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Meiningen wohnten der gestrigen Aufführung des „Neuen Herrn“ von Anfang bis zu Ende bei. Lb
In der am Montag im Königlichen Opernhause statt⸗ findenden Vorstellung der „Cavalleria rusticana“ sind die Damen Pierson und Lammert, die Herren Sylva, Betz und Rothauser be⸗ schäftigt. In der dem Werke voraufgehenden Vorstellung der „Entführung“ treten die Damen Herzog und Dietrich, die Herren Schmidt, Rothmühl. Mödlinger und Lieban auf. In der Dienstags⸗ Vorstellung der Oper „Carmen“ wird Herr Philipp zum ersten Male den Don José singen.
Das Königliche Schauspielhaus begebht Schilller's Geburtstag, wie bereits gemeldet, mit der Neueinstudirung der „Jungfrau von Orleans“. Die Inscenirung ist dies⸗ mal keine selbständige, vielmehr hat sich die Regie die vielleicht nicht minder schwierige Aufgabe gestellt, ein bis ins Kieinste getreues Abbild der Meininger Mise-en-scêène zu geben und dadurch diesem einstimmig anerkannten Meisterwerk der Inscenirungs⸗ kunst eine längere Fortdauer zu gewähren, als es sonst in der Natur der Dinge gelegen hätte. Die Besetzung der Hauptrollen ist folgende: König Karl: Herr Arndt, Agnes Sorel: Frau von Hochenburger, Dunois: Herr Ludwig, Burgund: Herr Nesper, Talbot: Herr Kahle, Lionel: Herr Purschian, Thibaut: Herr Krause, Isabeau: Fräulein Stollberg, Johanna: Fräulein Lindner. 1
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 8. bis 14. November lautet: Sonntag: „Der Barbier von Sevilla“, „Cavalleria rusticana“. Montag: „Die Entführung aus dem Serail“, „Cavalleria rusticana“. Dienstag: „Carmen“. Mittwoch: „Pro⸗ metheus“, „Cavalleria rusticana“. Donnerstag: „Die Zauberflöte“. Freitag: „Der Trompeter von Säͤkkingen“. Sonnabend: „Doktor und Apotheker“, „Cavalleria rusticana“.
Für das Schauspiel: Sonntag: „Die Quitzows“. Montag: „Wohlthätige Frauen“. Dienstag: Neu einstudirt: „Die Jungfrau von Orleans“. Mittwoch: „Der neue Herr“. Donnerstag: „Die Jungfrau von Orleans.“ Freitag: „Wohlthätige Frauen“. Sonnabend: Zum ersten Mal: „Der kommende Tag“.
Im Deutschen Theater gehen am Mittwoch, als Beginn des Goethe⸗Cyklus, „Stella“, Trauerspiel in 5 Aufzügen, und „Die Mitschuldigen“, Lustspiel in 3 Aufzügen, zum ersten Mal in Secene. Als zweite Vorstellung des Cyklus folgt sodann am Freitag Götz von Berlichingen“. Morgen sowie Dienstag, Donnerstag und Sonn⸗ abend wird „Die Sklavin“ gegeben. Am Montag kommt „Des Meeres und der Liebe Wellen“ zur Aufführung.
„Esther“ und „Der Geizige“ gehen am Berliner Theate morgen Abend sowie am Donnerstag und Sonnabend in Scene. Am Montag kommt „Montjove“ zur Darstellung. Wie schon mitgetheilt, gelangt am Dienstag, dem Geburtstage Schiller's, in der bekannten Besetzung und glänzenden Ausstattung „Wilhelm Tell“, und am Sonntag Nachmittag zur Vorfeier „Die Jungfrau von Orleans zur Darstellung. Am Mittwoch und Freitag (elfte Abonnements⸗ Vorstellung) finden Wiederholungen des „Hüttenbesitzer“ statt.
Das Lessing⸗Theater ist durch die Fülle von Vorbestellungen, die für den Schwank „Die Großstadtluft“ täglich einlaufen, in die Nothwendigkeit versetzt, für die neue Woche von dem Grundsatz des wechselnden Spielplans abzusehen und die zugkräftige Neuheit in ununterbrochener Folge zur Darstellung zu bringen.
8 Am Sonnabend, 14. d. M. findet im Residenz⸗Theater die erste Aufführung von dem zweiaktigen Lustspiel „Husarenliebe’ statt, das, der Anlage nach französisch, einen Ungarn Karl Murai zum Verfasser hat. Es wird zur Zeit mit großem Erfolge am Deutschen Volks⸗Theater in Wien gegeben. Diesem Stück wird der ebenfalls neue französische Einatter: „Sprechstunden von 1 bis 3 Uhr Nachmittags“ (de 1 h. à 3) von Abraham Dreyfuß vorausgehen.
Daudet's interessantes Schauspiel „Das Hinderniß“ (1'Obstacle) bleibt bis zum Sonnabend auf dem Spielplan des Residenz⸗Theaters.
Der Wochenspielplan der Concertdirektion Hermann Wolff lautet: Sonntag 11 ½ Uhr Vormittags in der Philharmonie Oeffentliche Hauptprobe, Dir. v. Bülow; Montag 7 ½ Uhr Akends in der Philharmonie II. Philbarmonisches Con⸗ cert, Sol. J. Joachim; Dienstag 8 Uhr Abends in der Sing⸗Akademie Concert von Johanna und Willy Burmester (Klavier und Vio ine); Donnerstag 7 ½ Uhr in der Philharmonie I. Concert des Sängerbunds vom Berliner Lehrerverein; Freitag 8 Uhr in der Sing⸗Akademie Concert von Elly Grimm (Sopr.) und Martha Rosenbaum (Kl.), um 7 ½ Uhr in der Philbarmonie II. Abend des „Deutschen Lieds' von Amalie Joachim; Sonnabend 7ꝛ ½ Uhr in der Sing⸗ Akademie Concert rvon Gabriella dal Broga (Alt), unter Mittwirkung von Fräulein Robinson (Viol.).
Am Montag findet im Concerthause der zweite Abend des „Raff⸗Cyklus“ statt; zur Aufführung gelangt die Symphonie Nr. 1 O-dur von Joachim Raff. X“
Dienstag, den 10. d. M., findet Königliche Parforce⸗ jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr Jagdschloß Grunewald, 1 ¼ Uhr an der Saubucht. 1
Mannigfaltiges.
Im Cirkus Renz findet heute die fünfzigste Vorstellung der großartigen Wasserpantomime „Auf Helgoland“ statt. Die Besucher werden an diesem Jubiläumsabend durch verschiedene neue seenische Arrangements, namentlich aber durch eine neue hochkomische Episode im zweiten Bilde der Pantomime überrascht werden. Am morgigen Sonnteog Nachmittag gelangt zum ersten Male in dieser Saison „Das Leben und Trelben auf dem Eise“ mit dem prächtigen Schlitten⸗ korso zur Aufführung.
London, 6. November. Die hiesige japanische Gesandschaft theilt nachfolgende, ihr zugegangene Depesche mit: Bei dem Erd⸗ beben vom 28. v. M. in den Verwaltungsbezirken Aichi und Gifu kamen 6500 Personen ums Leben. 9000 Personen sind ver⸗ wundet. Die Zahl der zerstörten Häuser wird auf 75 000, die der beschädigten auf 1200 angegeben.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
München, 7. November. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten hat heute die von der Regierung vor⸗ gelegte Neuorganisation des Kataster⸗ und Geometer⸗ wesens genehmigt und den Ausgaben⸗Etat des Finanz⸗ Ministeriums in Höhe von 3 903 077 ℳ bewilligt.
München, 7. November. (W. T. B.) Der Groß⸗ herzog von Luxemburg ist hier angekommen und alsbald nach Hohenburg weitergereist.
Straßburg i. Els., 7. November. (W. T. B.) Im Kreise Altkirch wurde der Bürgermeister Sauner aus Gommersdorf, der in seinem Wahlaufruf die unwiderrufliche
Zugehörigkeit Elsaß⸗Lothringens zu Deutschland betont hatte, in den Landesausschuß wiedergewählt. St. Petersburg, 7. November. (W. T. B.) Heutte tritt die vom Eisenbahntariscomité kürzlich beschlossene Ermäßi⸗ gung der russischen Eisenbahntarife für Getreide⸗ sendungen nach den vom Mißwachs betroffenen Gegenden in Kraft. Dieselbe beträgt 52 Proz. Das Eisenbahntarif⸗ comité hat ferner beschlossen, die Tarife für die Beförderung von Kartoffeln in die Weichsel⸗Gouvernements und in das Gouvernement Grodno, wo die Kartoffeln schlecht gerathen sind, auf 1⁄%% Kopeken pro Pud und Werst herabzusetzen. Endlich sollen, um die Anhäufung von Getreidetransporten auf einzelnen Eisenbahnen zu verhüten, neben den direkten Verbindungen noch indirekte eingerichtet werden, ohne daß da⸗ durch eine Vertheuerung der Transportkosten entstände. Rom, 7. November. (W. T. B.) Der „Messaggiero“ meldet: Der Minister⸗Präsident di Rudini werde in seiner Rede in Mailand alle organischen und administrativen Reformen auseinandersetzen, welche das Ministerium in Betreff der staatlichen sowie der Provinz⸗ und Kommunal⸗ verwaltung einzuführen gedenke. Rudini werde die soziale Gesetzgebung erörtern und dem Wunsche Ausdruck geben, daß das Parlament jene Vorschläge, die ihm im Interesse der arbeitenden Klassen unterbreitet werden sollen, genehmizen möge. Ferner werde Rudini den Abschluß des Handelsvertrages mit Deutschland bestätigen und die Er⸗ klärung abgeben, daß das finanzielle Gleichgewvicht ohne Auf⸗ erlegung neuer Steuern hergestellt sei. Der auf die aus⸗ wärtige Politik bezügliche Passus werde hervorragend friedlich sein . Bukarest, 7. November. (W. T. B.) Die „Agence Roumaine“ bezeichnet die in auswärtigen Blättern verbreiteten, sich vielfach widersprechenden Meldungen über angebliche Veränderungen innerhalb des umänischen Kabinets als reine, einer verläßlichen thatsächlichen Unterlage ent⸗ behrende Konjekturen. New⸗York, 7. November. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Santiago sprach eine Versammlung auf der Plaza ihren Abscheu aus über die angebliche Verschwörung von Personen, die den Schutz der Gesandtschaft der Ver⸗ einigten Staaten aufgesucht hätten. Der amerikanische Gesandte Egan kündigte der Junta an, daß sie für jeden Angriff auf die Gesandtschaft verantwortlich sei. Die Junta sanht⸗ 8 Folge dessen Kavallerie zum Schutz der Gesandt⸗ schaft ab. 1 Einer Depesche des „New York Herald“ aus Rio de Janeiro zufolge enthält das Manifest des Marschalls Fonseca das Versprechen, die Verfassung und die Frei⸗ heit der Wahlen zu schützen, sowie alle Geldverbind⸗ lichkeiten und auf Gesetzen beruhenden Verpflichtungen zu erfüllen; er werde kein Gesetz zurücknehmen, außer solche, welche sich gegen das allgemeine Wohl und die Sicherheit der Regierung richteten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
— —
Wetterbericht vom 7. November Morgens 8 Uhr.
8
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp.
* fred. in Millim
Stationen.
50 C. = 40 R.
Temperatur in ° Celsius
— ₰1
Mullaghmore SSW 1 bedeckt berdeen. 770 WNW 2 balb bed. Christiansund 761 WSW 6 Regen
Montag: Seg. 0 Perstenung. eer vallerian rusticana (Bauern⸗Ehre). er S 1 3 in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen von 111““ In Fletto Maseaßn. . Daudet 11“ gesetzt von Sigmund Lautenburg. Kapellmeister Weingartner. Vorher: Die Ent⸗ Anfang 7 ½ Uhr. führung aus dem Serail. Oper in 3 Akten von Mozart. Text von Bretzner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 241. Vorstellung. Wohlthätige Frauen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph] 101, Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen⸗Requi⸗
SArronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur siten, Beleuchtungseffecten e. Inng⸗Deutschland
Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- (43641]
Montag u. die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. [43661]
„Nordland⸗ 10 as gfn,s„ 30 Pf.
Herwarthstraße 4 am Königsplatz. „Das alte Rom“ mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins. v. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelheit.
No. 263.
Kopenhagen. 772 W Nebel
Stockholm 768 SW heiter aparanda. 756 SW halb bed. t. Petersburg 769 SSW lI bedeckt
SObotbo OO
1““ 5. N 6-. Cherbourg. 71 ill bedeckt 8 773 Nebel 772 halb bed. 774 S bedeckt 774 Nebel 774 wolkig 773 halb bed. 771 wolkenlos 773 bedeckt 771 heiter 772 wolkenlos 769 wolkenlos 776 ill Nebel ¹) 774 still Nebel 775 wolkenlos 774 bedeckt . 769 NO 1 wolkenlos 765 O 1 wolkenlos 768 ONO 6 wolkenlos
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Uebersicht der Witterung. 8 Ueber Mittel Europa ist der Luftdruck hoch und gleichmäßig vertheilt, ein barometrisches Maximum liegt über dem nördlichen Oesterreich. In Deutsch⸗ land ist das Wetter ruhig, kalt und vielfach neblig, ohne erhebliche Niederschläge. Im mittleren und südlichen Deutschland, sowie auch in Frankreich herrscht rostwetter, München meldet 7, Clermont 9, aris 4 Grad unter Null. Auch in Rußland errscht ziemlich strenge Kälte. St. Petersburg Minus 9, Kiew 13, Charkow Minus 14 Grad. Eisgang in der Newa. In Norwegen ist das Wetter außergewöhnlich warm. Bodo Plus 8 Grad.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 229. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana (Banern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga Musik von Pietro Mascagni. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein⸗ artner. Vorher: Der Barbier von Sevilla. omische Oper in 2 Akten von Rossini. Anfang U
hr. Schauspielhaus 240. Vorstellung Die Quitzow’. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 U .
Dienstag: Opern zaus. 231. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Henrv Meilhac und Ludovic Halsvy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetz⸗ laff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr. b
Schauspielhaus. 242. Vorstellung. Neu einstudirt: Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Beutsches Theater. Sonntag: Die Sklavin.
Montag: Des Meeres und der Liebe Wellen.
Dienstag: Die Sklavin.
Mittwoch: Goethe⸗Cyeclus. 1. Abend. Zum 1. Male: Stella. Trauerspiel in 5 Aufzügen. — Hierauf zum 1. Male: Die Mitschuldigen. Lust⸗ spiel in 3 Aufzügen.
Verliner Theater. Sonntag: Nachm. 2 ½ Uhr Zur Vorfeier von Schiller's Geburtstag: Die Jungfrau von Orleaus. — Abends 7 ½ Uhr: Esther. — Der Geizige. 8
Montag: Montjoye. Anfang 7 Uhr.
WI Zu Schiller's Geburtstag. Wilhelm
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Tessing-Theater. Sonntag: Die Groß⸗ stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thol und Gustav Kadelburg. Anfang 7 Uhr.
Montag, Dienstag und Mittwoch: Die Groß⸗ stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und Gustav Kadelburg.
Wallner-Theater. Sonntag: Zum 4. Male: Der stille Associé. Posse in 4 Akten von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung. 8
Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung und verstärktem Orchester: Zum 11. Male: Die Basoche. Komische Oper in 3 Akten von Carrs. Deutsch von R. Genée, Musik von André Messager. n Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
ur See. Großes Ausstattungs⸗Zeitbild in 4 Akten 8 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Wirk⸗ liches Rennen ars, 1 Bühne von lebenden Pferden. Anfang 7 r.
Pfgde. ttags 3 Uhr: 2. Volks⸗Vorstellung zu Volkspreisen (sämmtliche Plätze des Theaters 1 ℳ) Zur Aufführung gelangt: Der Ver⸗ schwender. Original⸗Zaubermärchen von Raimund. Montag: Jung⸗Deutschland zur See.
Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum 69. Male: Der großzte Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Mit voll⸗ ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Bukacz. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. 1
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Emil Thomas. Sonntag: Zum 3. Male: Der Kunst⸗Bacillus. Novität! Posse in 4 Akten von Rudolf Kneisel. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Adolf Kurz. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
— Concerte.
Philharmonie. Sonntag, Vormittags 11 ½ Uhr: Oeffentliche Hauptprobe zum II. Philharmonischen Concert Dir.: H. von Bülow. Sol.: Prof. Jos. Joachim.
Montag, Anfang 7 ½ Uhr: II. Philharmonisches Concert. Dir.: H. von Bülow. Sol.: Prof. Jos.
Joachim.
Concert-Haus. Sonntag: Karl Merder⸗ Concert. Anfang 6 Uhr. 8
II. Abend vom Raff⸗Cyclus. Ouv. Nachklänge an Ossian“ von Eade. „Die Flüchtlinge“ von Krerschmer. „Tasso“, symphonische Dichtung von Liszt. Op. 48 Sunite für Streichinstrumente von Tschaikowski. Syͤmphonie Nr. II C-dur von Raff
Montag: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.
Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12— 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗
8
zettel. 6
Nur noch kurze Zeit. —e— Sonntag: Zum National⸗Panorama
Eintr. tägl. 50 ₰. Soldaten u. Kinder 25 ₰.
Circus Renz. Karlstraße. Sonntag: 2 Vor⸗ stellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Auf vielfachen Wunsch „Leben und Treiben auf dem Eise.“ Großes Ausstattungsstück mit Ballet, neu arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“ große bydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen ꝛc. (eine neue Einlage: „Eine englische Familie auf der Fahrt nach dem Festlande“), Dampfschisf⸗ und Bootfahrten, Wasserfällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc, arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunstschwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schlus⸗Tableau: Grande Fontaine Lumi- neuse, Riesen⸗Fontaine, in einet Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrahlend. 3
In beiden Vorstellungen Auftreten der vorzüg⸗ lichsten Künstlerinnen und Künstler, sowie Reiten und Vorführen der bestdressirten Schul⸗ und Freiheits⸗ pferde. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns.
Täglich: „Auf Helgoland.“
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie von Bergmann mit Hrn. Kom merzien⸗Rath Philipp Moriz⸗Eichborn (Görlitz — Breslau). — Frl. Maria ron Legat mit Hrn. Referendar von Petersdorff (Neisse). — Giesela Gräfin Korff gen. Schmising⸗Kerssenbrock mit Hrn. Prem.⸗Lieut. August von Bothmer (Darmstadt). — Frl. Cornelia von Schnackenberg mit Hrn. Lieut. Hans von Rüxleben (Schwerin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann von Donop (Neu⸗Ruppin) — Hrn. Prem ⸗Lieut. Alex von Frankenberg und Ludwigsdorf (Potsdam). — Eine Tochter: Hrn. Lieut. Andreas Frhrn. von Schoenaich (Wandsbeck).
Gestorben: Verw. Freifrau Emilie von Falken⸗ hausen, geb. Benckendorff (Breslau). — Hr. Superintendent Albert Malisch (Ratzebuhr in Pomm.). — Fr. Wilhelmine Rudolph, geb. von Unruh (Hirschberg i. Schl.). — Hr. General⸗ Lieutenant z. D. Theodor von Sell (Berlin).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: — 8 — Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage)
zum Deutschen Reichs⸗A
nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 7. November
Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des General⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke.
I
Die von dem Feldmarschall Grafen von Moltke und über ihn bisher veröffentlichten Werke haben uns den genialen Feldherrn und den hervorragenden Schriftsteller kennen gelehrt.
ie jetzt erschienene erste Sammlung seiner Briefe an die Mutter und die Brüder Adolf und Ludwig*) zeigen uns den großen Mann von einer neuen Seite. Ohne ihn herabzuziehen von der Höhe, zu der eigenes Verdienst ihn emporgehoben hatte, bringen sie ihn uns menschlich näher. Wir sehen, daß er ebenso wie seine Mitmenschen den Kampf ums Dasein ge⸗ führt hat, daß ihm die kleinen Sorgen des alltäglichen Lebens nicht erspart geblieben sind, daß er mit einer seltenen Ge⸗ müthstiefe die innigsten Familienbeziehungen zu seiner Mutter, seinen Geschwistern und seiner Frau sowie den entfernteren Angehörigen während seines langen Lebenslaufs treu gepflegt hat; mit einem Worte: wir lernen ihn hier als edlen Menschen kennen. Ein näheres Eingehen auf die Briefe selbst wird dies besser als viele Worte beweisen. Zuvörderst wollen wir uns aber in Kurzem nach dem den Briefen vorausgeschickten Lebensbild seiner Mutter, einer Tochter des Geheimen Finanz⸗Raths Paschen zu Lübeck, geboren 1777, mit dieser bekannt machen. Es heißt darin: „Frau von Moltke wird als eine Dame von schöner mittelgroßer Gestalt und stolzer, unnah⸗ barer Haltung geschildert; ernste geistvolle Augen, die gebogene Nase, der festgeschlossene Mund und das lockige, weiß gepuderte Haar gaben ihrem Antlitz etwas ungemein Charakteristisches. Nach außen hin verschlossen, ernst, fast streng, war sie eine leidenschaftliche Natur mit liebeglühendem, treuem Herzen. Sie besaß einen bedeutenden Verstand, be⸗ herrschte mehrere Sprachen und vermochte sich auch schrift⸗ lich, selbst in Augenblicken tiefer Gemüthsbewegung, ebenso klar wie kurz auszudrücken.“ Es wird von ihr berichtet, daß sie die Kraft besaß, das Kind ihres Pächters, dessen Mutter vor Schreck über ein Feuer auf dem Gute im Wochenbett erkrankt war, mit ihrem eigenen Säugling zusammen ein Vierteljahr lang an ihrer mütterlichen Brust zu ernähren. Der Erziehung ihrer acht Kinder widmete sie sich mit der größten Treue und Gewissenhaftigkeit. Sie verschied im Jahre 1837, als ihr Sohn Helmuth am Bosporus weilte.
Die Briefe an die Mutter beginnen mit dem 5. Juni 1823 aus Frankfurt a. O., wo der aus dänischem in preußischen Militärdienst übergetretene Lieutenant von Moltke damals in Garnison stand, und gehen bis zum 6. Februar 1837, wenige Monate vor dem Tode der Mutter. Aus allen diesen Briefen spricht eine innige Liebe, zarte Aufmerksamkeit, hohe Ver⸗ ehrung und kindliches Vertrauen. Stets besorgt um die Gesundheit der Mutter, versäumt er keine Gelegen⸗ heit, sie durch ein zufällig gefundenes seltenes Blümchen zu erfreuen, und macht ihr Mittheilung von seinen Bestrebungen, seinen Aussichten in der Laufbahn, seinen Arbeiten und auch den oft recht drückenden Geldsorgen. Im Jahre 1825 war der Lieutenant von Moltke durch seinen Gesundheitszustand gezwungen, Heilung im Bade Ober⸗Salz⸗ brunn zu suchen. Dort scheint er seine erste Herzensneigung gehabt zu haben; wenigstens schreibt er seiner Mutter: „Hier ist ein Mädchen, das recht verdient, Deine Schwiegertochter zu sein. Es ist eine Gräfin Reichenbach. Sie ist bildschön und erzogen — Du würdest sie auf Händen tragen. Aber leider ist sie unvermögend.“ Mit besonderer Freude giebt er der Mutter Nachricht von der im Jahre 1828 erfolgten Einberufung zum topographischen Bureau und der damit verbundenen Zulage, die es ihm ermöglichen würde, sich seiner Schulden zu entledigen und auch jährlich eine be⸗ stimmte Summe zu erübrigen, die er seiner Mutter zur Ver⸗ fügung stellt. Er unterrichtet seine Mutter fortgesetzt über die Studien, die ihn beschäftigen, um sich in der Laufbahn zu fördern oder eine angenehme gesellschaftliche Stellung zu er⸗ ringen. So erlernt er noch das Russische, nachdem er bereits vier andere fremde Sprachen gelernt hat, er lernt reiten, Masurek tanzen und auch das ihm später fast zum Bedürfniß gewordene Whist spielen.
Aber auch politische Betrachtungen finden sich mit⸗ unter eingeflochten. So z. B. in einem Briefe vom Weih⸗ nachtsabend 1830, als die Verhältnisse in Frankreich die Kriegsgefahr sehr bedrohlich erscheinen ließen, schreibt er: „Ich will Dir in dieser Sache nicht meine Meinung, sondern die der höheren Offiziere des Generalstabes sagen. Sie ist, daß wir Frieden behalten trotz aller Seufzer der Second⸗Lieutenants, wenn das französische Gouvernement Stabilität genug hat, um dem Andrang einer doppelten Partei zu widerstehen, welche, Royalisten wie Re⸗ publikaner, den Krieg wollen, um in Frankreich empor⸗ zukommen. Ob diese den Bürgerkönig aber nicht von dem Repertoire ihrer Bühne streichen, den alten Schwätzer Lafayette, premier radoteur de France, bei Seite schieben und den Lafitte (Minister Louis Philipp's) auf Flaschen ziehen, das, glaube ich, dürfte noch keines⸗ wegs entschieden, die Revolution von 1830 wohl noch nicht für beendet anzusehen sein.“ Und weiter: „Kein Staat in Europa (vielleicht außer Oesterreich) disponirt in diesem Augenblick über schlagfertige Armeen wie Preußen. Preußen ist, ohne alle Dünkel oder Uebertreibung, die einzige Macht, welche bei einer Armee, die mit dem ganzen Material bis ins eringste Detail versehen ist, der Stimmung ihrer Unterthanen o gewiß ist, daß sie einen Offensivkrieg fuͤhren könnte; und wenn unleugbar unser König in diesem Augenblick das Schicksal Europas in seiner Hand hält, so steht er um so
erhabener da, als er, der Vater der Kaiserin von Rußland und der
Bruder der Königin von Holland, jede Intervention verweigert
*) Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des General⸗ Feldmarschalls Grafen von Moltke. Vierter Band: Briefe; erste Eenhane. Kgl. Hof⸗Buchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn n Berlin.
hat.“ In einem Briefe vom Jahre 1831 finden wir dann folgende Stelle, die deshalb interessant ist, weil hier zum ersten Male der Gedanke auftritt, den der Feldmarschall noch in seinem Greisenalter in ähnlicher Form an die Spitze der Geschichte des Krieges von 1870/71 gestellt hat: „Die belgische Frage komplizirt sich dergestalt, daß wohl nur ein recht⸗ schaffener europäischer Krieg wird am Ende den gordischen Knoten zerhauen können. Dies dürfte um so mehr der Fall sein, als heut zu Tage es nicht mehr allein die Kabinette sind, welche über Krieg und Frieden entscheiden und die Angelegen⸗ heiten der Völker leiten, sondern es an vielen Orten die Völker sind, welche die Kabinette leiten, und so ein Element in die Politik hineingebracht ist, welches freilich außer aller Berechnung liegt.“
In einer Herzensangelegenheit einer Verwandten um Rath gefragt, spricht Moltke seine Ansicht über die Ehe folgendermaßen aus: „Meiner persönlichen Ueberzeugung nach ist jede Heirath ein Wagniß, in welches wir uns blindlings hineinstürzen — den kennen und beurtheilen zu wollen, an den wir unser Loos knüpfen, ist zu viel verlangt, wenn wir uns ja selbst nicht einmal kennen und beurtheilen, und das, was in der Ehe sein wird, hängt vielleicht ebenso sehr von uns selbst als von ihm ab. Wenn wir bloß die kalte Vernunft zu Rathe ziehen, so ist nicht zu verkennen, daß wohl nur sehr wenig Menschen vergönnt ist, dem Ideal, welches sich wohl alle einmal schufen, im Leben wirklich zu begegnen, wenigeren aber noch, aus diesem Traum, der freilich das höchste Glück sein muß, nicht um so schmerzlicher zu erwachen. Wo die Empfindungen aufs Höchste gespannt sind, da muß jeder doch nothwendig anklebende Mangel und jede Unvollkommen⸗ heit ein Mißklang in der reingestimmten Harmonie werden, und je höher die Erwartung, je größer muß die Täuschung sein. Diese durchaus prosaische Ansicht ist vielleicht darum nicht minder die richtige und spricht den Grund aus, warum so viel mariages de raison glücklicher, als die par inclination sind Mit einem Wort, ich glaube, daß schwärmerische Jugendliebe und eheliches Glück, mindestens gesagt, nicht aus⸗ einander folgen, und daß da, wo keine Abneigung und keine Schlechtigkeit vorhanden ist, eine dauernde, innige, tiefe und beglückende Zuneigung auch in der Ehe entstehen kann.“
Endlich möge aus den Briefen an die Mutter noch eine Stelle aus dem Jahre 1834 angeführt werden, die von seiner rührenden Sorge um die Mutter, seiner Verehrung und Dank⸗ barkeit beredtes Zeugniß ablegt: „Daß Du leider so viel körperliche Leiden trägst, habe ich mit inniger Betrübniß er⸗ fahren. Gott schenke Dir Linderung und Besserung, mein gutes Mütterchen. Daß Du Deine Schmerzen mit Standhaftigkeit und Ergebung trägst, habe ich erwartet, es ist die Ruhe, die ein reines Gewissen und ein gutes Bewußtsein geben. Wie oft ist es mir vor die Seele getreten, daß von allen Wohlthaten der erste mütterliche Unterricht die größte und die bleibendste ist. Auf dieser Grundlage baut sich der ganze Charakter und alles Gute in demselben, und wenn Du acht Kinder zu redlichen Leuten herangezogen, so muß ihr Dank und Gottes Segen auf Dir ruhen.“
Statistik und Volkswirthschaft.
Centralstelle für Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen.
„‚Delegirte verschiedener Vereine haben wie die „Nat. Ztg.“ mit⸗ theilt, beschlossen, im Anschluß an das Handels⸗Ministerium eine Centralstelle für Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen zu begründen. Bei den Berathungen waren Vertreter des Ministeriums für Handel und Gewerbe und des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten zugegen. Die Satzungen der Centralstelle wurden, wie folgt, festgestellt:
§. 1. Die Vereine begründen eine gemeinsame Centralstelle für Arbeiter⸗Woölfahrtseinrichtungen mit folgenden Aufgaben: I. Sammlung, Sichtung, Ordnung und Katalogisirung von Beschrei⸗ bungen, Statuten und Berichten über Einrichtungen, die zum Besten der unbemittelten Volksklassen getroffen sind. II. Auskunftsertheilung auf Anfragen über Arbeiter Wohlfahrtseinrichtungen zunächst an die betheiligten Vereine und, soweit Zeit und Mittel gestatten, auch an Nichtbetheiligte. III. Mittheilung über bemerkenswerthe Erschei⸗ nungen auf dem Gebiet der Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen an die Zeitschriften der betheiligten Vereine und andere Blätter, welche sich zu diesem Zweck zur Verfügung stellen.
„§. 2. Im Anschluß an die Thätigkeit der Centralstelle sollen periodische Konferenzen von Vertretern der betheiligten Vereine über Fragen, welche Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen betreffen, veranstaltet werden, zu denen auch geeignete Sachverständige zu⸗ gelagen werden können, welche nicht den betheiligten Vereinen an⸗ gehören.
§. 3. Die Angelegenheiten der Centralstelle werden von einer Delegirtenversammlung, einem Vorstande und einem Geschäftsführer wahrgenommen.
§. 4. Die Delegirtenversammlung besteht aus Vertretern der unterzeichneten Vereine und derjenigen Vereine, Körperschaften und Behörden, welche später sich betheiligen werden. Jeder von ihnen entsendet einen oder mehrere Delegirte und ist zur Abgabe einer Stimme berechtigt. Die Namen der Delegirten sind unter Bezeich⸗ nung derjenigen, welche mit der Stimmführung beauftragt sind, dem Vorsitzenden des Vorstandes anzuzeigen.
§. 5. Der Rücktritt betheiligter Vereine, Behörden und Körper⸗
schaften von der Betheiligung an der Centralstelle findet nur zum Schluß des vom 1. April bis zum 31. März laufenden Geschäfts⸗ jahres statt und muß mindestens drei Monate vorher dem Vorstand angekündigt werden. „ S. 6. Die Delegirtenversammlung tritt mindestens ein Mal jährlich zusammen. Sie wählt den Vorstand und beschließt über den Etat der Centralstelle, über die Dechargirung des Vorstandes, über etwaige Erweiterungen der Thätigkeit der Centralstelle und über sonstige Abänderung der Satzungen. Die Beschlüsse werden mit Stimmenmehrheit gefaßt. An der Beschlußfassung über den Etat und die Dechargirung des Vorstandes nehmen nur diejenigen Vereine, Körperschaften und Behörden Theil, welche zu den Kosten der Central⸗ stelle einen jährlichen Beitrag von 100 ℳ leisten. Jeder derselben führt hierbet eine Stimme und sofern sein Jahresbeitrag 1000 ℳ übersteigt, für jede weiteren 1000 ℳ eine weitere Stimme.
. 7. Der Vorstand besteht a. aus 8 auf die Dauer eines Jahres zu wählenden Mitgliedern, von denen mindestens 5 Vertreter von Beitrag zahlenden Vereinen oder Körperschaften sein müssen. b. Aus 2 von der Staatsregierung ernannten Mitgliedern, sofern und so lange die Staatsregierung zu den Kosten der Centralstelle einen Zuschuß gewährt. Außerdem kann die Staatsregierung Kommissarien
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ernennen, welche mit berathender Stimme an den Verhandlungen des Vorstandes und der Delegirten⸗Versammlung theilnehmen. Der Vor⸗ stand wählt für die Dauer seiner Thätigkeit einen Vorsitzenden und zwei stellvertretende Vorsitzende aus seiner Mitte und außerdem einen Geschäftsführer und einen Kassenführer. Er tritt auf Einladung des Vorsitzenden mindestens halbjährlich einmal zusammen. Er ist beschlußfähig, wenn wenigstens 5 Mitglieder anwesend sind. Für den Fall der Stimmengleichheit giebt⸗ die Stimme des Vorsitzenden den 8; Die erste Wahl des Vorstandes gilt bis zum 1. April
§. 8. Der Vorstand verwaltet alle Angelegenheiten der Central⸗ stelle, soweit sie nicht der Delegirtenversammlung vorbehalten oder dem Geschäftsführer übertragen sind. Insbesondere liegt dem Vor⸗ stande ob: 1) die Aufstellung des Etats und die Prüfung der Jahres⸗ rechnung, 2) die Berufung der Delegirten⸗Versammlung 3) die Zu⸗ lassung neuer Theilnehmer an der Centralstelle, 4) Regelung der Thätigkeit der Centralstelle und Erlaß der Geschäftsanweisung für den Geschäftsführer und den Kassirer, 5) Anstellung der erforderlichen Hülfskräfte, soweit sie nicht dem Geschäftsführer übertragen ist, 6) Vor⸗ bereitung und Einberufung der im Anschluß an die Centralstelle ein⸗
¹ zuberufenden Konferenzen (§. 2.)
§. 9. Der Geschäftsführer leitet nach Maßgabe der Geschäfts⸗ anweisung die Thätigkeit der Centralstelle und zeichnet die von ihr aus⸗ gehenden Schriftstücke. Er wohnt den Sitzungen des Vorstandes und der Delegirtenversammlung bei und erstattet dem Vorstande (halb⸗) jährlich einen Bericht über die Thätigkeit der Centralstelle.
„In den Vorstand wurden dem genannten Blatte zufolge ge⸗ wählt: Staatssekretär a. D. Herzog⸗Berlin für den Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen; Fritz Kalle⸗Wiesbaden für den Verein zur Förderung des Wohls der Arbeiter „Concordia“; General⸗ Sekretär Hitze⸗M.⸗Gladbach für den Verein katholischer Arbeitgeber und Arbeilterfreunde „Arbeiterwohl“; Kommerz⸗ und Admiralitäts⸗ Rath Dr. Abegg⸗Berlin für die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung; Dr. jur. Frowein⸗Elberfeld für den Bergischen Verein für Gemeinwohl; Geheimer Kommerzien⸗Rath Oechelhäuser⸗ Dessau für den Verein Anhaltinischer Arbeitgeber; Licentiat Pfarrer Weber⸗M.⸗Gladbach für den Gesammtverband der erangelischen Arbeitervereine Deutschlands; Domkapitular Schäffer⸗Köln für den katholischen Gesellenverein. Bei der Konstituirung des Vorstandes wurden gewählt zum Vorsitzenden Staatssekretär a. D. Herzog, zu stellvertretenden Vorsitzenden Kalle und Hitze, zum Geschäftsführer Professor Post, zum Kassenführer Bankier Ludwig Delbrück. — Das Budget mit ca. 7000 ℳ in Einnahme und Ausgabe wurde ge⸗ nehmigt. Die Centralstelle beginnt baldigst, spätestens am 1. Januar 1892, ihre Thätigkeit.
8 FHur Arbeitevhewegung.
In einer Berliner Correspondenz der Münchener „Allg. Ztg.“ wird mitgetheilt, der sozialdemokratischen „Opposition“ seien bedeutende Mittel zur Verfügung gestellt worden, die es ihr ermöglichen, von Sonntag ab ein eigenes Organ in Berlin unter dem Titel „Sozialdemokrat“ erscheinen zu lassen. Als Redacteur des Organs wird Kampfmeyer, früher Student der Philologie, genannt; gedruckt soll das Blatt von Werner werden, der bereits wieder unter Beihülfe von „Genossen“ eine eigene Druckerei errichtet.
Ueber die Lohnbewegung unter den deutschen Buchdruckern stellen wir folgende neueren Nachrichten zu⸗ sammen:
Der Lokalausschuß des Bundes der Berliner Buch⸗ druckereibesitzer erläßt folgende Erklärung: „Gegenüber den falschen, auch in die Presse übergegangenen Nachrichten von Be⸗ willigungen (der Gehülfenforderungen) hiesiger Prinzipale hält es der Lokalausschuß für seine Pflicht, ausdrücklich zu erklären, daß von Mitgliedern des Bundes keine Bewilligungen gemacht sind“. Der Fthn sind die Namen sämmtlicher Mitglieder des Bundes an⸗ gefügt.
Dem Eintreffen Wiener Setzer am Mittwoch ist der Ber⸗ liner „Volksztg.“ zufolge am folgenden Abend eine weitere Zu⸗ wanderung von 25 österreichischen Druckern gefolgt.
Aus München berichtet die „Allg. Ztg.“, daß in einer Ver⸗ sammlung der dortigen Buchdruckergehülfen über den gegenwärtigen Stand der Bewegung in München bemerkt wurde, sehr viele Gehülfen hätten sich dem Ausstande nicht angeschlossen; die übrigen wurden zum Ausharren ermahnt.
Aus Hannover berichten die Provinzialblätter: Der Buch⸗ druckergehülfen⸗Ausstand, welcher hier nächsten Sonnabend beginnen soll, findet nicht bei allen Gehülfen Beifall; jedoch haben wenige den Muth, dem Drängen der zum Einstellen der Arbeit auf⸗ fordernden Genossen zu widerstehen. Da wiederholt versucht worden ist, auf die schwankenden Gehülfen einen Druck auszuüben, hat die E““ auf die bezüglichen Gesetze hingewiesen und die zur
ortsetzung der Arbeit geneigten Gehülfen aufgefordert, sich auf den polizeilichen Schutz zu verlassen und jede ungesetzliche Nöthigung zur Einstellung der Arbeit anzuzeigen.
In Leipzig wurde der „Lpzg. Ztg.“ zufolge am Donnerstag eine von 500 Personen besuchte Versammlung der in den Druckereien beschäftigten Arbeiterinnen und Hülfsarbeiter abgehalten. Nach einem Berichte über den Stand des Buchdruckerstrikes wurde die Höhe der Beiträge festgesetzt, die von den nach Bewilligung der aufgestellten Forderungen weiter beschaͤftigten Arbeitern und Ar⸗ beiterinnen in die Strikekasse bezahlt werden sollen Es haben dar⸗ nach wöchentlich zu entrichten: die Hülfsarbeiter 50 ₰, die Aus⸗ legerinnen 25 ₰, die Anlegerinnen 50 ₰ und die Punktirerinnen 1 ℳ Das Anschlagen eines Plakats, in dem die ausständigen Buch⸗ druckergehülfen gegen ihre Arbeitgeber an die öffentliche Meinung appelliren, wurde vom Polizeiamte untersagt.
Aus Charleroi wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Die Arbeiter der Sandsteinbrüche im Sambrethale bei Thuin und Lobbes legten wegen Lohnverringerung die Arbeit nieder und erklärten, nicht eher wieder anfangen zu wollen, bis die früheren Lehne wieder bezahlt würden. Die Arbeitgeber beabsichtigen, Ersatz⸗ mannschaften im Westen des Hennegaues zu werben, und erklären, trotz zahlreicher Aufträge gegenwärtig so wenig zu verdienen, daß si den Forderungen der Ausständigen nicht nachkommen könnten.
Aus Verviers wird der „Nordd. Allg. Ztg.“ telegraphisch ge meldet, daß in einer bedeutenden Gießerei gestern unter den Arbeitern, denen der Arbeitgeber den Lohn vermindern wollte, ein Ausstand aus⸗ ebrochen ist. 8 1 1 es London meldet die „Allg. Corr.“: Die gegen die Londoner Schuhmachergesellen von den Fabrikanten verfügte Arbeits- sperre fand schon am Mittwoch ihr Ende, nachdem der Gewerkverein der Schuhmacher den Beschluß gefaßt hatte, daß in keiner Fabrik die Arbeit niedergelegt werden dürfe, wenn nicht das Versöhnungs⸗ und Schiedsgerichtsamt seine Zustimmung ertheilt habe. Geschähe es dennoch, so würden die betreffenden Arbeiter aus dem Gewerkverein ausgestoßen werden. Diese und ähnliche Beschlüsse stimmten den Verein der Fabrtkanten um und machten ihn dazu geneigt, die Arbeits⸗ sperre aufzuheben. (Vgl. Nr. 261 d. Bl)
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