in Deutschland anzubahnen und zunächst Vorschläge und Kostenver⸗
zember vorigen Jahres in Heidelberg abgehalten worden ist, und auf
wort geben auf die entscheidenden Fragen über die Anlagezeit der einzelnen Banulichkeiten, der Baustein vom Neckar Licht geben über den an der Altmühl und von der Lahn. Nur so werden Steine und Erddämme zu redenden Zeugen einer wichtigen Ver⸗ gangenheit werden. 1 1“ Um eine solche einheitliche und planmäßige Erforschung des Limes
anschlagungen zu diesem Zweck aufstellen zu lassen, haben die fünf be⸗ theiligten Regierungen von Preußen, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen Delegirte zu einer Konferenz berufen, die am 28. De⸗
der auch die beiden Akademien von Berlin und München bertreten waren. In der Versammlung berrschte sowohl über die Ziele als über die Wege völlige Uebereinstimmung, selten haben sich wohl Theoretiker und Praktiker, Civilisten und Militärs über eine große nd schwierige Aufgabe in so kurzer Zeit und in gleicher Harmonie im Ganzen wie im Einzelnen geeinigt. Die Beschlüsse dieser Konferenz sind nebst den speziellen Aufstellungen über die in jedem der fünf
Staaten ausgeführten und noch auszuführenden Arbeiten in einer be⸗ onderen Druckschrift zusammengestellt.
Nach der einmüthigen Ansicht dieser Konferenz sind als Ziele
des Unternehmens zu betrachten:
b 1) Feststellung des Laufes der Grenzsperre, genaue Untersuchung er zum Limes gehörigen Baulichkeiten, namentlich auch der Kastelle, eren Anzahl vorläufig rund auf sechzig angeschlagen werden kann;
Nachweisung der mit dem Limes zusammenhängenden Straßennetze;
2) Aufnahme und Kartographirung der Limes⸗Linien und Straßen; owie Herstellung von Grundrissen der Einzelbauten;
3) Abzeichnung und theilweise auch Abformung der wichtigeren Fundstücke; 8
4) Sorge für Erhaltung der Baureste und Fundstücke, sei es, aß sie an Ort und Stelle bleiben oder einem Museum einverleibt erden;
5) Veröffentlichungen über den gesammten Limes, wobei sowohl die einzelnen Strecken eingehend zu beschreiben sind als auch, nach Abschluß der Arbeiten, in einem allgemeinen Theil der militärische oder administrative Zweck der ganzen Anlage oder deren Geschichte oweit möglich darzulegen ist. Die Publikationen sind mit den er⸗ orderlichen Karten, Plänen, Profilen und Abbildungen auszustatten.
Der Plan für die Organisation und Durchführung dieser Limes⸗Erforschung, den die Konferenz aufgestellt hat, besteht im Wesentlichen darin, daß zur Oberleitung des Unternehmens eine Kommission aus mindestens sieben Mitgliedern, die ihre Geschäfte als Ehrenamt führen und nur die Reiseauslagen ersetzt bekommen, gebildet werden soll. In diese Kommission ernennt jede der fünf be⸗
ktheiligten Regierungen ein oder nach ihrem Ermessen mehrere Mit⸗ glieder, ferner die Akademien von Berlin und München je ein Mit⸗
glied. Die Geschäftsordnung der Kommission wird nach den von ihr aufzustellenden Vorschlägen durch den Reichskanzler festgestellt. Zur unmittelbaren Leitung der Arbeiten werden zwei Dirigenten, ein
Archäologe oder Architekt und ein Militär, unter Bewilligung einer noch zu fixirenden jährlichen Remuneration für die auf fünf Jahre
berechnete Dauer der Arbeiten zu berufen sein. Für die Aus⸗
führung der Arbeiten im Einzelrnen ist das Limesgebiet in eine Anzahl von Strecken zu theilen, für deren Erforschung je ein ehrenamtlicher Streckenkommissar bestellt wird. Da von der ganzen Ausdehnung des Limes auf Bagyern 180, auf Württemberg 354, auf Baden 68, auf Hessen 137 und auf Preußen 142 km entfallen, werden die Strecken unter die einzelnen
Staaten approximativ sich in diesem Verhältniß vertheilen. Die Ver⸗ öffentlichung der Ergebnisse soll für die einzelnen Strecken successive und baldmöglich nach dem Abschluß der diese Strecken betreffenden Erhebungen erfolgen.
Als Sitz der Kommission ist Heidelberg in Aussicht genommen. Die beiden Direktoren soll die Reichsbehörde ernennen, desgleichen die Streckenkommissare. Von Jahr zu Jahr ist der Arbeitsplan auf Vorschlag der Direktion durch die Kommission festzustellen. Der den
der gesammten Anlage und deren Entstehungsgeschichte behan⸗ selbstverständlich erst nach Abschluß sämmtlicher
Einzelpublikationen in Angriff genommen werden. Ueber den Fort⸗
gang der Arbeiten und der Publikationen soll jedes Jahr Bericht er⸗ stattet werden
Die Kosten sind von der Konferenz, ausschließlich der für die Remuneration der Dirigenten und für die Drucklegung erforderlichen Summe, dagegen einschließlich 20 000 ℳ für unvorhergesehene Aus⸗
gaben, auf 130 000 ℳ angeschlagen worden. Indeß bedingt, wie die
Konferenz zugleich hervorgehoben hat, die Natur einer auf Ermitte⸗ lung unvollkommen bekannter Baulichkeiten gerichteten Arbeit mit
it, daß der Kostenanschlag in dieser Angelegenheit noch größerer Unsicherheit unterliegt, als dies von allen derartigen Vor⸗ lagen gilt. Mit Rücksicht darauf, sowie auf die in jene Ver⸗ anschlagung nicht eingeschlossenen Aufwendungen für Gehalte und Drucklegung, erscheint es empfehlenswerth, die Gesammtkosten auf 200 000 ℳ anzuschlagen, mithin für die zur Durchführung des Unter⸗ nehmens in Aussicht genommenen fünf Jahre jährlich 40 000 ℳ in den Reichshaushalts⸗Etat einzustellen. 1
Der Limes ist das älteste große historische Bauwerk, das
Deutschland besitzt, seine Aufklärung ebenso folgenschwer für die
Geschichte des Römerreichs, das nicht bloß an seiner germanischen Grenze sich nach diesem System geschützt hat, wie für die Urgeschichte
unseres Vaterlandes. Das geeinigte Deutschland wird jetzt nachzuholen haben, was bei der Ungunst früherer Zeiten unterblieben ist. Es darf aber nicht vergessen werden, daß von den noch erhaltenen Zeugen dieser fernen Vergangenheit jeder Tag weiteres abbröckelt; was geschehen soll, muß bald geschehen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. Bei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗Anstalt Hannover ist im Monat Oktober die Zahl der bewilligten Altersrenten von 7356 auf 7679 im Betrage von 989 246 ℳ gestiegen. Die unerledigten Anträge sanken von 266 am 1. Oktober bis auf 164 am 1. November. Die Einnahme der Anstalt für von den Postanstalten verkaufte Bei⸗ tragsmarken betrug bis zum 30. September 2 694 213 ℳ — Von den Berufungen gegen die Bewilligung der Altersrente ablehnende Bescheide des Vorstandes wurden zu Gunsten der Anstalt 237, des Gegners 235 in erster Instanz entschieden. Von ersteren sind 22, von letzteren 46 an die Revisionsinstanz (das Reichs⸗Versicherungsamt) gelangt. 8
Für das Trunksuchtsgesetz. “
Der Vorstand des sächsischen Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat, wie uns aus Dresden mitgetheilt wird, in seiner letzten Sitzung eine Eingabe über das Trunksuchtsgesetz an den Bundesrath beschlossen. Er beruft sich darauf, daß er seit Jahren die Mittheilungen seiner Mitglieder und anderer Sachverständigen über die Verbreitung und Ursachen des Trunks in Sachsen ge⸗ sammelt und verarbeitet, auch über die Ansichten in Betreff der Hebung des Uebels wiederholte Befragungen veranstaltet habe. Die Ergebnisse sind zum Theil in den Schriften über den BBranntwein in Fabriken“ von V. Böhmert und über den „Trunk auf dem Lande“ von E. von Graisowsky veröffentlicht, zum
Gesetzes betont, gegen die Trunksucht müsse man einzeln und in frei⸗ willigen Vereinigungen ankämpfen; dagegen ist gewiß bemerkenswerth, daß Diejenigen, die seit Jahren nach dieser Erkenntniß handeln, auch die staatliche Hülfe bei ihrer Arbeit für nöthig erklären.
Wohlthätigkeit. Auf Veranlassung des General⸗Direktors Gregor der Aktien⸗ Gesellschaft „Schlesische Leinen⸗Industrie“ in Freiburg wurden kürzlich eine Anzahl Arbeiter und Arbeiterinnen, die seit fünfundzwanzig und mehr Jahren in den Etablissements beschäftigt sind, ausgezeichnet. 34 Arbeiter erbielten je eine silberne Remontoir⸗ uhr und über 20 Arbeiterinnen ein Kreuz von Gold. 8— Auf Anregung des verdienstvollen Leiters der Breslauer Stadt⸗ mission, jetzigen Konsistorial⸗Raths Schubart, erklärten sich in diesem Jahre 14 Herrschaften bereit, armen und leidenden Frauen und Mädchen auf ihren Besitzungen Wohnung und Beköstigung zu ge⸗ währen. Es konnte sonach 23 Nähterinnen ein mehtwöchiger Erholungsaufenthalt auf dem Lande gewährt werden. Ferner erbielten vier Personen Beihülfen zu Badekuren, und außerdem wurde fünf Personen der Gebrauch einer Milchkur gewährt.
Zur Arbeiterbewegung. .
Ueber die Lage der Lohnbewegung unter den deutschen Buchdruckern läßt sich Entscheidendes noch nicht berichten, da die vorliegenden Nachrichten sich theilweise widersprechen. Aus Leipzig wird z. B. berichtet, daß der so lärmend ins Werk gesetzte Ausstand der Setzer und Buchdrucker im Sande zu verlaufen beginne, und in einer großen Gehülfenversamm⸗ lung, die gestern in Berlin stattgefunden hat, wurde der Stand der Bewegung als ein für die Arbeitnehmer sehr er⸗ freulicher hingestellt. Ueber diese Versammlung wird im „Vorwärts“ berichtet: Die Versammlung war von 4000 Personen, Buchdruckern, Hülfs⸗ arbeitern und Hülfsarbeiterinnen besucht Den Bericht über die Aus⸗ führung des Kündigungsbeschlusses erstattete Herr Besteck; er kon⸗ statirte, daß dem Beschluß in glänzender Weise nachgekommen worden sei. 933 Buchdrucker, 166 Hülfsarbeiterinnen und 42 Hülfsarbeiter haben ihr kündigungsloses Arbeitsverhältniß gelöst. Bewilligt sind in 53 Druckereien die Forderungen 913 Kollegen. Eine Reso-⸗ lution zu fassen, hielt Referent für überflüssig, da die Arbeits⸗ verhältnisse soweit gekündigt seien, daß am 7. d. M. Jeder geben könne, bis die „Lohnherren“ wieder rufen. Herr Döblin beleuchtete ebenfalls in längeren Ausführungen die Bewegung in ihren Einzel⸗ heiten und konstatirte, daß sie besonders in der Provinz bereits die besten Früchte gezeitigt, und daß der Verein über 1000 neue Mit⸗ glieder gewonnen habe. Die Situation in Deutschland sei die günstigste. 1ä Als Ersatz für ausständige Buchdruckergehülfen sollen vor⸗ gestern Abend 30 Setzer aus Wien hier in Berlin eingetroffen sein; trotzdem macht sich aber der Ausstand auch schon im Zeitungswesen bemerklich. Die „Post“ und die „Germania“ konnten ihre letzten Nummern nicht im gewöhnlichen Umfang erscheinen lassen und bitten ihre Leser um Nachsicht. Aus anderen deutschen Städten liegen folgende Mittheilungen vor: Aus Hamburg wird der „Wes. Ztg.“ geschrieben: In den Kreisen der hiesigen Buchdruckergehülfen hat der in einer Ver⸗ sammlung des Gehülfenvereins am Dienstag gefaßte Beschluß, daß der Minimalbeitrag zur Strikekasse 3 ℳ und der Höchstbetrag vor⸗ läufig 5 ℳ 25 ₰ wöchentlich betragen soll, große Unzufriedenheit unter den seßhaft gebliebenen Setzern hervorgerufen. Von mehreren Seiten wird die Zahlung eines so hohen Betrages abgelehnt werden, man will es auf eine Ausschließuung aus dem Verein ankommen lassen. Namentlich weigert sich das ebenfalls herangezogene Maschinen⸗ personal in den Buchdruckereien, beizusteuern, da es überall an dem Setzerstrike nicht betheiligt ist. In Danzig haben die Buchdruckereibesitzer, wie der Berliner „Volksztg.“ berichtet wird, den Setzern theilweise nachgegeben. In Leipzig wurde in einer von etwa 1500 Personen besuchten Versammlung der Buchdruckergehülfen, die vorgestern ab⸗ gehalten wurde, der Stand der Bewegung als günstig für die Gehülfen bezeichnet; die Zahl, der Gehülfen, denen die Forderungen in Deutschland bewilligt worden wären, wurde auf 4000 beziffert. In Leipzig haben am vorigen Freitag die mit Stägiger Kündigungsfrist angestellten Gehülfen und Arbeiterinnen (590 Setzer, 114 Drucker und 210 Arbeiterinnen) die Arbeit nieder⸗ gelegt. Am nächsten Freitag werden die mit vierzehntägiger Kün⸗ digung arbeitenden Gehülfen und Arbeiterinnen sowie 131 Gehülfen und 66 Arbeiterinnen aus den Schriftgießereien sich dem Ausstande anschließen. Die Strike⸗Unterstützung wurde für die ersten Wochen auf 20 ℳ für Verheirathete, auf 18 ℳ fürz Unverheirathete fest⸗ gesetzt, die Tarifsteuer für diejenigen Gehülfen, denen die Forderungen bewilligt worden, von 50 ₰ auf 3 ℳ 50 ₰ erhöht Von den zu den alten Bedingungen weiter arbeitenden Gehülfen soll eine Tarif⸗ steuer nicht mehr angenommen werden. Ferner wurde beschlossen, die als Lokalzuschlag geforderte prozentuale Erhöhung des „gewissen Geldes“ als eine an alle Gehülfen in gleicher Höhe zu bezahlende Theuerungszulage zu betrachten und sie ohne Rücksicht auf die Höhe des Lohnes für die Druckereien, in denen die Forderungen schon jetzt bewilligt worden sind, auf 3 ℳ 25 ₰ wöchentlich festzusetzen, sodaß der Mindestlohn für die im gewissen Gelde (Wochenlohn) stehenden Gehülfen 27 ℳ 35 ₰ betragen würde. — Als eine Anmaßung der Gehülfen bezeichnet die „Lpz. Ztg.“ den nächsten Beschluß, nach dem den Prinzipalen, die die Forderungen bewilligt hatten, verboten wurde, den Arbeitsnachweis der Arbeitgeber zu benutzen. 1
In Iserlohn fand am Sonntag der erste deutsche Nadel⸗ arbeiterkongreß statt. Vertreten waren der „Köln. Ztg.“ zu⸗ folge Aachen und Iserlohn; Zuschriften waren aus anderen Städten eingegangen. Die von mehreren Rednern empfohlene Gründung eines Nadelarbeiter⸗Verbandes wurde von den Aachener Vertretern als nicht mehr zeitgemäß bekämpft; es wurde vielmehr der Anschluß an den Deutschen Metallarbeiter⸗Verband empfohlen. Die Versammlung beschloß, den „Kongreß“ auf unbestimmte Zeit zu vertagen, was dem Fallenlassen der geplanten Vereinigung der deutschen Nadelarbeiter gleichkommt. “ .
Hier in Berlin hat der „Fensterstrike“ der, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, am 19. Oktober von den Töpfergesellen und Stuckateurgehülfen gemeinsam begonnen wurde, für die Ar⸗ beiter einen befriedigenden Verlauf genommen; die Bauherren haben den Forderungen der Arbeiter nachgegeben. Der Ausstand ist vor⸗ gestern von einer öffentlichen Töpferversammlung für beendet er⸗ klärt worden Bezüglich der offenen Kokskörbe beschloß die Versamm⸗ lung eine Resolution dahin, daß mit allen Kräften dahin zu wirken sei, ein Verbot des die Gesundheit der Arbeiter schwer schädigenden offenen Koksfeuers von Seiten der Polizei zu erwirken.
Wie der Berliner „Volksztg.“ aus Hapre berichtet wird, vahmen die Dockarbeiter die Entscheidung des Schiedsgerichts an; Mes⸗ gard, der Führer des Ausstandes, legte sein Amt nieder.
Handel und Gewerbe.
Fondsbörse, Geld⸗ und Kapitalsmarkt. Berlin, 4. November. Unter der Einwirkung der Er⸗ weiterung des russischen Ausfuhrverbots in Verbindung mit
Theil werden sie demnächst noch zusammengestellt. Aus den Er⸗ ahrungen des Vereins, der gegen 2000 Mitglieder in allen Theilen Sachsens zählt, hat der Vorstand die Ueberzeugung gewonnen, daß die privaten Bemühungen zur Einschränkung der Trunkneigung allerdings erfolgreich und unentbehrlich seien, daß sie aber nicht aus⸗ reichen. An gewissen Punkten müsse die stärkere Hand der staatlichen Bekhörden eingreifen, und der vorliegende Entwurf eines Trunksuchts⸗
ggesetzes sei eine geeignete Grundlage zur endgültigen Fassung eines
segensreichen Gesetzes. Bekanntlich wird von vielen Gegnern des
der als ungünstig betrachteten finanziellen Lage der Pariser Börse und auf Grund von mancherlei kritischen Einzel⸗ erscheinungen auf dem Gebiet des lokalen Börsenverkehrs hat sich die Tendenz an der Berliner Börse in den letzten Tagen in eine entschieden matte umgewandelt. Die allgemeine Lage der heimischen Industrie und des Handels kann für diese
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vollzogen hat; auch die Lage des Geldmarktes, die für die Tendenzbewegung von wesentlichem Einfluß ist, zeigt keine beunruhigenden Merkmale, sodaß es nur von Außen in den Verkehr getragene Beweggründe und plötzlich entstandene, in ihrer Wirkung schnell vorübergehende Erscheinungen, wie in ersterer Beziehung das erwähnte neue Ausfuhrverbot und in letzterer Beziehung die Insolvenz eines geachteten älteren Berliner Bankhauses, sind, die ausschlaggebend für das Vor⸗ gehen der Contremine wurden. Wenn es an solchen kräftigen Antrieben in den Tagesmeldungen mangelte, bewegte sich das Geschäft, wie schon seit längerer Zeit, in sehr be⸗ scheidenen Grenzen, da die Theilnahme des Privat⸗ kapitals an den Unternehmungen der Börse sich fort⸗ gesetzt zu verringern scheint. Diesem Umstande ist auch das leichte Gelingen der Vorstöße der Contremine zu⸗ zuschreiben, da die spekulativen Gegenkontrahenten sich sichtbar in der Minderzahl befinden; aber es bedarf auch nur eines unter normalen Umständen unbedeutenden Anstoßes in günstigem Sinne, um die früheren Verkäufer zur Deckung zu veranlassen; hieraus resultiren dann die fast täglich großen Coursschwankungen der dem Terminhandel unterliegenden Papiere während der Dauer einer Börsenversammlung.
Es ist schon früher hier darauf hingewiesen worden, daß das Zeitgeschäft, das für den Getreidehandel in einem Lande, welches mehr Getreide verbraucht, als es produzirt, vielleicht von maßgebender Bedeutung sein darf,gegenwärtig auch der Fondsbörse ihren Charakter aufprägt, und daß in anderen Zeitläufen, wenn das Privatkapital nur einigermaßen lebhaft in das Börsengeschäft eingreift, der dann vielleicht auch verhältniß⸗ mäßig umfangreichere Terminhandel von dem Kassamarkt seine Anregungen empfängt und deshalb gesunder erscheint. Das sogenannte reine Spekulationsgeschäft im Allgemeinen und das Arbitragegeschäft macht seit längerer Zeit den wesentlichen In⸗ halt des gesammten Börsengeschäfts aus, und es ist bemerkens⸗ werth, daß gerade diese eigenthümlichen Handelsformen, deren be⸗ grifflich⸗wirthschaftliche Grundlage die räumliche und zeitliche Trennung der verschiedenen Handelsplätze bildet, um so stärkere Bedeutung gewonnen haben, je mehr durch die Verbesserung der Verkehrsmittel und die Beeilung des Gedankenaustausches die Trennung von Ort und Zeit ver⸗ ringert und ausgeglichen ist. Eine bedauernswerthe Neben⸗ erscheinung bleibt dabei aber jener Theil des Zeitgeschäfts, der mit „reiner Differenzhandel“ zutreffend bezeichnet wird und es hauptsächlich verschuldet, wenn die sogenannte „Position“ der Spekulation zuweilen zu Preisbewegungen führt, die im Gegensatz zur Wohlfahrt stehen. 9 Die Coursherabsetzungen, die sich während der letzten Tage an der Fondsbörse ergeben haben, sind fast auf allen Gebieten bedeutend, aber auch schon in der ganzen zweiten Hälfte des vorigen Monats war ein langsamer Preisrückgang für alle Arten von Werthpapieren zu beobachten: nur die inländischen Anlagewerthe, deren Rente unzweifelhaft sicher ist, an ihrer Spitze also Reichs⸗ und preußische Staatsanleihen zeigen seit längerer Zeit eine günstigere Tendenz und gaben von ihrem höchsten Stand nur unbedeutend nach. Man notirte nämlich
in Berlin:
15. Okt. 22. Okt. 31. Okt. 3.Nov. 4 % Reichsanleihe . 105,50 105,60 105,40 105,40 3 ½ % Reichsanleihe 98,00 97,9 97,30 97,50 4 % Preuß. Konsols 105,40 105,40 105,10 105,10 3 % Preuß. Konsols 84,10 84,20 84,00 84,00 Bedeutender waren schon die Rückgänge, die durch⸗ schnittlich fast alle ausländischen Anleihen und Renten er⸗ fuhren. In erster Linie waren die russischen Werthe stark angeboten und weichend, wohl in Folge der weniger günstigen Beurtheilung, welche die gesammte wirthschaftliche und finanzielle Lage des russischen Reichs erfuhr, und die in weiteren Rückgängen der russischen Valuta Ausdruck fand, dann aber auch im Besonderen wegen der Coursbewegung der neuen 3 prozentigen russischen Anleihe in Paris, die trotz der gemeldeten vielfachen Ueberzeichnung bei der Subscription — mehrere Prozent unter dem Sub⸗ scriptionscours gehandelt wurde und noch gehandelt wird. Auffällig ist auch der stärkere Rückgang, den die italienischen Papiere erfuhren, während im Uebrigen die allgemeine Stimmung der Börse für die Minderbewerthung der fremden Anleihen hauptsächlich maßgebend war. Man notirte in
Berlin: ult. Sept. 15. Okt. 31. Okt. 3. Nov. Russ. 4 proz Anleihe 8 von 1880 97,10 95,60 93,80 93,75 (2. Nov.) Russ. III. Orient⸗Anl. 68,40 66,70 62,50 61, “ Russ. Noten. .214,00 213,70 208,15 205,60 Ital. 5proz. Rente 89,50 89,50 87,90 87,70 Ungar. 4 proz. Gold⸗ 3899,10 990,0 Bei den Eisenbahnaktien sind die Ernteergebnisse dieses Jahres für die Preisbildung von entscheidendem Einfluß ge⸗ blieben, wenn auch für einzelne Papiere besondere Gründe auf die Bewegung eingewirkt haben, wie bei der Oesterreichi⸗ schen Südbahn und der Schweizerischen Centralbahn Hemm⸗ nisse, die sich in Bezug auf den Uebergang der Unter⸗ nehmungen in Staatsbesitz herausstellten; für den Werth der preußischen östlichen Privatbahnen sppielen die russischen Ausfuhrtransporte eine so wesentliche Rolle, daß die Ausfuhr⸗ verbote sehr bedeutende Courseinbußen veranlaßten. Wir führen hier folgende Notirungen der wichtigsten Papiere an: ult. Sept. Mitte Okt. ult. Okt. 3. Nov. Marienburg⸗Mlawka 56,40 54,10 52,80 47,50 Ostpreußische Südbahn 75,75 74,10 b 68,75 Oesterr.⸗ungar. Staats⸗ böböe“ 120,25 Oesterr. Südbahn. 46,60 45,90 39,70 Elbethalbahn. 93,10 93,5 90,50 Russ. Südwestbahhn 75,10 72,40 5 66,50 Warschau⸗Wien. 211,60 215,50 201,25 Gotthardbahn . . . 128,70 130,00 130,90 Schweiz. Centralbahn . 151,80 148,60 147,75 Ital. Mittelmeerbahn. 90,50 91,80 88,80 Beankaktien leiden in ihrem Werthstande unter der ver⸗ änderten Konjunktur in Handel und Industrie, unter dem anzunehmenden verringerten Kommissionsgeschäft und dem völligen Mangel an neuen Emissionen von Werthpapieren, die sonst große Gewinne zu bringen pflegten. Auf dem Gebiete der eigentlichen Industriepapiere liegt das Geschäft ganz still, und die Coursveränderungen sind im Allgemeinen unbedeutend; nur in den Montanwerthen vollziehen sich größere Bewegungen, die in längeren Zeitabschnitten fast überall weitere Preisrückgänge erkennen
*
Wendung nicht als Ursache angeführt werden, da sich hier keine
erkennbare Aenderung, am Wenigsten in schlimmem Sinne,
lassen. Maßgebend ist für Kohlenbergwerksaktien die Mei⸗
kohle 8,50 — 9,50, Gruskohle 7 — 8,50. — 2) Fettkohlen: Förderkohle
12,00, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam —,—, 4) Nassauischer
preise: 1) Gewöhnl. Bleche 150 — 155, 2) Kesselbleche 175, 3) Fein⸗
do. Siegener 48— 49, do. nassauische —, 3) Luxemburger Puddeleisen
Roheisen Nr. III loco Ruhrort 59,50, 11) do. Bessemereisen loco Ver⸗
nung, daß sich die hohen Preise dieses für die gesammte Industrie unentbehrlichen Brennstoffs nicht mehr 63ö2—8. behaupten lassen, während auf Eisenbergwerks⸗ und Hütten⸗ Aktien der Umstand drückend wirkt, daß ein geschäftlicher Aufschwung immer noch vergeblich erwartet wird. Wir führen auch hier einige kennzeichnende Course an:
3 15. Okt. 22. Okt. 31. Okt. 3. Nov. Disconto⸗Commandit⸗Anth. 174,50 174 60 171,00 171 00 Aktien der Deutschen Bank 148,25 148 50 145,25 146,25 Hibernia Bergwerks⸗Aktien 151,00 148,20 142,70 142,00 Laurahütte⸗Aktien. 118,20 117,50 114,70 107,25
Der lokale Geldmarkt hat sich weiter günstig entwickelt und läßt unausgesetzt eine erfreuliche Flüssigkeit erkennen. Die Ultimoregulirung des letzten Monats hat sich unter diesen Umständen wieder leicht vollzogen, da Geld billig angeboten blieb. Dieser Lage des offenen Marktes entsprechen auch die Veränderungen, die sich während der beiden letzten Wochen in dem Status unserer Reichsbank ergeben haben, und die sich dadurch charakterisiren, daß, während die Bank von England am 29. Oktober ihre Discontrate um 1 Proz. auf 4 Proz. erhöhen mußte, die Erwägungen der Reichsbankverwaltung sich in dieser Richtung überhaupt nicht bewegten und vielmehr, eine Herabsetzung des Disconts in s8 Auge fassend, zu dem Resulte gelangten, daß diese nach Maßgabe der zu erwartenden Entwickelung auf dem inter⸗ nationalen Geldmarkt sich nicht empfehle (vgl. Nr. 256 d. Bl.). Der Ausweis von Ende Oktober bietet keine ungewöhn⸗ lichen Erscheinungen und beweist die unverändert wider⸗ standsfähige Position des Instituts. Durch Zunahme der Anlagen und Abnahme der Giroguthaben wurden der Bank rot. 32 776 000 ℳ entzogen, denen gegen⸗ über sich der gesammte Kassenbestand einschl. der fremden Noten um 3 939 000 ℳ, der Metallbestand im Besonderen sich um 2 995 000 ℳ vermindert, der Notenumlauf um 32 640 000 ℳ vermehrt hat. Im vorigen Jabre ergab sich in der letzten Oktoberwoche ausnahmsweise ein verringerter Wechselbestand, aber dafür trat eine stärkere Zurückziehung der Giroguthaben ein, während die früheren Jahre in dieser Beziehung den diesjährigen gleichartige Veränderungen zeigen.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks n .“ und in Oberschlesien. z. An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 10 129, nich . zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 4. d. M. gestellt 401 ich rechtzeitig gestellt keine Wagen. ö“
— Ueber den Inhaber der Firma Hirschfeld u. Wolff i Berlin, den Banquier Anton Wolff, ist gestern von 82 König⸗ lichen Amtsgericht Berlin I das Konkursverfahren eröffnet worden
der Banquier Wolff nahm hier viele Vertrauensstellungen ein und hat, wie berichtet wird, das in ihn gesetzte geschäftliche Vertrauen schmäblich getäuscht, da, wie die Blätter melden, die Depots in großem Umfange angegriffen sein sollen. Man schätzt die vorhandenen Aktiva der Firma auf etwa 3 ½ Millionen, die Passiva auf ungefähr 8 Millionen Mark. Außer der Privatkundschaft, die zum großen Theil den besten Gesell⸗ schaftskreisen angehörte, werden auch viele Aktiengesellschaften durch die Insolvenz geschädigt; vorläufig hört man in dieser Beziehung von der Brauereigesellschaft Friedrichshöhe, vormals Patzenhofer, und von der Weißbierbrauereigesellschaft vormals Landre Ueber eine Auf⸗ “ der ersteren Gesellschaft wird weiter unten be⸗ richtet.
— Vom Berliner Pfandbrief⸗Institu is 23. Okiober d. J. 16 732 800 ℳ, 34 00 ge, 21 281 100 a0 si, be 45 384 000 ℳ 4 ½ % ige und 9 672 300 ℳ 5 % ige, zusammen 93 073 200 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 15 581 700 ℳ 36 soige, 14 736 600 ℳ 4 % ige, 17 054 700 ℳ 4 ½ „% ige und 2 978 400 ℳ 5 % ige, zusammen 50 351 400 ℳ Pfandbriefe von den Grundstückseigenthümern zu verzinsen sind. — Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 479 700 ℳ und im Laufe des Monats Oktober 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswerthe von
— Gestern Nachmittag fand eine Aufsichtsrathssitzt Aktien⸗Brauerei⸗Gesellschaft E“ Patzenhofer statt. Das Guthaben der Gesellschaft bei der in Konkurs gerathenen Firma Hirschfeld u. Wolff betrug am Schlusse des Geschäftsjahres etwa 245 000 ℳ und hat sich inzwischen auf ungefähr 170 000 ℳ herabgemindert. Es wurde be⸗ schlossen, die Summe von 170 000 ℳ auf Gewinn⸗ und Verlust Conto abzusetzen und der am 5. Dezember d. J. zu⸗ sammentretenden Generalversammlung statt der bisher in Aussicht genommenen Dividende von 40 % die Vertheilung einer solchen von 26 % a F alten Aktien pro 1890,91 vorzuschlagen.
— örse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisberi 5. November 1891.) Auf dem Kohlenmarkt ist He nresrnicht. stark gefragt, sonst unverändert. Der Eisenmarkt ist bei mäßigen Preisen stetig, (Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk.) Kohlen und Koks, 1) Gas⸗ und lammkohlen: Gaskohle 12 — 14. Flammförderkohle 10,00 — 12, Stück⸗
kohle 14 — 15, Nußkohle 12 50 — 13,50, gewaschene Nußkohle Korn 1 und I1 13,50, — 14,50, do. III 11,50 — 12,50, do. IV. 10,50 — 11,50, Nußgrus⸗
9,50 — 11, do. beste mekirte 11 — 12, Stuüͤckk 3 — gew Nußkohle Korn I und II 13— 14, 11“ cIv 9,50 — 11, Kolskoble 8,00 — 8,50 Cfür Lieferung ab 1. Januar 1892 50 ₰ niedriger). — 3) Magere Kohlen: Förderkohle 9 — 10,50, do. beste melirte 11 — 13, Stückkohle 16—17 Nuß⸗ kohle Korn 1 19 — 21, do. I. 20 — 22, Gruskohle unter 10 mm 4,50 — 5, Fördergruskohle 7 — 8. — 4) Koks: Gießereikoks 16—18 Hochofenkoks 13 — 14, Nußkoks gebrochen 17 — 19 (für Lieferungen ab 1. Januar 1892 1 ℳ niedriger). — 5) Brikets 14 — 15. Erze: 1) Rohspath 8 — 8,50, 2) Gerösteter Spatheisenstein 11—
Rotheisenstein m. ca. 50 % Eisen 8,50 5) Rasenerz 8
do in m. ca. — 8,50, Rasenerze —,—. Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen Ia 10 — 12 % Mangan 57, *2) weißstrahliges Eisen: rhein ⸗westf. Marken I 52 — 53, do. Thomaseisen franco 51.
39,60, 4) do. Gießereieisen Nr. III 50, 5) Deuts Nr. 1 6
2 kr. 5) sches do. Nr. I 69, 6) do. Nr. I1 —, 7) do. Nr. III 58, 8) do. (Haͤmatit Nr. 1) 69, 9) Spa⸗ nisches Gießereieisen Marke Mudela loco Ruhrort —, 10) Engl.
schiffungshafen —, 12) Span. do. Marke Mudela cif. (Rotterdam) — 13) Deutsches do. —. — Stabeisen: Grundpreis fr. Beneen, g. stelle im I. Bezirk. Gewöhnl. Stabeisen 135,00, — Bleche: Grund⸗
8 1“ — Drah:: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahlwalz⸗ —₰, Die „Köln. Volkeztg.“ meldet, es seien in Magdeb ausgeber se “ un estpreußen angehalten, der Ver⸗
eipiig, 5. November. (W. T. B.) Kam mzug⸗T 8 1914* 8 Plata. Grundmuster B. per e 3,67¼ 4. 88 eemben 3,875 ℳ, per Januar 3,70 ℳ, per Februar 3,72 ½ ℳ 3777 R. per Sah sden- 8 2 1 Fe 3,75 ℳ, per Juni 7 2 1 er ugu . ℳ, 3,80 ℳ Umsatz 45 000 kg. Kaum behauptet. per September
— 6. November. (W. T. B.) Das „Reuter'sche Bureau“ aus Buenos der bee eine orlage angenommen, wodur e eue ’ bei 8 “ 29 11A“X“ radford, 5. November. (W. T. B.) Woll 1 Garne ruhig, in Stoffe mehr Ge an. Ii
„Paris, 5. November. (W. T. B.) Von der Börse wird berichtet: Interventionskäufe des Crédit foncier in neuen Russen halten an, letztere notirten 77,25; dadurch wurden die ausländischen Abgaben und der Contreminedruck paralysirt. Da die Liquidations⸗ schwierigkeiten überwunden scheinen, besteht Deckungsbedürfniß; es trat eine allgemeine Erholung ein; besonders Rente, Türkenwertbe Foncier, Suez, Portugiesen lebhaft. Der Schluß war fest auf bessere Inlandsberichte b
ine von den Blättern veröffentlichte Mittheilung der hiesige portugiesischen Gesandtschaft tritt dem Gerücht 185 Unterhandlungen mit der „Banque de Paris et des Pays-Bas“ über die Reorganisation der portugiesischen Eisenbahnen abgebrochen seien Die portugiesische Regierung werde sich erst am Sonnabend über die Vorschläge der „Banque de Paris et des Pavs- Bas“ äußern, welche im Prinzip bereits angenommen seien. In der Mittheilung wird ferner betont, daß der Januar⸗Coupon der aus⸗ agir Sg. “ . würde.
„St. Petersburg, 6. November. (W. T. B.) Die Blätte berichten über das günstige Resultat der 2 bei dem Reichsbank⸗Gouverneur und sagen, dasselbe könne nicht verfehlen, einen beruhigenden Eindruck auf unsern Geldmarkt zu machen. Unter Anderem wird die Wirksamkeit der Vergünstigung bei Belehnung der Prämien⸗Pfandbriefe der Reichs Adels⸗Agrarbank durch die Reichsbank bis zum 27. Juli 1892 ausgedehnt werden.
WMeldung der Nordischen Telegraphen⸗Agentur) Ueber die Einführung eines Ausfuhrzolles auf Weizen sowie über ein bevorstehendes Verbot der Pferdeausfuhr ist hier nichts bekannt. MNew⸗York, 5. November. (W. T. B.) Anfangs ruhig, trat im weiteren Verlaufe der Börse eine Abschwächung ein; die Börse schloß zu den niedrigsten Tagescoursen. Der Umsatz der Hüeus 1eg Der Silbervorrath wird auf
20 nzen geschätzt. Die S ä uf rugen 98 “ geschätz e Silberverkäufe betrugen
Submissionen im Auslande.
Serbien.
12. November. Direktion des Taback⸗ und Salzmonopols Bel⸗ grad. — Lieferung von Feuerlöschgeräthen und Requisiten. Offerten müssen mit Stempelmarken von 10 Fr. versehen sein. Näheres an Ort und Stelle. 8
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 5, November. (W T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Leipzig“ ist vorgestern von Bahia abgegangen. Die Schnelldampfer „Lahn“ und „Spree“ sind gestern Nach⸗ mittag von Southampton abgegangen. Der Dampfer Frank⸗ furt“⸗ bat gestern Dover passirt. Der Dampfer „München“ ist gestern von Oporto abgegangen. Der Dampfer „Hermann“ ist heute in Bremerhaven angekommen und der Dampfer . Bayern gestern in Colombo angekommen.
es 6. November. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Lahn“, von New⸗York kommend, ist gestern Nachmittag auf der Weser an⸗ gekommen.
Ham burg, 5. November. (W. T. B.) Hamburg⸗A
H Irg, 5. (Z. v. urg⸗Ameri⸗ ö“ Aktiengesellschaft. ver Schnell⸗ dampfer „Columbia“ hat, von New⸗Pork ko ate Mi 88 ew · Y mmend, heute Mittag
— 6. November (W. T. B.) Der Postdampf fornia“ ist, von New⸗York kommend stdampfer „Cali⸗
voꝛ ” mend eute M. Elbe eingetroffen. .8 1“
London, 5. November. (W. T. B.) Di f
„ 5. Nor . (W. T. B.) Die Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ und „Pembroke Castle“ Ie 88 8 - 28 Capetown abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ ist heute auf Ausreis in Durban angekommen. b “
Sport.
16. 8 nion⸗Klub hat nach einer Mittheilung der 8 agd. Ztg.“ nun auch seinerseits Stellung zu den jüngsten Vorkommnissen in Sesterreich⸗Ungarn genommen und in Folge des zwischen den einzelnen Klubs bestehenden Kartells den Jockeys T. Busby und R. Coates die Reit⸗ Licenz für Deutschland entzogen. Die darauf bezügliche von der technischen Kommission des Klubs in der soeben er⸗ schienenen Nummer des Wochen⸗Renn⸗Kalenders für Deutsch⸗ land J oö lautet:
Auf Grund der Bekanntmachung der vereinigten Direktori des Jockev⸗Klubs für Oesterreich und des ö“ Wochen⸗Renn⸗Kalender für Oesterreich⸗Ungarn vom Freitag, 30. Ok⸗ tober, wonach die Jockeys T. Busby und R. Coates wegen unbe⸗ fugten Wettens von allen unter Aufsicht des Jockey⸗Klubs stehenden Bahnen und Plätzen ausgewiesen worden sind, ist genannten beiden Jockeys die Reit⸗Licenz für Deutschland entzogen worden.“
Mannigfaltiges.
8
Der große Bazar zum Besten des Vereins zur Speisun armer Kinder und Nothleidender ist heute im Kultue⸗ Ministerium eröffnet worden Die Bazare dieses Vereins genießen seit Jahren wohlverdienten Ruf wegen der Reichhaltigkeit und Wohl⸗ feilheit ihrer Gaben. Die Zahl der Schulen, in denen der Verein eine Frühstücksvertheilung an arme Kinder eingerichtet hat, ist auf etwa 150 gestiegen; neuerdings gewährt der Verein auch armen Blinden 8 Tags über in der städtischen Blindenanstalt beschäftigt sind, Mittagessen und vertheilt Milch oder Mittagessen an die Kinder von vier Volks⸗Kindergärten. Auch die eigentliche Aufgabe des Vereins ns eere e “ ist in diesem Winter in
e ang als bisher geübt worden. Der Ba i g orden. Der Bazar bleibt bis
Altena, 3. November. In der Stadtverordneten⸗Versammlu
gab, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, Bürgermeister Walung gestern über die hier ausgebrochene Trichinosis die Erklärung ab daß vor neun Tagen durch Dr von Hofe bei dem Metzger Höller ein Stück Fleisch heschlagnahmt worden fei, das mit Trichinen durchsetzt gewesen. Die Untersuchung habe ergeben, daß vor etwa vier Wochen im städtischen Schlachthause ein trichinöses Schwein geschlachtet worden war, das zum größten Theile zu Wurst verarbeitet wurde. Das Fleisch war mit dem amtlichen Stempel des Schlachthaus⸗ EEEbbb— “ Feesgiams san wurde in Folge
n eschlossen, den Inspektor Tra ös der Krankheit von seinem Amte zu 258 u““
Minden, 4. November. Bei einer Schnitzeljagd in der Nͤhe der Stadt scheute, wie die „Köln. Z.“ meldet, das Pferd des Haupt⸗ manns von Wrochem vom Infanterie⸗Regiment Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15 vor einem Hinderniß und ging mit dem Reiter durch. Der Reiter stürzte vornüber und erlitt einen doppelten Schädelbruch. Der Zustand des Verunglückten ist sehr bedenklich.
London, 4. November. Wenn auch der Schaden, den die Feuersbrunst auf dem Landhause Sandringham des
London, 5. N p kabzsoen b T. B.) An Weizen⸗
Prinzen von Wales angerichtet hat, verhältnißmäßig nicht groß ist,
so sind doch, wie die „A. C.“ berichtet, bei dem Brande viele Gegenstände zu Grunde gegangen, die sich nicht nach Pfund, Schilling und Pence ab⸗ schätzen lassen: Andenken an theuere Verstorbene. Die Prinzessin von Wales bat besonders viel Unglück in dieser Beziehung gebabt; ihre Gemächer enthielten unzählige solcher persönlichen Andenken und Liebeszeichen. Im Schlafzimmer der Prinzessin hingen mehrere Oel⸗ gemälde und Aquarellen, welche die Königin Victoria selbst für ihre Frwr. J“ Das Gebäude und dessen Inhalt sind für 127 Pfd. Sterl. versichert. Schade 8
far000 SSf02 R. sichert. Der Schaden beträgt
London, 5. November. Eine Feuersbrunst in Hankow (China) zerstörte, wie der „Madb. Z.“ telegraphirt wird, 1500 Häuser; über 200 Frauen und Kinder kamen in den Flammen um. Der Brand veranlaßte ernste Ruhestörungen, die, Dank der Anwesenbeit der Kanonenboote, rasch unterdrückt wurden.
London, 6. November. „R.s B.“ bexichtet aus Bombay: Ein aus Bombay abgegangener Eis enbahn⸗Postzug mit englischen und eingeborenen Solbaxen ist-in der Nähe von Nagpur entgleist Fünf englische Soldaten und fünf Mann des Zugpersonals sind ge⸗ tödtet, 31 englische und vier eingeborene Soldaten sind verletzt Der Ober⸗ Befehlsbhaber der Truppen der Präsidentschaft Bombay und sein Stab befanden sich im Zuge, haben jedoch nach den bi herigen Mittheilungen keinen Schaden genommen. Nach einem neueren
von den verwundeten Soldaten noch drei
Wolff'schen Telegramm s gestorben. Die Anzahl der Getödteten betrage demnach dreizehn.
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8 Rom. Ueber die vulkanischen Ereignisse auf Insel Pantelleria erhielt das „Petit Journal“ einen T
dem die „Köln. Ztg.“ folgenden Auszug entnimmt: Am 14. Oktob Gum 5 Uhr Abends. wurden einige schwache Bodenerschütterungen bemerkt. Um 8 Uhr folgten drei neue Stöße, schon 1ucht füdl⸗ bar, aber doch nicht so daß die Bevölkerung erschreckt wurde Um Mitternacht erfolgte eine fast ununterbrochene Reihe sehr heftiger Erschütterungen „von dumpfem Rollen begleitet, an manchen Stellen spaltete sich der Boden; die erschreckten Einwohner suchten das Freie zu gewinnen, wobei sie einander zuriefen, um sich in der finsteren Nacht nicht zu verlieren; viele Leute stürzten sich in die Barken. Nachher folgten sich die einzelnen mehr oder minder heftigen Stöße in Zwischenräumen von 20 bis 30 Minuten; zwischen 4 und 6 Uhr waren die stärksten Erschütterungen. Der 15. Oktober war überhaupt mit seinen zablreichen Erdstößen, deren stärkster um Mittag geschab, der schrecklichste Tag, die Haͤuser und das alte von Kaifer Karl V. erbaute Fort schwankten bis in ihre Geundfesten Gebäude spalteten sich und mehrere stürzten ein. Am 16. Oktober traten nur leichte Erschütterungen ein; in der Nacht erzitterte aber der Boden zweimal heftig, und die Einwohner flohen wieder vielfach ins Freie Am Sonnabend, 17. Oktober, bemerkte man die Entstehung eines unterseeischen Vulkans im Westen des kleinen Hafens von Pantelleria Alle Inselbewohner liefen, als diese Nachricht bekannt wurde zum Strand, um die neue Erscheinung anzustaunen, die sich dem unbe⸗ waffneten Auge wie ein langer, weißer, aus dem Meere aufragender Landstreifen darbot, in Wirklichkeit aber nur dicker Rauch war, der aus den Wogen aufstieg. Alle Welt schöpfte hieraus die Beruhigung daß nun, wo die unterirdischen Kräfte ihren Ausweg gefunden, die Erderschütterungen ihr Ende erreicht haben würden, und viele Leute suchten ihre Häuser wieder auf. Thatsächlich waren die zwei darauf folgenden Tage rubig. Der Berichterstatter ließ sich ins Meer hinausfahren, um sich dem Vulkan zu nähern, dessen fortwährende Thätigkeit das kochende Wasser verrieth. Schon in einer Entfernung von 2000 m (der Vulkan liegt etwa 5 km westlich vom Hafen) hörte man ein Geräusch wie fernen Kanonendonner, das sich bei der Annäherung verstärkte, während der Schwefelgeruch immer unangenehmer wurde. Die vbulkanische Thätigkeit macht sich in einer krummen Linie, die eine konvexe Seite gegen die Insel richtet und ungefähr 1 km lang ist, bemerklich. Es scheint, daß die Erde sich da gespalten hat, ohne daß man von einem eigentlichen Krater reden könnte. Der aus dem Meer aufsteigende Rauch ist sehr dick und manchmal ganz schwarz. Manchmal erscheint auch Lava dann steigen plötzlich hohe Wassersäulen aaf, vermischt mit Lava, Steinen, Sand und schwarzen Felsblöcken. Manchmal sieht man rothe Lichtstreifen auf der Wasserfläche, das Ganze macht den Ein⸗ druck einer langen Reihe von Rauchschloten, die mit größerer oder geringerer Gewalt Rauch, Steine und Schlamm in die Höhe schleu⸗ dern. Die verbrannten schwarzen Steine, welche die Krater ausspeien schwimmen einige Zeit auf der Oberfläche und sinken dann auf den Meeresgrund zurück, aber es kommen immer wieder ohne Unter⸗ brechung neue nach. Diese Erscheinung hat im Anfang den Glauben verursacht, daß sich eine neue Insel gebildet hätte, was bisher nicht der Fall ist. Der Berichterstatter hat eintge dieser Steine, noch heiß und rauchend, gesammelt, sie sind porös und schwarz wie Kohle und lassen sich, frischgesammelt, wie trockenes Laub brechen; wenn sie nach einigen Stunden erkalten, werden sie hart und schwer. Am 18. Oktober 8 Uhr Abends, durchzitterte ein ungemein beftiger neuer Sios die ganze Insel. Wiederum floh die ganze Bevölkerung ins Freie Darauf folgten drei Tage Ruhe, am 22 aber neue Erschütterungen. Gerade an diesem Tage kamen aus Sizilin der Provinz⸗Gouverneur, In⸗ genieure, Genie⸗Offiziere und der Professor des Observatoriums don Catania berüber. Alle warmen Quellen, welche die In el besaß sind versiegt Bei früheren Erschütterungen hatte sich einst im Innern der Insel ein See gebildet, in dessen Mitte man vergebens nach Grund gesucht hat. Während der jetzigen Ereignisse bemerkte man, daß das Wasser dieses Sees sprudelte und seiner Oberfläche Gase entstiegen. Die Bewohner der Insel sind in beständiger Angst daß sich die geschilderten Naturereignisse wiederholen, ja, daß vielleicht eines Tages die ganze Insel unter dem Meere verschwinde. Lissabon, 5. November. Auf dem Bahnhofe in Famalicao an der Staatsbahnlinie Minho-—Duro, bhat nach hier eingegangenen Nachrichten ein Zusammenstoß zweier Personenzüge statt⸗ gefunden, wobei etwa sechs Personen verletzt wurden.
Brüssel, 5. November. Das Schloß des Herzogs Ferdi⸗ nand Nuñez in Dave an der Maas, in der Nähe von Namur steht nach einer Meldung des „D. B. H.“ seit heute Mittag in Flammen. Das Schloß ist einer der prachtvollsten Herrensitze des Landes. Die Gemälde und Kunstschaͤtze, die sich darin befanden konnten in Sicherheit gebracht werden. ie Ursache des Feuers ist unbekannt.
Athen, 5. November. Ein nach dem Piräus bestimmter, mit Petroleum beladener Dampfer, der die englische Flagge führte, ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Nacht im Golf von Euboea vollständig verbrannt. Von der Bemannung sind zehn Personen umgekommen, sechs gerettet.
Kairo, 3. November. Die von einigen französischen Unter⸗ nehmern bei Embabeh über den Nil gebaute Eisen bahnbrücke ist, wie man der „Times“ berichtet, von den Sachverständigen für unsicher und fehlerhaft erklärt worden. Auf Kosten der Unternehmer wird einer der neuen Pfeiler neu gebaut und das zur Verwendung
F Yoko ttentats auf den Zarewitsch im Gefängni ungen⸗ entzündung gestorben. “
gelangte Eisen theilweise durch anderes ersetzt werden. Der erhoffte Anschluß der Bahnen von Ober⸗ und Nieder⸗Egypten wird hierdurch bedeutend verzögert.
San ’e- 5. November. Nachrichten des „D. B. H.“ ama vom 26. Oktober zufolge ist der Verüber des