1891 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 01 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Faust⸗Symphonie den Dirigenten, dem das vortreffliche seiner Leitung fortgerissene Orchester, einen Tusch darbrachte, welchem sich eine Kranzspende anschloß. Das Werk von Listt erzielte eine viel bedeutendere Wirkung als unter der Leitung von Nikisch vor

einigen Jahren.

Preußische Klassenlotterie (Ohne Gewähr.)

fortgesetzten Fiehung der 4. Klasse

Bei der gestern j 82 senlotterie fielen in

888 81 Kla der Nachmittags⸗Ziehung: 1 von 30 000 auf Nr. 130 446. 1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 116 740. 4 Gewinne von 5000 auf Nr. 51 122. 85 335. 94 695. 175 319. 1 1 34 Gewinne von 3000 auf Nr. 21 770. 30 753. 30 963. 32 407. 32 970. 33 964. 38 212. 47 096. 52 222. 53 378. 61 485. 66 474. 74 362. 77 738. 87 825. 96 077. 101 023. 118 683. 122 856. 126 563. 132 330. 132 558. 136 981. 138 946. 150 423. 157 698. 161 415. 164 236. 167 585. 171 564. 183 996. 188 053. 188 866. 188 877. 48 Gewinne von 1500 auf Nr. 4907. 8377. 10 577. 13 547. 16 781. 20 014. 20 669. 25 096. 34 966. 37 954. 41 452. 42 485. 53 937. 57 902. 67 583. 76 345. 76 885. 79 935. 82 402, 82 538. 82 629. 85 648. 90 028. 92 849. 93 146. 102 163. 116 349. 128 082. 131 589. 138 734. 138 995. 140 394. 145 591. 148 778. 150 309. 153 045. 157 401. 159 269. 160 575. 166 195. 170 854. 173 316. 176 668. 180 193. 183 352. 184 132. 185 714. 187 174. 31 Gewinne von 500 auf Nr. 6000. 8568. 13 232. 48 973. 73 358.

20 277. 25 380. 34 391. 40 121. 40 677. 46 627. 52 838. 60 247. 62 281. 66 233. 70 344. 72 627. .

75 155. 90 477. 93 907. 114 179. 125 633. 129 417. 133 295. 136 936. 140 308. 143 643. 157 084. 168 821.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittags⸗Ziehung: 8

1 Gewinn von 15 000 auf Nr. 3614.

4 Gewinne von 5000 ͤ auf Nr. 49 803. 103 056.

169 161. 186 735. 5 8

21 Gewinne von 3000 auf Nr. 1798. 31 236. 39 370. 60 985. 69 784. 77 728. 86 827. 96 680. 97 304. 100 168. 118 367. 119 247. 123 306. 124 355. 144 358. 144 733. 146 499. 148 519. 159 963. 160 547. 177 241.

33 Gewinne von 1500 auf Nr. 3316. 9829. 31 375. 33 419. 37 544. 41 589. 43 174. 52 893. 53 857. 55 980. 71 581. 76 389. 83 654. 84 033. 87 035. 92 504. 94 232. 96 728. 102 857. 117 880. 123 320. 126 996. 130 000. 132 120. 132 365. 138 146. 143 010. 146 929. 156 767. 175 409,. 176 3172. 184119. .848886

29 Gewinne von 500 auf Nr. 8413. 13 608. 14 210.

25 069.

110 805. 112 868. 119 464. 124 269. 125 225. 146 860. 150 907. 155 243. 159 556. 182 885. 185 272.

Mannigfaltiges.

im 67. Lebenejahre. damaligen Prinzessin von Preußen

Majestät die Kaiserin ihr in Charlottenburg abstattete.

Kirchhofes statt.

der Prostitutionsfrage zu beschäftigen.

eine Kommission eingesetzt, die Material sammeln soll.

Kommission zu entsenden. wohnte der Sitzung bei.

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besucht wurde. 1 2 2 7 Wohlthätigkeit Anderer angewiesen sind, zu ermöglichen.

Berliner Stadtmission ein Bazar eröffnet worden.

validenfrauen veranstaltet, der bis zum 4. d. M. geöffnet bleibt.

Der Bazar

Kögel, Frau Hofprediger Faber und Fräulein M. Orthmann. Witten, 30. November. der Richtung von Westen nach Osten statt

Braunschweig, 29. November.

29 575. 29 913. 32 533. 41 908. 51 106. 58 653.

61 343. 82 392. 90 589. 91 563. 100 974. 105 911. 108 084. 132 901.

Am Sonnabend starb, wie die „Tägl. R.“ mittheilt, im Schloß zu Charlottenburg die ehemalige erste Kammerfrau der Hoch⸗ seligen Kaiserin Augusta, Marianne von Neindorff, Tochter des General⸗Majors von Neindorff, zuletzt Kdommandanten von Stettin, Die Verstorbene trat 1848 in den Dienst der Noch vor wenigen Wochen wurde Fräulein von Neindorff ausgezeichnet durch einen Besuch, den

re Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden reiste eigens ö“ Pflegerin und Vertrauten ihrer Mutter den letzten persönlichen Beweis dankbarer Anerkennung zu geben. Die Trauerfeier sindet morgen Vormittag 11 Uhr in der Leichenhalle des Matthäi⸗

Die Aerztekammer für Berlin und die Provinz Brandenburg trat, wie der „Köln. Z.“ telegraphirt wird, gestern im Ständehause hier⸗ selbst zu einer mehrstündigen Sitzung zusammen, um sich u. A. auch mit

Im Allgemeinen war die Stimmung für die Kasernirung der Prostitution. Es wurde ö

olizei⸗ äsidium und Magistrat sollen gebeten werden, Vertreter in diese E111“ Der Ober⸗Präfident Dr. von Achenbach

m Anhalter Bahnhof ist heute zum Besten der katho⸗ lischen Waisen ein namentlich mit Kunsterzeugnissen reich ausge⸗ statteter Bazar aufgethan, der gleich in der Eröffnungsstunde von der Gräfin Brühl im Auftrag Ihrer Majestät der Kaiserin Der Bazar soll die Mittel geben, die ürsorge für die 150 bis 160 katholischen Waisen Berlins, die auf die

Im Abgeordnetenhaus ist gleichfalls heute zum Besten der

Endlich hat auch der Invaliden⸗Industrie⸗Verein im Saal Unter den Linden 4a einen Verkauf von kunstvoll gefertigten Handarbeiten seiner Mitglieder und gut gearbeiteter Wäsche der In⸗

des E11“ Domgemeinde findet nach der „N. Pr. Z.“ den 2,. und 3. d. M., von 10 bis 3 Uhr, im Dompfarrhause, NW. Hindersinstraße 7, statt. An der Spitze der Veranstaltung stehen Frau Ober⸗Hofprediger

Gestern Abend 10 Uhr 15 Minuten fand, wie das „D. B. H.“ meldet, hier ein heftiges Erk beben in

In dieser Woche fand hier, wie der „N. Pr. Z.“ mitgetheilt wird, unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Albrecht ein Bazar zum Besten eines zu erbauenden evangelischen Vereinshauses statt. Der

Bazar wurde an drei Tagen von über 2500 Personen besucht un lieferte einen Ertrag von rund 18 000 Auch Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin hatten wie Ihre Königlich

Hoheiten der Regent und die Prinzessin Albrecht und andere Fürst liche Personen Geschenke für den Bazar überweisen lassen.

Portsmouth, 30. November. Das Truvppenschiff „Cro⸗ codil“, von Indien kommend, mit 1100 Reisenden an Bord, stieß, wie „D. B. H.“ meldet, mit einer Verlängerung der Eisenbahn⸗ brücke am Landungsplatz zusammen und zerstörte diese. Drei leere Eisenbahnwagen stürzten ins Wasser. Ein Verlust von Menschen

leben ist nicht zu beklagen.

Basel, 30. November. Nach Meldungen des „W. T. B“ aus Klingnau ist auf der Strecke zwischen Koblenz im Aargau und Waldshut eine von Turgi kommende Lokomotive auf den um 4 Uhr von Waldshut abgegangenen Zug aufgefahren. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten wurden ein Lokomotivführer gerödtet

und zwei Personen schwer verletzt. (Vgl. unten. D. R)

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

St. Petersburg, 1. Dezember. (W. T. B.) „Journal de St. Pétersbourg“ meldet, daß der Minister des Auswärtigen von Giers die Leitung der Ge⸗ schäfte wieder übernommen habe und heute zum ersten Male dem Kaiser einen Vortrag halten werde. Da Blatt bemerkt dazu: Obwohl die Reise des Ministers ausschließlich aus Gesundheitsrücksichten unternommen worden sei, habe sie naturgemaß doch zu gewissen Begegnungen geführt. Die unzähligen Kommentare über diese Begegnungen welche Anfangs wesentlich von der Wirklichkeit abgewichen seien, hätten später zutreffenderen Auffassungen Platz gemacht. D. Mehrzahlderernsten russischen und ausländischen Blätterhätten sich von der wahren Bedeutung des Gedankenaustausches Rechenschaft gegeben, zu welchem der Aufenthalt des Ministers in Italien und Deutschland sowie sein Besuch in Paris Gelegenheit gebote habe. Es dürfte sich daraus ergeben, daß die Lage klarer und frei von jedem Mißverständniß geworden sei, während gleichzeitig neve Unterpfänder für das gegenseitige Vertrauen und für die Aufrechterhaltung des allseitig gewünschten und wünschenswerthen Friedens gewonnen seien. b

Basel, 1. Dezember. (W. T. B.) Nach weiteren Meldungen aus Klingnau ist bei dem gestrigen Eisenbahn⸗

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unfall auf der Strecke zwischen Koblenz und Waldshut

kein Passagier zu Schaden gekommen. Außer dem sofort ge⸗ tödteten Lokomotivführer wurde der Heizer der Maschine ver⸗ letzt, der einige Stunden später seinen Verletzungen erlag.

Kopenhagen, 1. Dezember. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute Vormittag 10 Uhr hier wieder eingetroffen.

(Forrsetzung des Nichtamtlichen n der Ersten Beilage.)

om 1. Dezember,

Wetterberi p Morgens.

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Verga.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp.

red. in Millim.

Stationen. Wind. Wetter.

Anfang 7 Uhr.

Temperatur in ° Celsius

8 Regen

8 Regen SO 2 balb bed. 1 Nebel 2 Nebel 2 bedeckt 1 bedeckt W 1 bedeckt

Mullaghmore 741 Aberdeen.. 750

nristeaean 755 Anfang 7 Uhr.

Kopenhagen. 762 aparanda. 760 t. Petersburg 764

Moskau 768

Cork, Queens- town ... 744

Cherbourg. 758

Helder 11668—

q61616168 O 1 Nebel

Hamburg. 762 1 Nebel

Swinemünde 762 2 Dunstl)

Neufahrwasser 763 2 bedeckt

Memel 764 Ztedeckt

Hen (18 W 4 Nebel vvPö6ö6883 3 Nebel

Karlsruhe. . 765 1 wolkig

Wiesbaden 765 still bedeckt

München .. 765 2 wolkig

Chemnitz .. 765 2 bedeckl²)

Verlin 663 still Regen 1

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Fle d'Aix.. 762 Nebel EA“

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(1-1765 still evetk 10

¹) Nachts Reif. ²) Nebel.

Uebersicht der Witterung.

Unter der Wechselwirkung einer tiefen Depression westlich von Schottland und eines Hochdruckgebiets über Südost⸗Europa wehen über Central⸗Europa schwache, meist südliche und südwestliche Winde. Das Wetter ist in Deutschland wärmer, trübe und stellenweise regnerisch; die Temperatur ist durch⸗ schnittlich normal. Ueber den Britischen Inseln, außer über Ost England, ist das Barometer stark gefallen, sodaß Fortdauer des trüben Wetters mit Erwärmung für unsere Gegend demnächst wahr⸗ 2 scheinlich ist. 7. Deutsche Seewarte.

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Cyelus.

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8 Regen 4 bent. 1 Nebel

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7 Uhr. Dönnerstag:

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burg.

Bekehrung.

Hansi lacht.

Mittwoch: Male:

Jul. Fritzsche.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 253. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halsvy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 264. Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, nach Schlegel's Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Anfang 7 Uhr.

burg. godin.

In Scene gese fang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. vallerin rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von Musik von Pietro Mascagni. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. vor Sevilla. Komische Oper in 2 Akten von Rossini.

Schauspielhaus. frau von Orleans. in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich v. Schiller. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.

Beutsches Theater. 8. Abend. Fanst’s Tod.

Donnerstag: Der blaue Brief.

Freitag: II. Goethe⸗Cyelus. 1 Abend. Stella. Hierauf: Die Mitschuldigen.

Berliner Theater. bestzer. (Butze, Sorma, Barnay, Stahl.) Anfang

Esther. g Esther: Agnes Sorma) Der Geizige. pagon: Ferdinand Suske.

Tessing-Theater. Mittwoch: Die Groß⸗ stadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ thal und Gustav Kadelburg.

Donnerstag: Die Großstadtluft. Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel⸗

Freitag: Zum 1. Male: Cavalleria rusti- Sicilianisches Volksschauspiel in 1 Akt von Verga. Lustspiel in 1 Akt von Charles de Courey Zum Schluß: Ritterdienste. in 1 Akt von Eugen Labiche.

Immer zerstreut! Wund Gondinet. Hierauf, neu einstudirt: Die Hanni weint der

Jacques Offenbach. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Triedrich -

Mit neuer Polnische in 3 Akten von H. West und Rich. Genée. von Hermann Zumpe (Komponist des „Farinelli“*). Für das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater be⸗ arbeitet von Louis Herrmann. In Scene gesetzt von

Die neuen Dekorationen aus dem Atelier Falk. Die neuen Kostüme vom Garderobe⸗Inspektor Venzkpy.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗

Mütwoch: Zum 2. Male: Madame Mon⸗

Schwank in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché. tzt von Sigmund Lautenburg. An⸗

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

254. Vorstellung. Ca- Belle-Alliance-Theater.

mäßigte Eintrittspreise! Neu

In Scene 1. (306.) Male:

Vorher: Der Barbier von Sprenger's Geschichte

1 265. Vorstellung. Die Jung⸗ Musik von Catenhusen

Eine romantische Tragödie

Adolph Ernst-Theater. 93. Male: in 4 Akten

Mittwoch: Gustav Görß.

Goethe⸗

sind aus dem Bukacz. fang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Der Hütten⸗

Thomas-Theater. Alte (Koönig Ludwig: Barnav. Direktion: Emil Thomas. (Har⸗

Elise: Agnes Sorma.) Novität!

Bacillus. Kneisel. Kurz.

Blätter. Humoristische Bilder Anfang 7 Uhr. 1 von Alfred Schönfeld.

7 Uhr.

Mittwoch: Er⸗ einstudirt! Mit durchweg neuer Ausstattung: Der Rattenfänger von Hameln. Volksstück mit Gesang in 10 und Ehrich’'s Chronik der Stadt Hameln, frei bearbeitet von C. A. Görner. Anfang 7 ½ Uhr Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Bildern.

Mittwoch: Der große Prophet. von Leon Treptow.

Musik von Gustav Steffens. vollständig neuen Kostümen. Die neuen Dekorationen Atelier der Herren Wagner und In Scene gesetzt von Adolph Ernst. An⸗

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Jakobstraße 30. Sensationserfolg dieser Saison. Mittwoch: Zum 27. Male: Der Kunst⸗ Posse in 4 Akten von Rudolf

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Adolf (Igelfisch: Emil Thomas.) Donnerstag: Jubiläums⸗Festvorstellung. Fliegende mit Gesang in 3 Akten und einem Vorspiel und Nachspiel, arrangirt Anfang dieser Vorstellung

Anfang 7 ½ Uhr.

Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth“ große hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc., Dampfschisf⸗ und Bootfahrten, Wasser fällen, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffekten ꝛc., arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunst schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen⸗ Fontaine, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß ausstrablend. Außerdem: Ffache Fahrschule, ge⸗ sritten von * Herren mit 8 Schulpferden. Prinz Carneval und Gefolge. Eine Fahnernquadrille, geritten von 16 Damein. Auftreten der neu enga⸗ girten Eͤlton Troupe. Sisters Lawrence am fliegen⸗ den Trapez Auftreten der Reitkünstlerinnen Mlles Zephbora und Theresina, sowie Retegeülr Jules und Aler Briaiore. Kom. che Entrées von den neu engagirten Clowns ꝛe.

Täglich: „Auf Helgoland“.

Sonntag: 2 Vorstellungen. (1 Kind frei): „Aschenbrödel“. „Auf Helgoland“.

Zum

Pbantastisches Nach

Zum Gesangsposse Couplets von

Mit

Nachmittags 4 Uhr Abends 7 ½ Uhr

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Hedwig von Knobelsdorfr, 2. hoff .“ Kapitän z. S. dag Wietersheim (Mansfelde Wilhelmshaven) 889 Weckel von Donnersmarck mit⸗ 8 12.—9 von Ruffer (Naclo). BerCoelicht: Hr. Forst⸗Assessor Hermann Kirchne

Vorher, zum 1. Male: Die Lustspiel

Posse in 3 Akten von Barridre

Bearbeitet von Franz Wallner.

1 e unter gefälliger Komisches Singspitl ö von Fräulein Rosa Schindler.

Wilhelmstädtisches Theater. Ausstattung: Zum Wirthschaft. Operette Musik

Dirigent: Kapellmeister Federmann. Cahegrss Uhr Holländer“ von Wagner. „Zigeunerständchen“ von Nehl. Salonstück (neu) von Thiele.

cagni.

Concerte.

Sing-Akadenne. Mittwoch, Anfang 7 ½ Uhr:

Concert von Adelina Herms (Alt) und Ella Stark (§. av), unter gefälliger Mitwirkung des Königlichen Kammermusikers Herrn Eugen Sandow (Cello).

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 16. Male: 8

Saal der Gesellschaft der Treunde. Mittwoch,

Anfang 8 Uhr: Concert von Elisabeth Feininger, Mitwirkung der

Philharmonie. Mittwoch, Anfang Populäres Concert zum Besten der Unterstützungs⸗ kasse des Berliner Musikleher⸗Vereins von Jenny Mever mit der Gesangs⸗Abtheilung des Stern'schen Conservatoriums und der Pbilharmonischen Kapelle unter Leitung des Herrn Professors Radecke.

Mittwoch:

Ouv. „Semiramis“ von Rossini. „Giralda“ von

„Le Tremolo“ für die Flöte von Demerssemann (Herr Herbort). aus „Cavalleria rusticana“ (mit Orgel) von Mas⸗

mit Frl. Martha Grosse (Magdeburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kammer⸗Rath Joseph Haase (Trachenberg). Eine Tochter Hrn. Postdirektor Trotte (Warendorf, Westf). Hrn. Hauptmann Eugen von Trossel (Neu⸗ Ruppin). Hrn. Hauptmann Görlitz (Minden]. Hrn. Hauptmann Helmuth von Köppen (Naum⸗ burg, Saale) Hrn Prem.-Lieut, von Loebell (Magdeburg).

Gestorben: Hr. Rittergutsbesitzer Paul Speer (Conradswalde) Hr. General⸗Direktor Her⸗ mann Gregor (Freiburg i/ Schles.). Fr. Sophie von Wilamowitz, geb. von Wrochem (Schweidnitz) Hr. Pfarrer Eduard Wolowski (Kattowitz). Fr. Hauptmann Dora Wittje, geb. Tuxen (Neisse) Hr. Geh Regierungs⸗Rath Gustav von Lossow (Berlin). Hr. General⸗Lieutenant z. D Albert von Zingler (Wiesbaden). Hrn. Ober⸗ Stallmeister Freiherrn W. von Girsewald Tochter Annie (Braunschweig). Verw. Fr. Justiz⸗Rath Cäcilie Serempel, geb Douglas (Görlitz). Hr. General der Insanterie z. D. Otto von der Mülbe (Potsdam) Hr. General⸗Lieutenant z. D. Adolph von Flöckher (Hannover).

Violinvirt

7 ½ Uhr:

Karl

„Der fliegende Adam. „Schnee flocken“,

Mevxder ·

Redacteur: Berlin:

H. Klee, Direktor.

Verlag der Expedition (Scholz). 88 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. b

Acht Beilagen

Phantasie

Deutsch von Emil Neumann.

Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel.

Alrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunbt Am Landes⸗Ausstellungs⸗ Park (Lehrter Bahnhof) Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

(einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 23. bis 28. November 1891.

Deutscher Reichstag. Sitzung vom Montag, 30. November, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn, Freiherr von Marschall und Hollmann, sowie der Königlich preußische Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau. 3

Die erste Etatsberathung wird fortgesetzt.

Abg. Freiherr von Huene: In der Kommission werde me am Besten über die großen Neuforderungen unterhalten können. sei es z. B. sehr schwer, die Bedürfnißfrage der Beamtenvermehrung im Plenum zu prüfen, es sei denn, daß damit eine Aenderung der Organisation verbunden sei. Die Beamtenvermehrung beim Auswär⸗ tigen Amt erkläre sich aus der Zunahme der Geschäfte für die über⸗ seeischen Verbindungen, die der Post aus der Zunahme des Verkehrs. Die Post sei auch das einzige Ressort, bei dem Gehaltsverbesserungen in einigem Umfange vorgenommen seien. Die geforderten Bauten würden auf ihr Bedürfniß und die Kosten hin sehr genau zu prüfen sein und aus der Kommission wohl nicht unversehrt heraus⸗ kommen. Die Mitglieder des Reichstags aber bitte er, lokale Inter⸗

essen nicht zu stark in den Vordergrund treten zu lassen und keine Schwächlichkeit gegenüber dem Druck aus der Heimath zu zeigen. Zu den stetig steigenden Ausgaben gehörten die der Alters⸗ und Invalidenversicherung. Keines der sozialreformatorischen Gesetze habe im Anfange auf weniger Sympathie zu hoffen gehabt als dieses. Alle Opfer der Einzelnen dafür seien in vollem Um⸗ fange eingetreten, alle Unbequemlichkeiten würden gefühlt, der kleine Handwerker müsse die Marken für seine Arbeiter bezahlen und sei unwillig darüber, ibhm dasüur ur Zeir noch keine Wohlthat daraus erwachse. Dieses Gesetz werde eine ge⸗ raume Zeit brauchen, ehe es, wie er hoffe, die Sympathien Derer erwerben werde, für die es gemacht sei. Möge man Geduld haben! Die Regierung aber 1 mit der größten Aufmerksamkeit die weitere Entwickelung dieses etzes in seiner praktischen Hand⸗ habung verfolgen und keine Minute mit seiner Verbesserung zögern. Der größte Ausgabeposten im Etat sei der für das Kriegsheer. Wie solle das weitergehen? werde gefragt und gewiß träten die Regierungen selbst mit Unbehagen alljährlich mit neuen Forderungen hervor. Seine Partei werde alles bewilligen, was für die Schlagfertig⸗ keit der Armee nothwendig sei, denn eine nicht auf der Höhe stehende sei die allertheuerste. (Zustimmung rechts.)

Abg. Bebel habe sich zwar bereit erklärt, im Kriegs⸗ falle mitzukämpfen, was helfe aber dieser patriotische An⸗ h in seiner Rede, wenn er gegen den Etat stimme und die Mittel bewillige, die Armee schlagfertig zu machen? Im Falle eines unglücklichen Krieges würden die Weisen hinter der Front sagen: wie habe man aber auch die Armee mit einem Gewehr in den Krieg ziehen lassen können, von dem man vorher

gewußt habe, daß es nicht das beste sei, und gerade die Freunde des Abg. Bebel, wenn sie dann überhaupt noch existirten, würden die schwersten Vorwürfe erheben. Die sehr populäre zweijährige Dienst⸗ zeit werde, wenn man irgend etwas weiter thue in der Richtung, die der Reichskanzler neulich angedeutet habe, die nothwendige Ergänzung sein und sein müssen. Aber die große Menge stelle sich unter ihr etwas Falsches vor. Es werde eine viel stärkere Einstellung statt⸗ finden müssen als heute, das Budget nicht kleiner werden, sondern wachsen und die Anspannung, um die Armee auf ihrer jetzigen Höhe zu halten, eine ganz außerordentliche werden. Was aber die Marineverwaltung betreffe, so halte er es für ausgeschlossen, daß deren Forderungen in vollem Umfange bewilligt würden. Die Marine sei Jahre lang der Liebling des Hauses gewesen. Aber das Reich sei nicht im Stande, neben der Landarmee auch eine Marine nach dem Maß der jetzigen Forderungen zu er⸗ halten. Ausschlaggebend werde immer die Landarmee sein, nicht die Marine, möge sie auch noch so große Heldenthaten verrichten. Jedenfalls würden die Befestigungen Helgolands und der Nord⸗

stsee⸗Kanal ihre Bedeutung steigern. Je größer der Stamm der Marine werde, um so größer würden auch alle dauernden Aus⸗ gaben. Die Höhe der Reichsschuld als solche könne ihn noch nicht erschrecken, und die Aufnahmefähigkeit werde sich allmählich bessern, wenn das deutsche Volk auch eine Art patriotischer Pflicht darin sehen werde, darin seine Anlagen zu machen und nicht mehr nach Amerika zu gehen, sondern im Lande zu bleiben. Das Streben müsse sein, daß sich Einnahmen und Ausgaben desselben Jahres möglichst deckten, dann würden auch die Ausgaben für Militär und Marine nicht mehr dieselbe Bedeutung haben, wie heute. Der Anfang sei in diesem Jahre schon gemacht mit Einstellung einer Million zur Schuldentilgung beim Münzweseg. Zu einer richtigen Finanzirung gelange man nur durch rechte Sparsamkeit, nicht wenn man alle Zölle abschaffe; woher sollten denn die ausfallenden 600 Millionen genommen werden? Der Branntweinzoll sei eine nothwendige Ergänzung der Branntweinsteuer, sie falle mit dem Zoll. Solle etwa eine Reichseinkommensteuer diesen Ausfall ersetzen? Er denke, die Linke habe an der preußischen genug und komme mit jenem Projekt so leicht nicht wieder. An den indirekten Steuern möchte er nicht gerültelt sehen und die Matrikularbeiträge gewährten dem Reichstag die Ausübung des Geldbewilligungsrechtes. Auf die Getreide⸗ und Brotpreise hätten die Zölle bei Weitem nicht den Einfluß, wie die Börsenspekulation. Getreide sei jetzt schwer zu kaufen, weil das Ausland auf die Zollermäßigung warte. Jeden⸗ falls sei für die jetzige Wirthschaftspolitik nicht Fürst Besmarck allein verantwortlich, sondern auch die damalige Reichstagsmehrheit, die auch das Verdienst theile. Die jetzigen Getreidepreise seien nur eine Folge der Mißernten und würden mit der nächsten besseren Ernte sinken. Durch die Zölle sei die vaterländische Arbeit und Industrie überhaupt erst möglich geworden. Die Handelsverträge seien kein Bruch mit der Wirthschaftspolitik. Seine Partei verkenne die schwierige Lage nicht, man müsse für bessere Verhältnisse der Ar⸗ beiter kämpfen, im äußersten Fall sogar durch Abschaffung der Zölle, wenn die nützen könnte. Aber ein wirklicher Erfolg im Kampf gegen eine von Grund aus materialistische Lehre sei nur durch ideelle Mittel und die Waffen zu erreichen, die die Kirche darbiete. ss

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Daher müsse die Kirche durch Wiedererlangung ihrer Rechte bis zum vollen Besitz ihrer Freiheit für diesen Zweck stark gemacht und daher vor Allem durch das Schulgesetz zur heilsamen Einwirkung auf die Jugend be⸗ fähigt werden. Erfreut sei seine Partei, daß der Reichskanzler nicht amtsmübde sei. Das Vorgehen in Elsaß Lothringen befriedige sie durchaus, ganz besonders aber die Art, wie der Reichskanzler sein Verhalten den polnischen Landsleuten gegenüber begründet habe (Bei⸗ fall); diese Politik halte er (Redner) für billig, gerecht und klug, seine Partei werde sie unterstützen, vor Allem aber stets bereit sein, ne Regierung zu unterstützen, wo es gelte, das Ansehen und die ürde des Deutschen Reichs aufrecht zu erhalten! (Beifall.)

Abg. von Koscielski: Seine Partei habe in früheren Jahren nur den Ausdruck der Mißstimmung vorzubringen gehabt, sie set jetzt erfreut, nach ihren Kräften zum Gedeihen des Staats beitragen zu können. Man fange in Preußen an, den Polen das entgegen zu bringen, was sie am meisten brauchten Vertrauen —, und es solle

hrenvolle Aufgabe für sie sein, sich stets auf der Höhe diese

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aber eine falsche Darstellun

Erste Beilage

Anzeiger und Königlich Preu

Berlin, Dienstag, den 1. Dezember

Vertrauens zu erhalten. Sie freuten sich, vom Reichskanzler zu den staatserhaltenden Elementen gerechnet zu werden; aber es wäre ihm (dem Rednir) lieber, wenn nationale Unterschiede im Osten nicht vorhanden wären, er halte das für ein Uebel, wenn auch für ein nothwendiges. Wie der Satz „cujus regio ejus relegio“ nicht mehr gelte, so habe auch das Bestreben nach nationaler Verein⸗ heitlichung fallen müssen; über die Grenze der Monarchie hinaus könne sich die polnische Nationalität für Preußen und Deutschland nützlich erweisen. Man müsse sich mit der staatlichen Einheit be⸗ gnügen.

einer Schwächung eine Stärkung bedeuten. Als Elsaß⸗Lothringen mit Deutschland vereigigt worden sei, habe es sich um die staatliche Wieder⸗ gewinnung einer Bevölkerung von deutschnationalem Charakter gehan⸗ delt, bei den Polen aber würde eine Entnationalisirung nur schädlich wirken, leicht könnten Verhältnisse eintreten, wo es nützlich sei, im Osten eine nichtdeutsche, aber loyale Bevölkerung zu besizen Wer von den Polen entnationalisirt werde, werde dadurch nicht zum Deutschen, sondern zum Sozialdemokraten, oder Panslavisten, oder beides auch zugleich. Die Rede des Herrn von Stablewski in Thorn, die ihm das Vertrauen der Regierung erworben habe, sei vor mehr als 2000 Polen unter deren frenetischem Beifall gehalten worden; warum schenke man ihnen nicht volles Vertrauen? Dort existirten viele Beamtenstellen, die es in anderen Provinzen nicht gebe, sondern nur für die Polen, Preußen habe lange die Tendenz b Posen müsse aus wirthschaftlichen und politischen Gründen gehalten werden. Unter dem früheren Ober⸗Präsidenten Kultus⸗Minister, sei dies Prinzip erfreulicher Weise

aber die Polen müßten hoffen, daß ihre Beschwerdepunkte im preußischen Abgeordnetenhaufe in Zukunft bessere Beachtung fänden, die Rede des Reichskanzlers gebe ihnen diese Hoffnung. Sie bofften, daß die Zulassung der ihnen so nöthigen fremden Ar⸗ beiter ganz ohne Einschränkung vor sich gehen werde, denn die Nicht⸗ beachtung dieser ihrer Wünsche nach Aufhebung der beschränkenden Bedingungen hätte die große Auswanderung und den Arbeitermangel bei ihnen veranlaßt. An Kasernenbauten werde seine Partei kaum etwas streichen, da die jungen Soldaten gegen die Einwirkungen der Sozialdemokratie zu schützen seien. In der Marine werde sie ebenfals mehr bewilligen müssen, als die Vorredner geneigt seien, denn man wisse doch nicht, wie wichtig die Marine in einem künftigen Kriege werden könne, und die früheren Denkschriften bewiesen, daß in den Marineforderungen die Kontinuität durchaus gewahrt sei. Die Polen ständen treu zum König, folglich auch zum Kaiser, treu zur Monarchie, also auch zum Reich; mehr von ihnen zu verlangen, wäre thöricht, ja gefährlich!

Reichskanzler von Caprivi:

Der Herr Abgeordnete hat ein Bild seiner Wünsche und Ideen entrollt, das er auf diejenigen Maßregeln gründet, welche die preußische Regierung in der letzten Zeit ihren polnisch sprechenden Unterthanen gegenüber getroffen hat. Ob diese Maßregeln, ob auch meine Rede einen Anlaß zu den Hoffnungen und Erwartungen geben, die der Herr Abgeordnete hier ausgesprochen hat, das will ich dahin⸗ gestellt sein lassen. Ich will aber gerne glauben, daß, wie er sagte, es darauf ankommen wird, daß unsere polnischen Einwohner jetzt durch die That zeigen, daß es auf dem betretenen Wege weiter geht.

Ich habe mich aber gegen eine Bemerkung seinerseits zu wenden, und das ist die, daß er das Dasein verschiedener Nationa⸗ litäten im Innern eines Staats nicht für eine Schwäche hält. Ich bin der Meinung, daß tiefgehende Differenzen in den Anschauungen in Bezug auf staatliche Dinge zwischen den Einwohnern desselben Staats immerhin zu einem gewissen Grade eine Schwäche bedingen.

Der Herr Abgeordnete ging weiter und stellte den Satz auf, daß es ihm schiene, Nationalitäten seien überhaupt kein hinreichender Grund mehr, um in Staaten zusammengefaßt zu werden. Ich will mit ihm darüber nicht streiten und verstehe es sehr gut, daß er nicht im Stande ist, das zu empfinden, was wir Deutsche empfunden haben, als die deutsche Nation zu einem Reich geeinigt wurde. (Bravo!) Aber ihm fehlt die Empfindung an sich für das Gefühl nach meinem Dafürhalten keineswegs; denn im weiteren Verle seiner Rede von Kräften, die Grenze der Monarchie hinausreichen und die wir 6 machen sollten durch Entgegenkommen gegen polnischen Mit⸗ bürger. Worin diese Kräfte liegen könnten, wenn sie nicht in der nationalen Verwandtschaft liegen, bin ich zu ermessen außer Stande.

Wenn der Herr Abgeordnete also die deutsche Nation als solche nicht so anerkannte, wie wir, so wollte er sich als ühlen, und auch damit bin ich gern zufrieden und freue mich dessen. Aber er that eine Aeußerung, die ich nicht hinnehmen kann; er sagte, daß Preußen bisher, bis vor Kurzem, vor wenig Jahren, von der Ansicht ausgegangen wäre, die Provinz Posen müsse niedergehalten werden aus wirthschaftlichen und politischen Gründen. Meine Herren, das ist mit den Thatsachen in entschie⸗ denem Widerspruch. (Sehr richtig!) Wer hat die Provinz Posen zu dem gemacht, was sie heute ist? Sind das nicht die Könige von Preußen gewesen, von Friedrich dem Großen an, der die Warthe und Netze regulirte, bis auf den heutigen Tag? Was verdankt die Provinz Posen der preußischen Regierung? Ich will nur an die elf Jahre des Flottwell'schen Regimes erinnern. Was die Provinz Posen heutzutage ist, verdankt sie nicht der Selbstverwaltung ihrer polnischen Einwohner, sondern der preußischen Regierung. (Sehr wahr!)

Abg. Richter: Aus zwei Zwischenfällen in dieser Diskussion habe er mit Genugthuung entnommen, daß das Präsidium den alten konstitutionellen Grundsatz, man solle die Person und Aeußerungen des Königs nicht in die Debatte ziehen, streng zu wahren entschlossen sei. Er mache den Staats⸗Ministern den Vorwurf, daß sie wieder⸗ holt Kundgebungen des Monarchen an amtllicher Stelle veröffent⸗ lichen ließen, ohne sie vorher als verantwortliche Minister gegenzuzeichnen. Zweck solcher Veröffentlichungen könne doch nur sein, daß man über wichtige Fragen eine öffentliche Dis⸗ kussion auf breitester Grundlage hervorrufen wolle. Unterließen aber die Staats⸗Minister die Gegenzeichnung, so sei die Diskussion von voraherein eingeschränkt und der Zweck werde nicht erreicht, denn ab⸗ gesehen von der elastischen Natur des Majestätsbeleidigungsbegriffes

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unsoro unsere

kussion Rücksichten ob, die eine wirklich freie Aussprache verhinderten. Die Rede des Abg. von Huene gegen den Abg. Rickert sei mehr zuversichtlichen Tone getragen worden, als dem Er thue so, als ob die Freisigcghe

tei für einen Ersatz des Ausfalls bei Aufhebung der Zölle EE“ Rili sie stehe für eine Deckung ein. Es sei daß sie alle Zölle und Verbrauchssteuern

von einem Inhalt entsprochen habe.

nicht sorgen wolle.

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habe sie ein solches Programm bekundet. Eine 1 ächst in einer Beschneidung der Ueberschußpolitik, sie jetz den Zöllen und Steuern getrieben werde. Im Uebrigen verweise er bezüglich der Deckung auf die Anträge seiner Partei vom Anfang dieses Jahres. Sie wolle u. A. das Vierzig⸗ millionengeschenk an die Branntweinbrenner und die Zuckerprämien beseitigen, und ferner werde jede Zollermäßigung durch Erweiterung der Einfuhr zur Deckung selbst beitragen. Zu sagen, es werde bei einer Zollermäßigung nicht billiger, sondern theurer werden, sei ebenso richtig oder unrichtig, wie wenn man sage, es werde bei einer Zollerhöhung nicht theurer sondern billiger. Man meine, mit einer Zollermäßigung allein gehe es nicht, es mühßten andere Faktoren binzukommen und denke sogar an eine Brottaxe. Der Aberglaube der Wirkung einer Brottaxe sei doch selbst von den Agrariern längst auf⸗ gegeben. Man trete umsomehr für die Schutzzölle ein, wenn man entschlossen sei, einen Theil davon durch die Handelsverträge preiszugeben. Wenn dem so sei, warum habe man denn die Zollerhöhung vor vier Jahren als eine Lebensfrage hin⸗ gestellt. Die Schweinezucht solle darniederliegen, man solle nicht mehr zu angemessenen Preisen verkaufen köanen, weil schon öster⸗ reichische Schweine über die Grenze kämen. Für die dichte Bevöl⸗ kerung Oberschlesiens, Sachsens und Berlins seien diese Schweine sehr nöthig. Die Schwierigkeit des Verkaufs komme nicht von Konkurrenz des Auslandes, sondern von den theuren Futterpreisen her. Das Viehfutter sei nicht nur vertheuert, sondern in Folge der theuren Brotpreise greife das Volk zu Kartoffeln, die Viehfütterung verwandt worden seien, selbst zu solchen, die anderen Zeiten kaum als Schweinefutter für gut genug befunden wurden. Der Abg. Dr. von Frege habe für die jetzige Theuerung den Börsen⸗ handel verantwortlich gemacht. Man sollte doch endlich einmal fest⸗ stellen, was denn eigentlich Anlaß zu diesen Gerüchten gegeben habe. Man habe ihm (dem Redner) gesagt, eine Firma habe allerdings Haussespekulationen in Weizen gemacht und daran viel Geld verdient; es sei aber ein Irrthum, zu glauben, daß man an der Börse so leicht Millionen verdienen könne. Die Firma habe eben so viel ver⸗ loren, so daß sie mit demselben Kapital, mit dem sie zur Börse ekommen sei, jetzt in Liquidation stehe. Daß die Spekulation die Preise nicht dauernd verschiebe, beweise der Etat selbst. Die Börse sei nur der Centralmarkt und ein Spiegel des wirthschaft⸗ lichen Lebens im Lande, sowohl dessen, was an Gest n als was an Ungesundem vorhanden ist. Wir denken über Zerrbilder nicht anders als Sie, aber wir wollen den Spiegel nicht zerschlagen, weil er auch das Schlechte wiederspiegelt. Die Spielgeschäfte an der Börse seien wohl nachtheilig für Diejenigen, die sich ihnen hingeben, aber durch den Spielgewinn werde kein dauernder Reichthum begründet. Verfolgen Sie uns die Spielsucht, aber warum eintreten, wo man das

' in der Praxis der Gerichte, walteten dann bei der öffentlichen Dis⸗ V

Preuße

wollen Gerak da dagegen

solide eschäft on dem unsoliden nicht unterscheiden kann. Warum ge Sie an den Lotterien so stolz vorüber? In Preußen ist vor Kurzem die Zahl der Staatslotterieloose vermehrt worden, und wir haben den stärksten Widerstand aufgewendet, sonst wäre bereits wieder eine Vermehrung vorgenommen worden. Der „Reichs Anzeiger“ moralisirt auf der einen Seite gegen die Spiel⸗ sucht an der Börse, auf der anderen empfahl er ofsiziös die preußi⸗ schen Staatslotterieloose und bemertkte, die Spiellustigen könnten jetzt ihrem Bedürfniß bequem genügen, sie könnten direkt vom Königlichen Collecteur die Loose beziehen und durch die Eintheilung in Zehntelloose sei auch den kleinen Leuten Gelegenheit zum Spiel gegeben. Ueber einzelne häßliche Erscheinungen und Erzesse mache man manchmal auf der rechten Seite mit Vorliebe die Freisinnigen und Liberalen verantwortlich. Wir wissen, daß man die Gesetze und die Regierung nicht für Ailles verantwortlich machen kann, was Uebles erscheint. Aber so weit man die Gesetzgebung und Ver⸗ waltung verantwortlich machen kann, trifft diese Verantwortung uns nicht. Wir sind niemals in der Regierung gewesen. So lange das Reich besteht, hat ein konservativer Reichskanzler hier gesessen. Ohne dessen Zustimmung ist kein neuer Paragraph ent⸗ standen und kein alter abgeschafft worden. Man kann heute als Pole Erzbischof werden, aber als Freisinniger noch nicht Landrath, Poltzei⸗ Präsident u. s. w. (Beifall links, Ruf rechts: Baumbach!) Die maßgebenden Stellen sind in den Händen der konservativen Partei.

Treten solche Zustände in die Erscheinung, wie sie beklagt werden, dann trifft die Verantwortung dafür in erster Linie die Partei, welche seit einem Menschenalter an der Spitze der Verwaltung steht. Er wende sich nun zu dem Abg. Bebel. Dieser habe gesagt, seine Partei sei an der auswärtigen Lage nicht Schuld. Allerdings habe er und Liebknecht bei Ausbruch des französischen Krieges sich der Ab⸗ stimmung über die Anleihe enthalten mit der Begründung, der Krieg sei nur ein dynastischer und die Bewilligung eine Vertrauenssache für die preußische Regierung. H die Mehrheit des Reichstages diesen Standpunkt getheilt, dann würde ein rechtsgültiges Votum für die Bewilligung einer Kriegsanleihe nicht möglich gewesen sein. Der Krieg, der Deutschland damals aufgezwungen worden, würde gleichwohl geführt worden sein, und wenn nicht die ganze Wucht des deutschen

Volkes zusammengefaßt worden wäre, um alsbald einen ents nden Schlag herbeizuführen, welchen Ausgang hätte dann de 2 nommen? Das Deutsche Reich würde heute lei Lothringen zu vertheidigen haben, aber vielleicht in ge sei 8 linke Rheinufer zurückerobern zu müssen. Es hätte da nicht nur die Milliarden Militärlasten zu tragen, sondern auch die Milliarden, die Frankreich jetzt selbst trage. (Zustimmung.) Er glaube, daß der Abg. Bebel es aufrichtig meine, daß er sich an einem bevorstehender Kriege betheiligen wolle. Dann dürfe er aber auch nicht das Militär⸗ budget im Gaazen ablehnen. Vor allen Dingen nicht diejenigen Forderungen der Militärverwaltung, die nur für den Krieg berechnet seien. Er (Redner) gebe zu, daß auf beiden Seiten Millionen von Streitern ins Feld geführt würden, daraus erwachse aber kein Vorwurf, denn das sozialdemokratische Programm enthalte sogar die Forderung der allgemeinen Erziehung zur Wehrpflicht, die Volkswehr an Stelle des stehenden Heeres im Frieden. Die Sozialdemokraten sähen also selbst für den Kriegsfall ein allgemeines Aufgebot des ganzen Volkes vor, denn sonst habe ja die allgemeine Erziehung Wehrpflicht überhaupt keinen Zweck. Wenn die Sozialdemokrate die Entscheidung zu geben hätten, so würden sie in diesem Punkt sich garnicht anders verhalten können, als seine (des Reduerb) Partei sich verhalte. Damit sei nicht gesagt, daß man jede Forderung Kriegsausrüstung bewilligen müsse. Es eröffne sich, wiche⸗ dings eine surchtbare Aussicht auf Grund der lung dieser Wehrverhältnisse. Aber man müfse 88 dem Reichskanzler annehmen, daß nicht bloß ie öö Leute, die keinen Stellvertreter bezahlen könnten, sondern auch le hochgestellten Familten Söhne, Väter und Gatten verlieren müßt 5 und daß diese Stimmung ganz außerordentlich in die falle. Er komme jetzt zꝛum Reichskanzler. Wenn dieser in jedem Jahre in äbnlicher Weise

durch einen eperte über die por gische äußere innere Lage und über seine Stellung zu den we⸗ S sich an der Etatsdebatte betheiligte, so würde die Debatte dadurch erst in die gebührende Höhe gelangen. Leider sei in der Rede die Ankündigung einer neuen Militärvorlage für den nächsten Winter enthalten. Noch im Sommer 1890 habe der Reichskanzler gemeint, es sei zunächst Aufgabe der Regierung, mehr die Qualitͤt in der Organisation des Heeres zu verbessern, als auf eine weitere Vermehrung der Quantität Bedacht zu nehmen. Die