Unterämter

einzurichten seien, die für das Centralamt die erforderlichen

Daten zu sammeln haben.

In einem folgenden Artikel soll über Ausstattung und Arbeitsmethod der hier genannten Stellen Einiges gesagt

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. In der Zeit vom 1. Janvar bis Ende Oktober 1891 sind bei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsanstalt Berlin 1715 Alters⸗ rentenansprüche erhoben worden. Davon sind anerkannt 1141, abgelehnt 530, auf andere Weise erledigt 20, während 24 unerledigt auf den November übernommen worden sind.

8

Zur Arbeiterbewegung.

b Das sozialdemokratische Centralblatt „Vorwärts“ berichtet weiter über zahlreiche sozialdemokratische Versammlungen in deutschen Städten, die ihre Uebereinstimmung mit den Be⸗ chlüssen des Erfurter Parteitages in Resolutionen aus⸗ edrückt haben. Bemerkenswerth ist aber folgende Mittheilung es Blattes über eine Versammlung deutscher Sozialdemokraten,

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Berlin, Donnerstag, den 5. November

die sich in der Schweiz aufhalten. In Zürich fand am 31. v. M. eine von etwa 150 Personen besuchte öffentliche Versammlung deutscher Sozialisten statt, in der die Vorkommnisse auf dem Erfurter Parteitag besprochen wurden. Nach lebhafter Debatte wurde folgende von dem „Genossen“ Hans Müller eingebrachte Resolution mit 77 Stimmen an⸗ genommen:

In Erwägung, daß das Recht der freien Meinungsäußerung jedem Parteigenossen ohne Unterschied zusteht, in Erwägung, daß der Parteitag die Befugniß nicht hat, Beschlüsse zu fassen welche die Ausübung des Rechts der freien Meinungsäußerung verhindern und gefährden in Erwägung, daß in der Form der Kritik nicht allein von der Opposition, sondern ebenso sehr von den Mitgliedern des Parteivorstandes und der Fraktion gefehlt wurde, in endlicher Er⸗ wägung, daß der Nachweis nicht erbracht wurde, daß die Oppo⸗ sition eine Schädigung der Partei beabsichtigte und aus verwerf⸗ lichen Motiven zu ihrer Kritik und Haltung veranlaßt wurde., erklärt die Versammlung: Die Sozialdemokraten in Zürich wollen das Recht der freien Meinungsäußerung ohne Einschränkung jedem Genossen ge⸗ wahrt wissen und sind daher mit dem Ausschluß der Opposition nicht einverstanden. Sie erklären, daß sie die Ausgeschlossenen wie Aus⸗ geschiedenen, solange sie auf dem Boden der revolutionären Sozial⸗ demokratie stehen, als Genossen betrachten und behandeln wollen. Sie drücken endlich den Wunsch aus, der nächste Parteitag möge den Aus⸗ schließungsbeschluß für ungültig erklären und damit zeigen, daß in der Partei Raum ist für Sozialdemokraten aller Schattirungen.

Aus Essen wird der „Dortm. Ztg.“ berichtet, daß eine am Sonntag abgehaltene Vorstandssitzung des Bergarbeiter⸗ Verbandes „Glückauf“ den Beschluß gesass hat, auf Kosten des Verbandes wieder ein eigenes Organ zu schaffen, das den Mitgliedern gegen Erhöhung des monatlichen Bei⸗ trags von 20 auf 30 kostenfrei zugestellt werden soll. Das Blatt wird in Essen, Bochum oder Dortmund gedruckt und von Herrn Friedr. Becker redigirt werden. An alle Ortsvereine wird die Aufforderung ergehen, binnen vierzehn Tagen Ver⸗ sammlungen abzuhalten, in denen der Vorstandsbeschluß einer Besprechung unterzogen werden soll.

VVon den Berliner Arbeitern der Nahrungsmittelgewerbe, be⸗ sonders von den Bäcker⸗ und Schlächtergesellen wird der „Voss. Ztg.“ zufolge ein engeres Zusammengehen nach Art des Kartells der Bauhandwerker geplant. Eine große öffentliche Ver⸗ sammlung der Schlächter⸗ und Bäckergesellen Berlins, zu der auch die Müller, Brauer, Pfefferküchler und Konditoren eingeladen sind, ist auf nächsten Sonntag einberufen worden. In dieser Ver⸗ sammlung soll nach einem Vortrage des sozialdemokratischen Reichs⸗ tags⸗Abgeordneten Bebel die Frage erörtert werden, wie eine engere Verbindung zwischen den Arbeitern der verwandten Berufe anzubahnen sei.

Die Zahl der im Ausstand befindlichen Glacshandschuh⸗ macher wird im „Vorwärts“ angegeben auf überhaupt 177 Ver⸗ heirathete mit 357 Kindern und 103 ledige Arbeiter; davon entfallen auf Friedrichshagen (bei Berlin) 61 Verheirathete mit 101 Kindern und 2 Ledige, auf Burg 22 Verheirathete mit 35 Kindern und 7 Ledige und auf Osterwieck 94 Verheirathete mit 221 Kindern und 94 Ledige. Die Handschuhmacher in Zeitz haben die Arbeit seit Montag wieder aufgenommen.

Zur Kennzeichnung der weiteren Entwicklung und des

gegenwärtigen Standes der Lohnbewegung unter den deutschen Buchdruckern stellen wir folgende neueren Nach⸗ richten zusammen: In Berlin betrug nach einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ die Zahl der im Ausstande befindlichen Setzer und Drucker gestern etwa 1300, doch waren diese Ausständigen fast insgesammt durch Zu⸗ zügler ersetzt worden. Am 7. d. M. soll der allgemeine Aus⸗ stand eintreten. Bis gestern Mittag soll, nach Angabe der Kommission der Berliner Buchdruckergehülfen, bei 47 Firmen, die zusammen 926 Gehülfen beschäftigen, die Bewilligung der Gehülfen⸗ forderung oder doch eine derartige Einigung erfolgt sein, daß die Gehülfen ihre Kündigung zurücknehmen konnten. Wie der „Vorwärts' mittheilt, haben gestern wieder mehrere Berliner Firmen die Forderungen der Buchdrucker bewilligt, darunter die Hof⸗Buch⸗ druckerei von Möser und die Hof⸗Buchdruckerei von Gebr. Radetzki. In den letzten Tagen sollen über 70 Vereinsmitglieder in Druckereien, welche die Forderungen bewilligt haben, neu eingestellt worden sein. In Dortmund fand am Dienstag eine Buchdruckerver⸗ sammlung statt, in der nach der „Westf Fr. Pr“ mit großer Mehrheit, nach anderen Berichten mit knapper Mehrheit beschlossen wurde, den Arbeitgebern die allgemeinen Gehülfenforderungen zu unterbreiten; wenn eine Einigung nicht stattfindet, soll am nächsten Sonnabend die Kündigung erfolgen

In Halle a. S. sind der „Köln. Ztg.“ zufolge die Forderungen an 40 Gehülfen bewilligt, während 65 Gehülfen ihre Kündigung ein⸗ gereicht haben, 10 Gehülfen haben in Folge der Kündigung eines Prinzipals die Arbeit niedergelegt.

Aus Würzburg erfährt der „Fränk. Kur.“, daß die Aussichten der Gehülfen dort sehr schlecht stehen; vielfach wurde die Kündigung bereits wieder zurückgenommen. Die Prinzipale haben sich dahin geeinigt, keinen bei diesem Anlaß Gehenden in ihre Geschäfte auf⸗ zunehmen. Die Zeitungsdruckereien sind auf alle Fälle gedeckt, dagegen muß der Werk⸗ und Accidenzsatz manche Beschränkung erleiden.

In Wien hat, wie der „Veorwärts“ berichtet, in der Porzellan⸗ malerei⸗Anstalt von Franz Dörfl das gesammte Malerpersonal die Arbeit niedergelegt. Die Wiener Hutmacher und ihre Hülfsarbeiter erklärten in einer Versammlung die Verbesserung ihrer Arbeitsverhält⸗ nisse für dringend nothwendig und beschlossen mit allen Kräften zur geeigneten Zeit für die Verkürzung des Arbeitstages einzutreten.

Aus Budapest wird der „Frkf Ztg.“ telegraphisch berichtet: In Oroshaza wurde ein Komplot entdeckt; der aufgelöste Arbeiterklub beabsichtigte nach dem Muster des Rosenthaler Atten iats ein Verbrechen auszuführen. Der Arbeiter Franz Mari war eigens nach Budapest gercist, wo er verhaftet wurde.

Ueber 20 000 Schuhmacher Londons ist, wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, seit dem ersten November eine Arbeitssperre verhängt worden, als Folge eines Theilausstandes bei zwei Firmen im Ostend Die Meistervereinigung antwortete darauf mit einem Ultimatum, das die Androhung eines allgemeinen Lock-out für den Fall der Nichtwiederaufnahme der Arbeit bis zum 31. Oktober enthielt. Der Fall des Ultimatums ist nun eingetreten. Die am Wear beschäftigten Maschinenbauer begannen, wie wir der Londoner „Allg. Corr.“ entnehmen, am Sonnabend den seit lange drohenden Ausstand. Auch die Ma⸗ schinenbauer von Newcastle und Tyneside legten am Nach⸗ mittag die Arbeit nieder. Die Streitfrage bildet die Bezahlung für Ueberzeit. Es besteht die Hoffnung einer schnellen Beendigung des Ausstandes. Die Ausständigen zählen 30 000 Mann. Der Arbeiter⸗ führer Tom Mann hat nach einer Mittheilung der Korrespondenz einen riesenhaften Plan für den Londoner Hafen, den er auch der Arbeitskommission diese Woche vorlegen will. Der Grafschaftsrath

soll eine Reihe neuer Docks bauen, deren Verwaltung mit Nutzen

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗

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so eingerichtet werden kann, daß die Tonne (2000 Pfd.) Waare 3 d weniger kostet, wie bisher, während die Arbeiter höhere Löhne das ganze Jahr bekommen können. Für die aus diesem Grunde zu ent⸗ lassenden Arbeiter will Mann gleichfalls sorgen Er bhofft, daß sein Plan der richtige ist, um Ordnung unter die 250 Werftbesitzer, die * Getreidespeicherei⸗Eigenthümer und die vier Dockgesellschaften zu ringen.

„Aus Havre wird der Berliner „Volksztg“ berichtet: Die Schieds⸗ männer in der Angelegenheit der Dockarbeiter erkannten in ihrer Berathung an, daß der Direktor Dupont die bei der letzten Arbeits⸗ einstellung eingegangenen Bedingungen ausgeführt habe Diese sind: ¹) Aufrechterhaltung der Klassifizirung unter den alten Bedingungen; 2) Gewährung einer Zulage von zehn Francs monatlich für die Arbeiterklassen; 3) eine Zulage von 15 Fr. monatlich für die Arbeits⸗ aufseber; 4) einen Tagelohn von sechs Francs für die Hülfsarbeiter. Die Schiedsmänner rathen den Arbeitern, die Arbeit wieder auf⸗ zunehmen.

Aus Rom wird der „Voss. Ztg.“ telegraphisch mitgetheilt, daß der Poltzei⸗Präsident die Erlaubniß einer öffentlichen Versammlung der beschäftigungslosen Arbeiter Roms verweigert hat. In Sydney haben der Londoner „Allg. Corr.“ zufolge sämmt⸗ liche Schneidergesellen die Arbeit niedergelegt, um höhere Löhne zu erzwingen. Der Gewerkverein der Näherinnen wird sich ihnen wahrscheinlich anschließen. Es würde dies der erste Frauenstrike in der Kolonie sein.

Die Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter in England.

Der Engländer Sir John Gorst, der Vertreter der britischen Regierung auf dem Berliner Arbeitskongreß, hat neuerdings die Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter studirt. Einem Berichterstatter des „Dailvy Chronicle“ gegenüber erklärte er, daß er in der Lösung der Frage der ländlichen Arbeit den Schlüssel zu dem großen Arbeits⸗ roblem erblicke. Ueber die von ihm vergefundenen ländlichen

üͤstände bemerkt er im Wesentlichen u. A. Folgendes: „Ich babe Erhebungen veranstaltet in den Grafschaften Essex und

uffolk, in Südwales und Somerset, wie auch im Süd⸗ westen Irlands, in West⸗Cork, Kerry und Limerick. Ich habe mich mit Vertretern aus allen Klassen unterhalten, mit Arbeitern und ihren Frauen, mit Geistlichen und, wenn immer es angängig war, auch mit den Gutsherren, und ein sehr schätzbares Material als Re⸗ sultat meiner Mühe erhalten. Man begegnet vielfach der Ansicht, daß der Verstand des englischen landwirthschaftlichen Arbeiters beschränkt ist. Das ist nicht wahr. Der englische landwirthschaftliche Arbeiter kann langsam sein er ist jedoch aufgeweckt und weiß genau, was er will. . Eine Untersuchung, welche die Lösung der landwirthschaftlichen Frage zum Zweck hat, sollte zunächst feststellen, welchen Lohn der Landarbeiter verdient und wie groß seine sonstigen Einnahmen sind. Die meisten von ihnen verdienen, wenn nicht viel, so doch immerhin eine Kleinigkeit nebenbei . . . Wir sollten ferner ermitteln, wie lange sie arbeiten, wie sie ihren Verdienst wieder ausgeben und aus welchen Gründen sie in die Städte kommen. ... Ueberall unter den Landarbeitern wird der Schrei nach eigenem Grund und Boden laut. Haben sie nur ein eigenes Stück Land, so glauben sie, sehr gut fertig zu werden. Meine Ansicht ist, daß die Arbeiter nicht mit einem Mal, sondern nach und nach in den Besitz einer Kleinstelle kommen sollten. Um mit drei Morgen Landes und einer Kuh anzufangen, braucht man Geld und Kenntnisse, die der Arbeiter häufig nicht besitzt. Man gebe ihm zum Anfang, während er noch seinen regelmäßigen Lohn bezieht, einen halben Morgen, dann einen ganzen und mehr im Verhältniß zu seinem steigenden Wohlstand.. Auch die Langeweile des Land⸗ lebens treibt viele Arbeiter nach den Städten, und es wäre wünschens⸗ werth, daß die Geistlichkeit und die besser situirten Klassen etwas thäten, um diese Langeweile aus der Welt zu schaffen. In dieser Hinsicht haben die Concerte und Unterbaltungen der Primrose Liga bereits sehr viel Gutes gestiftet. ... Die von Mr. Chamberlain geplante Altersversicherung ist in einzelnen Theilen des Landes bereits verwirklicht. Mir ist in Esser in einem kleinen Flecken von nur 800 Bewohnern ein Klub bekannt, der 60 Mitglieder zählt und diesen im Krankheitsfall im ersten Jahr wöchentlich 10 Schilling und in den folgenden Jahren 5 Schilling Krankengelder zahlt. Nach dem fünfundsechzigsten Jahre empfängt jedes Mitglied seine Pension, neben der noch eine gewisse Summe für Begräbhnißkosten vorgesehen

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ist. .. Wie in England ein Schrei, so existirt in Irland ein Hunger nach Land. Die Armuth, die ich im Südwesten Irlands gesehen babe, ist einfach entsetzlich und eine Schande für die Civilisation. Wir befinden uns in einem Zustande, der mit Revolution endigen muß, wenn nichts inzwischen dazegen geschieht“. Gorst bemerkt, daß er hinsichtlich der Arbeiterfrage ganz auf dem konser-⸗ vativen Standpunkte stehe, und schließt mit der Frage: „Will die konservative Politik nicht dieser Revolution vorbeugen?“ 1.“ Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ “.““ 2 .

Maßregeln

Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse während des Monats September 1891.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind im Monat September cr. von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22,2, in Breslau 33,3, in Königsberg 25,2, in Köln 32,7, in Kassel 14,1, in Magde⸗ burg 27,8, in Stettin 30,1, in Altona 23,1, in Hannover 19,0, in Frankfurt a. M. 18,1, in Wiesbaden 20,8, in München 29,1, in Nürnberg 24,1, in Augsburg 32,7, in Dresden 19,8, in Leipzig 26,0, in Stuttgart 15,5, in Karlsruhe 23,2, in Braunschweig 22,2, in Hamburg 24,6, in Metz 15,8, in Straßburg 24,9, in Amsterdam 20,5, in Brüssel 19,2, in Budapest 25,6, in Christiania 15,6, in Dublin 23,0, in Edinburg 16,2, in Glasgow 19,8, in Kopenhagen 17,5, in Krakau 29,1, in Liverpool 22,9, in London 15,7, in Lyon 19,3, in Odessa 24,8, in Paris 19,0, in St. Petersburg —, in Prag 22,3, in Rom (August) 18,7, in Stockholm 16,2, in Triest 31,7, in Turin (August) 16,4, in Venedig —, in Warschau 27,4, in Wien 21,0.

(Für die außerdeutschen Städte ist der Zeitraum von fünf Wochen,

vom 30. August bis 3. Oktober, zusammengefaßt worden)

Der Gesundheitsstand sowohl wie die Sterblichkeit im Monat September zeigten in der überwiegenden Mehrzahl der größeren deut⸗ schen Orte dem vorhergegangenen Monat August ähnliche Verhältnisse, während in den außerdeutschen Städten die Sterblichkeit fast all⸗ gemein eine kleinere geworden ist. Die Zahl der deutschen Orte mit sehr geringer Sterblichkeit (bis 15,0 pro Mille und Jahr), die im Vormonat 14 betrug, stieg auf 15 und zwar waren diese Orte: Eschweiler, Glogau, Iserlohn, Kassel, Merscheid⸗Ohligs, Neunkirchen, Paderborn, Ratibor, Remscheid, Soest, Wesel, Wilhelmshaven. Rostock, Eisenach und Bremerhaven. Aber auch die Zahl der deutschen Orte mit hoher Sterblichkeit (über 35,0 pro Mille und Jahr) hat zugenommen und stieg von 12 im Vormonat auf 15 und zwar in: Lichtenberg, Weißensee und Rixdorf (bei Berlin), Burg, Eisleben, Eberswalde, Hirschberg, Königshütte, Langenbielau, Quedlinburg, Stendal, Weißenfels, Alten⸗ burg, Bernburg und Werdau, und erreichte die Sterblichkeit ihr Maximum mit 47,4 (Rixdorf). Eine günstige Sterblichkeit (bis 20,0 pro Mille und Jahr) melden von den deutschen Orten 59 Orte (im