1892 / 54 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Herms, Herr Professor Dr. Ernst Jedliczka (Klavier), der Königliche Kammervirtuos Herr Felix Meyer (Violine) und der Königliche Kammermusiker Herr Eugen Sandow (Cello) haben sich zu einem Concert vereinigt, das am Dienstag, 16. März, in der Sing⸗Akademie stattfinden wird; der Kartenverkauf ist be⸗ reits bei Bote u. Bock eröffnet. Das zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Feierabendhauses in Steglitz veranstaltete große Concert mit darauffolgendem Theeabend ist auf Mittwoch, 16. März, angesetzt und findet im großen Festsaal des Rathhauses statt.

Wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, habe der Erzherzog Karl Ludwig als Protector der internationalen Musik⸗Ausstellung von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser ein eigenhändiges Schreiben erhalten, worin Allerhöchstderselbe Sein lebhaftes Interesse an dem Unternehmen ausspreche und dessen thatkräftige Förderung

zusage. Ein ähnliches Schreiben sei dem Erzherzog von dem Kaiser von Rußland zugegangen.

In Marseille ist am 26. Februar zum ersten Male Richard Wagner's „Lohengrin“ zur Aufführung gekommen

und hat, wie man der „Frkf. Ztg.“ schreibt, unter Mitwirkung von Frau Fierens von der Pariser Oper, Herrn Muratet und Fräulein Lanesu⸗ von einem ziemlich ausgebildeten Orchester unterstützt, seitens

der Zuschauer einen ungetheilt lebhaften Beifall gefunden. Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Berliner Sanitätswachen haben im Jahre 1891 wieder

ine sehr segensreiche Thätigkeit entwickelt. Es fanden von ihnen in der angegebenen Zeit 4407 Hilfeleistungen gegen Entgelt (voll oder theilweise) und 3608 Hilfeleistungen unentgeltlich statt. Im Laufe des Jahres sind vier neue Wachen hinzugekommen, nämlich in der Lessingstraße 51, Perlebergerstraße 36, Mauerstraße 23 und Annen⸗ straße 22, die sofort der Vereinigung der Berliner Sanitätswachen beitraten, sodaß insgesammt neunzehn dieser Wachen bestehen.

Der hohe Wasserstand der Spree macht, wie die „N. Pr. Z.“ schreibt, es den größeren Dampfschiffen sehr schwer, ja unter Umständen unmöglich, die alten Brücken im Innern der Stadt, wie beispielsweise die Weidendammerbrücke, zu passiren. Die mit Ladung eintreffenden Dampfer und großen Elbkähne müssen somit vorläufig auf der Unterspree liegen bleiben, um ein Rückgehen des Wasser⸗ standes abzuwarten.

85 Der theoretiiche Unterrichtsursus in der vereinfachten Stolze'schen Stenographie unter Leitung des Herrn L. Loepert der letzte vor der Sommerpause beginnt Freitag, den 4. März d. J., Abends 8 ½ Uhr. Der Unterricht findet Dienstag und Freitag, Abends von 8 ½ bis 9 ½ Uhr, im Hörsaale der Königlichen Akademie der Künste, am Schinkelplatz 6 1 (Bau⸗Akademie) statt und umfaßt 12 Lehrstunden. Eintrittskarten zu 6 sind für Herren, Damen und Schüler vorher beim Hauswart der Bau⸗Akademie, im Preußischen Abgeordnetenhause, Leipzigerstraße 75, beim Portier und vor Beginn des Unterrichts im Hörsaal zu entnehmen.

„Köln, 1. März. Ueber den diesjährigen Carneval berichtet die „Köln. Z.“ Folgendes: Gestern Vormittag, als die Sonne ihr freundliches Antlitz zeigte, belebten sich die Straßen, und frohes

Treiben herrschte an allen Enden. In den Pulsadern des Verkehrs⸗ lebens strömte bald das leichte Carnevalsblut, und gegen Mittag fluthete die rosenfarbene Welle dem Neumarkt zu, dem Stelldichein der Wagen und Masken des Zuges. Auf dem Neumarkt selbst sammelten sich bald die Schaulustigen von Fern und Nah in großer Menge an, um die bunte Pracht, die sich in den Straßen entfalten sollte, in nächster Nähe in Augenschein zu nehmen. Wenngleich die Sonne sich bald wieder hinter grauem Gewölk ver⸗ barg, so blieb das Wetter dem Fest doch recht günstig, und die Menschenmenge, die auf dem großen Paradeplatz zusammenkam, wuchs von Minute zu Minute. Als der Zug vollständig Aufstellung ge⸗ nommen hatte, trafen auch Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin zu Schaumburg⸗Lippe ein, um sich bei einem Rundgange an der glänzenden Darbietung unseres Carnevals zu erfreuen; später genossen sie von den Fenstern im ersten Stock des Boisserée'schen Hauses am Neumarkt aus auch den Anblick des närrischen Lebens und Webens, sowie des Zuges, als er sich in Be⸗ wegung setzte. Das Gedränge in der Nähe des Boisserée'schen Hauses war ein sehr bedeutendes: Militär⸗ und Schutzmanns⸗ posten mußten hier für den Verkehr den nöthigen Raum schaffen. Die beiden Präsidenten Wilcke und Prior machten vor Beginn des Zuges den hohen Herrschaften ihre Aufwartung, dankten für die Ehre des Besuchs und überreichten Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin einen herrlichen Blumen⸗ strauß. Als beim Herannahen des ersten Musikcorps das hohe Paar am offenen Fenster erschien, brachte das Publikum der Schwester Seiner Majestät des Kaisers ein begeistertes Hoch aus, wofür die herzlich Begrüßte huldvollst dankte. Während der Zug vorbeizog, er⸗ schienen noch besondere Abordnungen von der Funken⸗Infanterie und der Funken⸗Artillerie und überbrachten der Prinzessin ebenfalls pracht⸗ volle Blumensträuße. Bei und nach der Ueberreichung eines Straußes mit dem farbenprächtigen Kölner Wappen und einer Prachtschleife in den Kölner Farben spielte die Musik den Präsentirmarsch und die hilligen Knechte und führten ihren Reigen auf. Nach Empfang⸗ nahme der Blumen erschien die Prinzessin jedesmal mit der duftigen Spende am Fenster, worauf die Volksmenge durch stürmische Hoch⸗ rufe ihren Beifall zu der sinnigen Huldigung zu erkennen gab. Die einzelnen Gruppenführer und alles im Zuge widmete der Prinzessin fortgesetzt ehrfurchtsvolle Grüße. Als nach dem Vorbeimarsch des Zuges der Prinz und die Prinzessin in offenem Wagen vom Neumarkt wegfuhren, brachte ihnen nochmals die Volksmenge vor dem Boisserée'schen Hause stürmische Hochrufe. Gegen 2 Uhr wurde das Zeichen zur Abfahrt des Zuges gegeben; die Musikcorps, die bis dahin auf dem Neumarkt gespielt hatten, stimmten ihre lustigen Märsche an, und der Zug verließ, geführt von den Herolden des Prinzen Carneval, den Neumarkt. 8

Baden⸗Baden, 29. Februar. Für das von der Stadtgemeinde Baden zu errichtenee Denkmal der Hochseligen Kaiserin Augusta bewilligte, wie der „Frkf. Z.“ mitgetheilt wird, der Bürger⸗ ausschuß heute den Betrag von 20 000 Das Denkmal wird in einer Büste der Kaiserin aus weißem Marmor auf Marmorsotckel bestehen und von dem Bildhauer Professor Kopf in Rom ausgeführt werden. Es wird in der Lichtenthaler Allee, in der Nähe des Gebäudes des Inter⸗ nationalen Clubs, Aufstellung finden.

Odessa, 1. März. Auf dem Schwarzen Meere herrschen, wie. der „N. Pr. Z.“ telegraphirt wird, starke Stürme, sodaß alle Linien⸗Dampfer verspätet in Odessa einlaufen und viele Beschädi⸗

0-

gungen der Schiffe vorgekommen sind. Von wirklichen Schiffbrů liegt bisher jedoch noch keine Nachricht vor. chen

Cadix, 1. März. Der italienische Dampfer „Columbus⸗ ist, wie „H. T. B.“ meldet, bei Gibraltar gescheitert, doch ist die Mannschaft gerettet.

Aus Tirol, 27. Februar. Das bereits telegraphisch gemeldete Wagestück, die Erkletterung der sagenberühmten S“ and durch den Wiener Touristen Rob. Hans Schmitt (s. Nr. 52 d. Bl.), war wie man der „Frkf. Ztg.“ schreibt, ein um so verwegeneres, als gerade jetzt das Gestein leicht abbröckelt und dann ein Sturz in die Tiefe an der senkrecht aufsteigenden Wand unvermeidlich erscheint. Schmitt wollte am Tage zuvor mit dem Innsbrucker Universitäts⸗Professor Lendenfeld, dessen Gemahlin und noch einem Herrn den Solstein be⸗ steigen; da sie in ziemlicher Höhe die Partie wegen des vielen Schnees aufgeben mußten, beschloß Schmitt, am nächsten Tag, um doch irgend⸗ wie seine touristische Bravour zu zeigen, trotz vielseitigen Abrathens, die Martinswand bis zur Grotte, die die bekannte an Kaiser Maximilian eknüpfte Sage berühmt geworden ist, zu erklettern. Nach9 Uhr Vormittag egann er die Kletterpartie an der ganz senkrecht aufsteigenden Wand. Auf der Hälfte des Weges rastete er, machte sich eine Cigarrette und sang den unten stehenden zahlreichen Neugierigen ein Liedchen vor. In drei Stunden hatte er die Grotte ohne Unfall erreicht, die sich in der senkrecht abstürzenden Wand in einer Höhe von 260 m be⸗ findet. Von hier aus kehrte Schmitt auf dem schmalen, dem Felsen abgerungenen, mit eisernen Stangen gesicherten Steig, den man sonst zum Besuch der Grotte benutzt, in das Dorf Zirl zurück. Es ist dies übrigens nicht das erste Mal, daß die Grotte von der Straße aus erklettert wurde. In früheren Jahren (allerdings ist es schon ziemlich lange her) haben übermüthige Burschen das Wagestück auch unter⸗ nommen.

New⸗York, 1. März. In Brooklyn ist, nach einer Meldung des „H. T. B.“, eine furchtbare Feuersbrunst ausgebrochen. Vier große Häusercomplexe wurden vollständig zerstört, einige andere be⸗ schädigt. Ein 196 Fuß hoher Glockenthurm stürzte ein und durch⸗ schlug den angrenzenden Viaduct der Hochbahn. Drei Personen wurden getödtet, sechs verletzt.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Dresden, 2. März. (W. T. B.) Die Zweite

Kammer beschloß heute mit 64 gegen 10 Stimmen die Ungültigkeit der Wahl Liebknecht's. 8 Athen, 2. März. (W. T. B.) Der König hat an den Inspecteur der Garnison von Athen, Brigade⸗General Mavro⸗ michalis ein Schreiben gerichtet, in welchem er dem General wegen der Aufrechterhaltung der Ordnung sowie wegen der Haltung des Militärs während des gestrigen Tages seine Anerkennung ausspricht. Die Kammer ist bis zum 6. April d. J. vertagt worden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

—y——⅓ꝛ:⁊õmõmnnnnodp—-—t— ———⸗—⸗⸗. t o—oCor-ↄC— dfpppup"C"Co-⸗nnvnõõõõ——rr,yéggéyéõ—CessEggggEEF⅞FNEE⅞NEs⅞E⅞⅞⅞h⅞hmhr‧‧˙—mr—-jyõ—'jjAꝗ—-yõnnnnnnn

bericht vom 2. März, Morgens.

r 8

Schauspielhaus. Lachen. von Wildenbruch.

8 Stationen. Wetter.

in ° Celsius 50 C. = 40R.

red. in Millim. = Temperatur

S —έ½ 32 & 8₰ 2

u. d. Meeressp.

768 5 wolkig Aberdeen 773 4 bedeckt Christiansund 771 SV. 2 bedeckt Kopenhugen. 77 5 wolkig Stockholm. 740 2 Schnee 8 Haparanda. 770 Se. 2 Schnee Moskau. 768 2 bedeckt Cork, Queens⸗ 1e Cherburg.. 759 668 1116“ amburg.. 765 NO 4 wolki winemünde 767 ONO 4 halb 8a. Neufahrwasser 767 O 3 bedeckt Memel 769 NO 3 wolkenlos Paris 760 NO 2 bedeckt Münster 763 O 6 heiter Karlsruhe .. Wiesbaden München .. Chemnitz.. E“ Breslau.. 761 Ile Ni . 75898 E. . 7651 1 wolkenlos Triet 751 ONO A bedeckt

Uebersicht der Witterung. Nördlich vom 50. Breitengrade ist der Luftdruck allgemein ein hoher, südlich von demselben ein niedriger. Das Maximum in Höhe über 775 mm. hat 1 etwas südostwärts nach Finland verlagert, währen ein bereits gestern über den italienischen Meeren lagerndes Minimum bis unter 750 mm zu⸗ genommen hat. Demzufolge herrscht über ganz Europa, eine besonders am Kanak und an der west⸗ deutschen Küste lebhafte nordöstliche Luftströmung, unter deren Einfluß die Temperatur allenthalben er⸗ heblich gesunken ist, sodaß heute Morgen nur West⸗ und Süd⸗Europa frostfrei sind. Ueber Deutschland ist das Wetter veränderlich, im nördlichen Theil des⸗ selben fiel stellenweise Schnee in geringen Mengen, in Süddeutschland fanden ergiebigere Niederschläge

Mullaghmore

Oper in

Schauspielhaus. Lachen. von Wildenbru

765 4 bedeckt S

5 wo 5 wolkenlos

NO ONO ONO

Crampton.

Freitag: 757 760 754 762 765 758

3 Schnee 3 bedeckt 5 Schnee 5 wolkig 4 wolkig 2 bedeckt 3 bedeckt 3 bedeckt

U

A

besitzer.

U 9

Saat.

Frau.

Fünf Dichter.

Vorher:

Lustspiel. Tanz von Hoguet. Dirigent: Kapellmeister b Kahl. Anfang 7 Uhr. 8

g. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst

Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. scher⸗ tion: Herr Steinmann.

Freitag: Opernhaus. leria rusticana (Bauern⸗Ehre). 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksstück von Verga. esetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzkaff Musikdirector Wegener. 3 Acten bearbeitet von C. Blum.

ö“ in 6

kig Tanz von Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Max Grube. Musikalische Direc⸗ tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Donnerstag: College Anfang 7 Uhr. 81 Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonnabend: Romeo und Julia. Die nächste Aufführung von „Der Richter von Zalamea“ findet am Sonntag statt.

Berliner Theater. Donnerstag: Der Hütten⸗ sitzer. Anfang 7 Uhr. Freitag: 25. Abonnements⸗Vorstellung. Schlimme

Sonnabend: Zum 1. Male: Die Königsbrüder.

Lessing-Theater. 2 Der sechste Sinn.

Freitag: Die Grofsestadtluft. 1 Sonnabend: Paragraph 330 (Fiaker 117).

Nächste Nachmittags⸗Vorstellung zu volksthümlichen Preisen (Parquet 2 ℳ): 2 ohne Aufgeld täglich.

Wallner⸗-Theater. Donnerstag: Z. 11. Male: Bvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang (nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Der berühmte Mitbürger.

63. Vorstellung. Das heilige

gesetzt von Sigmund Lautenburg. Freitag: Riquette.

Belle-Alliance-Theater.

Musik von Ferdinand Hummel.

Musikalische Direc⸗ Anfang 7 Uhr. 58. Vorstellung. Caval- Oper in Text nach dem In Scene Dirigent: Vorher: Fra Diavolo. Auber. Text von Scribe, Anfang 7 Uhr. 64. Das heilige w Bildern von Ernst Musik von Ferdinand Hummel. In Scene gesetzt vom

spielers Herrn Max Hofpauer). bauer von Tegernsee.

Musik von H. Müller. Tanz“. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag und folg. Tage: von Tegernsee.

von

70. Male: 4 Acten von Ed. Jacobson und

Gustav Steffens. Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag: Der Tanzteufel.

aus M.

ünchen, der Damen Schäfer, der Herren

Terufal,

Jäger,

in München. Novität! Zum 4. M Rauchenegger. g gesetzt vom Ober⸗Regisseur A. Kurz.

Donnerstag: Fräulei Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Donnerstag: Zum 6. Male: Riquette. Lust⸗ spiel in 3 Acten von Henry Meilhac. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag (letzte Woche des Ensemble⸗Gastspiels der Münchener unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschau⸗ Der Protzen⸗ Beauern⸗Posse mit Ge⸗ sang und Tanz in 4 Aufzügen von Hartl⸗Mitius. Im 3. Act: „Schuhplattl⸗

Der Protzenbauer

Adolph Ernst⸗Theater. Donn Der Tanzteufel. Fean cos in Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Scene gesetzt von Adolph

Stöhr, (Schuhplattler), sämmtlich vom beb“ ale: Jägerblut. Volksstück in 4 Acten (6 Bildern) 8 Benno Musik von Josef Krägel. In Scene . er⸗ Ort der Hand⸗ ung: Ein Dorf im Chiengau an der Tyroler Grenze. (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang 7 ½ Uhr.

Circus Renz. Karlstraße. Donnerstag, Abends 7 ¼ Uhr: Außerordentliche Vorstellung. Au Helgoland n oder: Ebbe und Fluth. Gelnf hydrol. Ausstattungs⸗Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: „Garde⸗Husaren“. Dampf⸗ schiff, und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. 1. Auftreten der Original 3 Gebrüder Zum ersten Male in Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Basso ein Klavier sammt Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vortragen. Erstes Auftreten der Reitkünstlerinnen Miß Edith und Mlle. Rosa. „Mohamed“ (Apporteur), vorge⸗ führt von Herrn Ernst Renz (Enkel). „Trepido“, geritten von der Schulreiterin Frl. Oceana Renz. Jeu de la rose, geritten von Frl. Clotilde Hager und Mlle. Theresina. Auftreten des Jockeyreiters Mr. Jules, des Grotesquereiters Mr. Franks, sowie der Akrobaten 3 Gebrüder Briatore. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns ꝛc.

Täglich: Auf Helgoland.

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind feei): Mazeppa’'s H Ibcnhr

In Scene

stag: Zum

annstädt.

““ 7 ½ Uhr: Auf Helgoland. Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Direction: Emil Thomas. Donnerstag: 4. Gastspiel des 1. bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher

Familien⸗Nachrichten.

1 Helene Gruhn mit Hrn. Regie⸗ rungs⸗Rath Oswald Hoerner Cit, Hrn. Regi⸗ furt a. O.). Jenny Gräfin von der Schulen⸗ burg mit Hrn. Lieut. Albrecht von Krosigk (Han⸗ nover). Frl. Sophie von Uslar⸗Gleichen mit Hrn. Lieut. Detlof von Oertzen (Mils bei Hall, Tirol Demmin). Frl. Wanda von Borkowski mit Hrn. Rittergutsbesitzer Erich Schulz (Kottbus Gr.⸗Drewitz).

Neubauer und

Br. Brandtner Verlobt: Frl. 2

[70379] Vorverkauf

Die Ehre. 8 9 Vorm.

Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. 11 Ab. 1 Kinder 50 ₰.

Verehelicht: Hr. Oberförster Hugo Karsunky mit Frl. Olga Büttner (Guttentag O.S.).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kammerherrn, Geh. Ober⸗Rechnungs⸗Rath Grafen von Geldern⸗Egmont (Potsdam). Hrn. Major Hans Voysen (Magdeburg). Hrn. von u. zu Lüderitz

8 1 1 1

Geöffnet von 12—11 Uhr.

Anfang zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

Täglich Vorstell wissenschaftlichen Theater. 89 88 Ansc Tan

(Lüderitz). Hrn. Rittmeister von Jagow (Frankfurt a. O.). Eine ve Dr. Schmarsow (Breslau). Hrn. ajor Schubert (Berlin). Hrn. Legations⸗ Rath von Schuckmann (Charlottenburg). Hrn. Prem.⸗Lieut. von Woisky (Königsberg). Hrn. Pastor Herm. Rauh (Cladow bei Fiddichow). Gestorben: jor

statt. Zunächst ist Fortdauer der östlichen Winde und der rauhen Witterung wahrscheinlich. Deutsche Seewarte.

—y——nnnBnVnnnnnrrrrvrvrrvrnv» Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 57. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗ namigen Sae von Verga. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Musikdirector Wegener. Vorher: Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch⸗phantastische Oper in 3 Acten von O. Nicolai. Text von H. S. von Mosenthal, nach Shakespeare's gleichnamigem

7 ½ Uhr.

Freitag: YNvette. Vorher: Mitbürger.

Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung. Mittel. Parquet 1 Anfang 4 Uühr.

Der berühmte Gewagte

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung zum 43. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von

arl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kavpellmeister Federmann. Die Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. An⸗ fang 7 Uhr.

Concerte.

Sing-Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr.

Letzter Populärer Liederabend von Anna und Eugen Hildach.

Philharmonie. Donnerstag, Anfang 7 ½ Uhr:

Populäres Concert von Pablo de Sarasate und Berthe Marx.

Concert-Haus. Donnerstag: Karl Mevder⸗ Concert. Gesellschafts⸗Abend. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Das Sountagskind. 1

en: Hrn. Regierungs⸗Rath Major a. D. Paul Hirche Sohn Kurt (Berlin). Verw. Fr. Geheime Rath Marie von Uechtritz, geb. Balan (Görlitz). Hrn. Hauptmann Bogislav Graf von Schwerin Tochter Ida (Berlin). Hr. Regierungs⸗Rath und Kammerherr Karl von Arnim auf Lieblingshof (Neu⸗Strelitz).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verl⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 3208

Sieben Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

2.

1“ 82*

eichs-Anzeiger und Königlich Preußis

Er ste B

Berlin, Mittwoch, den 2. März

—y

1892.

8 Deutscher Reichstag. 181. Sitzung vom Dienstag, 1. März. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär mann, in der Hofloge Seine Königliche Hoheit der Prinz Hei nruf per Tagesordnung steht zunächst die Fortsetzung der estern nicht zum Abschluß gelangten Verhandlung über ie Titel 14—19 des Extraordinariums des Marine⸗Etats, speciell über die von der Budgetcommission empfohlene Ab⸗ setzung der ersten Rate von 2 Millionen Mark zum Bau der Kreuzer⸗Corvette „K“. . 8 1

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Während der Abg. Richter den Kreuzerschiffen nur eine tertiäre Bedeutung beilege, habe der Abg. Rickert an dem Beispiel der „Alabama“ zu zeigen gesucht, daß dieses eine Schiff den ganzen Handel der Vereinigten Staaten des Nordens in Schrecken versetzt habe; man könne es deshalb bei dem Kreuzer⸗ schiff „J“ bewenden lassen, weil, es einen ähnlichen Eindruck machen könne. Dieser Vergleich treffe nicht zu, denn bei einem Kriege handele es sich nicht nur darum, daß die Schiffe den Handel der Feinde in Schrecken setzten, sondern auch darum,

daß die feindlichen Schiffe

nicht den eigenen Handel in Schrecken setzten, was bei den südame⸗ rikanischen Föderationsstaaten nicht zugetroffen sei, weil diese so gut wie gar keinen Handel gehabt hätten. Im Gegensatz zur „Alabama werde die deutsche Flotte überlegenen Streitkräften gegenüberstehen. Trotzdem habe die „Alabama“ vor den Kriegsschiffen des Nordens die Flagge streichen müssen. Das Beispiel zeige also gerade die Noth⸗ wendigkeit eines zweiten Kreuzerschiffes. 8 Daß die deutsche Flotte in fernen Meeren keinen Offensivkrieg führen könne, sei klar; wie man aber die Ostseeküste rein defensiv schützen wolle, sei ihm unerfind⸗ lich. Man sage, bei der Wegnahme von Handelsschiffen komme es nicht darauf an, ob der eine der Gegner das augenblickliche Ueber⸗ ewicht habe oder nicht; nach dem Friedensschluß habe ja doch der besiegte Theil für die ganzen Kosten aufzukommen. Könnten aber nicht beide Theile sich erschöpfen und die beati possidentes nach dem Friedensschluß einfach im Besitz des Weggenommenen bleiben? Es komme viel darauf an, welche Nation es finanziell am längsten aus⸗ halten könne. Der Abg. Richter sollte doch wissen, daß der deut⸗ schen Marine nicht nur die englische und französische, sondern auch die italienische und russische Marine überlegen seien. Deutschland müsse seine Flotte vermehren, wenn es auf der Ostsee der russischen die Stirn bieten wolle. Der Abg. Richter habe gegen den Abg. Jebsen gesagt: man könne auf der See Jahre lang gefahren sein und doch von der Marine nichts verstehen. Ganz richtig; aber man könne auf der See gar nicht gefahren sein und doch von der Marine etwas verstehen. Der Abg. Richter meine, der „Vulkan“ mit seinen paar hundert Arbeitern habe nur eine untergeordnete Be⸗ deutung für die Beschäftigung der Arbeiter. Es komme aber das Fünf⸗ und Sechsfache solcher Arbeiter hinzu, die im Binnenlande von den Lieferanten für den „Vulkan“ beschäftigt würden. Seine Partei sei allerdings nicht für die Ansammlung der Arbeiter in den großen Städten, deswegen brauche sie aber doch nicht die Augen vor dem Nothstande in den großen Städten zu verschließen. Man müsse gesetzliche Maßregeln treffen, um das Zuströmen der länd⸗ lichen Bepölkerung zu den Städten zu verhindern. Eine Aufhebung der Getreidezölle würde das Uebel nur noch verschlimmern. Seine politischen Freunde, er hoffe alle, würden schon in zweiter Sung für die Corvette „K“ stimmen, weil sie auch ohne die „Vulkan“⸗Nachricht die Forderung für nützlich und nothwendig hielten. 1— Abg. von Vollmar (Soc.): Das Eingreifen des Reichskanzlers

in die Besprechung nöthige seine Partei, ihr beabsichtigtes Schweigen zu brechen. Nachdem der Militarismus zu Lande bereits eine schwin⸗ delnde Höhe erreicht habe, habe man in den letzten Jahren auch für die Marine immer steigende Mittel verwendet. Der Nord⸗Ostsee⸗ Kanal habe eine Ersparniß bei der Marine sein sollen, weil man dann in beiden Meeren nur noch eine Flotte brauche. Trotzdem höre man von einer Flotte zum Schutz des Nord⸗Ostsee⸗Kanals. Der Besitz Helgolands habe eine Ersparung an Schiffen bedeuten sollen, jetzt sei davon keine Rede mehr. In einem unbewachten Augenblick sei am Regierungstische das Wort von einer Schlachtflotte gefallen, und dieses Wort sei nicht zurückgenommen worden. Dabei eschehe Alles sprungweise. Seine Partei könne alle diese Sprünge nicht mit⸗ machen, sie krete dieserAusdehnung des Militarismus zur See entgegen. Ein erheblicher Theil der laufenden Ausgaben für das Kriegswesen werde fortgesetzt in das außerordentliche Budget gestellt. Daher immer neue Anleihen, mit deren schlechtem Ausfall bei der letzten Anleihe der Abg. Dr. von Bennigsen freilich sehr zufrieden sei im Vergleich mit der russischen. Der Handel eines Landes und seine Entwickelung seien nicht ab⸗ hängig von der Zahl der Schiffe und Kanonen, die jeweilig in den Häfen, in denen die Schiffe verkehrten, erschienen, sondern von der allgemeinen materiellen und den see Machtstellung des Landes, von dem Ansehen und der Beliebtheit, deren es sich erfreue. Die deutsche Handelsflotte sei groß geworden ohne Kriegsschiffe. Dasselbe gelte von Schweden⸗Norwegen. Frankreich habe eine weit größere Kriegs⸗, aber viel kleinere Handelsflotte als Deutschland. Schließlich si der Reichskanzler mit einem ganz neuen Grund gekommen: der eichstag möge die Corvette bewilligen, weil sonst die Noth unter den Stettiner Arbeitern noch größer werden würde. Derselben Regie⸗ rung, die bisher fortgesetzt geleugnet habe, daß ein Nothstand vorhan⸗ den sei, gingen plötzlich die Augen auf. Jetzt plötzlich komme ein Bericht des Ober⸗Präsidenten von Puttkamer, und dieser Bericht bringe die Nachricht an die Regierung, daß ein Nothstand vorliege! Nebenbei liege für Magistrat und Stadtverordnete Berlins ein Nothstand oeffiziell auch heute noch nicht vor. Es sei natürlich sehr bedauerlich, daß Arbeiter in Stettin schon jetzt beschäftigungslos seien und andere es noch würden, wenn nicht Neubewilligungen gemacht würden. Aber zu welchen Folgen führe das? Sobald die Anfertigung der neuen Gewehre, Geschütze u. s. w. beendet sei, würden ebenfalls tausende von Arbeitern aus der Arbeit entlassen. Der „Vulkan“ werde, wie jedes derartige Werk, nach privatkapitalistischen Grundsätzen betrieben, er nehme jeden Gewinn mit und s 1 Hauptsache 8 für ihn 8 das Wohl. der Arbeiter, sondern eine möglichst hohe Dividende. enn die Regierung zu der Ueberzeugung ekommen sei, daß ein Nothstand vorhanden sei, so sei das ein Fertschrit Möge sie nun aber auch auf die richtigen Mittel zur Abhilfe sinnen. Die Bewilligung einer Corvette sei es nicht. Der Nothstand der Arbeiter werde durch eine Erhöhung der Militär⸗ ausgaben nicht vermindert, sondern vermehrt. Seine Partei lege Einspruch dagegen ein, daß man die Noth der Arbeiter zu mili⸗ taristischen Zwecken benutze, um Forderungen durchzubringen, die anders nicht durchzubringen seien. Selbstve ständlich werde sie gegen

diese Forderung stimmen. Die Ausführungen des Abg.

bg. Dr. Barth (dfr.): d . Freiherrn von Shmm seien von den Abgg. Richter und Rickert völlig wider⸗

legt worden. Das Beispiel der „Alabama“ zeige, daß der Schaden, den die Handelsflotte erleide, auf die eigentliche Entwickelung des Krieges keinen Einfluß habe; dasselbe folge aus dem deutsch⸗fran⸗ zösischen Kriege von 1870,71, wo die französische Kriegsflotte dem

müsse die Verluste tragen. Die

Entschädigungssumme vergrößert worden sei. Zu diesem Zweck sollte man also keine Kriegsschiffe erbauen. Wenn behauptet werde, es sei für den Wohlstand des Feindes von Bedeutung, möglichst viel Privat⸗ eigenthum auf See zu zerstören, so müßte man auch das Privat⸗ eigenthum des feindlichen Volkes auf dem Lande nach Möglichkeit zerstören. Der Abg. von Vollmar irre, wenn er meine, die Gemeinde Berlin habe den Nothstand nicht anerkannt, sie habe sogar etwa eine Million zu seiner Bekämpfung hergegeben. Diesen Nothstand aber durch künstliche Beschaffung von Arbeitsgelegenheit beseitigen wollen, wie die Regierung hier vorschlage, sei unrichtig. Die Behauptung des Abg. Freiherrn von Stumm, die Aufhebung der Getreidezölle würde den Nothstand nur noch steigern, indem dadurch die ländlichen Arbeiter in die Stadt gedrängt würden, entbehre jedes Grundes. Die Statistik lehre, daß mit der Höhe der Getreidepreise die Anbaufläche nicht zunehme, während des Bestehens der Zölle sei die Getreideerzeugung dieselbe geblieben; von den Zöllen hätten eben nur die Besitzer, also die größeren Landwirthe, Vortheil. Die Zölle belasteten das Volk mit mindestens 200 Millionen Mark, und das habe den durch die Mißernte hervorgerufenen Nothstand so wesentlich gesteigert. Angesichts des vom Reichskanzler selbst jetzt zugestandenen Nothstandes müsse man sich wiederum ernstlich die Frage vorlegen, ob nicht die Getreidezölle völlig aufzuheben seien. 8—

Abg. Rickert (dfr.): Dem Abg. Hahn seien gegenüber seiner Rede mindestens vier Irrthümer unterlaufen; er wolle nur den einen berichtigen, daß er gesagt haben solle, die Privatwerften gingen den Reichstag nichts an. Nach dem stenographischen Bericht habe er nur gesagt: bei aller Liebe und allem Interesse für die Privatindustrie könnte man eine Bewilligung aus Reichsmitteln nicht im Interesse einer Privatindustrie gutheißen; er würde sich freuen, wenn der Reichskanzler die Versicherung geben könnte, für die ausreichende Beschäftigung der auf den Kaiserlichen Werften angestellten Leute sei Sorge getragen, denn die anderen Werften ständen für seine Partei nur in zweiter Linie. Er hoffe, daß auch mit den 32 Millionen, die für Schiffsbauten bewilligt würden, in erster

Linie den auf den Kaiserlichen Werften angestellten Leuten Beschäfti⸗ gung geschaffen sei. 1e“ Abg. Jebsen (nl.): Wenn er von „alten Kasten! gesprochen habe, so wolle man ihm als altem Seemann diesen wenig par⸗ lamentarischen Ausdruck nicht verübeln; das Material, aus dem der Abg. Richter seine Mittheilungen über den Schiffsbestand her⸗ genommen habe, sei auch ihm nicht unbekannt. Der alte Kasten, habe sich wesentlich auf die als Admiralschiff verwendete „Leipzig bezogen, und in der That seien die Besatzungsoffiziere dieses Schiffes nicht sehr darüber erfreut, namentlich wenn sie im Auslande fremden Admiralschiffen begegneten. Auch die besten deutschen Schiffe seien nicht so gut, wie die „J“ und „K“ werden sollten, und er stimme deshalb für diese beiden Schiffe. . 8 Abg. Hahn (cons.): Nach den heutigen Worten des Abg. Rickert gebe er zu, daß der Abg. Rickert nicht wörtlich gesagt habe, die Privatwerften gingen ihn nichts an; aber er habe doch gemeint, die Privatwerften gingen den Reichstag so wenig an, daß er sich jetzt nicht um sie kümmern solle. Mehr habe er auch nicht sagen wollen, und der Lapsus, der in seinen Worten untergelaufen sein möge, habe doch wohl nicht das Aufheben verdient, das der Abg. Rickert davon gemacht habe. Auf die vom Abg. Dr. Barth be⸗ onnene Kornzolldebatte ausführlich einzugehen, sei heute nicht am Platz zumal des Abg. Dr. Barth schon Dutzende Malen widerlegt seien. Mial Richter (dfr.): Der Abg. Hahn wolle dem Abg. Dr. Barth, der heute eine Kornzolldebatte begonnen haben solle, nichts er⸗ widern diese Kornzolldebatte sei aber thatsächlich vom Abg. Frei⸗ herrn von Stumm hervorgerufen; wie unrichtig die Behauptung sei, daß die Erklärungen seiner Partei Dutzende von Malen widerlegt feien, werde schon durch die Leichtigkeit erwiesen, mit der der Abg. Dr. Barth die Bemerkungen der Gegner widerlegt habe.

Abg. Freiherr von Stu mm (R.⸗P.): Da er gestern gar nicht gesprochen habe, könne er auch die Kornzölle nicht beruͤhrt haben; aber nachdem der Abg. Rickert davon gesprochen habe, habe er bemerkt, wenn man den Arbeiterstrom nach den Städten hintanhalten wolle, dürfe man die Kornzölle nicht beseitigen; er habe also die Sache nicht an⸗ gefangen, gebe aber dem Abg. Hahn darin recht, daß die Behaup⸗ tungen des Abg. Dr. Barth Dutzende von Malen widerlegt seien. Der Abg. Dr. Barth habe ihn heute nicht widerlegt. Der Hin⸗ weis auf den Krieg von 1870/71 passe schon darum nicht, weil damals nach kurzer Dauer des Krieges die französischen Matrosen als Landsoldaten hätten verwandt werden müssen, eine solche radikale Entscheidung wie damals aber doch nicht in jedem Kriege zu erwarten sei. Wenn Abg. Dr. Barth meine, die Folge seiner (des Redners) Ausführungen führe dahin, daß auch das Privat⸗ eigenthum der Feinde zu Lande zerstört werden müsse, so erinnere er (Redner) ihn daran, daß er gesagt habe, man müsse dahin streben, daß das Privateigenthum zur See im Kriege ebenso sicher sei, wie das auf dem Lande; da dies aber leider noch nicht erreicht sei, müsse man Kriegsschiffe zum Schutze der Handelsmarine haben.

Abg. Dr. Barth (dfr.): Der Abg. Freiherr von Stumm habe vergessen, daß er (Redner) die „Alabama“ erwähnt und weseetlich damit seine Behauptungen widerlegt habe. Was die dutzendfache Widerlegung der Behauptungen seiner Partei über die Kornzölle an⸗ lange, so fehle den Gegnern die Objectivität, die zur Würdigung ihrer Gründe nöthig sei. Auf diesem Gebiet nehme er jeden Kampf an, seine Beweismittel seien auch nicht im geringsten erschüttert..

Die Besprechung wird geschlossen. Von den persönlich en Bemerkungen, die sich hieran knüpfen, heben wir diejenige des Abg. von Bennigsen hervor, daß er die deutschen Finanzen nicht mit den russischen verglichen, sondern nur ein Beispiel dafür habe anführen wollen, daß ein vielfaches Ueberzeichnen einer Anleihe kein Urtheil auf die Finanzen eines Landes ge⸗ statte; zu diesem Beispiel habe er die russische Anleihe ge⸗ wählt und daraus geschlossen, daß eine mäßige, aber solide Anleiheüberzeichnung keinen ungünstigen Rückschluß auf die Finanzen zulasse. 1 8 Die eheseg für die Kreuzer⸗Corpvette „K“ wird ab⸗ gelehnt, ebenso die Forderung von 1 500 000 ℳ, erste Rate, für

rfahrzeug „V“.

das Benszder Poschion: Erste Rate von 750000, für den Kreuzer „F“ (von der Commission gleichfalls abgelehnt) ergreift Sttaatssecretär Hollmann: 8 Meine Herren! Als Vertreter der verbündeten Regierungen ver⸗ mag ich die Ablehnung dieses Kreuzers „J“, die in der Commission be⸗ schlossen worden ist, nicht stillschweigend hingehen zu lassen. Ich habe die Pflicht, die Dringlichkeit dieser Forderung hier hervorzuheben. Sie ist gewissermaßen schon dadurch gekennzeichnet, daß dieser Kreuzer auch

schon im vorigen Jahre seine Aufnahme im Etat gefunden hat. Ich will mich beschränken auf thatfächliche Mittheilungen. Zum politischen Dienst hat die Marine nöthig, für vier auswär⸗ tige Stationen je 2 Kreuzer, im ganzen also 8 Kreuzer.

1“ E“ 111“n

deutschen Seehandel großen Schaden nur mit dem Erfolg zugefügt habe, daß dadurch die von Frankreich beim Friedensschluß zu aßlende

1““

Dabei rechne ich die Mittelmeerstationen nicht mit. Die

Marine hat im Bestande übrig für diesen Dienst der Sta⸗ tionäre denn diesen Dienst haben die Kreuzer zu thun augenblicklich 3 Kanonenboote und 9 Kreuzer, im ganzen also 12 Schiffe. Da naturgemäß 50 % Zuschlag nothwendig ist für die⸗ jenigen Schiffe, welche in Dienst gehalten werden müssen, so würden 12 ausreichen, d. h. eben für 8 Schiffe 12 zur Verfügung erforderlich sein: nämlich 8 für Stationen, die übrigen auf dem Wege hin und zurück zur Ablösung oder auf den Werften, zur Vornahme von Reparaturen unterzogen zu werden, bezw. einschließlich der Reserve. Dies ist nach den Erfahrungen der Marine der nothwendige Zu⸗ schlag. Aber von diesen eben gekennzeichneten 12 Schiffen sind 3 Kanonenboote gewissermaßen auf dem Aussterbe⸗Etat. Das sind Schiffe, die in den siebziger Jahren gebaut sind, von denen sich 2 auf der ost⸗asiatischen Station befinden, und zwar das eine bereits 6 Jahre, das andere 5 Jahre hintereinander. Das eine von Schiffen muß wahrscheinlich noch in diesem Jahre zurück⸗ werden, ein zweites vielleicht im nächsten Jahre. sind dann nicht mehr brauchbar für diese Art Dienst, sie müßten dann eine Grundrepararatur erfahren, eine sehr kostspielige Grundreparatur, welche auf diese Schiffe nicht mehr zu verwenden sein wird. Ich mache darauf aufmerksam, daß hier der Ausdruck des Herrn Abg. Jebsen ungefähr zur Anwendung kommen kann. Diese Schiffe sind nicht im Stande, mehr als acht Seemeilen zu laufen, sie haben eine verhältnißmäßig untergeordnete Armirung und keinerlei Gefechtswerth mehr unter den heutigen Ver⸗ hältnissen. Das wollte ich hier nur constatirt haben.

Also, wenn diese drei Schiffe das dritte Schiff befindet sich in Kamerun, es ist das Kanonenboot „Hyäne“, und muß, da es fünf Jahre auf der Station ist, nach zwei Jahren spätestens zurück⸗ gezogen werden in der Heimath sind, so fallen sie von dem Augenblick an für diesen Dienst aus und es bleiben dann nur noch neun.

diesen gerufen

Diese Schiffe

Von diesen neun ist ein Schiff der Kreuzer „Möwe“, welcher Verwendung finden muß und schon findet als Ver⸗ messungsschiff auf auswärtigen Stationen. Die deutschen Regierungen können sich der Pflicht nicht entziehen, Theil zu nehmen an dieser Arbeit, welche der Seeschiffahrt im allgemeinen zu Gute kommt, eine Arbeit, die in der Hauptsache bisher die Engländer übernommen haben, vie aber, soweit unsere Gewässer in den Colonien in Betracht kommen, nunmehr von Deutschland in die Hand genommen werden muß. Es bleiben also acht Schiffe. Diese acht Schiffe genügen nicht, um den politischen Dienst zu verrichten. Ich habe mich in der Commission hierüber genau so wie hier ausgesprochen. Binnen drei Jahren werden wir Vacanzen in den Schiffen haben und nicht mehr im Stande sein, den politischen Dienst mit diesen stationär zu ver⸗ sehen. Da er nun nicht ausfallen kann, so muß die Marine dafür sorgen, daß andere da sind. Zu dem Zwecke kann sie dann nur größere Schiffe verwenden, die sehr viel mehr an Diensthaltungskosten beanspruchen.

Also, meine Herren, ich wollte hier nur constatirt haben, daß dieser Kreuzer eine dringliche Forderung ist, die, wenn ihr nicht nach⸗ gegeben wird, Veranlassung geben wird, daß später größere Schiffe für den Dienst als Stationäre Verwendung finden werden.

Die Forderung wird entsprechend dem Commissionsantrage

gelehnt. abgelehnt,- 19: Erste Rate für den Aviso „H“ ist von der Commission ebenfalls Streichung beantragt.

Staatssecretär Hollmann:

Meine Herren! Ich muß um Entschuldigung bitten, daß ich mich nicht rechtzeitig zum Wort gemeldet habe. Ich kann auch die Ab⸗ streichung dieses Titels nicht annehmen, ohne Erklärungen abgegeben zu haben. Das sind die Erklärungen, die ich ausführlicher schon in der Commission zum Ausdruck gebracht habe. Ich habe den Werth der Avisos für die Kriege dort dargestellt. Ich habe gesagt, daß eine der ersten Bedingungen für die erfolgreiche Durchführung von Ope⸗ rationen darin besteht, daß die Bewegungen der feindlichen Flotte uns bekannt werden. Bei der heutigen Geschwindigkeit der feindlichen Flotte infolge ihrer großen Dampfkraft kann man mit Sicherheit annehmen, daß sie schnelle Operationen vornehmen wird. Wenn wir nun die feind⸗ lichen Schiffe nicht zu verfolgen im stande sind, so werden wir sie unerwartet an einem Punkte erscheinen sehen, wo sie, wenn unsere Flotte nicht rechtzeitig benachrichtigt ist, großen Schaden anrichten kann. Es kann das sehr verhängnißvolle Folgen haben. Die Flotte bedarf also der Avisos, um Nachrichten vom Feinde einzuziehen und Fühlung mit dem Feinde zu gewinnen. Sie bedarf dieser Avisos, um rechtzeitig benachrichtigt zu werden, wie es mit den Operationen der feindlichen Flotte steht.

Ich habe in der Commission dargelegt, daß nach den heutigen Anschauungen nicht bloß in der deutschen Marine, sondern in allen Marinen das Verhältniß der Panzerschiffe zu den Avisos sein muß wie 1:1. Wenn wir mit 14 Panzerschiffen in die See gehen, um zu schlagen, so müssen wir 14 Avisos haben, um den Späherdienst, den Recognoscirungsdienst, den Marschsicherungsdienst vorzunehmen. Wir haben zu 14 Panzerschiffen augenblicklich nur 6 kriegsdienstbrauch⸗ bare Avisos. Ich nenne einen Aviso nur kriegsdienstbrauchbar, wenn er schneller ist als die Schlachtschiffe, und von diesen haben wir augen⸗ blicklich nur sechs.

Die Forderung wird

estrichen. geft In Titel 20 werden 150 000 „zu Vor⸗ und Pro⸗ jectirungsarbeiten 89 den Neubau von Schiffen“ gefordert. Die Einstellung dieses neuen Titels ist auf eine Anregung des Reichstags, für die Bauprojecte ein Concurrenzverfahren ein⸗ treten zu lassen, erfolgt.

Staatssecretär Hollmann:

Wie der Herr Referent schon hier ausgeführt hat, ist Position auf einen Wunsch des hohen Hauses aufgenommen.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit, obgleich es vielleicht nicht ganz zur Sache gehört, erwähnen, in welcher Weise wir für diese Arbeiten späterhin unsere Kaiserlichen, be⸗

nach dem Antrage der Commission

diese