diesen Satz nicht höher normirt habe, als wie es den Grundsätzen
des Rechts und der Billigkeit entspricht. Damit schließt die Debatte: in der Abstimmung werden sämmtliche Anträge abgelehnt. § 1 wird in der Fassung der Commission angenommen, ebenso § 2 und § 3. Bei § 4 beantragt Abg. Dr. Meyer, daß die Polizeiverwaltung nur auf folche Diensträume, die bisher unentgeltlich gewährt seien, auch weiter An⸗ spruch habe, dagegen nicht das Recht habe, die miethsweise überlassenen
Räumlichkeiten auf die Dauer zu beanspruchen. Minister des Innern Herrfurth: 2
Ich kann bestätigen, es ist allerdings die Absicht des Gesetzes ge⸗
wesen, daß nur insoweit die fernere unentgeltliche Ueberlassung von Gebäuden seitens der betreffenden Stadtgemeinde gefordert werden soll, als sie bisher unentgeltlich erfolgt ist. Ich glaube, es hat diese Absicht bereits auch durch die Bestimmung in § 2 in Verbindung mit dem § 4 ihren Ausdruck gefunden. Ich habe aber nichts dagegen zu erinnern, wenn, dem Antrage des Herrn Abg. Mevyer entsprechend, dies in den § 4 nochmals ausdrücklich aufgenommen wird.
Der Antrag des Abg. Dr. Meyer wird angenommen.
§ 6 bestimmt, daß, wenn einer Stadtgemeinde einzelne Zweige der Polizeiverwaltung, insbesondere die Wohlfahrts⸗ polizei übertragen werden, eine Ermäßigung der Beitragshöhe stattfinden soll.
Die Abgg. Eberty und Langerhans (dfr.) beantragen, daß für den Fall der Uebertragung der Wohlfahrtspolizei an die Stadtgemeinde Berlin an Stelle des die Geschäfte der Landespolizei führenden Polizei⸗Präsidenten von Berlin der Ober⸗Präsident der Provinz Brandenburg treten solle.
Abg. Eberty (dfr.): Seine Partei habe den Antrag gestellt, nicht als ob irgendwie nennenswerthe Conflicte mit der Polizei⸗ verwaltung vorlägen. Sie wolle bloß den Dualismus beseitigen, der darin liege, daß der Polizei⸗Präsident und der Ober⸗Präsident von Brandenburg sich in die Verwaltung der Polizei von Berlin zu theilen hätten. Es entständen dadurch zwei vorgesetzte Instanzen.
Minister des Innern Herrfurth:
Meine Herren! Ich werde dem Beispiel des Herrn Abg. Eberty folgen und mich auch auf den Hinweis auf die Ausführungen be⸗ schränken, die ich in der Commission gegen diesen Antrag gemacht habe und die in dem gedruckten Commissionsberichte niedergelegt sind.
Der Antrag der Abgg. Eberty und Mevyer ist meines Erachtens für diesen Gesetzentwurf formal unzulässig. Ein Gesetz, welches sich lediglich auf die Kosten der Polizeiverwaltungen erstreckt, kann nicht Dispositionen treffen in Bezug anf die Zuständigkeiten der Be⸗ hörden. (Sehr richtig! rechts.) Der Antrag ist meines Erachtens aber auch materiell ungerechtfertigt. Es ist allerdings richtig, daß in der Behörden⸗Organisation für Berlin ein anormales Verhältniß stattfindet und, wenn Herr Abg. Eberty den jetzigen Zu⸗ stand, wo in derselben Person Ortspolizei und Landespolizei vereinigt sind, als einem singulären und anormalen bezeichnet, dann könnte man ihm dabei vielleicht Recht geben. Wenn aber für später, wo, wie dies seitens der Staatsregierung beabsichtigt wird, die Zweige der Wohl⸗ fahrtspolizei der Stadtgemeinde überlassen sein werden, bemängeln will, daß alsdann der Polizei⸗Präsident — der in dieser Eigenschaft Regierungs⸗Präsident ist — die Aufsichtsbehörde der städtischen Orts⸗ Polizeiverwaltung sein wird, so muß ich ihm sagen, daß damit lediglich das regelmäßige Verhältniß hergestellt werden wird, welches in der ganzen übrigen Monarchie besteht. Ueberall ist der Regierungs⸗Präsi⸗ dent die Landes⸗Polizeibehörde gegenüber den Gemeinden, welche die Orts⸗Polizeibehörden sind; und dieses reguläre und normale Verhältniß wird für Berlin dadurch hergestellt werden, daß der städtischen Orts⸗ Polizeibehörde die Zweige der Wohlfahrtspolizei überwiesen werden ind der Polizei⸗Präsident in seiner Eigenschaft als Regierungs⸗ Präsident, als Landes⸗Polizeibehörde die Aufsicht führt.
Vielleicht könnte man dann zu der Erwägung kommen, ob man einen Schritt weiter gehen und dann vielleicht auch dem Polizei⸗ Präsidenten die communale Aufsicht übertragen solle. Das könnte vielleicht mit größerem Recht dem Herrn Abg. Eberty gegenüber als Herbeiführung eines normalen Zustandes bezeichnet werden. Dagegen spricht allerdings der Umstand, daß Berlin nicht bloß Stadtgemeinde und Stadtkreis, sondern zugleich Provinz ist, und aus letzterem Grunde ist bei dem Landesverwaltungsgesetz Berlin in communaler Beziehung dem Ober⸗Präsidenten unterstellt worden.
Ich halte es aus formalen Gründen für unrichtig, die zu § 6 beantragte Aenderung eintreten zu lassen; aber ich würde die Vor⸗ schläge des Hrn. Abg. Eberty auch materiell für nicht annehmbar erachten müssen. (Bravo!)
Der Antrag wird abgelehnt und im übrigen das Gesetz
unverändert genehmigt. — Schluß nach 4 Uhr. Nächste Sitzung. Sonnabend 1 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Dritte Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Kosten Königlicher Polizeiverwaltungen in Stadtgemeinden. — 2) Zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Führung der Aufsicht bei dem Amts⸗ gericht I und dem Landgericht I in Berlin, sowie die Hand⸗ habung der Disciplinargewalt bei dem ersteren Gerichte. — 3) Zweite Berathung des Gesetzentwurfs wegen Abänderung des Gesetzes vom 29. Juni 1886, betreffend die Heranziehung von Militärpersonen zu Abgaben für Gemeindezwecke (Gesetz⸗ Samml. S. 181). — 4) Zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Anschluß der Kirchengemeinde Helgoland an die evangelisch⸗lutherische Kirche der Provinz Schleswig⸗Holstein.
Kunst und Wissenschaft.
Vor kurzem konnten Seiner Majestät dem Kaiser und dem Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Grafen von Zedlitz auf der hiesigen Sternwarte einige neue experimentelle Ergebnisse eines Forschungsgebietes vorgeführt werden, welches zwar unmittelbar nur physikalischen Charakters ist, aber mit den Aufgaben und Zielen astronomischer Forschung besonders nahe Beziehungen hat⸗ 8 Die Lichtentwickelungen, welche in den oberen Schichten unserer Atmosphäre und in der Umgebung und Nähe der Sonne, insbesondere auch bei der Sonnen⸗Nähe der Kometen wahrgenommen werden, haben das Eigenthümliche und Gemeinsame, daß sie in Räumen erfolgen, welche fast leer, nämlich fast nur mit äußerst dünnen Gasen erfüllt sind.
Da nun Vieles dafür spricht, daß bei jenen Lichtentwicke⸗ lungen die Elektricität eine erhebliche Rolle spielt, mußte es als sehr wichtig betrachtet werden, gerade diejenigen Licht⸗ erscheinungen, welche sich bei elektrischen Entladungen in gehörig verdunnten Gasen 58 luftdicht verschlossener Gefäße oder Röhren (Geisler'scher Röhren) wahrnehmen
lassen, nach den verschiedensten Richtungen noch näher zu untersuchen, als dies bisher schon von ver⸗ schiedenen namhaften Forschern geschehen war. Insbesondere handelte es sich darum, die Veränderungen, welche die Be⸗ schaffenheit der bezüglichen Lichterscheinungen mit zunehmender Verdünnung des gasförmigen Inhalts der Röhren bis zu den für uns im Experiment noch erreichbaren äußersten Grenzen „8 erfährt, noch spezieller und systematischer als bisher zu tudiren.
DDie Berliner Sternwarte hat deshalb vor einiger Zeit denjenigen Physiker, welchem auf diesem Gebiet in den letzten beiden Jahrzehnten die speziellsten und eindringendsten Forschungen zu verdanken sind, nämlich Herrn Professor Dr. Eugen Goldstein, in ihren Verband aufgenommen, und es waren einige seiner eindruckvollsten Ergebnisse, welche jüngst Seiner Majestät und dem Herrn Minister von ihm zur An⸗ schauung gebracht und erläutert werden konnten.
Unter denjenigen Lichterscheinungen, welche in luft⸗ verdünnten Räumen an den beiden Entladungspolen elektrischer Ströme in verschiedener Weise auftreten, ist das nur vom negativen Pol (der Kathode) ausgehende in besonderem Sinne so genannte Kathoden⸗Licht durch sein ganzes Verhalten von hervorragendem Interesse. Dasselbe tritt in Gestalt einer sich geradlinig ausbreitenden Strahlung auf. Aber während gewöhn⸗ liche Lichtstrahlungen sich kreuzen und durchdringen können, ohne dabei Ablenkungen su erfahren, tritt bei der Begegnung von Kathodenstrahlen, welche von verschiedenen Kathoden ausgehen, wie Professor Goldstein fand, eine merkwürdige Ablenkungswirkung in solcher Weise ein, als ob jedes Flächenelement der einen Kathode eine Abstoßung in bestimmter Richtung auf die Strahlen der anderen Kathode ausübte. Ist ferner eine einzelne Kathode so geformt, daß Strahlen, die von einem Flächenelemente derselben ausgehen, die Wirkungsrichtung eines anderen Flächen⸗Elements derselben Kathode kreuzen können, so erfolgen ähnliche Wirkungen auch schon innerhalb der Strahlungen einer einzigen Kathode. Diese Abstoßungen werden möglicher⸗ weise einen Schlüssel für gewisse bei den Lichterscheinungen im Himmelsraum beobachtete Besonderheiten bieten, die man bis⸗ her nicht ausreichend erklären konnte.
Bei der Annäherung an die äußersten Verdünnungen der Gase innerhalb des Gefäßraumes wird der Verlauf der Kathodenstrahlen innerhalb dieses Raumes immer weniger deutlich erkennbar. Dafür werden aber unter ihrer Einwirkung die den Raum begrenzenden Glaswände selber hellleuchtend, und in letzterem Leuchten lassen sich dann, wenn die Gestalt des negativen Pols, von dem die einzelnen Gruppen von Kathodenstrahlen ausgehen, eine zusammengesetzte, aber regelmäßige ist, die Gruppirungen und gegenseitigen Ab⸗ stoßungen der Kathodenstrahlen, obwohl man letztere selber innerhalb des Gefäßraumes nicht unmittelbar sieht, in den überraschendsten Lichtgestalten auf den Glasflächen deutlich erkennen.
Es ist Professor Goldstein zugleich mit solchen näheren Untersuchungen zahlreicher, zuerst von ihm gefundener Beson⸗ derheiten des Kathodenlichtes auch gelungen, in demselben mehrere verschiedene Strahlungsgruppen gesondert wahr⸗ nehmbar zu machen und durch einige neue Versuchsanordnungen den Nachweis zu führen, daß eine dieser Gruppen egen die Wir⸗ kungen sehr starker Magnete ganz unempfindli ) ist, während alle übrigen Bestandtheile der bezüglichen Lichterscheinungen von der bloßen Annäherung eines Magneten in bekannter Weise auffällig abgelenkt werden. Jene vom Magnetismus ganz unberührt bleibende Strahlungsgruppe hat auch die Eigenthümlichkeit, daß sie, abweichend von den Wirkungen der andern, keine merklichen Erwärmungen der Glaswand verursacht und keine Ablagerung zerstiebender Substanz der Polflächen auf der von ihr getroffenen Glaswand hervorbringt.
Offenbar sind in den feineren Besonderheiten dieses ganzen Gebietes von Lichtentwickelungen, welche elektrische Entladungen begleiten, wichtige Fingerzeige nicht bloß für die astronomische, sondern auch für die physikalische Forschung selber enthalten.
F. Aus den genaueren Nachrichten über das am 28. Ok⸗ tober v. J. in Japan eingetretene Erdbeben hat sich jetzt definitiv ergeben, daß die Fortpflanzungsgeschwindig⸗ keit derjenigen Wirkungen der bezüglichen Erdstöße, welche auf der Berliner Sternwarte und auf der erdmagnetischen Warte zu Potsdam beobachtet waren, drei Kilometer in der Secunde betragen hat, fast genau übereinstimmend mit den Geschwin⸗ digkeiten der Fortpflanzung entsprechender Wirkungen, welche einige Jahre vorher auf der Berliner Sternwarte bei dem Erdbeben in Taschkent (Mittel⸗Asien) und Patras (Griechen⸗ land) beobachtet worden waren. Die Stöße waren von Japan bis Berlin in rund 49 Minuten gelangt.
„Seine Majestät der Kaiser hat, wie die „N. Pr. Z.“ erfährt, in der Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen in der Akademie folgende Ankäufe gemacht: „Clovelly in Devonshire“ von Marie von Keudell; „Gelbe Rosen“ von Katharine Klein: „Anemonen“ von Lina Krause: „Mohn“ von Margarethe Ludolff und „Ouer durch Afrika“ von Minna Stocks.
* Herr Rudolf Falb hielt gestern Abend im Architektenhause einen Vortrag über „Kritische Tage, Sintfluth und Eis⸗ zeit“. Der Redner sprach zunächst die Ansicht aus, daß die für jedermann, den Reichen wie den Armen, den Gebildeten wie den Wilden gleich interessanten Forschungen über die Witterung nur des⸗ halb früher so geringen Erfolg gehabt hätten, weil die Forscher sich damit begnügt hätten, ihre Beobachtungen local anzustellen, anstatt bei ihnen den gesammten Erdball mit seiner Atmosphäre ins Auge zu fassen. Seitdem man sich losgemacht habe von dem engherzigen localen Standpunkte, sei die Wissenschaft von der Witterung auch mit recht bedeutenden Ergebnissen belohnt worden. Der im Volks⸗ munde längst behauptete Einfluß des Mondes auf das Wetter, und zwar als Erzeuger schlechten Wetters, sei ihm seit dem Jahre 1875 theoretisch nicht mehr zweifelbaft. Die Beweise für seine Annahme habe er erst später gefunden. Ver etwa 25 Jahren als Docent in Graz sei er selbst der entgegengesetzten Ansicht infolge seiner Studien gewesen und habe sogar zur Bekämpfung der Theorie von dem Ein⸗ fluß des Mondes auf die Witterung einen Vortrag gehalten, in dem er dieselben Beweismittel ins Feld geführt habe, mit denen seine Gegner seine jetzigen Angaben zu bekämpfen suchten. Von dem Ge⸗ danken ausgehend, daß die Witterung auf der Erde abhängig sei von den beiden Luftströmen, dem Aequatorial⸗ und dem Polarstrom, ent⸗ wickelte der Redner eingehend und klar die Entstehung dieser Ströme und ihre Einwirkung auf das Wetter, indem er ausführte, daß die am Aequator aufsteigende warme Luft nach den Gesetzen des Gleich⸗ gewichts nach den Polen abfließen und durch in den unteren Regionen zurückströmende Luft wieder ersetzt werden müsse. So lange dieses Hin⸗ und Herströmen ruhig und gleichförmig sei, bestehe auch ruhiges Wetter: sowie aber Störungen einträten durch Zusammenstoß beider Ströme, so seien die Folgen davon die Entstehung der kritischen
Tage, die sich durch vermehrte Niederschläge, größere elektrif Spannung und Bildung von Luftwirbeln äußerten. Mond un⸗ die Sonne wirkten nun durch ihre Anziehungskraft auf diese 2um⸗ strömungen je nach ihrer Stellung zur Erde in sehr verschieden, Weise. Man könne dabei sechs Factoren unterscheiden: 1) die Mol⸗ nähe, 2). die Stellung des Mondes zum Aequator, 3) die Sonn⸗ nähe, 4) ihre Stellung zum Aequator, 5) Neumond und Vollm und 6) Mondfinsternisse. Die Anziehungskraft des Mondes auf de Luft wirke aber nicht ebenso wie auf das Wasser in Ebbe und Flnen sondern ihr Einfluß bestehe darin, daß sie die Bewegung der Luftströn⸗ beschleunige und das Zusammentreffen der beiden entgegengesetzte Strömungen und dadurch die kritischen Tage herbeiführe. Tersr, von den obigen sechs Factoren zwei zusammen, so entstünden b kritischen Tage dritter Ordnung, das Zusammentreffen von dres Factoren verursache diejenigen zweiter und das von vier oder füng Factoren diejenigen erster Ordnung. Ein Zusammentreffen aller soec⸗ Factoren, das zu den größten Katastrophen führen müsse, sei in de⸗ kommenden Jahrhunderten nicht möglich. Da der Eintritt sämmt licher Factoren sich mit völliger Sicherheit berechnen lasse, † auch die Berechnung der kritischen Tage leicht möglich Es komme bei den kritischen Tagen dritter Ordnung wo die Einwirkung des Mondes nur eine schwache sei, leicht ein⸗ Verspätung von ein bis zwei Tagen vor, was aber nicht gegen die Theorz⸗ spreche, da man dieselbe Verspatung bis zu 2 ½ Tagen auch beim Ein. tritt von Ebbe und Fluth beobachten könne. Eine solche Ver⸗ spätung trete hauptsächlich dann ein, wenn schon mehrere Tage vpor dem berechneten kritischen Tage großer Luftdruck geherrscht habe und der Einfluß des Mondes dadurch abgeschwächt sei; auch gingen dan die kritischen Tage manchmal fast unmerklich an manchen Punkten de 28. Februar d. J. habe bemerken
Erde vorüber, wie man dies am 2 können, wo wegen einer starken Depression seit dem 20. Februn hier der kritische Tag dem aufmerksamen Beobachter dadurch sichtbar geworden sei, daß der bis dahin klar Himmel sich plötzlich bewölkt habe, daß aber gleichzeitig Meldungen von Stürmen mit erheblichen Schiffsunfällen und Ueberschwemmungen aus Spanien die Theorie durchaus bestätigt hätten. Die kritischen Tage erster Ordnung verspäteten sich niemals, verfrühten sich abe manchmal um etwa zwei Tage. In der Abwechselung der Stärke de kritischen Tage bestehe eine vierjährige Periode, von der auch bereit⸗ Plinius geschrieben habe. Im laufenden Jahre seien die stärksten kritischen Tage und zwar am allerstärksten am 28. März und demnächst am 4. November zu erwarten. Auch der Einfluß des Golfstromes auf das Wetter in Europa wurde eingehend erörtert und dabei angeführt, daß die milde, den Weinbau in Deutschland ermoög⸗ lichende Witterung nur ihm zu danken sei, die erheblichen Witterungs⸗ störungen aber auch den von ihm mitgeführten warmen Luftschichten in Verbindung mit dem Einfluß des Mondes zugeschrieben werden müßten.
Der Vortragende ging dann über zum zweiten Theil seines Veor trages: der Sintfluth und Eiszeit. Wenn auch die von der heiligen Schrift mitgetheilte, durch vierzigtägige Niederschläge herbei⸗ gefü örte Sintfluth, die alle Lebewesen auf der Erde bis auf einzeln Ausnahmen vernichtet hatte, wissenschaftlich schon deshalb nicht zu⸗ gegeben werden könne, weil es nicht möglich sei, das in vierzig Tagen die dazu nöthige Menge von Niederschlägen herunterkomme, so dürfe man eine bei allen Völkern bestimmt auftretende Tradition wie die von der Sintflutl nicht unbedingt von der Hand weisen. Da auch jetzt alle Gelehrten i Uebereinstimmung mit den Theologen aller Confessionen darin ein seien, daß die Sprache der Bibel nicht in allen Punkten wörtlich auf zufassen sei, da man z. B. jetzt allgemein annehme, daß die sechs Tage, in denen die Welt erschaffen sei, nicht Tage von 24 Stunde Dauer, sondern größere Zeiträume bereuten, und da die Erde zweifellos schon Hunderttausende von Jahren bestehe, die Erschaffun der Erde der Bibel nach aber um das Jahr 4000 v. Chr. stattge funden habe, so könne man wohl auch annehmen, daß die nach 8 Bibel durch vierzigtägige Niederschläͤge verursachte Sintfluth in Wirklichkeit erheblich länger andauernde Niederschläge erfordert hätten und daß das Wort „Erschaffung der Welt“ mit „Erderneuerung“ hien gleichbedeutend sei; eine allgemeine Zerstörung aller Lebewesen sei zweifellos nach den bisher angestellten Berechnungen etwa um das Jahr 4000 v. Chr., dem Zeitpunkt der biblischen Sintfluth, ein⸗ getreten, und sie müsse mit Naturnothwendigkeit mit einem Wechsel von 10 500 Jabren, ungefähr um das Jahr 6400 n. Chr. wieder kommen. Die bis zu diesem Zeitpunkt eintretende Vermehrung der Niederschläge werde die Ebenen versumpfen, die Menschheit durch Krankheiten zerstören lassen und sie zwingen, sich mit ihren Culturen immer mehr von der Ebene auf die Höhen zurück⸗ zuziehen, wo schließlich die Zeit der großen Katastrophe nur die stärksten Glieder der Menschheit überleben würden. Alsdann würden allmählich wieder ruhigere Tage folgen, der Mensch von der Höhe in die Ebene herabsteigen, und ein gesundes kräftiges Menschen⸗ geschlecht werde von neuem die Ebene bevölkern und Culturen an legen. So sorge die Natur in darwinistischem Sinne stets selbst für Erneuerung aller Wesen und Heilung der Wunden, die sie schlage. Solche Zeiten seien nachweisbar wiederholt, wenigstens zweimal, ein⸗ getreten, es sei dies die diluvianische oder Eiszeit; eine solche voll⸗ ständige Vereisung der Erde werde sich wiederholen. Um das Jahr 1228 n. Chr. sei die Zeit der ruhigsten Tage und der besten Witterung gewesen. Seit dieser Zeit verschlechtere sich die Witterung, wenn auch unmerklich für uns, doch mit Sicherheit. Ein schweizer Forscher habe im Jahre 1821 in einem gänzlich ver⸗ gessenen Werke festgestellt, daß in der Schweiz dort, wo jetzt Gletscher seien, früher Weinberge, Brücken, Kapellen u. dergl. sich befunden haͤtten und daß im Laufe von 800 Jahren durch das Vorrücken der Gletscher diese Zeichen größerer Cultur verschwunden seien. Ein Beweis für die Verschlechterung der Witterung sei auch das Aufhören des Weinbaues im nördlichen Deutschland, der z. B. bei Marienburg zur Zeit der Herrschaft des Deutschen Ordens unzweifelhaft in hoher Blüthe gestanden habe. Ferner werde man einen Beweis für eine allgemeine Zerstörung aller Lebewesen auf der Erde darin sehen müssen, daß die Geschichte positiv bis auf etwa 3500 v. Chr. zurückgehe, bis auf 4000 v. Chr. mit sagenhaften Traditionen, darüber hinaus aber alles aufhöre. Dafür, daß solche Zerstörungen sich periodisch wiederholten, sprächen auch die Spuren hoher Cultur, die sich an den verschiedensten Orten der Erde fänden und mit Sicherheit auf ein Alter schließen ließen, das viel höher als sechstausend Jahre sein müsse. Somit glaube er den Zusammenhang der früheren und der zukünftigen Eiszeit mit der hauptsächlich durch den Einfluß des Mondes hervorgerufenen Witterung auf der Erde und die Berechtigung, sie in einem Vortrage zu vereinigen, nachgewiesen zu haben.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
In den „Statist. Mittheil.“ des Cantons Basel⸗Stadt wird berichtet: Um den Einfluß des Alkoholismus auf die Zahl der Sterbefälle beurtheilen zu können, wurden die während der letzten zwölf Jahre nachweislich infolge oder unter Mitwirkung des Alkoholismus erfolgten 240 Todesfälle, von denen 205 auf männliche Personen ent⸗ fielen, näher untersucht. Am häufigsten waren solche Todesfälle im Alter von 40 bis 50 Jahren (bei 8,8 % aller gestorbenen Männer) und im Alter von 50 bis 60 Jahren (bei 6,3 %). „Bemerkenswerth ist, daß nur 53 mal, also nur etwa bei dem fünften Theil dieser Verstorbenen, „Alkoholismus“ bezw. „Säufer⸗ wahnsinn“ als Todesursache eingetragen war, bei 29 ist „Leber⸗ schrumpfung (ex abusu spirituosorum), bei 26 Lungenent⸗ zündung (mit Säuferwahnsinn ꝛc.), bei 26 Lungenschwindsucht (mit Säuferwahnsinn ꝛc.), bei 20 „Herzentartung“ bezw. „Herz⸗ lähmung“ (mit Säuferwahnsinn ꝛc.) u. s. w. als Todesursache ver⸗ zeichnet worden.
Die Erhebungen zeigen in beachtenswerther Weise, wie die übliche Statistik der Todesursachen nur einen geringen Theil der thatsächlich durch den Alkoholismus bedingten Todesfälle nachweist.
Zweite Beilage
Statistik und Volkswirthschaft.
Das erste Heft des Jahrgangs 1892 der vom Kaiserlichen Amt herausgegebenen Vierteljahrshefte zur Deutschen Reichs enthält, außer einer Nachweisung über die für die Reichsstatistik geltenden Be⸗ stimmungen, folgende Arbeiten: 1) Hauptergebnisse der Volkszählung vom 1. 12. 1890, 2) Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im Jahre 1890, 3) der deutsche Steinkohlenbergbau im Jahrzehnt 1881/90, 4) die Seeschiffahrt im Jahre 1890, 5) Ergebnisse der Statistik der Tabacks steuer für das Erntejahr 1890/91, 6) eine ausführliche Veröffentlichung über die überseeische Auswanderung im Jahre 1891, 7) eine vorläufige Mit⸗ theilung der Statistik der Kranken⸗
Statistischen An Statistik des
Hauptzahlen der si - Arbeiter im Jahre 1890
versicherung der Arbeiter im Jahre 1890. 8 8 Das erste Heft der neuen „ Monaslichag, Nachweise
über den auswärtigen Handel des Zollgehlets“
1892) ist gleichfalls erschienen.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Im Kreise Münsterberg beträgt, wie die Schweidnitzer „Täg⸗ liche Rundschau“ berichtet, gegenwärtig die Zahl der Personen, welche sich im Genuß der Altersrente befinden, 187. — Im Kreise Namslau sind neuerdings wieder 34 Personen Altersrenten bewilligt worden, sodaß ihre Gesammtzahl jetzt 375, beträgt und zwar 359 in der 1. Lohnklasse, 10 in der II. Lohnklasse und 5 in der III. Lohnklasse. Es fließt mithin dem Kreise Namslau alljährlich eine Rentensumme von 40 698 ℳ zu.
Ergebniß der Volkszählung. Nach einer Veröffentlichung des Kaiserlichen Statistischen Amts im 1. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs belief sich die ortsanwesende Bevölkerung des Reichs am 1. De⸗ zember 1890 nach endgültiger Feststellung des Volkszählungs⸗ ergebnisses auf 49 428 470 Einwohner, von denen 24 230 832 männ⸗ lichen, 25 197 638 weiblichen Geschlechts waren.
Die Volkszählung vom 1. Dezember 1885 hatte eine Bevölkerung von 46 855 704 ergeben, so daß die Einwohnerzahl inzwischen um 2572 766 gestiegen ist. Zu einem, freilich sehr kleinen Theile rührt diese Zunahme von der Erwerbung Helgolands her, das am 1. De⸗ zember 1890 2086 Bewohner hatte. Sieht man von diesem neu er⸗ worbenen Gebietstheile ab, so verbleibt eine Zunahme während der letzten Volkszählungsperiode von 2 570 680 Einwohnern. Größer war in derselben Zeit die natürliche Bevölkerungsvermehrung, diejenige also, welche durch den Ueberschuß der Zahl der Geborenen über die der Gestorbenen veranlaßt ist. Es betrug nämlich die Zahl der in dem Zeitraum zwischen den beiden Volkszählungen vorgekommenen B
Geburten (einschließlich der Todtgeburten). . 9 111 832 Sterbefälle (einschließlich der Todtgeburten) . 6 209 956 und somit der Geburten⸗Ueberschuß . . . . 2 901 876 Hiergegen die thatsächliche Zunahme von 2 570 680 gehalten, ergiebt sich eine Differenz von . . . 331 196 welche den Verlust darstellt, den die Bevölkerung des Reichs in dem fünfjährigen Zeitraum zwischen den Zählungsterminen von 1885 und 1890 durch Wanderungen erlitten hayrt. 3 Werden die summarischen Ergebnisse aller seit der Errichtung des Deutschen Reichs veranstalteten Volkszählungen zusammengestellt, so sind gezählt worden: gaam 1. Dezember 1871 41 058 792 Einwohner 1875 42 727 360 1880 45 234 061 1885 46 855 704 X1““ “ In dem ganzen 19 jährigen Zeitraume hat sich demnach die Be⸗ völkerung des Reichs um 8 369 678 (bei Ausschluß Helgolands um 8 367 592) Köpfe vermehrt.
9
8 1. 1
Ueber die Krankenversicherung der Arbeiter im Jahre 1890 werden vom Kaiserlichen statistischen Amt in dem soeben erschienenen Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs die vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht, aus denen nachstehend die Schlußsummen für das Deutsche Reich wiedergegeben werden. Durch schnitts⸗ zahl der Mit⸗ glieder. ℳ
Krank⸗ heits⸗ kosten.
Zahl der Kassen.
Krank⸗
Kassenarten. heitstage
Gemeinde ⸗ rung . 1“ Orts⸗Krankenkassen , Betriebs⸗(Fabrik⸗) Kranken⸗ ö4*“* Bau⸗Krankenkassen. Innungs⸗Krankenkassen Eingeschriebene Hilfskassen. Landesrechtliche Hilfskassen.
Krankenversiche⸗ “ 4 605 862
1101 364 86 16 336 271
8 011 4 119
6 124 130 452
1 869 468
10 00 ρ —
00
—
10 784 966 * 217 304 338 604
5 881 013 144 668] 1 012 669 Zusammen 6 579 539 39 176 689
Im Jahre 1889 [20 6 144 199 33 428 682
Vermehrt haben sich die Kassen der Gemeinde⸗Krankenversicherung,
die Orts⸗ und Betriebs⸗Krankenkassen je um ca. 100; die durchschnitt⸗ liche Mitgliederzahl der Orts⸗Krankenkassen um cga. 200 000, der
Betriebs⸗Krankenkassen um ca. 100 000. — Die Krankheitstage und
Krankheitskosten weisen im Vergleich zum Vorjahre nicht bloß
summarisch, sondern auch in See auf die Belastung der Mitglieder
höhere Ziffern auf; denn es entfielen auf 1 Mitglied Krankheitstage 1889 1890
3,9
Krankheitskosten Mark 1889 1890 6,86 7,41 10,85 11,91 14,98 16,72 19,48 18,78 8,77 9,70 12,90 14,65
Gemeinde⸗Krankenversicherung Orts⸗Krankenkassen. 8 Betriebs⸗Krankenkassen Bau⸗Krankenkassen.. Innungs⸗Krankenkassen. Eingeschriebenen Hilfskassen Landesrechtlichen Hilfskassen . 8,3 12,47 14,20
Ueberhaupt . . 5,4 6,0 11,55 12,77. Die höhere Krankheitsziffer dürfte mit durch die Influenza ver⸗ ursacht sein, welche im Dezember 1889 auftrat und bis weit in das
Jahr 1890 hinein sich verbreitete. 8 An den gesammten Krankheitskosten von rund 84 Millionen
Mark participiren Arzt und Arznei mit 31 und die Krankengelder mit
40 Millionen Mark. 8 8 Die Gesammtausgabe der Krankenkassen stellte sich auf
92 709 644 ℳ, die Gesammteinnahme auf 114 558 315 ℳ, wovon
zeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 3. Mäürz
8
8
1892.
—
Ueber die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle bringt das 1. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs eine 8 dor wir
Zusammenstellung für das Reich und einige fremde Länder, der folgende, auf das Jahr 1890 bezügliche Zahlen entnehmen:
8 Ss Geborene Gestorbene 11 (ohne die Todt⸗ jch!lt gen
chließungen geborenen)
1 199 006 876 505 643 226
86 165
Geburten⸗ Ueberschuß
Reich 395 356 269 332 250 129 20 866
560 247 — 38 446 350 819
—
Deutsches
celsches Frankreich. Großbritannien. Irland
Italien N1111- 211795 392 Berechnet man das Verhältniß zur mittleren Bevölkerung, so kamen in dem genannten Jahre auf 1000 Einwohner
8 Mehr Ge⸗ borene als Gestorbene
Geborene Gestorbe (ohne
35,7 24,3
21,9 22,9
29,6 19,2
225 18,4
26,5
schließungen
dem Deutschen Reich Frankreich... Großbritannien. Irland
Italien 1.u.“ 36,0 m Im Deutschen Reich fanden sonach verhältnißmäßig mehr E schließungen statt, als in den übrigen hier aufgeführten Ländern. Geburten⸗ und die Sterbeziffer war am größten in Italien. Die natürliche Vermehrung der Bevölkerung (durch Geburtenüberschuß) war relativ am stärksten im Deutschen Reich. Frankreich nimmt eine Sonderstellung insofern ein, als hier die Sterbefälle zahlreicher waren, als die Geburten.
SSS
SSU
Idjg — b
Ein⸗ und Auswanderung.
Im Laufe des Jahres 1891 sind in den Regierungsbezirk Trier eingewandert: 299 Familien mit 1097 Mitgliedern und 29 einzel⸗ stehende Personen, von welchen 547 dem männlichen und 579 dem weiblichen Geschlechte angehören. Hiervon waren 738 bayerischer und 224 oldenburgischer Herkunft.
Aus dem Regierungsbezirk sind in derselben Zeit ausgewandert: 32 Familien mit 171 Mitgliedern und 138 einzelstehende Personen, von welchen 225 dem männlichen und 84 dem weiblichen Geschlechte angehören. Hiervon sind 205 nach Amerika, 64 nach Luxemburg, 10 nach Oldenburg, 11 nach der Schweiz, die übrigen nach ver⸗ schiedenen anderen Staaten ausgewandert.
Handarbeitsunterricht.
In Köln hat sich ein Verein gebildet, welcher sich die Aufgabe gestellt hat, Sinn und Verständniß für die Handarbeiten der Be⸗ völkerung zu heben und durch Ausbildung von Lehrern sowie durch Einrichtung von Schülerwerkstätten der Erziehung zur Arbeit in weiteren Kreisen Eingang zu verschaffen; der Verein tagt unter Vorsitz des Ober⸗Regierungs⸗Raths Fink und zählt bereits zahlreiche Mit⸗ lieder. Der Unterricht wird in der Stadt in sämmtlichen Kinder⸗ vorten und in mehreren Cursen für zahlende und nichtzahlende Schüler ertheilt. Erfreulicher Weise haben sich auch viele Schüler höherer Lehranstalten zur Theilnahme an den Cursen gemeldet.
Die Anhaltische land⸗ und forstwirthschaftliche Berufsgenossenschaft
ihren Geschäftsbericht für das Jahr 1890 veröffentlicht. Daraus ergiebt sich, daß die Zahl versicherungspflichtiger land⸗ und forstwirthschaftlicher Betriebe gegen das Vorjahr im wesent⸗ lichen keine Veränderung erfahren hat, sodaß auch die Zahl der versicherten Personen sich infolge dessen auch nicht wesentlich ver⸗ ändert hat. Im abgelaufenen Geschäftsjahre sind bei der Berufs⸗ genossenschaft 271 Unfälle zur Anzeige gebracht worden gegen 158 im Vorjahre; im laufenden Jahre dürfte sich die Zahl, sowei sich bis jetzt übersehen läßt, nicht vermindern. An Todesfällen sind 14 in diesem Jahre zu verzeichnen. — Die Zahl der Rentenempfänger beziffert sich zur Zeit auf 72, darunter 14 Wittwen und 12 Kinder. Von den Entschädigungsansprüchen, welche im abgelaufenen Rechnungsjahre gemacht worden sind, wurden 15 ab⸗ gelehnt; in 9 Fällen wurde die Rente wieder aufgehoben, weil die Empfänger wieder hergestellt waren. Die Verwaltungskosten, ab⸗ züglich der Kosten für erste Einrichtung, betragen 9087,41 ℳ, d. i. für hundert Mark des zur Berechnung zu ziehenden Lohnwerths von 11 117 000,00 ℳ ca. 8,2 ₰. Bei der diesjährigen Umlegung sind für jede hundert Mark oben genannten Lohnwerths 29 ₰ oder für jede Mark 0,29 ₰ umgelegt bezw. erhoben worden, sodaß auf diese Weise wiederum der Bedarf an Verwaltungsmitteln bis zur nächsten Um⸗ legung gedeckt ist. — Der Rechnungsabschluß ergiebt die Bilanz von Einnahme und Ausgabe auf 30 939,77 ℳ Der Stand des Vermögens belief sich am 31. Dezember 1890 auf 3930,50 ℳ,.,
hat
Wohlthätigkeit. Februar verstorbene Großindustrielle, Geheime Commerzien⸗Rath Wilhelm Karl Schreiber hat, wie der „Hann. Cour.“ mittheilt, der Stadt Nordhausen die Summe von 50 000 ℳ ausgesetzt mit der Bestimmung, daß von den Zinsen dieses Kapitals verarmte Bürger der Stadt unterstützt werden sollen.
Der am 13.
Zur Arbeiterbewegung.
In Hannover fand auch gestern wieder eine kleine Bewegung unter den Arbeitslosen statt. Ein Arbeitertrupp begab sich, wie der „Hann. Cour.“ mittheilt, aufs neue zur Wohnung des Stadt⸗ Directors und ließ ihm durch eine Deputation die Bitte um Anweisung von Beschäftigung vortragen. Nachdem der Herr Stadt⸗ Director zugesagt, daß die in Hannover ansässigen Arbeits⸗ losen, in erster Linie die Familienväter, in allernächster Zeit von Seiten der Stadt mit Arbeit versorgt werden sollten, brachte der ganze Trupp dem Stadtoberhaupt ein Hoch und zerstreute sich dann. — Ueber die Vorgänge am Dienstag erfährt das Blatt noch, daß von den Tumultuanten auf dem Klagesmarkte die wenigsten selbst Arbeit begehrten, der größere Theil vielmehr aus bloßer Lust am Skandal sich an den Ausschreitungen, bei welchen mehrere Verwun⸗ dungen vorkamen, betheiligte. Die wirklich nach Arbeit Begehrenden benahmen sich an beiden Tagen durchaus ruhig. 8
In Leipzig haben gestern Vormittag im Nordwesten der Stadt Ansammlungen von Arbeitslosen stattgefunden, über welche die „Leipz. Ztg.“ berichtet: Auf der Wiese zwischen dem „Neuen Schützenhause“ und dem Rosenthal hatten sich in den Vormittags⸗ stunden etwa 200 bis 300 Arbeitslose d. h. meist solche Personen, die vom 1. Januar bis 31. Dezember grundsätzlich immer arbeitslos sind, angesammelt. Der Haufe fing schon im Walde an auseinander⸗ zugehen. 100 bis 150 Personen zogen in losem Zuge nach der Stadt und wurden schon an der Brücke vor dem Frankfurter Thor von den Sicherheitsorganen zerstreut. Widersetzlichkeiten kamen hierbei nicht vor. — Das Zurücktreten der gewerkschaftlichen Be⸗ wegung in Leipzig ließ sich wieder an einer Versammlung der ver⸗ einigten Maurer und Bau⸗Hilfsarbeiter beobachten, die am Dienstag stattfand. Die Angehörigen dieser in Leipzig nach Tausenden
91 229 727 ℳ aus Beiträgen und Eintrittsgeldern erwachsen sind.
zählenden Berufe waren in der Versammlung nur durch 70 Personen
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vertreten. Wa egirt Congreß vorgenommen und sodann der Beitritt zum Centralverbande
der Maurer Deutschlands beschlossen.
gefordert und gaben auch der Aufforderung Folge. Am Nachmittag durchzogen abermals kleine Arbeitertrupps die Hauptstraßen. Ruhestörungen ist es nicht gekommen.
200 Arbeiter aus dem Stadtbezirk Danzig eingestellt Beförderung der Arbeiter dorthin und zurück wird von Freitag, den 4. März, ab täglich per dar
Morgens von Danzig und 6 ½ Uhr Abends von der Arbeitsstätte. Der Tagelohn beträgt 1,80 ℳ, wovon 10 ₰ für die Fahrt in Abzug bracht werden. tragen zur Pflicht gemacht.“ i Rathhause eine Menge von Arbeitern eingefunden, um wegen schaffung von Arbeit vorstellig zu werden. a den Inhalt obiger Bekanntmachung den Nachsuchenden mittheilen, die sich darauf ruhig zerstreuten.
richtet, beendigt ist; m San Michele bei Susa fanden ernstliche Ruhestörungen statt. Die Bürgerschaft griff die Carabinieri an, die von ihren Waffen
schwer verwundet.
Löhne und kürzeren Arbeitsstunden Corr.“ mittheilt, die 3 In der Jahresversammlung der Actionäre erklärte der Vorsitzen daß der Gesellschaft durch die erwähnten Zugeständnisse Mehrkosten in Höhe von 30,000 Pfd. Sterl. entstanden sind, die aber durch die Einführung des Billetsystems mehr als eingebracht wurden.
Es wurde die Wahl eines Delegirten für den Halberstädter
In Rostock fand am Montag eine Arbeiterkundgebung statt. Ungefähr 150 Arbeitslose zogen, wie der „Frkf. Ztg.“ geschrieben
wird, nach der Privatwohnung des Polizei⸗Senators, wo sie ihr Anliegen auf Zuwendung von Arbeit en. Abge begab sich der Zug nach dem Polizeibureau, vm dort seine Bittstellung
2 0 vorbrachten. Abgewiesen,
u erneuern. Hier wurden die Arbeiter zum Auseinande gehen auf⸗
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Zu
Ueber Maßnahmen der städtischen Behörden in Danzig
zur Beschaffung von Arbeit h,LS gegenwärtig beschäftigungs⸗ losen Arbeiter wird von dort
Die Stadtverordneten⸗Versammlung bewilligte 10 000 ℳ, um
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den Magistrat in den Stand zu setzen, Rieselfeldarbeiten vor⸗ nehmen zu lassen. Der Erste Bürgermeister Dr. Baumbach hat alsdann von Arbeit
SAI Io Feshe. „Behufs Beschaffung WMor Psol- Weichsel⸗
zunächst
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erlassen: Rieselfeldern bei und hierzu
werden Werde
Bekanntmachung auf den städtischen Angriff genommen
folgende sollen
nünde Erdarbeiten in
Dampfer erfolgen, und zwar um 6 Uhr Den Arbeitern wird ein ruhiges und anständiges Be⸗ Dienstag Vormittag hatte sich vor dem
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Herr Dr. Baumbach ließ
der „Voss. Ztg.“ vom gestrigen Tage be⸗ Cigarrenarbeiterinnen
der 1 te Arbeiterinnen wurden erfüllt. In
Aus Venedig wird daß der Ausstand die Wünsche der
Gebrauch machten; zwei Personen wurden hierbei getödtet, fünf
Die von der Londoner Omnibus⸗Gesellschaft nach dem roßen Strike des Vorjahres ihren Angestellten bewilligten höheren 1 haben, wie die Londoner „Allg. Rentabilität der Gesellschaft nicht beeinträchtigt.
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Handel und Gewerbe.
der Reichsbank sind im
abgerechnet worden gegen 1 272 983 100 ℳ im Fe⸗
Bei den Abrechnungsstellen oruar 1892 1 551 116 700 ℳ
337 023 100 ℳ im Januar d. J. und
bruar 1891.
und Koks sien. 8— nicht rechtzeitig
M. gestellt nicht
Tägliche Wagengestellung für
an der Ruhr und in Ob
An der Ruhr sind am 2. d. M gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 1. d. rechtzeitig gestellt keine Wagen.
— In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung; gemeinen Deutschen Handelsgesellschaft wurde dende auf 4 ½ % festgesetzt und dem Aufsichtsrath und lastung ertheilt.
— Das Curatorium der Preußischen Boden⸗Credit⸗ Actien⸗Bank hat dem Antrage der Direction gemäß beschlossen, der Generalversammlung eine Dividende von 7 % pro 1891 vorzu⸗ schlagen. Der Reingewinn beträgt 2 782 892 ℳ; hiervon zum Re⸗ servefonds 282 892 ℳ, verbleiben 2 500 000 ℳ; ab 4 % Dividende auf 30 000 000 ℳ Actienkapital 1 200 000 ℳ, verbleiben 1 300 000 ℳ; ab 20 % Tantièmen mit 260 000 ℳ und 3 % Super⸗ dividende mit 900 000 ℳ, bleibt als Gewinnvortrag 140 000 ℳ Der Gewinnvortrag aus 1890 von 203 200 ℳ wird in folgender Weise vertheilt: Es erhalten der Reservefonds 95 309 ℳ, der Amortisationszuschlagsfonds 80 000 ℳ, die Pensions⸗ kasse der Beamten 27 891 ℳ% Das neue Bankgebäude (Voßstraße 6) kostet inel. der drei feuersicheren Tresors und eines reichhaltigen In⸗ ventariums 1 225 308 ℳ, davon wurden bereits im Vorjahre abge⸗ schrieben 180 000 ℳ, dem Erxtra⸗Reservefonds werden zu einer wei⸗ teren Abschreibung 545 308 ℳ entnommen, sodaß das Haus fortan nur mit 500 000 ℳ zu Buche stehen wird.
— Der Aufsichtsrath der Bank für Rheinland und West⸗ phalen in Köln hat beschlossen, der Generalversammlung die Ver⸗ theilung einer Dividende von 5 ½ % für das Jahr 1891 in Vorschla zu bringen.
DCas Leipzig, 2. März.
3028,
(W. T. B.) Kammzug⸗Termin handel. La Plata. Grundmuster B. per März 3,32 ½ ℳ, per April 3,35 ℳ, per Mai 3,37 ½ ℳ, per Juni 3,40 ℳ, per Juli 3,42 ½ ℳ, per August 3,42 ½ ℳ, per September 3,42 ½ ℳ, per Okto⸗ ber 3,45 ℳ, per Nopember 3,45 ℳ, per Dezember 3,45 ℳ, per Januar 3,45 ℳ Umsatz 5000 kg. Wien, 2. März. (W. T. B.) Die Gesammteinnahmen der rientbahnen betrugen in der Woche vom 5. Februar bi bruar 1892 149 299,16 Fr., vom 1. Januar bis 4. Februar 867 898,33 Fr., zusammen seit Beginn des Betriebsjahres 7 197,49 Fr. auf einer Länge von 1265 km. London, 2. März. (W. T. B.) Die Steigerung der Kohlenpreise dauert fort; an der Londoner Kohlenbörse fand heute eine weitere Preiserhöhung von 4 Schillingen per Tonne statt An der Küste 1 Weizenladung angeboten
Verkehrs⸗Anstalten. 1t 8 Bremen, 2. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern Nachmittag in New⸗York, der Schnelldampfer „Spree“ heute Morgen in Southampton angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist heute Morgen in Genua angekommen. 8 1 — 3. März. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Saale“, nach New⸗York bestimmt, hat am 2. März Vormittags Dover passirt. Der Postdampfer „Weser“ ist am 1. März von Bahia nach Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Straßburg“, nach dem La Plata bestimmt hat am 2. März Quessant passirt. Der Reichspostdampfer SFohenstaufen“ hat am 2. März Nachmittags die Reise von vdelaide nach Colombo fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 1. März Vor⸗ mittags von New⸗York via Southampton nach der Weser abge gangen. Der Schnelldampfer „Spree“ hat am 2. März Morgens die Reise von Southampton nach Bremen feortgesetzt; derselbe überbringt 333 Passagiere und volle Ladung. —