1892 / 13 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stpockholm. 1 8

Cork, Queens⸗

Cherburg .. Helder 753 Hamburg.. Swinemünde

Canal, au mische füdliche bis östlich

5

* 1 & 1 Ksan 4

ein besonderer Reichs⸗Commissar sich mit dieser Ausstellungsfrage beschäftige. Die Betheiligung der deutschen Industrie sch 8 sehr erheblich, aber ein geschlossenes Auftreten durch eine Collectiv⸗Ausstellung sei Redner widerlegte die einzelnen Bedenken der deutschen Industrie gegen eine Beschickung der Ausstellung.

der deutschen Industrie an der Ausstellung in Chicago rin, um die Scharte von Philadelphia wieder auszuwetzen.

redners an und empfa dazu noch Mittel erforderlich, so möge die Regierung sie heantragen.

sthehenen Falls ich Deutschland von Chicago fern halte, werde sich Amerika von einer

würfe, daß sie sich der Ausstellung gegenüber ablehnend ver⸗

ür zu Chicago im Jahre 1893 werden 900 000 gefordert.

deutschen Indu wollten.

heißt es: Die Lage habe sich in den letzten Tagen nicht ge⸗

ert, sondern eher verschlechtert. Die Stadt sei ruhig, wohl wegen der Anwesenheit von fünf europäischen Kriegs⸗ schiffen im Hafen; dagegen seien die Vorstädte sehr un⸗ ruhig, da sie von den Aufständischen fortwährend auf⸗ gehetzt würden. Ein Angriff auf die Citadelle werde al ein x8 d 8- von beiden Seiten bald Con⸗ cessionen gemacht würden. sie ganze Besatzung bestehe aus 300 Mann, während die Aufftändischen über angc Pftehe ver⸗ fügten, von denen 1500 mit Repetirgewehren bewaffnet seien. Die Vertreter der auswärtigen Mächte hätten Schritte gethan, um Leben und Eigenthum ihrer Angehörigen zu schützen. Beim ersten Lärmzeichen würden die Mannschaften der fünf Schiffe die Gesandtschaften und die Zugänge zu dem europäischen Viertel besetzen.

Der Afrikareisende Borchert ist laut Meldung

b aus Sansibar von heute dort angekommen.

1

2 1

8

In der heutigen (149.) Sitzung des Reichstags, welcher die Staatssecretäre Dr. von Stephan und Freiherr von Maltzahn beiwohnten, theilte der Präsident zunächst den Eingang des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die Bekämpfung der Trunksucht, mit. 8 1

Auf der stand die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1892,/93, die mit dem Extraordinarium des Special⸗Etats des Reichs⸗ amts des Innern fortgesetzt wurde.

Berichterstatter ist an Stelle des abwesenden Abg. Grafen von Behr der Abg. Singer.

die Betheiligung des Reichs an der Welt⸗

Abg. Saußen sceobleng, bedauerte, daß große Theile der

dustrie sich an dieser Ausstellung nicht betheiligen

Die Regierung werde hoffentlich für eine würdige Vertretung des Reichs in Chicago sorgen. .

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg erklärte, daß

chon noch

nicht zu erreichen gewesen. Abg. Goldschmidt trat entschieden für eine Theilnahme

Abg. Dr. Witte vclß sich den Ausführungen des Vor⸗ l eine Collectiv⸗Ausstellung. Wären

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg versprach Erfüllung dieses letzterSen Wunsches. Wenn

erliner Ausstellung fern halten. Abg. Dr. Bachem machte der Krefelder Industrie Vor⸗

reicht werde.“

in Berlin wurde nach längerer De solution des Ausschusses, die von dem Konsul z. D. Annecke begründet wurde, gegen 10 Stimmen angenommen. mitgetheilte Resolution zur Frage der Einheitszeit zur Annahme; die Frage der weiterer Erwägung an den

Handelstag zunächst mit dem Gesetzentwurf, RefeenlsRe Oechelhäuser b.

eferen g. Oechelhäuser befürwortete folgenden Antrag: Handelstag drückt sei 8 enc8 s . Her aus, daß er in

9

. 4. 2,₰ &

v 7 2 41 1

halte, wünschte aber für sie eine Unterstützung vom Rei um ihr die Betheiligung zu erleichtern. hehns c9.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg bemerkte, daß die Regierung der Krefelder Industrie schon eine Unter⸗ büsnng zugesagt, diese aber trotzdem eine Betheiligung abge⸗ ehnt habe.

Abg. Dr. Hammacher sprach sich mit aller Entschie⸗ denheit sür die Beschickung der Chicagoer Ausstellung 8 und erklärte es geradezu für eine Versündigung am eigenen Interesse, wenn die deutsche Industrie aus politischem Miß⸗ muth es an der nöthigen Energie fehlen lassen sollte, um die Kosten der aufzubringen.

Abg. Dr. Lieber erklärte für die Centrumspartei, daß diese eine möglichst glänzende Beschickung der Ausstellung seitens der deutschen Vdaheie für eine Sache der nationalen Ehre und des nationalen Interesses halte.

Abg. Dr. Bachem wünschte nochmals ein größeres Ent⸗ gegenkommen für die Krefelder Industrie seitens der Re⸗ gierung.

Abg. Freiherr von Stumm erblickte in einer Betheiligung der deutschen Industrie weder für diese noch für die nationalen ecss sen einen Nutzen. Neues könne doch nicht ausgestellt werden.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg erwiderte, daß es auf Neuheiten nicht ankäme, sondern auf eine würdige Ausstellung des Vorhandenen.

Abg. Schrader widersprach den Ausführungen des Abg. Freiherrn von Stumm mit dem Hinweis, daß die Groß⸗ industrie zwar mit Schutzzöllen sehr zufrieden sei, aber keine Neigung habe, selbst einmal Opfer für das allgemeine Inter⸗ esse zu bringen.

Niach weiteren Bemerkungen der Abgg. Freiherr von Stumm und Schrader wurde die Position bewilligt. (Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschaft. 8

Deutscher Handelstag.

88m weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung nahm der Handelstag folgende Resolution an: „Es ist dringend geboten, daß die nach der vcrninung der Staats⸗Eisenbahn⸗Capitalien sich ergebenden Ueberschüsse der Staats⸗Eisenbahn⸗Verwaltungen nicht für die Bedürfnisse der allgemeinen Staatsverwaltung, vielmehr ausschließlich für die Zwecke der Staatsbahnen und zur Tilgung der durch diese veranlaßten Staats⸗ schulden verwendet werden. Demgemäß ist dahin zu streben, daß in denjenigen deutschen Staaten, bei denen die Etatsverhältnisse dies zur Zeit nicht zulassen, das Ziel durch vermittelnde Uebergänge er⸗

Zur Frage der einer Gewerbeausstellung

atte die gestern mitgetheilte Re⸗

Ebenso gelangte die gestern

Herabsetzung der wurde zu 18. in Ausschuß zurückverwiesen.

In der heutigen zweiten und letzten Sitzung beschäftigte sich der

1 8 betreffend die

aften mit beschränkter aftpflicht. Der

seine freudige Genugthuung darüber

„Gesetzentwurf, betreffend die Gesell⸗

dem

8*

schaften mit beschränkter Haftung“ im wesentlichen die Erfüll der unterm 7. Dezember 1888 an das Königlich P1““

Ministerium gerichteten Vorschläge wiederfindet, und spricht seine Zu⸗ stimmung zu allen Gesetzesvorlage aufgebaut ist.

*

Niach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 8

„Wien, 15. Januar, Abends. (W. T. B.) Der „Poli⸗ tischen Correspondenz“ zufolge sind mehreren Cabineten Nach⸗ richten zugegangen, welche diese veranlaßten, die Auf⸗ merksamkeit der serbischen Regierung auf die Anwesenheit und das Treiben der in Serbien sich aufhaltenden bulgarischen lüchtlinge zu lenken, deren Pläne gegen die Sicherheit von ersonen und des Regimes in Bulgarien gerichtet seien. Namen lich habe die österreichisch⸗ungarische Regierung auf die Verant⸗ wortlichkeit Serbiens hingewiesen, wenn de. egen aus der⸗ gleichen Attentate und Umsturzversuche ausgingen. Die serbische Re⸗ gierung erwiderte ihrerseits, es geschehe nichts, die bulgarischen Emi⸗ granten zu derlei Unternehmungen zu ermuthigen, indem Serbien kein Interesse habe, daß eine Aenderung des gegenwärtigen bulgarischen Regimes Platz greife; zugleich habe die serbische Regierung ihre Bereitwilligkeit kundgegeben, Rizow und die übrigen Emigranten des Landes zu bemnag fin falls es nach⸗ sei, daß sie die serbische Gastfreundschaft mißbrauchten. Die „Pol. Corr.“ erklärt es für unrichtig, daß Bulgarien selbst die Unterstützung der Dreibundmächte nachgesucht habe. Niach Meldungen der „Neuen Freien Presse“ aus Belgrad seien Nizow und andere bulgarische Emigranten aus Odessa nach Serbien zurückgekehrt; ersterer habe einen heimlichen Aufenthalt in Krujazewatz an der bulgarischen Grenze ge⸗ nommen, von wo ihn die serbische Polizei nach Belgrad ge⸗ bracht habe; er befinde sich gegenwärtig daselbst. Wien, 16. Januar. (W. T. 2) Ein Belgrader Telegramm der „Presse“ meldet: Die auffallende Bewegung unter den bulgarischen Emigranten Serbiens begann

1

den Malcontenten aus Bulgarien in Verhindung traten. Weiter wird constatirt, Rizow habe größere Summen von auswärts erhalten.

Alexandrien, 16. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer „Ferdinando Massimiliano“ ist, mit dem Khedive Abbas, dessen Bruder und den begleitenden beiden österreichischen Offizieren an Bord, heute früh 8 Uhr, escortirt von Kriegsschiffen, in den hiesigen Hafen Füngelcufan ie Forts und die im Hafen liegen⸗ den Schiffe gaben Salutschüsse ab. Prinz Hussein, die Minister, der Chef des Generalstabs, General Gren⸗ fell und der österreichische General⸗Konsul begaben sich zur Begrüßung des Khedive an Bord. Der Khedive landete am Ras⸗el⸗Din⸗Palaste unter begeisterten Zurufen der

Bevölkerung und wurde daselbst von der Geistlichkeit, den Konsuln, den Behörden und einer Ehrenwache empfangen. Um 10 Uhr begiebt sich der Khedive nach Kairo.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.) 1

—————Q—QQQQQQQQQQ—Q—————Q—Q——Q—Q——Q—QQ————C——— Esrs. Resesf

2 02 8

Wetter

8 SB

t vom 16. Januar,

Morgens. Trauerspiel

p. = in. έ

sp.

Anfang 7 U Montag:

r.

4°R.

sius

Wind. Wetter.

Stationen.

Temperatu in 0 Cel⸗

7 Uhr.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeres red. in Milli

50C.

bedeckt bedeckt wolkenlos bedeckt beveckt wolkig bedeckt bedeckt

Lustspiel in 4

2

studirt:

22ͤ22 SSSS A& 8”5 S8ZS

t. Petersbg. oskau..

5SS=éS2

757 Carré und J.

73³ 746

town.. Regen chauspielhaus. 8 bed. brochene Krug. edeckt Kleist.

Dunst Grube. D Dunft 13 8b

bedeckt bedeckt heiter

757 758 762 764 765

Baudissin's

bedeckt bedeckt bedeckt Nebeli) bedeckt bedeckt bedeckt

753 755 755 754 757 759 755 758

Crampton. Egmont. Mittwo

barometrisch Ostseegebiete. nordöstlicher Luftströmung i land kalt und trübe; stellenweise ist etwas Schnee

dem Gefrierpunkte. Die Frostgrenze verläuft vo Föhriftianie über Cherburg, Deipicnan klänf Wien hin. De

frostfrei.

bedeckt

746 est 753 ¹) Nachts Schnee. G Freerheh aer. BUebersicht der Witterung.

Ein des barometrisches Minimum liegt vorm den britischen 88. stellenweise stür⸗

ee Winde verursachend, das

e Maximum liegt über dem mittleren Bei Fehser meist südlicher bis st das Wetter in Deutsch⸗

SSSmSerüeercabweereeSene

allen, die Temperatur liegt 3 bis 9 Grad unter

Die Südhälfte von erreich⸗Ungarn ist

Deutsche Seewarte.

toller Einfall.

Elfen. Nomantische

.2 von b 9 In 888 . etzt vom er⸗Regisse 1 : K ’. meister Sucher. 8' 68 9 8

8

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗

8

Theater⸗ Anzeigen.

Oberon, König der per in 3 Aufzügen. FFugh Die Recitative von F.

15. Vorstellung⸗ O

M. von Weber. Sonntag:

nfang

22

Schauspielhaus. in 5 Aufzügen von Carl Gutzkow. In Scene gefest vom Ober⸗Regisseur Max Grube.

Opernhaus. Maskenball. In 4 Aufzügen von Verdi. Deutscher Text von Grünbaum. Tanz von E. Graeb. Anfang

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗

Schauspielhaus. 18. Vorstellung. Was ihr wollt. Madame Mongodin. Schwank

Aufzügen von Shakespeare, na Schlegel's Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Dkach Regisseur Max Grube. Dienstag: Opernhaus. 17. Vorstellung. Neu ein⸗ Dinorah. Oper in 3 Akten von G. Meyerbeer. Text nach dem Fra S 8 Peher 4 bear . 8 J. C. rünbaum. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseu Tetzlaff. Anfang 7 Uhr. . gisseur

In Scene sesett vom Ober⸗ e

in 3 Aufälgen 8 84 en Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. 8

Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr. Montag: Dritter Goethe⸗Cyelus.

ienstag: College Crampton. : Romeo und Julia.

Berliner Theater. 2 ½ Uhr: Nach Meadrihn Abends 7 ½ Uhr:

eu zudw. Barnay, Ludw. Stahl.) Montag: Der Hüttenbesitzer. Dienstag: Othello.

r eeeeher 2 ½ Uhr: Die Ehre. Abends 7 Uhr: Helga. Montag: Die Großstadtluft. Dienstag: Helga.

Wallner-Theater. Sonntag: Ver.e zu bedeutend ermäßigten n Schwank in 4

Laufs. Anfang 4 Uhr. bend⸗Vorstellung. Zum Z. Male: König Krause.

——————, ᷣůé— Posse mit Gesang in 4 Acten von

1 ] Musik von V. Holländer. r.

Montag u. folg. Tage: König Krause.

G 2 . badischen Kam 1 ian Zaji esneth ellgelnastsosisthes Theater. dscena⸗ Unervirtuosen 8 Feeaceean n de a 2 Acten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Fri V Musik von Arthur Sullivan. Atsch dn 5 Dirigent: Herr Kapellmeister Karpa.

17. Vorstellung. Uriel Acosta. Das Sonntagskind.

16. Vorstellung. Ein dug Millöcker.

burg. Sonntag: in 3 Acten von Ernest Blum und Anfang 7 Uhr. Deutsch von Emil Neumann. In

Modebazar Violet.

ranzösischen des M. Anfang 7 Uhr.

Modebazar Violet.

19. Vorstellung. Der zer⸗ Lustspiel in 1 Aufzng von H. von Regisseur Max

ugebildete Kranke. Lustspiel oliöre, mit Benutzung der

Anfang 7 bühr⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Adolph Erns⸗Theater. 24. Male: Der Tanzteufel.

Anzengruber.

Sonntag: College

Gustav Steffens. In Scene Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Montag: Der Tanzteufel.

Nachmittags Der Agnes Sorma,

Anfang 7 Uhr.

Sonntag:

Peferthamn 1 ZE“ Seagstsg. n er. Posse mit Gesan (5 Bildern) von 8

Butze,

v ge hce. h ang 7 ½ Uhr. ontag: Lu össer.

Sonntag: Nachmittags 888 3

in 4 Acten von Fritz Berend.

Montag u. folg. Tage: Der Mikado. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung zum 1. Male: 1 Operette in dugo Wittmann und Julius Bauer. rl öch In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann.

von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 10. 2. 2 Schwank in 1 Act von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing.

Montag: Madame Mongodin. Vorher:

Belle-Alliance-Theater. Sonntag: 17. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Max Hofpauer. Zum 6. Male: Der ledige Hof. Volks⸗ schauspiel mit Gesang in 5 Acten von Ludwig

Sonntag: Zum Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Pofsenan Couplets theilweise von Gustav Görß. Musit von

gesetzt von

Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Mannstädt und A. Weller. k von Adolph Mohr. In Scene gesetzt vom bei

Convcert-Haus. Sonntag: Karl Meyder⸗ Concert. Anfang 6 Uhr.

Symphonie⸗Concert. Ouv. „Anakreon“ von Cheru⸗ bini. „König Stephan“ von Beethoven. Serenade F-dur von Volkmann. .

Montag: Karl Meyder⸗Concert. 6. Abend vom Raft⸗Cvelus. Symphonie Nr. 6 Joach. Raff. Anfang 7 Uhr.

3 Acten von Musik von

—8 oché. dh. Frlcst 3 Circus Renz. Karlstraße. Sonntag: 2 Vor⸗ stellungen. Fhehnüttags 4 Uhr (1 Kind frei). Auf vielseitiges Verlangen: Amor in der Küche. Komische Pantomime mit Tanz, arrangirt und in⸗ scenirt vom Director E. Renz. Abends 7 ½ Uhr: Auf Helgoland oder: Ebbe und luth. Große hydrol. Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Ab⸗ theilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen u. . w. Ferner Dampfschiff⸗ und Boot⸗ 8 rten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei ichteffecten u. s. w. sowie neuen Arrangements vom Director E. Renz. In beiden Vorstellungen: Auftreten der vorzüg⸗ lichsten Künstlerinnen und Künstler, sowie Reiten und Vorführen der bestdressirten Schul⸗ und Frei⸗ heitspferde. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns.

annstädt. Täglich: Auf Helgoland.

Adolph

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Adolf von Grol⸗ mann mit Frl. Hedwig von Krause (Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major a. D.,

Rittergutsbesitzer von Düring (Schenkendöbern Guben). Hrn. Dr. Victor Hahn (Königs⸗ Wusterhausen). Eine Tochter: Hrn. Major Felix von Bernuth (Wittenberg). Hrn. Ritt⸗

Zum 9. Male: in 3 Acten

Freitag: Zum 1. Male: Cacao. (Novität!) Posse ee bre. Oertel (Gleiwitz). Hrn. Pastor

E. shausen . Hrn. Custos Dr. G. Valentin (Berlin). Hrn. Hauptmann a. D.

bE1111““ Nachmittags⸗ reisen. Ein ten von Carl

Geöffnet von 12 11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. Näheres zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Uranin, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Pore⸗ lich ver eacnh g

Rud. Stieler (Berlin).

Gestorben: Hr. Postdirector Didden (Berlin). Hr. Geh. Regierungs⸗Rath und Landrath a. D. ilhelm Rimpau (Langenstein). Fr. Pastor Mathilde Schulz, geb. Gliemann (Neinstedt am Harz). Hr. Rechnungs⸗Rath a. D. Albert

Ruthe (Berlin).

die Anschlag⸗

eller und Concerte.

Anfang

Sigismund Blumner’'s II. Matinée unter Mitwirkun

Burleske⸗Operette in Compositionen von Alessandro Costa Mitwirkung von Frau Helene Binder. Streichquartetts der d

Anfang 7 Uhr.

8 11“

88

, 4—5 . 4 11224* . 82 )

*

Sing⸗Akademie. Sonntag, Mittags 12 Uhr:

populäre Sonntags⸗ des Großherzoglich

8 Seehsn. Globigt. 8. Herren Kruse, Markees, er und Dechert sowie des Herrn Ernst Wolff (Klav.).

8 Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32A.

Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage). 1

unter gütiger

rrundlegenden Bestimmungen aus, auf denen die 8

vor vierzehn Tagen durch eine Theilung in drei Parteien, die sich nach Pirot, Nisch und Velikaplana begaben und dort mit

sei im Reichsamt des Innern bekannt und er werde

7 8

8

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

13.

Deutscher Reichstag. 1148. Sitzung vom Freitag, 15. Januar.

Die zweite Berathung des Etats des Reichsamts des unern wird beim Capitel „Behörden zur Untersuchung von eeunfällen“ fortgesetzt.

Abg. Metz ger (Soc.): In einer Verhandlung vor dem See⸗ amt in Hamburg seien kürzlich ganz entsetzliche und unglaubliche F e bezüglich der Behandlung der als Feuerleute auf deutschen Schiffen beschaftigten Neger zur Sprache gekommen. Anfangs August sei ihm von einem Seemann des Dampfers „Aline Woermann“ Mit⸗ theilung von einer auf diesem Dampfer vorgekommenen Mißhandlung eines Negers gemacht worden, infolge deren dieser gestorben sein solle. Er habe diese haarsträubende Schilderung nicht ohne weiteres geglaubt und den Mann an das Hamburger „Echo“ verwiesen, dess en Redaͤcteur ein⸗ gehende Ermittelungen angestellt und die Sache veröffentlicht habe, welche daraufhin gerichtlich untersucht worden sei. Die Neger, die hauptsächlich als Feuerleute auf den Woermann’schen Schiffen ver⸗ wendet würden, hätten nicht selten von 4 Uhr Morgens bis 8. Uhr Abends zu arbeiten. Infolge dessen seien einige der Schwarzen erkrankt, ein Heizer habe sich geweigert, seine Arbeit zu verrichten. Es sei ihm dafür eine Züchtigung zu theil geworden, die, als damit der gewünschte 1 nicht worden, fortgesetzt worden sei. Darauf sei der bestrafte Neger wieder an die Arbeit gegangen, der Capitän sei zu ihm getreten und habe ihn vermahnt, r Pflicht zu thun. Bald nachher sei dem Capitän gemeldet worden, daß der Neger verschieden sei. Die Jen. ee gen vor dem Seeamt in Hamburg wichen in manchen Punkten von einander ab, mit Gewißheit ergebe sich nur, daß der schwarze Heizer bald nach den Mißhandlungen gestorben sei. Ferner habe si aus allen Zeugenaussagen ergeben, daß bei der Mißhandlung ein Hammer verwendet worden. Gleichwohl habe der Schiffsarzt aus⸗ esagt, er habe an der Leiche des Negers keine Spuren von Miß⸗ entdeckt. Es habe sich aber keiner der Staatsanwalte ver⸗ anlaßt gesehen, gegen den Schiffsarzt eine Anklage wegen wissent⸗ lichen Meineides zu erheben. Es sei eine Schande für die ganze Gesetzgebung, wenn solche Leute sich derartige Ueberschreitungen ihrer Befugnisse ungestraft zu schulden kommen lassen dürften.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Er habe zunächst

ein Bedauern auszusprechen, daß nicht der Staatesecretär des Innern in der Lage sei, dem Vorredner zu antworten. Der Staatssecretär

Dr. von Boetticher sei leider durch eine Krankheit an. das Bett ge⸗

fesselt, hoffe aber am Montag wieder hergestellt zu sein. Er werde

also namens des Staatssecretärs des Innern 82 den Fall, den der

Vorredner hier angeführt habe, eingehen. Vorab aber möchte er be⸗

mecken, daß, wenn der Vorfall, der hier zur Sprache Ferseg worden

sei, wirklich sich derartig zugetragen haben sollte, wie es behauptet werde, niemand das mehr bedauern könne, als die verbündeten Regierungen, und daß sie sicherlich alle Befugnisse, die zu Gebote ständen, ergreifen würden, einmal, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen und sodann, um der Wiederkehr solcher Besa . vorzubeugen. Der Fall Glasgow 1 ofort auf ihn

eingehen. Vorab aber möchte er sic eine Bemerkung erlauben: er möchte den Reichstag auffordern, doch in Bezug auf die Quelle, aus eer der Vorredner geschöpft den Geist der Kritik walten zu assen. Es sei aus den Ausführungen des Vorredners zu entnehmen, sich seine Mittheilungen auf die Aussagen von Kohlenziehern, rimmern stützten. Nun, er (Redner) bezweifle sehr die Classicität dieser Aussagen, und zwar aus zwei Gründen. Es sei erstens bekannt, was sehr bedauerlich aber ncterisch sei, daß diese Kohlenzieher mit ihren Vorgesetzten in einem sehr schlechten Verhältnisse ständen. Die eute seien beidentheils geärgert und verhetzt, und es liege auf der Hand, daß diese subjective Empfindung auf bie objective Aussage einen sehr wesentlichen Einfluß übe. Zweitens aber komme ein allge⸗ meiner Grund hinzu, und da bitte er zu berücksichtigen, aus welchen

Kreisen sich die Leute rekrutirten (Zuruf links) warum? das wolle

er sagen. Meistens, oder wenigstens sehr häufig seien die Capitäne gezwungen, wenige Stunden vor der Abfahrt solche Kohlenzieher an⸗ unehmen, und zwar deshalb, weil die Kohlenzieher, die sie bisher ehabt hätten, desertirt seien. In solchen Fällen müßten sie den

ersten besten annehmen, der komme, und es liege auf der Hand, daß er erste beste nicht der beste sei. Sie rekrutirten sch aus einer Klasse von Menschen, deren Zeugniß wirklich nicht o classisch sei, um eine bG schwere Anschuldigung zu rechtfertigen. Setnn links.) Auf das Seeamt komme er noch. Vorher möchte er noch eine

Bemerkung machen, auf etwas, was der Vorredner vorgebracht habe.

Er habe gesagt, daß diese Kohlenzieher eine Arbeitszeit hätten

von 4 Uhr Morgens bis 8. Uhr Abends. Er hätte sagen ollen, daß sie sich so lange im Kohlenraum aufhielten. Diese

Arbeiter gingen nicht an Bord, weil sie Wärme suchten; sie ielten 18 unten im Kohlenraum auf, es sei aber keineswegs damit esagt, daß die Leute die ganze Zeit arbeiteten. Was nun den vor⸗ iegenden Fall anbetreffe, so gebe er von vornherein zu: es habe eine

handlung stattgefunden. Indeß, seitens der Regierung sei alles

ethan, was habe gethan werden können. Hier liege vor ihm er Spruch des Seeamts in Hemn atg. er sei ja von sem Vorredner vorgelesen worden. Nun habe er eine Anklage egen den Reichscommissar daran Fhnüpft. Gerade in diesem Falle zeige sich, wie sehr der Reichscommissar seiner Pflicht nachgekommen ei, denn der Reichscommissar habe den Spruch dem Reichsamt es Innern mit 1 rlichem Bericht zugeschickt, seiner Beurtheilung des Falles lebhaften Ausdruck gegeben und die Auf⸗ nerksamkeit des Amts auf diese Fälle hingelenkt. Das Reichsamt es Innern habe Veranlassung genommen, ür sofort mit dem Senat n Hamburg in Verbindung zu setzen. Der Fall, um den es sich andele, liege bereits dem Staatsanwalt vor, und das Reichsamt des Innern habe den Senat von Hamburg ersucht, diesem Falle alle Auf⸗ merksamkeit zuzuwenden; es habe darauf hingewiesen, daß dies ein Fall sei, n welchem dem Staatsanwalt ein strenges Vorgehen zur Pflicht zu nachen sein werde; es habe gebeten, daß man den Fall verfolgen

möge und dem Reichsamt über das Ergebniß eine Mittheilung 85

Also er sehe wirklich nicht, wie aus diesem Vorgehen eine Anklage egen den Reichscommissar oder irgend eine andere Behörde hergeleitet werden könne. Er könne übrigens dem Vorredner auch versichern, daß Anweisungen dahin beständen, daß in jedem Falle von Mißhandlungen ine Untersuchung stattfinde, und diese Untersuchungen hätten statt⸗ efunden, es seien Bestrafungen bereits eingetreten; also die Verhältnisse ägen keineswegs so, wie er das annehme. Er (Redner), glaube damit iesen Fall klar gestellt zu haben. Er könne aber nicht umhin, im

Hinblick auf die Art und Weise, wie dieser Fall nun hier wiederum

von den Vertretern der socialdemokratischen Fraction benutzt worden ei, dagegen Verwahrung einzulegen. Es sei neulich von einem Mit⸗ ied der freisinnigen Partei schon nach dieser Richtung hin darauf ingewiesen worden, daß es doch nicht zulässig sei, auf Grund von inzelnen Fällen und hier handele es sich um einen ein⸗ elnen Fall. derartig zu generalisiren. Es sei damals aus er Thatsache, daß zwei jüdische Firmen Unregelmäßigkeiten

sich hätten zu Schulden kommen lassen, der Schluß gezogen, daß eder jüdische Banquier ein unredlicher Mann sei. Die socialistische habe damals dem freisinnigen Redner lebhaft zugestimmt. arum befolge man nicht diesen Gr ncjat, den er vollständig an⸗ erkenne und dem man Beifall gezollt üc. e. Es sei Allen bekannt,

Erste Beilage

Berlin, Sonnabend, den 16. Januar

daß, um mit dem alten Königsberger Philosophen zu reden, es viele Menschen gebe, die aus grobem Holz geschnitten seien. Aber daraus könne man nicht den Schluß folgern, wie die Socialdemokraten es thäten: homo homini lupus, wobei sie unter dem Nominativ die besser gestellten Stände und unter dem Dativ immer die Arbeiter verständen. Er glaube, man sei nicht berechtigt, aus diesem Fall irgend einen Schluß gegen eine Behörde dahin zu ziehen, daß sie nicht ihre Pflicht erfüllt habe. 1t 1 1 8 Abg. e (Soc.): Wenn nicht die socialistische Presse solche Fälle in die Oeffentlichkeit brächte, würden sie überhaupt nicht bekannt werden. Die Seeämter sollten Bestimmungen zum persön⸗ lichen Schutze der Seeleute feststellen, sodann darüber wachen, daß die rohen Mißhandlungen, die an Bord der Schiffe jetzt noch übera vorkämen, aufhörten und über die Art der Anwendung der Strafen, Disciplinar⸗, Geldstrafen u. s. w. gegen die Seeleute. Die Hoffnung bei Erlaß der Seemannsordnung 1872, daß die Seeämter dem Seemann zu seinem Rechte verhelfen würden, habe sich leider nicht erfüllt. Im April v. J. seien Maßnahmen, betreffend Unfallverhütung, getroffen worden. Er habe der Sache sein Interesse zugewendet, doch hätten sich irgend welche guten Einflüsse noch nicht gezeigt. Er verweise auf die Boards of trade, die in England die Ausführungen der Schutzbestimmungen überwachten. Sie kämen ihrer Aufgabe sehr viel besser nach als die deutschen Behörden. Am 6. Oktober v. J. sei z. B. eiu Dampfer in See gegangen, dessen Deck mit Brettern beladen gewesen sei und zwar bis zu einer bedeutenden Höhe über die Reeling. Erschwerend komme hinzu, daß oben auf den Brettern sechzig aus Rußland ver⸗ triebene Juden sich befunden hätten. Zum Glück habe der Dampfer gut Wetter gehabt, was im Oktober nicht immer der Fall sei. Am . Oktober, auf der Höhe von Bornholm, sei ein Boots⸗ mann über Bord gefallen. Man habe eine Stunde vergeb⸗ lich nach ihm gesucht, er sei ein Opfer seines Berufs geworden. Bei der Verhandlung vor dem Seeamt habe der Sachverständige erklärt, daß der Mann das Gleichgewicht verloren habe und abgestürzt sei. Ein Verschulden liege nicht vor. Was nun die Mißhandlungen anlange, so seien es niemals befahrene Leute, die mißhandelt würden, sondern es seien minderwerthige Leute, die ihre Arbeit nicht machen könnten. Durch Einstellung von Neulingen würden die befahrenen Leute zu vielfachen Stellvertretungen genöthigt und beurg erbittert gegen ihre minderwerthigen Kameraden, die dann allerlei Mißhandlungen ausgesetzt seien. So sei es im Juni v. J. vorgekommen, daß auf einem Reichs⸗ Postdampfer zu Hamburg ein Mann von seinen Kameraden miß⸗ handelt und durch diese Behandlung in den Tod getrieben sei.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Er könne auf die individuellen Fälle, die der Vorredner angeführt habe, nicht eingehen, da sie nicht zur Cognition des Reichsamts gekommen seien, er könne die Thatsachen, die ihnen zu Grunde lägen, nicht beurtheilen. Er ver⸗ sichere dem Vorredner, daß das Reichsamt mit größtem Interesse alle die Bestimmungen der Gesetzgebungen anderer Länder, die den Zweck hätten, Unfälle zu verhüten, verfolge. Das Controlsystem habe sich als vollständig ausreichend erwiesen, die See⸗Berufsgenossenschaften hätten überall Vertreter, welche die prophylaktische Seite im Auge be⸗ hielten und angewiesen seien, auch zu controliren, ob die Unfall⸗ verhütungsbestimmungen zweckmäßig ausgeführt würden.

Abg. Jebsen fü.). Die Behauptung, daß auf den Woer⸗ mann’'schen Linien Chinesen oder Neger als Heizer verwendet würden, um Geld zu sparen, sei unzutreffend. In den Tropen könnten weiße Heiher nicht lange aushalten, man müsse Malaien, Chinesen oder

eger zur Bedienung des Feuers verwenden. Daß Mißhandlungen auf Schiffen vorkämen, lasse sich nicht vermeiden, sie würden immer vorkommen; daß aber so wenig Fälle bei 3500 deutschen Schiffen vorgekommen seien, beweise, daß die Seemannsordnung nicht so schlecht sei, wie man sie darstelle. Entschieden müsse er dagegen Verwahrung einlegen, wenn man die deutschen Capitäne gewissermaßen als Barbaren hinstelle. Die deutschen Kauf⸗ fahrteischiffe ständen immer noch oben an, das beweise, daß schwedische, norwegische, dänische u. s. w. Matrosen ihnen zuströmten. Die Unfall⸗ verhütungsvorschriften stammten erst vom 1. April vorigen Jahres. Ob sie in allen Punkten ausreichten, lasse er dahingestellt. Er hoffe aber, daß sie sich im ganzen bewähren würden, er 8 st habe sie als Rheder mit Freuden begrüßt. Er glaube, es sei die Pflicht eines jeden Deutschen, nicht nur die Mißstände auf den deutschen Schiffen zu rücfen, sondern auch das Gute anzuerkennen. Beifall.l))

Abg. Metzger (Soc.) bedauert, daß die Regierung kein Ein⸗ schreiten in lasgct gestellt habe; den von ihm geschilderten Miß⸗ handlungen müßte unter allen Hegfeteten entgegen getreten werden. Die Kriegsschiffe hätten auch e gemacht, Neger und Malaien als Kohlenzieher zu benutzen, aber man habe das aufgegeben; das sollte man in der Handelsmarine auch machen. Die Seemanns⸗ ordnung habe ohne Zweifel Gutes geschaffen, aber sie könne es noch in höherem Grade, wenn sie streng gehandhabt werde, wenn nament⸗ lich die Eintragung in das Schiffsjournal überwacht und auf Grund der ööö nöthigenfalls ein Fhehe werde.

Abg. Jebsen (nl.) bleibt bei seinen Behauptungen stehen.

Abg. Bebel (Soc.): Seine Partei wolle doch bei den Negern keine Propaganda machen, londemn bringe die Fälle hier nur zur Sprache, weil, trotzdem Mißhandlungen notorisch vorlägen, das See⸗ amt zu einem freisprechenden Urtheil gekommen sei. Seine Partei habe allerdings nur einen Fall hier vorgebracht, könne aber mit einer anzen Reihe von 1828 aufwarten, die zum Tode oder doch zum Selbstmord gcführt hätten. Die ustände hätten sogar im Ausland das veinlichst. Aufsehen erregt. So klage z. B. auch ein Artikel in einer anstralischen Zeitung über einen in Sommerset in Australien vorge⸗ kommenen Fall von Mißhandlung der Mannschaft der deutsch⸗ australischen Linie. Schlechte Behandlung, mangelhafte Beköstigung, sodaß die Mannschaft sogar oft Hunger leide, trieben die Leute oft dazu, über Bord zu gehen, oder sie stürben infolge der erlittenen Mißhandlung. Oft würden die Leute zu Anstrengungen angehalten, denen sie nicht gewachsen seien und denen sie einen freiwilligen Tod vor⸗ zögen. Die Schiffseigner müßten nur tüchtige Leute anstellen und ihnen dann natürlich höhere Löhne geben. Ferner müßte das deutsche Fehef ehen in ganz anderem Maße controlirt werden a bisher; der einzige Schiffscommissar sei garnicht im Stande, alles das zu erledigen, was sein Amt ihm auferlege, z. B. die übermäßige Belastung des Schiffes mit Reisenden zu per⸗ indern, die Brauchbarkeit der angestellten Leute zu controliren u. s. w.

uch die Controle der Eö“ riften sei ungenügend. Der Commissar stehe überdies im Dienste der Unternehmer und müsse hhefflhten gelten lassen, die für einen staatlichen Beamten nicht be⸗ änden. Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Der Abg. Bebel habe zwar einen zweiten Fall von Mißhandlungen vorgebracht, aber aus zwei Fällen eine Generalisirung vorzunehmen, sei unzulässig. Uebrigens sei dieser Fall von Sommerset der zcstenhigen LFerhee e Behörde zur Aburtheilung überwiesen worden. Es sei ein Irrthum des Abg. Bebel, daß nur ein einziger Gennehe für die Controle der Unfallverhütungsvorschriften da sei; ein Commissar bestehe bei jedem Seeamt, die Commissare untersuchten nach jedem einzelnen

nglücksfall die vorhandenen Sicherheitseinrichtungen, und daß die Leute durch ihre Abhängigkeit von den Rhedern dazu veranlaßt werden könnten, gegen ihre Ueberzeugung ein Urtheil abzugeben, also einen Meineid zu leisten, sei doch wohl kaum anzunehmen. Abg. S (Soc.): Die farbigen Arb

ter würden haupt⸗

3

1892.

sächlich des billigen Lohnes wegen angestellt. Die Reform müsse sich

dahin erstrecken, daß nur Leute einge tellt würden, die zu ihrer Arbeit geeignet seien, und daß die Hungerlöhne aufhörten.

Abg. Bebel (Soc.): Der Unter⸗Staatssecretär werfe ihm vor,

daß er einen einzigen Fall generalisirend die Zustände geschildert habe. Er könne ihm persönlich eine ganze Reihe von Fällen unterbreiten, und um künftig die Besprechung nicht in die Länge zu ziehen

und die Fälle doch zur Kenntniß zu bringen, werde es besser sein,

die einzelnen Fälle im Druck mitzutheilen und zur Vertheilung

zu bringen.

Bei den Ausgaben für das Statistische Amt bemerkt 1 8

Abg. Samhammer (fr.): Beim Abschluß von Handels⸗ vesäge habe es sich jedesmal sczeigt. daß die Statistik der Aus⸗ und ‚infuhr nicht richtig gehandhabt werde. Bei den Handelsvertrags⸗ Verhandlungen von 1878 z. B. habe die Regierung behauptet, die Position Spielwaaren sei zu unbedeutend, nach der Rtatistischen Nach⸗ weisung betrage die Ausfuhr nur 278 000 ℳ, während sie sich nach dem Urtheil aller Sachverständigen auf 30 Millionen belaufen habe. Die Handelsstatistik werde dadurch so schwierig, daß sie sich an den bestehenden Zolltarif anklammere. Wenn z. B. die Spiel⸗ waarenindustrie in sechzehn verschiedene Positionen getheilt sei, so gebe die Statistik der einzelnen Positionen kein zutreffendes Bild über den gesammten Handel. Bei der Statistik der Waareneinfuhr und ⸗Aus⸗ fuhr müsse der Zolltarif durchbrochen werden. Möge das Statistische Amt erwägen, wie weit sich diese Mängel abschaffen ließen, und beson⸗ ders wünsche er, daß die Spielwaarenindustrie unter einer einheitlichen Position zusammengefaßt werde.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Eine Verein⸗ fachung der Statistik sei ja wünschenswerth, aber der Anschluß an den Selctaet nothwendig. Ueber die Frage, wie eine Beschleunigung der Statistik und eine schnellere Bekanntmachung an das Publikum zu errei sei, schwebten schon seit längerer Zeit Erwägungen, die aber noch nicht abgeschlossen seien.

Abg. Freiherr von Münch (b. k. S0: Auch er wünsche eine Abänderung in der Aufstellung der Statistik über den deutschen Waarenverkehr. Die Werthe der Ausfuhr und Einfuhr würden nach verschiedenen Grundlagen sodaß sie ein zutreffendes Bild über die Handelsbilanz nicht abgeben könnten. Es müßte in dem statistischen Waarenverzeichniß bei jeder Position auch angegeben werden, auf Grund welcher thatsächlichen Verhältnisse die Festsetzung des Werthes stattgefunden habe. ferner der Nakionalreichthum sich vermehre oder vermindere, hänge nicht davon ab, ob die Ausfuhr in ihrem Geldwerth den der Einfuhr übersteige, sondern davon, ob die Ausfuhr billiger habe hergestellt werden können als der Preis be⸗ trage, der im Auslande dafür bezahlt werde und ob die Einfuhr theurer verwerthet werden könne, als sie im Auslande bezahlt werde. Genauere Angaben darüber würden die Handelsbilanz richtig be⸗ urtheilen lassen die nur nach dem Geldwerth führe zu Trugschlüssen. Bei der Beurtheilung der Handelsbilanz müsse man auch noch den Verdienst der deutschen Rhederei hinzurechnen. Er würde dem Vertreter des Statistischen Amts sehr verbunden sein, wenn er mittheilte, ob seine Anregungen auf Entgegenkommen rechnen könnten.

Abg. Graf von Kanitz danss Ueber die Methode der Schätzung der ausgeführten oder eingeführten Werthe sollte der Vorredner das statistische Werk des englischen Nationalökonomen Foster lesen, in dem diese Schätzungstheorie entwickelt werde. Dann werde er diese Theorie besser verstehen, als er sie nach seinem jetzigen Vortrag zu verstehen scheine. Seinen Wünschen auf Aenderung der Statistik könne er (Redner) sich nicht anschließen. Zwar seien die htatifti en Arbeiten in vielen eneensne gesssshns at 0. was auch vom Statistischen Amt anerkannt werde, aber von der Anlehnung an den Zolltarif abzugehen, sei ganz unmöglich. Man könnte dann nicht die Klar⸗ heit über die Fendesseftigünfet gewinnen, die man heute aus der Statistik erhalte. Zu vielen Einzelpositionen habe man im Zolltarif vielmehr die Unterscheidung in manchen Punkten noch nicht fein

enug, wie man bei den Handelsverträgen gesehen habe. Die

stati tischen Nachweisungen anderer Länder hätten genau denselben ÜUmfang wie die deutschen. Daß ein so colossaler Fehler in der Statistik vorgekommen sein solle, daß sie fur die Spielwaaren eine Ausfuhr von nur 278 000 aufgewiesen habe, während alle Sach⸗ verständigen sie auf 30 Millionen bezifferten, könne er sich gar nicht denken. Vielleicht lasse sch der Fehler irgendwie aufklären. Eine Beschleunigung der statistischen Arbeiten wünsche er auch. Erst vor vierzehn Tagen 185 er das zweite Heft der Waarenstatistik für 1890 bekommen.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Das späte Er⸗ scheinen der letzten Statistik sei allerdings richtig und bedauerlich, aber das Statistische Amt habe keine Schuld; es sei den ganzen Sommer mit den Vorarbeiten für die Handelsverträge beschäftigt ge⸗ wesen, die seine ganzen Kräfte in Anspruch genommen hätten, und als der Druck habe bewerkstelligt werden sollen, sei der Buchdrucker⸗ strike gekommen. Der Antwort des Abg. Grafen von Kanitz gegen⸗ über dem Abg. Freiherr von Münch schließe er sich vollkommen an. Bei jeder Position der statistischen achweisungen auch die That⸗ sachen anzuführen, auf Grund deren die Schäshung erfolgt sei, sei aus practischen Gründen ganz unmöglich. Die Schätzungen würden von 60—70 ganz unabhängigen Männern gemacht, denen man eine solche weitere Arbeit gar nicht zumuthen könne. Dann fänden auch die Schätzungen auf Grund von vertraulichen Mittheilungen statt, welche die Regierung nicht bekannt machen könne. Er könne also dem Abg. Freiherrn von Münch keine Zusage ertheilen.

Abg. Samhammer (dfr.): Er wohe nicht nur eine Verein⸗ fachung der Statistik, sondern auch des Zolltarifs. Die Spielwaaren⸗ industrie habe in anderen Ländern zum größten Theil nur eine Po⸗ sition, während Deutschland sechzehn habe. Der Abg. Graf von Kanitz möge sich aus der Statistik überzeugen, daß seine sdis Redners) Angaben aus dem Jahre 1878 richtig seien. Man habe damals die Spielwaarenindustrie, die vom culturhistorischen Standpunkte aus höchst wichtig sei, mit einer gewissen Verachtung wegen ihrer Gering⸗ fügigkeit betrachtet. Heute stehe sie unter der Ausfuhr mit über 28 Millionen Mark. Bei einer Vereinfachung des Zolltarifs würden auch die Söleur 90 verschwinden, denn die Auslegung der einzelnen Positionen sei sehr verschieden und wechsele je nach der Freundschaft mit den anderen Nationen.

Abg. Dr. Bamberger (dfr.): Der Abg. Graf von Kanitz habe den Abg. Freiherrn von Mün ein klein wenig zurechtgewiesen über die Art, wie er diese Frage bebandelt, aber er habe ihm doch nichts Falsches vorwerfen können. Bei der Statistik müsse man sich aller⸗ dings zunächst an den Zolltarif halten, weil ursprünglich die statistischen Wünsche hervorgegangen seien aus dem Bedürfniß, zu erkennen, wie man den Zolltarif gestalten solle. Der Anschluß an den Zolltarif sei auch darum nothwendig, um nach dem Ergebniß der Statistik vielleicht den Zealtarif richtiger abändern zu können. Ueber die Spielwaarenindustrie habe seine Partei in der Feltereseneeae de von 1879 einen sehr lebhaften Kampf mit dem Abg. von Kardorff gehabt. Er (Redner) habe damals dringend die Sale auf Spielwaaren nicht

inaufzuschrauben gewünscht, um nicht Repressalien seitens des Aus⸗ andes hervorzurufen. Der Abg. von Kardorff E ihn aber leicht damit abweisen zu können geglaubt, daß die Spielwaarenindustrie nur unbedeutend sei. Die Spielwaarenindustrie spiele aber eine große Rolle, und das damalige Vorgehen Deutschlands habe die schärfsten Repressalien hervorgerufen. Die Frage der Aus⸗ und Einfuhr habe, nachdem selbst von schutzzöllnerischer Seite die Theorie der sogenannten

E11“ 11