Kraußneck und Stahl herangezogen worden, und Beide, als Vater und Sohn, leisteten recht Tüchtiges; Herr Stahl entwickelte sogar bedeutend mehr Leidenschaft, als man an der Hand der Erfahrung er⸗ warten konnte. Einen alten halb kindischen Arbeiter, der aus Trotz gegen den Pächter in grauen Haaren noch zum fleißigen Mann wird, gab Herr Suske möglichst treffend und natürlich Die einzige hervortretende weibliche Rolle, die arme, unglückliche, verlassene Gret, wurde von Frau Sorma ergreifend dargestellt; der vorwurfs⸗ volle schmerzliche Blick, die tödtliche Verzweiflung der um ihr Leben Betrogenen kamen mit erschütternder Einfachheit und Lebenswahrheit
zum Ausdruck
8 Die Darstellung fand stürmischen Beifall, der zum Schluß durch Widerspruch stark eingeschränkt wurde, doch konnte der Regisseur nach
dem vierten Bilde im Namen des abwesenden Dichters für die freund⸗ liche Aufnahme des Stücks danken.
Am Sonnabend geht im Königlichen Opernhause die Oper „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Sucher, Dietrich und Lammert, den Herren Sylva und Betz in Scene. Dem Werk geht die mytholegische hbichtzng „Prometheus“ voraus. — In der
Sonntagsvorstellung des „Lohengrin“ sind die Damen Pierson und Staudigl, die Herren Rothmühl, Bulß und Mödlinger beschäftigt
Im Hinblick auf die ungewöhnlichen Erfolge der Vorstellungen es „Hüttenbesitzer“ im Berliner Theater gelangt am Sonn⸗ bend statt des angekündigten „Kean“ wieder der „Hüttenbesitzer“ zur vnsde betse Diese Vorstellung wird auch am Sonntag Nachmittag
iederholt. Im Lessing⸗Theater ist der Spielvlan für die Festwoche dabin festgesetzt worden, daß an allen drei Weihnachtsfeiertagen als Abendvorstellung der Schwank „Die Großstadtluft“ zur Aufführung gelangt. Für diese Vorstellungen können die Eintrittskarten von heute ab an der Tageskasse abgehoben werden. Die Direktion des Wallner⸗Theaters hat für das Jahr
892 folgende Neuheiten deutscher Verfasser zur Aufführung in Aus⸗ sicht genommen: die sozialpolitische Satire: „Das neue Programm“ von Kempner u. Schumann, „Der Fourage⸗Onkel“, ein Volksstück mit Gesang von Jul. Keller u. Herrmann, das Schauspiel „Das Lumpengesindel“ von Ernst von Wolzogen und ein mehraktiges Lust⸗ spiel „Die Kreutzersonate“ von Jul. Sommer.
Die Preise für die Nachmittags⸗Vorstelungen des Residenz⸗ Theaters, die für den zweiten und dritten Weihnachtsfeiertag in Aussicht genommen sind (Augier’s „Arme Löwin“ am zweiten und Sardous' „Marquise“ am dritten Weihnachtsfeiertag), stellen sich derart, daß Logensitze zu 5 und 4 ℳ, Parquetplätze zu 3 und 2 ℳ, I. Rang Fauteuil und Mittelloge zu 2 ℳ, II. Rang zu 1 ℳ und 75 ₰ zu erhalten sind. Der Verkauf der Plätze beginnt heute an der Kasse des Residenz⸗Theaters; eine Vorkaufsgebühr wird im Residenz⸗Theater nicht erhoben.
Im Belle⸗Alliance⸗Theater findet am Sonnabend die letzte Kindervorstellung in dieser Spielzeit statt. Zur Aufführung
i vom 17. Dezember,
Wetterber 8 Uhr Morgens.
von Beethoven.
Wind. Wetter.
Temperatur in ° Celsius
Anfang 7 Uhr.
SSO SW 9SO N
wolkig halb bed. wolkig
Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Schnee paranda. wolkenlos oskan. ill Schnee Cork, Queens⸗ toww... wolki Cherbourg. O 3 halb bed. elder.. 2 wolkig ““ 3 wolkenlos amburg.. 3 bedeckt winemünde 6 wolkig ¹) Neufahrwasser 5 bedeckt²) Memel.. 4 Regen aris.. 2wolkenlos ünster 769 3 bedeckt Karlsruhe.. 760 4 bedeckt ) Wiesbaden. 766 2 halb bed.¹) München 760 Chemnitz 764 Berlin 765 Wien 755 Breslau. 759 Ile d'Aix.. 768 Nizza 755 wolkenlos Triest 756 still bedeckt
¹) Nachts Regen und Schnee. ²) Nachts Schnee. vnd ³) Sturm, Schnee und Regen Nachts. ⁴) Gestern g. Regen, Nachts stürmisch. ⁵) Nachts Regen.
Sonnabend:
4.
5 Schnee) 3 bedeck 6) 4 wolkig?) 3 bedeckt
3 bedeckt 3 1 Ul
Roberts.
oenS —Seoehd—nd
wolkenlos
— —
burg. Sonntag:
—
¹) Gestern Schnee und Regen.
Uebersicht der Witterung. Die Depression, welche gestern Morgen im süd⸗
von heute ab.
Innern Rußlands fortgeschritten, während ein baro⸗ von heute ab. metrisches Maximum über Nordwest⸗Europa sich ausgebildet hat, welches von den Britischen Inseln nordostwärts über Skandinavien hinaus nach dem
Sehtel Ftafhc ee S veesefteiche Steer und Gondinet. welche vielfa ark, an der e stellenweise f 18 stürmisch auftreten und allenthalben von Abkühlung Seeerern ents e nn 1S Sasnet e2 pen 888 begleitet sind. In Deutschland ist das Wetter trübe, Jacques Offenbach. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Voranzeige. Am 25., 26. und 27. Dezember:
vielfach haben 1. s8 g stattgefunden, theilweise in ziemlich erheblicher Menge. Für Deutschland dürfte demnächst Frostwetter zu erwarten sein.
Deutsche Seewarte. Preisen.
meister Weingartner. Vorher: Promethens. Musik und Raoul Toché. Nach einer mpthologischen Tanz⸗ dichtung E. Taubert's in 2 Akten von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 Uhr.
Schauspielbaus.
I11“ v. Beutsches Theater. Freitag: Die Stützen begonnen. heiter der Gesellschaft. ; II. Goethe⸗Cyelus.
Fanst’s Tod. Sonntag: Die Mitschuldigen. — Hierauf: Die mäßigte Eintrittspreise!
Kinder der Excellenz. 8
Montag: Egmont.
Der Väter Erbe. Sonnabend: Der Hüttenbesitzer. (Nuscha Butze, spiel in 5 Aufzügen von Nikolaus Gogol. Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stabhl.)
Sonntag: Nachm. 2½ Uhr: Der Hüttenbesitzer. Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Preisen!
(Nuscha Butze, Ludw. Stahl.) Abends 7 ½ Uhr: Der Väter Erbe. fänger von Hameln.
Tessing-Theater.
Schauspiel in 4 Akten von Alexander Baron von
Verga. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Großfstadtluft. 4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel⸗
4 Akten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadel⸗
e 1 wersctca. agec 68 bleinen Preisen 8) Nebel, gestern Abend Regen, Morgens Schnee. (Parquet 2 ℳ u. s. w.) finden an den Weihnachts⸗ aee n, 1rJ. Fhng. “ Direktion: Emil Thomas. Freitag: Zum Besten n Pas vierte Gebot“.) Vorverkauf ohne Aufgeld der Sanitätswachen im 28. Poluzei⸗Revier. Zum Geboren: 16. Male: Fliegende Blätter.
Bilder mit Gesang in 3 Akten und einem Vor⸗ und
1 „Die Großstadtluft“ wird als Abendvorstellung östlichen Ostseegebiet lag, ist rasch ostwärts nach dem an allen drei Feiertagen aufgeführt. Billetverkauf einem Nachspiel, arrangirt von Alfred Schönfeld
Bearbeitet von Franz Wallner.
I. Parquet 1 ℳ ꝛc.
gelangt, bei den bekannten billigen Preisen (Eintritt 50 ₰, Parquet 1 ℳ), zum letzten Male „Der Rattenfänger von Hameln.
Wie alljährlich, so ist auch diesmal im Thomas⸗Theater eine Vorstellung zum Besten der Sanitätswache im 28. Polizei⸗ Revier bestimmt, die morgen stattfindet. Zur Aufführung gelangt die humoristische Revue „Fliegende Blätter“.
Im Concert des Pianisten Paolo Gallico, das morgen in der Sing⸗Akademie stattfindet, gelangen u. A. auch des Concert⸗ gebers E-moll⸗-Sonate für Klavier und Violine und seine Lied⸗ komposition „Die Lotosblume“ zur Ausführung, die erstere durch den Concertgeber und den Violinvirluosen Charles Gregorowitsch, letztere durch die Sängerin Fräulein Hedwig Stein.
In dem morgen in der Philharmonie stattfindenden Concert des Philharmonischen Chors (Dirigent: S. Ocs) wird Herr Professor Jos. Joachim das Beethoven’'sche Violinconcert spielen.
Im nächsten, VJ. Philharmonischen Concert unter Hans von Bülow's Leitung am 11. Januar 1892 wird Eugen d' Albert, der Solist des Abends, Beecthoven's Klavierconcert in Es-dur zum Ferhns bringen. Der Kartenverkauf ist bereits bei Bote u. Bock eröffnet.
Morgen wird im Concerthause ein Programm ausgeführt, das ausschließlich aus den berühmtesten Walzern der größtten Walzer⸗ komponisten zusammengestellt ist. Den Anfang macht Josef Lanner (gestorben 1843), der eigentliche Begründer des Wiener Walzers. Ihm schließt sich als der Zweitälteste Josef Labitzky an, der in dem⸗ selben Jahre 1802, wie Jener, geboren, erst 1881 starb. In ihre Fußstapfen traten dann Joh. Strauß Vater (gestorben 1849) sowie dessen jüngerer Bruder Josef (gestorben 1870), und die beiden Söhne
des Ersteren. Zu den Genannten gesellt sich dann endlich noch der
erst vor zwei Jahren verst orbene Josef Gungl. 68 Jagd. .“
Kürzlich schoß, nach einer der .N. A. Z.“ zugegangenen Mit⸗
theilung, in der Nähe des Ortes Lichtenhagen (Landkreis Göt⸗ tingen) im Walde ein Jäger aus Göttingen eine Auerhenne, ein sehr seltenes Thier in dortiger Gegend. Soweit man sich erinnert, ist der letzte Auerhahn in den dortigen Wäldern in den dreißiger Jahren geschossen. Dieses Exemplar ist noch ausgest Sennickerode vorhanden. 116“
4
111“ E116“
Mannigfaltigge.
Aus Anlaß der Entbindung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Leopold von einem Prinzen wurde heute Mittag um 12 Uhr durch eine Batterie des 2. Garde⸗Feld⸗Arkillerie⸗ Regiments ein Salut von 72 Schuß auf dem Königsplatz gefeuert.
Schwetz, 15. Dezember. Der hiesigen evangelischen Kirchen⸗ gemeinde ist, wie der „N. A. Z.“ berichtet wird, zum Neubau der Kirche von Seiner Majestät dem Kaiser ein Gnaden⸗
fang 7 ½ Uhr 281. Vorstellung. Die Jung⸗
Preisen:
S.
Sonntag, den 27.: Marquise.
8. Abend.
Anfang 7 Uhr.
itag: Satisfak 4 Seenaen Satzafarseng. Apoluh Ernft⸗Theater.
Schwank in Prophet.
Thomas-Theater. Alte
Anfang 7 ½ Uhr.
11 Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
— t Wallner-Theater. Eismeere sich erstreckt. Dementsprechend wehen über Immer zerstrent! Posse in 3 Akten von Barridre
5
Freitag: Zum 32. Male: mst Gesang in 4
opft auf dem Gute
Deutsch von Emil Neumann In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An⸗ Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
1 Sonnabend, den 26, und Sonntag, den 27. De⸗ zettel frau von Orleans. Eine romantische Tragödie ber, 1 3 bedeutend ermäßigt 1n 1 Porspiel und 5 Aufzügen von Friedric v. Schlller. igaber; Nachmittags 3 Uhr: Zubedeutend ermäͤßigten
In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Sonnabend, den 26.: Die arme Löwin.
Belle-Alliance-Theater. Freitag: Er⸗ arrangirt und inscenirt vom Dir. E. Renz. Kunst⸗ 1 Zum 18. (324.) Male: schwimmerinnen drei Geschwister Johnson. Schluß⸗ “ Der Rattenfänger von Hameln. Phantastisches Tableau: Grande Fontaine Lumineuse, Riesen⸗ Volksstück mit Gesang in 12 Bildern. Nach Fontaine, in einer Höhe von mehr denn 80 Fuß “ Skeenen⸗ Fescfächte. 1edeg der ausstrahlend. 3 adt Hameln, frei bearbeitet von C. A. Görner. von 6 englischen Vollblut⸗Springpferden, dre
Verliner Theater. Freitag: 16. Abonn.⸗Vorst. Musik von Catenhusen. Anfang 7 ½ Uhr. E1ö1 “
Sonnabend: Zum 1. Male; Der Revisor. Lust⸗ von der Schulreiterin Mlle. Vidal. — Eine Ver⸗
Drittletzte Auf⸗
Hierauf: Cavallerin rusticana. führung. Freitag: Zum 109. Male: Der große auf dem Eise“. Abends 7½ Uhr: Auf Helgolande.
Sizilianisches Volksschauspiel in 1 Akt von Giovanni Prophet. Anfang 7 ½ Ubr. Sonnabend: Zum 110. Male:
Fe Ee egeg : ₰ “ posse in en von Ed. Jacobson und W. Mann⸗ Die Großstadtluft. Schwank in städt. Couplets von Gust. Görß.
Musik von Gust. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst.
Jakobstraße 30.
Akten von Heinrich Wilken.
geschenk bis zum Betrage von 50 000 ℳ bewilligt worden. Damit sind die Kosten für den Kirchbau gedeckt, nachdem die Gemeinde 55 000 ℳ gesammelt und ein Darlehn von 50 000 ℳ aufge⸗
nommen hat.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. 8
Danzig, 17. Dezember. (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn⸗Betriebsamt Danzig macht bekannt: Die durch Entgleisung des Personenzuges bei der Haltestelle Horn herbeigefüͤhrte Sperrung der Geleise ist beseitigt. Die Züge zwischen Güldenboden und Allenstein verkehren wieder fahr⸗ planmäßig.
Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Erzherzog Ernst, ein Bruder der kürzlich verstorbenen Erzherzoge Heinrich und Sigismund, ist gleichfalls unter Fiebererscheinungen erkrankt und hat eine unruhige Nacht gehabt. 1
Bern, 17. Dezember. (W. T. B.) Die vereinigte Bundesversammlung sprach in ihrer heutigen Sitzung dem Bundesrath Welti den Dank des Vaterlandes aus für die ihm geleisteten vorzüglichen Dienste. An Stelle Welti's wurde Zemp⸗Luzern (ultramontan) zum Bundes⸗ rathsmitglied gewählt, zum Bundes⸗Präsidenten für das Jahr 1892 Hauser⸗Zürich und zum Vize⸗Präsidenten des Bundesraths Schenk⸗Bern.
St. Petersburg, 17. Dezember. (W. T. B.) Fast alle hiesigen Journale sprechen sich über die Ausweisung des französischen Journalisten Chadourne aus Bulgarien rücksichtslos tadelnd aus. Das „Journal de St. Pétersbourg“ und die „Nowoje Wremja“ haben sich einer Besprechung des Zwischenfalls bisher enthalten.
New⸗York, 17. Dezember. (W. T. B.) Einer Meldung des „World“ aus Wasbhington zufolge hätte der Präsident der Vereinigten Staaten beschlossen, von der ihm nach dem Reziprozitätsartikll der Mac⸗Kinley⸗Bill zustehenden Befugniß Gebrauch zu machen und Zoll⸗ erhöhungen anzuordnen für Zucker, Kaffee, Thee und Melaßse, welche aus Ländern eingeführt werden, die mit den Vereinigten Staaten keine Reziprozitätsverträge haben oder über solche unterhandeln. Der bezügliche Erlaß wird mit dem 1. Januar 1892 in Kraft treten. 1
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗
Karlstraße. Freitag, Abends
Circus Renz.
Der Vorverkauf zu den Weihnachtsfeiertagen hat 7 ¼ Uhr: „Auf Helgoland, oder: Ebhbe und Fluth“,
große hydrologische Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen mit National⸗Tänzen (60 Damen), Aufzügen ꝛc., Dampfschisf⸗ und Bootfahrten, Wasser⸗ ällen, Riefenfontäͤnen mit allerlei Lichteffekten ꝛc.,
Außerdem: Great Steeple Chasse
vorgeführt von Herrn Franz Renz. — Negro, geritten
gnügungsfahrt mit verschiedenen Hindernissen von der
Voranzeige. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Elton Troupe. — Geschwister Cottrelly, Equili⸗ Letzte Kinder⸗Vorstellung zu bedeutend ermäßigten bristinnen. — Auftreten der Reitkünstlerinnen Mlle Zum 19. (325.) Male:
Der Ratten⸗ Adele Briatore und Mm. Bradbury, sowie des Jockeyreiters Mr. Jules, des Saltomortalesreiters Adolf Delbosg und des Grotesquereiters Mr. Franks ꝛc. Komische Entrées von sämmtlichen Clowns. Täglich: „Auf Helgoland“. Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Auf Verlangen: „Leben und Treiben
Der große 8 8
— ER,,. — — v — Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Käthe Wiesike mit Hrn. Pastor Paul Gembert (Brandenburg a. H. — Bublitz i. P.). — Frl. Elisabeth Preuß mit Hrn. Ritterguts⸗ besitzer Richard Mann (Wessig⸗Conradswaldau, Kreis Trebnitz).
Ein Sohn: Hrn. Gottfried von Herder (Forchheim, Kgr. Sachsen) — Hrn. Vize⸗ konsul a. i. Dr. Merz (Takao, Formosa). — Eine Tochter: Hrn. Oberst⸗Lieut. von Broizem (Dresden) — Hrn. Staksarzt Dr. Sommer (Potedam). —
Humoristische
8n ah esttung. Ieen 17,Fen. leler. Voste Gestorben: Hr. Geheimer Regierungs⸗Rath a. DJ. Moritz von Pommer⸗Esche (Aachen). — Hr.
Volksstück mit Gesang in 3 Akten von Stinde und 8 — Engels. Anfang 4 Uhr. 2.nse daseth eitiche. a
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Freitag: haus. 267. Vorstellung. Oper in 3 Aufzügen.
Die Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Strauß. Regie: Graey In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetz⸗ Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Mittwoch, den 23., Freitag, den 25., Sonnabend, g, den 27. Dezember: Neu einstudirt:
laff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 280. Vorstellung. Der nene
Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur öEö“
Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 268. Vorstellung. Ca⸗- vallerin rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug, nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. Musik von Pietro Mascagni. In Scene burg.
Friedrich - Opern⸗ Freitag: Neu
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Freitag: Zum 20. Male: Madame Mon⸗ gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ godin. Schwank in 3 Akten von Ernest Blum] Billets à 3 ℳ im Bureau des Hauses.
Philharmonie. einstudirt:
I. Theil.
Binder. Herr Binder Chor und Orchester.
Dirigent: Herr
“
Concerte.
Sing-Akademie. Freitag, Anfang 8 Uhr: 1 9 t d t . Nachmittags⸗Vorstellungen zu bedeutend ermäßigten Feneebtedes Hesn ens nsl gashfe⸗ Eenen eEntgeh Ihre Familie. sowie des Violin⸗Virtuosen Herrn Charles Gre⸗
6 Hergert (Delje). — Verw. Fr.
1 Freitag, An IETT Theater. Feae ch cher Fbor (Dirigent: Hieotrich Ochs). er Zigenner⸗ II Vereins⸗Concert unter gütiger Mitwirkung des Oberon. Romantische baron. Operette in 3 Akten nach 88 8Sokare Fräulein Marie Berg, Herrn 8 König soee ee sit von C. M. von Weber. Erzäͤhlung von M. Schnitzer. Musik von Jobann Prof. Dr. Jos. Foachim. „Meeresstille und glückliche Fahrt“, für Uedi lat. aae ercilcg., n Eoncsst. ottische und englische). eil. „Die Rui von Athen“ (Chor und Orchester). L. v. Beethoven.
Concert-Baus. Freitag: Karl Mevder⸗Concert. Unsere Walzer⸗Könige. Anfang 7 Uhr.
Donnerstas, 31. Dezember (Sylvester): Familien⸗Ball⸗Fest.
Pastor emer. Max Guischard (Bernburg). — Fr. Kanzlei⸗Rath Auguste Güthlein, geb. Wolny (Berlin). — Verw. Fr. Geh. Rechnungs⸗Rath Emilie Bernhard, geb. Kobel (Feldheim bei Mühlenbeck)h. — Hr. Kommerzien⸗Rath Friedrich Wilhelm Rosenbaum (Breslau) — Fr. Pauline von Gellhorn, geb. von Colomb (Liegnitz). — Fr. Sanitäts⸗Rath Luise Süßbach, geb. Bern- bardt (Liegnitz). — Hr. Domänen⸗Rath Carl Ritterguts- EEE1“ besitzer Theresia Eckert, geb. Birnbach (Gelten⸗ fang 7 ½ Uhr: dorf, Kreis Grottkau) “
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. 2 Volkzlieder Berlin: 8
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 323.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
gart, Prachtwerke betreffend
und ein Prospekt des Verlages von Panl Neff und Ebner & Seubert (Paul Neff) in Stutt⸗
8
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 17. Dezember
Deutscher Reichstag.
8* 142. Sitzung vom Mittwoch, 16. Dezember, 11 Uhr.
Am Tische des Bundesraths der Reichskanzler von dLaprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr on Maltzahn, Freiherr von Marschall, sowie der
— Königlich preußische Staats⸗Minister von Heyden.
Die zweite Berathung der Handelsverträge mit Oesterreich Ungarn, Italien und Belgien wird bei dem Zoll für Hopfen, der von 20 auf 14 ℳ herabgesetzt ist, fortgesetzt.
Abg. Graf von Mirbach spricht im Interesse der deutschen Hopfenbauer sein Bedauern über diese Zollherabsetzung aus; in den letzten Jahren seien die Hopfenpreise so gedrückt gewesen, daß von einem nennenswerthen Verdienst der Produzenten nicht die Rede ge⸗ wesen sei. 8 1“
Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:
Den Ausführungen des Herrn Abgeordneten gegenüber möchte ich doch auf die Erläuterungen hinweisen, welche zu dieser Position bereits in der Denkschrift zu den Handelsverträgen gegeben sind, und zwar auf Seite 28. Es ist dort mitgetheilt, daß Deutschland thatsächlich Hopfen fast nur aus Oesterreich⸗Ungarn einführt, in Folge dessen hatten die Oesterreicher natürlich ein Interesse daran, eine Zollherab⸗ setzung dieses Artikels zu erreichen; aber auf der anderen Seite wird deutscher Hopfen auch in erheblicher Weise nach Oesterreich⸗Ungarn ausgeführt, und wenn wir einerseits den Eingangszoll für Hopfen gegenüber Oesterreich ermäßigt haben, so hat Oesterreich⸗ Ungarn seinen Zoll gleichzeitig von 10 Fl. auf 7 Fl. zu Gunsten unserer Produktion herabgesetzt.
Position 25e: Wein, jetziger Zollsatz 24 ℳ, soll folgen⸗ dermaßen gefaßt werden: Wein und Most in Fässern ein⸗ gehend 20 ℳ; rother Wein und Most zu rothem Wein, zum Verschneiden unter Kontrole 10 ℳ; Wein zur Cognacbereitung unter Kontrole 10 ℳ Hierzu Position 9h: eingestampfte frische Weinbeeren von 10 ℳ auf 4 ℳ herabgesetzt.
Abg. Haerle: Der deutsche Weinbau werde durch diese Handels⸗ verträge ganz erheblich geschädigt. Es liege eine große Menge von Fee gFn gegen diese Position auch aus seinem, dem 3. württem⸗
ergischen Wahlkreise vor. Die Herabsetzung von 24 auf 20 ℳ werde nicht besonders empfunden, wohl aber die Herabsetzung des Traubenzolles, die nicht weniger als 60 % betrage. Man würde sich sogar eine weitere Herabsetzung des Weinzolles gefallen lassen, wenn nur der bisherige Traubenzoll bestehen bliebe. Der vorgeschlagene Traubenzoll sei geradezu eine Prämie auf die Einführung italienischer Trauben. Man habe dieses Jahr eine Mißernte gehabt, und in Folge dessen seien italienische Trauben in großen Mengen eingeführt worden. Für die deutsche Weinbereitung sei dies um so mißlicher, als die italienische Traube vier Wochen früher reif werde. Er fürchte, daß bei dem Wettbewerb des italienischen und französischen Weines auf deutschem Boden, von dem der Reichskanzler gesprochen habe, der deutsche Wein den größten Schaden haben werde. Man sei ja darauf gefaßt gewesen, daß der deutsche Weinbauer ebenfalls seinen Antheil an den Opfern des Vertrages haben würde; das Opfer aber, das hier verlangt werde, sei ein so schmerzliches, daß die Regierung gut daran thun würde, den benachtheiligten Weinbauern vielleicht auf anderem Wege die helfende Hand zu bieten. (Beifall links.) 1
Abg. Weiß (Eßlingen) schließt sich diesen Ausführungen an. Italienische billige Weine stellten sich in Süddeutschland auf 25, 28, höchstens 30 ℳ für das Hektoliter, während die Preise in Württem⸗ berg selten unter 140 ℳ fielen. Das Schlimmste aber für die Wein⸗ bauern sei der vorgeschlagene Traubenzoll. Schon in den siebziger Jahren seien in Fehljahren italienische Trauben eingeführt worden. Nachdem nun die italienischen Unternehmer in diesem Jahre in Deutschland ein besonders gutes Geschäft gemacht hätten, würden sie das Land künftig bei dem niedrigen Traubenzoll mit ihren Trauben noch mehr überschwemmen. Er befürchte nicht nur eine Einfuhr von rothen, sondern auch von weißen Trauben. Der mit weißem italienischen Wein verschnittene deutsche Weißwein gefalle den Kon⸗ sumenten ganz besonders. Es sei ihm versichert worden, daß, wenn der ein⸗ geführte weiße Italiener zum Verschnitt komme, der Verschnittwein nicht unter den 10 ℳ⸗, sondern unter den 20 ℳ⸗Zoll fallen werde. Er würde sich freuen, wenn dies richtig wäre. Da die italienischen Trauben höchstens bis an den Main eingeführt, also nur in Süd⸗ deutschland untergebracht werden könnten, so befürchte er, daß dort bald große Kellereien zum Schaden des süddeutschen Weinbaues ent⸗ stehen würden. Wenn er bedenke, daß den Württembergern diese Zollermäßigung und daneben noch Zollherabsetzungen für industrielle Erzeugnisse, die bei ihnen besonders hergestellt würden, bevorständen, so freue er sich nicht auf den Augenblick, in dem er den Leuten den Traubenzoll von 4 ℳ auf den Weihnachtstisch werde legen müssen.
Württembergischer Bundesraths⸗Bevollmächtigter, Staatsrath von Moser: Bei Abschluß des Vertrages mit Italien habe man vor der Wahl gestanden, entweder einen geringen oder gar keinen Zoll auf Weintrauben anzunehmen. Wenn man einen Vertrag schließen wolle, so müsse man sich auch zu Konzessionen entschließen, die Italien gegenüber natürlich nicht auf dem Gebiete der Industrie, sondern nur auf landwirthschaftlichem und auf dem des Weinbaues liegen müßten. Das werde ja den Interessenten schwer werden, aber gar zu tragisch dürfe man die Sache nicht nehmen. Man habe in diesem ungünstigen Weinjahr statt der durchschnittlichen 14 nur zwei Hektoliter für den Hektar eingenommen, in Italien aber sei die Ernte so günstig gewesen, daß man wegen Mangels an Fässern den Wein habe fortlaufen lassen. Ein hervorragender Sach⸗ kenner, der Direktor der Weinschule zu Weinsberg, habe ihm geschrieben: „Die Sache wäre garnicht so schlimm; wenn wir ein gutes Jahr haben, dann würde der italienische Wein nicht zu fürchten sein. Wenn wir aber einen reichen Ertrag mit geringer Qualität haben, dann wird der italienische Wein sogar von Vortheil sein, um unsere Weine aufzubessern und verkäuflicher zu machen.“ Als der Handels⸗ vertrag mit Frankreich 1865 den Weinzoll auch sehr erheblich herab⸗
gesetzt habe, habe man in Süddeutschland ebenfalls den Niedergang
des Weinbaues befürchtet, aber er sei nicht eingetreten und ebenso wenig werde das diesmal geschehen.
Abg. Pflüger: Er halte die Herabsetzung des Wein⸗ und Traubenzolles für nicht so bedenklich. Die Herren, die sich dagegen aussprächen, hätten zur Vertheidigung ihrer Ansicht den deutschen Weinbau in einer Weise dargestellt, die man als eine Herabsetzung bezeichnen könnte. Die erleichterte Einfuhr des Verschnittweines sei sogar zu wünschen, weil durch sie die geringeren deutschen Wein⸗ sorten verkäuflicher würden. Ueberbaupt dürfe man den Verschnitt nicht etwa als Weinpanscherei ansehen, sonst wäre jeder Wein ge⸗ panscht. Die geringen Weine dürften darum nicht minderwerthiger neben den eingeführten werden, weil ein längerer Transport der fremden Trauben nicht durchführbar sei, ohne ihre Beschaffenheit zu verschlechtern. Deutschland kaum den zehnten Theil der Weinproduktion Frankreichs, könne also diesem Lande eigentlich keinen Wettbewerb machen, sondern müsse jeden Wein, der durch Verschnitt den deutschen Wein wettbewerbungsfähiger
1
mache, gern aufnehmen. Die Einfuhr von gepreßten Weintrauben dürfte schon deswegen nicht in außerordentlich großem Umfange er⸗ folgen, weil bei den Trauben ja auch schließlich die Schalen trans⸗ portirt werden müßten, was das Gewicht so erhöhe, daß die Trans⸗ portkosten einer übergroßen Einfuhr hindernd im Wege ständen.
Abg. Dr. Buhl: Er sei in der vorliegenden Frage zum Theil Sachverständiger, zum Theil aber habe er sich, soweit die Kürze der Zeit es erlaubt habe, ein möglichst ausgiebiges Material beschafft und bemerke noch ausdrücklich, daß er nicht etwa Wahlpolitik bei dieser Gelegenheit treibe. Er habe sich zu seinem Bedauern über den Weinzoll ein sehr ungünstiges Urtheil bilden müssen. Der Weinbau habe ja nicht entfernt die Bedeutung wie der Getreidebau, aber schließlich würden doch 120 000 ha mit Wein bebaut, und er stehe mit einem großen Theil der weinbauenden Bevölkerung in naber Verbindung. Die erwartete Vermehrung des Weinverbrauchs durch Erleichterung der Einfuhr sei nach seiner Erfahrung doch nur in sehr beschränktem Maß⸗ stabe möglich, denn bei wenigen guten Jahren leide man schon schwer an Ueberproduktion. Der Wein sei ein Gegenstand, bei dem man sich am leichtesten mit dem Zoll befreunden könne und der ja auch dem Reich gute Einnahmen gebracht habe. Man habe es hier nun mit einer Konzession zu thun, die im Interesse des Zustandekommens des Handelsvertrages habe gemacht werden müssen, und da er für diesen Vertrag sei, werde er auch die Konzession machen müssen, nur müsse er genau prüfen, ob durch die Konzession nicht ein einzelner Stand zu sehr belastet werde. Eine Herabsetzung des Weinzolles sei ja an sich immerhin zulässig, aber nur in solchen Grenzen, daß der kleinere Weinbauer noch die Möglichkeit behalte, sein Produkt zu verkaufen. Er gebe ja zu, daß für gewisse Weine der Verschnitt mit italienischen sehr günstig wirke, aber die Herabsetzung des Zolles auf Verschnitt⸗ weine werde auch wirthschaftlich von keinen bedeutenden Folgen sein. Den Verschnitt so weit auszudehnen, wie man es neulich hier befürwortet habe, aus Rothwein Weißwein zu machen und umgekehrt, dürfte doch wohl im Sinne der Konsumenten das Maß des Zulässigen überschreiten. In den ausgepreßten Trauben⸗ schalen liege ein sehr großer Werth zum Auffärben des Weines, so daß sie die Transportkosten mindestens deckten, also hierdurch die Einfuhr von gepreßten Trauben nicht beeinträchtigt werde. Es sei ja richtig, daß Deutschland in diesem Jahre eine sehr ungünstige, Italien eine sehr günstige Weinernte gemacht habe, aber so niedrige Weinpreise, wie sie jetzt in Italien vorkämen, gehörten gar nicht zu den außer⸗ gewöhnlichen, und dabei seien die Frachtsätze, die hierbei eine große Rolle spielten, sehr zurückgegangen. Das Hektoliter Wein koste von Venedig nach Neustadt nur 4 ℳ Jedenfalls machten den Deutschen die italienischen Weintrauben einen schweren Wettbewerb. Seine letzte Hoffnung sei gewesen, daß die Weintraube durch längeren Transport in ihrer Beschaffenheit herabgesetzt werde; die Erkundigung bei Sachverständigen habe aber das Gegentheil ergeben, man habe Wein von Syrakus nach Hessen transportirt, der neunzehn Tage unterwegs gewesen sei, ohne daß dadurch die Be⸗ schaffenheit des eines beeinträchtigt gewesen sei, — und wenn dies möglich sei, was hindere dann die Italiener, ihren Wein auf dem Wasserwege in Deutschland einzuführen? Die Herabsetzung des Zolles sei auch gar nicht so unerheblich, wenn man die doch auch zu verwendenden Schalen mit in Rechnung ziehe. Aus den gepreßten Trauben lasse sich ein Most von solcher Güte herstellen, daß man ihn einfach mit Wasser, also mit dem billigsten Verschnittmittel, zu Wein verschneiden könne. Es werde sich also hier schließlich nicht um eine Herabsetzung des Weinzolles von 24 auf 20 ℳ, auch nicht auf 10 ℳ handeln, sondern es werde eben der Traubenzoll wesentlich in An⸗ wendung kommen. Im Jahre 1865 habe man allerdings eine große Beeinträchtigung des deutschen Weinbaues gehabt, und dazu habe es sich damals nur um Weine gehandelt, nicht um Weintrauben. Diesmal sei also die Sache viel schlimmer. Die Qualitätsweine würden ja durch den ganzen Tarif wenig getroffen, aber der deutsche Weißwein, dem man mit großer Mühe ein Absatzgebiet gewonnen habe, werde nun wieder dem Rothwein weichen müssen. Der Geschmack des Publikums werde sich nicht als Hinderniß erweisen, denn die Würftemberger, die für die Pfalz sehr gute Kunden seien, tränken in einem Jahre ihren württembergischen Wein, im andern den pfälzischen, und so könnte es leicht kommen, daß sie sich auch an den italienschen Wein gewöhnten und der Pfalz als Kunden verloren gingen. Die gepreßten Trauben seien nicht so schwer zu bearbeiten, daß sie ein Hinderniß für die Einfuhr bilden könnten; denn wenn die Leute daran verdienten, würden sie die Kultur der eigenen Trauben vernachlässigen. Besonders bedenklich sei noch, daß ein so ausgedehnter Verkehr mit Wein⸗ ländern, die vielleicht reblausdurchseucht seien, auch für die deutsche Weinkultur die Ansteckung sehr nahe bringe. Alles dies bringe ihn dazu, nur mit dem größten Widerstreben für den Weinzoll zu stimmen, und in seiner langen parlamentarischen Praxis habe er sich noch nie in einer schwierigeren Zwangslage befunden, als diesem Handels⸗ vertrage gegenüber, und mit schwererem Herzen habe er sich noch nie für eine gesetzgeberische Maßregel entschieden.
Unter⸗Staatssekretär von Schraut: Der Vorredner habe mit der ihm eigenen Sachkenntniß die Verhältnisse doch zu schwarz dargestellt und zu sehr der Erregung in einzelnen Weinbaubezirken Rechnung getragen, die sich hauptsächlich auf die ausnahmsweise schlechte Ernte dieses Jahres bei einer ausgezeichneten in Italien, der besten seit Menschengedenken, gründe. In Folge dessen sehe man die deutschen Verhältnisse in sehr ungünstigem, die italienischen in günstigstem Licht. Darauf baue man ein Gebäude auf, das aus Vermuthungen bestehe, und ziebe Schlüsse aus ihnen, die die Be⸗ völkerung erregten, während Sachverständige gegen Sachverständige stritten. Die Abgg. Dr. Bürklin und Dr. Buhl legten dem Interesse der Konsumenten an dieser Frage gar keine oder nur eine geringe Bedeutung bei; aber die Erfahrungen in Elsaß⸗ Lothringen, dem Weinland par excellence, das die größte Produktion, fast ein Viertel der gesammten deutschen habe, lehrten das Gegentheil. Elsaß⸗Lothringen verbrauche mehr Wein, als es erzeuge, der Verbrauch schwanke ungemein, von 1 900 000 hl in dem günstigsten Weinjahr 1873 bis auf 238 000 in dem ungünstigsten Jahre 1880, daneben 1 500 000 hl im Jahre 1885 und 800 000 im Jahre 1890. In den Jahren, in denen der Weinverbrauch zurückgegangen sei, habe der Branntweinverbrauch mit allen seinen nachtheiligen Folgen, die man im Elsaß beklage, in großartiger Weise überhand genommen. In einem Lande, wo der geringste Fabrik⸗ und der kleinste landwirthschaftliche Arbeiter täglich Wein zu trinken gewohnt sei, sei es von größter Bedeutung, ob der Weinpreis so un⸗ natürlich hoch sei, daß die kleinen Leute keinen Wein mehr trinken oder bei ihrem täglichen Getränk bleiben könnten. Man sage, es seien keine Sachverständigen befragt: das sei unrichtig, alle Landesregierungen hätten Sachverständige befragt, speziell auch aus der Pfalz und Franken. Er habe sie auch gefragt. Zunächst hätten ihm Alle gesagt: nur um Gotteswillen keine Herabsetzung der Zölle! Dann sei eben der Vertrag mit Italien unmöglich. Weiter hälten sie gesagt: nur keine Herabsetzung des Traubenzolles! Aber das Zustandekommen des Vertrages habe gerade von der Ermäßigung des Traubenzolles abgehangen, die Ermäßigung des Weinzolles habe dazu nicht genügt. Im Uebrigen seien die Ur⸗ theile der Sachverständigen genau so auseinandergegangen, wie heute die der Abgg. Pflüger und Weiß. Sie hätten auch nicht Alles gesagt, was sie gewußt hätten; das Meiste, hätten sie geradezu erklärt, sei zu sagen unmöglich, und sie hätten jede Auskunft verweigert, weil sie
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sonst ihren Wettbewerbern die ganze Manipulation in die Hand
; zum Deuts 8 Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preuß
No. 297.
theures Geld gezahlt hätten
geben würden, für die sie ihr es sich bekanntlich nich
Bei den Verschnittweinen handele
darum, daß die italienischen Weine in Deutschland in den freien
Verkehr gesetzt, sondern daß eine bestimmte Menge italienischer Natur⸗
weine den einheimischen Weiß⸗ und Rothweinen zugesetzt werden
dürfe, und zwar etwa 60 % bei der Mischung mit Weißweinen, und
33 ½ % bei der Mischung von Rothweinen mit Weißweinen. Der
Behauptung, daß diese ganze Operation nur den Franzosen, nicht den
Italienern zu Gute komme, widersprächen die Erfahrungen in Elsaß⸗
Lothringen auf Grund eines ziemlich bedeutenden Verschnittgeschäfts
und die Statistik. Elsaß Lothringen⸗ führe 45 % italienische, 25 %
spanische, aus Frankreich transitirende, 5 % portugiesische, 5 % fran⸗
zösische Verschnittweine und 20 % französische Tafelweine ein, also
verhalte sich die Einfuhr französischer zu der italienischer Verschnittweine
wie 5: 45, und alle übrigen deutschen Regierungen bestätigten, daß es
sich für sie in erster Linie bei dem Verschnittgeschäft um die italienischen
Weine handele. Was nun den Wettbewerb dieser Verschnittweine mit
den einheimischen betreffe, so handele es sich um die Herstellung eines
leichten Rothweins, wobei, wie überhaupt in dieser Frage, die
Geschmacksrichtung eine große Rolle spiele. Die Württemberger seien gute Kunden der Pfalz, wenn ihr eigener Wein mißrathen sei. Der Abg. Dr. Buhl fürchte nun, sie würden in diesem Fall nicht
mehr Pfälzer, sondern italienischen kaufen, aber wenn sie einmal an den Pfälzer gewöhnt seien, dann würden sie wohl auch bei ihm bleiben; gerade in Schwaben ändere der Geschmack sich nicht
so rasch. Zahlreiche Urtheile von Sachverständigen in den Reichs⸗
landen gingen dahin, daß die kleinen säuerlichen Weißweine des Elsaß durch den Verschnitt wesentlich begünstigt und jetzt über⸗ haupt erst zu einem Preise kommen würden. An der schweizerisch⸗ badischen Grenze auf dem rechten Rheinufer koste derselbe Wein auf badischer Seite nur die Hälfte von dem,
auf schweizerischer Seite koste, einfach deshalb, weil drüben bei dem niedrigen Weinzoll, den die Schweizer hätten und fest⸗ hielten, das Verschnittsystem möglich sei, das in Elsaß⸗Lothringen bisher gar nicht bestanden habe oder nur zu schlechten Preisen verwerthbar gewesen sei. Bei der Verschiedenartigkeit der Geschmacksrichtungen werde der leichte Rothwein, das ausschließliche Ergebniß des Verschnittprozesses, den Weißweinen aus Mittelelsaß, der Pfalz und den Bodenseeweinen keinen Wettbewerb machen. Die Herren aus Baden fürchteten ihn auch nicht. Die Qualitätsweine kämen vollständig außer Betracht, da sie einen ganz eigenen Markt hätten. Die portugiesischen Weine, die in neuerer Zeit in der Pfalz in großem Stil auf leichtem Boden gebaut würden, seien für sie ein sehr wichtiger Gegenstand des Wein⸗ baues. In Lothringen könnten sie in größerem Stil nicht gebaut werden, weil der Boden zu schwer sei. Schon jetzt betrage die Verschnittmenge 25 bis 33 ½ pCt., und der Vertrag andere daran im Wesentlichen nichts. Immer wieder müsse gesagt werden: der italienische Wein komme durch den Vertrag nicht in den Verbrauch, sondern in den Verschnitt. In der italitnischen Presse werde gegen dies Verschnittgeschäft insofern von den Gegnern der Verträge gesprochen, als es dargestellt werde als eine Konzession nicht an Italien, sondern als ein Gewinn für Deutschland, von dem Italien deshalb weniger Nutzen haben werde, als die Deutschen nicht mit der Intelligenz und Geschäftsklugheit der Franzosen das internationale Gebiet dieses Verschnittgeschäfts zu etabliren im Stande sein würden. nischen Kenntnisse und ihr Weinkonsum sei auch zu gering. Er hoffe, daß die Weinbergbezirke in Elsaß⸗Lothringen die Vortheile der Zu⸗ lassung des Verschnittsystems ohne Schädigung der heimischen Pro⸗ duktion und zur Verstärkung ihres Absatzes verstehen und benutzen würden. Die Reichsregierung habe die feste Absicht, bezüglich der Kontrole das Verschnittgeschäft nicht das Monopol größerer Firmen werden zu lassen, sondern auch den kleineren Bauern die Anwendung zu ermöglichen, was auch zolltechnisch sehr wohl möglich sei. In Bezug auf den Traubenzoll habe der Abg. Dr. Buhl in seiner Schwarzseherei zu viel beweisen wollen. Die bedeutende Ermäßigung des Zolles habe zugestanden werden müssen, um den Vertrag zu Stande zu bringen. In Betreff der Wirkung gingen die Urtheile der Sachverständigen völlig auseinander. Entscheiden werde darüber die Praxis und die Zukunft. (Beifall.)
Abg. Freiherr Zorn von Bulach: Wenn die Ermäßigung des Weinzolles für Elsaß⸗Lothringen nicht so schlimm sei, wie komme es denn, daß die Italiener als Hauptbedingung für den Vertragsschluß die Verminderung des Zugangszolles auf Trauben gestellt hätten? Die Elsaß⸗Lothringer hätten in diesem Betracht dieselben Befürch⸗ tungen wie die Württemberger. Ueber 80 000 Leute würden dadurch geschädigt. Die Einfuhr der Trauben komme zuerst den Händlern, den Aktiengesellschaften, die sich sofort bilden würden, um italienische Trauben einzuführen, und dann dem Großproduzenten zu Gute, der nicht verfehlen werde, seine eigenen Erzeugnisse mit italienischen Trauben zu verschneiden, um eine größere Menge zu erzielen. Man sage, die Trester hätten keinen großen Werth. Er befürchte aber für die kleinen Winzer, daß die größeren Produzenten mit Hülfe von Wasser und Zucker und Trestern die Menge des Weins in einer Weise vermehr⸗ ten, daß die kleinen Trinkweine ganz beträchtlich in den Hintergrund gedrängt würden. Auf Weingenossenschaften könne sich der kleine Winzer nicht einlassen. Jeder Winzer habe seine eigene Methode, und man lasse sich von einem zweiten nicht gern hineinreden. Die elsaß⸗lothringischen Winzer würden durch dieses Gesetz besonders geschädigt. In Frankreich solle der Weinzoll erhöht werden und in demselben Augenblick werde in Deutschland der Traubenzoll ver⸗ mindert. Die neue Politik werde zur Beruhigung der Gemüther in Elsaß⸗Lothringen nicht beitragen, was er von Herzen bedauere. Der Unter⸗Staatssekretär von Schraut habe gemeint, daß 45 % italienischen und nur 5 % französischen Verschnittweins nach Elsaß⸗ Lothringen kämen. Der kleine Winzer könne das Verschneiden garnicht vor⸗ nehmen, er müßte dazu Kellereien, Fässer u. s. w. haben, er müßte mit dem Verkauf warten; er wolle aber möglichst schnell nach der Ernte ver⸗ kaufen. Es würden sich Verschnittgenossenschaften bilden (Heiterkeit), die den kleinen Winzern ihre Trauben abkauften. Der Kunstwein werde hauptsächlich zum Verschnitt gebraucht werden. In Frankreich würden nicht weniger als 7 Millionen Trester⸗ oder Rosinenwein zur Weinfabrikation verwendet. Da nun Frankreich durch diesen Vertrag dieselben Begünstigungen erhalte wie Italien, so glaube er nach den bisherigen Erfahrungen, daß sich Frankreich durch Italien vom deutschen Weinmarkt nicht werde verdrängen lassen. Die französischen Weine, die nach Deutschland eingeführt würden, hätten einen Alkoholgehalt von 12 bis 17 %, und zwar Naturweine. In dem neuen Weingesetze werde von einem Deklarationszwange gar nicht mehr die Rede sein können. Wenn man im Weingeschäft die französischen Weine auf dem Weltmarkt bekämpfen wolle, so müsse man die französische ’. gebung sich aneignen, die auf der Praxis von Jahrhunderten beruhe und eben alle Mischungen und Zusätze zulasse. Im vorigen Jahre habe in Frankreich der Zuckerzusatz zum Wein so zuge⸗ nommen, daß in einem Jahre 4000 Eisenbahnwaggons zur Weinverbesserung und zur Steuerverminderung in den Verkehr gekommen seien. Wollte das Kaiserliche Gesundheitsamt die Weinkontrole verschärfen, nachdem man die Grenzen geöffnet habe, so würden keine Verschnittweine hergeschickt werden, und die Begünstigung, welche die Italiener hofften, würde auf ein Minimum zurückgeführt werden. Einen trinkbaren Rothwein durch Verschnitt mit saurem Weißwein herzustellen, sei unmöglich. Dazu gehöre Wasser und noch Anderes, was zu den Geheimnissen der Weinfabrikation gehöre. Solche Sachen
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Den Deutschen fehlten die tech⸗ 1