Italien.
Wie die „Gazzetta Piemontese“ wissen will, beabsichtige die Regierung zur Deckung des Fehlbetrages im Staatshaushalt, bei der Kammer die Einführung eines Zündholzmonopols, die Erhöhung der Spiritus⸗ und der Erb⸗ schaftssteuer, sowie die Aufnahme einer Anleihe auf Grund des Eisenbahnbesitzes vorzuschlagen. 1 Anläßlich des Jahrestags der Krönung des Papstes celebrirte gestern, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, der Cardinal Zigliara in der Sixtinischen Kapelle eine Dankmesse. Der Papst sowie die Cardinäle und das bei dem päpstlichen Stuhl accreditirte diplomatische Corps wohnten der Messe bei. Der Papst, welcher, wie es in der Meldung heißt, vortrefflich aussah, intonirte selbst das auf die Messe folgende Tedeum. Der Cardinal⸗Staatssecretär Ram polla gab zur Feier des Tages ein diplomatisches Diner, bei welchem der Doyen des diplomatischen Corps, der französische Gesandte Graf Lefebvre de Béhaine den Toast auf das Wohl des Papstes ausbrachte. Cardinal Rampolla erwiderte mit einem Toast auf das Wohl der beim päpstlichen Stuhl vertretenen Souveräne. Ueber den Empfang der Cardinäle zur Geburtstags⸗ beglückwünschung des Papstes am letzten Dienstag (s. Nr. 54 d. Bl.), sowie pie bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden wird dem „Hamb. Corr.“ noch Folgendes berichtet: Bei der feierlichen Audienz im Thronsaale fungirte Cardinal Monaco La Valetta als Sprecher. In seiner Ansprache sagte der Car⸗ dinal: Das heilige Collegium sei von Dankbarkeit erfüllt, daß Gott die Gnade habe, den Papst diesen glücklichen Tag in voller Rüstigkeit erleben zu lassen. Er pries die Thaten, mit denen Papst Leo XIII. sein Pontificat auch in diesem Jahre verherrlicht habe, wies auf das Denkmal hin, welches Inno⸗ cenz III. im Lateran errichtet wurde, und sprach die Hoffnung aus, daß es dem Papst vergönnt sein werde, die Ideen, die Innocenz III. beseelten und ihn mit heiligem Eifer erfüllten, in vollem Glanze verwirklicht zu sehen zum Triumphe der Kirche und zur Wohlfahrt der Menschheit. Der Papst antwortete, daß er anfangs gedacht habe, seinem großen Vor⸗ fahren ein Ehrendenkmal in Perugia zu errichten, wo derselbe von Gott in das bessere Jenseits abberufen worden; allein der Lateran, wo Innocenz III. das weltgeschichtliche Concil abgehalten, welches der Kirche und den Staaten neue Wege gewiesen, sei ihm nachher als ein des Ehrendenkmals würdigerer Ort erschienen. Und so erhebe sich das Monument in der Kirche des Lateran — in Gegenwart und Zukunft ein Wahrzeichen des Kampfes um den Triumph der unverrückbaren Gesetze Gottes. Die Ideen, welche den Papst Innocenz beseelten, seien, soweit sie die Befreiung des heiligen Landes betrafen, der Ausfluß gewesen jener mystisch⸗glaubenseifrigen Zeit, in Bezug auf die Unabhängigkeit der Kirche aber der Ausfluß der göttlichen Wahrheit. Dasselbe Ziel verfolge gegenwärtig er (Leo XIII.), zwar mit geringerer Thatkraft, aber mit gleichem Eifer. Die Aufgabe sei heutzutage schwer. Zur Zeit Innocenz III. sei der Glaube noch die Hauptstütze des geistigen Lebens der Völker gewesen; heute sei der Glaube ver⸗ blaßt, und die gesellschaftlichen Einrichtungen schienen keinen
den christlichen Geist zu ver⸗ Indessen die ndernisse bewältigen werde. Er werde, so
anderen Zweck zu haben, als kümmern, den Namen Christi Kirche besitze eine Kraft, Je härter der Kampf, de schloß der Papst,
auszulöschen. die alle Hi sto schöner der Sieg. t vorgezeichneten Weg weiter heiligen Aufgabe den Rest seiner Kräfte
den von Got
Parlamentarische Nachrichten.
Sitzung des Reichstags rivi, sowie die Staats⸗ Freiherr von Marschall ging als Vorlage das Ueber⸗ Reich und den Vereinigten Nord-Amerika über das Urheber⸗
In der heutigen (187.) der Reichskanzler Graf von Cap secretäre Dr. von Boetticher, und Hollmann beiwohnten, einkommen zwisch Staaten von recht ein. zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1892/93 wurde mit dem Special⸗Etat für das Auswärtige Amt fortgesetzt.
Berichterstatter Abg. Prinz von richtete bei dem Titel das Gehalt des im Kap. 4 der dauernden Ausgaben über die Commissions⸗ verhandlungen.
Abg. Dr. Baumbach⸗Berlin (dfr.) begründet den Antrag der Abgg. Dr. Barth (dfr.) und Gen., 1 um Einleitung von Verhandlun ersucht, um durch Uebereinkun — Privateigenthums eiten zu einem vertragsmäßig anerkannten Grundsatz des Redner bezeichnete es als ein bar⸗ tem, daß das Gut des friedlichen Bürgers im Wegnahme unterliege, und wünschte, daß Deutsch⸗ land die Initiative zu dessen Beseitigung ergreife. private Kaperei sei zwar durch die Pariser Convention von 1856 verboten worden, aber Spanien und die Vereinigten Staaten von Nordamerika hätten sich dieser Convention nicht an⸗ — was in dem Streit arolinen mit Spanien schlimme Folgen hätte haben können, wenn dieser Streitfall nicht glücklicher Weise durch Schieds⸗ spruch beigelegt worden wäre.
Arenberg (Centr.) be⸗ Staatssecretärs
„ der den Reichskanzler gen mit auswärtigen Mächten ft von Staat zu Staat die
Völkerrechts zu erheben. barisches Sy Kriege der
für Deutschland
Ein Kreuzerkrieg könne den
zweischneidiges nur den Handel des feindlichen Landes, sondern mittelbar auch Derselbe Antrag sei schon 1868 im freiconservativen worden. Die jetzige politische
den des eigenen Landes. Norddeutschen Aegidi gestellt und angenommen Lage sei günstig zur Einleitung solcher internationaler Ver⸗ einbarungen.
Reichskanzler Graf von Caprivi erkennt die humanen Zwecke des Antrags an; er würde auch mit Vergnügen die in die Hand nehmen, wenn sie Erfol Aber er müsse besorgen, daß, wenn diese Sa Gegenstand internationaler Verhandlungen gemacht würde, das
Reichstag
verspräche. jetzt zum
ein Ergebniß haben könnte, das der Humanität weniger ent⸗ spräche, als der seit 1856 allgemein geltende Rechtszustand Selbst auf dem Münchener Congreß internationaler änner von 1882, die gewiß von humanen Absichten beseelt gewesen seien, sei die Erklärung über den Schutz des Privateigenthums zur See im Kriege nur mit zehn gegen sieben Stimmen ange⸗ nommen, ein Beweis, daß selbst dort eine sehr starke Minder⸗ heit dagegen gewesen sei. Für Deutschland sei es allerdings ehren⸗ voll, daß deutsche Männer in dieser Frage immer auf Seiten der Humanität gestanden hätten. Der Versuch in der Richtung des Antrags könnte ja der Mühe lohnen aber die realen Verhältnisse, die Entwickelung des Seehandels und der Mittel zur Seekriegführung hätten die Sachlage seit 1856 zu Ungunsten des Schutzes des Privateigenthums
zur See im Kriege verändert. Die Zerstörung des Handels sei auch nur eine ultima ratio im Kriege und Kriege führe man eben mit allen zu Gebote stehenden Mitteln. Die großen Seemächte, die mit einem Seekriege zu rechnen hätten, würden wohl nicht geneigt sein, auf die Zerstörung des feindlichen Handels zu verzichten. Es handle sich ja nicht nur um Wegnahme des feindlichen Guts, sondern auch des feindlichen Schiffs. Auch ohne sich dem Vorwurf des Barbarismus auszusetzen, müßten sich die kriegführenden Staaten dieses Mittel offen halten, das ebensogut beim Land⸗ kriege angewendet werde.
Bei Schluß des Blattes sprach der Reichskanzler weiter.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Berlin, 4. März. (W. T. B.) Das Königliche
Eisenbahn⸗Betriebsamt Bromberg theilt ferner mit: Bei dem Unfall des Zuges 61 von Bromberg am 4. d. M. sind getödtet: Postbeamter Benzin aus Berlin, Bremser Hauske aus Charlottenburg, Heizer Meyer II. aus Bromberg; verwundet: Zugführer Heimsoth aus Charlotten⸗ burg, Post⸗Assistent Condeck und Postschaffner Laschinski aus Berlin, Schaffner Zech aus Bromberg.
Bern, 4. März. (W. T. B.) Nach Mittheilung des
Handels⸗Departements werden die neuen Vorschläge der italienischen Regierung als eine annehmbare Basis für die Handelsvertrags⸗Unterhandlungen betrachtet.
Immerhin ist noch eine Verständigung über eine gewisse An⸗ zahl Punkte nothwendig, die ohne Zweifel in den Conferenzen, welche aller Wahrscheinlichkeit nach binnen kurzem in Zürich wieder aufgenommen werden, erfolgen dürfte.
Athen, 4. März. (W. T. B.) Die Zeitungen ver⸗
öffentlichen zahlreiche Telegramme aus den Provinzen, welche Befriedigung über die Maßnahmen des Königs ausdrücken. Wiederholte Conferenzen der Delyan nistischen Majorität über die von der Partei einzuneh⸗ mende Haltung blieben bisher resultatlos.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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Stationen. Anfang 7 Uhr.
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St. Petersbg. 769 Schauspielhaus. 3 Moskau .. 765 s Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Cork, Queens⸗ Schiller. Anfang 7 Uhr.
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Münster. 768 N. FöFbedeckt 8 Berliner Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: Anfang 7 Uhr.
Karlsruhe .. NO 4 bedeckt
Wiesbaden . 5 S 4 3 Die Königsbrüder. “ 1 Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Jungfrau Abends 7 ½ Uhr:
München .. 759 NO 6 wolki Chemnitz .. 767 2 halb 88 Berlin .. “ Breslau ..
768 N. Z wolkenl.2) —9 brüder. 762 NW 3 wolkig 766 N Awolkenlos
Nizza... Triest... Fünf Dichter.
¹) Reif. ²) Reikf.
—— Uebersicht der Witterung. Montag: Die Großzstadtluft
Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern im
allgemeinen wenig verändert, und daher dauert über Wallner⸗-Theater. Sonnabend: Z. 12
Central⸗Europa die vorwiegend nordöstliche Luft⸗
strömung fort; auch am Nordfuße der Alpen wehen Bvette. Carnevalsposse in 3 Acten mit Gesang noch starke und stürmische nordöstliche und nördliche (nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Winde. Die Temperatur ist meist noch gesunken, Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer.
4 r * Mr 1 lt 1 3 N 8 3 besonders in der Südhälfte Frankreichs, dagegen im Vorher: Der berühmte
Ostseegebiet ist allenthalben Erwärmung eingetreten, 7 ½ Uhr.
sehr erhebliche in den nördlichen Gebietstheilen. In Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend
Deutschland ist das Wetter kalt und vorwiegend ermätzgten Preisen. Gen in 3 Acten von Francis Stahl.
heiter, ohne nennenswerthe Niederschläge, an der † Küste die Temperatur 2 ½ bis 11 ½, 82 Binnen⸗ fang 4 Uhr. lande 6 bis 12 Grad unter dem Gefrierpunkt. Die
reichs hinaus in die Biscayasee. Eine Aenderung
der bestehenden Witterungsverhältnisse dürfte dem⸗/ꝙFTriedrich- Wilhelmstädtisches Theater
nächst nicht zu erwarten sein.
Theater⸗ Anzeigen.
haus. 59. Vorstellung. Cavalleria rusti- fang 7 Uhr.
canag (Bauern⸗CEhre). Oper in 1 Aufzug Sonntag: Das Sonntagskind.
von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗
icht vom 4. März, nnamigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ r Morgens. setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: 2 Musikdirector Wegener. f Zit 3 Acten von Albert Lortzing. Dirigent: Musikdirector Wegener.
Kabale und Aufzügen von Friedrich von Schiller. Regie: Herr Plaschke. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus. Afrikanerin. Oper in 5 Acten von G. Meyerbeer. Text von E. Scribe, deutsch von F. Gumbert. Ballet 2 9 W 1t . on P oni. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Stockholm. 29 Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.
Schauspielhaus. Liebe. Trauerspiel
60. Vorstellung.
von Paul Taglioni. spielers Herrn Max bauer von Tegernsee.
sang und Tanz in 4 Aufzügen von Hartl⸗Mitius.
Vorstellung. 3 Im 3. Act: „Schuhplattl⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E.
Musik von Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag und folg. Tage: von Tegernsee. Voranzeige. spielers August Junckermann. HBorsi 8 1 81 Eifter Abend: Sarel Brastg. Lebensbild in Acten Berlin: ¹) Heben eines Hrchesters von 12 Mann. nach der gleichnamigen Erzählung von Fritz Reuter.
Der Protzenbauer Mittwoch: Gastspiel des Hofschau⸗ hohe Riesenfontäne. — Außerdem: Auftreten der „Reuter⸗Cyeclus“.
5 bedeckt Deutsches Theater. Sonnabend: wolkig und Julia. Anfang 7 Uhr.
2 wolkig Sonntag: Der Richter von Zalamea. 1 bedeckt Montag: Die Kinder der Excellenz. 1 bedeckt Die erste Aufführung von „Hans Lonei“, Lust⸗ l wolkig — spiel in 4 Aufzügen von Adolph LArronge, findet 1 bedeckt¹) sam Donnerstag statt.
Der Tanzteufel. 4 Acten von Ed. Jacobson und
Gustav Steffens. nst. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Tanzteufel.
In Scene ge
von Orleans. Die Königs⸗
Montag: Schlimme Saat.
754 b Ahalb bed b 330 (Fi — 2 1eze Fiaker 117). 756 O? 5 wolkenlos Sonntag, Nachmittags 2 ½
Sas Eerag h 8 Abends 7 Uhr: Paragraph 330 (Fiaker 117).
98 8
Fle d'Aix. . 763 O⸗. 5 wolkenlos G Lessing⸗Theater. Sonnabend: Paragraph 1 Fünf Dichter.
Die Ehre. Jäger, Terufal,
in München.
Rauchenegger. esetzt vom Ober⸗Re ng: Ein Dorf im
Mitbürger. Vorstellung.
von G. v. Moser.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ unter Mitwirkung von Frl. Friederike Mayer aus burg. Sonnabend: Zum 8. Male: Riquette. Lust⸗ spiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Sonntag: Matinée. piel in 4 Acten von Conrad Alberti. mittags 12 Uhr. 1 Abend⸗Vorstellung: Riquette.
Wien und Herrn Heinr. Grahl (Ten.).
1 Anfang 7 ½ Uhr. Concert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder⸗ Ein Vorurtheil. Schau⸗ Concert. Anfang 7 Uhr.
Anfang Vor⸗ Ouv. ‚Rosamunde“ von Schubert. „Nebucadnezar⸗ svvon Verdi. Phantasie aus „Don Juan“ von Mozart.
Ungarische Tanze Nr. 5 und 6 von Brahms. „Nord —;,S 0 19 3 2 8 und Süd“, Walzer von Warnke. Phantasie aus
Belle-AllianceTheater. Sonnabend (letzte „Cavalleria zirsticana“ von Mascagni. „Dhe lost Woche des Ensemble⸗Gastspiels der Münchener unter Leitung des ö“ ““ Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends
Bauern⸗Posse mit Ge⸗ 7 Uhr: Parade⸗Gala⸗Vorstellung. Auf Helgoland G oder: Ebbe und Fluth. Gr. hydrol. Ausstattungs⸗
chord“ für Piston von Sullivan (Herr Böhme).
Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: „Garde⸗Husaren“. Dampfschiff⸗ und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß
Original 3 Gebrüder Rasso. Zum ersten Male in 2) Trägt Ferdinand Rasso ein Klavier sammt
Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vortragen. — „Johanniter“, geritten
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Zum von der Schulreiterin Frl. Oceana Renz. — Vier Gesangsposse in Orientalen, dargestellt von 4 Herren auf Vollblut⸗ von Er B W. Mannstädt. Schulpferden in Prachtecostum. — „Emir“(Apporteur), Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von vorgeführt von Herrn Ernst Renz (Enkel). — 6 Gla⸗ setzt von Adolph diatoren, plastische Gruppirungen. — Mlle. Theresina
auf dem 20 Fuß hohen Drahtseil. — Miß Edith auf ungesatteltem Pferde. — Mr. Alex. Briatore 8 Saltomortalesreiter. — Mr. Jules, Jockeyreiter ꝛc. — Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Clowns. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: 6. Gastspiel Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr des Kgl. bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher (1 Kind frei): Mazeppa's Verbannung. Abends aus München, der Damen Schäfer, Neubauer und 7 Uhr: Auf Helgoland. 9 8 L 2 Stöhr, Brandtner ——— (Schuhplattler), sämmtlich vom Gärtnerplatz⸗Theater e 1 8 Volksstück in S (6 Bildern) von Benno Verlobt: Frl. Anna Traeger mit Hrn. Badearzt I. Krägel. In Scene Dr. Emil Wiedemann (Breslau-— Charlotten⸗ Uenn A. Kurz. hiengau an der Tyroler Grenze. Hrn. Lieut. Hans von Briesen (Liegnitz —Lübe (Zangerl, Dorfbader: Herr Dreher.) Anfang 7 ½ Uhr. Verehelicht: 8r.ensent t Ftt hes⸗ ine
Sönntag: Dieselbe Vorstellung. 2 Verehelicht: Hr. Friedrich von Woedtke mit 18 7.e Reif⸗Reiflingen. Schwank in 4 Acten D. Hans von Wj —2 Beu
a a. D. Hans von Witte (Ragow). Hrn. Lieut.
—₰ „ . 8 e2 8 Ort der Hand⸗ brunn). — Frl. Margarethe von Wallenrodt mit
Frl. Helene von Gerlach (Hanno Frl. Heler in Gerlach (Hannover). 8 Volksthümliche Geboren: Eine Tochter: Hrn. Rittmeister
Hohnhorst (Berlin).
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Abend⸗Vorstellung. 1 Frostgrenze erstreckt sich über die Westküste Frank⸗ rühmte Mitbürger. Anfang 7 ½ Uhr.
9 Vorm. —
Gestorben: Hrn. Justin von Obernitz Sohn Edgar (Wahlstatt). — Hrn. Major a. D. A. von Obernitz
Hohenzollern⸗Galeri Sohn Albrecht (Wahlstatt). — Hr. Oberst a. D. am Lehrter Bahnhof.
— Gr. histor. Rundgemälde 1640— 1890. Sqf ZI 11 Ab. 1 ℳ Kinder 50 ₰. Schlieben (Berlin). — Hr. Oberst⸗Lieut. a.
Friedrich von Massow (Stettin). — Verw. Frau “ Hauptmann Henriette von Foerster, geb. von
Deutsche S Sonnabend: Mit neuer Ausstattung zum 45. Male: sche Seewarte. Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von —qqmmnnnng—üj——V Dug Wittmann und Julius Bauer. Musik von
gesetzt von Julius
Am Landes⸗Ausstellu Geöffnet von 12 — 11 2 wissenschaftlichen Theater. Anfang 7 ½ Uhr.
rl Millöcker. In Scene
edermann. Die
Bruno von Germar (Potsdam). — Frl. Henriette von Restorff (Bützow). — Fr. Hauptmann He⸗
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. lene von Tresckow, geb. von Lösch (Berlin).
8⸗Park (Lehrter Bahnhof). ch Vorstellung im Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
es die Anschlag⸗ Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Fribsche. Dirigent: Kavpellmeister ecorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ Costume vom Garderoben⸗Inspector V Concerte.
Sing⸗-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr. Sieben Beilagen von Hugo Wolf (einschließlich Börsen⸗Beilage).
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Berlin, Freitag, den 4. März
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Königreich Preußen.
gliche Technische Hochschule zu Aachen.
gen und Uebungen im Sommer⸗Semester 1892.
en am 19. April, gen am 25. April 1892.
Professoren: von Eisenbahn⸗Hochbauten; Henrici: Einrichtung einfacher
Einrichtung größerer Ge⸗ Reiff: Figuren⸗ und Land⸗ Formenlehre und
Vorlesun
Beginn der der Vorlesun
Abtheilung für Ar Renaissance; Bauführung. — tung mittlerer Gebäude; amentik; Freihandzeichnen. — und Aquarellm IV. Curs. — Frentzen: 1 Ausbildung der — Krauß: Kunstgewerbe.
Bauingenieurwesen. auconstructionen mit mathematischer Be⸗ II. Curs; Geschichte des Brücken⸗ Wasserbau I. und II. Curs. —
Immatriculation
chitektur. Damert:
Architektur der Veranschlagen und
bäude; Orn schaftszeichnen 1 Baukunst I. b — Docenten:
alen. — Schupmann: Vischer: Allgemeine Kunstgeschichte. Detailliren von Gebäudetheilen I. Ingenieurbauten; Architektur Bossiren und Modelliren. — Privat⸗ Buchkremer:
Abtheilung Heinzerlin
Professoren: ig: Höhere Brückenbau . baues: — Intze: Bauconstruction; Wege⸗ und Eisenbahnbau I. Praktische Geometrie; G 1 : Tunnelbau; auingenieurwesens. aschineningenieurwesen. Maschinenlehre; Grotrian: Elektrotechnik I. Gutermuth:
8 ographische Ortsbestimmung; Eisenbahn⸗Trac Städtecanalisation; Encyclopädie des B. Abtheilun Theoretische ersuche. — Elektrotechnisches Maschinenconstruiren. — Herrmann: und II. Curs; Fabr Maschinenkunde (für Locomotivbau; Elemente; Grundzüge der Loco Eisenbahnwagenbaues. Heizung und Lüftung Abtheilung Chemie. Professoren: Arzruni: ie mit Demonstrationen und Uebungen im trographie mit Demonstrationen; nleitung zu selbs
Professoren: Kinematik; Maschinen⸗ Maschinenbau; Mechanische Technologie I. rkzeugmaschinen. — Lüders: und II. Curs.
Maschinen⸗ Grundzüge
Praktikum.
ikanlagen und 2 Berg⸗ und Hütten⸗Ingenieure) I. Eisenbahnmaschinenbau; motivconstruction; von Ihering: Baumaschinen; der Gebäude; Maschinenzeichnen. für Bergbau und Hüttenkunde Mineralogie und Krrystallogra⸗ Bestimmen der Mine⸗ Uebungen im mineralo⸗ auf dem Gebiete Claisen: Praktikum;
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tändigen Arbeiten Nineralogie und Petrographie. —
Organischer Theil; Arbeiten auf dem Gebiete der organ Metalle, Anorganisches Prakti⸗ aftlicher Arbeiten; Gericht⸗ Hüttenkunde; Metall⸗ Eisengießerei, Hüttenmännische ischen Ver⸗ ergmännischer und lschmidt: Tech⸗
Institut; A der Krystallographie, N Experimental⸗Chemie: Anleitung zu selbständigen Classen: Chemie der kum: Ausführung selbständiger wissensch liche Chemie. — Dürre: Einleitung in die ondere Kapitel der Eisenhüttenkunde;
Organisches
Chemie. —
hüttenkunde; Walzencalibrirung) ꝛc.; Entwerfen von Hüttenanlagen; Löthrohrprobirkunst; Anleitung zu metallurg Schulz: Bergbaukunde; Entwerfen b Bergverwaltung. — Stah twerfen von chemischen Fabrikanlagen; — Docenten: Fenner: Markscheiden und Uebungen im Markscheiden und le Geologie; Geologie der Um⸗ Uebungen; Elemente der Mine⸗ Maßanalyse;
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— Privatdocent: Vortmann: 1 a. Analyse von Erzen und Hütten⸗ Bestimmungsmethoden; Chemische und
Wissenschaften, Naturwissenschaften. I mit Uebungen; Geometrie, der Differential⸗ und Integral⸗ n Mangoldt: Höhere Mathematik II atik mit Uebungen; Mathematisches und II. Curs. — Stahl:
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Uebungen; Steuerlehre; Baurecht. — Docenten: Technik; Experimentalphysik enc. Curs. eine; Gewerbehygieinische Gesetzgebung. — Privat Berg⸗ und Hütteningenieure und Die erste Hilfeleistung bei plötz⸗
docent Jolles: Krystallberechnung (für miker). — Außerdem: Völckers: lichen Unglücksfällen,
Programme übersendet auf
mit Uebungen. 8 Ersuchen das Secretariat.
Königliche Landwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf in Verbindung mit
der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität Bonn.
Das Sommer⸗Semester 1892 beginnt am 20. April d. J. mit
Der specielle Lehrplan
den Vorlesungen an der Universität ielle Lehrp! verbundene wissenschaftliche
umfaßt folgende mit Demonstrationen
hschaftlichen Studien: Geheimer Re⸗ Dr. Dünkelberg. Culturtechnisches Seminar: Der⸗ und Dr. Ramm. Milchwirthschaft: Derselbe. gemeiner Pflanzenbau: Derselbe. Forstschutz: 1 Gemüsebau: Derselbe. eziehung auf die Landwirth⸗ Praktikum: Derselbe. Grund⸗ Landwirthschaftliche Botanik Physiologische und Botanische Excursionen: wirbellosen Thierphysiologie: Geognosie: Prof. Dr.
mineralogische Dr. Gieseler. Landwirth⸗
Eiinleitung in die landwirt gierungs⸗Rath, Director, Prof. Culturtechnik: Derselbe. e. Landwirthschaftliches Seminar: Specieller Pflanzenbau: Dr. Taxationslehre: Dr. Dreisch. All Waldbau: Forstmeister Sprengel. und Weinbau: Garten⸗Inspector Beißner. Organische Experimental⸗Chemie in Chemisches emie: Prof. Dr.
und Pflanzenkrankheiten: Prof. Dr. mikroskopische Uebungen:
Betriebslehre:
züge der C „LTan Körnicke.
. rperimentelle Thierphysiologisches Praktikum: Derselbe. Laspeyres. Uebungen: Derselbe. 1 Physikalisches Praktikum: Derselbe.
schaftliche Maschinenkunde: Derselbe. aumeister Huppertz.
Bertkau.
Excursionen Experimental⸗Physik: Erdbau: Derselbe. Brücken⸗, Wehr⸗ und Schleusen⸗ Baumaterialienkunde und Culturtechnische Uebungen: Der⸗ im Feldmessen Geodätisches
Geognostische
bau: Regierungs Bauconstructionslehre: G und Uebungen Reinhertz. Veltmann. Elementar⸗
Privatdocent
Mathematische Traciren: Docent Koll. Praktische Geometrie: Derselbe. Volkswirthschaftslehre: Gerichts⸗Assessor Dr. Schu⸗ Landesculturgesetzgebung: Derselbe. Fischzucht: Geheimer
Mathematik:
Dr. Gothein. macher.
Verwaltungsrecht:
Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Freiherr von la Valette St. George. Acute und Seuchenkrankheiten der Hausthiere: Departe⸗ men ts⸗Thierarzt Schell. Aeußere Pferdekenntniß: Derselbe. Theo⸗ retisch⸗prattischer Cursus für Bienenzucht: Dr. Pollmann. Unter⸗ richt über die erste Hilfeleistung bei plötzlichen Unglücksfällen. Dr. Eigenbrodt.
Außer den der Akademie eigenen wissenschaftlichen und praktischen Lehrhilfsmitteln, welche durch die für chemische, physikalische, pflanzen⸗ und thierphysiologische Praktika eingerichteten Institute, neben der landwirthschaftlichen Versuchsstation und dem thier⸗physiologischen Laboratorium eine wesentliche Vervollständigung in der Neuzeit er⸗ fahren haben, steht derselben durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benutzung der Sammlungen und Apparate der letzteren zu Gebote. Die Akademiker sind bei der Universität immatriculirt und haben deshalb das Recht, noch alle anderen für ihre allgemeine wissen⸗ schaftliche Ausbildung wichtigen Vorlesungen zu hören, über welche der Universitäts⸗Katalog das nähere mittheilt.
Der seit 1876 eingerichtete culturtechnische und der seit 1880 bestehende geodätische Cursus sind definitiv an der Akademie eingerichtet und deren Besuch für die zukünftigen preußischen Landmesser obligatorisch geworden. Ebenso haben die hier studirenden Landmesser und die Culturtechniker ihre Examen mit amt⸗ licher Geltung an der hiesigen Akademie abzulegen.
Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter⸗ zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen.
Poppelsdorf bei Bonn im Februar 1892.
Der Director der Königlichen Landwirthschaftlichen Akademie:
Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Dü nkelberg.
Deutscher Reichstag. 1 186. Sitzung vom Donnerstag, 3. März. 1 Uhr.
„ 1
Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von Boetticher, Dr. von Stephan und Dr. Bosse. .
Das Haus versagt zunächst die Ermächtigung zur straf⸗ rechtlichen Verfolgung des Abg. Freiherrn von Münch wegen Beleidigung im Privatklageverfahren und tritt sodann in die erste Berathung des Gesetzentwurfs über den Belagerungs⸗ zustand in Elsaß L. othringen ein.
Abg. Dr. Petri (nl.): Diese Vorlage habe im Reichslande ein nicht gewöhnliches Aufsehen erregt, das, er gebe dies von vorn herein zu, nicht in richtigem Verhältniß zu ihrer fhoksächlichen Be⸗ deutung stehe. Man frage sich: warum auf einmal aus heiterem Himmel mitten im inneren und äußeren Frieden ein Ausnahme⸗ gesetz, das von Kriegsgerichten, Belagerungszustand, Kämpfen und Schießen spreche? Auch im Auslande habe sie einen eigenthümlichen Eindruck gemacht und zu der unrichtigen Schlußfolgerung Anlaß gegeben, als beständen dort unnatürliche Zustände. Man lebe aber im Reichslande in einer Zeit vollkommener Ruhe und Ordnung, die Bevölkerung wünsche nichts sehnlicher, als die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens, und die Körperschaften des Landes seien bestrebt, Hand in Hand mit der Landesregierung im Gefühl gegenseitigen Vertrauens zu arbeiten zur gedeihlichen Ent⸗ wickelung der politischen und wirthschaftlichen Verhältnisse auf der festen Grundlage der Zugehörigkeit zum Deutschen Reich. (Beifall.) Das sei die Stimmung im Reichslande, und wenn zuweilen der Beunruhigungsbacillus das Land durchziehe, so liege er nicht in der Bevölkerung, nicht in Straßburg, Metz und Colmar, sondern anderswo.é Man frage sich, warum man nicht lieber ein all⸗ gemeines Reichsgesetz erlasse, denn der Art. 68 der Reichsverfassung verweise schon auf einen solchen Erlaß; statt dessen erhalte man dieses Ausnahmegesetz. In den Gründen des Gesetzes werde darauf hin⸗ gewiesen, daß die Bestimmungen darüber, welche Behörden berufen sein sollten oder könnten, den Belagerungszustand zu verhängen, aus dem preußischen Gesetz vom 4. Juli 1851 einfach herüber⸗ genommen seien und daß diese Bestimmungen noch in Preußen gälten. Diese Auffassung sei eine falsche. Die §§ 1 und 2 des preußischen Gesetzes gälten nicht mehr in Preußen. Diese Rechtsauffassung werde von den hervorragendsten Rechtslehrern, wie Laband und Hänel, getheilt. Reichsrecht breche Landesrecht, und wenn der Kaiser nach der Verfassung berechtigt sei, den Belage⸗ rungszustand zu verhängen, so habe keine andere Behörde dieses Recht, und die entgegenstehenden particularistischen Bestimmungen seien aufgehoben. Dieser Gesetzentwurf gewähre nicht nur den com⸗ mandirenden Generalen, sondern seinem Wortlaut nach vielleicht einem achtzehnjährigen Second⸗Lieutenant das Recht, den Belagerungs⸗ zustand ohne weiteres zu verhängen. Damit könne seine Partei sich nun und nimmermehr einverstanden erklären. Es solle zwar die Genehmigung der Landesregierung eingeholt werden, aber wenn Gefahr im Verzuge sei, solle vorbehaltlich der später zu ertheilenden Bestätigung der in einem Orte befindliche Offizier den Belagerungszustand ver⸗ hängen können. Der Gesetzentwurf enthalte aber, noch schärfere Bestimmungen als das preußische Gesetz. Dieses bestimme, daß der commandirende General im Fall eines Krieges „zum Zweck der Vertheidigung“ den Belagerungszustand erklären könne. Diese Zweckbestimmung fehle in diesem Entwurf. Dafür enthalte er den Begriff der Gefahr eines „drohenden“ Krieges, einen sehr dehnbaren Begriff. Ein Staatsmann könne viel besser beurtheilen, ob ein Krieg drohe, als ein General. Auch in Bezug auf die Wirkungen des Belagerungszustandes enthalte dieser Entwurf schärfere Bestimmungen als das preußische Gesetz. Der § 9 des preußischen Gesetzes z. B. enthalte Bestimmungen wegen der wissentlich falschen Gerüchte, die über Zahl, Marschrichtung, An⸗ führer des Feindes verbreitet würden; in dem Entwurf heiße es nur: „wer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut“. Das sei eine Unklar⸗ heit, die zu verhängnißvollen Folgen führen könne. Der Entwurf habe nach dem Vorbild des preußischen Gesetzes die Kriegsgerichte beibehalten. Er sehe nicht ein, warum selbst im Falle des Belagerungszustandes Kriegsgerichte eingeführt werden sollten, um Civilpersonen abzuurtheilen. Die Civilgerichte seien patriotisch genug, um harte Strafen zu verhängen, wo sie verdient würden. Man brauche dazu keine Kriegsgerichte. Im weiteren sehe er nicht ein, warum in den Kriegsgerichten drei Offi⸗ ziere zwei Richtern gegenüberständen. Wenn irgendwo die Forderung zutreffe: cedant arma togae, so sei es hier der Fall. Das Gesetz sei durchaus unnöthig, weil es sich gegen eine Bevölkerung richte, deren Haltung solche Bestimmungen nicht rechtfertige. Eine andere Frage sei, 8 es nicht einmal en der Zeit sei, das längst ange⸗ kündigte Reichsgesetz zu erlassen. Warum solle man in Elsaß⸗ Lothringen ein Ausnahmegesetz haben, während immer noch das Reichsgesetz ausstehe? Für die östlichen Grenzprovinzen seien ähnliche Ausnahmevorschriften nicht vorgesehen. Entweder ein allge⸗ meines Reichsgesetz oder kein Specialgesetz! Wenn es wirklich noth⸗ wendig sein sollte, den Belagerungszustand in Elsaß⸗Lothringen einzu⸗ führen, so könne mit dem Art. 68 der Reichsverfassung allen mög⸗ lichen Gefahren vorgebeugt werden, denn die Kaiserliche Entscheidung könne in kurzer Zeit eingeholt werden.
Staatssecretär Dr. Bosse:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat dem Entwurf des Gesetzes eine Bedeutung beigelegt, die wir niemals darin gefunden
haben und die es auch nicht haben soll. Zunächst glaube ich, darübe beruhigen zu können, daß, wenn die Schlußfolgerung aus der Vorlag des Gesetzes gezogen werden könnte, daß zur Zeit in Elsaß⸗Lothringe ese Schlußfolgerung falsch ist, daß wir von dieser Schlußfolgerung nicht ausgehen. Nicht das Vorhandensein ormaler Zustände, sondern die größere Möglichkeit anormaler Zu stände, die in Elsaß⸗Lothringen besteht, wegen seiner erponirten Lage Daß dort solche Zustände eintreten können, hat der vorzulegen. als ein. Ausnahmegesetz
anormale Zustände herrschten, di
nach außen hin. abgegeben, redner hat das Gesetz Ausnahmegesetz Bezeichnung ganz begreiflich, daß denn nicht jetzt das allgemeine im Artikel 68 der heißene, oder, wie ich lieber sagen möchte, Gesetz über den Belagerungszustand vorgelegt? Gesetz ist in Angriff genommen, aber mit Rücksicht darauf, daß
auf die Verfassungsbestimmungen der einzelnen Bundesstaaten eine weitreichenden Einfluß ausüben muß, bietet es große Schwierigkeiten kann daher nicht mit der Beschleunigung vorgelegt werden, die wenn wir in Elsaß⸗Lothringen für alle Eventualitäten llen. Eine weitergehende Bedeutung hat die Vorlag Ich kann auf die Einzelheiten des Gesetzentwurfes, wie ich glaube, hier nicht näher eingehen ich glaube, mich der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß das Gesetz ner eingehenden Berathung unterzogen werden b wird, und es wird sich in der Commissionsberathung herausstellen⸗ daß bei der Vorlage dieses Entwurfes uns nichts ferner gelegen hat als eine Verschärfung gegenüber dem preußischen Gesetz, wie es in Artikel 68 der Verfassung einstweilen auch für das Reich für an⸗ wendbar erklärt wird, herbeizuführen. Was wir wollten, ist nur das die Rechtslage klar zu stellen, denn sie ist nicht vollkommen klar. D preußische Gesetz läßt sich in gewissen Bezug auf die Suspension von Verfassungsbestimmungen und auch nach anderen Richtungen hin, nicht seinem vollen Wortlaute nach ohne weiteres dort anwenden. Es kann, glaube ich, auch für Elsaß Lothringen nur erwünscht sein, wenn auch in dieser Beziehung voll Etwas Neues soll damit für Elsaß
Provisorium.
die Frage aufgeworfen wird: warum habt
Verfassung
in Aussicht genommen Meine Herren, die
gwendig ist, gesichert sein wo dieses Gesetzes
in einer Commission ei
estimmungen, namentlich in
kommene Klarheit herrscht. Lothringen nicht gebracht werden.
Nun bliebe mir nur noch übrig, die Gründe darzulegen, weshal die exrponirte Lage von Elsaß⸗Lothringen es wünschenswerth macht daß man mit klarem Rechtszustande den Eventualitäten gegenübe steht, die dort möglicher Weise eintreten können. daß diese wesentlich auf militärischen Gesichtspunkten beruhenden Eventualitäten weit besser der Erörterung in der Commission vor⸗ Ich kann Ihnen daher nur anheim geben, da Gesetz, das keine Verschärfung sein will, kein Ausnahmegesetz, sondern lediglich ein Schutz sein soll, dieses Gesetz in eine Commission zu verweisen, und wir werden dort bereit sein, alle diejenige Auskunft zu geben, die erforderlich ist. (Bravol! rechts.)
Ich glaube aber
behalten bleiben.
Die Vorlage sei nicht als eine
Abg. von Vollmar (Soc.): zu betrachten, sondern im
einfache, abgeschlossene Maßregel für sich hang mit der allgemeinen Lage, in Lage in Deutschland eine Fraction unter
Zusammen sich befinde, und mit der allgemeinen
Als Elsaß⸗Lothringen annectirt worden sei, habe s Verhältnissen dagegen Einspruch erhoben, mehr Freundschaft empfinde, als für Deutschland, chtspunkt der Selbstbestimmung der Völker aus, ie eine Verschlechterung der allgemeinen europäischen Lage Man habe nicht auf seine
den schwierigsten sie für Frankreich
und weil s durch die Annexion vorausgesehen habe. Partei gehört, und die militärische t aus nationalen Gründen, sei die ommen — habe sich darnach verringert, statt sich zu steigern. Annexion eine Thatsache geworden sei, müsse die Sympathien der Elsässer dem Deu Bismarck habe einmal gesagt: beliebt zu machen“, und wenn die Süddeutschen Elsaß⸗Lothringen habe man öhnende Politik zu verfolgen, verbunden mit einer Er⸗ Bourbonischen
willen, nich Annexion eingestandener⸗ maßen vorgenomn Nachdem aber einmal die
man darauf bedacht sein,
haben nicht die Gabe, uns Worte wahr sei, wüßten davon ein Lied zu singen. sich in der Hauptsache, statt eine vers auf die Anwendung von Gewalt beschränkt, Jahrhunderte alten, diese Verquickung sei ickelung die unerträglichste.
je eines seiner so sei es dieses;
jetzt überlebten den Elsässern nach ihrer ganzen Man hätte ihnen die abe, Preß⸗ und Versammlungs⸗ Vorlage stütze sich om 9. August 1849, und dies wieder auf in beiden Gesetzen sei aber dem
haltung der
geschichtlichen Entw Freiheiten, die man in Deu gesetze, nicht vorenthalten sol auf ein französisches Gesetz v ein Gesetz vom 10. Juli 1791; Befehlshaber esetzt seien, die t habe nur die assemblée nationale kaiser den Belagerungszustand ver⸗ die denen des preußischen Gesetzes vom ßerdem habe der Stattha
Die gegenwärtige
militärischen äußeren Feindes ausge zustandes gestattet, sonf zu bestimmen. hängen nach Bestimmungen, 4. April 1851 entsprächen, au bei drohender Gefahr f treffen, die weit ü enthaltenen Vollmachten hinausgingen. noch zwei neue Arten von Belagerungszu im Kriege oder
InDeutschland könne der K
lter das Recht, Sicherheit Bestimmungen zu sischen Gesetzen Vorlage bringe nun Lothringen
hr für die öffentliche er die in jenen beiden alten franzö
ständen für Elsaf bei drohender Kriegsgefahr. aber wiederholt als vorhanden hingestellt, ohne daß sie Septennatszeit von 1887; wäre sicher in meh⸗
auf einmal. Letztere sei
thatsächlich bestanden habe, z. hätte dies Gesetz damals schon bestanden, reren Bezirken der Belagerungszustand verkündigt Kriegsdrohungen ein besseres s brauch dieser Bestimmungen
Gegen einen Miß⸗ es kein Mittel, als den Kaiser; entfernt sei, Anwendung
Todesurtheilen stand verhänge, zulasse. Belagerungszustand auf Antrag der
Ansehen zu geben.
mißbräuchliche Bestätigung durch denselben Offizier, der den Belagerungszu Daneben solle der vorübergehende Civilbehörden eintreten letzteren kein könne der militärische Befehl. Zur Begründung dieser se eigentlich nichts, t gedacht habe, di man wisse aber, so mache sie eher zu viel, als sei nur auf die Mö plötzlich hereinbrechenden Gefahr hingewiesen;
denn auch ohne diesen Antrag shaber diesen Belagerungszustand ver⸗ Bestimmungen sage der Staats⸗ als daß die Regierung an die e der Abg. Dr. Petri aus dem wenn die Regierung eine Befugn zu wenig Gebrauc glichkeit einer aber heutzutage
besonderes Vertrauen,
secretär Dr. B Folgerungen Gesetz ziehe; einmal häbe,