1891 / 270 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

sprechen. Die Stadt Beeskow ernannte den greisen Gelehrten zum Ehrenbürger.

Am Mittwoch beging der Verein für deutsches Kunst⸗ gewerbe sein Stiftungsfest in den Sälen des Architektenhauses. Die Festtafeln waren in feinsinniger Weise mit hervorragenden kunstgewerblichen Prunkstücken geziert, welche Mitglieder des Vereins,

14“ zum Deulschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. 8

wald und die Königliche Porzellan⸗Manufaktur zur Verfügung gestellt ““ Berlin, Montag, den 16. November

hatten. Auch die Tischkarten trugen reichen künstlerischen .““

Schmuck. Ein vom Maler Hochlehnert in Kostüm vorge⸗ 9 —--—— tragener Prolog eröffnete die Reihe der Vorträge; ihm

folgte eine Geschichte des Vereins in humoristischen Versen und Bil⸗ dern von Max Schulz, und dann die Glanznummer des Abends: ein

undheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Der „Husarenliebe“ ging das einaktige Lustspiel „Sprech⸗ eeastalc 8 bUürrsenehen a 4 stunde von 1 bis 3 Uhr Nachmittags“ von Abraham p r st E 8 1 8 Dreifuß, aus dem Französischen von R. Schelcher, voraus, das E B E 4 ad g E Großbritannien (Indien). gleichfalls und mit derselben Berechtigung sehr kühl aufgenommen Die Regierung zu Bombay hat mittels Verfügung vom 16 Ok⸗ wurde. Herr Alexander fand darin Gelegenheit, durch seine in tober 1891 vom 12. dess. Mts. ab bis auf Weiteres in den Häfen von vieler Beziehung gelungene Darstellung eines Arztes in der Sprech⸗ Aden, Perim und der Somali⸗Küste gegen Provenienzen von der stunde recht belustigend zu wirken.

arabischen Küste des Rothen Meeres, und zwar von YPambo Sing⸗Akademie.

ich bi gan L 8 8 . Die Altistin Fräulein Gabriella dal Broga, die bereits in Blchtehigc.gie Nr. gep 8 41 enden, 8. vg. istsh t. verschiedenen Städten als Concertsängerin thätig gewesen ist, gab am

Sonnabend ein Concert, in welchem sie außer einer Arie aus Gluck's „Orpheus“ noch mehrere Gesaage von Lotti, Carissimi, Schumann, Schubert und Anderen zum Vortcag brachte. Die in der tieferen

und an Batum. Die Rücksicht der Mächte für Rußlands

städter Ereignisse eine tiefe Veränderung der Lage Europas Empfindlichkeit liebe russischerseits unerwidert; einen

zurückzuführen sei. Die Ziele der Orientpolitik seien: im Balkangebiete allen Individualitäten freie Entwideluses inner⸗

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Cherbourg . 747

Hamburg. 750 Neufahrwasser 753

Peris 750 ünster.. 749 Wiesbaden. 752

Chemnitz .. 755 Berlin 753

Theater und Musik.

1“ Königliches Opernhaus. 1z

„Titus“, das letzte große Opernwerk Mozart's, das wohl zwanzig oder dreißig Jahre nicht auf der Königlichen Bühne gegeben wurde, ging gestern unter der Orchesterleitung des Kapellmeisters Sucher von Neuem in Scene. Sowohl die Ausstatturg und die dem alten Rom getreu nachgebildete Dekoration wie die gesangliche und musikalische Durchführung waren so vortrefflich, daß das Werk einen vollen Erfolg erzielte. Man muß für seine Wiederaufnahme der Königlichen Bühne ganz besonders dankbar sein; denn die Musik, so sehr sie sich von dem modernen Geschmack ent⸗ fernt, ist eine so erhabene und zeigt so sehr das Gepräge des großen Tondichters, daß sie dem musikalisch gebildeten Zuhörer einen wahren Genuß bereitet. Wenn Titus“ so lange nicht auf den Brettern erschien, so war daran wohl der Mangel an gesang⸗ lichen Kräften Schuld, die im Stande gewesen wären, den an die Hauptrollen gestellten hoben Ansprüchen zu genügen. Dieser Mangel ist durch die reiche Besetzung der verschiedenen Fächer mit ersten Gesangskräften jetzt behoben Herr Sylva löste seine Auf⸗ gabe als Titus mit seiner machtvollen Stimme, die gerade hier sich in großartiger Weise zu entfalten Gelegenheit findet, unübertrefflich; Frau Sucher (als Sextus) wurde den hohen musikalischen und dramatischen Anforderungen in nicht minder vortrefflicher Weise gerecht, während Frau Staudigl, deren Partie als Vitellin stellenweise etwas hoch liegt, die schwierigen Koloraturen nicht immer ganz korrekt zu überwinden vermochte; bei öfteren Wiederholungen aber wird sie sicher die Unebenheiten zu beseitigen vermögen. Fräulein Hiedler (Annius) und Fräulein Weitz (Servilia) waren sehr gut an ihrem Platze Die Aufzüge und die Chöre legten neues Zeugniß von der außerordentlichen Sorgfalt ab, welche die Leitung der Königlichen Bühne gerade hierauf verwendet, und das Orchbester unter Sucher's Leitung wußte die Musik in ganz vorzüglicher Weise zu interpretiren. Das ausverkaufte Haus gab wiederholt seine Befriedigung über die Kunstleistungen zu erkennen. Die darauf folgende „Cavalleriau, die für das Opernhaus ein Magnet ersten Ranges geworden, wurde in der Besetzung mit Frau Pierson, Herrn Rothmühl, Herrn Betz, Frau Lammert und Fräulein Rothhauser und unter Weingartner's Leitung so ausgezeichnet gegeben, daß sich irgendwie berechtigte Ausstellungen nicht mehr machen lassen und man sich dem vollen Genuß dieses eigenartigen und großartigen Werks ungestört hingeben kann.

Residenz⸗Theater Am Sonnabend wurde das zweiaktige Lustspiel „Husarenliebe“

von Karl Murai, deutsch von Bernhard Buchbinder, in Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg, zum ersten Mal gegeben und erfubr eine ebenso entschiedene wie wohlverdiente Ablehnung. Das weder

durch eine ansprechende Handlung noch durch geistvollen Witz

ausgezeichnete, dafür aber sittlich recht anstößige Stück, spielt auf einem ungarischen, den Gebrüdern Gabor und Sigmund von Barkos, zwei verlebten Junggesellen, gehörigen Edelsitz. Für die achtzehnjährige Pflege⸗

tochter der beiden Brüder findet sich nach mancherlei lustigen Miß

verständnissen in einem Husaren⸗Rittmeister der lange gesuchte Vater und in einem Husaren⸗Lieutenant auch ein Bräutigam. Der Ritt⸗ meister wurde vom Direktor Sigmund Lautenburg mit gut nachgeahmter österreichischer Mundart vortrefflich dargestellt; das

konnte aber ebenso wenig wie die humorvoe Darstellung der durch Maske wie Geberden einander zum Verwechseln ähnlichen Brüder durch die Herren Emil Gaspart und Herbert Paulmüller

7 7

Lage mit Kraft und Wohlklang begabte Stimme läßt in der Höhe, besonders beim Gebrauch des Forte einige Angestrengtheit erkennen, doch ist ihr Piano meist angenehm. Bleibt in der Vortrags⸗ weise auch mitunter mehr Wäͤrme der Empfindung zu wünschen, so gelangen der Künstlerin doch die Arie „Pur dicesti“ von Lotti, die „Nonne“ von Schubert und das schwedische Lied: „Dalekarlischer Tanz“ recht gut. Die Violinvirtugsin Fräulein Edith Robinson, unter Leitung Brodsky's in Leipzig ausgebildet, besitzt eine sehr weit entwickelte technische Fertiakeit; ihre Tonerzeugung ist stets sehr angenehm, die Ausdrucksweise eine tief eingehende und zum Theil feurig belebte. Diese Vorzüge kamen im Vortrag eines Concertsatzes von Vieuxtemps, eines Adagios von Spohr und einer Romanze von M. Bruch ganz vortrefflich zur Geltung. Der Cellist Herr Düwel unterstützte die Concertgeberin durch die sehr gelungene Begleitung zweier französischer Romanzen, auch Herr Bake führte seine Klavierbegleitung sehr lobenswerth aus. 1 1“

Die bereits vortheilhaft bekannte Altistin Fräulein Clara Nittschalk gab gestern ein Concert, das leider nur spärlich besucht war. Die Künstlerin, die alle Eienschaften einer sorgfältigen Aus⸗ bildung hesitzt, Reinheit der Intonation, Deutlichkeit der Aussprache und verständnißvolle Auffassung, läßt besonders in den höheren Tönen viel Kraft und Wohllaut der Stimme erkennen, wäbrend die Tiefe etwas Farb⸗ loses hat. Unter den zahlreichen Liedern gelang ihr der Vortrag des Liedes von Brahms „Muß es eine Trennung geben“, des Mailiedes von Reinecke, sowie der Lieder „Laß dich halten, gold'ne Stunde“, von Jensen und „Weißt du noch?“ von Hildach, das auf Wunsch wieder⸗ holt wurde, vortrefflich. Die Herren Zarneckow (Tenor) und Severin (Baß) trugen drei Duette von Holstein ohne Begleitung vor, die in dem großen Saal etwas verhallten. Der Königliche Kammermusiker Herr Eugen Sandow unterstützte das Concert durch einige sehr gelungene Cello⸗Vorträge, auch die Sopranistin Fräulein Grunwald, die in dem italienischen Lieder⸗ spiel ron Cuny mitwirkte, war gut an ihrem Platze.

In der Vorstellung des „Lohengrin“ am Mittwoch im König⸗ lichen Opernhause sind die Damen Hiedler und Standigl, die Herren Rothmühl, Mödlinger, Bulß und Fränkel beschäftigt. In der Vorstellung der „Cavalleria“ am Donnerstag treten die Damen Pierson, Dietrich und Lammert, die Herren Sylva und Bulß auf. Dem Werke voraus geht die Oper „Der Waffen⸗ schmied“ mit den Damen Weitz und Lammert, den Herren Krolop, Bulß, Lieban und Schmidt.

Morgen Abend 8 Uhr findet in der Sing⸗Akademie der erste Kammermusik⸗Abend der Herren Joh. Kruse und Genossen statt, in dem die Concertsängerin Fräulein Matja von Niessen aus Dresden den vocalen Theil des Programms mit Schumann'’'s „Lied der Braut“, Brahms’ „Mainacht“ und „O wüßt' ich doch den Weg zurück“ und Liedern von Rubinstein und Lassen übernimmt.

Mannigfaltiges.

Professor Dr. F. 2. Steinmeyer, der Nestor unserer Uni⸗ versität, feierte gestern in seltener Rüstigkeit seinen achtzigsten Ge⸗ burtstag. Der Staats⸗Minister Graf von Zedlitz⸗Trützschler gab in herzlichen Worten der Anerkennung der Regierung Ausdruck. Die theologische Fakultät der Universität war durch den Dekan Professor Kaftan vertreten. Es erschienen ferner die Professoren Dillmann, Lommatzsch, Müller und viele andere Berufsgenossen und Freunde. Der akademisch⸗theologische Verein und der theologische Studenten⸗

welche gestern Abend geschlossen wurde. Bestehens von gegen 9000 Personen besucht worden.

von Chr. Lehr d. J. verfaßtes zweiaktiges Zeitbild „Der Brunnen“.

Die große Chrysanthemum⸗Ausstellung im Kaiserhof, ist in den vier Tagen ihres

Kattowitz, 14. Norvember. Im Stahlwerk zu Dombrowa

explodirte nach einer Meldung des „D. B H.“ ein Dampf⸗ kessel. Es wurden zwei Arbeiter getödtet, viele zum Theil schwer

verletzt. Der Schaden ist bedeutend.

London, 13. November. Seit dem Jahre 1839 soll kein

Orkan von solcher Gewalt das Vereinigte Königreich heimgesucht haben, wie es der große Mittwochssturm war. Die Liste der Unfälle hat bereits eine unheimliche Länge erreicht und schwillt noch immer mehr an. Zur Vollschiffes „Bienvenue“ fand, wie die „A. C“ berichtet, gestern in Folkestone cin Dankgottesdienst statt, an dem die

Feier der Rettung der Mannschaft des großen

geretteten Matrosen und ein zahlreich erschienenes Publikum theilnahmen. Von allen Seiten sind der beldenmüthigen Besatzung des Sandgater Rettungsbootes wohlverdiente Lobsprüche und Anerkennungsschreiben zugegangen. Die Küstenwächter und Mannschaften der Rettungsboote

werden sich voraussichtlich nicht lange der Ruhe erfreuen, da bereits

ein neuer Sturm aus Südwesten angemeldet ist und längs der Küste

alle Sturmsignale aufgezogen sind.

Verein ließen durch ihre Chargirten herzliche Glückwünsche aus⸗

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Prag, 16. November. (W. T. B.) Graf Richard Clam⸗Martinitz, Mitglied des Herrenhauses, ist gestern auf Schloß Smecna gestorben.

St. Petersburg, 16. November. (W. T. B.) Der, Prinz Damrong von Siam traf gestern in Jalta ein⸗ wurde von dem Großfürsten⸗Thronfolger am Dampfer stege begrüßt und begab sich mit demselben alsbald zu Wagen nach Livadia, wo der Kaiser den Prinzen Damrong und sein Gefolge sofort empfing.

Bern, 16. November. (W. T. B.) Bezüglich der Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn hat nunmehr der Schriftwechsel begonnen.

Lens, 16. November. (W. T. B.) Von 3965 hier ein⸗ geschriebenen Grubenarbeitern sind heute früh nur 349 eingefahren. Die öffentliche Ruhe wurde nirgends gestört.

New⸗York, 16. November. (W. T. B.) Wie dem „New⸗York Herald“ aus Buenos Aires gemeldet wird, wäre die Provinz Santa von einem verheerenden Tornado heimgesucht worden. Die Stadt Arroyoseca soll arge Verwüstungen erlitten haben; gegen 40 Personen seien dabei ums Leben gekommen und etwa 30 verwundet. Gerüchtweise verlautet, der Sturm hätte die Wagen eines im Bahnhofe haltenden Zuges umgeworfen und zertrümmert.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

dem schwachen Stück zu einem Erfolge verhelfen.

t vom 16. November, gens 8 Uhr.

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bedeckt bedeckt wolkig bedeckt bedeckt

bedeckt bedeckt wolkig Regen wolkig Nebel wolkig Wien.... 754 Nebel Breslau. 754 woikenlos Jle d'Aix.. 751 Regen Eqqqööq161168 2 wolkig Eriit. 758 still bedeckt

Uebersicht der Witterung.

Die beiden gestern erwähnten Minima sind nord⸗ wärts fortgeschritten, das westliche nach Nordengland, das östliche nach der Gegend von Stockholm; das

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Donnerstag

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Mittwoch:

Roberts.

Bei schwacher, vorwiegend südöstlicher Luftbewegung ist das Wetter in Deutschland mild, im Westen trübe, im Osten vielfach heiter. Die Abküblung, welche sich über Polen und Nordösterreich zeigte,

dem gleichnamigen Volksstück von Verga Musik/ Gense⸗ von Pietro Mascagni. In Scene gesetzt vom Ober⸗ gesetzt von Julius Fritzsche. Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein⸗ Federmann. Anfang 7 ½ Uhr. Vorher: Mittwoch: Dieselbe Vorstellung Beethoven. Nach einer mythologischen Tanzdichtung

in

gent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. fran von Orleauns. Eine romantische Tragödie von I essste ] b- 98G Ffegeichr. I Regie: Emil Lessing. 5 In Seene gesetzt vom er⸗Regisseur Max Grube. is 3 Uhr Nachmittags (de 1 h. à 3). 8 Pe⸗ 1— Anfang 7 Uhr. bacel en Arhvan 221 Dreyfuß. Deutsch 1 Feieicgiss. wndS, cer. Mittwoch: Opernhaus. 239. Vorstellung Lohen⸗ von Schelcher. Anfang 7 ½ Ühr. fällen, Riesenfontänen mit allerlet Lichteffekten ꝛc, grin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur SaRahig Tetzlaff Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An⸗

vom OberRegisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater. Dienstag:

Goethe⸗Cyeclus. III. Abend. Die

Geschwister. Hierauf: Clavigo. Donnerstag: Die Kinder der Excellenz.

Verliner Theater. Dienstag: Esther. Der

Geizige. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Hüttenbesitzer. sind aus dem Atelier der Herren Wagner und Verlobt:

2 7

Tessing-Cheater. stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und u“ Anfang 7 Ube.

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eee wän. im übe Donnerstag: Die Großstadtluft. (25. Aufführung) barometrische Maximum liegt über Nordrußland. Gehthant In . Betes ven hene Blumenthal vund

Gustav Kadelburg.

Wallner-Theater.

ürfte sich demnächst anch aͤber Ostgeutschlanz aus Immer zerstreut! Posse in 3 Akten von Barridère

3 s is⸗ 9 2 breiten. Stellenweise ist in Deutschland Regen ge Cvicigen

llen, Altkirch hatte Gewitter Deutsche Seewarte.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗

haus. 238. Vorstellung. canga (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach Oper in 3

Friedrich- Wilhelmstädtisches Theuter. von Halevy⸗ Dienstag: Mit neuer Ausstattung und verstärktem Tittl.

Cavalleria rusti- Orchester: Zum 18. Male: Die Basoche. Komische Akten von Carré.

Zum 1. Seiner Durchlaucht.

Promethens. Musik von

2 Akten von Emil Graeb. Diri⸗

Musik von André Messager. In Scene 1 Dirigent: Kapellmeister Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof),

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗

rania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

8b Geöffnet von 12—11 Ubr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗

zettel.

Dienstag, Abends

Circus Renz. Karlstraße.

6 81 3 8 1 ; in : 8e. eten ne Ees greitsg burg. Dienstag: Dr. Jojo. Schwank in 3 Akten 7 ¼ Uhr: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“,

Albert Carré.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Belle-Alliance-Theater.

Schauspielhaus. 250. Vorstellung. Zum 1. Male 110. Male: Mit durchweg neuer glänzender Aus⸗ ö“ Der deenag Tag. 16 stattung von 2

ufzügen von Hugo Lubliner. In Scene gesetzt Waffen, Requisiten, Beleuchtungseffektenꝛc. Jung⸗ —½ Seg

Deutschland zur See. Großes Ausstattunas⸗Zeit⸗ 4fache Fahrschule, geritten von 4 Herren mit 8

bild mit Gesang und Tanz in 4 Akten (6 Bildern)

von Ernst Niedt. Musik vom Kapellmeister G. R.

Dekorationen,

Der blaue Kruse. Anfang 7 ½ Ubr.

Adolph Ernst-Theater.

Male: Die Komödie Bukacz. Anfang 7 ½ Uhr

Thomas-Theater. Direktion: Emil Thomas.

Saison.

Dienstag: Die Groß⸗

Male: Satisfaktion.

Kneisel.

Deutsch von Vorher:

Kostumen,

Mittwoch: Jung⸗Deutschland zur See.

Dienstag: Zum 78. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in Fsg 1uu 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gusuexwv —-———— Görß. Musik von Gustav Steffens.

ständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Alte Jakobstraße 30. Sensationserfolg dieser Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kurt von Rohr

Schauspiel in 4 Akten von Alexander Baron von Seehns gzt 3 e 12, Male; Der In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Adolf Kurz. (Igelfisch: Emil Thomas.) Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

gehs ahe große hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen),

arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß⸗ Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen⸗ Fontaine, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß

Dienstag: Zum ausstrahlend. Ferner: 2. Auftreten der welt⸗

Ballets berühmten Akrobaten The Eltons. 2. Auftreten Hallets, der bestrenommirten Clowns Veldemann und Roger.

Schu pferden. Solon, geritten von Frl. Clotilde Hager. Hora; und Merkur, zusammen vorgeführt von Herrn Ernst Renz (Enkel). Sisters Lawrence am fl Trapez. Auftr. der Reitkünstlerinnen Frls. Marie Chiarini und Theresina, sowie der Reit⸗ künstler Herren Adolf Delbosg, F. Chiarini ꝛc. Komische Entrées von sämmtlichen Clowns. Täglich: „Auf Helgoland“.

. Familien⸗Nachrichten.

Frl. Julie Schott mit Hrn. Hülfs⸗

In Scene gesetzt von Adolph Ernst prediger Gerhard Faßmer (Barby a. Elbe

Halle a. S.). Frl. Olga von Pelchrzim mit Hrn. Hauptmann Alexander Ripke (Berlin —Ham⸗ burg) Frl. Elisabeth Friesleben mit Hrn. Pastor Wishelm Franke (Giersleben —Zauchwitz b. Beelitz, Mark).

(Hohenwulsch). Hrn. Handelskammer⸗Sekretär Dr Paul Dehnicke (Ludwigshafen a. Rh.). Eine Tochter: Hrn. Major von Stieglitz (Grimma). Gestorben: Verw. Fr. General⸗Major Olrika von Salpius, geb. von Oldenburg (Berlin). r. Kommerzien Rath Hedwig Scheele, geb. von rünken (Stettin). Hr. Amtsgerichts⸗Rath

Dienstag: Zum 1. Male: Concerte.

Neu bearbeitet von Franz Wallner.

von Mascagni.

Deutsch von R.

1 Concert-Haus. Dienstag: Karl Mevder⸗Concert. Vorher, zum 1. Male: Nur drei Worte. Lustspiel Anfang 7 Uhr.

in 1 Akt von Leopold Adler. Anfang 7 ½ Uhr

12 1 Ouv. „Mignon“ von Thomas. ) Mittwoch u. die folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. Flotow.

„Rosen aus dem Süden“, Walzer von Strauß. Phantasie a. d. Op „Cavalleria rusticana“

Phantasie a. d. Op. „Charles VI.“ Serenade für Flöte und Horn von „Toreador“ für Piston von Hartmann (Herr Spengler). „Zur Parade“, Marsch von Meyder.

a D. Adolf Jahn (Reichenbach i. Schl.). Hr. Rechtsanwalt Paul Hecker (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen einschließlich Börsen⸗Beilage).

„Rübezahl“ von

(1821 ⅛)

8-

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Oesterreich⸗Ungarn. Am Sonnabend Vormittag 11 Uhr ist, wie „W. T. B.“

berichtet, unter dem Vorsitz Ludwig Tisza's der Aus⸗

chuß der ungarischen Delegation für auswärtige Angelegenheiten zusammengetreten. Aus dem Reichs⸗ Ministerium wohnten der Minister des Aeußeren Graf Kälnoky, der Kriegs⸗Minister Freiherr von Bauer, sowie der Finanz⸗Minister Kallay de Nogy⸗Kallo der Sitzung bei. Von ungarischen Ministern waren der Minister Präsident Graf Szapary, der Ackerbau⸗Minister Bethlen und der Minister von Szögyenyi anynesend. Auf eine Auf⸗ forderung Tisza's formulirte der Referent Falk die An⸗ fragen an den Grafen Kälnoky wie folgt:

1) Aus wessen Initiative und aus welchen Gründen erfolgte die Erneuerung des Dreibundes schon so lange Zeit vor Ablauf seiner Gültigkeitsdauer; erfuhr das Bündniß hierbei in einem wesentlichen Punkte eine Aenderung? 2) Ist die Anerkennung des Fürsten Ferdinand von Bulzarien gegenwärtig in nähere Aussicht gerückt als im vorigen Jahre? 3) Ist in dem Verhältniß zu Serbien mittler⸗ weile eine Wendung zum Besseren eingetreten? 4) Bezeichnet der Referent authentischen Aufschluß über die Beziehungen zu Rumänien als höchst wünschenswerth. 5) Erbittet der Referent mit Bezug auf den eminent eurepäischen Charakter der Dardanellenfrage Aufschlüsse über die Natur des Ueberetnkommens zwischen der Türkei und Ruß⸗ S und über die Gründe, welche das Wiener Kabinet veranlaßt haͤtten, dis Zustimmung zu ertheilen. 6) In Bezug auf den Besuch des Deutschen Kaisers in England und des französischen Geschwaders in Kxonstadt, sowie auf die angekündigte Reise des russischen Ministers von Giers nach Paris würde der Minister durch die Bekannt⸗ gabe seiner Anschauungen den Ausschuß zu Dank verpflichten; viel⸗ 16g würden sich dadurch jene politischen Gefahren näher erkennen Ansprache des Kaisers Franz Joseph als noch nicht

er Deputirte . ic weist auf die wiederholte el⸗ dungen von üFgegn e eherbochen Wel⸗ g 1 son 3 1 esern t Sandschak Novibazar und im Vilajet Kossowo hin, sowie auf die Gefahr ““ 1 8 Ruhe in Bosnien und der Herzegowina und fragt an, ob dadurch eine Gefährdr Lage i gesten de Belkanzalbinfel zu efrchen seie föh'deng der Lage im Westen der Hierauf ergriff Graf Kälnoky das Wort zu einem längeren Exposé, in welchem er gegenüber den verschiedenen Auffassungen der Kaiserlichen Ansprache feststellte, daß die gegenwärtige Lage Oesterreich⸗Ungarns, soweit es sich um Friedensaussichten handle, günstig sei. Er kenne keine einzige Politische Frage, welche zu der direkten Befürchtung Anlaß gebe, daß die lange Friedensepoche jetzt eine Unterbrechung erfahren könnte. Die Beziehungen zu allen Mächten seien durchaus freundlicher Natur. Die Oesterreich⸗Ungarn allseitig zu⸗ kommenden Versicherungen stellten nicht nur die fried⸗ lichen Bestrebungen fest, sondern es lägen dem Wiener Kabinet auch authentische und maßgebende Zusicherungen vor, daß auf keiner Seite die Absicht irgend einer Aggression gegen einen Nachbar bestehe. Demnach könnten derzeit weder Be⸗ fürchlungen für den europäischen Frieden im Allgemeinen noch für Oesterreich⸗Ungarn bestehen. Die Hauptursache der trotzdem wiederkehrenden allgemeinen Beängstigungen liege in der un⸗ geschwächten Fortdauer der militärischen Rüstungen bei allen Staaten, welche Rüstungen die Gefahr einschlössen, daß durch die gesteigerte Leichtigkeit des Krieges auch die Eventualität des Krieges nähergerückt werden könne. Niemand zweifle an dem Wunsche Oesterreich⸗Ungarns nach Erhaltung des Friedens; allein der gleiche Wunsch sei überall vorhanden, was zu der Hoffnung berechtige, daß man allmählich aus dem gegen⸗ wärtigen widerspruchsvollen Zustande herauskommen werde. Die rein defensiven, Behufs der Erhaltung des Friedens ge⸗ schlossenen Bündnisse Oesterreich⸗Ungarns erwiesen sich den Zwecken und Zielen entsprechend; daher sei die Folgerung ge⸗ stattet, der Zusammenschluß der Centralstaaten werde dazu bei⸗ tragen, auch künftig den Frieden zu erhalten. Per Minister bestätigte sodann die Erneuerung des Bündnisses mit Italien auf eine Reihe von Jahren. Diese Erneuerung vor dem Ab⸗ lauf des Vertrages sei die natürliche Folge der besonderen Wichtigkeit des Vertrages. Alle drei Bundesmitglieder seien einmüthig in der Erkenntniß, daß die Bündnisse sich bewährten, deren Fortdauer für die Compaciscenten und den Frieden Europas wünschenswerth sei; deshalb hätten sie noch vor Ablauf der Bündnisse ihre Erneuerung gewünscht. Somit habe es keiner speziellen Initiative von der einen oder anderen Seite bedurft. Da alle Umstände schon zur Zeit der Begründung der Tripelallianz reiflich erwogen gewesen, so seien bei ihrer Erneuerung wesentliche Aenderungen nicht nothwendig erschienen, viel⸗ mehr habe man allseitig darin übereingestimmt, daß auf keiner Seite neue Verpflichtungen übernommen werden sollten. Das Verhältniß Oesterreich⸗-Ungarns zu Deutschland sei unverändert, sofern der Ausdruck auf ein Verhältniß passe, welches sich fortwährend vertiefe und die Bande zwischen den Betheiligten immer mehr festige. Bei den obgedachten Verhandlungen habe sich zwischen den leitenden Ministern der drei Mächte pollstes gegenseitiges Einverständniß und Vertrauer gezeigt. Gegenüber der in der öffentlichen Meinung letzthin zu Tage getrete⸗ nen Irritation erinnerte der Minister an die leichte Erregbarkeit der Zeit, die Sensationssucht des großen Publikums und die

Geneigtheit der Presse, diesem Bedürfniß der Zeitepoche ent⸗

gegenzukommen, und fuhr dann fort: die Reise des Deutschen Kaisers nach England sei von hoher Bedeutung, aber nicht der Ausgangspunkt neuer, sondern das Resultat bereits be⸗ standener Verhältnisse gewesen. Die Reise würde nicht in dieser Weise unternommen worden, die Aufnahme des Deut⸗ schen Kaisers in England nicht so glänzend und warm ge⸗ wesen sein, wenn nicht in England schon früher lebhafte Sym⸗ pathien für den Deutschen Kaiser und Deutschland vorhanden ewesen wären, und wenn nicht das englische Volk für die riedensziele des Dreibundes richtiges Verständniß besessen hätte. Der Flottenbesuch in Kronstadt sei beiläufig von dem gleichen Standpunkte zu beurtheilen; was sich dort ereignet habe, hätte nicht geschehen können, wenn nicht auf beiden Seiten das Bewußtsein einer zwischen den beiderseitigen In⸗ teressen bestehenden engeren Verbindung vorhanden gewesen wäre. Er theile nicht die Auffassung, daß auf die Kron⸗

halb der Grenzen des Berliner Vertrages zu sichern un

staatliches und materielles Gedeihen 8 Mhragsichern * s heren damit sie sich immermehr auf das Niveau der übrigen Kultur⸗ staaten heben und der westeuropäischen Völkerfamilie näher ge⸗ rückt werden. Hierin habe Rumänien, vielleicht in Folge der romanischen Abstammung der dortigen Bevölkerung, bisher die größten Fortschritte gemacht; auch nach der Seite Oesterreich⸗ Ungarns hin sei dort eine günstige Wandlung bemerkbar; die häufigen dortigen Ministerwechsel und Wechsel in den Partei⸗ verhältnissen tangirten die österreichisch⸗ungarischen Beziehungen nicht, welche unverändert freundlich seien. Dies gelte gegenüber dem gegenwärtigen Kabinet und werde hoffentlich allen künftigen gegenüber bleiben. Eine werthvolle Garantie finde die öster⸗ reichisch⸗ungarische Regierung in der weisen Leitung des Königs Karl, welchem seit einem Vierteljahrhundert das größte Verdienst um die Entwickelung des rumänischen Staatswesens gebühre. Die Hoffnung, daß die Politik Rumäniens die bis⸗ herige Richtung beibehalte, sei desto begründeter, da Rumänien gleich Oesterreich⸗Ungarn eine konservative auf Erhaltung des Friedens und des rechtlichen Zustandes auf der Balkat „Halb⸗ insel basirte Politik verfolge. Serbien gegenüber beweise Oester⸗ reich Ungarn alles Entgegenkommen, um gute Beziehungen mit dem kleinen Nachbarstaat zu erhalten. Die Parteiverhältnisse dieses jungen Staats seien noch sehr verworren, wodurch der Regierung oft ungewöhnliche Schwierigkeiten entgegentraten; trotzdem sei

eine Besserung der Beziehungen zu konstatiren, wozu die herzliche Aufnahme des Königs am österreichischen Hofe bei⸗ getragen habe. Oesterreich⸗Ungarn verlange von Serbien nicht mehr als die Gegenseitigkeit in den erwünschten guten Be⸗ ziehungen. Der serbischen Regierung fehle es zwar nicht an gutem Willen; allein die Bevölkerung Serbiens gerathe immer tiefer in eine Richtung, die gegen ihr eigenes Interesse laufe und schließlich mit den bestehenden Verträgen zum Konflikt führen müsse.

Es wäre gut, wenn man in Belgrad weniger große Politik machte und sich mehr der Pflege der inneren Aufgaben zuwenden wollte. Was diesen Punkt betreffe, so bilde die fleißige aus⸗ dauernde Arbeit der bulgarischen Regierung an der Hebung des Wohlstandes in diesem Lande unvertennbar einen wohlthuenden Gegensatz. Die Anerkennungsfrage stehe genau so wie ehedem. Oesterreich⸗Ungarn könne sich nicht veranlaßt fühlen, diese heikle Frage anzuregen, bezüglich deren ein Mißerfolg vorauszusehen sei, der sich unter Umständen ge⸗ fährlich gestalten könnte. Dies möge für Bulgarien peinlich sein und könnte bei allzu langer Dauer auch bedenklich werden aber im Allgemeinen dürfe man die Stellung Bulgariens trotz der mangelnden Anerkennung als gut bezeichnen. Wer diesem Lande wohlwolle, müsse ihm korrekte Be⸗ ziehungen zur Pforte, Enthaltung von abenteuer⸗ lichen 1 Aktionen und geduldiges Abwarten alles Weiteren anempfehlen. Was die Dardanellenfrage betreffe so müsse Rußland die Meerengen benutzen zum Verkehr mit seinen Besitzungen in Ost⸗Asien. Die hierzu verwendeten Schiffe der sogenannten Kreuzerflotte seien in Friedenszeiten Transportschiffe unter Handelsflagge. Die türkische Depesche über das bezügliche russisch⸗türkische Uebereinkommen habe Oesterreich⸗ Ungarn und den anderen Mächten Veranlassung gegeben, von der Erklärung der Pforte Akt zu nehmen und gleichzeitig die vertragsmäßige Abschließung der Darda⸗ nellen für Kriegsschiffe ausdrücklich festzustellen. Am Schlusse des Exposés stellte Graf Kälnoky nochmals die befriedigende Lage Oesterreich⸗-Ungarns fest, welches die ihm gebührende Stelle einnehme, freundschaftliche, geregelte Beziehungen zu allen Mächten unterhalte und mächtige alliirte Freunde besitze zur Wahrung berechtigter gegenseitiger Inter⸗ essen, zur Erhaltung des Friedens und zur gemeinsamen Ad⸗ wehr jedes Angriffs. Oesterreich-Ungarn wolle keine gefähr⸗ lichen Fragen unnöthig aufwerfen und keine Gefahren herbei⸗ führen, die sich ohne Schädigung seiner Interessen und seines Ansehens vermeiden ließen. Oesterreich⸗Ungarn müsse aber bedacht sein, seine Wehrkraft auf jene Höhe zu bringen un auf ihr zu erhalten, welche durch die Sorge für seine Sicher⸗ heit und zur Wahrung seiner Machtstellung unausweichlich erscheine.

„Der Delegirte Graf Apponyi sah in dem Exposé des Ministers eine weitere Bestätigung der Aeußerungen der Kaiserlichen Ansprache über den Ernst und die Gespanntheit der derzeitigen europäischen Lage. Die fortgesetzt gesteigerten russischen Rüstungen stimmten schlecht zu den heutigen Friedens⸗ versicherungen dieser Macht. Aus den Aeußerungen des Grafen Kälnoky über den Kronstädter Flottenbesuch schloß Redner, ein bestimmtes Bündniß zwischen Rußland und Frank⸗ reich bestehe nicht. Allein die Ansicht, daß der Kronstädter Flottenbesuch nichts an der Situation ändere, theilte Redner nicht. Er wies darauf hin, daß unmittelbar darauf die Dar⸗ danellenfrage in den Vordergrund getreten sei, deren Harm⸗ losigkeit der Redner bestritt, indem er das russisch⸗türkische Uebereinkommen bedauere.

Hierauf erwiderte Graf Kälnoky, die anderen Mittel⸗ 1“ üöbschon durch die Darbanellenfrage näher

t Ungarn, hätten iche

1 garn, h dennoch die gleiche Haltung

Der Delegirte Graf Apponyi nahm neuerlich das Wort und erkläarte, er wolle den berechtigten Wünschen Ruß⸗ lands nicht schroff entgegentreten, halte aber an dem Tadel n88h dar Form des ge Uebereinkommens fest, welches b rächten vor und nicht na itzutheilen ge⸗ dee 9 ch Abschluß mitzutheilen g 5. In Erwederung hierauf konstatirte Graf Kälnoky, der Zwischenfall in den Dardanellen habe lange vor der Kron⸗ städter Entrevue den Gegenstand der Kontroverse gebildet. Das Zusammenfallen der Finalistrung der Frage mit dem französischen Flottenbesuche sei daher nur ein Zufall.

Graf Apponyi war durch die Ausführungen des Ministers von der Richtigkeit des Vorgehens der Pforte nicht

überzeugt. Rußland liebe die Politik“ der vollzogenen That⸗ sachen. Er erinnere an die Londoner Konferenz von 1871

Beweis des ängstlichen Vorgehens der Mächte bilde Bulgarien. Graf Szoͤchényi stellte die Berechtigung des Sultans fest, die Durchfahrt durch die Dardanellen zu gestatten. Der Delegirte Csernatony erwartete den Ausbruch eines Krieges nicht vom Westen sondern vom Osten. Der Dardanellenfrage maß er keinen allzugroßen Werth bei. Redner fragte hierauf den Grafen Kälnoky über die Reise des Ministers von Giers nach Italien, ob Graf Kälnoky die Natur der Verhand lungen zwischen Giers und Rudini kenne, und ob hierdurch Dreibunde nicht alterirt sei. . 1 raf Kälnoky antwortete hierauf Italiens Interessen lägen mehr nach dem Mittelländischen Meere als ö Balkanländern, aber beide seien schwer trennbar; daher seien die Ziele der österreichisch⸗italienischen Orientpolitik identisch. b Die Orientpolitik beider Staaten sei konservativ und auf die Aufrechterhaltung des Status quo gerichtet ohne Anspruch auf Landeserwerb oder unberechtigten Einfluß. Die Zusammen⸗ kunft der Minister von Giers und di Rudini betrachte 35 ohne Mißtrauen. Die Begegnung sei sogar wünschenswerth gewesen, da Giers, den er als einen gemäßigten Staas⸗ mann kenne, sich hätte überzeugen können, daß Italien gleich den übrigen Mitgliedern des Dreibundes nur rein friedliche Ziele anstrebe. Was zwischen den beiden Staats⸗ männern gesprochen worden, glaube er (Graf Kälnoky) bei den vertrauens vollen Beziehungen zwischen den Ministern des Dreibundes zu wissen, und er habe keinen Grund, von dem Verlauf und dem Resultat der Zusammenkunft nicht ganz

befriedigt zu sein. Hierauf wurden die Verhandlungen während 10 Minuten unterbrochen. Nach Wiederaufnahme derselben nahm der Minister Graf Kälnoky das Wort, um festzustellen, daß er die europäische Lage in keinem wesent⸗ lich anderen Sinne beurtheile, als dies letzthin von den Premier⸗Ministern Italiens und Englands geschehen sei indem er gegenwärtig keinen Grund zu einer Bedrohung des Friedens erblicke, wofür das eben vorgelegte Kriegsbudget der beste Beweis sei. Die Regierung hätte wohl viele Millionen einstellen müssen, wenn sie an eine imminente Gefahr glauben oder ernste Besorgnisse für die nächste Zukunft hegen würde. I11“ Delegirte Graf Karolyi fragte unter Hinweis auf die seit 1887 ununterbrochen erfolgenden russischen Truppen⸗ vorschübe aus dem Osten nach dem Westen, ob dem Grafen Kälnoky von der Zurückziehung russischer Truppentheile von den Grenzen etwas bekannt sei.

Der Minister erwiderte hierauf, von einer Rückbeförde⸗ rung russischer Truppen aus dem Westen nach dem Osten sei ihm nichts bekannt, der offiziöse „Russische Invalide“ habe vielmehr offen das Gegentheil verkündigt. Thatsächlich sei in der Verschiebung der russischen Truppen bisher kein Stillstand eingetreten.

Nach diesen Ausführungen des Ministers wurde die Sitzung geschlossen und die Verhandlung der einzelnen Posten des Budgets auf Sonntag vertagt.

In der Sitzung vom Sonntag genehmigte der Ausschuß unverändert das Budget des Aeußern sammt den Nach⸗ tragskrediten. Im Laufe der Berathung gab der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky ausführliche statistische Daten

über die Einfuhr nach Salonichi, aus denen ersichtlich ist, daß Oesterreich⸗Ungarn im Jahre 1890 hinter England, das die größte Einfuhr besitze, nur um eine Kleinigkeit zurück⸗ geblieben sei. 1 Sämmtliche Blätter äußern sich mit höchster An⸗ erkennung über die Ausführungen des Grafen Kälnoky und sprechen die Erwartung aus, daß die durch irrige Auffassungen der Kaiserlichen Ansprache in Europa ent⸗ standenen nervösen Irritationen durch die sichere, zuverlässige Sprache des Ministers zerstreut werden würden. Vom „Fremdenblatt“ wird insbesondere hervorgehoben, daß die Er⸗ klärungen des Ministers bezüglich Deutschlands und Italiens von einer Innigkeit seien, die nur der gegenseitigen Uebe zeugung von der Identität der höchsten Ziele entspringen könne. Das „Wiener Abendblatt“ vom Sonnabend brachte eine Mittheilung über ein Gespräch Seiner Majestät des Kaisers und Königs mit dem Abg. von Jaworski wonach der Kaiser über die a uswärtige Lage sich sehr ernst geäußert haben sollte. Dazu schreibt die „Wiener Abendpost“: 8 8 8 Das heutige „Wiener Tagblatt“ (Abendblatt) veröffentlicht einen „Nachtrag“, in welchem über die Audienz, die Seine Majestät der Kaiser vorgestern dem Herrn Abg. Ritter von Jaworski zu ertheilen geruhte, berichtet wird. Die Mittheilungen des genannten 1“ sind ihrem ganzen Inhalte nach durchaus erfunden, ehe derg ehegr Majestät zugeschriebenen Aeußerungen thatsächlich Der Polenklub veröffentlichte gleichfalls ein kate⸗ gorisches Dementi des Berichts des „Wiener Tagblatt“ über die angebliche Aeußerung des Kaisers gegenüber dem Abg. von Jaworski. Alle darin dem Kaiser zugeschriebenen Aeußerungen seien vollständig aus der Luft gegriffen. Gegenüber der Bemerku ng des „Wiener Tagblatt“ vom Sonntag, daß seine Redaktion auf Anfragen von autori⸗ tativer Seite bereit sei, die Quelle der gestern dementirten

Meldung über eine angebliche Aeußerung des Kaisers gegen⸗ über dem Abg. Jaworeki anzugeben, hat der Polenklub beschlossen, der Obmann des Klubs Abg. von Jaworski solle die Angelegenheit usque ad finem verfolgen.

Wie das „Fremdenblatt“ erfährt, soll die Paraphirung des Handelsvertrages zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Italien bis zum 18. vollendet sein, da die öster⸗ reichischen Delegirten bereits am 19. November in Wien ein⸗ treffen sollen. Sobald der paraphirte Vertragstext vorliege, würden auf Grund desselben die Minister des Auswärtigen von Oesterreich⸗Ungarn und Italien die Allerhöchste Vollmacht zur Fertigung dieses Vertrages einholen, und würde derselbe sodann in Wien unterzeichnet werden. Schon im Laufe der nächsten Woche sollen sich die Schweizer Delegirten Behufs Wiederaufnahme und Finalisirung der denes verbandlüngen mit Oesterresch⸗Ungarn in Wien ein⸗ inden. b