1891 / 303 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Dec 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Geheimen Staats⸗Archivar, Archiv⸗Rath Dr. jur. Ernst in Berlin den Charakter als Geheimer iv⸗Rath und - Staats⸗Archivar Dr. phil. Richard Doebner in Berlin den Charakter als Archiv⸗Rath zu ver⸗ leihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Goldschmied Karl Jakob Prevost zu Straß⸗

irg i. E. das Prädikat eines⸗Königlichen Hof⸗Gold⸗ ieds, und G 8 888 dem Juwelier Karl Friedrich Binder ebendaselbst das Prädikat eines Königlichen Hof⸗Juweliers zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: in Folge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Luckenwalde getroffenen Wahl den Stadtrath Suchsland zu Wurzen im 8 Sachsen als Bürgermeister der Stadt Luckenwalde, un S in Folge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Köln getroffenen Wahl den Gerichts⸗Assessor Hermann Piecq daselbst als besoldeten eeee der * Köln für die liche Amtsdauer von zwölf Jahren, sowi . gesedr Allerhöchsten Erlassen vom 29. v. M. in Folge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Witten ge⸗ roffenen Wiederwahl den bisherigen unbesoldeten Beigeord⸗ neten, Bauunternehmer Christian Foerst daselbst in gleicher Eigenschaft für eine fernere Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen.

1 Justiz⸗Ministerium. .“ Der Rechtsanwalt Hugo Fabritzi in Breslau ist zum sotar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Breslau, t Anweisung seines Wohnsitzes in Breslau, ernannt worden. Dem Notar Franzen in Manderscheid ist vom 1. Ja⸗ mar 1892 ab der Wohnsitz in Mayen angewiesen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und 2 Medizinal⸗Angelegenheiten. Dem Oberlehrer am Wilhelms⸗Gymnasium zu Kassel . Eduard Auth und ö 8 dem Oberlehrer Dr. Wilhelm Flach am Gymnasium zu Dortmund ist das Prädikat Professor beigelegt worden. Dem ordentlichen Lehrer an der Musterschule in Frank⸗ furt a. M. Dr. Ferdinand Rosenberger ist der Titel Oberlehrer beigelegt worden. 1“ 1 8 8 Der bisher mit der kommisearischen Verwaltung der Kreis⸗Wundarztstelle des Kreises Marienburg beauftragte praktische Arzt Dr. Arbeit in Marienburg ist zum Kreis⸗ Wundarzt dieses Kreises und der bisherige Verwalter der Kreis Wundarztstelle des Kreises Zell Dr. Koeppe in Zell zum Kreis⸗Wundarzt dieses Kreises ernannt worden. 8

Königliche Akademie der Künste.

Bekanntmachung. ö 8 i der laut Bekanntmachung vom 30. Mai d. J. für das e. Jahr im Fache der Architektur stattgehabten Preisbewerbung der von Rohr’'schen Stiftung ist der Preis, bestehend in naenaee Stipendium von 4500 zu einer ein⸗ jährigen Studienreise, dem Architekten Johann Wilheln Philipp Mössinger aus Frankfurt M. erkannt worden. b erlin, den 19. Dezember 1891. Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. C. Becker.

Evangelischer Ober⸗Kirchenrath. Der geistliche Inspektor der französisch⸗reformirten Ge⸗ meinden Prediger Doyé in Berlin ist zugleich zum Hülfs⸗ arbeiter bei dem Königlichen Konsistorium der Provinz Brandenburg unter Verleihung des Charakters als Konsistorial⸗ Assessor ernannt worden.

der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden die Seminare und Ter⸗ mine für Abhaltung des sechswöchigen Seminar⸗ kursus Seitens der Kandidaten des evangelischen Predigtamtes, die Termine für die mündlichen Prüfungen an den Schullehrer⸗ und Lehrerinnen⸗ Seminaren, die Orte und Termine für die Prüfungen der Lehrer an Mittelschulen sowie der Rektoren, die Termine für die mündlichen Prüfungen an den Königlichen Präparanden⸗Anstalten, die Orte und Termine für die Prüfungen der Lehrerinnen, der Sprachlehrerinnen und der Schulvorsteherinnen, die Orte und Termine für Prüfungen der Lehrerinnen für weibliche Handarbeiten sowie die Orte und Ter⸗ mine für die Prüfungen als Vorsteher und als Lehrer für Taubstummen⸗Anstalten im Jahre 1892 ver⸗ öffentlicht.

Deutsches Reich.

[ 8 Preußen. Berlin, 24. Dezember.

8 Seine Majestät der Kaiser und König hörten beute Morgen von 10 Uhr an die Vorträge des Kriegs⸗ Ministers und des Chefs des Militärkabinets und verblieben bis 1 Uhr im Arbeitszimmer. *

Der Kaiserliche Botschafter am

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von Stumm hat einen ihm Allerhochst bewilligten

urzen Urlaub angetreten. Während seiner

der Erste Sekretär der Botschaft, Legations⸗Rath Graf Henckel

Gerichts⸗Assessor in der Justizverwaltung von Elsaß⸗Lothringen

dem verstorbenen Staats⸗Minister von Gerber einen längeren

niglich spanischen Hofe

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich niederländischen Hofe, Geheime Legations⸗Rath Graf zu Rantzau hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit vom Haag fungirt der L. ations⸗Rath Freiherr von Gaertner⸗Griebenow als Ge schäftsträger.

öniglich dänische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Sofs mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Sekretär von Vedel als Geschäftsträger. Der Referendar Dr. juris Friedrich Wilhelm Otto Schulz ist auf Grund der bestandenen Staatsprüfung zum

ernannt worden.

Das „Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1892“ erscheint in den letzten Tagen des Dezember wiederum in R. von Decker’s Verlag (G Schenck, Königlicher Hofbuchhändler) in Berlin, Jerusalemerstraße 56. Durch den Buchhandel bezogen kostet das Handbuch 14

Sachsen. Dresden, 23. Dezember. Das „Dresd. Journal“ widmet

Nachruf, in welchem es heißt:. 1

3 hürf. im Lande Verstorbene war am 11. April 1823 zu Ebeleben als der Sohn eines Stiftschuldirektors geboren, bereitete sich auf dem Sondershausenschen Gymnasium zur Universität vor und studirte dann in Leipzig und hierauf zwei Jahre (bis 1843) zu Heidelberg Jura, wo besonders Mittermaier und Vangerew Ein⸗ fluß auf die Richtung seiner Studien ausübten. Als junger Doktor bethätigte er sich zunächst juristisch in seiner Heimath. Doch sein rasch gewonnenes unzewöhnliches Wissen und sein kritischer Drang nach Klärung des Stoffs ließen ihn zunächst den Lehrstuhl statt des Beamtenstandes wählen; Gerber ging nach Jena, wo er schon 1846 außerordentlicher Professor wurde. Bald darauf wurde er ordent⸗ licher Professor in Erlangen an Laspeyres' Stelle und schon 1851 Kanzler der Universität von Tübingen. Das war eine glänzende Gelehrtenlaufbahn, die sch nicht ohne glänzende Gaben er⸗ klären läßt. In den Jahren 1857 bis 1861 war Gerber als württembergischer Abgeordneter bei der Hamburger Kon⸗ ferenz zur Entwerfung eines allgemeinen deutschen Han⸗ delsgesetzbuchs, auch für Seerecht, thätig und gehörte zu den besten Förderern dieser schwierigen Arbeit. Nachdem er den An⸗ trag zur Uebernahme des Kultus⸗Ministeriums wegen schwieriger und dunkler Sachlagen in jener Zeit glaubte ablehnen zu müssen, nahm er 1862 die Berufung für Jena zum Professor der Rechte und Ober⸗ Appellationsgerichts⸗Rath an. Schon ein Jahr darauf befand sich Gerber an der Leipziger Hochschule als Professor des deutschen Rechts, Staats⸗ und Kirchenrechts. Im Jahre 1871 war er Präsident der ersten Landessynode in Sachsen und am 1. Oktober desselben Jahres berief ihn Seine Majestät der König nach dem Rücktritte des Freiherrn von Falkenstein zum Staats⸗Minister und Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts.

8 reiche Thätigkeit war in dieser hohen Stellung dem gelehrten Staats mann beschieden. Die gegenwärtige Organisation der evan⸗ gelisch⸗lutherischen Kirche kam unter seiner Verwaltung zur Durch⸗ führung; die Regelung der Stellungnahme des Staats zur katho⸗ lischen Kirche fand ihre Klärung; das Volksschulwesen und die Ver⸗ waltung der höheren Bildungsanstalten erhielten eine neue gesetzliche Ordnung, und wie das Königliche Polytechnikum zu einer Hochschule umgewandelt wurde, so fanden auch die Leipziger Universität sowie die Dresdner General⸗Direktion der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft nach den Ueberzeugungen und Standpunkten des geschiedenen Ministers eine ganz besondere Pflege.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Dezember. Zufolge einer Bestimmung Seiner Majestät des Königs hat nach dem „St.⸗A. f. W. das Dragoner⸗Regiment Prinz Wilhelm Nr. 26 an Stelle der Regiments⸗Nummer auf den Epauletten, Achselstücken und Schulterklappen den Namenszug Seiner Majestät zu tragen. Wie das genannte Blatt des Weiteren erfährt, hat Seine Majestät befohlen, daß der Namenszug des Hochseligen Königs Karl auf den Bekleidungs⸗, Ausrüstungsstücken und Waffen, auf welchen er bisher angebracht war, unverändert beibehatten werden soll, insoweit eine Aenderung nicht aus⸗ ArKarbeh berbhirt Vv1 11“

Oesterreich⸗Ungarn. 8

Ueber den Eintritt des Grafen Kuenburg in das Ministerium äußert sich eine Mittheilung der deutschen Linken wie folgt: Der Abg. von Plener habe vor einer Anzahl von Parteigenossen den Eintritt des Grafen Kuenburg in das Ministerium erörtert. Da der Eintritt eines Parteiführers von der Regierung als mit ihrer Stellung über den Parteien unvereinbar erklärt worden sei, vabe sich die Partei mit dem Minister⸗Präsidenten über den Eintritt eines Vertrauensmannes der Partei in das Ministerium geeinigt. Ein solcher sei Graf Kuenburg in hohem Grade. Die Partei behalte ihre Aktionsfreiheit und Selbständigkeit gegenüber der Regierung und den anderen Parteien. Der neue Minister werde den Klub⸗Versammlungen beiwohnen und die Beziehungen der Regierung zur Partei vermitteln. Die Versammlung habe dem Resultat der Ver⸗ handlungen zugestimmt. Die Parteileitung werde nächstens über den Gegenstand in einer Vollversammlung Bericht erstatten.

p Dem Vernehmen des „Kais. u. Königl. Telegraphen⸗ Correspondenz⸗Bureau“ zufolge wäre die Ernennnng des Grasen Kuenburg bereits vollzogen. v

Das ungarische Unterhaus beschloß, wie „W. T. B. meldet, gestern nach längerer Debatte, an weicher der Minister⸗ Präsident Graf Szapary und der Justiz⸗Minister Szilagyi, sowie zahlreiche Abgeordnete theilnahmen, keine meritorischen Sitzungen mehr abzuhalten.

In einer Konferenz, welche die liberale Partei gestern abhielt, hielt der Minister⸗Präsident Graf Szapary eine Rede, in der er unter Bezugnahme auf die bevorstehenden Wahlen auf den Patriotismus der liberalen Partei hinwies, die das Gleichgewicht im Staatshaushalt herbeigeführt habe. Die Hauptaufgabe sei nunmehr die innere Konsolidation des Landes. Von Seiten der Partei wurde hierzu die freudige

Zustimmung erklärt. 8 l t widmet Der Präsident der Deputirtenkammer Floquet widmete nach des „W. T. B.“ bei Beginn der gestrigen

nahm sodann das Amendement Viette, wonach der Zoll für rohes Petroleum auf 12 Fr. herabgesetzt wird, an und verwarf den von dem Senat beschlossenen, von dem Handels⸗Minister Jules Roche bekämpften Zoll auf Oelsamen. 1 Gegenüber den Mittheilungen englischer Blätter wird von gut unterrichteter Seite versichert, daß die Beziehungen zwischen dem französischen Residenten in Tananariva und der Hovas⸗Regierung nicht abgebrochen seien. Der nach Frankreich abgereiste Resident Bompard sei durch Lacoste ersetzt worden. Letzterer habe telegraphirt, er sei mit der Hovas⸗Regierung in Beziehungen getreten. Die Lage sei beruhigend. 8 1“ 1“

Der italienische Senat hat in seiner g das Sperrgesetz ebenso wie die Vorlage wegen der Ver⸗ längerung der Seepostkonvention angenommen.

Der Papst, welcher, entgegen anders lautenden Zeitungs⸗ meldungen, sich andauernd wohl befindet, empfing gestern das Kollegium der Kardinäle, um deren Weihnachtswünsche entgegenzunehmen. Der Doyen der Kardinäle verlas bei dem Empfang eine Adresse, welche der Papst mit einer Ansprache beantwortete, worin Seine Heiligkeit die Arbeiterfrage sowie die Vorkommnisse gelegentlich der Pilgerzüge berührte. Wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, äußerte der Papst: Er erachte mit der von ihm seiner Zeit erlassenen Encyklika seine auf die Arbeiterfrage bezügliche Aktion nicht für ab⸗ geschlossen. Er bedauere, daß er in unwürdiger Weise gehindert worden sei, die Arbeiter⸗Pilger zu empfangen, um ihnen seine sozialen Prinzipien auseinander zu setzen. Die geschworenen Feinde des Papstthums bekämpften dessen soziale Thätig⸗ keit, weil diese den Ruhm und den Einfluß des Papstes zu erhöhen geeignet sei, und erklärten aus dem gleichen Grunde die päpstliche Initiative zur Abschaffung der Sklaverei für überflüssig. Nichtsdestoweniger werde das Papstthum die ihm von der Vorsehung zugewiesene Mission in der Welt fortsetzen, nämlich die Mission des Friedens, des Heils und der Erlösung, selbst zu Gunsten derjenigen, die das Papst⸗ thum bekämpften. 1

Eine Versammlung der Radikalen hat sich vorgestern im Sinne der von Cavallotti betriebenen Reorganisation der Linken ausgesprochen. 8 8

Schweiz. 8 Die Wintersession der Bundesversammlung ist geschlossen worden; der Nationalrath und der Ständerath werden, wie „W. T. B.“ vernimmt, wahrscheinlich am 18. Ja⸗ nuar zur Berathung der Handelsverträge wieder zusammen treten.

Türkei.

In der Angelegenheit des aus Sofia ausgewiesenen fran⸗ Bösischn Journalisten Chadourne (vgl. Nr. 300 d. Bl. u. „Bulgarien“) hat nunmehr der französische Botschafter in Konstantinopel Cambon der Pforte am 19. d. die bereits angekündigte Note überreicht. Wie die „Ag. d. Const. meldet, wird in der Note hervorgehoben, daß die Ausweisung Chadourne's ohne die vorhergegangene Inanspruchnahme der Intervention des französischen Konsuls in Sofia stattgefunden habe. Somit liege eine Verletzung der zwischen Frankreich und der Türkei bestehenden Verträge vor, die auch für Bulgarien als integrirenden Bestandtheil der Türkei Geltung hätten. Der bulgarische Agent Vulkowitsch theilte ferner derselben Meldung zufolge dem Minister des Auswärtigen Said Pascha mit, daß die bulgarische Regierung mit dem Vertreter Frankreichs Lanel zwar keinen Schriftwechsel geführt habe, indeß habe der Minister Grekow mit demselben vor der Ausweisung Chadourne's eine Unter⸗ redung gehabt und dabei geäußert, er könne über die Angelegenheit der französischen Regierung berichten. Lanel könne dieses den meisten diplomatischen Agenten in Sofia bekannte Gespräch mit Grekow nicht in Abrede stellen. Die Pforte hat, wie die „Ag. d. C.“ hinzufügt, ihren Kommissar Reschid⸗Bey in Sofia aufgefordert, hierüber Bericht zu erstatten. 8

8b Rumänien.

Bukarest, 23. Dezember. Der Senat und die Kammer sind laut Meldung des „W. T. B.“ aufgelöst worden. Die Neuwahlen finden vom 1. bis zum 7. Fe⸗ bruar statt. Beide neu zu wählende Kammern sind zum 24. Februar einberufen. 1

STerbien.

Belgrad, 23. Dezember. Der Kaiser von Rußland hat, wie „W. T. B.“ berichtet, den Regenten Protitsch und Belimarkowitsch den Weißen Adler⸗Orden verliehen.

Der Metropolit Michael ist an der Influenza erkrankt.

Die Gemeinderathswahlen in Belgrad sind auf den 25. d. festgesetzt.

Bulgarien.

Sofia, 23. Dezember. Die „Agence balcanique“ erklärt die von einzelnen Blättern gebrachte Nachricht, die bulgarische Regierung beabsichtige, eine Anleihe von 10 Millionen aufzunehmen, um an den Ufern des Schwarzen Meeres Befestigungen anzulegen, für gänzlich unbegründet. Der von der Sobranje genehmigte Kredit im Betrage von 7 Millionen sei lediglich zur Deckung von Auslagen bestimmt, die im Laufe dieses Jahres gemacht worden seien. 9

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Amerika. 3 Zum Vorsitzenden der Finanzkommission des Repräsen⸗ tantenhauses der Vereinigten Staaten wurde Springer gewählt, zum Vorsitzenden der Kommission für Handel Mills und zum Vorsitzenden der Münzkommission Bland. Die Gewählten gehören, dem „W. T. B.“ zufolge, sämmtlich der demokratischen Partei an. Bland ist ent⸗ schiedener Anhänger der freien Silberprägung. Von den drei⸗ zehn Mitgliedern der Münzkommission sind neun Anhänger und drei Gegner der freien Silberprägung. Die An⸗ schauungen eines Mitgliedes sind unbekannt. Die demo⸗ kratische Mehrheu der Kommission sür die Finanzen ist ent⸗ schieden gegen eine Revision des Zolltarifs, würde aber

Zollfreiheit für bestimmte Artikel ge vähren. Ueber die Zustände in Brafilien erhielt die „Köln.

in welchem es im kBensas zu den neulichen beunruhigen⸗ den Mittheilungen über aufständische Bewegungen in ver⸗ schiedenen Staaten heißt: Soweit sich die Lage übersehen lasse, herrsche in ganz Brasilien im Allgemeinen

Sitzung der Kammer dem verstorbenen Deputirten Bischof

von Donnersmarck als Geschäsitsträger.

Freppel warme Worte der Anerkennung. Die Kammer

H

Ztg.“ ein aus Noo de Janeiro vom 22. d. datirtes Telegramm,

Ruhe, auch habe es den Anschein, daß der Zusammen⸗ G

hang der einzelnen Staaten der Republik erhalten bleiben werde. Der Aufstand in Rio Grande mache sich nicht sehr bemerkbar, das Leben bewege sich in den ge⸗ wohnten Geleisen. Man halte es in Rio de Janeiro für sicher, daß sich Rio Grande nicht abtrennen werde. Wegen des in Brasilien herrschenden gelben Fiebers hätten die La Plata⸗Staaten eine Sperre für die Eingänge aus Rio de Janeiro angeordnet. Der Handel Brasiliens habe bisher wenig gelitten. 8 Nach Meldungen aus Buenos Aires hat General Roca neuerdings erklärt, auf die Kandidatur für die Prä⸗ sidentschaft verzichten zu wollen; er würde jeden hierauf bezüglichen Vorschlag ablehnen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die Entwicklung der gewerkschaftlichen Be⸗ wegung der Sozialdemokraten wird Provinzialblättern geschrieben:

Die Sozialdemokratie ist im Allgemeinen so organisirt, daß die olitische Leitung in Berlin, die gewerkschaftliche Leitung in Hamburg (Central⸗Ausstandskommission) sich befindet. Die politische Leitung ist straff centralisirt, während die gewerkschaftliche bei ihren Bestrebungen auf straffe Centralisirung auf einen derartigen Widerstand gestoßen ist. daß der Gewerkschaftskongreß im Frühjahr nächsten Jahres zweifellos der Tummexplatz heftiger Auseinandersetzungen werden wird. Der von der General⸗Kommission ausgearbeitete Organisationsentwurf hat fast nirgends Billigung gefunden und in zahlreichen Reso⸗ lutionen ist er bereits als unannehmbar bezeichnet worden. Selbstverständlich fürchten die kleinen lokalen Gewerkschafts⸗ führer, jeden Einfluß zu verlieren, wenn die straffste entralisirung Platz greift, und darum arbeiten sie mit allen Kräften dagegen; und beute steht die Sache so, daß die Central⸗Ausstands⸗ kommission, da sie auch augenblicklich ohne Geldmittel ist, viel weniger zu bedeuten hat als im Frühjahr dieses Jahres bei dem großen Cigarren⸗ arbeiter⸗Ausstand. Der Gewerkschaftskongreß wird, wie jetzt die Verhältnisse liegen, neue Machtmittel dieser Kommission nicht geben; as ist insofern höchst bedeutsam für die gewerkschaftliche Bewegung, ls Aktionen von längerer Hand kaum vorbereitet werden können. Die Thotsache, daß trotz General⸗Ausstandskommission jede Arbeits⸗ einstellung dieses Jahres verloren gegangen ist, hat zweifellos viel beigetragen, die centralistische Bewegung stark ins Stocken zu bringen. Aus dem Saarrevier wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 22. d. M. geschrieben: In den bergmännischen Rechtsschutzverein t nach der Abschüttelung des jetzt offenkundigen Sozialdemokraten Braun wieder etwas Leben gekommen. Der Vorsitzende des Rechts⸗ schutzvereins Warken gebärdet sich zur Zeit ungemein königstreu, da er wohl eingesehen hat, daß die Sozialdemokratie das Grab seines stolzen Rechtsschutzvereins sein würde. Am Sonntag fand eine Versammlung von Bergleuten in Liesdorf statt, auf der Warken entschieden dafür eintrat, daß eine Deputation bei dem Staats Minister Freiherrn von Berlepsch im Interesse des Acht⸗ stundentags, der Annahme der von den Bergleuten aufgestellten Arbeitsordnung und der abgeänderten Knappschaftssotzungen vor⸗ stellig werden solle. Von Januar ab sollen 34 weitere Agitatians⸗ versammlungen im Saarrevier abgehalten werden.

. Zur Lohnbewegung unter den deutschen Buch⸗ druckern wird aus Leipzig gemeldet:

Die am 21. Dezember im Deutschen Buchhändlerhause zu Leipzig anwesenden Vertreter der vereinigten Lokalaus⸗ schüsse (Arbeitgeber) faßten nach der Berliner „Volksztg.“ fol⸗

nden Beschluß: Der allgemeine deutsche Buchdrucker⸗ tarif vom 1. Januar 1890 bat auch über den 1. Ja⸗ nuar 1892 hinaus bis auf Weiteres Gültigkeit. Ferner erklärten sie, daß sie auf die von den ausständigen Gehülfen immer noch aufrecht erhaltenen Forderungen nicht eingehen und in dem ihnen aufgedrungenen Kampfe unentwegt ausharren werden. Zur Aus⸗ arbeitung eines Planes für die Errichtung von Unterstützungskassen wurde eine Kommission von vier Mitgliedern gewählt.

Hier in Berlin fand gestern wieder eine sehr zahlreich besuchte Versammlung der ausständigen Buchdrucker und Hülfsarbeiter statt, um den Situationsbericht des Herrn Besteck entgegenzunehmen. Dem Bericht entnimmt der „Vorwärts“, daß an ein Nachgeben der Arbeit⸗ geber noch immer nicht zu denken ist, und den Ausständigen dem⸗ zusolge nichts weiter übrig bleibe, als auszuharren. Entgegen anderen Mittheilungen versicherte der Redner, daß die englischen Arbeiter ihr Wort einlösen und daß die Unterstützungen in reichem Maße fließen werden, wenn es auch aus form ellen Gründen vorerst nicht so schnell gehe, wie wohl wünschenswerth erscheine.

Vom Brüsseler sozialistischen Studentenkongreß wird der „Köln. Ztg“ geschrieben: Die sozialistischen Studenten sprachen sich dafür aus, für die Arbeiter der beiden Geschlechter einen Mindest⸗ lohnsatz anzusetzen, die Frauen in Bezug auf Universitätsbildung auf gleichen Fuß wie die Männer zu stellen und zur Ausübung der freien Berufsarten zuzulassen und Knaben und Mädchen gemein⸗ schaftlich und gleichmäßig zu erziehen. Auch wird die Abschaffung der Gesetze gegen die Internationale Arbeiterassociation gewünscht. Am 1. Mai jedes Jahres sollen die sozialistischen Studenten den Arbeiterfeiertag mitmachen. Der Vorsitzende Lafontaine hielt die Schlußrede, worauf eine geheime Sitzung stattfand, in der über die Gründung einer internationalen St udentenvereinigung berathen wurde.

Kunst und Wissenschaft.

Der bekannte Staatsrechtslehrer Ludwig von Rönne, Appellationsgerichts⸗Vice⸗Präsident a. D., Verfasser des „Staats⸗ rechts der preußischen Monarchie“ sowie des „Staatsrechts des Deut⸗ schen Reichs“, geboren am 18. Oktober 1804 zu Glückstadt, ist am 22. Dezember hierselbst nach schwerem Leiden gestorben. Die Beerdi⸗ gung findet Sonnabend, den 26. Dezember, Nachmittags 1 Uhr, vom Trauerhause, Kurfürstenstraße 50, aus statt.

In Göttingen ist wie der „Hann. Cour.“ berichtet, am 22. d. der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. theol. et phil de Lagarde, Professor der orientalischen Sprachen an der dortigen Universität, im 65. Lebensjahre gestorben. Seine Bedeutung für die Wissenschaft beruhte hauptsächlich in seiner außerordentlich fruchtbaren schriftstellerischen Thätigkeit, bei der er sich vorzugsweise mit der iranischen Welt beschäftigte; er selbst legte jedoch das Haupt⸗ gewicht auf seine Beiträge zur Kritik des Bibeltextes. Auch als poli⸗ tischer Schriftsteller ist er aufgetreten. Seine Arbeiten dieser Art hat er in seinen „Deutschen Schriften“ gesammelt.

Die Ausstellung im Lichtbof des Kunstgewerbe⸗ Museums, umfassend die Ehrengeschenke Seiner Majestät des Kaisers, des Grafen von Moltke, der Herren von Helmholtz, Koch, Virchow sowie die Neuerwerbungen, die Mosaiken und Majoliken wird bis einschließlich Sonntag, den 3. Januar, zu⸗ gänglich sein. Mitte Januar beginnt im Lichthof eine Wohl⸗ thätigkeits⸗Ausstellung zu Gunsten der durch Erdbeben und Ueberschwemmung in Japan Verunglückten. Diese wird lediglich ans Werken japanischen Kunstfleißes älterer und neuerer Zeit bestehen, die zu diesem Zweck aus Privatsammlungen hergeliehen werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Das Ergebniß der diesjährigen Ernte in der oberen Moldau

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mit welchem ziemlich bedeutende Flächen angebaut worden waren, hat eine vollständige Mißernte gebracht; der allerdings nur in geringem Maße und nur für den eigenen Bedarf gebaute Roggen 65 % ergab eine Mittelernte. Die Qualität der Früchte ist im Allgemeinen gut. Nur in den Distrikten Dorohoi und Botuschan haben Weizen und Gerste durch Brand und während der Ernte durch Nässe gelitten. Im Einzelnen haben durchschnittlich ergeben: Weizen 120 % einer Mittelernte nämlich 16 ½ bl1 (1220 kg) für den Hektar Gerste 133 % 8 24 ½ hl (1445 kg) 5 Häafer 150 % . 33 hl (1485 kg) „. . Mais 150 % vbeis5 e . . 8 Auf die Herbstbestellung hat eine Zeit lang das völlige Ausbleiben von Niederschlägen ungünstig eingewirkt, jedoch haben sich die Aus⸗ sichten neuerdings erheblich gebessert.

Sesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Belgrad, 23. Dezember. Wie das „H. T. B.“ meldet, wurde wegen der hier herrschenden Influenza die Schließung sämmtlicher Schulen bis zum 12 Januar angeordnet.

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Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok an der Ruhr und in Oberschlesien An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 10 818, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 3698, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 23. Dezember 1891 die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Hagenauerstraße 13, der Handelsgesellschaft E. Schuppa u. A. Alter⸗ mann hier gehörig; das geringste Gebot wurde auf 785 fest⸗ gesetzt; für das Meistgebot von 92 000 wurde der Kaufmann Johann Trangott Rohn bhier, Louisenstraße 1, Ersteher. Hagenauerstraße 14, der vorgenannten Handelsgesellschaft gehörig; das geringste Gebot wurde auf 32 574 festgesetzt; für das Meistgebot von 154 500 wurde der Kaufmann Albert Henschel, hier, Jerusalemerstraße 22, Ersteher.

Der „Zeitschr. f. Spir.⸗Ind.“ entnehmen wir folgenden Be⸗ richt über den Handel mit Stärke nach Mittheilungen der Ver⸗ trauensmänner in der Zeit vom 16. bis 22. Dezember 1891: Im Laufe der Berichtswoche sind nur folgende Abschlüsse in Kar⸗ toffelfabrikaten mitgetheilt worden. Es wurden verkauft an Kartoffelmehl 100 Sack prima zu 37 frei Station in der Prignitz; 100 Sack prima zu 37,50 frei Station in der Prignitz provisionsfrei, Lieferung Januar⸗Februar 1892.

Leipzig, 23. Dezember. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Januar 3,65 ℳ, per Februar 3,67 ½ ℳ, per März 3,70 ℳ, per April 3,70 ℳ, per Mai 3,72 ½ ℳ, per Juni 3,77 ½ ℳ, ver Juli 3,77 ½ ℳ, per August 3,77 ½ ℳ, per September 3,77 ½ ℳ, per Oktober 3,77 ½ ℳ, pr. November 3,77 ½ Umsatz 30 000 kg. Behauptet.

Das seit dem Jahre 1747 ehrenvoll hier bestehende Lim⸗ burger'sche Geschäft wird unverändert fortgesetzt; es sind bereits geeignete Schritte gegen die Verbreiter der unbegründeten Gerüchte ergriffen worden.

Wien, 23. Dezember. (W. T. B.) Die Gesammteinnahmen der Orientbahnen betrugen in der Woche vom 26. November bis 2. Dezember cr. 379 293,96 Fr., vom 1. Januar bis 25. November cr. 11 229 493,74 Fr., zusammen seit Beginn des Betriebsjahres 11 608 787,70 Fr. auf einer Länge von 1265 km.

London, 23. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 7 Weizen⸗ ladungen angeboten.

Belgrad, 24. Dezember. (W. T. B.) Die Einnahmen der direkten Steuern pro November 1891 beziffern sich auf 2 556 568,00 Fr. und betrugen vom 1. Januar bis 30. Oktober 1891 19 083 826,82 Fr., zusammen bis 30. November a c. 21 640 394,82 Fr. Der Voranschlag für das ganze Rechnungsjahr 1891 ist mit 21 214 246,56 Fr. in Rechnung gestellt und wird somit durch die bis Ende November a c. erfolgten Eingänge bereits überholt. MNew⸗York, 23. Dezember. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 9 362 150 Dollars gegen 9 284 830 Dollars in der Vorwoche.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Venlo ist die erste englische Post über Vlissingen vom 23. d. M. ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite und die dritte englische Post über Ostende vom 23. d. M. ausgeblieben. Grund: Um drei Stunden verspätete Abfahrt des Dampfers von Dover.

Köln, 23. Dezember. Wegen Treibeis stellten laut Meldung des „W. T. B.“ die Kölnische und die Düsseldorfer Dampfschiffahrtgesellschaft die Fahrten auf dem Rhein ein. Die Schiffbrücke ist ausgefahren.

Btemen, 23. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Spree“ ist gestern Abend von Southampton abgefahren. Der Schnelldampfer „Elbe“ ist gestern Nachmittag in Nordenham eingetroffen. Der Dampfer „Amerika“ ist gestern in Bremerhaven angekommen. Der Dampfer „Leipzig“ ist gestern von Lissabon wieder abgefahren. Der Dampfer „Bayern“” ist gestern in Genua eingetroffen.

„— 24. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „München“ ist am 22. d. M. von Bahia nach Europa in See gegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“, von Australien kommend, ist am 23. d. M. Mittags in Antwerpen angekommen.

Hamburg, 23. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Rhaetia“ hat, von New⸗York kommend, heute Vor⸗ mittag Lizard passirt.

London, 23. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Mexican“ ist auf der Heimreise heute von Madeira ab⸗ egangen. Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ hat

eute auf der Ausreise Madeira passirt.

A. Sullivan;'s beliebte Burlesk⸗Operette „Der Mikado⸗ ging gestern Abend unter großem Beifall des Publikums neu einstudirt in Scene. Die anmuthigen, eigenartigen Melodien, die überaus ein⸗ fache und doch stimmungs und humorvolle Orchesterführung, die glänzende fremdartige Ausstattung und die, Gesang und Handlung begleitende originelle Bewegungskomik, alle diese mit bewunderungswürdigem Verständniß ausgewählten, anregenden Zuthaten der Operekte erfreuten die Herzen der alten Mikadofreunde aufs Neue und gewannen die der

Scharfrichters Ko⸗Ko, den seiner Zeit Herr Wellhof gab⸗ war auf Herrn Steinberger übergegangen, der eine so drastische Komik im Spiel und Gesang entwickelte, daß er ringsum dauernde Heiterkeit verbreitete. Herr Hanno spielte, wie früher, Pooh⸗Bah, den Staatsbeamten für Alles, mit lächerlicher Würde und launiger Verschlagenheit. Eine Glanzleistung bot abermals Herr Klein als Mikado; der Vortrag seines Liedes erregte laute Heiter⸗ keits. und Beifallsstürme, und in der That brachte er die selbstbewußte Beschränktheit, durch listige Einfälle blitzartig unterbrochen, mit ur⸗ wüchsigem Humor zur Geltung. In den Dialog sind neue kleine Scherze eingefügt, die Couplets sind ab und zu mit auf die Gegenwart anspielenden Strophen versehen. So erweitert und erneuert mag der Mikado, dieser farbenprächtige, leuchtende Schmetterling, abermals unzählige Male über die Bühne flattern, den Darstellern und Zu⸗ schauern zu gleicher Freude. Thomas⸗Theater.

Gestern Abend errangen die „Kläffer“, Posse mit Gesang von Heinrich Wilken, die trotz der seit ihrer ersten Aufführung vergangenen Jahre nichts von ihrer Frische und Volksthümlichkeit verloren haben, einen außerordentlich warmen Erfolg, der ebenso sehr dem von Witzlüberspeudelnden Text, wie dem vortrefflichen Spiel des unter der bewährten Leitung des, Direktors Thomas stehenden Ensembles zuzuschreiben ist. Emil Thomas selbst gab den einen der Kläffer, den Kaufmann Haase, in Maske wie Mimik mit einer solchen Meisterschaft, daß seine Leistung allein genügen würde, um das Stück für eine Reihe von Vorstellungen zugkräftig zu machen. Der in Folge unglücklicher Verhältnisse dem Bankerott nahe gebrachte, durch die Hülfe des Grafen von Bärenhorst im letzten Augenblick ge⸗ rettete Kaufmann und Fabrikant Eichenwald wurde von Herrn Emil Wirth würdevoll, seine Tochter Seraphine von Fräulein Frida Wagen mit der ihr eigenen Anmuth vortrefflich gegeben. Die stets lachende Bosheit des verschmitzten Advokaten, der Seraphine besitzen oder den Vater stürzen will, brachte August Kurz als Röhrchen geschickt zur Geltung. Margarethe Gallus hatte wieder Ge⸗ legenheit, als Kammermädchen Friederike ihre glänzende Begabung für diese Art von Rollen darzuthun, und fand in ihrem Geliebten, dem von Willy Peters gegebenen Reitknecht Eisenbart, einen ihr durch sein urkomisches Spiel ebenbürtigen Partner. Recht gute Leistungen boten auch Melanie Dorny als der vorwitzige Lauf⸗ bursche Emil in dem Geschäft des Kaufmanns Eichenwald und Charlotte Steinbeck, die als Lisette, die Tochter eines Dorf⸗ schulzen, ein Begrüßungsgedicht beim Empfang des Grafen von P egec auf seinen Besitzungen mit feinem Humor vorzutragen wußte.

Am Sonntag wird im Königlichen Opernhause der „Barbier von Sevilla“ mit den Damen Dietrich und Lammert, den Herren Bulß, Lieban, Mödlinger und Schmidt gegeben; darauf folgt „Cavalleria rusticana“, dargestellt durch die Damen Pierson, Rothauser und Lammert und die Herren Rothmühl und Bulß.

In der heutigen Aufführung der „Jungfrau voag Orleans“ im Königlichen Schauspielhause spielt Herr Matkowski den Lionel. Herr Purschian hat den Raoul von Herrn Grube übernom⸗ men. Fräulein Lindner ist an der Influenza erkrankt; die Vorstellung der „Jungfrau“ erleidet indeß dadurch keine Ab⸗ änderung, da Fräulein Poppe, für die erkrankte Kollegin ein⸗ tretend, die Rolle der Johanna spielen wird. Für den Sylvester⸗ abend ist eine Neueinstudirung des „Zerbrochenen Kruges“ und des „Eingebildeten Kranken“ angesetzt.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 27. Dezember 1891 bis 2. Januar 1892 lautet: Sonntag: „Der Barbier von Sevilla“, „Cavalleria rusticana“. Montag: „Cosi fan tutte“, „Cavalleria rusticana“. Dienstag: Neu einstudirt: „Die Afrikanerin“. Mittwoch: „Das goldene Kreuz“. „Cavalleria rusticana“. Donnerstag: Neu einstudirt: „Der Dorfbarbier“, „Wiener Walzer“. Freitag: „Die Zauberflöte“. Sonnabend: Zum 200. Male: „Carmen“.

Fae das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Das Käthchen von Heilbronn“. Montag: „Narziß“. Dienstag: „Der neue Herr“. Mittwoch: „Die Büste“, „Kleine Mißverständnisse’. Donnerstag: Neu einstudirt: „Der zerbrochene Krug“*. Neu einstudirt: „Der ein⸗ gebildete Kranke“. Freitag: „Der zerbrochene Krug“, „Der eingebil⸗ dete Kranke“. Sonnabend: „Wilhelm Tell“.

Im Deutschen Theater geht am Sylvesterabend das drei⸗

aktige Lustspiel „Schwiegermama“ von Sardou und Deslandes mit Frau Hedwig Niemann in der Titelrolle, und in Verbindung damit „Der Obolus’, Plauderei in einem Aufzuge von Alfred Klaar, zum ersten Mal in Scene. Das Berliner Theater veröffentlicht außer seinem Spiel⸗ plan für die Weihnachtswoche auch gleichzeitig den für die sich an⸗ schließende Neujahrswoche. Wie hier noch einmal mitgetheilt sei, kommt am ersten Feiertage Nachmittags „Hamlet“, Abends „Esther“ und „Der Geizige“, am zweiten Feiertage Nachmittags „Wilhelm Tell“, Abends „Der Hüttenbesitzer“ zur Aufführung. Am dritten Feiertage wird Nachmittags das Lustspiel „Die Journalisten“ gegeben, während Abends „Kean“ zur Darstellung kommt. Das letztgenannte Stück geht am Dienstag, 29. d. M. in Scene; am Montag, 28. d. M. und Mittwoch, 30. d. M., wird „Der Hüttenbesitzer“ wiederholt. Am Sylvesterabend kommt „Esther’ und Molidre's Lustspiel „Der Gei⸗ zige“ zur Aufführung. In das neue Kalenderjahr tritt das Berliner Theater mit der Nachmittags⸗Aufführung von „Maria Stuart' ein, am Abend geht der „Hüttenbesitzer“ in Scene. Am Sonnabend, 2. Ja⸗ nuar, kommen „Esther“ und „Der Geizige“ zur Aufführung.

„Der Fall Clémenceau“, der seit längerer Zeit aus dem Spielplan des Lessing⸗Theaters ausgeschieden war, wird als Nachmittagsvorstellung des Neujahrstages zur Aufführung kommen. Der weitere Spielplan lautet: Freitag Nachmittag: „Die Ehre“, Abends: „Die Grobßstadtluft“, Sonnabend Nachmitlag: „Der Probepfeil’, Abends: „Die Großstadtluft“. Sonntag Nach⸗ mittag: „Das vierte Gebot“, Abends: „Die Großstadtluft“. Montag: „Satisfaction-. „Cavalleria rusticana“. Dienstag: „Die Groß⸗ stadtlufte. Mittwoch; Zum fünfzigsten Male: „Die Großstadtluft“. Donnerstag: Zum ersten Male: „Die Dame in Schwarz“. Freitag Nachmittag: „Der Fall Clémenceau“, Abends: „Die Dame in Schwarz“.

Im Wallner⸗Theater finden Freitag und Sonnabend die letzten Vorstellungen des lustigen Repertoirestücks „Immer zerstreut“ statt, zu welchem als Weihnachtsgabe die Posse „Der Mann mit hunder t Köpfen“ zur Aufführung gelangt.

Der Spielplan des Residenz⸗Theaters für die Feiertage lautet: Freitag, Abends 7 ½ Uhr: „Madame Mongodin“. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: „Die arme Löwin“, Abends 7 ½ Uhr: „Madame Mongodin. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: „Marquise“, Abends 7 Uhr: „Madame Mongodin“. An allen drei Feiertagen geht im Belle⸗Alliance⸗Theater Abends die Gesangsposse „Pechschulze“ in Scene. Am ersten un zweiten Festtage Nachmittags sind Volks⸗Vorstellungen zu er mäßigten Preisen (sämmtliche Plätze des Aheaters 1 ℳ). Zur Auf führung gelangt Sonnabend Nachmittag „Der Verschwender“’, Sonn⸗ tag Nachmittag „Der Rattenfänger von Hameln.“ 8 Im Adolph Ernst⸗Theater beginnen die Vorstellunger während der Weihnachts⸗Feiertage bereits um 7 Uhr.

Die Sonntag, den 27. Dezember, Nachmittags um 5 Uhr be Kroll stattfindende Weihnachtsaufführung „Märchenbilderbuch von Olga Morgenstern, zum Besten der Vertheilung von Volks⸗ küchenmarken an Arme, verspricht einen besonderen Genuß für di

Neulinge. Die Rolle der Num⸗Yum spielte Fräulein C oll in nicht ganz so frisch und lebendig, wie wünschenswerth gewesen wäre; das Fächer⸗ spiel, der Klang der Stimme hätten größeren Reiz, mehr Zartheit und Seele entfalten können, wenn die begabte Sängerin nicht mit einer kleinen Indisposition zu kämpfen gehabt hätte. Fräulein Offeney erntete als Katisha für ibren temperamentvollen Vortrag lebhafte Anerkennung, die ihr schon bei ihrem früheren Auftreten in dieser Rolle zu Theil wurde. Herr Steiner als Nanki⸗Poo sang mit wohlklingender

kann im Allg emeinen als günstig bezeichnet werden. Nur der Raps,

kleine Welt wie für Erwachsene. Die sechzehn lebenden Bilder, von Professor Doepler d. Aelt. gestellt, vergegenwärtigen Scenen aus den deutschen Volksmärchen, denen ein Bild: „Märchentraum“ vorangeht. Ungefähr vierzig junge Damen, Herren und Kinder der Gesellschaft sind darin beschäftigt. Die nach Herrn Professor Doepler’'s Angabe gefertigten Kostüme sind aus der Maskengarderobe von Weiß. Herr Dr. Schulze⸗Henke hat die elektrische Beleuchtung übernommen, Fräulein Morgenstern erzählt als Weihnachtsfee

Stimme und spielte mit Humor. Die Rolle des Schneiders und

die Märchen, während die Concertsängerinnen Clara Bindhoff,