1892 / 18 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jan 1892 18:00:01 GMT) scan diff

hervorheben. Fräulein Reimann hatte bereits im ersten Theile die Cherubin⸗Arie aus Mozart's „Figaro“ mit günstigem Erfolge vorgetragen. Eine sehr anerkennende Aufnahme wurde auch den Solisten Herren Carnier (Violine) und Böhme (Cornet) zu theil. Das Brcester bewährte unter Leitung Meyder's im Vortrag einiger bekannter und beliebter Stücke wiederum seine anerkannte Tüchtigkeit.

In der Vorstellung der „Afrikanerin“ am Sonnabend im König⸗

lichen Opernhause sind die Damen Sucher und Hiedler, die Rothmühl, Bulß, Mödlinger, Krolop, Ernst und Stammer eeschäftigt. Am Sonntag gelangt nicht, wie angekündigt, die Oper 8.8 und Zimmermann“, sondern „Die Verlobung bei der Laterne“, „Der Dorfbarbier“ und „Cavalleria rusticana“ zur Dar⸗ llusteng.

Bei der letzten Sonntags⸗Nachmittagsvorstellung des Carl Laufs'schen Schwanks „Ein toller Einfall“ im Wallner⸗Theater konnte eine große Anzahl von Eintrittsuchenden wegen des Andranges kein Billet erhalten. Die Direction macht reshalb darauf auf⸗ merksam, daß für die nächste, wiederum zu ermäßigten Preisen (Parquet 1 ℳ) stattfindende Sonntagsaufführung dieses Stücks, sowie auch für die sonntägige Abendvorstellung der Repertoireposse „König Krause“ schon von heute ab an der Theaterkasse Billets ohne Auf⸗ geld ausgegeben werden.

Eugen d'Albert hat das Programm für sein morgen um 7 ½ Uhr in der Sing⸗Akademie stattfindendes Concert dahin ge⸗ ändert, daß er statt der E-moll⸗Sonate von Beethoven dessen Sonate op. 53 (Cdur) spielt und dem H-moll⸗Scherzo von Chopin dessen Nocturne oöp. 9 vorangehen läßt. 1

Im Concerthause veranstaltet Herr Capellmeister Meyder morgen unter Mitwirkung von Federhof⸗Möller's skandinavischem Männerchor eine musikalische „Gedächtnißfeier für Albert Lortzing“. Das Programm dieses Abends wird die „Fest⸗Ouverture“, die Ouver⸗ ture zu „Czar und Zimmermann“ und „Hans Sachs“, den Holz⸗ schuhtanz aus der Oper „Czar und Zimmermann“, die Balletmusik aus „Undine“, die Phantasie aus „Der Wildschütz“, den Jägerchor aus dem „Wildschütz“ (skand. Männerchor), Solo und Chor aus „Undine“ (skand. Männerchor) u. s. w. enthalten. .

Jagd. 8 Die Niederjagd ist vorbei. Wenn man die dieszjährigen Resultate überblickt, so ergiebt sich, daß sie nicht ganz so schlecht waren, als es anfangs scheinen wollte, obgleich man die Saison 1891/92 nicht zu den besten zählen kann. In den Revieren, in welchen man die Jagd auf ein vernünftiges Maß reducirte und beim Abschießen dem geringen Wildstand Rechnung trug, läßt sich für die nächste Saison eine recht gute Jagd erhoffen. Nunmehr richtet der Jäger sein ganzes Augenmerk auf die Hochwildjagd. Er sucht dem jagd⸗ baren Hirsch und der wehrhaften Sau auf Hatz und Pürsche beizu⸗ kommen, zwei Jagdarten, deren Reiz sich der Laie kaum vorstellen kann, wenn er auch Berichte darüber, wie wir sie in der in Jäger⸗ kreisen allgemein bekannten Jagdzeitschrift „St. Hubertus“ (Verlag Paul Schettler's Erben in Cöthen, Anhalt) finden, sehr gern liest, obwohl der Laie auf den „St. Huberrus“ weniger der fachlichen Artikel, als der amüsanten jagdlichen Erzählungen wegen abonnirt.

Mannigfaltiges.

Zu den 25 Volksbibliotheken, die bisher bestanden haben, ist im Etatsjahre 1890/91 die 26., Schlesischestraße 4, hinzugetreten. Zur Zeit sind die Vorbereitungen für die 27. Volksbibliothek, Prenz⸗ lauer Allee 227/228 so weit gediehen, daß sie in wenigen Wochen wird eröffnet werden können. Die Zahl der Leser hat im Jahr 1890/91 14 721 betragen und ist gegen das Vorjahr ein wenig zurückgegangen, die Zahl der verliehenen Bände hat etwa um 4400 zugenommen. Zu den Volksbibliotheken, die mehr als 20 000 Bände ver⸗ liehen haben, gehören die 13. (Lausitzer Platz), die 8. (Lützow⸗

straße), die 3. (Gipsstraße) und die 6. (Ruppinerstraße). Vom Etatsjahre 1892/93 ab soll die Neuausstattung der Volksbiblio⸗ theken beschleunigt werden. Die Verwaltung hat zu diesem Zweck ein größeres Extraordinarium beantragt. Es ist daher zu erwarten, daß die segensreiche Einrichtung der Volksbibliotheken in nächster Zukunft neuen Aufschwung nehmen werde.

Treuenbrietzen. Am Donnerstag voriger Woche ist, wie der „N. A. Z.“ mitgetheilt wird, in Deutschbork ein Steinadler in einer Fuchsfalle gefangen worden. Der Adler hat eine Spann⸗ weite von über 2 m. :

Königsberg i. Pr., 17. Januar. Eine lebensgefährliche Fahrt auf einer Eisscholle machten, wie die „K. Allg. Z.“ berichtet, am vorigen Dienstag mehrere Fischer aus Sarkau auf dem Kurischen Haff. Trotz des Eisganges waren sie zum Fischfang hinausgefahren, der unter äußerst beschwerlichen und gefährlichen Arbeiten auch einige Stunden ohne Unfall betrieben werden konnte. Der Fischerwirth G. nebst seinen beiden Gehilfen hatte sich in seinem Boot von den übrigen Kähnen getrennt, um die andrängenden mächtigen Eisschollen von den Netzen abzuhalten. Hierbei stieß nun eine Scholle mit einer derartigen Heftigkeit gegen das Boot, daß infolge des Ruckes alle drei Insassen kopfüber über Bord fielen und auf die unter das Fahrzeug sich schiebende Eisscholle zu liegen kamen, die nun unaufhaltsam in südlicher Richtung davontrieb. Alle Versuche der anderen Fischer, die Leute von der Eisscholle zu retten, blieben erfolglos, sie mußten sogar selbst die Flucht ergreifen, um nicht vom Eise eingeschlossen zu werden. Bei der Strömung schlug die Scholle öfter, mit anderen zusammen, wodurch große Theile von ihr zertrümmert wurden. Jeden Augenblick erwarteten die Fischer ihr kühles Grab. So trieben die Leute bis zum Abend auf dem Haff umher, die Scholle wurde fortwährend vom Wasser überspült, sodaß die Unglücklichen darin bis zum Knie standen. End⸗ lich erblickten sie bei eintretender Mondbeleuchtung Strand, und nun setzten sie ihre letzten Kräfte daran, um den wilden Lauf der Schelle zu hemmen und sie vor dem Zertrümmern beim Auflauf auf den Strand zu schützen. Trotzdem zerbrach sie plötzlich im Zusammenstoß mit anderem Eise und die drei Fischer stürzten ins Wasser. Glück⸗ licherweise war es nicht mehr weit vom Strande, durch fortgesetztes Anklammern an Eisschollen suchten sie sich über Wasser zu halten, und so gelang es allen drei Personen, wenn auch fast gänzlich erstarrt und vom Eise schwer verletzt, das Ufer bei Brüsterort zu erreichen, wo sie von Fischern aus Steinort, die die Unglücklichen bemerkt hatten, in Empfang genommen wurden.

Münster, 20. Januar. In der Schwurgerichtsverhand⸗ lung gegen die Bergleute Nick und Genossen wegen des Ueber⸗ falls von Buer, der vor einigen Monaten stattgefunden und den Tod mehrerer Menschen zur Folge gehabt hat, wurden, nach einem Wolff'schen Telegramm, Nick wegen Landfriedensbruchs und Todtschlags zu 15 Jahren, Conrad Lang zu 15 Jahren, Mortensohn zu 14 Jahren, Nolte, Ludwig Lang und Hartmann zu je 10 ½ Jahren Zuchthaus verurtheilt.

Maulbronn, 20. Januar. Das bei dem berühmten alten hiesigen Kloster gelegene Pfründhaus ist durch einen gestern Abend ausgebrochenen Brand leider vollständig zerstört worden. Das Ephorat und die Ober⸗Amtei sind gerettet. Das stattliche Pfründhaus, allen Besuchern Maulbronns wohlbekannt, stand, wie der „Schwäb. Merk.“ mittheilt, außerhalb des eigentlichen Klosters, an dessen Nord⸗Ost⸗Ende, zunächst dem Herrenhaus (Ober⸗Amtei) und Abtshaus (Ephoratswohnung), von der letzteren durch den Garten des Ephorus getrennt. Es war (nach Paulus) 1430 von Abt Johann II. als nosodocheum erbaut, in dem arme Kranke, wohl auch praebendarii (Pfründner) Aufnahme und Pflege fanden. Das großartige, dreistöckige, überaus malerische Gebäude zeigte reichen Holzbau mit vorstoßenden Stockwerken und steinernem Unterstock; zur Zeit enthielt es Privatwohnungen.

Liverpool, 18. Januar. Durch eine Feuersbrunst wurde, wie „W. T. B.“ meldet, heute ein siebenstöckiges Magazin, in dem 3800 Ballen Baumwolle aufgespeichert waren, zerstört.

Glasgow, 18. Januar. Die Glasgower Feuerwehr begab sich gestern nach dem 6 Meilen von hier entfernten Baillieston, wo in einer der Kohlen zechen der Glasgower Eisen⸗ und Stahl⸗ gesellschaft Feuer ausgebrochen war. Die Flammen wütheten, wie

der „A. C.“ mitgetheilt wird, in dem Holzwerk des Schachtes und

der Rauch wie die Hitze gefährdeten eine Zeit lang ernstlich die Sicherheit der in der Zeche thätigen mehr als 100 Köpfe starken Berg⸗ leute. Es ist Hee. kein Verlust an Menschenleben zu be⸗ klagen, da das rechtzeitige Absperren der Sicherheitsthür das Umsich⸗ greifen der Rauchwolken verhinderte und damit die Gefahr des Er⸗ stickens beseitigte. Die Bergleute krochen auf ihren Knien bis zum zweiten Schacht und wurden von dort an die Oberfläche hinauf⸗ gezogen. Der durch das Feuer angerichtete Verlust ist beträchtlich, außerdem haben die Arbeiter einstweilen ihre Beschäftigung verloren.

Wladiwostok. Dem „W. T. B.“ wird gemeldet: Von den im Dezember v. J. aus der hiesigen Regierungskasse geraubten 350 000 Rbl. wurden 256 000 Rbl. in dem Quartier eines zur An⸗ siedelung hierher Verschickten, Namens Poljakow, aufgefunden. Das Geld befand sich in alten Petroleum⸗Blechgefäßen, die man zusammen⸗ gestapelt und in der Gestalt eines russischen Ofens aufgestellt hatte.

Venedig, 20. Januar. Die griechische Barke „Elias Canotas“ isr laut Meldung des „W. T. B.“ gestern in der Nähe des hiesigen Hafens gescheitert. . Lapitä d drei Mann fanden den Tod in den Wellen. 1.““

2.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Krefeld, 21. Januar. (W. T. B.) Das Betriebs amt Krefeld theilt mit, daß der Rheintrajekt Spyck—- Welle, Strecke Kleve —Zevenaar, von heute ab wegen Eis⸗ gangs gesperrt ist; Reisende nach und von Holland müssen über Kleve Nymegen oder rechtsrheinisch über Oberhausen Emmerich fahren. .

Rom, 21. Januar. (W. T. B.) Die Journale fahren fort, Meldungen zu veröffentlichen, wonach der Papst er⸗ krankt und das diplomatische Corps davon benachrichtigt sei. Im Vatican werden alle diese Meldungen für unbe⸗ gründet erklärt. Auch die „Agenzia Stefani“ erklärt es für sicher, daß dem diplomatischen Corps keine Mittheilung dieser Art zugegangen sei. Gleichwohl erhalten sich in politischen Kreisen die Gerüchte von einer Erkrankung des Papstes.

Bern, 21. Januar. (W. T. B.) Auch der National⸗ rath hat nunmehr das Gesetz politischer Verbrecher nach unwesentlichen Aenderungen mit 78 gegen 30 Stimmen angenommen.

Athen, 21. Januar. (W. T. B.) Gestern früh 4 Uhr 20 Min. fand in Larissa ein heftiges Erd⸗ beben statt, dessen Wirkungen in ganz Thessalien verspürt wurden. Man erblickt darin eine Bestäti⸗ gung der Annahme, daß die Erderschütterungen in Thessalien jetzt periodisch auftreten. Der kürzlich in Egypten Grieche Vassany hat aus seinem Nach⸗ lasse 5 Millionen Francs zu gunsten der griechischen Flotte vermacht.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

t vom 21. Januar, Morgens.

p. 23 m. S 8

4°R.

E11““

St Weise. G. E. Lessing.

Sonnabend:

Wetter.

in ° Celsius

5 0C.

red. in Milli Temperatur

bedeckt wolkig 3 wolkig bedeckt bedeckt bedeckt Schnee

Mullaghmore Text von E. Se Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. ö aranda. St. Petersbg. Moskau . ..

Schnee Cork, Queens⸗ townmn.. wasss Cherburg.. N. 3 halb bed. elder.. 1 1 halb bed. 3 bedeckt Schnee Nebel Nebel

Anfang 7 Uhr.

208D0—S⸗

Trauerspiel in

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Anfang 7 Uhr.

Crampton.

Die nächste

Neufahrwasser 8 Memel 768 3 bedeckt 761 2 bedeckt 764 1— bedeckt 11 764 wolkenlos 11 wolkenlos 9 wolkenlos 19 Nebel 16 heiter 13 wolkenlos 14 bedeckt 15 S Ahsghen 9 Nizza 760 SW 2 wolkig 5 Triest 763 ONO 3 wolkenlos 4 Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum über Schweden hat an Höhe abgenommen, während eine Devpression westlich von Schottland erschienen ist, welche auf

den Hebriden stürmische Südwestwinde hervorruft ihren Wirkungskreis über Irland und Schott⸗ land ausgebreitet hat. Diese Depression dürfte der. demnächst die Witterung des nordwestlichen Deutsch⸗ land beeinflussen. In Deutschland, wo ruhiges, theilweise heiteres, theils nebliges, sonst trockenes Wetter herrscht, hat der Frost noch zugenommen erheblich in den südlichen Gebietstheilen. Auf dem

Gebiete zwischen Cassel, München und Breslau liegt die Temperatur unter minus 15 Grad, an der deutschen Küste 5 bis 13 Grad unter Null.

Deutsche Seewarte.

Vorstellung.

Wiesbaden. München . 764 Chemnitz.. Wien .... Breslau... SO

Fee d Airx.. 758 SO

Sonntag:

luft. Sonnabend:

Sonntag:

König Krause.

Sonntag: ermäßigten

rl Milllöcker. Fritzsche.

Theater⸗Anzeigen.

Kbsnigliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. 20. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des

fang 7 Uhr. Sonnabend:

wegen Auslieferung

In demselben Zeitraum des Vorjahres ²)

Goethe'schen Romans: jahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Dirigent: Kapellmeister Kahl.

Schauspielhaus. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen von

von Paul Taglioni. 8 1 8 Refissenr Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.

Schauspielhaus. In Scene gesett vom

Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: College Crampton. Sonntag: College Crampton.

„Wilhelm Meister's Lehr⸗

Ballet von Paul Taglioni. er K Anfang 7 Uhr.

22. Vorstellung. Nathan der Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. 21. Vorstellung. Die

Afrikanerin. Oper in 5 Acten von G. Meyerbeer.

ribe, deutsch von F. Gumbert. Ballet In Scene gesetzt vom Ober⸗

23. Vorstellung. Uriel Acosta. 5 Aufzügen von Carl Gutzkow. ber⸗Regisseur Max Grube.

Freitag: College 86

Aufführung von „Das Winter⸗

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: Zum 52. Male: Madame Mon⸗ godin. Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und Raoul Toché. Deutsch von Emil Neumann. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Modebazar Violet. Schwank in 1 Aect von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Emil Lessing. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Madame Mongodin. Vorher: Modebazar Violet.

Belle-Alliance Theater. Freitag: 22. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener vnter Leitung des Königlich bayerischen Hofschauspielers Herrn Max Hofpauer. Zum 3. Male: 's Nullerl. Volksstück mit Gesang in 5 Aufzügen von Karl Morrée. An⸗ fang 7 ½ Uhr. 1

Sonnabend: 23. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener. 's Nullerl.

Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Zum 29. Male: Der Tanzteufel. Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von

und „Bim Baschi“ (Gastronom), dressirt und vor⸗ geführt von Herrn Franz Renz. Auftreten der Schulreiterin Mlle. Vidal. Schulpferd „Cyd“, geritten von Herrn Gaberel. Lord und Sohn, höchst komische Reitpiece von mehreren Herren. Auftreten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstlerꝛc. Zum Schluß der Vorstellung: Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Ab⸗ theilungen mit Nationaltänzen (60 Damen), Auf⸗ zügen u. s. w. Ferner Dampfschiff⸗ und Boot⸗ fahrten, Wasserfälle, Riesenfontänen mit allerlei Lichteffecten ꝛc. vom Director E. Renz. Sonnabend: Parade⸗Gala⸗Vorstellung. 125. Male: Auf Helgoland.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei). Auf vielseitiges Verlangen: Touristen. Abends 7 ½ Uhr: Auf Helgoland.

—— Familien⸗Nachrichten. [62249.

Am 20. d. M. verschied nach schwerem Leiden der

Zum

Die

märchen“ findet am Montag statt.

Berliner Theater. Freitag: 19. Abonnemen Zu Lessing's e Neu ein⸗ studirt: Minna von Barnhelm. Anfar Sonnabend: Der Hüttenbesitzer. Nachmittags 2 ¼ Uhr: Abends 7 ½ Uhr: Othello.

Lessing⸗Theater. Freitag: Die Grosßzstadt⸗

Das vierte Gebot. Caval- leria rusticana.

Nachmittags 2 ½ Uhr: Abends 7 Uhr: Die Großstadtluft.

Wallner⸗Theater. Freitag: Zum 13. Male:

J. Keller und L. Herrmann. Musik von V. Hollän⸗ Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend u. folg. Tage: König Krause. Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend Preisen. Ein toller Einfall. Schwank in 4 Acten von Carl Laufs. Anfang 4 Uhr.

Friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Mit neuer Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von duge Wittmann und Julius Bauer.

. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die Decorationen aus dem Atelier von Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky

Das Sonntagskind.

Gustav Steffens.

8 Anfang 7 ½ Uhr.

6. Ernst.

ig 7 Uhr.

Die Räuber. Direction: Emil Thomas.

Berend. In Scene August Kurz. Anfang Sonnabend: Cacao.

In Scene gesetzt v r A ph Sonnabend: Der Tanzteufel.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

il. Freitag: Zum 1. Male:

Cacao. (Novität!) Posse in 4 Acten von Fritz

eseßt, vom Ober⸗Regisseur r.

Königliche Wirkliche Geheime Kriegsrath und vortragende Rath im Kriegs⸗Ministerium, Ritter hoher Orden Herr Sigmund Zehr im 55. Lebensjahre. 8 “.“ Seit 18 Jahren dem Kriegs⸗Ministerium ang hörig, hat derselbe in den ihm zugewiesenen Dienst⸗ ftenungen stets in voller Hingebung an die Pflichten eines Amts vorzügliche Dienste geleistet. Hierdurch sowie wegen seiner vortrefflichen Charaktereigen⸗ schaften ist ihm ein bleibendes Andenken gesichert.

Die Ghre... ., 12. 1 gr⸗ wissenschaftlichen Theater. zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗ 868 sEebrter Bahnhof). ägli Näheres die Anschlag⸗

Berlin, den 20. Januar 1892. 8 Der Kriegs⸗Minister. von Kaltenborn.

Verlobt: Frl. Elisabeth Eggeling mit Hrn. Lieut. von Vangerow (Gatersleben bei Halberstadt

Halberstadt). . H st Hrn. Rechtsanwalt

Vorstellung im

Posse mit Gesang in 4 Aecten von Concerte.

Sing⸗Akademie. Freitag, Klavierabend von Eugen d'Albert.

Concert-Haus. Freitag: Concert.

Männerchor. fang 7 Uhr.

Ausstattung zum 2. Male:

Anfang

Lortzing⸗Abend unter freundlicher Mit⸗ wirkung von gd he „Möller's scandinavischem An

Geboren: Eine Tochter:

Mesch (Berlin). 8

Gestorben: Hr. Oberst⸗Lieut. a. D. Wilhelm von Lüttwitz (Dresden). Hrn. Prem.⸗Lieut. Eugen von Dulong Tochter Frieda (Leobschütz). Hr. Rittmeister Bernhard Gloël (Cassel). Hr. Rentier Josef Ritter von Blumencron (Leobschütz). Hr. Kreis⸗Baumeister a. D. Friedrich Vibrans (Helmstedt).

7 ½ Uhr:

Karl Meyder⸗

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Musik von In Scene gesetzt von Julius

Falk. Die neuen 7 ¼ Uhr: C. Godlewsky, 3 Gebrüder Dianta und mann, Herrmann, Misco ꝛc.

Circus Renz. Karlstraße. Freitag, Abends Große Komiker⸗Vorstellung mit neuen komischen Entrées und Intermezzos von den Clowns Briatore, arne, Paul, William, Gebrüder Krone⸗ Außerdem: „Emir“

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

H

Gebrüder

nissse, 2.

um

8 8

Deutsches

n der Zeit vom 1. bis 15. Januar 1892 innerhalb des deutschen Zollgebiets

die i

Reich.

114A4“

mit dem Anspruch auf Steuervergütung

abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den inländischen Verkehr zurückgebracht worden sind.

710: Rohzucker von mindestens 90 Proc. 90 Proc. Zuckergehalt.

711: Candis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛc.,

sogenannte Krystals ꝛc.

712: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proc. Wasser

Krystall⸗, Krümel⸗ und Mehlform von mindestens 98 Proc. Zuckergehalt.

Zuckergehalt und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens

oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,

enthaltende) Zucker in

Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt kg

Aus öffentlichen Niederlagen

Staaten bezw.

zur unmittelbaren Ausfuhr

zur Aufnahme in eine öffent⸗ de Niederlage Privatniederlage

lichem Mitverschluß

liche

oder unter

oder erivshmiederlg en unter amtlichem Mitverschluß wurden gegen Erstattung der Vergü⸗ tung in den inländischen Verkehr zurückgebracht kg

eine amt⸗

710

710

v

712 710

Preußen.

Provinz Ostpreußen. . Wehprebßen

Brandenburg.

Pommern. 8 osen 16 chlesien.

Sachsen, einschl. der schwarzb. Unterherrschaften Schleswig⸗Holstein.

Hannover . . .. Westfalen...

Rheinland

185 005 99 985

951 474 380 930 339 978 939 460 4 230 187 33 822 99 970 387 529 1 419 255 18 624 100 000

157 598 35 951 4 441

5 288

350 000 1 909 612

4 304 827 850 940 260 020

4 137 670 950 116 150 000

698 964 331 464 16 1938

1 422 586 190 025

4 900

1 182 280

1 205 003 50 000

50 000

119 157 Sa. Preußen 3 037 253 6 223 132 ““ 199 343 v11a262 9 606 Baden vAXXX“ öooo % 150 000 ecklenburg 1“ 349 997 Braunschweig 145 149 665 590 129 840 329 875 151 500

203 559

629 101 500

276

13 473 185

530 077 974 987 394 997 300 001

2 664 132 29 779

192 850 426 300

16 369

247 649] 2 487 283

¶1 466

65 000

Anhalt. . 98. 7 8 594 708 27579016 197 258 594 80 372 825

Hierzu in der Zeit vom 1. August bis 31. Dezember 1891 2) . . . . .

305 964 1 490 541

³) 15 673247

154066407

15 458 310

3 329 430

49 714 966 671

249 115] 2 552 283 65 151

Hamburg. v

Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet 11““ 168 960 371 90 058 317

Zusammen

1 796 505 3 031 592

3)169739654

18 787 740 196408189 ,21 215 386

1 041 248]19 512 975 2 260 548 1 290 363722 065 258 2 325 699 995 594]25 754 220% ꝑ460 491

1 016 385 245 013

1) Darunter 377 529, ²) 1 358 026, ³) 749 993 kg, welche in Vormonaten abgefertigt, aber jetzt erst nachgewiesen worden sind.

²) Die Abweichungen von der zuletzt veröffentlichten und der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen

Berlin, im Januar 1892.

Kaiserliches Statistisches Amt. von Scheel.

Berichtigungen.

Deutscher Reichstag. 152. Sitzung vom Mittwoch, 20. Januar. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. Bosse und der Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg. Nachdem der Präsident von Levetzow sich die Ermͤch tigung erbeten, Seiner Majestät dem Kaiser an Seinem bevorstehenden Geburtstage die Glückwünsche des Hauses aus⸗ zusprechen, tritt das Haus zunächst in die Berathung des von

dem Abg. Siegle eingebrachten Antrages ein:

8. Reichstag wolle beschließen, den Reichskanzler zu er⸗ suchen, statistische Aufnahmen über die Lage der arbeitenden Klassen, insbesondere über Arbeitszeit, die Lohnverhältnisse und Kosten der Lebenshaltung der Arbeiter in den verschiedenen Be⸗

rufszweigen vornehmen zu lassen.“ 1 Abg. Siegle (nl): Der Antrag sei nicht mehr ganz jung, er

datire schon vom 21. Mai 1890; daß er schon gute Folgen gehabt

habe, zeigten die Aeußerungen des Staatssecretärs Dr. von Boetticher am 13. Januar J. J., nach denen die Reichsregierung in absehbarer

Ftt eine Commission für Arbeitsstatistik einzusetzen entschlossen sei. iese Commission werde außerdem die Frage der Ausdehnung des

Arbeiterschutzes auf Handwerk und Hausindustrie untersuchen. Sein

Antrag sei infolge eines Mißverständnisses auf die Tagesordnung esetzt, er hätte lieber seine und des Abg. Dr. Freiherrn von Stauffen⸗ erg Interpellation in Sachen des Urheberrechts heute begründet, die

viel dringlicher sei. Die Regierung habe mit vollem Rechte die Frage nach

der Arbeitszeit in den Eö.“ gestellt. § 120 e Abs. 3 der neuen

Gewerbeordnung mache es unbedingt nöthig, diejenigen Berufe genau

herauszuheben, 8 die der Bundesrath von seinem Rechte der Arbeits⸗

verkürzung Gebrauch zu machen habe. Ueberhaupt erfordere die ganze so überaus schwierige Frage der Arbeitszeitregelung un⸗ bedingt ziffermäßige und genaue Nachweise. Das Wichtigste an der ganzen Sache aber sei die Lohnstatistik. In der Lohnstatistik der

Berufsgenossenschaften liege bereits ein werthvolles Material für etwa

fünf Millionen Personen vor, und es bedürfe nur einer autoritativen

Auslegung von § 71 des Unfallversicherungsgesetzes, um das ganze

in Fluß zu bringen. An diese Lohnstatistik könnten sich dann die⸗

jenigen der übrigen Gruppen im Reiche jederzeit nach Bedürfniß bezw. nach Möglichkeit anschließen. Was die Erhebungen über die Lebenshaltung der Arbeiter anlange, so handele es sich hier besonders um die Wohnungsfrage und die Kaufkraft der Löhne in den verschiedenen Gegenden. Er verhehle sich nicht, daß die Arbeit, die der Commission und der Reichsregierung aus der Arbeitsstatistik erwachse, eine ebenso schwierige wie verant⸗ wortungsvolle sein werde, denn nur ein gründliches und vorsichtiges

Vorgehen lasse befriedigende Ergebnisse erhoffen. Andere Staaten,

die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, England, Frankreich, seien

in den letzten Jahren in der Frage der Beschaffung der Arbeits⸗ statistik kräftig vorgegangen. Das Deutsche Reich, das in der

Socialgesetzgebung allen anderen Culturstaaten vorange angen sei,

dürfe auch auf dem Gebiete der Socialstatistik nicht zurückbleiben.

Abg. Wurm (Soc.): Er erkläre sich im Namen seiner

Fraktion für den Antrag. Sie ebe das größte Interesse daran,

mit Ziffern die socialen Verhältnisse klargestellt zu sehen. Denn es

genüge eine ziffermäßige ] der heutigen Verhält⸗ ihre Unhaltbarkeit zu beweisen. Die Art der

bisherigen Er

Zustimmung seiner Durchschnittsziffern nicht; dabei könne der haben.

hebungen

Par

gegeben ei könne Eine sehr viel, viele Diese Methode der Statistik dürfe bei den in Aussicht ge⸗ stellten Erhebungen nicht wieder beliebt werden.

über die 114“ könne die tei nicht finden, weil in ihnen nur seien. Durchschnittsziffern genügten Andere sehr wenig

Neben der Lohn⸗

statistik müsse die Lebensweise und Ernährung der Arbeiter zum Gegenstand der Untersuchung gemacht werden; ferner sei festzustellen,

wie

hoch das

Proletariat

Ernährung belastet sei. eine Arbeiterfamilie jährlich 80 bis 90 an indirecten Steuern zahlen, das sei ein enorm hoher Procentsatz. Die Commission werde eine sehr lohnende Aufgabe haben, wenn sie hier das Richtige ermitteln wolle. Nach den Aeußerungen des Staatssecretärs würden voraussichtlich Vertreter aller Parteien ihren Sitz in der Commission erhalten. Seine Partei sehe mit großer Freude der Zeit entgegen, wo die

Arbeiten der Commission veröffentlicht würden.

durch die indirecten Steuern bei seiner Nach den bisherigen Berechnungen müsse

Sie begrüße den

Anfang einer Socialstatistik als einen Schritt auf dem Wege, auf

dem sie zu ihrem Ziele

elangen werde.

Abg. Schrader (dfr.): Gewiß würden alle Parteien dem An⸗ trage zustimmen, die Regierung habe es ihrerseits ebenfalls durch die Erklärung des Staatssecretärs Dr. von Boetticher bereits vor einigen Aber nicht ganz klar sei es, ob der Antragsteller und

Tagen gethan.

die Regierung dasselbe wollten. Jenen verstehe er dahin, daß er eine dauernde Institution schaffen wolle, während die Erklärung des

Staatssecretärs noch Zweifel darüber lasse, ob

nur eine augen⸗

blickliche Aufnahme bezweckt werde und später die Arbeit einer Com⸗ mission überlassen oder einer anderen Stelle übertragen werden Nach derselben Erklärung solle diese Commission die Aus⸗

solle.

dehnung der Arbeiterschutzg seßgehung auf das Hausindustrie vorbereiten, al

b Handwerk und die o nicht bloß ihrer statistischen Aufgabe,

sondern vielleicht darüber hinaus weiteren legislatorischen Zwecken dienen, und nicht bloß die statistischen Unterlagen für sie beschaffen. Es sei aber der größte Werth darauf zu legen, bg die künftige Ein⸗

richtung eine rein statistis⸗

warte, daß das Materia

che objective bleibe.

ver Vorredner er⸗

das sie liefern werde, den Beweis

für die unglückliche Lage, für die Armuth des Volkes erbringen und die 9 N

othwendigkeit des socialdemokratischen Staats

bestätigen werde.

Andere erwarteten von ihr das Gegentheil. Jedenfalls müsse sie durch ihre Zusammensetzung und ihre Aufgaben jeder Parteilichkeit

entrückt rufung i

ein. Der Staatssecretär habe zu seiner hrer Mitglieder aus allen

ohne Zweifel auch aus beit ni wünsche, auch eines Mitgliedes der Aes eüden gercht Fraction, das )

auf Alles, was ihm wichtig ers⸗

reude die Be⸗ dreisen in Aussicht gestellt, also dem Arbeiterstande und, wie er lebhaft

eine, aufmerksam machen könne.

Der Vorredner möge von einem Aufsatz Böhmert's im „Arbeiter⸗ freund“ Notiz nehmen, der die Verhandlungen des Statistischen inter⸗ nationalen Instituts, bekanntlich der vornehmsten Vertretung der

statistischen dieses

Institut

wendig, ob u 8 schaffen werden solle, und Böhmert seinerseits warne vor allem

davor,

Wissenschaft, die Fn eN Wung der welcher

halte nd in

den Durchschnitt zu

Arbeiterstatistik darstelle. Auch rage für noth⸗

eise eine solche Statistik ge⸗

über

ziehen, weil er unzutreffend sei,

weil er dazu verführe, Löhne zu construiren, die in Wirklichkeit von keinem Arbeiter bezogen würden. Er empfehle durch Monographien, die alle Einzelheiten in Bezug auf Löhne, Arbeitszeit u. s. w. in einzelnen Fabriken und Industrien vollständig klar stellten, Typen

1

chen Staats⸗

zu schaffen und dadurch die ungeheure, kaum zu lösende Aufgabe 1 zerlegen, im Interesse des Arbeiters und des ganzen Gemeinwesens. Solche Typen schafften viel richtigere Bilder, als die nicht zu⸗ treffenden Durchschnitte. Zu dieser Art von Statistik seien alle Kreise heranzuziehen, die sich bereits mit solchen Dingen beschäftigt hätten, natürlich mit vollständiger Unparteilichkeit. Man habe schon Sta⸗ tistiken von Kreisen, Arbeiten der Berufsgenossenschaften und Gewerbe⸗ vereine, die den Vorzug genauesten Eingehens auf die einzelnen Ver⸗ hältnisse besäßen. Zugleich müsse von vornherein gesucht werden, das Vertrauen aller betheiligten Kreise, der Arbeitgeber wie der Arbeiter, zu gewinnen, wobei der Beistand der Fabrikinspectoren hoffentlich nicht fehlen werde. Er wünsche, daß die Arbeitsstatistik eine dauernde und durchaus unparteiische Institution werde, die eine zuverlässige Statistik liefere, die, wenn auch an Umfang klein, viel werthvoller sei als eine weit ausgedehnte und unzuverlässige.

Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg: Die Regierung denke sich die fragliche Commission als eine dauernde Institution. Es liege auf der Hand, daß auf dem Gebiet der Arbeiterstatistik immer neue Fragen auftauchten, und diesem Bedürfniß könne nur durch eine dauernde Organisation genügt werden. Wenn der Staats⸗ secretär neulich gesagt habe, daß die Commission auch zum Zweck der Ausdehnung der Arbeiterschutzgesetzgebung auf das Handwerk und die Hausindustrie die nöthigen Vorbereitungen treffen solle, so habe er dabei im Auge gehabt, daß diese Commission die statistischen Grundlagen schaffen solle, auf denen eine solche Gesetzgebung auf⸗ gebaut werden solle; sie solle keineswegs die Gesetze machen. Das Fenfum, das der Antrag Siegle dieser Commission stelle, sei ein ehr bedeutendes und werde sich erst im Laufe der Zeit erledigen lassen. Die erste und dringendste Aufgabe der Commission werde sein, diejenigen statistischen Unterlagen zu verschaffen, die für die Ausführungsverordnungen zur Gewerbeordnungsnovelle noth⸗ e seien.

Abg. Siegle (nl.) vermißt in der Antwort des Unter⸗Staats⸗ sekretairs eine Auskunft darüber, ob auch das schätzenswerthe Material der Berufsgenossenschaften über die Lohnstatistik der Arbeiter von der Commission benutzt werden solle.

Unter⸗Staatssekretair Dr. von Rottenburg: Er habe ge⸗ glaubt, daß eine Antwort auf diese Frage eigentlich nicht nothwendig wäre. Selbstverständlich werde diese Commission aus jeder Quelle schöpfen, die sie für werthvoll erachte, und er zweifle nicht, daß sie auch das Material der Berufsgenossenschaften für eine werthvolle Quelle ansehen werde.

Der Antrag Siegle wird genommen.

Es folgt die erste Berathung des Antrags Rickert wegen Aenderung des Wsaslgese. (Abgabe der Stimmzettel in einem verschlossenen Couvert; Ausfüllung der Stimmzettel in einem eigenen verschlossenen Raum außerhalb des Wallokals).

Abg. Rickert (dfr.): Seine Partei trete mit diesem Antrage nicht zum ersten Male vor den Reichstag, deshalb werde eine aus führliche Erörterung im Plenum nicht sötcig. sein. e

8 g Sie beantrage die Ueberweisung ihres Antrages an eine kleine Commission.

mit großer Mehrheit an⸗

Alle Parteien, die auf dem Boden der Verfassung ständen und ernstlich ihre Durchführung wollten, gingen davon aus, daß es nichts nütze, das Geheimniß der Wahl auf dem Papier zu verbürgen, wenn nicht in praxi Schutzmaßregeln für die Schwachen und Abhängigen gegeben würden. Der Antrag sei ein Kind der Praxis und habe schon viele Vorläufer gehabt. ie Einbringung eines ganz ähnlichen im Jahre 1890 habe zwar einen willigen 186” zu billigem Spott ge⸗ boten, habe aber unter allen Kreisen der Bevölkerung einen sehr günstigen Resonanzboden gefunden. In der Wahlprüfungs⸗ Commission habe man die allersonderbarsten Dinge erlebt: Wahlzettel von grüner Farbe, oder von ganz länglicher Form, bestimmte Kniffung des Zettels, Controle von Abstimmungen der Mitglieder durch Kriegervereine, oder durch die Damen der Wahlvorsteher u. s. w. In manchen Wahlkreisen werde die Sache ganz systematisch betrieben. Er habe hier ein als „streng geheim“ bezeichnetes Wahlcirkular des Grafen von Schmettow aus dem Wahlkreise I. Breslau, Steinau⸗Wohlau, das eine ganz vorzügliche Instruction für konservative Wahlen gebe. Darin werde, „soweit es ohne Anwendung von Zwang und Drohungen möglich ist“ eine überaus scharfe Controle der Wähler Die von seiner Partei gegen solche Vorkommnisse vorgeschlagenen Maßnahmen seien in einer ganzen Reihe von Culturstaaten bereits eingeführt. In einzelnen Wahlkreisen hätten die Comités der verschiedenen Parteien schon oft sich über Farbe und Format der Wahlzettel einigen wollen, aber namentlich hätten die conservativen Herren dies Ansinnen fast immer abgelehnt. Für sehr wesentlich halte es seine Partei, daß in Wahlbezirken von mindestens 400 Wählern ewählt werden müsse; denn in den zu Wahl⸗ bezirken conseituirte Gutsbezirken von unter zwanzig. oder sogar unter zehn Wählern sei das Geheimniß der Wahl selbstverständlich nicht gewahrt. Herr Windthorst sei bei früheren Anlässen stets sehr warm für eine Revision im Sinne des heutigen Antrages eingetreten. Um Js mehr bedauere er, daß dieser hochverehrte Mann nicht mehr im Reichstage sei.

Abg. von Steinau⸗Steinrück (cons.): Seine Partei sei der Ansicht, daß sie mit demselben lebhaften Gefühl für die Wahrung der geheimen Wahl eintrete, wie jede andere Partei dieses Hes daß sie bereit sei, jedes passende Mittel anzuwenden, das die Ge⸗ heimhaltung der Wahl gewährleiste. Aber die Mittel, die der Antrag

Rickert vorschlage, halte er nicht für tauglich. Das Wahlgeschäft

werde dadurch verzögert und erschwert, manchmal geradezu unmöglich emacht. In den meisten ländlichen Wahlbezirken scheitere z. B. die Einrichtung einer Klause schon an den örtlichen Verhältnissen. Die Wahrung des Wahlgeheimnisses sei schon durch die bestehenden Vor⸗ schriften geschützt, im Wege der Wahlanfechtung könne der Reichstag Remedur eintreten lassen. Die Wahlanfechtungen würden sich noch mehr häufen, wenn dieser Antrag angenommen werde, denn die darin enthaltenen Bestimmungen würden gerade zu Zuwiderhandlungen herausfordern. Auch die Abschaffung der kleinen Wahlbezirke unter 400 Seelen sei in den östlichen Provinzen auf dem platten Lande unmöglich. Die Entfernung der einzelnen Wähler vom Wahllocale und die kurze Zeit zur Aus⸗ übung des Wahlrechts stellten den Vorschlägen ungeheure Schwierig⸗ keiten entgegen. Bezüglich der Strafbestimmungen noch Weiteres vorzusehen, halte er die jetzige Gelegenheit nicht für geeignet. Warum sei man denn nicht damit vorgegangen, als Veranlassung dazu gewesen sei? Seine Partei lehne also den Antrag ohne Weiteres ab, weil er undurchführbar sei. Die einleitenden Ausführungen des Abg. Rickert könnten im Publikum den Glauben erwecken, daß der ganze Antrag sozusagen Fegen die conservative Partei gerichtet sei, daß nur die Conservativen Lahlbeeinflussung trieben, Angehörige anderer ee; aber nicht. So liege die Sache doch nicht, auch in den Reihen jener Parteien kämen Verstöße vor, und der Abg. von Meyer⸗ Arnswalde habe Recht, wenn er früher einmal gesagt habe: „Gesün⸗ digt wird überall, bei Ihnen sowohl wie bei uns.“ Den einzelnen Fall zu rügen, böten die bestehenden Vorschriften schon Gelegenheit. Abg. von Meyer⸗Arnswalde (cons.): Er bemerke vorweg, daß er nur für eigene Rechnung spreche. Die früheren Verhand⸗ lungen habe er nicht elesen, weil er sich vor der Lectäre steno⸗ graphischer Berichte scheue. Der Antrag wolle das Wahlgeheimniß noch geheimer machen, als es schon sei. Er sei dagegen, weil er das