1891 / 280 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

liicheren Dotation für die evangelische Landeskirche. Die Kommission beantragt, dem Evangelischen Ober⸗Kirchenrath dafür um danken, daß er eifrig bemüht gewesen ist, zur Befriedigung der kirchlichen Bedürfnisse von der Königlichen Staatsregierung die Be⸗ willigung ausreichender Staatsmittel zu erlangen, aber auszuspreche n, daß das Erreichte zur Abhülfe der dringendsten Nothstände noch nicht genügend sei, und an den Evangelischen Ober⸗Kirchenrath die Bitte zu richten, durch erneute Anträge bei der Staatsregierung die dringend weiteren Mittel zur Beseitigung der Nothstände flüssig zu machen. Der Antrag gelangte nach kurzer Debatte zur Annahme. Der Präses Fürst zu Stolberg⸗Wernigerode theilte hierauf der Spynode mit, daß der Syn. Konsistorial⸗Präsident a. D. Hegel vor iner halben Stunde nach ganz kurzem Krankenlager gestorben ist. v G ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. b Namens der Verfassungskommission beantragte alsdann der Spnodale Holtzheuer: „Die Generalsynode wolle beschließen, den

Evangelischen Ober⸗Kirchenrath zu ersuchen, Seiner Majestät dem König, lals dem Träger des Kirchenregiments, den schon auf den beiden früheren Generalsynoden gefaßten Beschluß, daß bei der Be⸗ setzung der kirchenregimentlichen Aemter die svnodalen Organe zuge⸗ zogen werden, zu huldreicher Erwägung zu unterbreiten“.

Präsident des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths Dr. Barkhausen erklärte, daß der Ober⸗Kirchenrath nicht im Stande sei, eine Em⸗ pfehlung dieses Antrages eintreten zu lassen, denn er müsse, wenn er für seine Thätigkeit im Dienste der Kirche die Verantwortlichkeit voll übernehmen solle, die Aemter nach bestimmten einheitlichen Grund⸗ sätzen besetzen dürfen; eine Einwirkung der synodalen Organe würde nicht zur friedlichen Entwickelung beitragen.

Mit Rücksicht auf dieses Erklärung wurde der Gegenstand . gegen 69 Stimmen durch Uebergang zur Tagesordnung

Schließlich wurde der Antrag: „den Evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ rath zu ersuchen, in Ergänzung des Erlasses vom 12. März d. J. sich damit einverstanden zu erklären, daß die Benutzung der Kirchen zu gottesdienstlichen Festfeiern der Bibelgesellschaften, der Gustav⸗ Adolf⸗Vereine und der Vereine der inneren und äußeren Mission, insofern dadurch nicht die üblichen Gemeindegottesdienste gestört und nicht Ausgaben der Kirchenkasse veranlaßt werden, nicht der Zustim⸗ mung des Gemeinde⸗Kirchenraths, sondern nur der Genehmigung des Ortspfarrers bedarf“ mit 70 gegen 61 Stimmen angenommen.

Theater und Mufik.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Gestern Abend ging Hermann Zumpe's neue Operette „Polnische Wirthschaft', zu der die Herren M. West und Richard Gense den Text geschrieben haben, zum ersten Male vor einem sehr beifallsfreudigen Publikum in Scene. Im Libretto herrscht eine harmlose Weitschweifigkeit, die man sich bemüht hat, mit Witz⸗ wörtern, Scherzen und Couplets zu würzen.

Der bescheidene Inhalt des Büchleins ist kurz folgender: Nach der Schlacht bei Pultawa war der jetzt zurückgekehrte Starost von Horodin, der auf die Treue seiner Gemahlin baut, verschollen. Bevor er sich zu erkennen giebt, tritt die Gefahr des Strauchelns an die Gattin sehr nahe heran, doch führt der lange, im Ganzen reizlose Weg bis zur Versöhnung durch die Vermittelung zweier Liebespaare zur Lösung des Konflikts.

Zu dieser nüchternen Handlung hat H. Zumpe eine ebenso wenig bedeutende Musik geschrieben. Es kann das fleißige Streben und die sorgfältige Arbeit des Komponisten dem Hörer nicht entgehen,

offen zu Tage. Das Orchester weist beinahe nirgends etwas Eigen⸗ artiges, die Melodienführung keinen neuen Gedanken auf; es wechseln fast durchgängig die gewohnten Tanzrhythmen mit einander ab, die dem Ohr nun schon so geläufig sind, daß das Element des Gefälligen“ oder „Einschmeichelnden zum wirklichen Ergötzen nicht mehr ausreicht. Am meisten Geschick zeigt der Tondichter hier wie früher schon für das Lyrische; das Lied von der „Roggenmuhme“ wirkt zwar auch nicht bedeutend und muthet sebr e an, es erschien aber doch als die erfreulichste Nummer er ganzen Operette.

Um die Darstellung machte sich besonders Frl. Collin (Coelo) durch ihr hübsches Spiel und ihren anmuthigen Vortrag verdient; sie sang auch das Lied von der „Roggenmuhme“ zart und innig, und mußte es wiederholen. Die Damen Offeney und Stubel hatten nichts Rechtes zu sagen oder zu singen, und Frl. E. Schmidt mußte in einer mit dem Stück eigentlich gar nicht im Zusammenhange stehenden Rolle ihren Humor entfalten, der aber dies Mal mehr vordringlich als zündend wirkte. Die Herrenrollen lagen bei den Herren Hanno, Steiner Klein und Steinberger in guten Händen; da aber weder der Text noch die Musik besonders witzig oder frisch waren, vermochten sie auch beim aufrichtigsten Be⸗ mühen nur wenig aus den Rollen herauszuarbeiten.

Die Dekorafionen und Kostüme waren ebenso reich wie geschmack⸗ voll. Das Publikum schien mit der Gabe des Abends sehr zufrieden, denn es zollte reichen und kräftigen Beifall und rief die Darsteller, den Direktor, den Kapellmeister ꝛc. mehrere Male hervor.

In der Vorstellung der Oper „Cavalleria rusticana“ am Sonn⸗ tag im Königlichen Opernhause treten die Damen Sucher, Dietrich und Lammert, die Herren Sylva und Bulß auf. In der dem Werk voraufgehenden Oper „Der Waffenschmied“ sind die Damen Wait und Lammert, die Herren Bulß, Krolop, Lieban und Schmidt eschäftigt.

Herr Blencke ist von seiner Erkrankung völlig wieder hergestellt und nimmt morgen seine Thätigkeit als „Möpsel“ in den „Wohl⸗ thätigen Frauen“ wieder auf. Das lustige Stück hält sich dauernd auf dem Spielplan des Königlichen Schauspielhauses.

Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erb⸗ prinzessin von Sachsen⸗Meiningen wohnten gestern der Aufführung von „Torquato Tasso“ im Deutschen Theater bis zum Schluß bei.

Im Lessing⸗Theater geht der ersten Aufführung des sicilianischen Volksschauspiels „Cavalleria rusticana“ von Giovanni Verga, am Freitag der nächsten Woche, eine andere einaktige Neuheit, das Lustspiel „Eine Bekehrung“ von Charles de Courcy, voraus, das im vorigen Winter am Théatre Fran gais großen Erfolg gehabt hat.

Im Residenz⸗Theater ist die für morgen angekündigte erste Aufführung des Schwankes: „Madame Mongodin“ von Ernest Blum und Raoul Toché auf Dienstag nächster Woche hinausgeschoben. Die für die Vorstellung gelösten Billets werden bis morgen Mittag 12 Uhr an der Kasse des Residenz⸗Theaters gegen solche umgetauscht, die am Dienstag Gültigkeit haben.

Morgen Abend sfindet in der Sing⸗Akademie (7 ¼ Uhr) der Klavierabend von Felix Dreyschock statt, und im Römischen Hof das Concert der Sängerin Fräulein Adele Sennhausen, in dem die Pianistin Fräulein Martha Hornig und der Violin⸗ virtuose Herr Carl Beermann mitwirken. Frau Emilie Herzog wird in dem von ihr zum Besten der durch Brand zerstörten Alpdörfer am Sonntag in der Sing⸗ Akademie zu veranstaltenden Morgen⸗Concert auch als Interpretin einiger Volksweisen ihres Vaterlandes auftreten, und zwar wird die beliebte Künstlerin „S' Blümli“ und Huber's „Auffahrt zur Alp“ zum Vortrag bringen. Das Concert des zwölfjährigen Cellovirtuosen Jean Gérardy mit dem Philharmonischen Brechester findet am 11. Dezember in der

aber auch der Mangel an Originalität und an Erfindungsgabe liegt

vom 27. November,

r Morgens. Franen. L' Arronge.

Max Grube.

5 8 Wind. Wetter.

peratur Celsius

S Stationen. S

8 7.8 S A

Tem

Verga. Musik

in °

2

2 wolkig

3 heiter

2 beiter

1 Nebel

4 Schnee

4 wolkig

1 wolkenlos 1 bedeckt

Mullaghmore 3 WNW Aberdeen.. 8 WarW

Christiansund OSO WNW ONO aparanda. SO t. Petersburg Moskau...

d— 5 0 C. = 40 R.

fang 7 Uhr

town ... 759 lsbeiter herbourg. 758 6 balb bed. . 175 Schnee 753³ Regen 755 bedeckt 755 A. halb bed. ¹) 753 S Regen²) 753 bedeckt 757 Regen 753 Schnee 758 wolkig 757 bedeckt²) 759 Regen*) 759 wolkig 757 8 3 halb bed.⁵) 758 bedeckt 757 3 bedeckt

761 2 bedeckt 758 wolkenlos

¹) Nachts Regen. ²) Glatteis. ²³) Gestern Regen. kachts Regen. ⁵) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.

Eine flache Depression mit schwacher Luftbewegung iegt über der Nordsee, ein barometrisches Maximum ist über West⸗Europa in Entwicklung begriffen. Bei schwacher, vorwiegend südlicher bis westlicher Luftströmung und durchschnittlich wenig veränderten, nahezu normalen Wärmeverhältnissen ist das Wetter in Deutschland trübe und vielfach zu Niederschlägen geneigt. Ganz Deutschland ist frostfrei, in Nord⸗

ist es überall kälter geworden. G Deutsche Seewarte.

Th eater⸗Anzeigen. Sonnabend:

3. Male: Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 249. Vorstellung. Cavalleria rusti- ecana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. Musik von Pietro Mascagni. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein⸗ artner. Vorher: Promethens. Musik von Beethoven. Rach einer mythologischen Tanzdichtung E. Taubert8 in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musik⸗ direktor Hertel. Anfang 7 Uhr. 9

Montag: I. Theil.

Der Geizige. Geizige.

bSeodddES-8bdch—bSee

ScoSoSESgS

Montag:

und Gondinet.

Jul. Fritzsche.

Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 260. Vorstellung. Wohlthätige Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur

Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. vallerin rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von von Pietro gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. schmied. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. Dirigent: Musik⸗Direktor Wegener. An⸗

Schauspielhaus. 261. Vorstellung. Neu einstudirt: Narziß. Trauerspiel in 5 Aufzügen von A. E. Brachvogel. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. “““ 8

Beutsches Theater. Cyelns. 6. Abend. Iphigenie auf Tauris. Sonntag: Doctor Klaus. Goethe⸗Cyelus.

Verliner Theater. Sonnabend: Esther. N dansang 22 ni. Esth D s. eon Sonntag: Nachmittags r: er. Der

ine. Abends 7 ½ Uhr: Der Hüttenbesitzer. Görß. Musik von Montag: Der Hüttenbesitzer.

Tessing - Theater. Sonnabend: Die Groß⸗ stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und Gustav Kadelburg. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Die Großstadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Die Ehre. Hermann Sudermann.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 12. Male: Immer zerstreut!

Hierauf, neu einstudirt: Die Hanni weint der Hannsi lacht. Komisches Singspiel in 1 Akt von Jacques Offenbach. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Mit neuer Polnische in 3 Akten von H. West und Rich. Genée. . von Hermann Zumpe (Komponist des „Farinelli*). Für das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater be⸗ arbeitet von Louis Herrmann. In Scene gesetzt von Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die neuen Dekorationen aus dem Atelier Falk. Die neuen Kostüme vom Garderobe⸗Inspektor Venzky.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

v. von Karl Lindau.

250, Vorstellung. Lautenburg. Anfang 7 ¼ Uhr.

In Scene Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Mascagni.

Vorher: Der Waffen⸗

mittags 3 ½ Uhr:

ermäßigten Preisen. Zum 120.

Sonnabend: Goethe⸗ Kruse.

7. Abend. Faust

zur See.

Adolph Ernst-Theater. Benefiz für Alfons Waldemar. roße Prophet.

Treptow. Couplets

Gustav

Bukacz. fang 7 ½ Uhr. Sonnfag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Direktion: Emil Thomas.

Schauspiel in 4 Akten

Bacillus. Novität!

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Z. drittletzten Male: Dr. Jojo. Schwank in 3 Akten von Albert Carré. Regie: Emil Lessing. Besuch nach der Hochzeit. Lustspiel in 1 Akt von Alexander Dumas. Inscenirt von Sigmund

Dienstag: Zum 1. Male: Madame Mongodin. Schwank in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché. Deutsch von Emil Neumann.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Nach⸗ Kinder⸗Vorstellung zu bedeutend Male: Jung⸗ Deutschland zur See. Großes Ausstattungs⸗Zeit⸗ bild mit Gesang und Tanz in 4 Akten (6 Bildern) Musik vom Kapellmeister G. R.

Abends 7 ½ Uhr: Zum 121. Male: Jung⸗Deutsch⸗ land zur See. (Nur noch 6 Vorstellungen.) Sonntag: Zum 122. Male: Jung⸗Deutschland

Sonnabend: Zum 89. Male: Gesangsposse in 4 Akten

Steffens. Mit vollständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen [sind aus dem Atelier der Herren Wagner und In Scene gesetzt von Adolph Ernst. An⸗

Jakobstraße 30. Sensationserfolg dieser Saison. Sonnabend: Zum 23. Male: Der Posse in 4 Akten von Rudolf Kneisel. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Adolf Kurz. (Igelfisch: Emil Thomas.) Anfang 7 ½ Uhr.

Sing⸗Akademie u. Bock eröffnet.

2

Mannigfaltiges.

„Krefeld, 26. November. Heute früh ¼ vor 6 Uhr wurde hier ein ziemlich heftiger Erdstoß verspürt, dem bald ein zweiter stärkerer Stoß folgte. Nach den Mittheiluangen, welche der „Niederrh. Volksztg.“ von verschiedenen Seiten darüber zugehen, scheint die Bewegung die Richtung Nordost⸗Südwest gehabt zu haben. Die Erschütterung war so stark, daß Tische und Stühle schwankten und viele Einwohner aus dem Morgenschlaf geweckt wurden. In Bockum und Uerdingen hat man die Erschütterung ebenfalls wahrgenommen; dagegen hat man in Düsseldorf, Gladbach, Lobberich und Dülken nichts verspürt. Von einem erheblichen Schaden, den das Naturereigniß etwa angerichtet, hat man bisher nichts erfahren

London, 25. November. Der englische Luftschiffer Per⸗ cival Spencer stieg, wie die „A. C.“ mittheilt, gestern Mittag 11 ¾ Uhr in Dover mit seinem Ballon auf Der Ballo enthielt 5000 Kubikfuß Gas. Der Hauptzweck der Fahrt ist, die von Green und L'Hoest begonnenen Versuche fortzusetzen und festzustellen ob ein Ballon über der See dauernd verankert werden kann. Percival Spencer führt deshalb ein 500 Fuß langes Seil mit, an dem sich der große Schiffsanker befindet, der den Ballon halten soll.

Antwerpen, 23. November. Ein Bärenkampf rief nach einer Mittheilung der „Köln. Z.“ heute große Aufregung unter dem Personal des Zoologischen Gartens h . Ein brauner Bär hatte die Thür des Nachbarkäfigs geöffnet und den Insassen, einen andern großen Bären, angefallen. Es war nicht möglich, die wüthenden Thiere zu trennen. erlag der Angegriffene und wurde von dem Jüngeren todtgebissen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

27. November.

chen Wahlbezirk (Hall Oehringen⸗Weinsberg). Von den 23 191 Wahlberechtigten sind 9481 gültige Stimmen ab⸗ gegeben. Gewählt wurde mit 7771 Stimmen der Landwirth Friedrich Hartmann (Demokrat) aus Wackershofen im Gemeindebezirk Gailenkirchen.

Wien, 27. November. (W. T. B.) Der Unter suchungsrichter forderte in der Angelegenheit, betreffend die Börsenpanik vom 14. d. M., die Börsenkammer auf, die Ergebnisse ihrer gestern geschlossenen Untersuchung ihm be⸗ kannt zu geben.

Athen, 27. November. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach wird die Regierung die Noten der betheiligten Mächte in der Angelegenheit der bei dem Bau der Eisenbahn Mily⸗Kalamata beschäftigt gewesenen Arbeiter dahin beantworten, daß sie an ihrem bisherigen Standpunkte festhalte und die Verantwortung für die Lage der Arbeiter sowie jede Zusage Betreffs der Bezahlung der⸗ selben ablehne.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zwei Dritten Beilage.)

Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Deutsch Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Vorher: wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Circus Renz. Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Gala⸗

Vorstellung. „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“, große hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc., Dampfschiss⸗ und Bootfahrten, Wasser⸗ fällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunst⸗ schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß⸗ Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen⸗ Fontaine, in einen Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrahlend. Mexikaner⸗Manöver, geritten von 12 Herren. Schulpferd Colmar, geritten von Frl. Clotilde Hager. Horaz und Merkur, zusammen vorgeführt von Herrn Ernst Renz (Enkel) Auf⸗ treten der neu engagirten Elton Troupe. 3 Athleten zu Pferde von den Gebrüdern Briatore. Mlle. Theresina auf dem 20 Fuß hohen Drahtseil. Auf⸗ treten der Reitkünstlerin Mlle. Marie Chiarini, so⸗ wie der Reitkünstler Mrs. Jules und Alexander Briatore. Komische Entrées ꝛc

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr: Auf vielsestiges Verlangen: „Die lustigen Heidel⸗ berger“. Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgoland“.

Familien⸗Nachrichten.

1 erlobt: Frl. Gertrud von Irminger mit Hrn. Hauptmann Curt Hoeppner (Dessau).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Rechtsanwalt Schwartz (Gleiwitz). Hrn. Rechtsanwalt Kollibay (Neisse).

Gestorben: Verw. Fr. Pastor Minna Pape, geb. Schwabe (Braunschweig). Fr. Geh Re⸗ gierungs⸗Rath Anna Bader, geb. (Breslau). Hr. Fabrikbesitzer, qg. d. Franz Schoenberner (Berlin).

Zum

von Gustav

Kunst⸗

Posse in 3 Akten von Barridre

Wallner. Concerte.

Bearbeitet von Franz

Klavierabend von Fel. Drevschock.

Wilhelmstädtisches Theater. Ausstattung: Zum

Wirthschaft. Operette hsch Mreht

Hornig sowie Beermann.

Concert-Haus. Sonnabend: Concert. Anfang 7 Uhr.

Tschaikowsky. „Martha“ aus „Rigoletto“ von Verdi.

von Sarasate (Herr

Spöhr).

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Forfimeigter

Hotel de Nome. Sonnabend, Anfang 8 7 Concert der Sopranistin Adele Sennhausen, unter

gefälliger Mitwirkung der Pianistin Frl. Martha des Violinvirtuosen Herrn Carl

Ouverture „Phedré“ von Massenet. von Flotow. Phantasie „Un premier Bouquet“, Walzer von Waldteufel. „Zigeunerweisen“, für Violine Concertmeister „Wiegenlied“, für Horn⸗Solo von Brahms (Herr

Prem.⸗Lieut. von Borries Tochter (Charlottenburg). Hrn. Regierungs⸗ u. Forst⸗ rath Illgen Tochter Lisbeth (Koblenz). Hrn.

Ehrentreich Tochter Dorothee (Bersenbrück). Hr. Superintendent Carl Brunow (Waltze).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: 8 Verlag der Expedition (Scholz). 16“ Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 33. Acht Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage),

Karl Merder⸗ .,1812“ von

tung der Staatsschulden, betreffend die Nieder⸗

legung der im Etatsjahre 1890 91 durch die

ilgungsfonds eingelösten Preuß Staatsschuldendokumente.

Hellriegel).

Nach halbstündigem erbitterten Kampfe

(W. T. B.) Amtliches R⸗ sultat der Reichstags⸗Ersatzwahl im 11. Württem⸗

legung von

und die Bekanntmachung der Hauptverwal⸗

.47 der Veröffentlichungen des K aiserlichen Gesund⸗ beise. 885 8— November hat folgenden Inhalt: Personal⸗ nachricht. Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. Oeffentliches Gesundheitswesen im Reg.⸗Bez. Frankfurt a. O. 1886/88. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Er⸗ krankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen

Stadt⸗ und Landbezirken. Todesursachen in Italien 1888 u. 1889. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Türkei, Ostindien.) Thierseuchen. Tollwuth im Deutschen Reich 1890. Thierseuchen in Norwegen 1891, 3. Vierteljahr. Desgl. in den Niederlanden. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preußen. Reg.⸗Bez. Breslau. Sachsen⸗Altenburg, Lübeck, Elsaß⸗Lothringen, Oesterreich, Schweiz, Frankreich, Schweden.) Medizinalgesetz⸗ gebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Einfuhr von Schweinen ꝛc. (Preußen. Reg.⸗Bez. Düsseldorf) Schulgebäude. Bierdruckappa⸗ rate. (Sachsen⸗Altenburg). Abgabe stark wirkender Arzneimittel ꝛc. (Reuß j. L) Desgl. (Oesterreich). Schlachthauszwang in Prag u. s. w. Viehpässe. (Großbritannien.) Oeffentliche Ge⸗ sundheitspflege. (Belgien.) Desinfektion bei ansteckenden Krank⸗ heiten. Rechtsprechung. (Reichsgericht) Branntwein als Lebens⸗ mittel. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich) Zulassung von Realgymnasial⸗Abiturienten zum medizinischen Studium.

Nr. 20 des Archivs für Post und Telegraphie (Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗Postamts) hat folgenden Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Das Fernsprechwesen in Bavern. Das Bestellgeschäft bei dem Packet⸗Postamt in Berlin (Schluß). Entwickelung der verschiedenen Beförderungs⸗Arten und ⸗Mittel in den Vereinigten Staaten von Amerika (Schluß) II. Kleine Mittheilungen: Vorträge auf dem Internationalen Elektrotechniker⸗Kongreß in Frankfurt (Main). Ergebnisse der ungarischen Postsparkasse im Jahre 1889. Einfluß elektrischer Eisenbahnen auf den Seekabelbetrieb. Unglücksfall durch den hochgespannten Strom der Arbeitsübertragung zwischen Lauffen und Frankfurt (Main). III. Literatur des Verkehrswesens: Dictionnaire d'Electricité et de Magnétisme illustré de figures intercalées dans le texte comprenant les applications aux sciences, aux arts et à l'industrie par Julien Lefevre, professeur à l'cole des sciences de Nantes avec la collaboration d'ingénieurs et d'électriciens. Paris, J. B. Baillière et Fils, 1891. 80 1022 Seiten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die vorsätzliche Verbreitung erdichteter oder entstellter Thatsachen, um die richterliche Thätigkeit, d. h. die Handhabung der Ge⸗ setze durch den Richter, verächtlich zu machen, fällt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 6. Juli 1891, unter die Strafvorschrift des §. 131 des Strafgesetzbuches („Wer erdichtete oder entstellte Thatsachen .. . verbreitet, um dadurch Staats⸗ einrichtungen oder Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen, wird mit Geldstrafe“ ꝛc.)

Nach §. 712 Abs. 2 der Civilprozeßordnung ist bei Belassung der gepfändeten Sachen im Gewahrsam des Schuldners die Wirksamkeit der Pfändung dadurch bedingt, daß durch An⸗ Siegeln oder auf sonstige Weise die Pfändung ersichtlich gemacht ist. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, III. Civilsenat, durch Urtheil vom 18. Sep⸗

tember 1891 ausgesprochen: Die Pfändung von Sachen beim Schuldner in der Weise, daß sie im Gewahrsam des Schuldners verbleiben und

die Pfändung durch Anheftung einer schriftlichen mit Unterschrift und Dienstsiegel des Gerichtsvollziehers versehenen Anzeige an den Thüren der Geschäftsräume, in welchen sich die Pfänder befinden, erkennbar gemacht wird, ist unwirksam.

Statistik und Volkswirthschaft.

Schiffsbauten. C 8 Von den Schiffsbauanstalten des Regierungsbezirks Sta de ist

besonders erwähnungswerth die Tecklenborg'sche Schiffswerft in Geestemünde, welche über 1000 Arbeiter beschäftigt. Die Werft hat gegenwärtig ein größeres viermastiges Segelschiff, einen großen Drei⸗ master, einen Fischdampfer, sowie einen kleineren Salondampfer im Bau. Ein weiterer Viermaster mit 4500 Tons Tragfähigkeit ist derselben Werft von einer Hamburger Rhederei in Auftrag gegeben.

Diese beiden Viermaster werden die größten Segler sein, die bis jetzt

auf deutschen Werften gebaut sind. Die Auswanderung

st im Regierungsbezirk Stade noch immer eine sehr rege. Es

sind ausgewandert in der Zeit vom 1. Januar bis 1. November d. J. zusammen 626 Personen, die Mehrzahl vor vollendetem siebzehnten Lebensjahre, also augenscheinlich in der Absicht, sich der Wehrpflicht

zu entziehen.

Die Krankenversicherung in Bayern im Jahre 1890.

Die Zahl der in Bayern im Jahre 1890 vorhandenen Kranken⸗ assen überhaupt betrug 4604 gegenüber 4541 im Vorjahre, sodaß sich ine Zunahme von 1,4 % herausstellt. Diese Zahl vertheilt sich auf

die einzelnen Kassenarten wie folgt: Gemeinde⸗ Krankenkassen waren 4045, im Vorjahre 4010, vorhanden, Orts⸗Krankenkassen 42, 889 34, Betriebs⸗Krankenkassen 413, 1889 414, Bau⸗Krankenkassen 12, 889 9, Innungs⸗Krankenkassen 3, 1889 3, eingeschriebene Hülfs⸗ G 34, 1889 35, und landesrechtliche Hülfskassen 35, 1889 36.

e Zahl der Mitglieder betrug für sämmtliche Krankenkassen

m 1. Januar 1891 547 125, nach dem Jahresdurchschnitt 1890 584 325. Da 1889 im Durchschnitt 530 687 Personen versichert waren, so hat sich im Laufe des Berichtsjahres die Zahl der durch⸗ schnittlich Versicherten um 10,1 % vermehrt. Die Zahl der Mit⸗ glieder vertheilt sich auf die einzelnen Kassenarten, wie folgt: Es waren versichert im Jahresdurchschnitt bei den Gemeinde⸗Kranken⸗ kassen 331 441, bei den Orts⸗Krankenkassen 85 708, bei den Betriebs⸗ Fräsea V⸗ 128 525, bei den Bau⸗Krankenkassen 3343, bei den Innungs⸗Krankernkassen 291, bei den eingeschriebenen Hülfskassen 6755 und bei den landesrechtlichen Hülfskassen 28 262 Personen. Wie in früheren Jahren, so war auch im Berichtsjahre die Gemeinde⸗ Krankenversicherung vorherrschend. Die Zahl der in dieser Versiche⸗ rungsart überhaupt thätig gewesenen Kassen betrug 87,9 %, also nabezu ⁄1⁄0 aller Kassen. Von ihnen kamen 37 auf die unmittelbaren Städte und 4008 auf die Bezirksämter. Die Zahl der in ihnen ver⸗ sicherten Personen betrug am 1. Januar 1891 304 384 oder 55,6 % aller an diesem Zeitpunste Versicherten gegen 295 364 oder 56,6 % am 1. Januar 1890. Im Ganzen kamen im Berichtsjahre 199 625 Erkrankungsfälle mit 3 053 758 Krankheitstagen zur Anzeige gegen 159 059 Erkrankungsfälle mit 2 531 195 Krankheitstagen im Vorjahre. Es entfielen mithin auf 1 Mitglied 0,34 Erkran⸗ kungsfälle und 5,23 Krankheitstage, auf 1 Erkrankungs⸗ 85

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Freitag, den 27. November

fall 15,3 Krankheitstage. Auf die einzelnen Kassenarten berechnet, kamen bei den Gemeinde⸗Krankenkassen auf 1 Mitglied 0,26 Er⸗ krankungsfälle und 3,77 Krankbeitstage, auf 1 Erkrankungsfall 14,7 Krankheitstage; bei den Orts⸗Krankenkassen auf 1 Mitglied 0,38 Erkrankungsfälle und 7,07 Krankheitstage, auf 1 Erkrankungsfall 18,4 Krankheitstage; bei den Betriebs⸗Krankenkassen auf 1 Mitglied 0,41 Erkrankungsfälle und 6,98 Krankheitstage, auf 1 Erkrankungsfall 13,7 Krankheitstage; bei den Bau⸗Krankenkassen auf 1 Mitglied 0,33 Erkrankungsfälle und 4,76 Krankheitstage, auf 1 Erkrankungsfall 14,5 Krankheitstage; bei den Innungs⸗Krankenkassen auf 1 Mitglied 0,17 Erkrankungsfälle und 3 32 Krankheits⸗ tage, auf 1 Erkrankungsfall 18,9 Krankheitstage; bei den eingeschriebenen Hülfskassen auf 1 Mitglied 0,45 Er⸗ krankungsfälle und 8,18 Krankheitstage, auf 1 Erkrankungsfall 18,8 Krankheitstage; bei den landesrechtlichen Hülfskassen auf 1 Mitglied 0,43 Erkrankungsfälle und 5,23 Krankheitstage, auf 1 Erkrankungs⸗ fall 15,3 Krankheitstage. Die Einnahmen sämmtlicher Krankenkassen beliefen sich auf 8 931 412 ℳ, darunter 22 751 Eintrittsgelder und 6 477 621 Beiträge, die Ausgaben auf 8 224 293 ℳ, darunter 6 325 777 Krankheitskosten und 184 667 Verwaltungskosten. Bei den einzelnen Arten von Kassen betrugen die Krankheitskosten bei den Gemeinde⸗Krankenkassen 89,87 %, bei den Orts⸗Krankenkassen 75,75 %, bei den Betriebs⸗Krankenkassen 68,92 %, bei den Bau⸗Krankenkassen 70,09 %, bei den Innungs⸗Krankenkassen 63,79 %, bei den eingeschriebenen Hülfskassen 76,27 % und bei den landesrechtlichen Hülfskassen 67,04 % aller Ausgaben. Was das Verhältniß des Krankengeldes zum Lohn betrifft, so betrug ersteres bei der Gemeinde⸗Krankenversicherung durchweg 50 % des ortsüblichen Tagelohns, für die Hülfskassen ist dies Verhältniß nicht nachweisbar. Von den übrigen Kassenarten zahlten von den Orts⸗Krankenkassen 95,2 % die Hälfte, 4,8 % mehr als die Hälfte, von den Betriebs⸗Krankenkassen 90,5 % die Hälfte und 9,5 % mehr als die Hälfte, die Bau⸗Krankenkassen und die Innungs⸗ Krankenkassen die Hälfte des durchschnittlichen Tagelohns oder wirk⸗ lichen Arbeitsverdienstes. Hinsichtlich des Vermögensstandes ergiebt sich nach den Kassenabschlüssen für 1890, daß 3740 Kassen einen Aktivüberschuß von 4 558 525 hatten. Einen Reservefonds hatten 1502 Kassen in Höhe von 3 774 427 ℳ, 3102 r 67,4 % aller Kassen ohne Reservefonds waren.

Die Morbidität in den Heilanstalten Bayerns im Jahre 1890.

In den 393 öffentlichen Krankenhäusern des Königreichs betrug während des Berichtsjahres, bei einer Zahl von 13 690 Betten, die Zahl der Verpflegungstage für erkrankte männliche Per⸗ sonen 1 133 789, für weibliche Perfonen 823 918. Der Bestand am 1. Januar 1890 belief sich auf 3706 Männer und 2501 Frauen, der Zugang während des Jahres auf 66 395 Männer und 41 034 Frauen, der Abgang auf 66 503 Männer und 41 039 Frauen, davon durch den Tod 2571 Männer und 1607 Frauen. Auf einen männlichen Kranken kamen im Durchschnitt 16,2, auf einen weiblichen 18,9 Verpflegungstage. Die Zahl der Privat⸗Krankenanstalten betrug 20 mit 555 Betten; die Zahl der Verpflegungstage für männliche Personen 57 113, für weibliche 44 829. Der Bestand am 1. Januar 1890 stellte sich auf 146 Kranke männlichen und 122 weiblichen Geschlechts. Der Zugang be⸗ trug 2051 männliche und 1305 weibliche Kranke, der Abgang 2031 männliche und 1304 weibliche Kranke, davon durch den Tod 106 Männer und 94 Frauen. Auf einen Kranken männlichen Ge⸗ schlechts trafen durchschnittlich 26,0, auf einen solchen weiblichen Geschlechts 31,4 Verpflegungstage. In den 18 Krankenabtheilungen der Gefangen⸗ anstalten Bayerns betrug die Zahl der Verpflegungstage für erkrankte männliche Personen 86 117, für weibliche Personen 17 685. Der Bestand am 1. Januar 1890 betrug 274 Männer und 50 Frauen, der Zugang während des Jahres 4273 Männer und 1037 Frauen, der Abgana 4 326 Männer und 1 032 Frauen, davon durch den Tod 186 Männer und 53 Frauen. Auf einen männlichen Kranken kamen im Durchschnitt 18,9, auf einen weiblichen 16,3 Verpflegungstage. In den 14 Irrenanstalten Bayerns waren bei Beginn des Berichtsjahres 4121 Irre vorhanden, 2158 Männer und 1963 Frauen, im Laufe des Jahres kamen 1843, 1003 Männer und 840 Frauen, hinzu, der Abgang betrug 1598 Per⸗ sonen, 883 Männer und 715 Frauen, davon durch den Tod 413, 247 Männer und 166 Frauen. In den 5 Entbindungsanstalten be⸗ trug in 1890 die Zahl der Entbundenen überhaupt 1662, von denen 24 am Kindbettfieber erkrankten und 5 starben; die Zahl der mittelst Operation Entbundenen belief sich auf 141, von denen 1 starb; die Zahl der Neugeborenen auf 1662, 875 männliche und 787 weibliche, davon waren 99, 59 männliche vnd 40 weibliche, todtgeboren, ander⸗ weitig verstorben 33, 23 männliche und 10 weibliche. In den 13 Augenheilanstalten betrug der Bestand an Kranken am 1. Januar 1890 137, 78 männlichen und 59 weiblichen Geschlechts, der Zu⸗ gang während des Jahres 3816, 2076 männlichen und 1740 weiblichen Feschlechte der Abgang 3772, 2050 mäunlichen und 1722 weiblichen

eschlechts.

Die Bewegung der Gewerbe in Bayern im Jahre 1890.

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen betrug im Berichtsjahre 45 797, die der Niederlegungen 38 223; während sich die bezüglichen Ziffern für das Vorjahr auf 53 178 und 46 615 stellten. Von den in 1890 erfolgten Anmeldungen kamen 18 339 oder 40 —%, von den Niederlegungen 14 429 oder 37,7 % auf die unmittelbaren Städte rechts des Rheins und die 11 größeren Städte der Pfalz, 27 458 oder 60 % bez. 23 794 oder 62,3 % auf das übrige Land. Von den einzelnen Regierungsbezirken hatte Oberbayern mit 25,8 % die meisten Anmeldungen, ebenso mit 24,4 % die meisten Niederlegungen, während die Oberpfalz mit 6,4 % Anmeldungen und 7 % Niederlegungen die niedrigste Stelle einnahm. Im Gast⸗ und Schankwirthschaftsgewerbe bestanden am 31. Dezember 1890 34 543 Betriebe gegen 34 330 am Schluß des Jahres 1889. Gesuche um Verleihung von Gast⸗ und Schankwirthschaften wurden in 1890 4985 (gegen 4802 in 1889) gestellt, von denen 4109 (1889 4155) genehmigt wurden. Von den verliehenen Konzessionen bezogen sich 530 (1889 489) auf neue Betriebe und 3548 (1889 3667) auf Besitz⸗ und Pachtveränderungen. Eingegangen sind im Berichtsjahre 283 gegen 289 im Vorjahre, es ergab sich somit ein Zugang von 247 Betrieben, von denen allein auf Oberbayern, speziell auf München, 110 kamen. Eine Abnahme war nur in Niederbayern zu verzeichnen, wo sie 7 betrug. Auf je 1000 Einwohner kamen im ganzen König⸗ reich 6,2 Gast⸗ und Schankwirthschaften, am meisten (7,8) auf Mittel⸗ franken, am wenigsten (5,6) auf Oberbayern. Gesuche um Verleihung einer Konzession zum Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus wurden im Jahre 1890 426, gegen 507 in 1889, eingereicht, von denen 296 gegen 385 im Vorjahre genehmigt wurden. Hiervon bezogen sich 152, im Vorjahre 134, auf neue Betriebe, und 144, 1889 251, auf Besitz⸗ und Pachtveränderungen. Eingegangen sind in 1890 128 Betriebe, gegen 133 in 1889, sodaß sich für das Berichts⸗ jahr ein Zugang von 24, für das Vorjahr ein solcher von 1 Betrieb, ergab. Im Verhältniß zur Eiuwohnerzahl hatte die Pfalz die meisten Kleinhandelsbetriebe mit Branntwein und Spiritus, mit 1,3 auf 1000 Einwohner, die Oberpfalz, mit 0,2 auf 1000 Ein⸗ wohner, die wenigsten. Legitimalionsscheine an Personen, die gewerbs⸗ mäßig Druckschriften oder andere Schriften oder Bildwerke auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder anderen öffentlichen Orten

e

Staats⸗Anzeiger.

1891.

ausrufen, verkaufen, vertheilen, anheften oder anschlagen, wurden im Berichtsjahre 220 gegen 305 im Vorjahre ausgegeben. Davon kamen auf Oberbayern allein 129, von diesen auf die Stadt München 125. Legitimationskarten an Handlungsreisende wurden 10 047, gegen 8779 in 1889, ausgegeben. Davon kamen 2913 oder 29 % auf die Pfalz und 7134 oder 71 % auf das übrige Königreich. In dem rechtsrheinischen Theil wurden die meisten Legitimationskarten, 2077 oder 20,7 —% der Gesammtzahl des Königreichs, in Mittelfranken, die wenigsten, 111 oder 1,1 %, in Niederbayern ausgegeben. Wandergewerbescheine wurden 1890 19 003, gegen 19 131 in 1889, ertheilt, wobei 1676 Personen, gegen 1739 in 1889, als Begleiter zugelassen waren. Von den ertheilten Wandergewerbescheinen wurden 18 364 oder 96,6 % an Inländer, 693 oder 3,4 % an Ausländer abgegeben. Die Zahl der ausgedehnten Wandergewerbescheine betrug 1947, im Vor⸗ jahre 1894, wobei 344, in 1889 358, Personen als Begleiter zu⸗ gelassen waren. Von den im Ganzen im Königreich ertheilten und ausgedehnten 20 950 Wandergewerbescheinen berechtigten zum Hausir⸗ handel an einem Orte 420 oder 20 %, in einem Verwaltungsbezirk 6567 oder 31,5 %, in einem Regierungsbezirk 6215 oder 29,7 %. in mehreren Regierungsbezirken 1235 oder 5,9 % und im ganzen König⸗ reich 6513 oder 31,1 % An Personen, die auf den Straßen oder sonst im Umherziehen und ohne Begründung eines stehenden Gewerbes öffentlich Musik aufführen, Schaustellungen, theatralische Vorstellungen oder sonstige Lustbarkeiten öffentlich darbieten, ohne daß ein höheres Interesse der Kunst oder Wissenschaft dabei obwaltet, wurden im ganzen Königreich im Jahre 1890 1570 Wandergewerbescheine, gegen 1511 in 1889, ertheilt, un 14 545, gegen 13 809 im Vorjahre, aus⸗ gedehuf. Als Begleiter würden 16 266 (1889 15 096) Personen dabei zugelassen.

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Ergebnisse der ungarischen Postsparkasse im Jahre 1889.

Die mit dem 1. Februar 1886 ins Leben getretene ungarische S deren organisatorische Grundlagen sich nach Fassung und

nhalt eng an die für die österreichische Postsparkasse getroffenen

Grundbestimmungen anschließen, hat sich nach den seither erschienenen Jahres⸗Rechenschaftsberichten in ruhiger und sicherer Weise entwickelt. Zwar sind die bis jetzt erzielten Ergebnisse, verglichen mit den Ergeb⸗ nissen anderer Postsparkassen, noch keine überaus hohen, aber sie zeigen doch in ihrer von Jahr zu Jahr auftretenden Steigerung ein gesundes Gedeihen dieser gemeinnützigen Anstalt. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, wie der über die Thätigkeit im Jahre 1889 sich verbreitende Rechenschaftsbericht bervor ebt, daß die Postsparkasse sich entwickelt, „ohne die Privatsparkassen und Kreditinstitute in irgend einer Richtung schädigend zu berühren: Während der Zeit des Bestehens der Postsparkasse ist die Zahl der ungarischen Privatsparkassen von 395 auf 424 weiter gestiegen und überdies sind noch zahlreiche Geldinstitute, besonders aber Genosse schaften entstanden, die ebenfalls die Entgegennahme von Einlagen und deren Verzinsung übernehmen.

Am Schlusse des Jahres 1889 waren 3815 Postämter für de Postsparkassendienst eröffnet.

Die Zahl der um dieselbe Zeit vorhandenen Sparbücher betrug 150 810 mit einem Gesammtguthaben einschließlich der kapitali⸗ sirten Zinsen von 3 739 285 Fl. 60 Kr.

Für das Betriebsjahr 1889 allein stellten sich:

die Einlagen auf 455 534 im Betrage von 4 271 070 Fl. 76 K

die Rückzahlungen auf 136 937 im Betrage vo TTTPT

sodaß der Ueberschuß der Einlagen über die Rückzahlungen sich belief auf L111460Pöboo

Mittels Sparkarten wurden im Jahre 1889 353 202 Einlage im Betrage von 176 727 Fl. 83 Kr. bewerkstelligt. Es entfielen somi von dem Gesammtbetrage der Einlagen 4,1 % auf mittels Post sparkassen bewirkte Einlagen.

Das durchschnittliche Guthaben eines Einlegers belief sich End 1889 auf 24 Fl. 89 Kr. Thatsächlich vertheilten sich die 150 810 vor handenen Sparbücher nach der Höhe des Guthabens, wie folgt:

Es hatten ein Guthaben:

62,4 % 1 vT“ 20 50 50 100 2 ee1“ 5 „Aus dieser Aufstellung geht in die Augen springend hervor, daß die ungarische Postsparkasse recht eigentlich die Sparkasse des kleinen Mannes ist.

Die auf das Gesammtguthaben ausbezahlten Zinsen stellten sich für das Jahr 1889 auf 112 780 Fl. 91 Kr., und die Verwaltungs⸗ kosten betrugen für dieses letzte Bekriebsjahr 110 854 Fl. 61 Kr. Hier⸗ nash gelten sich die Kosten einer Amtshandlung für das Jahr 1889 auf 18,7 Kr.

Land⸗ und Forstwirthschaft. 8

Aufforstung.

Die Aufforstung des öden Heidelandes Seitens der Privaten im Regierungsbezirk Stade hat während der letzten Jahre einen erfreu⸗ lichen Fortgang genommen. Die Heidelandbesitzer kommen mehr und mehr zu der Ueberzeugung, daß, wenn auch die Heide für die ländliche Wirthschaft bei der gegenwärtigen Bewirthschaftungsweise nicht völlig zu entbehren ist, so doch durch zweckmäßige Verminderung der Heidestreu, durch Vermehrung der Strohproduktion, durch Ver⸗ wendung von Torfstreu und künstlichen Düngungsmitteln ein großer Theil der vorhandenen Heideflaͤchen mit Nutzen in Acker ver⸗ wandelt und zur Forst angelegt werden kann. Diese Erkenntniß wird ebensowohl durch die Verwaltungsbehörden wie durch den Provinzial⸗ Landwirthschafts⸗Verein Bremervörde aufs Regste gefördert. Letzterer hat neuerdings zur Anbahnung einer veränderten Wirthschaftsweise in den Geestdistrikten eine Broschüre veröffentlicht, die durch die landwirthschaftlichen Lokalvereine und durch Einwirkung der Land⸗ räthe auf die Gemeindevorsteher zum Verständniß der Betheiligten gebracht wird.

Auf Anregung der Behörden haben sich ferner Waldgenossen⸗ schaften gebildet; von diesen sind in den letzten fünf Jahren 162 ha Oedland aufgeforstet, von einzelnen Gemeinden 62 ha und von Heide⸗ landbesitzern 665 ha, sodaß in dem genannten Zeitraum 892 ha oder 3603 Morgen (Hannov.) Oedland von Privaten aufgeforstet worden

nd

Unterstützt sind diese Aufforstungen durch Beihülfen des Staats, die Unterstaßt t theils durch Vermittelung des Provinzial⸗Land⸗ wirthschafts⸗Vereins gewährt worden sind und bis jetzt rund 22 000 betragen, ferner in einzelnen Fällen durch Gewährung von Darlehnen mit mäßigem Zinsfuße Seitens der Provinzial⸗Verwaltung.

Neuerdings ist eine weitere Anregung zur Aufforstung noch dadurch gegeben, daß den Gemeinden durch die Landräthe eröffnet worden ist, wie den Heidelandbesitzern, welche üftoestungen beabsichtigen auf Wunsch die erforderlichen Kultur⸗Anschläge, sowie Anleitung be Ausführung der Kulturen durch die Königlichen Forstbeamten unent⸗ eltlich gewährt werden sollen, eine Maßregel, die hoffentlich das Aufforstungs⸗Interesse wesentlich fördern wird.

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