2.
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Chromatische Phantasie, Beethoven's Sonate op. 78 sowie kleinere Stücke von Chopin, Rubinstein und d'Albert — bringen. Die Leitung des mitwirkenden Philharmonischen Orchesters übernimmt Herr Professor Karl Klindworth. In dem Liederabend mit Compositionen von Hugo Sonnabend (Sing⸗Akademie) übernimmt Herr Heinri
Vortrag von zehn Compositionen des Concertgebers,
fallenden Lieder im ganzen zwanzig Werke H
Die nächste (dritte und letzte) populäre Sonntags⸗Matinse Sigis⸗ Akademie
—
mund Blumner's findet am 6. März in der Sing⸗ statt. — Auf vielseitiges Verlangen veranstaltet der „Sän gerbund des Berliner Lehrervereins“ (Dir.: Prof. Felix Schmidt) am Mittwoch, 9. März in der Sing⸗Akademie eine holung seines neulichen Concerts unter Mitwirkung kannten Altistin Fräulein Cäcilie Kloppenburg 8 Herrn Sigismund Stojowski (Clavier). Der Kartenverkauf zu populären Preisen Kummerirter Platz im Saal 2 ℳ) ist bereits bei Bote u. Bock eröffnet. — Das Programm des vorletzten Philharmonischen Eoncerts unter Hans von Bülow’s Leitung und solistischer Mitwirkung der Kammersängerin Fräulein Jettka des Claviervirtuosen Bernhard Stavenhagen
stein sowie d 1 rtuosen Ber! 14. März bringt Cherubini's Ouverture zu
Liszt’s Clavierconcert in A-dur, Arien aus Meyerbeer's „Prophet“ und Massenet's „Herodiade“, Claviersoli, eine Reihe von Liedern und, als hauptsächlichen symphonischen Theil, die „Harold⸗Symphonie“ von L ofessor Emanuel Wirth (Viola) mitwirkt.
Berlioz, worin Herr Prof⸗ A Der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock eröffnet.
Im Concerthause veranstaltet Herr Kaäpellmeister
—
morgen den neunten „Wagner⸗Abend“ in dieser Sp
Mannigfaltiges.
Der Kaiser Wilhelm⸗Stiftung für die Angehörigen der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung ist von de Lebens⸗Versicherungsgesellschaft zu Leipzig nach Maß⸗ gabe der im Jahre 1891 auf Grund des Vertrags von 1871 bei der genannten Gesellschaft durch 261 Beamte der Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung abgeschlossenen Versicherungen über zusammen 863 000 ℳ
3 9
der Betrag von „Achthundert dreiundsechzig Mark⸗ überwiesen worden. Dieser Betrag ist dem Stiftungsvermögen zugeführt worden.
Das Kapitel des Johanniter⸗Ordens hat, dem „Wochbl. Joh.⸗Ordens“ zufolge, u. a. beschlossen, im rheinisch⸗westfälischen Industriegebiet, und zwar in Sterkrade bei Oberhausen, Reconvalescenten⸗ und Kra anstalt, vornehmlich für die dortige evangelische Fabrikbevölkerung, Angehörigen anderer Confessionen von ihrer Benutzung auszuschließen. Es ist von dem Johanniter⸗Orden in Sterkrade bereits ein geeignetes Grundstück erworben worden, auf dem die Anstalt erbaut werden soll, deren Kosten die Summe von
—
größere Siechen⸗,
zu errichten, ohne jedoch die
300 000 ℳ nicht übersteigen dürfen.
Der Etatsausschuß der Stadtverordneten, Ver⸗ sammlung zur Vorberathung des Stadthaushalts⸗Etats für das Rechnungsjahr 1892/93 hielt am Montag Abend unter Stadtverordneten⸗Vorstehers Dr. Strvck seine erste Sitzung ab. Der Ausschuß faßte, wie hiesige Blätter melden, u. a. eine Resolution
Magistrat zu ersuchen, Hraläte schnell mit den Arbeiten
dahin, den t zu zur Anlage des Hafens am Urban vorzugehen.
Die Hundesperre ist, wie der „N. Pr. Z.“ mitgetheilt wird,
auch für den Amtsbezirk Weißensee, und zw bis zum 27.
erlassen worden.
icht vom 3. März, r Morgens.
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Wind. Wetter.
o Cel 5°C. = lsu.
Stationen.
Temperatur
Bar. auf 0 Gr. in
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5 wolkig
1 wolkig
4 bedeckt
3 bedeckt
2 wolkenlos
2 heiter Dunst
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4 heiter 3 11111681— 9 6 Schnee 1 Uebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat sich seit gestern wenig ver⸗ ändert. Unter der Wechselwirkung des Hochdruck⸗ gebiets, welches sich von Schottland ostwärts über Südskandinavien nach dem Finnischen Busen erstreckt, und einem Devpressionsgebiete jenseits der Alpen dauert über Central⸗Europa die östliche und nord⸗ östliche Luftströmung bei veränderlicher Witterung fort, am Nordfuße der Alpen vielfach stürmisch auf⸗ tretend. Ueber Mittel⸗Europa hat allenthalben weitere Abkühlung stattgefunden, sodaß die Frostgrenze jetzt fast ganz Frankreich und England einschließt. In Deutschland herrscht strenge Kälte, die Temperatur liegt in der Westhälfte 2 bis 9, in der Osthälfte 9 bis 15 Grad unter dem Gefrierpunkte. Stellen⸗ weise fanden meist geringe Schneefälle statt. Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ aus. 58. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug on Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗
Die Zahl der mit Gar wird sich im Laufe dieses Ja
Wolf am nrich Grahl den sodaß das Pro⸗
gramm einschließlich der Fräulein Friederike Mayer aus Wien zu⸗ Hugo Wolf's umfassen wird. —
Birken⸗ und dem Johannistisch endlich solle brunnens zum Abschluß gebracht r man durch Hinzuziehung eines
Marienburg, 1. anderen Orten wurde, wie der
Soest, 28. Februar. Eröffnung des für Rheinland Prediger⸗Seminars früheren Minoritenklosters - 8 waren, wie der „N. Pr. Z.“ berichtet wird, erschienen: der Präsident Ober⸗Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath Barkhausen, der Ober⸗Präsident der Provinz Westfalen
Präsidenten des rheinischen und westfälischen Con⸗ die General⸗Superintendenten DD. Baur und Nebe, Präsidenten der rheinischen synode Kirschstein und Pol Gott in der Höh sei Dr. Barkhausen das Wort,
evangelischen
eschichtlichen Rüc Zestimmung dieses neu Er betonte dabei, daß es
auch praktisch für das spätere die socialen Aufgaben unserer Zeit. alle, die dabei geholfen, dieses Werk daß Gottes S des Segens Dem Redner schlossen und Baur, sowie die Cons Synode an, indem sie auch herabflehten. rufene Studiendirector P. Nottebohm die Aufgaben des Seminars schloß die Feier mit Gesang und Gebet. die Räume des Seminars einer Besichtigung unter⸗ in einfaches Mahl sämmtliche Gäste im Speisesaal
Kranken⸗
auseinandergesetzt hatte, Danach wurden worauf ei der Anstalt vereinigte.
Heidelberger Studienzeit, von 10 000 ℳ zu humanitären und Stiftung erhält den Namen wie die „Heidelb. Ztg.“ verstorbenes Kind des Stifters.
Wien, 2. März. Wie das „Dr. J.“ meldet, ü⸗ berschwemmte
die Weichsel bei Sandomiersz — t Hochwasser durchbrach die Dämme und richtete arge Verheerung an.
Vorsitz des
Ober⸗Regisseur Weingartner.
Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister — Fra Diavolo. bearbeitet von C. Blum. Dirigent: Musikdirector Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 64. Vorstellung. Das heilige Lachen. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst Musik von Ferdinand Hummel.
von Wildenbruch. . In Scene gesetzt vom
Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Hummel. Sonnabend: Opernhaus. 59. Vorstellung. Caval- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent:
Hierauf: Zar und Oper in 3 Acten von Dirigent: Musikdirector Wegener.
Anfang 7 Uhr.
Kapellmeister Weingartner. Zimmermann. Albert Lortzing. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus.
Trauerspiel von Schiller. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Freitag: Der Pfarrer Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Romeo und Julia.
Sonntag: Der Richter von Zalamea. Montag: Die Kinder der Exrellenz.
Berliner Theater. Freitag: 25. Abonnements⸗ ug. Schlimme Saat. Aufang. 7. Uhr..
Sonnabend: Zum 1. Male: Die Königsbrüder. Uhr: Die Jungfrau Abends 7 ½ Uhr: Die Königs⸗
65. Vorstellung. Kabale und 1 5 Aufzügen von Friedrich
von Kirchfeld.
Sonntag, Nachmittag
Lessing-Theater. Freitag: Die Großtstadt⸗
Sonnabend: Paragraph 330 (Fiaker 117). Fünf Dichter. Nachmittags Abends 7 Uhr: Paragrap Fünf Dichter.
Wallner-Theater. Freitag: Zum 12. Male: Bvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang (nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Der berühmte Mitbürger. Anfang Sonnabend: orher: Der berühmte Mitbürger.
Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung. Gewagte
Parquet 1 ℳ Anfang 4 Uhr.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Mit neuer Ausstattung zum 44. Male: Operette in 3 Acten von go Wittmann und Julius Bauer. Musik von rl Millböcker. b Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die
Das Sonntagskind.
In Scene
amigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗
Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen
scher u. a. m. Ehr“ ergriff der Wirkliche Geheime Rath um nach einem Hinweis auf die früheren Bewohner des jetzt zum Seminar umgebauten Klosters und nach einem kblick auf die Entwickelung der Predigerseminare die neu eröffneten Seminars des näheren darzulegen. nicht dazu bestimmt sei, dem Bedürfniß der beiden westlichen Provinzen allein, sowie irgend einer Partei⸗ richtung zu dienen, sondern daß es Kirche als solcher gewidmet sei. licher Beziehung seine Mitglieder weiter fördern, sondern sie vor allem Amt vorbilden, besonders im Blick auf
F
3
rtenanlagen gezierten Schmuckplätze hres wiederum erheblich vermehren. Außer auf dem Lützowplatz plant man noch die Herstellung von An⸗ lagen auf dem Pappelplatz, auf dem Büschingplatz und auf dem beim Ringbahnhof Moabit belegenen großen Platz, der von der Bremerstraße begrenzt wird. Die Schmuckanlagen auf n durch die Aufstellung eines Spring⸗ werden. Den Köllnischen Park will Theils vom ehemaligen „Grünen Graben“ erweitern und in der Horn⸗ und in der Bülowstraße neue
Schmuckstreifen anlegen.
1. März. Hier, in Braunsberg, und an „N. A. Z.“ berichtet wird, am Freitag Abend wieder ein prächtiges, hellleuchtendes Meteor beobachtet.
Am Freitag, 26. Februar, wurde hier die
und Westfalen neu errichteten
in den Räumen des zum Seminar um⸗
festlich begangen. Zu der Feier
und westfälischen Provinzial⸗ Nach dem Gesange: „Allein
dem Dienste der evangelischen s solle nicht nur in wissenschaft⸗
Er schloß mit dem Danke an
zu fördern, und mit dem Wunsche,
egen auf dieser Anstalt ruhen und von ihr aus Ströme
sich in unser deutsches evangelisches Volk ergießen möchten. sich die General⸗Superintendenten D!. Nebe istorial⸗Präsidenten Grundschöttel und von Westhofen und die Präsides der westfälischen und rheinischen Provinzial⸗ si ihrerseits Gottes Segen auf die Anstalt
Nachdem dann noch der zur Leitung des Seminars be⸗
Heidelberg, 1. März. Herr
aus Anlaß seines siebzigsten Geburtstages, in Erinnerung an seine der Luisen⸗Heilanstalt ein Kapital
.
Text von Scribe,
Musikalische Diree⸗
Uhr: Die Ehre. 30 (Fiaker 117).
gesetzt von Julius
Geheimer Rath Kußmaul hat
Unterrichtszwecken gestiftet. Die
9 „Hedwig⸗Kußmaul⸗Stiftung“, schreibt, zum Andenken an ein geliebtes, früh
neuerdings 23 Ortschaften. Das
fang 7 Uhr.
gesetzt von Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Riquette.
mittags 12 Uhr. b Abend⸗Vorstellung: Riquette
Belle-Alliance⸗-Theater.
Tanz“. Anfang 7 ½ Uhr.
von Tegernsee.
Adolph Ernst-⸗Theater. 71. Male: Der Tanzteufel.
Vorstellung. Reif⸗Reiflingen.
Sonnabend: Das Sonntagskind.
Sonntag: Matinée. Ein Vorurtheil. Schau⸗ spiel in 4 Acten von Conrad Alberti. Anfang Vor⸗ 7¼ Uhr: ☛̈ Auf Helgoland —ng oder: (Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: Hhe ds.hasegesd⸗ ö— 2 1 8 2 “ 8 e überras Licht⸗ euereffecte. 80 Fuß Woche des Ensemble⸗Gastspiels der Münchener Wehe erfa een he 1 ; MEHr 99„ unter Leitung des Königlich bayerischen Hofschau⸗ hohe Riesenfontäne. Außerdem: Auftreten der spielers Herrn Mar Hospauer): Der Protzen⸗ Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann.
4 Acten von Ed. Jacobson und W Couplets theilweise von Gustav Görß. Mr Gustav Steffens. In Scene gesetzt von
Sonnabend: Der Tanzteufel.
Lond n, 2. März. Die letzten fünfzehn Postsäcke von der
„Eider“ sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern gerettet worden.
Mailand, 28. Februar. Gestern verunglückte, nach einer Mit⸗ theilung der „Frkf. 3.“„in San Remo General Graf Wielhorsky, der krühere russische Kriege⸗Minister. Er hatte im Hotel Bellevue den Fahrstuhl benutzt und sich zum dritten Stockwerk hinauffahren lassen. Als er den Fahrstuhl verlassen wollte, geschah dies nach der falschen Seite hin. Der Graf stürzte in den Schacht des Fahrstuhls
hinunter und blieb auf der Stelle todt.
Madrid, 29. Februar. Ein furchtbarer Sturm hat, wie der „Frkf. 3.“ berichtet wird, gestern über Huelva gewüthet, das zum theil überschwemmt wurde. Ein großer Theil der Insel Crispina ist vom Meer überfluthet worden. Der angerichtete Schaden ist sehr groß, auch werden zahlreiche Schiffbrüche gemeldet. An der Küste Portugals hat ebenfalls ein fürchterlicher Sturm getobt. Der Dampfer „Elbe“ machte dreimal vergeblich den Versuch, den Hafen von Leiroes zu verlassen, um retten zu helfen; schließlich gelang es ihm, ein Boot mit zwanzig Mann zu retten, worauf er sich nach Vigo begab. In den Häfen haben die Schiffe wenig gelitten.
New⸗York, 29. Februar. Das „R. B. berichtet über die in Nr. 54 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ kurz gemeldete verheerende Feuers⸗ brunst in Brooklyn Folgendes: Das Feuer entstand in dem Gebäude der Fulton und Flatbush Storage (Lagerungs⸗) Gesellschaft und griff mit großer Geschwindigkeit um sich. aceine Bestürzung gab sich kund, als ein 96 Fuß hoher Thurm von den Flammen ergriffen wurde. Dieser stand dicht neben der Hochbahn und gefährdete durch seinen Sturz die vorbeifahrenden Züge. Die Feuerwehr ver⸗ einigte deshalb alle ihre Bemühungen auf diesen aber ver⸗ geblich. Der Thurm stürzte ein und bedeckte mit seinen Trümmern eine ziemliche Bahnstrecke. Zum Glück fuhr gerade kein Zug. Die Feuersbrunst wurde erst gelöscht, nachdem vier Gebäude völlig ein⸗ geäschert und mehrere andere stark beschädigt worden waren. Zwei Feuerwehrleute wurden verwundet. Der Schaden wird auf 600 000 Pfd. Sterl. geschätzt.
Melbourne, 1. März. In den westlichen Theilen der Colonie wüthet, wie das „B. R.“ meldet, ein verheerendes Buschfeuer, das bereits außerordentlichen Schaden angerichtet hat.
ach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Bern, 3. März. (W. T. B.) Zwischen den schweize⸗
rischen Delegirten zu den Handelsvertrags⸗Verhand⸗ lungen mit Italien Cramer und Hammer fand heute
hier eine Conferenz statt. Dem Vernehmen nach werden die italienischen Vorschläge als ungenügend
erachtet; gleichwohl soll eine schließliche Verständigun nicht ausgeschlossen sein. Der Bundesrath wird voraussichtli
in seiner morgigen Sitzung hierüber Beschluß fassen und die
(W. T. B.) Der Chef der ausländischen Abtheilung der Creditkanzlei im Finanz⸗ Ministerium Mehring wird dem Vernehmen nach in das
Antwort an Italien feststellen St. Petersburg, 3. März. Ministerium der Verkehrsanstalten übertreten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.) 8
tionen,
————-AK⸗;-⸗õ—/—,/-/ᷓᷓõõ————ãy—qnênênênênqèqTé—" é Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkyv. An⸗
Concerte.
Anfang 7 ½ Uhr. 9. Wagner⸗Abend. Anfang 7 Uhr.
Sing⸗-Akademie. Freitag, Anfang 7 ½ Uhr.
“ 8 Concert der Pianistin Margarethe Eussert mit dem Berliner Philharmonischen Orchester unter gütiger
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Leitung des Herrn Prof. Karl Klindworth.
burg. Freitag: Zum 7. Male: Riquette. Lust⸗
spiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene Concert-Haus. Freitag: Karl Meyder Concert.
Freitag (letzte
ba n Tegernsee. Bauern⸗Posse mit Ge⸗ 30ꝗr. 1u1“ N 11“
Leh s8 1 nüüpügen von Bee Meittus h. r Rasso ein Klavier sammt
Musik von H Müller. Im 3. Act: „Schuh battl⸗ Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine . N. 8 : „Schuhp Concertpiece vortragen. 8 Contredanse, geritten
242 . von 9 Herren. — Vorführung zweier Blumenpferde
— 9 * NM „ & e⸗
Sonnabend und folg. Tage: Der Protzenbauer (Vollblut⸗Araber) durch Frl. Occana Renz. —
Freitag: Zum S. Trapez. — Auftreten der 3 Amerikaner Gesangsposse in
von sämmtl. Clowns ꝛc. Täglich: Auf Helgoland.
Circus Renz. Karlstraße. Freitag, Abends
Original 3 Gebrüder Nasso. Zum ersten Male in
„EColmar“, geritten von der beliebten Schulreiterin Frl. Clotilde Hager. — Sisters Lawrence am Küegen. e⸗
Ffüte Rixfords. — 68. Edith. und Rosa, W. Mannstädt. Reitkünstlerinnen. — Mr. Fascio, Voltigeur. — 1 85 Mr. A. Desbosg, Saltomortales auf ungesatteltem Adolph Pferde ꝛc. — Komische Entrées und Intermezzos
Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Mazeppa’'s Verbannung. Abends
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. 7 ½ Uhr: Auf Helgoland. Direction: Emil Thomas. Freitag: 5. Gastspiel des Kgl. bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher aus München, der r hale. Sneeh der Herren Jäger, Terufal, Stöhr, Brandtner Verlobt: Frl. Elisabeth Wil nit Hrn. Rechts⸗ (Schuhplattler), sämmtlich vom Gärtnerplatz⸗Theater Alsh ö“ in München. Novität! Zum 5. Male: Jägerblut. Volksstück in 4 Acten (6 Bildern) von Benno Rauchenegger. Musik von Josef Krägel. In Scene geseßt vom Ober⸗Regisseur A. Kurz. Ort der Hand⸗ ung: Ein Dorf im Chiengau an der Tyroler Grenze. (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Volksthümliche Gestorben: Hr. Kammerherr August Frhr. von Gemmingen⸗Gemmingen (Karlsruhe). — Hr. Gottlieb von Mitzlaff (Großendorf). — Hr.
Familien⸗Nachrichten.
5
(Beuthen O.⸗S.).
mit Frl. von Kalckstein (Schakenhof).
Vogt (Rittergut Tümpling).
Parquet 1 ℳ
[70379]
Hohenzollern⸗Galerie aam Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — 9 Vorm. — 11 Ab. 1 ℳ Kinder 50 ₰.
(Hirschfeldau bei Sagan)
¶☚̊ᷓn,ᷓ,—-—yõõõ—-
anwalt Ernst Rothenbach (Naumburg a./S.). — Frl. Ida Köhler mit Hrn. Lieut. Franz Walter
Verehelicht: Hr. Rittergutsbesitzer von Gustedt
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. Erich Rieck⸗Eggebert (Schleswig). — Hrn. C
Major Martin Glubrecht (Hannover). — Hr. Ober⸗Stabsarzt a. D. Dr. Robert Tomasczewski
Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
Berlin: — Verlag der Expedition (Scholz).
zettel. Anfang 7 ½ Uhr.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preu
Berlin, Donnerstag, den 3. März
fischen Staats⸗Anzeiger.
1892.
Deutscher Reichstag. 185. Sitzung vom Mittwoch, 2. März. 1 Uhr. Am Tische des Bundesraths der Staatssecretär Dr. von
Boetticher.
Auf der Tagesordnung stehen zunächst zahlreiche Peti⸗ welche von der Petitionscommission als sur Erörte⸗
ung im Plenum nicht geeignet erachtet worden sind.
ng euf Antrag des Abg. Metzner (Centr.) wird die Petition der
Bauhandwerkerinnun des Löwenberger Kreises, betreffend die
Einführung des B ähigungsnachweises für die Bauhand⸗
werker, an die Commission zur Berichterstattung zurückver⸗
wiesen. Die übrigen Petitionen werden für erledigt erklärt
und es wird die entsprechende Bescheidung der Petenten er⸗
folgel⸗ folgt die Berathung folg enden Antrages der social⸗
demokratischen Abgg. Auer und Gen.:
Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, alsbald dem Reichs⸗ tag einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die Uebernahme der Verwaltung und des Eigenthums des Apotheken⸗ wesens durch das Reich herbeigeführt wird.
Dem Antrage sind folgende Motive beigegeben:
Der Uebergang des Apothekenwesens in Reichsverwaltung und Reichseigenthum ist die nothwendige Consequenz der Gesetze über Kranken⸗, Unfall⸗ und Invaliditätsversicherung. Das Reich soll mit der Verwaltung und Besitznahme des Apothekenwesens kein
fiscalisches Interesse verfolgen, sondern die Medikamente zum Selbst⸗ kostenpreis verabreichen. — 8 8
Abg. Bebel (Soc.): Der Antrag solle nicht dem Staat einen materiellen Vortheil bringen, sondern die Bevölkerung, namentlich die kranke, günstiger stellen. Nach der Gewerbeordnung sei das Apothekergewerbe concessionspflichtig; die Art der Concessions⸗ verleihung aber gereiche den Concessionirten zum größten Vortheil, dem Publikum zum größten Nachtheil. Der Reichstag habe sich mit der Frage schon wiederholt beschäftigt. Am 12. Ok⸗ tober 1867, also zwei Jahre vor Erlaß der Gewerbe⸗ ordnung, dann bei Berathung derselben in zweiter und dritter Lesung, weiter 1873, 1874, 1878 und zuletzt am 16. Februar 1888 seien theils vom Plenum, theils von Commissionen Beschlüsse gefaßt,
wonach die Reichsregierung zur Vorlegung eines allgemeinen deutschen
Apothekengesetzes aufgefordert worden sei. Mehrmals sei in diesen Be⸗ schlüssen die Beseitigung des Nachweises des Bedürfnisses nach einer Apotheke verlangt, der Abg. Dr. Virchow habe sich im Jahre 1879 ent⸗ schieden für die Verstaatlichung der Apotheken ausgesprochen, Delbrück und Michaelis hätten wiederholt die Erfüllung der auch von ihnen als gerechtfertigt anerkannten Wünsche zugesagt, was freilich zuletzt nur noch mit großer Skepsis aufgenommen worden sei; der Bundes⸗ rath habe sich auch mehrere Male mit der Frage beschäftigt, die er
allerdings für noch nicht spruchreif erklärt habe, bis nach dem Rück⸗
rritt Delbrück's und Michaelis' jeder Versuch einer reichsgesetzlichen Regelung der Materie aufgehört habe und nur noch Petitionen den An⸗ laß zu ihrer Besprechung im Hause geboten hätten. Inzwif chen sei 1877 das Gesetz zur Regelung des Apothekenwesens in Elsaß⸗Lothringen zur Verab⸗ schiedung gekommen, wonach in diesem Lande statt der früheren Niederlassungsfreiheit jedes zum Apothekenbetriebe Befähigten das Concessionssystem eingeführt worden sei; sofort seien dort die Preise für eine Apotheke von 15 — 18 000 ℳ auf 50 — 60 000 gestiegen. Die gegenwärtige Praris in der Handhabung der Concessionirung gebe keine Hoffnung auf Besserung. Man habe in Deutschland 4680 Apotheken mik 6000 Gehilfen und Lehrlingen, und außer ihnen dürfe niemand, z. B. auch kein zum Avpothekerbetrieb befähigter, studirter und examinirter Droguist Medikamente herstellen und ver⸗
kaufen. Noch vor wenigen Jahren habe das sächsische Ministerium
die ihm unterstellten Behörden aufgefordert, in jedem Uebertretungs⸗ falle gegen den betr. Droguisten nicht mehr Geldstrafe, sondern Haft zu beantragen. Durch die Zunahme der Bevölkerung und die socialpolitische Gesetzgebung mit ihren zahlreichen Krankenkassen sei der Gewinn der privilegirten Apotheker ganz außerordentlich gestiegen. Die Folge sei eine sehr große Steigerung des Werthes der Apotheken und ein so häufiger Wechsel der Besitzer, wie in keinem anderen Gewerbe. Von 1876 bis 1887 habe sich die Zahl der Bevölkerung Deutschlands um 9,7 % vermehrt, die der Apotheken um 284, d. h. um 6, die der Pharmacie Studirenden um 60, die der Approbirten um 50 %; 1876 sei eine Apotheke auf 10 800 Einwohner, 1887 eine auf 11 300 gekommen; in Preußen sei in demselben Zeitraum die Zahl der Apotheken von 2336 auf 2532 gestiegen. Beim Apotheken⸗ verkauf rechne man das 7—10fache des Jahresumsatzes als Werth. Die Apotheker arbeiteten mit einem Durchschnittsgewinn von 200 %. Viele reiche Apotheker kauften Apotheken nur, um sie nach wenigen Jahren mit großem Nutzen wieder zu verkaufen. In der preußischen, noch seßt geltenden Apothekerordnung vom 24. Oktober 1811 werde als Motiv zur Apothekenvermehrung das Wachsthum der Bevölkerung und Steigerung des Wohlstandes angegeben. Man habe also schon damals erkannt, daß nur der Begüterte überhaupt Medikamente kaufen könne, inzwischen habe die socialpolitische Gesetzgebung mit dem Kassen⸗ wang auch die Zahl der Medizinconsumenten erheblich vermehrt. Schon 1875 habe eine Petition von Droguisten bemerkt, in den Großstädten sei der Preis der Apotheken unverhältnißmäßig gestiegen; seitdem habe sich die Preissteigerung auf alle Orte ausgedehnt. Nach einem amtlichen Bericht aus dem Regierungsbezirk Liegnitz über die Jahre 1884 bis 1888 habe die Apotheke in einem Städtchen mit 3000 Einwohnern in dieser Zeit 160 000 ℳ, in Lüben, einer Stadt mit 5000 Ein⸗ wohnern, 155 000 ℳ, in Landshut mit 7000 Einwohnern 255 000 ℳ, in Glogau die Hofapotheke 266 000 ℳ gekostet; in Marklissa sei von 1884—88 der Preis der Apotheke von 80 000 auf 120 000 ℳ gestiegen, in einer andern Stadt von 120 000 ℳ 1880 auf 150 000 ℳ 1884 und auf 184 000 ℳ 1888; aus einer kleineren Stadt in der Nähe von Hanau werde berichtet, daß die Apotheke gekostet habe: 1876: 54 000 ℳ, 1884: 65 000 ℳ, 1885: 72 000 ℳ, [888: 88 000 ℳ, 1889: 106 000 ℳ! In dieser kurzen Zeit habe also diese Apotheke fünfmal ihren Besitzer gewechselt! Das Apotheker⸗ gewerbe sei hiernach ein Privilegium für reiche Leute geworden. Theoretisch sei ja die Concession eine reine Personalconcession, die, wenn der Inhaber sie aufgebe, an den Staat zurückfalle, praktisch sei es anders; praktisch erkennten Gerichte, daß, wenn ein Grundstück, in dem eine Apotheke sich befinde, subhastirt werde und der den Höchst⸗ betrag Bietende zur Ausübung des Apothekergewerbes berechtigt sei, diesem die Fortführung der Apotheke sicher sei. Ein Blick in die „Apo⸗ theker⸗Zeitung“, das officielle Organ des deutschen Apotheker⸗Vereins, zeige, wie häufig Apotheken verkauft seien; in jeder Nummer finde man zahlreiche Anerbietungen. Im Großherzogthum Baden seien von 884 bis 1889 von 147 vorhandenen Apotheken 50 für 7 310 000 ℳ verkauft worden, also die einzelne für durchschnittlich 144 000 ℳ Durch die hohen Ankaufspreise seien die Apotheker genöthigt, die Apo⸗
theke auf jede Weise rentabel zu machen, und so würden sie, gegen
die Bestimmungen der Concession zu Hauptverkäufern der theueren Geheimmittel, sie verkauften „Medizinalwein“, den man in jeder Wein⸗ Gndlung viel billiger bekomme. Dabei seien durch die socialpolitische Hesetzgebung 6⸗ ¼ Millionen Arbeiter in der Krankenversicherung, 13 ½ Millionen Arbeiter in der Unfallversicherung; im Jahre 1889
von den Krankenkassen 11 775 000 ℳ für Medikamente aus⸗
8 32
gegeben worden, von freien Kassen Krankengeld für Aerzte und Medika⸗ mente 3 ⅛ Millionen, von anderen Anstalten für Medikamente 7. Millionen. Da böten die Apotheker natürlich alles auf, ihr Pri⸗ vilegium zu behalten. In Preußen sei schon 1886 ein Ministerial⸗ erlaß ergangen, wonach neuconcessionirte Apotheken nicht früher als 10 Jahre nach Ertheilung der Concession verkauft werden dürften, widrigenfalls die Concession verfiele und vom Staate wieder neu verliehen werde. Mit der Zahl der Bevölkerung wachse naturgemäß der Werth der Apotheken. Und wenn man diesen Zu⸗ stand noch für die Vergangenheit als berechtigt anerkennen wolle, wo die Apotheker die einzigen wissenschaftlich Gebildeten, zur Herstellung von Medikamenten Befähigten gewesen seien, so gelte das doch nicht für die Jetztzeit, wo durch den kolossalen Umschwung in der Physik und Chemie es möglich geworden sei, die Medizinalstoffe billig und vorzüglich in großen Fabriken herzustellen, von wo der Apotheker sie zu geringen Preisen beziehe, nach den Vorschriften der Recepte mische und theuer verkaufe. Aus der Gegend von Chemnitz habe üen ein Apotheker ein Recept geschickt, wonach — die einzelnen In⸗ gredienzienbezeichnungen seien von dem Apotheker verdeutscht — die Kosten für den Apotheker betrügen: 25 gr grüne Seife: 1 ₰; 3 Tropfen Rosenöl: 15 ₰; 17 gr Schweinefett: 20 ₰; Zinkweiß: 3 Z; 2 Büchsen: 6 ; in Summa: 45 ₰; der Apotheker nehme dafür 1 ℳ 70 ₰. Gläser, die 4 bis 5 ₰ kosteten, berechneten sie den armen Leuten mit 25 ₰.! Pasing mache in einer Broschüre für den kleinen Landapotheker folgende Rechnung auf: Jahreseinnahme aus der Receptur 3416 ℳ 75 ₰, aus dem Handverkauf 760 ℳ, in Summa 4176 ℳ 75 ; Ausgaben für Droguen 678 ℳ 70 ₰, für Flaschen 763 ℳ 55 ₰; dabei habe der Apotheker aus seinem Hause noch Reinertrag an Miethe, Gartenfrüchten u. s. w.; der Kaufpreis dieser Apotheke habe 1880: 18 000 ℳ, 1890: 38 000 ℳ betragen; der Apotheker habe an den Droguen 437 %, am Arbeitslohn 218 %, an Gläsern u. s. w. 288 % verdient. Diese hohen Beträge müsse das Publikum in dem Augenblick zahlen, wo für die Leute die größte Noth und Trübsal eintrete, wo die Beschaffung der nothwendigsten Lebensmittel oft sehr schwer falle. Nun sollte man doch meinen, in einem solchen Gewerbe werde für die Gehilfen und Lehrlinge gut gesorgt sein — nichts weniger als das! Man habe bei der Kranfen⸗, Unfall⸗ und Invalidenversicherung die Apothekerlehrlinge und Ge⸗ hülfen miteinbeziehen wollen, der Reichstag habe es jedes Mal ab⸗ lehnt! Er wisse überhaupt nicht, woher diese den Apothekenbesitzern so günstige Stimmung der Reichsregierung und der Reichstagsmehr⸗ heit komme. Die Ausbeutung der Gehilfen und Lehrlinge im Apothekergewerbe sei die ärgste, die es gebe; in einer Berliner Apotheke habe ein Gehilfe in 14 Tagen 200 Arbeitsstunden, täglich also 15, und nur alle 14 Tage einen freien Tag. Dadurch erklärten sich auch die in letzter Zeit wiederholt von Gerichten erledigten Fälle falscher Receptanfertigungen, in Folge deren Krankheitsverschlimmerungen, ja Todesfälle eingetreten seien — die Leute seien eben zu überbürdet. Ein tüchtiger Receptor könne im Tage 70 bis 100 Recepturen anfertigen; aber wenn bis zu 150 Recepten gefordert würden, so sei das zu viel. Die Vertheuerung der Medicamente habe noch andere Uebelstände zur Folge. Die Krankenkassenvorstände hätten mehrmals Cireulare an die Kassenärzte erlassen, möglichst billige Arzneien zu verordnen, oder, wo es gehe, solche ganz fort zu lassen; mit den hohen 1 schädigten sich also die Apotheker schließlich selbst. Auch hätten Apotheker häufig Aerzte zu bestechen versucht — und nicht selten gelinge es ihnen — den Kranken möglichst viele und theure Medicamente zu verschreiben und die Kranken in ihre Apotheken zu verweisen. Das würde vermieden werden, wenn das Apothekergewerbe verstaatlicht und die Apotheker zu Staatsbeamten gemacht würden; dann hätten sie kein Interesse daran, so hohe Reinerträge herauszuschlagen. Bei⸗ einer Verstaatlichung der Apotheken würden die Preise allmählich billiger werden. Jede neue Apotheke würde dem Staat nichts kosten, während der Staat allerdings die bestehenden, von ihm zu übernehmenden Apotheken entschädigen müßte. Selbstverständlich brauchte das Reich nicht diejenigen Speculationspreise zu zahlen, welche einzelne Unter⸗ nehmer in den letzten Jahren, verführt durch die allgemeine Lage des Apothekenwesens, gezahlt hätten, sondern nur eine Durchschnitts⸗ taxe. Die weitaus größte Zahl der Apotheken beruhe nicht auf Real⸗ sondern Personalconcessionen. Der Staat brauche also nur abzu⸗ warten, bis diese Apothekenbesitzer ihr Gewerbe aufgäben oder stürben, um umsonst in den Besitz der Apotheken zu gelangen. Durch die Verstaatlichung würde auch der Geheimmittelschwindel, wie er durch die heutigen Mootheker unterstützt werde, mit einem Schlage beseitigt werden. Angesichts der vom Reichstag beschlossenen socialen Gesetz⸗ gebung, die in den nächsten Jahren noch ausgedehnt werden solle, sei es eine dringende Nothwendigkeit, dem jetzigen Apothekenunfug durch Uebernahme des Apothekenwesens auf das Reich ein Ende zu machen.
Abg. Dr. Witte (df.): Obwohl das bedeutendste Mitglied der socialdemokratischen Partei die Begründung des Antrages übernommen habe, sei diese Begründung doch sehr dürftig ausgefallen. Auf den Antrag selbst sei der Abg. Bebel erst am Schluß seiner Rede mit wenigen Worten, kaum durchgeführten Gedanken und ohne Anführung von Beweismaterial eingegangen. Be⸗ reits im Jahre 1876 habe das Reichskanzleramt zwei Ent⸗ würfe zur Regelung des Avpothekenwesens aufgestellt: den einen auf Grund der Personalconcession, den anderen auf Grund der Realconcession. Der Apothekerstand Deutschlands habe sich für den zweiten Entwurf mit gewissen Modificationen ausgesprochen. Seit⸗ dem sei nichts geschehen, und er finde ein schweres Verschulden der verbündeten Regierungen darin, daß sie trotz aller Anregungen des Reichstags die Sache nicht längst in die Hand genommen hätten, um die ungleichmäßige Vertheilung der Apotheken zu beseitigen und den theilweise übertriebenen Preisen für Apotheken entgegenzu⸗ arbeiten. Was der Vorredner von einer Corruption der Aerzte und der Avpotheker gesagt habe, müsse er entschieden zurückweisen. Der deutsche Apothekerstand stehe in seinem Beruf als der erste der Welt da, und werde als solcher auch vom Auslande anerkannt. Die Besitzer der Apotheken seien wissenschaftlich gebildete, praktisch tüchtige, bewährte und zuverlässige Leute, und seltsam: die Preise der Arzeneien in Deutschland seien die billigsten der Welt, viel billiger als in den Ländern, wo in dieser Beziehung Gewerbefreiheit sei. Das Publikum sei durch feste Taxen gegen Uebervortheilung ge⸗ schützt. Es sei ein Irrthum, zu glauben, daß verstaatlichte Apotheken die Arzneien billiger liefern könnten. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen biete in dieser Beziehung kein beh eges Beispiel. Die jetzigen unsicheren finanziellen Zustände in Preußen seien eine Folge der Verstaatlichung der Eisenbahnen. Die Arzneikosten der Krankenkassen betrügen nur 15 % ihrer Gesammtausgaben. Von 4680 Apotheken würden 1266 ohne Gehilfen geleitet 1919 hätten 1, 915 2, 320 3, 182 4 und nur 78 5 und mehr Gehilfen. Diese Zahlen zeigten schon, wie übertrieben die Behauptungen von der glänzenden finanziellen Stellung der sämmtlichen Apothekenbesitzer seien. Diese 1266 Apotheken ohne Gehilfen müßten doch mindestens von zwei Staatsbeamten geleitet werden und die Verwaltungsunkosten der Apotheken würden ins Ungemessene steigen. Da würde man dann ganz von selbst von einer Verbilligung der Arz⸗ neien sehr bald abkommen. Vor vier Jahren hätten die Socialdemokraten über die Frage ganz anders gedacht, damals hätten sie die Gemeinden für die richtige Stelle zur Uebernahme der Verwaltung des Apothekenwesens gehalten und ausdrück⸗ lich im Reichstage abgelehnt., sich für die Verstaatlichung zu be⸗
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geistern. Wenn die Apotheken wirklich verstaatlicht würden, dann müßten sie den Apothekern natürlich abgekauft werden. Die An⸗ gaben des Abg. Bebel über Ausbeutung der Gehilfen und Lehrlinge seien gewiß in gutem Glauben gemacht, aber sie müßten von einem unsicheren Gewährsmann herrühren. Er sei auch Apotheker gewesen; es sei freilich lange her. Damals habe jeder Gehilfe in der Woche zwei Abende, außerdem einen Nachmittag und alle vierzehn Tage den Sonntag frei bekommen. Er glaube nicht, daß sich das seitdem verschlechtert habe. Er möchte auch seinerseits die verbündeten Regierungen bitten, die Regelung der Apothekenfrage energisch in die Hand zu nehmen. Den Antrag Auer lehns seine Partei ab.
Staatssecretär Dr. von Boetticher:
Ich will mich auf die merita causae des weiteren nicht ein⸗ lassen, sondern will nur darauf hinweisen, daß die verbündeten Re⸗ gierungen, wie dies ja auch Herr Abg. Bebel hervorgehoben hat, bereits im Jahre 1877 mit der Frage der Regelung des Apotheken⸗ wesens eingehend sich beschäftigt haben. Damals waren von Seiten der Reichsverwaltung dem Bundesrath zwei verschiedene Gesetz⸗ entwürfe vorgelegt, von denen der eine die Regelung des Apotheken⸗ wesens auf der Grundlage der persönlichen Concessionirung und der andere auf Grundlage einer sog. Realconcession in Aussicht nahm. Diese Gesetzentwürfe erregten sehr lebhafte Meinungsverschiedenheiten, und es gelang nicht, sich über eins der beiden vorgeschlagenen Principien zu verständigen. Der Erfolg der Berathung war vielmehr der, daß der Bundesrath beschloß, von einer einheitlichen Regulirung der Frage durch ein Reichsgesetz Abstand zu nehmen.
Inzwischen ist die Sache wiederholt zur Erörterung gebracht worden, und es ist insbesondere von Seiten der Reichsverwaltung im Jahre 1888 an die Königlich preußische Regierung, welche damals ihrerseits die lebhaftesten Bedenken hatte, sich den Vorschlägen der Reichsregierung anzuschließen, die Anregung gegeben, von neuem die Frage aufzunehmen und, wenn möglich, mit Vorschlägen hervorzu⸗ treten, welche eine Abhilfe gegen die allseitig anerkannten Uebelstände auf dem Gebiete des Apothekenwesens zu schaffen vermöchten. Die preu⸗ ßische Regierung hat sich auch mit der Materie beschäftigt, aber auch in ihrem Schoße giebt es Meinungsverschiedenheiten auf diesem Gebiete, die bisher noch nicht zum Austrag gebracht worden sind. Inzwischen habe ich alle Veranlassung zu der Annahme, daß endlich doch einmal, und zwar in nicht zu ferner Zeit eine Beseitigung dieser Meinungsverschieden⸗ heiten und Schwierigkeiten möglich werden wird, und ich glaube, die Hoffnung aussprechen zu dürfen. daß es jedenfalls nicht mehr so lange dauern wird, wie es bisher gedauert hat, bis wir mit einem Gesetzes⸗ vorschlag über die Regelung des Apothekenwesens hervortreten werden. (Heiterkeit.) Ich sollte glauben, daß es dann doch auch für den Reichstag an der Zeit sein wird, den Gedanken, der in dem An⸗ trage der Herren Abgg. Auer und Genossen enthalten ist, dem Gedanken der Verstaatlichung des Apothekenwesens von Seiten des Reichs die volle Würdigung angedeihen zu lassen. Sollten Sie jetzt den vorliegenden Antrag annehmen, und sollten Sie damit einen neuen Gedanken zur Erörterung im Bundesrath bringen, so würde ich der Meinung sein, wenn ich auch über das Ergebniß der Würdigung dieses Gedankens im Bundesrath keineswegs im Zweifel bin, daß Sie damit die Schwierigkeiten nicht vermindern, sondern eher vermehren würden.
Meine Herren, ich halte die Verstaatlichung des Apothekenwesens in dem Sinne, daß das Reich die Verwaltung der Apotheken oder auch nur die Beaufsichtigung der verstaatlichten Apotheken übernimmt, für kaum durchführbar. Dazu müßten wir Organisationen schaffen, die sehr weit umfassend sind, über die wir jetzt nicht gebieten, und die einzuführen ich dem Reich nicht rathen würde. Also ich glaube, wir lassen jetzt diesen Gedanken bei Seite. Sie können ihn ja wieder aufnehmen, wenn die Frage wegen Regelung des Apothekenwesens demnächst den Reichstag beschäftigen wird. Ich meinerseits verspreche Ihnen, daß ich mich bemühen werde, die Vorlage eines Gesetzentwurfs an den Bundesrath und den Reichstag zu beschleunigen. Mehr kann ich für heute nicht sagen.
Abg. Menzer (cons.): Seine Partei schließe sich dem Antrag auf Beschleunigung einer derartigen Vorlage an. Die raäpide Steige⸗ rung der Apothekenpreise sei zuzugeben; der Abg. Bebel habe aber alle Momente, welche geeignet seien, die angeblichen hohen Gewinne der Apotheker zu schmälern, anzuführen unterlassen. Er (Redner) gebe zu, daß die Preise der Apotheken in den letzten fünf,. Jahren “ getrieben worden seien. Es seien vielleicht kapitalistische Elemente, welche sich zumeist des Apothekenwesens bemächtigt hätten. Das Kapital suche eben heute nach einer sicheren Verzinsung und mehr komme dabei auch nicht heraus. Die Preise der Medicamente seien allerdings hoch, aber bei der großen Mannigfaltigkeit der neueren Medicamente, z. B. der Heilmittel für Fieber, sei der Apotheker genöthigt, sich jedes neue Medicament anzuschaffen, welches vielleicht schon nach kurzer Zeit als Ladenhüter diene, und wenn der Abg. Bebel gemeint habe, daß die Apotheker Deutschlands den Geheimmittelschwindel begünstigten, so müsse er diesen Angriff als durchaus unzulässig und unerwiesen zurückweisen. Die Apotheker ständen viel zu hoch und seien viel. zu ehrenhaft, um sich damit zu befassen. Auch für die unmenschliche Behandlung der Apothekergehilfen sei der Abg. Bebel jeden Beweis schuldig geblieben. Die weitaus größte Zahl der Apotheken seien Realconcessionen, wenigstens in Baden; wie diese alle ohne ungezählte Millionen aus dem Reichssäckel abgelöst werden sollten, sei ihm unerfindlich. Seine Partei bitte um die Ablehnung des Antrags; man habe allen Grund, auf die deutschen Apotheker stolz zu sein. ' Beifall.) 88 8 8 Abg. Wurm (Soc.): Alle Behauptungen des Abg. Menzer seien falsch. Er wisse zunächst nicht, was 1887 hier in Berlin passirt sei. Es sei, um eine Probe auf die Leistungen der Herren zu machen, ein Recept an sämmtliche Apotheken geschickt worden, auf welchem unter anderem „rother Nesselfriesel, betrügerischer Platz⸗ kauf“ u. s. w. verschrieben worden sei. Mit Ausnahme von zwei Apotheken hätten alle Berliner Apotheken diese Sachen sauber auf Flaschen gezogen geliefert. Der Abg. Menzer wisse ferner nicht, daß ein Prozeß in Köln im vorigen Jahre enthüllt habe, daß am Vertriebe eines faulen Geheimmittels sich 552 Apotheker mitschuldig gemacht hätten, wie der Staatsanwalt selbst hervorgehoben habe. Der Angeklagte, Heilgehilfe Schuhmacher, sei zu 2 Jahren Zucht⸗ haus verurtheilt worden. Gegen die Apotheker habe der Staats⸗ anwalt bedauert nicht einschreiten zu können, weil das Gesetz keine
Handhabe dazu biete. Ein Blick auf die der Apotheker
zeige, daß diese hauptsächlich Geheimmittel vertrieben. So werde dem armen Publikum das Geld aus der Tasche gezogen. Die Pharmakopöe unterscheide
“