1891 / 278 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

General⸗Direktion gebe. Wahrscheinlich werde sich einmal ihre Auflösung und die en; der einzelnen Geschäftszweige als nothwendig herausstellen. Auch eine gesonderte Stellung des Ministeriums für Verkehrsangelegenheiten von jenem des Aeußern werde einmal eintreten müssen. Wann dieser Zeit⸗ punkt eintreten werde, könne nicht destimmt werden. Noth⸗ wendig werde diese Trennung, wenn die Pfälzer Bahnen an den Staat übergehen sollten. Der vom Referenten Freiherrn von Stauffenberg gestellte Antrag, drei halbe Direktoren⸗ ehälter zu bewilligen, wurde, nachdem der Minister sich iermit einverstanden erklärt hatte, angenommen. Ebenso wurden die übrigen neugeforderten Stellen Ee In der Nachmittagssitzung entspann sich eine lebhafte Dis⸗ kussion über den Unglücksfall bei Ruderatshofen, in der konstatirt wurde, daß dort ein Baudiätar fungirt habe, der nicht einmal Kenntniß des Telegraphirens besaß. Der General⸗ Direktor Schnorr von Carolsseld erklärte, daß der Sektions⸗ vorstand verantwortlich sei. Nach Beendigung des gerichtlichen Verfahrens solle in dieser Angelegenheit eine Disziplinar⸗ untersuchung eingeleitet werden. Sachsen.

Dresden, 24. November. Zu Ehren Seiner König⸗ lichen Hoheit des Prinzen und Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich August fand heute Abend Théatre paré statt. Nach Schluß der Vorstellung begab sich, wie „W. T. B.“ meldet, ein Lampion⸗ zug, ausgeführt von 6000 Personen aus Korporationen, Innungen und Gesangvereinen vor das Theater. Die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften traten auf die Exedra hinaus und wurden mit lebhaften Jubelrufen begrüßt, worauf der Reichstags⸗Abgeordnete Dr. Mehnert ein Hoch in Versen ausbrachte. ¹

In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer ge⸗ langten dem „Dr. J.“ zufolge die Vorlagen über die Ergeb⸗ nisse der bei der Altersrentenbank für den Schluß des Jahres 1889 aufgenommenen Inventur und die Ab⸗ änderung des Gesetzes über die veränderte Ein⸗ richtung der Altersrentenbank vom 2. Januar 1879 zur allgemeinen Vorberathung. Die Inventur hat in Folge der nicht zu⸗ treffenden Sterblichkeitstabelle, nach welcher die Renten berechnet worden sind, eine abermalige Abminderung des früher er⸗ zielten Ueberschusses zur Folge gehabt, weshalb der Gesetz⸗ entwurf außer einigen minder wesentlichen Punkten die Aufstellung einer anderweiten Sterblichkeitstabelle in Vorschlag bringt. Auf Antrag des Abg. Grahl wurden beide Vorlagen der Rechenschaftsdeputation überwiesen. .““

Die Abgg. Colditz und Genossen (Sozialdemokraten)

haben zwei weitere Anträge eingebracht. Der erste geht dahin, die Staatsregierung zu ersuchen, die an Stelle der ausständigen Setzer und Buchdrucker in der Teubner'schen Buchdruckereieingestellten militärischen Hülfskräfte zurückzuziehen und die genannte Buchdruckerei anzuweisen, die zur Herstellung der Staatsarbeiten erforderlichen hoheneg von den Ausständigen geforderten Löhne auf Staats⸗ osten bis zu weiterer gesetzlicher Regelung zwischen der Regie⸗ rung und der Teubner'schen Buchdruckerei zu zahlen. Der zweite Antrag betrifft Veränderungen der Einkommensteuer. Befreit von dieser sollen Diejenigen werden, deren Jahresein⸗ kommen den Betrag von 600 nicht übersteigt. Bei den Jahres⸗ einkommen von über 600 bis 5400 sollen die Steuer⸗ beträge dieselben bleiben wie bisher. Bei den weiteren Klassen bis 20 000 soll die Steuer 3 vom Hundert des⸗ jenigen Einkommenbetrages, mit welchem die Klasse beginnt, betragen. Von über 20 000 bis 60 000 beträagt nach dem sozialdemokratischen Vorschlage die Steuer 3 ½ vom Hundert, von über 60 000 bis 200 000 dagegen 4 vom Hundert, von über 200 000 5 vom Hundert. Die Klassen sollen bis 12 000 um je 1200 N, von da bis zu 30 000 um je 2000 ℳ, von da bis 60 000 um je 3000 ℳ, weiterhin um je 5000 steigen.

Leipzig, 24. November. Das Reichsgericht hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Leipzig in Sachen der voyn dem Redacteur Siwinna in Kattowitz gegen das vor⸗ instanzliche Urtheil eingelegten Revision dahin erkannt, daß die Verehrung des heiligen Rockes als ein Gebrauch der katholischen Kirche anzusehen sei, auch wenn die Echtheit nicht allgemein anerkannt werde, und daß deshalb die von Siwinna ingelegte Rev ision zu verwerfen sei.

Oldenburg. H) Oldenburg, 24. November. Die Landes⸗

synode wurde heute durch den Minister Heumann mit folgender Rede eröffnet: Meine Herren Synodalen!

Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben mir den ehren⸗ vollen Auftrag zu ertheilen geruht, Sie beim Beginn der neuen Synodalperiode freundlichst wil kommen zu heißen und die XVII. Landessynode in Höchstihrem Namen zu eröffnen.

Werfen wir einen Blick zurück auf die verflossenen drei Jahre, so tritt uns freilich kein bestimmtes Ereigniß entgegen, welchem für die Eatwickelung des kirchlichen Lebens in unserer Landeskirche eine besondere Bedeutung beizumessen wäre; aber in unserem sozialen Leben zeigen sich Erscheinungen, welche zu ernstem Nachdenken auf⸗ fordern und der Kirche die Aufgabe zuweisen, auch ihrerseits bemüht zu sein, durch die Mittel der christlichen Liebe und die Lehren des Evangeliums der in einzelnen Kreisen hervortretenden Un⸗ zufriedenheit mit den gesellschaftlichen und wirthschaftlichen Zuständen der Gegenwart ein wirksames Gegengewicht entgegen⸗ zustellen. Es ist daher mit Befriedigung zu begrüßen, daß sich in unserer Landeskirche auf dem Gebiete der inneren Mission eine regere Thätigkeit entfaltet, und daß die vorhandene Anzahl der jungen Theologen es ermöglicht, die länger dauernden Vacanzen, soweit sie nicht aus besonderen Gründen noch aufrecht zu erhalten sind, in kürzester Zeit verschwinden zu lassen.

Das Ihrer Beschlußfassung vorzulegende Material, meine Herren

vnodalen, ist nicht sehr umfangresch und bezweckt außer der Fest⸗ stellung des kirchlichen Haushalts hauptsächlich nur, einzelnen her⸗ vorgetretenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Aber auch hier werden Sie Gelegenheit finden, auf das Wohl unserer theueren Landes⸗ kirche fördernd einzuwirken. 1

Der Segen des Herrn möge auf Ihrer Arbeit ruhen!

Im Namen und im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs erkläre ich die XVII. Landessynode für eröffnet.

Der Alters⸗Präsident Abg. Ahlhorn⸗Jade brachte ierauf ein Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Groß⸗

in welches die Versammlung begeistert ein⸗

Präsidenten der Synode wurde Pfarrer

zu dessen Stellvertreter Abg. Ahl⸗

horn⸗Jade gewählt. Es wurde beschlossen, Seiner König⸗

lichen Hoheit dem Großherzog für die huldvolle Begrüßung

in der Eröffnungsrede den Dank der Synode durch eine De⸗ utation ausspre ssen.

Birmin

Sachsen⸗Coburg⸗Goth

Gotha, 24. November. Seine Hoheit der Herzog hat, wie die „Goth. Ztg.“ amtlich meldet, unter dem heutigen Tage den Staatsrath Strenge zu Gotha zum dirigirenden Staats⸗Minister, Wirklichen Geheimen Rath und Vorstand der Gothaer Abtheilung des Staats⸗Ministeriums ernannt, den Geheimen Staatsrath Freiherrn von Ketelhodt zu Coburg mit dem 1. Dezember d. J. von seiner Stellung als Vorstand der Coburger Abtheilung des Staats⸗Ministeriums entbunden, ihm dagegen die Verwaltung des Departe⸗ ments I der Gothaer Abtheilung des Staats⸗Ministeriums über⸗ tragen, den Staatsrath von Wittken zu Gotha mit dem gleichen Tage von der Verwaltung des Departements I der Gothaer Abtheilung des Staats⸗Ministeriums entbunden und ihm interimistisch die Leitung der Coburger Abtheilung über⸗ tragen, sowie den Geheimen Finanz⸗Rath Meßmer zu Coburg zum vortragenden Rath bei der Coburger Abtheilung des Staats⸗Ministeriums mit dem Dienstprädikat „Ministerial⸗ Rath“ ernannt.

Bis auf Weiteres ist die Verwaltung der Herzoglichen Haus⸗ und Familienangelegenheiten sowie die oberste Aufsicht über das Hofwesen mit der Gothaer Ab⸗ theilung des Staats⸗Ministeriums verbunden worden.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 25. November. Der Herzog Albrecht von Württemberg ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Rück⸗ reise von Livadia gestern hier eingetroffen.

Die Nachricht über bevorstehende Handelsvertrags⸗ verhandlungen zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Rußland entbehrt, wie das „Fremdenblatt“ in seinem finanziellen Theil meldet, jeder Begründung.

in dem Exposé, welches der Minister von Kallay vorgestern im Ausschusse der österreichischen Delegation über die Verwaltung der okkupirten Provinzen gab, bezifferte er den Totalaufwand⸗ er nvestitionen in Bosnien und der Herzegowina auf 9 71 Gulden. Diese Investitionen erstrecken sich auf Eisenbahnen, Wasser⸗ bauten, Cisternenanlagen, Bodenmeliorationen, landwirth⸗ schaftliche Stationen, Militärunterkünfte, Amtsgebäude für Schulzwecke, Kultus und sanitäre Maßregeln. Die Mohamedaner bezeichnete der Minister als ein konser⸗ vatives, der Monarchie aufrichtig ergebenes Element; seit 1883 bis zu dem diesjährigen Herbst seien 11 359 Mohamedaner ausgewandert, trotzdem sei die mohame⸗ danische Bevölkerung um 8500 Köpfe gewachsen. Größere Grundbesitzer seien nicht ausgewandert; diese seien der Regierung ergeben, agitirten sogar gegen die Aus⸗ wanderung, zu welcher meist kleine Besitzer in Folge der neu⸗ geschaffenen wirthschaftlichen Verhältnisse griffen. Die Re⸗ gierung lasse sich im Bewußtsein der Stärke ihrer Position in den okkupirten Provinzen durch die Uebertreibungen der serbischen Presse keineswegs beunruhigen. 1 Die vereinigten Ausschüsse der ungarischen Delegation nahmen den Okkupationskredit an; die Erklärungen des Reichs⸗Finanz⸗Ministers wurden sehrbei⸗ fällig aufgenommen und ihm Dank und Anerkennung aus⸗ gesprochen.

Bei der gestern im Abgeordnetenhause fortgesetzten Berathung des Antrags Plener auf Erleichterung der niedrigsten Klasse der Erwerbsteuer sprach sich der Finanz⸗Minister Dr. Steinbach gegen den Antrag aus und erklärte, die Regierung werde selbst bei Beginn der nächsten Session Vorschläge zur Erleichterung der kleinen Steuer⸗ zahler einbringen. Falls der Plener’'sche Antrag an⸗ genommen werde, sei ein Desizit unvermeidlich, da für den Ausfall an Einnahmen im Antrag nicht vorgesorgt sei und auch durch den Entwurf der Börsensteuer der Ausfall nicht gedeckt werden könne. Obwohl er übrigens für den bekannten Entwurf der Börsensteuer sei, halte er den gegenwärtigen Zeit⸗ punkt zur Einführung der Börsensteuer für ungünstig, da sämmt⸗ liche europäische Börsen in einem solchen Zustande der Aufregung sich befänden, daß mit Störungen zurückgehalten werden müsse. Vorerst sollte auch das Verhältniß der Börsen⸗ steuer zu Ungarn festgestellt werden, worüber Verhand⸗ lungen mit der ungarischen Regierung bereits eingeleitet seien. Der Minister schlug vor, eventuell solle der Plener'sche Ent⸗ wurf die Nachlässe, welche der erste Artikel den kleinsten Erwerbsteuerträgern gewährt, in einem zweiten Artikel den größten Erwerbsteuerträgern auferlegen. Zu diesem Behufe möge der Entwurf an den Ausschuß zurückgewiesen werden. Die Rede des Finanz⸗Ministers wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Im weiteren Verlauf der Debatte beantragte der Abg. von Jaworski, den Antrag an den Steuerausschuß zurückzuverweisen. Der Antrag wurde mit 166 gegen 126 Stimmen abgelehnt und das Eingehen in die Spezialdebatte über den Antrag Plener beschlossen. (Dafür stimmten die Polen, der konservative Trentino⸗ klub und die böhmischen Großgrundbesitzer, dagegen die vereinigte deutsche Linke, die Deutsch⸗Nationalen, die Jungczechen und der Coroniniklub.) Der Abg. von Jaworski interpellirte die Regierung wegen der Quelle der Meldung des „Wiener Tagblattes“ vom 14. November. Der Justiz⸗Minister erklärte, die gerichtliche Untersuchung sei im Gange, er könne erst nach Erledigung der Strafsache weitere Mittheilungen machen.

Großbritannien und Irland.

Die Königin wird, englischen Blättermeldungen zufolge, bis zum Todestage des verstorbenen Prinzen⸗Gemahls Albert im Schlosse Windsor weilen und dann wahrscheinlich am 17. Dezember nach Osborne übersiedeln. Das Weihnachtsfest wird Ihre Majestät wie gewöhnlich auf der Insel Wight feiern. Das Befinden des erkrankten Prinzen George von Wales ist anhaltend günstig. Am Montag Vormittag trafen die Prinzessin von Wales und ihre Töchter, von Ruß⸗ land zurückkehrend, auf der Station Charing Croß in London ein, wo der Prinz von Wales und der Herzog von Clarence und Avondale sie erwarteten. Die Herrschaften begaben sich sofort zu Wagen nach Marlborough House und bald darauf befand sich die Prinzessin an dem Krankenbett ihres jüngeren Sohnes. Z

Der englische Botschafter in Paris Earl of Lytton ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Mittag dort am Herz⸗ krampf gestorben.

Lord Salisbury hielt gestern Abend in einer von 5000 Personen besuchten Versammlung im Stadthause zu

eine Rede, aus der „W. T. B.“ folgende

Stellen mittheilt: Der Premier⸗Minister erklärte, die Re⸗ gierung begünstige die Vermehrung der Zahl der kleinen ländlichen Besitzer selbst auf Kosten des Staats. Eine Um⸗ bildung der Kammer der Lords würde die Gefahr einer Revolution nach sich ziehen. Die Machtstellung Englands hänge lediglich von seinen auswärtigen Besitzungen ab; Irland aufzugeben wäre ein Zeichen der Schwäche, welches die Kolonien zum Abfall ermuntern würde.

Der neue Ober⸗Sekretär für Irland Jackson wurde am 23. d. in Nord⸗Leeds, wo anläßlich seiner Beförderung eine stattfinden mußte, unbeanstandet wieder⸗

ewählt.

8G Manchester sind die Kandidaten der Arbeiter bei den Schulrathswahlen unterlegen. In anderen englischen Provinzialstädten haben sie mehr Erfolge zu verzeichnen ge⸗ habt; so wurden in Wolverhampton zwei Arbeiter in den Schulrath gewählt, während in Tottenham (London) und Stockton je ein Sozialdemokrat in den Schulrath ge⸗ kommen ist.

Frankreich.

Paris, 25. November. Der Ministerrath beschäftigte sich einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge gestern mit dem Ausstand im Departement Pas de Calais. Man nahm als sicher an, daß das Comité der Bergwerksbesitzer den Vorschlag annehmen werde, Schiedsrichter zu er⸗ nennen. Der Präsident der Republik Carnot hat den Gesetzentwurf über die fakultativen ämter und Schiedsgerichte für zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern resp. Angestellten unterzeichnet. 1

Bei der gestern im Senat fortgesetzten Berathung des Zolltarifs trat der Handels⸗Minister Jules Roche nach⸗ drücklich für die im Tarif vorgeschlagenen Aenderungen ein; das Land habe diese Aenderungen, die durch die zollpolitischen Maßnahmen der Nachbarländer ge⸗ rechtfertigt würden, verlangt. Der Minister erklärte, an der nothwendigen Zollfreiheit für Rohstoffe festzuhalten: die Entwickelung der Ausfuhr müsse gefördert werden. Die Regierung werde demnächst einen Gesetzentwurf über die Art und Weise der Anwendung der Tarife vor⸗ legen. Der einem Lande einmal zugestandene Minimal⸗ tarif würde nur gegen eine Kündigungsfrist, beispiels⸗ weise von einem Jahre, wieder abgeändert werden können. Der Senator Dide sprach den Wunsch aus, die Regierung über das Verhältniß zwischen Kirche und Staat zu interpelliren, wie es sich gegenwärtig nach den Kundgebungen der Bischöfe und bei der Haltung des Klerus gestaltet habe. . nach Beendigung der Zolltarifberathung vertagt und sodann die letztere fortgesetzt. Nach einer Rede Tresneau wurde die allgemeine Berathung geschlossen. Die nächste Sitzung findet morgen statt.

Die Deputirtenkammer zog bei der Berathung des Finanzbudgets trotz der Einsprache des Finanz⸗Ministers Rouvier ein Amendement Pelletan's in Erwägung, wonach die Besoldung der Trésoriers payeurs ermäßigt werden soll.

Die Unterkommission der Deputirtenkammer zur Prüfung der Wahl des Deputirten Lafargue beschloß deren Gültigkeit. 1

Der Erzbischof von Aigx erschien gestern vor dem Appellgerichtshof unter dem Vorsitz Perivier's, um sich wegen seines an den Minister Fallieres gerichteten Schreibens über die Pilgerzüge nach Rom zu verantworten. Der Erzbischof erinnerte an die gegen die Pilger in Rom verübten Eewaltthätigkeiten und erklärte, er wollte mit seinem Schreiben nicht den Minister Falliéres beleidigen, aber er habe seine Pflicht erfüllt; seine Handlungsweise habe die Zustimmung der Bischöfe und der katholischen Kirche. Er bekämpfe keine Regierung und habe dieser Erklärung nichts mehr hinzuzufügen. Hierauf ergriff der Staatsanwalt Ouesnay de Beaure⸗ paire das Wort zur Begründung der Anklage und führte in seiner Rede aus, nicht gegen den Priester, sondern gegen die Auflehnung des Bürgers erhebe er die Anklage. Zu keiner Zeit sei der Episkopat in Frankreich mit größerer Zuvorkommenheit behandelt worden, zu keiner Zeit die Religion unabhängiger gewesen als jetzt. Der Vertheidiger Boissard untersuchte als⸗ dann die Vorgänge in Rom und verlangte die Freisprechung des Bischofs, welcher die Fahne Frankreichs stolz erhoben habe. Der Gerichtshof zog sich hierauf zur Berathung zurück. Das Urtheil desselben lautete auf 3000 Fr. Geldbuße. Bei der Abfahrt des Erzbischofs vom Appellhofe ereigneten sich vor dem Gerichtsgebäude tumultuarische Scenen. Der Wagen des Erzbischofs wurde von einer nach Tausenden zählenden Menge umringt, die zum Theil Hochrufe auf den Erzbischof ausbrachte, zum Theil pfiff oder „Vive la République“ rief Der Polizei gelang es erst nach vieler Mühe, für den Wagen freie Fahrt zu schaffen.

In der Kapelle des Palais Castille fand heute Vormittag die Wermählung des Marquis Alceda, Sekretärs der spanischen Gesandtschaft im Haag, mit der Gräfin Antonia Banuelos, Tochter des spanischen Botschafters in Berlin, statt. Die Königin Isabella wohnte der Feier bei. Der hiesige Nuntius vollzog die Einsegnung des Brautpaares.

Rußland und Polen.

Von Seiten des Finanz⸗Ministeriums erhielt der „Praw. Westn.“ nachstehende Mittheilung: In letzter Zeit verbreiteten sich inmitten der Kaufmannschaft Gerüchte über die Einführung eines Ausfuhrzolls auf ins Ausland zu exportirenden Flachs und Hanf oder sogar über ein gän liches Ausfuhrverbot dieser Artikel. Infolge dessen bringt das Finanz⸗Ministerium zur Kenntnitz der bei dieser An⸗ gelegenheit interessirten Personen, daß keinerlei Absichten vor liegen, die Ausfuhr von Flachs und Hanf ins Ausland zu verbieten oder diese

entbehren. Italien.

Die begeisterten Huldigungen, die das Volk aus freiem Antriebe der in Palermo weilenden italienischen Königsfamilie darbringt, werden in Rom, wie man der „Pol. Corr.“ von dort schreibt, als die beste Antwort betrachtet auf die von den Feinden Italiens in die Welt esetzte Verdächtigung, daß in Sizilien und namentlich in alermo die revolutionäre Partei einen besorgnißerregenden Anhang besitze. Nach den loyalen Kundgebungen in Palermo werde wohl Niemand wagen, jene tendenziöse Behauptung zu

wiederholen. Auch die mit dem König in Palermo weilen⸗

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Einigungs⸗-⸗ Streitigkeiten

Die Diskussion hierüber wurde bis

des Senators

mit einem Ausfuhrzoll zu belegen, und daß die hierüber verbreiteten Gerüchte jeglicher Begründung

den Minister sind Gegenstand sehr sympathischer Kundgebungen, und namentlich dem Minister⸗Präsidenten Marchese di Rudini werden vielfache Aufmerksamkeiten erwiesen.

Die in Rom gestern ausgegebene „Gazzetta ufficiale“ publizirt die Ernennung von 26 neuen Senatoren; unter ihnen befindet sich der ehemalige italienische Botschafter in Petersburg, Greppi.

Der „Popolo Romano“ hebt aus den Erklärungen des Grafen Kälnoky, die, wie das Blatt sagt, in allen politischen Kreisen Europas wegen ihrer Mäßigung, Festigkeit und Ruhe vollauf gewürdigt würden, den auf die Handels⸗ verträge bezüglichen Theil hervor und sagt dann über den italienisch⸗österreichisch⸗ ungarischen Vertrag: Natürlich werde es in Italien wie in Oesterreich Unzufriedene geben. Allein wenn die Forderungen der Industriellen und Produzenten jeder Kategorie und jeder Klasse befriedigt werden müßten, wäre es nicht möglich, irgend einen Vertrag abzuschließen. Wenn es wahr sei, daß man für einige Industrien und Produkte Ver⸗ günstigungen erhalten könne, sofern diese nicht im Gegensatz zu den Interessen der anderen Kontrahenten stehen, so sei es auch nicht minder wahr, daß es in beiden Ländern gemein⸗ same Produkte und Industrien gebe, welche die gleiche Ver⸗ theidigung von ihren Regierungen erheischten: daher die Schwierigkeit, das Gleichgewicht in den Kompensationen zu finden. Auch von italienischer Seite hätten Zugeständnisse gemacht werden müssen. Aber Italien habe dafür gleich⸗ . Kompensationen erhalten.

ie man dem Wiener „Frmdbl.“ aus Rom meldet, werde den demnächst in Zürich beginnenden Handelsvertrags⸗ Verhandlungen Italiens mit der Schweiz ein direkter diplomatischer Gedankenaustausch zwischen den beiden Re⸗ gierungen vorausgehen, um den Kreis der eigentlichen Ver⸗ handlungsgegenstände möglichst einzuengen. Nach einer weiteren, demselben Blatt zugehenden Meldung beabsichtige die italienische Regierung nicht, mit Belgien einen Handels⸗ vertrag abzuschließen. 1

Gestern Vormittag begann in Massovah nach einem Telegramm der „Agenzia Stefani“ der Prozeß gegen Livraghi, Adam und zehn Sicherheitsbeamte. Gegen diese wird die Anklage wegen verübten Mordes erhoben. In der Hefrigen Verhandlung erklärte Livraghi, er habe den Hinrichtungen

eigewohnt, welche auf Befehl des Kommandanten der Polizei

übertragen gewesen seien. Adam gab zu, dem direkten Befehl des Kommandanten hinsichtlich zehn Gefangener nachgekommen zu sein, erklärte jedoch die Anklage wegen der Hinrichtung von 800 Personen für absurd; es seien nur vier Individuen nach einem vergeblichen Fluchtversuch erschossen worden.

Spanien.

Die nunmehrige definitive und offizielle Liste des neuen Kabinets lautet nach dem „W. T. B.“ wie folgt: Canovas del Castillo, Minister⸗Präsident; Herzog von Tetuan, Minister des Auswärtigen; Cos Gayon, Justiz⸗Minister; Ascarraga, Kriegs⸗Minister; Montojo, Marine⸗Minister; Elduayen, Minister des Innern; Coucha Castaneda, Finanz Minister; Linares Rivas, Minister der öffentlichen Arbeiten; Romero Robledo, Minister der Kolonien. Die amtlichen Madrider Journale veröffentlichen eine Mit⸗ theilung, wonach das neue Kabinet die Politik des letzten Kabinets fortsetzen werde. Die Regierung erachte die finanzielle Lage durch Zufälligkeiten verursacht; sie glaube, es sei die erste Nothwendigkeit, daß das Budget der Wirklichkeit entspreche und nicht fingirt sei. Das Kabinet werde es sich besonders angelegen sein lassen, Vertrauen zu verdienen und den Kredit wieder herzustellen.

Türkei.

Wie athenische Blätter melden, hat der Sultan neuer⸗ dings 80 Kretenser amnestirt; dagegen wird die Nachricht, der Großvezier habe dem Sultan einen auf der Erweite⸗ rung der Privilegien Kretas bafirten Verwaltungsent⸗ wurf unterbreitet, von der „Agence de Constantinople“ für unbegründet erklärt.

Griechenland.

In Angelegenheit der bei dem Bau der Eisenbahn Mily⸗Kalamata beschäftigt gewesenen Arbeiter richteten, wie „W. T. B.“ aus Athen meldet, die Vertreter der be⸗ theiligten Mächte an die griechische Regierung eine neue Note, in welcher entschieden verlangt wird, daß die Regierung für die Arbeiter sorge und für die Bezahlung derselben durch eine neue Gesellschaft oder, Falls die Regierung die Arbeiten selbst fortsetze, durch den Staat einstehe.

Bulgarien.

Sofia, 23. November. Aus Anlaß des Namensfestes der Prinzessin Clementine wurde, wie der „Wien. Ztg.“ gemeldet wird, heute in der Kathedrale ein feierlicher Gottes⸗ dienst abgehalten, dem der Prinz Ferdinand sammt Ge⸗ folge, die Minister, die hohen Beamten und Offiziere sowie eine große Menschenmenge beiwohnten.

b Amerika

Brasilien. Ein der brasilianischen Gesandtschaft in Berlin zugegangenes efee Eee en aus Rio de Janeiro bestätigt, daß der Marschall Deodoro da Fonseca von der Präsidentschaft der Republik zurückgetreten ist und der Vize⸗Präsident Marschall Floriano Peixoto die Aus⸗ übung der Funktionen des Präsidenten übernommen hat. Wie dem „Reuter'schen Bureau“ über Buenos⸗Aires berichtet wird, hat der Rücktritt Fonseca's in Rio Grande allgemeine Genugthuung hervorgerufen. Die Erhebung daselbst könne als beendigt angesehen werden, und die Chefs der hätten ihre Truppen entlassen. Der Hafen von Rio Grande sei für den Verkehr wieder eröffnet. Auch in Rio de Janeiro ist nach einem Telegramm desselben Bureaus vom gestrigen Tage die Situation eine ruhige. Das neu gebildete Kabinet ist wie folgt zusammengesetzt: Finanzen: Rodriguez Alves, Ackerbau: Antao de Faria, Justiz: Hygino Ferreira, Krieg: General Simeao, Marine: Admiral Custodio de Mello.

Asien. 3 a. Der „Standard“ meldet aus Shanghai vom 24. d.: Die Regierung in Peking habe die sofortige Hin⸗ züetung aller derjenigen angeordnet, welche schuldig sind,

China.

ie öffentlichen, die Bevölkerung gegen die hetzenden Plakate gedruckt zu hahben.

Egypten. Wie dem „R. B.“ aus Kairo gemeldet wird, würde das Budget für das nächste Jahr voraussichtlich einen Ueberschuß von mehr als 500 000 egyptischen Pfund

Fremden auf⸗

aufweisen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (126.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekreätar Dr. von Boetticher beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes über die Abänderung des Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883, mit dem §. 21 fortgesetzt, der die Bestimmungen über den Umfang der Zulässigkeit der erhöhten und erweiterten Leistungen der Ortskrankenkassen enthält. Die Dauer der Unter⸗ stützung soll über dreizehn Wochen hinaus bis zu einem Jahre erstreckt werden können; das Krankengeld kann bis um die Hälfte, das Sterbegeld bis auf das Doppelte des Minimums erhöht werden. Die dreitägige Karenz⸗ zeit sollte nach der Regierungsvorlage auf Beschluß der Arbeitgeber und der Versicherten unter gewissen Umständen fortfallen können. Die Kommission hat die Bedingung der Zustimmung der beiden Theile abgelehnt, will aber den Fort⸗ fall der Karenzzeit davon abhängig machen, daß der Reserve⸗ fonds den gesetzlich vorgeschriebenen Betrag erreicht haben muß.

Die Abgg. Hitze und Spahn beantragten, die Zustim⸗ mung der Vertreter der Arbeitgeber neben der Vorschrift bezüglich des Reservefonds einzufügen, während der Abg. Möller die Regierungsvorlage wiederherstellen wollte.

Abg. Dr. Höffel wollte die Karenzzeit nur dann fort⸗ fallen lassen, wenn die Krankheit länger als vier Wochen dauert oder eine äußere Verletzung vorliegt.

Die Kommissionsvorlage will ferner zulassen, daß die freie ärztliche Behandlung auch den Familienangehörigen ge⸗ währt wird ohne oder mit Zahlung eines besonderen Beitrags.

Abg. von Strombeck beantragte, genau festzustellen, was unter Familienangehörigen zu verstehen sei, nämlich die Ehefrau und die nicht erwerbsfähigen Kinder.

An der Besprechung betheiligten sich die Abgg. von Strombeck, Dr. Höffel, Hitze, Möller, v. d. Schulen⸗ burg, Dr. Hirsch, Molken buhr, Freiherr von Münch sowie der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath von Woedtke und Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der in erster Linie für die Wiederherstellung der Regierungsvorlage eintrat, aber im Falle der Annahme der Kommissionsfassung die des Antrags der Abgg. Hitze und Spahn empfahl.

Bei Schluß des Blattes wurde die Besprechung fortgesetzt.

Die Reichstags⸗Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bestrafung des Sklavenhandels, beschloß heute, die Regi erung zu ersuchen, ihr das in anderen Staaten bezüglich der Ausführung der Congo⸗Akte vorhand⸗ vorzulegen, und vertagte sich vorläufig.

Submissionen im Auslande.

8 Niederlande.

I. 30. November 1891. De Landbouw-Vereeniging Seroos- kerke (Walcheren) beim secretaris H. J. C. Gerlach zu Middelburg:

70 000 kg in Wasser lösliches 14 % Superphosphat.

Auskunft an Ort und Stelle.

II 1. Dezember, Nachmittags 2 Uhr. Maatschappij tot Ex- ploitatie van Staatsspoorwegen zu Utrecht im Centralbureau:

Loos Nr. 159: stählerne Querschwellen nebst Befestigungstheilen,

Loos Nr. 160: stählerne Schienen, stählerne Lasch⸗ und Unterleg⸗ platten, stählerne Schraubenbolzen und eiserne Hakenbolzen, lieferbar in 4 Abtheilungen, für die Bahnstrecke Lüttich —Limburg

Bedingungen käuflich für 50 Cents im genannten Centralbureau. III. 4. Dezember, Vormittags 11 Uhr. Ministerie van Marine im Ministerialgebäude im Haag:

x20 000 m Köperstoff, sowie mancherlei Zeug⸗, Strumpf⸗ und

Posamentierwaaren ꝛc für das Truppen⸗Corps Mariniers.

Auskunft an Ort und Stelle.

IV. 8. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, Maatschappij tot Exploitatie van Staatsspoorwegen zu Utrecht im Centralbureau: „Loos Nr. 161: eichene Weichen und eichene Brückenschwellen für die Staats⸗Eisenbahnen in 7 Abtbeilungen.

Bedingungen käuflich für 50 Cents im genannten Centralbureau

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 24. November. (W. T B.) Norddeutscher Llopd. Der Dampfer „Stuttgart“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist, wie der Dampfer „Bayern“, gestern von Genua, der Dampfer „Dresden“ heute von Antwerpen abgegangen. Der Dampfer „Nürnberg“ hat heute Dover, der Schnelldampfer „Spree' Lizard vpessirt. Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern Abend in New⸗York an⸗ gekommen.

25. November. (W. C. B.) Der Schnelldampfer, Spree“, am 17. November von New⸗York kommend, ist am 24. November Nachmittags in Southampton angekommen. Der Postdamp er „Nürnberg“, von Baltimore kommend, hat am 24 November Vormittags Lizard passirt.

Ham burg, 24. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Postdampfer hat, von New⸗York kommend, heute Mittag Scilly passirt.

London, 24. November. (W. T. B.) Der deutsche Dampfer „Brema“ passirte mit gebrochenem Schaft im Schlepptau des Norddeutschen Lloyd. Dampfers „Nürnberg“ heute Lizard.

Der Union⸗Dampfer „Praetoria“ ist gestern auf der Ausreise von Lissabon, der Union⸗Dampfer „Nubian“ beute auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully⸗Castle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen.

Theater und Musik.

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Im Königlichen Opernhause gelangt Freitag, durch Herrn Ober⸗Regisseur Tetzlaff neu in Scene gesetzt und durch Herrn Kapellmeister Sucher neu einstudirt, Mozart's Oper „Cosi fan tutte“ zur Darstellung. Die Damen Leisinger, Rothauser und Dietrich, die Herren Krolop, Schmidt und Philipp sind in dem Werke beschäftigt. Am Sonnabend geht nach der myvthologischen Tanzdichtung „Prometheus“ die Oper „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Pierson, Dietrich und Lammert, den Herren Rothmühl und Betz in Scene

Wegen eines leichten Unwohlseins des Herrn Barthel muß im Deutschen Theater die für morgen angesetzte fünfte Aufführung des Goethe⸗Cyklus: „Iphigenie auf Tauris“ auf Sonnabend ver⸗ schoben werden. Statt dessen findet morgen (außerhalb des Abonne⸗ ments) eine Wiederholung von „Torquato Tasso“ statt.

Richard Voß hat ein neues Volksstück, das in der Art der Anzengruber'’schen Werke geschrieben ist, dem Berliner Theater und dem Deutschen Volkstheater zu Wien eingereicht. Die erste Auffüh⸗ rung dieses „Der Väter Erbe“ betitelten Stücks am Berliner Theater soll bereits Anfangs Dezember stattfinden. 1 1

Hermann Zumpe, Kapellmeister am Königlichen Hoftheater in Stuttgart, trifft heute in Berlin ein, um morgen der ersten Auf⸗ fübrung seiner Operette „Polnische Wirtbschaft“ im Friedrich⸗ Wilbelmstädtischen Theater beizuwohnen.

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Material

145 499.

das Philharmonische Orchester mitwirkt.

am Freitag in der Sing⸗Akademie stattfindet, hat der junge Geiger Herr Soma Pick⸗Steiner seine Mitwirkung zugesagt.

In dem Concert, welches Rudolf Oberhauser am Freitag, den 27. d. M., Abends 7 ¼ Uhr, im Hôtel de Rome veranstaltet, wirkt außer der Violin⸗Virtuosin Frau Anna von Pilgrim die Pianistin Fräulein Olga Schoenwald mit.

Preußische Klassenlotterie. 8 (Ohne Gewähr.) Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung: 3

1 Gewinn von 50 000 auf Nr. 27 711.

1 Gewinn von 10 000 auf Nr. 163 370.

2 Gewinne von 5000 auf Nr. 109 802. 162 423.

41 Gewinne von 3000 auf. Nr. 15 284. 15 384. 16 379. 18 677. 20 701. 21 019. 24 002. 29 905. 30 162. 33 512. 36 156. 39 052. 47 689. 49 339. 49 953. 52 641. 54 799. 55 868. 56 418. 83 201. 84 101. 85 728. 86 079. 103 679. 119 070. 120 510. 121 252. 128 861. 130 034. 130 057. 140 372. 148 493. 154 078. 165 922. 166 430. 173 101. 174 636. 177 885. 186 305. 186 452. 188 442.

42 Gewinne von 1500 auf Nr. 200. 1389. 5292. 8560. 10 286. 12 826. 33 302. 36 421. 39 636. 43 017. 53 788. 54 176. 61 775. 76 523. 80 922. 93 109. 107 940. 108 372. 114 323. 121 580. 7 130 275. 139 982. 145 596. 147 089. 155 578. 157 697. 161 372. 169 033. 174 120. 174 958. 175 458. 183 088.

188 100. 46 Gewinne von 500 ℳͤ auf Nr. 208. 21 806. 23 100. 24 853. 29 528. 34 676. 62 842. 65 760. 71 136. 72 752. 75 752. 80 694. 82 645. 87 006. 87 958. 88 250. 90 190. 98 596. 98 955. 111 786. 119 361. 126 067. 135 413. 135 776. 138 068.

132 819. 135 329. 147 460. 149 235. 149 812. 150 404. 151 686. 180 597. 181 857.

163 263. 175 780.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor mittags⸗Ziehung:

1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 81 989.

5 Gewinne von 5000 auf Nr. 43 361. 72 364. 100 920. 111 121. 147 616.

37 Gewinne von 3000 auf Nr. 3760. 11 575. 11 577. 13 705. 24 607. 26 564. 27 039. 28 937. 7 52 370. 53 201. 65 651. 68 001. 77 205. 94 661.

115 054. 118 249. 123 024. 141 478. 141 506.

147 270. 151 889. 152 172. 152 836. 158 839. 158 859. 165 513. 166 958. 175 557. 178 022. 179 424.

39 Gewinne von 1500 auf Nr. 299. 3040. 5004 9808. 12 898. 15 946. 16 945. 24 654. 25 842. 37 633. 44 215 44 638. 48 036. 48 521. 51 108. 54 902. 57 966. 58 546 64 883. 74 423. 78 902. 80 879. 97 051. 97 115. 97 397. 100 080. 101 770. 113 591. 133 933. 145 288. 145 832. 149 173. 156 536. 158 288. 159 733. 167 989. 168 902. 175 658. 183 837.

36 Gewinne von 500 auf Nr. 2553. 12 383. 13 413. 17 554. 24 488. 25 931. 30 000. 34 169. 38 169. 40 384. 55 936. 61 279. 68 683. 72 819. 76 008. 93 300 98 046. 98 526. 99 563. 100 185. 101 030. 102 546. 103 195. 104 668. 137 584. 147 215. 150 347. 153 538. 158 269. 160 219. 162 489. 167 487. 1675 168 890. 169 649. 187 876.

Mannigfaltiges.

Die Trauerfeier für den Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Liman hat heute Nachmittag um 1 Uhr im Sterbehaus, Königgrätzerstraße Nr. 46a, stattgefunden. Neben dem im ersten Stockwerk aufgebahrten Sarg standen die Chargirten der Freien wissen⸗ schaftlichen Vereinigung und des Akademischen Turnvereins mit umflorten Bannern. Unter den Leidtragenden befand sich der General⸗Stabsarzt der Armee Dr von Coler. Die militärärztlichen Bildungsanstalten widmeten ihrem langjäbrigen Lehrer einen kostbaren Kranz, den General⸗Arzt Dr. Grasnick niederlegte. Aus dem Kultus⸗Ministerium war der Geheime Ober⸗Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Skrzeczka an⸗ wesend. Die Universität war durch den Rektor, Geheimen Regierungs⸗ Rath, Professor Dr. Förster und den Dekan, Geheimen Medizinal⸗ Rath, Professor Dr du Bois⸗Reymond vertreten, denen sich die Pro⸗ fessoren Geheimer Medizinal⸗Rath Dr. von Bergmann, Dr. Jolly, Geheimer Medizinal Rath Dr. Henoch, Geheimer Medizinal⸗Rath Dr. Gurlt, Dr. Mendel, Dr. Falk u. A. angeschlossen hatten. Für die Charité erschienen der Geheime Ober⸗ Medizinal ⸗Rath, General ⸗Arzt, Professor Dr. Mehl⸗ hausen und der Geheime Ober⸗Regierungs ⸗Rath Spinola; ferner wohnten der General⸗Arzt Wegener, der Stadtsyndikus Zelle u. v. A. der Feierlichkeit bei Die Gedenkrede hielt nach einem Ge⸗ sange des Henneberg'schen Chors Prediger Neßler. Die Beisetzung erfolgte aaf dem alten Werderschen Kirchhof am Oranien⸗ burger Thor.

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Die im Frühjahr d. J. begonnene Errichtung der Markt⸗ halle auf dem Marheinekeplatz ist nach einer Mittheilung der „N. Pr. Z.“ im Rohbau nunmehr vollendet; zur Zeit ist man mit der inneren Einrichtung beschäftigt. Der Eröffnung sieht man zu März entgegen.

Die Markthalle am Arminius⸗Platz in Moabit S. halle X) wird, wie die „N. A. Z.“ berichtet, am 1. Dezember dem Verkehr übergeben und der Wochenmarkt auf dem Arminius⸗Platz mit Ende dieses Monats geschlossen werden.

Der Neger Zampa, der seit etwa fünf Monaten sich bei dem Lehrer Hoffmann in Kladow (bei Spandau) aufhält, wurde in voriger Woche als evangelischer Christ getauft. Er war von dem Lientenant Morgen im vergangenen Sommer aus Kamerun nach Deutschland gebracht worden. Diese Handlung war ein Akt der Dank⸗ barkeit gegen den jungen Afrikaner, der seinen jetzigen Goͤnner, der am Fieber erkrankt war, sorgsam gepflegt hatte. Zampa wurde in Kladow von dem genannten Lehrer in der deutschen Sprache, in unseren Sitten und Gebräuchen, sowie in der christlichen Religion unterwiesen. zeigte sich von Beginn an sedr anstellig und lernte sehr leicht. Deutsche spricht, liest und schreibt er iet schon ziemlich geläufig. Am vergangenen Mittwoch fand, wie der „A. f. d. H.⸗ mittheilt, in Anwesenbheit des Lieutenants Morgen und seiner Gattin sowie zahl⸗

reicher Dorfbewohner die Taufe des schwarzen Landsmannes statt. Er erhielt dabei, die Namen Martin Paul Ewe (sein Vater ist King Ewe). in Deutschland soll noch bis zum nächsten Frühjahr dauern; „sodann kehrt der jetzt neunzehnjährige Neger nach seiner Heimath zurück. In Kladow hat er sich die Zuneigung der gesammten Einwohnerschaft zu

Nach der Taufe fand die Einsegnung statt. Sein Aufenthalt

erwerben gewußt.

Morgen Abend 8 Uhr findet in der Sing⸗Akademie das !

Concert des Klaviervirtuosen Jos. von Sliwinski statt, in cem

Für das Concert der Sängerin Miß Eleanor Burnett, das