1891 / 299 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

politische Aktion. Wenn er in der Mac Kinley⸗Bill keine politische Aktion erkennt, so erkennt er auch in dem Panamerikanismus keine politische Aktion, und wenn das der Fall ist, werde ich so lange, bis dem Herrn Abgeordneten diese Erkenntniß gekommen sein wird, dar auf verzichten, mich über äußere Politik von dieser Stelle mit ihm zu unterhalten. (Lebhaftes Bravo. Heiterkeit.)

Abg. Möller erklärt noch einmal, daß die Nationalliberalen die entsagungsvolle Rolle übernähmen, trotz mehrfacher Bedenken, Verträgen zuzustimmen, die den status quo ohne zu große Verluste retten sollten, und jedenfalls den Zollkrieg Aller gegen Alle verhindern würden.

Abg. Bebel: Das Charakteristische an den Verträgen sei, daß Industrie und Landwirthschaft nicht mehr gemeinsame Sache machten, sondern, wie sie bisher gemeinschaftlich über die Konsumenten bergefallen seien, nunmehr einander in die Haare geriethen und das schöne Einverständniß zwischen ihnen gründlich und dauernd zerstört sei. 1878 habe dies Bündniß nur durch ganz außerordentliche Zustände entstehen können. Die Industrie sei durch eine schwere finanzielle Krisis heruntergekommen und die Landwirthschaft durch die Entwickelung namentlich des amerikanischen Imports eben⸗ falls in eine schiefe Lage gebracht worden. Das Bündniß habe aber kein dauerndes sein können, weil die Industrie eine unbegrenzte, jeden⸗ falls viel schnellere Ausdehnungssähigkeit habe als die Landwirthschaft, die auf dem einmal vorhandenen begrenzten Boden angewiesen sei, wenn ihn auch die Wissenschaft ergiebiger mache. Die Industrie habe den deutschen Markt natürlich behalten und das deutsche Volk rücksichtslos ausplündern wollen, und der Beweis dieses rücksichts⸗ losen Vorgehens gegen die Konsumenten liege vor in dem seit 12 Jabren in noch nie dagewesener Weise aufgehäuften Kapital. Die natürliche Folge von Ueberproduktion mit ihren Wirkungen, obwohl man das Ausland mit Schleuderpreisen zu überschwemmen gesucht habe. Dazu noch die enorme Steigerung der Lebensmittelpreise bei sinkenden Arbeitslöhnen. Seine Partei hoffe von den Handels⸗ verträgen nicht viel und fürchte von ihnen nicht viel. Sie bätten viel früher kommen müssen, vor der jetzigen Ueberproduktion. Auch die übrigen Vertrogsländer würden immer produktionsfähiger, so daß von einer Steigerung des Absatzes nach dem Ausland nicht die Rede sein könne. Nicht blos die Eisenindustrie habe wenig Vortheil von diesen Verträgen. Die Erhöhung der Kohlenpreise um 20 25 % bringe ihr mehr Schaden, als ihr diese Zollermäßigung nützen könne. Und der Staat trage selbst dazu bei, die hohen Kohlenpreise aufrecht zu erhalten. Er sei in Saarbrücken aus⸗ schließlich Kohlenproduzent und gebe in Oberschlesien den Ausschlag für die Preisbildung. Mit der Rechten stimme er darin überein, daß die Verträge auf zu lange Zeit abgeschlossen würden, aber aus einem andern Grunde, weil das Reich zu spät weitere Zoll ermäßigungen eintreten lassen könne. Die fortschreitende Massenproduktion ver⸗ lange immer neue Absatzgebiete, wobei die Arbeiter am Schlechtesten fahren würden. Hunderttausende von Arbeitern ständen, wie der Abg. Prinz zu Carolath sehr richtig bemerkt habe, hungernd und frierend auf der Straße. Der 5 ℳ⸗Zoll habe nicht entfernt so gewirkt, wie seine Vertheidiger versicherten. Für den Kriegsfall gebe es keine wichtigere Frage als die Verprovian⸗ tirung der Bevölkerung. Aber bis jetzt sei die deutsche Land⸗ wirthschaft trotz des 5 ℳ⸗Zolls nicht im Stande gewesen, auch nur annähernd das Quantum Getreide zu produziren, dessen die Bevölkerung zu ihrer Ernährung bedürfe. Die Fläche bebauten Bodens für Getreide sei seitdem ganz erheblich zurückgegangen, und Deutschland sei auf bedeutende Zufuhr vom Auslande angewiesen. Während sich seit 1871 die Bevölkerung um 10 Millionen vermehrt habe, habe der Roggenbau um 125 000 Hektar abgenommen, der Rübenbau in Folge der Zuckerprämien um 234 000 Hektar zu⸗ genommen; ähnlich verhalte es sich mit der Spiritusbrennerei. Ländereien würden nicht urbar gemacht, sondern aufgeforstet. Die Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter habe sich nicht verbessert, sondern verschlechtert. In demselben Maß, als die städtische Bevölkerung zugenommen, habe die ländliche abgenommen, und die Ziffern der Aus⸗ wanderung redeen eine beredte Sprache. Wenn dies besser werden solle, so müßte Deutschland zu einer Produktionsform übergehen, welche eine bessere Volksernährung ermögliche. Freunde wie Gegner hätten die Sozialdemokratie bei diesen Verträgen für sich ins Feld geführt. Das beweise, daß diese Frage so gut wie gar keinen Einfluß auf die Entwickelung der Sozialdemokratie habe. Seine Partei stimme für diesen Vertrag, auch für die Ermäßigung des Weinzolls, obgleich sie, nach dem Abg. Dr. Böttcher, damit einen geistigen Selbstmord begehe.

Abg. Dr. Barth: Seine Partei sei weit entfernt, die wirth⸗ schaftliche Bedeutung dieser Verträge zu überschätzen, aber sie geceptire elbst das kleinste Gute in diesen Verträgen, weil sie mit der bisherigen und sich prinzipiell von ihr

andelspolitik vollständig breche i 1 Firden⸗ Wenn selbst eine so schutzzöllnerische Regierung wie diese, ein so schutzzöllnerischer Reichskanzler wie dieser, bei der objektiven Betrachtung der gesammten politischen und handelspolitischen Lage des europäischen Erdtheils zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß die bisherige Handelspolitik mit den vitalsten Interessen des eigenen Vaterlandes nicht in Einklang zu bringen sei, und wenn ¼⁄0 des Reichstags, wenn auch zum Theil mit saurer Miene, gezwungen seien, dieser Politik zuzustimmen, so dürfe man hoffen, daß diesem ersten Schritt bald weitere Schritte folgen würden. Daß die Oesterreich⸗Ungarn gewährten Zoll⸗ konzessionen nicht mit dem Interesse Deutschlands vereinbar seien, sei grundfalsch. Oesterreich führe jetzt schon mehr Roggen ein als aus, und an Weizen werde es in wenigen Jahren auch mehr aus⸗ als einführen. Deutschland habe aus Oesterreich in den besten Jahren nicht mehr als 150 000 Tonnen Getreide bezogen; es gewähre Oesterreich mit diesem Vertrage in dieser Beziehung nur einen Zol. vortheil von 2 ¼ Millionen. Für das Inland sei die oll⸗ herabsetzung insofern von Bedeutung, als demnächst eine weitere Zollherabsetzung nothwendig werde eintreten müssen. Als der neue Zolltarif gemacht worden sei, hätten sich die Vertreter von Bayern, Sachsen, Thüringen, Baden und den Hansestädten schon gegen den 1 ℳ⸗Holl im Interesse der Ernährung des deutschen Volks gesträubt, umsomehr dürfe man jetzt erwarten, daß die weitere Ab⸗ bröckelung des Zolls in verhältnißmäßig kurzer Zeit eintreten werde. Er liege nicht im wahren Interesse der Landwirthschaft, nicht sie, nicht das Gewerbe, sondern der Großgrundbesitzer habe ein Interesse an seiner Aufrechterhaltung. Die Pächter hätten gar kein Interesse daran, daß die Preise von Grund und Boden durch die Zölle künst⸗ lich stiegen. In England habe sich nach Beseitigung der Getreidezölle das landwirthschaftliche Gewerbe außerordentlich entwickelt. Das freihändlerische England habe die gesundesten wirthschaftlichen Verhältnisse von allen Ländern der kultivirten Welt, sogar mit Einschluß der Vereinigten Staaten. Amerika könne eine Reihe von gesetzgeberischen Thorheiten auf wirthschaftlichem Gebiete ertragen, ohne daß es ihm gleich an Hals und Kragen gehe. Sobald aber wieder die freihändlerische Richtung die Oberhand gewinne, werde es noch mehr erblühen und Deutschland eine ungeheure Konkurrenz machen. Um sie zu bestehen, müsse Deutschland die Schutzzölle aufgeben. Eine mitteleuropäische Zollunion sei der un⸗ glücklichste Gedanke, den es gebe, denn man verpflichte sich dabei nicht, über einen gewissen Zollsatz im Lande hinauszugehen, sondern man übernehme dritten Staaten gegenüber eine schutzzöllnerische Ver⸗ pflichtung. Eine solche Zollunion würde sich gegen die Vereinigten Staaten, Rußland und England kehren und Deutschland eine unhalt⸗ bare Situation schaffen. Mit diesen Verträgen werde den schutz⸗ zöllnerischen Velleitäten ein Riegel vorgeschoben und eine wenn auch nur gemäßigte freihändlerische Entwickelung angebahnt. So werde auch ein wirklicher sozialer Friede herbeigeführt. Das Schutzzollsyvstem sei weiter nichts als eine Besteuerung der Arbeit zu Gunsten des Kapitals. Aus allen diesen Gründen sehe seine Partei der Zukunft mit einer gewissen Hoffnung entgegen; sie werde die Regierung bei allen ihren Schritten in freihändlerischer Richtung gern unterstützen. Er sei überzeugt, daß, wenn die Regie⸗

rung morgen käme und sagte, wir haben uns überzeugt, daß die Getreidezölle nicht mehr aufrecht zu erhalten sind, und wenn das Gespenst der Auflösung vor dem Reichstage stände, eine sehr starke Mehrheit dafür sein würde. Keine Volksvertretung sei im Stande, einem solchen Vorgehen der Regierung gegenüber Widerstand zu leisten, und darum sei ihm auch um die freihändlerische Zukunft des Vaterlandes nicht bange.

Abg. Eberty und Genossen beantragen den Schluß der Debatte. Dieser Antrag wird abgelehnt.

Abg. Stöcker: Der Reichskanzler habe dem Abg. von Kardorff vorgeworfen, daß er mit seiner Rede die Verhandlungen unnöthig ver⸗ längere. Er (Redner) finde diesen Ausdruck nicht glücklich, denn was an Verkürzung der Verhandlungen geleistet werden könne, das sei geleistet worden. Man habe nicht einmal die ordnungsmaßigen Termine bei der Berathung inne gehalten. Aus seinem Wahlkreise habe er einen Brief erhalten mit dem Ausdruck des Erstaunens dar⸗ über, daß diese wichtige Sache schnell durchgepeitscht werden solle und daß man einen in die Tiefe des wirthschaftlichen Lebens so eingreifenden Vertrag auf volle zwölf Jahre abzuschließen wage. Der Getreidezoll von 3 habe nicht genügt, man habe ihn auf 5 erhöht. Da⸗ mals sei die Lage der Landwirthschaft so gewesen, daß ein prinzi⸗ pieller Gegner aller Pen⸗ auf nothwendige Lebensmittel ihm erklärt habe, daß, wenn die Lage der Landwirthschaft so bliebe, er trotz seiner prinzipiellen Stellung keinen Anstand nehmen würde, bis zu 10 hinaufzugehen. Wer nicht bloß von Berlin auf das Land komme, sondern auf dem Lande angesessen sei, werde jener Argumentation durchaus folgen. Der Abg. Bebel meine zwar, die Schutzzollpolitik habe ihr Ziel nicht erreicht. Man könne nicht Alles erreichen, aber doch Vieles. Einmal seien durch die Zölle die Finanzen verbessert worden in den Einzelstaaten und in den Kommunen. Man habe durch die landwirthschaftlichen Zölle verhindert, daß sich die aus⸗ ländische Spekulation so heftig wie früher auf den deutschen Markt gestürzt habe. Heute habe man abnorme Verhältnisse in Folge der Mißernten. Der 5 ℳ⸗Zoll habe wenigstens die Landwirthschaft bei Kräften erhalten. Bekomme Deutschland einmal schlechte Ernten, das Ausland aber glänzende, so werde man erleben, daß die ausländischen Produzenten sich auf deutschem Boden Kon⸗ kurrenz machten und das Korn auf einen Preis herunter⸗ brächten, daß die Landwirthschaft nicht bestehen könne. Das könnte er nicht verantworten. Der Abg. Bebel meine, das Areal des be⸗ bauten Bodens habe sich trotz des Zolles vermindert. Es komme gar nicht auf das Quantum des bebauten Bodens an, wenn man z. B. schlechten Sandboden eingehen lasse und dafür besseren stark kultivire. Der heutige Ausfall an Getreide sei einzuholen, wenn die Landwirthschaft nur dauernd unterstützt werde. Aber wenn man vor wenigen Jahren die Kornzölle auf fünf Mark erhöhe und sie nach wenigen Jahren heruntersetze man höre jetzt bereits von weiteren Herabsetzungen —, so verliere der Landwirth die Lust zu weiteren Melio⸗ rationen, noch große Kapitalien für solche Zwecke zu verwenden. Mit dem Abg. Bebel erblicke er in der übermäßigen Kapitalbildung eine Gefahr, freilich in erster Linie in der Art, wie diese Kapitalbildung geschehe und wie es verwendet werde. Es sei ihm wunderbar, daß die Sozial⸗ demokraten und Deutschfreisinnigen sich immer der Stelle annähmen, wo die Kapitalbildung am Schlechtesten, oft am Schamlosesten betrieben werde, dagegen niemals der Industrie, wo sie vielfach in gemäßigter Weise auftrete, und der Landwirthschaft, wo sie gar nicht aufttete. Der Abg. Bebel vergesse, daß neben der Kapitalbildung auch die Lohnerhöhung ein Charakteristikum der früheren Epoche sei. Wer dies nicht zugestehe, der sehe entweder die Dinge nicht oder er sage die Unwahrheit. Die deutschen Arbeiter könnten sich in Bezug auf die Löhne mit den englischen und amerikanischen sehr wohl messen, an manchen Orten freilich nicht; daran sei aber die sozial⸗ demokratische Politik Schuld. Die Sachsengänger verdienten 4 täglich. Er sei sehr viel im Lande herumgekommen und habe sich davon überzeugt, daß die landwirthschaftlichen Arbeiter heutzutage auch sehr viel bessere Häuser hätten wie früher. Gewiß wandere die Bevölkerung aus, aber nicht, weil sie kein Kapital habe, sondern weil sie so viel erspart habe, um die Ueberfahrt zu bezahlen. Der Abg. Dr. Barth sage, Landwirthschaft und Grundbesitz seien ganz verschiedene Dinge; im Sinne des Freisinns möge es wohl liegen, daß die jetzigen Grundbesitzer die Scholle räumten und die jetzigen Hypothekenbesitzer entweder das Land selbst bewohnten oder es durch Inspektoren bewirthschaften ließen. Jetzt stütze sich die Regierung auf Freisinn und Centrum, aber wenn es so weiter gehe und diese beiden Parteien zu größerer Macht gelangten, so glaube er nicht, daß sie zu irgend einem Opfer der Regierung gegenüber bereit sein würden. Die Landwirthschaft sei so frisch, so königstreu, so vaterlandsliebend, daß man sie schon deswegen schützen und ihre Lage erträglich erhalten müsse. Er sei kein Anhänger des „ubi bene, ibi patria“, aber er verstehe, daß man einen ganzen Stand da⸗ durch, daß er ungünstig situirt werde, verbittere und seine Angehörigen zur Auswanderung treibe. Die Lage der Land⸗ wirthschaft sei keine günstige, wer keine Schulden habe, könne freilich noch durchkommen, aber in manchen Gegenden bringe sie kaum die Zinsen für das geborgte Kapital auf. Er sei kein Agrarier, er habe nur einen kleinen Landbesitz in der Schweiz, aber er wisse auch von kleinen Landleuten, daß sie schwer zu kämpfen hätten. Daß es seiner Partei nur um das Gemeinwohl zu thun sei, zeige das Beispiel des Abg. Men er, der, obwohl er persönlich von der Herabsetzung der Weinzölle großen Vortheil habe, energisch gegen sie auftrete. In seinem Siegener Wahlkreis hätten viele Fabrikarbeiter einen kleinen Landbesitz, sie müßten täglich ein bis zwei Stunden zu und von der Arbeitsstätte gehen, aber dieser kleine Grundbesitz halte sie an der Scholle fest und von der Auswanderung in Gegenden, wo es besseren Lohn gebe, zurück. Das möchte er seinen Freunden aus dem Osten auch empfehlen, den Arbeitern Gelegenheit zum Erwerb kleinen Grundbesitzes zu geben; das und die gemüthlichen Beziebungen allein könnten die Arbeiter im Lande halten, und darauf komme es an. Schon aus politischen Gründen solle man sich vor der Ueber⸗ schwemmung mit polnischen und russischen Arbeitern im Osten hüten. Der Reichskanzler habe zwar einem von seiner Partei das Urtheil in Dingen der auswärtigen Politik abgesprochen, aber er (Redner) glaube doch, daß die Zeit, da die Hauptsache in der Politik konstitutionelle Garantien gewesen, vorüber sei, sie kämen nur noch für Wenige in Betracht, die Hauptsache seien wirthschaftliche gute Beziehungen, die den poli⸗ tischen keinen Schaden brächten. Jede Partei sei verloren, die nicht die nationalen und wirthschaftlichen Güter des Volkes schütze, und von diesem Gesichtspunkt aus müsse er sich gegen die Handels⸗ verträge erklären. Damit eine Nation nach Außen wirke und ihre Bundesgenossenschaft werthvoll erscheine, müßten ihre Bürger zufrie⸗ den sein und ihre Regierung eine kräftige Politik nach Außen machen, dann könne sie thun, was sie wolle.

Abg. von Koscielski: Die Polen stimmten nicht lediglich aus politischen Gründen für die Anträge. Sie seien überzeugt, daß die Zollermäßigungen keine erhebliche Gefahr mit sich brächten, und daß ein erweitertes größeres Wirthschaftsgebiet geschaffen werde, wodurch etwa entstehende Schäden ausgeglichen würden. Wenn man die Polen früher für Reichsfeinde erklärt habe, so wünsche er dem Deutschen Reich zu Weihnachten recht viele, aber nur solche Reichsfeinde, wie sie seien.

Abg. Dr. von Frege: Namens seiner politischen Freunde aus seinem engeren Vaterlande Sachsen erkläre er, daß sie trotz schwerer Bedenken gegen die Verträge stimmen müßten und zwar noch mehr aus industriellen, als aus agrarischen Gründen.

Abg. Richter: Der Abg. von Kardorff habe eine Bemerkung über die Wahrhaftigkeit der „Freisinnigen Zeitung“ vorgebracht. Es sei charakteristisch, daß dies in derselben Rede geschehen sei, in der ihm nachher der Reichskanzler habe vorwerfen müssen, er lege der Re⸗ gierung und den Parteien unwahrhaftige Motive unter. Der Abg. Stöcker werfe dem Reichstag vor, daß er nicht einmal die Termine für die geschäftliche Behandlung der Vorlage innegehalten

habe. Aber da er gestern keinen Widerspruch erhoben habe, so sei er

entweder nicht anwesend gewesen oder er habe sich unter dem Tadel selbst mit eingeschlossen. 1 eines anonym Gebliebenen berufen, der einen Vorwurf daraus mache, daß man nicht im Jahre 1887 die Getreidezölle bis auf 10 erhöht habe. Wenn man die Probe machen wollte und den Reichstag auflöste, so würde der Abg. Stöcker im Siegener Wahlkreis zur Wabl nicht einmal mehr aufgestellt werden. Außerdem sage der Abg. Stöcker, daß, wenn man einmal, was leicht eintreten könnte, eine ungünstige Ernte habe und das Ausland habe eine günstige, so würde bei geringen Kornzöllen das Ausland sein Getreide hier herein⸗ schicken und dadurch das deutsche Getreide billiger machen. Er bee ferner, die Getreidenölle hätten die Ausnutzung des zur Landwirth⸗ schaft geeigneten Bodens nicht gefördert; das glaube er (Redner) wohl, aber er meine, daß daneben auch schlechteres Land in Folge der Zölle landwirthschaftlich benutzt sei, während die darauf gewandte Arbeit und Kapitalien volkswirthschaftlich besser hätten verwerthet werden können. Die Aufbesserung der Löhne, die man vor einigen Jahren erlebt habe, seien nicht, wie der Abg. Stöcker meine, den Zöllen, sondern den guten Ernten zuzuschreiben; nachdem schlechte Ernten ein⸗ getreten, seien die höheren Löhne durch die höheren Lebensmittelpreise mehr als ausgeglichen. Daß die Auswanderer nicht die ärmsten Leute seien, sondern doch noch das Geld zur Ueberfahrt und Einrichtung hätten, sei kein Originalgedanke des Abgz. Stöcker. Die geographische Lage Deutschlands im Herzen Europas, die Deutsch⸗ land auf den wirthschaftlichen Verkehr mit anderen Ländern anweise, hindere es mehr als isolirt liegende Länder, wie Rußland und Nord⸗Amerika, an einer Zollpolitik, zumal es den zehnten Theil seines Bedarfes an Brot nicht selbst produzire, sondern aus dem Auslande beziehen und mit den Industrieprodukten bezahlen müsse. Er protestire gegen die Darstellung des Abg. Stöcker, als ob die Landwirthschaft nicht einmal ihre Schulden verzinsen könne, und gegen die darin liegende Kreditschädigung der Landwirthschaft. Richtig sei, daß die Arbeiter durch ein Stückchen Grundbesitz im Lande fest⸗ dealten würden, und er bestätige das nach seinen Erfahrungen aus dem Hagener Kreise; aber daß im Osten nicht ähnliche Zustände ein⸗ treten könnten, liege daran, daß dort künstlich der Großgrunddesitz erhalten werde; die Rentengüter würden daran nichts ändern, die führten blos neue Beschränkungen der Grundbesitzer herbei. Sollten die Leute aber kleinen Grundbesitz erwerben können, so müßten die Leute doch auch das Geld zum Erwerb haben, daran aber würden sie durch die Zölle gehindert, die ihnen nur Schaden brächten, und schon darum sei seine Partei gegen diese Zölle, die nur den Großgrundbesitz und das Großkapital künstlich stützen sollten.

Abg. Freiherr von Huene: Dem Abg. Stöcker erwidere er, daß man, um über Landwirthschaft mitreden zu können, doch etwas mehr Kenntniß besitzen müsse, als man sich auf Reisen erwerbe. Auch die kleinen Grundbesitzer hätten Vortheil von den Zöllen, denn schließlich müßten sie doch auch Kleidung u. s. w. „anschaffen, und das baare Geld erhielten sie aus dem Erlös ihres Getreides. Wenn seine Partei trotzdem für die Handelsverträge stimme, so thue sie es in der Ueberzeugung, daß man in den Verträgen einen Schutz für das Bestehen der landwirthschaftlichen Zölle sehen müsse. Wenn seine Partei in dieser Frage mit den Freisinnigen zusammen⸗ gehe, so sei das nicht eine politische Uebereinstimmung. Sie stimme für die Verträge, weil der Zollschutz in ihnen bestehen bleibe, die Freisinnigen, weil sie die Verträge als ersten Schritt zur Ab⸗ bröckelung des bisherigen Systems erblickten. Wenn der Abg. von Kardorff dem Centrum Motive unterschiebe, könne man auch bei ihm andere Motive aufsuchen. Wenn er so thue, als ob das Centrum bei seinem Votum für die Verträge die vaterländischen Interessen aufgebe, um Oesterreich zu unterstützen, so müsse es sich ein für alle Mal verbitten, daß man ihm solche Motive unterschiebe. Seine Partei habe den Entschluß, für die Verträge zu stimmen, nicht leicht gefaßt, aber sie habe geglaubt, es dem Lande und dem Ansehen der Regierung im Auslande schuldig zu sein, welches durch eine Ablehnung der Verträge schwer geschädigt würde; sie sei es auch schuldig dem Ansehen der Regierung im Innern, welches sie nach Möglichkeit unter⸗ stützen wolle. (Beifall im Centrum.)

Abg. Graf von Behr: Die Mehrheit seiner Freunde stimme aus allgemeinen inneren und aus politischen Gründen für die Ver⸗ träge. Er glaube, diese Gründe hier nicht weiter ausführen zu sollen.

Abg. Liebermann von Sonnenberg erhält unter großer Unruhe des Hauses das Wort; da er auf seinem Platze in der äußersten Ecke des Saales bleibt, so ist er auf der linken Seite nicht verständlich, sodaß dort die Unterhaltung fortdauert und der Präsident mehrfach zur Ruhe mahnen muß. Redner erhebt noch einmal Protest gegen die überhastete Berathung; er erkennt nicht an, daß die politischen Motive ausreichend seien. Die Regierung trage allein die Verantwortung. Die Minderheit gegen die Verträge glaube die Mehrheit im Lande hinter sich zu haben. Die Opposition gegen die Regierung entspreche in keiner Weise seiner Neigung, er dürfe sich rühmen, daß er sich erfolgreich bemüht habe, die große Bewegung, welche immer mächtiger und tiefer durch das Land fluthe, in regierungsfreundlichen Bahnen zu erhalten. Aber hier könne er die Hoffnungen des Reichskanzlers nicht theilen und von diesem Gesichtspunkt müsse er ihm opponiren. Deutschland sei mächtig genug, daß seine Bundesgenossenschaft allein schon ausreichend sein müsse, daß man nicht noch wirthschaftliche Vor⸗ theile büßen müßte. t 1 it belastet, ohne sie zu befragen, während man die Böese und die Industrie immer erst befrage. An der Vaterlandsliebe der Parteien zweifle er nicht. Die Unterstützung des Centrums sei wohl aus kirchen⸗ politischen Motiven entsprungen; die Freisinnigen würden auch ihre Gründe haben. Die Polen und Sozialdemokraten seien Anhänger der Verträge, Gegner seien nur die Freunde der Landwirthschaft, welche bedauerten, daß in die Schutzmauer eine Bresche gelegt werde. Die Getreidezölle verthenerten die Lebensmittel nicht; die Brotpreise folgten den Getreidepreisen nicht; wenn der wischenhbande weniger verdiente, wäre das kein Unglück. Mit dem Staatsbetriebe den die Sozialisten wollten, werde keine größere Produktion er⸗ zielt; aber darüber ließe sich reden, daß der Grund und Boden dem

Schacher entzogen und als Eigenthum der Gesammtheit betrachtet Die Börse müsse nicht höher besteuert, sondern reformirt

werde. werden, der Staat müsse seine Münzhoheit und das Bank⸗ wesen wieder in seine Hand nehmen. Den Hauptvortheil zögen die Kornwucherer. Die Revision des Unterstützungswohn sitzes sei ja sehr angenehm für die Landwirthschaft, es müsse aber für die Entschuldung gesorgt werden. Wenn die Verträge zu solchen Reformen Anlaß geben sollten, so wäre das ein großer Nutzen.

Ein Schlußantrag wird abgelehnt.

Abg. Dr. Petri: Bei dieser Frage könne nur das Interesse des gesammten deutschen Volkes und des deutschen Vaterlandes maßgebend sein. (Beifall.) Stelle man sich auf diesen allein richtigen Stand punkt, so müͤsse man die Frage der Verträge zu ihren Gunsten entscheiden. Die Verträge würden zur Erhaltung des europäischen Friedens beitragen und die politischen Bündnisse stärken.

Ein Schlußantrag wird darauf mit großer Mehrheit angenommen. 8 Fag-

Es wird nunmehr zur Spezialberathung des österreichisch⸗ ungarischen Handelsvertrages übergegangen; die ersten beiden Artikel werden ohne Debatte angenommen und dann der Ar⸗ tikel 3 mit dem Zolltarif zur Debatte gestellt.

Abg. Rickert: Aus Chemnitz übersende man ihm einige Woll⸗ waaren, um darzulegen, in welcher Weise die österreichischen Zoll⸗ beamten zum Schaden der deutschen Industrie solche Waaren inter⸗ pretirten. Hier auf diesem wollenen Handschuh (Redner hält ihn in die Höhe) seien drei ganz kleine Linien von Halbseide und darum werde der Handschuh als halbseidener verzollt. Dieser Handschuh hier habe einen kleinen Besatz von Pelz und werde als Pelzwerk verzollt. Dieses Verfahren sei erst neuerdings durch besondere In⸗ struktionen bei den österreichischen Zollämtern eingeführt. Er fürchte, daß die deutschen Behörden es ebenso machten und daß sogar erst

Der Abg. Stöcker habe sich auf den Brief

Die Landwirthschaft habe man mit den Kosten

Thiele erklärte sei kammer des hiesigen Landgerichts hat die Beschwerde des Unter⸗

die österreichischen diesem Beispiele nachgekommen seien, und möchte bitten, ein solches Verfahren zu ändern. 1 „Abg. Graf von Kanitz: Der Abg. Rickert scheine die Vor⸗ schriften für die Zollbeamten nicht zu kennen. Was sollten die Zollbeumten anders machen, wenn die wollenen Handschuhe halb⸗ seidene Fäden hätten? Der Abg. Rickert sollte doch lieber praktische Vorschläge machen, wie diese Art der Verzollung zu beseitigen sei. Dem Abg. Letocha erwidere er, daß die in Verbindung mit den hohen Kohlenpreisen stehende mißliche Lage der deutschen Eisenindustrie von ihm längst genau verfolgt werde. Die hohen Kohlenpreise würden künstlich durch die Kohlenverkaufsvereine hervorgerufen. Diese Frage werde aber sobald nicht von der Tagesordnung verschwinden, und er werde sich anstrengen, um das Interesse der preußischen Regierung dafs e gvinnen. bestr 6 g. Leuschner bestreitet, daß die Kohlenpreise künstlich erhöht seien. Die Koblenverkaufsvereine hätten nur die b.Hhelcherh st

gewissen Grenzen gehalten. Erst jetzt seien die Preise einigermaßen

so, daß der Bergbau ohne Schaden arbeite.

Abg. Singer meint, die Zollbeamten brauchten nur zu thun, was der allgemeine Menschenverstand als richtig erkenne, und die Waaren nach dem Hauptbestandtheil verzollen, die betr. Handschuhe, also als baumwollene und nicht als Pelzwerk oder halbseidene.

Abg. Dr. Boeckel: Die antisemitische Partei bedauere, daß die Reichsregierung mit den Handelsverträgen die bisherigen Bahnen verlassen habe. Noch 1887 habe der Vertreter dieser Regierung einen Kornzoll von 3 für nicht ausreichend erklärt, der Zollschutz müsse erhöht werden, wenn die Landwirthschaft fortexistiren solle. Und er sei erhöht worden. Jetzt schraube man die Zölle wieder mrück und gebe die Landwirthschaft preis. Dieser Widerspruch müsse von nachtheiligstem Einfluß auf die ganze Entwicke⸗ lung der Landwirthschaft sein. Entweder damals oder jetzt müsse man doch nach der Meinung der betheiligten Kreise Unrecht

ehabt haben. Er erinnere den Reichskanzler an ein Wort des Frei⸗

errn vom Stein, der die Inschutznahme der Grundeigenthümer der Landwirthschaft für eine Haupipflicht des Staats erkläre. Diese erste und hauptsächlichste Pflicht der deutschen Regierung dürfe nicht ver⸗ nachläͤssigt werden, wenn sie der großen Erbschaft Stein's und anderer großer Staatsmänner würdig sein wolle. Nach einer dankens⸗ werth offenen Aeußerung des Reichskanzlers seien die Zölle berab⸗ gesetzt worden, weil die wachsende Agitation gegen die hohen Korn⸗ zölle eine Gefahr für das Land in sich trage. Die Regierung beweise mit dem Ausdruck dieser Befürchtung nur, daß sie nicht mehr sicher sei, daß sie keine festen Grundpfeiler habe, auf welchen sie ruhe, und sie mache mit solchen Aeußerungen die Sozialdemokraten nur noch übermütbiger, als sie schon seien, flöße ihnen mit solchen Zugeständnissen nur neuen Muth ein. Der Freisinn wolle den unbeschränkten Freihandel; für ihn sei charakteristisch, was die „Vossische Zeitung“ am 28. Mai 1889 in ihrer „Rundschau“ gesagt habe, die Aussicht auf eine gute Ernte laste auf dem Getreidehandel wie ein Alp. Sie wollten Freiheit des Handels, d. b. Freiheit der Börse und aller nichtproduzirenden Elemente der Bevölkerung. Der Abg. Dr. Barth habe in Nr. 25 seiner „Nation“

handels

wirthe,

keit ein

daß die

mindert.

Len;

erklärt.

von 1889 nackt und d

Theil mitgewirkt habe,

von Unzufriedenheit zu stören.

lich der Verträge,

sei, Durch die Herabsetzung der Zölle werde die Landwirthschaft noch mehr 3 L-3 Gerade die mittleren und anscheinend

ndwirthe

als bisher bedrü besser gestellten L Gewinn gebracht, den sie von ihrem Besitz noch erzielten. Die Land⸗ die heute klagten, seien diejenigen, stehen könnten, die, die nicht mehr ihre Stimme erhöben, seien bereits zu Grunde gerichtet Fortwährend steige die Zahl der Zwangsversteigerungen im Osten wie im Süden und Westen Deutschlands. wirthschaft solle für die Interessen der Industrie landes bluten! Die Einnahmen aus der lex Huene fielen fort, also müßten neue Kreissteuern erhoben werden, wieder eine Belastung für den Bauernstand. Selbst Amerika, diesen täglich gefährlicher werdenden Konkurrenten der deutschen Landwirthschaft, deutschen Zuckers willen. nützliches diese Handelsverträge

Präsidenten von Leve nur der Börsenspek Ebe g 1 arauf werden die einzelnen Theile des österreichisce Vertrages auf Antrag des 94 ’öö“ angenommen. In namentlich

so könne sich für nt 5 1 ihrer Arbeiter und durch ihre Zuführung zur künstli ß Industrie geschädigt werde. 8 eeeee I durch die E ihr aber die rbeiter entzogen. Darum weg mit einem solchen Gesetz. durch, le Zahl der Industriearbeiter Industrie wachse,

sondern

mit 243 gegen 48 Stimmen angenommen.

8 ne Debatte werden darauf das Vi mit Oesterreich Ungarn und f iehseuchenabkommen

und Belgien angenommen. Die eingegangenen Petitionen werden für erledigt

Schluß 4 ½ Uhr. Nachmittags 2 dnnc

ürr ausgesprochen, daß dieses Blatt ihr redlich

nicht

werde auch die Wehrhaftigkei Rei . Auch aus diesem Grunde 1.“ z 9 von ngarn und vor allen Dingen der ungarisch⸗jüdische Getreidehä 8 Durch diesen Vertrag werde der deutsche büeisch den Juden ausgeliefert. In dieses Vertrags eine Stärkung des Deutschthums. den ungarischen Parlamentsverhandlungen verlesen, wird aber vom tzow zur Sache gerufen.) Die Verträge würden ulation neuen Anreiz geben, es werde bald ein

(Zweite Berathung des Etats.)

um den öffentlichen Frieden durch Erregung Die Sozialdemokratie freue sich natür⸗ weil sie Anhängerin des Frei⸗ weil er der Proletarisirung vorarbeite. würden dadurch um den letzten kleinen die noch einigermaßen be⸗

Und diese Land⸗ und des Aus⸗

1 begünstige man um des Sei denn die Zuckerindustrie in Wirklich⸗

Glied des Staats? Seine Partei nicht erwärmen, weil sie es daß die Landwirthschaft durch Entziehung

Die Landwirthschaft biete den Arbeitern durch die Begünstigung der stimme er gegen die Verträge.

Vertrage habe nicht Oesterreich, sondern

ungarischen Kreisen fürchte man in Folge (Redner will aus

Abg. von Kardorff en bloc

er Abstimmung wird dann der ganze

die Handelsverträge mit Italien

Nächste Sitzung Dienstag, 12. Januar,

Statistik und Volkswirthschaft.

über die Ein⸗ 1.e

——

tsi

und Ausfuhr von Weizen, Roggen, Gerste, Mehl und Mühlenerzeugnissen über die Zollgrenze.

Weizen.

Roggen.

(Mühlen⸗ erzeugnisse an

Körnern von V Getreide ꝛc., Graupen,

1

Mengen in 100 kg netto

Jannar bis Juni 1891 . Davon aus: Rußland eö“ den Vereinigten Staaten von Amerika aganderen Ländern. u“ Inli bis September 1891 Davon aus: Rußland. .. dKesterreich⸗Ungan.... dden Vereinigten Staaten von Amerika . aunderen Ländern . Oktober / November 1891. .

8 Davon aus: Rußland.. . Oesterreich⸗Ungarn... den Vereinigten Staaten von Amerika anderen Ländern ““]

3 499 924 2 772 840

352 738 79 968 294 378 4 760 331 2 798 354 190 944 932 812 838 221 3 739 750 1 704 457 90 674

1 158 807 785 812

3 566 034 3 249 114 43 898

9 229 263 793 3 556 369 3 035 539 254 471 65 184 201 175 1 987 008 829 707 78 583 535 918 542 800

A. Eingang.

2 342 202 1 123 506 1 258 957 771 70 010 639 1 019

260 286 1 961

1 602 007 40 631 888 242 3 219 547 477 35 092 14 557 704 151 731 1 616 2 348 932 37 071 894 534 486 902 767 32 628 77 179 3 034 474 352 923

74 248

Summe Januar/ November 1891 Summe Januar/ November 1890

12 000 005 7 691 747

9 109 411

8 179 63

6 293 041 151 950 6 978 629 138 487

ESegen 1890: mehr.. .“ weniger.

Januar bis Juni 1891.

IIZ1121515155

Oktober / November 1891 Summe Januar / November 1891

4 308 258

908 995 403 461 276 140

929 772

B. Ausgang.

61 811 140 902 66 676

13 463

685 588

572 210 245 827 162 977

78 055 33 349 75 611

Summe Januar/ November 1890 Gegen 1890: mehr.

1 588 596

1 436 077

269 389 223 853

187 015 229 067

981 014 1 064 426

weniger.

152 519

45 536 V

1 Die Abweichung von der vormonatlichen Uebersicht beruht auf nachträglich eingega

42 052 83 412 ngenen Berichtigungen.

u*“ Torgthätiarest. 1 er verstorbene Rentner Gehlig hat nach der „Schles. Ztg.“ der Stadt Rawitsch rund 85 650 vermacht, unter der Seeh, Ztg.

daß die Zinsen von 24 000 jährlich an bestimmten Tagen für arme Kinder und Erwachsene evangelischer Konfession vertheilt werden, 5 Rest zur Etrichtung eines Armenhauses verwendel werden soll.

e letee ds s eh in Schlesien. Die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau“ berichtet: In Frev⸗ 1 stadt beabsichtigt der Magistrat in Uebereinstimmung nuSh. nep. lichen Körperschaften, für arme Schulkinder Suppenstationen einzu⸗ richten. J. Waldenburg haben Kommerzien⸗Rath Haeuschke b abrikbesitzer Dimter dem Comité zur Gründung einer Herberge ur Heimath ein großes Grundstück geschenkt. Es ist dadurch die Möglichkeit etwas näher gerückt, das zu erbauende Gebäude zugleich als Heimstätte für den evangelischen Jünglings⸗ und Männerverein einzurichten und mit dieser Gründung die zu errichtende Siechen⸗ station, eine Kleinkinderschule und ein Diakonissenhaus zu verbinden.

8 Zur Arbeiterbewegung.

n Schweidnetz hat, wie die Schweidnitzer „Tägl.

Rundschau“ berichtet, die Siagtverorbneen Hersneüecung⸗ 8

schlossen, 8 Fertigstellung der jetzigen städtischen Arbeiten

die bisher bei der Kommune thätigen Arbeiter weiter zu

bes chäftigen, um einem etwaigen, durch Arbeitslosigkeit be⸗

dingten Nothstande 1“] Der Erste Bürgermeister

ne Zustimmung.

Aus Stuttgart, 19. Dezember, wird gemeldet: Die Civil⸗ ützungsvereins deutscher Buchdrucker wegen Beschlagnahme

zur Verhütung einer Verwendung der Gelder 8 Uecntebme der Kasf

pflichtig abgewiesen und die Beschlagnahme aufrecht erhalten.

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Arbeiter, die wöchentlich weniger als 20 verdienen, sich pro Tag

In Wol Arthur Ka dasselbe Bla

10 ₰, und diejenigen, die haben, sich pro Tag 25 des Sandsiebens abgenomm

Der Au Oistro ist d

1983. dühen oergorbetten er „Berliner Volksztg.“ zufolge in Folge der Bewilli⸗ gung der Forderungen der Bergleute beendet. W“

Wie der „Köln. Ztg.“

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4

In

nur

Arbeiter der großen Marmorbrüche v i

vebefter Ee düeiaen 8. rbrüche von Bassdeles durch einen Londoner Telegramm des „W. T. B.“ beri .

telegraphischen Meldung aus Blackburn ist 1— aumwollenwebern ein Ausstand ausgebrochen. dern eine sün Webestüh

fprozentige

len steht still. Kunst und Wissenschaft.

en unwirthlichen Räumen des ehemaligen Kunst⸗ ngsgebäudes am Cantianeplatz sind rrenzentwürfe ausgestellt, welche für die zum Kyffhäuserdenkmal Kaiser Wilhelms I. einge⸗ liefert sind. Nachdem der architektonische Aufbau von Bruno Schmitz als Hintergrund und Standplatz für die Reiterstatue Paraisers festgestellt war, blieb der erfindenden Kraft der

ildhauer Nische des Thurmbaus, welcher Schmitz' Anlage krönt, galt es,

eine

Die Former haben sich, wie

einen Wochenverdienst von mehr als 25 ehflehen lassen, wofür ihnen die Arbeit en wird.

in Hrastnigg und

(Vgl. Nr. 298 d. Bl.) aus Mons gemeldet wird, suchen die

Arbeitstags zu erzwingen.

unter den dortigen Die Arbeiter

Lohnerhöhung. Eine große Anzahl von

hgt Zeit die

eiterfigur

beschränkte Aufgabe. Für die

Butter, schaftsbutter Ia. 124 126 ℳ, IIa. 121 123 ℳU, IIIa. 117 120 1-108 a.- 111 116 ℳ, Land⸗, Preußische 98 103 ℳ, Netzbrücher

ayer. Sennbutter 120 123 ℳ, do. Landbutter 98 103 ℳ, Schlesische 98 103 ℳ, Galizische 80 88 % Margarine 40 70 88 Schweizer, Emmenthaler 88 92 %

ein Reiterbild, umgeben von wenigen allegorischen Figuren zu schaffen. Von den vierzig Künstlern, welche an diese Aufgabe herangetreten sind, haben vier Preise er⸗ halten. Die erste Auszeichnung empfing Hundrieser⸗ Charlottenburg, dessen Entwurf das Kennwort trägt: Kaiser und Reich 1870. Auf dem Sockel, welcher halbkreisförmig aus der Nische hervortritt, erblicken wir den Heldenkaiser in wehendem Mantel und mit flatterndem Helmbusch auf einem in Paßgang kräftig vorschreitenden Rosse. Rechts ihm zur Seite ist die edelgebildete jugendliche Frauen⸗ gestalt der Geschichte gelagert, welche mit ehernem Griffel seine Thaten in einen Schild eingräbt; links eine kriegerische Heldengestalt mit Schild und Schwert in energisch kühner Haltung und kräftiger Modellirung. Wären die Ver⸗ hältnisse der Frauengestalt minder schlank und zierlich, so würde der Eindruck der ganzen Komposition vielleicht noch an Würde und Kraft gewinnen; aber auch so erhebt sich der Entwurf weit über diejenigen der Mitbewerber, unter denen Professor Volz⸗Karlsruhe den zweiten Preis errang: Der Kaiser brsitet segnend die Hand über sein Volk aus; rechts begleitet das Reiterbild die Reckengestalt Siegfried's, links breitet eine ins Knie gesunkene Victoria ihre Lorbeern vor dem Sieger aus. Besondere Er⸗ findungskraft zeichnet den figürlichen Sockelfries aus, der unter den übrigen Entwürfen vereinzelt dasteht. Die Kaiser⸗ gestalt von Ernst Wenck, die mit dem dritten Preise gekrönt wurde, ist in der schlichten Haltung vortrefflich ge⸗ lungen: der Kaiser hat seinen Helm abgenommen und scheint dankerfüllt in ein Gebet versunken. Die Seitenfiguren in ihren verzwickten Stellungen stören allerdings bedenklich die ruhige Gesammtwirkung. Gleichwohl hinterläßt die Schöpfung Wenck's einen tiefen Eindruck. Der vierte Preis fiel Gustav Eberlein zu, dessen beschwingte weibliche Genien die etwas süßliche Sentimentalität seiner Frauengestalten leider nicht verleugnen können, was vollends neben den grimmigen Löwenfiguren zu beiden Seiten des Sockels stark ins Auge fällt. Die Gestalt des Kaisers selbst wirkt in der theatralischen Geberde, die auch Ferdinand Keller für seine Apotheose beliebt hat, unnatürlich und widerspruchsvoll. Unter den übrigen zum Theil mehr als mittelmäßigen Ent⸗ würfen, die bei allen möglichen älteren Vorbildern Anleihen machen, sei noch Nr. 38 hervorgehoben, dessen alle leihen Figuren einen kühnen Wurf zeigen, ebenso als besonters breite und malerische Kompositionen Nr. 22, 24 und 33. Wild und überladen ist der Aufbau Hidding's Nr. 5, der aus der Nische den Kaiser mit seinen Heldenschaaren stürmisch hervor⸗ brecfang ast. shell chwung, Proportionen ver⸗

ückt ist schließli ie Arbeit L. Cauer's mit d 2 wort: Einheit und Stärke.

18 8

ELand⸗ und Forstwirthschaft.

An der Königlichen Landwirthschaftlichen Hoch⸗ schule zu Berlin finden, wie in E“ 8 6. laufenden Winter, und zwar in der Woche vom 8. bis 13. Februar 1892 Unterrichtskurse für praktische Landwirthe statt. Programme sind durch das Hochschul⸗ Sekretariat, Berlin N., Invalidenstraße 42, zu beziehen.

Die an der Königlichen Landwirthschaftlichen Ho schule zu Berlin angekündigten 88 werden im gegenwärtigen Winter⸗Semester von 517 Stu⸗ direnden (gegenüber 583 Studirenden im Winter⸗Semester 1890/91), und zwar von 344 ordentlichen und außerordent⸗ lichen G 21 Hospitanten (44), 31 Studirenden der 1G sioD1 2 dhsheseten der Berg⸗Akademie (11), Studirenden der Thierärztlichen Hochschule inkl Roßarztschule (113) besucht. 8 1 Hochsch

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Odessa. Der dortige Korrespondent des „Standard“ meldet daß die Influenza sich in allen Städten Südrußlands schnell aus⸗ breitet. In Odessa allein sind über 9000 Personen erkrankt, und die Sterblichkeit hat eine beunruhigende Höhe erreicht. In Kiew Charkow, Elisabethgrad, Kischenew und anderen großen Städten liegt nahezu ein Drittel der Bevölkerung an der Krankheit darnieder.

Egypten.

Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien h zember 1891 beschlossen, die gegenwärtig gegen die syrische Küste zwischen Mersina und Lattaquis (einschließlich), sowie gegen die An⸗ künfte von Hedjaz bestehende Cholera Quarantäne hinsichtlich der Küstenstrecke von Yambo im Norden bis Lith im Süden (beide Häfen eingeschloss en) durch die ärztliche Besichtigung zu ersetzen. Doch bleibe Schiffe, welche Pilger, Truppen oder ähnliche Menschenansammlunge WE liceen 88n vor 8n des Cholera

ntänereglements unterworfen. (Ver R.⸗A.“* vom 30. und 31. Oktober 1891.) v1“

Handel und Gewerbe.

Die europäische Donau⸗Kommission in Gala hat in ihrer letztvergangenen Herbstsession in der Sitzung vom 16. November d. J. im Interesse der Sicherheit de Schiffahrt die Bestimmung getroffen, daß der Unterschie zwischen dem Tiefgang der Schiffe und dem niedrigsten Wasser⸗ stand im Sulina⸗Arme, welcher bisher auf einen halben Fuß festgesetzt war, vom Wiederbeginn der Schiffahrt im kommende

Frühjahre an mindestens einen Fuß betragen müsse.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 10 529, nicht recht⸗

zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 374 rechtzeitig gestellt keine Wagen. M. gestellt 3746, nicht

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht Berlin stand am 18. De⸗

zember 1891 das Grundstück in der Antonstraße 27/28, dem Ingenieur

Gustav Albrecht zu Groß Lichterfelde gehörig, zur das

geringste Gebot wurde auf 94 000 festgesetzt; für das Meistgebot

bn 8 000 wurde der Kaufmann G. G. Brückner zu Berlin rsteher.

Berlin, 18. Dezember. (Amtliche Preisfeststellung für

Käse und Schmalz.) Butter: Hof⸗ und Genossen⸗

Pommersche 98 103 ℳ, Polnische 98 103 %

ne Käse: Bayerischer 60 70 ℳ, do. Ost⸗

v

und Westpreußischer Ia. 60 65

ℳ, do. IIa. 50 60 ℳ, Holländer

11u1“