hatte, und weiter vordrang. Nun stürzten die Schwarzen aus dem Rohrdickicht nach vorwärts. Da kein anderer Weißer disponibel, lief ich vor, hielt die Leute an den Pallisaden und ver⸗ hinderte diese, planlos nach vorn und auf die Abtheilung Stetten zu feuern. Es wurde mit Einreißen der Pallisaden begonnen, als Pre⸗ mier⸗Lieutenant von Volckamer, der mit dem Gepäck zurückgewesen war, mit seinen Leuten im Laufschritt erschien und begeistert vorwärts drang. Das Ziel war das Missionshaus, in welchem Dr. Preuß wohnte. Die Verbindung mit den vorgehenden Abtheilungen wurde aufrecht erhalten, die Leiche Gravenreuth's sowie zwei gefallene Schwarze und das Gepäck wurden nachgebracht; die Colonne rückte nach dem
20 Minuten entfernten Missionshause, dessen Umgegend durch die vor⸗
gehenden Abtheilungen bereits gesäubert war. Dort befanden sich
von Volckamer und Dr. Preuß; von Stetten war inzwischen zurück⸗ gegangen, um die Nachhut zu führen. Das Gepäck traf in geregeltem
Zuge ein. Ringsherum loderten die Flammen der angebrannten
Hütten. Am folgenden Tage wurden die beiden weiter
gelegenen Königsplätze unter Leitung des Premier⸗Lieutenants
von Stetten ohne ernstlichen Widerstand niedergebrannt.
Auf dem Rückmarsch erhielt von Stetten aus allernächster
sähe einen Schuß, der ihm den Oberarm verwundete. Nunmehr
ing das militärische Commando auf Premier⸗Lieutenant v. Volckamer ber. Am 7. d. M. wurden verschiedene Patrouillen geschickt, um weitere Erecutionen auszuführen und umherstreifende Feinde abzu⸗ fangen. Die Stadt war vollkommen in unserer Hand. Es wurden viel Vieh, verschiedene Fässer Pulver und sonstige Geräthschaften er⸗ beutet. Nach Schätzung des Dr. Preuß haben uns an den Pallisaden
600 Gewehre gegenüber gestanden.
G Außer dem betrübenden Verlust des Freiherrn von Gravenreuth, der Verwundung von Stetten's haben wir nur drei Schwarze ver⸗ loren. Den Verlust der Feinde vermag ich nicht zu schätzen, der⸗ elbe ist jedenfalls nicht gering; verschiedene Blutlachen waren sichtbar, ind außerdem ist heute die Mittheilung eingegangen, daß ein „big hief“ seiner Verwundung erlegen ist. 8
. In der Hoffnung, daß Alles friedlich abgehen würde, hatte Gravenxeuth einen Theil der Munition noch in Victoria zurückgelassen. Es waren nur noch für den Mann 60 Patronen da. Wir mußten daher an den Rück⸗ marsch denken. Da Gravenreuth gefallen, der zweite Führer kampfunfähig, durfte ich den alten, für Hinterhalte wie geschaffenen Weg nicht einschlagen. Nach dem Verhalten der Dahomey⸗ Leute beim großen Gefechte mußte befürchtet werden, da das Fallen eines oder des anderen Weißen beim Rückmarsch die Ordnung gefährden würde. Den Heimweg über Soppo nach dem Möwe⸗See, wie ich ursprünglich beabsichtigte, an⸗ zutreten, war auch nicht rathsam, da das mit Pallisaden geschützte Soppo nach Ansicht des Dr. Preuß unsicher war und wir daher zwischen zwei Feuer hätten kommen können. Ich ordnete daher den Rückmarsch über das Gebirge an. Unter Führung des Dr. Preuß, der die Vorhut leitete, brach die Expedition am 8. d. M. mit Tages⸗ anbruch auf und gelangte unbelästigt in das Grasland, wo wir bei den Höhlen (2300 m) übernachteten. Die Leiche Gravenreuth's war bereits in solchem Grade verwest, daß wir sie unmöglich be⸗ fördern konnten. Wir nahmen daher Kopf sowie Herz mit und be⸗ gruben den Rumpf tief unter dem Keller der Mission. Von den Sammlungen des Dr. Preuß wurden gegen zwanzig leichte Lasten mitgenommen. Außerdem trug jeder Mann erbeutetes Fleisch für drei Tage mit sich. Jeder Weiße durfte nur eine leichte Last tragen lassen.
n Vom 9. zum 10. d. M. übernachteten wir an den Mannsquellen, um am letzteren Tage über Mapanjea nach Victoria herabzusteigen. Doch war der Weg leider nicht zu sinden. Die Expedition mußte erschöpft nach den Quellen zurückkehren. Dr. Preuß, welcher die Vorhut führte, näherte sich wieder den Quellen, als aus unmittelbarer Nähe ein Schuß ihm so dicht am Ohre vorbeiging, daß er fast be⸗ täubt umfiel. Seine Leute waren etwas zurück und konnten daher den im Busche verborgenen Feind nicht fangen. Dies zeigte erneut die hinterlistige Fechtweise der Busa⸗Leute. Bald darauf stieß eine Patrouille mit einigen Buöëa⸗Leuten auf dem Wege von Buba nach den Quellen zusammen und schoß einen Feind nieder. Weiteres ist von den Busa⸗Leuten nicht bemerkt worden. 1
Da die Wege verwachsen und der richtige nach Mapanjea nicht festzustellen war, beschlossen wir, über die 2700 m hohe Levinsquelle nach Biauadi hinabzusteigen, und brachen demgemäß am 11. früh auf. Nach einem starken Marsche und glücklichem Abstiege lagerte die Expedition in strömendem Regen ohne Zelt
im Urwalde. Am 12. mußte der Weg größtentheils mit dem Busch⸗ messer gebahnt und noch eine Nacht mit Tornado im Walde ver⸗ bracht werden. Zu Mittag des folgenden Tags langten wir in Bibundi an und wurden schon am 14. von S. M. Kreuzer „Habicht“ nach Kamerun zurückbefördert. 98
Was den Erfolg der Bestrafung von Buëa anbetrifft, so ist gewiß, daß den Backwiris Achtung vor der Macht des Gouvernements eingeflößt ist. Keine Bestrafung ist im Schutzgebiete bisher eine so gründliche gewesen. Busa gilt selbst in den Augen der Eingeborenen als streng bestraft, besonders deshalb, weil es großen Verlust an Vieh (für 150 Mann fünf Tage Nahrung) und Geräthschaften erlitten hat. Die Leute waren sich ihrer Kraft so bewußt, daß sie nur wenig ausgeräumt hatten. Sie glaubten in den starken Pallisaden jedem Angriffe trotzen zu können. Die Buöa⸗Leute waren der Schrecken aller anderen Gebirgsdörfer an dieser Seite des Berges, da sie im Vertrauen auf ihre Uebermacht bei jeder Gelegenheit Händel und Krieg anfingen. Es wird sicherlich von guter Wirkung sein, daß dieses mächtigste Volk bestraft, seine Feste genommen und seine Königspläͤtze eingeäschert sind. 1 1
An den Bau eines Wegs nach Buöa, an die Anlage einer Station oder von Plantagen im Gebirge wäre niemals zu denken gewesen, bevor die Bewohner die Macht der Regierung, welche sie niemals anerkannt haben, kennen gelernt hatten. Wie der freche Angriff auf die ruhig marschirende Colonne zeigt, war eine Macht⸗ entfaltung dort unbedingt nothwendig, wenn auch nur das Eine erreicht sein sollte, was sicherlich der Fall, daß der offenen Friedens⸗ störung Einhalt gethan worden ist. Die Busa⸗Leute werden keine Lust mehr verspüren, Victoria anzugreifen.
Unser Erscheinen war die Befreiung für Dr. Preuß, der bereits den Entschluß gefaßt hatte, sich mit seinen sieben Leuten Nachts ins Gebirge zu flüchten, da er schon seit verschiedenen Tagen streng bewacht wurde. Der Missionar war nicht erschienen, sondern umgekehrt, als ihm gesagt wurde, die Busa⸗Leute würden ihm den Hals abschneiden.
Ich darf noch die ruhige Umsicht und Tapferkeit des Premier⸗ Lieutenants von Stetten, das frische Draufgehen des Premier⸗Lieute⸗ nants von Volckamer, die Ausdauer des Dr. Richter im Feuer, den Schneid und die ruhige Energie des Dr. Preuß, sowie das tapfere Verhalten des Gärtners Pfeil besonders hervorheben. Jeder der Genannten hat seine Pflicht in hervorragendem Maße gethan.
Die mitgebrachten irdischen Ueberreste von Gravenreuth sind gestern durch den Pater Walter vom Sanaga eingesegnet und in feierlicher Weise bei dem Nachtigal⸗Denkmal beigesetzt worden.
8
Der Fsrag h bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Graf von Lerchenfeld⸗Köfering ist vom
Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der
Gesandtschaft wieder übernommen.
8
er „Bussard“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Gertz, ü am 13. Dezember in Apia angekommen. S. M. Kreuzer „Sperber“, Commandant Corvetten⸗Capitän
Fis ch er, hat am 15. Dezember die Rundreise durch die Vuts en Schutzgebiete in der Südsee ang
etreten
K
Bayern. 8
München, 3. Januar. Seine Königliche Hoheit der
Prinz⸗Regent nahm am Neujahrstage, wie die „Allg. Ztg.“
berichtet, zunächst die Glückwünsche der Familienangehörigen
und seines militärischen Gefolges entgegen und wohnte dann
dem feierlichen Hochamt in der Allerheiligen Hofkirche bei. Abends fand am Königlichen Hofe Cour und Concert statt.
Sachsen.
Dresden, 4. Januar. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg fühlte sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ heute Morgen etwas kräftiger, obwohl der Schlaf in der Nacht vielfach unterbrochen war. Temperatur 38,3, Puls 72. In den Verdauungsorganen keine Störung.
Dem Landtag ist der Entwurf einer revidirten Ge⸗ sindeordnung für das Königreich Sachsen zugegangen. Dieser Entwurß ist, wie das „Dr. J.“ bemerkt, entsprechend mehrfachen, in früheren Landtagen gegebenen Anregungen aus⸗ gearbeitet worden, obgleich ein ständischer Antrag auf Revision dieses Gesetzes neuerdings nicht an die Regierung gelangt ist.
Württemberg. 8 3
Stuttgart, 2. Januar. Gestern Abend fand, wie der „St.⸗A. f. W.“ mittheilt, bei Ihren Majestäten dem König und der Königin großer Neujahrsempfang statt, wozu außer den Hofstaaten das diplomatische Corps, die Minister und Mitglieder des Geheimen Raths, der ständische Ausschuß, die Generalität, der Stadtdirector, der Ober⸗Bürgermeister und der Bürgerausschuß⸗Obmann von Stuttgart sowie die übrige Hof⸗ gesellschaft geladen waren.
Der König hat bestimmt, daß die von ihm aus Anlaß seines Regierungsantritts angeordnete Amnestie in Bezug auf Strafsachen der bürgerlichen Justizbehörden und der Forst⸗ polizeibehörden, nachdem im ganzen 3002 Personen eines Gnadenaktes theilhaftig geworden sind, nunmehr ihren Ab⸗ schluß finde. 1
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 2. Januar. Am Großherzoglichen Hofe fand nach der „Th. C.“ aus Veranlassung des Jahreswechsels gestern großer Empfang statt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sowie die Erb⸗ großherzoglichen Herrschaften nahmen Mittags die Glückwünsche des Staats⸗Ministeriums, der am Gre e og⸗ lichen Hofe beglaubigten, in Weimar residirenden Gesandten von Preußen, Sachsen und Rußland, des Offiziercorps, der höheren Beamten und Geistlichen, des Prorectors der Univer⸗ sität Jena u. s. w. entgegen. Abends war Hofconcert. Der Geheime Staatsrath Dr. von Boxberg hat die Geschäfte des ihm übertragenen Cultus⸗Departements über⸗ nommen.
Deutsche Colonien.
Das „Deutsche Colonialblatt“ schreibt:
Wie bereits berichtet, ist der Führer der Vorerpedition nach dem Victoria⸗Nyanza, der Königlich württembergische Bauinspector, Pre⸗ mier⸗Lieutenant der Landwehr, Herr Hochstetter am 26. November v. J., Nachmittags 2 Uhr, zu Bagamoyo an einer Hirnhautentzün⸗ dung plötzlich verstorben. .
Zur Warnung für andere können wir nicht unerwähnt lassen, daß Herr Hochstetter seinen Tod größtentheils selbst verschuldet hat, indem er sich, einem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs zufolge, trotz allseitigen Abrathens durch ein sogenanntes Abhärtungssystem für seine Aufgabe vorzubereiten suchte.
Diese Abhärtung bestand vor Allem in einer beinahe vollstän⸗
digen Fleischenthaltung, in allen möglichen übertriebenen körperlichen Anstrengungen und vor Allem in sogenannten Sonnenbädern, wobei sich der Verstorbene stundenlang ohne jede Kopfbedeckung dem glü⸗ hendsten Sonnenbrande aussetzte. Die ersten Folgen dieser Sonnenbäder scheinen nach einer Dhau⸗ fahrt von Bagamoyo nach Sansibar zu Tage getreten zu sein und sich in Kopf⸗ und Magenbeschwerden geäußert zu haben, die Herr Hoch⸗ stetter irrthümlicherweise dem Genusse von seiner Ansicht nach ver⸗ dorbenen Konserven zuschrieb. 1 “
Dieser Zustand soll sich in Bagamovo allmählich verschlimmert haben, ohne daß der Verstorbene zu überreden gewesen wäre, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, und als schließlich trotzdem der Arzt herbeigerufen wurde, war offenbar schon alle Hilfe zu spät.
Die vorgenommene Section hat über die Ursache des Todes keinen Zweifel gelassen. 1 ö“
Der Ober-⸗Richter Legations⸗Rath Sonnenschein, sowie der Baumeister Wiskow, beide bei dem Kaiserlichen Gou⸗ vernement für Ost⸗Afrika, sind mit dem Reichs⸗Postdampfer „Reichstag“ am 19. November in Dar⸗es⸗Salam eingetroffen.
Die Second⸗Lieutenants Johannes vom 4. Oberschle⸗ sischen Infanterie⸗Regiment Nr. 63 und Tambach vom 12. Bayerischen Infanterie⸗Regiment Prinz Arnulf, welche zur Schutztruppe für Ost-⸗Afrika commandirt sind, werden am 20. d. M. von Neapel nach Dar⸗-es⸗Salam abreisen.
Premier⸗Lieutenant von Stetten, welcher bei Buéa am 6. November v. J. verwundet wurde und einen Bruch des rechten Oberarmbeins erlitt, ist in München eingetroffen. Die Heilung hat bisher einen * Verlauf genommen, so daß eine baldige völlige Wiederherstellung zu erwarten steht. 8
Die 19 Vorexpedition nach dem Victoria⸗Nyanza ist nach einem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs für Deutsch⸗ Ostafrika unter Führung des Barons von Fischer im De⸗ zember im Anschluß an das von Lieutenant Herrmann geführte nach Bukoba bestimmte Ablösungs⸗Commando von der Küste aufgebrochen. Der Expedition wird sich der von der Deutschen Colonialgesellschaft ursprünglich für Emin Pascha engagirte Herr Rindermann anschließen. “
ach den aus Kamerun eingetroffenen, durch die münd⸗ liche Berichterstattung des Premier⸗Lieutenants von Stetten ergänzten Berichten ist das von dem verstorbenen Hauptmanne von Gravenreuth angeworbene Trägercorps so mangelhaft, daß vor einer Ergänzung desselben und vor Ersatz der untauglichen durch taugliche Personen die Expedition in das Hinterland vorzu⸗ ehen außer Stande ist. Die einigermaßen tüchtigen Leute sind dabei, die Station Edea zu befestigen und Wege nach Jaunde und Balinga zu bauen. Die Anwerbung eines kräftigen und zum Tragen geeigneten Ersatzes wird voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen, da der Trägermangel an der westafrikanischen Küste mehr und mehr fühlbar ist. 1 Die Expedition gegen die Abo⸗Leute in Kamerun, über die wir seiner Zeit berichtet haben, hat den Erfolg ge⸗ habt, daß der Abo⸗Häuptling Priso von Bonaquase um Gnade und Vergebung gebeten hat. Es ist ihm Verzeihung
die Gefahr neu
gewährt worden. Der Bericht hierüber ist vom 20. Novem v. J. datirt und meldet, daß p dem Abo Alles ruhig war. Zwischen der deutschen und der englischen Regierung hat eine Vereinbarung stattgefunden, wonach die im Absatz 1 Artikel I des deuischeenglsschen Abkommens vom 1. Juli 1890 bezeichnete Grenzlinie näher festzulegen und nöthigenfalls nach Maßgabe des örtlichen Bedürfnisses zu berichtigen ist. Diese Grenzfestsetzung soll sich zunächst auf die Strecke von der Küste bis zu den Ausläufern der Kilimandscharo⸗Kette be⸗ schränken. Zum Commissar für die Grenzfestsetzung ist deutscher⸗ seits Dr. Peters, englischerseits Mr. Smith, Consul in Sansibar, ernannt worden. Die Beschlüsse der Commissarien unterliegen der Genehmigung der beiden Regierungen.
Wien, 4. Januar. Seine Majestät der Kaiser und König hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend nach Budapest begeben. Am Vormittag hatte der Kaiser eine Deputation des 1. Sächsischen Ulanen⸗Regiments Nr. 17, bestehend aus dem Obersten von Schimpff, dem Rittmeister Goetz von Ohlenhusen und dem Premier⸗-⸗Lieutenant von der Decken, empfangen und als Oberstinhaber des Regiments deren Glückwünsche huldvollst entgegengenommen. Die De⸗ putation wurde dann auch zu dem gestrigen Hofdiner geladen.
Der General der Kavallerie Graef, fruüͤher Adlatus des Landwehr⸗Ober⸗Commandanten, ist in Budapest an der Influenza gestorben.
Zu der Frage, ob noch geheime Refactien in Un⸗ garn bestehen, erklärte kürzlich der „Nemzet“, daß die hierauf erichteten Anklagen gegen den Handels⸗Minister Baroß ge⸗ häffige Ausfälle privater Interessenten seien; die zngarische Staatsbahn gewähre im Hinblick auf die Concurrenz der Donauschiffahrt für den Transport von Pflaumen aus und nach dem Orient ermäßigte Frachtsätze und solche würden den deutschen Exporteuren gleichfalls bereitwilligst gewährt werden, wenn Deutschland überhaupt Pflaumen exportiren würde. Ferner könne die Begünstigung für Braunkohle auch deutscher Kohle ohne Schwierigkeit bewilligt werden; Deutschland aber exportire keine Braunkohle. Hieraus hatte die „N. Fr. Pr.“ den Schluß gezogen, daß thatsächlich doch noch geheime Refactien in Ungarn beständen, und festgestellt, daß dies mit der Berner Frachtverkehr⸗Convention in Widerspruch und daß eine etwaige ausschließ⸗ liche Begünstigung für die Braunkohlen⸗Transporte der Salgo⸗Tarjaner Kohlen⸗Bergbaugesellschaft jedenfalls eine Verletzung des Art. 15 des Handelsvertrages mit Deutsch⸗ land bilden würde, falls die thatsächlich bestände. Dem gegenüber veröffentlicht neuerdings der „Nemzet“ eine Er⸗ klärung der Salgo⸗Tarjaner Kohlen⸗Bergbaugesellschaft, in
welcher festgestellt wird, daß sie auf den ungarischen Staats⸗
bahnen keinerlei Refactien für Braunkohlen besitze. Großbritannien und Irland. 88
Der von der Königin zum Pair des Vereinigten König⸗ reichs ernannte Ober⸗Befehlshaber in Indien, General Sir Frederick Roberts hat, wie die „Pall Mall Gazette“ schreibt, seit vierzig Jahren seinem Vaterlande in verschiedenen Theilen des Reichs gedient. Seine glänzendste militärische Leistung war der siegreiche Zug von Kabul nach Kandahar, 1879/80. Der Physiker Sir William Thompson, welchem gleichfalls die Würde eines Lords verliehen wurde, erwarb sich große all⸗ gemeine Verdienste besonders bei der Legung des atlantischen Kabels. Als Elektriker hat er einen Weltruf. Thompson ist in Ulster in Irland geboren und bekleidet die Professur der Physik an der Universität Glasgow. Gegen⸗ wärtig ist er Präsident der Königlichen Gesellschaft der Wissen⸗
aften. sch Der Leiter des Unterhauses und frühere irische Ober⸗ Secretär Balfour hat die ihm angetragene Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Londonderry abgelehnt.
Wie der Londoner Correspondent der „Birmingham Post“ berichtet, beabsichtigen die Lords des Schatzamts, dem von Sir James Fergusson gegebenen Beispiele zu folgen und die Chefs der verschiedenen Departements des Amts anzuweisen, bei der Besetzung von Stellen Bewerber, welche zwölf Jahre in der Armee gedient haben, allen anderen Candidaten vorzuziehen. 8 — 1
Ueber die bereits gemeldete Explosion im Schlosse zu Feeln am 31. Dezember äußern sich die „Daily News“ wie folgt:
88 Zweck ist so geheimnißvoll, wie das Resultat glücklicher Weise harmlos. Es kann sich jedoch kaum um einen Fesar handeln, und wäre die Explosion eine Stunde später passirt, so hätten einige Mitglieder des dann zur Berathung versammelten Conseils ernstliche Verletzungen davontragen können. Vielleicht haben die Uebel⸗ thäter eine Panik hervorrufen oder aber die nationalistische Sache schädigen wollen. Unmöglich ist es auch nicht, daß es unzufriedene Arbeiter waren, welche sich wegen eines Streits an dem Amte für öffentliche Bauten rächen wollten. Auf keinen Fall dürfen wir indeß
Ausschreitungen außer Acht lassen
IFrankreich
Ueber den Stand der Verhandlungen wegen der Neu⸗ gestaltung der Handelsbeziehungen zwischen Frank⸗ reich und einer Anzahl auswärtiger Staaten ver⸗ öffentlicht der „Temps“ eine Mittheilung, nach welcher Griechenland Frankreich das Recht der meist⸗ begünstigten Nation bewilligt, wogegen Frankreich Griechenland die Vortheile des Minimaltarifs gewährt habe. Die Convention sei vorläufig für ein halbes Jahr abgeschlossen worden. Griechenland habe sich verpflichtet, wahrend dieser Zeit einzelne Posten des Generaltarifs den Interessen Frankreichs entsprechend zu ermäßigen. Die Ver⸗ handlungen Frankreichs mit Schweden würden heute abgeschlossen werden. Frankreich bewillige Schweden den Minimaltarif, wogegen Schweden Frankreich seinen niedrigsten Tarif gewähre. Ferner dürfte Frankreich mit den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika eineConvention über die theilweise Anwendung des Minimaltarifs ab⸗ schließen. Die Vereinigten Staaten würden dagegen Uran. reich Zollfreiheit für Häute, Zucker und Melasse zugestehen. Die letztere Convention würde durch das Parla⸗ ment ratificirt werden müssen. Der Werth der in Frage stehenden Exportartikel betrage auf beiden Seiten 12 Millionen. Die Verhandlungen mit Belgien, Holland und der Schweiz nähmen einen befriedigenden Verlauf. Weniger leicht gestalteten sich die Verhand⸗ lungen mit Spanien. Außer der Weinzollfrage liege die
8 Laeken zurück
zwwierigkeit vor, daß Spanien, um den französischen Minimal⸗ Sch zu sballen. 5 Handelsvertrag mff Frankreich, wie die Verträge mit anderen Staaten, auf ein halbes Jahr ver⸗ längern müßte, was jedoch infolge der Weigerung Frankreichs “ das Gerücht verbreitet, der Minister des Auswärtigen Ribot habe in einer an die bulgarifche Regierung gerichteten Note die Zurücknahme der Aus⸗ weisung Chadourne’s verlangt und gleichzeitig erklärt, er werde, wenn Bulgarien von der Pforte zur Gewährung der eforderten Genugthuung nicht verpflichtet werden sollte, die Intervention der Berliner Signatarmächte anrufen. Das Ge⸗ rücht ist, wie „W. T. B.“ meldet, von dem Minister für unbegründet erklärt worden. Meldungen aus Sofia besagen, der bulgarische Minister Grekoff habe gestern dem türkischen Commissar in Sosia ein Memorandum überreicht, in welchem betont werde, daß die Verträge Bulgarien das Ausweisungsrecht verliehen hätten; Bulgarien habe demnach weder die bestehenden Verträge noch die Capitulationen verletzt. Entgegen der Mittheilung des Journal „Bulgarie „ nach welcher der Correspondent des „Temps“ Lindenlaule im Januar 1888 aus Sofia ausgewiesen worden sei, wird in unterrichteten Kreisen betont, daß Lindenlaule im November 1887 freiwillig Sofia verlassen habe. Der Fall „Chadourne sei daher ohne Präcedenz. ““ Rußland und Polen. (19.) Dezember v. J. in Helsingfors publicirte Verordnung bestimmt, dem „Rev. Beob.“ zufolge, daß von Personen, welche in Finland in den civilen Staatsdienst eintreten wollen, allmählich Kenntnisse in der russischen Sprache verlangt werden sollen, und zwar sind diese obligatorisch für diejenigen, die in den Dienst bei den Staatseisenbahnen, bei den Zollämtern und bei der Polizei⸗ Administration angestellt werden, besonders in Seestädten und an Orten, wo russisches Militär steht. Außerdem soll an den städtischen Gerichten ein Beamter angestellt sein, der des Russischen mächtig ist; von den Richtern auf dem Lande an den Grenzorten Rußlands wird ebenfalls Kenntniß der russischen Sprache verlangt. Personen im Dienste des Schulwesens, welche die russische Sprache beherrschen, haben hierfür zwei Dienstjahre zum Avancement und zur Erlangung der Pension sich zu gute zu rechnen. Bei jeder Ernennung zu einem Civildienst ist demjenigen, welcher die russische Sprache kennt, unbedingt der Vorzug zu geben. Zu Lehrern der höheren Lehranstalten (Lyceen) sind vorzugsweise geborene Russen mit Universitätsbildung zu ernennen.
1 Spanien.
In Madrid ist aus Manila die Nachricht eingetroffen, daß die Japaner einige Inseln im Stillen Ocean in der Nähe der Marianen⸗Inseln besetzt es Infolge dessen beabsichtige, wie die Blätter berichten, die spanische Regierung eine Flottenkundgebung gegen Japan und werde außer⸗ dem seine Flottenstation in den dortigen Gewässern verstärken.
Portugal.
In der Thronrede zur Eröffnung der Cortes werden, wie „W. T. B.“ meldet, die ausgezeichneten Beziehungen zu allen Mächten konstatirt und hinsichtlich der Frage der Handelsverträge bemerkt: Portugal werde kein Zugeständ⸗ niß machen, ohne gleichwerthige Vergünstigungen zu erhalten. Ferner wird mitgetheilt, es würden Maßnahmen getroffen werden, um die Finanzverhältnisse des Staats zu ordnen.
Belgien.
Der König ist, nach einem Wolff'schen Telegramm aus Brüssel, von seinem Influenza⸗Anfalle vollständig wieder⸗ hergestellt und seit gestern außer ärztlicher Behandlung. Gestern Nachmittag kam der Monarch von Laeken nach Brüssel, wo er von 3 bis 6 ½ Uhr verweilte, und kehrte hierauf nach
Eine am 7.
Türkei.
Der neu ernannte italienische Botschafter bei der Pforte C. Reßmann ist am Sonnabend in Konstantinopel ein⸗ getroffen. 8 ““ Griechenland. .“
Die Deputirtenkammer hat sich am Sonnabend ver⸗ tagt, nachdem sie die Regierung ermächtigt hatte, die bestehende Handels⸗Convention mit Frankreich um fünf Monate zu verlängern. Innerhalb dieser Frist soll eine neue Con⸗ vention vereinbart werden.
Rumänien.
Bukarest, 3. Januar. Der König und der Thron⸗ folger haben sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute zu einem Besecehütsgigen Besuche der Königin nach Pallanza be⸗
n.
Die „Agence Roumaine“ erklärt die Meldung der Anesn zerh e cher die rumänische Regierung den an⸗ geblichen Nihilisten Maximenko, alias Madimenko, an Rußland ausgeliefert habe, für gänzlich unbegründet. Von russischer Seite seien nur zwei, zur Zeit noch un⸗ erledigte, Auslieferungs⸗ Anträge an die rumänische Re⸗ gierung gestellt worden. Der eine dieser Anträge betreffe den wegen Diebstahls mit fünf Monaten Markowski, der andere den wegen Pferdediebstahls mit drei Monaten bestraften Madimenko. Nach dem vor dem Uhtssse inesee abgegebenen Geständnisse dieser Nei 1 duen sei jeder Verdacht ausgeschlossen, daß sie Nihilisten
8 8 Amerika.
in dem „New⸗York Herald“ aus Laredo zugegangenes Telegramm meldet, die mexikanif che ge eine Prämie von 300 000 Doll. auf das Haupt des Insur⸗ gentenführers Garza gesetzt. Es sei jedoch sehr fraglich, ob es ihr gelingen werde, ihn festzunehmen. Die deheae e; Behörden hätten über 100 ersonen hinrichten lassen. In
Pueblo habe sich die ganze Bevölkerung erhoben und ülle
Priester gefangen genommen.
Von den Gefangen F liegen jetzt (außer lährigen Fefengaschaft vor 1 8 se währen acht⸗ um die Fsterrechische, Mifion in Iäheseedsfen enaceüens des⸗
Missionare wehrten den Angriff ab. Eine Belagerung begann, die
viele Monate dauerte. Die Belagerten hatten große Noth zu leiden
und mußten schließlich capituliren infolge des Verraths der Ein⸗ geborenen. Darauf wurden Pater Ohrwalder, Pater Bonomi und andere Mitglieder der Mission in das Lager des Mahdi bei El Obeid abgeführt. Man stellte ihnen frei, Mohamedaner zu werden; aber als sie sich dessen weigerten, wurde ihre Ge⸗ fangenschaft desto bitterer. Später wurden noch andere Missionare nach El Obeid gebracht, während die christlichen Nonnen nach dem Lager des Mahdi in Redjaf geschafft wurden. Dort wurden sie dem Namen nach verheirathet und wurden Mohamedanerinnen. Von dort gingen sie mit den Mahdisten nach Chartum und waren dabei, als die Festung belagert wurde. Von da an haben sie in Omdurman elebt. Dem Namen nach waren sie frei, aber thatsächlich auf das bhen ste bewacht. Pater Bonomi entkam im Jahre 1885, worauf die Patres Ohrwalder und Rossignoli nach Omdurman gebracht wurden. Hier hatten sie eine persönliche Unterredung mit dem Kha⸗ lifen, der ihnen mancherlei Freiheiten gewährte. Sie wurden nicht schlecht behandelt, durften aber keinerlei schriftlichen Verkehr mit der gesitteten Welt unterhalten. Beständig waren sie von Spionen umgeben und der Khalif ließ sich alle ihre Briefe in der Uebersetzung vorlesen. Damals sahen sie auch öfter Slatin Bey, der vom Khalifen aufs strengste bewacht wurde. Pater Ohrwalder macht weitere inter⸗ essante Mittheilungen über die gegenwärtige Lage in Omdurman. Danach wünscht der Khalif, daß sein Sohn Osman sein Nachfolger würde. Osman ist 17 Jahre alt und hat eine gute Er⸗ ziehung genossen. Im letzten Februar wurde er mit der Tochter seines Oheims Yakub verlobt. Es giebt in Omdurman zwei Unter⸗Khalifen, Mohamed und Helu. Im letzten Oktober beschwerte sich Mohamed beim Khalifen, daß er nicht gut behandelt werde und kein regelmäßiges Einkommen erhalte. Die Berathung dar⸗ über verlief höchst stürmisch. Am nächsten Tage verlangten die fünzig Wittwen des verstorbenen Mahdi entweder die Freiheit oder genü⸗ gende Geldmittel. Pakub schickte ihnen 600 Thaler. Die Wittwen waren jedoch damit nicht zufrieden. Eine weitere Störung erfolgte, als der Unter⸗Khalif Mohamed erfuhr, daß einer seiner Hauptleute, Namens Zogal, am 24. November gehängt worden sei. Bald verbreitete sich das Gerücht, daß Mohamed einen Aufruhr plane. Die Moschee blieb daraufhin geschlossen. Die Leute eilten sämmtlich in die Moschee, welche von den schwarzen Truppen des Khalifen umzingelt wurde. Am nächsten Morgen feuerten die Leute Mohamed's auf die Gegner und tödteten 17, während sie 7 verloren. Während dessen kleideten sich die Wittwen des verstorbenen Mahdi in Uniform, um sich in ihrer Zereba zu vertheidigen. Zu gleicher Zeit fingen die Baggaras an, die Stadt zu plündern, aber ihre Stammes⸗ genossen hinderten sie daran. Eine Zeit lang herrschte die größte Verwirrung. Der Unter⸗Khalif und andere versuchten vergeblich zu vermitteln und die Ordnung wiederherzustellen. Am 26. November endlich wurde ein Vergleich abgeschlossen. Danach standen die Schwarzen in Veladich in Waffen um die Moschee und das Haus des Khalifen. Aber schon am folgenden Tage kam es zu weiteren Ruhestörungen, während deren es den Gefangenen glückte, zu entkommen. Pater Ohrwalder glaubt nicht, daß der Aufruhr, welcher ihm die Gelegenheit zum Entkommen gab, weitere ernstliche Folgen haben wird. Der Khalif habe den Führer der Aufständigen dadurch zum Schweigen gebracht, daß er ihm ein regelmäßiges Gehalt auszahle. Die Macht des Khalifen sei jetzt fest gegründet und sei nicht so leicht zu stürzen. Der ganze Sudan wünsche, daß die egyptische Regierung wieder Besitz vom Sudan ergreife, nur die Baggaras⸗Stämme seien dagegen. Der Khalif Abdullch ist von Anfang an der Leiter der Mahdisti'schen Bewegung gewesen. Der verstorbene Mahdi war in der That nicht viel mehr als eine Figur. Der Khalif ist jetzt 43 Jahre alt, hat Pockennarben im Gesicht und kann nicht lesen, doch sehr gut predigen. Sein Einfluß wird indessen immer geringer infolge des aus⸗ schweifenden Lebens, welches er führt. Sein Harem besteht aus 150. sudanesischen Schönheiten. Der Khalif weiß selbst, daß es nutzlos ist, seine Macht auszudehnen. Er selbst schreibt seine Mißerfolge der Anwesenheit der britischen Truppen in Egypten zu. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß er sich in Zukunft auf die Defensive beschränken wird. Der Khalif hat wiederholt versucht, die feindlichen Stämme zu versöhnen, doch dürfte er damit keinen Erfolg haben. Der Grundsatz des Khalifen ist: Macht ist Recht. Seine Habsucht und Grausamkeit kennen keine Grenzen. Man glaubt, daß der Mahdismus im Aus⸗ sterben begriffen ist. In Omdurman giebt es zur Zeit viele Araber und Schwarze, aber keine organisirte Reiterei, obgleich der Khalif 1000 Pferde hat. An Schießpulver mangelt es nicht, aber Blei ist nicht viel da. In Omdurman glaubt man, daß Emin Pascha bald in der Aequatorial⸗Provinz seine Autorität herstellen werde. Pater Ohrwalder glaubt jedoch nicht, daß Emin Pascha versuchen wird, weiter nach Norden vorzudringen, da der Mahdi⸗Häuptling Zaki in Fashoda ist. Dieser hat eine bedeutende Truppenmacht. In Dongola stehen zur Zeit ungefähr 1200 Jehadieh⸗Schwarze und 4000 Araber. Die Bewohner des Landes, die von den Grausam⸗ keiten und den Bedrückungen der Baggaras viel zu leiden haben, wünschen, daß die egyptische Regierung den Sudan wieder bhesetze. In Omdurman befinden sich 8 75 Europäer, Männer, Frauen und Kinder.
Aus dem Gebiete des Bahr el Gazal im Sudan und war auf dem Wege vom Congo neu eingegangene Nachrichten esagen: die Lage am Bahr el Gazal sei eine sehr un⸗ ruhige, und es fänden unausgesetzte Kämpfe zwischen den Mahdisten und den Häuptlingen der Eingeborenen statt. Anscheinend hätten die Mahdisten an Terrain verloren, ihr Einfluß scheine im Abnehmen. “
Nach einer Meldung der „Magdb. Ztg.“ aus Gibraltar über London haben sich einzelne Stämme in der Nachbar⸗ schaft von Tanger gegen den Sultan von Marocco
empört; es sei infolgedessen ein britisches Kanonenboot sowie
das Schlachtschifnf „Thunderer“ von Gibraltar nach Tanger
abgegangen.
Kunst und Wissenschaft.
. — Die hiesige Geographische Gesellschaft, die 1828 begründet wurde, zählt nach dem in der letzten Sitzung erstatteten Jahresbericht 1133 Mitglieder, darunter 58 Ehrenmitglieder und ebenso viele correspondirende Mitglieder. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder ist von 1049 auf 1017 zurückgegangen. Die zur Zeit über 14 500 Bände umfassende Bibliothek, eine der hervorragendsten Fach⸗ bibliotheken der wissenschaftlichen Welt, hat sich im letzten Jahre um 981 Werke in 1193 Bänden vermehrt. Die “werthvolle Karten⸗ sammlung erhielt einen Zuwachs von 156 Blatt; im Lesezimmer liegen jetzt über 300 Zeitschriften aus. Die Gesellschaft plant für das eben begonnene Jahr eine große Expedition nach West⸗Grönland.
— Der bekannte Professor der National⸗Oeconomie Emile de Laveleye ist laut Meldung der „Frff. Ztg.“ aus Brüssel vom 3. d. nach zweitägiger Erkrankung an der Influenza gestorben. Emile Ludwig Victor de Laveleye, der hervorragendste belgische Publizist und Na⸗ tional⸗Oeconom der liberalen Schule, war geboren zu Brügge am 5. April 1822, seit 1864 ordentlicher Professor der Staatswirthschaft an der Universität Lüttich, seit 1872. 6. der belgischen Akademie; er ist Verfasser zahlreicher Werke und Essays auf dem Gebiete der Politik, Volks⸗ und Landwirthschaftslehre und entwickelte bis in die letzte Zeit hinein eine äußerst fruchtbare Thätigkeit. v1““ Karserkich russische Geograp hische Gesell⸗ schaft eröffnet der „St. Pet. Ztg.“ zufolge an zwei im höchsten Norden des Gouvernements Jenisseisk belegenen Punkten neue meteorologische Stationen; sie werden von dem Berg⸗ Ingenieur Jatschewfki eingerichtet, der die Goldwäschebien im ge⸗ nannten Gouvernement leitet. Auf Antrag der Geographischen Ge⸗ sellschaft spendete das Physikalische Veetral Obsewetem die meisten meteorologischen Apparate für die beiden Stationen. Um einen Be⸗ griff von der in jenen Gegenden herrschenden Lufttemperatur zu
geben, theilt das genannte Blatt mit, daß die Thermometer, welche das Observatorium behin sendet, mit Graden unter — 60 Grad R. versehen sein müssen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Triest, 1. Januar. Ganz Ober⸗Italien ist, wie man dem „Wiener Fremdenbl.“ berichtet, von der Influenza heimgesucht, namentlich Mailand, Como, Bergamo, Rovigo, Vicenza, Verona und Venedig. In Bologna sind 300 Rekruten daran erkrankt, in Turin und Genua zeigt die Krankheit einen bösartigen Charakter und ist die Sterblichkeit eine große. In Rom sind 8000 Influenzakranke, dar⸗ unter der Minister Chimirri und viele Deputirte; auch der Vatican ist sehr heimgesucht. Sechs Cardinäle und ein großer Theil der Dienerschaft sind daran erkrankt. v1“
1“ Handel und Gewerbe. 8
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im De⸗ zember 1891 1 474 263 500 ℳ abgerechnet worden gegen 1 418 035 300 ℳ im November 1891 und 1 677 785 900 ℳ im De⸗ zember 1890.
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Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 2. Januar gestellt 7728, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 31. Dezember 1891 gestellt 1704, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 2. Januar 1892 sind gestellt 3524, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Berlin, 2. Januar. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 35 — 37 ℳ, Ila. Kartoffelstärke 35 — 37 ℳ, IIa. Kartoffelstärke und Mehl 33 — 35 ℳ, feuchte Kartoffel⸗ stärke loco und Parität Berlin 21 ℳ, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik 20,70 ℳ, gelber Syrup 41 ½ — 42 ℳ, Capillair⸗Syrup 42 ½ — 43 ℳ, Capillair⸗Export 44 — 44 ½ ℳ, Kartoffelzucker gelber 41 ½ —42 ℳ, do. Capillair 42 ½ — 43 ℳ, Rum⸗Couleur 51 — 52 ℳ, Bier⸗Couleur 50 — 51 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 47 — 49 ℳ, do. sekunda 43 — 46 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 42 — 44 ℳ, Weizenstärke (großst.) 49 — 50 ℳ, Hallesche und Schlesische 48 — 50 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 47 bis 48 ℳ, do. (Stücken) 42 — 44 ℳ, Mais⸗Stärke 37 — 38 ℳ, Schabe⸗ stärke 35 — 36 ℳ, Victoria⸗Erbsen 23 — 27 ℳ, Kocherbsen 23 — 26 ℳ, grüne Erbsen 23 — 26 ℳ, Futtererbsen 18 — 18½ ℳ, Leinsaat 25 — 27 ℳ, Linsen, große 48 — 62 ℳ, do. mittel 36 — 48 ℳ, do. kleine 26 — 36 ℳ, Gelber Senf 18 — 28 ℳ, Kümmel 34 — 40 ℳ, Mais loco 16 ½ — 17 ½ ℳ, Buchweizen 18 — 20 ℳ, Pferdebohnen 17 bis 18 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 — 23 ℳ, weiße Flachbohnen 24 — 27 ℳ, ungarische Bohnen 18 — 20 ℳ, galizische und russische Bohnen 16 ½ — 18 ½ ℳ, Wicken 14 — 15 ½ ℳ, Hanfkörner 22 ½ — 23 ½ ℳ, Leinkuchen 17 ½ — 18 ½ ℳ, Weizenschale 12 ½ — 13 ℳ, Roggenkleie 13 bis 14 ℳ, Rapskuchen 15 ½ — 16 ½ ℳ, Mohn, blauer 51 — 61 ℳ, do. weißer 66 — 86 ℳ, Hirse, weiße 22 — 25 ℳ Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.
Breslau, 2. Januar. (W. T. B.) Bei der heutigen Schienen⸗ submission auf 2000 t machten die Oberschlesischen Werke ein An⸗ gebot zu 118 ℳ 8
Leipzig, 2. Januar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Januar 3,62 ½ ℳ, per Februar 3,65 ℳ, per März 3,65 ℳ, per April 3,65 ℳ, per Mai 3,67 ½ ℳ, per Juni 3,70 ℳ, per Juli 3,72 ½ ℳ, per August 3,75 ℳ, per September 3,75 ℳ, per Oktober 3,75 ℳ, per November 3,75 ℳ per Dezember 3,75 ℳ Umsatz 135 000 kg. 3
Die Lederbörse zeigt flaue Tendenz bei mäßigem Geschäfts⸗ umsatz. b 1““
Meiningen, 2. Januar. (W. T. B.) Gewinnziehung der 4 prozentigen Meininger Prämien⸗Anleihe: 240 000 ℳ Ser. 777 Nr. 12, 30 000 ℳ Ser. 3933 Nr. 14, je 3000 ℳ Ser. 545 Nr. 17, Ser. 1891 Nr. 14, Ser. 2329 Nr. 25, Ser. 3324 Nr. 10.
Serienziehung der Meininger 7 Fl.⸗Loose: 25 58 101 141 308 316 321 459 465 537 598 605 898 997 1001 1048 1231 1252 1693 1812 1817 1847 1867 1954 2114 2130 2142 2158 2192 2240 2263 2376 2472 2582 2655 2692 2775 2801 2977 3017 3142 3181 3228 3334 3513 3602 3624 3919 4051 4185 4354 4373 4624 4642 4684 4691 4768 4799 4880 5231 5357 5461 5514 5716 5790 5986 6385 6394 6548 6654 6764 6815 6867 6914 7048 7053 7114 7422 7485 7487 7596 7742 7797 8124 8139 8157 8185 8198 8260 8324 8368 8397 8488 8715 8742 9041 9053 9105 9279 9364 9607 9740 9780 9901 9903.
Hamburg, 2. Januar. (W. T. B.) Serienziehung der Hamburger 3prozentigen Prämien⸗Anleihe von 1866: 36 44 102 187 208 368 483 526 680 764 851 925 1002 1037 1260 1424 1494 1580 1615 1655 1706 1942 1953 2143 2147 2246 2292 2327 2410 2437 2444 2459 2577 2928 3054 3123 3144 3209 3218 3352 3366 3448 3574 3744 3778 3781.
Wien, 2. Januar. (W. T. B.) Serienziehung der österreichischen 1854er Loofe: 47 219 226 236 240 468 542 554 676 686 724 769 959 975 993 1064 1129 1134 1205 1327 1492 1635 1647 1667 1760 1773 2098 2103 2144 2238 2335 2349 2560 2598 2608 2631 2801 2858 2964 2975 2989 3067 3134 3140 3205 3236 3275 3391 3416 3460 3786 3795 3835 3932 3953 3967.
Gewinnziehung der österreichischen Kredit⸗Loose von 1858: 150 000 Fl. Ser. 2041 Nr. 31, 30 000 Fl. Ser. 3434 Nr. 42, 15 000 Fl. Ser. 3499 Nr. 13, je 5000 Fl. Ser. 979 Nr. 9, Ser. 3573 Nr. 63. Weiter gezogene Serien: 786 1095 1445 1782 2296 2563 2629 2684 2726 2985 3545 3994 4080 4096.
Pest, 2. Januar. Die Direktion und der Aufsichtsrath der Pester ersten vaterländischen Sparkasse stellten das Fehlen eines Baarbetrages von 60 000 Fl. in der Manipulationskasse sowie einen Abgang von Renten⸗Obligationen im Betrage von nominell einer Million Fl. fest, welche von dem Hauptkassirer Piufsich defraudirt worden sind. Der Defraudant hat sich entleibt.
London, 2. Januar. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten. “ G
— 4. Januar. (W. T. B.) Die Getreidezu fuhren betrugen in der Woche vom 24. Dezember bis 1. Januar: Engl. Weizen 3153, fremder 96 177, engl. Gerste 1856, fremde 33 554, engl. Malzgerste 23 091, fremde —, engl. Hafer 782, fremder 118 150 Orts., engl. Mehl 26 040, fremdes 116 356 Sack.
Washington, 2. Januar. (W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Dezember um 1758 140 Dollar abgenommen, im Staatsschatz befanden sich ult. Dezember 757 300 432 Dollar.
New⸗York, 2. Januar. (W. T. B.) Während des ganzen Börsenverkehrs herrschte heute eine sehr feste Stimmung. Der Schluß erfolgte zu den höchsten Tages⸗Cursen. Der Umsat der Actien betrug 213 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 8 0- Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 10 000 nzen.
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 13 491 981 Doll., davon für Stoffe 2 361 845 Doll⸗
8 Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 3. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“, am 24. Dezember von New⸗York ab⸗ gegangen, ist am 1. Januar Abends in Southampton ange⸗ kommen und hat die Reise nach Bremen fortgesetzt; er überbringt 299 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer „Trave“, am 22. Dezember von Bremen abgegangen, ist am 1. Januar Nach⸗ mittags in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Gera', nach Brasilien bestimmt, ist am 1. Januar Nachmittags in Ant⸗