1891 / 280 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Nov 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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daß der Tempel in Folge des Edikts des Theodosius, welches die . Religion verbot, im Jahre 380 nach Christo zerstört worden sei.

Bei dem Dorfe Russee wurden, wie der „Kiel. Ztg.“ be⸗ richtet wird, auf einer Koppel des Herrn Schlotfeldt Urnen entdeckt, die, mit Steinen umstellt, in so geringer Tiefe standen, daß der Pflug sie berührte. Durch Lehrer Lorenzen in Russee wurde das Museum vaterländischer Alterthümer in Kiel hiervon benachrichtigt. Eine vorläufige Untersuchung stellte das Vorhandensein eines vorrömischen Urnenfriedhofs fest. In zwei Gräbern waren die verbrannten Gebeine ohne Urne in einem Steinhäuschen beigesetzt, drei andere enthielten je ein zertrümmertes Gefäß mit kalzinirten Knochen. An Beigaben wurde eisernes Kleingeräth, Messer, Nadel und Gürtelhaken gefunden.

Bei der Zählung vom 1. November 1891 hatten die öffent⸗ lichen höheren Schulen Elsaß⸗Lothringens 6722 Schüler, von denen 2656 katholisch, 3308 protestantisch und 758 israelitisch waren. 3104 Schüler besuchten die Gymnasialklassen, 2561 die Real⸗ klassen und 1057 die Vorschulklassen. In den anderen höheren Schulen des Landes (dem protestantischen Gymnasium zu Straßburg, den bischöflichen Schulen zu Montigny, Straßburg und Zillisheim, dem Institut St. Augustin zu Bitsch und der Domschule St. Arnulf zu Metz) waren zur Zeit 2041 Schüler, von denen 1321 katholisch, 609 protestantisch und 111 israelitisch waren. Den Gymnasialklassen dieser Schulen gehörten 1724 Schüler, den Vorschulklassen 317 Schüler an. Die Gesammtzahl aller Schüler der höheren Schulen des Landes betrug somit am 1. November d. J. 8763, von denen 3977 katholisch, 3917 protestantisch und 869 israelitisch waren, und von denen 4828 die Gymnasialklassen, 2561 die Realklassen und 1374 die Vorschulklassen besuchten. Gegen das Vorjahr hat die Schülerzahl um 168 abgenommen, und zwar waren die Gymnasialklassen von 85 Schülern und die Vorschulklassen von 131 Schülern weniger besucht, wogegen die Realklassen um 48 Schüler zugenommen hatten. Gegen die Zahlung vom 1. November 1889 ist bie Schülerzahl um 204 gesunken An den elsaß⸗lothringischen Gymnasien haben im Schuljahr 1890,91 133 Schüler und 3 Externe die Reifeprüfung bestanden. Von diesen waren 127 Elsaß⸗Lothringer, 9 stammten aus dem übrigen Deutschland. Zu ersterer Zahl stellte Ober⸗Elsaß 28, Unter⸗Elsaß 69, Lothringen 30. Von der Gesammtzahl waren 67 Katholiken, 63 Protestanten und 6 Ifraeliten. Das Durchschnitts⸗ alter der Abiturienten betrug rund 19 Jahre. In der gleichen Zeit bestanden an den elsaß⸗lothringischen Realschulen 35 Schüler die Reifeprüfung (32 Elsaß⸗Lothringer, 3 aus dem übrigen Deutschland, 10 Ober⸗Elsässer, 16 Unter⸗Elsässer, 6 Lothringer, 8 Katho⸗ liken, 26 Protestanten, 1 Israelit). Jeder dieser Abiturienten war durchschnittlich 17 ½ Jahre alt

Aus Rom wird der „N. Fe. Pr.“ berichtet: Der Unter⸗ richts⸗Minister habe dem Fürsten Paul Borghese aufgetragen, die zum unveräußerlichen Fideikommiß der Familie gehörige Bilder⸗ galerie, die nach der außerhalb der Stadt gelegenen Villa Pinciana gebracht worden war, wieder in den Palast am Tiber zurückbringen zu lassen, da sie in der Villa von den berufenen Staatsorganen nicht wirksam überwacht werden könne. Gleichzeitig stehe eine Königliche Verordnung bevor, welche die dem Servitut des öffentlichen Besuchs⸗ rechts unterworfenen Kunstsammlungen der strengsten Beaufsichtigung durch den Staat unterziehen soll.

Auf dem fünften internationalen Geologen⸗Kongreß, der diesen Sommer in Washington stattfand, wurde die Schweiz um die Uebernahme des nächsten, im Jahre 1894 stattfindenden Kongresses ersucht. Am 24. November traten nun eine Anzahl Geologen der Schweiz in Bern zusammen, und von dieser Versammlung wurde, wie der „Buand“ meldet, nunmehr definitiv die Ueber⸗ nahme des Kongresses beschlossen. Herr Professor Renevier aus Lausanne wurde zum Präsidenten des Kongresses er⸗ wählt; als Versammlungsort wurde Zürich bestimmt. Auf einer Anzahl geologischer Exkursionen soll den Kongreßtheilnehmern Gelegenheit geboten werden, den geologischen Bau der Schweiz kennen zu lernen. Die Aufgabe einer zweiten Versammlung, zu welcher 25 Geologen der Schweiz eingeladen werden sollen, wird es sein, die verschiedenen Spezialcomités zu ernennen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln.

Die fortdauernde Influenza⸗Epidemie hat selbstverständ⸗

lich die rerschiedenartigsten Versuche mit alten und neuen Heil⸗ methoden und Heilmitteln in den wissenschaftlichen Instituten veranlaßt, von denen aber nicht eben viele dauernd die Zu⸗ stimmung der Aerzte finden konnten. Die „Berliner klinische Wochenschrift“ veröffentlicht nun die Beobachtungen des Stabs⸗ arztes Lorenz in Metz über die Behandlung von 80 Fällen durch Inhalationen mit 2proz. Ichthyollösung, die sich bei dieser Schleimhauterkrankung sehr wirksam erwiesen. „Nachdem ich über verschiedene Inhalationsmittel nachgedacht und in Ewald'’s Arzneiverordnungslehre das Ichthyol empfohlen gefunden hatte, wandte ich dies Mittel an, indem ich davon ausging, daß die Schleim⸗ haut bei Influenza in ähnlicher Weise von einem Bacillus durch⸗ wandert werde, wie die Haut bei Rose, gegen die sich ja, namentlich nach den Beobachtungen von Professor Nußbaum, dieses Mittel als sehr wirksam gezeigt hatte. Es wurden Inhalationen gemacht in 110 Fällen, von denen 30 als zweifelhaft ausscheiden müssen, da schon nach zwei Tagen die Patienten völlig hergestellt waren. Von den übrigen 80 Fällen zeigte jeder einzelne sofort nach der ersten Inhalation eine Erleichterung, insbesondere ließ der Krampfhusten nach. Nach der zweiten Inhalation waren die Kranken selbst so erfreut über diese Wirkung, daß sie sich danach drängten; es wurden täglich zwei Inhalationen von 10 bis 15 Minuten Dauer vorgenommen. Außerdem stand in jedem Krankenzimmer eine 2 proz. Ichthyollösung auf dem eisernen Ofen zum Verdampfen und wurde mehrere Male am Tage über Spiritus verdampft. Kontrolversuche lehrten, daß bei Patienten, die nach drei Tagen sehr gebessert waren, Aussetzen des Inhalirens sofort den Husten wieder hervorrief. Der Husten war in sechsundsiebzig Fällen nach fünf bis zehn Inhaolationen gänzlich geschwunden, der Auswurf hatte am zweiten Tage aufgehört, die objektiven Erscheinungen des Bronchialkatarrhs gingen Hand in Hand hiermit ebenfalls zurück. In ebenso günstiger Weise wurde die Nasenschleimhaut beein⸗ flußt, indem die Absonderung alsbald nachließ und nach etwa zehn Inhalationen völlig geschwunden war. Daneben wurde bei allen Patienten, die uüͤber Axpetitlosigkeit klagten, Ichthyol inner⸗ lich gegeben. Der Appetit stellte sich nach 2—3 Tagen, in acht schweren Fällen nach 4—5 Tagen wieder her. Magen⸗ oder Darm⸗ erscheinungen wurden dabei nie beobachtet. Auch die Krankheitsdauer war bei den mit Ichthyol behandelten Patienten kürzer, sie hatten keinen Rückfall, brauchten viel weniger Zeit, um sich zu erholen, gingen also gewissermaßen ungeschwächt aus dem Kampf mit der Influenza hervor.

Der Bericht des vom Verein für innere Medizin eingesetzten Comités zur Sammelforschung über die „Influenza⸗Pandemie“ in den Jahren 1889/90 wird in kürzester Zeit herausgegeben werden. Da die Influenza aber gegenwärtig wieder in den verschiedensten Gegenden mit großer Heftigkeit epidemisch aufgetreten ist und es wünschenswerth erscheint über Zeit und Ort des Auftretens, den Charakter der gegenwärtigen Epidemie, ihre Dauer ꝛc. den Bericht zu ergänzen, so ergeht jetzt von dem Comité an alle Aerzte die dringende Bitte, thunlichst durch Uebersendung von diesbezüglichen kurzen Mittheilungen an Herrn Professor Dr. Leyden oder Herrn Dr. S. Guttmann in Berlin die Bestrebungen der Sammelforschung zu unterstützen. Nach einem der „Tägl. R.“ zugehenden Berichte sollen übrigens in Berlin allein während der letzten vier Wochen gegen 40 000 Personen an der Influenza erkrankt und etwa dreißig Personen gestorben sein. Die Aerzte warnen besonders davor, daß erkrankte Personen sich ins Freie begeben, da dann sehr leicht Lungenentzündung sich einstellt.

Aus Schlesien, 25. November. Die Influenza greift, wie der „N. Pr. Ztg.“ gemeldet wird, immer weiter um sich; im

Waldenburger Grubenrevier können die Knappschaftsärzte gar nicht alle die Erkrankten besuchen. *

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 26. November gestellt 10 554, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 4346, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 26. November 1891 folgende Grundstücke zur Versteigerung: Am Weidenweg 72, dem Zimmermeister Carl Nagel gehörig; das geringste Gebot wurde auf 149 650 festgesetzt; für das Meistgebot von 165 510 wurde der Kaufmann Moritz Davidsohn zu Berlin Ersteher. Ferner Niederwallstraße 3, dem Kaufmann und Hof⸗ lieferanten A. W. A. Jahn gehörig; Nutzungswerth 7500 ℳ; das geringste Gebot wurde auf 1400 festgesetzt; für das Meistgebot 5 000 wurde der Kaufmann Wilhelm Wolff zu Berlin

rsteher.

Ueber den Bau des zweiten Geleises der Gotthard⸗ bahn hat der Vorstand dem Verwaltungsrath kürzlich einen in der „Köln. Ztg.“ im Auszuge mitgetheilten Bericht dahin erstattet, daß dieser Bau für die zweite Abtheilung Faido⸗Biasca mit dem 31. Mai 1892 und für die dritte Abtheilung mit dem 30. Juni 1893 zu vollenden sei, während auf der ersten Abtheilung das zweite Geleise bereits am 2. September 1890 auf der ganzen Strecke eröffnet werden konnte. Die Herstellung des zweiten Geleises wurde aus dem Grunde beschleunigt, um der Bauleitung für die in Aussicht stehenden Zufahrtslinien freie Hand zu gewähren und um den Nachtdienst zur Entlastung des Tagesdienstes zu vermehren. In Folge der Betriebseröffnung des zweiten Geleises wird die Betriebsrechnung mehr belastet: 1892 um 87 780 Fr., 1893 um 175 090 Fr., zusammen jährlich 262 870 Fr. Ein theilweiser Ausgleich für diese Mehrbelastung des Betriebs wird durch die verzögerte Fertigstellung der nördlichen Zufahrtslinien ge⸗ boten, indem dieselbe in Folge verschiedener Bauschwierigkeiten höchstwahrscheinlich erst im Jahre 1895 stattfindet Die Verzinsung des 13 Millionen Franken betragenden Baukapitals wird der Betrieb also erst 1 - 1 Jabre später, als früher angenommen, auf⸗ zubringen haben. Der schweizerische Bundesrath hat sich mit dieser Maßnahme einverstanden erklärt, ebenso der Verwaltungsrath 5 Gotthardbahn mit der beschleunigten Herstellung des zweiten

eleises. 2

Leipzig, 26. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Dezember 3,47 ½ ℳ, per Januar 3,52 ½ ℳ, per Februar 3,55 per März 3,57 ½ ℳ, per April 3,60 ℳ, per Mai 3.62 ½ ℳ, per Jun 3,65 ℳ, per Juli 3,65 ℳ, per August 3,70 ℳ, per September 3,70 Umsatz 120 000 kg. Schwach. 2. .

Kämmlingsauktion. Gute Käuferzahl und Animirtheit. Mittlere australische und Buenos Avyres unverändert, feine dergleichen 10 bis 20 böher als bei der letzten Auktion. Von 325 000 kg wurden 226 000 kg verkauft.

London, 26. November. (W. T. B.) Wollauktion. Leb⸗ hafte Betheiligung; Eröffnungspreise fest, behauptet.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

Bradford, 26. November. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig; Exportgarne und Stoffe ruhig.

St. Petersburg, 26. November. (W. T. B.) Laut Be⸗ kanntmachung der Reichsbank soll den Besitzern der in der Bank versetzten Interimsscheine von Prämien⸗Pfandbriefen sechster Einzahlung, Falls sie eine weitere Beleihung wünschen, eine Erleichterung in der Weise gewährt werden, daß sie bei der bevor⸗ stehenden siebenten Einzahlung nur 18 ½ Kop. pro Pfandbrief baar zu entrichten haben.

Amsterdam, 26. November. (W. T. B.) In der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion wurden 28 800 Blöcke Bancazinn zu 54 ¾ à 55 ¼, durchschnittlich 55 verkauft.

Kopenhagen, 26. November. (W. T. B.) Die National⸗ bank wird morgen den Wechseldiskont und Lombardzinsfuß auf 5 resp. 5 ½ % erhöhen.

Submissionen im Auslande.

Dänemark. 7. Dezember 1 Uhr. Maskinchefen for Sicelland's Contoir, Kopen⸗ hagen, Banegaard. Lieferung von ca 50 Radsätzen für die Dänische Staatsbahn⸗ Verwaltung h Bedingungen (theilweise in deutscher Sprache) u an Ort und Stelle, sowie beim „Reichs⸗Anzeigery“.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 26. November. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Trave“ ist gestern Nachmittag von Southampton abgegangen. Der Dampfer „Oldenburg“ ist gestern in Colombo und der Schnelldampfer „Spree“ in Norden⸗ 88s .“ Der Dampfer „Nürnberg“ hat heute Dover passirt.

27. November. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Havel“ ist am 26 d. M. früh in New⸗York angekommen. Der Dampfer „Leipzig“, von Brasilien kommend, hat am 26. d. Nachmittags Dover passirt.

Hamburg, 26. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Normannia“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen in Southampton angekommen. Der Postdampfer „Rugia“ ist, von New⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

London, 26. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist auf der Heimreise heute von Madeira abgegangen.

27. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Ketian ist auf der Ausreise von den Kanarischen Inseln abgegangen.

nd Zeichnungen

Preußische Klassenlotterie. 8. Pes der gesen ohtgesedien ehung der ei der gestern fortgesetzten Ziehung 4. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung: 1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 77 812. 2 Gewinne von 10 000 auf Nr. 7126. 15 709. I 8 e“ von 5000 auf Nr. 17 790. 80 602. 32 Gewinne von 3000 auf Nr. 2736. 9431. 11 753. 13 386. 20 602. 28 695. 30 256. 41 441. 45 129. 48 641. 61 498. 65 687. 83 904. 90 412. 97 230. 102 348. 109 597 113 323. 116 994. 129 165. 136 231. 137 669. 139 662 144 923. 146 282. 154 165. 156 642. 160 289. 161 925. 165 949. 168 175. 189 596. 36 Gewinne von 1500 auf Nr. 1742. 7364. 11 954. 14 259. 18 173. 18 322. 20 846. 21 170. 23 636. 32 423. 32 434. 33 153. 38 513. 45 884. 50 140. 50 532. 54 768. 65 431. 68 770. 69 453. 78 738. 84 265. 101 815. 121 878. 125 845. 130 666. 133 751. 135 622. 152 746. 157 565. 160 511. 161 653. 172 078. 172 356. 174 053. 182 839.

82 85

108 625. 112 607. 112 673. 114 961. 116 172. 126 431. 133 939. 135 385. 138 272. 145 210. 153 921. 161 412. 172 944. 174 900. 175 585. 187 779.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie sielen in der Vor mittags Ziehung: 8

1 Gewinn von 50 000 auf Nr. 68 399.

1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 9215.

1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 123 800. 1e“

3 Gewinne von 10 000 auf Nr. 2222. 137 197. 176 284. 3 Gewinne von 5000 auf Nr. 1521. 52 373. 177 949.

35 Gewinne von 3000 auf Nr. 849. 2045. 11 007. 13 508. 18 583. 23 151. 25 263. 25 659. 35 574. 38 534.

101 493. 102 108.

43 514. 43 901. 46 973. 54 752. 56 406. 67 886. 75 394.

80 178. 83 130. 92 470. 97 988. 111 068. 116 191. 117 782.

126 922. 132 885. 151 706. 160 678. 175 338. 176 088. 182 586.

35 Gewinne von 1500 auf Nr. 3195. 4609. 10 634. 12 504. 13 724. 13 880. 16 256. 26 772. 27 895. 28 466.

33 945. 38 193. 40 886. 44 479. 48 147. 52 752. 63 248. 69 836. 72 494. 74 200. 78 781. 87 730. 106 011. 110 684. 111 520. 122 159. 135 013. 136 810. 141 125. 152 596. 167 579. 176 149. 176 332. 184 443.

11 997. 16 922. 17 266. 23 024. 23 258. 28 911. 32 078.

40 110. 46 862. 50 248. 52 508. 54 901. 55 304. 61 725. 63 171. 76 615. 81 246. 83 991. 91 002. 92 492. 94 242. 96 152. 98 933. 100 779. 106 342. 109 370. 110 742. 115 929.

124 978. 127 213. 131 426. 140 345. 143 859. 151 299. 174 994. 179 607. 182 093. 184 324.

Mannigfaltiges.

120 778. 144 828. 173 301.

52

Der Verkehr auf der Stadt⸗ und Ringbahn hat, wie der „N. Pr. Ztg.“ berichtet wird, im letzten Jahre wieder eine bedeutende Steigerung erfahren. Es sind im ganzen 31 ¼ Millionen Personen befördert worden, von denen 19 ½ Millionen nur die Stadtbahn, 5 Millionen die Stadt⸗ und Ringbahn, 4 Millionen nur die Ringbahn und 2 ½ Millionen die Vorortzüge benutzten. Bei der letzteren Ziffer handelt es sich indeß nur um eine Schätzung, da für den Vorortverkehr zahlreiche Zeitkarten ausgegeben sind, deren Benutzung nach der Zahl der zurückgelegten Fahrten nicht genauer festgestellt wird. Gegen das Vorjahr bedeuten die angegebenen Zahlen

eine Zunahme von 25 %, gegen 1888/89 von 44 %.

In der am Mittwoch abgehaltenen Sitzung der Stadtverordneten in Charlottenburg wurde der Antrag, eine gemischte Deputation

zur Vorberathung der Frage wegen Einverleibung Charlotten

burgs in Berlin einzusetzen, vom Ober⸗Bürgermeister Fritsche sebr lebhaft bekämpft. Nach längerer Erörterung wurde der Antrag von

dem Kollegium mit fünfzehn gegen zwölf Stimmen abgelehnt.

Elbing, 23. November. Bei den Erdarbeiten an der im Bau befindlichen Eisenbahn Elbing Miswalde wurde der „Danz. Ztg.“ zufolge in der Nähe von Altdollstadt ein großes Leichenfeld

entdeckt, das den Leuten in der dortigen Gegend bisher völlig unbekannt ge

wesen ist. Da die Leichen schon sehr weit im Verfall vorgeschritten sind, nimmt man an, daß sie aus dem siebenjährigen Krieg stammen,

wo nachweislich russische Heereszüge die dortige Gegend passirten. Aus Schleswig⸗Holstein, 25. November. Der Herings

fang ist nach einem Bericht der „N. Pr. Z.“ in diesem Herbst so lohnend, daß die Preise für geräucherte Waare einen so niedrigen

Stand erreicht haben, wie seit Jahren nicht; man verkauft z. B. in Hamburg⸗Altona 16—20 geräucherte mittelgroße „Bücklinge“ für

10 ₰. An der Westküste und der Unterelbe werden die grünen- Heringe sogar als Düngemittel verwandt. So kamen beispielsweise in den letzten Tagen in Glückstadt sechs Fischerewer mit etwa 2500 Körben Heringen im dortigen Hafen an, die zum größten Theil von den Landleuten für den großen Korb mit 50 60 als 2 In den drei Hansastädten hat sich die Heringsräucherei in den letzten acht Jahren zu einem lohnenden Industriezweige entwickelt. Beispielsweise ist die Zahl der Fisch⸗

Düngemittel aufgekauft wurden.

räuchereien in dem kleinen Dorf Schlutup an der Trave zwischen

Lübeck und Travemünde von sechs auf etwa dreißig gestiegen; ähnliche Verhältnisse, wenn auch nicht in so auffälliger Steigerung, findet man in Ellerbeck bei Kiel, Cuxhaven, Bremerhaven und Hamburg. Sind

Heringe in der Ost⸗ und Nordsee nicht mehr zu haben, so lassen die

Fischgroßhändler ganze Schiffsladungen voll aus Norwegen kommen.

Goslar, 25. November. Der Winter ist, wie der „N. Pr. Z.“ geschrieben wird, über Nacht bei uns eingezogen. Berge und Thäler,

Wiesen und Felder sind mit Schnee bedeckt, der allem Anschein nach

auch liegen bleiben wird, da ein rauher Ostwind weht und das Ther⸗ mometer noch immer den Gefrierpunkt anzeigt.

Vom Harz, 25. November. Seit gestern Abend herrschte, wie der „N. A. Z.“ mitgetheilt wird, im Harzgebiet Schneetreiben. Man hofft übrigens sehr, daß diesem Schneefall noch wieder Regen

folge, damit der so außerordentlich gesunkene Wassergehalt der Flüsse wieder auf den normalen Stand gebracht werde Da auch sämmtliche Wasserreservoire (Teiche) des Ober⸗Harzes nahezu erschöpft sind, so

entstand schon seit einigen Wochen die sich mehr und mehr verstärkende

Unzuträglichkeit, daß industrielle Betriebe in Folge Wassermangelgs

Arbeitsverminderungen eintreten lassen mußten.

Vom Rhein, 23. November Ivrfolge der heftigen Regengüsse sind nach der „Frkf. Z“ die Felsmassen des Steinbruches an der Laubach bei Koblenz in Bewegung gerathen. Von Seiten des Eisenbahn⸗Betriebsamts iu Koblenz wurden die um⸗ fassendsten Sicherheits⸗Vorkehrungen zum Schutze des Bahnkörpers ge⸗ trsffen. Eine mehrere Meter hohe, aus alten Schwellen errichtete Schutz⸗ wand deckt ihn gegen etwa vordringende Gesteinmassen. Die Züge dürfen die Stelle nur mit ermäßigter Fahrgeschwindigkeit passiren. Rings um den Steinbruch ist das Terrain abgesperrt. Wächter sind ausgestellt, die eine eintretende Gefahr sofort signalisiren. Die Landstraße zwischen dem Steinbruch und der Bahn ist sowohl für die Pferde⸗ bahn Stolzenfels⸗Kapellen, als auch für Fuhrwerke gesperrt. Eine Gefahr für Bahnzüge ist nicht vorhanden. Nach den neuesten Mit⸗ theilungen ist seit heute Abend in der Bewegung der Felsmasse Still⸗ stand eingetreten.

Trier, 22. November. In dem Dorfe Schweich wüthete nach einer Meldung der „Frkf. Z.“ heute Nacht eine Feuersbrunst. Mehrere Gebäude und die Kirche sind vollständig eingeäschert.

London, 26. November. Der seit zehn Tagen in Bristol

fällige Dampfer „Rossend Castle“, mit 2000 Tonnen Getreide von Sulina kommend, - wie nach einer Mittheilung des „Hann. Cour.“ jetzt festgestellt ist, während eines fürchterlichen Orkans in der Bucht von Biscaya mit vierzig Mann Besatzung unter.

Belgrad, 25. November. Heute Nacht ist der Wiener „Presse“ zufolge das Gebäude des Stadtgerichts abge⸗ brannt. Das Archiv ist größtentheils vernichtet

35 Gewinne von 500 auf Nr. 65. 2552. 17 420. 19 186, 21 578. 22 199. 26041. 31 637. 40 058. 40 910. 43 538. 44 754. 57 567. 71 923. 72 496. 78 562. 78 646.

135 802. 136 473. 142 432. 149 848.

147 788. 48 Gewinne von 500 auf Nr. 4027. 11 339. 11 703.

157 425. 159 451. 160 660. 172 849.

—Sn Dichtergrüße fürs Heim. Mit Beiträgen von Renata Beutner, Oberpfarrer Blau, Georg Oertel, Emil Quandt, Almuth Roland, Julius Sturm, Georg Vogel, Lina Walther, Bischof Wurnderling. Herausgegeben von Ernst Evers. Berlin 1891. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Berliner Stadtmission Preis 1 Der Reinertrag dient einem milden Zwecke: er ist dem Ferienheim für die Berliner Stodtmissionare und deren Familien, sowie den armen und schwachen Pflegebefohlenen der Stadtmission zugedacht. Wir können den Ankauf dieses Buchs, das sich wegen seiner eleganten Ausstattung trefflich zu einem Festgeschenke eignet, nicht blos des guten Zweckes wegen warm befürworten. Der gediegene Inhalt, der von tief religiösem Empfinden Zeugniß ablegt, sowie die sorg⸗ fältig gefeilte Form der Dichtungen machen sie zu einer empfehlens⸗ werthen Lektüre.

—n. Maria von Magdala, die „reine“ Jüngerin des Herrn. Ein biblisches Gedicht von R. W. Dietel, Pfarrer in Mülsen S. Jakob. Leipzig, Druck und Verlag von Fr. Richter. 1891. Der Inhalt beschränkt sich auf zwei Stellen der heiligen Schrift: wie der Heiland aus Maria von Magdala sieben Teufel austreibt, und Maria Magdalena am Grabe des Heilands, nach dem Johannesevangelium. Die Darstellung erreicht nicht entfernt die in ihrer Einfachheit mächtig ergreifende Erzählung des Evangelisten. Weder Klarheit der Sprache noch Reinheit der Form oder Tiefe der Gedanken entschädigen für die Dürftigkeit des Inhalts.

n. Gegengift. Neue Epigramme. Von Moritz Gold⸗ schmidt. Frankfurt a. M. Druck und Verlag von Gebrüder Knauer. Preis 1,50 Diese Sammlung ist eine Folge der: „Brennesseln, Epigrammatisches Unkraut“. Auf 93 Seiten einige hundert Epi⸗ gramme, meist ohne nachweisbaren geistigen Zusammenhang, sodaß für die Gruppirung augenscheinlich der Zufall oder die Reihenfolge des Entstehens maßgebend gewesen ist. Eine besondere Tendenz tritt nicht störend bervor; vielmehr werden die meist nicht za scharfen Hiebe nach den verschiedensten Richtungen ausgetheilt. Hier und da Verse, die auf leeren Wortwitz hinauslaufen; doch lassen auch manche in Form und Inhalt wohlabgerundete Sprüche auf ernstes Nachdenken und gute Beobachtungsgabe schließen. .

n. Gedichte von Wilhelm Achilles Leipzig, Verlag von Albert Möller 1891. Das oft geäußerte Staunen über den Muth, in dieser der Lyrik abholden Zeit Gedichte zu veröffentlichen, dürfte auch für diese Sammlung zutreffend sein. Wir begegnen in ihr keiner ausgeprägten Dichterphysiognomie Das Werkchen leidet unter dem Eindruck, als wenn der Verfasser die Gedanken noch nicht zu völliger Klarheit herausgearbeitet habe; er ringt mit der Form nicht immer mit Erfolg, und mitunter gestaltet sich der Ausdruck recht prosaisch. Einzelne erzählende Gedichte zeigen Vorliebe für grelle Effekte mit einem Stich ins Sozialistische. 1

n. Die heilige Nacht. Ein Weihnachtsfestspiel in vier Bildern von Dr. Johannes Lehmann. Leipzig 1891. Verlag von H. G. Wallmann.⸗Preis 30 Pf. Ein schätzbarer Versuch, wie das Weihnachtsfest in größeren Kreisen stimmungsvoll begangen werden kann. Die Sprache ist einfach und angemessen; die Verse lesen sich leicht und glatt.

—n. Die Entscheidung. Patriotisc es Festspiel zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Königs von Pastor Freiherrn von Teubern in Krummenhennersdorf, Leipzig 1891. Verlag von H. G. Wallmann. Preis 30 ₰. Ein dem praktischen Bergmanns⸗ leben entnommenes, wirkungsvolles patciotisches Festspiel. Sprache und Versbau lassen, selbst wenn wir dem Streben des Verfassers nach Volksthümlichkeit Rechnung tragen, des Oeftern die letzte Feile ver⸗ missen; etwas mehr Sorgfalt in dieser Hinsicht würde den Eindruck des Ganzen fördern.

Im Verlage von M. Breitenstein (Wien und Leipzig) beginnt soeben unter dem Titel: „Grillparzer's Frauengestalten“ ein Werk zu erscheinen, welches alle jene Gestalten, die der große österreichische Dichter ersonnen, zum ersten Mal in künstlerischen Illustrationen zur lebensvollen Anschauung zu bringen sucht. In mehr als 200 Bildern sollen, nach dem Prospekt, alle die schönen und interessanten Momente, deren Grillparzer's Dramen eine solche Fülle darbieten, vor Augen geführt werden. Der Text bringt eine Schilderung und Charakteristik aller jener eigen⸗ artigen Frauengestalten, die Grillparzer geschaffen hat, gleich⸗ zeitig damit aber eine Skizze der Dichtungen, deren Mittel⸗ punkt sie bilden, sodaß das Buch die Kenntniß der Dramen des Dichters auch denjenigen vermittelt, die sie noch nicht genauer kennen. Das Werk wird in dieser Weise behandeln: „Sappho“ (Melitta und Eucharis); „König Ottokar's Glück und Ende“ (Mar⸗ gareta, Kunigunde, Bertha); „Ein Bruderzwist in Habsburg“ (Lu⸗ cretia); „Ein treuer Diener seines Herrn“ (Gertrud, Erny); „Das goldene Vlies“ (Medea, Kreusa, Gora); „Libussa und ihre Schwestern“ (Wlasta); „Schöne Melusina“ (Bertha und Melusina); „Des Meeres und der Liebe Wellen“ (Hero, Janthe); „Jüdin von Toledo“ (Rahel, Esther, Königin); „Esther“ (Zares); „Ahnfrau“ (Bertha); „Der Traum, ein Leben“ (Mirza, Gülnare); „Weh'’ dem, der lügt!“ (Edrita). Den Schluß bilden die Figuren der Jugenddramen und kleinen Fragmente sowie der Novellen („Der arme Spielmann“) ꝛc. Dieses illustrirte Grillparzer⸗Buch soll, wie die Verlags⸗Buchhandlung verheißt, ein Prachtwerk werden ganz in jener Art, wie es die illustrirten Werke sind, in denen die anderen großen Dichter, Schiller, Goethe, Lessing, Shakespeare, durch die Kunst verherrlicht wurden. Das soeben erschienene erste Heft, das die „Sappho“ behandelt, giebt eine Probe der Ausführung dieses Planes. In Groß⸗Oktavformat auf feinem Papier gedruckt, enthält es folgende Illustrationen, meist Vollbilder: das Bild der Sappho, ihren Siegeseinzug, „Sappho giebt Melitta Lehren“, das Fest⸗ mahl der Sappho, die Hymne an Aphrodite mit deren Bildniß, „Sappho belauscht den schlafenden Phaon“ ꝛc. Der Illustrator Franz Thiele, ein preisgekrönter Schüler Griepenkerl's von der Wiener Kunst⸗Akademie, erweist sich darin als ein Künstler, der die Antike dem modernen Empfinden des Dichters und der realen Art seiner dramatischen Gestaltung geschickt anzupassen verstanden hat. Auch der Text, den L. Singer verfaßt, bildet dam eine anziehende Ergänzung; er hat darin nicht nur die vorhandene Literatur sorgfältig benutzt, sondern auch die Ergebnisse selbständiger Forschungen verwerthet. Das Werk, das wohl geeignet ist, den lange Zeit mißachteten, jetzt aber auch bei uns in Norddeutschland zu der gebührenden Hochschätzung gelangten großen österreichischen Klassiker wirklich populär zu machen, erscheint in Lieferungen zum Preise von je 50 und soll in 20 Heften binnen Jahresfrist vollständig werden.

Kirchliches.

—n. Das Leben Jesu. Der Gemeinde dargestellt von Dr. theol. F. W. Farrar. Autorisirte Uebersetzung von J. Walther, Pastor in Löbtau. 1892. Dresden. Verlag von Otto Brandner. In 25 Lieferungen, jede zu 50 Pf. Von diesem Werke liegen uns zwei Lieferungen vor, die die umfassende Gelehrsamkeit und kritische Sorgfalt des Verfassers deutlich erkennen lassen. Eigene Anschauung von Land und Leuten setzen ihn in den Stand, seinen Lesern ein deutliches Bild des heiligen Landes zu geben. Vor⸗ theilhaft unterstützt wird er dabei durch den reichen Schmuck von Illustrationen, die sämmtlich nach Original⸗Aufnahmen des Photo⸗

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111 e Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Kön 280.

Berlin, Freitag, den 27. November

graphen Gude angefertigt sind, ebenso wie Abbildungen von Münzen und Antiquitäten die Anschaulichkeit der Darstellung fördern. Die Uebersetzung liest sich gut. Der Preis kann der schönen Ausstattung und dem Reichthum an Bildern gegenüber als ein sehr mäßiger gelten. Wir erwarten mit Spannung die Fortsetzung eines Werkes, das dem Bibelleser das Verständniß der heil. Evangelien zu erhöhen durchaus geeignet erscheint.

Die russische Kirche. Eine Studie von Hermann Dalton. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot. In hohem Grade zieht gerade gegenwärtig die morgenländische Kirche die all⸗ gemeine Aufmerksamkeit auf sich, und allseitig regt sich der Wansch, Genaueres über das eigenthümliche Wesen und das Leben und Treiben dieser Kirche zu erfahren. Ein zusammenhängendes Bild hiervon, noch dazu in gedrängten Umrissen zu geben, ist keine leichte Aufgabe, Niemand aber war wohl in höherem Maße berufen, sie zu lösen, als der Verfasser der vorliegenden Schrift, der Jahrzehnte lang in der unmittelbaren Rähe der russischen Kirche seinen Wohn⸗ sitz hatte und während dieser Zeit mit treuen und frommen Gliedern dieser Kirche in ununterbrochener Fühlung blieb. Dazu kommt noch bei ihm die Gabe, das Verschiedenartige im Leben der Völker und im Wesen der Kirchen mit offenem Auge anzuschauen und jedes Lebensmoment, auch das fremdartigste, zu seinem Rechte kommen zu lassen. In knappen Zügen, aber klar und deutlich wird dem Leser gezeigt, welche Umstände bei der Entwickelung der morgen⸗ ländischen Kirche nach ihrer Trennung von der abendländischen be⸗ stimmend eingewirkt haben, und was, neben dem Einflusse des russischen Volkscharakters, auf die Stellung des Staats zur Kirche in Rußland, wie sie sich seit Peter dem Großen heraus⸗ gebildet hat, von maßgebendem Einflusse gewesen ist. An diese Schilderung schließt sich ein kurzer Ueberblick über den heutigen Bestand der russischen Kirche und deren Geistlichkeit an. Zum Schlusse geht der Verfasser näher auf den „Raskol“, diesen Bruchtheil der russischen Kirche, ein, der sich bereits vor ein paar Jahrhunderten von der Staatskirche losgelöst hat und seitdem, trotz aller Verhetzungen, seine eigenen Wege gegangen ist und noch in jüngster Zeit so lebensfrische neue Schößlinge anzusetzen vermochte, daß z. B. bei der Verfolgung des Stundismus Staat und Kirche seit Jabren vereint und mit den schärfsten Gewaltmaßregeln vorgehen, ohne einen sichtbaren Erfolg erreichen zu können. Allen, die an den religiösen Zuständen in unserem Nachbarreiche ein Interesse haben, dürfte das Werk ein willkommenes sein.

Unterhaltung.

„Karl Johann Philipp Spitta“, ein Lebensbild von D. K. K. Münkel, wiil. Pastor zu Oste bei Verden, neu heraus⸗ gegeben von D. O. Meyer, Präsident des Königlichen Landes⸗ konsistoriums zu Hannover. Bremen 1892. Verlag von R. Heinsius Nachfolger. Preis geh 3 ℳ, geb. 4 %ℳ Diese seit Jahren im Buch⸗ handel vergriffene, jetzt neu herausgegebene Schrift schildert nach Briefen und Tagebuchblättern das Leben des 1859 zu Burgdorf bei Hannover verstorbenen Superintendenten Spitta, der als homiletischer Schriftsteller, besonders aber als Dichter der in zwei Sammlungen unter dem Titel „Psalter und Harfe“ veröffentlichten geistlichen Lieder bekannt ist. Der jetzige Herausgeber hat das Buch in dankenswerther Weise ergänzt und seinen zeitgeschichtlichen Werth erhöht durch kurze Lebensnach⸗ richten über die in der Gegenwart nicht mehr allgemein bekannten, in dem Werke erwähnten Zeitgenossen Spitta's, die in Anmerkungen unter dem Texte mitgetheilt sind. Das so vervollständigte Buch ge⸗ währt auch heute noch eine ansprechende und belehrende Unterhaltung.

Ein Strike und seine Folgen von Maurice Block, Membre de l'“Institut. Deutsch von Adolf Schwarz. Berlin, Verlag von Karl Siegismund. Der Verfaffer des vorliegenden Werkes hat sich die Aufgabe gestellt, national⸗ökonomische Erörterungen allgemein verständlich zu machen, und zu diesem Zwecke einen Roman geschrieben, worin er die handelnden Personen zu Trägern seiner Theorien macht. Mit dem Liebesverhältniß eines jungen einfachen Arbeiters beginnend, zeigt das Buch am Schlusse den Helden, der zu Ansehen und Vermögen gelangt ist, bestrebt, seinen weniger begünstigten Genossen gleichfalls die Wege zu besserem Leben zu bahnen. Da⸗ zwischen werden dem Leser die Vorbereitungen für die Arbeitseinstel⸗ lung, Debatten über Lohn und Unternehmergewinn, Exzesse während der Arbeitseinstellung, die Schaffung von Sparkassen und Bau⸗ genossenschaften, Konsumvereine und Invalidenkassen vorgeführt. Von der menschenfreundlichsten Gesinnung eingegeben, ist das Buch wohl geeignet, in den Kreisen, die sich sonst nicht gründlich mit Fragen der Nationalökonomie zu beschäftigen gewohnt sind, nüchterne und ver⸗ ständige Anschauungen zu vermitteln.

Die „Illustrirte Frauen⸗Zeitung’ (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin W., Potsdamerstraße 38) enthält in Heft 21 vom 1. November einen bemerkenswerthen Beitrag von Heinrich Ehrlich, betitelt: „Wendungen und Wandlungen in der italienischen Opernmusik“. Der wohlbekannte Kritiker, der seine Studien und Beobachtungen in Italien selbst gemacht bat, läßt sich darin über die jetzt viel besprochene Mascagni'sche Oper „Cavalleria rusticana“ folgendermaßen aus: Diese einaktige Oper sei durchaus modern italienisch, aber die Hauptwirkungen seien auf die Entfaltung der⸗ jenigen Elemente zurückzuführen, die nicht in der früheren italienischen Opernmusik hervorgetreten sind und erst seit 20 Jahren sich zeigten, nachdem deutsche Anschauungen von dramatischer Musik nach Italien gedrungen sind und dort verwandte Wünsche anregten. Auch alle jetzigen italienischen Instrumental⸗Komponisten gehören voll⸗ ständig der neudeutschen Schule an. Ferner enthält das Heft ein von Georg Malkowsky verfaßtes Erinnerungsblatt an die ebenso schöne, wie genial begabte Malerin Angelica Kauffmann (zur 150 jährigen Wiederkehr ihres Geburtstages, am 30. Oktober 1891). Von den Illustrationen der Nummer seien besonders hervorgehoben die beiden vortrefflichen Holzschnitte: „Gewissensfrage“ nach einem Gemälde von August Holmberg, der darin als Atlasmaler erfolgreich mit Terborch wetterfert, und „Treue Kameraden“ von A. von Heyden, eine Komposition, die ein Unglück im Bergwerk in ergreifender Weise schildert. Die beiliegende Modenummer ist außerordentlich reich 228 ““ Reuheiten der Wintersaison und hübschen Hand⸗

eiten.

Die neueste Nummer der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Wolfgang Amadeus Mozart. Nach einer Zeichnung von Dora Stock. Ein bis⸗ her unbekanntes Reliefbild Mozart's. Nach dem im Besitze des Kaufmanns Herrn A. Anders in Leipzig befindlichen Original. Feuer an Bord: In die Boote! Originalzeichnung von J. Bahr. Gebet in der Franziskanerkirche zu Assisi. Gemälde von José Gallegos. Erzherzogin Stephanie von Oesterreich und ihr Töchter⸗ chen, Prinzessin Elisabeth, im Touristenkostüm. Das Gambetta⸗ Denkmal in Ville d'Avray bei Paris. Aus dem soeben erschienenen 1. Band der 14. Auflage von „Brockhaus' Konversationslexikon“ (Leipzig, F. A. Brockhaus): Arbeiterwohnungen. 16 Abbildungen. Constanze Mozart. Moden.

Verschiedenes.

Die neue Winter⸗Ausgabe des Berliner AB C⸗Kurs⸗ buches (S. Fischer's Verlag, Verlin W., Köthenerstr. 44; Pr. 75 ₰) ist auf Grund der Winterfahrordnung der deutschen Eisenbahnen be⸗ arbeitet und verzeichnet alle neu eröffneten deutschen Eisenbahnstrecken und Stationen sowie die neu eingeführten Billetpreise von Berlin aus. Die Aenderungen der Abfahrts⸗ und Ankunftszeiten der Züge sind diesmal besonders bei den beiden über Potsdam führenden Eisen⸗

iglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1891.

bahnen zablreich und einschneidend. Die mannigfachen Angaben über Lage, Einwohnerzahl, die Aufführung aller deutschen Eisenbahn⸗ stationen ꝛc. machen das A B C⸗Kursbuch auch für den Nichtreisenden als Nachschlagebuch geeignet und zu einem willkommenen Rathgeber für Bureaus und Geschäfte.

Ein neues Konversations⸗Lexikon tritt soeben mit dem ersten Bande an die Oeffentlichkeit oder vielmehr eine neue, die 14. Auflage des bald 100 jährigen Stammvaters aller ähnlichen deutschen Werke: Brockhaus' Konversations⸗ Lexikons. Der erste Band der ersten Auflage des alten berühmten Hausfreundes des deutschen Volks wurde im Jahre 1796 berausgegeben. Was Brockhaus' Konversations⸗Lexikon in diesem ganzen Jahrhundert für das deutsche Volk gewesen ist, bildet einen interessanten Theil deutscher Kulturgeschichte. Jede neue Auflage, und in besonders hervorragender Weise die jetzige 14 Auflage, zeigt, daß die Firma, deren Welt⸗ stellung durch das Werk begründet worden ist, unablässig an seiner Verjüngung arbeitet und immer neue Gedanken darin zum Ausdruck bringt. Was bisber technisch unmöglich schien, ist durch eine Musterleistung der grapbischen Geschäftszweige der ermöglicht worden: das Werk beginnt, statt mit einem dünnen Hefte, sogleich mit einem umfangreichen kompleten gebundenen Bande zu erscheinen. Dieser präsentirt sich schon äußerlich sehr vortheilhaft: Druck, Papier und Einband sind gleich vor züglich. Beim Durchblättern sticht die Fülle der Abbildungen ins Auge Dieser Band enthält nicht weniger als 71 Tafeln, darunter 25 Karten und Pläne und 8 Cbromotafeln, von denen besonders die letzteren künstlerisch und technisch geradezu Unübertroffenes bieten. Die drei Doppeltafeln mit Völkertypen, welche die großen Artikel Afrika, Amerika und Asien illustriren, bieten nicht das übliche braune Einerlei sich ähnelnder Köpfe, sondern zeigen die feinsten Nüancen der that⸗ sächlichen Farben der verschiedenen Rassen. Auf der Tafel Alpen⸗ pflanzen erscheint die volle satte Farberpracht der reizenden Kinder der Alpenflora, in der Tafel Araccen fällt vor Allem die Riesenblüthe des erst vor wenigen Jahren entdeckten Amorphophallus Titanu auf. In den Kazten und Plänen sind die neuesten Aufnahmen verwerthet, wie z. B. aus der Karte Aequatorial⸗Afrika ersichtlich ist. Im LTerxt ist ein System zur erstmaligen Durchführung gelangt, welches dem Ideale eines derartigen Werkes, der gemeinverständliche Ausdruck der gesammten Geisteskultur der Menschheit zu sein, nahe kommt Durch dieses Svystem allein ist es möglich geworden, in diesem ersten Bande anstatt der 3800 Stichworte der 13. Auflage deren 6800 unterzubringen, ohne daß die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Ar⸗ tikel gelitten hätte. Unter den 350 Mitarbeitern der neuen Auflage befinden sich erste Autoritäten der einschlägigen Gebiete, und die Artikel entsprechen in jeder Hinsicht ihrem Zweck und dem neuesten Standpunkt der Wissen⸗ schaft. Da das Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Zeichen der Sozialpolitik steht, ist Artikeln wie Abzahlungsgeschäfte, Alte versorgung, Arbeiterausschüsse, Arbeiterkammern, Arbeitgeber u s. w. besondere Sorgfalt gewidmet. Der Preis ist ein verhältnißmäßi geringer. Jeder der je 1000 Seiten starken 16 Bände, mit insgesammt 9000 Abbildungen auf 900 Tafeln und im Text, kostet gebunden mit Lederrücken und Lederecken 10 ℳ; doch ist das Werk auch in 256 Heften zu 50 nach und nach zu beziehen, um dem weniger Be mittelten die Anschaffung zu erleichtern.

Das Forstwissenschaftliche Centralblatt (heraus⸗ gegeben von Dr. Franz Baur, o. ö. Prof. der Forstwissenschaft a der Universität München, Verlag von Paul Parey in Berlin) bringt im Noremberheft des laufenden 13. Jahrgangs 1891 einen weiteren Beitrag zu der vielerörterten Streitfrage über die Waldwerth⸗ berechnung. Dieser Artikel, den der in der Frage be⸗ sonders kompetente Großherzogliche Ober⸗Forstdirektor i. P. Bose zu Darmstadt verfaßt hat, soll vor der Hand der letzte, dieses Thema behandelnde sein. Er ist betitelt „Der Reinertrag bezw. Durchschnittsertrag in seinem Verbältnisse zum Bodenerwar⸗ tungswerthe und zu der Summe der Walderwartungswerthe sämmt⸗ licher Holzbestände in normalen Betriebsklassen“. Dieser abschließende Aufsatz erscheint wohlgeeignet, die Streitfrage in ihren Haupt⸗ punkten klarzustellen, indessen verschließt sich der Verfasser keineswegs der Belehrung und erklärt sich zum Widerruf seiner Ausführungen bereit, wenn er wissenschaftlich widerlegt werde. 3

Die „Chemiker⸗Zeitang“ mit dem Supplement „C misches Repertorium“, herausgegeben und redigirt von Dr. G. Krause in Cöthen, hat in der Nr. 93 des XV. Jahrg. vom 21. November 1891 im Hauptblatt folgenden Inhalt: Dr. Carl Amthor, Ueber die Wirkung der spanischen Erde auf Würze und Bier. Literatur. Literarische Angaben. Benedikt, Prof. Dr. R., Analyse der Fette und Wachs⸗ arten. Diedrich, Prof. Dr. Th., und Prof. Dr. J. König, Zu⸗ sammensetzung und Verdaulichkeit der Futtermittel. de Koninck, Prof. Dr. L. L., Manipulations chimiques qualitatives et quanti- tatives. Koch, Dr. A., Jahresbericht über die Fortschritte in de Lehre von den Gährungs⸗Organismen. Maiden, J. H, Wattles and Wattle-Barks, ꝛc. Berendes, Dr. J., Die Pharmacie bei den alten Kulturvölkern. Credner, Prof. Dr. H., Elemente der Geo⸗ logie. Lepsius, Dr. B., das alte und das neue Pulver. Bech⸗ hold’'s Handlexikon der Naturwissenschaften und Medizin. Gretschel Prof. Dr. H., und Dr. G. Bornemann, Jahrbuch der Erfindungen ꝛc. Bauer, Prof. Dr. A., Die ersten Versuche zur Einführung der Gas beleuchtung in Oesterreich. Vogel, Prof. Dr. H. W., Photo graphische Kunstlehre ꝛc. Vogel, Dr. E., Praktisches Taschenbu der Photographie. de Graffigny, H, Traité d'Arostation thsorique et pratique. Geisler, Dr. C., Vivat ars chemica! Bieder⸗ mann. Dr. R., Chemiker⸗Kalender 1892. Heger, Dr. H., Pharma ceutischer Almanach. Uhland, W. H., Kalender für Maschinen⸗ Ingenieure 1892. Mittag, R., Dampf, Kalender für Dampf betrieb. Engelmann, Dr. jur. J., Rechts⸗Lexikon für Kaufleute und Gewerbetreibende. Illustrirter Anzeiger für Contor und Bureau Patentliste. Handelsblatt. Das chemische Repertorium (Nr. 28) ent hält ferner zahlreiche Mittheilungen aus der allgemeinen und physi kalischen Chemie, aus der anorganischen, der analytischen, der Nahrungs mittel⸗Chemie und der physiologischen und medizinischen Chem endlich Abschnitte über Pharmacie, Pharmakognosie, Mikrofkopie, Mineralogie, Geognosie, Geologie, Technologie, Hüttenwesen, Elektro⸗ technik und Photographie.

Die „Pharmaceutische Centralhalle für Deutsch⸗ land“, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie, herausgegeben von Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Geißler, hat in der Nr. 48 vom 26. November 1891 folgenden Inhalt: Chemie und Pharmacie: Ueber die in den Blüthen von Hypericum perforatum enthaltenen Farbstoffe. Hinweis. Getreidebrot und seine Ersatzmittel. Denaeper's flüssiges sterili⸗ sirtes Fleischpepton. Hinweis. Therapeutische Mittheilungen: Gereinigtes Tuberkulin. Therapeutische Anwendung des Extraktes der Schilddrüse. Ueber die Wirkung des Methylenblau bei Malaria. Salol als Pillenüberzug.

Kalender. 1

Damen⸗Almanach, RNotiz⸗ und Schreibkalender für das Schaltjahr 1892 (26. Jahrgang), Verlag von Haude und Spener (F. Weidling), Berlin. Pr. 2 Dieser beliebte Kalender enthält auch in seinem neuen Jahrgang für jeden Tag eine Rubrik zum Niederschreiben von Notizen, eine Familien⸗Gedenktafel, Geburtstags⸗ Kalender, Raum für Ausgabe⸗ und Einnahme⸗Notizen; ferner die Genealogie europäischer Regentenhäuser und eine Novelle: „Der vier⸗ blätterige Klee“ von Gertrud Triepel. Den Schluß bilden Citate und Sentenzen aus berühmten Dichterwerken. †. ls nen