1892 / 15 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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oder gewillt sind, die gebotenen Vortheile durch Aufwendung weiteren Capitals, weiterer Intelligenz und Ausführung von Folgeeinrich⸗ tungen auszunutzen. Erk. vom 14. Dez. 1891. III. 1117.

Kunst und Wissenschaft.

„Demnächst beginnt die Zeitschrift „Die Kunst unserer Zeit“ (Franz Kunstverlag in München) ihren dritten Nahrgang. Tendenz und Programm des neuen Jahrgangs haben keine Aenderung erfahren. Die von verschiedenen Zeitungen veröffentlichte Notiz, daß mit diesem Jahrgang in der Richtung der „Kunst unserer seett eine Aenderung eintreten und sich aus der Kunstzeitschrift ein

nterhaltungsblatt entwickeln werde, ist, wie uns die Verlagshand⸗ lung mittheilt, nicht zutreffkend. Denn das Programm der „Kunst unserer Zeit“ bleibt in textlicher wie illustrativer binsicht das alte bewährte; es wird sogar durch Aufnahme gewählter novellistischer und poetischer Beiträge eine größere Mannigfaltigkeit erfahren.

In der Generalversammlung des Vererns für deutsches Kunstgewerbe am 13. d. gab der Vorsitzende, Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Lüders, neue Mittheilungen über die Betheiligung der Kunstgewerbevereine an der Weltausstellung in Chicago. Um eine möglichst reiche Beschickung der Ausstellung durch das deutsche Kunstgewerbe herbeizuführen, findet am 23. d. eine Versammlung von Delegirten der deutschen Knunstgewerbe⸗ vereine in Hannover statt, bei welcher auch der Berliner Verein ver⸗ treten sein wird. Die alsdann verlesenen Jahresberichte des Vor⸗ sitzenden, des Schriftführers und des Schatzmeisters gaben pon einer erfolgreichen Thätigkeit des Vereins Kunde; er hat sich im verflossenen Jahre namentlich durch Vermehrung der Mitglieder⸗ zahl erfreulich entwickelt. Die Neuwahlen des Vorstands ergaben die einstimmige Wiederwahl der bisherigen Vorsitzenden: Geheimen Raths Lüders, Fabrikbesitzers Otto Schulz, Geheimen Hofraths Schröer. Als Erster Schriftführer wurde an Stelle des bisherigen, Pro⸗ fessor Hildebrandt, welcher anderweiter Inanspruchnahme wegen eine Wiederwahl ablehnen zu müssen erklärt hatte, dessen seitheriger Stellvertreter Dr. P. Jessen gewählt, zum Zweiten bezw. Dritten Schriftführer die Herren R. Lemke und R. Thiele. In den Aus⸗ schuß wurden die Herren Architekt Hoffacker Kunstschlosser Puls, Juwelier Schluttig, Hof⸗Graveur C. Voigt, Bildhauer Schley und Kunsttischler Wenkel gewählt. In der letzten Monatsconcurrenz des Vereins für deutsches Kunstgewerbe (Entwurf zu einer Tischdecke) haben erhalten: den ersten Preis Herr Zeichner Hans Trochlil hier, den zweiten Preis Fräulein H. Unterstein hier, den dritten Preis Fräulein Toni Teschendorff in Stettin.

. 3t Am 2. Januar wurde die dreiundzwanzigste „Loan⸗Exhi⸗ bition“ der Royal Academy in London eröffnet. Unter den hervorragendsten Zeitgaben englischer Privatsammler werden die Kreuzi⸗ E“ von Raffael, aus dem Besitz des Lord Dudley, eine Landschaft von Claude Lorrain, die „Dorfbraut“ von Watteau, ein Thierstück von P. Potter aus dem Besitz der Königin sowie eine Reihe englischer Porträts von Reynolds, Gainsborough, Romney u. a. genannt. Die im vergangenen Monat in der New⸗Galery feierlich eröffnete Victoria⸗Ausstellung bringt eine reiche Aus⸗ wahl von Bildern, welche sich auf die Geschichte der regierenden Königin (bis zum Jahre 1887) beziehen. Die unter deren Regierung thätigen Staatsmänner, Gelehrten, Schriftsteller und Künstler sind in midnisen vertreten, sodaß die Ausstellung ein interessantes Stück englischer Zeitgeschichte dem Beschauer vorführt.

„In Paris starb der Präsident der Société des artistes français, der Architekt A. N. Bailly, der als Wiederhersteller der Kathedrale zu Bourges und als Erbauer des Handelsgerichtshofes in Paris sich auch über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus einen geachteten Namen erworben hat.

Der verstorbene Apotheker Gläsner in Cassel hat seine große Münz⸗, Stein⸗ und Kupferstich⸗Sammlung und zur Er⸗

haltung derselben ein Capital von 20 000 der Stadt Cassel ver⸗

macht. Den Schulen in Rotenburg storbenen Kreisphysikus Dr. Eisenach eine werthvolle Thier⸗ und 4 mlung und 1000 zur Erhaltung der Sammlung hinterlassen worden. 8 Ganz unerwartete Erfolge sind durch die seit einigen Monaten auf Veranlassung des Cultus⸗Ministeriums am Amphi⸗ theater zu Trier vorgenommenen Ausgrabungen zu Tage ge⸗ fördert worden. Der Museums⸗Director Dr. Hettner stellt, wie die „Modb. Ztg.“ berichtet, eine ausführliche Erläuterung der interessanten Ergebnisse in Aussicht; vorläufig möge es genügen, auf zwei außer⸗ ordentlich wichtige Punkte hinzuweisen. Allgemein war bis jetzt die An⸗ nahme, der ifliche Halbkreis des Amphitheaters, bekanntlich des einzigen in dieser Vollkommenheit in Deutschland erhaltenen, und der Boden der Arena beständen aus Felsen. Diese Gräben, die auf der öst⸗ lichen Hälfte in jüngster Zeit gezogen wurden, liefern den unbestreit⸗ baren Nachweis, daß die bisherige Annahme falsch war. Bis in eine Tiefe von 2,16 m, wo man den Wasserspiegel erreichte, war Alles Lehm, nur im südlichen Theil der Arena tritt Felsen zu Tage. Die bisherige Ansicht, daß der westliche halbkreisförmige Hügel künstlich aufgetragen ist, hat sich als richtig erwiesen, doch is für den Auftrag nicht, wie bisher vermuthet, Schiefergeröll, sondern ebenfalls Lehmboden verwendet worden. Ungleich wichtiger aber ist es, daß man mit Sicherheit feststellen konnte, daß das Amphi⸗ theater einen Theil der römischen Stadtbefestigung bildet. Das Fundament der römischen Stadtmauer in einer Breite von 4,60 m läuft nämlich durch die einige 20 m oberhalb des Amphitheaters liegende Löwenbrauerei und östlich vom Nordeingang der Arena (der Löwenbrauerei gegenüberliegend) den Hügel hinauf, ohne auf dem östlichen Halbkreis irgend eine Fortsetzung zu finden. Dagegen läuft eine in greicher Technik hergestellte Mauer auf der Höhe des westlichen kreises und dann fast genau auf die Erdwälle, die im Thale des Weber⸗ und Altbaches liegen und im Trierer Volksmunde als E1“ für Naumachien erklärt werden. Vom Amphitheater lagen also der ganze östliche Halbkreis, die Arena und die Sitzplätze des westlichen Halbkreises außerhalb der Stadt⸗ mauer. Das ist wichtig für die Fortification der Stadt. Das nördliche Eingangsthor der Arena muß, stark befestigt, im Stande gewesen sein, den Ansturm der Feinde aufzuhalten. Die Anlage der

Stadtmauer in dieser Führung zeugt von der Geschicklichkeit ihres Erbauers; denn der Feind, der vom Amphitheater aus die Mauern nehmen wollte, befand sich in einem ebensolchen Trichter, als wäre er in den Hof der Porta Nigra gerathen, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Man hofft, in den nächsten Tagen den weiteren Lauf der Stadtmauer auf der anderen Seite des Altbaches auf dem Banne Heiligkreuz festzustellen und auch die Verfolgung dieser Oststadtmauer nach Norden aufzudecken. 1.“ 1““

Mannigfaltiges.

Die an den öffentlichen Wasserläufen hierselbst angebrachten Rettungs⸗Apparate (Rettungskähne und Rettungsbälle) haben sich auch im vergangenen Jahre als eine segensreiche Einrichtung be⸗ währt, indem sie in 25 Fällen zur Anwendung gekommen und fünf⸗ zehn Menschen dadurch vom Tode des Ertrinkens gerettet worden sind.

Von den neuen Zugängen im Thierbestande des Zoologischen Gartens sind besonders die kürzlich eingetroffenen japanischen Brillenvögel und die chinesischen Grünlinge zu erwähnen. Die erst⸗ genannten Vögelchen, die im rechten Flügel des großen Vogelhauses neben den jetzt gerade wieder im errlichsten Prachtkleide glänzenden und deshalb häufig als Kolibris angesehenen Zuckervögeln unter⸗ gebracht sind, ähneln in ihrer Färbung sowie in ihrem munteren Wesen sehr unseren Laubsängern und tragen ihren Namen von der brillenartigen Zeichnung ihres Gefieders in der Augengegend. Der wissenschaftliche Name der hiesigen Art ist Zosterops japonicus. Die im andern Flügel des großen Vogelhauses untergebrachten chinesischen Grünlinge unterscheiden sich von ihren europäischen Verwandten durch etwas schlankeren Körperbau und minder ein⸗

a. F. sind von dem dort ver⸗

am Rücken bräunlich, während eine breite hochgelbe Binde auf den schwarzen Flügeln angenehm gegen die übrigen, zwar nicht sehr bunten, aber harmonischen Farben absticht. Beide Vogelarten wurden nur

ein einziges Mal.

(F) Stockholm. Am Donnerstag explodirten in Dynamitfabrik in Grängesberg gegen 200 kg Dynamit. Fabrikgebäude ist vollständig weggefegt, drei Arbeiker vermochten si zu retten. Die Ursache der Frpen der dritten in Grängesberg, ih unbekannt. 8 b

der

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Gefängr wurde in der vergangenen Nacht ein Aufseher, welcher die Zelle eines Gefangenen öffnete, von Letzterem mit einem losgebrochenen Stück der eisernen Bettstelle esthrkn en. der Gefangene entkam in der Kleidung des getödteten Auf⸗. ehers.

Altona, 18. Januar. (W. T. B.) Die große Hedrich'sche Dampfmühle in Neumühlen ist in der ver⸗ gangenen Nacht durch eine Feuersbrunst gänzlich in Asche gelegt worden.

Wien, 18. Januar. (W. T. B.) Der Erzherzog Carl Salvator, der am 8. Januar an der Influenza er⸗ krankte, ist seit dem 15. d. M. auch von einer rechtsseitigen Lungenentzündung befallen. Der Zustand des Erzherzogs, der sich im Laufe des Nachmittags verschlimmert hat, wird als ein ziemlich ernster angesehen.

„St. Petersburg, 18. Januar. (W. T. B.) Die Kaiserin ist von dem Influenza⸗Anfall, von dem Ihre Majestät betroffen worden war, nunmehr zwar wieder her⸗ gestellt, muß sich indessen noch große Schonung auferlegen. Gleichwohl wird die Kaiserin, nachdem sie bereits dem Neu⸗ jahrsempfange beigewohnt hatte, auch an der heutigen Feier des Jordanfestes theilnehmen. 1

St. Petersburg, 18. Januar. (W. T. B.) Das Journal „Kraj“ bezeichnet die Gerüchte von der Abberufung des Generals Gurko von seinem Posten in Warschau als unbegründet.

ern, 18. Januar. (W. T. B.) Nach einer Verfügung des Bundesraths tritt der neue Zolltarif vom 10. April 1891 am 1. Februar d. J. in Kraft, soweit nicht Verträge mit auswärtigen Staaten entgegenstehen. Für Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn gelten vom 1. Februar d. J. ab die mit diesen Ländern abgeschlossenen Conventionaltarife, wofern sie bis dahin ratificirt sind. Für diejenigen Staaten, welche mit der Schweiz bloße Meistbegünstigungs⸗ verträge abgeschlossen haben, treten diese vom 1. Fe⸗ bruar d. J. ab in Geltung. Der Vertrag mit Italien dauert noch bis zum 12. Februar d. J. Im übrigen bleiben bezüglich Italiens, Frankreichs und Spaniens weitere Beschlüsse der Bundesversammlung, beziehungsweise Ver⸗ fügungen des Bundesraths gemäß Artikel 34 des Zollgesetzes vorbehalten.

ortsetzung des ö“ 8 der Ersten und Zweiten eilage. 3

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mit einem Kern von etwa 77 mm bei Wisb rend über West⸗Europa der Luftdruck erhebli nommen hat. nordöstlicher bis südöstlicher eetter in Deutschland theilweise heiter, trocken und alt. Swinemünde um 8, Kshnigsber Berlin und um 6 Gra deee. Bei der gegenwärtigen Wetterlage ist Fortdauer der kalten Witterung zunächst noch wahrscheinlich.

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1) Früh Schnee. G 88EE11I11“ 88 , Uebersicht der Witterung.

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Zu Hamburg liegt die Temperatur um 7, Köni um 15, eger unter dem

Frankreich ist verhältnißmäßig warm.

Krause.

Deutsche Seewarte. in 4

fang 4 Uhr.

haus. 17. Vorstellung. Neu einstudirt: Oper in 3 Akten von G.

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Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗

Dinorah. 83 nach .Barbier, In Scene

Dienstag:

Meyerbeer. des M. Carré und J euts

bearbeitet von J. C. Grünbaum. v“

t vom 18. Januar, esetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Kapellmeister Kahl. 1 Schauspielhaus.

Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗ G Der eingebildete Kranke. in 3 Aufzügen von Baudissin'schen Uebersetzung. Ober⸗Regisseur Max Grube. Mittwoch: Opernhaus. 18. Vorstellung. Caval- leria rusticana (Bauern⸗CEhre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. dem gleichnamigen Volksstück von Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur zepaff Dirigent: Weingartner. Das Oper in 2 nach dem Pransssischen von H. S. von Mosenthal. aul Taglioni. Anfang 7 Uhr Schauspielhaus. 20. Vorstellung. Narziß. Trauer⸗ spiel in 5 Aufzügen von A. Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. An⸗

Deutsches Theater. 1 Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Dritter Goethe⸗Cyelus. Iphigenie auf Tauris. Donnerstag: College Crampton. Die nächste Aufführung von „Romeo und Julia“ findet am Freitag statt.

Berliner Theater. Dienstag: Othello. An⸗

Mittwoch: Der Hüttenbesitzer. Donnerstag: Nach Madrid!

Lessing⸗-Theater. Dienstag: Helga.

8 Mittwoch: Die Großstodtluft.

Donnerstag: Helga.

Nächste Nachmittags⸗Vorstellung zu kleinen Preisen: Vorverkauf von heute ab ohne Auf

Wallner-Theater. Dienstag: Zum 10. Male: Posse mit Gesang in 4 Acten von J. Keller und L. Herrmann. e⸗ der. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch u. folg. Tage: 8 Krause.

Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellu

ermäßigten Preisen. Ein toller Einfall. Schwank cten von Carl Laufs.

Friedrich⸗-Wilhelmstüdtisches Theater. Der Mikado. 2 Aecten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Fritzsche. Musik von Arthur Sullivan. Dirigent: Herr Kapellmeister Karpa.

Mittwoch: Der Mikado. Ouv.

Dirigent:

Anfang 7 Uhr. 1 19. Vorstellung. Der zer⸗ Lustspiel in 1 Luföug von H. von Regisseur Max Lustspiel Koliére, mit Benutzung der In Scene gesetzt vom

Anfang 7 Uhr.

Carl Millöcker. In Scene

burg. Dienstag: in 3 Acten von Ernest Blum und Deutsch von Emil Neumann.

Text nach

Modebazar Violet.

2 Anfang 7 ½ Uhr.

eten von Ignatz Brüll. Text Modebazar Violet.

Dirigent: Musikdirector

E. Brachvogel. In

Anzengruber. Aufang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Zum 1. Male: stück von Morrée.

Adolph Ernst⸗Theater. 26. Male: Der Tanzteufel. 4 Acten von Ed. Jacobson und

College 6. Abend.

Dienstag:

Gustav Steffens. Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Der Tanzteunfel.

Luftschlösser.

Director Thomas. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Luftschlösser.

in 4 Acten von Fritz Berend.

Donnerstag: Mit neuer Ausstattung zum 1. Male: Das Sonntagskind. Operette in Hugo Wittmann und Julius Bauer.

gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann.

Residenz-⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Madame Mongodin. Schwank

1 In Scene Fesett von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 12. Male:

8 Schwank in 1 Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing.

Mittwoch: Madame Mongodin. Vorher:

Belle-Alliance⸗Theater. Dienstag: 19. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Max

ofpauer. Zum 8. Male: Der ledige Hof. Volks⸗ chauspiel mit Gesang in 5 Acten von Ludwig

8 Nullerl.

Dienstag: Gesangsposse in

Couplets theilweise von Gustav Gör 1 In Scene gesetzt von Adolph

Thomas-⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Dienstag: Zum 11. Male: Posse mit Gesang in

(5 Bildern) von We. Mannstädt und A. Weller. Musik von Adolph Mohr. In Scene gesetzt vom

Herold. Largo von Händel. Phantasie aus „Trom⸗ peter von Säkkingen“ von Neßler. „Streublumen“, Walzer von Hoyer. Rhapsodie Nr. I von Liszt. „Le Désir“, für Cello von Servais (Herr Smit). „Fatherland“, für Piston von Hartmann (Herr Böhme).

3 Acten von Musik von

Cirrcus Renz. Karlstraße. Dienstag, Abends 7 ¼ Uhr: 1nn Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Nusstattungs⸗Pantomime in 2 Ab⸗ : theilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Auf⸗ Act von zügen u. s. w. Ferner Dampfschiff⸗ und Boot⸗ bähria Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei ichteffecten ꝛc. vom Director E. Renz. Außerdem: Die eisernen Ritter des Mittelalters, dargestellt von 12 Herren mit eigens dazu dressirten Schulpferden. Great Steeple Chasse von é englischen Voll⸗ blut⸗Springpferden, dressirt und vorgeführt von 8 Franz Renz. „Coriolan“, geritten von der Schulreiterin Frl. Oceana Renz. Quadrille de la grande Duchesse, geritten von 16 Damen. 4 Gebrüder Briatore, Akrobaten. Mlle. Theresina auf dem 20 Fuß hohen Drahtseil. Auftreten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns. v““ Täglich: Auf Helgoland. 8 —————————— Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Freiin Eva von Medem mit Hrn. Carl von Hepden (Frankfurt a. O. ngers a. Rh.) Frl. Else Nitschmann mit * Gerichts⸗Assessor Jonas (Berlin). Frl. Martha Thelen mit Hrn. Kammergerichts⸗Referen⸗

dar Curt Hartmann (Berlin). Geboren: Ein Sohn: ver Prem.⸗Lieut. von

Raoul Toché.

Volks⸗

Zum

Mannstädt. Musik von

in 3 Acten Cleve (Hannover). Hrn. Baron Wilhelm

Korff (Orpensdorf). Eine Tochter: Hrn.

Prem.⸗Lieut. Frhrn. von Blomberg (Lüben). Gestorben: Hr. Justiz⸗Rath Treuding (Burg).

Hr. Rechnungs⸗Rath a. D. Robert Püttner

Freitag: Zum 1. Male: Cacao. (Novität!) Posse (Peypoh. Hr. Rittmeister Paul von Bülow

Berlin— Dieskau). Hr. Vice⸗Obermundschenk

Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Musik von V. Hollän⸗ Näheres

Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im

und Kammerherr Graf Kleist⸗Tychow (Burg Lahneck). Stiftsdame Frl. Elise von Türcke (Mei⸗ ningen). Hr. Major z. D. Theodor von Pelchrzim (Berlin). Hr. Geh. Rechnungs⸗Rath die Anschlag⸗ a. D. Friedrich Wilhelm Brade (Berlin).

ng zu bedeutend Concerte.

(Parquet 1 ℳ) An⸗

Burleske⸗Operette in Petersburg. 8

Regie: Herr Binder. Anfang 7 Uhr. Concert. Anfang 7 Uhr.

„Mignon“ von

Thomas.

Sing-Ahademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Concert der Sopranistin Frl. Marie Busjaeger und des Componisten und Pianisten Herrn Josef Weiß, Professor am Kaiserlichen Conservatorium in St.

Concert-Haus. Dienstag: Karl Meyder⸗

„Zampa“ 1“ 88 8

8 Therese Freifrau von Lüttwitz, geb. von Köckritz, Breslau). Hr. Ober⸗Stallmeister a. D. Feodor von Rauch (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen von (einschließlich Börsen⸗Beilage).

88

tönige Farben. Das Gefieder ist am Kopf rau mit elblicher Kehle,

Posen, 18. Januar. (W. T. B.) In dem hiesigen

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selten nach Europa eingeführt, der japanische Brillenvogel bisher erst 8

Betheiligung der deutschen Industrie Chicago geplant sei.

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Erste Beilage

chen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi

18. Januar

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Berlin, Montag, den

Deutscher Reichstag. . 149. Sitzung vom Sonnabend, 16. Januar. 12 Uhr.

Am Tische des Bundesraths die Dr. von Stephan und Freiherr von Marschall, sowie der Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg.

Die zweite Berathung des Etats wird fortgesetzt, und zwar bei den 8,e Ausgaben des Reichsamts des Innern. Als Kosten der Betheiligung des Reichs an der Weltausstellung zu Chicago im Jahre 1893 sind

900 000 ausgeworfen.

Abg. Fritzen⸗Düsseldorf (Centr.): Er erlaube sich die Anfrage n den Vertreter der verbündeten Regierungen, in welchem Maße die an der Weltausstellung in

1— Man habe mit Bedauern von verschiedenen Seiten erfahren, daß ein großer Theil der deutschen Industrie sich

dieser Ausstellung gegenüber ablehnend verhalte, während andererseits

in Mitteldeutschland sich eine lebhafte Bewegung zu Gunsten der Be⸗ theiligung bemerkbar gemacht habe. Es wäre wünschenswerth sowohl für den Reichstag wie für das ganze deutsche Volk, wenn die Regie⸗

rung zu erkennen gäbe, wie sie sich zu dieser Frage stelle. Vielleicht würden die noch abseits stehenden Industrien

dadurch Anregung erhalten, sich zu betheiligen, um auf diese Weise die Vertretung Deutschlands auf der Chicagoer Ausstellung zu einer würdigen und

glanzvollen zu gestalten.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von I“ Für die Be⸗ der Angelegenheit der Chicagoer Weltausstellung sei seitens des Reichsamts des Innern ein besonderer Commissar bestellt worden, der theils auf schriftlichem Wege sich an die Vertreter der Industrie gewandt habe, theils in mündlicher Aussprache darauf hinzuwirken gesucht habe, daß die Industrie sich möglichst an dieser Ausstellung betheiligen möge. Ihm liege eine amtliche Aeußerung des Commissars vor, worin gesagt werde: Neben der sehr zahlreichen Einzelausstellung sei schon jetzt die Collectivbetheiligung einer Anzahl wichtiger Industrien gesichert, und da führe er besonders auf: Chemie, Wein, Cement, Spielwaaren, Glaswaaren, Buchhandel und verwandte Zweige, Photo⸗ graphien, namhafte Zweige der Textilindustrien; ferner sei eine rege Betheiligung gesichert aus dem Maschinenwesen, aus Ingenieur⸗ kreisen, in der Porzellan⸗, keramischen und Brauerei⸗Industrie, aus einzelnen Zweigen des Bergbaues und aus der Elektrotechnik. Wenn es nur darauf ankäme, die Räume auszufüllen, die dem Reich in Chicago zur Verfügung gestellt seien, so wäre es schon heute dazu in der Lage. Es komme der Reichsregierung aber auf etwas Meh⸗ reres an; sie lege Werth darauf, daß die deutsche Industrie ge⸗ schlossen in Chicago auftreten möge, und da müsse er allerdings erklären, daß dieses Ziel noch nicht erreicht sei. Es seien mehrere In⸗ dustrien, die sich dauernd ablehnend verhalten hätten, darunter seien besonders die Sammet⸗ und Seiden⸗Industrie, ein Theil der Tuchindustrie, der Leder⸗ und Eisen⸗Industrie. Er sei dem Vor⸗ redner dankbar, daß er diese Frage angeschnitten habe, sie gebe ihm Gelegenheit, einige Ansichten der Regierung über die Gründe, die zu dieser Ablehnung geführt hätten, hier zu beleuchten. Allerdings sei die Regierung über die Gründe der Ablehnung nicht ganz sicher, sie sei in dieser Beziehung angewiesen auf einzelne Aeußerungen, sie müsse daraufhin Vermuthungen machen. Wenn er nun diese Aeußerungen erwäge, so ergebe sich zunächst, daß die ablehnende Industrie sich auf folgendes Argument stütze. Sie sage: Wir werden in Nord⸗Amerika uns kein neues Absatzgebiet verschaffen, wir haben einen gewissen Besitzstand, aber etwas Mehreres werden wir in den Vereinigten Staaten nicht erreichen. Nun, dieses Argument möge richtig sein, er halte aber die Prognose nicht für ausschlaggebend in der Frage, ob nun Deutschland die Chicagoer Ausstellung beschicken solle oder nicht. Es handele sich seines Erachtens gar nicht darum, daß das Reich Eroberungen in Amerika mache, sondern in erster Reihe darum, daß es seinen Besitzstand erhalte. Es handele sich nicht um die Erreichung eines Lucrums, sondern es handele sich darum, daß das Reich einen Nachtheil von der deutschen Industrie abwende. Was nun den Besitzstand in den Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika anbetreffe, so sei er ein sehr bedeutender, ein Besitzstand, für den man, gewiß manche Opfer bringen sollte. Aus den vorhin er⸗ wähnten amtlichen Aeußerungen des Commissars erlaube er sich eine weitere Stelle in Bezug darauf vorzulesen: „Unsere Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten ist so bedeutend und zeigt, verglichen mit der Einfuhr von dort, eine so erhebliche Bilanz zu unsern Gunsten, daß derselben kaum eine einzige unserer Handelsbeziehungen mit sonstigen Ländern an die Seite gestellt werden kann. Wir exportiren nach den Vereinigten Staaten jährlich etwa für 400 Millionen Mark Waaren, mehr als ein Achtel unserer Gesammtausfuhr, darunter Metalle und Metallwaaren 30 Millionen, Textilwaaren 136, Chemikalien 30 Millionen, Leder 50, Glas 20, Papier und Bücher 30, Zuche 40 bis 50, Spielwaaren 10 Millionen u. s. w. In der infuhrstatistik der Vereinigten Staaten nehmen wir nach Groß⸗ britannien die erste Stelle ein, Feaheech kommt uns nahe. Nun han⸗ delt es sich nicht nur um den Besitzstand in den Vereinigten Staaten, sondern es handelt sich auch um den Besitzstand vor allem in Süd⸗Amerika und ferner um den Besitzstand in Asien. Was Süd⸗Amerika anbetreffe, so könne Niemand, der die Augen offen habe, darüber in Zweifel sein, daß die Vereinigten Staaten mit großer Energie und mit sehr klarem Bewußtsein den Zweck verfolgten, Süd⸗Amerika in eine wirthschaftliche Abhängigkeit von den Nord⸗ staaten zu bringen. Es sei eine Art Erweiterung der Monroe⸗ doctrin vom politischen auf das wirthschaftliche Gebiet, ein Streben, das vollständig berechtigt sei; selbstredender Weise habe das Reich aber ein Interesse daran, diesem Bestreben entgegenzutreten. Er glaube, daß es sich auch um Asien handele; Symptome nach der Richtung hin lägen entschieden vor. Ein sehr charakteristisches Symptom sei das, daf die Vereinigten Staaten ihre Verkehrs⸗ mittel nach Süd⸗Amerika und nach Asien auf alle Weise zu fördern und auszudehnen suchten. 44 heute Morgen sei ihm ein Bericht zugegangen aus New⸗York, der folgendermaßen beginne: Am 15. Juni d. J. hat der General⸗Postmeister auf Grund des Gesetzes vom 3. März d. J. Aufforderungen zu Angeboten auf Errichtung von subventionirten Postdampferverbindungen erlassen, und zwar für 53 Linien, nämlich 10 nach Großbritannien und dem europäischen Fest⸗ land, 27 nach Süd⸗Amerika, 3 nach China und Japan, 4 nach Australien und den im Stillen Ocean gelegenen 888 7 nach West⸗ Indien und 2 nach Mexico. Er glaube, diese Zahlen sprächen doch entschieden dafür, wie ausgedehnt die Bestrebungen der amerikanischen Industrie seien. Man müsse seines Erachtens die Ausstellung in Chicago unter diesem Gesichtspunkte betrachten, um sie richtig beurtheilen zu können. ie amerikanische Industrie habe sich für stark genug erachtet, um durch die Mac Kinley⸗ Bill sich gegen den Wettbewerb Europas auf dem eigenen Markte zu sichern. Nunmehr gehe sie auf einen Er⸗ enengena⸗ aus; mit echt ö em und sicher deeöö Selbstbewußtsein beginne sie diesen Eroberungszug in der eise, daß sie Europa zu einem Wettkampfe in Chicago auffordere. Wenn das Reich sich zurückhalte, so fürchte er: es werde contumacirt. (Sehr richtig!) Ein zweiter Grund, der für die ablehnende Haltung einzelner Industriezweige auch geltend gemacht worden sei, auf den er aber nur ganz kurz eingehen wolle, sei der: Einige Industrielle sagten: die

wenn eine entsprechende an den Reichstag t b

Kosten der Ausstellung werden sehr bedeutend sein. Nun, für gewisse Industrien treffe das auch sicherlich zu; aber gerade für einzelne Peansersen die sich ablehnend verhalten hätten, z. B. die Sammet⸗ und Seidenindustrie, glaube er, gelte es nicht, da würden die Kosten keineswegs so bedeutend sein. ann aber halte er das Moment der Kosten doch auch sicherlich nicht für ausschlaggebend. Der Engländer habe ein altes Sprichwort, das namentlich von dem englischen Industriellen und dem englischen Kaufmann stets als ein Axiom be⸗ trachtet werde, das heiße: nothing venture, nothing have, und die Größe der englischen Industrie und des englischen Handels sei sicherlich zu einem großen Theil darauf zurückzuführen, daß der Engländer, er möchte sagen, die Opferung eines Pfundes nicht scheue, um Hunderte von Pfunden zu gewinnen. In dritter Reihe fer gesaßt worden, daß verschiedene Industrielle, er möchte sagen, mit Amerika schmollten wegen der Mac Kinley⸗Bill. Dagegen erwidere er, daß er dieses Moment nicht für gusschlaggebend halte, ja, daß er es kaum begreife. Wenn man nicht den Freihandel für ein moralisches Axiom halte, so könne man doch sicherlich nicht den Vereinigten Staaten daraus einen Vorwurf machen, daß sie die Mac Kinley⸗Bill erlassen hätten; sie hätten es in ihrem Interesse für vüfich erachtet, sich in dieser Weise vor der ausländischen Industrie zu schützen, und Deutschland habe kein Recht, ihnen welchen Vorwurf daraus zu machen. Er sei überzeugt, daß die Vertreter dieser ablehnenden In⸗ dustrien, wenn sie der Ansicht wären, daß die deutsche Industrie gleich hoher Zölle bedürfte wie die Mac Kinley⸗Bill sie gebe, keinen Augenblick zögern würden, mit den entsprechenden Anträgen an die Regierung zu treten, und er wolle ihnen daraus sicherlich keinen Vorwurf e er halte das für recht und sogar für geboten. Dann aber seien diese Industrien auch nicht berechtigt, diese schmollende Stimmung gegen Amerika geltend zu machen. Ueberhaupt halte er das Schmollen im industriellen Leben für kein rechtes Kampf⸗ mittel (Sehr richtig!), denn das alte Dichterwort: „Leben heißt ein Kämpfer sein“, sei auf keinem Gebiet so wahr, wie gerade auf dem Gebiete der Industrie und des Handels. Er glaube also, daß von den Gründen, die von den Industrien geltend. gemacht würden, kein einziger durchschlagen sei. Nun, er sei dem S ner, wie er schon bemerkt habe, dankbar für die Anregung. Die Regierung habe gethan, was sie gekonnt habe, um die Industrie zu überzeugen, daß es in ihrem Interesse liege, im Interesse der ganzen deutschen Industrie, sich an der Ausstellung zu be⸗ theiligen. Ihre Machtmittel seien nahezu erschöpft, sie könne die Leute nicht zwingen. Ein sehr geeigneter Weg, ein Weg, von dem man sich, wie er glaube, Erfolg Fer veechen könne, würde der sein, daß in den einzelnen Theilen Deutschlands die einflußreichen Leute und die einflußreichen Leute würden vorzugsweise Mitglieder dieses Hauses sein auf die Industrien einwirkten, besonders auf diejenigen, die sich ablehnend verhielten und keine genügenden Gründe dafür hätten, damit sie sich an der Chicagoer Weltausstellung be⸗ theiligten. Er möchte bitten, daß ein jeder in diesem Sinne in seinem Kreise wirken möge. (Beifall.) 8 Referent Abg. Singer (Soc.): In der Commission habe der Vertreter der verbündeten Regierungen über die Ausstellung in Chicago eine Erklärung abgegeben, die mit der eben gehörten völlig übereinstimme. Es sei dann noch der Plan einer Weltausstellung in Berlin zur Sprache gekommen, und hierzu habe der Regierungs⸗ vertreter erklärt, daß die Regierungen sich vorläufig abwartend ver⸗ halten müßten, bis die Industrie selbst die Initiative ergriffen haben werde, und jedenfalls könne eine internationale Ausstellung in Berlin nicht in nächster Zeit vorgenommen werden, sondern es müßten ein paar Jahre zwischen ihr und der Chicagoer Ausstellung liegen. Nach längerer Besprechung dieser Frage habe sich die Commissiyn diesen Ausführungen des Regierungsvertreters angeschlossen. t Abg. Goldschmidt (dfr.): Er spreche dem Regierungsvertreter seinen Dank für seine Mittheilungen aus und hoffe, daß auch die zur Heit noch zurückhaltenden Industriellen aus ihrem Schmollwinkel heraustreten würden. Richtig sei auch, daß es sich nicht allein um das Behalten des nordamerikanischen Marktes handele, sondern auch um Eroberung neuer Absatzgebiete in Süd⸗Amerika und Asien. Wer die Ausstellung von Philadelphia mitgemacht habe, werde wissen, wie die Amerikaner bei solchen Gelegenheiten herzueilten und die fremden Industrien mit ihrer eigenen verglichen. Er behi e also die Betheiligung der deutschen Industrie an der Chicagoer Ausstellung und stelle fest, daß die Regierung alles Mögliche gethan habe und noch thue, um die verschiedenen Industrien zu Collectivausstellungen zu veran⸗ lassen. Deussehl hees Vertretung müsse um so N sein, als es in Amerika noch die Scharte von 1876 auszuwetzen habe und die deutsche Industrie seitdem auf der großen Ausstellung in Paris Farnbcüt, auf den verschiedenen inzwischen veranstalteten kleineren Ausstellungen, Sydney und Melbourne ausgenommen, nur schwach vertreten gewesen sei. Von dem, was man jetzt in Chicago erreichen werde, hänge die Ausdehnung des deutschen Weltverkehrs ab, man könne und müsse jetzt zeigen, daß die deutsche Gewerbsthätigkeit hinter der keines Volkes zurückstehe. Was die Berliner Ausstellung anlange, so habe ihn die hierü in der Commission abgegebene J ungse nicht sehr befriedigt. Gestern habe sich der Handelstag für diese Aus⸗ stellung ausgesprochen, und wenn auch 1 rheinisch⸗westfälische Eisenindustrie, sich noch zurückhaltend verhielten, so sei doch der Wunsch ein allgemeiner, vaß die deutsche Gewerbethätigkeit in der Hauptstadt des Reichs auch einmal aller Welt zeige, was sie leisten könne. Eine gewisse Zurückhaltung bei der Regierung, wie sie in der bei den Commissionsverhandlungen abgegebenen Erklärung zum Ausdruck gekommen sei, begreife er, aber den Industrien liege sehr viel daran, daß die Regierung sich einmal darüber ausspreche, wie sie zu dem in weiten Kreisen empfundenen Wunsch nach einer deutschen Aus⸗ sich stelle. Seine Partei wünsche eine solche Erklärung so vald wie möglich, damit man vermeide, daß andere Nationen mit Ausstellungen dem Reiche zuvorkämen. Er sich, daß der Ge⸗ danke einer Ausstellung in Deutschland im Volk Wurzel geschlagen habe, nachdem das deutsche Volk sich eine Weltstellung errungen habe. Abg. Dr. Witte (dfr.): Er bedauere lebhaft, daß in weiten und hervorragenden Kreisen der deutschen Industrie die Frage der Bethei⸗ ligung an der Chicagoer Ausstellung noch lange nicht in ihrem vollen Umfange gewürdigt sei. Allerdings mögen einzelnen Industrien da⸗ durch ganz erhebliche Kosten erwachsen, während sie andererseits schwer auf eine Erweiterung ihres Absatzgebiets in Amerika rechnen dürften. Bei anderen Industrien sei es ihm aber geradezu unbegreiflich, daß sie diese Gelegenheit zur Ausstellung ihrer Erzeugnisse vorübergehen lassen wollten, die Seiden⸗ und Sammt⸗, die Leder⸗ und Zuckerindustrie. uf der Chicagoer Ausstellung würden unter den Besuchern viele aus Süd⸗Amerika, Ost⸗Asien, Australien sein, denen die Nais zu einer Weltausstellung in einem Sess gtn Staat bisher Fh weit gewesen sei. Die Kosten, die den Industriellen durch Beschickung dieser Ausstellung erwüchsen, seien allerdings bedeutender, als bei den bisherigen Welteusfieenn⸗ in⸗ folge der großen Entfernung und der hohen Preise der Arbeit in Chicago. Er sei deshalb der Meinung, daß bei dieser Ausstellung das Fyftem zweckmäßig geordneter Collectivausstellungen von den deutschen angewendet werde. Die Gelder des Staats müßten in diesem Sinne verwendet werden. 900 000 seien jetzt in den Etat eingestellt; er möchte den verbündeten Regierungen nahe legen, diese Summe zu erhöhen. Er sei der Meinung, daß, estellt würde, as die inter⸗

er sich der Bewilligung ni könne und dürfe.

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eegierungserklärung

einzelne Industrien, z. B. die

nationale Ausstellung in Berlin betreffe, so erwarte die Regierung eine weitere Anregung in dieser Sache. Diese Anregung sei gegeben, nachdem sich der Handelstag gestern gegen eine verschwindende Minderheit von zehn Stimmen für eine internationale Ausstellung in Berlin aus⸗ Fffegcen habe. Er wünsche aber, daß zwischen die Chicagoer Aus⸗ 18 ung und die internationale Ausstellung in Berlin ein angemessener Zwischenraum gelegt werde, und daß letztere frühestens 1898 statt⸗ finde. Bennoch wäre es von Wichtigkeit, wenn möglichst bald eine Entscheidung in dieser Richtung erfolge, damit nicht inzwischen noch andere Weltausstellungen geplant würden.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Was die letzten Aeußerungen des Abg. Dr. Witte über eine Ausstellung in Berlin anlange, 5 könne er nur auf die Erklärung Bezug nehmen, die der Herr Staatssecretär in der Budgetcommission abgegeben habe. Der Vorredner habe angeführt, inzwischen wären die Anregungen, auf welche die Reichöregierung nach der Erklärung des Staats⸗ warte, erfolgt, und er habe hauptsächlich einen Beschluß des Handelstags angeführt. Dieser Beschluß sei gestern gefaßt worden, die Reichsregierung sei aber nicht in der Lage gewesen, in 24 Stunden nun sich darüber schlüssig zu machen. Wie gesagt, vorläufig könne nur auf die Erklärung des Staatssecretärs Bezug genommen werden. Er möchte aber aus den Ausführungen des Vorredners auch noch ein weiteres Argument ent⸗ nehmen zu Gunsten der Sn ng. in Chicago. Er glaube, gerade diejenigen, die so sehr eine Ausstellung in Berlin wünschten und darauf hinarbeiteten, sollten in erster Reihe die Ausstellung in Chicago unterstützen. Denn international, großartig könne diese Ausstellung jedenfalls nicht werden, wenn nicht auch Amerika sich daran betheilige, und es sei mit Sicherheit zu erwarten, daß, wenn das Reich schmollend sich von Chicago zurück⸗ halte, Amerika seinerseits sich auch schmollend von Berlin zurückhalten werde. (Sehr richtig!) Nun habe der Vor⸗ redner weiter den Wunsch ausgesprochen, daß die Collektiv⸗ ausstellungen befördert werden mögen. Das geschehe bereits in ausgedehntem Grade, und er könne dem Vorredner versichern, daß sämmtliche Collectivausstellungen auch subventionirt würden. Dann habe er schließlich die geringe Summe etwas bemängelt. Mit Bezug darauf möchte er ihm versichern, die Regierung werde noch mit Nach⸗ forderungen kommen (Heiterkeit), aber sie sei augenblicklich nicht in der Lage, irgend eine Grundlage zu haben, auf der sie eine derartige aufstellen könnte. Kommen werde sie, das stehe schon jetzt fest. 1 18

Abg. Dr. Bachem (Centr.): Es sei anzuerkennen, daß die Re⸗ gierungen sich bemüht hätten, eine Collectivausstellung auch der Krefelder Samt⸗ und Seidenindustrie herbeizuführen; diese Be⸗ mühungen seien leider gescheitert. Heute seien die Weltausstellungen zu einer Erscheinung des täglichen Lebens geworden und die Aus⸗ gaben dafür gehörten schon zu den regelmäßigen Betriebskosten der Großindustrie. Deutschland sei mehr und mehr auf die Ausfuhr angewiesen, das gelte auch für die Krefelder Samt⸗ und Seiden⸗ industrie. Nur wenn Krefeld in einer würdigen Collektivausstellung in Chicago vertreten sei, habe es Aussicht, mit der amerikanischen Industrie erfolgreich in Wettbewerb zu treten. Die Amerikaner seien in Bezug auf Ausstellungen ganz anders geartet als die Deutschen. Wenn etwa in Berlin eine Weltausstellung veranstaltet würde, die Amerikaner würden die ersten sein, die in einer Industrie, in der sie auf erfolgreichen Wettbewerb hoffen dürften, mit einer würdigen Ausstellung vertreten seien. Der Amerikaner sei ein ganz anderer Mann, er schmolle nicht, wenn er Geld verdienen könne. Ueber⸗ dies habe Jemand, der eine große Fabrik begründe, nicht nur sein eigenes Interesse, sondern auch das seiner Arbeiter zu vertreten. Andererseits dürfe aber nicht verkannt werden, daß die Krefelder Industrie sich in einer Nothlage befinde. Deutschland müsse Waaren⸗ ausfuhr treiben, wenn es nicht Menschen ausführen wolle, habe der Reichs⸗ kanzler mit Recht gesagt, und wenn Krefeld nicht in der Lage sei, nach Chicago zu gehen. dann müsse die Regierung im Interesse des Ansehens des Deutschen eichs besondere Erleichterungen für diese Industrie zu einer würdigen Ausstellung gewähren. Wenn die Krefelder Industrie von einer solchen Muthlosigkeit ergriffen sei, so dürfe man das nicht auf ein Schmollen über die jüngste Handelspolitik zurück⸗ führen, sondern die Gründe lägen tiefer, sie beruhten eben in der allgemeinen Nothlage.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Die Erwägungen, die der Vorredner heute der Regierung nahegelegt habe, seien von der Reichsregierung bereits den Industriellen nahegelegt worden. Der Commissar, der sich nach Krefeld begeben habe, . den Industriellen bäte sie, ihm zu sagen, welche Unter⸗

vom Reiche Die In⸗ dustriellen seien aber nicht darauf eingegangen, sie hätten sich ab⸗ lehnend verhalten, ohne Begründung. 8 . Abg. Dr. Hammacher (nl.): Auch er wünsche lebhaft, daß die bedeutsame Krefelder Industrie bei der Chicagoer Weltausstellung nicht fehle. Es treffe aber nicht zu, daß 1r Industrie sich aus handelspolitischen Gründen gegen eine Beschickung der Ausstellung sträube. Handelspolitische Rücksichten hätten die Krefelder Handels⸗ kammer niemals zur Gegnerin derjenigen Richtung gemacht, die jetzt die verbündeten Regierungen durch den Abschluß von ö verträgen einge schlagen hätten. Die Kxrefelder befürchteten aber, daß ihren Erzeugnissen nicht nur Füch genützt, sondern geschadet werde, indem sie den amerikanischen Wettbewerbern durch die Beschickung die Möglichkeit erleichterten, die Muster der Krefelder Fabrikation kennen zu lernen. Was die Eisenindustrie betreffe, so werde der Regie⸗ rungsvertreter so gerecht sein, anzuerkennen, daß ein großer Theil derEisen⸗ industrie in Chicago nicht vertreten zu werden brauche, um urbi et orbi bekannt zu machen, was diese Industrie leiste, speziell die deutschen Walz⸗ werke. Dagegen sei es allerdings von dem allerhöchsten Interesse, die feshe ortschritte der deutschen Industrie auf dem Gebiete der Stahlfa rikation, namentlich der Röhrenfabrikation, des Maschinen⸗ wesens in Chicago zur Geltung zu bringen. Er Hs. es geradezu für eine Versündigung gegen die eigenen Interessen der Industriellen, wenn sie aus politischem Mißmuthe nicht die nöthige Energie aufwendeten, um die Kosten für eine solche Bethel gung aufzubringen. Für die zukünftige Entwickelung der deutschen Industrie und des deutschen Handels sei es von fast vitaler Bedeu⸗ tung, daß Deutschland bei dem Wettkampf der Völker in Chicago auf der Weltausstellung keine schlechte Rolle spiele. Was die Berliner Weltausstellung betreffe, so beklage er, daß bis jetzt die Regierungen eine abwartende Stellung zu dieser Frage eingenommen Fätten. Er halte die Schwierigkeiten nicht für so unüberwind⸗ ich, um die Kosten dieser Weltausstellung in Deutschland nicht unter Heranziehung der Interessenten aufzubringen. Es fehle nur eine kräftige Initiative, und wenn die verbündeten Regierungen auch Anstand nähmen, sie in erster Linie zu ergreifen, so könnten sie doch wenigstens die Anregung dazu geben, daß von der richtigen Stelle aus die Initiative zu dieser Ausstellung gegeben werde. Eine Weltausstellung müsse vor Ablauf dieses Jahrhunderts in Deutsch⸗ land stattfinden; dafür sprächen wichtige politische und wirthschaftli Gründe. Wenn es Deutschland nicht gelänge, eine derartige Aus⸗ stellung auf eigenem Boden zu stande zu bringen, so würde dies Deutschland nicht zum Ruhm und zur Ehre gereichen. Die deutsche Kraft, wie sie sich auf den Schlachtfeldern und in der pocha n Gestaltung gezeigt habe, müsse auch auf Ferchfchateene Geblete zum Ausdruck kommen; es müsse den Völkern der Welt gezeigt

ausdrücklich erklärt, er te stüzung die Krefelder Industrie er

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