1892 / 6 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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stärken, daß es unser theures Vaterland bewahren kann vor ähnlichem Untergange, wie ihn einst attische Blüthe, Roms welt⸗ umfassende Macht fand, wer wie wir berufen, die Jugend auszurüsten mit den Mitteln, diesen Kampf zu bestehen, muß sich dessen stets bewußt sein: auch Deutschland stand schon einmal an dem Rande des Abgrundes; es war da das Geschlecht der Hohen⸗ zollern, dem es gegeben war, es von diesem Abgrunde zu retten und zu herrlichem Glanze zu führen. Kaiser und Reich gehören seitdem untrennbar zusammen; der Kaiser: unser Steuermann auch auf sturmbewegter See, wir: seine getreuen, nicht verzagenden Boots⸗ leute, dem Dienste des Vaterlandes, der Wohlfahrt der Wissen⸗ schaft geweiht, das unser Ziel. Der Kaiser lebe hoch!“ Den Jubilar feierte Gymnasial⸗Direckor Dr. Kübler als den um das höhere Schulwesen der Provinz hochverdienten Mann, der innerlich und äußerlich ungemein segensreich gewirkt, der bei den Abiturienten⸗ brüfungen nicht bloß an der Form festgehalten, sondern auch auf den Inhalt eingegangen und dem Berlin auch noch um deswillen zu Dank verpflichtet sei, als Klix es gewesen, der den Nachmittagsunterricht, soweit dies möglich, beseitigt habe. Ge⸗ heimer Rath Klix dankte in bewegten und mit feinem Humor ge⸗ würzten Worten, wies auf die stille Arbeit der Lehrer hin und feierte endlich den Minister, der in herzgewinnender Weise sich mit den Be⸗ strebungen der Lehrerwelt identificirte und das auf der Höhe anstrebe, was die Lehrerwelt in der Tiefe stiller Arbeit ersehne. 1t

Laut amtlicher Bekanntmachung des Landraths des Kreises Teltow (gez. in Vertretung: Hahlweg, Regierungs⸗Assessor) im „Teltower Kreisblatt“ hat der Regierungs⸗Präsident in Potsdam durch Verfügung vom 4. d. M. die Bauordnung für den Kreis Teltow vom 15. Dezember v. J. aufgehoben.

Der Vorstand des Victoria⸗Lyceums hat einen neuen Unter⸗ richtszweig in sein Programm aufgenommen. Herr Amtsrichter Viktor Ring hält eine fortlaufende Reihe von Vorträgen über die s ociale und rechtliche Stellung der Frau. Der erste einleitende Vor⸗ trag wurde Mittwoch, den 6. d. M., von einem zahlreichen Publicum sehr beifällig aufgenommen. Der nächste Vortrag, in welchem die Er⸗

rterung des eigentlichen Gegenstands beginnt, findet am 13. d. M. statt. Schnee und Gewitter.I

Am Mittwoch sind im Harz, im Hannoverschen, in Rhein⸗

land und Westfalen unter starkem Schneetreiben Gewitter nieder⸗

angen.

888 Nus Goslar, 6. Januar, wird berichtet: Bei 1 Grad Wärme und Schneefall trat in der dritten Nachmittagsstunde ein kurzes Ge⸗ witter ein. Die drei Schläge waren infolge der dichten Luft dumpf, der starke Blitz, durch den fallenden Schnee gesehen, erschien in rosenrother Färbung. Der Donner erfolgte sofort, ein Zeichen der Nähe des Gewitters. Ein kurzer Hagel⸗ schlag kam hinterdrein. Der Schneefall nimmt hier fortwährend zu; ihm gesellen sich auch Schneewehen bei, welche den Eisenbahnzügen gefährlich werden; schon heute sind diese zum Theil nicht fahrplan⸗ mäßig eingetroffen. 1

Aus Northeim wird von demselben Tage berichtet: Heute Nachmittag gegen 3 Uhr zog, von Nordwesten kommend, ein Gewitter über unsere Stadt hin, das mit einem heftigen Schneesturme ver⸗ bunden war. Die Dauer des Unwetters war nur eine kurze; man vernahm anfangs nur ein dumpfes Grollen, dann leuchtete ein greller Blitzstrahl auf, dem ein heftiger Schlag folgte. Dieser eine Strahl hatte den Blitzableiter unserer St. Sixty⸗Kirche getroffen.

Vom Harz, 6. Januar. Seit der Vornacht herrschen im

ganzen Harzgebiet heftige Schneestürme und in dichten Massen

senkt sich der Schnee nieder. Der Sturm baute an vieien Stellen eewaltige Schneeschanzen, sodaß der Verkehr auf den Hochgebirgs⸗ z. B. für die Post zwischen Klausthal und St. Andreasberg, schon sehr erschwert ist und nur mit den leichtesten Schlitten und unter Mitwirkung des Wegearbeiterpersonals aufrecht erhalten werden kann. Die Schneestürme dauern heute Abend noch fort.

Aus Braunschweig, 6. Januar, wird der „Magdb. Ztg.“ ge⸗ schrieben: Heute Nachmittag 2 ¾ ÜUhr stieg im Westen schweres Gewolk herauf. Ein orkanartiger Sturm führte es, ehe man sichs versah, über die Stadt hinweg. Es war ein Schneesturm von solcher Heftigkeit, daß man ihn schlimmer in hiesigen Gegenden wohl kaum erlebt hat. Da zuckte aus der Finsterniß ein Blitzstrahl hervor, dem ein schrecklicher Donnerschlag folgte. Nach einer Minute fand eine gleiche Entladung statt, doch war jetzt das Wetter bereits über die Stadt hinweggeflogen. Als der Schneesturm tobte, schien es, als ob eine ungeheure Lawine über die Stadt rolle. Das Barometer zeigte heute Abend nur 740 mm.]

Duisburg, 6. Januar. Unter Blitz und Donner begann gegen 1 Uhr Nachmittags ein heftiges Schneetreiben, das stundenlang an⸗ hielt. Aehnliche Nachrichten sind der „Köln. Ztg.“ aus mehreren Orten Rheinlands und Westfalens zugegangen. 1 1

Bremen, 6. Januar. An der ganzen Nordseeküste herrscht heute heftiger Schneesturm. Die Telegraphenlinien nach London, Hamburg und Bremerhaven sind unterbrochen. Verschiedene Züge sind im Schnee stecken geblieben. 1

Aus beck, 7. Januar, wird telegraphisch gemeldet: Infolge großer Schneefälle ist der Bahnverkehr Lübeck —Eutin—Kiel seit heute Vormittag gesperrt. Auf allen Bahnen erleiden die Züge Verspätungen; die Telephonleitungen im Innern der Stadt sind vielfach gestoͤrt, der Pferdebahnverkehr ist eingestellt.

Verkehrsstörungen infolge Schneetreibens werden in Folgendem aus Mecklenburg gemeldet: Der 4,22 Nachts fällige Zug von Ludwigslust gerieth bei Sülstorf im Schnee fest und konnte erst (am Donnerstag) nach 8 Uhr Morgens in Schwerin eingebracht werden: die Strecke Schwerin—Kleinen war bis nach 10 Uhr durch Schneeschanzen unfahrbar; bei Bobitz und Blankenberg konnten die Schneemassen erst gegen Mittag so weit beseitigtswerden, daß die Züge verkehren konnten; der erste Zug der Strecke Malchin⸗Waren mußte nach Waren zurück⸗ kehren und dort die Räumung der Strecke abwarten, während die Wismar⸗Karower Züge nach Beseitigung der Schneemassen bei Borkow mit größerer Verspätung ihre Fahrten fortzusetzen vermochten.

Die Breslauer Züge sind heute wegen starken Schneefalls verspätet eingetroffen.

Charlottenburg. In der letzten Versammlung der Stadt⸗ verordneten wurde der Stadtverordnete, Reichstag s⸗Abgeordnete Munckel mit 49 von 52 Stimmen zum Stadtverordneten⸗Vorsteher und der Stadtverordnete Gertz mit 37 von 52 Stimmen zu seinem Stellvertreter wiedergewählt.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Bromberg, 8. Januar. (W. T. B.) Das König⸗ liche Eisenbahn⸗Betriebsamt Bromberg macht be⸗ kannt: Seit dem 6. d. M. Abends ist infolge Schneeverwehung der Verkehr der Strecke Praust⸗Karthaus unter⸗ brochen. Beseitigung der Sperrung nicht abzusehen. Züge fahren von Praust bis Lappin.

Wien, 8. Januar. (W. T. B.) Der älteste Sohn des Khedive Abbas⸗Pascha, der hier Specialunterricht in juridischen Fächern und verschiedenen Sprachen genoß, erhielt die Nachricht von dem Tode des Khedive erst gegen Mitternacht und brach ganz erschüttert in Thränen aus. Von Seiten des Hofs und der Diplomatie gingen dem Prinzen zahlreiche Beileidsbezeugungen zu. Heute Abend reist er mit seinem Bruder Mehemed und seinem Gouverneur Hussarek nach Triest, wo ihn ein Specialdampfer behufs Ueberführung nach Egypten erwartet. Prinz Abbas telegraphirte an den egyptischen Minister⸗Präsidenten: er sei aufs tiefste er⸗ schüttert von seines Vaters Tode, der ein großes Ungluck für seine ganze Familie und das ganze Land sei; er reise un⸗ verzüglich nach Egypten ab und sei überzeugt, daß das Land bis zu seiner Ankunft in Egypten unter der bewährten Leitung des Premier⸗Ministers, sowie der anderen Minister keine Gefahr laufe. Zur ärztlichen Behandlung des Khedive waren, wie verlautet, erst gestern früh 2 Uhr auch europäische Aerzte zugezogen worden.

Das „Fremdenblatt“ zollt den civilisatorischen Be⸗ strebungen volle Anerkennung, denen der verstorbene Khedive ungeachtet der großen Schwierigkeiten, denen er inmitten gegnerischer und diplomatischer Einflüsse begegnete, ergeben ge⸗ 85 sei. Die Thronfolge des Prinzen Abbas, welcher in sechs Monaten die Großjährigkeit erreiche, sei nach dem Firman des Sultans vom Jahre 1873 geregelt und könne, wenn keine ungeahnten Hindernisse auftauchten, keinerlei be⸗ rechtigten Einwendungen begegnen.

Wien, 8. Januar Die „Neue Freie Presse“ und die „Presse“ veröffentlichen übereinstimmende Interviews mit dem in Wien weilenden rumänischen Unterrichts⸗Minister Jonescu, der die vollständige Homogenität des neuen Ministeriums in allen äußeren und inneren Fragen feststellte. Rumänien benöthige des Friedens zu seiner inneren Entwickelung und suche folgerichtig die Freund⸗ schaft der eine Friedenspolitik verfolgenden Mächte. Aeußere Schwierigkeiten würden alle Parteien Rumäniens ge⸗ einigt finden. Von der Weisheit und dem Patriotismus des Königs sprach der Minister mit Bewunderung. Er glaube, daß nunmehr die Stabilität der Verhältnisse Rumäniens ver⸗ bürgt sei, und sehe einen eclatanten Erfolg bei den Wahlen für das neue Cabinet voraus.

Paris, 8. Januar. (W. T. B.) Hier eingetroffene Nachrichten aus Kairo über den Verlauf der Krank⸗ heit des Khedive besagen, daß derselbe genöthigt war, seit dem 31. Dezember das Bett zu hüten; man hielt die Erkrankung für einen Influenza ⸗Anfall, der jedoch zu keinen Besorgnissen Anlaß gebe. Die Bulletins waren bis Mittwoch Abend beruhigend. Gestern früh jedoch verschlimmerte sich der Zustand; es wurde eine doppelseitige Lungenentzündung constatirt. Vier Aerzte wurden aus Kairo beordert, die um 5 Uhr Abends in Heluan ein⸗ trafen, wo der Khedive zur Zeit residirte. Gegen 7 ½ Uhr trat der Tod ein.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 8. Januar,

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¹) Nachts Schnee. 2²) Gestern Schnee.

Uebersicht der Witterung. Das barometrische

westlicher Richtun trübe und meist

Minimum, Morgen über den schwedischen Seen lag, ist nach dem Bottnischen Busen fortgeschritten und entsendet einen Ausläufer nach Jütland hin. der Luftdruck über Südwest⸗ und Südost⸗Europa. Bei meist schwacher Luftströmung aus südlicher bis

ist das Wetter in Deutschland älter; die Temperatur ist durch⸗

schnittlich nahezu normal. älle stattgefunden;

Bamberg 15 mm.

Mühlhausen Niederschlag. Schneehöhe zu Hamburg 12, Berlin 6,

Deutsche Seewarte.

welches

Vielfach haben meldet

Am höchsten ist

gestern

Schnee⸗ 22 mm

Theater⸗Anzeigen.

9„ 9 .*. 8 Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 8. Vorstellung. Die Hochzeit des Komische Oper in 4 Acten von W. A. Text von Beaumarchais. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister

haus.

Weingartner.

Kleist. Grube.

Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 9. Voer

Neu einstudirt:

9.

Kranke. Lustspiel in

mit Benutzung der Bo

Vorstellung.

udissin'schen

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Figaro. Mozart.

Der zer⸗ brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Der eingebildete Aufzügen von Molidre, Uebersetzung.

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 9. Vorstellung. Die Afrikanerin. Oper in 5 Acten von G. Meyerbeer. Text von E. Scribe, deutsch von F. Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 10. Vorstellung. Der zer⸗ brochene Krug. Lustspiel in 1 Aufzug von H. von Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 2 Aufzügen von Molière, mit Benutzung der Boudissin'schen Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Dritter Goethe⸗Cyelus. 2. Abend. Götz von Berlichingen. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Obolus. Schwiegermama. 1 1

Montag: Die Welt, in der man sich lang⸗ weilt.

Dienstag: Dritter Goethe⸗Cyelus. 3. Abend. Die Geschwister. Hierauf: Clavigo.

Hierauf: Die

Berliner Theater. Sonnabend: Der Hütten⸗ besitzer. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Nachm. 2 ½ Uhr: Die Jungfrau von Orleaus. Abends 7 ½ Uhr: Nach Madrid!

Montag: Der Hüttenbesitzer. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) An⸗ fang 7 Uhr.

Lessing-Theater. Sonnabend: Der Fall Clémenceau. 18

Sonntag: ö 2 ½ Uhr: Falsche Heilige. Abends 7 Uhr: Die Großstadtluft.

Montag: Satisfaction. rusticana.

Cavalleria

Wallner-Theater. Sonnabend: Gewagte Mittel. Lustspiel in 3 Acten von Francis Stahl. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Zum 1. Male: König Krause. Posse mit Gesang in 4 Acten von J. Keller und L. Herrmann. Musik von V. Holländer. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Das nene Programm. Volks⸗ stück in 3 Acten von Kempner⸗Hochstädt und William Schumann. Anfang 4 Uhr.

Friedrich-Wilhelmstüdtisches Theater. Sonnabend: Der Mikado. Burleske⸗Operette in 2 Acten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Fritzsche. Musik von Arthur Sullivan. Regie: Herr Binder. Dirigent: Herr Kapellmeister Karpa. Anfang 7 Uhr.

Sonntag u. folg. Tage: Der Mikado.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗

burg. Sonnabend: Madame Mongodin. Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und Raoul Toché.

von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 2. Male: Modebazar Violet. Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Madame Mongodin.

Modebazar Violet.

Vorher:

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Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: 9. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Max Hofpauer. Zum 9. Male: Der Meineidbauer. Volksstück mit Gesang in 4 Aufzügen (7 Bildern) von Ludwig Anzengruber. (Mathias Ferner: Herr Ludwig Martinelli vom Deutschen Volks⸗Theater in Wien, als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. 1

Sonntag: 10. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener. Der Meineidbauer.

In Vorbereitung: Der ledige Hof. Volksstück von Anzengruber.

Voranzeige. Sonntag, Nachm. 3 ½ Uhr: 6. Volks⸗ Vorstellung zu Volkspreisen. Zur Aufführung ge⸗ langt: Der Revisor. .

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Zum 16. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Der Tanzteufel.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: Zum 1. Male: Luftschlösser. Posse mit Gesang in 3 Acten (5 Bildern) von W. Mannstädt und A. Weller. Musik von Adolph Mohr. In Scene gesetzt vom Director Thomas. Anfang 7 ½ Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Concerte.

Conrert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder⸗ Concert. Anfang 7 Uhr.

Ouv. „Der Freischütz“ von Weber. „Marimilian Robespierre“ von Litolff. Fest⸗Polonaise von Stöhr. „Les Patineurs“, Walzer von Waldteufel. Musi⸗ kalische Täuschungen, Potpourri von Schreiner. „Le Carneval de Venise“ für die Flöte von Demersse⸗ mann (Herr Herbort). „Air varié“ für das Piston von Beriot (Herr Böhme).

Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Gala⸗Vorstellung. Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Aufzügen u. s. w. Einlage: „Die Ulanen“ und „Ticherkess entanz“. Ferner Dampfschiff⸗ und Bootfahrten, Wesferfälle Riesenfontänen mit

ments vom Director E. Renz. Außerdem: Zyszka, Zante, Dubosg und Bravo, arab. Vollblut⸗ Schimmelhengste, zusammen vorgeführt von Herrn Franz Renz. Eine Schulquadrille, geritten von 8 Herren. „Solon“, geritten von der Schul⸗ reiterin Frl. Clotilde Hager. Sisters Lawrence am fliegenden Trapez. Eine Vergnügungsfahrt mit verschiedenen Hindernissen von der Elton⸗Troupe. Orientalische Manöver, geritten von 16 Damen. 6 Gladiatoren, plastische Gruppirungen. Auftreten der Reitkünstlerin Frl. Natalie sowie der Reit⸗ künstler Herren Alex Briatore, Fascio, Jules ꝛc. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowus.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Amor in der Küche. Abends 7 ½ Uhr: Auf Helgoland.

õʒõʒõẽõẽõẽõẽõẽEẽℛaqQVWIAs¶AsãvZV VẽUIFZDD ç LéIcIL mW Familien⸗Nachrichten.

Heute Morgen starb hierselbst nach längerem Krankenlager der nennmnezhernehchhaeeh

Hermann Nereschko.

Wir betrauern tief den Verlust dieses hochbegabten, durch edlen Charakter ausgezeichneten Amtsgenossen.

Sein Andenken werden wir stets in Ehren halten.

Berlin, den 7. Januar 1892.

Die Präsidenten und Räthe sowie der Ober⸗Staatsanwalt und die Staatsanwälte des Königlichen Kammergerichts.

Verlobt: Gräfin Johanna Oppersdorff mit Sr. Durchlaucht dem Oberst⸗Truchseß Fürsten Radolin (Berlin). Frl. Sophie von Boetticher mit Hrn. Lieut. Leberecht Frhrn. von Eherstein (Berlin). Frl. Marianne Petschke mit Hrn. Regierungs⸗Referendar Dr. jur. Karl Lange (Magdeburg⸗Gumbinnen). Frl. Hedwig von Olszewska mit Hrn. Dozent Dr. med. Frhru. Ladislaus von Lesser (Berlin⸗Leipzig).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. K. von Klitzing (Grassen).

Gestorben: Fr. Justiz⸗Rath Dr. Pauline Golz, geb. Metz (Berlin). Hr. Bürgermeister a. D. August Schmalz (Charlottenburg). Hr. General⸗ Major z. D. Herrmann von hacbel (Berlin). Hr. Forstmeister Otto Brunst (Abtshagen). Verw. Fr. Contre⸗Admiral Auguste Köhler, geb. Jung (Berlin). Hr. Martin von Frisch (Klocksin). Frl. Marie von Unruhe (Kalzig). Hr. Rittergutsbesitzer, Domänen⸗Rath Howitz (Pokrent). Hr. Hauptmann a. D. Carl von Heister (Hannover). Hr. Geh. Admiralitäts⸗ Rath Domeier (Wilhelmshaven).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: ———————— Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32

Deutsch von Emil Neumann. In Scene gesetzt

allerlei Lichtefferten u. s. w. sowie neuen Arrange⸗

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ss-Anzeiger und Königlich Preußischen

8₰

Erste Beilage

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Berlin, Freitag, den 8. Januar

Königreich Preußen.

Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Gemeinde Schöneberg, Kreis Teltow, im Betrage von 2 000 000

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. Nachdem die Gemeindevertretung zu Schöneberg in den Sitzungen am 20. April/20. Mai und 15. Oktober 1891 beschlossen hat, die zur Ausführung von Straßen⸗ und Canalisations⸗Anlagen, zu Schulhausbauten, zur Erwerbung eines Kirchenbauplatzes ꝛc. sowie zur Tilgung älterer Schulden erforderlichen Mittel im Wege einer Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag des Gemeinde⸗ vorstandes, 6 „zu diesem Zweck auf jeden Inhaber lautende, mit Zins⸗

scheinen versehene, Seitens der Gläubiger unkündbare Anleihe⸗

scheine im Betrage von 2 000 000 ausstellen zu dürfen“, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger, noch der Schuldnerin etwas zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des § 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833, zur Ausstellung von Anleihescheinen zum Betrage von 2 000 000 ℳ, in Buchstaben: Zwei Millionen Mark, welche in folgenden Abschnitten:

500 000 à 1000 ℳ,

500 000 à 500 1 000 000 à 100

zusammen 2 000 000

nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit vier Procent jährlich zu verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplane mittelst Verloosung jährlich mit wenigstens einem und einem halben Procent des Kapitals unter Zuwachs der ersparten Zinsen von den getilgten Anleihescheinen zu tilgen sind, durch gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherrliche Genehmigung ertheilen. Die Ertheilung erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Anleihescheine die daraus her⸗ vorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein.

Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über⸗ nommen. 1

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und bei⸗

gedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Neues Palais, den 16. Dezember 1891. (L. S.) Wilhelm R. Herrfurth. Miquel.

2

Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam. Anleiheschein der Gemeinde Schöneberg, Kreis Telt 8— II. Ausgabe Buchstabe .. Nr. ...

Mark II Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums vom 16. Dezember 1891 (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam vom .. . ten 189 . . Seite .. . und Gesetz⸗Samml.

für 189 .. Seite ... laufende Nr. . ..)

Auf Grund der von dem Kreis⸗Ausschusse des Kreises Teltow zu

Berlin am 2. Juli 1891 und bezw. 12. November 1891 genehmigten

Beschlüsse der Gemeindevertretung zu Schöneberg vom 20. April/ 20. Mai und 15. Oktober 1891 wegen Aufnahme einer Schuld von 2 000 000 bekennt sich der Gemeinde⸗Vorstand zu Schöneberg namens der Gemeinde Schöneberg durch diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von .. ℳ, welche an die Gemeinde Schöneberg baar gezahlt worden und mit vier Procent jährlich zu verzinsen ist.

Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 2 000 000 erfolgt nach Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans mittels freier Ver⸗ loosung der Anleihescheine in den Jahren 1892 bis spätestens 1925 einschließlich aus einem Tilgungsstock, welcher mit wenigstens einem und einem halben Procent des Kapitals jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen gebildet wird.

Die Ausloosung geschieht in dem Monate Januar jeden Jahres. Der Gemeinde Schöneberg bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu verstärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf be⸗ findliche Anleihescheine auf einmal zu kündigen.

Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstock zu.

Die ausgeloosten sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, in welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich be⸗ kannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermin in dem „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staats⸗Anzeiger“, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und dem „Schöneberger Wochen⸗ blatt. Geht eins dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Gemeindevertretung mit Genehmigung des Königlichen Regierungs⸗Präsidenten zu Potsdam ein anderes Blatt bestimmt.

Beitss zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist,

wird es in halbjährlichen Terminen am 1. April und 1. Oktober, von heute an gerechnet, mit vier Procent jährlich verzinst. Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine bezw. dieses Anleihe⸗ scheins bei der Gemeindekasse zu Schöneberg und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihescheine sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der spätern Fälligkeitstermine zurück⸗ zuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. 1

Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die inner⸗ halb vier Jahren e. Ablauf des Kalenderjahrs, in welchem sie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Gemeinde Schöneberg.

. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §§ 838 und ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs⸗Ges.⸗Bl. S. 83) beziehungsweise nach § 20 des Ausführungs⸗ gesetzes zur Deutschen Civilprozeßrrdnung vom 24. März 1879 (Gesetz⸗Samml. S. 281). 1

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Gemeinde⸗ Vorstande zu Schöneberg anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in hafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Rechnungsjahres 1896/97 ausgegeben, die ferneren Zins⸗ scheine werden für fünfjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die

Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Gemeinde⸗ kasse zu Schöneberg gegen Ablieferung der, der älteren Zinsscheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihe⸗ scheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.

Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Gemeinde Schöneberg mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt. Schöneberg, den Der Gemeinde⸗Vorstand.

((AUnterschriften.) ““ Anmerkung. Die Anleihescheine sind außer mit den Unter⸗ schriften des Gemeindevorstehers und zweier Schöffen mit dem Siegel des Gemeinde⸗Vorstandes zu versehen. Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam.

b Kreis Teltow. Zinsschein . . Reihe zu dem Anleihescheine der Gemeinde Schöneberg, II. Ausgabe, Buch⸗ 1““] S zu vier Procent Zinsen über Eeear

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 1. Oktober 189 . . ab die Zinsen des vorbenannten Anleihescheins für das Halbjahr vom . . ten bis . . ten 1““ Mark bei der Gemeindekasse zu Schöneberg. Schöneberg, den

Der Gemeinde⸗Vorstand. .(Unterschriften.) „Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhab vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften können mit Lettern bezw. Faecsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Controlbeamten ver⸗ sehen werden.

Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Teltow. Anweisung zu dem Anleihescheine der Gemeinde Schöneberg, II. W N.. zber Mark.

Provinz Brandenburg. Ausgabe,

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die .. te Reihe von Zinsscheinen für die fünf Jahre 18.. bis 19 .Z. bei der Gemeindekasse zu Schöneberg, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspruch erhoben wird.

Schöneberg, den . . . ten

Der Gemeinde⸗V (Unterschriften.)

Anmerkung: Die Namensunterschriften können mit Lettern bezw. Facsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Unterschrift eines Controlbeamten versehen sein.

Die Anweisung ist zum Unterschiede von den Zinsscheinen auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

.. ter Zinsschein.

2

Porstand.

.. ter Zinsschein. V

Anweisung.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Bekämpfung der Socialdemokratie hat sich in der Provinz Posen ein Verein gebildet, der am 5. d. M. zu seiner ersten Generalversammlung zusammentrat. Bis jetzt gehören dem Verein 205 Mitglieder, die 2000 Beiträge entrichtet haben, an. Zunächst hat er die Ernährungsfrage und die Auswanderungs⸗ frage in Angriff genommen, worüber der Secretär des Vereins Dr. von Lebinski in der Generalversammlung berichtete. In der Ver⸗ handlung darüber ergriff auch der Ober⸗Präsident Freiherr von Wila⸗ mowitz⸗Möllendorff das Wort, indem er, wie das „Pos. Tagebl.“ mit⸗ theilt, ausführte: Es sei befremdend, wenn Stimmen laut würden, die dem Verein eine politische Tendenz zusprächen; sein Wirkungskreis sei ein rein humanitärer, unter Verbreitung von guten Ideen. Unendlich viel sei in dieser Richtung anzustreben und zu erreichen. Die Zahl der brennenden Fragen sei ja nicht klein. Auf dem Gebiete der Freizügigkeit schon sei viel aufzuklären. Diese entvölkere das platte Land und überbürde die Städte mit einem lästigen Proletariat. Die Umzugswuth der ländlichen Arbeiter, welche sowohl Arbeit⸗ geber wie Arbeitnehmer Jahr aus Jahr ein schädige, gebe gleichfalls Anlaß zu ernsten Betrachtungen; ebenso die verfallende Moral unter den Fabrikarbeitern, namentlich bei den Cigarrenarbeitern. Demnächst ergriff der Rechtsanwalt von Trampezyüski das Wort und sprach über Vermehrung der Erwerbsgelegenheiten und Errichtung einer centralen Arbeitsnachweisstelle. Sodann regte Major Endell⸗Kiekrz eine jährliche Ausgabe von Fragebogen an zum Studium

der socialen Verhältnisse und versprach sich die größten Erfolge für

den Verein von tüchtigen Vertrauensmännern. 8

Zur Arbeiterbewegung.

Der Buchdruckergehilfen⸗Ausstand beschäftigte vor⸗

gestern Abend vier socialdemokratische Volksversammlungen; es handelte sich darum, die gesammte Arbeiterschaft zur Unter⸗ stützung der Buchdrucker heranzuziehen. Zu diesem Zwecke wurde in den verschiedenen eine gleichlautende Resolution vorgelegt, in der nach der „Voss. Ztg.“

die Versammlung sich mit den um ihr gutes Recht kämpfenden Ausstehenden solidarisch erklärt und es als die Ehrenpflicht eines jeden zielbewußten Arbeiters hinstellt, den Buchdruckern mit allen Mitteln zum Siege zu verhelfen.

In allen Versammlungen wurde besonders darauf hinge⸗ wiesen, daß alle Buchdrucker, die bisher noch der Social⸗ demokratie ferngestanden haben, nunmehr in das social⸗ demokratische Lager übergehen werden. Die am stärksten be⸗ suchte Versammlung war die auf dem „Bock“, wo Herr Besteck das Referat hielt. Etwa 2000 Personen mochten hier an⸗ ven⸗ sein. Die übrigen Versammlungen waren weniger esucht.

1— In Hannover wurde im Auftrage des Gauvorstandes bei dem Localausschuß der Buchdruckereibesitzer angefragt, ob der Localausschuß durch Verhandlungen mit einer Commission der Gehilfen die Basis festzustellen geneigt sei, auf welcher die Wiederaufnahme der Arbeit in sämmtlichen Buchdruckereien zu erfolgen hätte. Die Antwort lautete

1892.

dahin, daß der Ausschuß zu einseitigen Verhandlungen in Hannover nicht berechtigt sei. Verhandlungen könnten nur auf Grund der Arbeits⸗ aufnahme in ganz Deutschland mit der Central⸗Leitung in Leipzig stattfinden. In Hamburg hat sich, wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, kürzlich ein polnischer Arbeiterverein „Gleichheit“ ge⸗ bildet, welcher der socialistischen Richtung angehört. Dem Vorstande ist von der Polizeibehörde eröffnet worden, daß die Verhandlungen in deutscher Sprache zu führen seien. Schon früher hatten die Socialisten Hambuürgs versucht, öffentliche Versammlungen polnischer Arbeiter zu veranstalten. Die Polizei verbot diese Versammlungen, da sie über der polnischen Sprache mächtige Beamte zur Ueberwachung nicht verfüge. Eine gegen dieses Verbot eingelegte Beschwerde blieb erfolglos. In Oesterreich soll die Organisation der Arbeiter⸗ schaft im socialdemokratischen Sinne seit dem letzten öster⸗ reichischen socialdemokratischen Parteitage große Fortschritte gemacht haben. Der „Vorwärts“ führt an, daß allein in Wien 23 Fach⸗ und 6 allgemeine Arbeitervereine, in der Provinz 10 Fach⸗ und 22 allgemeine Arbeitervereine, zusammen 61 Organisationen gegründet worden seien.

In Paris dauert, wie der „Frkf. Ztg.“ vom gestrigen Tage telegraphirt wird, der Ausstand der Kutscher der ompagnie Urbaine fort. Die der Londoner „Trade Union“ angehörigen Kutscher drückten den Ausständigen ihre Sympathie aus. Die Socialisten leiten eine Agitation zum Zweck einer Arbeitseinstellung der Kutscher der alten Pariser Fiaker⸗Compagnic.

Wie ein Wolff'sches Telegramm aus Rom meldet, beschlossen dort die ausständigen Fiaker⸗Kutscher in einer gestern Vor⸗ mittag abgehaltenen Versammlung, den Ausstand fortzusetzen, Gewalt⸗ maßregeln jedoch zu vermeiden und der heute stattfindenden Sitzung des Municipalraths, in der die Einrichtung neuer Pferdebahnlinier auf der Tagesordnung steht, nicht beizuwohnen.

Einer Mittheilung der Londoner „Allg. Corr.“ vom 5. d. M. zufolge sind die Streitigkeiten zwischen Capital und Arbeit i den Kohlendistrikten von Südwales keineswegs beendigt Die Arbeiter wehren sich besonders gegen die Zumuthun der Bergwerksbesitzer, daß sie einzeln sich contractlich pflichten sollen, säan daß der Contract, wie bisher, von der Ge nossenschaft abgeschlossen wird. Trotzdem über die Lohnhöhe bei den Verhandlungen eine Einigung erzielt worden ist, weigern sich ein Menge südwallisischer Bergleute, in den Schacht zu steigen. (Vergl Nr. 2 d. Bl.)

„In einer Correspondenz aus Spanien wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Die sociale Frage erfüllt die Madrider Regierung mit ernster Sorge. Es vergeht kein Tag, an dem sich nicht eine Arbeiterabordnung im Stadthause einstellt, um Arbeit zu fordern und in den letzten Tagen stieg die Masse, welche diese Abordnung begleitete, weit über Tausend. Die Arbeiter setzten sich später nach dem Königlichen Palast zu in Bewegung; doch wurde ihnen rechtzeitig der Weg verlegt. In

Madrid ist der Arbeitslohn gering, während die Lebensmittel dort

sehr theuer sind; das Elend unter den arbeitenden Klassen ist daher groß; seitens der Behörden geschieht alles Mögliche, um den Arbeitern wenigstens Beschäftigung zu geben. Nicht unbedenklich gährt es auch unter den Angestellten der Eisenbahn Tarragona Valencia —Almansa. Diese wichtige Linie ist kürzlich in den Besitz der Nordbahn über⸗ gegangen, die nun verschiedene Neuerungen einführen will, denen sich die Arbeiter widersetzen. Bewegung der Bevölkerung im Großherzogthum Hessen während des Jahres 1890.

Die Zahl der Eheschließungen im Jahre 1890 betrug 3402, die der Geborenen 13 800, 7083 männlichen und 6717 weiblichen Ge⸗ schlechts; darunter waren 12 256 lebendgeborene eheliche Kinder, 6257 männliche und 5999 weibliche, 1024 lebendgeborene uneheliche Kinder, 533 männliche und 491 weibliche, und 520 todtgeborene Kinder. Die Zahl der Gestorbenen, einschließlich der Todtgeborenen, belief sich auf 9879; davon waren 5041 männlichen und 4838 weiblichen Geschlechts.

Kunst und Wissenschaft.

In dem Hörsaal des Instituts für Infectionskrankheiten hielt Herr Stabsarzt Dr. Richard Pfeiffer gestern Abend einen Vor⸗ trag über den von ihm gefundenen Bacillus, der als der Influenza⸗ Erreger angesehen wird. Der Herr Vortragende gab eine Darstellung seiner Untersuchungen des Sputums, die unmittelbar nach der Einliefe⸗ rung der ersten Influenza⸗Kranken in die Anstalt begannen. Der Forscher suchte zuvörderst den Auswurf durch wiederholte vorsichtige Spülungen mitsterilisirtem destillirten Wasser von allen fremden Beimischungen mög⸗ lichst zu säubern und begann dann seine Untersuchung nach der all⸗ gemeingültigen Methode des Professors Koch. Schon nach etwa vierzehn Tagen waren die Versuche so weit von Erfolg belohnt, daß das Vorhandensein eines eigenartigen Bacillus in dem für die mit Influenza Behafteten charakteristischen ballenförmigen Auswurf überall nachgewiesen werden konnte. Die Fortpflanzung in Rein⸗ culturen gelang ohne Schwierigkeit, und so konnten die den Influenza⸗Bacillus von allen übrigen Bacterien unterscheidenden Merkmale festgestellt werden. Wesentlich für die Unterscheidung ist die ungeheuere Kleinheit dieses Krankheits⸗ erregers, der gegenwärtig als der kleinste unter den Mikroorganismen betrachtet werden kann; es sind unendlich feine Stäbchen, die unter dem Mitkroskop erscheinen, auch in eigenartiger Anordnung, bald ver⸗ einzelt, bald gleichsam in kleinen Kettchen. Herr Dr. Pfeiffer hatte Gelegenheit, seine Untersuchungen auch auf sechs Influenza⸗Leichen auszudehnen, und fand hier den Krankheitserreger in den Bronchien, den feinsten Verästelungen der Luftwege, die sie fast ganz erfüllten, sowie auf der Eiterdecke der Pleura, die der Bacillus verschuldete. Von der Lunge aus gelangt der Influenza⸗Erreger auch ins Blut und wurde hier durch selbständige Untersuchungen des Herrn Dr. Canon vom Krankenhause in Moabit, unabhängig von den Arbeiten Dr. Vetfee nachgewiesen. Bei vorgenommenen Versuchen an Thieren ge ang die Uebertragung der Krankheit durch Einimpfung des Erregers bei Affen und Kaninchen. In 34 Untersuchungsfällen von Influenza⸗Kranken wurde der Bacillus ausnahmslos gefunden; dagegen fehlte er in dem Aus⸗ wurf aller anderen Kranken, soweit deren Zustand nicht durch Influenza⸗ Erscheinungen complicirt war; bei Influenza⸗Kranken verschwand der Bacillus mit den Krankheitserscheinungen. Was den Weg der Ver⸗ breitung von Influenza⸗Epidemien anbetrifft, so wies der Vortragende darauf hin, daß die Uebertragung durch Einathmung geschehen, daß aber der Krankheitserreger auch leicht in den Magen gelangen und von da aus sein schädliches Wirken beginnen könne. Daß der Influenza⸗Bacillus nicht bereits während der Epidemie von 1889 auf⸗ gefunden wurde, verschuldet, wie der Vortragende annimmt, seine Klein⸗ heilt; er wurde eben übersehen. Bemerkenswerth ist, daß in Photo⸗ grammen, die aus 1889 herrühren, jetzt nachträglich der damals un⸗ beachtet gebliebene Bacillus gefunden wurde. Bei der der Krankheit ist das Hauptgewicht auf die Unschädlichmachung des Auswurfs zu legen, durch den Krankheitserreger in unendlicher Zahl immer aufs Neue geschaffen werden. Nach Herrn Dr. Pfeiffer nahm der japanische Arzt Herr Dr. Kitasato, der sich bei der Herstellung der Reinculturen betheiligte, das Wort, um das Verfahren der Untersuchung näher zu

wesentliche