führt. Ein Staat, der eire Rolle als Großmacht gespielt hat, sagte er, — in absehbarer Zeit wirtbschaftlich ein Kleinstaat werden; wollen die turoräischen Staaten sich erhalten, so müssen sie sich aneinander anschließen. Damit ist die große Bedeutung der Ver⸗ träge vollständig gekennzeichnet. Zwischen so ungeheueren ein⸗ beitlichen Wirthschaftsgebieten, wie das englische und das russische Weltreich, Nord⸗Amerika und bald wohl auch China sind, können die mitteleuropäischen Staaten ihre Stellung nicht aufrechthalten, wenn sie sich — um wieder ein Wort des Kanzlers zu gebrauchen — gegen⸗ seitig das Blut aussaugen. Jeder von ihnen würde alsbald seine Selbständigkeit dermaßen einbüßen, daß das Opfer an Selbständigkeit, das sie einander durch den Vertragsabschluß bringen, dagegen geradezu verschwindet. Und dieses Opfer bringen einander Staaten, von denen die drei größten müteinander im politischen Bunde stehen, sodaß die Erleichterung des Güteraustausches, die zwischen ihnen bergestellt wird, ein neues Band um politische Freunde schließt und die Vor⸗ theile, welche die Erleichterung gewährt, treue Bundesgenossen kräftigt. Wer sich dies vergegenwärtigt, der wird auch das Wort des Deutschen Kaisers verstehen, daß der Abschluß der Handelsvertrags⸗ verhandlungen eine rettende That ist und daß ihre Annahme durch den Reichstag einen Mark⸗ und Denkstein in der Geschichte Deutschlands bildet. Und wer sich vergegenwärtigt, daß es zwar auch diesmal, wie so oft, der Zwang der Umstände war, der zum Fortschritt geführt hat, daß es aber auch diesmal des weiten politischen Blicks bedurfte, um zu erkennen, ju welchem Ausweg der Zwang der Umstände drängt, der wird auch mit einstimmen in das hohe Lob, das der Kaiser seinem Kanzler gespendet hat. Die Monarchen und die Staatsmänner, die in Rohnstock übereingekommen sind, wieder eine Aera der Verträge für Mittel⸗Europa einzuleiten, haben sich den Anspruch auf den dauernden Dank der Völker erworben; dem Manne, der die große Sache zugleich auch im Parlament so glücklich geführt und da⸗ mit auch an der Vewirklichung des Programms hervorragenden Antheil hat, ist nunmehr der Dank seines Kaisers zu Theil geworden. Kaiser Wilhelm lat den Kanzler in den Grafenstand erhoben und hat in öffentlicher Rede sein glänzendes Verdtenst gebührend gefeiert. Der Kaiser bat auch darauf hingewiesen, wie ehrenvoll es gerade für den den Fragen der Volkswirthschaft bis dahin fremden Minister ist, es zu vollständiger Beherrschung des Materials gebracht zu haben, und wir hören eine Regung berechtigten Stolzes in dem Worte durchtlingen, daß ein „einfacher, schlichter General“ es verstanden habe, diese schwierige Aufgabe zu bewältigen. Es muß Drutschland in der That mit Genugthuung erfüllen, Männer aus seiner Armee holen zu können, die es vermögen, in ihnen fernliegende Fächer mit so viel Schärfe und Gründlichkeit einzudringen und die dadurch neuerdings beweisen, daß in ihr schon seit Jabrzehnten neben der Pflichttreue und Ritterlichkeit ununterbrochen auch jene Hochachtung für intellektuelle Arbeit herrscht, welche die regsamen Geister fördert und dem Talente Spielraum bietet. Es muß Deutschland aber die bedeutsame Leistung seines neuen Kanzlers auch mit der Beruhigung erfüllen, daß die Leitung der Geschäfte fortdauernd in fester, sicherer Hand ist und es mit Vertrauen auf die Reichsregierung blicken kann. Der Londoner „Standard“ erblickt in der schnellen Annahme der Handelsverträge durch den Deutschen Reichstag einen Triumph der Politik des Reichskanzlers Grafen von Caprivi. 1 1 Rie zuvor“, so schreibt das Toryblatt, „ist eine Reihe so wichtiger und weitgehender Abmachungen mit so großer Geschicklichkeit und Geschwindigkeit ins Leben gerufen worden.“ Auf den von ge⸗ wisser Seite erbobenen Vorwurf der Ueberstürzung bei den Be⸗ rathungen erwidert der „Standard“: „Es liegt auf der Hand, daß, wenn die Handelsverträge überharpt angenommen werden sollten, dies schnell geschehen mußte, namentlich in Arnbetracht dessen, daß die gesetzgebenden Körperschaften von Deutschland, Oesterreich⸗ Ungarn und Italien das den Verträgen zu Grunde liegende Prinzip gebilligt hatten und sie, soweit es sich um die unbestimmte Zahl der Einzelheiten handelt, Vertrauen in die mit ihrer Ausarbeitung beauftragt gewesenen Diener des Staates setzen. Es soll kein Vorwurf gegen Parlamente oder repräsentative Institutionen sein, wenn wir darauf hindeuten, daß sie, mit einer eingehenden und erschöpfenden Prüfung so ver⸗ wickelter Vorlagen betraut, die Verhandlungen nicht allein endlos in die Länge, sondern schließlich auf das Niveau eines einfachen Inter⸗ essenkampfes der mit einander konkurrirenden Industrien herabziehen würden. Wie die Verhältnisse jetzt liegen, hat der Dreibund durch den Abschluß der Verträge eine ansehnliche Kräftigung er⸗ fahren.“
Das „Armee Verordnungs Blatt“ enthält folgende Aller⸗ höchste Kabinetsordres:
1) über die Kriegsdienstzeit:
20 bestimme: Die güünarisce Aktion im Süden des deutschen Gebietes in Ost⸗Afrika 1889/90 gilt im Sinne des §. 23 des Gesetzes, betreffend die Pensionirung und Versorgung der Militärpersonen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine ꝛc, vom 27. Juni 1871 als ein Feldzug, für welchen den daran betheiligten Besatzungen Meiner Kreuzer⸗Korvette „Carola“ und Meiner Kreuzer „Sperber“ und „Schwalbe“ ein Kriegsjahr in Anrechnung zu bringen ist Zur Aus⸗ führung dieser Ordre haben Sie das Weitere zu veranlassen. Berlin, den 24. Februar 199l. Wilhelm. In Vertretung des Reichs⸗ kanzlers. Hollmann.
2) über die Anrechnung von Kriegsjahren für die aus dem aktiven Dienst zur Truppe des Reichskom⸗ missars für Ost⸗Afrika übergetretenen Militär⸗
ersonen: 8 9 bestimme, daß die militärischen Unternehmungen der Truppe des Reichskommissars für Ost⸗Afrika im Sinne des §. 23 des Ge⸗ setzes, betreffend die Pensionirung und Versorgung der Militärper⸗ sonen des Reichsheeres und Meiner Marine ꝛc., vom 27. Juni 1871 und des §. 49 des Reichs⸗Beamtengesetzes vom 31. März 1873 als ein Feldzug anzusehen sind. Denjenigen aus dem Heer oder Meiner Marine zu dieser Truppe übergetretenen Militärpersonen, welche in je einem der Jahre 1889, 1890 und 1891 an einem Gefecht Theil genommen haben, kommt je ein Kriegsjahr zur Anrechnung. Der Theilnahme an einem Gefecht ist eine fortlaufende Dienstzeit von zwei Monaten in je einem der drei vorbezeichneten Jahre gleich⸗ zustellen, mit der Maßgabe, daß, wo zwar eine fortlaufende Dienst⸗ zeit von iwei Monaten vorliegt, ihr Ende aber nicht in dasselbe Kalenderjahr wie ihr Anfang fällt, ein Kriegsjabr zur Anrechnung kommt. Gegeben Neues Palais, den 24. Oktober 1891. Wilhelm. von Caprivi.
3) über die Disziplinar⸗Strafgewalt des Gouverneurs des Invalidenhauses zu Berlin, der Kommandanten der Invalidenhäuser zu Carls⸗ hafen und Stolp, sowie Unterstellung des letzteren Invalidenhauses unter das Generalkommando XVII. Armee⸗Corps. 1
Auf den Mir gehaltenen Vortrag verleihe Ich dem Gonverneur des Invalidenhauses zu Berlin die Disziplinar⸗Strafgewalt eines Divisions⸗Commandeurs, den Kommandanten der Invalidenhäuser zu Carléhafen und Stolp die Disziplinar⸗Strafgewalt eines detachirten Stabsoffiziers. Den Commandeur des Husaren⸗Regiments Fürst Blücher von Wahlstatt (Pommersches) Nr. 5 entbinde Ich von der Oberaufsicht über das Invalidenhaus zu Stolp und bestimme hierbei, daß letzteres dem Generalkommando des XVII. Armee⸗Corps unmiltelbar untersteht. Neues Palais, den 12. November 1891. Wilhelm. von Kaltenborn.
4) über die künftige Benennung des Infanterie⸗
bestimme, daß das Infanterie⸗Regiment Prinz Friedrich Karl von S (8. Sneee Nr. 64 künftig den Namen „Infanterie⸗Regiment General⸗Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgisches) Nr 64“ führen soll, und beauf⸗ trage Sie, diese Meine Bestimmung der Armee bekannt zu mache.. Letzlingen, den 14. November 1891. Wilhelm. An den Kriegs⸗ Minister. “ Der Kriegs⸗Minister macht bekannt, daß Seine Majestät e. König von Sachsen Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich das 1. (Königlich Sächsische) Ulanen⸗Regiment Nr. 17. verliehen und anbefohlen hat, daß dieses Regiment fortan die Bezeichnung „l. Ulanen⸗Regiment Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oester⸗ reich, König von Ungarn“ zu führen und den Namenszug seines Allerhöchsten Chefs zu tragen hat.
Die Kriegsschulen Neisse, Glogau, Anklam, Engers und Metz werden den zweiten abgekürzten Kursus im April 1892, den dritten im Januar 1893 beginnen. Anmeldungen hierfür (Kriegsschulinstruktion §. 17) werden von der Inspektion der Kriegsschulen bis zum 5. März bezw. 5. Dezember 1892 angenommen. Etwaige, in jedem Einzel⸗ falle besonders zu begründende Nachtragsanmeldungen sind nur bis zum 20. März bezw. 20. Dezember 1892 zulässig. Die Kriegsschule Hersfeld beginnt den dritten abgekürzten Kursus Anfang September 1892. Anmeldungen hierfür werden bis zum 5, spätestens zum 20. August 1892 an⸗ genommen. Die Kriegsschulen Potsdam, Hannover und Kassel beginnen den dritten abgekürzten Kursus im Juli 1892. Anmeldungen hierfür werden bis zum 5, spätestens zum 20. Juni 1892 angenommen.
Bei der Ober⸗Militär⸗Examinations⸗Kommission finden 1892 in jedem Monat, ausgenommen Februar, März und Juli, Offiziers⸗ und Portepee⸗Fähnrichs⸗Prüfungen statt, im Juni jedoch nur an einem Termine.
Der Sanitätsbericht über die Königlich preußische Armee, das XII. (Königlich Sächsische) und XIII. (Königlich Württembergische) Armee⸗Corps für das Berichtsjahr vom 1. April 1888 bis 31. März 1889 ist im Druck fertiggestellt. Den Kommandobehörden u. s. w. werden die für sie bestimmten Exemplare demnächst zugesandt werden.
Nr. 23 des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“ enthält eine Uebersicht derjenigen Infanterie⸗Truppentheile, welche am 1. April 1892 Einjährig⸗Freiwillige ein⸗ stellen, sowie Bestimmungen für die Anstellung von Unter⸗ offizieren mit neunjähriger Dienstzeit als Konstabler bei der Polizeibehörde der Freien und Ha üdt Hamburg.
—ᷓ’;— 1“ B1“ 88
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Lübeck Dr. Klügmann ist von Berlin wieder
abgereist.
Die abgelösten Besatzungstheile von S. M. Kreuzer „Möwe“ und „Schwalbe“ sind unter Führung des Kapitän⸗Lieutenants Wilde mit dem Dampfer „Kaiser der Deutschen Ost⸗Afrika⸗Linie am 20. Dezember in Hamburg eingetroffen.
Das „Marine⸗Verordnungsblatt“ enthält folgende Mit⸗ theilung über Schiffsbewegungen (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort): 1 . M. S. „Blücher“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Bussard“ 10/11. Sydney 1./12. — Apia. (Poststation: Apia.) S. M. Av. „Greif“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Habicht“ 14./10. Kamerun. (Poststation: Capstadt.) S. M. Fhrza. „Hay“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Pacht „Hohenzollern“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hväne“ 29./11. St. Paul de Loanda 5/12. — 15,/12. St. Thomé 18./12. — Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knyubt. „Iltis“ 9./12. Ningpo 13./12. — 14/12. Shanghai. (Poststation: Hongkong.) S. M. Fhrzg. ⸗Loreley Kon⸗ stantinopel. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Krzr. „Möwe“ Sansibar. (Poststation: Sansibar.) S. M. S. „Moltke“ 19/10. Bahia. 16./11. — 6/12. Trinidad. 13./12. — 15 /12. Barbados 28/12.— St. Vincent. (Poststation: Kingstown [St. Vincent, Westindien].) S. M. Fhrzg. „Nachtigal“ Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Fhrag. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Transportdpfr. „Pelikan⸗ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 3/12. Bombay. (Poststation: Bombay.) S. M. Pzfhrzg. „Siegfried“ Wilhelmshaven (Poststation: Wil⸗ helmshaven.) S. M. Krzr. „Sperber“ 6./6. Apia. (Poststation: Sydney) S. M. Av. „Wacht“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 29 /10. Hankow (Poststation: Hongkong.) — Kreuzer⸗Geschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff), S. M. S. „Alexandrine“, S. M. S. „Sophie“ 27/11. Valparaiso 12 /12. — Montevideo. (Poststation: Capstadt.) — Manöverflotte: S. M. S. „Baden“ (Flaggschiff), S. M. S. „Bayern“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Oldenburg“ Wil⸗ helmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven) — Uebungs⸗Ge⸗ schwader: S. M. S. „Friedrich Carl“ (Flaggschiff), S. M. S. „Friedrich der Große“, S. M. S. „Deutschland“. S. M. S. „Kronprinz“, S. M. S. „Prinzeß Wilbelm“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Av. „Pfeil“ Kiel 17./12. — Wilhelmshaven. (Poststation: Kiel.) — Ablösungstransport: für S. M. Krir. „Möwe“, S. M. Krzr. „Schwalbe“ Ausreise mit dem Reichs⸗Postdpfr. „Reichstag“ der deut⸗ schen Ost⸗Afrika⸗Linie: Hamburg 14./10. — 18/11. Sansibar; Heimreise: mit dem Reichs⸗Postdpfr. „Kaiser“ Sansibar 20/11. — Hamburg.
E“ “ Bayern 5 ““
München, 19. Dezember. Die Kammer der Ab⸗ geordneten hat heute nach dreitägiger Debatte den gesamm⸗ ten Etat des Ministeriums des Innern nach den An⸗ trägen des Ausschusses genehmigt. Unter den bewilligten Positionen befinden sich auch 850 000 ℳ für den Neubau des Nürnberger Gewerbe⸗Museums, die der Minister des Innern besonders befürwortet hatte. Die nächste Sitzung ist für einen Tag der zweiten Woche nach Neujahr in Aussicht genommen.
Sachsen.
Dresden, 19. Dezember. Gestern hielten beide KNammern Sitzungen ab. In der Ersten Kammer gelangte die Petition des Amtsgerichts⸗Controleurs Richard Walther in Ostritz, welche um Erlaß eines Gesetzes wegen die Ermächtigung der Spar⸗ kassenverwaltungen zur Annahme, Verwahrung und Verwaltung von Werthpapieren bittet, zur Berathung. Die vierte Depu⸗ tation beantragt, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Die
erstatter darauf hingewiesen hatte, . Gründe anführe, daß es sich aber, da die durch ein solches Gesetz zu erwartenden Vortheile außer Ver⸗ hältniß ständen zu den Gefahren, welchen die Gemeinden da⸗ durch ausgesetzt werden könnten, nicht empfehle, einen gesetzlchen Zwang auf die Sparkassen in Bezug auf Errichtung von Depositenabtheilungen auszuüben. Nach Erledigung weiterer Petitionen vertagte sich die Kammer bis zum 7. Januar. Die Zweite Kammer er⸗ ledigte den Abschnitt C des Staatshaushalts⸗Etats, allgemeine Staatsbedürfnisse mit Ausnahme des Kap. 24, Königliche Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, und die zu Kap. 23 und 31 durch Nachtrags⸗Etat erhobenen Forde⸗ rungen. Den Anträgen der Finanz⸗Deputation A. ent⸗ sprechend, wurden sämmtliche Kapitel nach der Regierungs⸗ vöorlage bewilligt. In ihrer heutigen Sitzung bewilligte die Zweite Kammer die Titel 4, 16, 22, 24, 26, 36 und 49 des außerordentlichen Staatshaushalts Etats und trat dann in die allgemeine Vorberathung des nachstehenden Antrags des Abg. Dr. Mehnert und Genossen ein.
Die Kammer wolle beschließen: 8 b Den Abg. Liebknecht aufzufordern, binnen einer vom Direktor um zu bestimmenden angemessenen Frist den Nachweis dafür zu erbringen, daß die nach § 20, verbunden mit §. 4 des Wahlgesetzes, erforderlichen Voraussetzungen seiner Wählbarkeit und mithin der Mitgliedschaft der Zweiten Kammer seit Schluß des letzten Landtags ununterbrochen vorhanden gewesen sind, zugleich auch die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, über das fortdauernde Vorhandensein dieser Voraussetzungen Erörterungen anzustellen.
Dr. Schill, Klemm, von Oehlschlägel und Liebknecht — welcher Letztere den Wunsch nach möglichster Beschleunigung der An⸗ gelegenheit äußerte — anschlossen, wurde der Antrag Mehnert zur Vorberathung an die Gesetzgebungs⸗Deputation verwiesen. Die Kammer vertagte sich hierauf bis Donnerstag, de 7. Januar.
S Baden.
Karlsruhe, 19. Dezember. hat ssich nach 16 „Karlsr. Ztg. des Januar vertagt. 3 Auf Veranlassung des Ober⸗Schulraths hat, wie dem „Schw. Merk.“ geschrieben wird, das Ministerium des Innern genehmigt, daß der Fortbildungsunterricht der Mädchen in Gestalt einer Unterweisung in Haushaltungskunde mit Uebungen im Kochen ertheilt werden kann. Gemeinden, welche diese Ein⸗ richtung für alle zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichteten oder nur für durch ihre Eltern zur Theilnahme bestimmte Mädchen einführen wollen, haben sich deshalb an die Ober⸗ Schulbehörde zu wenden. Der Unterricht in einer als Haushaltungsschule eingerichteten Fortbildungsschule soll neben der praktischen Anleitung in Zubereitung der Kost für einen einfachen Haushalt umfassen: Unterweisung und Uebung in allen mit der Führung eines Haushalts zusammenhängenden schriftlichen Arbeiten, Aufzeichnungen und Berechnungen, Be⸗ lehrung über Wohn⸗ und Schlafräume, Heizung und Beleuch⸗ tung, Wäsche und Kleidung, über Nährwerth, Auswahl und Aufbewahrung von Lebensmitteln, über Krankenpflege und ähn⸗ liches. — Auf Grund einer Vereinbarung mit dem Ministerium des Innern soll von dem Schutzverein für entlassens Strafgefangene der Versuch gemacht werden, männliche und weibliche Insassen der polizeilichen Arbeitshäuser bei en schiedenen Anzeichen der Besserung nach dreimonatiger bis halbjähriger Verbüßung der Strafhaft auf Probe zu entlassen. Die Entlassenen sollen sofort bei geeigneten Familien unte gebracht werden, welche sich mit ihrer Gewöhnung an Sitte, Ordnung und Arbeit unter Umständen gegen Entgelt zu be⸗ fassen bereit sind. Der Widerruf soll erfolgen, wenn der Ent⸗ lassene die für ihn vermittelte Stellung verläßt oder sonst durch seine Führung zu erkennen giebt, daß er nicht gebessert ist.
Sachsen⸗Altenburg.
Altenburg, 19. Dezember. Der Landtag hat nach der „Ger. Ztg.“ gestern die wegen der staatlichen Hülfe⸗ leistung an die durch Saalehochwässer geschädigten Gemeinden und Privatpersonen gestellten Regierungsanträge einstimmig enehmigt unter Erhöhung der geforderten Dispositions⸗ umme von 10 000 auf 15 000 ℳ ““
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 19. Dezember. Seine Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg ist, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, heute aus England hier eingetroffen. “ Schwarzburg⸗Sondershausen. b Spondershausen, 19. Dezember. Der Landtag willigte in seiner Sitzung vom 15. d. M. dem „Reg.⸗ u. Nachr. Bl.“ zufolge die Kosten für den Erweiterungsbau des Landes seminars und genehmigte eine Etatsüberschreitung für die gleiche Anstalt. wuß 2 Bewirthschaftung der Privatforsten nach längerer Debatte an genommen. In den Sitzungen vom 16. und 17. gelangte der Gesetzentwurf über die Erbschafts⸗ und Schenkungssteuer zur Be⸗ rathung. Die Vorlage wurde mit allen gegen eine Stimme angenommen.
Die Erste Kammer bis zur zweiten Hälfte
der Realschule in Arnstadt geforderten Beträge und genehr heute die für einige durch Hochwasser geschädigte Gemeinden verlangten Summen. Ein aus dem Hause hervorgegangener Antrag auf Abänderung der Artikel 97 und 130 der Gemei ordnung wurde ebenfalls angenommen.
Straßburg, 20. Dezember. Der Kaiserliche Statthalter Fürst Hohenlohe ist, an der Influenza erkrankt, aus Berlin hierher zurückgekehrt, doch ist nach der „Straßb. Post“ bereits eine erfreuliche Besserung eingetreten und das Fieber ge schwunden. Die Prinzessin Elisabeth ist gestern Abend die Fürstin Hohenlohe in dieser Nacht hier wieder ein getroffen.
8
Oesterreich⸗Ungarn.
11“ v“ 3 “ Wien, 20. Dezember. Heute Vormittag fand, wie „W. T. B.“ berichtet, in Gmünd die feierliche Beisetzung der Leiche des Erzherzogs Sigismund in der dortigen
Schloßkapelle statt. . In der gestrigen Sitzung des Herrenhauses be⸗
Regiments Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgisches) Nr. 64:9.. 8
1 Kammer nahm diese
Antrag einstimmig an, nachdem der Bericht⸗
tragte der Fürst Schönburg Angesichts der kurzen verfüg
Auf Antrag des Abg. Bönisch, welchem sich die Abgg, 6
Hieran anschließend wurde der Gesetzentwurf über die Aufbringung der Ruhegehälter und Wartegelder
Sodann wurde der Gesetzentwurf über die
morgen vertagt.
hinderten.
daß der Minister für Landwirthschaft Chaplin demnächst in abhalten werde, bei denen Alles erörtert werden soll, was die Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter betrifft. solche Leute, gezogen werden. im Januar stattfinden und dabei besonders zur Sprache
zur Bebauung und Landübertragung geschehen kann. Aber schaftlichen Arbeitern freistehen. am Barton für erwählt erklärt, da keine anderen Kandidaten aufgestellt waren.
„Jrish Daily Independent“, auf dem großen, vor einigen Monaten unter dem Vorsitz von Parnell in Leinster Hall abgehaltenen Parteitage aufgestellt wurden, nämlich „1) Nationale Selbstverwaltung; 2) Reform der lamentarischen und städtischen Stimmrechts; 5) die Entwicke⸗ lung und Ermuthigung der irischen 6) die Wiederbelehnung der während der Dauer der Agitation ungerechterweise vertriebenen Pächter Wie der „Times“ aus Rangun von gestern telegraphirt wird, habe Lieutenant Ehlers Birma verlassen, um sich nach
Indien zu begeben.
Ribot wird, wie „W. T. B.“ meldet, morgen in der Kammer
Widerstandes der franzö
sich bei den Maßnahmen zur Unterdrückung des Sklaven⸗ Aufrechterhaltung des status quo und ho
sikation der Brüsseler Generalakte, beantragen. 8 ür.;- des Auswärtigen Ribot die schwedischen Abgesandten
Frauenarbeit ab.
der Kirche, nicht bei allen möglichen Veranlassungen brennende
baren Zeit noch in der nämlichen Sitzung den Ausschuß zur Vorberathung der Handelsverträge zu wählen, welche den bisherigen Zollkampf beendigten und eine Wohlthat für die Völker bildeten, aber auch eine große politische und weltgeschichtliche Bedeutung besäßen und der richtige Weg seien zur Kräftigung Europas gegenüber den anderen Welt⸗ theilen. (Beifall). Der Antrag wurde angenommen. Die Vertrauensmänner der Abgeordneten der Nationalpartei haben gestern, wie aus Prag gemeldet wird, eine Kundgebung beschloss en, welche heute von den Organen der Alt⸗Czechen publizirt wird. Es wird darin der Ueber⸗ zeugung Ausdruck gegeben, daß die österreichische Monarchie für das böhmische Volk das sicherste Bollwerk nationaler Sonderexistenz bilde; das Herrscherhaus theile mit der böhmischen Nation seit Jahr hunderten Freud' und Leid. Die Kundgebung verurtheilt die unpatriotischen und sündhaft leichtfertigen Aeußerungen des Gegentheils, welche der Wahr⸗ eit nicht entsprächen, auf das Schärfste und versichert, das öhmische Volk verharre in unverbrüchlicher Treue zu dem Saege. von dem es weiteren Schutz seiner Nationalität erhoffe. Das ungarische Unterhaus nahm in seiner gestrigen Sitzung den Gesetzentwurf über die Regelung der Pensions⸗ bezüge der Volksschu llehrer in dritter Lesung an und trat dann in die Verhandlung der Gesetzentwürfe über die Inartikulirung der mit dem Deutschen Reich, Italien, Belgien und der Schweiz abgeschlossenen Handels⸗ verträge ein. Ueber den Beginn der Berathung ist bereits in Nr. 299 des „R⸗ u. St.⸗A.“ telegraphisch berichtet worden. Im weiteren Verlauf der Debatte erklärten die Abgg. Ludran (äußerste Liake) und Kun (Unabhängigkeitspartei), die Handelsverträge anzunehmen. Der Abg. Matlekovics (liberale Partei) stimmte den Verträgen zu und besprach unter anderem die Weinzölle, indem er hervorhob, Italien habe das größte Interesse, den französischen Wein abzuhalten, weshalb eine Reduzirung des Zolles Ungarn nicht unmittelbar bedrohe. Diese Gefahr könnte eintreten, wenn Italien mit Frankreich einen Handelsvertrag abschlösse. Nachdem noch der Abg. Abranyi erügt hatte, daß im Texte der Verträge die staatliche Unab⸗ Bänditen Ungarns nicht wie im Vertrage vom Jahre 1869 sonders hervorgehoben sei, wurde die weitere Debatte auf In Pest kam gestern Mittag in der Franz Joseph⸗Kaserne ein Pistolen⸗Duell zwischen dem Minister für Landes⸗ vertheidigung Freiherrn von Fejervary und dem Abge⸗ ordneten Ugron zum Austrag. Nach zweimaligem resultatlosem Kugelwechsel folgte unmittelbar ein Duell auf Säbel. Beide Duellanten trugen Hiebwunden an den Armen davon, Minister Fejervary außerdem eine Rißwunde an der Ohr⸗ muschel, sodaß die Sekundanten die Kampfunfähigkeit der Duellanten feststellten und die Fortsetzung des Duells ver⸗ Noch auf dem Kampfplatze fand eine Versöhnung der Duellanten statt.
Großbritannien und Irland. Die konservative „Birmingham Gazette“ kündigt an, einer Anzahl ländlicher Distrikte persönlich Konferenzen
1 Nur die Pflug und Spaten handhaben, sollen hinzu⸗ Die erste dieser ländlichen Konferenzen soll
kommen, was in Hinsicht auf Kleinstellen für Arbeiter, Land
auch alle sonstigen Wünsche zu äußern, soll den landwirth⸗ Im Wahlkreise Mittel⸗Armagh in Irland wurde 17. d. der konservative Parlamentskandidat Dunbar
Nach längerer Verzögerung ist nunmehr am 18. d. die rste Nummer des neuen parnellitischen Blattes, des Frish in Dublin veröffentlicht worden. Die Ziele des Blattes sind, wie es erklärt, dieselben, welche
Landgesetze; 3) lokale Selbstverwaltung; 4) Erweiterung des par⸗ Arbeit und Industrie;
mit ihren Kleinstellen“.
Ram, Annam, Tongking, den Philippinen und Holländisch
Frankreich. “ 8 — Paris, 20. Dezember. Der Minister des Auswärtigen
den Schriftwechsel mit Belgien, betreffend die Brüsseler Congo⸗ Konferenzakte, deren Ratifikation in Folge des
schen Kammer bis zum 2. Januar 1892 vertagt war. Danach acceptirt Belgien, soweit es handels zur See um die französische Flagge handelt, die 5 hierzu auch die der anderen Mächte zu erhalten. Ribot wird die stimmung über die Vorlage, betreffend die Rati⸗
Zustimmun sofortige
Der schwedische Gesandte Due stellte am Sonnabend dem
Frenckel und Christophren vor, welche beauftragt sind, über die Verlängerung der Artikel des Handels⸗ und Schiffahrtsvertrags zu verhandeln, soweit sich solche nicht auf die Tarife beziehen, sowie über die gegenseitige Be⸗ alldlung als meistbegünstigte Nation. Die Besprechungen ollen in der nächsten Woche beginnen.
„Die Deputirtenkammer berieth gestern den mit einigen Abänderungen vom Senat zurückgelangten Gesetzentwurf über die Frauen⸗ und Kinderarbeit in Fabriken und lehnte die vom Senat beschlossenen Abänderungen, namentlich die Beschlüsse über die Aufhebung der Beschränkungen der
„Der „Temps“ bespricht das in Nr. 299 des „R. u. St.⸗A.“ erwähnte Schreiben des Bischofs von Annecy und räth
Fragen aufzurühren. Das verbiete ihren Dienern nicht nur
Bomben an dem Thor des Polizeikommissariats von Clichy, im Weichbilde von Paris, niedergelegt. Die Zünder 2 angezündet, hatten indessen nicht weiter gebrannt.
Rußland und Polen.
Für die Ausführung der öffentlichen gemeinnützi⸗ gen Arbeiten in den nothleidenden Gouvernements ist eine Kommission unter dem Vorsitz des Präsidenten des Oekonomie⸗Departements, Reichsraths Abasa ernannt worden. Zu den Mitgliedern der Kommission gehören dem „W. T. B.“ zufolge die Minister des Innern und der Finanzen und der Reichs⸗Controleur. Mit der Leitung der Arbeiten wurde General Annenkow betraut. An Geldmitteln für die aus⸗ zuführenden Arbeiten sind 10 Millionen Rubel bewilligt worden. Außer den bereits früher zur Vertheilung von Brod und Samen an die Nothleidenden verwendeten 31 851 000 Rubel wurden in den Monaten Oktober und November noch 23 917 000 Rubel zu demselben Zwecke aufgewendet.
Italien. S. In der italienischen Deputirtenkammer hat am Sonnabend der damit beauftragte Referent, Deputirte Ellena den Bericht über den österreichisch⸗italienischen und den deutsch⸗italienischen Handelsvertrag vor⸗ gelegt. Dann setzte die Kammer die Debatte über das „Sperrgesetz“ fort. Der Schatz⸗Minister Luzzatti er⸗ klärte im Laufe der Berathung: Der Voranschlag der Ein⸗ nahmen sei auf das Genaueste festgestellt, und er hoffe, daß die veranschlagten Ausgaben nicht überschritten werden würden. Nach der Rede des Schatz⸗Ministers wurde die Generaldebatte geschlossen und zur Berathung der beantragten Tagesordnungen übergegangen. Nach⸗ dem diese von den Antragstellern begründet worden, nahm der Minister⸗Präsident Marchese di Rudini das Wort. Er hob, nach dem Bericht des „W. T. B.“, die Wichtigkeit des Gesetzentwurfs hervor und stellte die Vertrauensfrage. Giolitti erklärte, daß er für ein Vertrauensvotum, Bonghi, daß er gegen ein solches stimmen werde. Imbriani sührte aus, er werde einem Kabinet, das sich auf den Dreibund stütze, niemals Steuern bewilligen. Crispi vertheidigte die Regie⸗ rungshandlungen seiner Verwaltung und erklärte, er habe den Dreibund vorgefunden, ihn dem Wohle des Landes dienstbar gemacht und die bereits beschlossenen Rüstungen vervoll⸗ ständigt. Er sei von der Nothwendigkeit neuer Steuern über⸗ zeugt, halte jedoch das Sperrgesetz für verfassungswidrig und werde gegen dasselbe stimmen. Sonnino (Centrum) äußerte, er wolle Angesichts der Nothwendigkeit der Konsolidirung des Budgets und des Kredits für das Kabinet votiren. Zanardelli hielt die Bewilligung von neuen Steuern für schwierig und erklärte, gegen das Kabinet stimmen zu wollen. Auch Ca⸗ vallotti äußerte sich in diesem Sinne, da das Kabinet sein Programm geändert habe. Grimaldi trat für das Ministerium ein. Der Minister⸗Präsident nahm hierauf nochmals das Wort und führte aus, er wolle die Erfordernisse des ordentlichen Budgets durch gründliche Ersparnisse decken, auf denen er beharre; das Eisenbahndefizit werde er aber nie⸗ mals ausschließlich decken. Zu gelegener Zeit werde er an organische Reformen gehen. Hierauf wurde zunächst der erste Theil der von Sonnino beantragten Tage sord nung, worin das Vertrauen zu der Finanzpolitik des Kabinets aus⸗ gesprochen wird, mit 248 gegen 124 Stimmen angenommen; drei Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. Sodann nahm die Kammer auch den zweiten Punkt der Tagesordnung Sonnino — und zwar durch Aufstehen und Sitzenbleiben — an und trat demzufolge in die Berathung der einzelnen Artikel des Sperrgesetzes ein. Gegen 7 Uhr Abends wurde die Sitzung geschlossen. 8
Spanien.
Zu Ehren des Prinzen Albrecht von Preußen fand Abend im Königlichen Palais zu Madrid ein E fan att.
Wie „W. T. B.“ aus Madrid erfährt, haben sich Italien, Norwegen und die Schweiz bereit erklärt, ihre Handels⸗ verträge mit Spanien, welche am 1. Februar 1892 ablaufen, um fünf Monate zu verlängern. Nach Veröffentlichung des neuen spanischen Zolltarifs werden auch lebhaftere Unterhandlungen Spaniens mit England wegen Abschlusses eines Handels⸗ vertrages erwartet.
Die Cortes sind zum 11. Januar einberufen worden. Schweiz. Der bisherige Bundes⸗Präsident Welti hat das von den Aargauer Mitgliedern des Nationalraths gemachte Anerbieten, ihm sofort nach Ablauf seines Bundesrathsamts einen Sitz im Nationalrath einzuräumen, abgelehnt. — Der Nationalrath genehmigte, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Anträge des Bundesraths wegen der „Arbeit in den Fa⸗ briken“, und der Ständerath übereinstimmend mit dem Nationalrath u. A. noch den Alkoholvoranschlag, die Maß⸗ dee-e ““ g 18n- über die Tessiner ngelegenheiten un ie Errichtung einer eidgenössischen Werthschriftenverwaltung. 8 „Im Kanton Basel hat gestern die Volksabstimmung über die Vorlage stattgefunden, welche die Wahl der Richter durch das Volk bezweckt. Laut Telegramm der „Frkf. Ztg.“ wurde die Vorlagp e mit 2570 gegen 1504 Stimmen angenommen. Die Zolltarifkommission des Nationalraths, welche die mit Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn ab⸗ geschlossenen Handelsverträge vorzuberathen hat, hielt am Freitag Abend eine erste, kurze Sitzung. Sie wird am 11. Januar wieder zusammentreten. Die Handelsvertrags⸗ Unterhandlungen mit Italien stehen der „Frkf. Ztg.“ zu⸗ folge auf einem schwierigen Punkt. Der Bundesrath stelle bezüglich mehrerer Positionen bestimmte Forderungen, auf denen er, selbst auf die Gefahr hin, daß kein Vertrag zu Stande kommen sollte, beharren werde.
Belgien.
Am Donnerstag ist bei der Kammer der Bericht des Central⸗Ausschusses eingegangen über die von der Berathung des Nachtrags⸗Etats her rückständige Frage, wer, der Kriegs⸗ Minister Pontus oder der General⸗Inspecteur für das Geniewesen, General Brialmont, die Schuld daran trage, daß man sich in dem Etat von 1888 verrechnet hatte, indem man in der Kammer von 54 Millionen sprach, die für die Anlage der Maasbefestigungen aus⸗ gegeben werden sollten, während das Erforderniß 71 ½ Millionen beträgt⸗ nämlich 45 ½ Millionen für die Bauarbeiten und 26 Millionen für die Verpanzerung, wozu später noch besondere Ausgaben für Geschütze und für
ihm
ihre Pflicht als Bürger, sondern auch ihr Interesse als Priester. In der Nacht 8. zum 19. d. M. wurden vier
noch 13,7 Millionen von den 71 ½ zu bewilligen. Dieses Kesultat hat zu einem Zerwürfniß zwischen dem Kriegs⸗ Minister und dem General geführt, welches der „Indsp. belge“ zufolge den Ersteren zur Einreichung der Demission veranlaßt haben soll, während das „Journal de Bruxelles“ dieses Ge⸗
rücht für unbegründet erklärt. Gestern ist in Brüssel der ehemalige Minister Jacobs, Deputirter für Antwerpen, gestorben. Bulgarien. v
In der Angelegenheit der Ausweisung des franzö⸗ sischen Journalisten Chadourne erklärt die „Agence dean⸗ nique“ gegenüber der von der St. Petersburger „Nowoje Wremja“ aufgestellten Behauptung, daß die Ausweisung von Aus⸗ ländern aus Bulgarien den Kapitulationen widerspreche: die Auffassung des Blattes sei keineswegs diejenige der russischen Regierung, da die letztere, als sie die Ausweisung der angeblichen Nihilisten aus Bulgarien verlangte, in der darauf bezüglichen Note an den bulgarischen Minister des Auswärtigen betont habe, daß die bulgarische Regierung sich vorbehalten habe, gegebenen Falls auswärtige Staats⸗ angehörige aus Bulgarien auszuweisen. Gegenüber der aus französischer Quelle stammenden Meldung, daß die bulgarische Regierung bei der Ausweisung des Zeitungs⸗ korrespondenten Chadourne die Intervention des fr zösischen diplomatischen Agenten nicht nachgesucht habe, kon⸗ statirt die „Agence balcanique“, es sei thatsächlich keine schriftliche Mittheilung erfolgt, aber die Unterredung des Ministers Grekoff mit dem Vertreter Frankreichs Lanel in der Ausweisungsangelegenheit habe im Ministerium des Auswärtigen stattgefunden und somit einen offiziellen, nich wie behauptet, einen privaten Charakter gehabt.
In derselben Angelegenheit wird, wie „W. T. B.“ au Konstantinopel meldet, der französische Botschafter Cambo der Pforte eine Note überreichen, worin die Forderungen Frankreichs formulirt werden. Wie aber aus derselben Quelle verlautet, betrachte die Pforte die Angelegenheit al eine interne und nicht als eine der Jurisdiktion der Pfort angehörende, umsomehr, als Frankreich erst nach Abbruch de Beziehungen sich an die Pforte gewandt habe. Hätte Frank reich diesen Schritt vorher gethan, dann wäre es der Pfort möglich gewesen, ihren Einfluß im Sinne einer freundliche Lösung zu üben.
Schweden und Norwegen.
. (F) Stockholm, 18. Dezember. D
in diesen Tagen ein Rundschreiben an alle schwedischen Dampf schiffs⸗Rhedereien außerhalb Stockholm erlassen, in welchem e um Angabe der Fahrtgeschwindigkeit ihrer Dampfer sowi um Auskunft darüber ersucht, eine wie große Anzahl von Truppen von ihnen aufgenommen werden könne. Dies Mittheilungen werden gewünscht, um sie bei der Ausarbeitun eines neuen Mobilisirungsplans verwenden zu können.
Der Führer des Centrums der Zweiten Kammer Dr Herslow hat, wie „Aftonbladet“ mittheilt, sich bereit erklärt, das Präsidium der Zweiten Kammer zu übernehmen, nachdem er das schriftliche Versprechen wegen Mitwirkung der Regie rung zur Herabsetzung der Getreidezölle erhalten habe.
Amerika.
Im Senat der Vereinigten Staaten hat der Senato Mitchell aus Oregon, wie „R. B.“ meldet, den Antrag gestellt, während der Chicagoer Weltausstellung eine „inter⸗ nationale Schiedsgerichts⸗Konferenz“ abzuhalten, zu der alle Regierungen der gesitteten Welt aufgefordert werden sollen, Vertreter zu schicken. Der Antragsteller giebt sich der Hoffnung hin, daß aus der Konferenz ein internationaler Schiedsgerichtshof hervorgehen werde.
In Rio de Janeiro ist, laut Meldung des „R. B.“ vom 19. d. M., der Kongreß der Vereinigten Staaten von Brasilien ohne Zwischenfall eröffnet worden. Dagegen scheint es in verschiedenen Staaten neuerdings zu gähren. So soll in Espiritu⸗Santo eine Revolution ausgebrochen und der Vize⸗Gouverneur abgesetzt worden sein. Unter Füh⸗ rung des Generals Saraiva hätten die Aufständischen die Hauptstadt Santa Victoria eingeschlossen; von Nagneron seien Bundestruppen zum Ersatz abgesandt worden. Ebenso gebe die Lage in Bahia zu Beunruhigungen Veran⸗ lassung, weil die oberste Gewalt häufig von dem einen auf den anderen Offizier übergehe, gegen die sich die Civilbeamten oft auflehnten. In Pernambuco soll, nach einem in Paris eingegangenen Telegramm, zwischen der Bevölkerung und der Polizei ein Konflikt ausgebrochen sein, bei welchem die Truppen die letztere unterstützt hätten. Gegen sechzig Personen sollen dabei getödtet oder verletzt worden sein. Nachdem der Gouverneur demissionirt habe, sei die Ruhe wiederhergestellt worden. Im Staat Rio Grande do Sul soll es zwischen den Bundestruppen und der Nationalgarde zu einem Scharmützel gekommen sein. Nähere Nachrichten fehlen jedoch, da die telegraphische Verbindung mit Buenos Aires, woher diese Meldung kommt, unterbrochen ist.
Asien. Ein in Paris eingelaufenes Telegramm aus Hanoi in Tongking meldet, eine starke Truppenabtheilung habe sich am 15. d. M. nach heftigem Widerstand und nach Ueberwindung starker Hindernisse des befestigten Hauptzufluchtsortes des Chefs der schinesischen Aufständischen in den Steinbrüchen von Dongtrien bemächtigt. 8 “ Afrika. 1 der österreichische Missionar, der, wie bereits gemeldet, mit zwei Missions⸗Schwestern glücklich aus der Gefangenschaft bei dem Mahdi in Omdurman entkommen ist, macht laut Bericht des „R. B.“ aus Kairo folgende Mittheilungen: Er erklärt, daß sich noch 40 Europäer daselbst in Haft befinden und die entehrendste Behandlung erfahren. Unter ibnen sind 19 Griechen, 8 Syrer, 8 Juden und 2 österreichische Missionare. Einige von den Unglücklichen sind an Händen und Füßen gefesselt und werden von Zeit zu Zeit durchgepeitscht. Die Wächter haben ein strenges Auge auf sie, sodaß ihnen alle Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, eschwunden ist. Nahrungsmittel giebt es im Sudan in Fülle und die reise sind niedrig. Alles aber wünscht, daß Egypten das Land wieder besetzt. Man ist der brudermörderischen Kämpfe müde und sehnt sich nach einer geordneten Regierung. Darfur ist fast ganz von den Derwischen aufgegeben worden. Es giebt eine Menge Elephanten und wilde Thiere im Sudan Pater Ohrwalder bestätigt die Nachricht, daß die Der⸗ wische von dem Schillik. Stamm eine Niederlage erlitten haben. In Fashoda, wo die Derwische eine ziemlich starke Macht angesammelt haben und einen Dampfer besitzen, wagen sie sich dennoch nicht ein paar Meilen vom Nil weg. Der äußerste Posten der Macht der
Pater Ohrwalder,
die Anlegung von Verbindungswegen kommen. Es bleiben also
Derwische im Sudan ist Redjaf. Bahr⸗el⸗Gazal liegt nicht in ihrem