an die liebe Stadt und ihre Bürgerschaft sein, welche meine Arbeiten und meine Mühen in ihrem Dienste mit so viel unverdienter An⸗
Die nächste Neuaufführung des Königlichen Schaufpiel⸗
8 1 — bruar einmal vor das Berliner Publikum treten. Der Meister auses wird Grillparzer's „Ein treuer Diener seines Herrn“ sein.
hat den
7 Kurz darauf wird sich Wildenbruch's, Märchenschwank“, zu dem die Proben in vollem Gange sind, anschließen. Für den Februar ist die ufführung des Lußtspiels „Agrippina“ und des Trauerspiels Cromwell“ in Aussicht “
Agnes Sorma wird bei der am Freitag im Berliner Theater zu Ehren des Geburtstags Lessing's stattfindenden Aufführung von „Minna von Barnhelm“ zum ersten Male an dieser Bühne die Rolle der e g spielen.
udwig Fulda's einactiges Lustspiel „Unter vier Augen“, das bei seinem ersten Erscheinen im Deutschen Theater einen ganz ungewöhn⸗ lichen Erfolg errungen hat, ist nunmehr von dem Verfasser im Ein⸗ verständniß mit Herrn Director L'Arronge dem Lessing⸗Theater übergeben worden, welches das Werk demnächst als Einleitung eines Lustspiel⸗Abends zur Darstellung bringen wird. Am Sonntag gelangt der Carl Laufssche Schwank „Ein toller Einfall“ im Wallner⸗Theater als Nachmittags⸗Vorstellung zu er⸗ mäßigten Preisen zur Aufführung. Die Keller⸗Herrmann'’sche Posse 8nS Krause“ verbleibt auch in der laufenden Woche auf dem pielplan.
Carl Millöcker's neue Operette „Das Sonntagskind“ hat am
Sonnabend bei der ersten Aufführung im Theater an der Wien einen durchschlagenden Erfolg davongetragen. Viele Nummern aus dem heiteren Werke mußten mehrmals wiederholt werden. Der Componist und die Librettisten Wittmann und Bauer wurden nach den Aetschlüssen stürmisch gerufen. Wie bereits mitgetheilt, erfolgt die 3 Berliner Aufführung im Friedrich⸗Wilhelmstäͤdlischen Theater am Donnerstag. Das Residenz⸗Theater will als nächste Neuheit des fran⸗ zösischen Romanciers Guy de Maupassant erstes Bühnenwerk „Musotte“ 1 3 Aufführung bringen. Das Stück soll am 30. d. M. in Scene gehen.
Das Ensemble⸗Gastspiel der „Münchener“ im Belle⸗
lliance⸗Theater, das sich nunmehr in der letzten Hälfte be⸗ findet, wird noch zwei Neuheiten bringen, und zwar Johannisnacht“, Volksstück von Maximilian Schmidt, sowie „Der Nothhelfer“, Bauernschwank von A. Kolbe. Vorher jedoch werden noch einige ufführungen von Morre's Volksstück „'s Nullerl“ stattfinden. Heute eht zum letzten Male Anzengruber's Volksschauspiel „Der ledige of“ in Scene.
Im Thomas⸗Theater kann die Posse „Luftschlösser“ nur noch an drei Abenden zur Aufführung gelangen, da die erste Aufführung der Possen⸗Neuheit „Cacao“ von Fritz Berend am Freitag stattfindet. Der Verfasser dieser Posse, der ein in Bremen beliebter Komiker ist, hat bereits einmal mit einem Stück „Familie Knickmeyer“ großen Er⸗
1 Im Concert des Pianisten Paul Heilbrun, das morgen im Saal der Gesellschaft der Freunde stattfindet, übernimmt Fräulein Lydia Müller den gesanglichen Theil des Programms mit Liedern von Schumann, Brahms, Bohm und O. Eichberg. — Joseph Wieniawski wird in seinem am Donnerstag in der Sing⸗Akademie stattfindenden Concert folgende Claviersoli zu Gehör bringen: Dante's Sonett „PTanto e tanto onesta“, von Bülow; Rhapsodie op. 79, Nr. 2, Brahms; „Albumblatt“, Moniuszko; Valse-caprice A-dur, Schubert; Les Gnomes, Etude, Wieniawski. Von größeren Werken bringt das Programm die Clavier⸗Concerte in D-moll von Bach und in Es-dur von Litolff, und ferner des Concertgebers dramatische Duver⸗ ture „Guillaume le Taciturne“. Den Orchesterpart führt das Philhar⸗ monische Orchester aus. — Herr Eugen d'Albert wird am 27. Fe⸗ bruar Deutschland verlassen, um seine amerikanische Concertreise an⸗ zutreten. In cfas allen Concerten wird das berühmte Bostoner Symphonie⸗Orchester unter Leitung von Arthur Nikisch mitwirken. Vor seiner Reise veranstaltet der Künstler nur einen Clavierabend in Berlin, und zwar am Freitag in der Sing⸗Akademie.
Anton Rubinstein wird in einem großen Concert am 12. Fe⸗
wie er dies bei seinen Concerten in Rußland gethan und und Dresden ebenfalls zu thun gedenkt.
Mannigfaltiges.
Ueber die gestrige Trauerfeier für den am Freitag verstor⸗ benen Vber⸗Stallmeister a. D. von Rauch berichtet die⸗„N. A. 3 In der evangelischen Kirche des Invalidenhauses war der Sarg auf⸗ gebahrt, bedeckt von Blumenspenden, unter denen die Ihrer Majestäten des Kaisers, der Kaiserin und der Kaiserin Friedrich und Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden besonders zu erwähnen sind. Von der trauernden 1 waren Frau von Rauch, Lieutenant Feodor von Rauch, der General von Rauch mit seinen Damen und die beiden Grafen Hohenau mit ihren Gemahlinnen anwesend. Ihre Majestät die Kaiserin erwies mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Margaret hepersönlich dem Todten die letzte Ehre, ebenso Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen. Weiterhin bemerkte man in der Trauerver⸗ sammlung den Oberst⸗Kämmerer Fürsten Stolberg⸗Wernigerode, den Minister des Königlichen Hauses, sodann als Vertreter Seiner Maäjestät des Kaisers den Flügel⸗Adjutanten Grafen Moltke, den früheren Ober⸗Hof⸗ und Haus⸗Marschall Grafen Perponcher, die Hof⸗ Marschälle Freiherr von Lyncker und Graf Pückler, den Cabinets⸗Rath Freiherrn von der Reck, den Fürsten Anton Radziwill, den Grafen Heinrich Lehndorfi, den badischen Gesandten von Brauer als Vertreter Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, den E“ Freiherrn von Reischach und v. A. Das Personal des Königlichen Marstalls war unter Führung des Ober⸗Stallmeister Grafen von Wedel vollzählig anwesend. Die Trauerrede hielt der Königliche Hofprediger und Gar⸗ nison⸗Pfarrer D. Frommel. Zwölf Königliche Keescher trugen darauf den Sarg zur Gruft; voran schritt der Stallmeister Schollwer mit den Orden des Verblichenen, begleitet von zwei Wagenmeistern; am Grabe sprach D. Frommel ein kurzes Gebet.
Die Ueberreichung der Silbergeschenke der Frankfurter Bürgerschaft an den Staats⸗Minister Dr. Miquel fand im Beisein seiner Familie am Sonntag, 10. Januar, durch eine aus den Herren Bürgermeister Dr. Heussenstamm, Stadtrath Seidel und Architekt Franz von Hoven bestehende Abordnung in der Wohnung des Ministers statt. Bürgermeister Dr. Heussenstamm betonte dabei in seiner Ansprache die Verdienste, die Dr. Miquel als Ober⸗Bürger⸗ meister von Frankfurt sich um das Gemeinwesen erworben habe. Minister Dr. Miquel antwortete der „Frankf. Ztg.“ zufolge etwa Folgendes: „Verehrteste Freunde und Mitbürger! Ihre für mich so über alles Verdienst anerkennenden Worte, mit welchen Sie, mein lieber alter College, das mir aus der Bürgerschaft gewidmete kostbare Geschenk begleiten, haben mich tief gerührt und die ver⸗ schiedensten Gefühle in mir wachgerufen. Ich stehe fast beschämt nach meiner Sinnesart vor aller dieser Pracht und möchte bedauern, daß meine Mitbürger sich meinetwegen solche Opfer auferlegt haben. Und doch, auf der anderen Seite ist es für mich ein erhebendes Gefühl, daß man in dieser Weise sich meiner Wirksamkeit in Frankfurt erinnert. Ich sehe darin einen neuen, für mich erhebenden Beweis fortdauernder freundlicher und wohlwollender Gesinnung, vor allem die that⸗ sächliche Erfüllung meiner Hoffnung, daß meine Frankfurter Mit⸗ bürger mich auch in der Ferne als einen der ihrigen ansehen. Die Gefühle der Dankbarkeit und Treue, welche mich der Stadt und Bürgerschaft gegenüber beseelen, sind hierdurch — wenn möglich — noch verstärkt und befestigt. Freudige Bewunderung und wahrer Bürgerstolz erfüllen mich beim Anblick dieser herrlichen Arbeiten, welche für die altbewährte Gold⸗ und Silberschmiedekunst unserer Meister und Gehilfen nicht minder als für den hohen Kunstsinn der Männer, welche diese Werke erdacht und entworfen haben, einen neuen Ruhmeskranz bilden. Für mich, meine Kinder und Nachkommen werden diese Gaben eine dauernde schöne Erinnerung
Ertrag des hiesigen Concerts wohlthätigen Zwecken zugedacht, in Wien
erkennung und, ich darf wohl sagen, wohlthuender Freundschaft belohnt. Meine innigsten Wünsche werden stets die alte Kaiserstadt begleiten, deren Blüthe und Gedeihen, wie in der Vergangenheit, so in der Zukunft, in dem ernsten geistigen und sittlichen Streben sowie in dem wirthschaftlichen Sinn der Bürgerschaft ihre sicherste Grundlage finden wird. Außer Stande, allen Spendern und Spenderinnen persöunlich meinen tiefgefühlten Dank zu sagen und jedem Einzelnen die Hand zu drücken, bleibt mir nur übrig, Sie um Ihre freundliche Vermittelung zu bitten. Vor allen Anderen aber bin ich Ihnen selbst, welche meinetwegen die lange Reise in winterlicher Zeit nicht gescheut haben, den tiefsten Dank schuldig, und dieser Dank sei Ihnen hiermit aus vollem Herzen aus⸗ gedrückt.“ Am Sonntag Abend war die Abordnung vom Minister zum Diner geladen, an dem viele höhere Staatsbeamte, der Ober⸗ Bürgermeister Dr. von Forckenbeck u. s. w., im ganzen ungefähr dreißig Personen, theilnahmen.
Der Postdirector Didden, der Vorsteher des Post⸗Zeitungsamts, wurde, wie die „Tägl. R.“ berichtet, gestern Nachmittag auf dem katholischen Kirchhof in der Liesenstraße beigesetzt. Staatssecretär Dr. von Stephan hatte einen kostbaren Kranz übersandt und sein Be⸗ dauern aussprechen lassen, daß er wegen der Reichstagssitzung nicht zur Feier erscheinen könne. Für ihn waren die Directoren vom Reichs⸗ Postamt Sachse und Dr. Fischer erschienen, sowie ferner Geheimer Ober⸗Postrath Krätke und Ministerial⸗Director Hake; die Beamten des Post⸗Zeitungsamts waren fast vollzählig versammelt. Viele Ber⸗ liner Zeitungen hatten ihrer Verehrung für den Verstorbenen durch kostbare Kranzspenden Ausdruck gegeben. Die Kapelle der Beamten des Post⸗Zeitungsamts führte die Trauermusik aus; die Rede und die Gebete sprach Kaplan Modarg, Postschaffner trugen dann den Sarg nach der Gruft.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Wiesbaden, 19. Januar. arzt Dr. Mezger⸗begab sich heute nach St. Petersburg, wohin er, wie verlautet, zur Kaiserin von Rußland berufen ist.
Wien, 19. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser sowie das gesammte Kaiserliche Haus werden dem morgen Mittag für den Herzog von Clarence zu veranstaltenden Trauer⸗ gottesdienste beiwohnen.
Wien, 19. Januar. (W. T. B.) Telegramme der Wiener Journale melden aus Pest, daß in Ungarn, speciell in Kaschau, aus Anlaß der Wahlen abermals Schlägereien mit theilweise blutigem Ausgang stattgefunden haben. Während der Anwesenheit des Juggis Ministers Szilagyi hätten dieselben in Kaschau theilweise einen anti⸗ semitischen Charakter angenommen.
London, 19. Januar. (W. T. B.) Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist in Dover eingetroffen.
Bern, 19. Januar. (W. T. 2 Der Bundesrath hat in der Bundesversammlung den Antrag eingebracht, ihn u ermächtigen, in dem Falle, daß ein Handelsvertrag mit Italien vor der nächsten Session zu Stande kommen sollte, denselben unter dem Vorbehalt der Gegenseitigkeit provisorisch in Kraft zu setzen. 11“ pel, 19. Januar. (W. T. B.) Prinz Karl Anton von Hohenzollern ist hier eingetroffen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
t vom 19. Januar,
Tetzlaff. Morgens.
Brüll. nach Mosenthal.
illim.
Stationen. Wind. Wetter.
Temperatur in ° Celsius
red. in M 50 C. = 40R.
— fang 7 Mullaghmore 756 W 3 Aberdeen .. SS Christiansund Kopenhagen. Stockholm. bgeande 1 Petersbg. Moskau...
Cork, Queens⸗
town 75 Cherburg .. 754
Ider 764 Splt .. .. 770 Hamburg.. 770 Swinemünde 775 Neufahrwasser 774 Memel . 773
Pfris 111] Münster . 763 Karlsruhe.. 760 Wiesbaden. 762 München 760 Chemnitz .. 769 Berlin . 773 Wien .... 772 Breslau. . 774
Ile d'Aix.. 757 Nizza .. .. 752 Triest 762
alb bed. edeckt 1 wolkenlos OSO 2 wolkenlos wolkenlos halb bed. bedeckt bedeckt
Boito. Für die
brochene Krug. Grube. — Der
82
heiter
wolkenlos heiter wolkenlos wolkenlos bedeckt halb bed.
heiter heiter bedeckt halb bed. halb bed. — 5 wolkenlos — 2 wolkenlos — 11 bedeckt — 6 wolkenlos — 14
bedeckt 7 wolkig 10 6 halb bed. 3
Tauris.
besitzer.
Anfang
Geburtstag. Neu helm.
FbbeogeüeömeöSSnSbeseSe
NO ONO 6 stadtluft. Uebersicht der Witterung.
Busen südwärts nach Galizien hin und veranlaßt in Wechselwirkung „mit dem westlich gelegenen De⸗ ee über Central⸗Europa ziemlich leb⸗ 218 östliche Winde, unter deren Herrschaft die kalte Witterung fortdauert. Nur auf der Strecke Wies⸗ baden—Karlsruhe herrscht Thauwetter, dagegen im we Deutschland bei heiterem, trockenem Wetter der. 1 strenge Kälte, insbesondere in den östlichen Gebietstheilen; Breslau meldet minus 14, Rügen⸗ waldermünde minus 19 Grad. Im Innern Frank⸗ reichs ist es erheblich kälter geworden. Biarritz meldet 28, Perpignan 116 mm Regen.
Deutsche Seewarte.
Die Ehre.
in 4
Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗
haus. 18. Vorstellung. Cavalleria rusticana Baueru⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur
11“ 858
Carl Millböcker.
8—.
Dirigent: Kapellmeister Weingartner. — Das goldene Kreuz. Oper in 2 Acten von Ignatz
Tanz von Paul Taglioni.
Musikdirector Wegener.
Schauspielhaus.
spiel in 5 Aufzügen von A. E. Brachvogel. In
Scene Plett vom Ober⸗Regisseur Max Grube. An⸗ r.
Donnerstag: Opernhaus. 19. Vorstellung. Othello. Oper in 4 Acten von G. Verdi. Text von Arrio
Se Kalbeck. Anfang 7 Uhr. chauspielhaus.
Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max in 3 Aufzügen von
Baudissin'schen Uebersetzung. In Scene gesetzt vom bedeckt — Zendüfin schen Max Grube.
Deutsches Theater. Mittwoch: Dritter
Goethe⸗Cyelus. Anfang 7 U
Donnerstag: SSs. Crampton. Freitag: College C 1
Berliner Theater. Mittwoch: Der Hütten⸗
Donnerstag: Nach Madrid! 8 Freitag: 19. Abonnements⸗Vorstellung. Zu Lessing's
Lessing⸗Theater.
Pehee tah. e. 9 Ein Hochdruckgebiet erstreckt sich ttni Freitag: Die Großstadtluhlhltt. 7 Heruckg erf sich vom Bottnischen Frhing Nachmittags⸗Vorstellung zu kleinen Preisen:
Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 11. Male: König Krause. Posse mit Gesang in 4 Acten von J. Keller und L. Herrmann. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag u. folg. Tage: König Krause.
Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Ein toller Einfall. Schwank cten von Carl Laufs.
Friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Der Mikado. 2 Acten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Fritzsche. Musik von Arthur Sullivan. Dirigent: Herr Kapellmeister Karpa. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung zum 1. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Aecten von Hugo Wittmann und Julius Bauer.
Fritzsche. Dirigent:
dem Französischen von 8 8. von 8 — Dirigent: 4½ Anfang 7 Uhr. aoul Toché.
20. Vorstellung. Narziß. Trauer⸗ Modebazar Violet
Anfang 7 ½ Uhr. Modebazar Violet.
deutsche Bühne übertragen von
21. Vorstellung.
. Vr 1 Der zer⸗ Lustspiel in 1 Aufzu
von H. von 4 Hofpauer.
eingebildete Kranke. Lustspiel
oliöre, mit Benutzung der fang 7 ½ Uhr.
Anfang 7 Uhr. 's Nullerl.
27. Male: Der Tanzteunfel.
6. Abend. Iphigenie auf
Gustav Steffens.
Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Der Tanzteufel.
rampton.
7 Uhr.
Luftschlösser. Posse
einstudirt: Minna von Barn⸗
8 Director Thomas. vüahg 7 ½ Uhr.
in 4 Acten von Fritz Berend.
Residenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Zum 50. Male: Madame Mon⸗
odin. Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und R. Deutsch von Emil Neumann. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Schwank in Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing.
Donnerstag: Madame Mongodin. — Vorher:
Belle-Alliance-⸗Theater. Mittwoch: 20. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Ma ofpauer. Zum 1. Male: ˙s Nullerl. 4 mit Gesang in 5 Aufzügen von Karl Morrée. An⸗
Donnerstag: 21. Ens emble⸗Gastspiel der Münchener.
Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Zum Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. hr. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von
3 In Seene gesetzt von
Thomas ⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Mittwoch: Zum 12. Male: — mit Gesang (5 Bildern) von W. Mannstädt und A. Weller. Musik von Adolph Mohr. In Scene gesetzt vom
Freitag: Zum 1. Male: Cacao. (Novität!) Posse
theilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen u. s. w. Ferner Dampfschiff⸗ und Boot⸗ fahrten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffercten ꝛc. vom Direetor E. Renz. Außerdem: yszka, Zante, Dubosz und Bravo, arabische Schimmelhengste ꝛc., zusammen vorgeführt von Herrn Franz Renz. — „Phe gold bird“, geritten von der Schulreiterin Frl. Clotilde Hager. — „Kandelaber“, geritten von Herrn Ernst Renz (Enkel). — Die großartigen Tremplinsprünge über 2, 4, 6, 8 und 10 Pferden mit Doppelsaltomortales von den besten Springern. — Sisters Lawrence am fliegenden Trapez. — Gebrüder Briatore, Akrobaten. — Auf⸗ treten der Reitkünstlerinnen Mlle. Theresa und Mm. Bradbury, sowie der Reitkünstler Herren Jules und Henry Briatore. — Komische Entrées und Inter⸗ mezzos von sämmtlichen Clowns.
Täglich: Auf Helgoland.
Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei). Auf vielseitiges Verlangen: Die Touristen. Abends 7 ½ Uhr: Auf Helgoland.
Vorher: 1 Act von
Volksstü
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Magdalene Westphalen mit Hrn. Major Friedrichs (Münster i. W.) — Frl. Anna Edle von der Planitz mit Hrn. Licut. von Waldow (Berlin — Potsdam).
Vexrehelicht: Hr. Major von Vultée mit Frl. Melanie Irgahn (Hamm i. W.).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gymnasiallehrer Dr. Piper (Berlin). — Hrn. von Ie genceaf (Gr. Zecher). — Hrn. He el gies und Kammerherrn von Apell (Bückeburg). — Eine Tochter: Hrn. Fehes. von Dieskau (Rettershof bei Eppstein i.
aunus). — Hrn. Rittmeister a. D. G. von
Adolph
in 3 Acten
— Geöffnet von 12 —11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel. Anfang 7 ½ Uhr.
Uranig, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
Dertzen (Salow). — Hrn. Stabsarzt Dr. Hertel (Dranienstein).
Gestorben: Verw. Freifrau Auguste Hiller von Gaertringen, geb. von Reiche (Berlin). — Hr. Ober⸗Regierungs⸗Rath Ludwig von Geldern (Trier). — Fr. Auguste von Meyenn, geb. von Behr
(Waren). — Camilla Freifrau von Friesen, geb.
Musik von V. Hollän⸗ Concerte.
2 V hr: Anfang 4 Uhr. Anfang 8 Uhr
Burleske⸗Operette in
Chor (Dirigent: Königl.
Regie: Herr Binder. Donnerstag: Gesellschafts⸗Abend.
Anfang 7 Uhr.
Römischer Hof (Hotel de Rome). Mittwoch,
II. Kammermusik⸗Abend. und Ingeborg Exner und Fritz Espenhahn. 8
Concert-Haus. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: Concert des Erk'’schen für gemischten
usikdirector G. Gaebler). Anfang 7 Uhr.
Freiin von Brandenstein (Dresden).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Gustav
Verlag der Expedition (Scholz)z)5. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
Musik von 1 gesetzt von Julius Kapellmeister Federmann.
88 vE““ v
In Sceene
885
Cirrus Nenz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr: Auf Helgoland rder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Ab⸗
sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗ lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften anf Actien und Actiengefellschaften) für die Woche vom 11. bis 16. Januar 1892.
1 8
(W. T. B.) Der Massage⸗
zum Deut No. 16.
s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Sta
Berlin, Dienstag, den 19. Januar
1 Deutscher Reichstag. 8* 150. Sitzung vom Montag, 18. Januar. 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von Stephan.
Die zweite Berathung des Etats wird mit dem der Post⸗ und Lekegre phenverwaltung fortgesetzt.
Referent Abg. Dr. Buhl (nl.): Der Ueberschuß dieser Ver⸗ waltung betrage nach dem Anschlage 13 410 000 ℳ und würde sich durch die Streichungen der Commission auf 13 970 000 ℳ erhöhen. Gegen die letzten Jahre zeige der Etat wieder einen kleinen Rückgang des Ueberschusses, der 1888/89 26,5, 1889/90 27,3, 1890/91 17,7, 1891/92 16,6 Millionen Mark betragen habe. Die Einnahmen vom 1. April bis 30. November 1890 hätten die Höhe von 152 Millionen erreicht, 4 Millionen weniger als der Voranschlag, aber immer noch 6 Millionen mehr als im gleichen Zeitraum 1890. Die Mehrausgabe für Personal⸗ zwecke betrage 11,7, für andere Zwecke 1,9 Millionen. — Auf die von mehreren Handelskammern gewünschte Herabsetzung der Telephon⸗ gebühren, besonders an kleineren Orten, von 150 auf 100 ℳ habe nach Angabe der Regierungsvertreter wegen der hohen Selbstkosten und bei dem Mangel eines geeigneten automatischen Zählapparats, der gesucht werde, aber noch immer nicht gefunden sei, nicht eingegangen werden können. Bereits 31 ½ Millionen seien für Te ephonanlagen ausgegeben. Sollte aber gar auf den Wunsch einer allgemeinen Herabsetzung der Telephongebühren von 150 auf 100 ℳ ein⸗ gegangen werden, dann würde die Verwaltung in die pag⸗ 8 t, unter ihren Selbstkosten zu arbeiten. leichwohl habe der Staatssecretär bei dem jetzt herrschenden System eine Reihe von Ungerechtigkeiten zugegeben. Desgleichen habe von der Forderung von Garantien für eine Mindesteinnahme bei minder wichtigen Linien nicht abgegangen werden können. Die Beschwerden der Gastwirthe darüber, daß sie neuerdings die Gespräche ihrer Gäste bezahlen müßten, sollten wohlwollend geprüft werden. Wegen der I über die Bestellung der Frei⸗ exemplare von Zeitungen werde die Vorlegung eines Gesetzes in Aussicht gestellt. Die Befreiung der Beamten vom Sonntagsdienste habe gegen das Vorjahr wieder Fortschritte gemacht und komme jetzt allen Beamten bis auf einen verschwindend kleinen Bruchtheil zu Gute. Neu angestellt würden im neuen Etatsjahr 1305 Beamte und 2212 Unterbeamte, wobei dem Wunsche des Reichstags nach Umwandlung diätarischer Stellen in feste wesentlich entsprochen werde. “
Abg. Wilisch (dfr.) regt eine weitere Ermäßigung der Tele⸗ graphengebühren von 5 auf 3 ₰ für das Wort an. Die Be⸗ fürchtung, daß diese Ermäßigung vorwiegend der Börse und der Presse zu gute kommen würde, sei unbegründet, denn beide seien nur mit 13 und 8 % an dem Depeschenverkehr betheiligt; der Ausfall von etwa 2 ½ Millionen, den diese Maßregel anfänglich ver⸗ ursachen könnte, würde sehr bald durch die Steigerung des Verkehrs wieder aas aglichen werden, mqs 6 auch b. W des “ Pfennigtarifs geschehen sei. Hohe Tarife verführten zu Kür 92 “ welche die unangenehmsten Mißstände für Absender, Empfänger und Beamte im Gefolge hätten. Bis jetzt stehe das Reich in Bezug auf die Höhe der Tarife hinter Frankreich, Oester⸗ reich, Belgien, Holland und der Schweiz zurück. Die Besoldung der Post⸗ und Telegraphenbeamten stehe im umgekehrten Verhältniß zu ihrer Arbeitslast. Es müßten mehr Beamte angestellt werden, namentlich die Schalterbeamten seien nach Einführung des Alters⸗ versorgungsgesetzes und der damit verbundenen Markenausgabe geradezu überlastet. Hier dürfe nicht gespart werden, und auf diesem Gebiete werde seine Partei für Mehrbewilligungen stets zu haben sein. Schließlich bitte er die Postverwaltung, auch für die grauen Post⸗ aufträge, wie für die grünen einen Tarifsatz von 30 ₰ einzuführen. Bei einem Wechsel von 100 ℳ kämen 70₰3 Porto sehr in Betracht.
Abg. Dr. Bachem (Centr.): Zu seinem Bedauern hätten sich die Maßregelungen der Mitglieder des Verbands der Postassistenten bis in die jüngste Zeit fortgesetzt. Es sei bekannt, welche Anforde⸗ rungen im GG an die Postassistenten gestellt würden, und wie
ering im Vergleich dazu ihr Gehalt sei. Sie seien nun zu einem Verbande zusammengetreten, um auf dem Wege gesetzlicher Selbst⸗ hilfe ihre Lage zu verbessern; der Verband verfolge also rein wirth⸗ schaftliche, keine verdächtigen oder staatsfeindlichen Zwecke. Er habe seine Zeitung genau verfolgt und könne bezeugen, daß sie keine anderen als die in seom harmlosen “ offen eingestandenen Zwecke verfolge. Ihre scharfe Sprache erkläre sich nur aus der Haltung der Postoernantung gegen den Verband. Die Gründe, auf welche die etztere sich in ihrem Vorgehen gestützt habe, seien Die bis⸗ herigen Erfahrungen hätten bewiesen, daß die Befürchtung von Aus⸗ schreitungen unbegründet aassh sei. Für die T1 es zwei Möglichkeiten: entweder der Verband sei unzulässig, dann bedürfe es eines förmlichen Verbots und disziplinarischen Einschreitens gegen die dann noch in dem Verband verbleibenden Mitglieder; oder die. Verwaltung gebe zu, daß die Leute im Recht seien, dann lasse sie den Verband unbehelligt. Die Art aber, wie man bisher gegen ihn aufgetreten, sei eine Verkümmerung des Rechts auf Selbsthilfe, sei ein Unrecht. Die Frage sei aber von nicht geringer Wichtigkeit, denn es handele sich um mehrere Tausende eines angesehenen Theils der Beamtenschaft. Auf dem Gebiete der Sonntagsruhe sei bereits viel geschehen, dennoch herrschten hierbei noch sehr viele Mißstände. Die E onntagsruhe der Postbeamten müsse so viel wie möglich ausgedehnt werden. Viele hätten an zwölf Sonntagen zu arbeiten und nur den dreizehnten frei, Andere hätten jeden Sonntag Morgen ausnahmslos zu arbeiten. Im Interesse der religiösen Hochhaltung des Sonntags sei das nicht zulässig. Die Post sei nicht in erster Linie eine Erwerbsgesellschaft, sondern ein Verkehrs⸗ betrieb, und bei der Behandlung ihrer Beamten dürfe das fiscalische Interesse nicht maßgebend sein. Die Unterbeamten zumal seien so ge⸗ stellt, daß sie nur mit Aufbietung aller sittlichen Kraft durchkommen könnten, sie hätten also einen Anspruch darauf, daß man ihr Interesse nicht in den Hintergrund stelle. Die Postverwalter, d. h. die Vor⸗ steher der Postämter dritter Klasse, seien im Vergleich zu den Poßt assistenten und Ober⸗Postassistenten zu schlecht besoldet. Das Dur schnittsgehalt der Letzteren betrage 2000 ℳ, das der Po tverwalter nur 1850 ℳ, im Widerspruch mit der allgemeinen Auffassung, daß aus dem Kreise der Postassistenten Leute von hervorragender Tüchtigkeit zu Postverwaltern befördert würden. Er bitte die Postverwaltung, auf westne Gebiete eine Aenderung eintreten zu lassen.
„Abg. Wöllmer (dfr.): In Bezug auf die Tarifbestimmungen für Berlin und seine Vororte, namentlich Ghesse arh. beständen ärgerliche Uebelstände. Einzelne Theile von Charlottenburg, z. B. der Nollendorfplatz, die Nürnberger⸗, Felüehe Lutherstraße, ge⸗ hörten postalisch zu Berlin, beschwerte Briefe zwischen diesem Theil Charlottenburgs und Berlin kosteten nur 10 ₰ Porto, an den Char⸗ lottenburger agistrat oder sonst nach Charlottenburg aber 20 ₰. Wenn der Abg. Schenck aus der Kurfürstenstraße an den Abg. Richter in der Hardenbergstraße einen beschwerten Brief richte, so koste er 20 ₰, umgekehrt aber nur 10 ₰. Das seien doch Un⸗ natürlichkeiten, welche die Postverwaltung, die immer als Pfadfinder voranschreite, beseitigen sollte. Das Telephon in den bezeichneten Theilen Charlottenburgs koste 150 ℳ für das Jahr, in dem benach⸗ barten Alt⸗Charlottenburg aber 200 ℳ. Das Anwachsen der Vor⸗ erte Berlins sei in den letzten Jahren ein so bedeutendes,
2
daß die Aufmerksamkeit der Postverwaltung sich diesem Punkt zuwen⸗ den und die technischen Einrichtungen damit Schritt halten sollten.
Staatssecretär im Reichs⸗Postamt Dr. von Stephan:
Meine Herren! Ich bin dem geehrter Herrn Vorredner sehr dankbar für die wohlwollende Art und Weise, wie er seine Wünsche und zum Theil Beschwerden, so darf ich es wohl nennen, vorgebracht hat. Er ist so freundlich gewesen und hat erwähnt, daß die Postverwaltung gewissermaßen die Rolle des Pfadfinders in Anspruch nehme. Nun, meine Herren, wir nehmen nichts in Anspruch, weder die erste Rolle, und selbstverständlich auf der anderen Seite erst recht nicht die letzte. Die Fragen sind seit langer Zeit bei uns erwogen worden, und wenn ich mich nicht sehr täusche, so ist doch der Eindruck im Hause aus der sehr zutreffenden Darstellung des geehrten Herrn Vorredners der ge⸗ wesen, daß er selber an die großen Schwierigkeiten gedacht hat, die mit einer durchgreifenden Lösung dieser Frage verbunden sind. Denn die Schwierigkeit liegt darin: wenn Sie auf der einen Seite Ihre Wünsche aussprechen, also Charlottenburg Berlin postalisch einzuverleiben, so kommen auf der anderen Seite die allergrößten Schwierigkeiten heraus, denn dann würden Sie für Charlottenburg auch das Berliner Stadtporto von einem Groschen bekommen, was doppelt so hoch ist wie das Charlottenburger. Das ist die große Schwierigkeit dieser Frage, die uns schon seit langer Zeit beschäftigt und die allerdings — das haben Sie richtig geahnt und ausgesprochen — ihre Lösung in dem Augenblick finden wird, wo die Frage der Eingemeindung von Charlottenburg und der Vororte von Berlin entschieden sein wird. Bis dahin mag man eine Lösung vom posta⸗ lischen Standpunkt allein aus finden, welche man wolle: sie wird immer auf der einen Seite große Befriedigung, auf der anderen Seite große Mißstimmung hervorrufen. Es ist also einfach eine Majoritätenfrage: wo sitzen Diejenigen, die am meisten profitiren, und wo Diejenigen⸗ die am meisten Schaden davon haben? Das festzustellen, ist ja auch statistisch ganz unmöglich.
Darin gebe ich dem Herrn Vorredner Recht, daß wir ja bemüht sein müssen — und wir sind es auch —, der rapiden Ent⸗ wickelung der Vororte Berlins mit unseren Einrichtungen nachzukommen. Der Herr Vorredner wolle bedenken, daß im Jahre 1870 40 Postanstalten in Berlin mit den Vororten waren, während wir augenblicklich 160 haben, daß die Zahl der Briefkasten sich um das Vierzigfache vermehrt hat, daß das Bestellpersonal bis auf etwa 5000 Briefträger gestiegen ist, daß den Vororten, namentlich auch Charlottenburg, welches er die Güte gehabt hat, wiederholt zu citiren, die ganzen Vortheile dieser Berliner Einrichtungen, also der häufigeren Bestellung, der Rohrpost u. s. w. zu statten kommen. Jedenfalls wird er sich wohl mit mir überzeugen, daß die Frage noch nicht spruchreif ist, daß wir vor allem die Grund⸗ lage abzumarten haben: die poölitische Eintheilung bezw. Ein⸗ gemeindung.
Ich kann aber das sagen, daß das, was inzwischen geschehen kann, um diesen Wünschen gerecht zu werden, geschehen soll, obgleich die Ausführung ja sehr schwierig ist. Sie haben z. B. den Nollendorf⸗ platz im Auge, der ja so unglücklich liegt zwischen Berlin und Char⸗ lottenburg; solche Fälle sind ja aber zahlreich an der ausgedehnten Peripheriegrenze Berlins. Wenn Sie den Nollendorfplatz dorthin, also nach Charlottenburg legen, so correspondiren Sie ja billiger mit Charlottenburg, mit dem Magistrat, aber Sie haben nicht alle die Einrichtungen für die Briefbestellung u. s. w., die Berlin hat. Ich glaube, wenn man ein Plebiscit herbeiführt, wenn man jeden einzelnen fragen könnte und jedem einzelnen vorstellen: sieh, so stehen deine Actien, das wird sich verbessern und das verschlechtern, — man würde ein ganz anderes Resultat herausbekommen, als Sie die Güte gehabt haben, dar⸗ zustellen: ein Beweis, daß diese Sachen, welche ins Detail hinein⸗ gehen, bei welchen eine Colossalcasuistik in Betracht kommt, sich nicht eignen, in großen Verhandlungen von allgemeinen Gesichtspunkten behandelt zu werden.
Abg. Dr. Lingens (Centr.): Seine langjährigen Beschwerden in Bezug auf die Sonntagsruhe der Postbeamten hätten zwar schon manchen Erfolg gehabt; aber es müsse in dieser Beziehung noch mehr geschehen, und namentlich die mittleren Instanzen könnten durch die Art, wie sie die Anordnungen der Centralstelle ausführten, viel aus⸗ richten. Die Postbeamten müßten nicht nur einen freien Sonntag haben, sondern auch die Nacht vorher müsse dienstfrei sein, damit die Leute am Sonntag nicht ermüdet seien, sondern frisch zum Gottesdienst gehen und sich Nachmittags fröhlich ihrer Familie widmen könnten. Jetzt hätten die Beamten im allgemeinen zwei Sonntage im Monat dienstfrei, aber man müsse anstreben, daß alle Sonntage vom Dienst frei seien, oder daß das schweizerische Gesetz eingeführt werde, wonach die Beamten im Jahre mindestens 52 freie Tage darunter siebzehn Sonntage hätten. Die Sonntagsfeier müsse katholischen wie protestantischen Beamten in düchen Umfange ermöglicht werden. In Deutschland seien höhere kothollsche Beamte selten, aber wo einer vorhanden sei, da “ es seinem Einfluß, den katholischen Beamten den Kirchenbesuch zu er⸗ leichtein. Bebel (Soc.): Es seien im F schon wiederholt Beschwerden darüber eingelaufen, daß Angehörige des Militärstandes den Civil⸗Gewerbetreibenden Concurrenz nagsen so z. B. den Musikern. Ueberraschend sei es, daß dies auch für Beamte anderer Behörden gelte. So trieben in Preußen 18 000 Staatsbeamte als Nebenbeschäftigung Musik und dh als Musiker auf Bällen, Concerten u. s. w. den Civilmusikern Concurrenz. Dies gelte nach den ihm gewordenen Mittheilungen in hervorragendem Maße von den Postbeamten. Daß sie nicht aus Stt an der Kunst diese Thätigkeit entfalteten, unterliege wohl keinem Zweifel; sie wollten mit dem Nebenperdienst ihr geringes Gehalt aufbessern. Dieser Zustand sei einer Reichsverwaltung nicht würdig; sie müsse ihre Beamten so bezahlen, daß sie nicht zu solchen Nebenverdiensten zu greifen brauchten. Es werde gesagt, daß Theater⸗Directoren u. A. mit großer Vorliebe solche Beamte weil sie für diese, abgesehen davon, da sie billiger zu be⸗ kommen seien, weil sie keine Gewerbesteuer zahlten, keine Beiträge zur Alters⸗ und Invaliditätsversicherung zu zahlen brauchten. s liege im Interesse der Postverwaltung, daß diesen Uebelständen ab⸗ eholfen werde. Denn wenn die Leute nach einem gerade bei dieser Verwaltun besonders anstrengenden Dienste noch bis in die Nacht hinein dießer Nebenbeschäftigung nachgingen, so seien sie am anderen Tage nach einer unvollkommenen Nachtruhe nicht fähig, ihren Dienst mit der nöthigen ergie auszuüben.
Eine solche Ueberanstrengung verursache also eine früh⸗ zeitige Ausnutzung ihrer Kräfte und frühzeitige Pensionirung. Wenn dagegen eingewendet werde, die Verwaltung könne ihren Unterbeamten nicht verbieten, ihre freie Zeit nach 855 Belieben auszunutzen, so sei das nicht stichhaltig. Auf die eschwerden, die Civilmusiker an mehrere Behörden gerichtet hätten, seien sehr verschiedene Ent⸗ scheidungen getroffen worden. Den Steuer⸗, Justiz⸗ und Eisenbahn⸗ beamten in Braunschweig sei es verboten worden, als Musiker auf Bälle, Concerte u. s. w. zu gehen, die Postverwaltung habe ein solches Verbot nicht erlassen. Diese müsse nun aber die Gelegenheit ergreifen, um der mißliebigen Concurrenz und der imwüedsen Stellung, zu der die Postbeamten zufolge ihrer traurigen materiellen Lage gedrängt würden, ein Ende zu Faen wenn es nicht anders gehe, durch eine Gehaltsaufbesserung und strenges Verbot der ferneren Ausübung dieser Thätigkeit. Außerdem möchte er dafür eintreten, daß den Post⸗ beamten, besonders den Schalterbeamten, die große Arbeit ab⸗ genommen werde, die ihnen aus dem Ausgeben der Marken für die Alters⸗ und Invaliditätsversicherung erwachse. Der ganze Jahresumsatz bei der Post betrage 247 Millionen Mark und das so⸗ genannte Klebegesetz veranlasse einen solchen von 100 Millionen in ganz kleinen Beträgen. Es sei vielleicht zweckmäßig, diese Arbeit und auch die Ausgabe von Wechselstempelmarken besonderen Bureaux zu überweisen. Was die Frage der Sonntagsruhe betreffe, so sei seine Partei stets dafür eingetreten, daß diesen viel und sehr schwer beschäf⸗ tigten Beamten ein Ruhetag in der Woche voll und ganz gewährt werde, wie es in England z. B. schon erreicht sei dadurch, daß keine Briefe am Sonntag ausgegeben würden, ohne daß der Handelsverkehr Englands, der den deutschen erheblich übertreffe, darunter leide. Ob der Beamte die Kirche an diesem freien Sonnta besuche oder ob er ihn nach seinem Belieben ausnutze, überlasse seine Partei in ihrer Duldsamkeit völlig dem Einzelnen.
Director im Rerheet Dr. Fischer: Wenn der Abg. Dr. Bachem die einzelnen Fälle, in denen die allgemeinen Verschritönh der Postverwaltung über die Sonntagsruhe nicht durchgeführt würden, näher darlegte, würde die Verwaltung sie alsbald prüfen. Die Post⸗ verwaltung sei von der hohen Wichtigkeit einer ausreichenden Sonn⸗ tagsruhe überzeugt aus religiösen, Gesundheits⸗ und sittlichen Gründen und habe in der Durchführung des Erreichbaren seit Jahren eine führende Rolle eingenommen. Daß 18 000 Staatsbeamte durch Be⸗ theiliung an Musikaufführungen den gewerbsmäßigen Musikern Concurrenz machten, scheine ihm doch sehr hoch gegriffen zu sein. Der Verwaltung sei ja der Fall nicht unbekannt, daß der Kapellmeister irgend eines kleinen Städtchens sich darüber beschwere, daß ein Briefträger oder ein Postschaffner in seinen Mußestunden sich an einer Musikaufführung betheilige. Die Verwaltung könne aber nicht gleich mit allgemeinen Verboten, die in die Freiheit des Staats⸗ bürgers sehr tief eingreifen würden, vorgehen. Sie müsse den Be⸗ amten hier dieselbe Freiheit lassen, die jedem Staatsbürger ge⸗ lassen werde, und da zur Betheiligung an einer Musikaufführung ein Patent als gewerbsmäßiger Musiker für sonst talentvolle Leute nicht vorgeschrieben sei, so sei die Verwaltung außer Stande, ja es würde ihr an den gesetzlichen Grundlagen fehlen, den Unterbeamten das allgemein zu verbieten. Ein Miß⸗ brauch wäre es allerdings, wenn Unterbeamte sich in solchem Maße an Musikaufführungen betheiligten, daß ihre Leistungsfähig⸗ keit für ihr wirkliches Amt beeinträchtigt würde. Gegen solche Ueber⸗ schreitungen hätten die Amtsvorsteher einzuschreiten und den Leuten eine Betheiligung, die ihrer Gesundheit schade oder dem Dienste Ein⸗ trag thue, zu verbieten. Die Verwaltung verbiete ihnen ferner irgend⸗ welche gewerbsmäßige Betheiligung an Musikaufführungen. Wollte ein Unterbeamter in großem Umfange regelmäßig gegen Entgelt sich an Musikaufführungen betheiligen, dann würde er nach dem Reichs⸗ Beamtengesetz die Erlaubniß dazu nachzusuchen haben, und die würde ihm unzweifelhaft verweigert werden. Das Verhältni der Postver⸗ waltung zu dem Assistentenverein sei im Vorjahr einge end besprochen worden und die Grundsätze der Verwaltung diesem Verein gegenüber seien ruhig und sachlich dargelegt worden; er wolle die damaligen Ausführungen nicht wiederholen. Aber mit Drangsalirungen gegen die Vereinsmitglieder sei durchaus nicht vorgegangen worden. Es sei schon damals gesagt, die Postverwaltung stehe den Dingen mit voller Ruhe gegenüber; aber sie werde nicht dulden, daß Mit⸗ glieder des Vereins ihre Mitgliedschaft benutzten, um agitatorisch vor⸗ zugehen, und daß aus Anlaß der Mitgliedschaft Entziehung vom Dienst oder Mißbrauch von Dienstreisen und dergleichen vorkämen. Diese Richtschnur habe die Verwaltung immer inne gehalten. Versetzungen von Beamten, die in ihrem Amtsort unhaltbar geworden, seien in ganz erstaunlich geringem Maße vor sich gegangen.B Daß in einem Fall sämmtliche Mitglieder eines Vereins versetzt seien, sei ihm un⸗ bekannt, sonst hätten wohl auch diese Beamten von den ihnen be⸗ kannten und sehr geläufigen Rechten der Beschwerde bei der Ober⸗ behörde Gebrauch gemacht. Im ganzen Jahr habe sich ein einziger Beamter wegen Maßregelung als Mitglied des Assistenten⸗ vereins beschwert, und diese Beschwerde habe sich als ungerecht⸗ fertigt erwiesen. Die Wünsche nach Gehaltserhöhung seien sehr leicht ausgesprochen, aber nicht so leicht erfüllt. In den letzten zehn Jahren habe keine Klasse von Postbeamten eine solche Erhöhung in Gehalt und Stellung erfahren, wie gerade die Postverwalter, deren Durch⸗ schnittsgehalt 1883 1225 ℳ betragen habe und jetzt 1850 ℳ betrage; das Gehaltsmaximum habe 1883 1400 ℳ betragen, jetzt betrage es 2700 ℳ Aus den Ober⸗Postas istenten würden die Postverwalter nicht genommen, sondern aus den Beamten, welche die Postassistenten⸗ prüfung gemacht hätten, und sie würden Postverwalter, ehe sie als Postafüistenten angestellt würden, erlangten also vor ihren gleich⸗
erechtigten und gleichqualifizirten Berufsgenossen die etatsmäßige An⸗
stellung mit dem Beneficium des Wohnungsgeldzuschusses. Diesen jungen Beamten das Gehalt der Ober⸗Postassistenten zu geben, wäre also widersinnig. Die Postverwaltung sei zhrg und mit Erfolg be⸗ strebt gewesen, die Lage dieser Beamten nachhaltig zu verbessern.
Abg. Stöcker (cons.): Der Dienft der Postbeamten an Sonn⸗ und Fefttecen würde doch über die bisherigen Einrichtungen hinaus noch erheblich eingeschränkt werden können. Namentlich die Abend⸗ stunden dieser Tage dürften nicht mit Dienst belastet werden. Ein großer Theil des Postpersonals und der mit der Post beschäftigten Angestellten der Privaten werde durch diese Stunden um seine Sonn⸗ tagsruhe gebracht. Das Publicum würde sich bald daran gewöhnen, die Sendungen bereits am Morgen abzuholen. Ferner sollte die Post⸗ verwaltung erwägen, ob nicht am Sonntag der Zahlungsverkehr ein⸗ gestellt werden könne. Auch dieser mache durch die ungeheure Sorgfalt der Einzeichnung den Beamten viel Arbeit, Unruhe und Sorgen. In der jetzigen Zeit, wo die Sonntagsruhe für den Privat⸗ verkehr Laugg so unnachsichtlich durchgesetzt werde, müßten die Staatsbetriebe nicht nur mit gutem, sondern mit dem besten Beispiel vorangehen. Der Packetverkehr an Sonntagen könne nicht nur abgestellt werden, er müsse abgestellt werden. Es würden häufig bis in die Zeit des Gottesdienstes hinein und darüber hinaus Packete bestellt. Es mache einen schlechten Eindruck, wenn man Sonntags zur Kirche gehe und sehe die gelben Packetwagen vor den Thüren halten und die Postbeamten mit schweren Packeten beladen. Der Charfreitag in Baden sei noch immer kein staatlicher Feiertag; seitens der Postverwaltung müsse dahin gestrebt werden, daß ihm dort dieselbe Bedeutung beigelegt werde, wie sie für die Katholiken der Frohnleichnamstag habe. Die Gehälter der Postagenten seien sehr niedrig. Einer von ihnen, der einen monatlichen Umfatz von